Skip to main content

Full text of "Archiv For Naturgeschichte Neue Floge Band-6 (1937)"

See other formats


IMPERIAL AillCUlOTiAL^^^ 
RESEARCH [NSTITUTE. NEW DELHt 





ZEITSaiplFr FUB W18SENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE ABTEILUNG B 


ARCHIV 


PUR 


NATURGESCHICHTE 

ZEITSCHRIFT FUR SYSTEMATj^SCHE ZOOLOGIE 


HERAUSGEGEBEN VON 

C ZIMMER ff 

H. BISCHOFF UND B, RENSC 

NEUE FOLGE BAND 6 


iNsr' 



MIT 241 ABBILDUNGEN, 6 FIGUREN UND 6 KARTEN IM TEXT 



AEADIMIBOHB VEBLAGSGESELLSCHAFT M. B. H. 

LEIPZIG 

Printed in Germany 


GroBbucbdn«*«rei Panl DOnnhanpt, KSthen (AnWt) 



Inhalt des 6. Bandes (N. F.). 


1. Heft. 

(Ausgegeben 10. Marz 1937.) 

R. Mell: Beitr&ge zur Fauna sinica. XVI. jpie Areale biologisch sehr nahe- 
stehender Arten des gleichen Genus und Anpassung an kontinentale 
Warmespannen als bestimmender Faktor fiir ArealgrOBe und Erschei- 
nungszeiten der Imago. Mit 2 Karten und 6 Textabbildungen . . • 1 

Erich Riech: Systematische, anatomische, okologische und tiergeogra- 
phische Untersuchungen iiber die SuBwassermollusken Papuasiens 
und Melanesiens. Mit 32 Textabbildungen 37 

Kurt Delkeskamp: Das Subgenus Mimodacne Bedel (Col., Erotyl.). Mit 

10 Abbildungen im Text 164 

Referate 


2. Heft. 

(Ausgegeben 20. Mai 1937.) 

Karl W. Verhoeff: Chilopoden-Studien. Zur Kenntnis der Lithobiiden 
Mit 71 Abbildungen 

Otakar St6p4nek: Gynmodactylus kotschyi Steindachner und sein Rassen 
kreis. Mit 14 Abbildungen im Text 

Dr. PaulMlinchberg: Die Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenz 
m&rkisohen Zwischenmoores (Propstbruch bei Schloppe). Mit 3 Ab 
bildungen (4 Einzelbilder) 


IV 


Inhalt des 6* Bandes (N. F.). 


3. Heft. 

(Ausgegeben 26. August 1937.) 

Hans Ac hill Kuntze: Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-okolo- 

gische Untersuchung. Mit 8 Abbildungen und 2 Karten 299 

G. Niethammer: Zur Landschneckenfauna von Celebes. Mit 9 Abbildungen 

und 6 Figuren im Text 389 

Joachim Steinbacher: Anatomische Untersuchungen iiber die syste- 
matische Stellung der Galbulidae und Bucconidae. Mit 31 Abbildungen 
im Text 417 

Referate - 51G 

4. Heft. 

(Ausgegeben 16. November 1937.) 

G. Niethammer: tJber die Beziehungen zwischen Flugellange und Wandor- 

strecke bei einigon europaischen Singvogeln 519 

Use Rensch: Systematische und tiergeographische Untersuchungen iiber 
die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. II. Mit 54 Abbil- 
dungen im Text . 52(> 

Dr. Stephan Zimmermann: tTber die Verbreitung und Formenbildung 
der Gattung Stilburn, Spin. (Chrysididae, Hymenopt.) Mit 2 Abbil- 
dungen und 1 Verbreitungskarte 645 

Dr. A. C. Oudemans: Namensanderung 662 

G. Heinrich: Das Genus BhyncJwbanchus Kriechb. und seine europa- 
ischen Vertreter 663 

Dr. P. Miinchberg: t)ber die Variabilitat des MUnnchens von Arrenurua 
(Arrenurus) crenatua Koen. (Ordnung Hydracarina). Mit 2 Abbil- 
dungen im Text 668 

Referate 671 



Die Areale biologisch sehr naKestehender Arten 
des gleichen Genus und Anpassung an 
kontinentale Warmespannen als bestimmender Faktor 
fiir ArealgrbBe und Erseheinungszeiten der Imago. 

Von 

R. MelJ, Berlin. 

Mit 2 Kartell iind 5 Textfiiruren. 


Iiilialt. 

A. Areale von Arten, die Hudlich voin Yangtse be}ieiniat(‘t sind. BrahmojMluilrmi 
wallicMi und hmrseyi als Osthiinalava-Elenient und Hinterindisch-malayischeH 
Bergwaldtier. Die gUviclK' Diffenuizituaing bei chinesiselien Palirisa, J^olypty- 
chuSy PJuigdMiSy den Piroleii d(‘r //v/y/if?-u/y/ea.<s‘-(truppe, den JJudusd und gelb- 
fliigligen Loejn. Osthiinalaya-Elcinente als biogeographiseli alte (huppe. 
In weleher Zeit der Erdg(*sehiehte wartui ilire Areale kontinuierlicli ? Ver- 
rnutliche Verbreitungsvvege asiatiseher Brahrnacudae. Primitive Charaktere 
von ihneii als Kennzeiehen stamin(‘sgescliic*htliehen Alters ((irdBt', absolutes 
und relative's Imagogewicht, 9. Raupenbturipaar, Kaiipenge\vi(‘ht(% weiblicdier 
Pupjienfuhler voluniinoser als mannliebeu', Relation Puppen-:Imagoflugel 
usw.). Rezente Insektenformen, die seit dem Miozan und friilier existieren. 
Schon hochgetriebene Spezialisatiori bei inanehen von ihnen (ungewohnliche 
Ausnlitzungsfahigkeit des Raupenf utters bei Brahmophthalma), Bergivald- 
tiere. Anpassung von Gebirgstieren und manclien pazifisch palaarktischen 
Elementen an kontinentale Warnu'spannen ; infolgedessen : Verminderung der 
Generationenmhl in niederen Breiten und tieferen Lagen, Verspatung des 
Erscheinens im Suden und in tieferen Lagen bei Herbst- und Winterfliegern, 
Verlangerung der Flugzeit palaarktischer Elemente in subtropischen Gebirgeii 
und Anpassung an Meere*sniveau bei Herbst- und Winterfliegern. — Rassen- 
bildung in Raumen mit aiisgepnigter Vertikalgliederung. 

B. Art/en, deren Areale jetzt nordlich voni Yangtse liegen. ZerreiBung und Ver- 
schiebung von Arealen durch die Eiszeit: Brakniaea, Smermihus, Calliprogonos, 
Philodila, Marumha der ya7ikoivskii-i\rM]y\w, Mirina. 

Zusaminenfassung. 

Literaturverzeichnis . 


Arohiv f. Naturgeschlchte. N. F. Bd. 0, Heft 1, 


1 


2 


B, Mell 


Das Vorkommen von zwei einander morpliologisch und okologisch 
nahestekender Arten einer Gattung im gleichen Lebensraume Europas 
war mebrfach Gegenstand der Untersuchung. So verglich E. Strese- 
MANN [13] das Vorkommen der beiden mitteleuropaischen Baumlaufer, 
E Mertens [10] das der beiden europaiscben Unken. Ornithologe 
nnd Herpetologe kamen zn dem Ergebnis, dab die Zerreifiung des 
ursprunglicb kontinuierlichen Areals der Gattungen CeHhvi bzw. 
Bmihina durcb die Vergletscherungen der Eiszeit und die dadurcb 
bewirkte langdauernde Zerlegung in ein siidwestliches und siidostliches 
Teilareal die artliche Differenzierung in beiden Genera bewirkte. 

A. Areale von Arten, die sudlich vom Yangtse beheimatet sind. 

In Siidchina finden sich die beiden nacb Ei, Raupe, Euppe nicht mit 
Sicherheit odor nur recht schwierig unterscheidbaren, auch nacb der 
phanotypischen Erschcinung der Imagines einander recht ahnlichen 
Arten der Untergattungi) Brahmofhtalma, walUchii (Gray) und hearsey% 
(White), im gleichen Horizontalareal, in gleicher Seehohe, im gleichen 
subtropischen Bergwaldgebiet (allerdings nicht im gleichen Biotop) 
nebeneinandner. Sie sind auch osmotaktisch durchaus gleich gerichtet: 
sie sind im Gebiet monophag fur strauchige Ligustrmn (beide so gut wie 
ausschlicBlich an L. jafonicum Thbg.). In der Armatur sind sie gar 
nicht zu verwechseln. Kiszeitwirkungen im eigentlichen Sinne. scheiden 
bei den aquatornahen Breiten (30,3° n. B.) aus. Welche Deutungs- 
moglichkeiten dieses Parallelfalls zur Verbreitung von CertMa und 
Bombina ergeben sich sonst? 

Verbreitung von Brahmofhtalma 'wallichii (Gray). 
Horizontalareal-/ Nepal, Sikkim, Assam, Oberbirma, Westyimnan 
(Likiaiig), hochgebirgiges Szecliwan (Siaolu), biidliunaTi (Chaiigyang), 
Nordkwangtung (Tsayuenshan), (Fukien: Kuatungebiet und a. 0.), 
Formosa (Rantaizan) ....... Japan (Hondo, Yezo, in der Form 

japonica Btlr.). ~ Vcrtikalareal: Optimum etwa zwischen 1400-2500 m 
bei benachbarten weit hoheren Gipfeln in Hocligebirgslagen. Tiefstes 
Vorkommen an der Siidgrenze des Horizontalareals, in Nordkwang- 
tung (24,5° n. B.), auf 600-700 m bei benachbarten Gipfeln von etwa 
930 m. 

Verbreitung von Brahmophthalrna hearseyi (White). 
Horizontalareal : Nordindien, Sikkim, Assam, Birma, Borneo, 

1) Ob man die nach OeMerunterschieden in beiden Fliigeln, nacb Raiipen- 
farbe und Pupponkennzeichen unterschiedenen Brahmophihalma und Brahmaea 
als Untergattungen Oder Gattungen betrachten will, ist Geschmackssache. 



Areal<‘ biologisch nahestehender Arten. 3 

Mindanao. Nordostlicli : Tonkin (Hoang su phi, Tamdao), (Kwangsi), 
Kweichow (Koll. Leech — Ort? Oder Kweichow am Yangtse ?), 
Ostszechwan (Omishan, Weicheng = 31,2° n. B., Wushan — - 31,0° 
n. B. und 109,5° o. L.), Hunan (Hsikwangshan, Hengshan), ISIord- 
kwangtiing (alle Bergwaldgebiete auller dem Tshayuenshan), Sud- 
kwangtung (Lofaoshan), (Fukien), Chekiang (Tienmoshan). — Ver- 
tikalareal : B. hearseyi ist Bewohner tieferer Mittelgebirgslagen, Optima 
etwa zwiscLen 450-1000 m. 



Kartel. Vorlireitiuigskartc tier lirnhrnaeidOH in Osta.sicii. wostlichoK l^lockari'al, 

VerbindiingHlinie der isolierteii J’unkta in di*in dnrcli ordgi'schiclitliclR* Vorj^jinge 

zerrisHcnen dstlichcin Artuiltoik* von Brahmophthalma iraUirhii ((iray): O Fimdorto: 
1 Nepal, ])ari(Rding, .‘1 ICaKhiaberse, 4 LikiaiiK, r> Siaolu, 0 (Jlianff> an??, 7 Tshay uenshan. 
Formosa, Japan. - - x x x Verbindnnj?*slinie der i»ordostindiseh(‘Ti nnd ehiDesisehen 
Fundorte von Brahmophlhithna hearHeui (White); Punkte siidlieh von 20" sind nicht ein- 
j^ctrageii. 0 Fundorte: 8 Darjeeling, 0 Birina, 10 Tamdao und Hoan^suphi, 11 Omisban, 
12 WeiehenK, IJ Wushan, 14 Kvveiyani?, 1.5 Hsinwah, lOIIen^shan, 17 Fanjjpliitze in 
Nordkwangtung (Sanikong, Mantsishan, Lungtaoshan, Linping), 18 Lolaoshaii, 10Ti(*n- 
moshan. Grenzlinie des Areals von Brahmaea certhiaV.; O Fundorte: 20 Li- 

lian, 21 Mokanshan, 22 Chnsan-Arehipel, 211 Shanghai, 21 Killing, 2;) Feking, 20-28 
Fundorte in Korea, 29 Wladivvostok (4.*L1® n. IL, 119,4" d. L.), JO ( Jhaharowsk (18,o" n. TL, 
135" d. L.), 31 Blagowestsehensk (50,9" n. B., 127,5" d. L.). — % 32 Fuiidort von Callipro- 
gonos imraculosa Mell: Taipeisban. 


Deutung der Verbreitiing von beiden Brahmophtalma, 

B. wallichii ist also Osthimalaya-Element. Ihr Areal ist nur 
nocli im hocligebirgigen Westen (Nordindien bis Yunnan, Szechwan 
einschlieBlich) kontinuierlicli, weiter ostlich in sehr verstreutc Rest- 


1 * 



4 


R. Mell 


inseln zerlegt. Ob man ja/ponica Btlr, als reduzierte Inselform von ihr 
(auf Grand von Gesamterscheinung und Armatur) oder als bereits 
artlicb differenziert (Unterschied in r-GIiederang im Vorderfliigel — 
ob konstant?) ansebon will, ist Geschmackssache. Jedcnfalls gehort 
japonica zu wallicMi oder zur walliMi-Gmppo und B. waUichii ist 
die langer im Gebiet ansiissigc? Art, deren Areal kontinuierlich war, 
als Formosa and Japan noch mit dem Festland in Verbindung standen. 

Das kontinuierliche Gvbiet von B. wallicMi wurde im grobern 
bstlichen Teil durcli erdgescbiebtliche Vorgilnge zerrissen und in kleine 
Restinseln zerlegt. Einmal durch LosreiBung des Ostasien vorgelagerten 
Inselbogens. In Siidcliina lassen sich ferner — vermutlich gleiclizeitig 
damit einsetzende — noch jetzt andauernde Senkungen nacliweisen, 
die in dor Kiistenlinie 300-200 m betragen. Weiter erfolgte Erniedri- 
gung der ursprunglichen Hochgebirge infolge Abtragung der weniger 
widerstandsfabigen Gesteine durch die Monsune. Wie weit diese Ur- 
sachen auch auf das Gebiet am Mittellauf des Ahingtse zutreffen, wissen 
wir nicht. 

Infolge dieser Veranderungen im Raume etwa zwisclien 107-120° 
im siidlicben (und bis 130° o. L. im mittlercn ?) Osten sind sich noch 
lieute die B. wallicMi-Y orman von Yunnan und Formosa nach dunkler 
Farbung und Grofie ahnlicher (11 Tiere von Likiang-Yunnan ge- 
fangen zwisclien 13. VI. und 10. VIII, d um den 24. VI. 1935; Vorder- 
fliigellangc: 7 cS'c? 00,4 und 70,5-74,1, d 71,0 mm, 4 $$ 75,0-79,7, 
d— 70, 95 mm; 3(J(J Rantaizan-Formosa 09,5-75,0, d — 72,8 mm), 
als der im Gebiet zwisclien ihnen gefundenen nordkwangtunger Form. 
Diese in dem am meisten veriinderten Raum des ehemaligen Hoch- 
gebirgswalls erhalten gebliebene Form ist die fahlste und die unter 
Tieren der gleichen Breite kleinste (l^J 69,5 mm, 9$$ 66,5-70,0, 
d --- 71,5 mm — nur die japanische Vikariante ist viel kleiner: 5 
44,0-52,0, d = 47,5 mm, 5 $$ 50,0—54,0, d 51,6 mm). Sie ist auch 
liinsichtlich der Armatur (Fibula etwas nach innen gerichtet und dadurch 
noch mehr gegeniiber der andrer Rassen verdickt erscheinend, als sie tat- 
sachlich ist ; Unkus : Riickschlag in stammesgeschichtliche urspriingliche 
Einkerbung) mehr von der andrer geographischer Rassen abweichend . 

Das Fehlen von wallichii-Y ormcn im ganzen meernahen Yangtse- 
Gebiet und auf den Siidinseln von Japan (Kiushu, Shigoku) zwingt, 
die aus vielen Beobachtungen gefolgerte posttertiare Senkung auch 
fiir diese Gebiete anzunehmen, eine Senkung, die sie fiir Osthimalaya- 
Deszendenten im allgemeinen unbewohnbar machte und Formen von 
Br. wallicMi in diesen Teilen Ostasiens unterdriickte. 



Areale biologiaeh naheatohender Arteii. 5 

Br.hearseyt ist hinterindisch-irialayischos Bergvv’ aldticr 
iind ihr in China relativ kontinuierlichos ^ ) Areal liegt danini ganz 
anders als das von tmllichii. Sie konnte erst naoh Erniedrigung des 
hochgebirgigen Raumes ini Sikiang- nnd niittleren Yangtse-Crebiet 
anf subtropische Verhilltnisse cxpansiv werden nnd hat sich. naclideni 
dies gcschehen war. dureh di(‘ hinterindiscli-ehinesisehe Pforte nnd 
nnter Umgehung des hochgebirgigen Yunnan (nnd daniit des Areals 
von wallichii) nach Norden nnd Nordosten vorgesehoben. Sie ist iiber 
(Kwangsi). Kwangtung, iiber Kweichow-Hnnan bis ins dstliehe Szech- 
wan (Oinigebiet) gelangt nnd - anch da wiedernin nnter Uingehnng des 
Wohnraums von wallichu — - ]2() km weiter nordlich vorgedningmi als 
dieses Hochgebirgstier. Sie ist amdi hb(>r Kiangsi (nnd Fnlien) bis in 
die Bergc siidlich der Yangtsemiindnng (Tienmoshan) gelangt. Sie 
ist also die in Ostasien jiingere nnd die (‘xpansivere der beiden osmo- 
taktisch identischen. nach der Erscheinnng von Ranpe, Pnppe nnd 
Imago einander so ahnlichen Arten der Untergattnng^). Ihr Vordringen 
zum ostchinesischen Meere erfolgte erst nach der LosrdBung sowohl 
Japans wie Eormosas nnd sic erreichte darum keins der beiden Insel- 
gebiete. In Chekiang geriet sie ins Areal der ihr gegeniiber anschcinend 
inehr enryoken Ikahm(mi certMn F. (Biotope beider Arten?). wohl 
anch zugleich an die Grenzen ilirer Existenzfahigkeit nnd ist einzeln 
geblieben, wahrend B. certhia hiinfig ist. fiber letztere nnd die andre 
Brahmaeide der Karte vgl. man S. 31 nnd 32. 

Areale der chinesischen Paliriaa. 

Eine ganz ahnlichen Vertcilnngsmodns zweier gebirgsbewohnender 
Arten oder Artengruppen wie bie BrahmophtJmlma findet sich bei 
den chinesischen Palirisa {EupProtidae). P.cervina ist Osthimalaya- 
Element und bewohnt ein Gebiet, das nach Gesamtausdelmnng (Sikkim 
cistlich bis Formosa), nach Form nnd Gliederung (kontinnierliches 
Blockareal von Sikkim bis Westchina; weiter ostlich Restinseln in 
Kwangtnng, ganz sicher anch in Fukien nnd schlieBlich wieder in 

*) Relativ: das gegenwartig insulare Vorkoninieii ist (lurch Monschen erzeugt, 
vor der seit etwa 1000-1200 Jahren von Nordon her einsetzenden Waldverwiistung 
war daa Areal kontinuieiiich. 

Audi nach bedeutenderer Grobe (s. S, 13) und sicher auch nach Schwere, 
nach geringerem Sexualdimorphisrnus (ausgedriickt in den GroBendifferenzen 
zwischeii, $ s. S. 13) und alterttimlichem Puppenfliigel (g. S. 16) ist wallichii 
die primitivere Art der Gattung. 



6 


B. Mell 


Formosa) dem von B. wallichii entspricht^). Wie bei dieser sind sich 
die Rassen an den stehen gebliebenen imd seit dem Ende des Neogen 
wenig Oder nicht veranderten Eckpfeilem am ahnlichsten nach GroBe 
imd Farbung {c.mosoensis Mell, Yunnan, 15c?c?, Vorderfliigellangen : 
34,6^5,4, d = 40,2 mm — c. formosana Mats. Formosa, 1 ^ 41,0 mm). 
Die Form in dem durcb Abtragung und Senkung emiedrigten Zwischen- 
gebiet ist deutlicb kleiner (c. rotundala Mell, Kwangtung, Vorderfliigel- 
langen: 2 28 und 29 mm). 

Wie bei Brahmofhthalma drang von Siiden her durch die hinter- 
indisch-chinesische Pforte und unter Umgehung des hochgebirgigen 
Westchina das osmotaktisch gleiche hinterindisch-chinesische Berg- 
waldtier P. mandarina Leech. Ihr gegenwartig bekanntes Wohngebiet 
erstreckt sich von Annam, Tonkin (Chapa, Laokay), Kwangtung 
(Linping), Siidhupe (Changyang) bis ins ostliche Szechwan (Omi, 

CWakuho). Es entspricht also dem von B. hearseyi, geht aber anscbei- 

nend weder So weit ostlich, noch nordhch (nur bis 29,5° n. B. ?). 
Dagegen greift im hochgebirgigen Szechwan eine SproBgruppe des 
variationsfahigen und anscheinend in starker Formumbildung begrif- 
fenen Osthimalaya-Deszendenten P.cervina (siehe S. 29ff.) deutlich 
weiter nordlich bis nach Szechwan {sinensis Rothsch.) und auf den 
Auslaufern des Kuenlun bis nach Siidshensi (taipeishanis Mell.). 

Also auch bie Palirisa ist der Osthimalaya-Deszendent die langer 
im Gebiet ansassige Art (bzw. Artengruppe), in deren Areal an den 
emiedrigten Teilen ein subtropisches Bergwaldtier einwanderte. Diese 
Einwanderang erfolgte aber bei der familiengeschichtlich spezialisierten 
Palirisa spater (geringere Ausdehnung nach Osten ? ) oder P. manda- 
rina Leech ist wesentlich spezialisierter als B. hearseyi hinsichtlich 
des Biotop (Vorkommen mehr insiilar) und befindet sich seit der Periode 
der Waldverwiistung in China bereits wieder stark auf dem Riickzuge. 

Von den beiden osmotaktischen gleichen chinesischen Poly- 
ftychus (Sphingidae, Hauptnahrpflanze beider in China die strauch- 
oder baumartige Boraginacee Ehretia) ist P. draconis Jdn. Osthimalaya- 
Element. Sein kontinuierliches Areal von Westyunnan und Szechwan 
liegt zwischen 2000-2700 m, die Restinseln in Hunan (Hengshan) und 
Chekiang (Tienmoshan) um 1000 m. Von Tonkin her ist das hinter- 
indisch-malayische Bergwaldtier P. trilineatus Mr. nach Norden vor- 
gestoBen, ein ziemhch euryoker Bewohner tieferer Mittelgebirgslagen 
(geht selbst einzeln ins flache Hiigelland um Kanton). Er hat das Si- 

*) Japan hat von alien Eupterotiden nur die atammesgeschichtlich ursprfing- 
licbste Gattung Apha erreicht (AbsproB Btuchytera), das Ussurigebiet keine Art. 





Areale biologisch nahestehender Arten. 


7 


Mang-Gebiet besiedelt und ist in der siidliclieii Yangtse-Regioii ins zer- 
rissene Areal von draconis eingedrungen. 

Unter den vier ostasiatischen Rhagastis (Sfhingidae) sind drei 
osmotaktisch differenzierte Ostliimalaya-Elemente, die ein.e, Rh, con- 
fusa Jdn., geht von Sikkim-Assam bis NW-Yunnan, die zweite, 
Rh. aurifera (Bltr.) von Sikkim (Assam, Birma) bis Yunnan, findet 
sicli dann wieder in Nordkwangtung (Fukien) und Formosa, und wie 
bei den oben genannten Lepidopterengruppen sind die Bewohner des 
erdgeschiclitlicli am starksten veranderten Gebiets (Kwangtung) 
kleiner als die im Wes ten und Os ten. Die dritte, Rh. olivacea (Mr.), 
bewohnt die Hochgebirgslandschaften vom N.-W. -Himalaya bis West- 
yunnan und ist insular aus Nordkwangtung bekannt. Alle drei 
Himalaya-Deszendenten sind auBerhalb der Hochgebirgszone lokal 
Oder sehr lokal und aucli an ihren Fundorten nicht baufig. Die vierte 

Art, das hinterindiscli-malayische Bergwaldtier Rh. albomarginatus 
(Rothsch.) bewohnt ein viel groBeres und kontinuierliches Gebiet: 
von Assam-Sikkim siidlich bis Sumatra und Borneo und nordostlich 
iiber (Tonkin) und in breiter Front iiber Slid- und Nordkwangtung, 
Sudhunan (Hengshan), (Fukien) bis Chekiang (Mokanshan, Tienmoshan) 
und bewohnt auch Formosa. Sie ist in alien genannten Teilon Chinas 
die bei weitem haufigste Art der Gattung. 

Die Tiere der Pirolgruppe Oriolus trailli-ardens finden sich mit 
rotfliigligen Mannchcn vom Osthimalaya bis Siam und Hainan (trailli 
Vig.) und wieder in Formosa {ardens Gould). Dazwischen, in Nord- 
kwangtung und Kwangsi, ist eine Vikariante mit wciBflugligen Mann- 
chen {mellianus Stres.). Auff allend ist bei diesen erdgeschichtlich viel 
jiingeren Homoiothermen, daB in Kwangsi (Yaoshan, Gipfel nach 
chinesischen Messungen 2000 m) auch die weiBfluglige, in Hainan 
(offenbar seit der bis ins Quartar bestehenden Landverbindung mit 
Siam) sich die rotfliiglige Vikariante findet, obwohl die Berge in Hainan 
nicht holier sind (Ng tsi shan 1900 m). DaB die meteorologischen 
Faktoren Hainans (ausgeglichenere und hohere Warme und Feuchtig- 
keit) andere sind als im benachbarten kontinentalen Sudchina, geht 
schon daraus hervor, daB die fast riesenraumige Episteme lectrix (L,, 
Agaristidae) trotz einer familiengeschichtlichen Starrheit der Farbung 
und Zeichnung von Siidindien bis Hainan einschlieBhch als stark ver- 
dunkelte adulatrix-¥oTm, vom benachbarten kontinentalen Kwang- 
tung an nord warts als aufgehellte lectrix-F oim fliegt. Eine Erschei- 
nung, die ohne Zweifel Produkt geringerer und starker schwankender 
Warme und Feuchtigkeit ist, Faktoren, die wohl bei der Farbung 



8 


R.Mell 


des Pirob ebenso die ausschlaggebende Kolle spielen wie bei der Ver- 
ilnderung in Earbung und GroBe vieler Lepidopteren. 

Bei den beiden Arten der Gattung Dudma (Notodontidae) und 
den beiden gelben ostasiatischen Loepa (Saturniidae) ist das Wohn- 
gebiet des Osthimalaya-Deszententen noch starker eingeschrankt 



Karte 2. Areale der beiden JJudtisa und der beiden gelbfltigeligen ehinesisehen Loepa. 

Areal von Dudiisa sphinoiforrnis Mr. (Osthimalaya-Element). 1 Darjeeling?, 

2 Kashiaberge, 3 Nagabcrge, 4 Oberbirma, 5 Likiang, G Wukang, 7 Taipeishaii, 8 Peking. 
“ O “ O ~ Areal von Dudusa nobilis Wlkr. (Hinterindisch malaytsches Ilergwaldtler). 
1-2 siehe bben, 0 Madras, 10 Travancore, 11 Shanstatten, 12 Malakka (Pras Pahang), 
13 Singapore, 14 Sumatra, 15 Sarawak, 16 Palawan, 17 Luzon, 18 Cantongebiet, 
LungtaoBhan , 20 Formosa, 21 Tienmoshan. — QOO Areal von Loepa miranda Mr. 
(Osthimalaya-Elomont). 1-5-7 siehe oben, 22 Tatsienlu, Omi. — -f + + + Areal von 
Loepa kodinka Westw. (Hinterindisch malayisches Bergwaldtier). i»2-6-G-7 -12-14-1 5- 
19-20-21 siehe oben, 23 Mussoreo, 24 Nllghlris, 24 Java, 26 Celebes, 27 Mindanao, 
28 Laokay, 29 Changyang, 30 Hongshan, 31 Nordkwangtung (alle Bergwaldgebiete). 


als bei den bisher betraobteten Arten der Gruppe und liegt von 
Yunnan aus scharf nordostlich. Es macht den Eindruck, als waren diese 
Arten aus dem alten palaozoischen Zentralasien an seine siidostliche 
imd dstliche Peripherie herabgedriickt worden. Bei Loepa miranda 
Mr. reicht das Areal geschlossen von Sikkim bis zum Taipeishan 






Areale biologisch nahestehonder Arten. 


9 


(Tsinlingshan), bei Dudusa sphingiformis Mr. geschlossen von Sikkim 
bis Yunnan, als ostliche isolierte Vorkommen sind Wukang (Hunan), 
Taipeislian (Siidshensi) und Peking (Westberge, Shiufengtse) bekannt. 
— Das Areal der beiden liinterindiscli-inalayischen Arten ist vielmals 
groiJer und schlieBt auch Teile von Vorderindien, Makromalayana, 
den Philippinen sowie Formosa ein. Bei Ihidusa nobihs Wlkr. scheint 
es an meernahe Raume gebunden (am weitesten inland gelegener 
Punkt in China 300 km von der Kiiste). Loepa hatinka Westw. z:eigt 
irn ganzen den Verbreitungsmodus hinterindisch-malayischer Berg- 
waldtiere, ist aber nielir altikol, als sonst Spe/.ies dieser biogeographi- 
sclien Gruppe. Sie findet sich in Siidkwangtung nicht unter 900 m 
(ausschlieBlich von Lofao bekannt, der in diesen Hohen von kiihlem, 
feuchtigkeitstriefendem Nebel wald bedeckt ist), in N ordkwangtung 
in wolil alien Bergwaldgebieten und sie geht in Westchina bis ins Ver- 
tikalareal von L. niirmtda (2700 m) und ebeiiso wcit nordlicli wic diese 
(Taipeislian), aber viel weiter ostlich (bis Chekiang und Formosa). 

Bei alien bisher genannten Arten und Artengruppen ist also das 
urspriinglich geraumige Areal des Osthimalaya-Deszendenten gegen- 
wiirtig auf ein westliches Blockareal und einige ostliche Restinseln 
reduziert und im ganzen das einer Organisnumform, deren Hoch-Zeit 
voriiber ist und die sich z. Z. in Ruckzugsgebieten luilt. Das des nahe- 
stehenden Bergwaldtieres ist das kontinuierlic^he, nach Sliden und Osten 
weitaus groBere und im ganzen das einer Lebensform im Stadium der 
Expansion 1). 

Nicht wenige Osthimalaya-Elemente find on sich auch in 
Japan, auBer BraJimophthahmi und Apha z. B. noch Langia, Ihctyo- 
ploca {Saturniulac), Manmiha ^perckius, Phyllosphm^^^ Ampidophmp^ 
rubiginosa (drei Sphingidae). die vier letztgenannten gelum auf dem 

1) Bei der primitiven Eupterotiden-CJattung Apha li(‘gt das uingekehrte vor. 
Die stammesgesehichtlieh illtere dor beiden Arten (Artengruppen), die osthiina- 
iayanische A. suhdives Wlkr., fx^wohnt ein sowohl ostlich als nordostlieh gerich- 
tetes und sehr groBes Areal: Sikkim, Assam, Birma, Yunnan (Likiang), Szechwan 
(Yaling, Moupin), Sudshcnsi (Taipeislian), Siidhupe (Changyang), Kweichow, 
Kwangtung (alle Bergwaldgebiete im Norden, im Suden Lofao und sogar Canton- 
ebene), (Kiangsi: Killing?), Chekiang (Mokanshan, Tienmoshan), (Fukien), Japan, 
Formosa (Arishan, Horisha). Der geringeren rnorphologischen Spezialisation 
entspricht also eine ebenso geringe okologische und A. suhdwes hat sich nicht 
niir in sehr vielen Punkten ihres ursprunglichen Wohnraurns halteri konnen, in 
Kwangtung scheint die dortige Form sogar expansiv und ist in das kleinraumige 
Areal des hinterindisch-chinesischen Bergwaldtieres A. floralis Btlr. eingedrungen 
(Areal dieser: Sikkim -Tonkin: Anchau-Siidkwangtung : Lofaoshan, Cantonebene). 



10 


R. Mell 


Kontinent anch bis ins Ussurigebiet. Sie bewohnten also bereits 
die Bergwalder Ostasiens, als der jetzt vorgelagerte Inselbogen nocli 
in Vcrbindung mit dein Festlande stand und bewaldete Hochgebirgs- 
landschaften mit Hochgebirgscharakter zusammenhangcnd vom Hima- 
laya bis Japan und zum Ussuri reichtenJ). 

In welcdier Zeit der Erdgeschichte war das '>. Brahmo- 
fhthahna wallichii ist iiber die siidostchinesische Briicke via Fukien- 
Formosa bis Hondo und Yezo gedrungen. Nach Untersuchungcn 
an Saugern. Reptilien, Fischen [I, S. 679ff.] brach die Tsugar- 
straUe zwischen Hondo und Yezo im jungern Pliozan. Br. mtUichii 
tnuB also spatestens am Anfange des jiingeren oder immittleren Pliozan 
Yezo erreicht haben. Von den andern Osthimalaya-Deszendenten sind 
Lamjia und IHctyoploca bis Hondo, Phyllosfhinqia. Ampdophaga 
und Maruniba sperchim auch l)is Yezo gelangt (selir wahrscheinlich 
auch Aplia). Die Zeit ihrer Einwanderung in Japan fallt also mit 

der von Brahnophthlma Zusammcn. Nur sind sie auf verschiedenen 
Wegen dahin gekommen; Apha und jMngia kamen, wie Brahmo- 
phthahna, iiber Formosa. Dictyoploca, FhyUosphingia und Marumba 
sperchtus iiber die Korca-Briicke, die anscheinend sehr expansionsstarke 
Ampelophaga rubiginosa kam iiber beide Wege. 

Als Urheimat der Brahmaeidae ist Afrika, (gegenwartig das siidlich 
der Sahara) anzuselien, und die Brahmaeidae sind eine der nicht zahl- 
reiehen Gruppen, die aus Afrika nach Asien eing(‘wandcrt sind, nicht 
umgekehrt^). Etwa im mittlcren Pliozan ist Brahma phthdma waUichii 
nach Yezo gelangt. Sie hattc vom siidlichen Dekhan bis S.-O.-China 
(Fukien) rund 4500 km, von da bis Yezo rund 3000 km — beide Zahlen 
rohe laiftlinie! — zu iiberwinden und rundfliiglige Waldtiere wandern 
langsam^). Im Plioziin bestand keine Verbindung mehr zwischen Afrika 
und Indien. Man muB also wohl annehmen, daB die Brahmaeidae 
(ebenso wie die primitiven EupU>.rotidae um Apha) spatestens im Miozan 


’) Kt UKNCov [,')] kotnint bei der Betraehtiing der Ussarifauna zu einem ganz 
lihiiliclien Re.suJtat, daO niinilich die iiltesten Elemente in Bezieliung zu -Arten 

stehen, die vom Himalaya ui)er West- und Zentralchina bis Nordjapan verbreitet 
sind. 

Die Mdgliehkeit eiiu'r Annahnie ihrer Entstehiing in Zentralasien wiirde 
die Deutung ihrer gegenwartigen Verbreitung sehr erleiehtern. 

Von den tropischen Wanderern Siidasiens haben auch Acherontia styx, 
Herse convolvuli, Psilogramrna mcreta, Theretra oldenlandiae Yezo erreicht — 


Tiere, fiir die mechanische Ausbreitungsschranken ebensowenig ein(‘ Rolle spielen, 
wie fur Geckonidae und die dariini ebensowenig wie diese fur biogeograph ische 
Untersuchungen Beweisniaterial sein kdnnen. 



Areale biologiseh nahestelH'iuler Arteii. 


11 


(las Dekhan erreichten. (Bedenkt man die GroBe des Wegs bis Nord- 
japaii iind die Zeit ihres Ersclieinens dort, so neigt man da^ii, das 
obere Eoz:an a Is Zeit ihres Aiiftretens in Jndien anz:usehen.) Jedenfalls 
gehoren die bergwaldbewohnenden (Jsthimalaya-Elemente {Brahrha(id(i(\ 
Eupten)ii(lae, DicUfoploca imd die genannten Sphingidm^^ zu den altesten 
biogeographischeii Gruppen Ostasiens, die im mittleren Plioziin bereits 
bis Hondo, Yezo nnd bis zum Ussuri gedrungen waren und im friihen 
Plioziin. vielleicht sehon im Mioziin, ganz China bis etwa 40' n. B. 
[)ewohnten. 

Die Arten der I'ntergattung Brahma ea sind trotz eines Horizon tal- 
abstandes ilirer Areale (Cilizischer Taiirus-Kaiikasiis-Pazifische Kiiste) 
von rund 7500 km westdstlieli nach ihren iluBenm ErselKunungcm recht 
iihnlieh und absolut zweifelsfrei niir naeh den Armaturen zu unter- 
seheiden. Die westafrikanisehen Brahmaea und die tropiseh afrikani- 
schen Dactylocera^ sind sicli trotz (utk^s Horizontalabstandes von 

48 Breitengraden (5800 km) und trotz einer Trennung ihrer Areale 
seit spiitestens (hun Miozan in den Armatunm so ahnlieh, daB man 
sie — ausschlieBlich nach diesen l)eurteilt — uur als artlic'h verschieden 
betracditen konnte . 1 )ie geograph ischen Vertreter von B. walUchii 

1 1 aben sich trotz ei n es H orizontalabstand es i h rer Gren zarehu^ von 
etwa 5700 km westostlicli und etwa 2000 km nordsiidlich und trotz 
der gigantischen Grdbe ihrer zeitlichen Isolierung seit etwa dern Mio- 
zan (also seit etwa (i Millionen Jahren) in der Zeicdinung nicdit, in der 
Farbung unwesentlich , h insichtlich Armatur und GrciBe nur sub- 
spezifisch differenziert. Man kann daraus wohl sehlieBen, daB die 
westasiatischen Brakmam und die siid- und ostasiatischen Bra/rmo- 
phthahma no(*h jetzt ihre miozilne Ersclieinungsforni l)esitzen und au(‘.h 
nach dieser also zu den altesten Lepidopteren Ostasiens gelioren. 

Audi bei den anderen mittelpliozanen Einwand(‘rern Ja])ans bzw. 
fruhplioziinen oder miozanen Einwanderern Chinas ist trotz eines 
gegen iiber BraJirriophthalm^^^^^ im Extreni nodi groBeren Horizontal- 
abstandes der Arealgrenzen der Grad der Differenzierung g(‘.geniil)er 
ihren chinesischen und indischen Vertretern nur subspezifisdC). 

Nach der Helium-Methode und nach der Strahlungskurve von 
Mtlankowitsch hat man das Alter des Miozan auf 0 Millionen 
Jahre berechnet. Von den oben genannten Genera haben La}},gia und 
Dictyoploca ausschlieBlich eine, BrahynophtJialma, Marumba sperchius 
und Ampelophaga ruhiginosa 2-2^1^ Generationen jiihrlich. Die beiden 

1) Langia, PhyUospJmigia und Dictyoploca sind auBerdcan inonotypisch. 



12 


R. Mell 


ersteii haben also in etwa 6, die drei Iet;iten Speziies in etwa 12-15 Mil- 
lionen Generationen keine orthogenetische Entwickliing oder nur cine 
solche bis zur siibspezifischen Differenziening erfahren. Das bedeutet 
eine ganz ungeheure Konstanz ganz besonders gegenuber der Ent- 
wicklung und Plastizitat der Warmbliitlerstamme und sie zeigt zugleich, 
,,daB die Zahl der Generationen keinen EinfluB auf das Tempo der 
Entwicklung hat bzw. gar nicht haben kann'' [15, S. 372]. 



Abb. 1-2. Valve (1) und rnkiiH (2) voji llrnhrnophthalnio, millich von AKSfun (a)» 

Yunnan {b), Ivwaiifftung (c) und Japan (d). Die Valve von ForinoHatieren, von der die 
der japanisehen llasse abffezwei|?t ist, feblt, Iftfit sieh aber l('iebt theorcdiHeh erj?anzen. 
per UnkuK von Kwanstungtieren zeigt Rilekneigung zur Ktaininesgesebiehtlicdi alttui 
Finkerbung (bei erdgesehielitlieh(u- Herabdriickung dcs Hochgebirgsbiotoi)8 auf tiebni 

MittelgebirgKlagen ) . 

Lassen sich in Erscheinung und Entwicklung von Ost- 
hinialaya-Deszendenten primitive Charaktere aufweisen, 
die auf ein hohes stammesgeschichtliches Alter hinweisen ? Die Frage 
sei an Brahmophthalnia, von der die Untersuchungen ausgingen, be- 
antwortet. 

1. Wie an andem Orten [6, Allg. Teil, S. 137] gezeigt wurde, sind 
bei Lepidopteren groBe Tiere einer Gruppe die stammesgeschichtlicli 



Arealc biologisch naheatehendcr Arton. 


alteren iinter den rezenten Formen. Bmhniophthdma gehoren nach 
Vorderfliigellange und Gewicht zu den groBten und schwersten ost- 
asiatischen F altern . 

Vorderfliigellange : 

BrahmJiearseyi . . . ?)1 Jc? 50,0-1)7,0, d ^ 5(S,4inni, 

„ „ ... 459 ? ()(),0-80,0, d--75,2mni. 

wallichu . . . M 00,0-75,0, d — 0(),0 imn, 

... 2099 08,0-83 A <1 -- 74,0 nim. 

Gewiclite (Frischgesehliipfte Falter nach Abgabe des Schliipfsaftes, 
aber noch nicht geflogen)^). 

Brahm, hearseyi. Absolute Gewichte 5^(^ 1,35-3,15, d — 2,35 g, 

1099 3,3 -7,1, d=- 4,80 g, 

Brahw. hearseyi, Kelative Gewichte der gleiclien Tiere 

(-j' 33,7-52,5, d 42,29od(‘S Puppenendgew., 
9- 50.3-00,0, d-53,7% „ 
j 13,0-25,2, d : 10,2% (Ics Raupenmaxini., 

9- 23,3-31,3, d- 27,1% 

Vergleichszahlen staniniesgeschichtlich nahestehender (priniitiver) 
Acherontiinen, die am gleiclien Lujustnim fress(‘u: 

Acherontia Absolute Gewichte, 3 99 P4-3,2, d -- 2,5 g 

— 28,3-47,5, d - 30,4 Puppenendgew., 

— 11,8-21,(), d- 10.7%) ,, Raupenmaxini. 

Acherontia st/yx Westw.^), Absol. Gewichte 2(;^c? 1,4 2,0, d — 1,7 g, 

3 99 R15-1,4, d- 1.32 g, 
^ r__ 33,3-30,4, d — 34,8%) des Puppenendgew., 
9- 10,5-28,0, d- 24,3%) ,, 

^ 14,4-20,2, d — 17,3%) ,, Raupenmaxini., 

9- 10,7-14,0, d- 12,0% „ 

Fsilograyyirna mcmephro Or., Absol. Gewichte 2 99 2, 8-3,0, d — 3,2 g. 

— 50% (lieide) Puppenendgewiclit, 

— 24,1-20,0, d — 25,0 vom Raupeiimaxim. 

.1 cJ von 8,8 g ist nicht aufgenomnien (wohl abnorni infolge verhindcricr 
Abgabe des Schlupfsaftes). 

2) Bei Acheroyitia (und Herse) kommt es vor, daB die Oxydationsenergie des ? 
groBer ist als die des (J. Es isi sieher kein Zufall, daB bei den gleichen Genera 
Sterilitat der $$ vorkomrat und sehr wahrseheinlich handelt es sich bei diesen 
Tieren von Adi. styx hier um solche sterile Individuen. 



14 


R. Mell 


Mit den absoluten Gewicliten des $ (die die des europaischen Gold- 
hahnchens iibertreffen) gelioren BraJmofhthalma zu den schwersten 
asiatischen Lepidopteren^). Die Gewichte weisen — ebenso wie die 
Kundflugligkcit — darauf bin, dafJ Brahmophtalma Waldtiere mit ge- 
ringer Neigung zu Ortsbewegung sind. Sie ,,miissen‘' das sein, infoJge 
der geringeren Transreduktions- und Oxydationsenergie, die hohere rela- 
tive Gewichte (ausgedriickt in Prozent des Puppenendgewichts und des 
Maximalgewichts der Kaupe) zur Folge haben, wie die Vergleiche mit 
den angefiihrten Spliingiden zeigen. — Uber Eaupengewichte vgl. 
man Absatz 6. 

2. Die geringe Neiguiig zur Bildung geographischer Eassen. Von 
G Arten asiatischer Bralimaen bilden nur 2 geographische Formen, 
Brahmaea certhia und Brahmophthahna wallichii je 1 aulier der Nominat- 
form. Brahm. hearseyi ist trotz eines iiber 37 Liingen- und 28 Breiten- 
grade ausgedehnten Areals uniform. 

3. Ein w(‘iteres primitives Merkmal ist die liolie Eelation 
Puppen- : Imagofluge]. Das heilit, das Flugelwachstum, das bei 

«tammesgescliiclitlich holier stehenden Sippeii antizipiert und zu 

einem niclit unl)etrachtHchen Teile auf die Zeit nacli Abstreifen der 
Eaupenhaut (also beini Strecken des Puppenflugels in die Gesamtanlage) 
verlegt wird, erfolgt bei primitiveren Formen ganz uberwiegend erst 
nacli dem Schliipfen der Imago. Das Verhaltnis Puppen- : Jmagoflugel 
betriigt bei Em/m/ 13 229,3-208,1, d — 24 1, G, 

27?? 254,9-287,5, d - 272,7. 
40Art 229,3-287,5, d 2G1,1. 

Das ist genau das gleiclie wie bei den den Brahm aeiden am nachsten 
stehenden und mit ihnen aus der gleichen Wurzel kommenden Euptero- 
tidae (IG Tiere 229,3-313,0, d — - 258,4), aber fiir ein nicht kokonspin- 
nendes Tier viel und viel mehr als bei den der Brahmaeo-Eupterotiden- 
wurzel am nachsten stehenden Sphingiden. 

Die genannte Eelation betragt bei den Subfamilien der Sphingiden 
[6, S. 139-14G]: 

Die groBten asiatischen Lepidopteren sind Attacus atlas und Actias selene. 
Actias selene Hbnr. habe ich nicht gewogen. Frisch geschliipfte sudchinesische 
Attacus atlas L. der uberwinternden Generation (19. IV. - 17. V.) batten nach 
Abgabe des Schliipfsaftes — aber noch vor dem ersten Fluge — folgende Gewichte: 
4 (Jc? 2, 5-3, 2, d — 2,9 g, 7 $$ 3,8-7,0, d “ 4,8 g. Das ist beim ^ etwas mehr, 
beim $ das gleiche wie beim Brahmophthalma hearseyi. Wahrscheinlich hat auch 
das $ von Langia etwa die gleiche Schwere (oder im Extrem ein wenig mehr), 
Brahmophthalma wallichii vermutlich in beiden Geschlechtern etwas mehr. 



Arealc biologisch iiahestehender Arten. 


15 


Acheroyitiinae . 

.117 Tiere 1:57.0-217,0, 


18:i.0. 

Ambulicinae 

. 275 

140 -271,0, 

(1 

211,0, 

Sesiinae .... 

. i:-5 

1:10.0-167,0, 

d - 

142,0. 

Philampelmae . 

. 121 

., 100.0-195,0, 

d 

138,0, 

Choerocainpinae 

. . 85 

.. 104.0-15:1,0, 

d - 

i:io,o. 


Das Vorvericgen des Flugelwachstuiiis aiif die Zeit des Abstrcifens 
der Raupenhaut ist also bei den Spliingiden vie! starker ausgepragt 
uiid die Durchsclinittszalden bilden bei den Subfainilien j)arallel ihrer 
stainmesgeschichtlichen Stelliing eine dentlicli fallende Reihe. Eine 
Ausnalmie bilden die Ainbulicinen mit reduziertein Sanger, bei denen 
der Rediiktion der Saiigersebeide eine solche der Fliigelscheide parallel 
geht. Bei starninesgescliiehtlicli hocliststehenden Philampelinen (der 
Gattnng Miicroqlosmw) koinrnt sogar der Fall vor, dab der Puppenfliigel 
bereits die Lange des Itnaginalfliigels liat. 

4. Die Ijange des Puppenstadinins. Es betriigt in der feuchtwarinen 

Zeit’) bei 12Tieren von Brahhiophthahna mit normaler Ent- 

wieklung 29-8(), d ^ ()2,5 Tage, bei 18 Tieren der Art ans der gleichen 

Zeit aber mit stark retardierter Entwickhing 316-447, d^ 364Tage. 
Der erste Schritt /u einem besehleunigten Entwieklungsgange ist b(‘i 
Lepidopteren die Abkurzung des Puppenstadinins, als nachster Schritt 
wirdanch die Ranpenzeit verkiirzt. Das Pnppenstadinm von Brahmo- 
phthalrna ist alier ansgesprochen king nnd sehr lang nnd nnter den in 
Shdehina festgestellten Zahlen im Durchsclinitt (221 Tage) llmal, 
im Maximum 22,2mal Ranpenstadinm. 

5. Die absolnt nnd relativ liohe Scliwanknng im Pnppenstadinm 

charakterisiert stammesgesehichtlich niedrig stehende Sippen [6. 
Allgem. Teil, S. 138ff.]. Die Scliwanknng der nnter Absatz 4 genannten 
(nicht normal hberwinternden) Ib$$ Ixdrng 26:447 Tage, also 

1:15,4! Fraktierte Entwickhing (Spaltnng der Individnen einer Art 
in solche mit verschieden schnellem Entwicklnngsrliytlimus), wie sic 
Brahni. hearseyi — sicher anch Brahm, walhchii — zeigt, dhrtte wohl 
in vielen Fallen Zeichen stammesgeschichtlicher Primitivitat sein. 

6. Uie Ranpen bei der Brahniophthalnra haben ein 6. 
Beinpaar (Banchfufi am 5. Segment, siehe Abb. 3, S. 16). 

Es mag bei der Gattiing ursprhnglich Reliktorgan gewesen sein, das 
durch Heranziehung znr Fnnktion sich wieder sekundar entwickelte. 
Es berhhrt beim Lanfen die Unterlage, ob es anch zum Umklammern 
der Zweige dient, kann ich nicht sagen: bei Boden- oder Zweigerschiit- 

b Also bei normal nicht uberwinternden Tieren. 



16 


R. Mell 


terungen, ohne die man an Freilandtiere nicht herankommt, recken sick 
die Raupen im Sphinxsitze ab (Abb. 3 u. 6) und bei Zimmerzuchten 
existiert ein Zwang zur Verstarkung der Haftfahigkeit nicht. 

Die Raupen von Brahmo'phthalma sind schwer. Drei erwachsene 
(von hearseyi, die von walUchii sind sicker nock groBer und schwerer) 

wogen 11,2-12,9, d = 12,5 g. 
Seeks erwachsene $9 12,9 bis 
18,5, d = 15,3 g. Das sind die 
gleichen Zahlen wie die 
mancher niitteleuropaiscker 
Kleinvogel (Blaumeise etwa 
11 g, Zeisig 13-15 g, Stieglitz 
16-19 g, Koklmeise etwa 
18 g). Brahmo'phthalma hiin- 
gen moist zu 3-1 2 an einem 
Buseke von Ligustnim, des- 
sen lange schwanke Zweige 
sick unter dem Gewichte 

der Tiere biegen, so dab die 
Raupen violfach kopfabwarts 
liangen. Dazu ist der bei 
Raupen ja stets sehr kurze 
Thorakalteil bei ihnen ganz 
besonders kurz (bei einem 
gemessenen 9 = 16 von 
126 mm = 1 1 % der Gesamt- 
lange). Diese Bezichungen 
von Gewicht, geselliger Le- 
bensweise und Zweigform 
der Nahrpflanze lassen es be- 
greiflich erscheinen, daB ein Leib von rund 90% eines relativ sehr hoken 
Gesamtgewichts besondre Stiitz- und Haftorgane braucht. — Ge- 



Al)b. 3. JKi’wiich,st*ii(t Kaiipe voii Jirahmophthalrna 
hearseyi init ilciii fiir J^rafunophthalma ebarakteri- 
stiseheu iUiDrziihlij^ctn Bauchfiilipaar. */# nat. Gr. 


blasene Raupen der vermutlich stammesgeschichtlich alteren west- 
asiatischen Brahmaea haben dieses 9. Beinpaar nicht (die Raupen 
sind kleiner, leichter, leben einzeln und iiberwiegend an den starr- 
zweigigen Fraxinus). Raupen von Brahmaea certhia, deren Haupt- 
nakrpflanze wie bei Brahmophthalma Ligustrum ist, habe ich nicht 
geseken. 

7. Der Puppenfiikler bei Brahmophthalma-wallichii-^ 
ist groBer und starker als der des (J. Dieser auffallende Puppen- 



Areale biologisch nahestehender Arten. 


17 


fuhler ist ein Uberrest aus einer Zeit der Brahniaeo-Eupterotiden-Vor- 
fahren, die ohne Zweifel in beiden Geschlechtern groBere Antennen 
batten, als die Brabmaeiden gegenwartig. Das konservativere $ von 
Brahmojphihalrna bat ibn im BuppenfUbler erbalten, beiin ist parallel 
zur fortscbreitenden Tendenz zur Fublerverkleinerung aucli der Puppen- 
fiibler verkleinert worden. 

Unter dieser Flille altcrtumlicher Merkmale stellen die beiden 
letzten Falle Unika dar, die mir unter Lepidopteren sonst nicbt inehr 
bekannt sind und die man als ,,miozane Erscheinungsformen'' anzu- 
sprecben geneigt scin konnte. — IJber ein auffallend fortschrittliclies 
Moment im Leben der Gattung vgl. man S. 18ff . 

Tlezcnte Insektenarten, die seit dem Miozan und friilier 

existieren. 

Die Deutung rezenter Tierformen als miozaner 
oligozaner {Brahmaea, S. Bl) und obereozaner {CaUipro(jonos, S. 32) 
Relikte, die sich — so weit sie iiberbaupt geographiscb variierten — seit 
den Zeiten nur subspezifiscb differenziert baben, ist nicbt so iiber- 
rascbend, wie es im ersten Augenblicke scbeinen konnte. Der rezente 
Ilydrophilus caraboides L. (Kleiner Kolbenwasserkiifer) ist schon aus 
dem Obermiozan der Schwabischen Alp bekannt [15, S. •170], die rezente 
Libelle SomatocMora alpestris Sel. aus dem Miozan Ungarns [12]. Im 
Miozan, vielleicbt scbon im Oligozan Ungarns [12] fanden sicb die 
rezenten mediterranen Orthopteren AcrotyhiH longipes Charp., Lepto- 
phyes hosci Br., Acryptera micro ptera F., Platycleis dotmHjledi Br., 
PI. amplvpennis Br., Philidoptera littoralis Fieb., Tettix turhi Kn., 
Gonocephalus hastatus Charp. — Bernstein gilt als obereozan entstanden 
(oligozane Lagerstatten als sekundar). Die aus Bernsteininklusen, 
also aus obereozanen Harzen, bekannte Psocide Archipsocm puher 
Heg. ist von dem rezenten indiscben Ar.recens End. nicbt zu unter- 
scheiden^). Audi die aus dem Bernstein bekannt gewordenen Passa- 
loecus {Sphegidae) sind z. T. von den beute lebenden nicbt unterscbeid- 
bar, und man kann daraus wohl schlieBen, daB sie aucb in der kompli- 
zierten Brutpflege (Passaloeciis sind Blattlausfresser) mit ihnen iiber- 
einstimmten. Die einseitig spezialisierte Sphex findet sich schon im 
Obereozan wie beute [15, S. 370]. Aucb Honigbienen kennt man aus 

1) Ich verdanke diesen Hinweis dem Autor von recens, Herrn Prof. Enderlein, 
der auch der Meinung ist, daB noeh mehr aus dem Bernstein bekannte Insektcai- 
formen in Tropen und Subtropen aufgefunden werden. 

Archiv f. Naturgeschlchte, N. F., Bd. 6, Heft 1. ^ 



18 


R. Mell 


dem Bernstein, und ^war sowohl staatenbildende Forinen, als aucli 
Trigonen und Meliponinen mit Riickbildung der Sammelapparate, die 
also liber Staatenbildung hinaus entweder Rauber oder ,,Kuckucke'' 
geworden waren. Also nicht nur die komplizierten Brutpflegeinstinkte 
solitarer Hymenopteren {Sfhegidae), als auch die Spezialisationen der 
Staatenbildung, der Rauberei und des Parasitismus, die wir als die 
auffallendsten Erscheinungen einer nach dieser Richtung bin am meisten 
spezialisierten InseMengruppe^) kennen, finden sich bereits bei den 
gleichen Gruppen im Palaogen (Eozan). Aucb die an Leben in Ameisen- 
bauten angepaBten (polyphyletiscli aus Carabiden entstandenen) 
Paussiden sind im Bernstein reich vertreten [15, S. B89] und damit ist 
auch Myrmecophilie bereits flir das Obereozan nachgewiesen. Die Den- 
tung des Alters der genannten Genera, Spezies und Subspezies von 
Lepidopteren hat also nichts Befremdendes. 

Ahnlich wie die genannten Hymenopteren zeigt auch die mio- 
zane Brahmoflithahna bereits hochentwickelte biologische 
— und zwar physiologische — Besonderheiten, mimlich cine 
auffallend starke Ausniitzungsfahigkeit des Raupenf utters. Eine 
nahezu erwachsene Raupe behielt an 3 aufeinanderfolgenden Tagen 
rund 50% (49,2-50,3%) der aufgenommenen Futtermenge im Leibe, 
niitzte sie also ftir Funktion und Aufbau ihres Leibes aus. Eine 
an den gleichen Tagen und am gleichen Ligustrum fressendc, gleichfalls 
nahezu erwachsene von Acherontia lachsis (Fabr.)^) nur 18,2-20%. 
Die Folge ist ein sehr schnelles Wachstum der Brahmophthahna, ein 
Wachstum auf 12,5g (Durchschnitt flir den (J) und 15,3 g (Durch- 
schnitt flir das $) und 18,5 g (beobachtetes Maximum) in 16-21, 
d — 19 Tagen [cf. 6, S. 360ff.]. Im Extrem wurde ein Aufschnellen 
von 37 auf 60 mm, also ein Plus von 62% in 21 Stunden festgestellt 
(natiirlich in der unmittelbar auf eine Hautung folgenden Periode). 
Das ist eine unwahrscheinliche Zunahme, die muskelmechanisch wohl 
durch die auffallend weiclie, dehnbare Korperhaut, die ein so plotz- 
liches Einschieben von Masse und Gewicht erlaubt, ermoglicht ist. 

Bei Acherontia lachsis (Fabr.) betrug das Raupenendgewicht beim 
9,4-12,0, d=10,6g, beim ? 11,4-14,84, d - 13,3 g, das Raupen- 
stadium in der gleichen Zeit wie bei den erwahnten Brahnophthahna 

Ich bin Herrn Prof. Bischoff fiir die Mitteilung dieser von ihm z. T. noch 
nicht veroffentlichten Feststellungen an Hymenopteren zu besonderem Bank 
verbunden. 

2) Die Sphingidae, deren alteste rezente Formen die Acherontiinen sind, 
stehen stammesgeschichtlich den Brahmaeidae und Eupterotidae am niichsten. 



Areale biologisch nahestehender ArUrn. 


19 


(IX. — Trockenzeit) im Durchschnitt 27 Tage iiielir. Bei 

den im Raupenendgewicht der Brahnophthahna etwa gleichen A.n- 
theraea roylei Mr. und Actias selene (Hbr.) betrug das Raiipenstadium 
in der gleichen Zeit iiber 40 (in drci registrierten Fallen 47) Tage, das 
sind etwa 140% mehr. 

Diese physiologische Hochleistimg an Futteransnutziing nnd die 
dadiirch ermoglichte Abklirziing der gefahrenreichsten Periode des 
Lebens auf ein im Vergleich mit der der GroBe des Tieres erstaimliches 
Minimum, ist ein stark fortschrittliches Moment im Haiishalt der 
sonst altertiimlichen Sic mag die Hauptursache 



Abl) 4 Raupon voii voi* der <>rsi(‘ii limituiig: Subdorsalborsten 

d(‘is ‘2.-3.-11. nnd 1 2. T(*rj?its zu gem.skriekelarti^iren Hdrrieni ansMa'wachKen. V? nat. (Jr. 

sein, dali sicli die Gattung durch die Jalirinillionen gelialteii hat - 
trotz eiiier rclativ sehr geriiigen Vermeliningsrate (15 siidchinesisehe $$ 
batten 44-K51, im Durehschnitt 71 Eier). 

Audi sdion hohe morphologisclie Spezialisationen zeigen Brahmo- 
p/ti/wima-Kaupen. Die Eaupen der afrikaiiisehcn Brahmaeidae {Daclylo- 
ceras Mell) haben auf alien Segmenten (i Reihen AVarzen, die der sub- 
dorsalen Reihen bilden — wiederum auf alien Segmenten — stark 
vergrofierte flcischige Zapfen. Bei den Rra/iwop/iiAa^wa-Raupen sind 
vom Schlupfmoment an die subdorsalen Reihen des 2.— d.— 1 1 . und 
12. Tergits zu stark verlilngerten schwarz-chitinosen und gemskrickel- 
artig gebogenen Hornern ausgewachsen. Nach der 1. Hiiutung werden 
sie verliingert und korkzieherartig gedreht. Nach der Id. Hiiutung er- 
reichen diese Korkzieherdornen ihre auffallendste Liinge: ein soeben 
gehiiutetes Tier ist 10,5 Tage alt, 117 mm king, die Dornen des 3. Seg- 
ments sind 30 mm (die anderen etwa davon). Als sei bei solchem 
Ausschlag ins Extrem der Gesamtvorrat an embryonaler Substanz 
der Anlage verbraucht, erfolgt bei der 4. (und letzten) Hautung Re- 
duktion der Horner bis zum Schwund. 


2 * 




20 


R. Mell 


Die hinterindisch-malayischen (bz w. hinterindisch-chinesi- 
schen) Bergwaldtiere sind in Ostasien pleistozane Einwanderer. 
Sie kamen, als die Verbindung von Hochgebirgscharakter zwischen 
West- und Ostcbina zerstort war, als zwar Formosa noch mit dem Kon- 
tinent in Verbindung stand, aber Japan bereits Insel war, auch ein 
fiir sie gangbarer Weg zum Ussurigebiet nicht mehr existierte. Im 
Gegensatz zu den Osthimalaya-Deszendenten, deren Areale in der 



Abb. f). Haupe nach dcr drittcii Hftutunjj: mit Hdchstentwickhing dcr subdorsalen Kork- 

zieherdorncti. V4 nat. Gr. 


Westostachse ihre bei weitem groBte Ausdehnung liaben, liegt die 
groiJte Entwicklung des Lebensraumes dieser Bergwaldtiere nord- 
siidlicti. Im Nordosten sind die Waldberge von Chekiang, im Osten 
Formosa, im Nordwesten das subtropische Szechwan die Grenzen 
ihres Vorkommens. Nur die in ihren altikolen Neigungen am meisten 
an Osthimalaya-Deszendenten erinnernde Loepa katinka ist bis in den 
Tsinlingshan (Taipeishan) gedrungen. 

Auch diese Bergwaldtiere zeigen, wie Osthimalaya-Deszendenten, 
Anpassungen an kontinentale Warmespannen. Puppen von 
Brahmophthalma hearseyi in den subtropischen Montanwaldern von 
Nordkwangtimg hatten in der heiJJen Zeit des Jahres Puppenstadien 
von 29-31, d == 30 Tage (3 Tiere). Aus in Kanton erzielten Eiern 


Areale biologisch nahestehender Arten. 21 

erxJogene Tiere batten solche von 48-86, d — 68 Tage (10 Tiere). Puppen 
der gleichen Zeit aus Mittelgebirgen von Kwangtung nach Kanton 
gebracht, lagen 316-447, d == 364 Tage (18 Tiere)! Das ist eine fast 
nnglaubliche Verlangerung, bei der ich an einen Untersuchungsfehler 
denken wiirde, wenn ich die genauen Registraturen nicht selbst vor- 
genommen hatte. Diese Zahlen liegen sogar im Minimum liber den 
Zahlen normal iiberwinternder Individuen (47 Tiere: 122-269, 
d~ 215 Tage)! Prinziipiell Ahnliches zeigte sich bei Br.wallichii. 
Im Bergwald des Tshayuenshan (Nordkwangtung) in der ersten Juni- 
halfte verpuppte Tiere schlupften dort in der zweiten Julihalfte (ge- 
nauere Daten aus Zeitmangel nicht notiert), 3 Tiere der Zucht nach 
Kanton gebracht, uberliegcn (Puppenstadien : 247-256, d— 251 Tage) 
und haben uni ein wenig laugere Stadien als normal liber winternde 
Stlicke ihrer Tochtergeneration (7 Tiere 229-254, d == 243 Tage). 

Die Warmemaxima in den genannten Bergwaldern und in der 
Kantonebene differieren nur um etwa 3"" C. Die tagliche Temperatur- 
spanne betragt jedoch in der heiBfeuchten Zeit in der Kantonebene 
0-5, d — etwa 3° C, in den Bergwaldern etwa 8-11, d um 9,5'' C. (Ge- 
nauere Zahlen S. 23ff,). Und diese Kontinentalitat der Warmeschwan- 
kung ist es, an die auch Bergwald tiere angepaBt sind und die fiir sie 
Entwicklungsanreiz ist. Maritime Warmeverhaltnisse scheinen flir sie — 
nach den gegebenen Zahlen — entwicklungshemmender zu sein als 
Temperaturminima bis fast oder bis zur O-Grenze (Froste und geringe 
Eisbildung sind wahrend der fast winterlichen Trockenzeit in den 
Mittelgebirgen Nordkwangtungs Regel). Ein Unterschied zwischen 
Osthimalaya-Deszendent {w(illichii) und hinterindisch-malayischem 
Bergwaldtier (hearseyi) gegeniiber dieseii Temperatureinwirkungen 
scheint darin gegeben, daB tmllichii eine durch seinen (auch in 
Nordkwangtung urspriinglich vorhandenen) Hochgebirgsbiotop er- 
zwungene und fixierte Periodizitat erkennen laBt (die vom Juni ab 
anormal — liberliegenden Puppen schllipfen schon in der zweiten 
Halfte des Februar, die normal liberliegenden vom zweiten Drittel 
des April an. Belege siehe [7, S. 384]). Bei den ini allgemeinen an 
Mittelgebirgslagen angepaBten Bergwaldtieren besteht eine solche 
Notigung nicht und ihre Reaktionen auf ein Pejus sind extremer. 
Weitere Belege flir diese Folgerung liefern die Reaktionen der 
Sphingiden Satas'pes infsTnalis, AjnoTphulus chinensis (siehe [6, 
Allg. Teil, S. 134; Spez. Teil, S. 180 u. 202]), der Notpdontide Stig- 
matofhorina u. a. 



22 


R. Mell 


Verminderung der Geiierationenzahl in niedrigeren Breiten 

und tieferen Lagen. 

Infolge dieser Anpassung an kontinentale Warmeverhaltnisse 
haben Brahmophthalma in den subtropischen Bergwaldern Nord- 
kwangtungs (24,5-25,6° n. B., Fangplatze in 500-900 m Seehohe bei 
benachbarten G-ipfeln von 1100 m) 2V2> bei Zuchten in der Kanton- 
ebene (28,1° n.B., etwa 10 m Seehohe) I72-2V2 Generationen, Unter- 
schiede, die sich bei groBeren geographischen Differenzen zweifellos 
vergroBern werden. 

Die physiologische Konstitution von Osthinialaya-Blementen, von 
hinterindisch-malayischen Bergwaldtieren und (manchen ? alien ?) 
pazifisch-palaarktischen Forinen scheint in dieser Hinsicht prinzipiell 
gleich. Ampelophaga rubiginma (Osthimalaya-Dezendent) iiberliegt 
in Nordkwangtung, an der Siidgrenze seines Areals, als Regel vom 
Juli an, in kiihleren Jahren erscheinen noch Teile einer 8. Generation, 
in heiBen kann Ausschlag in Eingenerationenzyklus erfolgen. In Mittel- 
china hat er — nach den Fangzeiten zu urteilen — 8 Generationen, wie 
viele im hochgebirgigen Westen, bleibt festzustellen. Das Osthimalaya- 
Tier Zofhoessa dura moufinensu Pouj. (Satyridae) hat in Chekiang, 
sicher auch in Westchina und im Himalaya, 2 Generationen (erste: 

12. V. -31. VI., zweite: 22. VIII. - 25. IX.), Flugplatze dort auf .31° 

n. B. und etwa auf 800 rn bei benachbarten Gipfeln von 1500 m. An 
der Siidgrenze seines Areals, in Nordkwangtung (Lage siehe S. 21) 
hat sie ausschlieBlich eine Generation (7. IV. - 15. V.): die Kon- 
tinentalitat der klimatischen Faktoren wiihrend der Jahresmitte ist 
nicht groB genug als Entwicklungsanreiz und die zweite Generation 
wird unterdriickt. Wie zu erwarten, ist Zofhoessa in Nordkwangtung 
auch weit seltener als in ihren andern Teilarealen^). 

Wie eine solche Verminderung der Generationenzahl im Siiden 
entstehen kann, zeigt das Verhalten der pazifisch-palaarktischen 
Satyride Lethe syrcis Hew. Sie fliegt in Nordkwangtung (siehe oben) 
in erster Generation zwischen 5. V. und 7. VI., d um den 23. V., in 
Chekiang (siehe oben) zwischen 29. V. und 8. VII., d um den 20. VI., 
also etwa 1 Monat spater. Die zweite Generation fliegt in Nordkwang- 
tung zwischen 24. VIII. bis 29. X. bis 21. XL, d um den 15. IX., in 
Chekiang zwischen 6. bis 20. IX., d um den 12. IX. Im Siiden ist also 
infolge geringferer Warmespanne eine gegeniiber den Erscheinungszeiten 

*) Die Agaristide Scrobigera amatrixWestvr. (Bergwaldtier) zeigt anscheinend 
das Unigekehrte und hat in Kwangtung zwei, in Chekiang eine Generation. 



Areale biologisch nahestehendcT Arten. 


23 


der ersten Generation reclit fiihlbare Verzogerung in tier Flugzeit 
eingetreten. Sie kann — da diese Verzdgerung besonders die spater 
erscheinenden $$ trifft — zur Ausschaltung dieser fiir die Vennehrnng 
fiihren ((^(^ inzwisclien niclit inehr vorlianden oder Tageswarmc zu 
gering zur Auslosung der zur Kopula notigen physiologisclien Energie) 
oder die Raupen gehen infolge der winterlicKen Minima zugrunde. 

Verspatung des Erschcinens im Siiden und in tieferen Lagen 
bei Herbst- und Winterfliegern. 

Von Spezies init Anpassung an kontinentale Warmevertcilung 
schliipfen Populationen in hoheren Breiten und Lagen friiher als solche 
in niederen. Die Saturniide Loepa mirmula Mr. (Osthimalaya-Element, 
kleinraumig und stenohyps), fliegt (1935-R)3b) im Taipei.shan (3)3,5" 
n. B., 1700-3500 m, d urn 2000 m Seehohe) zwiseben 27. VII. und 
0. VIII., d urn den 30. VII. (OcJc?), in Eikiang (20,5" n. B., 2500 m 
Seehohe) zwischen 24. VIII. und 15. IX., d um den 7. IX. (20(5'c?). 
also 4,5 Breitengrade siidlicher rund 40 Tage spater!^). — Die 
Agaristide Seudyra vcnmta Leech (westcliinesisches Himalaya-Element) 
wurdc 1935 in Chekiang (Tienmoslian, 31°n. B. und 800 m SeehOhe) 
zwischen 27. VI. - 0. VIIL, d um den 28. VII . gefangen (15 2$$), 

in Likiaiig (sielie oben) zwischen 9. VI. -31. VII., d um den 13. VII. 
In Chekiang muBten nach der bioklimatischen Regel [9,S. 2] die 
Flugzeiten 60 Tage friilier liegen. .sie liegen aber infolge der Axisgeglichen- 
heit des Klimas in Meeresnahe 15 Tage .spiitcr. 

Untcr siidchinesischen Arten zeigt sich das gleiche bei Apomi 
ligustri Mell, Jiriogyna pyretorum AVestw. (siehe S. 27fl.), bei der 

*) DaB die.sc Erscheimmg nicht Regel oline Ausnaluiie ist . — wie man viel- 
leicht nach den Ausfuhrungen der SS. 24 25 folgern konnte — , zeigeii die B(>- 
obachtungen an der Loepa nahe.stehenden Saturniid(' Caligula anna Mr. Sie ist 
Osthimalaya-Element wie die genannto Loejxi und bewohnt fast genau das gleicbo 
Horizontal- und Vertikalareal wie diese (Sikkim-Yunnan-l’aipeishan). Ihre 
Flugzeiten in Likiang liegen zwiseheii 26. V. und 21. VI., d um den I. VI. (9 dd), 
ini Taipeishan zwischen 19. VI. und 2. VII., d um den 23. VI. (13 dd)> die Ver- 
zogorung im Norden um 22 Tage entspricht annahernd dem, was die bioklimatische 
Regel erfordert (28 Tage). Wahrscheinlich sind fiir die Caligula-Raupc. in Likiang 
(Siidgrenze des Artarelas) die absoluten Temperaturen bereits iiber der kritischen 
Temperatur und es erfolgt durch sie cine Bcschleunigung im Eintritt der Ge- 
schlechtsroifo und damit cine Abkiirzung des Raupenstadiums. In tJbereinstim- 
mung mit dieser Heutung steht, daU Caligula an/na von Likiang kleiner sind (9 dd 
43,9-48,2, d == 46,7 mm) als solche vom Taipeishan (13 dd 46,4-.63, 7, d -- 
50,3 mm). Eine solche Abkurzung des Raupenstadiums konnte zu einer Erhohung 
der Generationenzahl fiihren, bei C. anna ist sie aber nicht erfolgt. 



24 


R. Mell 


Eupterotide Mallarctm pandya Mr. [cf. 7, S. 463], bei der Notodontide 
Lophopteryx ferruginea Mr., bei Dictyoploca simla Westw. u. a. Die 
Dictyoploca fliegt in Nordkwangtung (Lungtaoshan, 700-800 m, Gipfel 
1160 m) zwischen 21. IX. — 1. XI., d um den 16. X. Vom Lungtaoshan 
nach Kanton gebrachte Puppen (20 Stuck) schliipften zwischen 12. X. 
bis 5. XII., d um den 8. XI. Die Luftdruck- und Warmeverhaltnisse 
in der genannten Zeit wurden an 34 Tagen gemessen (tagl. Minima + 7 
bis 24,7, d 16,3° C, tagl. Maxima zwischen 16 und 33,4°, d 26,6° C, 
tagl. Warmespanne 6,0-18° C). Von den 20 Tieren schliipften 14 
zwischen 1. und 13. XI. (3 fruher, 1 2$$ spater) d um den 8. XL 

Die Temperaturverhiiltnisse dieser Zeit diirften also der physiologischen 
Konstitution der Art am meisten entsprechen (Zahlen siehe unten). 
Bei einer Emiedrigung des Entwicklungsortes um 1,3 Grad und um 
700 m schlupfen die Tiere also durchschnittlich 24 Tage spater. 

Bei Lophopteryx ferruginea Mr. (Sikkim bisKwangtungi), wohl Ost- 
himalaya-Element) liegen Raupen- und^) Imaginalstadium in der 
Zeit groBerer taglicher Warmespannen, das Raupenstadium in der 
tibergangszeit zwischen Trocken- und Regenzeit (Verpuppung in Siid- 
kwangtung zwischen 11. IV. und 6. V., in Nordkwangtung bis 22. V.), 
die Imaginalperiode in der zweiten tJbergangsperiode der Jahres, der 
zwischen Regen- und Trockenzeit (Puppen schlupfen in Kanton zwischen 
10. X. und 16. XL). 

Bei diesen monozykhschen Spezies lassen sich auch die Tem- 
peraturen, innerhalb deren sich ihre Imaginalperiode 
abspielt, feststellen: 

Apona ligustri Mell 

tagl. Minima 17,0-24,7, d = 21,6° C‘ 

„ Maxima 26,0-33,4, d = 30,1° C, 

„ Temperaturspanne . . 6,0-10,4, d = 7,9° C. 

Lophopteryx ferrngimm Mr. 

tagl. Minima 12,6-24,7, d = 19,6° C, 

„ Maxima 22,2-33,4, d = 28,2° C, 

„ Temperaturspanne . . 4,0-11,3, d = 8,2° C. 

In der geographischen Form xylites Mell. 

•) Das Raupenstiidium f&llt dabei in die Zeit stark fallenden Luftdrucks 
(Vormonaunperiode: N^ebel, vereinzelte oder auch bereits haufigere Regen), die 
Imaginalperiode in die stark steigenden (ohne jeden Niederschlag und ohne jede 
Bewdlkung). 



Areale biologiach nahestehender Arten. 

Didyophca dfnh Westw., Zeit zwiBchen. 1. - 13. XI. 

tagl. Miiuma 12,2-24,7, d = 18,4° C, 

„ Maxima 22,2-33,4, d=27,7°C, 

,, Temperaturspanne . . 5,8, 7,0 u. 8,0-11,4, d= 9,34°C. 

Eriogyna fyretovuM Westw. 

tagl. Minima 2,0-18,5, d = 12,3° C, 

„ Maxima 6,0-29,0, d = 21,6° C, 

„ Temperaturspanne . . 1 -15,5, d = 9,35° C. 

Die aufgefiihrten Spezies bilden hinsichtlicb ihrer Anforderungen 
an absolute Warme eine fallende, binsicbtlich der an Temperaturspannen 
eine steigende Reihe. Apona ligustri und Lophopteryx ferruginea 
fliegen in Zeiten mit boben Maxima und tagUcben Warmespannen 
von etwa 8° C, Dictyoploca und Eriogyna zeigen Anpassung an die 
gleicbe Temperaturspanne, aber die absoluten Zablen liegen bei Erio- 
gyna wesentbcb tiefer. Eriogyna ist der ausgesprocbenste Winter- 
flieger in Siidcbina, die durcbscbnittlicben Maxima von 21° C scbeinen 
also die zu aktivem Leben von siidcbinesiscben Lepidopteren notigen 
(in der Sonne und bei senkrecbtem Auffallen der Sonnenstrablen sind 
die Temperaturen im Januar, der Hauptflugzeit der Art, 19—21 C 
hoher!). Sind- Tage mit hoberen Warmespannen vorausgegangen, 
so scbliipfen Eriogyna aucb bei minimalen Spannen von 3-2 und 1° C, 
aber selten bei Tagesmaxima unter 17° C (einmal bei 14° notiert). 

Diese Verfriibung des Scbliipfens bei Eintritt groBerer Warnie- 
spannen erfolgt nur bei Herbst- und Winterfbegern, also nacb der 
gleicbmafiigen warm- und feucbtbeifien Zeit (fiir bolarktiscbe Gebiete 
gesagt, nacb der relativen Ausgeglicbenbeit des Sommers). Nacb der 
kiiblen oder kalten Zeit mit tiefen Minima und relativ tiefen Mittel- 
werten wirkt auf Lepidopteren aller biogeographiscben Elemente 
Warme entwicklungsanregend. Es tritt infolgedessen — gleichgiiltig, 
ob die Tiere als Ei, Raupe oder Puppe iiberwintern — im Suden und 
in tieferen Lagen eine Verfriibung des Erscbeinens ein. die mono- 
zykliscben Himalaya-Elemente Metaporia (Pieridae) und Calina^a 
(Apaturide) scbliipfen in der Kantonebene friiber als in Nordkwang- 
tung [9, S. 7 u. 12], Lyrmmtria dispar L. fUegt in Nordkwangtung 
zwiscben Ende V. und Ende VI. (in Europa zwischen Ende VI. und 
Anfang IX.), Pa/piUo machaon L. in Siidkwangtung (Kantongebiet) 
scbon vom 13. II. an und bat dementsprecbend 4(-5 ?) Generationen. 
Gastropocha quercifolia L. fliegt in Nordkwangtung scbon vom 8. V. 



att xttid hftt trot^ EntwiiWunf wei (erste 

Iniagiiial-Gteneration: 8. V. - 2fl. VI., zweite zwiielieii 12. VII. bis 

22. vin.). 

Verlangerung der Imaginalperiode in subtropischen 

Gebirgen. 

Bei den monozykliBchen palaarktiscben Catocala [s. 1.] liegt 
Bindiing an kontinentale Warmespannen in Kombination mit relativ 
boben Temperaturen vor. Danun sind sie in Mitteleuropa Bbenen- 
be^obner, ie in den Alpen bis 800 m (fraxini) und 1000 m {nupta) 
aufsteigen und etwa vom Juli ab fbegen. Im subtropiscben Westobina 
baben sie diese Kombination nur im Hocbgebirge, aber dort fast das 
ganze Jabr biudurcb und fraxini und nupta sind dort Hocbgebirgstiere 
(Vertikalareal von nupta zwiscben 800 bis etwa 3000 == 2200 m, das 
von fraxini anscbeinend etwa ebenso) und nupta fliegt in einer tropisch 
exzessiv bingezogenen Generation zwiscben 28. V. bis 6. XI. (= 173 
Tage, das ist auf den Tag genau das AuBerste, was bei nicbt iiberwin- 
ternden Tropisten in Siidcbina beobacbtet wurde)^). Catocala praegnax 
■\Vlkr. ist vom Ussurigebiet bis Kwangtung Ibenenbewobner. Sie 
verlegt aber gemaB ibrer anscbeinend aucb vorbandenen Bindung an 
kontinentale Temperaturspannen von 44° s. B. bis 24,5° n. B. ihre 
Flugzeiten von Mitte Juli vorwarts bis in die erste Maibalfte (weil 
etijFa vom 20. V. an die tagbcbe Temperattirspanne der sudchinesiscben 
Ebene weniger als 5° C betragt). 

Nicbt ganz so ausgesprocben lang bingezogen ist die Imaginalperiode 
bei Epicopeia caroU Jan. (Epicopeidae, monozykliscbes Ostbimalaya- 
Element). 34 aus Nordkwangtung (Mabn tsi sban — Grenzberge zwi- 
scben Kwangtung und Hunan) nacb Kantpn gebracbte Puppen scbliipf- 
ten zwiscben 28. II, und 9. IV. bis 26. VII., d. b. in der gleicben Ge- 
neration iiber 149 bzw, 107 Tage bingezogen. Der 1.<J (28. II.) mag 
durcb das tJberfiibren als Puppe in die Kanton-Ebene zum verfriibten 
Scbliipfen veranlaBt sein, die anderen Scbltipfzeiten konnen als etwa 
normal gelten. Die Baupen verpuppen sicb im Mabn tsi sban zwiscben 
Ende X. und Anfang XL — ob das Raupenstadium durcb zu bobe 
Tagssmaxima cine Verzogferung erfSbrt oder scbon das Eistadium, 
bleibt festztwtell^. 

: ;nl' ’v. , ■ , , 

Bafl an fraxini ist hinsiohtiich der Ersoheiaungs- 

aeit^ ztt geriag Iblgeruagea. 



Areale biologisch nahestehender Arten. 


27 


Ostiimalaya-Elemente auf Meeresniveau. 

Eine Mdgliohkeit einer erdgeschichtlichen Veranderung, die ein 
ungewohnliches Pejus bedeutet, zu entgeben, ist von einer Art der 
Gattung Apom (Eupt.) gefunden worden. Von den von ihr bekannten 
9 Arten sind 8 Gebirgsbewohner Indiens und Westcbinas, von den 
6 fiir unser Gebiet 'in Frage kommenden ist 1 Art bimalayanisch (kash- 
nmemis Koll), 1 scbeint nordostindiscbes Bergwaldtier {frater Koth- 
scb.; Assam), 2 sind Ostbimalayatiere Yunnans {yunnanensis Me , 
honei Mell). Die letzte Art, A. ligustri Mell, ist auf Sudkwangtung 
bescbrankt und bat da ein (ibr?) Hauptverbreitungsgebiet in der 
Kantonebene. Sie verleugnet trotzdem ibre Zugeborigkeit zu einer 
Sippe von Ostbimalaya-Elementen nicbt. Das $ bat emen dicken 
Pelz von Afterwolle, mit der sie die Eier bedeckt. Wie wohl 90% aller 
Lepidopteren iiberstebt sie ein Pejus als Puppe, aber dieses Pejws ist 
fiir sie nicbt der „Winter“, sondern gemaB ibrer Herkunft die beiBe 
Zeit und anscbeinend aucb die kiiblfeucbte Vormonsunperiode (Puppen- 
stadium in der Kantonebene von Ende III. und Anfang IV. bis An- 
X.). Der Falter erscbeint in Mittelgebirgslagen Kwangtungs eine 
Wocbe fruber als in Kanton. Die Raupenentwicklung dauert vom 
1. Drittel des November bis Ende Marz. Aber die Tagesmaxima dieser 
wolkenlosen, kubl-trockenen Zeit sind dem Ostbimalaya-Deszendenten 
anscbeinend nocb zu bocb : Jungraupen sitzen unter ubrglas-abnbcben 
Gespinsten, die mebr als balbwiicbsigen verkriecben sicb tags m die 
Erde und kommen erst etwa 2 Stunden nach Sonnenuntergang zum 
Fressenheraus[7, S. 446 ff.]. Durch Verschiebung der empfmdlichsten 
Stadien auf die kuhlste Zeit des Jabres und durcb die sonst unter 
siidcbinesiscben Raupen nicbt mebr vorkommende Gewohnheit, sich 
tags in die Erde zu wiihlen, hat sich also der Osthimalaya-Deszendent 
bei Erniedrigung seines Lebensraumes zur Ebene bebaupten konnen. 

Infolge der Verlegung seiner Flugzeit in die kalteste Zeit des Jabres 
und AbschluB der Raupenzeit vor Eintritt der beiBen Zeit hat sicb aucb 
der andre Osthimalaya-Deszendent der Kantonebene, Enogyna fyre- 
torum Westw. {Saturniidue), der Senkung seines sudchinesiscben Wohn- 
raums auf Meeresniveau anzupassen vermocht. Diese Anpassung uber- 
rascht bei ihm weniger, weil eine ganze Anzabl Saturnnden mit aus- 
scblieBlich einer Generation ibre Imagmalpenode in der kuhlen &it 
(Herbst Oder ersten Frtihling) haben, aber WinterfUeger m kalender- 
mafiig mebr ausgesprochener Form als selbst die europaiscben „Frost- 
spanner" ist nur Eriogym geworden. Als friiheste Erscheinungszeiten 
vonibm wurden notiert : in Westyunnan (26,6° n. B., 2600 m Seehobe) 



|||gp|j|l?:^|||,|f|'::fplll^ 

13. Xli, im TieBmoBliaii ^ekkmg, 30° ii. B., etwa 1000 m Seehohe) 
23. XI., im Hiigelland von Okeldang (etwa 30° n. B., nmd 400 m See- 
kOhe) 3. Xll., in. der Eantonebene (23,1° n. B., tund 10 m Seekoke) 
3. 1, bis 8.111. (selten ftfiiker oder spater [sieke 9, S. 13ff.]). Infolge 
dieser Flugzeit in der kaltesten Zeit des Jakres kat das $ als einziges 
in der FamiUe der Afterwolle, tmd zwar als ausgesprocken 
dicken Wulst, mit der die Eier bedeckt werden — , auck in der Eanton- 
ebene, wo der Qefrierpunkt vieileickt in 100 Jakrm einmal, nnd auck 
dann nur fUr Stunden, eintritt. Bine weitere Anpassung dieser winter- 
fEegenden Osthimalaya-Tiere ist auck die starke automatiscke Haft- 
fakigkeit der Tarsen, die auck das vor Kalte erstairte und selbst das 
tote Tier nock an der Baumrinde kalt^). 

Andre’ Ostkimalaya-EIemente, die sick durck Verlegung ikrer Flug- 
zeit in die kiikltrockene Periode auck in Siidckina (z. T. auck in dem 
flacken Hugelland am Bande der Eantonebene; Dahim, Areas, femer 
Moma (Aampa Mr., sowie die palaarktiscke Acronieta tridens Sckiff.) 
kalten konnten, sind: 


Art 


Flogzeit 


Baupe i. d. Erdel Puppenstadium 











Areale biologwch nahestehender Arten. 29 

Bassenbildung in Kaumen mit ansge^r^gter Vertikal- 

gliederung. 

Bei Ostbimalaya-Elementen ist eine Neigung zur Bildung geo- 
grapliisclier Eassen, selbst a\if horizontal kleinem Kaume, unverkenn- 
bar. Am geringsten ist sie bei den stammesg^chichtlich alten Brah- 
maeidae, bei denen auch Isolierung und Umweltanderungen nur un- 
bedeutende Anderungen hervomifen (ausgenommen bei der ins kon- 
tinentale Hochgebirge geratenen Calliprogonos). Bei den anscheinend 
stammesgeschichtlich ebenso alten Ewpierotidae ist sie staxk ausgepragt ). 
Bei der familiengeschichtlich primitiven Gattung Apha sind im Farb- 
kleid individuelle Varianten auffallender als geographische Schwan- 
kungen und sie ist nach der aufiern Brschemung nur schwach sub- 
spezifisch aufteilbar. Dagegen neigt sie zu starken Differenzierungen 
in der Armatur, so sehr, dafi man fast die Populationen aller von ihr 
bewohnten Berggebiete als Arten abtrennen konnte (und daU sich in 
Japan Brachytera generisch von ihr abgespalten hat). Die Gattung 
Palirisa Mr. ist die am meisten spezialisierte der asiatischen Eupterotidae. 
Bei den westchinesischen Vertretem der Gattung, insbesondere bei 
P. cervitM mosoensis Mell zeigt sich eine ganz auffallende Variabilitat . 
die Grundfarbe und Vorderfliigellange, die Entfemung der beiden 
„Eupterotiden-Querlinien“ im Vorderfliigel von der Fliigelbasis, ihr 
Abstand voneinander, ihr Verlauf (gradlinig, geeckt, leicht bogig), 
Zahl, Lage und Form der Querlinien im Hinterfliigel schwanken, sogar 
das Verhaltnis der Discoidaladem in den Fliigeln, ja die Form der 
Valven imd die Breite des Unkus. 

Diese unwahrscheinUch starken Schwankungen sogar in Cha- 
rakteren, die im allgemeinen als artspezifisch gelten, lassen vermuten, 
daB P- ceTvifhd tnosoensis, um die es sich in allererster Linie handelt ), 
sich in Umbildung befindet. Diese Umbildung wird hochst wahr- 
scheinlich bedingt und angeregt durch die auBerordentliche Verschieden- 
heit der Biotope in einem vertikal so stark gegliederten Gebiete wie 
Westchina: Likiang, der Fangplatz der in Eede stehenden Tiere liegt 
2475 m hoch, die Berggipfel in unmittelbarer Nachbarschaft gehen 
bis 6450 m, die Yangtseschlucht faUt auf 900 m! Angenommen, der 


») Apom f/mmnsnais Mell bildet in der Provinz Yunnan (aus der sie bisher 
igt) zwei ge<^rapbisohe Formen, eine auf dem Yunnanplateau, die 

andere in den Hoohgebirgen des Westens. 

Schwankungen sind von den hoohgebirgsbewohnenden Formen 
N.-O.-Indiens 8U erwarten. 



30 


R. Mell 


Wald geht bis 3800 m^), so ergibt das eine besiedelbare Vertikalzone 
von 2900 m f iir die Art ! Dazu kominen die verschiedene Belichtung 
nnd Erwarmung in Langs- nnd Quertiilern, an Nord- und Sudhangen, 
die verschiedene Starke der Niederschlage an den verschieden ge- 
richteten Hangen und die ganz verschiedenen Boden und Gesteinsarten 
im Likianger Gebiet. Durch die infolgedessen sehr differenten mikro- 
klimatischen Verhaltnisse entstehen wohl gleichgerichtete Varianten 
in den Populationen der verschiedenen Biotope, die bei der geringen 
Neigung von Waldtieren zunx Uberfliegen nicht bewaldeter Raume 
zu Biotop-Fornien und dairiit zu Spezies in statu miscendi werden 
konnen, und als solche sind die Formen der P. cerviua mosoensis in 
Nord west- Yunnan anzuseheii. Die familiengeschichtlich spezialisierte 
Palirisa wiederholt also auf horizontal kleinstem Rauni, was die fa- 
iniliengeschichtlich primitive Apha im Gebiet zwischen Sikkim bis 
Japan und Formosa getan hat. 

Die chinesischen Vertreter der sudlich beheimateten Bergwaldtiere 
mit groBen bis sehr groBen Horizontalarealen und kleinem Vertikal- 
raum bilden keine geographischen Rassen. Die Art von ihnen mit gro- 
Berer Hohendifferenz {Dudusa nobilis) liiBt Zeit- und Hohenformeii 
erkenneii. Die Art mit dem griiBten Vertikalareal unter ihnen, das etwa 
dern von Osthim al aya-Deszendenten gleichkomm t , Loepa hatinla . 
schwankt geographisch in gleichem LTmfange wie diese. Daraus ergibt 
sich, daB die Neigung zur geographischen Umbildung in den unter- 
suchten Fallen durch die GroBe des Vertikalgebiets, anders ausgedrtickt. 
durch die GroBe der Euryokie [,s*. Z.] der betreffenden Tierform 
bedingt ist. Sie kann bei stammesgeschichtlich j ungen Arten und 
Gattungen Zeichen physiologischer Starke sein {Palirisa, Marundxi 
der yanlcowskii- und der spectabilis-QT\vpp^), umgekehrt Starrheit 
gegenuber geographischen Einwirkungen Zeichen stammesgeschicht- 
lichen Alters {Brahmaeidae), 


B. Arten, deren Areale gegenwartig nordlich vom Yangtse liegen. 

Wenn die weniger spezialisierte Gruppe der asiatischenPm/macw/ac, 
die westasiatischen Brahmaea, gleichzeitig mit den Miozanwanderern 
der Brahmophthalma-Q^xViYp^ nach Norden gegangen ware, so ware 
schwer einzusehen, warum sie sich nicht auch in Indien gehalten haben 

Handel-Mazetti [3] nennt als hochste ihm bekannt gewordene Waldgrenzo 
in N.-W.-Yunnan 4325 ni (Yungning- Gebiet), Heim [4] in Szechwan 4400 und 
sogar 4600 m. 



Areale biologisch nahestehender Arten. 


31 


sollten. Sie sind also wohl im Oligozan iiber Arabien-Iran gew*ndert 
und waren wahrscheinlich im Pliozan in der asiatischen Palaarktis 
nordlich der paliiozoischen Riescnkette des Kuenlun weit verbreitet. 
Die Kiiste des Pazifik batten sie aber am Ende des Pliozan, als die 
Koreabriicke brack, noch niclit crreicht und darum aucb Japan nicbt. 
Durcb die Eiszeit warden sie im zcntralen Asien vernichtet und ihr 
sonstiges Areal in zwei winzige westasiatisclie Restinseln imd in eine 
relativ kleine ostasiatisclie Provinz zerstiickelt. 

Nacb Obrutschew [11] reichte die Yereisung in Ostasien bis zum 
Jablonoi-Gebirge, also bis etwa 54° nacb Siiden. In der Mandscliurei 
und in Korea konnten Eiszeitspuren bishcr nicbt nachgewiesen werden, 
dock diirften nacb dcra glcicben Autor Einzclglctscher in der Zeit 
fiir den Nordteil des GroBen Cbingan, den Ilchuri-alin, die Tukuringra, 
das Bureja-Gebirge und den Nordteil des Kleinen Cbingan angenommen 
werden. G. Eenzeb bat in einer klassiscb konzentrierten Studie uber 
den Taipeisban (33,8° n. B.. etwa 107-108° o. L. ; Ostas. Rundsch. 
1936 , 062-065) eiszeitliche Gletscherbildungen aucli in diesem nacb- 
gewieseii. 

Brahmaeacerthia, die ostasiatische Vertrctcrin der Gruppe war 
richer — wie alle asiatischen Brahmaeiden — Bewohnerin von Berg- 
waldern, die vom Eoziin bis Pliozan im beutigen nordostlicben China 
und dem angrenzenden Sibirien wcmigstens subtropischen Cliarakter 
batten. Durcb die Verglctscherungejv und sonstigen Kaltewirkungen 
der Eiszeit erst wurde sie an die Kiisb! des Pazifik und siidlicb bis 
Cdiekiang gedriickt und sie bat darum Japan, das im eiszeitbchen Pleisto- 
ziin nicbt mebr mit dem Kontinent in Verbindung stand, nicbt mcbr 
('rreicbcn konnen. Mit tlieser spiiten Verscbiebung des Areals steht 
vielleicht aucb ibre fiir eine Brabmaeide relativ starke Veranderung 
(gegenuber den beidcn stammesgescbicbtlicb nacbststehenden West- 
asiaten in Beziebung. Bemerkenswert scbeint fiir dicsc altere (obgo- 
ziinc?) Gruppe der Brahrmddae eine Bindung an meernabe Raume: 
cilizischer Taurus = Mittelmeernahe, tiefere Lagen des Kaukasus und 
Elburs == Kaspi-Gebiet und die Kiisten des Pazifik. Aucb bei der ost- 
asiatischen certhia ist der am weitesten inland gelegene Punkt (Kuling) 
nur 300 km vom Pazifik entfernt und die klimatischen Verbiiltnisse 
dort, sind durcb die Yangtsenahe nock mebr nacb der maritimen 
Seite bin verschoben. 

Eine Parallele zur Trennung der Areale der vermutlich eurasiatisch 
tertiaren Brahmaea liefert die Gattung Smerinth-us (Sphingidae). 
Ihr urspriinglicb kontinuierliches Areal ist in Zentralasien durcb die 



32 


R. Mell 


Eiszeit zerrissen: nach Westen gedrangt warden zwei Arten (S. ocelhtUi 
L. und kindermanni Led.), nach Osten auch zwei (phnus Wlkr., caecus 
Men.). S. planus geht von Transbaikalien iiber den Taipeishan nach 
Szechwan und Westyunnan, 8. ocellata ostlich bis zum Tarbagatai. 
Ein AbsproB der ocellata-Gruppe wurde — vermutlich dutch die zuerst 
in Zentralasien vorriickenden niederen Temperaturen und Vergletsche- 
rungen siidostlich (etwa am Rand von Tienshan und Richthofen- 
gebirge entlang) bis zum Taipeishan gedriickt und hat sich dort nebcn 
planus gehalten. Er hat die typischen Merkmale der occZkto-Gruppe 
bewahrt^), dazii Folgeerscheinungen des Hochgebirgsbiotops ent- 
wickelt (fiir die Gruppe auffallend schmaler und stark eingebuchteter 
Vorderflugel: Anpassungen an die bewegte Luft des Hochgebirges), 
femer Kennzeichen eines Pejus (Zwergform, Riickschlag in die starnmes- 
geschichtlich alte Zeichnung am Hinterfliigel). Smerinthus sind Tiere 
des freien Landes (nicht des M'aldes). Smerinthus minor Mell, dieser 
ostasiatische AbsproB der westasiatischen ocellata- Gruppe hat sich 
wahrscheinlich bei seiner Wanderung uber Zentralasien zwangsweise 
an niederc Temperaturen und an Zwergweiden holier Lagen angepaBt. 
Beide waren bcim Riickzug der Vergletscherungen im Taipeishan 
nur noch iiber der Waldgrenze zu finden und so ist der Nahrungsbiotop 
von Smerinthus minor vermutlich die Region der Zwerggeholze (Rhodo- 
dendron, Zwergbarnbus, Salix Biondiana O. v. Seem. u. a.) um 3000 m 
Hiilie geworden. Unterhalb des Waldes und auch sonst im freien Ge- 
lande tieferer Lagen lebt an den Strauch- und Baumweiden dort die 
ostlich e Vikariante S. planus. 

Galliproqonos {Brahmaeidae, n. g.) ist nach Unkusbildung und 
Fliigeladerung ,,primitiver Afrikaner", hinsichtlich Zeichnung und Far- 
bung Sondererscheinung unter alien Brahmaeidae und die am meisten 
generalisierte Asiatin der Familie. Die Einwanderung dieses Tieres 
von Afrika her rniiBte fiir das Untereozan angenommen werden. Es 
geriet, da der Obik den Weg nach Norden versperrte, in das heutige. 
damals noch nicht wie heute aufgehohte Zentralasien. Der Siidrand 
des alten palaozoischen Faltengebirges, des Kuen hm (heute noch 
6000 m hoch!) bot seinem Fortschreiten nach Norden ein uniiber- 
windliches Hindemis. Es gelangte an ihm bis zum ostlichsten Aui- 
laufer der gigantischen alten Kette, dem Taipeishan. Der ist heute 
noch 4000 m hoch und G. Fenzel hat — wie vorn gesagt — auf ihm 
Vergletscherungen bis zu 2900 m herab nachgewiesen. Calliprogonos 

*) Dorn der Vordertibie vorhanden, Hinterfliigelozellus und Fiihler des cj 
kleiner, Distalrand des Vorderfliigels eingebuchtet. 



Areale biologisch nahestehender Arten. 


33 


liat sich anscheinend nur im Taipeishaii bis zur Gegenwart gehalten 
und ist wohl in den andern Teilen seines ehemaligen Wohnraums durch 
die pliozanen Auffaltiingen und die noch in der Gegenwart an- 
dauernden Waldverwiistungen vcrnichtet worden. Die starke Beliaarung 
(auch der Fliigcl), die relative KJeinheit und Aufhellung (besonders 
in der Randzone) der Flligeb sowie die Unterdriickung der charakte- 
ristischen Bralimaeidenzeichnung auf Rudimente der postdiskalen 
Binde im Vorderfliigel sind Erscheinungen des Hochgebirgsbiotops. 
Der Prachtfleck an der Basis des Vorderflligels (Unikum in der 
Familie) ist durcli starke Vorwolbung der Basale nach der Fliigel- 
initte bin (Urbrahmaeiden-Merkmal ?) entstanden. 

Alinlich zoogeographisch bedeutsam wie Callifrogonos ist die Sphin- 
gidengattimg Philodila R. ii. J. Das einzige bisher bekannte Tier (9) 
der Gattung war .,Mexiko‘- etikettiert. K. Joed an erkannte es als 
orientalisch und stellte das ziemlich beschadigtc Stiick in seinem 
Stammbaum der Bhilampelinen (Rev. Spliingidae, I. bei S. 148) mit 
genialer Intuition zwischen Acosmeryx und Amfelophaga. Die neue 
Philodih honei Mell vein Taipeishan bestatigt glanzend seine Folgerung. 
Zoogeograpliiseli sclieint Philodila Gegenstiick von Berutana: bei der 
Aufhdhung Zentralasiens gerieten die A linen der bereits generiseli ge- 
trennten Acosmeryx und Ampelofhaga naeli Siiden in die ilinen an- 
seheinend optimale Hiniala-yana und verbreiteten sicli von dort aus 
expansiv nach NO und SO. Fine stammesgeschichtlicli zwischen 
beiden stehende Alinengrujipe rettete sicli am Kuenlun entlang nach 
Osten und differenzierte sich hier zur Gattung Philodila. Nach 
AVesten wiirde ein AbsproC der yl//r/>c/op//af/f/-Gru})pe abgedrangt, 
spaltete sich dort generisch ab und blieb als Bcnitana R. u. J. er- 
halten. 

Auch Areale, die anscheinend stets rein ostasiatisch waren, wurden 
durch die Eiszeit zerrissen. Die Mar urn ba dev yanhowskii-QTuippe 
bewohnten im Pliozan die Bergwalder des ndrdlichen Ostasien und 
wurden wie Brahrnaea certhia durch die Eiszeit nach Siiden gedriickt. 
Hire nordostlichen Populationen habeii, wie Brahrnaea certhia, die 
Kiiste des Pazifik ( 45 - 40 ^ 11 . B.: Ussuri-Gebiet, Korea, Mandschurei 
“ Marumba yankowskii Oberth.) erst erreicht, als die Verbindung 
nach Japan bereits gebroclien war. Fine andre Population hat sich 
im Taipeishan gehalten (M. fenzeUi Mell). Vielleicht sind es die senk- 
recht nach Norden und Siiden in das Gebirge hinein geschnittenen 
Erosionstaler (nach Fenzel bis zu 2000 m Hohendifferenz zwischen 
Grat und Talsohle), die Gebirgsbewohnern zur Eiszeit A\'anderstraBen 

Archiv f. Natiirgoschichlo, N. F. lUl. G, Heft 1. 



34 


R. Mell 


zum Weiho- und 4Iankiaiigta,l6 boten, und nacb dem Verschwinden 
der Vergletscherung bequeme RuckzugsstraBen ins Gfebirge und damit 
die Moglichkeit, der Vernichtung (nicht zuletZt durch die Waldzersto- 
rung) zu entgehen. Diese Erleichterungen zur Auffindung eines ge- 
eigneten Biotops waren es wohl, die der Taipeishan-Rasse der ge- 
nannten MarMm6a-Gruppe ein Luxurieren ermoglichte (viel betracht- 
lichere GroBe, intensivere Zeichnung) und gemaB ihrer stammes- 
geschichtlich jiingeren Stellung auch in der Armatur. Diese letztere 
/wingt, die im Taipeishan isoliertc Population der Gruppe als ,,quartar 
abge&paltene gute Art“ zu betrachten. 

Okologisch und biogeographisch genau das gleiche zeigt sich bei 
der Gattung Mirina Stgr. {Endromiidae). Die einzige bisher bekannto 
Art von ihr (M. chnstophi Stgr.) ist - — wie Mo-Tunibo, yanlcowskii — 
vom Ussurigebiet bekannt. Eine zweite, nacli den gleichen Gesichts- 
punkten wie btei der Marumba luxuriante Art {M. fenzelii Mell) fand 
im Taipeishan anscheinend ein Optimum. 

Auffallend i.st die vihnlichkeit in der Armatur (insbesondere 
der langen Hakenfibula) bei Brahmaea certhia, Brahniophihalwia wal- 
lichii, Calliprogonos miraculosa, also bei je einer Art der drei in Asien 
vorkommenden Brahmaeiden-Genera. Diese Ahnlichkeiten sind also 
nicht Ausdruck nachster verwandschaftlicher Beziehungen, sind auch 
nicht ostasiatisch landschaftsgeformt (wie es scheinen konnte), sondern 
die Anlage zu dieser Entwicklungsrichtung ist Familienmerkmal. Der 
AnstoB zu ihrem Eintritt scheint zum wenigsten bei Calliprogmos und 
Brahmaea durch die Besonderheiten des ostasiatischen Raumes ge- 
geben. 


Z usammenfassung. 

Osthimalaya-Elemente gehoren zu den iiltesten biogeograph ischen 
Gruppen unter den rezenten ostasiatischen Lepidopteren (Insekten). 
Die meisten von ihnen waren bereits im mittleren Pliozan und Miozan 
in Ostasien weit verbreitet. Sie sind von vortertiaren Gebirgen an die 
gegenwartig vom Osthimalaya und von Westchina ausstrahlenden 
Faltenketten abgegeben worden. 

Ihre Areale reichten, als sie kontinuierlich waren, von der gegen- 
wartigen Osthimalaya-Region ostlich bis Formosa und bei vielen 
Formen von da weiter bis Japan. Bei einer zweiten Gruppe mehr an 
kontinentale Warmeverhaltnisse angepaBter (stenophyps altikoler) 
Arten von ihnen liegen die gegenwartigen Areale von Yunnan nord- 
dstlich bis zum Tsinlingshan (Taipeishan), z. T. weiter bis zu den Bergen 



Areale biologisuh nahestehender Arten. 


35 


westlich von Peking und bis zum Ussuri- Gebiet. Einige von ihnen haben 
Japan iiber die Koreabriicke erreicht, besonders expansive sowohl iiber 
Korea, als iiber Formosa. 

Noch alter als Osthimalaya-Elemente sind die vermutlich oligo- 
zanen Relikte Westasiens, die Tiere der Untergattung Brahmaea. Die 
Gattung Callifrogonos scbeint irn Obereozan . nach Zentralasien und 
am Kuenlun entlang nach Ostasien gelangt. Wenn diese Deutung zu- 
trifft, so gehort Callifrogonos zur iiltesten bisher bekannten biogeo- 
grapliischen Gruppe ostasiatischer Lepidopteren und ist ebeuso alt 
(obereozan) wie die aus Bernsteininklusen bekannten rezenten In- 
sektenarten. 

Hinterindisch-malayische Bergwaldtiere sind erst irn Pleistoziin 
nach Ostasien gelangt, als die Verbindung von Hochgebirgscharakter 
zwischen Westchina und Formosa im mittleren Osten zerstbrt, als 
Formosa zwar noch niit Fukien, aber nicht mehr mit Japan in Veibin- 
dung stand. Ihre Areale halxm — im Gogensatz zu den vom Osthima- 
laya-Elementen — siidnordlicli die groBte Ausdehnung und gehcn 
im Extrem im subtropischen Szechwan ndrdlich iiber die verwandt- 
schaftlich naln^stehcnder Osthimalaya-Deszendenten der gleichen Gat- 
tung liinaus. 

Die iiltesten (oligo-, mio-, plioziinen) unter den untersuchten Grup- 
pen. von denen mehr als die Nominatform bekannt geworden ist, 
zeigen eine reaktionsarme Starrheit uml trotz raumlich sehr weitcr 
und erdgeschichtlich sehr langer Trennung nur subspezifische Dift'eren- 
zierung. Die ZerreiUung und Verschiebung der Areale durch die Eis- 
zeit hat entwicklungsanregend gewirkt und in den untersucliten Fallen 

artliche Trennung zur Folge gehabt. 

Ahnlich entwicklungsanregend wirkt der lleichtum der Vertikal- 
und Biotopgliederung im Hochgebirge (Biotop-Forrnen). 

Die wenigstens seit dem Miozan in Slid- und Ostasien lebenden 
BrahmofMialnia zeigen neben altertiimlichcn morphologischen (be- 
triichtliche GroBe, hohes Gewicht, 9. Raupenbempaar, weiblicher 
PuppenfiiKler voluminoser als miinnlicher) und biologischen Merkmalen 
(langes Puppenstadium, sehr starke Schwankung dcsselben, hohe 
Relation von Puppen- : Imagoflugel) bereits sehr weitgchende physio- 
logische Anpassungserscheinungen (ungewohnliche Ausniitzungsfiihig- 
keit des Raupenfutters und dadurch bedingte schnelle Entwicklung) 
und auch morphologische Spezialisation. Diese physiologische Spe- 
zialisation hat vielleicht die Erhaltung der Gattung zur Folge 
gehabt. 

a* 


Areale biologisch nahestehender Arten. 

Osthimalaya-Elemente, hinterindisch-malayische Bergwaldtiere und 
auch viele palaarktische (holarktische) Elemente sind als Imagines, 
z.T. auch als Raupen, an kontinentale Warmeverhaltnisse angepaBt. 
Dje Imaginalentwicklung erfolgt, wenn die zusagende Kombination 
von taglicher Temperaturspanne und absoluten Tempera- 
turen eintritt. Daraus erklart sich bei monozyklischen Osthimalaya- 
Elementen die Verlegung der Flugzeit in den Spatherbst und Winter 
und die Verzogerung ihres Erscheinens in niederen Breiten und tieferen 
Lagen, sowie die Existenzfahigkeit von Osthimalaya-EIementen auf 
Meeresniveau. Bei polyzyklischen Elementen verschiedener Herkunft, 
die an Kontinentalitat des Klimas angepaBt sind, kann eine Ver- 
zogerung der Entwicklung in der feuchtheiBen Zeit eine Verminderung 
der Gcnerationenzahl an der Siidgrenze des Artareals zur Folge haben 
Umgekehrt kann aus der gleichen Anpassung heraus in subtropischen 
Gebirgen eine tropisch exzessiv hingezogene Imaginalperiode Folge- 
erscheinung sein. 

Nach der tlberwinterung wirkt auf die Imaginal-Entwicklung 
(Entwicklung aller Stadien?) aller biogeographischen Elemente in 
erster Linie Warme entwicklungsanregend. 


Literatur. 

1. Arldt, Th.: Handbuch der Palaogeographie. Bd. 1 . 1919. 2. Fenzel G.; 

Der Taipoishan. Ostasiat. Rundschau, 1986, 662-6G0. — 3. Handel- 

Mazzetti, H.; Naturbilder aus Sudwestchina. 1927. — 4. Heim, Am. : Minya 

Gongkar. 1933. — 6. Kurencov, A.: Some hints concerning the problem 
o. t. origin o. t. high-mountain Fauna of the Ussuriland. C. R. Acad Sci- 
I^ningrad 1984, 204-207. - 6. Mell, E.: Biologie und Systematik der sud- 
chinesischen Sphingiden. 1922. — 7. Dors.: Die Brahmaeiden und Euptero- 
^en Chinas. Dtsch. Entomol. Z. 1929, 337-494. — 8. Dors. : Chekiang als NO. 
Pfeiler dor Osthimalyana. Arch. Naturgesch., Abt. B., N. F. 8 (1934) 
491-533. — 9. Dors.: Die bioklimat. Regol und die Erscheinungszeiten von Lepi- 
dopteren. Biol. Zbl. 1985, 1-16. - 10. Mortens, R.: Zur Naturgeschichte der 
europ. Unken. Zeitschr. Morph. Oekol. d. Tiere 1928, 613-624. — 11. Obrutschew, 
W. A.: Die Verbreitung der Eiszeitspuren in Nord- und Zentralasien. Geol’ 
Rundschau 1980, 243-283. - 12. Pongricz, A.: Fossile Insekten. ' Palaontok 
Hungar. 1928, 63-76. - 13. Stresomann, E.: Vhev die europ. Baumlaufer. Verb 
Omith. Ges. Bayems 1919. 39-74, Taf. 1. - 14. Dors.: Die Herkunft der Hoch- 
gebirgsvogel Europas. Club v. Nederl. Vogelk 1920, 71-93. — 16. Zeiincr, Frlodr.: 

Die Insektenfauna des Bdttinger Marmors. Fortschr. Gcol. Palkont. 9 (1931) 
247-406. ' 



Systematische, anatomische, okologische und tier- 
geographische Untersuchungen fiber die SfiBwasser 
mollusken Papuasiens und Melanesiens^). 


Von 

Krieh Rieeh. 

(Alls (ler Molluskenabteilung des Zoologischon Museums der Uriiversitat Bt'rliu.) 


Mit 82 Textabbildungeu. 


Inhaltsubersieht. 


I. Einleitung 

II. Material und Methodik . . . , 
III. Systematische Untersuchungen 

A. Gastropoda Prosohranchia . 

B. Lamdlihrancfiia 


IV. Verzeichnis der aus dem melanesieh-papuaHis(8ien Gebiet bisher bekann- 

ten 

V. Okologische Untersuchungen 

1 . Verteilung auf die Biotope 

2. Anpassungserscheinungen bei den landbcwohnenden N eriiodryas- 

Arten 

8. Aktive und passive Verbreitungsfahigkeit 

VI. Tiergeographische Untersuchungen 

1. Faunistische Charakterisierung 

2. Spezielle Verbreitungstypen 

8. Vergleich mit den tiergeographischen Ergebnissen bei anderen 

Tiergruppen 


89 

90 


90 


99* 

102 

108 

109 

120 


132 


4. Vergleich mit den geographischen Befunden und Theorien 

VII. Zusammenfassung der Ergebnisse , • • 

VIII. Literaturverzeichnis 


138 

147 

160 


1) Dissertation: Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultiit der Friedriel) 
Wilhelms -Universitat zu Berlin. 



38 


Erich Riecb 


I. Einleitung. 

Bei tiergeograpliischen Untersuchungen iiber das papuasisch- 
melanesische Gebiet waren die SiiBwassermollusken bisher nur in sehr 
geringem MaBe beriicksichtigt worden. Ein umfangreiches Schnecken- 
und Muschelmaterial, das in den letzten Jahren durch verschiedene 
Sammler zusammengetragen wurde, macht es nun moglich, auch die 
Ausbreitungsgeschichte dieser wichtigen Tiergruppe fiir das melanesisch- 
papuasische Gebiet in Angriff zu nehmcn. Auf die freundliche Anregung 
von Herrn Dr. B. Rensch bin unterzog ich mich deshalb der Aufgabe, 
die papuasisch-melanesischen SuBwassermollusken nach modernen 
syatematischen Prinzipien durchzuarbeiten, die Stellung der ungeniigend 
bekannten Arten und Gattungen durch anatomische Untersuchungen 
so weit als moglich zu klaren und erstmalig eine Zusammenfassung 
aller bisher bekannten Formen und ihrer Verbreitung zu geben, um auf 
dieser Grundlage SchluBfolgerungen iiber die zoogeographischc Stellung 
und Gliederung des Gebietes und iiber chemalige Landverbindungen 
zu ziehen. Es war dabei zugleich moglich, einigc okologische Tat- 
sachen festzustellen, die fiir die Beurteilung der Verbrcitungsverhalt- 
nisse von Bedeutung sind. 

II. Material und Methodik. 

Die Grundlage fiir meine Untersuchungen bildeten vor allem die 
groBen Sendungen von SiiBwassermollusken vom Bismarck-Archipel 
durch Herrn Pater J. Schneider an das Berliner Museum und ferner 
die wichtigen Ausbeuten von Herrn Dr. E. Paravicini von den Salo- 
monen und Herrn Dr. A. Buhler vom Bismarck-Archipel, die durch 
die freundliche Vermittlung von Herrn Dr. G. Bollinger vom Zoo- 
logischen Museum in Basel zur Verfiigung gestellt wurden. AuBerdem 
benutzte ich die iibrige Sammlung des Zoologischen Museums der 
Universitat, die die . unbearbeiteten Aufsammlungen der Herren Dr. 
Keysser, Dr. E. Mayr und G. Stein enthalt, ferner Material aus den 
Zoologischen Museen in Hamburg, Frankfurt a. M. und Magdeburg, 
sowie die Privatsammlung von Herrn Dr. E. Paravicini (Basel). 

An Hand der meist groBen Serien wurden die Variationsbreiten der 
einzelnen Formen festgestellt und dabei geographische, okologische und 
individuelle Varianten gegeneinander, so weit moglich, abgegrenzt. 
Besonders beachtet wurde die Erscheinung der sogenannten Kolonie- 
variabilitat, d. h. das geographisch regellose Auftreten verschiedener 
Variationsbreiten in versehiedenen Populationen. Bei den systemati- 



SuBwassennollusken Papuasiens und Melanesiens. 


39 


schen Untersuchungen wurden fast stets Deckel und Radula besonders 

beriicksichtigt. 

Fiir die Gattungseinteilung der Neritiden und Melaniiden wutden 
auch die iibrigen anatomisclien Merkmale in Betracht gezogen. Fur 
die Neritiden lag bier schon eine entsprechende Arbeit von Bourne [16] 
vor. Die im Gebiet vorkommenden Melaniiden dagegen waren bisher 
(von zwei ganz kurzen Angaben abgesehen), nocb gar nicht untersucht 
worden. Ich sezierte das in Alkohol konservierte Material zuniichst 
makroskopisch, soweit dies bei der bindegewebigen Einbettung der 
ineisten Organc moglicb war, in bezug auf den Verlauf der Genital- 
wege und die relative GroBe ihrer einzelnen Abschnitte, auf die Aus- 
bildung und die Struktur der Nierenlappen, auf die Entwicklung des 
Nervensystems, auf die Ausbildung des Verdauungstraktus usw. 

Zur Ausdeutung uiid Erganzung der makroskopischen Befunde 
fertigte ich dann von je cinetn Vertreter der bisher unterschiedcnen 
IJntergattungen bzw. Sektionen (von Melania scabra. granifera, tuber- 
cxdata und jmnctata) Serienschnitte von 20 fi Dicke an. 1)ie stark auf- 
gewundenen Tiere wurden dazu vor dem Einbetten in Paraffin in 
Wasser gestreckt und dann niit einera scharfen Kasierinesser in 4 bis 
O Stiicke zerschnitten. Es war auf diese Weise moglich, bei deni Schnei- 
den init dem Mikrotom stets ungefahr qiier zur Hauptachse des Tieres 
verlaufende Schnitte zu erhalten. Diese Sclmitte wurden riiit Hama- 
toxylin nach Delafield und Eosin gefiirbt und in Kanadabalsam ein- 
gebettet. Bei den landbewohnenden Neritmlry as- Arten und zum Ver- 
aleich auch bei einigeh nahe verwandten wasserbewohnenden Formen 
mirden insonderheit die Kienien und das Dach der Kiemenhohle 
mikroskopisch untersucht. 

Im systematischen Teil werden zuniichst nur diejenigen Arten 
behandelt, bei denen unsere derzeitigen Kenntnisse m bezug auf Varia- 
bilitat, Rassenkreis-Zugehorigkeit, Anatomic. Synonymic oder Ver- 
breitung erweitert werden konnten. AnschlieBend folgt dann em Ver- 
zeichnis aller im papuasisch-melanesischen Gebiet vorkommenden 
SiiBwassermollusken einschlieBlich dcr zweifelhaften Arten. 

Zur Raumerspaniis wurden fiir die Namen der Sammler folgendc 
Abkurzungeneingefuhrt: (Sch) - Pater Joseph Schneider; (P) = Dr. 
E. Paravicini; (B) = Dr. A. Buhler; (M) = Dr. E. Mayr; (St) - G. 
Stein- (K) = Dr. Keysser; (v.Kl) — Pater van Klaarwater; 
(Pe) - Pater Peeked; (N) - Pater Neuhaus; (POM) == Pater 
O. Meyer; (MB) = Museum Berlin; (MH) = Museum Hamburg, 
(MF) — Senckenberg-Museum, Frankfurt a. M. Von dem Material 



40 


Erich Briech 


wurde nur dasjenige aufgefiihrt, welches bisher noch nicht in der Li- 
teratur erwahnt worden war. Auch wurde auf die Angabe der Literatur- 
Fundorte verzichtet. — Hinsichtlich der Methodik der tiergeographischen 
Untersuchungen sei auf meine Ausfiihrungen zu Beginn des entspre- 
chenden Kapitels verwiesen. — 

Herrn Dr. B. Rensch spreche ich auch an dieser Stelle fiir die An- 
regung zu der vorliegenden Arbeit und fiir das rege Interesse, welches er 
stets meinen Untersuchungen entgegengebracht hat, sowie fiir manche 
wertvollen Ratschlage meinen herzlichsten Dank aus. Herrn Professor 
Dr. C. Zimmer danke ich fiir die tJberlassung eines Arbeitsplatzes im 
Zoologischen Museum der Universitat Berlin. Fiir die freundliche 
Zusendung von Material bin ich ganz besonders verpflichtet Herrn Pater 
Joseph Schneider, Neupommern, und den Herren Dr.G.BoLLiNGER. Dr. 
E. Paravicini und Dr. A. Buhler in Basel, Frl. Dr. T. van Benthem- 
JuTTiNG in Amsterdam, Herrn Professor Dr. E. Degner in Hamburg. 
Herrn Dr. F. Haas in Frankfurt a. Main und Herrn Dr. Bogen in 
Magdeburg. Fiir stete Hilfsbereitschaft danke ich ferner Herrn cand. 
rer. nat. H. Knipper. 

III. Systematische Untersuchungen. 

Wie erwahnt, werden in diesem Abschnitt nur diejenigen Arten 
behandelt, bei denen unsere Kenntnisse in irgendeiner Hinsicht erwei- 
tert werden konnten. Besonders viel Neues ergab sich bei den Proso- 
branchiern und der Muschelfamilie der Corbiculiden. Aber auch die 
iibrigen, nur in dem angeschlossenen Verzeichnis aller bisher bekannten 
melanesisch-papuasischen Sufiwassermollusken aufgefiihrten Formen 
wurden .systematisch durchgearbeitet (wofiir mir freundlicherweise 
Frl. Dr. van Benthem-Jutting die Typen der Bithynia beauforti 
und der Melania lorentzi, Herr Prof. Dr. Degner die Typen der 
LESCHKEschen Arten und Herr Dr. Haas eine Anzahl von Unioniden- 
typen zur Verfiigung stellten). Die bei diesen Untersuchungen ge- 
fundenen Tatsachen, die wahrscheinlichen Verwandtschaftsverhaltnisse 
und dgl. sind in der Ubersichtsliste hinter den betreffenden Arten in 
eckigen Klammern angefiihrt. Auch finden sich in dieser Liste einige 
Neunachweise. — Bei der Systematik der Gattungen Physastra, Ameria 
und Isidora konnte ich die Untersuchungen von T. van Benthem- 
Jutting [11], bei Viviparus die von Prashad [54] und fiir die Unioniden 
die von Haas [26 u. 27] zugrunde legen. 


Sufiwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 41 

A. Gastropoda Prosobranchia. 

Familie Melaniidae. 

Hinsichtlich der Gattungseinteilurig der papuasisch-melanesischen 
Melaniiden herrschte bisher vdllige Unklarheit. Nur die Selbstandigkeit 
des Genus Faunus war schon endgiiltig erwiesen (sielie unten), dagegen 
bestanden bezuglich der Einteilung der iibrigen For men bei den ein- 
zelnen Autoren grundsatzlich verschiedene Ansichten. Lamarck 
stellte 1799 fiir die Art amarula die Gattung Melania auf, zu der damals 
jedoch auch noch die heute als selbstiindig anerkannten Genera 
Brotia, Sulcospira usw. (die abcr nicht der papuasisch-melanesischen 
Fauna angehbren) gerechnet wurden. Die papuasisch-melanesischen 
Arten dieser Gattung wurden von Aj)ams 1 854 auf 9 Untergattungen 
und von P. Fischer 1885 auf 9 Sectionen verteilt. In der neueren 
Zeit sind dann einige Autoren sogar dazu iibergegangen, das Genus 
Melania in eine Reihe von Gattungen aufzuteilen; so werdcn von 
Haas Plotia, Tarebia, Melanoides^) und Balanocoehlis und Steno- 
melania^) und von C. R. Boettger [13] Tarebia, Plotia und Steno- 
melania als eigene Gattungen betrachtet. Eine ganze Anzahl Autoren 
hat aber die einheitliche Gattung Melanin beibehalten ; so fiihrt 
Prashad^) Plotia und Stenomekinia als Subgenera seines Genus Me- 
lanoides Oliv. 1807 (das aber rnit Melania synonym ist) auf. Germain 
[22] und Sarasin [05] verzichten auf eine IJnterteilung von Melania. 
Brot [17] unterscheidet 9 sogenannte ,.Gruppen“, und Thiele [76] 
teilt die Gattung in 9 Sectionen unter. Alle diese erwahnten Ein- 
teilungen wurden allein auf Grund von Schalenmerkmalen vorge- 
nominen; Deckel. Radula und vor allem die Anatomic blieben hiorbei 
unberiicksichtigt. 

llberhaupt war bisher auBer einigcn vereinzelten und sehr kurzen 
Angaben von Raymond [55], Moore [49], Perrier [51] und Thiele 
[76] die Anatomic der Melaniiden, besonders der Gattung Melania, 
noch vollig unbekannt. Ich untersuchte deshalb durch Sektion und 
z. T. an Serienschnitten folgende Arten; Melania {Melania s. s. — Thiara 
Roding 1798 und Brot 1874) amarula und setosa, M. {Tarebia Adams 
1854) granifera, M. (Plotia Roding 1798) scnbra, M. (Melanoides 

0 Haas, F., Ann. Mag. Nat. Hist. Ltmdon 10, Ser. 8 (1912) 412-420. 

2) Haas, F., Sunda-Expedition des Ver. f. Geographic u. Statistik, Frankfurt 
a. M. 2 (1912) 308-315. 

^) Peashad, B., Records Indian. Mus. 22, Pt. IV, Nr. 25 (1921). 



42 


Erich Riech 


Oliv. 1804 — Striatella Brot 1871) tuberculata und M. {Stenomelania 
Fisch. 1886) punctata und plicaria (iiber Methodik siehe Kapitel 2). 

Bei Melania scabra ergaben sich folgende anatomische Befunde 
(vgl. Abb. 1 u. 2). Der Mantelrand ist gefranst. Die Augen sind nur 
ein kleines Stiick von der Fiihlerbasis entfemt. Die Kieme ist kamm- 



Al)b. 1. Anatomic einer mflnnlichen Melania 
scabra (schematisch). 

Zeichcnerklftrung : g — Gonadc, mdr == Mittel- 
darmdriise, sj) — Speicheldrtisen, oe <== Oeso- 
phagus, m == Magen, st = Kristallstiel, i = In- 
testinum, r =- Rectum, a = Analoffnung, 
nv vorderer Nlerenlappen, nh = hinterer 
Niercnlappen, /m’ = Herzvorkammer, hk = Ven- 
trikel, k = Kieme, Vd Vas deferens, 
p = Genitalporus. 



Abb. 2. Anatomic einer weiblicluin 
M elania scahrc ( schematisch ) . 
Zelchenerkiarung : od Ovidukt, 
b = Brutraum, p = Mtindung 
des Ovidukts und Porus des Bnit- 
raums; sonst gleiche Bezeichnungen 
wie beim Miinncheu. 


formig und wohl entwickelt, mit starker Kiemenvene. Das Herz ist 
wie bei alien Monotocardiern nicht vom Rectum durchbohrt; es liegt 
im Pericard eingeschlossen und besteht aus einem Atrium und einem 
Ventrikel. Ein Gonopericardialgang feblt (siehe auch Angabe iiber 
das Fehlen dieses Gangs bei den hoheren Monotocardiern bei Linke 
[42, S. 45-47]). Die Niere besteht aus einem relativ groBen Hinterlappen 
und einem etwas kleineren Vorderlappen. Die Unterseite des Vorder- 
lappens ist feingekomelt, z. T. fast voUig glatt, aber mit Andeutung 
einer Lamellenstruktur. Beide Lappen sind ziemlich kompakt und 
massiv; die Hohle, die Urinkammer, ist durch die zahlreichen Trabekel 
stark eingeengt. 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesieiis. 


43 


Die Schn^uze ist kurz und breit; Kieferplatten sind vorhanden. 
Der lange diinne Oesophagus, dem von der Hohe der Fiihlerbasis etwa 
bis hinter den Mantelrand die relativ wenigen kurzen, tubulosen 
Schlauche der Speicheldriisen eng anliegen, fiihrt in einen langlichen, 
durch eine schwache Einsclmurung zweigeteilten Magen, an dem sich 
ein relativ langer, keulenformiger Korper, der sogenannte ,,Kristall- 
stieF', befindetj der in den hinteren Nierenlappen teilweise hineinragt. 
Der Kristallstiel ist von knorpliger Konsistenz und aus einzelnen dlin- 
nen Schichten, die wie Tiiten ineinanderstecken, aufgebaut. Die 
Mitteldarmdruse nimmt das oberste Ende des Eingeweidesacks, etwa 


A 1)1). Querschnitt durcb den obersten 

I'mgani? von Melania ftrahra. 

Verg. 24 x . Sehematisiert. 

Der tlbcrsiehtlichkeit halber ist das 
(lewol)c der MitteldarmdriiBe nieht ein- 
gezeichnet, da auch die einzelnen Zellen 
(lurch die Mazcration bei dem Alkohol- 
material ihre eigentliche Gestalt und 
Struktur verloren haben. 

Zeichcnerkiarung : a =- Gonade 
(Ovar), 7ndr =-= Mitteldarmdnise, 
b - Bindegcwebe, p - Parasiten 
(Sporozoen). 

manchmal auch fast 2 Unigiinge ein; vsie ist von der Gonade 
durchsetzt (vgl. Abb. 3). An den Magen schlieBt sich ein enges In- 
testinum und daran das ampullenartig erweiterte Rectum an. 

Wie auf der nebenstehenden Abb. 4 eines Kopfquerschnitts von 
M. scabra (etwa 1 mm hinter der Fiihlerbasis) zu erkennen ist, stoBen 
die beiden Cerebralganglien ohne eigentliche Kommissur dicht an- 
einander. Auch die miter ihnen liegenden Pedalganglien, mit denen 
nach den Untersuchungen von Bouvier^) die Pleuralganglien und das 
Subintestinalganglion verwachsen sind, besitzen nur eine ganz kurzc 
Kommissur. 

Die Gonade liegt zerstreut im Gewebe der Mitteldarmdruse ein- 
gebettet. Das Bindegewebe ist nur schwach entwickelt und bildet 
die AiiBenhiille und eine schwache Stiitze auf der Innenseite des XJm- 
gangs (siehe Abb. 3). Uber periodische Entwicklung der Gonade und 
von einem Sexualzyklus, wie er z. B. bei Littorina- Avien [42] besteht, 
ist bisher nichts bekannt. Das sehr starke Zuriicktreten der Gonade 
bei der Schnittserie einer weiblichen M, tuberculata glaube ich durch 
ihre voriibergehende Erschopfung erklaren zu konnen, da sich bei diesem 
Tier eine groBe Anzahl von Embry onen im Brutraum befand. Anderer- 

1) Botjvier, E. L., Ann. Sci. Nat. Zool. Paris 3, 7. s6r. (1887) 1-510. 




44 


Erich Riech 


seits waren bei der weiblichen M, granifera mit der starker entwickelten 
Gonade nur einige noch sehr wenig entwickelte Embryonen vorhanden. 

Auffallig waren schwarze komformige Gebilde, die sich im Gewebe 
der Mitteldarmdriise und der Gonade bei einem Mannchen von M. 


Nervenzellen Nen/enfasern 


SpeicheidriisenA 
fubu/i “ ~ 


Langs 

muskulafur 


Oesophagus 


Quer-^ 

muskulafur 



, ^fyseriges 
dindegewebe 


Cerebrah 

ganglion 


'Speicheldrusen-' 

fubuH 

Cerebropedah 

konnekfiv. 


. .. Quer-- 
muskulafur 


-- Langs- 
muskufafur 

^ Pedal - 
ganglion 


Abb. 4. Teil eines Querschnittes (lurch den Kopf von Melania scabra, etwa llmmihinter 

der Ftihlerbasis. Vergr, 100 x . * 

Pedalganglien.' In der MItte dor Oesophagus, um- 
sreben Ton o Tub^i der bpelcheldrttsen. Das Cerebropedal-Konnoktiv rechts volllg. Jinks 
teilwolse getroffen. Femer Langs- und Quermuskulatur orkennbar. 


scabra und einem Weibchen von M. granifera fanden (vgl. Abb. 3). 
Sie liegen unregelmafiig im Gewebe zerstreut, sind jedoch nur auf 
die Gonade und die Mitteldarmdruse beschrankt. Ein weibliches Tier 
von M. taberculata fand ich frei von diesen schwarzen Kornern. Es 
handelt sich bei diesen Gebilden um Parasiten, wahrscheinlich um 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


45 


Sporocysten von Gregariniden, wie sie schon aus dem Hoden von 
Cerithium vulgatum bekannt geworden sind. 

Der Gonodukt liegt stets dicht am Rectum. Das Vas deferens ist 
kenntlich an dem relativ weiten Lumen; in seinem mittleren Teil 
ist es ampullenartig erweitert. Der Ovidukt ist im oberen Abschnitt 
ebenfalls ziemlich dick, verengt sich aber dann bis zu dem kurz vor 
dem Mantelrand liegenden Genitalporus sehr stark. Dicht neben 
diesem liegt am Nacken ein kleines Stuck liinter der Fiihlerbasis ein 
weiterer Porus, der durch einen driisigen Gang in den im Nacken 



Abb. /). Querschnitt durch ]\Ielania scabra, auf der Hdhe dos Genitalporus. Vergr. 20 > . 
Zeichenerkiarung: ; g Genitalponis, vih = Mantelbohlc, br ^ Kioinen, oe = Ooso- 
phagrus, s ^ Spcicheldriisen, u ^ Brutraum nriit den Lamellen Z, dr Driisen an der 

Ausmiindung dcs Brutraums. 

median liegenden Brutraum fiihrt (vgl. Abb. 5 u. 2). Dicser reicht bei 
trachtigen Weibchen nach vorn bis zu der Hohe der Radula, nach 
hinten bis zur Hbhe des Herzens und enthiilt manchmal 75-1 10 Embryo- 
nalschalen. Letztere liegen darin keineswegs nach der GroBe geordnet; 
man kann nur sagen, dafi im allgemeinen die groBten dem Porus am 
nachsten liegen. Der Brutraum besitzt auBer dicser Offnung keine 
weitere Miindung nach auBen; Eier und Sperma gelangen nach Moork 
[49] durch den gleichen Porus in den Brutraum hinein. Er ist durcli 
zahlreiche Lamellen in einzelnc Kammern geteilt. Moore land cine 
entsprechende Brutraumbildung bei Brotia episcopalis, und ich konnte 
sie nun auch fiir M. scabra, granifera, tvberculata und punctata nach- 
weisen; es besteht also in dieser Hinsicht kein Unterschied zwischen den 
sogenannten Palaeo- und Neomelanien (der SARASiNschen Glicdcrung). 

Bei der anatomischen Untersuchung der oben erwahnten 7 Arten, 
die Vertreter der einzelnen Sectionen darstellen, ergab sich, daB alle 
die gleichen anatomischen Verhaltnisse zeigtom. 


46 


Erich Biech 


Auch der Deckel weist innerhalb der gesamten Gattung Melania 
keinerlei wesentliche Verschiedenheiten auf. — An der Radula variiert 
im allgemeinen nur der Mittelzahn innerhalb gewisser Grenzen. Bei 
M. balonnensis und M. riquetii ist die Hauptzacke stark verlangert 
und schwach dreilappig; die Gesamtzahl der Zacken am Mittelzahn 
betragt 7. Bei M. rudis finden sich 12-14 Zacken; die Mittelzacke 
ist stark verlangert (siehe Abb. 6). Bei M. arihurii sind 11-13 Zacken 
vorhanden, die Hauptzacke ist kurz und breit (siehe Abb. 7). Bei 
M. scabra finden sich 9 Zacken, die Hauptzacke ist den ubrigen gleich. 
M. inerrnis besitzt eine breite Hauptzacke mit 4 kleinen Seitenzacken; 
jedoch ist die relative Breite der Mittelzacke recht variabel. Anderer- 
seits finden sich auch M. punctata- und M. tuber culata-^tncke, deren 
Radula der von M. inerrnis vollig gleich ist. Bei M. plicaria, punctata,, 


Abb. 0. Mlttelplatte der Kadtila Abb. 7. Mittelplatte der Kadula 

von Melania rudis Lea. von Melania arthurii Brot. 




newcombi, armrula,, lateritia und granifera ist der Bau der Radula vollig 
ubereinstimmend. Die Zahl der Zacken schwankt von 5-12, meist 
von 7-9. Die Hauptzacke ist nur schwach oder gar nicht verlangert; 
ihre Breite ist schwankend (z. B. bei M. punctata, siehe oben). — Ein 
schones Beispiel fur die Variabilitat der Radula liefert M. tubercuhita. 
Ich fand in einigen Fallen 5, in anderen 9 und manchmal sogar 11 bis 
12 Zacken am Mittelzahn; auch Schepman^) und Sarasin [65] weisen 
schon auf diese grofie individuelle Variabilitat hin; selbst an der glei- 
chen Radula treten an hintereinander liegenden Mittelzahnen Ver- 
schiedenheiten bezuglich der Zackenzahl auf. Angesichts der relativ 
groben Variabilitat ist die Radula fiir eine Gattungseinteilung nicht 
zu verwenden. 

Wie oben erwahnt, ist die Aufteilung der Gattung Melania einzig 
und allein auf Schalenmerkmale gegriindet worden. Es wurde dabei 
vor allem groBer Wert auf Stachelbildung, Querrippen, Spiralreifung 
und die gesamte Schalenform gelegt. Jedoch variieren alle diese Merk- 
male in hohem Grade, manchmal sogar innerhalb einer Art. Es sei 
hier nur hingewiesen auf das Vorkommen bestachelter imd stachel- 
loser Stiicke bei M. scabra, M. rudis und M. costata, auf das Auftreten 
gerippter und ungerippter Schalen bei M. granifera, auf die Skulptur- 


1) ScHEBPMAN, M. M., Midden-Sumatra. Bd, IV, .3, Mollusca. Ijeiden 1880, 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


47 


variabilitat bei M. flicaria, auf die Skulpturunterschiede zwiscben 
jugendlichen und erwachsenen Stiicken u. dergl. Gterade diese Schalen- 
raerkmale sind also nur fiir die Art- und Rassenabgrenzung, aber nicht 
fiir eine G-attungseinteilung brauchbar. 

Zusanimenfassend ist also zn sagen: Eine Aufteilung des Genus 
Melania in eine Anzahl selbstandiger Gattungen bzw. eine Unter- 
teilung in Untergattungen oder Sectionen ist sowohl morphologisch 
als auch anatomisch unberechtigt. Brot [17] hatte also recht, wenn 
er schon 1874 schrieb, daU ,,es sich bei der Untergliederung der Gattung 
Melania um eine rein kiinstliche Einteilung handele, und dalJ die auf- 
gestellten Gruppen nicht als Untergattungen betrachtet werden durfeii“. 



Abb. 8. Vorderer Niereiilappcn von Faunus ater (links) nnd Melania punctota (rcclits). 

Untcrscite. Vergr. 12 x . 


Melania stellt eine relativ einheitliche Gattung dar, deren bisher un- 
gewohnlich groBe Artenzahl durch kritische Priifung der Variabilitat 
zudem erheblich reduziert werden konnte (ich niuBte 114 ,,Arten“ 
in die Synonymik verweisen!). 

Die Gattung Faunus unterscheidet sich von Melania grundlegend 
durch die ziemlich lange Cerebralkommissur und die Oviparie, welche 
beiden Merkmale sie mit Melanopsis gemeinsam hat. Gegeniiber 
Brotia und Sulcospira ist sie durch den paucispiralen Deckel abgegrenzt. 
Die Radula besitzt bei Faunus am Mittelzahn eine, wenn auch schwach 
ausgebildete Glabella, d. h. einen verdickten Mittelteil der Basalplatte, 
eine kurze imd sehr breite Hauptzacke und verschwindend kleine 
Lateralzacken ; die Zwischenzahne tragen 6, die AuBenzahne 5-7 
Zacken. Thiele [76 u. 77] gibt fiir Faunus und Melanopsis einen glatten 


48 


Erich Kiech 


Mantelrand an; ich fand ihn jedoch schwach gefranst. Vollig glatt 
ist er bei den Gattungen Brotia und Suhospira, Bei meinen anatomi- 
schen Untersuchungen ergab sich ferner ein Unterschied izwischen 
Melania und Faunus in der Struktur des vorderen Nierenlappens, 
insofern, als dieser an der Unterseite bei Faunus deutliche Lamellen 
besitet, wahrend er bei Melania glatt (mit ganz schwacher Andeutung 
von Lamellenstruktur) ist (siehe Abb. 8). 

Melania setasa Swainson. 

Melania setosa Swainaon, Quart. J. Sei. Nr. 33 (1824) 13. {Terra typim: Kehi 
Fundort genannt, wahrscheinlich Philippinen.) 

Material: Neuguinea: Constantinhafen 3 ad., 1 iuv. (MF); Finschhafen 
2 ad. (MF). — Neupoinmern: Weite Biicht, Inglika-Bach, lad. Schale u. 4 ad. 
Alkoholrnateria] ( 8ch . ) . 

Charakteristika : Stacheln mit knotigem Basalteil; ihr distaler 
Teil in peripherer Richtung flach gedriickt, so daB die Kanten radiar 
gerichtet sind ; an den flaclien Seiten der Stacheln je cine Langsrinne. 

Von Melania amarula Brug. imterschieden durch die starken Spiral- 
reifen und die zumindest im oberen Teil jedes Umgangs vorhandenen, 
senkrecht dazu verlaufenden Rippen. — Melania setigera Brot von den 
Philippinen ist von M, setosa gut abzutreimen dadurch, daB die Spiral- 
reifen oberhalb der Kante, auf der die Bornen sitzen, und imterhalb 
derselben bei der erstgenannten Art gleich stark sind. Stacheln fast 
vollig des knotigen Basalteils entbehrend. Schale gedrungener als bei 
M. setosa. Naht holier iiber der dornentragenden Kante liegend als 
bei M. setosa \ Kante gerundeter. 

Verbreitung: Sumatra, Bali, Sumba, Flores. Celebes, Philip- 
pinen, Molukken. Neuguinea, Neupommern. 


Melania amarula Brug. 

Bulhnus arriarula Brugui^re, EncycL Meth. 1701, t. 458, f. (> (Terra typiea: 
Insel Bourbon :: Reunion, Maskarenen). — Helix rnitra Meusehen, Mus. Gronov. 
p. 128, Nr. 13()3. — Melania Moreleti Desh. (nec Reeve) Traite El^m. Conch., 
t. 74, fig. 13. — M. thiarella Lam., Animaux s. vert. (1838), Melania Nr. 11, p. 432. 
— M. diadema Lea, Proc. Zool. Soc. Lond. 1850, 194. — M. Cyhele Gould, Proe. 
Boat. Soc. Nat. Hist. 1847, II, 222. — M. villosa Philippi, Zeitschr. Malak. 1848, 
154. — M.speciosa A. Adams, Proc. Zool. Soc. Lond. 1853, 99. — M.coacta 
Morch, J. de Conchyl. 1872, 320. — M, holoserica Loschke, Jb. wise. Anst. Hamburg 
Beih. 2 (1911) 128. — (Neupommern, H. REin-Bucht.) 

Material : Neu|X)mmern: Ulamona an der Nordkiiste, 67 ad. (Sch); B^< 
an dor Weiten Bucht, 24 ad., 4 iuv. Schalen u. 1 ad. in Alkohol (Sch). 



SuBwassermolliisken Papuasiens und Melanesiens. 


49 


Bisher zur Artunterscheidung Farbe und Form der Miindung, 
Stellung und Zahl der Dornen, relative Hohe, Skulptur auf den Um- 
gangen u. a. benutzt; aber alle diese Merkmale individuell so stark 
variierend, dab die Grenzen zwischen eincr groBen Zald bislier beschrie- 
l)ener Arten fallen. Geographisehe Variabilitat niclit festzustellen. 
Melania thiarella niir eine extrem hohe individuelle Variante von 
M. amarular, zahlreiehe Ubergange zu der normalen Form; hohe 
schlaiike Stiicke von ganz zerstrcut liegenden Fundorten von Ostafrika 
bis Melanesien bekannt. Skulpturunterschiede und Differeiizen in 
Form' und Richtung der Staeheln oft nur auf dem verschiedenen Er- 
haltungszustand der Schalen beruhend. 

Korrelation zwischen Ijange und Zahl der Staeheln: es sei hier 
z. B. die Zahl der Dornen auf dem letzten Umgang bei 4 verschiedenen 
Schalen verglichen. 

Zahl dor Staeheln ... 10 0 " 

Lange der Staeheln . . 2,0 8,0 8,5 4,0 iiiru 

liei den als M, speciosa und M. holoHenca bezeiclmeten Stiicken 
handelt es sich nur urn junge M. anianda. Das von manchen Autoren 
wie Leschkk, Adams und Philipim diliereiitialdiagnostisch verwertete 
iVorhandensein von Spiralreifen mit feinen Han^hen ist nur ein Zeichen 
fiir das Jugendstadium der Stiicke.- M.ahuirula von M. setosa unter- 
schiedeii durcli das Fehlen der liir diese Art so charakteristischen, langen, 
hornigen, borstenahnliclu'n Staeheln und der Spiralrippen. 

V e r b r e i t u n g : Madagaska r, Kiistengebiet und 1 nseln Ostafrikas, 
Vorderindien, Malayisclier Archipel, Philippinen, Molukken, Neu- 
guinea, Neupomniern (Neunachweis), Neumecklenburg, Saloinonen, 
Neukaledonien, Fidschi-lnseln, Samoa, Australien. 

Melania seahra Muell. 

Jiurciiiuiti sr((hruni (). F. Miu'ller, Venn. I err. et tluv. Snee. Hist. « (J / el) 
18(;. {Term typic-a: TraiKpiebar, Cbroniandelkiiste, V'orderindicai.) — Melania 
elegans Benson, 8. Asiat. Soe. Bengal. 5 (1880) 782. - 31. pagoda L(ai., Pme. 

Zool. Soe. London 1850, 107. -- 71/. datura Dohrn, Proe. Zool. Soe. T.ondon 1858, 

1B5. M. cochlea L('a, Proe. Zool. Soe. London 1850, 100. — M. gramim v. d. 

Buseh, in Pitilifi’T, vVbb. nener Coneh. 1842, 71/e/, p. 4. - M. calcilrapa Lrot, 

Materianx HI, p. 40. — M. furpimmi (loiild, Proe. Bost. Soe. Nat. Hist. 2 (1847) 
225. - - 31. pugilw Hinds, Ann. Mag. Nat. Hist. 14, 10 and Sulphur 1844, 58. — 
M. Lesson, Cocpiille 11, p. 858. — Weit(‘r(‘ Synonyinik hei B. Rensc'U, 

Arch. Hydrobiologie Suppl. HI (1084) 284. 

Material: Neuguinea: Raniufluli, 7 ad., 1 iuv. (MB), Baehbett sudl. (ler- 
maniahuk, 8 ad., 1 iuv. (MB), Kabenaufl., 1 ad (MB). - Neupomniern : Nawiu, 
2 ad. (MB); Biiche an der Weiten Bueht, 100 ad., 11 iuv. (Sen); Sumpf bei 

4 

Archiv f. Natur^rescliiclitc, N. F. lUI. (5, Hefl 1. 



50 


Erich Ricch 


Pigua, Sad. (Sch); Matong, Wasserfailbucht, 1 ad. in Alkohol (Sen); Ulaniona, 
8 ad., 2 iuv. (Sen); Rand des Rakatau-Sees, Willaumcz-H.-I. Nakanai, lad, 
(Sch). — Neuinecklenburg : Medina load. Scbalon und 88 ad. Alkoholmaterial 
(B); Majom, 1 ad. (B). — Salomonen: Malaita, Buma, 1 ad. (P); Makira, 1 ad.. 
1 iuv. (P); Guadalcanar, 10 ad., 2 iuv. (P). 

Wegen der groBen Variabilitiit dieser Art sind die von den friiheren 
Autoren benut;iten Unterscheidungsmerkmale hinfallig; es gibt neben- 
einander nvit alien erdenklichen Ubergangen langstachlige gedningene 
Fornien und spit^ere, schlankere, mit kurzen, aber zalilreichen Stacbeln, 
die z. T. sogar zii Rippen rediiziert sind. 

Wie R. Rensch [59] ausfiihrt, kann man eine ganz Anzahl Kor- 
relationen feststellen; so best(‘ht eine solche zwisclien Zabl und 8tarke 
der Spiralreifen und eine solche zwischen Zahl und Liinge der Stacheln. 
Auch Sclialenform und Stachellange sind korrelativ verbunden, in- 
sofern, als die langstacldigen Schalen stets gedrungen, die kurzstacli- 
ligen dagegen liochgebaut sind. Rensch weist ferner auf eine gevvisse 
geograpliische Variabilitiit bin. Stiicke von AVest- und Mittel- Java 
durcliscdinittlich mit 12-14 stark markierten Spiralreifen auf dem 
letzten Umgang, unterhalb des Stachelkranzes, dagegen in deni welter 
ostlicli gelegenen Gebiet — Ostjava bis Neuguinea — diese Reifen 
weit zalilreicber, durclisclmittlicb 22-29, aber weniger bervortretend. 
Ich babe daraufliin das mir zur Verfugung stehende papuasiseb- 
melanesisclie Material durebuntersuebt und kann diese Tatsacbe auch 
flir Melanesien bestatigen, ja es zeigte si(‘b sogar. daB je weiter man 
ostwiirts kommt, urn so zablreicber di(' Spiralreifen werden. 


(Ic bi(‘t 

Uutersuchtc 

Stiickzahl 

1 

1 Zalil der Spiralreifen 

1 unterhalb d. Staelieln 

Durehsehnitt 

Sumatra 

10 

7-20 

12,0 

Ostjava bis lMiilif)|)incu . . . 

127 

]3-a(i 

25,0 

Neuguin(‘a 

24 

20-40 

20,4 

Neupommern 

101 

12-40 

2(),0 

Neume'ckl('nbur<r 

48 

1 1-33 

24,0 

Salornonen 

0 

23-48 , 

82,0 


P]s lassen sich aber auf Grund dieser Versebiedenbeit niebt geo- 
graphisebe Rasseii untersebeiden, well sich z. B. in Sumatra, Vorder- 
und Hinterindien auch zerstreut zwischen Fornien mit geringer Reifen- 
zahl solche mit groBer Reifenzahl finden. 

Die auBerordentlich starke Schalen variabilitiit liiBt sich bisher 
okologisch nicht erkliiren; es handelt sich offenbar nicht urn Reaktions- 
formen. Es mag aber an dieser Stelle erwiihnt werden, daB die aus 





SuBwasHennollusken Papuasiens iind Melaiiesieiis. 


51 


eiiiem Sumpf und die aiis Brackwasser stammendeii Exemplare selir 
langstachlig sind; iedocli ist liier nocli groBercs Material und genauere 
Biotopuntersucliung iiotwendig. 

Embry on alschalen, aus dem Brutraiim der Weibchen entnommen, 
/eigen schon 4—5 Umgiinge mit ()— 8 dicken Spiralreifen. 

Melania terpsichore Gould von Samoa nnd den Fidschi-Inseln 
und M. turritelloides Mousson von den Eidschi-Inseln haben wegen 
ihrer hoheren Gestalt und etwas abweichenden Skulptur — gekornelte, 
(]uer /u den Umgangen verlaiifende Rippen — sic her nichts mit M. 
scahva /ii tun. M, oualanensis Pease von den Ostkarolinen hat mit 
ihrer gedrungenen Gestalt eine gewisse Ahnlichkeit mit den stachel- 
loscm Varianten der Mdama scabra, 

Yerbreitung : Ostafrikanisches Kiistengebiet, Mauritius. Sey- 
chellen. Vorder- und Hinterindien, Malayischer Archipeh Philippinen, 
Palau-lnseln, Molukken, Neuguinea. Neupommern (Neunachweis), 
Neumecklenburg. Salomonen. 

Melania bellieipsa lliiuis. 

Melania hrJUroHi Hinds., Sulphur 1844 , 1. 15, fi,u. li), 15. (Terra typiea: 
Kidsehi-Inseln), - Mel. rninjiea Adams, Proe. Zool. S()(*. London 1858 , hh. 

MeJ. rudieostis Prot, (\)neli. Cab. 1874 , 280. 

Material: Xeupoinmern, Ulamona 10 ad. (Sc'ii). 

Durch folgen(h‘ Merkmale von Melania seabra unterschieden : 
b(Mleutender(* GroBe (Hohe o8 — K), Gr. Durchm. 14— IGmm); Hohe 
des letzten Vmgangs hochsteiis die Halite der Sclialenhohe, b('i M. 
seabra stets mehr als die Hiilfte (nieist zwei Drittel) der Gesamthohe 
einnehmend; Stacheln nach unten stets in Rippen fortgescTzt. Spiral- 
skulptur wie bei M. seabra. Dormui verschieden stark entwickelt; 
b(‘im eigentlichen ..}airijiea-Y\\y^ ungedornte Rippen, die nieist auf 
dem letzten Umgang sogar vollstiindig lehlen. 

Von Melania artJnirii Brot diircli gedrungenere, breitere Gestalt, 
viel stilrkere Querrippung, bedcuitend niedrigere I ingange und langere. 
schmalere Mundung unterschieden. Melania rudis Lea von gedrun- 
generer Gestalt, mit stark entvvickelten, abstelienden Rippem, aber 
keinen (Ugentlichen Stacheln und mit viel starkerer Skulptur. 

Yerbreitung : Ambon, Aru, Neiiguinea, Neupommern (Neu- 
nachweis), Neumecklenburg, Salomonen, Fidschi-inseln. 

Melania fjranifera tfrttnifera Lam. 

Melania (jranifera Lamarck, Hist. nat. anim. s. vert. ed. I, b, 2, Kr. 13 (1822). 
(Terra tvpica: Timor.) — Melama, verrucosa Hinds., Sulphur 1844 , 57; Ann. 

4* 



52 


Erich Riech 


Mag. Nat. Hist. 10 (1847) 9. — M, speciahilis Brot, Conch. Cab. 1874, 321. — 
M. damonis Brot, Materiaux 2 (1868), t. 1, fig. 9. — M. luzoniensis Lea., Proc. 
Zool. So(;. London 1850, 188. — M. crenifera Lea., 1. c. 192. — M, kampeni 
Schepman, Zool. Meded. Leiden 4 (1918) 13. — M. hrowrii Preston, Proc. Malae. 
8oc. London 7 (1907) 266. — M. lirata Benson, J. Asiat. Soe. Bengal. 5 (1836) 
782. — M. lirata var. laeim Bavay, Nova Guinea 5 (1908) 275. — M. scopulu^s 
7narianaruni Mllfd., Manuskr. — M, monilifera v. d. Busch, Malak. Blatter 1858, 
34. — M, lange^rmki Leschke, Jb. wiss. Anst. Hamburg Beih. 2 (1911) 129. — M. 
cingulifera Sykes, Proc. Malac. Soc. London 0 (1911) 14. - M.granifera var. 

j)ap%ui7ia Sons, Ann. Hist. Nat. Mus. Hung. 0 (1911) 350. 

Material: Neiipommern : Bache an d€*r Weiten Bucht, 41 ad., 12 iuv. (Sen); 
Matong, Wasserfallbucht, 8 ad. in Alkohol. (Sen). — Neurnecklenburg, Majoni. 
10 ad. in Alkohol. (B). — Admiralitatsinseln, Manus, 1 ad. (B). -- Salomonen: 
Bougainville, 6 ad., 1 iuv. (MB); Makira, Kira-Kira, 202 ad., 4 iuv. (P); Malaita, 
Buma, 25 ad. (P); Guadalcanar, 41 ad., 2 iuv. (P). 

Die groBe Variabilitiit in der Schalenform und der Zalil der Spiral- 
reifen ist aiis der folgeiidcn Tabelle ersiclitlich (vgl. aueli Abb. 9). 
Die Variationsbreite ist aber in den verscliiedenen Gebieten stets 
nngefahr gleicli, so dab es sicli niclit urn die iVusbildung geographisclier 
Rassen handelt. 



Reif(‘nzahl 

Var. br. 1). 

Rel. Breite 
(in der Hohe) 

Var. br. I). 

Unters. 

Stiickz. 

Makiiii 

11-26 

17 

: 29,1-38,1 

31,9 i 

104 

Guadalcanar 

12-19 

15 

33,6-50,0 

40,0 

32 

Malaita 

4-15 

12 

' 39,l-4fl,7 

43,9 

16 

Neupoinmern 

9-21 

13 

29,4-52,0 

35,8 i 

23 

Ambon 

12-19 

15 

; 37,4-47,5 

1 1 ,0 1 

15 

damonis 

11-15 

13 

i 43,2-44,9 

44,2 

7 

spectabilis 

11-15 

13 

1 39,7-43,7 

41,3 

4 

hrovmi 

12-14 

13 

35,9-40,0 

38,2 

7 

luzoniensis 

10-19 

14 

38,3-51,2 

46,8 i 

21 

7nauie7isis 

12-20 

16 1 

34,7-45,9 

3{i,r i 

23 


Form sehr variabel; gedrungene und spitze schlanke Stiicke neben- 
einander (siehe Abb. 9). Z. T. Umgange schwacli treppenformig ab- 
geset^it. Skiilptur aus erliabencn Spiralreifen bestehend, die meist 
durcli quer verlaufendc Rillen in einzelne Korner zerlegt sind. An der 
Basis der Umgange Reifen meist ungeteilt. Breite der Rillen verschieden. 
Bei M. luzonicMsis Spiralrillen eng, Spiralreifen sehr breit und Quer- 
rillen meist felilend. Sie stellt tJbergang zu M, granifera lineata dar. 

Farbe von gelbbraun bis schwarzbraun variierend. Bei einigen 
Schalen von Karlei nur der letzte Umgang gelbgefarbt, wahrend die oberen 



SiiBwasserinollusken Papuasions und Melanesions. 


oH 

Umgange dunke] sind. Ein Stiick von Guadalcanar mit 3-8 diinnen, 
schwarzen Spirallinien aiif gelblichem Grunde; Zeichniingstyp der 
M, granifera lineata. Selir haiifig nnterer Teil jedes Uingangs dunkler 
als die oberste schmale Zone, die leuchtend gelb ist. 

M, mauiensis Lea^), von Hawaii als geographisclie Basse zum 
Bassenkreis M . granifera hiim, geliorig. Von der Nominatrasse nnter- 
scbieden durch spitzere, schlankere Gestalt, scliwach treppenfcirmig 
abgesetzte Umgange, stiirkere Bkulptur und diiimere Bpiralreifen. 
Auf den Salomonen imd aucli aiif Nenpommern (Abb. linkes Stuck) 
Ubergangsstucke anftretend. — 

Mel, lateritia Lea 2), von den 
Bhilippinen, Celebes und Mo- 
lukken alinlicli inanchen stark 
s ku Ipturi erten . , granifera ' ' - 
Exemplarcm. Da sie aber neb(‘n- 
(‘inander mit der zwisclien 
M. granifera und lineata ste- 
henden . .//wsom’cu/ ' vorkommt. 

oline daB XJbergange existie- Al)b. O. VariahiUtat von Melania {jranifera. 

• . . 1 11 ... aranijera Lam. Sciii' von Nonpoininorii. 

ren, so ist sie als s(‘lbstan- Xai. gi()Bo. 

(lige Art zu betracliten. 

Yerbreitung: Bali (lineata granifera), Kl. Sunda-Inseln, Ce- 
l(‘bes, Philippinen {lineata 5: granifera), Molukken, Am, Neuguinea, 
Neupommern (Neunacliweis), Neumeeklenburg (Neunachweis), Ad- 
niiralitatsinseln (Neunacliweis), Salomonen, Neue Hebriden, Marianen, 
Valiiti. — Die Basse M , granifera lineata, Gray lebt in Voider- und 
Hinterindien, Sumatra, Java, Borneo und Bali. Mel. gram if era mamensin 
Ijea auf Hawaii. 

Melania rnxlis Lea. 

Mdmtia rudls J^i‘a Proc. Zool. Soe. Loud. 1850, 18(; (Terra typioa: Ambon). - 
M.asj)era Lesson, Coquille 11, p. 857. — M.hroti Reeve, Conch. Icon. 18()0, 
fig. 172. 

Material: Neupommern, Karlei und Malkong-Bach, 9 ad., 8 iuv. (Sen). 

Von Melania granifera deutlich unterschieden durch feine, zarte, 
zwischen den 9-11 kraftigen Spiralreifen vorhandene Spiralstreifung. 
Querrippen starker hervortretend als bei M. gram f era, oft die Skulptur 
beherrschend, mit sehr grober Kornelung. 

’) Lea, d., Proc. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1850. 

Lea, J., Proc. Zool. Soc. London 1850, 19(). 




64 


Erich Biech 


4 Stucke von Karlei mit stachelartig hervorragenden Rippen im 
oberen Teil der letziten Umgange. Bisher wurden solche Schalen als 
besondere Art, Melania hroti Reeve betrachtet; aber durcb tJbergange 
mit M. rvdis verbunden. Diese individuellen Varianten im ganzen Ver- 
breitungsgebiet auftretend. Bedornte Stucke haben gewisse Ahnlich- 
keit mit M. bellicosa Hinds, sind aber starker skulpturiert als letzt- 
genannte Art; Miindung enger nacb links ergossen. 

M. winteri v. d. Busch von Java und Philippinen durch erheblich 
groJBeren letzten Umgang, gedrungenere Gestalt und z:artere, regel- 
maUigere Schalenskulptur und das Fehlen eigentlicher Querrippen 
von M, rudis zu trennen. — Melania fastigiella Smith von den Salo- 
monen gehort nicht zu M. mdis, da bei ihr die Stacheln nicht an der 
Basis der Umgange liegen; sie ist mit M. costata synonym. — Nach 
Lessons Beschreibung ist M, asfera mit M, rudis identisch ; erstere 
hat die Prioritat, ist aber zu unzureichend, weshalb ich den Namen 
M, rudis fiir diese Art beibehalte. 

Verbreitung: Vorder- und Hinterindien, Sumatra, Java. Bali. 
Molukken, Neuguinea (Neunachweis), Neupommern (Neunachweis). 

Melania costata Quoy u. Gaimard. 

Melania costata Quoy & Gaimard, Astrolabe III (1834) 165. (Terra typica: 
Vanikoro, Santa Cruz-Inseln). — Jf. larnarei Brot, Mat6riaux III, p. 52. — 
M, aberrans Hartmann, Proc. Acad. Sci. Philad. 1888 , 252. — Jf. novaehiber- 
niae Preston, Proc. Malac. Soc. 1007 , 2G6. — M, fastigiella E. A. Smith, Proc. 
Zool. Soc. Lond. 1885 , 601. (Salomonen.) 

Material; Neupommern; Kariei, 7 ad,, 7 iuv. (Sen); Insel Lihir, 2 ad. (N). — 
Neumecklenburg, Medina, 17 iuv. (B). 

Der Typus von Af, costata ist nur eine jugendliche Schale. Die 
erwachsenen Stucke haben im oberen Teil das typische Aussehen der 
„costata'\ die letzten Umgange aber sind grober und unregelmaBiger 
spiralgestreift (vgl. Abb. 10), die quer zu den Umgangen verlaufenden 
Rippen sind verkiirzt zu stumpfen stachelartigen Knoten, die im Gegen- 
satz zu M, rudis auf dem unteren Drittel, meist sogar dicht an der 
Basis der Umgange sitzen. M. larnarei und M, fastigiella sind adulte 
cos^ata-Exemplare. In nebenstehender Abbildung ein jugendliches 
Stuck neben 4 erwachsenen. 

MaBe der adulten Schalen: Hohe etwa 40-42, Breite 12 mm, rel. 
Breite 29,3% der Hohe; Zahl der Umgange 14-16 (nicht genau fest- 
stellbar, da Spitze stets abgebrochen). 

Melania wichmanni Martens von Timor hat nur mit der Jugendform 
der M, costata eine gewisse AhnUchkeit. Von ihr unterschieden durch 



SuBwassemiollusken Papuasiens und Melanesiens. 


56 


senkrechte, gerade und scliwachere Rippen, die nie bis an die Basis des 
Umgangs reichen. Bei M. costata Rippen etwas gebogen und schrag- 
gestellt. Ahnlichkeit mit Melanatria flumima Reeve von Madagaskar 
auch nur im Jugendstadium. Erwachsene giinzlich verschieden. 

Verbreitung: Neupommern (Neunachweis), Lihir (Neunachweis), 
Neumecklenburg (Neunachweis), Saloinonen, 'Neue Hebriden, Neu- 
kaledonien (n. Haetmann), Santa-Cruz-Inseln. 



Abb. 10. Vnriabilitiit von Melania enstala Qn. u. G. I. inks jnngcs Stiick. Nat. GHiBe. 


Melania tuberculata trimcatula Lamarck. 

Melania truncalula Lam, Hist. nat. anini. s. vert. (kl. I. 1822, p. H)7. (Terra 
typica: Timor.) — M. adspe.rm Troschel, Artih. f. Naturgesch. 1837, 176. -- A/, m- 
turalis Phil.. Abb. neuer Conch, t. 4, fig. 17. — M. mmtaniemis Sehcpman, Zool. 

Meded. 4 (1918) 12. — M./timilis Schepman, Nova fluiiica 13 (1919) 176. 

M. striatissima Schepman, 1. c. — M. pyramis Benson, J. Asiat. Soc. Bengal. 
6 (1831)). — M . tuberculafn var. pyramis Bavay, Nova (luinea 6 (1908) 27(>. ~ 
M. tuhercMlata texturaia Bavay, 1. c. — M. denisoniensis Brot, Conch. Cab. 1874, 
p. 234 (Australien). — M.obscura Brot, Revue Zool. 18(10, tab. 17, fig. 9. - 
Mel. terebra Lesson, Coquille 11, p. 364. - M. crepidinatus C. R. Boettger, Abh. 
Senckenbg. Naturf. Ges. 1018, 144 (Kci-lnseln). — M.nicobaricu Tapparonc 
Canefri, Annali Mus. Cic. Genova 1883, 38. — M. dominula Tapp. Can., 1. c. p. 31. — 
M. montrouzieri, mariei, niageni, rossileri und canalis (lassies, Actes Soc. Lmn. 
Bordeaux 4. ser. 4 (1880) 86. •— M. iuvenilis Leschke, (40) p. 124. .lung. 

Material: Neuguinea; Ramu 2 iuv. (MB); Pt. Moresby 2 ad. (MB); Sattel- 
berg, 80 ad., 141 iuv. (K); Bachbett .sudl. Germaniahuk, 18 ad., 20 iuv. (MB). — 
Neupommern: Insel l^lobau bei Ulamona, G ad. (Sen), Braekwassersumpf bei 
Ulamona, 36 ad., 13 iuv. (Sen), Rand des Dakatau-Sees, Willaumez-Halbinsel, 
Nakanai, Nordkiiste, 14 ad. (Sen); Karlei, 23 ad., 4 iuv. (Sen). - Neumecklen- 
burg: Medina, 8 ad., 4 iuv. Schalen u. 2 ad. in Alkohol (B); Uqana, 1 ad. (Pe). 
Salomonen: Buka, 2 iuv. im Alkohol (MB); Guadalcanar, 4 ad., 1 iuv. (P). 



56 


Erich Riech 


Die in Melanesien und Papuasien vorkommende Mel. tuberculata 
truncatula von der Nominatrasse unterschieden durch das Fehlen der 
Stucke mit aufgesetzten Spiralreifen, die Kensch [68, S. 402] als 
Typus 1 bezeichnet, und durch das Vorherrschen der Tjrpen 2 und 3 
(2 mit eingeschnittenen Spirallinien ; 3 mit in der oberen Halfte glattem, 
letztem Umgang). Bei dem Typus 4 letzter Umgang vollig glatt, oft 
mit Schulterkante. In der folgenden Tabelle ist das Schalenmaterial 
aus dem papuasisch-melanesischen Gebiet auf diese 4 Typen hin unter- 
sucht worden. Die Werte fiir Afrika und Vorderindien und Java sind 
aus der Tabelle von Kensch ubemommen. Da aus Mikro- und Poly- 
nesien mir nur wenig Material zur Verfiigung stand, so sind die fiir diese 
Gebiete angegebenen Werte nur mit Vorbehalt zu benutzen. 


Gebiet 

Unters. 

Stiickz. 

Prozentuale Verteilung der Typen 

Typ 1 Typ 2 | Typ 3 Ty]) 4 

Afrika 

479 

97,9 

1,6 

0,6 


Vorderindien .... 

144 

98,6 

— 

1,4 

— 

Java 

171 

24,5 

47,7 

26,5 

1,3 

Neuguinea 

142 

— 

12,0 

67,6 

20,4 

Neupomniern .... 

119 

— 

21,8 

56,4 

21,8 

Neumeeklenburg . . . 

11 

— 

54,5 

36,5 

9,0 

Saloinonen 

6 

— 

o 

d 

16,6 

33,4 

Tahiti 

2 * 


100,0 

— 

— 

Yap 

5 

— 

40,0 

60,0 



Charakteristisch fiir die Art sind die GroBe (Hohe 21-42, 
Breite 7-12 mm, rel. Breite 26,2-34,9% der Hohe), die konvexen 
Qmgange mit eingesenkter Naht und die Spiralrillen. 

An den oberen Umgangen haufig Querfalten, die man auch bei den 
Jugendstadien anderer Melaniiden findet, so daB sie in diesem Zustand 
recht oft fast unbestimmbar sind. 

Farbe hell gelblichbraun bis fast schwarz, z. T. mit schwarzer 
Flecken- und Flammenzeichnung. 

Die bisher auf Grund von Farbungsunterschieden und Differenzen 
in der Ausbildung der Spiralrillen und -reifen beschriebenen Arten 
miissen in Anbetracht der starken Variabilitat dieser Merkmale in die 
Synonymik verwiesen werden. — Bei den Stiicken mit vollig glattem 
letzten Umgang haufig eine Schulterkante entwickelt (Serien von Bali, 
Flores, Sattelberg und Germaniahuk in Deutsch-Neuguinea). Auf das 
Vorhandensein derselben ist Mel. denisoniensis aus Australien und 
Neuguinea gegriindet, sie gehort also auch in die Synonymic und kann 
auch nicht als geographische Basse erhalten bleiben. — Da mir von 





SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


57 


Mel. flyensis Tapp. Can.^) kein Material vorlag, wage icli niclit zu 
entscheiden, ob diese Art zu M. tuberculata zu stellen ist. Nach der 
Originalbeschreibung soli sie feine Langsrillen und konvexe Umgange 
besitzen, was die Vermutung einer S)aionymie nahe legt. Abbildung 
der M. latebrosa Hinds fiir eine endgiiltige Entscheidung zu mangel- 
haft. Die von Bavay beschriebenen Varietateninnerhalb der norinalen 
Variationsbreite liegend. Bei ihnen Querrillen entwickelt, die die 
Spiralrillen (oder Langsrillen) sclineiden, so dab die Schale fast gekbrnelt 
erscheint, was ja aber am Embryonalgewinde auch bei den anderen 
Stiicken haufig der Fall ist. Bei Mel. sentaniensis, similis und stria- 
tissima handelt es sich nur um etwas stark skulptierte „tvherculata“ - 
Schalen. Melania obscura gehort auch in die Synonymie der M. tuber- 
culata; ebenso M. dominula, die Brot schon zu M. montrouzieri stellt, 
(lie ihrerseits mit M. tuberculata identiseh ist. Bei M. ■pellicens 
Tapp. Can. bleibt nachzupriifen, ob eine Abtrennung von M. tuber- 
culata berechtigt ist; da der Autor von Verwandtschaft mit M. jtyra- 
midata Hinds spricht, so ist es wohl moglich, dafi sie mit M. punctata 
synonym ist. — - Melania lam Mouss. von Samoa hat nichts mit M. 
tuberculata zu tun ; sie unterscheidet sich von ihr durch die gedrungenere 
Form, die lose gewundenen konvcxen Windungen und das Fehlen jeg- 
licher Spiralstreifung. M. minuta Tryon von Tahiti wahrscheinlich 
eine jugendliche M. lam. 

Verbreitung: Rasseiikreis vcrbreitet von Afrika iiber Indien 
bis in die Siidsee und nach Australien. Nominatrasse : Afrika, Vorder- 
und Hinterindicn ; M. tuberculata truncatula: Malayischer Archipel, 
Philippinen, Molukken, Neuguinea, Neupommern (Neunachweis), Neu- 
mecklenburg (Neunachweis), Salomonen (Neunachweis), Neue Hebriden, 
Neukaledonien (Neunachweis), Australien, Tahiti, Westkarolinen. 

Melania arthurii Brot. 

Melania arthurii Brot, Catal. of rec. spec. Mel. Nr. 190 (Terra typica: Ncu- 
kaledonien). — M. exusUi Reeve, Conch. Icon. 1859, fig. 74 (Salomonen). ■ 
M. mbexusta, Mouss., J. de Conchyl. 1868, 369. — M. maurula Gassies, Act. Soc. 
Linn. Bord. 4. s^r. 4 (1880). M. mbcostellaris Schepman, Zool. Meded. 1818, 11 . — 
M. inhonesta v. d. Busch, in Phil. Abb. neuer Conch, t. 4, fig. 6. 

Material: Mole-Insel in der Purdy-GrupjH:, sudwestl. der Admiralitats- 
inseln, 1 ad., 3 iuv. (MH). 

Art gut zu erkennen an den zahlreichen Spiralrillen und den quer 
dazu verlaufenden Rippen, die auf den untersten Umgangen manchmal 

1) Tappaeone Canefri, Ann. Mus. Genova 1888, 41. 



58 


Erich Riech 


yerschwinden oder oft auch nur auf den obersten Teil eines jeden Um- 
gangs beschrankt sind. Ahnlich skulptierte Stiicke von M. flicaria 
von M. arthurii stets dnrcb bedeutendere Grofie und erheblich schlan- 
kere Gestalt unterschieden. GroBe, Form, relative Breite, Konvexitat 
der Umgange und Ausbildung der Querrippen innerhalb gewisser 
Grenzen variierend. M. svbcostellaris Schepman nur individuelle 
Variante mit schwach entwickelten Querrippen. 

Verbreitung : Aru-Inseln, Neuguinea, Admiralitats-Inseln, Purdy- 
Gruppe (Neunachweis), Salomonen, Neukaledonien, Fidschi-Inseln, 
Samoa, Tahiti. 


Melania plicaria Born. 

Helix plicaria Born, Testacea Mus. Caes. Vindobon. 1780, p. 389 (Terra typica: 
Ak typische Lokalitat konnen nach B. Rensch vorlaufig die Philippinen an- 
genommen werden). — Melania arroensis Reeve, Conch. Icon. fig. 49. — M. salo- 
rnonis Brot, Conch. Cab. 1874, p. 132. — M. blossevilleana Lesson, Coquille 2 
(1830) 368. — M. alkmaarensis Schepman, Nova Guinea 13 (1918) 174. — 
M. aurwiana Hartmann, Proc. Acad. Philad. 1889, 91-94. — Mel. fumosa Hinds, 
Ann. Mag. Nat. Hist. 14, 8. — M. graciosa Lesson, Coquille II, 1830, p. 369. — 
M. funiculus Quoy u. Gaimard, Astrolabe 1884, t. 66, fig. 43 u. 44. — M. suh- 
ulata Lam., Hist. nat. anim. s. vert. Nr. 6, ^d. II, 1828. — M. cacuminata Leschke. 
Jahrb. w. Anst., Hbg. 1911, 123. 

Material; Neupommern: Ulamona, 56 ad., viele iuv. (Sch); Bache an der 
Weiten Bucht, 35 ad., viele iuv. Schalen und 7 ad. in Alkohol (Sch). — Neu- 
mecklenburg: Uqana, 4 iuv. (Pe); Majom, zahlreiche iuv. in Alkohol (B). — 
Admiralitiitsinseln, Manus, 8 ad. in Alkohol (B). — Salomonen: Makira, 14 ad., 
1 iuv. (P); Guadalcanar, 6 ad., 2 iuv. Schalen, 1 ad. in Alkohol (P). 

Als Mel. funiculus Qu. u. Gaim. wurden bisher Stiicke bezeichnet, 
die schwach konvexe und loser aufgewundene Umgange und eine relativ 
sehr schief gerichtete Naht aufweisen. An dem groBen mir zur Ver- 
fiigung stehenden Material konnte ich nun feststellen, daB ganz all- 
gemein bei alten pZtcarm- Schalen die oberen Umgange wenig konvex 
sind, sie im unteren Teil aber konvexer werden, und daB damit gleich- 
zeitig die Spira loser und die Naht schiefer wird. Es handelt sich also 
bei M. funiculus nur um die letzten Umgange alter pKcam-Exemplare. 
Da meist die oberen Windungen abgebrochen sind, so entstand der 
Anschein, als handele es sich um eine besondere Art. Wegen der star- 
keren Konvexitat der basalen Umgange konvergieren die in Richtung 
der Columella an die Schale gelegten Tangenten im apikalen Teil starker 
als im basalen. Ihr Schnittwinkel betragt fiir den apikalen Teil 13,0 
bis 18,3, im Durchschnitt 16,0°, fiir den basalen nur 10,5-12,5, im 
Durchschnitt 11,5°. 



SiiBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


59 


Skulptur ziemlicli variabel. Junge Stiicke, kenntlicli an dem kan- 
tigen letzten Umgang, mit zahlreichen Spiralreifen, haufig auch mit 
querverlaufenden Rippen und Wiilsten. Solche ebenfalls bei er- 
wachsenen Exemplaren; oft nur auf den oberen Teil jedes Umgangs 
beschrankt ; bei gleichzeitig vorhandener Spirakeifung daher dicht unter 
der Naht eine Kornelung. Skulptur oft weitgehend reduziert, im ganzen 
aber dock als Hauptcharakteristikum gegeniiber ahnlichen Arten zu 
verwerten. 

Farbe hellgelbbraun bis schwarz. 

Verbreitung; GroBe und Kleine Sunda-Inseln, Celebes, Philip- 
pinen, Palau-Inseln, Molukken, Am, Neuguinea, Neupommern, Neu- 
mecklenburg, Admiralitats-Inseln, Salomonen, Neue Hebriden, Neu- 
kaledonien. 

Melania aspirans Hinds. 

Melania aspirans Hinds, Ann. Mag. Nat. Hist. 1847, 8 (Terra typica: Fidschi- 
Inseln). — M. figurata Hinds, 1. c. p. 8. — M. picia Hinds, 1. e. p. 8. — M. nuicro- 
spira Morelet, Test. nov. Austral. 1867. — M. ordiwtria Smith, Proc. Zool. Soe. 
Lond. 1884, 270. — M.scipio Gould, Proc. Boat. Soc. Nat. Hist. 1847. 

Material: Neupommern: Ip-Bach, Weite Bucht, 1 ad., 4 iuv. (Sch); Ula- 
mona, 180 ad., 5 iuv. (Sch). — Salomonen: Guadalcanar, Aola xmd Domma, 
138 ad., 38 iuv. (P). 

Stets stark dekolliert. Skulptur gering, auch bei jugendlichen 
Stiicken ; am deutlichsten eine Spiralstreifung an der Basis des letzten 
Umgangs. Von Melania flicaria unterschieden durcli Fehlen stiirkerer 
Skulptur, langsamer nach oben zu an Breite abnehmende Windungen. 
flache, nie konvexe Umgange und schwach treppenformige Absatze 
an der Nalit. Form der Mundung bei beiden Arten gleich. In manchen 
Fallen leicht eine Verwcclislung moglich. Von M. fumtata getrennt 
durch die viel hohere, schlankere Gestalt und vor allem durch die 
Gestalt der Mundung: bei M. punctata der tiefste Punkt des unteren 
Miindungssaumes nahe an der Columella, bei M. aspirans viel weiter 
rechts; bei letztgenannter Art rechter Miindungssaum nach rechts 
ausladend, und Mundung weit; unterer Mundungsrand ein Stiick senk- 
recht zur Columella verlaufend. 

Melania macrospira Morelet, M. figurata Hinds und M. scipio 
Gould gehoren in die Synonymie von M. aspirans: Randung der 
Naht und Richtung der Anwachslinien wegen der Variabilitat taxono- 
misch unbrauchbar. 

Verbreitung; Neupommern, Neumecklenburg, Salomonen (Neu- 
nachweis), Fidschi-Inseln, Neue Hebriden, Neukaledonien, Samoa. 



00 


Erich Riech 


(Von Branczik auch von Neuguinea angegeben, aber Verwechslung 
mit M. flicaria.) 

Melania punctata Lam. 

Melania punctata Lamarck, Hist. nat. anim. s. vert., 6d. I, 6, 2 (1822) 16.') 
(Terra typica: nach Rensch vorlaufig Philippinen). — M. erosa Lesson, Coquille II, 
p. 367. — if. fauna Lesson, 1. c. p. 366. — if. arctemm Mousson, J. de Conchyl. 

1867, 161. — M. moluccensia Quoy u. Gaimard, Astrolabe, t. 66, fig. 22-26. — 

M. semiomata Soos, Ann. Mus. Hung 1811 , 360. — if. litigiosa Soos, 1. c. p. 361. 

if. omata v.d. Busch, in Phil., Abb. neuer Conch., 1. 1, fig. 16 u. 16. — M. cime- 
lium. Reeve, Conch. Icon. 1860, fig. 62. — M. litigiosa C. R. Boettger, Abh. 
Senckenbg. Natf. Ges. 86, 144. — if. hernardii Brot, Mat6riaux II, tab. 2, fig. 13, 

1868. — if. fulgurans und florata Hinds, Ann. Mag. Nat. Hist. 14 (1844) 9-10. 

M. jacquinoti und minima Leschkc, Jahrb. wiss. Anst. Hamburg, 1911 Beih 
126. 

Material: Neuguinea: Sattelberg, 10 iuv. (K). — Neupommern: Bache 
an der Weiten Bucht, 26 ad., 24 iuv. Schalen u. 16 ad. in Alkohol (Sch) ; Jacquinot- 
Bucht, 10 iuv. in Alkohol (Sch). ■ — Salomonen: Guadalcanar, Domma, 12 ad., 
viele iuv. (P). 

Variabel in Form und Zeichnung. Die schwarzen Spiralstriche 
1 . T. durchgehend, teils unterbrochen, teils zu isolierten Flecken ver- 
schmolzen, die beim ,,0Tn(itci -Typ auf eine schmale Zone unter der 
Naht beschrankt sind. Beim „ameKMm“-Typ eine dunkle Flammen- 
zeichnung; ,,unifoTinis“- und ,,beTnardii-“'I'y'p einfarbig. 

Die besonders schlanke M. fulgurans und die besonders gedrungene 
M. hernardii sind nur extreme individuelle Varianten von M. 'punctata. 
Bei M. jacquinoti, minima Leschke, M. florata Hinds und M. fauna 
Lesson handelt es sich um junge Stiicke der M. punctata. Die Zuge- 
horigkeit von M. pyramidata Hinds ist dagegen nicht sicher; sie konnte 
auch zu M. clavus gehoren. Wie Rensch [58] schon feststellte, gehoren 
M. paniherina v. d. Busch, M. monile Mousson, M.. mindorensis Lea 
u. a. auch in die Synonymie der M. punctata. 

Auch die Skulptur sehr variabel; neben glatten Stucken solche mit 
Spiralskulptur nebst alien tlbergangen; deshalb M. moluccensis Qu. 
Gaim., arctecava Mouss., erosa Less., litigiosa Brot und Soos, jacquinoti 
Leschke und mindorensis Lea innerhalb der Variationsbreite liegend 
und synonym. 

Differentialdiagnostisch wichtig gegeniiber M. aspirans ist die 
Form der Miindung (siehe oben) und die gedrungenere Gestalt der 
Schale. 

Verbreitung: Hinterindien, Malayischer Archipel, Philippinen, 
Molukken, Am, Kei, Neuguinea, Neupommern, Neumecklenburg, 
Salomonen, Neue Hebriden. 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melariesiens. 


61 


Melania pullens Reeye. (Abb. 11.) 

Melania pallens Reeve, Conch. Icon. 1860, fig. 153. (Terra typica: Ich sehe 
Neuguinea, das Herkunftsgebiet von M. plumhea, als wahrscheinlichste Terra 
typica an.). — M, pallidula Reeve, errata. — M. plunihea Brot, J. de Conchyl. 
1864, 19. — M. sanctae-annae E. A. Smith, Proc. Zool. Soc. Lond. 1885, 602. 

Material: Neuguinea: Sattelberg, 105 iuv. 

(K); Bachbett siidl. Germaniahuk, 3 ad., 40 iuv. 

(MB). — Neupommern: Karlei und Nangurup- 
Bach, 2 ad., 5 iuv. (Sen); Matong an der Wasser- 
fallbucht, 4 ad., 2 iuv. Schalen u. 3 ad. in Al- 
kohol (Sen). 

Schale eiformig, getiirmt, gedrungen; 
relative Breite zwischen 36 und 46,5% der 
Hohe schwankend. Zalil der Umgange 8-12 ; 

Hohe 22-23, Breite 9-13 mm. Umgange nie 
konvex. Mundimg eiformig, oben spitz, an 
der Basis rund, aber eng nacli links ergossen. 

Sehr fein und undeutlicli spiralgestreift, bei einigen j ungen Stiicken, 
z. B. denen von Germaniahuk, etwas deutliclier; an der Basis des letzten 
Umgangs am besten entwickelt. Manchmal nur wenige, aber dann 
kraftige Spiralreifen. Bei einigen Schalen quer zu den Umgangen ver- 
laufende Kippen, die am letzten Umgang auf die oberste Zone be- 
schrankt sind. Embryonalgewinde quergerippt. Zum Teil stachelartige 
Bildungen auftretend. Vollig glatte Varianten als M, pallens be- 
schrieben; als deren Heimat Westafrika angegeben; aber Fundorts- 
verwechslung vorliegend. 

Griinolivfarben bis hornfarben, manchmal mit breiter dunklercr 

Spiralbinde amBasalteil jedes Umgangs. 
Synonym ist M, sayictae-annae von den 
Salomonen. 

Verbreitung: Neuguinea, Neu- 

pommern (Neunachweis) , Salomonen. 

Melania derelicta Brot. (Abb. 12.) 

Melania derelicta Brot, Conch. Cab. 1874, 
p. 313. (Terra typica: Brot kannte die 
Heimat seiner Stiicke nicht. Ich setze sie 
auf Neupommern fest.) 

Material: Neupommern: Weite Bucht, 
15 ad., 3 iuv. Schalen u. 2 ad. in Alkohol (Sen); Nawiu, 1 iuv. (MB). 

Schale turmformig; Hohe 28-36,5, Breite 7,9-10 mm; relative 
Breite 25-31% der Hohe; Zahl der Umgange 11-1172- Glatt, horn- 



Abb. 12. Melania derelicta Brot. 
Nat. Grolie. 



Abb. 11. Melania pallens IieeYG» 
Nat. Grofle. 




Erich Riech 


()2 

farben, ohne jegliche Spiralstreifung oder Querrippung. Spira scheint 
aus ineinander geschobenen Zylindern zu bestehen infolge der treppen- 
artig abgesetzten Naht. Dadurch von M. clams unterschieden. Miin- 
dung sehr spitz birnenformig, an der Basis eng. 

M. impura von den Philippinen unterscheidet sich von M. derelicta 
durch gedrungenere Gestalt und noch starker abgesetzte treppen- 
formige Naht. Vielleicht Rassenkreis; aber vorlaufig Material zu 
gering. 

Verbreitung: Neupommern (Neunachweis). 

Melania queenslandica Smith. 

Melania queenslandica E. A. Smith, Proc. Linn. Soc. N.S.W., 1883, 261. 
(Terra typica: Queensland, Cardwell, Saltwater Creek.) 

Material: Neuguinea: Sattelberg 4 iuv. (K); Ramu-Miindung, 18iuv. (MB). — 
Admiralitatsinseln : Manus, Lombrum, 64 ad. Schalen, 127 ad. in Alkohol (B). 

Gegeniiber Mel. clavus charakterisiert durch relativ groBen und hohen 

letzten Umgang und durch das Pehlen 
einer, wenn auch nur schwachen Kanten- 
bildung an dessen Basis, die bei M. clavus 
stets vorhanden ist, ferner durch die be- 
deutend hohere, schraalere und am Ober- 
ende viel spitzere Miindung und durch 
die gedrungenere Gestalt. In neben- 
stehender Abb. 13 sind die letzten 
Unigange von M. queenslandica und 
M. clams nebeneinander zum Vergleich 
dargestellt. Mit M. clams ubereinstim- 
mend der bogig vorgezogene auBere Miindungssaum. 

Umgange nie konvex. Alle Stiicke dekolliert. In der Gestalt des 
letzten Umgangs ist M. sturanyi Oberw. der M. queenslandica ahnlich, 
unterscheidet sich aber von ihr durch die treppenartig abgesetzten 
Umgange. 

Verbreitung: Queensland, Neuguinea (Neunachweis), Ad- 
miralitats-Inseln (Neunachweis). 

Melania clavus Lam. 

Melania clarma Lamarck, Hist. nat. anim. s. vert., ed. I, VI, 2. 1822, p. 166. 
(Terra typica: Vom Autor nicht angegeben, wahrscheinlich Philippinen.) — 
M. christobalensis Brot, Mat^riaux II, 1868, p. 24. — M. destructa I^eschke, Jahrb. 
wise. Anst. Hamburg. 1911, Beih. 2, 126 (Neupommern). — M. recentissima 
Tapp. Can., Ann. Mus. Genova 7 (1875) 1030. — M. papnensis Quoy u. Gaimard, 




Abb. 13. Letzter Xlmgauff und 
Miindiins: von Melania clavus Lam. 
(links) und M. queenslandica 
Smith (rechts). 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


63 


Astrolabe 1834 , t. 66, fig. 46-47. — Jf. moesta Hinds, Ann. Mag. Hist. 14 (1844) 9. — 
M, offachiensis Less., Coquille II, 1830, p. 366. — M. costellaris Lea, und M, sohria 
Lea, Proe. Zool. Soc. Lond. 1860 , 184 u. 181. — M, lugamuami mscr. Mus. 
Frankfurt. 

Material: Neuguinea: Insel Jappen, 1 ad. (St). — Neupommern: Bache 
an der Weiten Bucht, 13 ad., 2 iuv. Schalen, 6 ad. in Alkohol (Sch); Ulamona 
36 ad. (Sch). — Neumecklenburg: Uqana 8 ad. (Pi?)- 

Schale oben sebr spitz: nadelformig; nur die obersten Umgange mit 
schiefen regelmafiigen Querrippen; Umgange flach, nicht konvex, 
aufier die untersten Umgange groBer Exemplare. (Solche besonders 
zahlreich in der Serie von Ulamona, oft nocli mit Schulterkante.) 
Derartige Stiicke sind als M. costellaris und M. moesta beschrieben 
worden. Die hierbei noch differentialdiagnostisch verwendete Spiral- 
reifung und die bei M, costellaris manchmal vorliandenen Querwulste 
liegen innerhalb der Variationsbreite von clavus. Die Serien von den 
Philippinen und von Ulamona zeigen alle moglichen Ubergange. Einige 
in Museumssammlungen als M. moesta bestimmte Stiicke gehoren zu 
M, tuherculata] bei Entfernen der schwarzen Kruste kommen die 
konvexen Umgange mit ihren viel starkeren und zahlreicheren Spiral- 
streifen zum Vorschein. Bei M. moesta ist die Spiralreifung stets nur 
schwach entwickelt. 

In die Synonymik gehort auch M. sohria, die trotz ihrer mehr ko- 
nischen Gestalt innerhalb der Variationsbreite von clavus liegt. 

Holie 30-42,5, Breite 9-12, bei dekollierten groBen Schalen 15 mm; 
relative Breite 28-32% der Hohe. Umgangszahl 15. 

Farbung hornfarben bis braun (groBere Stiicke oft mit schwarzer 
Kruste). 

Im Gegensatz zu M, queenslandica letzter Umgang niedriger, 
Miindung breiter, schwache Kante an der Basis des letzten Umgangs 
(vgl. Abb. 13). Von M, lutosa Gould von den Fidschi-Inseln durch das 
Fehlen starkerer Spiralskulptur, hohere Umgange und liingere Gestalt 
unterschieden. 

Verbreitung: Malayischer Archipel, Philippinen, Molukken, 
Neuguinea, Neupommern, Neumecklenburg, Salonionen, Fidschi-Inseln. 

Familie Neritidae. 

Die der melanesisch-papuasischen SiiBwasserfauna angehorenden 
Arten dieser Familie mochte ich auf 8 Gattungen verteilen: Septaria 
F6russac 1807, Neritona Martens 1869, Neripteron Lesson 1830, Neri- 
tina 8 . s. Lamarck 1816, Vittina Baker 1923, Puperita Gray 1857, 
Neritodryas Martens 1869 und Clithon Montfort 1810. Bei dieser Ein- 



64 


Erich Riech 


teilimg habe ich mich zunachst der neuesten Zusammenfassung von 
Thiele [76] angescblossen, sah mich aber auf Grund der systematischen 
Studien veranlaBt, verschiedene Abanderungen vorzunehmen (unter 
gleichzeitiger Beriicksichtigung der Arbeiten von Martens, Tryon 
und Baker). Die bei Thiele aufgefiihrten Untergattungen muJJten 
zu Gattungen erhoben werden, da in jedem Falle die Gesamtheit der 
charakterisierenden Merkmale eine eindeutige Abgrenzung ermoglicht. 
Die Sectio Dostia Gray 1842 wurde der Gattung Neripteron einbezogen. 
Der Gattungsname Pseiidonenta Baker 1923 ist durch Puperita Gray 
1857 zu ersetzen, da letzterer die Prioritat besitzt. Aufier der Psevdo- 
nerita holoserica Garrett (Gattungstypus) sind nach meinen Unter- 
suchungen dieser Gattung noch zuzurechnen P. pupa L., P. reticulata 
Sow., P. godeffroyana Mss. und P. obtusa Benson (auch bei Martens 
schon einmal als Gruppe zusammengestellt). P. reticulata und godeffroy- 
ana erinnern in der Gestalt stark an Theodoxus, sind aber von ihr durch 
das Vorhandensein von Zapfen und Rippe am Deckel unterschieden. 

Nach den Untersuchungen von Bourne [16] besteht ein anatomischer 
Unterschied zwischen Septaria, Vittina und Clithon einerseits und 
Theodoxus und Nerita andererseits insofern, als die erstgenannten 
Arten im weiblichen Geschlecht triaulisch sind, d. h. der weibliche 
Genitalapparat wegen der getrennten Miindung des Ductus enigmaticus 
drei Offnungen besitzt, die beiden letztgenannten aber diaulisch sind, 
also nur zwei Genitaloffnungen im weiblichen Geschlecht besitzen. 
AuBerdera sind bei Nerita und Theodoxus Epididymis und Spermato- 
phorensack auf die Mantelregion beschrankt, wahrend sie bei den 
iibrigen Gattungen in den Eingeweidesack hineinreichen. Eerner 
zeichnet sich noch Theodoxus durch das Fehlen des Supraintestinalnervs 
aus. Alle diese anatomischen Differenzen zwischen Clithon, und Theo- 
doxus machen eine scharfe Trennung dieser beiden Gruppen notwendig. 
Thiele fiihrt sie noch als Untergattungen seines Genus Theodoxus auf. 
Richtiger ist es aber, Clithon als selbstandige Gattung Zu betrachten. 

Septaria suffreni Bed. 

Navicella Suffreni Recluz, Revue Zool. 1841, 374 (Terra typica: Fidschi-Inseln). 
— N. Freycineti Sow., Thes. Conch. II, 1866, p. 649. 

Stark konvexes, schrag gestelltes Septum charakteristisch ; dieses 
starker konvex und schrager als bei S. cumingiana Reel. Beide Arten 
aber grundlegend unterschieden durch den Deckel, der bei S. suffreni 
nur einen ganz kurzen, abgerundeten Diagonaivorsprung besitzt; bei 

cumingiana letzterer dagegen ebenso lang wie die Rippe. Relativ 



SuBwassermollusken Papuasiens iind Melaiiesiens. 


65 


breite Muskeleindriicke. Farbung und Zeichnung sehr variabel: schwarz, 
weitmaschiges Netzwerk schwarzer Linien auf gelbbraunem Grunde, 
Wellen- und Zickzacklinien oder nacli hinten offene Hakenzeichnung. 
Bei einigen Schalen schwarze Flecke zu beiden Seiten des Septums. 

Die von Recluz^) 1841 von Makassar bescliriebene S. Freycineti 
nicht mit S. suffreni Reel, und S, freycineti Sow., sondern mit S. cu- 
mingiana Reel, synonym. 

Verbreitung: Samoa, Fidschi, Neue Hebriden. 

Septaria horhonica depressa Less. 

Navicella depressa Lesson 1830, Voyage de la Coquille, Zool. II, 1, p. 386 
(Terra typica: Neuguinea, Manokwari). — N . Moreleiiana Gass., J. de Conch. 
1866, 52. — N, livida Reeve, Conch. Icon. fig. 13. — N, macrocephala Reeve, 
1. c. fig. 28. — N. Cooki Gass., Act. Soc. Linn. Bordeaux 28, 1-212. — N. Laperousi 
Recluz, Rev. Zool. 1841, 378. — N, hougainvillei Reel., 1. c. p. 374. — N. apiata 
Guillou bei Recl. 1. e. p. 376. — N , pulcherrinm Tapp. Can., Ann. Mus. Genova 
1883, 85. — N, lute/i Mrts., Conch. Cab. 1881, p. 30. 

Material: Neuguinea: Sattelberg, 5 ad., 5 iuv. (K). — Neupommern: 
Jacquinotbucht, 7 ad., 9 iuv. in Alkohol (B); Mope, 10 ad. (Sen); Bache an der 
Weiten Bucht, 80 ad., 30 iuv. (Sen); Ulamona, 2 ad. (Sen). — Neumecklen- 
burg: Uqana, 1 iuv. (Pe); KaitfluB, 3 ad. (MB); Insel Tabar, 27 ad. (B). — Neu- 
hannover, 8 ad., 3 iuv. (MB). — Salomonen: Buma, Malaita, 12 ad. (P); Aola, 
Guadalcanar, 4 ad. (P); Makira, 1 ad. (P). 

Auf Grund von Untersuchungen grofier Serien fasse ich 7 im Con- 
chylien-Cabinet 1881. aufgefiihrte und 3 dort als zweifelhaft angegebene 
Arten zu einem Rassenkreis mit 3 geographischen Rassen Zusammen. 

Schale elliptisch-eif ormig ; Septum relativ kurz, seicht bogen- 
formig, konkav. Deckel fast quadratisch mit schmaler Rippe und sehr 
kurzem, flachem, abgerundetem Diagonalvorsprung. Die einzelnen 
geographischen Rassen voneinander unterschieden durch verschiedene 
durchschnittliche Hbhenlangen- und Breitenliingenindizes (d. h. Hohe 
bzw. Schalenbreite, wenn mit der Miindung der Unterlage flach auf- 
liegend, gemessen, in Prozenten der Lange ausgedriickt). Es wurden 
zu diesem Zweeke 520 Exemplare untersucht. 

1 

Hohen/ Langen - Breiten / Langen > 

index index 

Min. |Durchsclm.| Max. Min. |Durchschn.| Max. 

^ ^ I 

S. b. horhonica . . . 28,6 37,6 45,0 56,5 | 73,5 ' 87,4 

8, h, suhorbicularis . 30,0 35,2 42,0 65,5 | 78,8 87,5 

8. h, depressa . . . 28,2 37,8 43,5 64,6 | 75,8 86,2 

1) Recluz, Rev. Zool. 1841, 375. 

Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. 6, Heft 1. 


66 


Erich Riech 


Die als S. borbonica borbonica zu bezeichnenden Stiicke durchschnitt- 
lich hober und schmaler als S. borbonica suborbicularis vom Malayischen 
Archipel ; ostlich davon dann S. borbonica depressa anschliefiend, die 
wieder relativ hoher ist, aber ungefahr die gleiche relative Breite wie 
S. borbonica suborbicularis besitzt. In PoljTiesien flachere Schalen 
anftretend (Hohenlangenindix 32,2; Breitenlangenindix 85,3), die als 
besondere Art, S. apiata, beschriebene Form von den Fidscbi-Inseln. 
Wegen der vielen vorhandenen Dbergangsstiicke stelle ich sie mit Vor- 
behalt zu S. borbonica depressa. Es ist an grofierem Material nach- 
zupriifen, ob die polynesischen Formen eine besondere geographische 
Basse bilden. 

Farbung variabel: ungleichmaschige dunkle Netzzeichnung auf 
gelbbraunem Grunde ; dicke, schwarze, vom Apex ausstralilende Linien ; 
treten schwarze, querverlaufende Zickzacklinien oder Wellenlinien auf, 
so entsteht der bougainvillei-Typ, sind die schwarzen Linien und Flecken 
ganzlich reduziert, so entsteht der lutea-Typ. Manchmal finden sich 
dunkle Flecken zu beiden Seiten des Septums {N. bimaculata Keeve). 

Bei S. borbonica depressa, wie auch bei der Nominatrasse, treten 
vereinzelt Schalen auf, die der S. macrocephala Guill. sehr ahnlich 
sehen auf Grund ihres breit abgeriebenen Wirbels. Wahrend dieser 
aber bei S. macrocephala stets der Unterlage aufliegt, tut er dies bei 
den erwahnten Stiicken nie, sondem er ist hier immer schrag abgerieben. 
Also nur besondere Art der Korrosion. 

Gelegentlich seitliche Verlagerung des Apex nach rechts. 

Verbreitung : Neuguinea, Bismarck- Archipel, Admiralitiits-Inseln, 
Salomonen, Fidschi, Neue Hebriden, Neukaledonien, Samoa, Societats- 
Inseln, Tahiti, Karolinen und Marianen. — Nominatrasse : Madagaskar, 
Maskarenen, Comoren, Seychellen. — S. borbonica suborbicularis: 
Vorder- und Hinterindien, Gro6e und Kleine Sunda-Inseln, Celebes, 
Philippinen und Molukken. 

Septaria janellei Reel. 

Navicella Janellei Recluz, Rev. Zool. 1841, 376 (Terra typica: Marianen- 
insel Guam). — N. porcellana Reeve, Conch. System. II, p. 199, fig. .'j, 8, 11. 

SchaJenform der vorigen Art sehr ahnlich. Das Fehlen eigentlicher 
tibergange und das Vorkommen im gleichen Gebiet haben mich ver- 
anlaUt, die Art bestehen zu lassen. Charakteristisch eine ziemlich 
Starke Verlagerung des Apex nach rechts sowie die Farbung: Grund- 
farbe und Septum griinlichgelb. Zahlreiche feine schwarze, vom Apex 



SuBwasserinollusken Papuasiens und Melanesiens. 


67 


ausstrahlende Linien. Deckel mit ziemlich stark entwickeltem Diagonal- 
vor$prung. 

Nach Troschel [78] an der Radula innere Seitenplatte unge^ahnt, 
bei alien iibrigen Septarien geziahnt. 

Verbreitung: Marianen, Philippinen, Molukken, westliches Neu- 
guinea (Kapaor). 


Sep tar ia luzonica Reel. 

NaviceUa Luzoriica (Souleyet) Recluz, Rev. ZooL 1841, 375 (Terra typica: 
Luzon). — N, variabilis Recluz, Proc. Zool. Soc. Lond. 1842, 155. — N. excelsa 
Gass., J. de Conch. 1870, 150. 

Material: Neupommern: Mope, Warongoi, 1 ad. (Sen); Weite Bucht, 
G ad. (Sen); Ulaniona, 1 ad. (Sen). — Salomonen: Aola, Guadalcanar, 1 ad. (P). 

Von Se/ptaria borbonica depressa unterschieden durch das bedeutend 
langere Septum, welches konkav ausgeschnitten und hinten deutlich 
gegen den Schalenrand abgesetzt ist. Das Verhaltnis Septum- 
breite: Septumlange betragt bei Sept, borbonica 3:1, bei S. luzonica 
1,7 : 1. Septum oftmals dreieckig wegen der Verschmalerung nach 
hinten. Schalen in Form und Zeichnung sehr variabel. Meist ungleich- 
maschige Netzzeichnung ; die helleren Dreiecksflecken meist nach 
vorn in eine schwarze Spitze auslaufend. Viele Stiicke gleichmaBig 
braun infolge starker Ausbildung der Schalenhaut; am Wirbel stets 
Reste der Netzzeichnung zu erkennen. 

Vielleicht schwache Rassenbildung. Auf den Philippinen eine 
besonders hohe Form: Septaria luzonica s. s., in den anderen Gebieten 
flachere Stiicke, als S, variabilis beschrieben, vorherrschend. Alle 
tibergange zwischen diesen beiden Typen. Hohe Schalen meist ein- 
farbig braun, flache mit Netzzeichnung. 

Verbreitung: Philippinen, Flores, Celebes, Molukken, Neupoin- 
mern (Neunachweis), Salomonen (Neunachweis), Neue Hebrideu, 
Fidschi, Neukaledonien. 

Septaria cuniingiana Recluz, 

NaviceUa CumingiaTUi Recluz, Proc. Zool. Soc. London 1842, 157 (Terra 
typica: Insel Camiguin, nordl. von Mindanao). — N.jmrva Mousson, Land- und 
SuBwassermollusken von Java, 1849, p. 119. — N, sculpta Martens, Conch. Cab. 
1881, p. 15. — N, elberti Haas, Ann. Mag. Nat. Hist. London, Ser. 8, 10 (1912). — 
N, Junghuhni Herklots, nom. nud. — N, Freycineti Recluz, Rev. Zool. 1841, 
p, 375, — sanguisuga E. A. Smith, Proc. Zool. Soc. London 1885, 607. 

Material: Neupommern: Weite Bucht, 12 ad. (Sen); Mope, 1 ad. (Son). 

Deckel hier taxonomisch mafigebend; mit zwei gleichlangen Fort- 
satzen. Dadurch auch von der sonst etwas ahnlichen S. suffreni unter- 



68 


Erich Riech 


schieden. Wachstumsstreifen an der Schale stark hervortretend; 
sckwarze Linienzeichnung auf braunem Grunde ihnen meist folgend. 
Septum scbmal und kurz, teilweise scbwach konvex. S. junghuhni 
besonders kurz und stark gewolbt; aber tj'bergange zu normalen 
cummgiam-Stucken vorhanden. Wirbel manchmal etwas abgerieben 
und dann flach der Unterlage aufliegend. Als S. farva wurden von 
Mousson (1. c.) junge Exemplare von S. cumingiana bescbrieben ; 
Deckel vollig ubereinstimmend. Die Skulptur, die sich bei S. scvlpta 
findet, typisch fiir jugendliche Schalen. S. sculpta und S. elberti mit 
S. cumingiana synonym. 

An der Radula die innere Seitenplatte relativ kleiner als bei den 
anderen Arten der Gattung Septaria. 

Verbreitung: Sumatra, Java, Celebes, Kleine Sunda-Inseln, 
Philippinen, Molukken, Neupommem (Neunachweis), Salomonen (nach 
E. A. Smith), Fidscbi. 

Septaria ntacrocephala Guill. 

Navicella macrocephala Guillou bei Recluz, Rev. Zool. 1841, 374 (Terra 
typica: Fidschi-Inseln). — N. ungukula Recluz, nom. nud. 

Art stets zu erkennen an dem sehr breit und gerade abgescbliffenen 
Wirbel, der immer glatt der Unterlage aufliegt. Septum schrag- 
gestellt; dieses Merkmal ist bei jungen Schalen, bei denen der Apex 
nicht korrodiert ist, differentialdiagnostisch gegeniiber S. borbonica 
depressa und S. cumingiana sehr wertvoll. 

Stiicke von Neupommem auffallend flach: Es betragt bei ihnen 
die Hohe (wenn mit der Miindung aufhegend gemessen) durchschnitt- 
lich 23% der Lange, bei den Schalen aus Polynesien dagegen 30%. 
Vielleicht Rassenbildung im Randgebiet des Artareals. 

Verbreitung: Neupommem (Neunachweis), Eidschi, Neue He- 
briden, Neukaledonien, Samoa, Tahiti. 

Septaria tesselata Lam. 

Navicella tesselata Lamarck, Anim. s. vert. Vol. 6, 2, 1822, p. 182 (Terra typica: 
Wahrscheinlich Java oder Philippinen). — N. lineata Lamarck, 1. c. p. 182. — 
N. clypeolum Recluz, Proc. Zool. Soc. London 1842, 167. — N. reticulata Reeve, 
Conch. Icon. 1866, fig. 20. — N. coerulescens Recluz, J. de Conch. 1 (1860) 376. — 
N. enirecasteauxi Recluz, Rev. Zool. 1841, 380. 

Material: Neupommem; Weite Bucht, 32 ad., 12 iuv. (Sch); Ulamona, 
12 ad. (Sch); Nakanai, 1 iuv. (POM). 

Septaria tesselata von alien Septarien die groBte Variationsbreite 
besitzend, aber vor allem dutch Deckel imd Radula abzugrenzen. 


SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


69 


Deckel lang und schmal, mit dicht am Seitenrand gelegener Rippe 
und stumpfem Diagonalvorsprung ; mit ziemlich ausgedehnter, unterer 
Hornschicht. Radula im Ban der inneren Seitenplatte von den iibrigen 
Arten abweickend; die gezahnte Schneide der inneren Seitenplatte 
gegeniiber der groBen dreilappigen Basis relativ kurz. 

Schale meist zart und diinn, selten dick ufid porzellanartig. Form 
variabel : hochgewolbt und stark seitlich komprimiert == var. comfressa ; 
lange, aber flache Stiicke leiten iiber zu den flachen, breiten Formen 
mit manchmal kreisrunder Form = var. clypeolum. Bei dieser Variante 
Schale offenbar immer fest und porzellanartig. Schmale, hohe Schalen 
dagegen meist zart, selten verdickt, und dann stets poros-kalkig. 

Die hochst variable Farbung umfaBt : ungleichmaschige Netz- 
zeichnung auf gelbbraunem Grunde, gleichmaBig dunkelviolette Farbe, 
teilweise mit hellen Flecken, oder radiar vom Apex ausstrahlende 
dunkelviolette Linien auf hellgelbem Grunde. Die auf diese Unterschiede 
gegriindeten Arten Navicella lineata, radiata, atra, reticulata, fnactdifera, 
picturata und coerulescens miissen samtlich in die Synonymie ver- 
wiesen werden. 

Septum seicht bogenformig ausgeschnitten und nach vorn in ziem- 
lich weiter Ausdehnung dem Seitenrande angeschmiegt. Apex bei der 
clypeolumrY anante den Hinterrand nie liberragend, wodurch diese 
Form von S. luzonica, die auch starker gewolbt ist, stets zu 
unterscheiden ist. 

Verbreitung: Vorderindien, Ceylon, GroBe und Kleine Sunda- 
Inseln, Celebes, Philippinen, Molukken, Neuguinea, Neupommern, 
Fidschi, Westaustralien. — Das von Lienard angegebene Vorkommen 
auf Madagaskar bisher nicht bestatigt. 

Neripteron auriculata auriculata Lam. 

Neritina auriculata Lamarck, Anim. s. vert. G, 2. 1822, p. 186. (Terra t 3 rpica: 
,,Eaux donees de la Nouvelle-Hollande ou dcs lies avoi8inantes.“ Vielleicht 
Mohikken.) — N. marrnorata Brazier, Proc. Linn. Soc. N.S.W. 2 (1877) 22. — 
A. nigrofuscu Thiele, Zool. Jahrb. Syst. 55 (1928) 119. — A. suhauriculata Recluz, 
in Sow. Thes. Conch. II, p. 510. 

Material: Neuguinea: Constantinhafen, viele ad. et iuv. (MB, MH, MF). — 
Neupommern: Ulamona, 64 ad. (Sen); Mope, 6 ad. (Son); Kabakaul, 1 ad. 
(MB); Nawiu 2 iuv. (MB); Bache an der Weiten Bucht, 60 ad., 27 iuv. (Sch); 
Matong, Wasserfallbucht, 2 ad., 4 iuv. (Sch); Liebliche Inseln, 2 iuv. (Sch). — 
Salomonen: Guadalcanar, 2 ad., 3 iuv. (P). 

Ich fasse A. auriculata Lam. 1822 und A. alata Brod. et Sow. 1829 
als 2 geographische Rassen eines Rassenkreises auf, der durch folgende 



70 


Erich Riech 


Merkmale gekennzeichnet ist: Langgestreckte Schale, sehr kleines 
Gewinde, das wenig oder gar nicht iiber den Hinterrand der Schale 
hmausragt; Columellarrand in der Mitte deutlich eingebuchtet und dort 
fein gezahnt; Zahl der Zahnchen 12 bis 25; Schalenhinterrand mit 
kurzen, meist gleichlangen Ohrchen. 

Beide Rassen voneinander unterschieden durch verschiedene Durch- 
schnittsgroBe der erwachsenen Exemplare und durch verschieden starke 
Entwicklung der Ohrchen. Mafie (wenn mit der Miindung der Unter- 
lage aufliegend gemessen): 

Hohe Breite Lange 


N. aur. aurimlata 6-8,5 10-16,5 15-20 mm 

N. aur, alata 8-10 15-23 20-24,5 mm 


Bei der Nominatrasse Farbung und Zeichnung variabel: Netz- 
zeichnung haufig, aber auch daneben einfarbig braunlich- bis blau- 

schwarze Stiicke. Scha- 
len mit Netzzeichnung 
meist flacher als die ein- 
farbigen ; Apex bei ihnen 
fast median. Spindel- 
flache weifi bis dunkel- 
braun. Zarte Schalen- 
skulptur : vom Apex aus- 

strahlende, feine Langslinieu, die von den Anwachsstreifen senkrecht 
geschnitten werden. — Radula siehe Abb. 14. 



Abb. 14. Radula von Neripteron anriculata Lam. 


Schalen von N, anriculata alata sehr breit, einfarbig, mit groBen, 
aber stets gleich stark entwickelten Ohrchen. 

Verbreitung: Ceylon, GroBe Sunda-Inseln, Celebes, Philippinen, 
Molukken, Neuguinea, Neupommern, Neumecklenburg, Salomonen 
(Neunachweis). — Neripteron anriculata alata in Polynesien und auf 
Hawaii. 


Neripteron schneideri Riech. 

Neripteron schneideri Riech, Zool. Anz. 110 (1935) 240 (Terra typica: Neii- 
pommern, Malkong-Bach). 

Material: Neupommern: Weite Bucht, 42 ad., 5 iuv. (Sch); Insel Neu- 
lauenburg, 12 ad. (MH). — Neumecklenburg: Uqana, 1 ad. (Pe). 

Von alien anderen Arten unterschieden durch das sehr lange obere 
und das stark ^uriickweichende untere Ohrchen, wodurch die Schale 
ein stark asymmetrisches Aussehen erhalt. Schale klein: Hohe 4-5, 


SuBwassermoUusken Papuasiens und Melanesiens. 


71 


Breite 6,8-8, Lange 10-10,8 mm. Apex und letzte Windung dem Miin- 
dungsrande fast aufliegend, was bei N. auriculata nie der Ball ist. 
Verbreitung: Neupommern, Neumecklenburg (Neunacbweis). 


Neritona macgillit^rayi Reeve. 

Neritona macgillivrayi Reeve, Conch. Icon. fig. IG, nec fig. 72 (Neumecklen- 
burg, Port Carteret). — N.expansa Gassies, J. de Conch. 1875, 231. — N , pla- 
nissima Mousson, J. de Conch. 1869, 378. 

Material: Neupommern: Karlei, 16 ad., 3 iuv. (Sen); Jacquinotbucht, 
lad. (Sch); Amiu, Roebuckspitze, 1 ad. (Sch); Montaiguehafen, 38 ad. (Sch). — 
Neumecklenburg: Uqana, 5 ad. (Pe); Insel Tabar, 35 ad. et iuv. in Alkohol (B). - - 
Salomonen: Malaita, 1 ad. (P). 



Art gut charakterisiert durcb den Deckel, der durch einen mittleren, 
abgeplatteten Fortsatz ausgezeichnet ist, welcher bei keiner anderen 
Art wiederkehrt. Rippe platt- 
gedriickt; Zapfen klein und flach 
angedriickt, nicht in Zahnehen 
zerteilt. — Radula siehe Abb. 16. 

Columellarflache gelb gefarbt ; 

Innenrandderselbenkonkav aus- 
geschnitten; 2 schwach hervor- 
tretende Spitzen ober- und untcr- 

halb dieser Bucht vorlianden; Columcllarrand stets gezahnt ; bei einigen 
Stiicken griinschwarze Flecke auf der Spindelfliiche. 

N. flanissima und ex/pansa mit N. macgilliwayi synonym. 

Verbreitung; Damar, Ambon. NeupoTumern (Neunachweis), 
Neumecklenburg, Salomonen, Neukaledonien, Fidschi, Samoa. 


Abb. li 


Radula von Neritona macgillivrayi 
Reeve. 


luhioso Riecli. 

Neritona lahiosa wejanesica Ricch, Zool. Anz. 110 (193.5) 241 (Terra typicuv: 
Neupommern, Oberlauf des Jarra). 

Material: Neupommern: Weite Bueht, Oberlauf des .Tarra, 8 ad. mit Oper- 
cula (Sch); Ulamona, 5 ad. (Sch). 

Rassenkreis V. labiosa gut von N. tnacgillivrayi zu unterschmden 
durch starkere Wolbung der Windungen, durch die dunkler gefarbte 
und schrager gestellte Columellarflache, die auch nicht den von 2 Spitzen 
begrenzten konkaven Ausschnitt Zeigt und die nach aufion ziemhch 
stark umgeschlagen ist, und vor allem aber durch den Deckel: hier 
statt des Zapfens ein sehr breiter, flacher, gezahnelter Vorsprung, 
ohne den fur N. macgillivrayi charakteristischen mittleren abgeplat- 
teten Fortsatz. 


72 


Erich Riech 


Von der Nominatrasse unterschieden durch breitere Miindung, 
dunklere Columellarflache und schwachere Zweiteilung der Rippe 
(vgl. Abb. 16). 

V erbreitung : Neupommern. — Nominatrasse auf den Philippinen 
und Nord-Celebes. 



Abb. 16. Rassenkrois Neritona labiosa Sow. Links ditj Nominatrasse, rechts Neritona 
labiosa rnelanesica Riech. von Noupommorn. Nat. GrbUe. 


Neritina petiti Reel. 

Neritina Petitii Recluz, Rev. Zool, 1841, 273. (Terra typica: Recluz gab 
falschlich S. Domingo an; Fundort des Typus nicht mehr featzustellen, vielleicht 
Philippinen.) 


Material: Neuguinea: Angriffshafen, 1 ad. (MB). — Neupommern: Weito 
Bucht, 12 ad., 7 iuv. (Sen); Matlip 1 ad. (Sch); Jacquinotbucht, 1 ad. (Sch); 

Roebuckspitze, 1 ad. (Sch); Ulamona, 
12 ad. (Sch). — Neurnecklenburg: 
Bach bei Katharinenhafen, 1 iuv. 
(MB); Insel Tabar, 1 ad. (B). — Salo- 
monen, Guadalcanar, 4 ad. (P). 

Schale charakterisiert durch 
dasFehlen desOhrehens und der 
Umwallung des Gewindes. Deckel 
typisch fiir die ganze Gattung Neritina s. s. : Rippe lang und schmal, 



Abb. 17. Radula von Neritina petiti Reel. 


Zapfen schief aufsteigend und stumpf; seine AuSenflache mit dunklen 
Radialstreifen, die aber hier schwacher entwickelt sind als bei N. pulli- 
gera. Von Neritona labiosa durch den Deckel und durch die Zahnelung 
des Columellarrandes unterschieden. Farbe der Spindelflache gelbrot 
bis blutrot. Miindung meist weit, durch den tief nach unten aus- 
ladenden unteren Miindungssaum ohrformig, bei einigen Stiicken mit 
relativ grofier Schalenbreite Miindung etwas schief, da der obere 
Miindungssaum bei ihnen auch abwarts geneigt ist. 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


73 


Neben der Gestalt der Miindung ist die Radula (Abb. 17) fiir die 
Differentialdiagnose gegeniiber N, powisiana und iV. pulligera wert- 
voll Erste Zwischenplatte lang, innere Seitenplatte nur sehr schwach 
gessahnt. 

Verbreitung: Philippinen, Nord-Celebes^ Molukken, Neiiguinea, 
Neupommern (Neunachweis), Neumecklenburg, Salomonen, Neu- 
kaledonien, Samoa, Karolinen. 


Neritina puUigera L. 


Nerita puUigera Linii(^, Syst. nat. ed. 12, p. 1253 (Terra tyi^ica: Ambon, Siid- 
molukken). — Neritina Iris Mousson, Land- und SuBwassermollusken von Java, 
1849, p. 81. — N. Knorri Tapp. Can., Ann. Mus. Genova 185B, 81 (Sorong, Neu- 


guinea). -- N. Bruguieri Mrts., Conch. Cab. 1879, p. 60. — - N. cryptospira Mrts., 
1. c. p. 61. — N. sanguinea Sow., Thes. Conch. II. 1855, p. 513. 

Material: Neuguinea: Sattelberg, 1 ad., 4 iuv. (K); Milne, Bay 1 ad. (MB). — 
Neupommern: Weite Bucht, 20 ad., 10 iuv. (Sch); Roebuckspitze, 6 ad. (Sen); 
Ulamona, 141 ad. (Sch). — Neu- 
mecklenburg: Uqana, 1 ad. (Pe); 

InselTabar, 3ad. (B). — Admira- 
litatsinseln : Manus, 30 ad. in Al- 
kohol (B). — Salomonen: Malaita, 

Buma, 65 ad. (P); Makira, Kira- 
Kira, 14 ad. (P); Guadalcanar, 

. ■ , or 1 o- /T»\ Abb. 18. Hadiila von A L. 

Aola und Domma, 35 ad., 3 iuv. (F). 



Durch die Eadula (Abb. 18) von N. fowmana und fctiti unter- 
schieden: erste Zwischenplatte lang (l^/g inal so lang wie die innere 
Seitenplatte) und sehr schmal, Mittelplatte breit und kurz; Zahnelung 
der inneren Seitenplatte besonders scharf am AuBenteil. 

Schalenmerkmale stark variabel. Rand der Columellarflache gc- 
zahnt, ziemlich gerade. Schale oftmals schief. Oberer und unterer 
Miindungssaum untereinander parallel, oder der obere schwach konvex. 
Miindung nie so weit und ohrformig wie bei N. petiti. Schale griin- 
braun bis schwarz, oft mit Querfalten. Farbe der Spindelflache schwarz, 
glanzend; am Hinterrand etwas auf die AuBenseite der Schale iiber- 
greifend. Bei N. iris und N. sanguinea Columellarflache rot. In der 
Serie von Ulamona viele tJbergange zu dem eigentlichen fulligera-lyp. 
Junge Stiicke mit weiBlicher bis rbtlicher Spindelflache und so oft 
nicht von jugendlichen powsiona- Schalen zu unterscheiden. Auf der 
Innenseite der Miindung ein orangefarbenes Band. Aufienrand der 
Spindelflache oft oben in ein Ohrehen auslaufend, das manchmal sogar 
zweigeteilt ist. 


74 


Erich Riech 


Verbreitung: Nicobaren, Andamanen, Sumatra, Java, Borneo, 
Celebes, Kleine Sunda-Inseln, Philippinen, Molukken, Aru, Neuguinea, 
Neupommern, Neumecklenburg, Admiralitats-Inseln (Neunachweis), 
Salomonen, Fidschi, Neue Hebriden, Neukaledonien, Australien, 
Karolinen. 

Vielleicht ist hier als geographische Basse N. knorri Reel, von Ma- 
dagaskar und dem ostafrikanischen Kiistengebiet an 2 :usclilieJJen. Am 
vorhandenen Material dieser Art Ohrchenbildung nicht festzustellen; 
individuelle Varianten mit rotgelbem Septum und schiefer Mundung 
z:iemlich haufig. 

Neritina porcata Gould. 

Neriiina porcata Gould, Proc. Boston Soc. Nat. Hist. 2 (1847) 225 (Terra 
typica; Samoa). — N, Salomonis Reeve, Conch. Icon. 1855, fig. 106. — N. Graefjei 
Mousson, nom. nud. — N. frondosa Mousson, J. de Conch. 1869 , 221. 

Material: Admiralitatsinseln, Manus, 1 ad. (B). — Salomonen: Guadal- 
canar, Domma, 3 ad., 1 iuv. (P). 

Von ahnlichen Arten unterschieden durch geringere Durchschnitts- 
groBe (Hohe 15-18; Breite 18-21 mm), hellorangefarbige, hinten rote 
Spindelflache, etwas erhabenes, umwalltes Gewinde und breite, dicht 
aufeinanderfolgende Faltung in Richtung der Anwachsstreifen. Mun- 
dung schiefgestellt. 

Verbreitung : Admiralitatsinseln (Neunachweis), Salomonen, 
Fidschi, Samoa. 

Neritina powisiana Sow. 

Neritina powisiana Sow., Thes. Conch. II, p. 511 (Terra typica: Neuniecklen- 

burg). — N, canalis Bavay, Nova 
Guinea 5, 278 (Jend^, Neuguinea). 

Material: Neuguinea: Finsch- 
hafen und Constantinhafen, meh- 
rere ad. et iuv. (MB, MF, MH). — 
Abb. 19. Radula von Neritina jmwisiana Sow. Neupommern: Weite Bucht, 19 ad. 

(Sch); Roebucksxntze, 2 ad. (Sch); 
Mailmail, Jacquinotbucht, 1 ad. (Sch). — Salomonen: Makira, Kira-Kira, 
2 ad. (P). 

In der Gestalt der N. fulligera ahnlich; stets mit Ohrehen, die oft 
zweigespalten sind. Von ihr unterschieden durch die Radula (Abb. 19): 
erste Zwischenplatte kur^ und breit, innere Seitenplatte nur schwach 
gezahnelt; ferner durch geringere DurchschnittsgroBe und die viel 
schmalere Spindelflache, die nach hinten nicht auf die AuBenseite der 
Schale umgeschlagen ist. Farbe der ColumeUarflache weiB, am Hinter- 
rande rotlichgelb. Von jungen Stucken von fulligera oftmals nicht 
zu unterscheiden. 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


75 


N. fowisiana vielleicht nur eine geographische Rasse von N. cM,nalis 
Sow., von der sie sich durch hellere Farbung unterscheidet. End- 
gultige Entscheidung aber noch nicht moglich, da die Radula von 
N. canalis unbekannt ist. 

Verbreitung: Neuguinea, Neuporamern (Neunachweis), Neu- 
mecklenburg, Salomonen (Neunachweis), Neue Hebriden, Sante Cruz. 

Neritodryas notabilis Riech. 

Neritodryas notabilis Riech, Zool. Anz. 110 (1935) 242 (Terra typica: Neu- 
pommern, Karlei). — Neritina. cornea E. A. Smith, Proe. Zool. Soc. London 
1885 , 603 (Choiseul, Salomonen). 

Material: Neupommern: Weite Bueht, 38 ad., 1 iuv. (Sen); Roehuckspitzo 
am Montaiguehafen, 1 iuv. (Sen). — Neumeeklenburg: Namatanai, 1 ad. (Sen). — 
Salomonen: Malaita, Buma, 1 ad. (P); Guadalcanar, Domma, 1 ad. (P). 

Deckel charakteristisch ; 

Zapfen dreieckig, distal spitz 
zulaufend, mit winzigen Zahn- 
chen. An der Radula (Abb. 20) 

Mittelplatte ziemlich lang, 
ebenso die erste Zwischen 
platte ; innere Seitenplatte re- Abb. 20 . Uadula von KtrUodryas nolahUis Kioch. 
lativ breit, schwach gezahnelt. 

Schale groBer als bei den anderen Arten der Gattung : Hohe 44 bis 
51,5; Breite 45-47; kleiner Durchmesser .32-40,5 mm) (bei vertikaler 
Stellung der Achse geinessen). Farbung ahnlich wie bei N. cornea; 
Spiralrillen tiefer und enger als bei der letztgonannten Art. In der 
Mundungsaufsicht weicht der untere Miindungssaum und das Septum 
viel weiter nach hinten zuriick als bei N. cornea und suhsulcata. Spindel- 
fliiche schmal, blaugriin, am Vorderrande mit einem gelben Streifen. 

Verbreitung: Neupommern, Neumeeklenburg, Salomonen. 

Neritodryas suhstdcMta Sow, 

Neritina suhsulcxita Sowerby, Conch. Illustr. fig. 50 (vor 1838; Erscheiiiungs- 
datuin nicht genauerfestzustellen), (Terra typica: Mindoro, Philippinen). — N, cor- 
nea Sow., Thes. Conch. II, fig. 67 und 70, nicht 71. 

Material: Neupommern: Weite Bucht, 14 ad. (Sen); Roebuckspitze, 1 ad., 
2 iuv. (Sch); Jacquinotbucht, 4 ad. (Sen); Ulamona 20 ad. (Sch). Neu- 
mecklenburg: Carterethafen, 5 ad. (MB). — Salomonen: Guadalcanar, 8 ad. (P); 
Kira-Kira, Makira, 9 ad. (P). 

Sowerby beschrieb in Conch. Illustr., 1. c. diese Art, vereinigte 
sie aber spater im Thes. Conch. 1. c. mit N , cornea. Aber schon auf 




76 


Erich Riech 


Grund der Verschiedenheiten im Bau der Kadula sind die beiden Arten 
zu trennen. Es ergeben sich zudem noch weitere Unterscheidungs- 
merkmale. 

Earbe einigermafien cbarakteristisch : gleichmaBig griinlich gelb- 
braun, mit einigen unregelmaBigen schwarzen Flecken. Der jiingste 
Teil der letzten Windung und auch die jungen Schalen griinschwarz. 
Bei einigen Stiicken gelb-schwarze Zeichnung: hellgelbe Flecke auf 
schwarzem Untergrund; aber dann stets nur im allerjungsten Schalen- 
teil vorhanden; an der iibrigen Schale ist sie manchmal beidurch- 
scbeinendem Licht zu erkennen. Die fiir N. cornea so bezeichnende 
Spiralbandzeichnung fehlt bei N, subsulcata vollig. 

Spiralleisten enger als bei N, cornea \ die zwiscbenliegenden Rillen 
eng und tief, tiefer noch als bei N. notabilis. Miindung z. T. sehr stark 
nach rechts unten ausgezogen. Columellarflache blaulicliweiB, am hin- 
teren Rande fast stets mit schwarzen Flecken. Vorderrand deutlich 
gezahnt. 

Deckel mit fingerformig zerteilter Rippe und am Ende keulenformig 
angeschwollenem Zapfen, wie er sich ja bei alien Arten der Gattung 
Neritodryas, ausgenommen N. notabilis, findet. Radula der von 
N . notabilis gleich ; Mittelplatte und erste Zwischenplatte ziemlich 
lang; innere Seitenplatte breit, schwach gezahnt. 

Verbreitung: Nikobaren, Sumatra, Celebes, Philippinen, Mo- 
lukken, Neuguinea, Neupommern (Neunachweis), Neumecklenburg, 
Salomonen, Neue Hebriden, Neukaledonien, Fidschi, Santa Cruz. 

Neritodryas cornea L. 

Neritodryas cornea Linne, Syst. nat. 6d. 10, 1758, p. 777. (Terra t 3 rpica: 
Linne gibt an: in mari indico et rubro; ich betrachte die Molukken als Terra 
typica. Vielleicht ist unsere Art gar nicht Linn]6s Nerita cornea., sondern die letzt- 
genannte Art ist eine echte Nerita, Es muBte dann der Name N, duhia Chemn. 
fiir N . cornea L. eintreten. Da aber die Bezeichnung N, cornea, iiberall in der 
Literatur gebrauchlich ist, ist es praktischer, diese vorlaufig beizubehalten.) — 
N, duhia Chemnitz, Conch. Cab. 6 (1781) 324. — N, apiata Recluz, Proc. Zool. 
Soc. London 1848, 72. — N, simplex Schepman, Nova Guinea 18 (1919) 182. 
— N, multisulcata Semper, nom. nud. 

Material: Neuguinea: Sattelberg, 2 ad. (K); Mac Cluer Bay, 2 ad. (M); Milne 
Bay, 2 ad. (M). — Neupommern: Bache an der Weiten Bucht, 70 ad., 3 iuv. z. T. 
in AJkohol (Sen); Jacquinotbucht, 1 ad. (Sen); Roebuckspitze, 2 ad. (Sch); 
Mdwefiafen, 2 ad. (P); Ulamona, 46 ad. (Son). — Umboi (zwischen Neuguinea 
und Neupommern), 1 ad. (P). — Neumecklenburg: Umbukul, 65 ad. (B); Majom, 

4 add. in Alkohol (B); Carterethafen, 3 ad. (MB); Namatanai, 1 ad. (Sch). — 
Salomonen: Bougainville, 3 ad. (MB); Guadalcanar, Aola, Domma und Kakom- 



StiBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 77 

bona, 237 ad., 18 iuv. (P); Malaita, Auki, Rohinari, Bannani, Savo, 39 ad., 8 iuv. 
(P); Makira, Kira-Kira, 1 ad. (P). 

Art gut charakterisiert dutch die Radula (Abb. 21) : Mittelplatte 
sehr breit und kurz; erste Zwischenplatte im Verhaltnis Zu der breiten 
Mittelplatte kurz; innere Seitenplatte sehr schmal, nach innen spitz 
zulaufend und im aufieren Teil mit gezahnter Schneide. Bei N. nota- 
bilis und svbsulcata dagegen Mittelplatte und erste Zwischenplatte 
lang, innere Seitenplatte breit und schwach gezahnt. 

Bisher wurden N . cornea L. und N. dubia Chemn. als 2 getrennte 
Arten betrachtet: N. cornea schien durch niedrigeres Gewinde, das 
Vorhandensein von Spiralrillen und durch schwarze, aus unregelmaBigen 
Flecken zusammengesetzte Spiralbiinder auf gelbem Grunde, A. dubia 
durch hoheres Gewinde, ziem- 
lich konvexe Umgange, das 
Behlen jeglicher Schalenskulp- 
tur und durch die grofie Va- 
riabilitat in der Farbung und 
Zeichnung gekennzeichnet. An Abb. 21 . naduia von A’eritodn/os cornea l. 
Hand des mir vorliegenden 

urafangreichen Materials konnte ich aber Ubergangsstiicke feststellen; 
auch zeigte es sich, daB keine Korrelation zwischen niedrigem Gewinde 
und der Spiralskulptur besteht. Dennoch mochte ich die Gleichsetzung 
der beiden Arten mit einera gewissen Vorbehalt tun, da ein groBer Teil 
der Populationen einheitlich ist, und die Ubergangsstiicke in relativ 
wenigen Serien auftreten; von 12 Serien waren G einheitlich und 
G wiesen Hbergange auf. Diese Tatsache konnte auch auf Artbastardie- 
rung deuten. Wahrscheinlicher ist aber die Annahme, daB es sich 
hier um das Vorherrschen bestimmter erblicher Varianten in bestimmten 
Populationen (Kolonievariabilitilt im Sinne von B. Bensch), also 
auch nicht um Umweltseinfliisse handelt. 

Verbreitung: Nikobaren, Sumatra, Java, Borneo, Celebes, 
Kleine Sunda-Inseln, Siidchina, PhiUppinen, Palau-Inseln, Molukken, 
Aru, Neuguinea, Neupommern, Neumecklenburg, Neuhannover, Ad- 
mirahtatsinseln, Salomonen, Fidschi-Inseln, Santa Cruz, Neukaledonien. 

Vittina variegata Less. 

Neritina variegata Lesson, Coquille, II. 1830, p. 378 (Terra typica; Neu-lrland). 
— N. Wallisiarum Recluz, J. de Conch. 1860, 161. — N. haemastoma Schepman, 
Bijdragen tot de Dierkunde 20 (1916) 32 (Ceram). — Neritodryas wetarana Haas, 
Ann. Mag. Nat. Hist. 1912, 419. — Wahrscheinlich auch synonym: N.Moqui- 
niana Recluz, J. de Conch. 1860, 166. — N. Cuvieriana Sow. Thes. Conch. II, p. 640. 



78 


Erich Riech 


Material: Neuguinea: Sattelberg, 96 ad., 20iuv. (K); Delta Division, Britisch- 
Siidnetiguinea, 12 ad. (MB). — Neupommem : Weite Bucht, 19 ad. ( Sen) ; Ulamona, 
202 ad. (Sch); Sumpfpfutzen auf Lolobau, an der Nordkuste von Neupommem, 
2 ad. (Sch). — Neumecklenburg: Namatanai, 1 ad. (Sch); Uqana, 9 ad. (Pk). — 
Salomonen: Guadalcanar: Aola, 76 ad., 6 iuv. (P); Domma, 1 ad. (P); Makira, 
4 ad. (P); Malaita, 21 ad. (P). 

Deckel auBen blauschwarz gefarbt, mit Ausnahme der weiBen, 
inneren unteren Ecke. Diese Deckelfarbung tritt bei den Vittina-kxtGn 
des indopazifischen Gebietes nur noch bei der ostindischen F. smithi 
Gray auf ; aber auch hier ist die untere innere Ecke nie so hell gefarbt 
wie bei V. variegata. 

Vorderrand der Spindelflache fast gerade, im Gegensatz zu den 
iibrigen Arten der Gattung; Zahnelung fast voUig fehlend. Schalen- 
form variabel: z. T. spitz kegelformig, z. T. aber mit stark nieder- 
gedriicktem Gewinde, wobei dann die Breite groBer ist als die Hohe. 
Derartige Schalen haben oft ihren Apex eingebuBt, und die Abbruch- 
stelle ist von einer sekundaren, spiraligen Schalenbildung verschlossen ; 
sie sind als N. Wallisiarum beschrieben worden. Farbe variabel: 
manchmal gelber, manchmal schwarzer Farbanteil groBer. Columellar- 
flache weiB, stets mit einem rotlichen Fleck am Hinterrand. Nie ist 
aber die ganze Spindelflache rot gefarbt, wie es bei F. turtoni der Fall ist. 

Verbreitung: Nikobaren, Sumatra, Java, Kleine Sunda-Inseln, 
Celebes, Philippinen, Palau-Insehi, Molukken, Kei- und Aru-Inseln, 
Neuguinea, Bismarck-Archipel, Salomonen, Neukaledonien, Fidschi, 
Samoa, Karolinen. 

Vittina roisayana Reel. 

Neritina roiasyana Reeluz, Rev. Zool. 1841 , 338 (Terra typica: Neuguinea). — 
N . turrita Sow., Thes. Conch. II, p. 639. — N. chryaocolla Gould, Proc. Bo,ston 
Soc. Nat. Hist. 2 (1847) 226. — N.cuprina Reeluz, J. de Conch. 1860 , 161. — 
N. navigatoria Reeve, Conch. Icon. fig. 102. 

Material; Neuguinea: SuBwasserbach bei Bongu, Constantin hafen, 6 ad. 
(MB). — Neupommem: Jacquinotbucht, 16 ad. in Alkohol (B); Mioko, 1 ad. 
(MB). — Neumecklenburg: Mussau, 64 ad. (B). 

Schale griinlichschwarz, mit sehr vielen zarten, geschlangelten, 
weiBhehen Linien. Oft ein eigentiimlicher erzfarbener Glanz {N. cuprina). 
Deckel an seiner AuBenseite hell gefarbt. 

Anscheinend nimmt die GroBe ostwarts nach Polynesien bin zu, 
was aber noch an groBerem Material nachzupriifen ist. 

Verbreitung: Molukken, Aru, Neuguinea, Neupommem (Neu- 
nachweis), St. Matthias bei Neumecklenburg (Neunachweis), Mioko 
(Neunachweis), Neukaledonien, Fidschi-Inseln, Samoa, Tahiti, Karo- 
linen und Marschall-Inselb. 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


79 


Vittina turtoni Reel. 

Nerita Turtoni Recluz, Proc. ZooL Soc. 1843, 71 (Terra typica: wahrschein- 
lich die Fidschi-Inseln). 

Material: Neupommern: Ulamona, 2 ad. (Sch). — Neumecklenburg, 

2 ad. (MB). 

Von ahnlichen Arten unterschieden durch die Zeiclinung: rote, 
schrag abwarts nach der Mundung zu laufende, meist 8 chwar 2 : eingefaUte 
Zickzackbander auf dunkelbraunem bis schwarzem Grunde. Columellar- 
flaclie fleischfarben bis rot; im Gegensatz zu F. variegata ist sie bier 
gleichmaBig gefarbt. Innenseite der Schale blaulichweiB, mit rotem 
Rand an der Mundung. AuBenseite des Deckels hell. 

Verbreitung : Neupommern (Neunachweis), Neumecklenburg, 
Salomonen, Fidschi, Samoa. 

Vittina adumbrata Reeve. 

Neritina adumbrata Reeve, Conch. Icon. fig. 57 (Terra typica: Salomonen). 

V. Cuvieriana Reeve, 1. c. fig. 87. 

Material: Neupommern: Weite Bucht, 1) ad., 12 iuv. z. T. in Alkohol (Sch); 
Jacquinotbucht, 5 ad. (Sch); Roebuck- 
spitze am Montaiguehafen, 1 ad. (Sch). 

— Neumecklenburg : Namatanai, 3 ad. 

(Sch); Insel Tabar, 1 ad. (B). — Salo- 
monen: Makira, 20 ad. (P); Malaita, 

4 iuv. (P); Guadalcanal', 6 ad. (P). 

iibri^^en A.rten der Abb. 22 . Haclula von r ittina odurKihratc. 
Gattung schoii durch die GroBe 

unterschieden; Hohe 27—34; Breite 20-30; kl. Durchinesser 23—25 nim; 
Umgangszahl 4^/2-5. 

Einbuchtung des Columellarrandes starker als bei 7. variegata, 
sehwacher als bei V.turrita. Zahnelung scharf und deutlich. Farbe: 
olivfarben, mit weiBen, schwarz gerandeten Flecken; manchmal 
treten aber auch groBere unregelmaBige, helle und dunkle Flecke auf. 
Spindelflache weiB, manchmal mit rotlichem Fleck am Hinterrand. 

AuBenseite des Deckels weiB, meist mit einem schwarzen Fleck 
an der inneren unteren Ecke, der aber oftmals die ganze AuBenflache 
des Deckels erfiillt, jedoch stets ringsherum einen weiBen Rand bestehen 
laBt. — Radula siehe Abb. 22. 

Verbreitung: Neupommern (Neunachweis), Neumecklenburg, 
Salomonen. 



80 


Erich Biech 


Vittina turrita Chenm. 

Neritma imrUa Chemnitz, Conch. Cab. 9. 2. 1786, p. 71. (CHBMum gibt 
als Vaterland die westindischen Inseln an; ee handelt sich hierbei aber offenbar 
um eine Verwechslung. Terra typica: wahrscheinlich Sumatra.) — N, ziczac Sow., 
Thes. Conch. II, p. 640. — communis Quoy u. Gaimard, Voyage de 1’ Astrolabe, 
Zool. Ill, p. 196. — N. Waigimsis Lesson, Coquille II, 1. p. 379. 1830. — N. ater- 
rima Koch in Philippi, Abbild. neuer Conch. 1843, p. 28. — N. aquatilis Reeve, 
Conch. Icon. 1866, fig. 73. 

Material: Neuguinea: Insel Jappen, 2 ad. (St); Eitapd, 16 ad. (MB); Con- 
stantinhafen, 14 ad. (MB); Finschhafen, 3 iuv. (MB). — Neupommem: Weite Bucht, 
Malkong-Bach und Karlei, 6 ad., 1 iuv. (Sen). — Admiralitatsinseln, Manus, 
1 ad., 1 iuv. (v. Kl). 

AuBerst variabel; durch folgende Merkmale charakterisiert: Co- 
lumellarflache in der Mitte stark emgebucktet, innerhalb und oberhalb 
dieser Bucht scharf gezahnt. Deckel an der AuBenflache weiBlich. 
Spindelflache schmutzigweiB. 

Farbe sehr variabel: als Grundty^) sind schwarze Bander auf hellem, 
weiBem, gelbem oder rotlichem Grunde anzusehen. Breite der Bander 
variierend. Gelegentlich fallt auch in gewissen spiralig angeordneten 
Zonen die schwarze Striemenzeichnung aus, so daB dort helle Spiral- 
bander entstehen. Bei einigen Stiicken nur noch gleichmaBig helle 
Farbung. Zum Teil tritt auch Zeichnung mit gelben Dreiecksflecken auf. 

Bisher hatte man vor allem 3 Arten : N, turrita, N. ziczap und 
N. communis nach der relativen Schalenhohe unterschieden. An dera 
mir zur Verfiigung stehenden Material konnte ich nun eine groBe Zahl 
von Ubergangsstiicken zwischen den genannten 3 Arten feststellen. 
Bei den als turrita bezeichneten Schalen betrug die Hohe 118-153% 
der Breite (bei vertikaler Stellung der Achse gemessen), bei den als 
communis und ziczac bezeichneten 100-130%. Die beiden letztgenannten 
Arten wurden nach der Zeichmmg unterschieden, was wegen des Vor- 
handenseins von Zwischenformen ebenfalls nicht zulassig ist. Relative 
Hohe einiger Serien: Palau-Inseln 132-163, Jappen 113-128, Con- 
stantinhafen 106-117, Eitape 103-120, Admiralitatsinseln 100, Neu- 
pommem 100-122, Tahiti 100-127% der Breite. 

Ausbildung geographischer Rassen nicht festzxistellen. Die Stiicke 
von Eitape und Jappen kuglig gewolbt; Embryonalgewinde iiber- 
haupt nicht hervortretend. ‘ 

Verbreitung: Mentawei-Inseln, Malakka, Hinterindien, Sumatra, 
Java, Borneo, Celebes, Kleine Sunda-Inseln, ■ f hihppinen, Molukken, 
Am, Waigeu, Neuguinea, Neupommem (Neuhachweis), Admiralitats- 
inseln, Neukaledonien, Santa Craz, Palau-In^ln, Marianen, Karolinen, 
Gesellschaftsinseln, Tahiti, » 



SiiB’vntiMermcdfaukfiA BiptiUMiens niid Melftnesieiui. 81 

CUthoH dtadema »tn$teyetana Beel. 

CltthoH SouUyeUma Beoluz, Rev. ZooL 184fi, 182. (Terra tj^ica: AngebUch 
FolTnesieo; ich mdchte sie festlegen auf Neupommem.) — Cl. strigUatuB Tapp. Cara., 
Zool. Viaggio Magenta p. 54. 

Material; Neuguinea: Constantinhafen, Sad. (MB); Milne Bay, 2 ad. (MB). — 
I^eupommem: Weite Buoht, 36 ad., 2 iuv. z.T.'^in Alkohol (Son); Jacquinot- 
buebt, 3 ad. in Alkohol (B). 

Icll fasse auf Qruud des Stadiums gro0er Serien CUthon sotdeyetana 
BeoL, Cl. diad&m, Recl.^) und Cl. reduziana Ouillou *) (= N. Keraudrenii 
Guillou*)) zu eiuem Rassenkieis zusammen. 

Charakteristika dieses Rassenkreises sind: Badula mit stark ge- 
zahnter Schneide der schmalen inneren Seitenplatte, im (3egensatz 



Abb. 23. Gei^n^phisohe Variabilit&t von Cliihon diadema Reel. Links Nominatrasse. 
In der Hitte Cl, diad, sotdeyetana Reel, von Neupommern, reehts Cl, diad, reclvziana 

Ouillou. Nat. Ordfie. 


zu Cl. brevispim, wo diese breit und schwach gezahnt ist. Spindel- 
flacbe schmal, schraggestellt, eingebuchtet ; diese Bucht oben von 
einem Zahn begrenzt. Columellarrand in der Bucht und oberhalb der- 
selben gezahnt. Miindung ziemlich weit ; schrag nach unten ausgezogen. 
Stacheln ziemlich lang. Qewinde erhaben. 


Die einzelnen Rassen weichen durch Unterschiede in Farbung und 
Zeichnung voneinander ab (vgl. Abb. 23). Bei Clithon d. souleyetana: 
dicht uebeneinander verlaufende, diinne, meist wellige schwarze, quer 
zu den Umgangen verlaufende Striemen auf grunlichgelbem Grunde, 
Die Zeichnung setzt sich auf die Stacheln fort. Bei einigen Schalen aus 
Neuguinea tritt besonders an den obersten Umgangen schwarze Farbung 
a,uf. Das Auftreten gelber Spiralstreifen leitet dann zur Nominatrasse 
iiber, Farbung bei der Nominatrasse: schwarze PfeUflecken auf hell 
gelbbraunem Grunde oder helle Bander auf dunklem Grunde; manch- 
mal auch schwmrze Netzzeichnung. Bei Cl. d. reduziana Schalen mit 
runden gelben Flecken auf schwarzem Grunde vorherrschend. Miin- 
dung sehi weit; oberer MUndungssaum stark nach oben geschwnngen. 


t) BijcaEiTj*. ^v. Zool. 1841, 277. — •) Guillou, Le., Rev. 2<ool 1841, 346. 
*) Qennou, Le., 1. o. 346. 


«. Heft 1. 




6 



Verbreitung ; Neugdofifi, Louiaiadeii, Neupbmmem, Netunecklen- 
_ Nominatrasse aiil Java, Celebes, den. Kl. Snndarlneeln, den 
l^Uppinen und den Molnkken. — C^. dicdema recihmam auf Neu- 
kaledonien, Samoa, den Mar^uesas-Inselmand Tahith 


CUthou breviapinm 'Ltm, 

1622, p. 186 (Terra typica: 

Timor). N.svbgranosa Tapp. Can., Annali Mua. Genova 1888, 74 (Sorong, 
Nengninea u. Kei). — N. variabilia Qnoy u. Gaimard, 1834, p. 388. — N. avb- 
ocellata Sohe^nian, Notes Leyden Mus. 7 (1885) 49-60. — N. rhytidophora Tapp. 
Gan., Annali Mus. Genova 1888, 76. 

Material: NeUguinea: Sattelberg, 261 ad. (K);' Finschhafen, 1 ad. (M). — 
Neupommem: Karlei, 13 ad. (Sch); Jacqninotbuoht, 4 ad., 2 inV. (Soh); Ula- 
mdna, 2 ad. (Son). — Neumeoklenburg: Uqana, 26 ad. (Pn). — Salomonen: 
Gnadaloanar, 11 ad., 76 iuv. (P); Malaita, 2 ad. (P); Malaita, Su’u, 10 iuv. (M); 
Makira, 68 ad. (P); Bougainville, Tiop, 26 ad., 100 iuv. (MB). 

Die LESSONscbe Bezeicbnung wno6ilis war recbt ssutreffend, da 
fast alle Merkmale innerhalb jaemliob weiter Gren^en variieren. Scbale 
kttglig; Gtewinde flach oder erhoben, mit mehr oder weniger starken 
Wachstumsstreifen; oft mit schwarzen, quer zu den Umgangen ver- 
lanfenden Streifen, in vielen Fallen aucb noch mit heUen Dreiecks- 
flecken, die aber nie dunkd eingesaumt sind, wie es bei Cl. squarrosa 
der Fall ist. Grofie auBerst variabel: Kobe 14-32, Breite 13-31, kl. 
Durchmesser 12-27 mm. Spindelflache gelblichweifi, Bucbt mit 5 bis 
9 Zahnchen und einem groBen am oberen Rand dieser Bucht; dariiber 
nocb 3-4Zalme. Farbe der Scbalen gelbgrau bis dunkelgraugriin. 
Meist Stacheln, zumindest abet Stachelreste vorbanden; vollig stachel- 
lose Stiicke besitzen keine Scbulterkante. 


Radvda bei den von inir untersuobten Exemplaren mit breiter, 
sobwacb geziibnelter innerer Seitenplatte (nacb Martens variabel). 

Von Ct diedema sottieyetema unterscbeidet sicb Cl. brevisjdna durcb 
das Vorbandensein v<*i QuerfaJten, bedeutendere DurcbscbnittsgroBe, 
wrheblicb dickere tmd festere Sobale, engere Mttndung, breitere und we- 
niget scbr&ggestellte Spindelflilobe. — Cl. rhytidopkoea Tapp. Can. 
steKt nur eine stacbellose Variante von Cl. brevispiMi mit kugligem 
Gefidnde und enger Querfaltung dar; ^eicbentwidkelte Scbalen aucb 
in d^ Serie von Karlei. Sie bat nicbte mit Cl. rugeUa Bed. von den 
Fbib^inen zu tun, die Warzen und perlschnurart^, quer zu den 


SttBwasBermollusken Papbasiens und MielanesienB. 


83 


gelbea, dreieckigen Flecken mit echwarzer Spitze — und durcli das 
Fehlen von Querfalten auf den Umgangen von Cl. brevis fina unter- 
schieden. 

Verbreitung; Nikobaren, Sumatra, Java, Borneo, Kl. Sunda- 
Inseln, Celebes, Philippinen, Molukken, Aru, i^uguinea, Neupommem, 
Neumecklenburg, Salomonen, Neukaledonien. 

Clithon aquarrosa Reel. 

Nerita sqvurroaa Becluz, Proc. Zool. Soc. London 1842, 174 (Terra typica: 
Negros, Philippinen). 

Material: Neuguinea; Sattelberg, 12 ad., 4 iuv. (K). — Neupommem: 
Weite Bucht, 13 ad., 4 iuv. (SCH). 

Farbung der mir vorliegenden Schalen variiert von blaugrau bis 
gelbgrau, zuweilen violettfarben. Schulterkante fehlend oder nur 
schwach angedeutet ; bei 2 Stiicken Reste von Stacheln. Kennzeich- 
nend ist die Skulptur: Schale dicht runzelstreifig quer zu den Umgan- 
gen ; dazwischen viele flache, heller als ihre Umgebung gefarbte Warzen, 
die Martens mit halbvertrockneten Eiterpusteln vergleicht; sie tragen 
stets eine dunkle Spitze in Richtung zur Schalenmundung. 

Von Cl. brevis fina durch die warzige Skulptur und das Fehlen von 
Querfalten, von Cl. pritchardi Dohm von den Fidschi-Inseln durch das 
hohere Gewinde, schmalere Schale, hellere Farbe und das Fehlen 
orangegelber Farbung an der Spindelflache und der Miindung unter- 
schieden. 

Die von Degner und Martens taxonomisch so hoch bewertete 
Abwartsknickung und Erniedrigung der den Zapfen mit der Rippe 
verbindenden Leiste kurz vor der Rippe ist von mir auch bei mahchen 
Stucken von Cl. brevis fina, stets aber bei Cl. olivacea, dagegen nie 
bei Cl. angulosa gefunden worden. 

Verbreitung: Mentawei-Inseln, Sumatra, Java, Kl. Sunda-Inseln, 
Celebes, Philippinen, Molukken, Neuguinea (Neunachweis), Neupom- 
mem. (Neunachweis), Salomonen. 

Clithon bi8marekianan. 6f , (Abb. 24). 

Material: 1 ad. Schale von Karlei, Neupommem (Son). 

Diagnose: Schale halbkugelig, mit sehr niedrigem, flachem Ge- 
winde und gerandeter Naht; Schulterkante schwach entwickelt, mit 
6 kurzfen Stacheln. Zuwachsstreifen schwach, Schalenoberflache daher 
glatt, zum Unterschied von der in Farbe und Form ahnlichen Cl. 
frUdmrdi Dohrh, die stark warzige Skulptur besitzt. Miindung ziemlich 

6 * 


84 


Erich Riech 


weit, schrag nach rechts unten ausgezogen. Schale grimlichbraun, mit 
diinnen schwarzen, stark gezackten und oft unterbrochenen, quer zu 
den Umgangen verlaufenden Linien. Spindelflacbe lebhaft orangerot; 
ihr Rand farblos, mit der fiir die Gattung Glithon bezeichnenden Bucht. 

Deckel und Radula unbekannt. 

Kobe; 24,5; Breite 25,5; kl. Durchmesser 
19,5 mm (bei vertikaler Stellung der Achse 
gemessen). Zahl der Umgange 4; Zahl der 
Zahnchen an der Spindelrandbucht 9, fiber 
derselben 5. 

Von Glithon olimcea Reel, unterschieden 
durch Schulterkante und Stacheln, die bis auf 
den Rand gleichmaBig orangerote Spindelflacbe, 
flacbere Gestalt, und weitere Miindung. Farbe 
abnlicb; bei Gl. olimcea aber die sebwarzen 
Querlinien nie so stark gezackt und auch meist niebt unterbroeben. 
Typus von Karlei im Zoologiscben Museum Berlin. 

Verbreitung: Neupommern. 

Glithon olivacea Reel. 

Nerita olivacea Recluz, Proc. Zool. Soc. London 1842, 172 (Terra typica: 
Agoo, Luzon, Philippinen). — N. return Morelct, J. de Conch. 1868, 372 (Neue 
Hebriden). 

Material: Neuguinea: Angriffshafen, 1 ad. (MB); Jinschhafen, 1 ad. (MB). 
Neupommern: Weite Bucht, 46 ad., 9 iuv. z. T. in Alkohol (Sen); Mope, 2 ad. 
(ScH); Ulamona, 1 iuv. (Sen). — Neumecklenburg: KaitfluB, 1 iuv. (MB); 
Uqana, 40 ad. et iuv. (Pe); Insel Tabar, 1 ad. (B). — Salomonen: Guadalcanar, 
43 ad. (P); Guadalcanar, Kakombona, 60 ad., 4 iuv. (P); Guadalcanar, Domma, 
42 ad., 2 iuv. (P); Malaita, 2 ad. (P); Bougainville, 7 ad. (MB). 

Cbarakteristiscbe Merkmale: Fehlen von quer zu den Umgangen 
verlaufenden Falten; nur ganz schwacbe und unregelmaBige Zuwacbs- 
streifen am jiingsten Teil des letzten Umg^ngs; Sebale sonst glatt. 
Stacbeb nie vorbanden. Farbe bei jungen Scbalen rotbraun, spater 
braungriin oder dunkelgraugriin; mit zerstreuten sebwarzen Punkten 
und wenigen Stricken in der Spiralricbtung ; stets mit diinnen sebwarzen, 
eng parallel verlaufenden, gescblangelten Querlinien. Sind diese ab- 
gerieben, dann aber stets nocb an den Embryonalwindungen erbalten. 
Sebale meist glanzend, bei 2 Stticken des Materials stumpf infolge 
einer feinen, unregelmaBigen Skulptur. Spindelflacbe griinlicb- bis 
gelblicbweiU, nacb binten und unten braunrot gesaumt.^ 



Abb. 24. 

Clithon bismarckiana n. sp. 
Neupommern. Nat. GroQe. 



SiiBwassemiollusken Papuasiens und Melanesiens. 


85 


Hohe: 20-28; Breite: 19-25; kl. Durclimesser : 15-23 mm. 

Am Deckel ist die Zapfen iind Kippe verbindende Leiste vor der 
Rippe pl6tz:lich erniedrigt. Radula mit breiter, nur sehr scbwach ge- 
2 :ahnter innerer Seitenplatte ; wobl aber variabel, da Schacko bei 
einem Stiick 40 Zahnchen fand. 

Von Cl pritchardi Dohrn durcb das Fehlen der war 2 :igen Skulptur 
und der leuchtend gelben Farbung von Mundung und Columellarflache, 
von Cl angulosa Reel, durch das Fehlen von Querfalten, das hohere 
Gewinde, die schragere Mundung und das Fehlen der ^wei scharfen 
Ecken am auBeren Mundungssaum, die fiir Cl angulosa so kenn 2 :eich- 
nend sind, gut unterschieden. Cl avellana Reel, von Cl olivacea ab- 
^ugren^en durch die geringere DurchschnittsgroBe, flacheres Gewinde, 
mehr kuglige Schale, meist blaue Spindelflache und ihren Zeichnungs- 
typ: aus Punkten ^usammengesetzte Spiralreihen. 

Verbreitung: Phihppinen, Celebes, Molukken, Aru, Neuguinea 
(Neunachweis), Neupommern (Neunaehweis), Neumeeklenburg (Neu- 
nachweis), Admiralitatsinseln, Salomonen. 

Clithon luctuosa lueiuosa Reck 

Nerita luciuom Reeluz, Rev. Zool. 1841, 317 (Terra typica; Neuguinea). - - 
Neriiina aemula Parr., nom. nud. 

Material: Neupommern; Karlei, 1 ad. (Sen); Malkong-Bach, 2 ad. (Sch); 
Kap Dam pier, 4 ad. (Sch). 

Ich fasse Cl luctuosa und Cl siderea GoukP) (womit Cl dispar 
Pease und Cl pisifornus Reel, synonym sind) zu einem Rassenkreis 
zusammen, da Ubergangsstiicke zwdschen den beiden Arten vorhanden 
sind, und sie sich geographisch vertreten. 

Die beiden Rassen unterscheiden sich durch folgende Merkmale: 
Nominatrasse (Hohe 4—7 ; Breite 3,5—5 ; kl. Durchmesser 2,3—4 mm) 
bedeutend kleiner als Cl I siderea (Hohe bis 13, Breite bis 11, kl. Durch- 
messer bis 8 mm). Cl I luctuosa cinfarbig blaugrau; Cl I siderea 
blauschwarz mit hellen Piinktehen. 

Von ahnlich gefarbten individuellen Varianten von Cl oualaniensis 
Less, durch die spitz kegelformige Gestalt unterschieden. Ob eine 
Abtrennung von Cl chlorostoma Brod. berechtigt ist, muB noch an 
groBerem Material nachgepriift werden. 

Verbreitung: Neuguinea, Neupommern (Neunachweis). — Cl 
luctuosa siderea auf den Fidschi-Inseln, Samoa und Tahiti. 


1) Gould, A., Proe. Bost. Soc. Nat. Hist. 1847, 226. 


86 


Erich Ricoh 


Puperita ohtuaa Beneon. 

NeritiTia obtusa Benson, J. Asiatic. Soc. 10 (1836) 749 (Terra typica: Teiche 
bei Kalkutta). — N. spiralis Reeve, Conch. Icon. 9 (1866), fig. 99. 

Material: Neupommern: Weite Bucht, 41 ad., 6 iuv. (Sch). 

Mafie des grofiten Exemplars: Hohe 12, Breite 12, kl. Durchmesser 
8,6 mm. 

Art gekennzeichnet durch die Spiralskulptur, die von den schwachen 
Zuwachsstreifen gekreuzt wird. Spindelflache rauh. Gewinde erhoben. 
Earbe griingrau bis blau. 

N. holoserica Garrett von den Fidschi-Inseln und N. sulculosa Mar- 
tens von Flores wabrscheinlicb mit N. obtusa synonym. Sie unter- 
scbeiden sicb von ihr nur durch dunklere Farbe und dickere Schale. 
Es ist nachzupriifen, ob diese Merkmale innerhalb der Variations- 
breite liegen. 

Verbreitung: Vorderindien, Neupommern (Neunachweis), und 
falls N. holoserica. und sulculosa synonym sind, Flores und die Fidschi- 
Inseln. 


B. Lamellibranchia. 

Familie Unionidae. 

Leiovirgus guppyi guppyi Smith. 

Unio guppyi E. A. Smith, Proc. Zool. Soc. London 1886, 608 (Terra typica: 
Shortland-Insel, Salomonen). 

Material: Salomonen: Guadalcanal, Aola und Marassa, 67 ad. und 4 ein- 
zelne Schalenhalften, (P); Malaita, Buma, 2ad. (P); Kira-Kira, San Christoval, 
242 ad. (P); Shortland-Insel, 4 ad. (ME); Bougainville, Mamalomino, 12 ad. und 
1 ad. in Alkohol (Spbiser und Hkdiger leg.). 

Ich sehe die 3 Arten Leiovirgus guppyi Smith, L. lorentzi Schepman^) 
und L. misoolensis Schepman®) als 3 geographische Rassen eines Rassen- 
kreises an. 

Schalenform ziemlich variabel; Oberrand teils gerade, teils aber 
auch ziemlich stark konvex. Lage des Wirbels einigermafien konstant; 
sein Abstand vom Vorderrand betragt der Schalenlange. Einige 
Stiicke zeigen die Erscheinung der Dekurvation, die v. Gallenstein^) 
als Reaktionsform auf die Einwirkung zweier Faktoren, der Verschlam- 
mung einerseits und der abschleifenden Wirkung des vom Wellen- 

1) SoHEPMAN, M. M., Nova Guinea 18, Zool. (1918) 186. 

*) SoHEPMAN, M. M., Notes Leyden Mus. 18 (1896) 269. 

®) V. Gallenstbin, Nachrichtsblatt d. Dtsch. Malakol. Ges. 1892, 102-114. 



SuBwassermollusken PapuB/siens und Melanesiens. 


87 


schlag bewegten Sandes andererseits, auf die fast senkrecht im Schlamm 
steckende Muschel ansieht. 

Der Rassenkreis hat in der Schalenform groBe Ahnlichkeit mit der 
neuseelandischen Hyridella menziesi Gray. Wie aber Haas [27] zeigen 
konnte, besteht auf Grund der anatomischen Unterschiede keine nahere 
Verwandtschaft zwischen diesen beiden Formen. 

Die einzelnen Rassen unterscheiden sich durch verschiedene relative 
Schalenhohe (Hohe in Prozenten der Lange ausgedriickt). Sie betragt bei 

Leiovirgus misoolensis 42,4% 

,, lorentzi 44,0% 

„ guppyi 47,8%. 

Jugendliche Schalen sind durchschnittlich kiirzor als erwachsene; 
so betragt die relative Hohe bei jugendlichen misoolensis-Schalexi 
46,8%, bei jugendlichen Stiicken von L. guppyi 49,2%. 

MaBe des vorliegenden Materials: Lange 44-80 mm; Hohe 
21-40 mm; Dicke 11-22 mm. 

Verbreitung: Nominatrasse auf den Salomonen. Leiovirgus lo- 
rentzi in Hollandisch-Neuguinea ; L. misoolensis auf der Insel Misool. 

Familie Corbiciilidae. 

Batissa violaeea Lam. 

Cyclas violaceu Lamarck, Encyclop. method. 1797, p. 49. — Cyclas Kemudreni 
Lesson, Coquille Zool. II, 1830, p, 429. — Batissa discors Brancsik, Jahreshefte 
Ver. Trencsin 1895, 227. — B, albertisii Tapp. Can., Ann. Mus. Civico Genova 
1883, 289. — B.similis Prime, Ann. Lyc. Nat. Hist. New York 7 (1859) 112. — 
B. finschi Reinhardt, Sitzgsber. Ges. naturf. Freunde Berlin 1880, 61. — B, angu- 
lata Reinhardt, 1. c. S. 62. — B, humerosa Deshayes, Proc. Zool. Soc. London 
1854, 14. — B. producta Desh., 1. c. p. 13. — B. corhiculoides Desh., 1. c. p. 14. — 
B, suhtrigona Thiele, Zool. Jahrb. Syst. 55 (1928) 144. 

(Terra typica: Lamarck gibt als Heimat Inseln des Pazifik an. Ich mochte 
sie festlegen auf Neuguinea.) 

Material: Neupommern: Bache an der Weiten Biicht, 7 ad., 2 iuv. (Sen). — 
Neumecklenburg : Kavieng, 4 ad., 6 iuv. (B). Neuhannover, 9 ad., 10 iuv. (B). — 
Salomonen: Malaita, 42 iuv. (P); Malaita, Buma, 7 ad. Schalen u. 2 ad. Alkohol- 
material (P); Kira-Kira, 6 ad. (P). 

Die Gattung Batissa war bis jetzt iiberhaupt noch nicht systema- 
tisch durchgearbeitet. Die beschriebenen Arten wurden nur auf Grund 
ganz weniger Stiicke ohne differentialdiagnostische Priifung aufgestellt. 
Es sind in den meisten Fallen nur individuelle Varianten und Standorts- 
modif ikationen . 



88 


Erioh Biedi 


Formversohiedenheiten meiet nicht taxoaomiscli verwertbar. Lage 
des Wirbek variabel; er ist vorderst&ndig imd teilt die Schalenlange 
bei den violacea- und ifcemWrm'-Exemplaren im Verhaltnis 1 : 3,5; bei 
B. finschi im Verhaltnis 1 : 2,6. Zwischen beiden Extremen viele t)ber- 
gange. Die relative Dicke (in Prozenten der Lange ausgedriickt) 
schwankt zwischen 35,8 und 59,3%, die relative Hohe (in Prozenten 
der Lange) schwankt zwischen 72,9 und 84,4%, 

B. finschi und subtrigona durch relativ diinne und zarte Schalen 
ausgezeichnet; sie stellen aber wohl nur Standortsmodifikationen dar, 
da mannigfache t)bergange zu den dickschaligen Formen iiberleiten, 
bei denen dann auch die Muskeleindrucke deutlicher sind. Lesson 
bildet als seine B. keravdreni eine normale B. violacea ab ; im Con- 
chylien-Cabinet dagegen ist unter dem Namen B. kerandreni ein 
dickschaliges Stuck mit kurzem, dickem und gebrochenem, vorderem 
Lateralzahn aufgefiihrt. Dieses Merkmal ist aber fiir eine Artunter- 
scheidung nicht brauchbar, da es mit der Schalenstarke in Korrelation 
steht, die ihrerseits anscheinend abhangig vom Standort ist. Bei 
normal- und diinnschaligen Stiicken vorderer Lateralzahn gerade und 
relativ lang, aber stets kiirzer ak der hintere; beide sind fein gerippt. 
Bei dickschaligen Exemplaren vorderer Lateralzahn kurz und dick, 
meist gebrochen oder gebogen ; hinterer dagegen stets gerade, lang und 
schmal. Zwischen beiden Extremen alle denkbaren tlbergange. Beide 
Cardinalzahne durch je eine schwache Furche langsgeteilt, die in man- 
chen Fallen aber auch’ fehlen kann. Entfemung der Cardinalzahne 
voneinander sehr verschieden. 

Auf den Fidschi-Inseln finden sich 4 Batissa-Arten : B. obesa Hinds, 

B. fijiensis Preston, B. tenebricosa Hinds und B. unioniformis Prime. 
Die beiden erstgenannten Arten sind kurz und gedrungen, die beiden 
letztgenannten dagegen sehr langgestreckt. Wegen des Mangek an 
geniigend groBem Material lafit sich zur Zeit iiber diese Formen noch 
keine endgiiltige Entscheidung treffen. 

Verbreitung: Malaykcher Archipel, Celebes, Phihppinen, Molukkeh, 
Kei- und Aru-Inseln, Neuguinea, Neupommem (Neunachweis), Neu- 
mecklenburg (Neunachweis), Neuhannover (Neunachweis), Salomonen 
(Neunachweis), Neukaledonien. 

Cyrena ceylonica Lam. 

Venus ceylonica Lamarck, Conch. Cab. 6, 1782, p. 333 (Terra typica : Ceylon). — 
Cyrena papua Lesson, in Querin, Mag. Zool, 1882, 1. 11. — C. ruguiosa Mousson, 
Conch. Cab. 1879, p. 106. — ^ C. sinuoaa Desh., Proo. Zool. Soc. London 1854, 18. — 

C. ventricosa Desh., 1. c. p. 16, — C, nitida Desh., 1. o. p. 23. — C. divarieata Desh., 



SliBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 89 

L c. p. 17. — C. siiblobata Desh., 1. c. p. 18. — C, eximia Dunker, Z. f. Malakozool. 
1805 , 61. — C. cyjnriformis Prime, Ann, Lyc. Nat. Hist. Newyork 1804 , 88. — 
C, Berimrdkma Prime, Proc. Acad. Nat. Sci. Phil. 1801 , 126. — C. cyprinoides 
Quoy 11 . Gaimard, Astrolabe 1834, III. p. 613. — C. ingens Dautzenberg, J. de 
Conchyl. 48 , 105. — C, viridescens Tapp. Can., Ann. Mus. Genova 1888 , 285. — 
C, yukesi Desh,, Proc. Linn. Soc. N.S.W. 5 , 122. — C. kochi Schepman, Nova 
Guinea 18 , 185. — (7. suhtriangula Schepman, 1. c. 185. — C, coaxans Gmelin, 
Syst. nat. 13, p. 3278. 

Material: Neupommern: Weite Bucht, 7 ad., 1 iuv. (Sch); Jacquinotbucht, 
1 Schalenhalfte; Wasserfallbucht, 2 ad., 2 iuv. (Sch); Neulauenburg, 1 ad. (MH). — 
Neuhannover, VoyfluB, 6 Schalenh&lften (MB). ~ Admiralitatsinseln, 15 ad. (B). — 
Hermit-Inseln, Luf, 1 Schalenhalfte (MB). — Salomoneninsel Buka, 1 Schalen- 
halfte (MB). 

Von Batissa unterschieden durch die kurzen, spitz bockerformigen, 
nicht gerippten Lateralzahne und durcb die weiiJe Innenseite der Schale. 

Zur Artunterscheidung wurde von den friiheren Autoren vor allem 
die UmriBform und die Farbe des Periostracums benutzt. Da aber 
beide Merkmale stark variieren, und gerade die UmriBform von auBeren 
Einfliissen (z. B. Schnabelbildung) abhangig ist, so muB eine groBe 
Zahl bisheriger Arten in die Synonymik verwiesen werden. Farbe der 
Schale je nach dem Erhaltungszustand weiBlich, gelblich, griinlichgelb 
Oder sogar dunkelbraun. Zuwachsstreifen stark entwickelt. Wirbel 
meist korrodiert, wenig den Oberrand iiberragend, ziemlich stark 
vorderstandig; bei manchen Schalen von den Admiralitatsinseln Hinter- 
rand senkrecht abgestutzt. Stiicke von Neumecklenburg und von der 
Jacquinotbucht auf Neupommern mit sehr tiefer vorderer Adduktor* 
grube; Adduktorgruben stets an den Zuwachsstreifen zu erkennen. 
Form des Schlosses konstant; Cardinalzahne je durch eine Furche 
langsgeteilt. Abstand der Zahne voneinander variabel. 

Verbreitung: Ceylon, Malayischer Archipel, Celebes, Philippinen, 
Molukken, Kei, Aru, Neuguinea, Neupommern, Neumecklenburg, Neu- 
hannover, Admiralitats- und Hermit-Inseln (Neunachweis), Salomonen 
(Neunachweis), Neue Hebriden, Neukaledonien, Nordaustralien. 

IV. Verzeichnis der aus dem melanesisch-papuasisehen Gebiet 
bisher bekannten SiiBwassermollusken. 

Die bei den tiergeographischen Untersuchungen beriicksichtigten 
Arten sind durchnumeriert. Davon sind die im systematischen Teil 
behandelten Formen mit einem Sternchen versehen. Die zweifelhaften 
Arten sind nicht numeriert. Sie sind immer hinter denjenigen Arten 
aufgefiihrt, mit denen sie nahe verwandt sind und in deren Synony- 
mic sie wahrscheinlich gehoren. 


90 


Erich Riech 


*1. Seftaria suffreni Keel. (Samoa, Fidschi, Neue Hebriden). 

*2. Seftaria borbonica depressa Less. (Neuguinea, Melanesien, Neu- 

kaledonien, Mikro- und Polynesien). 

*3. Seftaria janellei Reel. (PbiUppinen, Marianen, Molukken, Neu- 
guinea). ,r 1 1 1 

*4. Seftaria luzonica Soul. (Philippinen, Flores, Celebes, Molukken, 

Melanesien, Fidschi, Neukaledonien). 

*5. Seftaria cumingiana Reel. (Malayischer Archipel bis Salomonen). 
*6. Seftaria macrocefhala Guill. (Neupommern, Neukaledonien, 

Polynesien). _ * i. • i 

*7. Seftaria tesselata Lam. (Vorderindien, Malayischer Archipel 

Melanesien, Papuasien, Australien). • i, r 

*8. Nerifteron auriculata auriculata Lam. (Ceylon, Malayisch. Ge- 

biet bis Salomonen). 

9. Nerifteron dUatata Brod. (Neuguinea bis Polynesien) [Gestalt 
kurz und gedrungen; N . christovalensis Reeve und N.florida Reel, 
hiermit synonym]. 

*10. Nerifteron schneideri Riech. (Bismarck-Archipel). 

11. Nerifteron crefidularia Lam. (Persischer Golf bis Polynesien). 
*12. Neritona tnacgiUivrayi Reeve (Damar, Ambon, Melanesien, 

Neukaledonien, Fidschi, Samoa). 

*13. Neritona laUosa mehnesica Riech. (Neupommern). 

14. Neritina transversecostata Schepman. (Siid-Neugumea, Lorentz- 

fluB). 

*15. Neritina fetiti Reel. (Philippinen, Celebes, Molukken, Neu- 
guinea, Melanesien, Neukaledonien, Samoa, Karolinen). 

*16. Neritina fulligera L. (Malayisches Gebiet bis Fidschi, Neu- 
kaledonien und Australien). 

*17. Neritina forcata Gould. (Melanesien bis Samoa). 

*18; Neritina fowisiana Sow. (Neuguinea bis S. Cruz). 

19. Neritina asferulata Sow. (Philippinen, Molukken, Salomonen 
n. Smith, Neukaledonien). 

20. Neritina amkata Chemn. (Singapore, Gr. Sunda-Inseln, Neu- 
guinea MH = Neunachweis!). 

21. Neritina fennata Born. (Sumatra, Borneo, Philippinen, Neu- 
guinea MB = Neunachweis!). 

*22. Neritodryas notainlis Riech (Melanesien). 

♦23. Neritodryas svbsulcata Sow. (Malayisches Gebiet bis Neu- 
kaledonien und Fidschi). 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 91 

*24. Nentodryas cornea L. (Malayisches Gebiet bis Neukaledonien 
upd Fidscbi). 

Neritodryas pfeifferiano, Reel. 

Neritodryas funesta Tapp. Can. [Beide Arten wahrscheinlich mit 
A. cornea synonym.] 

*25. Vittina variegata Less. (Malayisches Gebiet bis Neukaledonien, 
Samoa und Karolinen). 

*26. Vittina roissyana Reel. (Molukken, Neuguinea, Melanesien, 
Neukaledonien, Mikro- und Polynesien). 

*27. Vittina turtoni Reel. (Neupommern bis Samoa). 

*28. Vittina adunibrata Reeve (Melanesien). 

*29. Vittina turrita Chemn. (Malajdsebes Gebiet bis Neukaledonien, 
Mikro- und Polynesien). 

• *30. Cliihon diadema souleyetana Reel. (Neuguinea, Bismarek- 

Arehipel). 

Clithon coronoides Less. 

Clithon ivallacei Dolirn. [Beide Arten hoehstwabrseheinlieh mit 
Cl. diadema synonym.] 

*31. Clithon brevispina Lam. (Malayiseber Arehipel bis Salomonen 
und Neukaledonien). 

*32. Clithon squarrosa Reel. (Malayiseber Arebipel bis Salomonen). 

*33. Clithon bismarckiana Rieeb (Neupommern). 

*34. Clithon olivacea Reel. (Pbilippinen, Celebes, Molukken, Mela- 
nesien). 

35. Clithon subpunctata Reel. (Malayisebes Gebiet bis Neuguinea und 
Admiralitlitsinseln n. Leschke). [Von Cl. brevispina untersebieden dureb 
sebwaebere, regelmafiig und gerade verlaufende Querfalten, in deren 
Zwisebenraumen sebwarze, von bellen Punkten unterbroebene Streifen 
entlanglaufen. Sebale mit belleren, durebsebeinenden Fleeken.] 

36. Clithon bicolor Reel. (Pbilippinen und Salomonen n. Dautzen- 
berg). [Abnlieb der vorigen Art, aber untersebieden dureb den Mangel 
an durebsebeinenden Fleeken und das Vorhandensein von niebt unter- 
broebenen, geraden, sebwarzen Querstriemen.] 

37. Clithon thernwphila Mrts. (Neupommern. In heilien Quellen; 
Wassertemperatur 50-60° C). [Von Cl. discors Mrts. von Flores dureb 
kleinere und glatte Sebale untersebieden]. 

*38. Clithon luctuosa luctuosa Reel. (Neuguinea, Neupommern). 

39. Clithon oualaniensis Less. (Vorderindien, Malayisebes Gebiet bis 
Australien und Fidsebi. Neue Fundorte : Neupommern, Karlei, Malkong- 
Baeh und Gazelle-Halbinsel, Sch = Neunacbweis!) 


92 


Erich Riech 


Clithm guttata Bed. [Wahrscheinlidi mit der vorigen Art synonym.] 

40. Puperita reticulata Sow. (Neupommem: Kaxlei Sch = N^u- 
nachweis! Salomonen, Tahiti, Paumotu-Ins^ln). [WahrscheiBlich N, mo- 
rosa Gass, von I?e'u]ialedonien mit dieser Art synonym.] 

41. Puperita godeffroyana Mouse. (Neupommem: Weite Bucht 
= Neunachweis! Fidschi- und Phoenix-Inseln, Samoa). 

•42. Puperita obtusa Bens. (Kalkutta, Flores, Neupommem: Karlei 
ScH — Netmachweis!). 

Neritina ? cyanostoma Morelet. (Aneiteum, Neue Hebrden). [Zweifel- 
hafte Art, deren Stellung unklar. Auffallend durch die blaugefarbte 
Spindelflache. Vielleicht Jugendzustand einer anderen Art.] 

43. Faunus ater L. (Ceylon, Malayisches Gebiet, Philippmen, Neu- 
guinea, Neupommem: Karlei, Malkong-Bach, Ulamona Sen, Salo- 
monen: Guadalcanar P, Bougainville MB, Neumecklenburg, Neu- 
kaledonien, da F. nanus Reeve synonym). 

44. Melania inermis Less. (Malayischer Archipel, Neugumea, Neu- 
pommera: Bache an der Weiten Bucht ScH, Neumecklenburg, Neu- 
hannover, Salomonen: Guadalcanar P = Neunachweis!). 

45. Melania riquetii Grat. (Vorder- und Hinterindien, Malayisches 
Gebiet, Neupommem: Weite Bucht Sen = Neunachweis!). [Schalen- 
proportionen sehr variabel. Wahrscheinlich M. sculpta Soul, von den 
Philippinen und Cochinchina und M. venustula Brot. von Nordaustralien 

synonym.] 

*46. Melania setosa Swains. (Malayisches Gebiet, Neugumea, Neu- 
pommem). . , rr j. J 

*47. Melania amarula Brug. (Von der ostafnkanischen Kuste und 

Madagaskar bis Australien, Melanesien und Polynesien). 

*48. Melania scabra Muell. (Von den ostafrikanischen Inseln bis 

Neuguinea und Melanesien.) 

Mehnia keiensis Prest. [Wahrscheinlich mit M. scabra synonym.] 
Melania lauie,^ Brancsik. [Der Autorbildetunter diesemNamen 
2 ganz verschied^ne Arten ab, M. granifera und eine stachellose 

M. scabra.] . i • 

*4Q. Melania bellicosa Adams. (Ambon, Neugumea, Melanesien, 

Fidschi). v i t»i.v • 

*50. Melania granifera granifera Lam. (Von Bah, den Philippmen 

imd (ifelebes bis Melanesien und Polynesien.) 

Mkania rechingeri Oberwimmer (Salomonen). [Vielleicht mit der 

vorigen Art synonym.] — 



StiBwassermollusken Papuasiens und Melaneeiens. 


93 


*51. Melania rudis Lea (Vorder- und Hinterindien, Gr. und Kl. 
Sunda-Inseln, Molukken, Neuguinea, Neupommern). 

*52. Melania costata Qu. u. G. (Neupommern bis Neukaledonien 

und S. Cruz). 

53. Melania guffyi Smith (Salomoneninsel Santa Anna). [Von 
M. rudis und costata unterschieden durch loseres Gewinde und hohere, 
schlankere Schale. Skulptur warzenahnlich.] 

*54. Melania tuberculata truncatula Lam. (Malayisches Gebiet bis 
Australian, Neukaledonien und Polynesian). 

55. Melania waigiensis Less. (Aru, Waigeu, Neuguinea, Neue 
Hebriden, Neukaledonien). [M.rnaurula Keeve nec Gass, und M.fe- 
titi Phil, mit M. waigiensis synonym, da die als Unterscheidungsmerk- 
mal verwendeten loseren Umgange innerhalb der Variationsbreite 
liegen.] 

56. Melania landaueri Brot. (Aru). [Schlanker als M. arthurii', mit 
starker Querrippung und Spiralreifung auf den Umgangen. Nah ver- 
wandt mit M. recta Lea von den Philippinen, bei der aber die Spiral- 
reifen nur auf den obersten Umgangen vorhanden sind. Vielleicht 
Rassenkreis.] 

*57. Melania aHhurii Brot. (Aru, Neuguinea, Melanesian, Poly- 
nesien). 

Melania singula, ris Tapp. Can. [Vielleicht mit der vorigen Art 
synonym.] 

Melania leefei Brot. [Ihnlich der M. arthurii. Mit weit ergossenem 
basalen Miindungsrand. Vielleicht aber doch synonym.] 

Melania walloriensis Braz. [Zweifelhafte Art. Diagnose unzu- 

reichend.] 

58. Melania morti Sykes (Neue Hebriden). 

59. Melania ugiensis Smith (Salomonen). 

60. Melania iuncea Lea (Philippinen, Kei n. C. R. Boettgee, Neu- 
guinea n. Bavay). [Von M. tuberculata truncatula durch die hohere Ge- 
stalt unterschieden. Umgange konvex und spiralgestreift.] 

*61. Melania flicaria Born. (Malayisches Gebiet bis Neukaledonien, 

Salomonen und Neue Hebriden). 

*62. Melania aspirans Hinds (Melanesian und Polynesian). 

*63. Melania punctata Lam. (Hinterindien bis Salomonen und Neue 

Hebriden). 

*64. Melania paUens Reeve (Papuasien, Melanesian). 

*65. Melania derelicta Brot. (Neupommern). 


94 


Erich Biech 


66. Melania snbgradata Smith (Salomonen: Kira-Kira). [Von 
M. derelicta durch gedrungenere Gestalt unterschieden.] 

67. Melania sturanyi Oberwimmer (Salomoneninsel Bougainville). 
[Unterschiede gegeniiber M. derelicta : Umgange starker treppenfonnig 
abgesetzt; tiefe Langsrinne unter der Naht; Periostracum sehr stark 
entwickelt.] 

*68. Melania queenslandica Smith (Queensland, Neuguinea = Neu- 
nachweis!, Admiralitatsinseln = Neunachweis!). 

*69. Melania claims Lam. (Malayischer Archipel bis Salomonen und 
Fidschi). 

70. Melania lorentzi Schepman (Siid-Neuguinea, LorentzfluB). 
[Paratypen von mir nachgepriift. Von M. claims unterschieden durch 
schlankere Gestalt und das Vorhandensein von Spiralskulptur auf dem 
letzten Umgang. Das stark vorgezogene Peristom findet sich auch bei 
M. claims.'] 

71. Melania epidromoides Tapp. Can. (Siid-Neuguinea, Flyfl.). [Von 
ilf. arthurii vor allem durch die breiteren, gerundeteren Querrippen 
untersch.] 

72. Melania wilkinsonii Tenison-Woods (Neuguinea). [Der vorigen 
Art ahnlich, aber schlanker. Berechtigung der Abtrennung noch nach- 
zupriifen. M, scalariformis Ten. Woods mit M. wilkinsonii synonym.] 

73. Melania daktulios Tenison-Woods (Neuguinea). [Zum Unter- 
schied von den beiden vorhergehenden Arten Umgange nicht konvex.] 

74. Melania demani Tapp. Can. (Neuguinea, Aru). [Dekolliert; fast 
zylindrische Gestalt und nach oben sich nur ganz allmahlich ver- 
jiingende Umgange charakteristisch.] 

Melania picea Leschke (Neupommern). [Typus von mir gepriift. 
Jugendliche Schalen; aber nicht zu entscheiden, zu welcher Art sie 
gehoren.] 

75. Bithynia beauforti Bavay (Holl. Neuguinea: Sentani-S.). 

76. Chlorostracia paulucdana Tapp. Can. (Siid-Neuguinea, FlyfluB). 
[Systematische Stellung unklar. Thiele stellt sie zu der Subfam. Palu- 
dominae der Melaniiden. Tapp. Can. beschrieb sie als Paludina. Chloro- 
stracia mit einer Art in Hinterindien und der aufgefiihrten in Neuguinea. 
Nah verwandt Larina strangei Adams, in Ostaustralien. Ebenfalls ver- 
wandt Robinsonia burmana Blanford aus Burma.] 

77. 'Viviparm fragilis Brest. (Holl. Neuguinea, Arfakgebirge). [Viel- 
leicht mit 'V . tricostatus synonym; Umgange konvexer.] 

78. Viviparus tricostatus Less. (Neuguinea: Holl. Teil und Kaiser- 
Wilhelms-Land, Germaniahuk MB). [In einer Serie von 50 Exemplaren 



SiiBwassermollueken Papuasiens und Melanesiens. 


95 


keine tJbergange zu glatten Formen zu finden. Also sind wohl die 
2-3 Kanten charakteristisch.] 

79. Viviparus novoguineensis Leschke (Deutsch-Neuguinea). 

80. Viviparus decipiem Tapp. Can. (Brit. Siid-Neuguinea). 

Viviparus decipiens var. aruana C. R. Boettger (Am). 

81. Viviparus constantinus Kobelt (Deutsch-Neuguinea). 

82. Viviparus kowiayiensis Braz. (Nordwest-Neuguinea). 

83. Viviparus laevigatus Bavay. (Jamur-See, Holl. Neuguinea). 

84. Arnphipeplea lessoni Desh. (Australien, Neuguinea: Kaiser- 
Wilhelms-Land, Holl. N.W. Neuguinea, Sudneuguinea, Kei). 

85. Segmentina congenera C. R. Boettger (Aru). [Verwandtschafts- 
beziehungen unklar.] 

86. Diplodiscus turbinellus Tapp. Can. (Aru). [Zur australischen 
Gruppe der Planorbis gilberti gehdrend.] 

,,Planorbis'‘ montrouzieri Gass. [Diese sonst nur von Neukaledonien 
bekannte Art gibt Bavay vom Sentani-S., Neuguinea an. Wahrschein- 
lich handelt es sich hier aber um eine besondere Art.] 

87. Physastra novoguineae Clessin (Neuguinea). 

Physastra aruana C. R. Boettger (Aru). [Vielleicht mit Physastra 
novoguineae synonym.] 

88. Physastra tapparoniana Clessin (Neuguinea). 

89. Physastra vestita Tapp. Can. (Kei). 

90. Physastra rnoluccensis Less. (Ambon, Kei, Neuguinea). [\"iel- 
leicht synonym mit der australischen Physastra novaehollandiae Less.] 

9L Physastra gibbosa Gould (Australien, Neuguinea: Sentani-See). 

92. Physastra badia Adams u. Angas. (Nordaustralien, Nord-Neu- 
guinea). 

93. Physastra pxjrarnidatxi Sow. (Australien, Neuguinea). 

94. Physastra albertisii Clessin (Sud-Neuguinea). 

95. Ameria carinata Adams (Australien, Kei). 

96. Ameria reevei Adams u. Angas (Australien, Kei). 

97. Isidora keysseri Kobelt (Deutsch-Neuguinea, Berg Bolau). 

98. Isidora proteus Sow. (Australien, Neuguinea). 

Isidora tenuistriata Sow. (Australien, Neuguinea ?). 

99. Corbicula debilis Gould (Australien, Neuguinea). [Verwandt- 
schaftsverhaltnisse unklar. Nach Prashad vielleicht synonym mit 
C. pulchella Mss. von Java, C, bensoni Desh. u. C, sylhetica Prest. aus 
Vorderindien.] 

100. Sphaerium alticola Kobelt (Deutsch-Neuguinea, Berg Bolau). 

101. Sphaerium haasi C. R. Boettger (Aru). 



96 


l^ch Biech 


102. HyrideUa anodontaeformis Tapp. Can. (Neuguinea). 

103. HyrideUa ovata Haas. (Deutsch.-Neuguinea). [Nah verwandt 
mit der australisclien H. vittata Lea.] 

104. HyrideUa sentaniensis Haas (Holl. Neuguinea). 

105. HyrideUa flyensis Tapp. Can. (Sud-Neuguinea). 

106. Hyriddla shidtleworthi Charp. (Australien, Brit. Sud-Neu- 
guinea). [H. mlsonii Lea nach Haas mit H. shutUeworthi synonym.] 

107. Virgiis beccarian>us Tapp. Can. (FlyfluiJ, Sud-Neuguinea). 

108. Virgus rmUirolii Tapp. Can. (FlyfluJJ, Sud-Neuguinea). 

*109. Leiovirgus guppyi Kassenkreis. 

Leiovirgus gufpyi guppyi Smith (Salomonen). 

Leiovirgus guppyi lorentzi Schepman (Holl. Neuguinea). 

Leiovirgus gupyyi misoolensis Schepman (Misool). 

*110. Batissa violacea Lam. (Malayischer Archipel bis Salomonen 
und Neukaledonien). 

*111. Cyrena ceylonica Lam. (Ceylon, Malayisches Gebiet bis Salo- 
monen, Australien und Neukaledonien). 

V. Okologische Untersuchungen. 

Die Biologie der tropischen Mollusken ist noch so wenig bekannt, 
dafi auch vereinzelten Angaben eine Bedeutung zukommt. Es seien 
deshalb hier einige okologische Tatsachen zusammengestellt, die haupt- 
sachlich auf schriftlichen Mitteilungen von Herm Pater Schneider 
beruhen. Aus den Expeditionsberichten waren nur wenige Angaben 
zu entnehmen. 


1. Verteilung auf die Biotope. 

1. Gliederung nach Biotopen. 

Fur die Siifiwassermollusken sind im papuasisch-melanesischen 
Gebiet folgende Biotope von Bedeutung: Mangrove, brackige FluB- 
miindungen (von der Mangrove dnxch die, wenn auch schwache Stro- 
mung unterschieden; hinsichtlich des Salzgehaltes gleich), langsam- 
fliedendes Siifiwasser (der meist sehr kurze XJnterlauf der Fliisse), 
Teiche, Seen (wie in Neuguinea der grofie Sentani- und Jamur-See, 
auf der Nordseite Neupommems in Thalassea der Dakatau-See und 
einige kleine Seen auf der Insel Lolobau an der Nordkiiste Neupommems 
bei Ulamona), Siimpfe, starkflieBendes SiiBwasser (der Oberlauf der 
Gebirgsbache, Stromschnellen und Wasserf&lle), heifie Quellen und 
endlich Straucher und Bfijime aufierhalb des Wassers. 



Sttflwajssermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


97 


Die Verteilung der Arten auf diese einzelnen Biotope ist nach un- 
seren bisherigen Kenntnissen folgende: 


Nerifteron auriculata 
Neripteron crepidularia 
Neritodryas cornea 
Clithon oualaniensis 


a) Mangrove. 

Faunua ater 
Casaidula 
Melampus 
Nerita 


Puperita reticulata 
Terebralia sulcata 
Cerithidea decollata 


b) Brackige 

Batissa violacea 
Cyrena ceylonica. 

Septaria tesselata 
Neripteron auriculata 
Neritina pulligera 
Clithon hrevispina 
Clithon souleyetana 
Puperita reticulata 


Flufimiindungen. 

Clithon oualaniensis 
Faunus ater 
Melania amarula 
Melania riquetii 
Melania setosa 
Melania plicaria 
Melania granifera. 


Diesen beiden Biotopen gemeinsam sind nux Faunus ater, Nerifteron 
auriculata, Puperita reticulata, Clithon oualaniensis ; da diese 4 Arten 
nicht in reinem SuBwasser vorkommen, sind sie als typische Brack- 
wasserformen zu bezeichnen. Die in den FluBmiindungen auBerdem 
nocb vorhandenen Arten sind an die (wenn auch scbwache Stromung) 
gebunden und kommen auch im reinen SiiBwasser, im Unterlauf der 
Fliisse vor; sie sind SiiBwasserformen, die aber auch ins Brackwasser 
vordringen konnen. Andererseits handelt es sich bei den nur in der 
Mangrove lebenden Arten, die in den FluBmundungen fehlen, urn 
Meerestiere. 


c) Unterlauf der Fliisse. 


Septaria borb. depressa 
Septaria tesselata 
Neripteron auriculata 
Neritina pulligera 
Neritina petiti 
Vittina va/riegata 
Vittina turrita 
Clithon brevispina 
Clithon souleyetana 
Melania setosa 
Melania granifera 
Melania inermis 
Batissa olivami 


Faunus ater 
Melania plicaria 
Melania aspirans 
Melania punctata 
Melania scabra 
Melania bellicosa 
Melania tubercul, trancalula 
Melania clavus 
Melania amarula 
V irgus-ktieFi 
Leiovirgus guppyi 
Hyridella-Arten 
Cyrena ceylonica 


Archiv f. Naturgesohlchte, N. F. Bd. 6. Heft 1. 


7 


98 

Ericl^ iUeoh 

d) Ruhige Flufiarme.' 

Virgiis-Arten 

Amphipeplea lessoni 

Hyridella- Arten 

Septaria teaseUUa 

Leiovirgus guppyi 

Melania granifera 

Fmpama-Arten 

Melania claims 

Physdstra-Arten 

Melania plicaria 

Isidora-Atien 

Neritina transversecoatata 

Amena-Avteii 

e ) Seen^ Teiche. 

Melania tuberculata 

Bithynia beauforti 

Melania scahra 

Amphipeplea lessoni 

Melania clavus 

Isidora-Arten 

Melania punctaM 

Ameria-Arten 

Melania granifera 

Physastra-Arten 

Vittina turrita 

S egmentina- Arten 

Septaria tesselaia 

Diphdiacus turbinellus 

V iviparus ‘Arten 

Hyridella - Arten 


f) Sumpfgraben. 

Cliihon souleyetana 

Melania plicaria 

Melania clavus 

Melania tuberculata 

g ) Tiimpel und Lachen der Ger&llregion 

auf dfem Berge Bolau 

in Deutsch-Neuguinea in 3800 m Hohe. 

Isidora keyaseri 

Sphaerium aUicola 

h) Starhfliefiender Oberlauf der Gebirgsbdche und Siromschnellen 

(mit groBen Steinblocken). 

Septaria borb, depressa 

Vittina variegaia 

Septaria macrocephala 

Vittina adumbrata 

Septaria luzonica 

Vittina turtoni 

Septaria cumingiana 

Vittina turrita 

Septaria tesselata 

CUthon olivacea 

Neripteron scJineideri 

CUthon brevispina 

Neritona labioaa melanesica CUthon souleyetana 

Neritona macgiUivrayi 

CUthon aquarrosa 

Neritodryas notahilis 

Melania inermis 

Neritina puUigera 

Melania purbctata 

Neritina petiti 

Melania scahra 

Neritina porcata 

Melania bellicoaa ^ 

Neritina powiaiana 

Melania granifera 

i) Heifie Quellen (mit 50-60° C). 

CUthon thermophifa 



SiiBwassermollusken Papuasiens und Melanesiene. 


99 


j) Auf Bdumen und Strduchern. 

Neritodryaa mhsulcata 
Neritodryns cornea 

Die Artenlisten lehren, daB im starkatromenden Wasser die Neri- 
tiden, im ruhigflieBenden Wasser und in Seen-die Melaniiden, Unioniden, 
Vivipariden und SuBwasserpulmonaten in den Vordergrund treten. 

2. Biotopgebundenheit der einzelnen Arten. 

Von den Melaniiden und Neritiden sind nur relativ wenige Arten 
stenotop ; zu ihnen gehoren Neritodryas notabilis, alle Arten der Gattung 
Seftaria mit Ausnahme von S. tesselata, ferner CUthon thermophila, 
Neritona labiosa melanesica, Neritona macgilUvrayi, CUthon olivacea, Me- 
lania setosa und in gewissem Grade auch Melania inermis. Die Pulmo- 
naten Vivijiarus, Bithynia und die Muschelgattungen S'phaerium, 
Virgus, Leiovirgus und Hyridella sind auf ruhigflieBende FluBabschnitte 
und auf Seen und Teiche beschrankt, sind also zu den stenotopen 
Formen zu rechnen. 

Die iibrigen Melaniiden und Neritiden sind mehr oder weniger 
eurytop; viele findet man im gesamten FluBlauf, vom Gebirgsbach 
bis zur brackigen Miindung, wie u. a. Se/ptana tessalata, Neritina 
pulligeTa, CUthon btevispina, CUthon souleyetana, Melania scabra und 
Melania granifera. Im allgemeinen bevorzugen aber die Neritiden die 
starker stromenden FluBbezirke, die Melaniiden dagegen die langsam 
flieBenden und die stehenden Gewiisser. In Gewassern mit Felsblocken 
und Geroll sind die Neritiden, besonders die Gattung Septaria, vor- 
herrschend; in tiefen Gewassern mit feinsandigem und teilweise schlam- 
migem, schlickigem Grunde spielen dagegen Melania amarula, M . setosa, 
M. pUcaria und Batissa violacea die Hauptrolle. Offenbar ist also 
auch der Beschaffenheit des Untergrundes eine gewisse Bedeutung bei- 
zumessen. 

Nach der Angabe von Herrn Pater Schneider sind die Arten der 
Gattung Septaria und viele andere Neritiden nachtliche Tiere, die 
tagsiiber unter Steinen und in Felsritzen verborgen sind. 

11. Anpassungserscheinungen bei den 
landbewohnenden Neritodryas- Arten. 

Mit Ausnahme von Neritodryas notabilis leben samtliche N eritodryas- 
Arten zeitweilig auBerhalb des Wassers am Boden, auf Strauchern 
und Baumen. Herr Pater Schneider fand N. cornea manchmal auf 

7 * 


100 £!rich Biech 

leclit ansehnlichea. Baumen, wie HiMscm tUiadem, die nicht melir in 
der von den Grezeiten erreichten und beeinflnBten Mangrove waclisen; 
N. subsulcata erklimint dagegen nur niedrige StrSuolier und halt sich 
meist auf dem feuohten Waldboden auf. Beide Arten leben oft weitab 
vonx Wasser. N. »id)sulcata findet sich sogar auf der kleinen wasser- 
aimen Insel Vuatom, wo sie nach Pater 0. Meyeb Wanderungen 
macht, deren Ursache oder Zweck unbekannt ist. 

Die eigenartige Lebensweise der N, subsukata und cornea war schon 
Sempbr [69] bekannt ; er fuhrt aber hierbei noch weitere Arten, N. com- 
munis, ziczac, cumingiam, plumbea usw. an, fiir die jedoch Herr Pater 
Schneideb einen langeren Aufenthalt auBerhalb des Wassers nicht 
bestatigen konnte. Wahrscheinlich handelt es sich bei Sempbb nur um 
Funde von Tieren an Mangrovebaumen wahrend der Ebbezeit unter- 
halb der Hochwassergrenze. 

An dem mir zur Verfiigung stehenden Alkoholmaterial untersuchte 
ich die anatomischen Veranderungen bei den landbewohnenden Arten. 
Als Vergleichsmaterial dienten ungefahr gleichgrofie und gleichalte 
Stiicke von N. notabilis. 

Der Unterschied in der Kiemenlange ist nur gering; immerhin 
laBt sich aber doch feststellen, dafi die Kiemen bei N. cornea durch- 
schnittlich relativ kiirzer sind als bei den stets im Wasser verbleibenden 
Formen. Zum Vergleich benutzte ich hierbei die relative Kiemenlange, 
d. h. die Kiemenlange in Prozenten der Deckelhohe ausgedruckt. Sic 
betrug bei 


der Landform Neritodryas comm . . . 

„ Wasserform N. notabilis 

„ ,, Clithon hrevisfima . . 

„ ,, Cl. olivacea 


47-80%, durchschn. 62%. 
80-89%, ein Stuck 46%. 
70-90%. 

70-90%. 


Es steht dies in tJbereinstimmung mit den Untersuchungen von 
PEiiSENEEB [60] und Willem [90] an Littoriniden imd Cerithiiden. 

Weiterhin lieB sich erkennen, dafi bei den landbewohnenden Arten 
die Kiemenblattchen mit breiterer Basis der Stiitzmembran auMtzen 
unji niedriger sind, also weniger weit in das Lumen der Mantelhohle 
hineinragen, als bei den reinen SiiBwasserformen (vgl. Abb. 26). Auch 
hier finden sich Parallelen bei Littoriniden und Cerithiiden (Pelsenbeb 
und Willem). 

Der wichtigste Unterschied ist aber der folgende: Das Dach der 
Eliemenhohlebesitzt bei iV. cornea ein dichteres GefaBnetz mit stSxkeren 
und weiteren Adem als bei N. notabiUs und anderen stets im Wasser 



SiifiwasBermolluaken Papuasiens und Melanesiens. 


101 


verbleibenden Neritiden, von denen ich noch Septaria both, depressa, 
Neritina puUigera, Vittina adumbrata und Clithon oUvacea daraufhin 
untersuchte. In den beiden nebenstebenden Abbildungen (26 und 27) 
sind die milaroskopischen Bilder des Kiemenhoblendacbes von N. 
cornea und N. notaMlis einander gegeniibergestellt. Das zwischen den 



Abb. 25. Kiemenbiattchen von Neriiodryas notabUi^ Riech (links) 
und N, cornea L. (rcchts). Vergr. 15 x . 


Adern liegende Gewebe ist punktiert gezeicbnet, das Lumen der Adern 
dagegen ist weifi gelassen worden. Man erkennt deutlich den Unter- 
schied: die sehr weiten Adern und das stark reduzierte Zwischengewebe 
bei N. cornea, und die relativ engen Adern bei N. notabilis. 

Die starkere Durchblutung des Kiemenhohlendaches infolge der 
weiteren Adern gestattet es den Tieren, die Mantelhohle aucb als Lunge 
fur die Luftatmimg zu benutzen. Die weniger weit ins Lumen der 



Abb. 26. GofiiBnetz im Kiemenhdhlendacb Abb. 27. GcfilBnetz im Kiemenhohlendach 
von Neriiodryas cornea L. Lumen der von Neriiodryas notabilis Riech. Lumen der 
Adern weiB, zwisohonliegendes Gewebe Adern weiB, zwischenliegendes Gewebe 
punktiert gezeicbnet. Vergr. 40 x . ^punktiert gezeichnot. Vergr. 40 x . 


Kiemenhohle ragenden Kiemenblattchen sind der Gefahr des Austrock- 
nens und des Zusammenklebens weniger ausgesetzt als die normalen 
Kiemenblattchen der reinen Wasserschnecken. Auch hier finden sich 
also Parallelen zu den Befunden an landbewohnenden Littoriniden und 
Cerithiiden. 

Da ich bei 18 untersuchten weiblichen Tieren von N. cornea nie 
Embryonalschalen gefunden habe, so liegt die Annahme nahe, daB 
bei den Neriiodryas- kxtcix eine Viviparie nicht besteht, wie sie sich doch 



102 


Eridi Rieoh 


nach den XJnterauchungen von Linkb [42] bei der in der Nprdsee an 
der Hochwassergrenze lebenden LUtorina rudis als Anpassung an das 
I^eben anBerhalb des Wassers findet. 

m. Aktive und passive Verbreitungsfahigkeit. 

Da die Brauchbarkeit der SuBwassermollusken fiir tiergeographischp 
Untersucbungen wegen ihrer angeblich groBen Verschleppbarkeit 
bezweifelt wurde, so ist eine kritische Nachpriifung aller fiir eine Ver- 
schleppung in Frage kommenden Faktoren notwendig. 

1. Ausbreitung durcb das Meer. 

Bei den streng auf das SuBwasser beschrankten Puliiionatenfamilien 
der Planorbiden und Lymnaeiden, femer den Unioniden und den Proso- 
branchiergattungen AmpuUaria und Viinjiarus ist wegen ihrer strengen 
Stenohalinitat eine Ausbreitung iiber Meeresteile hinweg ausgeschlossen. 
Auch ein Blick auf ihre tatsachliche Verbreitung beweist uns dies mit 
aller Deutlichkeit. Die Unionidengenera Hyridella und Virgm sind auf 
Australien und Neuguinea, das Genus Leiovirgtis auf Neuguinea, Misool, 
■und die Salomonen beschrankt. Die SuBwasserpulmonaten und die 
Gattung Vimparw leben in Neuguinea, kommen aber nicht in Mela- 
nesien vor, Schon im Bismarck-Archipel, dessen groBte Insel Neu- 
pommem nur durch eine 100 km breite MeeresstraBe (in deren Mitte 
noch neben einer Anzahl kleinerer Inseln die etwa 25—30 km breite 
Insel Umboi = Rook-Island liegt) von Neuguinea getrennt ist, fehlen 
aUe eben erwahnten Formen vollig. 

Auch die Ausbreitungsmoglichkeit der Melaniiden und Neritiden 
ist keineswegs so groB, wie z. B. C. R. Boettger [13, 14] meint. Wie 
wir bei der Besprechung der Biotopgebundenheit sahen, ist auch ein 
groBer Teil dieser Formen streng an das SuBwasser gebunden. Aber 
auch bei den in das Brackwasser gelegentlich vordringenden SuB- 
wasserarten und bei den eigentlichen Brackwasserformen ist eine Aixs- 
breitung durch Treibholz und Stromungen iiber Meeresteile hinweg 
keineswegs ohne weit^s anzimehmen. Eine kritische Beurteilung 
wird uns wiederum durch das Studium der tatsachlichen Verbreitung 
ermoglicht. Die im Brackwasser lebenden Arten Faunus ater, Neri- 
'pteron auriculata, ClUhon (malaniensis und Puferita reticulata zeigen 
keineswegs eine weitere Verbreitung als die Siifiwassermelaniiden und 
-neritiden. Neripteron auriculata hat in Polynesien eine besondere 
geographische Rasse ausgehdldet, was zumindest gegen eine Ver- 



S^wasBermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


103 


schleppung in der Jetztzeit spricht. Puperita reticulata ist auf Poly- 
nesien, Neukaledonien und die melanesischen Inseln beschrankt. 
Faumus ater hat die Ostgrenze seiner Verbreitung auf den Salomonen 
und Neukaledonien. Die in der Mangrove lebenden Meeresfonnen, 
wozu auch Neripteron crepidvlaria zu rechnen ist, sind dagegen fast 
inmiftT von der ostafrikanischen Kiiste bis hack Polynesien iiber das 
ganze indowestpazifische Gebiet verbreitet. 

Von den nur gelegentlich ins Brackwasser vordringenden Arten 
haben vier, Septaria borbonica, Melania tvberculata, Melania scabra und 
Melania amarula, eine auffallend weite Verbreitung von Afrika bis 
in die Siidsee. Bei Septaria borbonica und Melania tuberculata spricht 
aber die Ausbildung geographischer Rassen gegen Verschleppung, 
zumindest gegen eine solche in der Jetztzeit. Man konnte hier zwar 
eine Verschleppung in der Vergangenheit annehmen, was aber auch 
sehr wenig wahrscheinlich ist. Bei Melania scabra spricht gegen eine 
Ausbreitung iiber das Meer hinweg die Tatsache, daB sie auf den Salo- 
monen die Ostgrenze ihrer Verbreitimg besitzt. Nur bei der sogar 
in Australien vorkommenden Melania amarula mag eine gewisse 
Resistenz gegen Salzwasser vorliegen, die einen Transport iiber Meeres- 
teile hinweg ermoglicht. 

Gegen die Annahme einer Verschleppung der Neritiden und Me- 
laniiden durch das Meer ist auBerdem die auffallige Tatsache anzufiihren, 
daB die im ganzen indomalayischen und melanesisch-papuasischen 
Gebiet, z.T. sogar bis nach Polynesien verbreiteten Arten bisauf wenige 
Ausnahmen {Neripteron crepidularia, Clithon oualaniensis, Neritina 
pulligera, Septaria tesselata, Melania amarula. Melania tuberculata, 
Cyrena ceylonica und, falls Melania venustula sich spaterhin als 
synonym mit Melania riquetii erweist, auch die letztgenannte Art) 
in Australien fehlen. Die beiden erstgenannten Formen haben wir 
schon als Brackwasser- bzw. Meerestiere kennengelernt ; auch bei 
Melania amarula ist vielleicht ein Transport iiber das Meer mbghch. 
Die iibrigen Arten sind wahrscheinlich unter Benutzung der spattertia- 
ren oder pleistocaenen Landbriicke zwischen Neuguinea und AustraUen 
dorthin eingewandert. Bei Cyrena ceylonica, Septaria tesselata, Neritina 
pulligera und Melania riguetii spricht endlich ihr geringes Vordringen 
nach Polynesien hin (Ostgrenze fiir M. riguetii Neupommem, fiir 
N. puUigera imd S. tesselata Fidschi, fiir C. ceylonica Neue Hebriden 
und Neukaledonien) gegen eine Verbreitung durch das Meer. 

Der Verlauf der Meeresstromungen steht in den allermeisten Fallen 
nicht in Einklang mit der Verbreitung der auch ins Brackwasser ge- 



104 ^ch Biech , 

hendea SuBwassermoUusken. So laflt doh die Ausbreitimg malajriscker 
Formen nach Osten nicbt durch den Transport duroh Stiomuagen 
erkl&ren, denn die wichtigsten Meeresstrome verlaufen nach Schott 
[^] wahrend des ganzen Jahres in der Form der heiden Aquatorial- 
strome von Osten nach Westen, und der im August-September etwas 
starkere, westostlich verlaufende Gegenstrom kommt fiir die Aus- 
breitung der Molliisken ebenfalls nicht in Frage, da er die Karolinen 
und Marschall-Inseln kaum beriihrt \md das polynesische Gebiet tiber- 
haupt nicht bespult und auBerdem erst ostlich der Philippinen seinen 
TTrap mug uimmt . Schwache Strome fiihren von den Philippinen zu 
den Nordmolukken und bespiilen die Nordkiiste Neuguineas ostwarts 
bis zum Kap d’Urville. Bei den auf den Philippinen, Celebes, Molukken 
in Melanesien-Papuasien vorkommenden Arten handelt es sich 
aber um echte, stenohaline SuJJwassertiere, so daB auch hier die Stro- 
mungen fiir die Verbreitung nicht verantwortlich zu machen siud. Die 
Starke, siidliche Passatdrift bespult wahrend des ganzen Jahres von 
Osten und Siidosten, von Samoa und Fidschi herkommend, die Salo- 
monen, den Bismarck-Archipel und die gesamte Nordkiiste Neuguineas, 
bis dann bei den Nordmolukken das Zusammentreffen mit den Aus- 
laufem des Gegenstroms stattfindet. Vielleicht ist diese siidliche 
Passatdrift fiir die Ausbreitung der das Brackwasser und die FluB- 
miindungen bevorzugenden Puperita reticulata, P. godeffroyana, Neri~ 
pteron dihtata und Clitkon luctuosa verantwortlich. Da aber auch eine 
ganze Reihe echter SiiBwasserformen diese Verbreitimg iiber Poly- 
nesien und Melanesien zeigt, ferner aber Neripteron auriculata und 
Cl luctuosa in Melanesien und in Polynesien 2 verschiedene geographi- 
sche Rassen ausgebildet haben, was auch durch Verschleppung in der 
Vergangenheit erklart werden koimte, so sind hier anscheinend doch 
ganz andere Verhaltnisse in erster Linie maBgebend. Immerhin ist 
aber an dieser Stelle auch zu bedenken, daB die Moglichkeit eines 
anderen Verlaufes der Stromungen in friiheren Erdepochen gegeben 
ist. Es sei hier nur an die Entstehung des warmen Ostweststroms 
in der TorresstraBe nach Abbruch des etwa plio-pleistocaenen Land- 
zusammenhanges zwischen Neuguinea und Australien erinnert. 

2. Ausbreitung durch Menschen oder Tiere. 

Als Transportmittel kommen nun endlich noch Tiere und der Mensch 
in Frage. So fiihrte E. v. MAbtens die weite Verbreitung der Mekmia 
fufeef cuiato von Afrika ostwkrts bis nach Polynesien auf Verschleppung 
mit dem Reisbau zuruck, wogegen aber die Differenzierung in 2 geo- 



SiiBwassermollusken Papua«iens und Melanesiens. 


105 


graphische Rassen spricht. Verschleppung durch den Menschen ist 
fttr keine der behandelten Arten erwiesen. Gegen eine Verbreitung 
der Unioniden als Glochidien dutch Fische Tiber Meeresteile hinweg 
apricht das Fehlen der Unioniden im Bismarck- Archipel; auch ist die 
Resistenz von Glochidien gegen Salzwasser ganz unwahrscheinlich. 

Schliefilich kommen fiir die Ausbreitimg der SiiJJwassermollusken 
noch die recht weit verbreiteten Wasservogel in Frage. Der in einem 
Fall beobachtete Transport von Paludinen durch Vogel an den Fiifien 
und am Federkleid, wobei die Feder zwischen Operculum und Peristom 
der Schnecke eingeklemmt war, hat fiir die Verbreitimg wenig Be- 
deutung, da es sich hierbei um zu vereinzelte Falle handelt. Bavay^) 
bespricht femer die Moglichkeit der Ausbreitimg der viviparen Formen 
dadurch, daB die Jungen mit ihren Embryonalschalen im Magen des 
Vogels erhalten bleiben, wenn das Muttertier gefressen worden ist, 
imd beim Ausspeien des Gewolles und mit dem Kot ins Freie gelangen. 
Es ist aber im hochsten Grade unwahrscheinlich, daB die Jungen 
so lange im Vogelmagen am Leben bleiben, bis z. B. ein Vogel iiber 
hundert Kilometer hinweg von Papuasien aus Melanesien erreicht. 

3. EinfluB der Ontogenie. 

Wichtig fiir die Ausbreitungsmoglichkeit einer Tierart ist endlich 
auch ihre Ontogenie. Die Pulmonaten wie die Lymnaeidae, Planor- 
bidae, Physidae und Ancylidae, femer die prosobranchiaten Hydro- 
biidae, Ampullariidae, Neritidae und von den Melaniidae die Gat- 
tungen Faunus und Melanopsis sind ovipar (nach Thiele). Die Eier 
der Neritiden werden in Kliimpchen von 30-60 Stiick in einer ge- 
meinsamen, ziemlich kugligen, kalkig lederartigen Eikapsel abgelegt, 
die an Steine, Schalen anderer Neritiden und Melaniiden und an andere 
im Wasser befindliche Gegenstande angeklebt werden. In der Kapsel 
machen die Embryonen ein Veligerstadium durch. In der Regel ent- 
wickelt sich von den 30-60 Eiern nur eines zur fertigen Schnecke, 
weil dieser Embryo die iibrigen Eier und Embryonen auffrifit. Nach 
dem Ausschliipfen der jungen Schnecke bleibt der untere Teil der 
Kapsel mit erhabenem, ringformigem Rand auf der Unterlage sitzen. 

Vivipare Formen sind Viviparus und die Unterfamilie Melaniinae 
der Melaniidae, zu der alle melanesisch-papuasischen Melaniiden auBer 
der oben erwahnten Gattung Faunus gehoren. 

1) Bavay, a., Nova Guinea 5 (1908) 277. 



106 


Erich Rieoh 


ISs ist hier die Mogliehkeit zu erwagen, ob nicht die lederartigen 
Eikapseln der Neritiden eine groBere Resistenz gegen Salzwasser und 
Austrocknung besitzen als die Embryonabchalen von Viviparus und 
den Melaniiden. Dagegen spricht die tatsachliche Verbreitung; so 
das Feblen der Neritiden in Australien mit ganz wenigen Ausnahmen, 
das Feblen mancber von den Philippinen bis nach Melanesien verbrei- 
teter Formen im Sunda-Archipel und das Feblen einer Anzahl mela- 
nesischer Arten auf Neuguinea und endlich das Vorhandensein von 
endemischen Arten. Vor allem sind die Neritiden keineswegs durch- 
schnittlich weiter verbreitet als die Melaniiden. 

4. EinfluB des geologischen Alters. 

Wenn die einzelnen Arten der SiiBwassermollusken zumeist weiter 
verbreitet sind als die der Landmollusken, so hat dies wohl seinen Haupt- 
grund in dem relativ hohen geologischen Alter der ersteren. So stellen 
ie Neritiden die altesten SiiBwasserconchylien dar. Die mit der 
rezenten Clithon oucdcmiensis und Cl.viTginea nahe verwandte Neritina 
{= Clithon) Liasana Dkr. tritt nach SandbebgerI) gchon im Lias 
mit CyTena Menkei und Ammonites (Schlotheimia) angulatus zusammen 
auf. Auch die Melaniiden finden sich nach Zittel schon im oberen 
Jura. Die jiingsten Formen sind die SuBwasserpulmonaten, die nach 
Hoffmann^) zuerst im Paleocaen auftreten. 

Die weite Verbreitung vieler SiiBwassermollusken ist zum aller- 
groBten Teil auf das hohe geologische Alter dieser Formen zuriickzu- 
fuhren. In der 55eit ihres Bestehens konnten sie von groBen Gebieten 
Besitz ergreifen und dabei relativ alte, ehemabge Landzusammen- 
hange benutzen, die fiir jungere Tiergruppen nicht mehr gangbar waren. 

5. Bedeutung der Variabilitat. 

Wie schon erwahnt, zeichnen sich die SuBwassermollusken, ganz 
besonders aber die Melaniiden und Neritiden durch eine auf f abend 
geringe geographische Variabilitat aus. Nur 11% der papuasisch- 
melanesischen SuBwassermolluskenformen sind Glieder von geo- 
graphischen Rassenkreisen. Alle iibrigen Formen stellen Arten dar, 
die aber oft eine sehr groBe individuelle Variabilitat aufweisen. Als 
Beispiel seien Mer genannt alle Septarien, Neritina pulligera, Vittina 

Sandbebqsb, Land- und SiiBwasserconch. d. Vorwelt. S. 9. 

») Hoffmann, H., in Bbonns Kl. u. Ordn. d. Tierreichs, Bd. 3, 3. Buch, 
150. Lief., S. 1299-1312, Leipzig 1927. 



SiiBwassermolluBken Papuasiens und Melatiesiens. 


107 


turrita, Neritodryas cornea, Clithon brevisfina, Clithon oualaniensis, 
Melania cmarula, M. plicaria, M. punctata, M. granifera, M. tvberculata, 
M. davus, M. scabra, M. bellicosa u. a. 

Oft weisen die Stiicke einer Population eine recht einheitliche 
Schalenauspragung auf, wahrend andere Serien eine starke Variabilitat 
aeigen. Diese als Kolonievariabilitat bezeicHnete Erscheinung ist nicht 
milieubedingt, sondem sie scheint dutch das zufallige, mehr oder we- 
niger starke Vorherrschen bestimmter von AuBenfaktoren unabhangiger 
ctblicher Varianten verursacht zu sein. Man muB hier stets in Rechnung 
stellen, daB die kleinen FluBlaufe, Teiche, Seen und Siimpfe gewisser- 
maBen Inzuchtgebiete darstellen, die die einseitige Weiterentwicklung 
der zufalligen genetischen Beschaffenheit des Ausgangsmaterials be- 
gunstigen. Solche Kolonievariabilitat ist b'esonders schon ausgebildet 
bei Neritodryas cornea, wo wir Serien reiner dubia-Y sniaiiten und 
solche echter corwa-Stiicke, auBerdem aber stark variable Popu- 
lationen mit alien t^bergangen zwischen cornea und dvbia neben- 
einander finden. Diese Erscheinung finden wir femer bei Batissa vio- 
lacea, Vittina variegata, Vittina turrita, Neritina pulligera, Melania 
scabra, Melania granifera, Melania damns und anderen Arten. 

Daneben kommt natiirlich auch okologische Variabilitat in Frage; 
die dabei wirksamen Faktoren sind aber noch zu wenig analysiert. 

In einigen Fallen konnen wir auf Grund verschieden groBer 
Variationsbreiten eine schwache geographischc Rassenbildung fest- 
stcllen; so bei Septaria luzonica und bei Septaria borbonica depressa 
im ostlichsten Gebiet ihres Verbreitungsareals. 

Die geringe geographischc Variabilitat konnte im Sinne einer j ungen 
Verschleppung dieser Formen gedeutet werden. Wie aber oben gezeigt 
wurde, ist die Verbreitungsmoglichkeit zumindest der echten SiiBwasser- 
mollusken iiber Meeresteile hinweg viel zu gering. Vielmehr ist die 
verhaltnismaBig hohe GleichmaBigkeit der auBeren Lebensbedingiingen 
im SiiBwasser fiir das starke Zuriicktreten der geographischen Varia- 
bilitat verantwortlich zu machen, und endlich auch das hohe geologische 
Alter dieser Formen; denn es ist allgemein festzustellen, daB geologisch 
alte Gruppen eine viel geringere Neigung zur Art- und Rassenbildung 
besitzen als geologisch junge Gruppen. Jedoch hat dieser Satz nicht 
fur alle Tiergruppen die gleiche Giiltigkeit. 

Zusammenfassend kann also gesagt werden, daB die Bedeutung der 
oben erwahnten Verbreitungsmoglichkeiten nur gering ist. Und so 
konnen wir zumindest bei reinen SiiBwasserformcn, aber auch bei vielen 


108 


Erich Biech 


bis ins Brackwasser vordringenden Arten ans dem Vorhandensein der 
gleichen Art in zwei heute durch das Meer getrennten Gebieten folgem, 
daJJ in vergangenen Erdepochen diese Gebiete in einem Landznsammen- 
hang gestanden haben oder zumindest einander stark genahert waren. 

Leschke [40] spricht zwar von einem „insularen Typus“ der SuB- 
wassermolluskenfauna des Bismarck- Archipels (und Polynesiens), wo- 
mit er andeuten will, dafi alle dort im SiiBwasser vorkommenden 
Schneoken und Muscheln die Inseln iiber das Meer binweg besiedelt 
haben sollen. Eine derartige Bezeichnung ware aber nur berechtigt, 
wenn keine echten SiiBwasserformen vorhanden waren, wenn also das 
SiiBwasser nur vom Meere aus besiedelt worden ware (wie es z. B. 
nach Webeb [87] bei dem Hauptteil der Fischfauna der Molukken 
der Fall ist). 

VI. Tiergeographische Untersuchungen. 

Unsere bisher so liickenhaften Kenntnisse der melanesisch-papuasi- 
schen SiiBwassermolluskenfauna sind durch die umfassenden Samm- 
lungen von Pater Schneider, Dr. Paravicini, Dr. Buhler u. a. so 
vervollstandigt worden, daB fur den Bismarck-Archipel und vielleicht 
auch fiir die Salomonen mit einer wesentlichen Bereicherung der Formen- 
zahl nicht mehr zu rechnen ist. Mangelhaft sind aber unsere Kennt- 
nisse noch fiir Nordaustralien, Teile von Neuguinea, Mikronesien und 
Polynesien. Doch sind die groBen Ziige der Verteilung der SuBwasser- 
mollusken auch hier schon so gut zu iibersehen, daB eine zoogeographische 
Analyse zu einigermaBen sicheren Schliissen fiihrt. Von den in der 
systematischen Liste aufgefiihrten 128 Arten bzw. Rassenkreisen 
wurden nur 111 fiir die tiergeographischen Untersuchungen verwendet; 
die iibrigen 17 Arten sind zweifelhaft und werden vielleicht als Syno- 
nyme einiger der erwahnten 111 Arten erkannt werden; bei 2 von 
ihnen handelt es sich um sehr zweifelhafte Fundortsangaben. 

In der Methodik der tiergeographischen Untersuchungen habe 
ich mich an diejenige angelehnt, die B. Rensch in seiner ,,Geschichte 
des Sundabogens^^ entwickelt hat. Zunachst sollen Papuasien und 
Melanesien auf rein statistischem Wege durch Feststelluhg der mit 
den Nachbargebieten gemeinsamen Elemente faunistisch charakteri- 
siert werden, wor auf dann die Randgebiete, das indoaustralische 
Zwischengebiet, Neukaledonien, Polynesien und Australien kurz be- 
sprochen werden. Im zweiten Abschnitt werden die speziellen Ver- 
breitungstypen untersucht, um aus diesen SchluBfolgerungen hinsicht- 
lich friiherer Landverbindungen zu ziehen. Erst der dritte Abschnitt 



StiBwassermolluBken Papuasiens und Melanegiens. 


109 


bringt dann einen Vergleich mit den tiergeographischen Ergebnissen 
anderer Tiergruppen, \md der vierte einen Vergleich mit den geographi- 
schen Befunden und Theorien. Auf diese Weise sollen den Geographen 
zunachst rein zoologische Resultate geboten werden, die keinerlei geo- 
graphische Pramissen enthalten. 

I. Faunistische Charakterisiening. 

Eb seien zunachst Neuguinea, Aru-Inseln, Bismarck- Archipel, Salo- 
monen und Neue Hebriden getrennt betrachtet. 

Neuguinea, 

Die SuBwassermollusken sind hier mit 21 Gattungen vertreten. 
Mit dem Indomalayischen Gebiet einschlieJJlich der Philippinen sind 
davon 15, mit dem Indoaustralischen Zwischengebiet 15, mit Aru 14, 
mit Australien 13, mit den Salomonen 11, mit dem Bismark- Archipel 10, 
mit Neukaledonien 10, mit den Fidschi-Inseln tmd Polynesien 8 und 
mit den Neuen Hebriden 7 gemeinsam. Eine Muschelgattung, Virgtis, 
ist endemisch; allerdings halt es Haas [26] nicht fiir ausgeschlossen, 
dafi sich spater einmal die australische Hyridella novae-hollandiae (deren 
Anatomic noch unbekannt ist) als verwandt mit'PirgMs erweist, und 
schon Tapparone-Canefki hat bei der Beschreibung von Virgus 
mattirolii auf ihre gro6e Ahnlichkeit mit Unio cucumoides (= Hyridella 
riovae-hollandiae) hingewiesen. Die Gattung Leiovirgus kommt nur auf 
Neuguinea, Misool und den Salomonen vor; sie schliefit sich aber 
wiederum nahe an Virgus an, so dafi wir annehmen konnen, dafi die 
papuasischen Unioniden in Australien ihr Ursprungsland haben, dafi 
aber seit ihrer Einwanderung nach Neuguinea schon soviel Zeit ver- 
flossen ist, dafi sie sich zu selbstandigen Gattungen weiterentwickeln 
konnten. Die zunachst vermutete Verwandtschaft von Leiovirgus guppyi 
mit der neuseelandischen Hyridella menziesi hat sich durch die ana- 
tomische Untersuchung (Haas [27]) nicht bestatigen lassen. Die Gat- 
tung CMorostracia findet sich mit einer Art in Neuguinea und einer 
zweiten in Hinterindien ; sie steht aber ferner der ostaustralischen 
Larina strangei sehr nahe. 

Die Zahl der bisher aus Neuguinea bekannten Arten betragt 77. 
Von diesen kommen 35 auch im Indoaustralischen Zwischengebiet 
(1 geht westwarts nur bis zu den Kei-Inseln, 33 auf den Molukken, 
26 auf den Kl. Sunda-Inseln), 35 im Bismarck- Archipel, 33 im Indo- 
mala 3 iischen Gebiet einschl. Philippinen (davon 2 nur auf den Sunda- 
Inseln und 4 nur auf den Philippinen und im Indoaustralischen Zwischen- 


110 


Ericb Bieoh 


gebiet), 28 auf den Salomonen, 19 auf Neukaledonien, 16 in Austra- 
Uen, 16 auf den Fidschi-Inseln, 12 auf den Neuen Hebriden und 11 
im iibrigen Polynesien vor. Endemiscb sind 23 Arten und eine geo- 
grapbische Basse. 

Wie aus diesen Zablen ersichtlich ist, hat die Fauna Neuguineas 
nahe Verwandtschaft mit der des Indoaustralischen Zwischengebiets, 
des Indomalayischen Gebietes, des Bismarckarchipels und der Salo- 
monen. Die Zahl der mit Australien gemeinsamen Arten ist gering; 
aber hinsichtlich der Gattungen zeigen sich groBere t)bereinstimmungen 
zwischen diesen beiden G:ebieten. Durch das Vorkommen dieser mit 
Australien gemeinsamen Gattungen ist Papuasien deutlich von Mela- 
nesien unterschieden. Die meisten endemischen Arten gehoren diesen 
erwahnten Gattungen an. 

Aru-Inseln. 

Von den 16 hier vorkommenden Gattungen finden sich im Indo- 
australischen Zwischengebiet 16, auf Neuguinea 14, im Indomalayischen 
Gebiet einschl. Philippinen 14, im' Bismarck- Archipel 10, auf den Salo- 
monen 10, in Austrajien 10 {Diplodiscus turbinellus gehort in die austra- 
lische Gruppe der Planorbis gilberti), in Neukaledonien 10, auf den 
Fidschi-Inseln und Polynesien 8 und auf den Neuen Hebriden 7. Die 
Gattung Segmentina kommt im Indomalayischen Gebiet allgemein vor 
und ist ostlich der Aru-Inseln, in Neuguinea imd Melanesien noch nicht 
gefunden worden (doch in Australien). 

Von den 30 auf Aru lebenden Arten sind 26 mit Neuguinea, 21 mit 
dem Bismarck-Archipel, 21 mit dem Indoaustralischen Zwischengebiet 
(21 mit den Molukken, 17 mit den Kl. Sunda-Inseln), 19 mit dem 
Indomalayischen Gebiet einschl. Philippinen (1 davon nur Celebes, 
Philippinen, Molukken), 17 mit den Salomonen, 14 mit Neukaledonien, 
10 mit Fidschi und den Neuen Hebriden und 7 mit dem ubrigen Poly- 
nesien gemeinsam. 4 Arten sind endemisch; eine davon ist mit einer 
philippinischen Art nahe verwandt. 

Die Aru-Inseln schlieBen sich also bezuglich ihrer SiiBwasser- 
molluskenfauna eng an Neuguinea an, sind aber infolge ihrer Klein- 
heit und Flachheit und infolge Fehlens groBerer SiiBwasseransamm- 
lungen erhebhch formenarmer. Das Auftreten von 4 endemischen 
Arten und das Vorkommen der auf Neuguinea fehlenden Gattung 
SegmeaUina deutet auf eine schon etwas langere Abtreimung von 
Neugiiinea hin. 



SiiQwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


Ill 


Bismarck- Archipel. 

. . Er beherbergt 12 Gattungen, die sich samtlich auch im Indomalayi- 
schen Gebiet, im Indoaustralischen Zwischengebiet imd auf den Salo- 
monen finden; 11 kommen davon auf Neukaledonien {Puperita fehlt 
dort), 10 auf Neuguinea (Puperita und Neritona fehlen dort), 10 auf 
Aru, 10 auf den Fidschi-Inseln, 10 in Polynesien, 8 auf den Neuen Hebri- 
den und 5 in Australien vor. 

Vom Bismarck-Archipel sind bisher 54 Arten bekannt. Davon sind 
35 mit den Salomonen, 35 mit Neuguinea (die aus Nordaustralien und 
Neuguinea bekannte Melania queenslandica ist bisher nur von den 
Admiralitatsinseln gemeldet, wird aber wahrscheinlich spaterhin noch 
auf Neupommem und den anderen Inseln des Archipels gefunden 
werden), 35 mit dem Indoaustralischen Zwischengebiet (Molukken 35, 
Kl. Sunda-Inseln 28), 33 mit dem Indomalayischen Gebiet einschl. 
Philippinen (2 nur auf den Sunda-Inseln, 4 nur auf den Philippinen 
und im Indoaustralischen Zwischengebiet), 23 mit den Fidschi-Inseln, 
22 mit Neukaledonien, 21 mit Aru, 16 mit Polynesien (aufier Fidschi), 
15 mit den Neuen Hebriden, und nur 7 mit Australien gemeinsam. 
4 Arten und 1 Rasse sind endemisch. 

Wie aus diesen Zahlen zu ersehen ist, ist der Bismarck-Archipel 
faunistisch sehr nahe mit dem Indomalayischen Gebiet und dem Indo- 
australischen Zwischengebiet, mit Neuguinea und den Salomonen ver- 
wandt. Auffallig ist der sehr geringe Prozentsatz der mit Australien 
gemeinsamen Arten. 

Salomonen. 

Von den 13 vorhandenen Gattungen kommen im Indoaustralischen 
Zwischengebiet 12, im Indomalayischen Gebiet 12, im Bismarck- 
Archipel 12, in Neuguinea 11, auf Neukaledonien 11, auf Aru 10, auf 
den Fidschi-Inseln 10, in Polynesien 10, auf den Neuen Hebriden 8 
und in Australien nur 5 vor. 

Die Zahl der bekannten Arten betragt 43. Mit dem Bismarck- 
Archipel sind 35, mit Neuguinea 28, mit dem Indoaustralischen Zwischen- 
gebiet 27 (27 auf den Molukken, 19 auf den Kl. Sunda-Inseln), mit dem 
Indomalayischen Gebiet einschl. Philippinen 25 (davon 5 nur auf den 
Philippinen und im Indoaustralischen Zwischengebiet), mit Neukale- 
donien 20, mit den Fidschi-Inseln 19, mit den Aru-Inseln 17, mit den 
Neuen Hebriden 14, mit Polynesien (ohne Fidschi) 14 und mit Australien 
4 Arten gemeinsam. 4 Arten und eine geographische Rasse sind en- 
demisch. 


112 


Erich Bieoh 


Die Salomonen schlieBen sich faunistiscli ganz eng an den Bismarck- 
Archipel an. Die Zahl der mit Neuguinea und dem Indoaustralischen , 
Zwischengebiet gemeinsamen Fonnen ist geringer als im Bismarck- 
Archipel. Sehr wenig Verwandtscbaft mit Australien. Wie im Bismarck- 
Archipel fehlen aucb bier die auf Neuguinea und Australien beschrankten 
Gattungen. 

Neue Hebriden. 

Die vorbandenen 8 Gattimgen f inden sicb samtbcb aucb im Bismarck- 
Arcbipel, auf den Salomonen, auf Neukaledonien, im Indoaustralischen 
Zwischengebiet und im Malayiscben Archipel. Mit den Fidschi-Inseln 
und Polynesien sind 7, mit Neuguinea und den Aru-Inseln ebenfalls 7 
und mit Australien 4 Gattungen gemeinsam. 

Von den 19 bekannten Arten kommen 15 im Bismarck-Archipel, 
15 in Neukaledonien, 14 auf den Salomonen, 12 in Neuguinea, 12 im 
Indoaustrabschen Zwischengebiet (Molukken 12, Kl. Sunda-Inseln 10), 
10 auf den Aru-Inseln, 10 im Indomalayischen Gebiet einscbl. Philip- 
pinen (1 davon nur auf den Philippinen und im Indomalayischen Zwi- 
schengebiet), 10 auf den Fidschi-Inseln, 9 in Polynesien und 4 in Austra- 
lien vor; 1 Art ist endemisch. 

Die Fauna der Neuen Hebriden ist eng verwandt mit der der Salo- 
monen und des Bismarck- Archipels; mit dem melanesischen Gebiet 
mehr Arten gemeinsam als mit den Fidschi-Inseln und Pol}mesien. 

Aus diesen statistischen Feststellungen ist ersichtlich, daB in den 
5 aufgefuhrten Gebieten stets uber die Halfte der vorbandenen Arten 
aucb im Indoaustralischen Zwischengebiet und meist auch im Indo- 
malayischen Gebiet vorkommt. Der Bismarck-Archipel, die Neuen 
Hebriden und die Salomonen haben mit einer einzigen Ausnahme samt- 
liche Gattui^en mit dem Indomalayischen Archipel gemeinsam. Diese 
Gattungen reichen samtlich westwarts aufs asiatische Festland und 
haben ihre groBte Artenzahl im Gebiet der GroBen Sunda-Inseln. Da 
auBerdem eine ganze Anzahl von weiteren indomalayischen Genera 
schon im Indoaustralischen Mischgebiet die Ostgrenze ihrer Verbreitung 
erreicht, so kann man hinsichtlich der Gattungen fiir Melanesien von 
einer verarmten indomalayischen Fauna sprechen. 

Von diesen indomalayischen Genera, die in Papuasien und Mela- 
nesien fehlen, seien folgende erwahnt: Die Gattung Sulcospira reicht 
nur bis Java, G/ea und Canidia bis Java und Borneo, Ancylm, Prot- 
ancylus und Btotia bis Java und Celebes, Pisidium bis Flores, Steno- 


SiiBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


113 


) thyra und Palidinella bis Sumba und Sumbawa, Miratesta, ein typisches 
Zwischengebietselement, bis Obi, Lim/mea, Gyraulas und Pila bis Burn, 
Celebes und Philippinen. 

Die malayischen Unionidengenera haben ibre Ostgrenze auf Java 
und den Philippinen. Auf den Kleinen Sunda-Inseln, Celebes und den 
Molukken gibt es nach unseren bisherigen Kenntnissen keine Vertreter 
dieser Faniilie. Erst auf Misool, Neuguinea und den Salomonen treten 
Genera auf, die mit den australischen Formen verwandt sind. Die Ver- 
breitung der Unionidengattungen (vgl. auch Abb. 30) ist nach den 
Angaben von Haas in folgender Tabelle zusammengestellt : 


> 

Sumatra 

Java 

Borneo 

Philippinen 

Celebes 

Kl. Sunda-Ins. 

Molukken 

Misool 

Neuguinea 

Salomonen 

Australien 

Contradens ...... 

4- 

4- 

4- 









Schizocleithruw .... 

+ 










Bectidens 


4 

4 








Physunio 

+ 

4 









Pilsbryoconcha .... 

4- 

+ 



1 





Pseudodon 

4" 

+ 

+ 


1 





Tfapezoideus 

+ 



■ 

1 

1 





Prohyrio'psis 

4' 




i 





Ehngaria 


+ 

4 







Bchepmania 



4 


1 





Ctenodesma 



+ 


, 





JJiscomya 



4 








Caudiculaius 



4- 








Pressidens 



4 








Hyriopsis 



4 









Simpsonella 




4' 








Leiovirgus 



1 





4“ 

+ 

+ 


Virgus 



! 






+ 



Hyridella 



1 

i 

, 




+ 


+ 


Die Verbreitung der Unioniden erinnert an die der SiiBwasserfische, 
die M. Weber [87] untersucht hat. Auch hier haben die indomalayischen 
Genera auf Celebes ihre Ostgrenze; nur die Ophiocephalidae und Laby- 
rinthici reichen ostwarts bis Halmahera. Auf Neuguinea treten dann 
vollig andere Gattungen australischer Herkunft, wie z. B. die Melano- 
taeniinae auf. 

Bei der Betrachtung der Gattungslisten fallt ferner auf, daB Neu- 
guinea und Aru eine erheblich groBere Zahl von Gattungen aufweisen 

Archiv f. Naturgeschiehte, N. F. Bd* 6. Heft 1. 8 


114 


Erich Biech 


als Melanesien. Denn aufier den mit Melanesien gemeinsamen Genera 
linden siqh in Papuasien noch Bithynia, Vivipanis, Chlorostracia, die 
SuBwasserpidmonaten (s. Abb. 29) und die Muschelfamilie der Unio- 
niden nebst den Gattungen Sphaerium und Corbicula. Es besteht also 
hinsichtlich der SuBwassermolluskenfauna ein tiefgreifender Unter- 
schied zwiscben Papuasien und Melanesien. 

Andererseits existieren aber auch gemeinsame Ziige dieser beiden 
Gebiete. Das ist einmal der ziemlieh hohe Bestandteil an Gattungen 
und Arten, die mit dem Indonialayischen Gebiet gemeinsam sind, die 
aber schon in Nordaustralien vollig fehlen; ferner das Vorhandensein 
von Fornien, die auf das melanesisch-papuasische Gebiet bescbrankt 
sind. Es sind dies Melania bellicosa (die westwarts bis zu den Molukken, 
ostwarts bis zu den Eidschi-Inseln verbreitet ist), Melania waigiensis 
(Aru, Neuguinea, Neue Hebriden, Neukaledonien), Melania pollens 
(Neuguinea, Neupommern, Salomonen), Neritina powisiana (Neuguinea, 
Melanesien) und Leiovirgus guppyi (Misool, Neuguinea, Salomonen) ; 
ferner die geograph ischen Rassen Clithon 1. luctuosa (Neuguinea, Neu- 
pommern) und Clithon diad. souleyetana (Neuguinea, Bismarck-Archipel). 
Diese 7Formen sind als melanesisch-papuasische Elements zu bezeichnen. 

AuBer den eigentlichen Endemiten gibt es nun noch 3 Arten, die 
auf Melanesien beschrankt sind, also melanesische Elemente darstellen : 
Melania costata (Bismarck-Archipel, Santa Cruz, Neue Hebriden, Neu- 
kaledonien), Vittwia adumbrata (Bismarck-Archipel, Salomonen), Nerito- 
dryas notabilis (Bismarck-Archipel und Salomonen). 

Auf Neuguinea ist ein ziemlieh starker Endemismus entwickelt. 
wobei jedoch zu beachten ist, daB bei groBerem Material sich die Zahl 
der endemischen Arten vielleicht noch etwas verringert, moglicherweise 
sogar in ziemlieh erheblichem MaBe, da die Berechtigung der Ab- 
trennung mancher Arten bisher noch nicht geniigend erwiesen ist. 
Nach unseren bisherigen Kenntnissen und dem heutigen Stande der 
Systematik kommen 23 Arten und eine geographische Basse nur in 
Neuguinea vor. Es sind folgende Formen: 


Sphaerium alticola 
Hyridella anodontaeformis 
Hyridella ovata 
Hyridella sentanienais 
Hyridella flyensis 
Virgus mattirolii 
Virgus heccarianus 
Neritina transveraecostata , 
Melania lorentzi 


Bithynia beauforti 
Chlorostracia paulucciana 
Viviparus fragilis 
Viviparus tricostatus 
Viviparus novoguineensis 
Viviparus constantinus 
Viviparus kowiayiensis 
Viviparus laevigatus 
Physastra tapparoniana 



SiiBwassermolluskeii Papuaaiens und Melanesiens. 


115 


Melunia efidromoides Physdstra albertisii 

Melania wilkinsonii Isidora keysseri 

Melania daktnlios Leiovirgus guppyi lorentzi 

Auf den Aru-Inseln' endemisch sind 4 Arten ; Sphaeriurn haasi, 
Melania landaueri, Segmentina congenera und Diplodiscus turbinellus. 
Vielleicht handelt es sich ferner bei Physastrq aruana und bei Vivipams 
decipiens var. aruana. um endemische geographiscbe Rassen. 

Im Bismarck- Archipel endemisch sind Neripteron schneideri, Clithon 
bismarckiatM, Clithon ihermophila, Melania derelicto und die Rasse 
Neritona labiosa melanesica. 

Auf die Salomonen beschriinkt sind Melania guppyi, Melania 
ugiensis. Melania subgradata, Melania sturanyi und die Rasse 
Leiovirgus guppyi guppyi. 

Auf den Neuen Hebriden endemisch ist Melania morti. 

Die relativ geringe Zahl endemischer Formen in der melanesisch- 
papuasischen Siifiwassermolluskenfaima erklart sich durch the ver- 
haltnismaBig gleichformigen iiuBeren Bedingungen im SiiBwasscr und 
durch das hohe geologisclie Alter der meisten SuBwasscrmollusken 
und durch die geringe Neigung zur Artbildung; sie Ichrt uns auBerdem, 
daB die melanesisch-papuasische Inselwelt erst in relativ jungcr geo- 
logischer Vergangenheit isoliert worden ist und ihr heutiges Bild er- 
halten hat. 

Die SuBwassermollusken fauna Australiens hat nur relativ wenige 
Arten mit Melanesien und Papuasien geraeinsam. Hinsichtlich der 
Gattungen besteht eine etwas groBere tjbereinstimmung mit Papuasien. 
Durch das Auftreten weiterer charakteristischer Gattungen und sehr 
vielercharakteristischer Arten (sieheunten) unterscheidet sich Australien 
grundsatzlich vom papuasisch-melanesischen Gebiet. 

Auf Grund der bisher angefuhrten Tatsachen muB das melanesisch- 
papuasische Gebiet beziiglich seiner SiiBwassermolluskenfauna als eine 
Einheit, als ein selbstandiger Faunenbezirk betrachtet werden (vgl. 
Abb. 28). Es gehoren hierzu folgende Inseln: Neuguinea, Aru-Inseln, 
Entrecasteaux- und Louisiade-Archipel, Bismarck- Archipel mit Ad- 
miralitatsinseln, Salomonen, Neue Hebriden und Santa-Cruz-Inseln. 
Dieser melanesisch-papuasische Faunenbezirk ist dann weiterhin unter- 
zugliedern in das papuasische Untergebiet (Neuguinea, Aru-Inseln) und 
das melanesische Untergebiet (Bismarck- Archipel, Salomonen, Neue 
Hebriden, Santa Cruz), die sich ziemlich scharf voneinander unter- 
scheiden durch das Auftreten von Lymnaeiden, Planorbiden, Vivi- 
pariden und Unioniden und der Gattungen Bithynia, Sphaenum und 

8 * 






SiiSwassermoUusken Papuasiens und MelaneBiens. 


117 


Corbicula in Papuasien und deren Fehlen in Melanesien (vgl. Abb. 29). 
Die Entscheidung iiber die Zugeborigkeit der Entrecasteaux- und 
Louisiade-Inseln zu einem der erwahnten Untergebiete ist angesicbts 
unserer zu geringen faunistiscben Kenntnis dieser beiden Inselgruppen 
zur Zeit noch nicbt mdglich. 

Die Westgrenze des melanesisch-papuasischen Gebietes liegt zwiscben 
den Molukken einerseits und Aru und Neuguinea andererseits. Misool 
ist wegen des Vorkommens der Gattung Leiovirgus zu Papuasien zu 
rechnen. 6 von den 7 melanesisch-papuasischen Elementen reichen 
westwarts nicbt iiber Neuguinea und Aru hinaus. Umgekehrt finden 




118 


Eridi Riech 


die im indomalayischen Gebiet verbreiteten Genera Limnaea, Gyravlue, 
Pila und das Zwiscbengebietselement Miratesta auf den Molukken 
ihre Ostgrenze. Die Kei-Inseln nebmen eine gewisse Zwischenstellung 
zwischen dem indoaustralischen Miscbgebiet und dem melanesisch- 
papuasischen Gebiet ein. Dutch das Fehlen von Miratesta, Limnaea, 
Gyraulus und Pila und das Vorkommen der in Papuasien und Australien 
lebenden Amphi'pe'plea unterscheiden sie sich vom Miscbgebiet; das 
Vorkommen der Gattung Ameria, die sich sonst nur in Australien und 
im ostlicben indoaustralischen Miscbgebiet findet, trennt die Kei- 
Inseln vom melanesisch-papuasischen Gebiet. Nach C. R. Bobttger 
[13, 14], der fiir einen engeren AnschluB der Kei-Inseln an die Molukken 
eintritt, sollen Physastra vestita und moluccensis den papuasischen 
Arten fernstehen und als indomalayische Blemente zu betrachten sein. 
Dem stehen aber die neuesten Angaben von T. van Benthem- Jutting 
[11] entgegen, denen zufolge Ph. moluccensis auch auf Neuguinea 
gef unden wurde. Zudem ist die Gattung Physastra von Australien 
her ins indomalayische Gebiet vorgedrungen. 

Die Ostgrenze des melanesisch-papuasischen Faunenbezirks liegt 
zwischen den Neuen Hebriden und den Fidschi-lnseln. Von den 7 
melanesisch-papuasischen und den 3 melanesischen Elementen er- 
reicht nur eine einzige Art die Fidschi-lnseln; 14 sonst iiber das ganze 
indomalayische und melanesisch-papuasische Gebiet verbreitete Formen 
haben westlich von Fidschi ihre Ostgrenze. Andererseits treten in 
Fidschi Arten auf, die auf Polynesien beschrankt sind ; als Beispiele 
seien genannt: Neritina ovalis, Neritim caruilis, Clithon spinosa, 
Cliihon pritchardi, Clithon ruginosa, Clithon castanea, Septaria suffreni, 
Melania turritelloides, Melania terpsichore, Mehnia plicatilis, Melania 
plutonis, Melania lutosa, Melania acutospira, Melania assavaensis, 
Melania corporosa, Melania societatis, Mehnia graeffei, Mehnia vai- 
nafa, Mehnia luctuosa, Mehnia pluviatilis, Mehnia scituh, Mehnia 
samoensis, Mehnia hxa u. a. Dutch eine nioderne Bearbeitung der 
polynesischen SiiBwassermollusken an groBem Material wird sich 
zwar wahrscheinlich die Zahl der Bndemiten fiir die einzelnen Inseln 
noch verringern, jedoch an dem selbstandigen Charakter der poly- 
nesischeii Fauna andert sich nichts. Die Familien der XJnioniden und 
Vivipariden fehlcn vollig; von den Pulmonaten sind nur ,,Physa 
(wahiBcheinlich Genus Psfvdisidora) sinuata und gibberula von Fidschi, 
„Physa-‘ moderata von Tahiti und Gyraulus singuhris von Fidschi 
gemeldet, wobei in alien 4 Fallen noch eine genauere Bestatigung 
wiinschenswert ist. AUe soeben aufgefiihrten Tatsachen zeigen uns das 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


119 


Bestehen eines selbstandigen polynesischen Faunenbezirks an. Die auf 
Polynesien beschrankten Arten sind als polynesische Elemente zn 
bezeichnen. 

Eine Sonderstellung nimmt Hawaii ein. Hier finden sich 11 endc- 
mische Arten der Gattung Limnaea, fur die Geemain [22] das Subgenus 
Pelagolimnaea aufgestellt hat, 1 endemische Art der Gattung Ancylus, 

1 auf Hawaii beschrankte Art der Gattung Erinna, 1 endemische 
Paludestrina-Art, 6 Melaniiden (davon 5, niimlich M. baldwini, in- 
definita, kauaiensis, newcombi und verrmuxiana. endemisch; Mel. 
nmuiensis wahrscheinlich geographische Basse der M. gramfera) und 
3 Neritiden (Neripteron auriculata alata und die Endemiten Neripteron 
[AUnoclithon] cariosa und Neritona gmnosa). Mit Ausnahme einer 
Art sind also samtliche SuBwassermollusken endemisch. SiiBwasser- 
muscheln fehlen auf Hawaii. 

Neukaledonien ist nicht mehr zum melanesisch-papuasischen Faunen- 
bezirk zu rechnen; es stellt einen eigenen Faunenbezirk dar. Wenn 
auch die Muschelgattungen Batissa und Cyrena und die Prosobranchier- 
familien der Melaniiden und Neritiden hier zum groBen Teil noch in 
den gleichen Arten vertreten sind wie in Melanesien und Papuasien. 
so erhalt die Fauna doch durch das Auftretcn der Gattungen Glypto- 
physa mit 12, Protancydus s. lat. mit 2, „Planorbis“ mit 4 und des 
nur auf Neukaledonien und Neuseeland vorkommenden Melaniiden- 
genus Galedomehnopsis Germain [22] mit 26 Arten ein vollig anderes 
Geprage. Das Entstehungszentrum von Caledomelanopsis ist aller 
Wahrscheinhchkeit nach in Neukaledonien zu suchen, von wo diesc 
Gattung nach Neuseeland vordrang, wo sie heute mit 2 Arten ver- 
treten ist. (Anatomischc Untersuchung hat zu entscheiden, ob die 
palaarktischen Melanopsis-Ait&n der gleichen Gattung wie die neu- 
kaledonischen, die Germain als Caledomelanopsis abgetrennt hat. 
angehoren, oder ob es sich, wie es sehr wahrscheinlich ist, nur um 
Schalenkonvergenzen handelt.) Glyptophysa und hochstwahrscheinlich 
auch die Protancylus- und „Planorbis“-ATten weisen auf australische 
Verwandtschaft hin. Die Neritiden und Melaniiden haben auf Neu- 
kaledonien einige endemische Arten ausgebildet; so Melania lamberti. 
NeripteTon lecontei, Nefitodnyas divmmxn und Clithon nucleolus. Die 
Ampullariiden (= Piliden) fehlen hier. Der Gegensatz gegeniiber der 
Fauna Australiens ist trotz des gemeinsamen Vorkommens von Glypto- 
physa, Protancylus und „Planorbis“ sehr groB; denn es fehlen auf 
Neukaledonien die Muschelfamilie der Unioniden und die Gattungen 
Viviparus, Bithynia, Sphaerium, Pisidium und Corbicula. 


120 


Erich Rieoh 


Wie schon aus den oben angefiihrten statistischen Feststellungen 
ereichtlich ist, ist die Zahl der dem melanesisch-papuasischen Gebiet 
und Australien gemeinsamen Arten sehr gering. Bei den 7 in Australien 
und auf den melanesischen Insehi vorhandenen Arten der Melaniiden 
und Neritiden handelt es sich auBerdem zum grofiten Teil um weit- 
verbreitete und relativ euryhaline Fonnen, bei denen eine Verschleppung 
iiber Meeresteile hinweg nicht ganz ausgeschlossen ist (siebe oben), 
wie Cyrem ceylmica, Neripterm crepidularia, Glithon oualaniensis 
void Melania amarula; Septaria tesselata, Neritina puUigera, Melania 
tviberculaia truncatula und Melania queemlandica sind reine SiiBwasser- 
fonnen, bei denen aber auch die Widerstandsfahigkeit gegen Salz- 
wasser noch genauer zu priifen ist. Hinsichtlicb der Gattungen besteht 
eine etwas groBere Verwandtschaft zwiscben der australischen und 
der papuasischen Fauna, aber die Zahl der gemeinsamen Arten ist auch 
bei SiiBwasserpulmonaten und Viviparus nur gering. Endlich aber 
ist die Fauna Australiens gut charakterisiert durch eine Anzahl spe- 
zifisch australischer Melaniiden, Melania balonnensis, australis, car- 
bonata, onca, oncddes, subsintilis und elseyi, durch das starke Vor- 
herrschen von Viviparus, Hydrobia, Amphipeplea, Isidora, Physastra, 
Ameria, Glyptophysa und durch das Auftreten von Pisidium, Sphaerium, 
Bithynia, Gabbia, „Planorbis“ und Protancylus und der Unioniden- 
gattung Hyridella. 


II. Spezielle Verbreitungstypen. 

Aus den besprochenen faunistischen Gemeinsamkeiten lassen sich 
zumeist noch keine SchluBfolgerungen auf ehemalige Landverbindungen 
ziehen. Wenn etwa eine Anzahl von Elementen sowohl im Bismarck- 
Archipel als auch auf Neuguinea vorkommt, dann ist daraus nicht ohne 
weiteres eine ehemalige Landverbindung zu erschlieBen. Dies wird 
erst dann moglich, wenn wir Formen betrachten, die ausschlieBlich im 
Bismarck-Archipel und auf Neuguinea leben, also nicht etwa iiber die 
Salomonen hinweg eines der beiden Gebiete erreicht haben konnen. 
Wir woUen deshalb nun zur Betrachtung der speziellen Verbreitungs- 
typen und der Beziehungen der melanesisch-papuasischen Insehi unter- 
einander und zu ihren Nachbargebieten iibergehen. 

1. Australisch-papuasische Formen. 

Die Gattungen Amphipeplea, Isidora, Physastra und das Unioniden- 
genus Hyridella finden sich in Australien und in Papuasien, fehlen da- 
gegen in Melanesien. Da alle diese Gienera in Australien amreichsten 



SOifiwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


121 


entwickelt sind, so miissen wir diesen Kontinent als ihr Ursprungs- 
land betrachten (vgL Abb. 29, 30). Es handelt sich also um australische 
Elemente in der Fauna Neuguineas. Physastra ist zwar mit einigen 
wenigen Arten auch auf den Kei-Inseln, auf den Molukkeninseln Obi, 
Burn, Ambon, auf Timor, Wetar, Celebes und Sumatra vertreten, 
besitzt aber die iiberwiegende Mehrzahl der Arten in Australien. Diese 
Gattung ist also vom australischen Kontinent her westwarts in das 
indomalayische Gebiet vorgedrungen. Am'phi'peplea, Isidora und 
Hyridella fehlen in Melanesien, im indo-australischen Mischgebiet 



Abb. 30. Verbreitungskartc der Miischelfamilie der Unioniden. 

(nur Amphipeflea auf Kei) und im indo-malayischen Gebiet. Wie 
schon erwahnt, zeigen auch die auf Neuguinea beschrankten Genera 
Virgtis und Leiovirgm verwandtschaftliche Beziehungen zu den 
australischen Unioniden. 

Von den Arten sind folgende auf Australien und Neuguinea be- 
schrankt: Corhicula debilis, HyrideUa shuttleworthi, Amphipeplea les- 
soni (geht westwarts bis Kei), Isidora proteus, Physastra gibbosa, 
badia und pyramidata. Ferner sind beiden Gebieten gemeinsam die 
auch im Bismarck- Archipel gefundene Melania queenslandica und die 
weitverbreiteten Formen Cyrena oeybrnica, Septaria tesselata, Ne- 
ripteron crepidularia, Neritina pulligera, Clithon oiuilaniensis, Melania 
amarula, Melania tuberculata truncatula und vielleicht Melania riquetii 
(falls sich die australische Mel. venustula als synonym hiermit erweist). 
Bei 5 dieser Arten, Cyrena ceylonica, Septaria tesselata, Neripteron 
crepidularia, Clithon oualaniensis und Melania amarula handelt es 
sich um mehr oder weniger euryhaline Tiere, bei denen eine Verschlep- 
pung uber das Meer nicht ganzlich ausgeschlossen ist. 





122 


Erich Riech 


Au 8 den eben aufgezeigten Gemeinsamkeiten zwischen Australien 
und Papuasien mufi auf eine ehemalige Landverbindung zwischen 
den beiden Gebieten geschlossen werden. 

Wie wir sahen, ist die Zahl der gemeinsamen Arten gering, die 
der gemeinsamen Gattungen dagegen schon relativ groJJer. Auch ist 
die Armut Nordaustraliens an Neritiden und Melaniiden hervorzuheben. 
Fiir diese Tatsachen sind zwei Erklarungen moglich; entweder die 
Verbindimg hat nur kurze Zeit bestanden, oder aber es hat zur Zeit 
des Landzusammenhanges ein anderes Klima in Nordaustralien ge- 
herrscht als heutzutage, vielleicht ein subtropisches oder noch kiihleres, 
was ja besonders wahrscheinlich wird, wenn man, wie es eine groBe 
Zahl von Autoren tut, die Verbindung in das Pliopleistozan verlegt. 
Dies steht ja dann mit der Annahme einer allgemeinen Klimaver- 
schlechterung und Temperaturerniedrigung wahrend der Eiszeit gut 
in Einklang. 

Andrerseits muB seit dieser Verbindung schon so viel Zeit verflossen 
sein, daB sich besondere Arten, ja sogar besondere Gattungen bilden 
konnten. Jedoch ist vielleicht die artliche Differenzierung bei spaterer 
systematischer Nachpriifung viel geringer, als wir es zur Zeit noch auf 
Grund unserer mangelhaften Kenntnisse der nordaustralischen Fauna 
annehmen. Auch die auf Neuguinea beschrankten Genera Virgm 
und Leiovirgus sind sehr nahe mit der australischen Gattung Hyridelkt 
verwandt. Gegen eine allzu friihe Einwanderung der australischen 
Elemente in Papuasien spricht vor allem ihr Fehlen im Bismarck- 
Archipel. Endlich muB in diesem Zusammenhang noch die Moglichkeit 
erwilhnt werden, daB die australischen Elemente, die Unioniden und 
die SiiBwasserpulmonaten, mehr zur artlichen Differenzierung neigen 
als die Melaniiden und Neritiden. Jedoch haben wir hierfiir noch 
keine Beweise, da groBeres Material von diesen Formen bisher fehlt, 
und die Variationsbreite daher unbekannt ist. Vielleicht haben hier 
in Nordaustralien und Papuasien auch die klimatischen Unterschiede 
gegeniiber dem iibrigen australischen Kontinent im Sinne einer star- 
keren Artbildung gewirkt. 

Auf Grund der angefuhrten Tatsachen und Uberlegungen ist die 
Landverbindung zwischen Papuasien und Australien ins Spattertiar 
und Friihpleistozan zu verlegen. 

Fiir einen zweiten, noch alteren Landzusammenhang liefern die 
SiiBwassermollusken keine Anhaltspunkte. Die oben erwahnten 
7 spezifisch australischen Melaniiden sind relativ nahe mit den 
papuasisch-melanesischen Formen verwandt, und aiiBerdem wird sich 



SiiBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


123 


bei Untersuchungen groBeren Materials ihre Zahl noch verringern, 
da wahrscheinlich mehrere von ihnen miteinander synonym sind. 
Auch sind sie mit wenigen Ausnahmen auf Nordaustralien und Queens- 
land beschxankt. Sie stammen also wohl auch aus der Zeit der spat- 
tertiaren Verbindung mit Neuguinea. Die in Australien vorkommenden 
,,Vivipari suhlineati“ und .,Vivi'pari am'pullaroides“ sind nach Peashad 
[54] den indomalayischen und auch in Neuguinea vertretenen „Vivi'pari 
dissimiles“ nahe verwandt, die erstgenannte Gruppe ist vielleicht 
sogar mit ihnen identisch. Die Vivipariden sind ebenfalls mit 2 Aus- 
nahmen auf Nordaustralien beschrankt. Wegen dieser Tatsachen ist 
anzunehmen, daB auch sie die spattertiare Landbriicke zur Einwan- 
derung nach Nordaustralien benutzt haben, wofiir auch das Fehlen 
fossiler Vivipariden in Australien spricht. 

2. Australisch-papuasisch-melanesische Formcn. 

Eine einzige Art, Melania queenskindica, findet sich nur in 
Australien, Neuguinea und Melanesien (von den Admiralitatsinseln 
bekarmt; wird in Neupommern und Neumecklenburg hochstwahr- 
scheinlich noch gefunden werden). Da sie in Australien auf Nord- 
Queensland beschrankt ist, und da fcrner sonst australische Elemente 
den Bismarck-Archipel nicht erreicht haben, so ist wohl Neuguinea 
als ihr Ausbreitungszentrum anzusehen. Von dort ist sie nordostwarts 
in den Bismarck-Archipel eingewandert und spater dann auch siidwarts 
iiber die spattertiare Landbrucke nach dem australischen Kontinent 
vorgedrungen. 

Die iibrigen Australien und Melanesien gemeinsamen Artcn sind 
samtlich sehr weit vcrbreitet und z. T. mehr oder weniger euryhalin 
(siehe oben). 

Das Fehlen von auf Australien, Papuasien und Melanesien be- 
schrankten Formen und das Fehlen australischer Elemente in Melanesien 
zeigt uns, daB z\ir Zeit der australisch-neuguineischen Landverbindung 
und des Eindringens australischer Elemente in Papuasien die Verbindung 
zwischen Neuguinea und Neupommern und dem ganzen Bismarck- 
Archipel schon unterbrochen gewesen sein muBte. Wir werden sogleich 
noch einmal auf diese Verhaltnisse zu sprechen kommen. 

3. Unterschiede zwischen Siid- und Nord-Neuguinea. 

Zwar ist unsere Kenntnis der SiiBwassermolluskenfauna Neuguineas 
noch recht liickenhaft, doch ist auch jetzt schon ein gewisser Gegensatz 
zwischen dem Norden und dem Siiden dieser zweitgroBten Insel der 


Erioh Biech 


124 

Erde unverkennbar. Nur von Nord-Neuguinea bekannt sind Sphaenvm 
aUicola, Isidora keyssen, Physastra badia imd Viviparus tri^status. 
Dagegen sind NerUina tranaversecostata, Melania hrentzi, Melania 
epidrommdes, Mdania wilkinsonii, Physastra dlhertisii und die Genera 
CMorostrada, Virgus und Leiovirgus bisber nur in Siid-Neuguinea 
gefunden. Wichtig ist hierbei vor allem die Tatsache, dafi die 
endemischen Gattungen, die sich von australischen Fonnen ableiten, 
anscheinend nur in Siid-Neuguinea vorkommen, also noch nicht nach 
Nord-Neuguinea vordringen konnten. Die UnterscMede zwischen dem 
Nordteil und dem Siidteil der Insel sind erklarlich durch die hohen, 
Neuguinea der Lange nach durchziehenden Zentralketten, die fur die 
Ausbreitung der SufiwassermoUusken wegen der Wasserscheide ein 
sehr grofies Hindernis darstellen. 

Wie oben erwahnt wurde, miissen wir auf Grund des Fehlens austra- 
lischer Elemente im Bismarck-Archipel annehmen, daJJ die Abtrennung 
dieses Gebietes von Neuguinea schon vor dem Landzusammenhang 
der letztgenannten Insel mit Australien stattgefunden haben muQ. 
Gegen diese Annahme spricht aber die iibrige nahe faunistische Ver- 
wandtschaft zwischen dem Bismarck-Archipel und Papuasien, die 
uns ja zur Aufstellung des melanesisch-papuasischen Faunenbezirks 
gefiihrt hat. Dieser scheinbare Widerspruch findet seine Losung durch 
das Hindernis der Zentralketten Neuguineas; denn durch diese war 
die Ausbreitungsgeschwindigkeit der australischen Formen gemindert, 
und so konnten sie den Bismarck-Archipel nicht mehr erreichen, auch 
wenn seine Abtrennung erst wahrend oder kurz nach der spattertiaren 
Oder pleistocaenen Landverbindung Papuasiens mit Australien erfolgte. 


4. Formen, die nur auf Neuguinea und im Bismarck-Archipel 
vorkommen, aber auf den Salomonen fehlen. 

Hierzu gehoren die schon erwahnte Melania queenslandica und die 
auch im indomalayischen Gebiet vorkommenden Arten Melania setosa 
und rudis. Die weitverbreiteten Formen Septaria tesselata, Vittina 
turrUa, Clithon diadema souleyetana, Clithon luctuosa luctuosa und Gli- 
thon oualaniensis sind bisher noch nicht von den Salomonen bekannt; 
ihr Vorkommen auf diesen Inseln ist aber in hohem Grade zu erwarten, 
da sie auch ostlich davon vorhanden sind. 

Die 3 auf Neuguinea und im Bismarck-Archipel lebenden Arten, 
die auf den Salomonen fehlen, machen es wahrscheinlich, daU der 
7^THn.T ntnpnhang zwischen deu Salomonen und dem Bismarck-Archipel 



SUQwassennoUusken Papuasiens und Melanesiens. 125 

eher unterbrochen wurde als die Verbindung des letztgenannten Ge- 
bietes mit Neuguinea. 

5. Formen, die nur in Neuguinea und auf den Salomonen 
vorkommen, im Bisraarck-Archipel dagegen fehlen. 

Die Gattung Leiovirgus und die Art Nerifteron dilatata finden sich 
nur in Neuguinea und auf den Salomons-Inseln, fehlen aber im Bismarck- 
Archipel (vgl. Abb. 30). Dieser Verbreitimgstyp fordert die Annahme 
einet direkten Landverbindung der Salomonen mit Papuasien unter 
Aus.schaltung des Blismarck-Archipels. 


6. Formen, die in Neuguinea, Neupommern und z. T. auch 
in Neumecklenburg vorkommen, auf den Admiralitats- 

inseln dagegen fehlen. 

Hierzu gehoren Melania setosa, riquetii und fallens, ferner Clithon 
brevisfina, diadema souleyetana und luctuosa. Diese Arten zeigen uns, 
daB die Auflosung des nach Westen offenen und konkaven Bogens des 
Bismarck-Archipels allmahlich und stiickweise von Norden nach 
Siiden fortschreitend stattgefunden hat. Das Fehlen der auf Neu- 
pommern, Neumecklenburg und den Salomonen vorhandenen Arten 
Melania fallens, VittifM adurnbrata und Neritodryas notabilis auf 
den Admiralitatsinseln legt die Annahme nahe, daB die Ablosung der 
letztgenannten Inselgruppe schon vor dem Abbruch der Landverbindung 
zwlschen Bismarck-Archipel und Salomonen stattgefunden hat. 

7. Melanesien-Papuasien und Polynesien gemeinsame Arten. 

Nur in Melanesien und in Polynesien, nicht in Papuasien, finden 
sich Seftaria suffreni (westwarts nur bis zu den Neuen Hebriden vor- 
gedrungen), Seftaria macrocefhala, Neritona macgillivrayi (auch auf 
den Molukken, aber von Neuguinea bisher nicht bekannt), Neritina 
forcata, Vittina turtoni, Puferita reticulata, Puferita godeffroyana 
und Melania asfirans. In Papuasien, Melanesien und Polynesien 
leben Nerifteron dilatata, Vittina roissyana, Clithon luctuosa und 
Melania arthurii. Da alle diese Formen auch im ostlichsten Polynesien 
vorhanden sind, so mochte ich sie als polynesische Elemente in der 
papuasisch-melanesischen Fauna bezeichnen. 

Bin Teil hat, wie wir sehen, Neuguinea nicht mehr erreicht. Zum 
Teil mogen bei weiterer Erforschung Neuguincas manche dieser Arten 



126 


Erich Eieoh 


noch dort gefunden werden, bei einer ganzen Anzahl scheint es sich 
aber docb um jiingere Einwanderer zu bandeln, die erst nach dem Ab- 
brucb der Verbindungen zwischen Neuguinea und Melanesien westw&rts 
uber zeitweise aufgetauchte Landbriicken zwischen einzelnen Insel- 
gruppen vordrangen. 

Auf ehemalige Landverbindungen vom papuasisch-nielanesischeii 
Gebiet nach Polynesien deuten auch eine Keihe von Pormen, die west- 
warts bis zum indomalayischen Gebiet und zum asiatischen Festland ver- 
breitet sind. Von diesen reichen ostwarts bis zu den Fidschi-Inseln: 
Seftaria tesselata, Clithon oualaniensis, Neritvna pulligera, Neritodryas 
svbsulcata und cornea, Vittina variegata und Melania clavus , noch 
weiter nach Osten vorgedrungen sind: Nerifteron crejnduhria, Vittina 
turrita, Melania amarula, Melania granifera granifera und Melania 
tvberculatatruncatula. Von den letztgenannten Arten sind aber 2 
relativ euryhalin (d. h. sie kommen in SiiUwasser und in Brack- 
wasser vor; N . cre'pidularia ist vielleicht sogar als Meeresform an- 
zusprechen). 

Die Landzusammenhange Melanesiens mit Polynesien miissen 
schon in verhaltnismaBig friiher Zeit bestanden haben, denn die Be- 
siedlung Polynesiens mit Neritiden und Melaniiden ist von Westen 
her, vom indomalayischen Gebiet aus, erfolgt, und seitdem haben sich 
bei diesen doch so wenig zur Artbildung neigenden Gruppen spezifisch 
polynesische Arten bzw. geographische Rassen entwickeln konnen. 
Fiir eine Besiedlung Poljmesiens von Westen her spricht in erster Linie 
die viel groBere Formenfiille der Neritiden und Melaniiden im indo- 
malayischen Gebiet. Ferner gibt es eine betrachtliche Zahl von Arten, 
die heutzutage vom asiatischen Festland bis Pol 5 mesien (zumeist bis 
zu den Fidschi-Inseln) verbreitet sind, wahrend umgekehrt die poly- 
nesischen Elemente hochstens bis zu den Molukken, meist aber nur 
bis zum Bismarck- Archipel westwarts vorgedrungen sind, wodurch 
sie sich gegeniiber den indomalayischen Arten als betrachtlich jiingere 
Formen erweisen. Wir haben also alien Grund, die polynesischen 
Elemente von den indomalayischen abzuleiten. 

8. Verbreitungstyp: Papuasien-Melanesien und indo- 
australisches Zwischengebiet. 

Auf das melanesisch-papuasische Gebiet und das indoaustralische 
Zwischengebiet beschrankt sind nur 2 Arten, Melania belUcosa und 
Physastra moluccensis. 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


127 


Von den polynesischen Elementen reichen 2, Vittina roissyana 
und N eritona macgillivrayi westwarts bis zu den Molukken. Alle 
iibrigen von den 36 dem indoaustralischen Mischgebiet mit Papuasien 
und Melanesien gemeinsamen Arten sind im ganzen indomalayischen 
Gebiet weit verbreitet. 

Auf Grund aller dieser Formen miissen -wir eine langdauernde 
Landverbindung zwischen den erwahnten Gebieten annehmen, nur ist 
die genaue Lage dieser Verbindung aus der Verbreitung der SuBwasser- 
mollusken nicht zu ermitteln. 

9. Verbreitungstyp : Papuasien-Melanesien und Indo- 
malayischer Archipel ohne Philippinen. 

Nur 3 Arten finden sich im papuasisch-melanesischen Gebiet und 
im Sunda-Gebiet, ohne auf den Philippinen vorzukommen. Es sind: 
Neritina aculeata (reicht ostwarts bis Neuguinea), Puperita obtusa 
(auf Neupommern) und Mela^iia rvdis (Neuguinea und Neupommern 
bilden Ostgrenze). 

Diese Formen deuten auf einen ehemaligen direkten Ausbreitungs- 
weg von dem Malayischen Archipel nach Papuasien und Melanesien, 
der nicht iiber die Philippinen fiihrte. 

30. Verbreitungstyp: Papuasien-Melanesien und Philippinen 

ohne Sunda-Gebiet. 

Besonders wichtig sind die Formen, die auf den Philippinen und 
im papuasisch-melanesischen Gebiet vorkommen, im Sunda-Archipel 
aber fehlen (vgl. Abb. 31). Hierher gehoren 8 Arten. Von diesen 
kommen nur 2, Neritina petiti und Clithon olivacea, sowohl in Melanesien 
als auch in Papuasien vor. 2 Arten, Septaria janellei und Melania 
iuncea, reichen ostwarts nur bis Neuguinea. 4 Formen, Septaria luzonica, 
Neritona labiosa (mit der geographischen Rasse N, lab, melanesica), 
Neritma asperulata und Clithon bicolor finden sich in Melanesien, 
fehlen aber in Papuasien. Septaria janellei und Melania iuncea, die 
ostwarts nur bis nach Hollandisch-Nordwest-Neuguinea vorstoBen, 
konnen als philippinische Elemente bezeichnet werden. Falls Melania 
landaueri von Aru sich spaterhin als geographische Rasse von Melania 
recta von den Philippinen erweist, so ist auch sie zu diesen Elementen 
zu rechnen. 

Die Verbreitung aller dieser Formen kann nur im Sinne einer ehe- 
maligen Landverbindung zwischen den Philippinen und dem mela- 



128 


Erich Eiech 


nesfeeh-papuasischen Gcbiet iiber dis Mplukken uBter A^schluB dcs 
iibr^en Indomalayischen Archipels gedeutet werden. Diese muB langere 
Zeit bestanden haben und muB schon etwas alteren Datums sebi, da 
eiuzelne dieser Arten bis nach Neukaledonien und den Fidschi-Inseln 
vorgedrungen sind. 

Die 4 genannten in Neuguinea fehlenden Arten deuten auf eine 
nordlich des heutigen Neuguinea verlaufende ehemalige Verbindung 
Melanesiens mit den Nordmolukken und den Philippinen bin. Diesen 
Verbreitimgstyp Melanesien-Molulcken ohne Neuguinea zeigt femer 
Neritona Tmcgillivrayi- 



SttBwassermoUusken Papuasiens und Melaneaiens. 129 

11. Verbreitungstyp : Melanesien-Papuasien und indo- 
malayisches Gebiet einscblielilich Philippinen. 

27 Arten der papuasisch-melanesischen SuBwassermollusken zeigen 
diesen Verbreitungstjrp. Die meisten von ihnen sind aber so weit ver- 
breitet, daB man bei ihnen nicht mehr erkennen kahn, welchen Aus- 
breitungsweg sie genommen haben. Sie kommen also fur die Rekon- 
struktion ehemaliger Landverbindimgen nicht in Frage. Da alle diese 
Arten sowohl im Sunda-Archipel als auch auf den Philippinen vorkom- 
men, ist es in keinem Falle festzustellen, ob sie vom Sunda-Gebiet 
Oder von den Phihppinen aus Papuasien imd Melanesien erreicht haben. 
Es ist moglich, daB sie zum groBten Teil die von den Philippinen iiber 
die Nordmolukken nach dem papuasisch-melanesischen Gebiet fiihrende 
Landverbindung benutzt haben, da diese wohl langere Zeit bestanden 
haben wird als die direkte Verbindung vom Sunda-Bogen her, was ich 
wegen der groBeren Zahl der zum Verbreitungstyp ,, Philippinen— 
Papuasien— Melanesien ohne Sunda-Gebiet“ gehorenden Arten annehme. 

Als indomalayische Elemente kann man von diesen weitverbreiteten 
Formen diejenigen bezeichnen, die ostwarts nur bis Neuguinea bzw. 
Neupommern vorgedrungen sind. Nur bis Neuguinea reichen Neritind 
'pennata, Neritina aculeata (auf den Philippinen fehlend), bis Neu- 
pommern M-ddnici tiquetii, Melania setosa und Melania Tudis (fehlt 
auf den Philippinen). Die Ostgrenze der Verbreitung liegt fur Cliihon 
subpunctata auf den Admiralitatsinseln und fiir Clithon squarrosa, 
Melania scabra und Melania inermis auf den Salomonen. 

Zu den indomalayischen Elementen ist auch die Gattung Vivi- 
-paTus zu rechnen. Die papuasischen Arten gehoren nach Peashad 
[54] der im indomalayischen Archipel und in Ostasien weitverbreiteten 
Dactyhchlamys-Griippe (F. tricostatus und fragilis) und der im gleichen 
Gebiet reich vertretenen Dissimilis-(— V . javanicus-)GTuppe {V.de- 
cipiens, constantinuc, howiayiensis, laeviyatus und novoguineensis) an. 

Die auf den Aru-Inseln lebende Segmenting aruana steht der im 
ganzen indomalayischen Gebiet weitverbreiteten Segmeniina calathus 
sehr nahe, ist also auch als indomalayisches Element zu werten. 

12. Verbreitungstyp: Australien und indoaustralisches 
Mischgebiet ohne Neuguinea. 

Die Gattung Ameria findet sich nur in Australien und im indo- 
australischen Zwischengebiet (sie ist bekannt von Kei, Obi und Burn) 
und fehlt in Neuguinea (vgl. Abb. 32). Die Verbreitung dieser reinen 

ArcWv f. Naturgeschlohte, N. F. Bd. 6, Heft 1. 9 


130 


Erioh Bi«oh 


SuQwasserschnecke zeigt uns eine ehemalige Landverbindung zwiscben 
dem indoaustralischen Zwiscbengebiet und Australien unter Umgehung 
Neuguineas an. Diese Verbindung mu6 kurzfristig gewesen sein, da 
von den SuBwassermollusken nur Ameria diese Verbreitung zeigt; 
andererseits kann sie aber auch nicht allzu lange Zeit zuriickliegen, da 
auf den Kei-Inseln die gleichen Arten wie in Australien vorhanden sind. 



Abb. 32. Verbreitungskarte der Oattung Ameria. 

13. Verbreitungstyp : Australien-Neuguinea und Afrika, 

ohne Siidostasien. 

Die SiiUwasserpulmonatengattung Isidora hat eine ziemlich groBe 
Zahl von Vertretern in Afrika, Palastina, Mesopotamien, fehlt dann 
in ganz Siidostasien und dem indomalayischen Gebiet und erscheint 
erst wieder in Neuguinea, Australien und Neuseeland. 

Die Verbreitung dieser Gattung stimmt gut mit der Gondwana- 
Hypothese und auch mit der Kontinentverschiebungsh 3 ^these von 
A. Wegener [89], auf die wir weiter unten noch einmal zuriickkommen 
werden, iiberein. 

14. Auftreten verwandter Formen auf Hawaii und auf den 

ostafrikanischen Inseln. 

Z um SchluB sei nun noch auf einen merkwiirdigen, ratselhaften 
Verbreitungstyp hingewiesen, namlich tfuf das Vorkommen nahe ver- 
wandter Formen auf Hawaii einerseits imdMadagaskar, den Maskarenen 
und Seychellen andererseits. Im zwischenliegenden Gebiet fehlen sie. 
So finden sich Alinodithon cariosa nuf Hawaii und die fast identische 
Almodiihon mauritii auf Mauritius, die Gattung Ermm auf Hawaii 





SuBwassemiollusken Papuasiens und Melanesiens. 


131 


(E. newcombi) und auf Reunion {E. carinata) und endlich Clithon longi- 
spina auf Madagaskar und Clithon spmosa auf Tahiti und nach einer 
noch zu priifenden Angabe auch auf Hawaii. 

Eine Deutung dieser eigenartigen Verbreitung ist bisher unmoglich. 

Geschichte des melanesisch-papuasischen Gebietes. 

Versuchen wir nun, die erscblossenen Landverbindungen zu einer 
Geschichte des melanesisch-papuasischen Gebietes zusammenzustellen. 

Fur die pratertiare Zeit liefern uns die SuBwassermollusken, wie fast 
alle rezenten Tiere, keinerlei Anhaltspunkte. Die weite Verbreitung 
einer groUen Zahl von Arten von Siidostasien bis nach Papuasien, 
Melanesien, Neukaledonien und Polynesien, und femer die Tatsache, 
dafi die Besiedlung der 4 letztgenannten Gebiete mit Melaniiden und 
Neritiden vom Westen her vom Indomalayischen Archipel her erfolgt 
ist, fordern die Annahme einer relativ alten, wohl tertiaren Landmasse 
von vielleicht wechselndem Gefiige. Wahrscheinhch bestand lange 
Zeit hindurch keine direkte Verbindung zu dem Sunda-Bogen oder 
den Sunda-Inseln. Ein Landzusammenhang zwischen Neuguinea imd 
den Philippinen iiber die Nordmolukken spielte die Hauptrolle. Das 
Fehlen philippinisch-molukkisch-melanesischer Formen in Neuguinea 
deutet ferner auf eine Ausdehnung der Landmasse nordlich iiber das 
heutige Neuguinea hinaus hin. 

Wohl im mittleren oder jungeren Tertiar setzte dann die Auflosung 
dieser Landmasse von Osten nach Westen fortschreitend ein. Aber 
auch westlich von Papuasien erfolgten teilweise Unterbrechungen 
der Verbindungen; darauf deuten alle Formen hin, die nur im Sunda- 
Gebiet und Papuasien, und die, welche nur auf den Molukken, Phi- 
lippinen und im melanesisch-papuasischen Gebiet vorkommen. 

Im Spattertiar oder im Pleistozan bestand ein fester Land- 
zusammenhang zwischen Neuguinea und Australien iiber die Torres- 
straBe. Fiir eine zweite, noch altere Verbindung liefern die SiiBwasser- 
mollusken keine Anhaltspunkte. 

Die Zentralketten Neuguineas boten den am Ende des Tertiars 
vordringenden australischen Elementen ein verhaltnismaBig groBes 
Hindemis dar, was uns das Fehlen dieser Formen auf Neupommern 
verstandlich macht, ohne daB wir die Abtrennung der letztgenannten 
Insel vor oder in den Beginn der Zeit der Verbindung Australien- 
Neuguinea zu verlegen brauchen. Wahrscheinhch ist sie erst nachher 
erfolgt. 


9 * 


132 Erich Bfech 

Auf Grund der Uniomdeliverbreitung miiasen wir nach der 
australisch-papuasischen Landbriicke eine ditekte landieste Verbin- 
dung zwischen Neuguinea und den Salomonen annebmen. Die Ver- 
breitung der Gattung Physastra deutet femer auf einen relativ jungen 
Zusammenhang Neuguineas mit dem indomalayisoben Gebiet iiber das 
indoaustraliscbe Zwischengebiet bin, der ebenfalls erst nacb der austra- 
liscb-papuasiscben Landverbindung bestanden baben mu6, da es sicb 
bei Physastra ura ein australiscbes Element bandelt. 

Wie aus der geringen Ausbreitung der Gattung Ameria ersicbtlicb 
ist, bat die besprocbene kurzfristige Landverbmdung Australiens mit 
dem indoaustraliscben Zwischengebiet obne Vermittlung Neuguineas 
erst nacb dem Abbrucb der australiscb-papuasiscben Briicke und der 
Landverbindungen, auf denen das australische Element Physastra 
bis Sumatra vorgedrungen ist, stattgefunden. 

Endbcb baben in junger geologiscber Vergangenbeit aucb im ost- 
licben Melanesien nocb einmal Zusammenbange einzelner Inseln 
existiert, was uns die Ausbreitung der polynesiscben Elemente lebxt. 

Wir seben also, daU wir es bei dem melanesiscb-papuasiscben Gebiet 
mit einem Inselgebiet zu tun baben, das bis in relativ junge geologiscbe, 
zum Teil vielleicbt sogar erst nacbpleistozane Zeit Veranderungen 
bezuglicb der Zusammenbange der einzelnen Inseln untereinander 
und mit ibren Nacbbargebieten unterworfen war. 

TTT. Yergleich mit den tiergeographischen Ergcbnissen 
bei anderen Tiergruppen. 

Wenn wir unsere Resultate mit den an anderen Tiergruppen ge 
wonnenen Ergebnissen vergleicben wollen, so miissen wir dabei jeweils 
das geologiscbe Alter und die mebr oder minder starke Neigung zur 
Artbildung beriicksicbtigen. Wie im okologiscben Teil scbon besprocben 
wurde, sind ja beispielsweise die einzelnen Arten der SuBwassermollusken 
relativ weit verbreitet wegen ihres verhaltnismaBig boben Alters und 
der ziemlicb gleicbmaBigen Umweltsbedingungen im SiiBwasser. 

Scbon Wallace bat das melanesiscb-papuasiscbe Gebiet alsfaunfeti- 
scbe Einbeit erkaimt imd bezeicbnet es als austromalayiscbe Subregion, 
die er in der ersten Zeit [84] zur indomalayisoben Region, spaterbm 
abet zur australiscben Region gestellt bat. Zur austromalayiscben 
Subrejpon recbnet er jedocb auob Celebes, die Molukken und die ffleinen 

Sunda-Inseln westwarts bis Lombok [86]. 



SuBwaiSsermollusken Papuasiens und Melanesiens. 133 

Hedlby [32] fiihrt auf Grand der Untersuchungen an Land- 
mollusken eine papuasische, eine melanesische und eine polynesische 
Subregion ein, die er samtlich zur orientalischen Region rechnet, was 
den Verbreitungstatsachen der SuBwassermolIusken und samtlicher 
anderer Tiergruppen besser entspricht als die Eingliede'rung dieser 
Unterregionen in die australische Region bei Wallace [85]. 

An Hand der Verbreitung der Saugetiere, Laufvogel, der groBen 
Echsen, Landscblangen und SuBwasserfische hat Sterneeld [72] 
die Selbstandigkeit des melanesisch-papuasischen Gebietes nachgewiesen, 
und er bezeichnet es als die papuanische Region, deren Westgrenze 
er zwischen Halmahera, Obi, Ceram und Kei einerseits und Waigeu, 
Misool und Aru andererseits und deren Ostgrenze er bei Santa Cruz 
festlegt. Die Neuen Hebriden und Eidschi-Inseln und auch Neukale- 
donien rechnet er nicht mehr zur papuanischen Region. Das Vordringen 
polynesischer Eormen westwarts bis Neuguinea wird fiir die erwahnten 
Tiergruppen bestatigt. Wie oben gezeigt wurde, sind wir auf Grund 
der Verbreitung der SuBwassermolIusken zu der Aufstellung und Ab- 
grenzung eines der papuanischen Region Sternfelds vollig identischen 
Faunenbezirks gekommen. Ferner bezeichnet Sternfeld die Fidschi- 
Inseln als eigenes Entwicklungszentrum, was auch in Dbercinstimmung 
mit ihrer SiiBwassermolluskenfauna stcht. 

Wallace [84], Hebley [32] u. a. weisen auf die nahe faunistische 
Yerwandtschaft Melanesiens und Papuasiens und auch Polynesiens 
mit dem indomalayischen Gebiet hin. Auf Grand der Verbreitung 
der Oligochaeten, einer sehr alten Tiergruppe, stellen Michaelsen [48] 
und Ui)E [80] Neuguinea und den Bismarck-Archipel zum indo- 
malayischen Faunengebiet, dem Michaelsen das australische einschlieB- 
lich Neukaledonien gegenuberstcllt. 

Wir sehen also, daB selbst bei dicsser sehr alten Gruppe eine strenge 
Trennung der Fauna Papuasiens von der Australiens festzustellen ist, 
und daB die erstgenaunte vielmehr der indomalayischen gleich ist. Die 
Verbreitung der Regenwiirmer erinnert in hohem Grade an die der 
SuBwassermolIusken. Nur konnten sich bei den Letzteren infolge etwas 
starkerer Neigung zur artlichen Differenzierang schon eigene melu- 
nesisch-papuasische Formen ausbilden. 

Bei seiner Einteilung der tropischen Litoralfauna rechnet Ekman 
[19] das melanesisch-papuasische Gebiet zum sogenannten sudlichen 
zentralpazifischen Faunenbezirk, der sich zwar durch einige Endemiten 
auszeichnet, im iibrigen aber eine mehr oder weniger verarmte indo- 
malayische Fauna beherbergt. 


234 Erioht RifiOh 

Verbindung Australien-Neuguinea. 

Scbon Wallace [85] betont die engen fatmistischen Beziebungen 
Neuguineas zu Australien. Auf Grand dieser Tatsacbe stellt er ja auch 
die austromalayische Subregion zur australischen Region, wozu aber 
zu sagen ist, dafi Papuasien trotz der australischen Elemente doch mit 
dem indomalayischen Gebiet naher verwandt ist. 

Barbour [6] erklart das papuasische Element in Queensland durch 
die Annahme, dafi die York-Halbinsel lange Zeit einen integrierenden 
Bestandteil Neuguineas gebildet habe, abgetrennt vom iibrigen Kon- 
tinent, in dem sich die typisch australische Tierwelt entwickelte. Dieser 
Kontinent soil sich mit Queensland, gerade bevor die Torresstrafie 
sich bildete, verbunden haben, so dafi noch australische Formen nach 
Neuguinea gelangen konnten. Mit der Annahme einer langeren Ver- 
bindung der York-Halbinsel mit Papuasien ist aber die verschwindend 
geringe Zahl der in Nordaustralien vorhandenen melanesisch-papu- 
asischen und indomalayischen Siifiwassermollusken nicht in Einklang 
zu bringen. Der faunistische Unterschied zwischen Queensland und 
Sudaustralicn lafit sich auch ohne Abtrennung der York-Halbinsel 
vom iibrigen Australien erklaren durch die grofiere Entfernung Siid- 
australiens von Neuguinea und vor allem durch die klimatischen Dif- 
ferenzen zwischen dem Norden und dem Siiden dieses Erdteils. 

Auf eine Landverbindung Neuguineas mit Australien deuten die 
Marsupialier, viele Vogel [73], die Hyliden, Siifiwasserfische [87], 
Ameisen und in geringem Grade auch die Phasmiden [25] hin. Bei den 
Gryllacriden [36] finden sich orientalische Typen in Nordaustralien. 
Diesc Verbindung wird von den meisten Autoren im Plio-Pleistozan 
angeuommen. 

Sarasin [67] hat Bedenken, Australien und Neuguinea bis nach 
Schlufi der Eiszeit in Verbindung stehen zu lassen, weil sehr viele 
Genera, die der letzten Verbindungszeit angehoren, in beiden Gebieten 
wohl charakterisierte eigene Arten ausgebildet haben. Diese gleichen 
Bedenken mufi man ebenfalls bei Betrachtung der Sufiwassermollusken 
aufiem. 

Sarasin [67] nimmt neben der plio-pleistozanen Landbrucke 
noch eine iiltere im Oligozan und Miozan an, wofiir nach Weber [86] 
u. a. die zahlreichen in Australien endemischen oder ausschliefilich 
mit Neuguinea gemeinsamen Genera der Hydromyinae und Murinae 
sprechen sollen. Andererseits Jedoch gibt es auch einige Autoren, die 
alle australischen Nager ohne Unterschied als junge Einwanderer 



SflQwassennoIluskeri Fapuasiens und Melanesiens. 


135 


ansehen. Pilsbry^) denkt an eine friihtertiare Verbindung Australiens 
mit Papuasien auf Grand der Verbreitung der Ther sites- und Chloritis- 
Gruppe der Heliciden, durch welche Australien die Vorfahren von 
Thersites and Hadra und die von Pattda und Pedinogyra erhalten 
haben soli. 

Nach all diesen Resultaten ist die Moglichkeit einer zweimabgen 
Verbindung Australiens mit Neuguinea nicht zu leugnen, aber die 
SuBwassermollusken liefem hierfiir keinen Anhalt. 

Verbindung Bismarck- Archipel-Neuguinea. 

Fur einen bis in die Zeit der Landbriicke zwischen Papuasien und 
Australien reichenden Zusammenhang Neuguineas mit dem Bismarck- 
Archipel spricht das Vorkommen der Marsupialier Macrofus, Phalanger, 
Petaurus und Perameles nebst einigen Chiropteren und Nagern im 
letztgenannten Gebiet. tlberhaupt besteht nach den Untersuchungen 
von Hediger [29] eine relativ grofie faunistische Verwandtschaft dieser 
beiden Gebiete. Andererseits zeigt das Fehlen der Paradiesvogel und 
die geringere Artenzahl bei den meisten Gruppen (z. B. den Papuinen) 
im Bismarck-Archipel deutlich, daB doch schon eine gewisse Zeit seit 
der Isolierung des Archipels verflossen ist. 

Die Besiedlung des Bismarck- Archipels mit einer Anzahl fast all- 
gemein als antarktisch-australische Formen angesprochener Beuteltiere 
steht im Gegensatz zu dem Fehlen australischer Elemente in der SuB- 
wassermolluskenfauna des Bismarck- Archipels. Dieser Widerspruch 
laBt sich vielleicht erklaren: erstens durch die Annahmc, daB die Zentral- 
ketten Neuguineas {iir die Ausbreitung der Marsupialier kein so groBes 
Hindernis wie fiir die SuBwassermollusken dargestellt haben, da ja 
fiir sie die Wasserscheide bedeutungslos ist, zweitens durch die Annahme 
einer starkeren Ausbreitungstendenz bei Saugern und endlich durch 
die Annahme einer doppelten Landverbindung zwischen Australien 
und Neuguinea, wobei dann die Beuteltiere im Oligozan und Miozan 
nach Neuguinea vorgedrungen sein miiBten. 

Verbindung Neuguinea— Salomonen (ohne Bismarck-Archipel). 

An Hand der Herpetofauna kommt Hediger [29] zu dem Resultat, 
daB die Salomonen direkt in Verbindung standen mit Neuguinea ohne 
Vermittlung von Neupommern. Darauf deutet auch die Verbreitung 
der Muschelgattung Leiovirgus hin. Hediger sieht den Bismarck- 


*) PiLSBKY, H. A., Manual of Conch. IX. Helicid. 1894. S. <. 


Erich Biech 


136 

Archipel als den Rest einer ehemaligen ostwarts aus Neuguinea aus- 
tretenden Landzunge an, die keine Verbindung mit den Salomonen 
hatte. Nach seiner Ansicht bestand bis zum Bnde des Tertiars ein 
freier Jdeeresdnrchgang voni offenen Pazifik westwarts bis ziim Hnon* 
Golf, worauf auch das 9140 m tiefe Bougainville-Tief sudlich von 
Neupommern hindeuten soli. Die voriibergebende Verbindung zwischen 
Bougainville und Neumecklenburg soil im Plio-Pleistozan stattgefunden 
haben; als Rest dieser Briicke ist das Nissan- Atoll aufzufassen. 

Die Sufiwassermollusken bieten keinen eigentlichen Beweis fiir die 
Annahmen von Heciger, sie sprechen aber auch nicht dagegen. Nur 
muJJ wegen der Verbreitung von Leiovirgus eine direkte Verbindung 
der Salomonen mit Neuguinea zur Zeit des Zusammenhangs Australiens 
mit Papuasien oder etwas spater angenommen werden. 

Fiir eine relativ starke Trennung zwischen Salomonen und Bismarck- 
Archipel spricht.vor allem die Verbreitung jiingerer Tiergruppen ; 
so fehlen z. B. die im Bismarck-Archipel vorhandenen Kanguruhs, 
Flugbeutler, Beuteldachse, Kasuare und viele andere Vogel auf den 
Salomons-Inseln. Auch Hediger [29] fUr die Reptilien und Amphibien, 
Heller’^) fiir die Kafer und I. Rensch [62] fiir die Landmollusken, 
haben die starke faunistische Verschiedenheit der beiden Gebiete nach- 
gewiesen. Bei den Sufiwassermollusken ist dieser Unterschied wegen 
ihres hohen Alters und der geringen Differenzierungsfreudigkeit nur 
sehr schwach ausgebildet. Jedoch er ist vorhanden, wie z. B. Melania 
setosa und rudis anzeigen. 

Verbindung Melanesien— P apuasien— Philippinen. 

Zu den Tierformen, die auf den Philippinen, Celebes und den Mo- 
lukken vorkommen, aber im westlichen Malayischen Archipel fehleiu 
gehoren die Hydromyinae, welche Luzon, Neuguinea, Australien und 
Tasmanien bewohnen, und nach van Kempen [37] auch einige Am- 
phibien. Bei den Sufiwassermollusken finden wir den gleichen 
Verbreitungstyp. 

Unter den Reptilien gibt es einige Formen, so die Gattung Gonyo- 
cephalus, die Indien, Sumatra, Java, Borneo, die Philippinen und 
Papuasien einschliefilich Nordaustralien bewohnen, aber im ganzen 
indoaustrahschen Zwischengebiet fehlen. Diese Verbreitung, die iib- 
rigens auch die Schildkrote Pelochelys cantoris zeigt, legt die Aimahme 
nahe, dafi vielleicht auch ein grofier Teil der weitverbreiteten Siifi- 


*) Hbllsir, K., Verb. Naturf. Ges. Basel 46 (1933). 



SfiBwassermoIluBken Papuasiens und Melanesiens. 


137 


wassermollusken Neuguinea und Melanesien von den Grofien Sunda- 
Inseln auf dem Umweg liber die Philippinen erreicht hat. Jedbch hat 
wohl der Ausbreitungsweg einer betrachtlichen Zahl von Tieren ost- 
warts auch direkt vom Sundagebit iiber die Molukken oder Kei-Inseln 
nach Papuasien gefiihrt. 

Zoogeographische Stellung der Aru- und der Kei-Inseln. 

Von einer ganzen Reihe von Forschern, de Beaufokt [8], Weber 
[88], C. R. Boettger [14], Merton^), v. Berlepsch^) u. a., ist 
auf den starken faunistischen Unterschied zwischen diesen beideii 
Inselgruppen hingewiesen worden. Zum Teil werden die Kei-Inseln 
sogar zum indomalayisch-orientalischen Gebiet, die Aru-Inseln da- 
gegen zu Papuasien gerechnet. Besonders deutlich ist die Verschieden- 
heit bei den Vogeln (Kasuar fehlt auf Kei), Reptilien, SiiBwasser- 
fischen u. a. Neuerdings aber hat B. Rensch [61] die Kei-Inseln 
zwischen das indoaustralische Mischgebiet und das papuasisch-austra- 
lische Gebiet als Ubergang gestellt, da keineswegs in alien Tiergruppen 
ein so starker Gegensatz zwischen Kei und Aru besteht, wie man bisher 
vielfach annahm. 

Die SiiBwassermolluskenfauna zeigt auf beideii Inselgruppen keine 
wesentlichen Unterschiede ; nur das Vorhandensein des (australischen!) 
Genus Ameria unterscheidet die Kei-Inseln von Aru. 

Verb indung Australien-indoaustralisches Zwischengebiet 
(ohne Neuguinea). 

Auf eine kurzfristige Landverbindung zwischen Australien und dem 
ostlichen Teil der Kleinen Sunda-Inseln und den Molukken unter 
Umgehung Neuguineas, wie wir sie aus der Verbreitung der Planor- 
bidengattung Ameria abgeleitet haben, deuten nach B. Rensch [61] 
34 Elemente, darumer von Landschnecken die Genera Rhagada und 
Arinia und die Art Vaginula leydigi. 

Verbindung Austral ien-Papuasien-Vorderindien bezw. 
Afrika unter Umgehung des indomalayischen Gebietes. 

Beziehungen zwischen Australien und Papuasien einerseits und 
Vorderindien, Madagaskar und Afrika andererseits ohne Vermittlung 


1) Merton, Bijdr. Bierkde 1922, 233-240. 

2) V. Bbrlbpsch, Abh. Senokenb. Naturf. Ges. 1911. 


138 


Erich Biech 


des malayischen. Gebietea bestehen bei Oligocbaeten [Michaelsen^)] 
und Ameisen [Viehmeyer®)]. Den gleichen Verbreitungstyp zeigt 
das Genus Isidora. 

Polynesische Region. 

Spezifisch polynesische Rormen linden sich bei den Vogeln [47], 
Reptilien [72], Nacktschnecken [24], Landschnecken nach Pilsbry 
und Germain (Gattung Partula [53]), Spinnen u. a. Bei den Siifi- 
wassermollusken konnten wir ja auch besondere polynesische Elemente 
erkennen. 

Wir sehen also, daB sich die Verbreitung der anderen Tiergruppen 
bei Beriicksichtigung ihres geologischen Alters und ihrer Ausbreitungs- 
moglichkeiten sehr wohl mit der der SuBwassermollusken in Einklang 
bringen lafit. Die aus der Verbreitung der letztgenannten Gruppe 
abgeleiteten Landbriicken werden durch die Ergebnisse bei den anderen 
Tiergruppen bestatigt und zum Teil zeitlich genauer festgelegt. Ferner 
wurden durch diesen Vergleich aber auch einige kleine Abanderungen 
und Erganzungen zu den aus den SuBwassermollusken gewonnenen 
zoogeographischen Resultaten notwendig; es sei bier nur an die zweite 
altere Landverbindung zwischen Australien und Neuguinea und an 
den faunistischen Gegensatz zwischen Salomonen und Bismarck- 
Archipel erinnert, worauf wir doch erst aus der Verbreitung der iibrigen 
Tiergruppen schlieBen konnten. 

IV. Vergleich mit den geographischen Befunden und Theorien. 

Betrachten wir nun zunachst das Bodenrelief der das melanesisch- 
papuasische Gebiet umgebenden Meeresteile. Ich habe inich hierbei 
fiir den westlichen Teil des behandelten Gebietes an die neue Tiefen- 
karte von Kuenen [38] und fur den ostlichen Teil an die Karte von 
Schott [68] gehalten. (Die Tiefenkarte von Sarasin ist zum Teil etwas 
veraltet.) 

Zum australischen Schell gehoren folgende Inseln: Neuguinea, 
Aru, Misool, Salawati und Jappen. Diese bilden also mit Australien 
eine geographische Einheit, aber keineswegs eine faunistische, besonders 

») Michablsbn, W., Oligochaetenfauna der vorderindisch-ceylonischen Region. 
Abh. Ges. Nat. Hamburg 19 (1910) 1-107. 

®) ViBHMBYBE, Ameisen aus Neuguinea. Abh. Ber. Zool. Anthropol. Ethnogr. 
Mus. Dresden 14 (1912). 



SiiBwasserniollusken Papuasiens und Melanesiens. 139 

nicht hmsichtlich der SuBwassermoUusken. Denn wie oben gezeigt 
wurde, ist die faunistiscbe Verwandtschaft Papuasiens mit Melanesien 
und dem Indomalayischen Archipel erheblicb groBer als mit Australien. 
Dagegen hat die InselWaigeu die gleiche SiiBwassermolluskenfauna 
wie Neuguinea, trotzdem sie von diesem durch eine 600 m tiefe Rinne 
getrennt ist. 

Zwischen den Am- und Kei-Inseln liegen Meerestiefen von 3660 m. 
Zwar zeigen ja beide Inselgruppen beziiglich der jiingeren Tiergruppen 
auch z. T. deutliche Unterschiede ; die alteren Gruppen sind aber auf 
ihnen meist mit den gleichen Arten vertreten. 

Zwischen der 3650 m tiefen Aru-Rinne und der 3300 m tiefen 
Timor-Rinne und der westlich daran anschlieBenden iiber 7000 m 
tiefen Java-Rinne liegen flachere, nur etwa 1200-1300 m tiefe Stellen, 
die uns die Gebiete andeuten. wo vielleicht die kurzfristige Land- 
verbindung zwischen Australien und dem indoaustralischen Zwischen- 
gebiet stattgef unden hat. 

Neuguinea, Misool, Waigeu, Halmahera, Morotai und Obi liegen 
innerhalb der lOOO-m-Isobathe. Westlich von Neuguinea sind folgende 
Riicken zu erkennen: 

1 . Neuguinea-Halmahera-Talaud-Mindanao. 

3 . Nordcelebes-Sangi-Inseln-Mindanao . 

2. Neuguinea— Obi— Sula—Banggai—Mittel-Celebes. 

4. Borneo (mit Java und Sumatra auf dem asiatischen Schclf)- 

Palawan-Luzon. 

6. Borneo-Sulu-Archipel-Mindanao. 

Diese 5 Schwellen stiminen recht gut mit den aus der Verbreitung 
der SuBwassermoUusken und anderer Tiergruppen abgeleiteten Land- 
brucken uberein. Der iiuBere Sunda-Bogen mit den Siidmolukken ist 
stets durch mindestens 1660 m tiefe, meist aber erheblicb tiefere Meeres- 
teile vom australisch-papuasisch^n Schelf und den daran anschlieBenden 
Nordmolukken getrennt. Damit steht die sehr geringe Anzahl nur auf 
dem Sunda-Bogen und in Melanesien-Papuasien vorkommender SuB- 
wassermoUusken recht gut in Einklang. Die groBte Zahl der indo- 
malayischen Pormen hat wohl ihren Ausbreitungsweg iiber Celebes 
bzw. Philippinen und Nordmolukken nach Neuguinea genommen. 

Im Osten Neuguineas liegen nur der Bismarck-Archipel und die 
Louisiaden innerhalb der 2000-m-l8obathe. Bei der Betrachtung der 
3000-m-Tiefenlinie ergeben sich folgende untermeerische Riicken: 


Erich Eiech 

1. Neuguinea- Bismarck -Archipcl- Salomotxen (nur dutch ganz 

schmalen Eucken mit dem Bismarck-Archipel in Verbindung)- 

Santa-Cruz-Inseln-NeueHebriden-Neukaledonien. 

2. Neuguinea-Louisiaden-Neukaledonien. 

3. Australien-Lord-Howe-Insel-Neuseeland. 

4. Neukaledonien-Norfolk Insel-Neuseeland. 

5. Neuseeland-Tonga-Inseln-Kermadec-Inseln-Fidschi-Inseb. 

Innerhalb der 4000-m-Linie liegen die Palau-Inseln, die zu deu 
Karolinen gehorenden Eilande Yap und Ponape und die Fidschi-Inseln, 
die dann auch westwarts direkten AnschluB mit den Santa-Cruz-Inseln 
und den Salomonen erhalten. Die Umgrenzung der 4000-m-Isobathe 
stimmt auffallend gut mit der Verbreitung vieler SiiiJwassermollusken 
iiberein. Vor allem wird dadurch die direkte Verbindung der Eidschi- 
Inseln mit Melanesien geschaffen, wie sie auf Grund der Tierverbreitung 
gefordert werden muB. Perner beherbergen Yap, Ponape und die 
Palau-Inseln eine ganze Reihe weitverbreiteter Arten, die aber nicht 
im ostlichen Polynesien vorkommen und auf den Fidschi-Inseln ihre 
Ostgrenze haben; auch dies steht mit dem Verlauf der 400()-m-Linie 
in Einklang. 

Der von Neuseeland nach den Fidschi-Inseln verlaufende Riicken 
spielt tiergeographisch kaum eine Rolle. Vielleicht deuten die 3 von 
den Letzteren gemeldeten SiiBwasserpulmonaten auf eine ehemahge 
entsprechend dem Fidschi-Riicken verlaufende Landverbindung mit 
Neuseeland hin. 

Samoa ist von den Fidschi-Inseln durch Tiefen von etwa 4700 m 
getrennt. Trotzdem ist aber eine relativ nahe faunistische Verwandt- 
schaft dieser beiden Gebiete festzustellen. 

Bei Berucksichtigung der 4000-m-l8obathe ergibt sich endhch 
auch eine schmale Verbindung von Neuguinea iiber die Louisiaden 
nach den Salomonen, sudlich der 9140 m tiefen Boupinville-Neu- 
pommern-Riime. Aus der Verbreitung der Gattung Leiovirgus haben 
wir ja schon eine solche direkte Verbindung der Salomonen mit Neu- 
guinea ohne Zwischenschaltung des Bismarck-Archipels abgeleitet. 

Die ostlich von Neuguinea vorhandenen Inselbogen und unter- 
meerischen Riicken deuten die Wanderwege der SuBwassermollusken 
gegen Osten und Siidosten hin an. Es mussen also Hohenanderungen 
bis zu 4000 m Differenz angenommen werden, um die heutige Ver- 
breitung der Tiere zu erklaten. 

Jedoch ist alien diesen Bogen tiergeographisch keine allzu groBe 
Bedeutvmg beizumessen, da die Zeit des Untertauchens und des Ab- 



SiiBwassermoUusken Paptiasiens und Melanesiens. 


141 


brechens der einzehien Abscbnitte ja ebenfalls von ausschlaggebender 
Wichtigkeit fiir die Tierwelt ist, und ferner in einem so labilen Gebiet 
der Erde, wie es die melanesiscben und indoaustralischen Inseln sind, 
kleinere Veranderungen der Landzusammenhange durch Verwerfungen 
usw. sehr wohl moglich sind. Wie B. Rensch [61] zum ersten Male am 
Sunda-Bogen nachgewiesen hat, sind die -Inselbogen und -ketten 
tektonische, aber nicht faunistische Einheiten. Zum Beispiel stehen 
die Kleinen Sunda-Inseln Celebes naher als Java, trotzdem sie doch 
mit Java tektonisch als Angehorige des Sunda-Bogens zusammen- 
gehoren. Auch die melanesiscben Bogen miissen auf Grund der Tier- 
welt durch quer zu ihrer Langserstreckung verlaufende Grenzlinien 
untergeteilt werden; es sei nur auf die relativ groBe Selbstandigkeit 
der Fauna Neukaledoniens und der Neuseelands hingewiesen. Bei der 
letztgenannten Doppelinsel spielt zwar auch schon die klimatische 
Differenz gegeniiber dem tropischen Melanesien eine gewisse RoUe, 
die Eigenart Neukaledoniens aber ist nicht durch das KJima zu er- 
klaren, da diese Insel genau so von tropischem Regenwald bedeckt ist 
wie z. B. die Salomonen. 

Da die von Born [15] aufgefuhrten Inselbogen mit den soeben 
besprochenen Schwellen zusammenf alien, so ist es nicht mehr notig, 
sie hier noch besonders zu diskutieren. 

Nach Badings [4] undUMBGROVE [82] deutet die Geologic auf Land- 
zusammenhange zwischen Australien, Neuguinea, Aru, Nordmolukken, 
Nordcelebes und den Philippinen wahrend des groBten Teils des Ter- 
tiars mit einzelnen Unterbrechungen hin. In Zentral- und Nord- 
Neuguinea treten im Tertiar vereinzelt marine Sedimente auf, die ver- 
schiedene, vieUeicht nicht sehr ausgedehnte Transgressionen anzeigen. 
Im Kaiser- Wilhelms-Land erreicht das Jungtertiar an manchen Stellen 
eine Machtigkeit von mehr als 2200 m, woraus wir auf Senkungsvorgange 
in dieser Zeit schlieBen miissen. 

Die geologischen Befunde lassen sich sehr gut mit der Verbreitung 
der SuBwassermollusken in Einklang bringen; sie sprechen vor allem 
fiir die Bedeutung der Neuguinea-Molukken-Philippinen-Briicke und 
fiir die Trennung des Sunda-Bogens von Neuguinea fast wahrend des 
ganzen Tertiars. 

Die letzten starken orogenetischen Vorgange haben in Neugumea 
im Pliozan und im Anfang des Pleistozans stattgefunden, da das Jung- 
tertiar intensiv gefaltet ist. Je weiter wir auf den melanesiscben Insel- 
bogen ostwarts gehen, um so weiter liegt die letzte orogenetische Phase 


142 


Erich Biech 


zeitlich zurUck. So liegt auf Neupommern nur noch schwach gefaltetes 
Pliozan diskordant auf Altmiozan; auf den Salomonen ist das Pliozan 
schon volUg ungestort, und die letzte Paltung war im Miozan. Auf Neu- 
kaledonien endlich hat die letzte orogenetische Phase im Ohereozan 
stattgefunden (sogenannte „pyrenaische Paltung ). 

Trotz des Pehlens junger Paltungserscheinungen im ostlichen Teil 
Melanesiens miissen wir jedoch auch in diesem Gebiet auf Grand des 
Vordringens polynesischer Pormen nach Westen Landverbindungen 
in relativ junger geologischer Vergangenheit annehmen. Es sind also 
anscheinend die ehemaligen Landzusammenhange nmht immer auf 
Paltungsvorgange zuriickzufiihren, auch nicht, wenn sie teilweise iiber 
heutige Tiefseegebiete fiihren. — 

Zum SchluB woUen wir nun noch kurz die wichtigsten geographischen . 
Hypothesen, so weit sie das melanesisch-papuasische Gebiet betreffen, 
diskutieren. Wallace [84], Hedley [32] und Abldt [2; 3] sehen 
die melanesischen Inseln als Auslaufer sundanesiscber, iiber Neu- 
guinea hinstreichender Bergketten an. Das ehemals zusammenhangende 
Landgebiet sei dann allmahlich stiickweise zerbrochen. Die Abtrennung 
des neukaledonisch-neuseelandischen Gebietes von Australien und 
Melanesien setzt Abldt fur die Oberkreide an, die Isolierang Neukale- 
doniens fur das Obgozan, die der Pidscbi-Inseln und Neuen Hebriden 
fur das Miozan, die der Santa-Cruz-Inseln, der Salomonen und des 
Bismarck-Archipels (dessen Ablosung von Neuguinea) fur das Pliozan 
und die endgiiltige Isolienmg Neuguineas fiir das Ende des Pliozans. 

Die Verbreitung der SiiBwassermollusken stimmt mit den von 
Abldt angenommenen Landverbindungen gut uberein. Jedoch sind 
die Daten fiir die Isoberung der einzelnen Inselgruppen zu fruh angesetzt, 
und wabrscheinlicb baben auch spater noch zeitweise kleinere, sekundare 
Verbindungen zwiscben benacbbarten Gebieten stattgefunden, wofiir 
das Vordringen polynesischer Elements nach Melanesien spricht. 

tlber die Gescbichte und Palaogeographie des Pazifiscben Ozeans 
bestehen zwei grundverscbiedene Hypothesen. Abldt [2], Ihebing, 
Stebnfbld [72], Gbimpe und Hoffmann [24] u. a. nehmen einen 
transpazifischen Kontinent an, der zeitweise bis Siidamerika reichte. 
Auf Grand der Verbreitung der Schneckengattung Partulu fordern 
PiLSBBY und Gebmain [22], ferner wegen des indomalayischen Cha- 
rakters der Pauna Ozeaniens fordert auch Holdhads [35] einen pazifi- 
scben Kontinent, der aber nie mit Amerika zusammenbing. Damit 
stimmt auch die Annahme der permanenten Tiefsee, der „Ostpazifischen 



StiBwaBsermolluBken Papuasiens und Melanesiens. 143 

Sperre“ von Ekman [19], iiberein. Von dem allergroBten Teil der Geo- 
logen und Geographen wird dagegen auf Grand der Lehre von der 
Permanenz der Ozeane ein pazifischer Kontinent abgelehnt. So 
treten fur ein hohes Alter des Pazifik DACQui, E. v. SuEss, Koken, 
Wegenek [89], Engler u. a. ein. Born [15] und andere Geologen 
teilen den Pazifik durch die sogenannte Andesitlinie (die ostlich von 
Neuseeland, den Kermadec- und Tonga-Inseln, dann zwischen den 
Fidschi-Inseln und Samoa hindurch und dann nordlich von Melanesien 
zum AuBenrand der Palau-, Marianen- und Bonin-Inseln entlang ver- 
lauft) in zwei grundsatzlich verschiedene Gebiete (vgl. Abb. 28). Ostlich 
dieser Grenzlinie liegt ein Gebiet, in dem die Inseln mit ihren vulka- 
nischen Sockeln direkt dem Ozeanboden aufsitzen, und in dem nur 
alte, basaltische Magmen auftreten; westlich dieser Linie dagegen 
ein kontinentales Gebiet mit starken faltungsorogenetischen Er- 
scheinungen, Inselbogen mit groBem Schweredefizit imd Randsenken 
mit starkem SchwereiiberschuB, starker Seismizitat und jimgen ande- 
sitischen Magmen. Nach Born haben sich Asien und Australien seit 
dem Palaozoikum ostwarts nicht auf Kosten des Pazifischen Ozeans 
vergroBert, sondem es ist nur westpazifisches kontinentales Krusten- 
material aufgefaltet worden. 

Bei der Ausbreitung der SiiBwassermollusken hat die Andesitlinie 
anscheinend keinerlei Hindemis gebildet, denn sie ist faunistisch nicht 
zu erkennen. Vielmehr findet sich eine stattliche Zahl reiner SiiB- 
wasserformen, die iiber ganz Polynesien verbreitet sind und hier spezi- 
fisch polynesische Elemente ausgebildet haben. Beziehungen zu 
Amerika, die auf eine transpazifische oder antarktische Verbindung 
hinweisen konnten, fehlen. 

Fiir den von Neumayr angenommenen sinoaustralischen Kontinent 
im Jura bieten die SiiBwassermollusken, da sie jiingeren Datums sind, 
keinerlei Anzeichen. 

Sarasin [67] nimmt einen oligozanen austro-melanesischen Kon- 
tinent an, zu dem Nordaustralien, Neukaledonien, die Salomonen, 
Neuen Hebriden, Fidschi-Inseln, der Bismarck-Archipel und Neu- 
guinea gehort haben sollen. Diese Landmasse denkt er sich femer von 
Neuguinea nordwarts tiber die Palau-Inseln bis zu den Philippinen 
und Ostasien fortgesetzt. Nach der von Siidosten nach Nordwesten 
fortschreitenden Auflosung sei dann infolge neuer Hebungen und der 
von Penck u. a. angenommenen Meeresspiegelsenkimg wahrend der 
Eiszeit um etwa 100 m eine emeute Verbindung Australiens mit dem 


144 


Erich Riech 


papuasischen Gebiet und Neuguineas mit Melanesien erfolgt, iiber 
die eine zweite Welle malayiscber und papuasiscber Formen Melanesien, 
die Fidscbi-Inseln nnd Neukaledonien (iiber die Louisiaden) erreichte. 
Sabasik unterscbeidet dementsprecbend zwei verscbieden alte Be- 
siedlungsschicbten auf den Salomonen und Neukaledonien, 

Hedley [30] auf Grund der Verbreitung der Scbneckengattung 
Placostylus und Barbour [6] auf Grund der Herpetofauna nehmen 
dagegen ein melanesiscbes Plateau bzw. einen melanesisch-papuasischen 
Kontinent an, der nie mit Australien in Verbindung stand. Guenther 
[25] versucht einen Ausgleicb zwischen den beiden verschiedenen 
Ansicbten herzustellen, indem er voraussetzt, dab das melanesische 
Plateau nicht einheitlicb war, sondern aus einigen grofieren Teilen 
bestand, und dab nur Sudmelanesien, also Neuseeland und Neu- 
kaledonien in direkte Verbindung nut Australien im mittleren Tertiar 
kamen. 

Das Vorkommen der Subwasserschnecke Glyptophysa auf Neu- 
kaledonien stimmt mit der Annahme einer direkten Verbindung dieser 
Insel mit Australien iiberein. 

Ge gen die SARASiNsche Hypothese sprechen folgende Verbreitungs- 
tatsacben der Siibwassermollusken: 

1. Es sind in Melanesien nicht zwei getrennte Besiedlungswellen vom 
malayischen Gebiet her zu erkennen. 

2. Die Siibwassermollusken liefem keinen Anhalt fiir eine altere, oligo- 
zane oder miozane Verbindung Neuguineas mit Australien. 

3. Das Fehlen der Siibwasserpulmonaten, Unioniden tmd der Genera 
Viviparus und Bithynia in Melanesien spricht gegen eine so starke 
pleistozane Hebung, dab eine neue Besiedlungswelle ostwarts bis 
zu den Fidschi-Inseln vordringen konnte, denn daim hatten die im 
Plio- Oder Pleistozan aus Australien nach Papuasien eingewanderten, 
soeben erwahnten Formen auch den Bismarck- Archipel und das 
iibrige Melanesien erreicht haben miissen. Wenn wirklich eine 
zweite Besiedlung Melanesiens von Westen her angenommen werden 
soli, mub sie vor dem Zusammenhang Papuasiens mit Australien 
stattgefunden haben. 

Fiir die Ausdehnung des melanesischen Kontinents nordwarts iiber 
Neuguinea hinaus spricht das Vorkommen einiger Subwassermollusken 
in Melanesien und auf den Molukken und z. T. auch auf dcR Philip- 
pinen bei gleichzeitigem Fehlen in Neuguinea (wenn sie nicht doch 
noch bei weiterer Erforschung dieser Insel dort gefunden werden)* 



Sufiwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 145 

Zum SchluQ kommen wir nun noch zur Besprechung der Kontinent- 
verschiebungshypothese von Alfred Wegener [89]. Sie iiberbruckt 
den Gegensatz zwischen der Lehre von der Permanenz der Ozeane 
(auf Grund der Isostasielehre) und der in der Biogeograpbie unerlafi- 
^iohen Landverbindungshypothese. Nach Wegener hat Australien im 
Palaozoikum viel weiter westlich als heute gel^gen und hat mit Vorder- 
indien, Ceylon, Siidafrika und Madagaskar das Gondwanaland ge- 
bildet. Nach seiner Abtrennung im Friihjura ist es dann nordostwarts 
,,ge8chwommen“, das zur australischen Kontinentalscholle gehorende 
Neuguinea als Kopf vor sich her schiebend. Dabei kam Letzteres im 
Altquartiar mit dem indomalayisch-melanesischen Bogen in Beriihrung, 
wobei die Zentralketten Neuguineas aufgefaltet wurden, und ein Formen- 
austausch zwischen Austrahen und dem indomalayischen Gebiet 
stattfand. 

Wallace [85] gliedert die australische Fauna in 3 Elemente unter: 

1. das gondwanische, 

2. das sUdamerikanisch-antarktische und 

3. das jung eingewanderte indomalayische. 

Auch Harrison [28] unterscheidet ein gondwanisches, ein antarktisches 
und ein junges indomalayisches Element, fiihrt aber auBerdem noch ein 
pantropisches Element ein, welches Neuguinea und Austrahen bei ihrer 
Nordwartsbewegung durch die Beriihrung mit dem von diesem Autor 
konstruierten, sehr hypothetischen madagassisch-polynesischen Bogen 
erhielten. Die j ungen indomalayischen Formen sollen ebenfalls auf 
diesem Bogen bei dessen Umbiegung nach Asien durch das nordwarts 
schwimmende Neuguinea zur australischen Scholle vorgedrungen sein. 

Fiir die Hypothese von A. Wegener sprechen bei den SiiBwasser- 
luollusken folgende Verbreitungstatsachen : 

1 . Der starke faunistische Gegensatz zwischen Australien und Papuasien- 
Melanesien, und das Fehlen der meisten sonst von den Sunda-Inseln 
bis nach Polynesian weitverbreiteten Arten in Australien. 

2. Die Verbreitung der Gattung Isidora (Afrika, Mesopotamien, Austra- 
lien, Neuguinea und Neuseeland. Sie fehlt in ganz Siidostasien und 
im indomalayischen Gebiet). 

3. Die starke faunistische Verwandtschaft Melanesiens und Papuasiens 
mit dem indomalayischen Gebiet. 

Gegen die Datierung der Beriihrung der australischen Scholle 
mit dem melanesischen Bogen im Quartar, wie Wegener annimmt, 
spricht der z. T. ziemlich hohe Differenzierungsgrad, den die australisch- 

10 


ArcJliiv f. Naturgescliichte, N. F. Bd, 6, Heft 1. 



146 


Erich Riech 


papuasischen Elemente im Malayischen Archipel und umgekehrt die 
indomalayischen in Neuguinea-Australien bei einer ganzen Keihe von 
Tierformeni) erreicht haben (bei den geologisch relativ alien Siifiwasser- 
raollusken z. T. Ausbildung neuer Arten). Ferner spricht gegen die . 
Hypothese von A. Wegener der grofie faunistische Unterschied 
zwiscben Sud-Neuguinea und Australien, denn nach Wegener soli 
dock zumindest der siidliche Teil Neuguineas den Kopf der nordwarts 
scbwimmenden Kontinentalscholle gebildet haben, also ein Teil Austra- 
liens sein, wahrend der Nordteil Neuguineas vielleicht den indomalayisch- 
melanesischen Inselbogen angehort haben kann. Ferner ist auch der 
relativ selbstandige Charakter der melanesischen Fauna hier zu be- 
achten. Jedoch werden diese Einwande zum groBten Teil hinfallig, 
wenn man die Beriihrung der australischen Scholle mit dem melanesi- 
schen Bogen ins Neogen zuriickverlegt. 

Der eigenartige Verbreitungstyp der Planorbidengattung Isidom 
laBt sich zur Zeit befriedigend nur durch die Kontinentverschiebungs- 
hypothese erklaren. Der faunistische Gegensatz zwischen Asien mit 
dem indomalayischen Archipel einerseits und Australien andererseits 
und die Verwandtschaft des indomalayischen Gebietes mit Melanesien 
rmd Papuasien ist aber auch bei stabiler Lage der beiden Kontinente 
verstandlich. 

Die Haupteinwande der Geographen und Geologen gegen 
die Anwendung der WEGENERSchen H 5 rpothese auf Australien sind 
folgende : 

1. Fortsetzung der schmalen Tiefseebecken westwarts von den Kleinen 
Sunda-Inseln ist nach Wegener unverstandlich (Umbgrove [83]). 

2. Gleiche pratertiare Vergangenheit von Nordaustralien, Neuguinea, 
Obi, Sula und Banggai (Umbgrove [82]). 

3. Nach Kuenen [39] gibt es keine morphologische Grenzlinie zwischen 
Asien und Australien. Das Timorbecken ist eine RiBbildung und 
nicht durch das AufeinanderstoBen zweier Kontinente entstanden. 
Die speziellen Konstruktionen von Smit Sibinga [71] hinsichtlich 
horizontaler Verschiebungen einzelner Inselgebiete lassen sich nicht 
mit dem submarinen Relief in Einklang bringen. 

4. Angleichung der Sundabogen an die Form des australischen Schelf- 
randes ist auch bei stabiler Lage der Kontinente erklarbar (Brouwer 
und Stiule). 


1) Vgl. B. Rbnsch [61, S. 296-296]. 



SiiBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


147 


Kuenen diskutiert noch die Moglichkeit einer kleinen Abiinderung 
der WEGENERschen Hypothese, wodurch sie besser mit den geologischen 
Tatsachen in tJbereinstimniung gebracht wird. Er nimrat an, daB 
Australien schon zur Zeit seiner Abtrennung vom Gondwanaland deni 
Malayischen Archipel benacbbart lag, und die anderen Siidkontinente 
abgedriftet sind, und daB Australien im Tertiar nur noch eine Drehung 
entgegengesetzt dem Ubrzeiger erfuhr. So wiirden im wesentlichen 
auch die geologischen Einwande gegen die Kontinentverschiebungs- 
hypothese fortfallen, und andererseits wird so die Verbreitung der 
Schneckengattung Isidora und vieler Oligochaeten und Aineisen er- 
klarbar. 


Zusammenfassend liiBt sich sagen, daB die Verbreitung der SiiB- 
wassermollusken im wesentlichen mit den faunistischen Einteilungen 
des westpazifischen Gebietes durch Wallace, Hedley, Michaelsen, 
Sternfeld u. a. und mit den von diesen Autoren und von Arldt 
angenommenen ehemaligen Landverbindungen, ferner auch mit der 
Annahme groBerer Landzusammenhange in Polynesian in vergangenen 
Erdepochen und mit der durch die geologischen Befunde wahrscheinlich 
gemachten Philippinen-Molukken-Neuguinea-Briicke (unter Umgehung 
der Sunda-Inseln) iibereinstimmt. Sie zeigt uns im ubrigen sehr deutlich, 
daB die Inselbogen nur tektonische, aber nicht faunistische Einheiten 
darstellen. Ferner steht die Verbreitung der SiiBwassermollusken nicht 
mit der Zusammenfassung Papuasiens und Australiens zur australischen 
Region, wie es Wallace spater getan hat, in Einklang. Fiir die 
Andesitlinie bestehen keine faunistische Parallelen. Die groBen geo- 
graphischen Streitfragen, wie iiber das Alter des Pazifik und iiber die 
Moglichkeit einer Anwendung der Kontinentverschiebungshypothese 
von A. Wegener auf das australische Gebiet, bleiben aber weiterhin 
noch ungeklart. Zu diesen Problemen soil meine Arbeit durch die Er- 
orterung der fiir und gegen die einzelnen Hypothesen sprechenden 
Verbreitungstatsachen bei den SiiBwassermollusken einen kleinen 
Beitrag liefem. 

VIL Zusammenfassung der Ergebnisse. 

1. Systematische Ergebnisse. 

1. Drei Arten, Neripteron schneideri, Neritodryas notahilis und Clithon bis- 
marckiam, und eine geographische Rasse, Neritma labiosa melanesiai, warden 
neu beschrieben. Die Anzahl der aus dem papuasisch-melanesischen Gebiet be- 
kannten SiiBwassermollusken ist damit auf 128 Arten bzw. Rassenkreise an- 

10 * 



148 


Erich Ricoh 


gesti^gen; bei 17 dieser Formen ist es abet noch zweifelhaft, ob sie selbstandige 
Arten darstellen, oder es handelt sich um zweifelhafte Fundortsangaben. Auf 
Grand meiner Untersuchungen groBer Serien iind der dadurch moglichen Fest- 
stellung der Variationsbreite muBten 214 bisherige Arten in die Synonymik ver- 
wiesen werden (bei Neritiden 73, bei Melaniiden 114, bei Corbiculiden 27). Euroh 
Anwendung des geographischen Prinzips ergaben sich 7 neue geographische 
Rassenkreise. 

66 Arten konnten fiir das ganze melanesisch-papuasische Gebiet oder fiir Teile 
desselben neu nachgewiesen werden, davon 6 fiir Neuguinea, 33 fiir Neupommern, 
8 fiir Neumecklenburg, 6 fiir die Admiralit&tsinseln, 10 fiir die Salomonen, 1 fiir 
Neuhannover, 2 fiir Mussau St. Matthias), 1 fiir die Hermitinseln und 1 fiir 
die Purdy-Inseln. Von 21 Arten wurde die Radula, von 11 Arten der Deckel erst- 
malig untersucht. 

2. Die anatomischen VerhMtnisse der papuasisch-melanesischen Melaniiden 
konnten erstnialig durch Sektion und Schnittserien untersucht werden. Es stelltt^ 
sich dabei heraus, daB sie mit Ausnahme von Faunus ater zur Gattung Melania 
TAX rechnen sind. Ihre Verteilung auf mehrere Gattungen (Haas, C. R. Boettoer 
u. a.) bzw. eine entsprechende Unterteilung in Untergattungen ist sowohl morpho- 
logisch als auch anatoinisch unberechtigt. Es finden sich keine Unterschiede im 
anatomischen Bau der einzelnen Gruppen. Auch der Deckel zeigt keine Ver- 
schiedenheiten. Die Schalenmerkmale und die Radula sind wegen ihrer starken 
Variabilitat fiir eine Gattungseinteilung nicht zu verwenden. 

3. Die melanesisch-papuasischen Neritiden verteile ich auf 8 Gattungen: 
Septaria, Neripteron, Neritona, Neritina s. s., Vittina, Puperita, Neritodryas und 
Clithon, Dabei muBten eiiiige der von Thiele aufgefiihrten Untergattungen 
und Sectionen zu Gattungen erhoben werden. Dostia wurde dagegen der Gattung 
Neripteron einbezogen. Pseudonerita Baker ist durch Puperita Gray zu ersetzen. 

2. Okologische Ergebnisse. 

4. Es konnten erstnialig Artenlisten fiir die verschiedenen Biotope gegeben 
werden, aus denen hervorgeht, daB die Neritiden stark strOmendes Wasser, die 
Melaniiden dagegen ruhig flieBendes Wasser und Seen bevorzugen. 

Die Vivipariden, Unioniden und SiiBwasserpulmonaten sind auf den FluB- 
unterlauf, Seen, Teiche und Siimpfe beschrankt. Die Melaniiden und Neritiden 
sind meist in ziemlich hohem Grade eurytop. 

5. Neritodryas cornea und A. suhsulcata leben zeitweilig auBerhalb des Wassers 
auf dern Boden, auf Baumen und Strauchern. Bei ihnen ist in Anpassung an 
das Landleben ein relativ starkeres GefaBnetz im Dach der Kiemenhdhle ent- 
wickelt, die Kiemen uhd Kiemenblattchen sind verkiirzt. Viviparie ist wahr- 
scheinlich nicht vorhanden. 

6. Wie uns das Studium der tatsachlichen Verbreitung lehri, ist die Aus- 

breitung und Verschleppung der SuBwassermollusken iiber Meeresteile hinweg 
von so geringer B<^c|itung, daB diese auch fiir tiergeographische Untersuchungen 
zu verwenden Die weite Verbreitung vieler Arten ist wohl im wesentlichen 

durch das relativ hohe geologische Alter, der Mangel ihrer Fortdifferenzierung 
durch die gleichmaBigen Lebensbedingungen im SiiBwasser bedingt. Auf diese 
Weise erklart sich auch die sehr geringe geographische Variabilit&t (nur 11% 



SiiBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


149 


der behandelten Formen sind Glieder geographischer Rassenkreifee), die nicht im 
Sinne einer jungen Verschleppung zu deuten ist. 

7. Man kann nicht von einem insularen Typus der melanesischen SiiBwasser- 
molluskenfauha im Gegensatz zur papuasischen (wie Leschke es getan hat) 
sprechen. Der faunistische Unterschied zwischen diesen beiden Gebieten ist im 
wesentlichen nicht dkologisch, sondern historisch (palaogeogr aphis ch) bedingt. 

3. Tiergeographische Ergebnisse. 

8. Hinsichtlich seiner SuBwassermolluskeiifauna zeigt Neuguinea groBere 
Verwandtschaft mit Melanesien und dem indoaustralischen Zwischengebiet als 
mit Australien. Melanesien ist von Papuasien iinterschieden durch das Fehlen 
der SuBwasserpulmonaten, Vivipariden, Bithynia, Chlorostracia und der Musehel- 
genera Virgus, HyrideUa, CorhicuJa und Sphaerium. 

9. Melanesien und Papuasien konnen hinsichtlich der SuBwassermollusken 
zu einem einheitliehen Faunenbezirk zusammengefaBt werden, dem Australien, 
Neukaledonien und Polynesien als eigene Faunenbezirke gegeniiberzustellen sind. 
Er ist unterzugliedern in das papuasische und in das rnelanesische Untergebiet. 

10. Als besonders wichtige aus der Verbreitung der SuBwassermollusken 
erschlossene ehemalige Landverbindungen sind folgende hervorzuheben. 

a) Fine etwa spattertiare bis pleistozane Landbriicke verband Neuguinea mit 
Australien. Melanesien wurde aber von den eindringenden australischen Formen 
wegen der Belli nde rung (lurch die Zentralketten nicht mehr erreieht, trotzdem 
es zur Zeit der Verbindung Neuguinea- Australien wahrscheinlieh noch in Land- 
zusammenhang mit Neuguinea stand. Fiir einen zweiten alteren Zusammenhang 
Papuasiens mit Australien liefern die SiiBwassermollusken keine Anhaltspunkte. 

b) Die Verbreitung der Muschelgattung Leiovirgus weist auf eine ehemalige 
direkte Verbindung der Saloniomm mit Neuguinea unter Umgehung des Bismarck- 
Archipels hin. 

c) Die Verbindung zwischen den Salomonen und dem Bismarck -Archipel ist 
wahrscheinlieh eher unterbrochen worden als die zwischen d(^r letztgenannten 
Inselgruppe und Neuguinea. 

d) Eine Reihe von Formen deutet auf eine langere Zeit andauernde Land- 
verbindung zwischen den Philippinen und dem melanesisch-papuasischen Gebiet 
liber die Molukken hin unter AusschluB des librigen Indomalayisehen Archipels. 

e) Die Verbreitung des Genus Ameria erfordert die Annahme einer kurz- 
fristigen, relativ jungen Verbindung zwischen Australien und dem indoaustrali- 
schen Zwischengebiet unter AusschluB Neuguineas. 

f) Die Verbreitung der Planorbidengattung Isidora (Afrika, Vorderasieiu 
Australien, Neuguinea; nicht in Slidostasien und dem Malayischen Archipel) 
stimmt gut mit der Gondwana-Hypothese und auch mit der Kontinentverschie- 
bungshypothese von A. Wegener iiberein. 

11. Die Verbreitung der librigen Tiergruppen liiBt sich bei Beriicksichtigung 
ihres geologischen Alters und ihrer Ausbreitungsmbglichkeiten im allgemeinen 
gut mit der der SuBwassermollusken in Einklang bringen. Jedoch kann z. B. 
eine zweite &ltere Verbindung zwischen Australien und Papuasien und ein fauni- 
stischer Gegensatz zwischen den Salomonen und dem Bismarck-Archipel erst aus 
den librigen Gruppen abgeleitet werden. 



150 


Erich Riech 


12. Die Verbreitung der SuBwassermoUusken steht mit der faunistischen 
Einteilung des westpazifischen Gebiets dutch Waxlacb, Hedley, Stebnfeld u. a. 
sowie mit den von diesen Autoren und von Ablut angenommenen ehemaligen 
Landverbindungen. femer auch mit der Annahme fruherer grbUerer W- 
zusammenhange in Polynesien und mit der dutch geologische Befunde wahrschein- 
lich gemachten Verbindung der PhiUppinen mit Neuguinea und Melanesien uber 
die Molukken unter Umgehung der Gr. und Kl. Sunda-Inseln in tberemstim- 
mung Der von Hedley, Michablsen, Ude u. a. aufgezeigte groBe Gegensatz 
zwischen Australien und Papuasien wurde beetatigt. Guenthebb Annahme einer 
friiheren Verbindung Sudmelanesiens mit Australien wird durch das Vorkommen 
des Genus Glyptophysa in Australien und Neukaledonien gestutzt. 

13. Fur die Andesitlinie bestehen keine faunistische Parallelen. Die Inse - 
bogen stellen nur tektonische, abet nicht faunistische Einheiten dar. Die Zu- 
sammenfassung Papuasiens und Australiens zur austraUschen Region (n. Wallace) 
steht mit der Verbreitung der SuBwassermoUusken (und anderer geologisch relativ 

alter Tiergruppen) nicht in Einklang. , m i. l n • ri,.,, 

14 Gegen die SABASTNsche Hypothese sprechen folgende Tatsachen; Bei den 
SuBwassermoUusken sind in Melanesien (bis zu den Fidschi-Inseln) 2 getrennte 
indomalayische Besiedlungswellen nicht zu erkennen; ferner ergibt sich kein 
Anhalt fur eine zweite altere Verbindung Neuguineas mit Australien. 

Fiir die Kontinentverschiebungshypothese von A. Wegeneb spricht vielleicbt 
der faunistische Gegensatz zwischen Australien und Melanesien (der aber eyentueU 
auch bei Annahme einer stabilen Lage der Kontinente orklarbar ist) und ferner 
die Verbreitung des Genus IMora. Gegen diese Hypothese spricht der Gegen- 
satz zwischen Siidneuguinea und AustraUen. Gegen eine zu fruhe Datierung 
der Beruhrung der austraUschen Scholle mit dem melanesischen Bogen (nach 
Wegeneb im Quartar) spricht der z.T. recht hohe Differenzierungsgrad den 
indomalayische Elcmente in Neuguinea und Australien und umgekehrt austrahsche 
Elemente in Melanesien und dem Malayischen Gebiet bei manchen Tierformen 
erreieht haben. 

Vni. Literaturverzeichnis. 

Es sind hier nur die wichtigeren und zusammenfassenden Arbeiten auf- 
gefiihrt. Hinsichtlich der zahlreichen faunistischen Einzelarbeiten und der 
Diagnosen sei auf die Angaben in den Synonymielisten des systematischen 
Teils verwiesen. 

1 Ancey, C. F., Considerations sur les faunes malacologiques des parties 
australes du globe. J. de Conch. 49 (1901) 12-33. - 2. Arldt, Th., E"*' 
wicklung der Kontinente und ihrer Lebewelt. Leipzig 1907. — 3. Ders., Hdb. 
d. Palaogeographie I. Leipzig 1919, S. 172-187. - 4. Badings, Het Palaeogeen 
in den Ind. ArcMpel. Verb. Geolog. Mijnbouwkundig Genootschap. Geol. 
Ser 9 (1936) 233-292. — 6. Baker, B., Notes on the Radula of the Neritidae. 
Proc. Acad. Sci. Philad. 75 (1923) 117-178. - 6. Barbour, T., A Contribution 
to the Zoogeography of the East Indian Islands. Mem. Mus. Comp. Zool. 
44 (1912) 1-203. — 7. Ders., Reptiles and Amphibians from the British Salomon 
Islands. Proc. N. England Zool. Club 7 (1921) 91-112. - 8. Beaulort, L. F. de, 
Die S&ugetiere der Am- und Kei-Inseln. Abh: Senckenberg. Naturf. Ges. 
' ' ' ■ ■ '# 



SuBwassermollusken Papuasiens und Melanesiens. 


151 


B4 (1911) 99-115. — 9. Ders., De zoogeographie van het oostelijk deel van den 
Indoaustralisohen Archipel. Ned. Nat. Geneesk. Congr. 18 (1911) 242-248. — 
10. Ders., De zoogeographie van den Indischen Archipel. Volksuniversiteits- 
hibl. 85. Haarlem 1926. — 11. Benthem- Jutting, Tera van, Fauna Buruana. 
Treubia 7, Suppl. (1927) 1-36. — 12. Betrcm, I. G., Monographie der indo- 
australischen Scoliiden. Treubia 9, (1928) Suppl. 388 S. — 13. Boettger, C. R., 
Die von Dr. Merton auf den Aru- und Kei-Inseln gesammelten Wassermollusken. 
Abh. Senckenberg. Naturf. Ges. 35 (1918) 125-145. — 14. Boettger, C. R., 
Landschneckenfauna der Aru- und Kei-Inseln. Abh. Senckenberg. Naturf. Ges. 
85 (1922) 355-417. — 15. Born, Der geolog. Aufbau der Erde (irn Handb. d. 
Geophysik). Berlin 1932. S. 757-768. — 16. Bourne, G. C., Contribution to 
the morphology of the group Neritacea of Aspidobranch Gastropods. Pt. I. 
Neritidae. Proc. Zool. Soc. 1908, 810-887. — 17. Brot, Mdania im Conch. Cab. 
1874. — 18. Degner, E., Spolia Mentawiensia mit Anhang: Verz. aller von 
Sumatra bekannt gewordenen Land- und SuBwassermollusken. Treubia 10 
(1928) 319-390. — 19. Ekman, Sven, Tiergeographie des Meeres. 1936. — 20. El- 
bert, Jm Austrasien und die ehemalige Land verb indung zwischen Aaien und 
Australien. — 21. Gassles, J. B., Faune conchy! iologique terreatre et fluvio- 
lacustre de la Nouvelle Cal6donie. Act. Soc. Linn. Bord. 28 (1871) 1-212. — 
22. Germain, L., Etudes sur les faunes malacologiques insulaires de rOc6an 
Pacific. Soc. Biog6ogr. 4 (1934) 89-153. — 23. Gray, Notes on Catilhis or Navi- 
rella. Proo. Zool. Soc. 1867, 993-1000. — 24. Grimpe, G. u. Hoffmann, H., 
Die Nacktschnecken von Neukaledonien usw. Nova Caledonia, Zool. 8 (1925) 
337-476. — 25. Guenther, K., Beitrage zur Systematik und Geschichte der 
Phasmoidenfauna Ozcaniens. Mitt. Zool. Mus. Berlin 17 (1932) 753-836. — 
26. Haas, F., Unsere bisherigen Kenntnisse der Najadenfauna Neuguineas. 
Nova Guinea 15 (1924) 65-76. — 27. Ders., Anatomische Angaben liber zwei 
SuBwassermuscheln von don Salomonsinseln. Zool. Anz. 1980, 271. — 28. Harri- 
^^011, L,, The Composition and Origins of the Australian Fauna. Rep. 18. Meet. 
Austral. Ass. Ad vane. Sci. Perth. 1928, 332-396. — 29. Hediger, H., Beitrag 
zur Herpetologie und Zoogeographie Neu-Britanniens. Zool. Jahrb. (Syst.) 
1984, 441-582. — 30. Hedley, The range of Placostylus, a study in ancient 
geography. Proc. Linn. Soc. N.S.W. 1892, 335-339. — 31. Ders., On the origin 
of the Land-snail Fauna of Queensland. Nautilus 6 (1893) 124 -125. — 32. Ders., 
Mollusca of the Oriental Region. J. of Malacol. 4 (1895) 53-55. — 33. Ders., 
A zoogeographie scheme for the Mid Pacific. Proc. Linn. Soc. N.S.W. 1899, 
391-423. — 34. Hesse, R., Tiergeographie auf okologischer Grundlage. Jena 
1924. — 35. Holdhaus, K,, Verbreitung der Insekten auf den Inseln des Pacif. 
Ozeans. Soc. Biogeogr. 4 (1934) 201-218. — 36. Karny, H. H., On the Geo- 
graphical Distribution of the Pacific Gryllacrids. 4 Pan. Pac. Sci. Congr. Batavia 
Bandoeng, 1929, 157-172. — 37. Kempen, P, van. Die Amphibienfauna von 
Neuguinea. Nova Guinea, Zool. 9 (1914) 31-50. — 38. Kuenen, Umbgrove 
u. Meinesz., Gravity, Geology, Morphology of the East Indian Archipelago. 
Publ. Netherl. Geodetic Comm. 1934. — 39. Kuenen, Snellius Expedition vol. 5. 
Pt. 1. Geological Results. Utrecht 1935. — 40. Losclike, M,, Mollusken der 
Hamburger Siidseeexpedition 1908-09. Jahrb. wiss. Anst. Hamburg 29 (1911) 
Beih. 2 (1912),S. 89-172. — 41. Ders., Zur Molluskenfauna von Java und Celebes. 
Jahrb. wiss. ^nst. Hamburg 81 (1914) Beih. 2, S. 206-284. — 42. Linke, 0., 


152 


Erich Rieoh 


Morphologie und Physiologie dea Genitalapparatea der Nordseelittorinen. 
Wiss. Meeresuntera. N. F., Abt. Helgoland. 19, Abh. Nr. 6 (1933). - 43. Mar- 
tenS; E. voUj Neritina u. Navtcellci im Conch. Cab. 1879 u. 1881. 44. Ders., 

SiiBwaaaermollusken dea Indiachen Archipels. Zool. Ergebn. Reise NiederL 
Indien II 1891. — 46. Matachle, P., Die Verbreitung der Beuteltiere auf Neu- 
guinea; Mitt. Zool. Mua. Berlin 1916, 267-308. - 46. Matthew, W. I)., Hypo- 
thetical outlines of the continents in Tertiary Times. Bull. Amer. Mus. Nat. 
Hist. 22 (1906). — 47. Mayr, E., Die Vogelwelt Polynesiens. Mitt. Zool. Mus. 
Berlin 19 (1933) 306-323. — 48. Mlchaelaen, W., Die Oligochaetenfauna von 
Neukaledonien. Nova Caledonia, Zool. 1 (1913) 171-283. - 49. Moore, Proo. 
Mai. Soc. 3 (1898) 230-234 (anatomische Angaben iiber einige Melaniiden). — 
50. Pelseneer, P., Prosobranches aeriens et Pulmones branchifdres. Arch. Biol. 
14 (1896) 361-393. — 51. Perrier, R^my, Rein des Gast^ropodes prosobranches. 
Ann. Sci. nat. ser. 7, vol. 8. Paris 1889. — 62. Peuplement des lies du Paei- 
fique. Paris 1934. — 63. Pilsbry, H. A., The dispersal and affinities of Poly- 
nesian land snail faunas. Proc. 1. Pan Pac. Sc. Congr. Honolulu 1921, I.. 
S. 147-152. — 64. Praahad, B., Recent and Fossil Viviparidae. Mem. Indian. 
Mus. Calcutta. 7 No. 4 (1928) 163-261. — 56. Raymond, L,, Note sur I’anatomie 
de la Melania fasciolata ( = tuberculata). J. de Conch. 1868, 33-35. 56. Renach. 

B., Das Prinzip geograph. Rassenkreise und das Problem der Artbildung. 
Berlin 1929. — 67. Ders., Tiergeographie. Geogr. Jahrb. 45 (1931) 61-132. — 
68 Ders., Die Molluskenfauna der Kleinen Sundainseln. III. SuBwasser- 
mollusken. Zool. Jahrb. (Syst.) 66 (1934) 389-422. - 69. Ders., SuBwasser- 
mollusken der Limnolog. Sunda-Expedition. Arch. Hydrobiologie. Suppl.-Bd. 
18 (1934) 3-63. — 60. Ders., Kurze Anweisung fur zoolog. systematische Studien. 
Berlin 1934. — 61. Ders., Die Geschichte des Sundabogens. Berlin 1936. 

62. Rensch, I., Systemat. u. tiergeogi-aph. Untersuchungen iiber die Land- 
schneckenfauna des Bismarck-Archipels. I. Arch. Naturgesch. N. F. 3 (1934) 
446-490. — 63. Riech, E., Neue Neritiden aus dem Bismarck-Archipel. Zool. 
Anz. 1935, 240-243. — 64. Riel, van, Snellius Expedition Vol . IT. Pt. 2. Oceanogr. 
Results. Utrecht 1934. — 65. Sarasin, P. u. F., Die SuBwassermollusken von 
Celebes. Wiesbaden 1898. — 66. Dies., Uber die geolog. Geschichte der Insel 
Celebes auf Grand der Tierverbreitung. Material z. Naturgesch. von Celebes. 
Bd. 3. Wiesbaden 1901. — 67. Sarasin, F., tber die Tiergeographie der Lander 
des sudwestl. Pacifischen Ozeans auf Grund der Forschungen in Neukaledonien 
u. den Loyalty-Inseln. Nova Caledonia, Zool. 4 (1925) 1-177. — 68. Schott, 
Der Pazifische Ozean. Berlin 1935. — 69. Semper, Die natiirlichen Existenz- 
bedingungen der Tbiere. I. S. 234-236. - 70. Smith, E. A., On the Fresh- 
water Shells of Australia. J. Linn. Soc. 12 (1882) 266-317. - 71. Smit Sihinga. 
Wegeners theorie en het ontstaan van den oostelijken O.I. Archipel. Tijdschr. 
Kon. Nederl. Aard. Gen. 44, 5 (1927) 681-698. — 72. Stemfeld, R., Zur Tier- 
geographie Papuasiens und der pacif. Inselwelt. Abh. Senckenberg. Naturf. Ges. 
86 (1918) 376-436. — 73. Stresemann u. Paludan, Uber V6gel von Merauke. 
Mitt. Zool. Mus. Berlin 20 (1934) 447-463. — 74. Sykes, E. R., Mollusca in 
Fauna Hawaiiensis II, 1900, S. 271-412. - 76. Tapparone-Canefri, C., Fauna 
malacologica della Nuova Guinea e delle isole adiacenti. Molucci extra manm. 
Annali Mus. Civico Genova 1888, 1-313; 1886, 113-200; 1888, 129-200. - 
76. Thiele, J., Handb. der systematischeh Weichtierkunde I. u. |I. Teil. Jena 



SiiBwassermollusken Papuasiens und Melanesieiis. 


153 


1928 u. 1931. — 77. Ders., Revision des Systems der Hydrobiiden und Melaniiden. 
Zool. Jahrb.(Syst.) 56 (1928) 361-402. — 78. Troschel, F. H., Das GebiB der 
Schnecken. Berlin 1866-1893 (Melaniiden I, S. 121-125; Neritiden II, S. 16)4 
-183). — 79. Tryon-Pilsbry, Manual of Conchology. Philadelphia 1880-1891. — 
80. Ude, H., Beitrage zur Kenntnis der Gattung Pheretima u. ihrer zoogeogr. 
Verbreitung. Arch. Naturgesch. N. F. 1 (1932) 114-190. — 81. Umbgrovcs 
J. H. F., De Koraalriffen der Duizend-Eilanden (Java-zee). Wetenschappenlijke 
Mededeel. No. 12 (1929) 5-47. — 82. Ders., De pretertiaire Historie van den 

Indischen Archipel. Leidsche Geologische Meded. Deel 7 (1935) 119-155. - 

83. Ders., Over het ontstaan van den indischen Archipel. Koninklijk NederL 
Aardrijkskund. Genootsch. 2.e Serie, deel 52 (1935) 17-24. — 84. Wallace, A. R., 
Der Malayische Archipel. 1869. Bd. 2, S. 402. — 85. Ders., Die geograph. 
Verbreitung der Tiere. Dresden 1876. — 86. Weber, M., Der indoaustralische 
Archipel und die Geschichte seiner Tierwelt. Jena 1902. — 87. Ders., SiiB- 
wasserfische von Neuguinea. Nova Guinea 5, 201-267; 9, 513-613. — 88. Ders.. 
Die Fische der Aru- und Kei-Inseln. Abh. Senckenberg. Naturforsch. Ges. 34 
(1911) 1-49. — 89. Wegener, Alfred, Die Entstehung der Kontinente und 
Ozeane. 4. Aufl. Braunschweig 1929. — 90. Willem, V., Prosobranches aeriens 
et Pulmonis aquatiques. Bull. Acad. Roy. (3) 29 (1895) 73-83. 


Das Subgenus Mimodacne Bedel (Col., Erotyl.) 

( = subg. Libycodacne Heller) 

Verbreitung, Variation der Zeichnung und Aufhellung der Farbung. 


Von 

Kurt Delkcskamp, Berlin. 


Mit 10 Textabbildungen. 


Die GroBe der Fiihlerkeule (Abb. 3), die Asymmetrie Hires letzten 
Gliedes und die dreieckige Verbreiterung der Tibien (Abb. 1) veran- 
laBten Bedel im Jabre 1916, 8 Arten von der Gattung Megalodame 
Crotch zu trennen und zu einem eigenen Genus {Miynodcicne) zu erheben. 
Deingegenliber niaclit Akbow 1917 darauf aufinerksam, daB die Tren- 
nung keine scharfe sei, da von der bei M-Cgciloddcuc vorkoinmenden 
kleinen Fiihlerkeule bis zu der in Abb. 3 abgebildeten gleitende Uber- 
giinge vorhanden seien. Gleichwohl liiBt er das Genus flir die Arten 
mit extremer Ausbildung der Fiihlerkeule (Abb. 3) bestehen. Da 
die 8 Arten nicht nur beziiglich der Fiihlerkeule und der Tibien, sondern 
auch in einer Keihe anderer Merkmale (Mundteile, Kinn, Verbreiterung 
der Epipleuren am distalen Ende der Elytren, Gestalt des Halsschildes) 
weitgehend iibereinstimmen, folge ich den beiden obigen Autoren, 
diese Ubereinstimmung systematisch zurn Ausdruck zu bringen, weiche 
nur insofern von ihnen ab, als ich MiModcicne nicht als Genus, sondern 
als Subgenus auffasse. Da nicht nur die Form der Fiihlerkeule, sondern 
auch die Verbreiterung der Tibien, mithin also die charakteristischen 
Merkmale gleitende 'Obergange zu den einfachen Formen von Megalo- 
dacne zeigen, subordiniere ich Mimodacne^ um die enge Verbundenheit 
mit den iibrigen Arten hervorzuheben und den Uberblick nicht zu 
verwirren. 

Die Starke Wolbung des Oberschenkels (Abb. 1) und die betracht- 
liche Verbreiterung der Tibien lassen auf die Ausbildung einer 
starken Muskulatur schlieBen. Im Verein mit der Verbreiterung der 
Tarsenglieder und deren langen Hafthaaren berechtigen sie zu der 



165 


Das Subgenus Mimodacne Bedel (Col., Erotyl.). 

% 

Vermutung, daU es sich um ein ausgesprochenes Kletterbein handelt . 
Die breiten Tarsenglieder mit den langen Hafthaaren diirften die Kafer 
zweifellos befahigen, sich auch auf glatteren Flachen festzuhalten und 
die stark entwickelte Muskulatur des Ober- und Unterschenkels diirfte 
ihnen ein besonders gewandtes Klettern ermoglichen. Keineswegs 
handelt es sich um sexuelle Mcrkmale, da ajich die $ die gleiche Aus- 
bildung zeigen, nur ist sie bei ihnen etwas schwacher. Leider liegen 
weder in der Literatur noch in den Ausbeuten der Museen biologische 
Mitteilungen vor, so daB sich diesbezuglich keinerlei exakte Angaben 
machen lassen. 

Parallel zu der muskulosen Ausbildung der Beine geht eine erheb- 
liche Verbreiterung der Fiihlerkeule, besonders Hires letztcn Gliedes 



Abb, 1. Linkes Hliiterbcin von Mimo- Abb. *2. Linkes llinterbein von Linodesmus 
dacnc gravdipennis Fairrn., subwp. stuhbnanni Kolbts 3, Kamemn. 

graixdipennis s, str. D.O.'Afrika. 


(Abb. 3). Die ubrigen Glieder sind init Ausnahme des 3. Gliedes klein 
und perlformig, so daB der Fuhler kurz ist und den Hinterrand des 
an sich schon kiirzen Halsschildes nicht erreicht. 

Unter den bisher bekannten Dacnini sowohl der athiopischen 
wde auch der indo-australischen und der amerikanischen Region 
treten die charakteristischen Merkinale von Mimodacne nicht wieder 
auf. Sie stellen somit einen Extremfall dar, der um so mehr an Interesse 
gewinnt, wenn man Vertreter einer anderen Gattung zum Vergleich 
heranzieht, die gleichfalls das Produkt extremer Ausbildung darstellen, 
mit denen von Mimodacne nahe verwandt sind und sich zweifellos aus 
derselben Wurzel herleiten: Die Vertreter der Gattung Linodesnms 
Bedel. Im Gegensatz zu den flugfahigen Vertretern von Mimodacne 
haben sie die Flugfahigkeit verloren. Die Extremitaten haben sich 
in schlanke Laufbeine umgewandelt (Abb. 2), die Tarsen sind rohrcn- 
formig, ihr Besatz an Hafthaaren ist sehr kurz und die sonstige Be- 
haarung sehr sparlich. Die Lange des Hinterbeines macht im Vergleicli 
zur Korperlange (Elytrenspitze-Halsschildvorderrand) etwa 80% aus, 
bei dem Kletterbein von Mimodacne dagegen nur etwa 62%. Bei dem 


156 


Kurt Delkeskamp 


» 


Laufbein von Linodesmus ist die Lange der Tibia gleich der von Fe- 
mur -f Trochanter, bei Mimodacne dagegen ist sie kurzer und macht 
nur etwa 81% aus. Vergleicht man die beiden Abbildungen (1 und 2) 
miteinander, so ist der Unterschied zwischen Lauf- und Kletterbeih 
ein so auffalliger, dafi weitere Erklarungen iiberflussig sind. Es sei 

lediglich bemerkt, daB die beiden 
Exemplare, von denen die Beine 
entnommen sind, in der Lange nur 
1 mm differieren. 

Abb. 3. Liiike Autonno von Minwdacne Ebenso kraB wic der Unterschied 
imperatnx Gorh., Bubsp. iviperatrix 

s. Btr., s. u.o.-Aflika. zwischen Lauf- und Kletterbein ist 

^ ^ zwischen den Fiih- 

' ^ (Abb. 3 und 4). Bei 

dem,, Laufkafer“ ist die 
. , , \ Fiihlerkeule so stark in 

Abb. 4. Linko Antenno von Linodesmus \ 

stuhlmanni Kolbe, cJ, Ivainerun. (\iq Lange geZOgCn, CiaJJ 

sich ihre Glieder — mit bloBem Auge betrachtet — kaum ak Keule 

abheben. Audi die iibrigen Glieder sind sehr gestreckt, so daB der 

Fiihler den Eindruck einer schlanken Caraben-Antenne macht. Bei 

Linodesmus betriigt die Lange des Fuhlers im Vergleich zur Korper- 

lange (Elytrenspitze-Halsschildvorderrand) etwa 37%. bei Mimodacne 

dagegen nur etwa 24%. Die Antennen gestatten einen unmittelbaren 





Abb. 5. Halssohild von Mimodacne Abb. 6. Halsschild x on Linodesmus 

arandipennis Falrm., snbsp. grandipennis coecus F., subsp. apicalis Westw. cj, 
s. sir. D.O.-Afrika. Kamemn. 

Vergleich, da die Exemplare, von denen sie stamnien, auf gleiche 
GroBe gebracht sind. Es liegen bier somit 2 Falle von Korrelation 
vor; Streckung der Extremitaten zu schlanken Laufbeinen einerseits 
{Linodesmus) und Kiirzung und Verbreiterung der Extremitaten anderer- 
seits {Mimodacne) gehen parallel mit solchen der Antennen. 

Auch beziiglich des Halsschildes (Abb. 5 und 6) bestehen zwischen 
lAnodesmus und Mimodacne charakteristische Unterschiede. Bei 
Linodesmus nimmt die Lange des Halsschildes in der Mittellinie 



Das Siibgenus Mimodacne Bedel (CoL, Erotyl.). 157 

etwa 30% der Korperlange (Elytrenspitze-Halsschildvorderrand) 
ixnd etwa 92% der Halsschildbreite an der Basis ein, bei 
Mimodacne dagegeii nur etwa 20% der Korperlange und nur etwa 
t)9% der Halsschildbreite. Es findet also bei Linodesmus eine Ver- 
liingerung des Halsschildes und damit eine Verlagerung des Schwer- 
punktes nach vorne statt, die dem Tier das Pliegen zum mindesten er- 
schwert. Walirend die Mitte des Halsschildes bei Mimodacne an der 
Basis apikal ausgezogen ist, niihert sich die von Linodesmus einer 
geraden Linie. Es fehlen ihr die beiderseitigen Ausbuchtungen, die zuin 
Offnen der Elytren notwendig sind und demgemaB als Kriterium der 
Flugfahigkeit verwendet werden konnen. Endlich bildet die Oberflache 
des Thorax bei Mimodacne eine gerade Flache mit starker hervor- 
tretenden Seitenleisten, bei Linodesmus dagegeri ist sic gewolbt und 
laBt dadurch schon rein auBerlich die Vermutung eines flugimfahigen 
Insektes entstehcn. Die Halsschilde gestatten unmittelbaren Vergleich. 
da die ihnen zugehorigen Exemplare auf gleiche GroBe gebracht sind. 

Als letztes Vergleichsobjekt seien die Alae von Linodesmus und 
Mimodacne angefiihrt (Abb. 7 und 8), deren Gegenuberstellung cha- 
rakteristische Verschiedenheiten zeitigt und den Verlust der Flugfahig- 
keit von Linodesmus deutlich dokumentiert. Bei Linodesmus sind die 
Adern im Vergleich zu denen von Mimodacne schwiicher ausgebildet, 
<lie der Versteifung der Fliigelflache dienende Chitinisierung der vor- 
deren Hiilfte ist fast vollstandig zuriickgebildet und der aderfreie 
Spitzenteil im Verhaltnis zur Gesamtflache reduziert. Von den Adern 
ist zwar bei Linodesmus keine fortgefallen, aber inanche Teile heben 
sich bei einzelnen Vertretern haufig so wenig von der umgebenden 
durchscheinenden Flache ab, daB man sie kaum bemerkt. Wahrend 
l)ei Mimodacne die Lange des hinteren Fliigels gleich der Korperlange 
(Elytrenspitze-Halsschildvorderrand) ist und etwa 121% der Elytren- 
lange betragt, macht sie bei Linodesmus nur etwa 79% der Korperlange 
und 106% der Elytrenlange aus. Die Breite des hinteren Fliigels be- 
tragt bei Mimodacne etwa 39% der Korperlange und 47% der Elytren- 
lange, bei Linodesmus dagegen nur etwa 27% der Korperlange und 
etwa 37% der Elytrenlange. In diesen Zahlen tritt die Verkurzung 
und Verschmalerung der Alae von Linodesmus deutlich zutage und es 
ist offensichtlich, daB sie als aktive Flugorgane nicht mehr in Frage 
kommen. Sowohl bei Mimodacne wie auch bei Linodesmus tritt am 
Ende der Media der fiir die Erotyliden charakteristische Chitinfleck 
{Ch.) auf, der als Stridulationsflache angesehen wird und selbst bei 
solchen Arten erhalten bleibt, deren Alae zu schmalen, der Breite des 


158 


Kurt Delkeskaxnp 


Fleckes entsprechenden Streifen reduziert sind. Auch die Alae ge- 
statten unmittelbaren Vergleich, da die Tiere, denen sie entstammen 
und die in der Lange urn kaum 2 mm differieren, auf gleiche GroBe 
gebracht sind. 

Der Verlust der Schulterbeulen sowie die Reduzierung des Augen- 
umfanges bei dem „Laufkafer“ Linodesmus im Vergleicb zu Mimodacne 
seien nur nebenbei bemerkt, da hierauf bereits in einer friiheren Arbeit 
aufmerksam gcmacht wurde. In der Starke der Fazettierung konnte 
zwiscben Linodesmxts und Mimxdacne kein Unterschied erkannt werden. 

Bedels Ansicht, daB ^ und ? auBerlich nicbt zu unterscheiden 
seien, da sie jeglicben sekundaren Geschlecbtsmerkmals entbehrten. 
ist nicbt zutreffend. Beide Geschlechter lassen sich unscbwer an den 



Tarsen erkennen. Bei den S sind sie an samtlichen Beinen verbreitert 
und heben sich dadurch von denen der $ deutlich ab. Ferner ist die 
Innenseite der Hintertibien bei den S mehr oder minder stark gekornelt 
und die Beine insgesamt iDuskuloser. 

Liinge und Breite der Gattungsvertreter unterliegen gleichwie bei 
den Bockkafern erheblichen Schwankungen. Die GroBe variiert bei 
den mir vorliegenden Exemplaren zwiscben 18 und 28 mm, die Breite 
zwiscben 6 und 11 mm. 

Im folgenden lasse ich eine Aufzahlung und Beschreibung der em- 
zelnen Arten mit genauer Angabe der Fundorte folgen. 

1. M. grandipennis Fainn. (Abb. 9a-e). 

Die Art besiedelt ein ausgedehntes Gebiet des tropischen Afrika, 
das sich nach bisberigen Kenntnissen erstreckt vom Norden des ebe- 
maligen D.O.-Afrika bis nach Gorongoza (Mozambique) im Siiden und 
von. Rhodesien westwarts bis nach Angola. Sie spaltet in 5 Rassen auf, 
die sich durch die Zeicbnung der Fliigeldecken unterscheiden lassen 
(Abb.9a-e). Da die Zeicbnung aber recht variabel ist, laBt sich die 
Rassezugehorigkeit mitunter nicbt eindeutig entscheiden, wenn nur 



Das Subgenus Mimodacne Bedel (Col., Erotyl.). 


159 


1 Oder 2 Exemplare eines Fundortes vorliegen. Diesbeziiglich ist eiiie 
Serie von 77 Exemplaren, die mir von ein und demselben Fundorte 
(Kafakumba [Siid-Katanga]) vorliegen, von besonderem Interesse. 
Der weitaus groBte Teil weist die fiir die Rasse cbarakteristischc Zeich- 
nung (Abb. 9 e) auf. Ein kleiner Teil aber weicht von diesem Grund- 
typns mehr oder minder ab. Die Abweiclfungen sind nicht regel- 
los, sondern in ganz bestimmter Richtung gelagert. Sie tendicren 
in Richtung der Nachbarrassen. Die dabei erreichte Ahnlichkeit i.st 
vielfach so groB, daB man die Tiere — des Fundortes beraubt — ohne 
weiteres eincr der Nachbarrassen zuordnen wiirde. Es liegt hier also ein 



Abb. 9. ^ I imodacne grmuUpennis Yairm. asubsp. gr andipennU Fairm.; b Riibsp. dcnUHa i).; 
c rhodt'siaca Bedel; d subKp. immcata n.; e siibsp. cuiicianfi Sebklg. 


erneutes Beispiel dafiir vor, daB ,,sich die Individualaberration in selir 
vielen Fallen" ,,auf Eigenschaften erstreckt, die fiir die Charakterisierung 
geographischer Rassen maBgeblich sind“ (Reinkj)^). 

Die Art ist auch noch in einer anderen Richtung von Interesse. Ihre 
im (istlichen ehemaligen D.O.-Afrika beheimatete Rasse (Abb. 9a) 
bildet die Schulterzeichnung der Elytren in ahnlicher Weise leicht 
wellig, fast geradlinig verlaufend aus, wie die entsprechende Rasse von 
Episcaphula scenica Gerst. Bei dieser ist die Schulterzeichnung eben- 
falls leicht wellig, fast geradlinig, wahrend die der sich siidlich und 
westlich anschlieBenden stark gezackt ist wie die der entsprechenden 
Rasse von grandipennis (Abb. 9b). Es liegt hier also ein Fall paralleler 
Merkmalsausbildung vor, der 2 Arten verschiedener Gattungen betrifft. 

Zu der Diagnose von Fairmaire ist nur hinzuzufiigen, daB die 
Vorderbrust nicht gekielt und ihr Vorderrand ohne Spitzenbildung ist. 


Reinig, S.-Ber. Ges. naturf. Fr. 1935, 59. 


160 


Kurt Delkeskamp 


a) subsp. grandtpennis Falnii. (Abb. 9a). 

Typus im Pariser Museum (Dacne), lusel Sansibar, Mrogoro 
Dame substriata Fairm., Typus im Pariser Museum, 1 $, Mrogoro = 
Megalodacne s'ubseriata Kolbe, Typus im Berliner Museum, c? $, Majuje- 
Mgera (N.-Usegua), V. 1893, 0. Neuman leg. 

Die Rasse ist durch den leicht welligen, fast gradlinigen Verlauf 
der Schulterzeichnung cliarakterisiert. Infolge der Variabilitat der 
Zeichnung sind mehr oder minder starke Abweichungen von der in 
Abb. 9 a dargestellten Form vorbanden, die in Richtung der Nachbar- 
rassen tendieren. Die weitaus groBe Mehrzahl der Tiere aber gruppiert 
sicli um die fiir die Rasse als charakteristisch bezeichnete Form der 
Zeichnung, Fundorte : 


Insel Sansibar 

Majuje-Mgera (N.-Usegua, V.) 
Daressalam 

Sachsenwald (17. XII.) 

Mfrisi (Usagara, 1. L, 

in faulem Baumstumpf) 
Mrogoro (XII.) 

Kwiro 

Mamboia 

Kilimatinde 

Tabora 

Ukerewe 


Kionga 

Lukuledi 

Ndanda 

Tendaguru (Lindi, XII./I.) 

Mittlerer Rovuma (V.) 

Kigonsera 

Peramiho (b. Kigonsera) 

Neu Helgoland (Nyassa-See) 
Langenburg (Nyassa-See, 

XII./I. u. II./III.) 

Utonda 

Ruo Valley (Port. O.-Afr., IV. GIO m) 


Der Vergleich des Typus von Dacne substriata Yaiim., der mir 
dank des liebenswiirdigen Entgegenkommens von Herrn P. LeSne 
iibersandt wurde, ergab, daB er keine neue Art darstellt, sondern nur 
ein sehr kleines Weibchen der vorliegenden Rasse ist. 


b) subsp. dentata n. (Abb. 9 b) . 

Typus im Berliner Museum, 1$, Iringa-Mgololo (Siid-Uhehe), 
III. 1899, Gotze leg. 

Die Rasse ist durch den zackigen Verlauf der Schulterbinde von den 
iibrigen Rassen unterschieden. Beziiglich der individiiellen Variabilitat 
gilt das fiir die vorhergehende Rasse gesagte. Fundorte: 

Ubena-Langenburg (Nordl. Nyassa-See, IV.) Kakoma (I.) 

Iringa-Mgololo (Sud-Uhehe, III.) Dha (13. II, ) 

Iringa ? Somali? 

Konde-Unyika (I.) 



Das Subgenus Mimoddcne Bedel (Col., ErotyL). 


161 


Die Vertreter von Konde-Unyika zeigen, gleich wie die Vertreter 
der entsprechenden Rasae von Plagiopisthen fernujineus Arrow (siibsp. 
ferrugiymis s. str.), Ubergiinge zu der westlicben Rasse (Abb. 9e). 
Einige Exemplare weisen deutliche Anklange an die fiir die westliche 
Form charakteristische Zeichmmg auf. Die Fundortbezeichnimg 
,,Somali‘' halte ich fiir irrtiimlich. Icb glaiibe nicht, daB dentata dort 
noch vorkommt. 


(*) subsp* rhodesiaca BiuM (Abb. i)c) 

Typus im Pariser Museum. N.-Rhodesien. 

Die Rasse unterscheidet sich von alien iibrigen, mit Ausnahme der 
folgenden, durch den starkeren Glanz. Die Schulterzeichnung der 
Elytren ahnelt der der vorhergehenden Rasse, ist aber nicht so stark 
und gleichmaBig gezackt. Von ihr sind, entsprechend der der iibrigen 
Rassen, mehr oder minder starke. in Richtung der Nachbarrassen ten- 
dierende Abweichiingen festzustellen. Fundorte: 


Elisabethville (XII., I., V\) 
N.W.Rhodesien 

Broken Hill (N.-Rhodesien, 12.11., 
XL, 1190m) 

Kashitu (nordl. Broken Hill, XL) 


X’Changa ( N.-Rbodesien ) 

Bradshaw (Zambesie) 

Haute Zambesie 

Valeo du Revoue (Mozamh., IJmgeb. 
V. Andrada) 


d) siibsp. inunx^uta n. (Abl). 9d). 

Typus im Pariser Museum, 1 (J, 1 $. Prov. Gorongoza, For^t clTn- 
hanconde (350 m); G. Vasse leg. 1907. 

Die Rasse unterscheidet sich von den iibrigen dadurch, dali die 
Schulterbindc der Elytren zur Naht bin nicht im Bogen nach vorn 
gefiihrt wird, sondern abschussig nach hinten gcriehtet ist. Beziiglich 
des Glanzes ahnelt sie der vorhergehenden. Au Fundorten liegen aulier 
dem oben genannten keine weiteren vor. 


«*) siibsp. cunctans Schenklff. (Abb. !) e) . 

Typus im Deutschen Entomologischen Institut, Berlin-Dahlem, 
1 Bailundo (Angola). 

Die Rasse unterscheidet sich von den iibrigen (lurch die dicke Auf- 
tragung des zur Basis der Elytren fiihrenden Stiles der Schulter- 
zeichnung, der auf der Innenseite mit der Querbinde einen rechten Winkel 
bildet. Diese Form ist fiir die Rasse charakteristisch. Mehr oder minder 

Ai'chlv f. NaturBcsHfhiohtv N. K. lid. (•, H<d) I. G 


162 


Kurt Delkeskamp 


Starke, in Richtung der Nachbarrassen tendierende Abweichungen sind 
vorhanden. Fiindorte: 


Luhia: Kafakuniba (XI. 36 Expl.) 

(XIT. 20 ) 

(II. 3 .. ) 

(IV. 18 ., ) 

Luhia: Muteba (V). 

.. : riv. Luneno (.’). II.) 

: riv. lau'le (11. II.) 


Angola: Bailundo 

,, : Lepi (390 kra von dor Kiiste, 

1000 m) 

.. : Bonjiuella 


var. rubescens n. 

Typus im Congo Museum. Tervueren. 1 1^. Kafakuraba (Lulua). 
XT. 19,6.6. G. F. OvERLAET leg. 

Unter den zahlreichen Exemplaren des Fundortes Kafakumba be- 
finden sich .6, bei denen die Seiten des Halsschildes und die Spitze der 
El3^ren rot sind. Bei einem von ihnen, dem Typus, sind auch die beiden 
letzten Abdominalsegmente rot und die Beine dunkelbraun. Die 
6 Exemplare sind sammtlich Sie lassen eine Steigerung der Auf- 
hellung erkennen, von schwacher Andeutung bis zu der auffalHgen 
Kennzeichnung beini Typus selbst. 

2. M. imperatrix Gorham. 

Nach den Fundorten zu urteilen, diirfte die Art dieselbe Verbreitung 
haben wie die vorhergehende, nur scheint sie bedeutend seltener zu 
sein, liegt mir doch nur V4 der Individuenziffer von grandipennis Fairm. 
vor. Im Gegensatz zu dieser spaltet sie nur in 2 Rassen auf, die scharf 
voneinander getrennt sind und die Elytrenzeichnung im Gegensatz 
zu der variablen Zeichnung von grandifmnis recht konstant erhalten. 
Tnsofern ist die rassenmaBige Zuteilung der einzelnen Individuen 
leichter und gesicherter. Es ergibt sich, dafi eine ostliche und eine 
westliche Rasse vorhanden sind. Nach dem vorliegenden Material hat 
erstere die gleichen Verbreitungsgrenzen wie die ostliche Rasse von 
grandifennis (subsp. grand, ifennis s. str.). Das Verbreitungsgebiet der 
westlichen Rasse aber ragt weit iiber das der entsprechenden Rasse 
von grandifennis (subsp. cwnctans Schenklg.) hinaus und scheint groBe 
Teile, wenn nicht gar das ganze Gebiet der beiden Nachbarrassen von 
letzterer mit einzunehmen. Die GroBe schwankt, entsprechend der 
vorhergehenden Art, erheblich. Die Lange variiert zwischen 17 und 
28 mm, die Breite zwischen 6 und 11 mm. 



Das Subgeims Mmiodume Bedel (Col., Erotyl.). 


1()3 


a) subsp. iniperatrix (lorliam. 

Typus im Britischen Museum, London; Mamboia (D.O.-Afrika). 
Zu der Diagnose und Abbildung von Gorham ist nichts hinzuzufiigen. 
Fundorte : 

Daressalain Mahenge 

Mfrisi (Usagara, in Baunistum])f) Kigonsera 

Mamboia 


b) 8ub8i». regina Schenklg. 

Typus im Entomologischen Institut, Berlin-Dalilem, 1 Angola: 
Benguella, Dr. Wellman leg. 

Die Basse unterscheidet sich von der vorhergehenden durch die 
bedeutend breiteren Binden der Elytren, die bei dem inir vorliegenden 
Material keinen Dbergang zu denen der Nominatform zeigen, sondern 
scliarf von ihnen getrennt sind. Fundorte: 


Kashitu (N.W. -Rhodesieii , 

nordl. Broken Hill, XL) 
Elisabeth ville 

Kansenia ( Haiit -Luapu la , 14. X . ) 
Sandoa (Xll.) 

Lulua: Muteba (V.) 

,, Tshibamba (V.) 

,, Kafakumba (XL (> Expl.) 

(XIL 5 „ ) 

(L B „ ) 

(11. I . ) 


Lulua: Koangwesi (20. IX.) 

,, Kapanga (XL) 

Ka bam bare 
Konde-Unyika (1.) 

Angola: Bailundo 
,, Benguella 
Bihe 


3. M. magnifica Harold (Abb. 10 a u. b). 

Nacli den — wenngleich auch recht wenigen — Fundorten zu ur- 
teilen, sclieint die Art das gleiche Gebiet zu besiedeln, das die flug- 
unfahige Gattung Linalesnms Bedel einnimmt. Walirend aber Lino- 
desnms nach den bisherigeii Kenntnissen 7 Arten stellt, ist Minudacne 
im gleichen Gebiet nur durch 2 Arten {magniiica und abnormalis Crotch) 
vertreten. Gleich wie die Vertreter von Linodesnms und eine Beihe 
anderer Erotyliden mit westafrikanisclier Verbreitung sind auch die 
beiden westafrikanischen Arten von Mimodacne {magnifica und ab- 
normalis) durch gelbe Farbung der Elytrenzeichnung charakterisiert, 
wahrend die beiden anderen Arten von M. (grandipennis und wiperatrix), 
die sich in Ostafrika und von Bhodesien westwarts bis Angola ver- 
breiten, eine rote Flugeldeckenzeichnung aufweisen. Eine weitere 

!!♦ 


164 


Kurt Delkeskamp 


Parallele zii Linodesmus besteht in der gleichartigen Aufhellung der 
Arten. Wahrend im nordlichen Teil des Verbreitungsgebietes die Tiere 
Schwarz siixd, helleii sie etwa vom Gebiete des Kassai-Stronies siid- 
warts auf. Diese Aufhellung besteht in einer Verbreiterung der Fliigel- 
deckenzeichnung und in einer Rotfarbung der Fuhler und Seine, zu der 
in niehr oder weniger groBem Umfange auch eine solche des Kopfes 
und der IJnterseite treten kann. Die Unterseite des Pronotum weist 
in der Mitte des Vorderrandes eine mitunter kauin hervortretende 
knopfformige Spitze auf. 


a) siibsp* holhei Kuhnt (Abb. 10 a). 

Typus ini Berliner Museum. (Megalodacne). 1 5?, Kamerun. 

Zu der Beschreibung von Kuhnt ist nichts hinzuzufiigen. Fundorte; 



Job . - Albrechtshob (‘ ( Kam er u n ) 

Nola (Franz. Congo) 

May uni be 

b) subsp. magnificu Harold (Abb. 10b). 
Tj-^ius im Berliner Museum {Megalodacne), 







^ ,,Regnum Lunda“, Pogge leg. 

Die Rasse unterscheidet sich von der vor- 
hergehenden (lurch Aufhellung. Die Binden 
der Klytren sind erheblich breiter. Im 4. Inter- 
stitium der Fliigeldecken tritt von der Basis 
apikal verlaufend ein kurzer gelber Fleck in 
Gestalt eines Komn\as auf, der etwa bis zur 
Mitte des von der U-formigen Schultermakel 
umgebenen Feldes reicht, mitunter aber auch mit ihrer Basis ver- 
bunden sein kann. Fuhler und Seine sind rot, mitunter auch in mehr 
oder minder grofier Ausdehnung Kopf und Unterseite. Fundorte: 


Abb. 10. Mimodaxme 
magni fiea Harold . 
a siibsp. Kuhnt : 

1) Hubsp. magnifica Harold . 


Mukengt' ( - Mushenge) 
Kondiie (Sankuru) 
,,Regnuin Lunda‘‘ 


4. M. abnormalis Crotch. 

Fiir die Art gilt das gleiche, was fiir magnifica Harold gesagt ist. 
Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden dadurch, dafi der Hals- 
schild keine Zeichnung aufweist, die Unterseite des Pronotum in der 
Mitte des Vorderrandes ohne knopfformige Spitze ist und die Schulter- 
makel nicht ein U darstellt, sondern eine Querbinde, die im 5. Inter- 


DiiH Subgeniis Mimodacne. Bedel (Col., Enjtyl.). 


lor) 

stitiuin (lurch einen aufsteigenden Ast iiiit der Basis der Elytrcu 
verbunden ist. Auch scheint sie durchschnittlich kleiner als die vorigen 
Arten zu sein, allerdings ist die mir vorliegende Individuenziffer sehr 
gering (nur der von (jrandipennis). 

a) siibs)). ubnornialis Crotch. 

Typus iiu Britischen Museum (Epiumphula), Patria 'i 
Zu der Diagnose von Crotch ist, abgeschen von dem, was bereits 
als Artbeschreibung oben hervorgehoben ist, nichts hinzuzufiigen. 
Fundorte : 

Budongo Forest, Uiiyoro Ivibali-ltari 

(Uganda, ea. 1000 in, Xll.) Moto (Haut-Uele) 

West!. Ruwensori, N.W.-Beni (I./Il.) Region do Sassa (X. Belgisch -Congo) 
Irumu-Moinbasa (X.) Umgeb. v. Bingerville (Elfenbeinkuste) 

h) Hubs|). heltjaruni Jhnlcl. 

Typus iin Pariser Museum, Kabambare — Meyaloddcnc nianjinicolliti 
Schenklg.. Typus im Deutsciien Entomologisclien Institut. Berlin- 
Dahlem, 1 Kabambare. Delhaisk leg. 1900. 

Die Basse unterscheidet sich von der vorhergehenden durcli Auf- 
hellung. Di(!se besteht darin. dal.5 sicli die Binden der Flugeldecken 
verbreitern. die Seiten d(^s Halsschildes .sowii' di(‘ Fiihler und Beine 
und niitunter in mehr oder weniger grolJer Ausdehnung KopI und 
Unterseite rot farben. Fundorte: 


Kisantu Manyeina 

Kondue (Sankuru) Kabambare 

Foret de Luebo (Ka.ssai) 


(5. M. longiuscula Fairni.) 

Leider war es nicht moglieh. den Verbleib des Typus zu ermitteln, 
so dali die systematische Eingruppierung der Art vorlaufig offen bleiben 
muB. Bedels Ansicht. daB der Beschreibung vielleicht ein unausge- 
farbtes Exemplar vorgelegen hat, pflichte ich nicht bei. Wie bei den 
beiden Arten magnified und abnormalis, sowie bei den Arten der Gattung 
Lifunlesnius Bedel ersichtlich, findet im Gebiete des Kassai eine Auf- 
hellung der Farbung statt. so daB die vorliegende Art dieser Erscheinung 
einen weiteren Fall zufiihrt. Es entspricht daher die Diagnose. daB 
die Mitte der Schenkel und die Spitze der Tibien rotlich sind, durchaus 
der im fraglichen Gebiet auftretenden Aufhellung. Erst nach Ansicht 


166 


Kurt Delkeskamp 


des Typiis wird es moglich sein, zu entsclieiden, ob es sich um eiiie 
selbstandige Art oder iiicht vielmehr um eine Rasse oder individuelle 
Aberration einer der vorhergehenden Arten handelt. 

Geographische Verbreitung. 

Aus der Verbreitung der 4 Spezies resultiert, daB 2 Arten {gramli- 
pennis und imperatrix), deren Flugeldecken die bei Erotyliden vor- 
herrschende Rotfarbung der Zeichnung zeigen, ostafrikaniscli sind. 
Das Gebiet ihrer Verbreitung erstreckt sich nach den bisherigen Be- 
funden von der Nordgrenze des ehemaligen D.O.-Afrika bis in den 
Siidteil von Port.-O.-Afrika (Vallee du Revou4), von Rhodesien quer 
durch Afrika bis zur Westkiiste. Demgegenuber sind die beiden anderen 
Arten {rnagnifica und ahnonmlis), die die bei Erotyliden seltenere Gelb- 
farbung der Elytren zeigen, westafrikanisch. Sie verbreiten sich von 
Kamerun siidwarts bis Angola (Benguella) und ostwarts bis nach 
Uganda und durch Belgisch-Kongo siidwarts bis etwa 5"^ oder (U s. B. 

Unter den Dacnini der reichhaltigen Sammlung des Berliner Museums 
finden sich aus Ostafrika keine Arten, deren Elytrenzeichnung gelb 
gefarbt ist, vielmehr tritt Gelbfarbung nur bei westafrikanischen Arten 
auf. Es wird soniit der Eindruck erweckt, daB hier eine gesetzmaBige 
Erscheinung vorliegt. 

Verglichen mit der nah verwandten, jedoch flugunfahigen Gattung 
Linodesmus Bedel, besiedelt Mimodcime eiri erheblich groBeres Areal 
Afrikas. Verbreitet sich Linodesmus von Liberien bis Uganda, von 
Kamerun bis Angola und in Belgisch-Kongo siidwarts bis etwa 5^ oder 
(U s. B., so iiberragt das Verbreitungsgebiet von Mimodacne diese 
Grenzen betrachtlich und erstreckt sich bis zur Ostkiiste Afrikas im 
Osten und bis in das Tal des Revoue (Port. -O. -Afrika) im Sliden. Trotz 
dieses erheblich groBeren Gebietes stellt Mmiodacne nach bisherigen 
Kenntnissen nur 4 Arten, wahrend Linodesmus in dem kleineren Areals- 
bereich, in dem Mimodacne nur durch 2 Arten vertreten ist, 7 Arten 
stellt. Die starkere Aufspaltung einer flugunfahigen Gattung findet 
somit auch hier eine erneute Bestatigung. 

Liegen bisher nur wenige Fundorte der beiden westafrikanischen 
Arten vor, so diirfte sich gleichwohl ihr Verbreitungsgebiet mit dem der 
Gattung Linodesmus decken. Trotz ihrer Flugfahigkeit scheinen sie 
somit an dieselben Grenzen gebunden zu sein wie die Vertreter der 
flugunfahigen Gattung Linodesmus. Innerhalb dieser ist bei ihnen 
gleichwie bei letzteren eine Aufhellung der Farbung festzustellen. 



T)as Siibgenus Mimodacne B(»dol (Col., Erotyl.). 167 

Im nordlichen Teil des Verbreitungsgebietes sind die Tiere dunkel, 
im sudlichen dagegen etwa vom Gebiet des Kassai-Stromes ab sind 
sie aufgehellt. Die Binden der Elytren werden breiter. Fiihler imd 
Beine, mitunter auch in inelir oder minder groBer Ausdehnung Kopf 
und Unterseite, farben sicb rot. Es liegt bier somit ein interessanter 
Fall von Farbungsparallelitat vor. dor im gleichen Gebiet Arten von 
2 verschiedenen Gattungen betrifft. 

Ein weiterer Fall paralleler Ansbildung im gleichen Gebiet betrifft 
die Schulterzeichmmg der Elytren von M. grmidipennis und Episcaphuh 
scemca Gerst. Er gewinnt um so mehr an Bedeutung, als bei beiden 
Arten die Gestaltung der Bindenfiihrung als Rassenmerkmal gewertet 
wird. Sowohl bei grandipemm wie auch bei scenica verlauft die Schulter- 
binde im Norden und Osten des ehemaligen D.O.-Afrika leieht wellig, 
fast geradlinig (Abb. ha), im Sudosten dagegen zackig (Abb. 9b). 

Vergleicht man das Verbreitungsgebiet von Mimodacne mit einer 
Vegetationskarte Afrikas. so ergibt sich, daB die Gattung Buschwald, 
Savanne und Urwald bewohnt. Als Urwaldbewohner haben die west- 
afrikanischen Arten {magndftca und abnarmalis) zu gelten, deren 
Verbreitungsgrenzen sich mit denen des Urwaldes im wesentlichen zu 
decken scheunen. Jhnen stehen die beiden anderen Arten {gnindipennis 
und imperatrix) als Buschwald- und Savannenbewohner gegeniiber. 
Ihr Verbreitungsgebiet umgibt den ITrwald ostlich und siidlich. Die 
Tatsache. daB Mimodacne Vegetationsgebiete von groBer Verschiedenheit 
bewohnt, dokumentiert sich bereits iiuBerlich in der schon erwiihnten 
Farbungsverschiedenheit der Elytrenzeichnung; Gelb (Urwaldbewohner) 
— rot (Buschwald- und Savannenbewohner). Dieser tTnterschied erlangt 
um so mehr Bedeutung, als — wie bereits hervorgehoben — Gelb- 
farbung der Elytren sich auch bei den iibrigen afrikanischen Gattungen 
der Dacnini nur bei .solchen Arten bemerkbar macht. die als Bewohner 
des Urwaldes zu gelten haben, wahrend sie bei ost- und sudafrikanischen 
Arten in der reichhaltigen Sammlung des Berliner Museums nirgends 
zutage tritt. Die GesetzmaBigkeit des begrenzten Auftretens der 
Gelbfarbung diirfte somit ihren Grund in der Gebundenheit an das 
Vegetation-sgebiet des Urwaldes haben. 

Bestimmungstabelle der Arten. 

1" Zeichnung der Fliigeldecken rot. 

2" Halsschild ohne Zeichnung gmndipennisYiiiTm. 

2' Halsschild mit Zeichnung impenitrix Gorham. 


168 


Kurt Delkeskamp 


r Zeichnung der Fliigeldecken gelb. 


3" Halsschild ohne Zeichnung abnormalis Crotch. 

3' Halsschild init Zeichnung niagnifica Harold. 


Zusammenfassuiig. 

1. Die flugfahige Untergattung Mimodacne Bedel wird mit der fliigunfahigen 
Gattung Limxiesrnus Bedel vergliehen. Die Unterschiede in der Ausbildung der 
Extremitaten, der Fiihler, dos Halsschildes und der Alae werden hervorgehoben. 
Es wird auf die Korrelation kiirzes, muskiiloses Kletterbein — kurze Antenne 
mit breiter Fiihlerkeule, sehlankea Laufbein — schlaiike Antenne mit gestreekter 
Fuhlerkeule hingewiesen. 

2. Die Revision d(*r Untergattung Mimodacne und die Anwendung des Rassen- 
kreisprinzips ergeben eine Reduzierung der Arten von IB auf 4 (bzw. 5). 

3. Von den 4 Arten bewohnen 2 (magnifica und ahnormaliH) das Urwald- 
gebiet Mittel- und Westafrikas, 2 (grandipennis und im/perairix) das sieh ostlich 
und siidlich anschliefiende Buschwald- und Savannengebiet. Beide Artengruppen 
unterscheiden sich durch die Farbung der Fliigeldeckenzeichnung (gelb-rot). Das 
Auftreten der Geldfarbung beschrankt sich auch bei anderen Erotyliden-Gattungen 
der Dacnini — nach dem reichhaltigen Material des Berliner Museums zu urteilen — 
auf das IJrwaldgebiet Mittel- und Westafrikas. Es diirfte ihr sornit die Bedeutung 
eines kennzeichnenden Merkmals zuerkannt werden. 

4. Trotz ihrer Flugfahigkeit scheinen die beiden das Uiwaldgebiet bewoh- 
nenden Arten an dieselben Verbreitungsgrenzen gebunden zu sein, die fiir die 
flugunfahige Gattung Linodesmus Bedel insgesamt gelten. Wahrend aber Lino- 
desmus innerhalb dieser 7 Arten stellt, ist Mimodacne ini gleiehen Gebiet nur 
durch 2 Arten vertreten. Hieraus resultiert die stiirkere Aufsyialtung der flug- 
unfahigen Gattung. 

5. Es werden 2 Falle von Paralleler8(;heinungen im gleiehen Gebiet bei Arten 
verschiedener Gattungen festgestellt. Der eine betrifft die Aufhellung der Far- 
bung im sudlichen Teil des mittelafrikanischen Urwaldgebietes {M. magnijica 
Harold und abnorwalis Crotch einerseits, die Arten der Gattung Linodemtus Bedel 
andererseits), der andere betrifft den Verlauf der Schulterbinde bei 2 Arten aus 
dem ehemaligen D.O-Afrika (M. grandipennis Fairm. und Episcaphula scenica 
Gerst.). 

G. Bei der in der Ausbildung der Fliigeldeckenzeichnung recht variablen 
Art M, grandipennis Fairm. konnte festgestellt werden, dab sich die individuellen 
Abweichungen von den fiir die einzelnen Rassen charakteristischen Fliigeldecken - 
zeichmmgen (Abb. 9a~e) in Richtung der Nachbarrassen bewegen und sornit 
individuelle und geographische Variabilitat in einer Richtung liegen. 


Abschliefiend ist es mir eine angenehme Pflicht, fiir die Uberlassung 
ihres Materials meinen herzlichsten Dank auszusprechen : Dem Deutschen 
Entomologischen Institut, Berlin-Dahlem, dem Britischen Museum, 
London, dem Pariser Museum und dem Congo Museum, Tervueren. 



Das Subgenus Mimodacne Bedel (Col., Erotyl.). — Beferato, 


161 ) 


Literatur. 

AuBer der im Coleopterorum Catalogus von Jujs’K und Schenkltnq, 
vol. XV, pars 34, 1911, pp. 70, 77, 80, fiir die einzelnen Arten angegebeneii 
Literatur wurde noch folgende benutzt: 

Arrow, G. J., A systematic Revision of the African Species of the Coleo- 
pterous Family Erotylidae. Ann. Mag. Nat. Hist. ser. 8, 20 (1917) 138/155. 
Ders., The Fauna of British India, Coleoptcra,-C]avicornia. 1925, p. 20/27. — 
Bedel, L,, Nouveau genre et nouvelles especes d ’Erotylidae de I’Afrique equa- 
toriale. Ann. Soc. ent. France 85, 1910 (1917) 307/308. — Delkeskamp, K., 
Die flugunfahige Gattung Plagiopisthen Thoms. Rev. zool. hot. afr. 25, 3 
(1934) 315. — Ders., Neue Erotyliden aus Afrika. Mitt. D. ent. Ges. 0 (1935) 
Nr. 3/4, p. 31/32. — Ders., Flugunfahige Erotyliden aus Afrika. Rev. zool. bot. 
afr. 20, 1 (1930) 105/J25. — Ifeller, K. M., Beitrag zur Kenntnia der Eroty- 
liden der indo-aiistralischen Region mit besonderer Berucksichtigung der 
philippinischen Arten. Arch. Natiirgesch. (A) 84, Heft 8, 1918 (1920) 57. — 
Schenkling, S., Erotyliden-Studien I. Arch. Naturgesch. (A) 83, Heft 11, 1917 
(1919) 90-92. 


Referate. 

Cli. Bomskov, Mcthodik der Hormonforschung. l.Bd. 710 S., 251 Abb., 
184 Tabl. Leipzig (Georg Thieme) 1937. Geb. 50 RM. 

Die Kenntnis der so weitgehenden Einwirkung der Hormone auf die ver- 
schiedensten Organsysteme ist heute nicht nur fur den physiologisch arbeitenden 
Zoologen von Bedeutung. Auch bei der Erforschung der Stammesgeschichte, 
der Evolution und der Oekologie der Tiere muB vielfach die hormonale Ver- 
ursachung der studierten Abanderungen und Einpassungen Berucksichtigung 
finden. Es wird deshalb auch fiir die Leser dieser Zeitschrift wichtig sein, auf 
ein bedeutungsvolles Werk hingewiesen zu werden, das in hervorragender 
Klarheit die Methodik der Hormonuntersuchimgen zusammenfaBt. Der vor- 
liegende 1. Band bringt zunachst eine allgemeine Darstellung der einschlagigen 
Untersuchungsweisen (Instrumentariuni, Operations tec hnik, histologische Tech- 
nik, Anordnungen fiir die Priifung von Atmung, Kreislauf, Muskeln, Nerven 
usw.) und behandelt dann eingehend Schilddriise, Nebenschilddriise, Neben- 
nierenrinde, Nebennierenmark und Pankreas. Fiir jedo Driise werden dabei 
eingehend die chirurgischen, histologischen, biologischen und chemischen 
Methoden erlS-utert und diirch zahlreiche Tabellen, Kurven und Abbildungen 


Referate 


170 

Teraiischa^iliclit. Auf Einzelheiten kann iui Bahmen dieses Beferates natiir- 
lich nicht oingegangen werden, dock sei fiir die phylogenetisch und dkologisch 
arbeitenden leser besoniiers hingewiesen auf die Kapitel iiber die speziellen 
Wirkungen des Driisenausfalls und der Hormongaben. — Das pr^chtige Werk 
ist fiir den experimentell arbeitenden Forscher unentbehrlich. Es sollte in 
keiner zoologischen Fachbibliothek fehlen. B. Rensch. 

H.-A* Stalte: Das Werden der Tierformen. Eine Einfiihrung in die Grund- 
fragen der Entwicklungsphysiologie. Stuttgart 1936. 

Verl. Ferdinand Enke. VI + 112 S. m. 71 Abb. Preis 7 RM. 

Bei den raschen Fortschritten der Forschung auf dem Gebiete der experi- 
mentellen Entwicklungsgeschichte ist es fiir den Femerstehenden schwer, 
iiber die Methodik hinaus den hinter den Einzelversuchen stehenden Zusammen- 
bang, d. h. die biologischen Probleme, zu erkennen. In dankenswerter Weise 
versucht nun der Verfasser die groBen allgemeinen GesetzmaBigkeiten der 
Formung in leicht verstandlicher Form, unterstiitzt durch zahlreiche Ab- 
bildungen, darzustellen. 

Nach einer Betrachtung iiber die Zelle als Ganzheit und als Baustein 
kommen Vorgang und Form der tierischen Entwicklung an ausgew&hlten 
Beispielen bestbekannter Vorgange (Entstehung der Pluteus-Larve, Entwick- 
lung des Tubifex-Eies, Entwicklung und Formung des Amphibienkeimes) zur 
eingehenden Erorterung. Der Metamorphose und Regeneration als Gestaltungs- 
vorgangen, sowie der Gestaltung nach Transplantation und Explantation 
werden besondere Kapitel gewidmet. Als allgemeinstes Prinzip der lebenden 
Substanz wird schlieBlich das Vorhandensein von Gegensatzpaaren, wie sie 
sich in der Zelle finden (kolloidale Teilchen-Ldsungsmittel, Sol-Gelbildung, 
Achromatin-Chromatin, Plasma-Kern), erkannt. „An den Grenzflachen dieser 
Paare spielen sich die eigentlichen Lebensvorgange ab.“ In einem BchluBwort 
werden diese Gedanken auch auf die Zweiheit Leib — Seele und vom Indi- 
viduum auf das Leben der Gemeinschaft iibertragen. 

Die Schrift wendet sich an den biologisch gebildeten Leser, an Studierende 
biologischer Facher und an den Lehrer der Naturwissenschaften, Grade auf 
einem so reizvollen Gebiet der wissenschaftlichen Zoologie, wie es die Ent- 
wicklungsphysiologie darstellt, war eine derartige knappe und klare Dar- 
stellung unter Beriicksichtigung neuester Forschungen ein Erfordemis. Verf. 
hat die Aufgabe, die er sich gestellt hat, in einer Form geldst, die uns das vor- 
liegende Buch aufs beste empfehlen l&Bt. Bischoff. 




Chilopoden-Studien. 

Zur Kenntnis der Lithobiiden. 

Von 

Karl W. Vorhoeft, Paging. 

Mit 71 Abbildungen. 

Inhaltsiiborsicht. 

Ziir Kenntnis der Lithobiiden. — Sehlussel fur Polybothnis-Avien, — 
I Polyhothms haldensis n. sp. tabularum n. sp. — Kassen des Pol. Jeptopus Latz. 
(3 n. subsp.). Afo^io/^/T'^o/j^rw^s-SchliisseL J\do7i. talcukunKtt n. sp., zvpt'^idTi'iis 
n. siibsj)., (ivMriticus n. sp., cutii^^cfiphvus n. sp., (d(‘cfTiU 9 (s n. sp., wcirdniyiiius n. 
subsp. — Sehltissel fiir zahlreiche Lithobius-Avtim und -Rass(ui: L. mrhalinus 
n. sj)., britannicormn n. subsp., tennensii^ und in., grnndiporoms n. sp., 

dnirothi n. sp., athesinus n. sp., silvaenigrae n. sp., ,^esianus n. subsp., 7 iirkii n. sp., 
pelidTim 3 n. subsp., sella7im m., arnlmsls in., mtshum.suH n. sp., bucifugm 8 n. 
subsp., rnmidatms, geyfri und glacialis n. sp., nricroporu,^ n. sp., 7rmcron(itus und 
rupivagus n. sp., peggaimm.s n. sp., Iusita7m.s 2 ri. subsp., 7rinzeroHensis m., cortnmisis 
n. sp., te7iuiror7ii^^^ n. sp., atimnius n. sp., rmdelicius n. sp., saalarhierisis n. sp., 
}\(i)'(i7ti(i7ii n.s])., doli7ioph'il'Us n. sp., gotbsch('f’7iiSi<s n. subsp. — Reinerhungen zu 
den neuen Lithobiu.s-FoTVAvn und fiber ungewohnliche Verteilung der Coxal- 
drusen. — Sehliissel d(‘r peluirius-KmHen. — Sehliissel fiir HarpoUthobm^^ 1 n. sp., 

1 n. subsp. — Cber ein L///?o/>y/?/.v-KieferfuB-Regenerat. — OranobiuH n. g. fiir 
IJthobiU’S niic radon Latzel, — Liihobius (Paobhis) berkekym,sis n. sp. — Ver- 
zeiehnis der in den vorigen Sehliisseln enthaltene'n Lithobiiden. — Geographi- 
seher Riiekbliek auf die Lithobiiden. — Die geographisehe Verbreitung der 
Lithobiomorpha in der (‘uropaisehen und mediterranen Subregion in Ver- 
gleieh mit derjenigen der Geophilomorpha. — Aueh die Chilopodi'n besitzen 
eine eigene, endeniisehe, alpenlandisehe Fauna. 

Man kann nicht gerade sagen, daB sich die Steinlaufer Lithobiiden 
bisher unter den Myriapoden-Forschern einer besonderen Beliebtheit 
erfreut batten, man sieht im Gegenteil, daB ein Teil derselben ihnen 
geflissentlich aus dem Wege gegangen ist. Die Griinde hierfiir liegen 
vor allcin darin, daB die Lithobiiden, aber die Chilopoden iiberhaupt, 
sich sozusagen im Schatten der Diplopoden befinden, d. h. diirch die 
groBere Mannigfaltigkeit der Diplopoden in Gruppen, Forrnen und 
Charakteren und ihre hbhere Bedeutung fiir die Tiergeographie haben 

Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. (>, Heft 2. 


12 A 


172 


W. Verhoeff 


Bie den Chilopoden in der Wissenschaft eine starke Konkurrenz ge- 
macht. Dazii komnit ferner die Tatsache, daB die Lithobiiden wegen 
der starken Variabilitat fast aller Merkmale und der groBen Zabl der 
beschriebenen Formen der Bestiminung groBe Schwierigkeiten bereiten. 

Chamberlin hat sich besonders uni die Erforscbung anierikani- 
scher Lithobiiden verdient gernacbt, aber sowohl er als auch Attems 
(nanientlich in den Abhandl. d. Senkenberg. naturf. Ges., Bd. 39 , H. B, 
Frankfurt a. M. 1927) baben insofern einen verfehlten Weg beschritten, 
als sie die alte Gattung Lithobius in eine Menge von Gattungen auf- 
Ibsten, die meist wegen ihrer niorphologiscb geringwertigen Merkmale 
auf so schwachen FiiBen steben. daB iiur wenige derselben sicb als 


/"• • • ' ■ • ! 

• ' . • • i 


-I 



Abb. 1. Poli/hothrus (rperininwenus Hr<)l. 
Verb. Eiidt('il (k‘8 PriifcnnirB am la. Ikdii- 
paar tics 6 von inncn gesehen, .afi > . 



Abb. 2. Pol yhothriiH fasciaius New]), 
(f/rna/a i/.s). Dei'scdbc. r)!) x . hd hint(M’(‘f 
dorsaler, fnv mittb'ier veiitraUM* Staclud. 


Gattungen reebtfertigen lassen, wabrend den anderen. soweit sie niebt 
iiberhaupt einzuziehen sind, boebstens der Mert von Uiitergattungeii 
zugesproeben werden kann. 

Wie ist es moglich. z. B. nacb der Zabl der Zahne am Vorderrand 
des Coxosternums der KieferfiiBe Gattungen unterscheiden zu wollen. 
naehdem uns zablreicbe Erfabrungen gclebrt baben. daB diese Zabm'. 
wenn sie auch bei vielen Arten und wenigstens bei denen mit nur 
2 + 2 Zahnen meist konstant auftreten. doch auch bei zablreichen 
Arten nicht unerheblich variieren! Das Folgeude wird liierfur Bei- 
spiele bringen. Auch der besonders betonte und in Wahrbeit wiebtige 
Gegensatz von einerseits 2 + 2 und andererseits B + B bis mehreren 
Zahnen im Coxosternum kann um so weniger als generelles Merkmal 
gelten, da in einigen Fallen 2 + 2 oder B + 3 oder wie wir unten sehen 
werden, sogar 4 + 4 Zahne innerhalb ein und derselben Art vor- 
kommen, ein Verhaltnis, welches, wie iin folgenden besprochen, sich 
bei den weiblichen Gcnitalsporen wiederholt (so z. B. bei Polybothrus 
Uftopus Latz.). Schlimmer noch steht es mit den Sebeingattungen, 



Zur Kenntnis dcr Lithobiiden. 


1 73 


wenii (lie Merkmale, auf welehe sie begriindet wxirdon, bei den zu- 
gehorigen Arten nicht einnial zutreffen. Das gilt bcsonders fiir die 
Gruppe ..Lithonamms'' Atterns, deren Arten am 1.-13. Beinpaar einen 
eingliedrigen Tarsus besitzcn sollen (angefiihrt wurden auf S. 248 
a. a. O. culearat'Ub', hostryx, pusillus und mierops). wiihrend in VV ahr- 
heit das nieht einnial fiir die als ..TypuK^* angegebene Art pusilhis Ijatzel 







'!■- 


■■Hs 


'K 


A 1)1). 1. 


Poll/hofhrus hdldensis ii. sp. 

Al)l). KndtDil (l(‘s Tarsus void ir>. 

paar des Seitcnaiisicht , ad \ . 

Ahl). 4. ll(‘chU‘r Fortsatz hint(‘n 
am FF Tor^it, . 






A 1)1). 5 

Poluhothrus fasridtus Naw]). {{/fnainiis). 

Al)]). T). Endtcil dos Tarsus vom 15. HgIm- 
paar des Soitenaiisicht , ad x . 

A 1)1). d. Jt(‘chtor Fortsatz binteu 
am i:FTcrj?it , ad v . 


zutrifft, deren Tarsen alle zweigliedrig sind. Diese Gruppe mull deni- 
nach giirizlich verschwinden. Ebenso libel steht es aber mit den Schein- 
gattungen, welehe auf sexuelle Furehen und andere niannliehe Aus- 
zeichnungen aufgestcllt wurden, weil diese einerseits morphologisch so 
geringwertig sind. daO man sie bisweilen mikroskopisch wenigstens im 
durchfallenden Licht gar nicht erkennen kann, und andererseits auch 
ihre Auspriigung in den allerverschiedensten Abstufungen erfolgt. 

Wenn auch die altc Einteilung der Gattung Lithobius in b Unter- 
gattungen, wie sie von Stuxberg gegeben und von Latzel iibernommen 
wurde, uns heute nicht mehr befriedigen kann, so w^ar sie doch nicht 
schlechter als ein Teil der viel spater von Chamberlin und Attems 
gegebenen Einteilung. 

Was aber die a. a. 0. S. 243 von Attems 1927 unterschiedenen 
Lithobiiden-Gattungen betrifft, soweit dieselben in Europa vertreten 
sind, so haben meine wiederholten Untersuchungen in dieser Familie 
mir gezeigt, daC auBer Polybothrus und Lithobius nur Harj^Uthobius 

J2* 


174 


W. Verhoeff 


und Monotarsohius als Gattungen Berechtigung haben, und zwar 
Harpolithobius in jedem Falle, wahreiid man hinsichtlich Monotarsohius 
verschiedener Meinung sein kann, ob diese Gruppe als Gattung oder 
Untergattung aufzufassen sei. Praktische Griinde sprechen fiir eine 
generische Trennung, wahrend die nahe Verwandtschaft verschiedener 
Arten mit einerseits einfachen, andererseits 2gliedrigem Tarsus am 

1.-13. Beinpaar fiir eine 
nur subgenerelle Scheidung 
spricht. Sicher ist aber in 
jedem Falle, da6 diese ver- 
schiedene Beschaffenheit 
des Tarsus am 1.-I3. Bein- 

Abb. 7 . Hinterrand vom 14. Terprit. 5(5 x ; pitipc rlpr wiV*bf 

oben von P. faftrlatns, unten von P. baldensis. paar eilltS Uer WlCntlgSten 

Merkmale vorstellt, welches 
bisher den meisten Autoren unbekannt blieb. Gut abgegrenzt erscheint 



die Untergattung Pleurolithobius Verb. 

1927 in H. 5/B des Zool. Anzeigers Bd. 71 erschien von B. Folkma- 
NOVA ein Aufsatz iiber ,.Einfuhrung neuer Unterscbeidungsmerkinale 
in die Systernatik der Lithobiiden“ (S. 181-192). der aber wirklicb 
kaum etwas enthalt, was sich in der sy- , 



Abb. 8. Abb. ». 

Polybothrus tabidarum n. sp. 

Rochte Halfte voni Vorderprebiot des Rechtes (fiufit^res) Stuck des vorigen 

Coxosterimms der KieferfiiOe, Ansieht Coxosterruiin-Absebnittes, p Porodont, 

von unten, mcl Mediannaht, x . 125 x. 


Meine eigenen Untersuchungen zeigten mir den systematischen 
Wert verschiedener Charaktere, welche bisher nicht gewiirdigt worden 
sind, und zwar deshalb, weil sie nur aus mikroskopischen Praparaten 
klar erkannt werden konnen. Erwahnt sei zunachst das Vorderrand- 
gebiet am Coxosternum der KieferfuBe, welches auBer den bekannten 
und schon erwahnten Zahnen und den gewohnlichen Borsten auBen 
neben dem auBersten Zahn stets ein Trichorn fuhrt, welches wie ein 
Mittelding zwischen Zahnen und Borsten erscheint und auch dadurch 
besonders auffallt, daB seine Basis in einer Haut steckt, welche von 



Zur Kermtnis der Lithobiiden. 


175 


einem ungewohnlich weiten Ring umgeben wird. Ich bezeichne dieses 
Gebilde, welches ich noch bei keinem Lithobiiden vermiBt habe und 
in dem wir es zweifellos niit einem Sinnesorgan zu tun haben, als 
Porodont Abb. 8 und 9). Der Porodont gleicht am meisten den 
an den Beinen vorkommenden Dornen oder Stacheln, ist aber fast 
immer in seiner Endhalfte borstenartig verdiinnt. Nicht nur die GroBe, 
sondem auch die Stellung des Porodont kann systematisch bedeutsam 
sein. Gewohnlich ist er viel weniger auffallend als die Zahne. Aber 
es kommen auch umgekehrtc Falle vor und zwei soldier habe ich 
z. B. in meinen „Beitragen z. Kennt. der Lithobiiden”, Arch. f. Nat. 91 
(1925) dargestellt, Abb. .8 fiir Lithobius castaneus Newp., sowie Abb. 12 
und 15 fiir zwei Harpolitliobius^)- Arten. Hier ist also der Porodont 
starker ausgepragt als die Coxosternalzahne, welche mehr oder minder 
abgeschwacht sind, so daB er wie ein teilweiser Ersatz fiir dieselben 
erscheint. Auch Brolemann hat in seinen Chilopodes de France 
auf S. 236 diese Verhaltnisse fiir Lithobius ribauti Chal. insofern zum 
Ausdruck gebracht, als er schrieb: ,, Dents forcipulaires atrophiees, 
des aiguillons lateraux epais“. Mit den aiguillons sind aber die Poro- 
donten gemeint. In meinen „Beitragen“ 1925 ist die verschiedene 
Gestalt und Stellung der Porodonten zu den Zahnen auf Taf. I und II 
in 8 Fallen zum Ausdruck gebracht worden. 

Systematisch ganz unber ucksichtigt geblieben ist bisher der D r u s e n - 
reichtum in den Telopoditgliedern der Laufbeine, wenn man 
absieht von meiner Gattung Harpolithobius, bei welcher dieser Driisen- 
reichtum ebenfalls eine Rolle spielt. Driisen, und zwar anscheinend 
einzellige, kommen in alien 15 Beinpaaren innerhalb der Telopodit- 
glieder vor, aber gewohnlich treten sie in groBerer Menge doch nur 
am 14. und 15. Beinpaar auf, und zwar in beiden Geschlechtern. Die 
Driisenzellen miinden mit einem runden Porus und die Menge und 
Verteilung dieser Poren kann so betrachtliche Verschiedenheiten auf- 
weisen, daB daraus sich wichtige systematische Gegensatze ergeben, 
wie man aus Beispielen im folgenden ersehen wird. Besonders be- 
achtenswert ist aber die Tatsache, daB die Driisenporen, namentlich 
an der Innenflache von Femur, Tibia und Tarsus, oft in solcher Menge 
auf treten, daB die betreffenden Teile siebartig durchlochert er- 
scheinen. Bei den Mannchen kommen meistens mit den verschiedenen 
sexuellen Auszeichnungen auch charakteristische Poren- Gruppie- 
r ungen vor und diese sind um so wichtiger, als man oft genug von den 

*) Attbms Angabe a.a. O. S. 243: „KieferfuBzahne fehlen v611ig“ ist also 
durchaus irrtumlich. 

12 B 


Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. 6, Heft 2. 


176 


W. Verhoeff 


mit Lupe zu beobachtenden Auszeichnungen (z. B. Furchen) in den 
durcbsichtigen Praparaten nicbts mebr erkennt, wahrend nur be- 
stimmte Porengruppen als ein Hinweis auf solcbe Auszeicbnxmgen sicb 
zu -erkennen geben. 

Systematiscb wichtig kann aber nicht selten aucb die Beborstung 
der Beine werden, und zwar besonders der Endbeine, wobei man 
jedoch beachten muB, ob diese Beborstung nicht schon bei den Ge- 
scblechtem einer und derselben Art verschieden ist, wie das z. B. fiir 
Polybothrus leptopus gilt. 

Was die Gonopoden der Lithobiiden betrifft, so sind die weiblichen 
schon von jeher zur Formen-Unterscheidung benutzt worden, wahrend 
die mannlichen fast gar keine Berucksichtigung fanden. Wir wissen 
jetzt, daB an den weiblichen Gonopoden nicht nur die Zahl der Sporen und 
Spitzen von Belang ist, sondern auch besonders die Gestalt der Sporen, 
wahrend bei den Miinnchen nicht nur die Gonopoden, sondern auch 
deren Sternit sehr verschieden gebaut sein kann, was ganz besonders 
fiir die Gattung Polybothrus gilt. 

Merkwiirdig ist die auBerordentliche Einformigkeit der Lithobiiden 
im Bau der Mundwerkzeuge, namentlich was Labrum und die beiden 
Maxillenpaare betrifft. DaB die KieferfiiBe sich viel mannigfaltiger 
verhalten, namentlich hinsichtlich des Vordergebietesdes Coxosternums, 
ist langst bekannt und erganzend schon oben besprochen worden. 
Die besondere GroBe des Tarsungulums ist von Harpolithobius be- 
deutsam, wahrend wir im folgenden eine ungewohnliche Beschaffen- 
heit der Coxosternalzahne und ihrer Nachbarschaft kennenlernen 
werden. Systematisch von mir zuerst verwendet wurde auch die ver- 
schiedene Beschaffenheit des Porenteiles am Kanal der Giftdrusen. 

SchlieBlich will ich noch besonders auf den durch Abb. 29 erlauterten 
Lithobius ludfugus varallensis m. hinweisen, indem hier zum ersten 
Male bei einem echten Lithobius eine Stellung der Coxaldriisen beob- 
achtet worden ist, wie wir sie sonst nur von Polybothrus und Ver- 
wandten kennen. 

In meiner Arbeit iiber die Entwicklungsstufen der Litho- 
biiden, Zool. Jahrbucher 1905, Suppl. VIII, Festschrift fiir K. M6- 
Bius habe ich u. a. bereits auf das Postgenitalstemit der mannlichen 
Lithobien aufmerksam gemacht, welfches dort auch in Abb. 48 dar- 
gestellt und mit „vpg“ bezeichnet worden ist. Dieses zwischen den 
stummelartigen Gonopoden der Mannchen gelegene Plattchen ist bei 
Lithdrius systematisch bedeutsam, nicht nur wegen seiner verschie- 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


177 


denen Gestalt, sondem auch mit Riicksicht darauf, ob es nackt ist 
Oder Borsten tragt. 

Fast gar nicht beacbtet warden bisher die Schlafenorgane, 
welche von manchen Autoren fiir einen Ocellus gehalten worden sind. 
Das von einer auBerst feinen und im Zentrum durchbohrten Haut 
bekleidete, auBere Fenster der Schlafenorgane wird kreisformig bis 
oval von einein verdickten Rahmen umgeben. Die GroBe dieses Fensters 
im Verhiiltnis zu den benachbarten vordersten Ocellen ist nach den 
Arten reclit verschieden. GroBe Schlafenorgane sind bereits von blinden 
Arten bekannt geworden. Aber es gibt auch Arten mit einer ganzen 
Gruppe von Ocellen, bei welchen das Fenster nicht, wie es meistens 
der Fall ist, ebenso groB oder kleiner erscheint wie die Nachbarocellen, 
sondern betriichtlich groBcr ausgebildet. 

Polybothrus. 

In meinen ,,Beitragen zur Systematik und Geographie der Chilo- 
poden“, Zool. Jahrbiicher 66 H. 1/2 (1934) habe ich auf S. 74 die 
3 folgenden Untergatt ungen von Polybothrus aufgestellt: 

a. Mannliche Gonopoden langlich, stabformig, scheinbar ungegliedert, 
indern das Grundglicd versteckt liegt 

Untergattung Polybothrus s. str. 

b. Mannliche Gonopoden sehr kurz, l-2gliedrig c, d. 

c. Genitalsternit des hinten durch tiefen dreieckigen Einschnitt in 
2 Lappen abgesetzt. Gonopoden ein imgegliedertes Lappehen 
bildend (1934, Taf. 6, Abb. 8.b) 

Untergattung Schizopolybothrus Verb. 

d. Genitalsternit des hinten ohne Einschnitt, einfach quer verlaufend. 
Gonopoden kurz, aber zweigliedrig (1934, Taf. 4, Abb. 75) 

Untergattung Parapolybothrus Verb. 

Die hier in Betracht kommenden Arten von Mitteleuropa und Italien 
gehoren mit einer Ausnahme zu den beiden folgenden Untergattmigen : 

A. Untergatt. Polybothrus s. str. 

Alle hier genannten Arten und Unterarten besitzen hinten jeder- 
seits am 7., 9., 11. und 13. Tergit Fortsatzlappchen, meistens auch 
noch am 6. Terpit. 

a. Endbeine mit einfacher Endkralle, von einer Nebenkralle ist hochstens 
ein Rudiment vorhanden, welches hochstens so lang ist wie die Basis der 
Kralle breit c, d. 


178 


W. Verhoeff 


b. Endbeine mit einer deutlichen Nebenkralle, welche entschieden langer ist 

als die Hauptkralle an der Basis breit h. 

c. Hliften des 15. Beinpaares mit Seitendom. Fortsatze hinten am 6. Tergit 
kraftig und spitz. Fuchsgelbe, sehr kraftige Art 1. transailvanicus Latzel. 

d. Hiiften des 16. Beinpaares ohne Seitendom. Fortsatze hinten am 6. Tergit 

stumpfe Lappen bildend, die bisweilen schwach sind oder ganz fehlen. Schlan- 
kere Arten von schwacherem Korperbau e, f. 

e. Ocellen jederseits 16-21. Dunklere, oberirdisch lebende Art, 14. und 15. Bein- 
paar an den Huften ~ Dorn .... 2. leptopus Latzel (mehrere Rassen). 

f. Ocellen jederseits 10-11. Hellere, unterirdisch lebende Art, Huften am 14. Bein- 

paar ~ , am 15. Beinpaar ~ 3. cerherus Verhoeff. 

■+■ Genitalsporen des $2 + 2, schlank und sehr spitz, Hinterecken des 12. und 

14. Tergit etwas zahnartig vorragend cerherus (genuinua) Verb. 

++ Genitalsporen des $2 + 2 gedrungener und stumpfer, Hinterecken des 
12. und 14. Tergit einfach abgerundet cerherus hrentanuaYerh. 

g. Am 14. und 16. Beinpaar sind Femur, Tibia und Tarsalia von nur sparlich 
zerstreuten Poren durchsetzt. Die Endbeine an Prafemur, Femur, Tibia 
und Tarsalia reichlich und lang beborstet, an Prafemur und Femur iiber- 
treffen viele Borsten mehr als die halbe Lange des Durchmessers dieser Glieder, 
an beiden Tarsalia die meisten Borsten langer als der Durchmesser dieser 
Glieder. Hinterecken des 14. Tergits spitz 

4. longicornis Risso (= faaciatus martini Brolemann). 

h. Am 14. und 15. Beinpaar ist die Innenflache des Femur, Tibia und Tarsus 

siebartig dicht von Drusenportm durchsetzt. Die Endbeine zeigen an den 
Telopoditgliedern eine sparlichere und viel kiirzere Beborstung, und zwar 
erreichen an Prafemur und Femur die Borsten hochstens ein Viertel des Durch- 
messers dieser Glieder und nur an den Tarsalia kommen bisweilen auch langere 
Borsten vor i» k. 

i. Am 8., 10., 12. und 14. Tergit die Hinterecken nach hinten vorgezogen (Abb. 7), 
am 9., 11. und 13. Tergit die dreieckigen Fortsatze (Abb. 4) innen deutlich 
eingebuchtet, wodurch die Hinterzipfel schraaler erscheinen. Femur der End- 
beine am Ende nicht angeschwollen. Endbeine sonst denen des fasciatus 
ahnlich, aber in den Tarsalia abweichend, indem diese, und zwar besonders 
der 2. Tarsus iiberall mit ziemlich langen, abstehenden Borsten besetzt 
(Abb. 3), von welchen die unteren nicht auffallend tangential gestellt sind. 
Tarsus am 14. Beinpaar unten mit 2 Reihen fast tangential gestellter Borsten 
und auBerdem noch mit langen, abstehenden Seitenborsten, Coxosternum 
der KieferfliBe mit 10 + 10 Zahnen. Korper einfarbig strohgelb 

6. baldensis n. sp. (J. 

k. Am 8., 10., 12. und 14. Tergit die Hinterecken einfach abgerundet (Abb. 7), 
am 9., 11. und 13. streichen die dreieckigen Fortsatze innen fast gerade (Abb. 6), 
Tarsen der Endbeine nicht nur sparlicher, sondern auch viel kiirzer be- 
borstet, nur unten am 2. Tarsus stehen Itogere Borsten, aber diese sind zu- 
gleich fast tangential gestellt (Abb, 6). Tarsus am 14. Beinpaar unten mit 
2 Reihen fast tangential gestellter Borsten, aber sonst nur sehr kurz beborstet. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


179 


Coxosternum der KieferfiiBe bei Erwacbsenen mit 7 + 7 oder 8 + 8 Zabnen. 

Kdrper wenigstens mit dunkler Riicken-Mittelbinde. 

+ Am 14. und 15. Bcinpaar kommen siebartig dicht gestellte Driisenporen 
nicht nur an Tarsus, Tibia und Femur, sondern auch am Prafemur vor 
(Abb. 2). An Femur und Tibia sind die siebartigen Porenmassen so aus- 
gebreitet, daB sie fast die ganze Flache einnehmen, aucb auBen und oben. 
Femur am 15. Beinpaar des cj oben am Grunde mit kiirzerer Grube, die 
weniger tief ist und von ihr ziebt eine acbrnale scbarfe Furcbe bis zur 
terminalen Auftreibung des Femur. Diese Auftreibung ist schwacb und nacb 
oben gericbtet . 6. Newp. (= Latz.)^) (mebrere Rassen). 

+ • Am 14. und 15. Beinpaar sind die siebartig dichten Dnisenporen auf Tarsus, 
Tibia und Femur bescbrankt, wahrend am Prafemur nur sparliche, 
zerstreute Poren auftreten (Abb. 1). Auch an Femur und Tibia die 
siebartigen Porenmassen weniger ausgedehnt, namlicb auf die imtere und 
innere Flacbe bescbrankt, wahrend oben und auBen nur verc‘inzelte auf- 
treten, Femur am 15. Beinpaar des ^ oben am Grunde mit langerer und 
tieferer Grube, die nacb end warts etwas ausgezogen, wahrend zwischen 
ihr und der terminalen Auftreibung keine Furche. Diese Auftreibung 
am Femurende ist nach innen erweitert 

7. apenninigenus Brol. Verb. (— fasciatus var. apenninigmus Brol.). 

B* Untergatt. Parajmlybothrns Vorh.^) 

a. Nur das 9., 11. und 18. Tergit sind hinten in Fortsatze eiweitert, Klauen der 


Endbeine einfach 

b. Das 7., i)., 11. und 18. Tergit hinten mit Fortsatzen e, f. 


c. Die G + G oder 7 + 7 Zahne am Vorderrand des Coxosternums der KieferfiiBe 
sind kraftig und ragen frei vor, ohne von einer Burste bedeckt zu werden. 
Prafemur am 15. Beinpaar des am Ende innen mit gebogener, schrager 
Porenbahn, welche bei einem Haarbiischel auf einer Erweiterung endet. 

Hiiften am 15. Beinpaar -i- . . . 8. ehngaius Newp.*^) (— Koch). 

Der sehr mangelhaft beschriebene Polyhothrus iridentmus Fanzago ist 
einzuziehen, zuraal die Diagnose zweifellos einen groben Irrtum enthalt, derm es 
ist unmdglich, daB ein Polyhothrus bei nur ,,14 mm“ Lange zugleich ,,3 paia di 
robuste spine“ besitzt. Eine dieser beiden Behauptungen nuiB irrig sein. Da nun 
zwei Reihen von Coxaldrusenporen angegeben werden, so ist an der Polyhothnis- 
Natur dieser Form kein Zweifel moglich. — Ebenso hinfallig ist der Pohjhothrus 
terreMS Fedrizzi, dessen 40gliedrige Antennen mit Ausnahme des letzten Gliedes 
nackt sein sollen, eine Behauptung, welche auf einer oberflachlichen Beobachtung 
beruht. In Wahrheit sind die Antennen aller Lithobiiden rcichlich beborstet. 
2) Nur tahularum stelle ich jetzt zu Schizopolybrothvs, 

Hierher gehort auch caesar Verb., welcher von (dongatus leicbt zu unter- 
scheiden ist durch einen ventralen Huftstachel am 15. Beinpaar und zwei Seiten- 
stachel an diesen Hiiften. Ferner ist das Genitalsternit des ^ hinten sehr tief 
binges cbnitten und die Lage der Gonopodenbocker eine sehr abweicbende. — Auf 
das Genitalsternit des griindete ich die Untergattung Schizopolybothrus, zu 
welcher aucb tahularum gehort. 


180 


W. Verhoeff 


+ Am 14. Beinpaar des <? das Pr&femur oben amEnde mit drei f ast gleich 
groBen Stacheln, so daB also der hinterste normal bloibt. Am 14. und 
16. Beinpaar des (J die Prafemora innen am Ende viel weniger erweitert, 
zugleich schlanker, daher am 14. Beinpaar das Prafemur 2Vsmal l&nger 
als breit, am 16. dasselbe reichlich 3mal so lang wie breit. Der zum Haar- 
feld ziehende Porenbogen^) ist langer und reicht etwas uber die hinteren 
“/s des Prafemur, niithin viel weiter nach vorn als bei corsicus. Hiiften 
des 14. Beinpaares mit Seitendorn 

elongaius Newp. {genumiia)^) (= elong. aljnnus BroL). 

++ Am 14. Beinpaar des c? das Prafemur niir mit zwei gleichen Stacheln, 
wahrend der 3. (hinterste) nicht nur erheblich verkleinert ist, sondern 
auch gegen das Haarbiischel geriickt und gebogen. Am 14. und lo. Bein- 
paar des die Prafemur innen am Ende zwar viel starker erweitert 
als bei elongatus, aber zugleich auch gedrungener, daher am 14. Bein- 
paar die Prafemora nur 11 / 2 ^^! und am 1.5. nur reichlich 2malsc)lang wie 
breit. Der zum Haarfeld ziehende Porenbogen ist kiirzer und reicht nach 
vorn kaum liber das Gelenk des rnittleren, ventralen Stachels hinaus. 
Hiiften des 14. Beinpaares mit oder ohne Seitendorn 

elongaius corsicus Lep. u. Deb.^). 

( Auch am 15. Beinpaar des $ ist oben am Prafemur der hinterste Stachel 
infolge der inneren beborsteten Erweiterung unterdrlickt, doch kann ein 
winziges Staehelrudiment noch vorkommen. Dies gilt flir beide Rassen.) 

d. Die 0 -I- 9 oder 10 + 10 stumpfen Zahne am Vorderrand des Coxosternums 
der KieferfliBc werden ni(4it nur von auBen nach innen allmahlich schwa cher, 
sondern sie sind auch zugleich (abweichend von alien anderen mir bekannten 


1) Vgl. Anm. 3, S. 179. 

2) Milano 1933 beschrieb P. Manfredi ( Atti Soe. Ital. - Se. natur. 72 
269) aus Kalabrien einen elongaius calahrus, welcher aber erneut nachgeprlift 
und mit den anderen Rassen verglichen werden muB. Nach M. s Abb. A und B 
ware der hinterste Stachel dorsal am Prafemur des 14. und 15. Beinpaares viel 
grofier als die anderen. 

Was Brolemann auf 8. 233 in seinem Chilopodes de France 1930 als 
elongaius alfinus beschrieben hat, halte ich flir den typischen elongatus. Der 
Unterschied hinsichtlich des hinteren dorsalen Prafemurstachels am 15. Beinpaar 
des ist bei seinem rudimentaren Charakter bedeutungslos. 

2) Elongaius imperanus n. subsp. unterscheidet sich von elongaius und corsicus 
1. durch das 9. Tergit, welches hochstens sehr kurze Fortsatze besitzt, 2. durch 
das Prafemur am 15. Beinpaar (J, indem an ihm ein langer Porenbogen vorkommt 
(wie bei elongaius), aber am Prafemur des 14. Beinpaares $ die oberen Stachel 
denen des corsicus gleichen. — IvieferfliBe mit 6-7 Zahnen jederseits, Porodont 
eine einfache, kurze Borste wie bei corsicus (bei elongaius dagegen zahnartig). 
Prafemur am 14. und 15. Beinpaar reichlich doppelt so lang wie breit. 15. Bein- 
paar (J Prafemur keulig, am Ende innen angeschwollen und mit dichtem Haar- 
biischel, am 14. ahnlich, aber das Haarbiischel schwacher. — Vorkommen: 
An der italienischen Riviera habe ich diese Rasse als h&ufig erwiesen und erwkhne 
nur Pegli, Voltri, Oneglia, Bordighera, Finale Borgo und Roja-Schlucht bei Piena. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


181 


Polyhothms-PiiiQXi) besonders unten von einer so dichten Borsten- 
biirste begleitet, dafi sie nirgends frei herausragen (Abb. 8 urid i)), Pra- 
femur am 15. Beinpaar des c? am Ende inrien weder init Porenbahn noch mit 

Haarbiischel, Hiiften am 15. Beinpaar ^ zugleich mit 1-2 Seitendornen. An- 

1 » 

tennen von halber Korperlange mit 65-67 Gliedern. 20 Ocellen. Endbein 
des (J ohne besondere Auszeichming ..... 9. tabularum n. sp. 

Nahe verwandt ist anseheinend 10. excellent Silvestri $. 

mit 76gliedrigen An tennen von fast Korperlange. Endbeinhalften y und mit 

2 Seitendornen. Dieser ligurische Holilenbewohner besitzt 18 Oe{‘ll(‘n und 
8 + 8 Zahne am Ooxosternum der KieferfiiBe, doeh wissen wir nichts dariiber, 
ob neben den Coxosternalzahnen eine Biirste vorkommt oder nieht, auch ist 
das cJ unbekannt. 

e. Ocellen fehlcn, Antennen 71-74gliedrig, Gonopodenliocker eingliedrig. Prii- 

femur am 15. Beinpaar des innen vor der Mitte mit starkem, iiach innen 
und oben gerichtetern, stumi)fem Zapfen 11. ohrove.nsis Verb. 

f. Ocellen zahlreich, Antennen 50-60gliedrig, Gonopodenliocker zvveigliedrig. 

Prafemur am 15. Beinpaar des ^ in der Mitte innen angeschwollen und 
mit Haarbiischel, am Ende innen nieht kantig, aber mit dichtem Haarfeld, 

Antennen 59“60gliedrig 12. electrinus Vk^rhoeff. 

-h-f- PrMemur am 15. Beinpaar des ^ iniKm in der Mitte ohne Anschwellung, 
aber am Ende innen kantig vors|)ringend iind hier mit Haarbiischel. An- 
tennen 50-52gliedrig 13. hxrzcgoivinensis Verb. 

Polyb(}thrus (Polybothrus) baldensis n. sp. 

30 mm lang einfarbig strohgelb, im ganzen dem fasciatus sehr 
ahnlich, hinsichtlich der Fortsatze am 6.. 7., 9., 11. und 13. Tergit 
mit ihm ubereinstimmend, docli sind diese Fortsatze (Abb. 4), wie 
schon im Schliissel besprochen, am 9., 11. und 13. Tergit schlanker, 
wahrend die Hinterzipfel am 8., 10., 12. und 14. Tergit eckig aus- 
gezogen sind (s. den Gegensatz in Abb. 7, oben fasciatus und unten 
haldensis). 

Antennen 56“-59gliedrig, in der Endhalfte die meisten Glieder langer 
als breit. Diese Gliederzahl libertrifft also das bei fasciatus beobachtete 
Maximum: 40-55. 

Ocellen 17-18 (1 + 1 + 15 — li^)? Coxosternum der KieferfiiBe mit 

9 9 Oder 10 + 10 Zahnen, hinter welchen keine Btirste vorkommt. 

3 3^^ 10 3 11 

1. Beinpaar +-9^ Beinpaar ^ g -- y ohne Seitendorn, aber mit 

kraftiger Nebenklaue. Hiiften am 14. und 15. Beinpaar -t. 

Coxaldriisen zahlreich, ihre Poren unregelmaBig gestellt, aber doch 
annahernd vier Langsreihen bildend, vorn und auBen bedeutend kleiner 


182 


W. Verhoeff 


als innen und hinten. 15. Tergit des am Hinterrand in der Mitte 
noch deutlicher als bei fasciatus stiimpfwinkelig vortretend, wodurch 
jederseits eine weite Einbuchtung entsteht. Gonopoden wie bei 
fasciatus. Femur der Endbeine des ^ oben mit kleiner Basalgrube, 
aber ohne deutliche Langsfurche, am Ende nicht angeschwollen. 

Hinsichtlicb der Tarsen des 14. und 15. Beinpaares (Abb. 3) vgl. 
auch oben den Schliissel. — $ unbekannt. 

Vorkominen: 2 (J dieser schonen Art, deren Enddarm stark mit zerbissenen 
Triimmerstiicken von Insekten erfiillt, entdeckte ich am 12. IV. 34 sudlich von 
Malcasina bei Brenzone am Westhange des hier vdllig petraischen Mt. Baldo in 
einer von Triimmermassen erfiillten Steilklamm, in etwa 240 m H6he unter groBen 
Kalksteinen. 

Anmerkung: Sowohl naeh ihrem Vorkommen als auch nach dem Ver- 
schwinden des dunklen Pigmentes und der gegenuber fasciatus etwas erhohten 
Zahl der Antennenglieder betrachte ich diese Art als eine subterrane, welche 
zu unterirdischem Leben befahigt ist, um so mehr, als am Mt. Baldo bekanntlich 
ein Teil der AbfluBwasser sich schon langst einen Weg im Inneren des Gebirges 
gebahnt hat. 

Polybothrus ( Schizopolybothrus ) tabularum n. sp. cj$. 

32 mm, 9 27^2-33 mm lang. Der ganze Korper schon fuchsgelb. 

9., 11. und 13. Tergit hinten mit dreieckigen, spitzen, an der inneren 
Basis gegen den ubrigen Hinterrand abgesetzten Fortsatzen. 10., 12., 14. 
Tergit mit dreieckig-spitzen Hinterecken; 15. Tergit des hinten stark 
beborstet, breit abgerundet-abgestutzt, in der Mitte nicht vorgezogen. 

Die zahlreichen Coxaldriisenporen bilden fast 5 Reihen, wobei die 
grofieren Poren sich innen und hinten befinden, der hinterste Porus 
bisweilen der groBte ist. Das Coxosternum der KieferfiiBe mit 9 + 9 
Oder 10 + 10 Zahnen besitzt eine Auszeichnung, welche ich bei keiner 
anderen Art dieser Gattung beobachtet habe. Sie besteht darin, daB 
sich dicht unterhalb der Zahne eine aus drei Reihen kurzer und 
dicker Borsten gebildete Biirste so an sie herandrangt, daB die 
Zahne dadurch teilweise verdeckt werden. AuBerdem ist eine gewohn- 
liche Beborstung vorhanden von zum Teil recht langen Borsten. Die 
aufieren Zahne sind entschieden groBer als die inneren (Abb. 8 und 9). 
Porenschlauch der Giftdriisen lang, aber trotzdem nur bis in die Mitte 
der Tibia reichend. KieferfiiBe sparlich und fein punktiert. 

Ocellen 20 (1 + 19). Der Porus des Schlafenorgans so groB wie einer 
der vorderen Ocellen. Genitalsegment imd Telson des reichlich und 
lang beborstet. Die Gonopoden des (J sind nur scheinbar 2gliedrig. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


m 


Sie sitzen versteckt uber einem Genitalsternit^), welches jederseits 
nach hinten in einen langen, abgerimdet-dreieckigen Lappen aus- 
gezogen, der lang, kraftig und reichlich beborstet. Zwischen diesen 
beideii Lappen eine tiefe Bucht, fast so breit wie jeder Lappen an 
seiner Basis. Was nun auf den ersten Blick wie ein Grundglied der 
Gonopoden erscheint, ist in Wahrheit ein nach oben uingeschlagenes 
Seitenstiick der Lappen des Genitals tern its, ebenfalls beborstet. 
In diesem Seitenstiick aber sitzt der kurz-kegelige Gonopodenhocker, 
der also ungegliedert ist und schrag nach innen und hinten gerichtet. 

1. Beinpaar ^ Hiiften am 12. und 1;L Beinpaar 14. Bein- 

paar q ^ ^ Hiiften mit einem Seitendorn; 15. Beinpaar y ^ ^ l o 

Hiiften mit 1-2 Seitendornen, Endklaue einfach. Prafemur am 15. Bein- 
paar des ohne Auszeichnung, am Ende oben mit schwacher Furche, 

3 

die ^ Stacheln ohne Besonderheit, auch sonst keine Auszeichnung am 

15. Beinpaar. Die Endbeine besitzen sehr dichte Porensiebe an Femur, 
Tibia und Tarsus innen, auBen nur sparliche Poren, zugleich kurze 
und sparliche Beborstung. Am Prafemur fehlt das Porensieb, iiber- 
haiipt gibt es an ihm nur vereinzelte Poren, Beborstung etwas liinger, 
aber wenig zahlreich. 

Das 14. Beinpaar verhalt sich sehr ahnlich, nur mit deni Unter- 
schiede, das am 2. Tarsus innen (mit Ausnahme des Basaldrittels) 
etwa 9 Tangentialborsten stehen. 

5 mit 2 -f- 2 langen und spitzen Sporen, die inneren der Liinge 
der auBeren erreichend und um ihre eigene Lange von der Basis der 
iiuBeren entfernt, die Klaue der Gonopoden lang, spitz, gebogen und 
einfach, also ganzlich ohne Nebenspitzen. 

Vorkonimen: Am 1. und 5. X. 32 erbeutete ich 1 (J, 3 $ und 1 junges $ 
(letzteres 2 P /2 mm noch ohne Genitalsporen) bei Bargo im sudliehcn Piemont 
(kottiache Alpeii) in einer Bachschlucht unter groBen tafelartigen, fur J^ithobiiden 
iiberaus gtinstigen Sehieferplatten. Unter denselben Verhaltnisaen haust dort 
auch Polybothrus fasciaUis Newp. in zum Teil riesigen bis 50 mm Lange erreichen- 
den Stiicken. — Es ist ein sehr seltener und nur durch die beaondere Gunst der 
zahlreichen Sehieferplatten erklarlicher Fall, daB an derselben Ortlichkeit zwei 
dieser statt lichen Steinlaufer-Arten hausen. 

Dieses Genitals ternit erinnert sehr an das des caesar Verb., eine Art, welche 
sich aber schon durch das Coxosternum der KieferfuBe leicht unterscheidet, in- 
dem 1. die Zahne alle fast gleich stark sind und 2. unterhalb derselben keine Biirste 
vorkommt. 


184 


W. Verhoeff 


Rassen des P€ilybothrons leptopus Latzel. 

Polybothrus le/ptopus, die einzige Art der Gattung, welche auch ein 
groBes Stuck von Suddeutschland besiedelt hat, ist nachst fasciatus 
die verbreitetste der Gattung. Latzel kannte ihn aus Ober- und 
Niederosterreich, Salzburg, Tirol, Steiermark, Krain, Kustenland und 
Dalmatien, wahrend er von mir auch aus Kroatien und Bosnien er- 
wiesen worden ist. Er bewohnt aber auch den groBten Teil von Ober- 
italien und der Schweiz und scheint in den Kottischen Alpen, wo ich 
ihn bei Bargo gefunden habe, seine siidwestlichen Vorposten zu be- 
sitzen. Aus Frankreich wird er von Brolemann in seinen Chilopodes 
de France 1930 nicht erwahnt. 

Von fasciatus unterscheidet sich der leptopus nicht nur durch seinen 
zarteren Bau und diinnere GliedmaBen sowie Mangel der Nebenkralle an 
den Endbeinen, sondern er besitzt auch, und zwar besonders beiin 
Weibchen an den Telopoditgliedern des 14. und 15. Beinpaares zahl- 
reichere und viel liingere Borsten. Besonders betone ich aber, 
daB am 14. und 15. Beinpaar an der Innenflache die dichten Poren- 
siebe fehlen, indein die Poren viel sparlicher zerstreut sind oder 
doch nur hier und da in schrnalen Streifen auftreten. Nur bei leptopus 
kerkanus koinmen innen dichte Porensiebe vor, aber sie sind auch 
bei diesem weniger breit, entsprechend den schlankeren Gliedern. 

Bei leptopus besitzt also das $ am Femur, Tibia und Tarsus der 
Endbeine eine lange Beborstung, wahrend sie beim kurz bleibt und 
nur am 2. Tarsus ebenfalls langer ist. 

Das 6. Tergit ist hinsichtlich seines Hinterrandes sehr variabel, in- 
dem derselbe gerade streichen kann oder in kurze oder ziemlich lange, 
stumpfe Fortsatzlappen vorgezogen. Auf Grund der Vergleiche zahl- 
reicher Individuen aus Nord und Slid, West und Ost gebe ich fur die 
Rassen des leptopus folgenden Schliissel: 

a. Sporen an den Gonopoden des $ so kurz und stumpf (Abb. 11), daB sie hoch- 
stens doppelt so lang wie breit erscheinen und zugleich nicht langer als der 

Zwischenraum zwischen ihnen. Hiiftdornen nur am 15. Beinpaar, 6. Tergit 

mit oder ohne Fortsatzlappen. 15. Tergit des $ hinten abgestutzt. Coxal - 
driisen in 2-3 Reihen miindend (auch bei Individuen, welche groBer als camius 
sind) ]. leptopus gernianicus n. subsp. 

b. Die Sporen an den Gonopoden des $ sind langer (Abb. 10 und 12), und zwar 

nicht nur meist dreimal langer als breit, sondern auch langer als der Zwischen- 
raum zwischen ihnen c, d. 



ZiiT* Kerintnia der Lithobiideii. 


185 


o. Weibcheii mit 8 f 8 Hporon. Huftdorne nur am 15. Beinpaar, (J. Tergit 

mit kraftigen Fortsatzlapp(‘n. Coxaldriisen in 8-4 Reihen miindend, 15. Tergit 
des c? hinten eingebnchtet. Moist rodit diinkle 1ler(‘ (Abb. 12) 

2. leptopus €*iirtnus ri. siibsp. 
d. Weibeben mit 2 | 2 8}K)ren (Abb. 10), (i. Tergit mit odor ohno Fortsatz- 
iappen e, f. 

0 . Femur, Tibia und 1. Tarsus am 15. Beinpaar iunen mit diehtem IVneiisieb 
(abweiehend von alien anderen Rassen). Huftstaelud am 14. und 15. Bein- 
paar. Coxaldriisen nur in zwei Reihen. 0. T(‘rgit hinten nudst einfaeh zu- 
g(u-undet, seltener mit kurzen Fortsatzen. 15. Tergit des hint(‘n abg(\stutzt 

8. lepfopm kcrkanus n. subs]), 
f. Endb(‘ine aueh innen nieht mit siebartig dieht gestellten Poren. (d)xaldnisen 
nninden in 2-8, 8 od(‘r 8-4 Reiluai . . 4. Icpfopus T^atz. (genninus m.) g, h. 



Al)l). 1(1. I*(>1 iihalhrus Abb. 11. Abb. Iii. /*. IfpfttjHts 

Lntz. if/nnti nus), Snnrtaitcil ijernmn itKH V(‘rh. rarnius Vciii. 

(1(*i‘ (loiiopoden (l(*s , \(>ri I><‘rs<*lb(‘, Ti.j • . 1 )t*rs(‘lb(‘, 12.') • . 

lint (*ii g(‘S(‘b(MJ, 1 '2 ft • . 


g. Hiiftstaehel treten am 18. ( 12.)-15. Bein|)aar auf, Coxaldriisen miinden in 

dr(‘i Reihen. 0. Tergit hinten einfaeh zugerundet, 15. Tcu’git des q hinte n 
abgestutzt var. ht*lreticus m. 

li. Huftstaehel nur am 15. Bein])aar. 

^ (). Tergit mit kraftigem Portsatzla])})en. Coxaldriisen miinden in 8-4 Reihen 

var. leptopus m. 

’ ^ (). Tergit einfadi zug(‘rundet, (k)xal(lriisen miinden in 2-8 Reihen 

var. brokrnirnni Verh. 

V’orkommnisse: leptopus germanirus m. ist die Rasse Siiddeutsehlands, 
vvelche ieh aber aueh in der Ostsehweiz, namentlieh ObervN allis, gefunden babe; 
hplopus carnius m. lebt in den Siido.stalpen. Fine Redhe neuer Funde verdanke 
ieh meimmi Freunde Karl Stkasser, und zwar 8 cJ, 5 5. 1 jnirg s $ von Pradis, 
(4avasso, (diiarzotal, Chievolis und Campone (das jiinge $ besitzt 2 • 2 S})oren 
wie die anderen Rassen im Reifezustand). 28-20 mm, j.$ 18 mm, leptopus 



186 


W. Verhoeff 


kerkanus m. erbeutete ich bei Knin in Dalmatien, sowie Gospic, Delnice und 
an den Plitvicer Seen in Kroatien. Ea ist eine kleinere Rasse, welche 20 mm kaum 
uberschreitet. Auch in N.W.-Bosnien. 

lepiopus (genuinun) m. ist die weitaus verbreitetste iind besonders in den 
Siidalpen reichlich vertretene Rasse. 

var. helveticMS traf ich in einein $ von 20 mm 1040 m H. bei Poschiavo im 
Piischlaw in Bachschlucht, sowie ein gleich groBes cJ 1900 m hoch unter Stein 
am Pilatus. 


liber zwei japanische BothropolyH- Arten. 

Bothrofolys asperatus Koch ist in Japan eine der haufigsten Litho- 
biiden-Arten, ansgezeichnet nicht nur durch die Fortsiitze am 6., 7., 
9., 11. und 13. Tergit, sondern auch durch Runzelung der Tergite und 
feine Kornelimg an den hinteren derselben, sowie durch aufgekrampte 
Seitenrander. 

Ungewohnlich ist ferner der Besitz von 5 + 5 oder 6 + 6 Sporeii 
an den Gonopoden des von welchen 2 stufig liber den 3-4 unteren 
stehen. 

13. Beinpaar ohne Huftseitendorn, aber mit Nebenklaue; 

14. Beinpaar ^ 15. Beinpaar. | y 0 3 3 ^ beide mit Hiift- 

* 8 2 2 

seitendorn und mit einfacher Endkralle; 1. Beinpaar ;y-^ . 

Bothropolys imaharensis n. sp. 18-19 rum lang, steht der vorigen 
Art sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihr 

1. durch das 6, und 7. Tergit, an welchem die Fortsatze entweder 
ganz fehlen oder doch nur schwach angedeutet sind, 

2. durch die Bezahnung am Coxosternum der KieferfliUe: 

Bei asperatus besitzt dasselbe namlich 7 + 7 oder 8 + 8, dagegen 
inmhmensis jederseits 9-10 Zahne. AuUerdem stehen aber bei letzterem 
(Abb. 69) die Zahne dichter und sind etwas stumpfer als bei dem ersteren 
(Abb. 67). Die Porodonten befinden sich bei imaharensis vor dem 
auBersten Zahn, neben dem der Rand steil abfallt, wahrend sie bei 
asperatus etwas nach auBen geriickt und der Rand etwas erweitert, 

3. besteht ein Unterschied in den Klauen der Gonopoden des 
denn die drei Zacken derselben sind bei asper, (Abb. 68) in zwei Spitz- 
chen gespalten, wahrend sie bei vniah. (Abb. 70) ganz einfach bleiben. 
Die Bewehrung der Beine und Struktur der Tergite ist dieselbe wie bei 
der vorigen Art. 

Vorkommen: Beide Arten verdanke ich Herrn Y. Takakuwa, welcher sie 
in der Umgebung von Tokyo erbeutete. 



Zur Kenntiiis der Lithobiiden. 


187 


Monotarsobius Verhoeff. 

(— Monotarsobius Verli. Att. -f~ Lithoymnnus Att. e. p.) 

Von der Auffassung der Gruppe Monotarsobius ist schon oben in 
der Einleitung die Rede gewesen. Sie bezeichnet iin Vergleicli mit 
Lithobms jedenfalls eine primitivere, zurnal alle Arten, welche ich 
bisher mit Sicherheit in diese Gattung stellen koiinte, einfache, fortsatz- 
lose Tergite besitzen iind stets nur 2 + 2 Zahne am Coxosternum der 
KieferfiiBe. Auch kommt hier niemals eine bedeiitende Zahl von Ocellen 
vor und alle Arten besitzen ini Vergleicli mit deni L?*^/?ofcf('/i*-Durch- 
sclmitt eine geringere KorpergroBe. 

DaB ich die Gruppe Lithonannus verwerfe, liegt niclit nur an den 
schon erwahnten unrichtigen Beobachtungen iiber den Tarsus, sondern 
auch an dem Umstande, daB der von Attems a. a. 0. auf S. 243 ge- 
gebene Gegensatz: 

4a) ,,Etwa 20 (18-22) Aiitennenglieder'^ {Monotarsobius) 

und 4b) ,,25 und mehr Antennenglieder'', {Lithonanniis) 
zwar fiir die Unterscheidung von Arten wichtig ist, hinfallig dagegen 
fur die Unterscheidung von Gruppen, zunial man bei Berucksichtigung 
aller Arten hinsiclitlich der Zahl der Antennenglieder 

keine zwei Gruppen genligend trennende Llicke feststellen kann. 

Die Arten, welche ich ini folgenden in den Monotarsobius-Sohlm^el 
stelle, sind mit Ausnahme von apfdbecki und reiseri, die sich leider 
nicht mehr in nieiner Sanimlung befinden, alle von niir daraufhin ge- 
priift, daB sie am 1 -13. Beinpaar einen ungegliederten Tarsus be- 
sitzen. Was aber diese beiden Arten betrifft, so stehen sie dem dectrinus 
so nahe, daB sich schon daraus mit grdBter Wahrscheinlichkeit die 
Eingliedrigkeit der Tarsen ergibt. Ich brauche kaum zu betonen, 
daB es nocli zahlreiche Beschreibungen von Arten gibt, iiber deren 
Tarsen nichts bekannt ist. [Inter ihnen gibt es auch eine gauze Serie 
soldier Formen, von welchen man nach ihren sonstigen Merkmalen 
vermuten darf, daB sie zu Monotarsobms gehoren. Auf solche uii- 
sichere und niir nicht bekannte Formen kann ich rnicli ini folgenden 
Schliissel nicht einlassen. 

a. Jederseits kornmen wenigstens zwei Ocellen vor, selten mir einer e, d. 


b. Ocellen fehlen ganzlich i, k. 

c. Antennen 18-22gliedrig, ineistens 20gliedrig e, f. 

d. Antennen 23-31gliedrig (selten noch mehr Glieder) g» h. 

e. Die Ocellen stehen in zwei Reihen (oder auch 3, wenn sie nin einen mittleren 
geordnet sind). 

Archiv f. Naturgreschichte, N. F. Bd. 6, Heft 2. 13 


188 


W. Verhoeff 


10. und 1 5. Antennenglied kaum langer als breit. Klauen der (loiiopoden 
des $ dreispitzig. Endbeinklaue einfach. 

X Endbeine des ^ einfach, oben an der Tibia hochstens flac^h gedriickt. 14. Bein- 
paar niit Nebenklaiie, 13. Beinpaar mit Trochanterstachel. Prafennir am 

14. und 15. Beinpaar Koch. 

X X Endbeine des ^ an der Tibia oben innen vor dem End(‘ mit eimvin kegeligeii, 
nach innen gerichteten Fortsatz curti'pes Koch. 



Abb. 13. >4- 

]\tonotar sob ills aeriioinosns var. rulpcs iii. 

Mittelsttick voiTi (^jxostvrimui bor IxieforfuCe, EiKlKlieder Hnos K ielcrfuBos, 

Ansicbt von iinten, 125X. 125 x. 



Abb. 15. ^ Abb. 1(*>. 

Monotar sob ills aeriiginosiis Koch. 

Mittclstiick voin Coxosternum rlcr Kiefer- Kndprlietlei- (dues Kieterfnbes, 

fiiBe, Aiisicht von nnteiu 125 x 125 x. 


K)- Antennenglied lV 2 ii^a-l, das 15. fast doppelt so lang wie breit. Klaue der 
Gonopoden des $ einspitzig. Endbeine mit N(‘benkralle 

3. takakuivai n. sp. (Sachalin). 

f. Die Ocellen (1-6 jederseits) stehen annaheriid in einer Langsnuhe. Von 
den ventralen Stacheln am 1. Beinpaar sind zwei langer als ihr Glied breit 


(Abb. 17 yY). 14. Beinpaar ohne Nebenklaiie. 13. Beinpaar ohne Trochanter- 


stachel. 


Prafemur am 14. und 15. Beinpaar 



Tibia an den End- 


beinen des $ ohne Fortsatz. 


i) Hierhin gehort auch ocellatus Verb, (aus Cilicien) von Nr. 3 und 4 leicht 
zu unterscheiden , iridem 1. die meisten Antennenglieder langer als breit ^ind 
(bei cieruginosus und vulpes die meisten breiter als lang), 2. die Porodonten am 
Coxosternum nicht (wie in Abb. 13 und 16) neben und vor den auBeren Zahnen 
stehen, sondern weit nach auBen auf einem eigenen Vorsprung, indem also das 
Coxosternum -Mittelstuck nach auBen verbreitert ist (Abb. 7 in meinem Litho- 
biiden-Aufsatz 1925, Arch. Naturgesch.). 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


189 


X Jederseits nur init einein Ocellus, der sich weit hinter dein Schlafeiiorgan 
befindet. Prafemur der Endbeine des nach end warts nur wenig er- 

weitert. 12. Beinpaar — ^ 18. Bein})aar - sonst wi(‘ bei aerugirumis 

(g(m 7 imiis) (Abb. Gl) aeruginosus zipsianus n. subsp. 

X X rlederseits in it 8-G Ocellen, deren vorders ter sich neben deni Schlafeiiorgan 
befindet (Abb. G2). Prabnnur der Endbeine des ^ nach endwarts stark 

keulig erweitert (Abb. G8 und Go), 12. Beinjiaar ; 18. Beinpaar 

2-87 87 2^8 ’ 

V^on den 5 Prafeniurstachein am 15. lieinppar ^ ist keiner verkkdnert, 
sic sind alle mindestens .5nial liinger als hrvit. Femur innen lV 3 nial langer 
als das Prafemur, das Femur dreimal langer als breit. Am 14. Bi'injiaar cJ 
der ventro-prafe morale Stachel (d-wa halb so lang wie der mittlere. 4-G 
Ocellen j(‘d('rseits (Abb. G2 und G8) 8. aeruginosiis Koch {geniiin/us m.). 

O Die 2 -f 2 Zahne d(‘S Coxostcuamms der Ki(‘ferfiiBe sind urn ihr(‘ dop])elte 
Breite voneinander entfernt (Abb. 15). Blaschen der (riftdrusen langer, die 
Klaue weniger gebogen (Abb. IG) var. m. 

( )() Die 2 4- 2 Zahne sind nur um di(‘ Breite* (‘in(‘s von ihnen voneinander ('iit- 
fernt (Abb. 18), Blaschen der (dftdriise kiirzer, die Klaue rnelir gebogen 
(Abb. 14) var. vulpes m. 

Die 5 Prafemurstach(‘l am 15. B(‘in[)aar sind, mit Ausnahine des v(‘ntral('n 
mittleren so verkle inert, dab sie* hoc listens doppelt so king wie breit, 
der innere Dorn ist trotz seiner Wrkleinerung deiitlich dr(‘izahnig (Abb. G5), 
Prafemur und Femur am 15. Beinpaar cJ innen ungefahr gleich lang, Fe^niur 
kauni zweimal so lang wie* breit. Die Verkleinerung vein 4 Prafemur* 
dornen gilt in etwas ge‘ringereni Oraele auedi fiir das 14. Beinjiaar des 
so ist ele‘r innere ve‘ntrale Dorn nur ^7 sei lang wie* eler mittle‘re. 8 Oe*el1e‘n 

4. austriavus n. sp. 

g. 1. Beinpaar heichstens mit 2 Deirne'n, 14. Beinpaar am Prafemur he)e*h- 
steiis ^ Dornen, 15. Beinpaar ebeiifalls am J^rafemur hochstens ^ . An- 

tennen 28-28gliedrig, 8 Oce*llen jederse*its 

G. duhoHcqm Brol. (-= oleanim Verb.). 

2 

h. 1. Be'inpaar mit 8 Dornen (Abb. 18), 14. Bein])aar am Prafemur ^ , 15.Be*in- 

o 

1-2 

paar , Antennen 25-81 gliedrig, Oe?elle*n jederseits 2-5^) 

7. microps Mein. 

^) AnzuschlieBen ist hier trehinjanus Verb. (Suddalmatien und sueiliche 

Herze*govina) mit 42-49 Antennengliedern, jederseits 1 j B Ocellen, 1. Bein- 

9 11.ro- 9 0 2 0 0 ',^,. , ^ . 

paar ^ ^ 15. Beinpaar ^ ^ ^ 15. Beinpaar des (J hinten am Femur oben 

mit punktartigem Grubchen, Tibia oben starker behaart und vein diesen Haaren 
die terminalen am Ende etwas verdickt. 



190 


W. Verhoeff 


X 3-4 Ocellen jederseits, der Ring der Schlafenorgane nur wenig groBer als 
ein Ocellus rnicrops (genuinus)’^). 

X X Nur zwei Ocellen jederseits, der Ring der Schlafenorgane viel groBer als 
ein Ocellus rnicrops Mops Verb. 

XXX Jederseits 5 Ocellen, davon 4 hintereinander gelegen, der Ring der SchlMen- 
organe groBer und dicht vor dem vordersten Ocellus gelegen. 

microps pracchiensis Verh. 
In den Gonopoden sowohl als auch in der Bestachelung der Beinpaare und 
dem Bau der Antennen und KieferfuBe stimmen diese niicrops -Formen 
iiberein. 



Abb. 17. Monotar fiohius aeruginoaus Koeh. Abb. 18. Monotarsobivs rnicrops Mein. 
Vior Telopoditglieder des 1. Bcines von iinton und vorn gesehen, 
y unterca* Htachcl, a vordcrer, d ol)erei\ 125 x. 


i. Antennen 20gliedrig. Trochanterprafemur auBen nicht erweitert, die Telo- 
podite der KieferfuBe sind iiberhaupt ungewbhnlich schlank, auch die beiden 
Zwischenglieder nicht so breit wie bei den Verwandten. $ 4^/2 mm, daher 
eine der kleinsten Lithobiiden-Arten (Abb. 21 und 22) 

8. catascaphius n. sp. 

k. Antennen 2r>-47gliedrig, Trochanteroprafemur auBen erweitert (Abb. 19), 

iiberhaupt die Teloiiodite der KieferfuBe nicht so schlank wie bei Nr. 8 und 
die beiden Zwischenglieder von gewohnlicher Breite 1, m. 

l. Antennen 26gliedrig, das Endglied so lang wie di(' 3 vorhergehendeii zu- 

sammen, Coxaldriisen 2, 2, 2, 2, 15. Beinpaar q j j (I (1. Beinpaar ?), 

6^/2 mm. (In rneiner Diagnose, Berlin, entom. Zeitschr. 1900, li >8 
sind die Gonopoden als ,,viergliedrige“ angegeben, was naturlich ein Druck- 
fehler ist und eingliedrige heiBen sollte!) ... 9. apfclhecki Verh.^*-^). 

^) Den microps hurzenlandicAis Verh. (Chilopoden der Irisel Elba, Zool. Anz. 
95 [1931] 308) glaubte ich voriibergehend einziehen zu sollen, aber eine neue 
Priifung der Karpathentiere hat mir gezeigt, daB diese durchgehends ausgezeichnet 
sind durch den Besitz von nur zwei ventralen Stacheln am PrMemur des 14. 
und 15. Beinpaares. AuBerdem besitzt dieser hurzenlandicus 30-37 Antenneii- 
glieder und 4-6 Ocellen. — Herkulesbad, Siebenbiirgen, Nord und Slid, durch 
Karpathen bis in die Tatra. 

Mon. microps wardaranus n. subsp. nenne ich Tiere, welche mit dem hurzen- 
landicus im Besitz von nur zwei ventralen Stacheln am PrMemur des 14. und 
15. Beinpaares ubereinstimmen, sich aber durch den Besitz von nur drei Ocellen 
und nur 2 4 Antennengliedern in beiden Geschlechtern unterscheiden. — Hohle 
bei Skoplje. — S. Serbien (Dr. Karaman). 

^) Da mir apfelhe^ki und reiscri nicht mehr in natura vorliegen, meine Dia- 
gnosen aber iiber verschiedene, spater von mir als wichtig erwiesene Charaktere 
keine Auskunft geben, bleibt hier eine Liicke. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


191 


m. Antennen 3G-47gliedrig n, o. 

n. Antennen 36-38gliedrig, Arten 8-10 min Jang. 

X Coxaldriisen 1,2, 2, 2, 15. Beinpaar ^ ^ ( 1. Beinpaar ?), 8 mm lang 

10. reiseri Verb. 

1 0 2 0 0 011 

XX Coxaldriisen 2, 2, 3, 2, 15. Beinpaar 1. Beinpaar - ^ 14. Bein- 

0 0 3 1 0 ,,, , 

0 1 3 2 0’ n. sp. c?. 

o. Antennt‘n 47gliedrig. Coxaldriisen riind, 3, 4, 5,3, das 15. Beinpaar — r 

0 1 3 10 

1. Beinpaar ^ yy; 14. Beinpaar - ^ O 1 ’ Id mm king 

12. lakcdniam^ Verb. 

In der einfacben Endkralle niebt nur des 15., sondern aiieb des 1 4. Bein- 
paares stimmen (‘Jecirinus iind Jakfdriirenms iiberein. 





Abb. 20. 

M onotarsohi us elcctrinus ii. sp. 

Abb 19. Linker KiofcrfuB uiid Halfte (i(‘s 
C'oxostermmis, Aiisicht von iinteii, 50 x . 

Abb. 20. Vordcros Mittolst ik-k dos 
Coxostermiiiis von unton K<^*sclu‘n, 125 x. 



Abb. 21. Motwfarsoblus ratascaphius n. sp. 

Idnkor KioforfuB iind Hillfte des 
(-oxostornunis, Ansicht von unton, 125 x. 


Motmttirsobius aeruginosus var. rulpi*s m. 

imd $ 6^/2 mm lang. KOrper cinfarbig gelb. Antennen 20- bis 
22gliedrig. Als Erganzung zu den im Schliissel genannten Merkmalen 
erwahne ich folgendes (Abb. 13 und 14): 

Ring der Schlafenorgane groBer als die Ocellen, Coxosternum der 
KieferfiiBe sofort neben dem Porodont abgcschragt (Abb. 13). Zwischen- 



192 


W. Verhoeff 


raum zwischen den 2 Zahnen nicht breiter als einer von ihnen. Coxal- 
driisen rund, 2. 3, 3, 3. J4. Beinpaar ^ ^ Kralle einfach, 15. Bein- 

paar ^ ^ ^ Kralle einfach, Genitalhocker des halbkugelig init 

^01310 

drei Borsten. zwischen beiden ein stuinpfwinkeliger Vorsprung niit 
zwei Borsten. 14. und 15. Beinpaar des verdickt. Die 2 + 2 Sporen 
des $ schlank. spitz, dicht aneinander, die inneren 2/, so lang wie die 
aufieren, die Klanen 2 (3) spitzig. 

Vorkommen: IG. IV. sammeltc ich boi den Plitvioer Seen in Kroatien 
2 4 $. 


Monotavsobius aeruffinosuH zipsianus n. subsp. 

HVoinni, fuchsgclb. Antennen 1 8-23glicdrig, Schliifenorgane oval 
und recht groU (s. Abb. 04). weit vor deni einzigen Ocellus gelegen. 
Coxaldrhsen 2. 2. 3. 2. Ein ventro-priifcraoraler Dorn beginnt erst 
am 10. Beinpaar. 2. Tarsus am 14. und 15. Beinpaar des verhaltlich 

dick. 1 2. Beinpaar II 13. Beinpaar || ^ ^ Kralle mit Neben- 

stab, (1(T 2, Tarsus von gewohnlicher sclilanker Beschaffenhoit. 

14. Beinpaar ^ ^ J ||; 15. Beinpaar ^ ~- ||; Klaue am 14. und 

111 • 121 

15. Beinpaar einfach. 1. Beinpaar - 2. Beinpaar - ^ 

Vorkommen: 2 erbeutete ich am 31.V. 05 bei Neusohl in oSiordungarn 
irn Fagns-Walde. 


Monotarsobhis austriacus n. sp. 

Von dieser diirch das 15. Beinpaar des^J sehr ausgezeichneten Form 
(Abb. ()5) ist mir nur das und nur aus Niederosterreicb (Tvirkenloch, 
gesammelt von Vornatscher) bekannt. Ob bei dieser und aucli der 
vorigen Form sich die Weibchen eben falls durch die Gonopoden unter- 
scheiden, niuB die Zukunft leliren. 


Mono tar sohius electrinus n. sp. c? 

10 mm lang, blind, hellgelblicli. Hinsichtlicli der Kieferfiifie ver- 
gleicbe man Abb. 19 und 20, sowie den vorigen Scldiissel. Antennen 
37-38glied.rig, kaum Vs der Korperlange erreichend. Die meisten 
Glieder breiter als lang. Ring der Schlafenorgane sehr groB, etwa 
der Breite der antennalen Basalglieder erreichend. Coxaldriisen rund, 
2, 2, 3, 2. 



Zur Keiintnis der Lithobiiden. 


193 


1. Beinpaar 
io « ■ 00112 

12. Beinpaar 

15. Beinpaar ^ ' - jil 


2. Beinpaar 


13. Beinpaar 


0 11 ,.11 

j ^ ; Krallen 
0 0 2 1 1 


lang und schnial; 
0 0 3 1 0 


14. Beinpaar 


0 (I 2 3 2’ ‘ 0 1 3 2 0’ 

ohne Seitendorn und rnit einfacher Eudkralle, 


aucli oline sexuelle Aus/eichnung. 

Innen an Femur, Tibia und Tarsalia des 14. und 15. Beinpaares 
siebartig diclit gestellte Drlisenporen. wiilirend sol die am Prii femur 
ganz fehlen. 

Vorkornmon : 11. X. 34 ent(l(‘ckt(‘ ich das einzigc' mir hokarnito J in eiiiein 
Bachtal bei Crevenna (nordlich Erba) an kala.skaphis(*heni I^latze, 430 in liocb. 


Monotar sobius takahmvai n. sp., ? 

9 12 mm lang, mil 20 Antennengliedern, () Oeellen in zwei iiber- 
einander liegenden Reiheu. die Sddafenorgane grolSer als die vorderen 
Oeellen. 5. Antennenglied kaum langer als breit, 10. Glied O/mial 
langer, 15. fast doppelt so lang wie breit. 

Coxosternum mit 2 - kniftigen Zalinen. Die didit am Rande 

stehenden und von den aulieren Zahnen etwas naeh auBen abgeruckten 
Porodonten an der Basis angesdiwollem neben ilinen der Rand steil 
abgesdiragt. Porenteil der Giftdriisen ziimilieh kurz. nur zweimal langer 
als breit. 

Alle Tergite ganz abgerundet, Poren der C^oxaldriisen rund : 3), 4, 4, 4. 
Gonopoden des 9 2 + 2 Sporen. vvenig spitz, etwas auseinander- 

geriickt, der innert^ iPlmal der iiiiBere 4mal langer als breit, die Klaue 
lang, liakig gebogen und einspitzig. aber in der unteren Biegung 
mit einem zarten, vorragenden Blattrand. 

1. Beinpaar j , <ler groBe Tibialstaehel langer als die Tibia breit. 

. ') 

Driisenporen fehlen am 1 . Beinpaar vollstandig. 2. Beinpaar “ “ .v 
13. Beinpaar ^ H ^ Kralle mit Nebenkralle Ya ling wie jene, 

eine Nebenborste von ‘^/g Krallenlange. J5. Beinpaar ohne 

vSeitendorn, mit Nebenkralle, halb so lang wie die Hauptkralle. 

Vorkommeii: Ein $ aiis der Ibngegend von Tokyo verdankc^ ich Herrn 
Takakuwa (in Tokyo), deni es gewidinet ist. 

Anmerkung: In seinen Myriapoden der Vi^ga-ExpcHiition, Arkiv for Zoologi, 
Stockholm 1009, Bd. 5, Nr. 3 gab Attems einen Schlhssel von 
Arten, in welchen er vosmlerl Verb, und pimllm Latz. mit IJnrecht aufgenommen 
hat, wie man aiis dem Folgenden ersieht. Aiich Porat ist mir als Mono- 

tarsobius noch recht zweifelhaft. Die von Attems als cras.npe.s holstii Poc. be- 



194 


W. Verhoeff 


zeichnete japanische Form stimmt mit takakuivai im Besitz von Endbein-JVeben- 
krallen liberein. Da sie aber sonst fast ganz mit crassipes iibereinstimmt, also 
auch dreispitzige Klaiie der Gonopoden des $ besitzt, kann sie mit jenem nicht 
zusammenfallen. Uber die Form der Antennenglieder ist nichts bekannt. 

Von Monotarsohius arcticus sagt Attems: mit 2 -f- 2 Genitalspornen. Die 

Klaue der weiblichen Gen. A. hat drei kurze Hpitzen, die aber manchmal ganz 
verwischt sind, so daB die Klaue dann einspitzig erscheint.^ Wenn letzteres 
richtig sein sollte, dann hiitte iiber die Gestalt der Klaue Naheres angegeben 
werden mussen, ebenfalls iiber die der Sporne. Nchmen wir einmal an, daB zwi- 
schen arcticms und takakuivai hinsichtlich der Gonopodenklaue des $ kein Unter- 
schied bestande (die Endbeine besitzen bei beiden eine Nebenkralle), dann sind 
doch immer noch mehrere Unterschiede gegeben, denn arcticus besitzt 10- IB 


Ocellen,ist 15-17 mm lang, hat aber trotzdem am 15. Beinpaar Dornen ^ 3 9 0 

und seine Antennen werden als ,,ziemlieh kurz“ bezeichnet, was also dafur spricht, 
daB sie deiieii des crassipes ahnlich sind. Als asiatische Arten mit 3 + 3 oder 
4 ~|- 4 Genitalspornen des $ sind sibiricus (irerstf. und tricalcaratus Attems zu 
nennen. Beide bediirfen aber der Nachpriifung, ob sie wirklich zu Monotarsohius 
gehoren. — 


Kiirzlieh erhielt ieh dureh Herrn Takakuwa aus der Gegend von Tokyo 
(Sapporo) au(;h einige Mannchen dieser Art, iiber welche noeh folgendes zu 
sagen ist: (J 12 mm, am 14. und 15. Beinpaar ohne jede besondere Auszeiehnung. 


15. Beinpaar 


1 0, 2-3, 1 0 

0 


mit Nebenklaue. Gonopoden ungegliedert(‘ Hoeker mit 


einer Borste bildend, das Plilttehen zwischen ihnen ist naekt. Coxaldriisen 3, 4, 4, 3. 


Mono tar sobius catascaphius n. sp. ? 

$ 4^/2 mm lang mit 20gliedrigen Antennen, deren Endglied so lang 
wie die drei vorletzten (Jlieder. Ring der Scldafenorgane so groB wie 

Abb. 22. M onotarsohius (‘aiasrap?i.ius 11 . sp. 
Vorderes Mittelstiick des (loxostermirns 
von niiteii j^eseben, 220 x . 

bei elecirinus. Durch die in Abb. 21 und 22 dargestellten KieferfiiBe 
ist diese Art vor alien Verwandten ausgezeichnet, die beiden Zwischen- 
glieder Femur und Tibia sind kauni doppelt so breit wie lang. Die beiden 
Coxosternalzahne sind einander viel niehr genahcrt als bei der vorigen 
Art. (Abb. 22) — Coxaldriisen 2, 2, 2, 2. 1. Beinpaar nur unten an der 

Tibia mit Stachel, kaum halb so breit wie diese. 2.-13. Beinpaar |* y ; 
14. Beinpaar ^ yg ^ der 2. Tarsus erreicht ^/g des 1. 15. Beinpaar 
y ® ’ der 2. Tarsus erreicht der Lange des 1 . Das 14. und 16. Bein- 




Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


195 


paar mit einfacher Kralle, das 1.-15. mit Nebonkralle und Neben- 
borste. Porensiebe innen am 14. und 15. Beinpaar ganz wie bei dec- 
trinus verteilt, aber die Poren weniger zalilreich. 

Vorkommen: Audi diese Art lebt subterran und kataskaphisch, und zwar 
in der Nahe von Vestone im Chiesetal unter hohen Kalk-Steilfelsen auf einem 
Schuttkegel, der sich groBtenteils in ,,ewigeni“ Sehatten befindet. Er liegt nainlich 
unter hoeh uberhangenden und zugleidi vorwiegend naeh N gerichteten Felsen 
und besteht tc'ils aus Humus, teils aus Triimmerniassen. Wegcuj d('r Dberhang- 
felsen ist di(‘ Hbhlung, welehe sieh uber dcmi Schuttkegel befindet, teils sehr 
trocken, teils durdi Tropfwasser b(‘feucht(‘t. V^on Gestrauch hat sich dort nur 
Samhurus (durch Aogel verschle|)j)t) angesiedelt. Unter Trummerniassen, die ich 
abtrug und dabei 8 $ des catasraphius crbeutete, zeigten sich Brandreste, welchc 
auf uralt(‘ Besiedidung dicsc'r hohen Hohlung hinweisen (20. IV. 84). 

Liihobius 

Wie im vorigen bereits besprochen worden ist, werden von mir 
als echte /v?7//Yifey'//.s*-x\rten nur solche betraclitet, welehe an alien Tarsen 
zweigliedrig sind. In deni folgenden Schllissel, welcher ein dringendes 
Bedurfnis geworden ist, fasse ich hauptsachlieh diejenigen Fornien 
zusammen , welehe aus Deutschland , Sch weiz, Osterreieh , Balkan- 
landern, Nord- und Mittelitalien bekannt geworden sind, doeh wird 
aueh eine Reihe anderer Arten mit berueksiehtigt. 

A. If). Tergit J hinten jederseits in cinen von vielen Poren durchsetzten Fort- 

satzlappcn ausgezogen ITntergattung PleuroHthohm<^ Verh. 

(I)i(‘ hierhin gehdrigen sudinediterranen Fornien halx' ich bereits in meinen 
fnih(‘ren Lithobiiden-Aufsatzen Ixdiandclt.) 

B. 15. T(‘rgit hinten ohne Fortsatze, deni des ^ ‘il^o ahnlich 

Untergattung LithohiuH s. str C, 1). 

C. AuB(‘r dem 0., 11. und 18. ist auch das 7. und nieist noch (i. Tergit hinten 
jedc'rseits in einen Fortsatzlappc^n ausgezogen^). 

a. Coxosternum der KieferfiiBe nur niit 2 f - Ziihnen. Hiiften am 14. uml 

15. Beinpaar || , 15. Beinpaar mit ^^"ebenkralle, (4onopoden des $ mit ein- 

spitziger Klaue 1. HUvivagus Verh. (Siebenburgeii). 

b. Coxosternum der RkderfiiBe mit 4 + 4 oder meist noch mehr Zahnen, 

15. Beinpaar ohne Nebenkralle c, d. 

c. Poren der Coxaldriisen, klein und rund, (>. Tergit ohne Fortsatze 

2. rariegatus Leach (England und Irland). 

d. Poren der Coxaldriisen groB und langlich e, f. 

^) Bei L. elegans Szeliwanoff (Kaukasus) sind die Fortsatze am (>. und 7. Tergit 
schwach entwickelt oder fehlen auch ganz. Diese Art unterscheidet sich von 
Nr. 1-4 (mit mehr als 80gliedrigen Antennen) schon leicht durch den Besitz von 
nur 20 Antennengliedern, auch besitzen die Gonopoden des $ eine einfache 
Klaue, ohne Nebenspitzen. 


196 


W. Verhoeff 


e. Nur das 7., 9 ., 11., 13. Tergit mit Fortsatzlappen 

3. validus punctiilatm Koeh. 

f. AuBerdem aucli noch das 6 . Tergit mit solehen F . . . g, h. 

g. Tergite und Sternite glatt und unpunktiert, 14. Beinpaar ^ ^ ^ 15. Bein- 

y)aar | y Antermen 48gliedrig, 15 Ocellen, 15 mm lang 

4. molleri Verb. (Portugal). 


1 ). 

E. 


(Berlin, entomol. Zeitschr. 38 [1893] 317.) 

1031 1 . 103 1 0 

Tergite und Sternite runzelig, 14. Beinpaar ^ 15. Beinpaar ^ 3 3 j _2 ’ 
Antennen 40-48gliedrig, Oeellen 20-30. 

KieferfiiBe stark piinktiert, PrMemur und Femur am 14. und 15. Beinpaar 

oben mit je zwei Langsfurchen 5. vaJidus M('in. (gmmrius), 

Kiefcu’fiiBe unpunktiert, 14. und 15. Beinpaar ohne diese Langsfurchen 

(). validus vasconicus dial. (S.-W.-Frankrei(*h). 


Das 0. und 7. Tergit hesitzen niemals Fortsatzlayipen, aber am 9., 11., Lk 
oder 11. und 13. koniien si(‘ vorkomimm, aber bei vielen Arten fehleii sie 


ganzlich • 

Ocellen felilen meisPuis vollig, wenn aber zwei winzige Oeellen jederseits 


vorkommen, gibt es zugleich 4 + 4 KieferfuB-Zahne. 

/\ Antennen mit iibivr hundert (100) 01ied(‘rn. (Maximalzahl !) Vordeirand 
am Coxosternum der KieferfiiBe mit 3 + 3 winzigen Zabnen und auBen 
daiK'ben die Porodonten zabnartig und groBer als jene. Alle Iergit(‘ ab- 
(rerundet 7. rnatuJirii Verb. (Herzegowina-Hcibkm). 

* I 

AA Antennen nicbt liber 70gliedrig ’ i ‘ 

a. 49-03 Antennenglieder, Oeellen feblen ganzlieb. Nur das 13. Tergit mit 

Andeiitungen von Fortsatzen d. 

b. 33-43gliedrige Antennen. Jederseits zwei winzige Oeellen, erbebbeb kleimu’ 
als der Ring der Seblafenorgane. Alle Tergite vollig abgeriindet. 4 + 4 

.1 

C/oxosternalzahne der KieferfiiBe. Hiiften 15. Beinpaari' 


8 . dahlii Verb. (Mittelitalien). 

1 0 3 1 0 

c. 2 + 2 Coxosteriialzabne. Antennen 58-03gliedrig. 15. Beinpaar ^ ^ 

9. allotyphlus Silv. (l+renaen-HOblen). 
(j 3 3 Oder 4 + 4 Coxosteriialzabne. 

1 0 3 10 

X Antennen 49-51gliedrig, 15. Beinpaar ^ y ^ 

10. cavcrnicola Fanz. (Hohlen in Italien und Siidfrankreieh). 
10 3 10 

X X Antennen 58-OOgliedrig, 15. Beinpaar ^+333 

11. mvernicol/i typhlus Latz. (Pyrenaen-Hohlen). 

F. Ocellen stets vorhanden und oft zahlreicb, sind ausnahmsweise aber nur 

1 Oder 2 Ocellen vorhanden, dann gibt es zugleicb nur 2 + 2 Coxosternal- 
zahne It, H. 

G. Antennen 19-23gliedrig, alle Tergite ohne Fortsatze. 

(Primitivste Lithobius- Grxxppe, von welcher ich, da sie in Europa nicht 
vorzukommen scheint, einige asiatische Arten anfiihre.) 



Ziir Kenntnis der Lithobiiden. 


197 


a. 2 + 2 Coxosternalzahnc. Alle Poren der Coxaldriisen rund. Ocellen G. 
Ain 15. Beinpaaar des reifini ^ eiiie Langsfurehe an Femur und Tibia. 

X 15. Tergit l^/ginal langer als breit. Hintere Beinpaare des cJ nicht besonders 
verdickt, Prafeniur am 15. Beinpaar cj aul3en rnindestens 8mal langer als 
breit, Femur mehr als 4mal langer als breit. 2 + - Sporne d('s $ rnindestens 
so weit getrennt wie ein Sporn breit . 12. 'nossekri Verb, rj 9 (Palastina). 

XX 15. Tergit ungefahr so lang wie breit, 12.-15. Beinpaar c? verdickt, be- 
sonders das 14. und 15., Prafeniur am 15. auBen nur li/^mal langer als breit 

18. 'pachyjyuH VTrh. ^ (Palastina). 

W. sachalinus n. sp. (Sachalin) ist nahe vervvandt mit Nr. 12 und 18, 
besitzt aber schwaehe V5)rsprunge am 18. Tergit, das 18.-15. Sternit des 
sind sparlich beborstet (bei den beiden vorigen in der Hintiudialfte kurz 
aber dicht beborstet), oben inrum am Femur des 14. Beinpaares q eiiu' 
Auftreibung und vor d(‘m Knd(‘ eim* diehte Borst(‘ngrup])e. 

b. () f () Coxosternalzahne, Poren der Coxaldriisen groBtenteils queroval. 

Oeelhui 10-11. Hintere T(‘rgit(‘ rauh durcli b(4)orstet(‘ Knotclu'n. Die 
2 I 2 Sporiu' des $ stehen nahe, nicht so weit getnmnt wie ein Sfiorn bndt, 
Klau(‘ 2spitzig 14. cilicius Verh. $ (Cilicicm)^ ). 

H. AnteniKm 25-70gliedrig, hilufig das 11. oder 18. oder auch noch 0. Tergit 
mit F\)rtsatzlap])('n I, K. 

d. Hinterrand des 0,, 11., 18. Tergit jederseits in einen dreieckigen Foi’tsatz- 
lapjien ei’weitert 

a. Coxost(‘rnum d(‘r Ki(‘f(‘rfiiBe mit 4 ^ 4 bis 7 -j- 7 Zahnen, s(4ten nur mit 

8 f 82) d. 

b. Coxosternum mit 2 + - Zahnen n, o. 

c. das 15. B(‘in|)aar mit (‘infaidier Endkralk* e, f. 

d. Das 15. B(‘inpaar aindi mit Nebenkralle i. k. 

e. Kief(‘rfuB(‘ besonders stark, an den Seiten des Kopfes breit vorrag(‘nd. 
All(‘ T(4o|)oditglieder der KiiTerfiiBe (mit Ausnahrne des Tars unguium) 
siebartig dicht von Poren durchsetzt, besonders aber auch die Vord(‘r- 
halft(' d(‘s Coxosternums. 14, und 15. Beinpaar mit Drusenporen an alliMi 
Telopoditgliedern, niaBig dicht zerstreut, iniH'ii und an Ben 

15. insignis Mein. (2 Kassen, Spanien und Portugal). 

f. KieferfiiB(‘ von normaler Starke, die Telo})oditglieder nur von zerstreidmi 
Ponm durchs('tzt, welche nirgends siebartig zusammengedrangt. Am 14. 
und 15. Beinpaar Trochanter und Prafeniur ohne Dnisenj)oren, die iibrigen 

^) Diejimige Form des schon olxm erwahnten clcgans Szel., welche am G. und 
7. Tergit keinc Fortsiitze besitzt, unterscheidet sich von rilicim leicht durcli 
einfache Klaue der (lonopoden des $ und Fortsatze am 0., 11. und 18. Tergit. 

2) Von dmi hierhin gehorigen und hier aufgefiihrtcm Formen besitzt nur 
dalniaticus unten an den Hiiften des 15. Beinpaares eimm Stachel, dasselbe gilt 
fill* pilicorriis. Man findet diesen unten unter N, zusammengcstellt mit seinen 
naturlichen Verwandten. Der dnhnaticus unterscheidet sich von jnlicornis durch 
die Endbein-Nebenkrallen, durch langere Antennen mit 48 (diedern (gi'gcm 80-85 
bei pilicorriis) und durch 8 Stachel unten am Femur des 15. Beinpaares (ob noch 
andere Unterschiede vorliegen, weiB ich nicht, da ich den dalmalicus nicht in 
natura kenne). 


198 


W. Verhoeff 


Glieder innen siebartig dicht durchbohrt, auBen fast ohne Poren (Ans- 
nahme forf. britannicorum) h. 

[16. piceiavus Verb. Peloponnes, ^ fiiidet hier seinen natiirliehen Platz. 
12V«j:nini. 15. Beinpaar Tibia mit schwaeher Furebe, 5 Ocellen, Antennen 
38-89gliedrig, 8 + 6 Coxosternalzabne, Coxaldriisen 2, 2, 8, 8, Fortsatze 

am 9., 11., 18. Tergit niir maBig stark, 15. Beinpaar q“ 

Hliftseitendorn, obne Nebenklaue.J 

g. Gonopoden $ mit dreispitziger, breiter Klaue. 

X Hiiften am 14. und 15. Beinpaar mit Seitendorn. Tergite besonders der 
Hinterbalfte gerunzelt, Coxosternalzabne 4 + 4 oder 5 + 5. 15. Bein- 

paar cJ Femur und Tibia oben abgeplattet 

17. corcyraeus Verb. (Griecbenland). 

X X Hiiften am 14. und 15. Beinpaar obne Seitendorn. Tergite obne Runzeln. 
15. Beini)aar Femur und Tibia oben niebt abgeplattet, aber Prafemur 
und Femur oben mit je zwei feinen Furcben, Coxosternalzabne 5 -j 5 bis 
7 + 7. Gonopodenbocker des zweigliedrig (forficatus). 

A Femur, Tibia und Tarsus am 14. und 15. Beinpaar innen siebartig diebt 
von Poren durcbsetzt, sonst sind sie nur sparlicb zerstreut 

18. forficatus Latz. (geriuimis m.). 

(X. Poren der Coxaldriisen seblitzartig, scbrag 

var. forficatus (Mitteleuropa). 

/I. Poren rund var. hortensis Kocb (Mediterrangebiet). 

A A Alle Telopoditglieder am 14. und 15. Beinpaar nur von zerstreuten Poren 
durcbsetzt, nirgends siebartig diebt. Poren der Coxaldriisen rund 

19. forficatus britannicorum n. subsp. 

(Diese Form erbielt icb aus Siidengland, weiB aber niebt, ob sie dort den 
gewobnlicben forficatus ersetzt.) 

XXX Hiiften am 15. Beinpaar mit Seitendorn. Tergite obne Runzeln, Coxo- 
sternalzMine 8 + 8, 15. Beinpaar ^ am Femur aufgetrieben und mit l^angs- 
furebe 20. rupicola Brol. (Pyrenaen-Hoblen). 

b. Gonopoden $ mit sebmaler, einspitziger Klaue. 

X Hiiften des 18.-15. Beinpaares obne Seitendorn. Gonoj)odenbocker ^ 
2gliedrig. 

O Korper strobgelb bis fuebsig, 5 + 5 oder 6 + 6 Coxosternalzabne. Femur 
15. Beinpaar ^ mit feiner Langsfurebe 

21. parieium Verb, {genuinus) (Ungarn, Rumanien). 

OO Korper braun, 4 + 4 oder 5 + 5 Coxosternalzabne. Femur 15. Beinpaar 
obne Langsfurebe parieium var. mecsekensis Verb. 

X X Hiiften des 18.-15. Beinpaares mit Seitendorn. Riicken gelbbraun, An- 
tennen braunsebwarz, am Grunde beller, 4 + 4 Coxosternalzabne 

22. nigripalpis Kocb (Griecbenland). 
i. Hiiften des 15. Beinpaares unten mit kraftigem Stacbel. Hiiften des 14. 
und 15. Beinpaares mit Seitendorn. Tergite kornig bis runzelig. Antennen 
48gliedrig 28. dalwAiticus Latz. (Siiddalmatien). 

k. Hiiften des 15. Beinpaares unten obne Stacbel 1, m. 

l. Alle Hiiften obne Seitendorn, Gonopoden ? mit 2 + 2 Spornen 

24. forficatus calamatanus Verb. (Peloponnes). 



Zur Keiintnis der Lithobiiden. 


199 


m. Wenigstens die Hufteri des 15. Beinpaares mit Seitendorn. 

X Genitalklauen $ breit, 2-Bspitzig. 

O Nur das 15. Beinpaar mit Hiif ten seitendorn. Meistens 4 + 4 Coxosternal- 
zahne. Gonopoden $ mit B + 3 Spornen. 

A Endbeine normal 25. pimus Koch (geMumus). 

AA An den Endbeinen der Tarsus plotzlich auffallend diinner als die Tibia 

2b. picms gracilitarsis Brol. (Siidfrankreich). 

OO Hiiften des 13.-15. Beinpaares mit Seitendorn. 5 + 5 Coxosternalzahne. 
Gonopoden $ mit 2 + 2 Spornen 27. piceus pmgrinus Latz. (Adria). 

X X Genitalklauen $ schmal und einspitzig. 

O Gonopoden $ mit 3 3 Spornen, nur die Huften d(‘s 15. Bcunpaares mit 

Seitendorn 28. piceus nmianus Mein. 

OO Gonopoden $ mit 2 + 2 Spornen, Hiiften am 14. und 15. Beinpaar mit 
Seitendorn 23. piceus hulgaricus Verb. (Bulgarien). 

30. viriatus Szel. (Kaukasus) schlieBt sich an die p/m/s-Formen an. In 
seineii Myriapoden am kaukasiscben Schwarzmeerufei’, Odessa 1903, hat 
Lignau auf S. 49 zwar die Vermutung ausgesprochen, dab viriatus nur 
eine ,,varietas“ des piceus sei, aber meine Untersucbungen haben das nicht 
bestatigt, vielmebr unterseheidet sich der viriatus (der iibrigens mit 20 bis 
28 mm Lange auch groBer ist), von dem piceus wie folgt: 

1. durch kiirzere und stumpfere Fortsatze am 9., 11., 13. Tergit, 

2. durch 5 + 5 oder 6 -}- b Coxosternalzahne, wobei das innerste, parame- 
diane Paar derselben gegen die iibrigen zuriickgedrangt und zugleich kleiner 
ist (dem entspricht auch Lignaus Abb. 13), 

3. durch groBere, mit 5-() Borsten bes(‘tzt(' Genitalhocker des J und 
Nebenlappchen innen dicht neben ihnen, 

4. durch verschiedene GroBe der Nebenklauen des 15. Beinpaares, denn 

wahrend diese bei piceus der Ijange der Hauptkralle erreichen, machen 
sie b(d inriatus nur derselben aus. 

n. Klaue der Endbeine einfach <1- 

o. Klaue der Endbeine mit Nebenklaue t, u. 

p. Tibia am 15. Beinpaar (J oben vor dem Ende mit einem scharf begrenzten, 
behaarten und nach oben gerichtetem Hocker. Gonopoden $ mit 2 4 2 
Spornen. 30- 4b Antennenglieder, Ocellen 11-19, Huften am 14. und 15. Bein- 
paar , ohne Seitendorn. 

A B/iicken dunkler. Poren der Coxaldriisen zahlreichcr (7, 8, 8, 7), groBcr und 
moist quer- oval. 30 Antennenglieder. Ocellen 13. Schlafenorgan doppelt 
so groB wie die benachbarten Ocellen. Gonopoden 9 niit 2 + 2 kurzen, 
ziernlich stumpfen Spornen, die Klaue 2(3)spitzig, 14 mm lang 

31. grandiporosus n. sp. ?. 

(Das 2 erbeutete ich auf der Bodenschneidalpe Oberbayerns, 1400 m h. 
Erst das cj kann entscheiden, ob diese Art richtig neben uodulipes eingereiht 
werden kann.) 

AA Riicken heller, fuchsig. Poren der Coxaldriisen rund und zugleich weniger 
zahlreich, 35-4b Antennenglieder, Ocellen 11-19. Schlafenorgane nicht un- 
gewohnlich groB. 


200 


W. Verhoeff 


X Tibia am 14. Beinpaar cj oben hinter der Mitte mit einfachen Borsten, 
Tibia am 1 5. Beinpaar (? in Seitenansicht fast parallelseitig, der Hocker 
vorn und hinten langsam abgedacht (Abb. 23) 32. nodulipes Latz. (genuinus)^). 


X X Tibia am 14. Beinpaar ^ oben hinten der Mitte mit Gruppe stabformiger 
Borsten. Tibia am 15. Beinpaar ^ in Seitenansicht tonnenartig erweitert, 
der Hocker steiler abfallend. 

O I>or Tibialhocker hinten nicht iibergeneigt, 1. Beinpaar q ^ l’ 



Abb. 2:b Lithobius 
nodulipcs Latz. 

(J Tibia dor End* 
boino, Soitei)- 
aiisicht, 56 x . 


paar 13-14 mm lang (Abb. 25) 

33. nodulipes tenmmsis n. subsp. ( Judikarien). 
Her Tibialhocker neigt sich nach hinten liber. 1. Beinpaar 

0 c/ (F”’ 2. Beinpaar 9-10 mm lang (Abb. 24) 

34. iioduUpas inflatipes n. subsp. (Friaiil). 
15. Beinpaar (J weder oben an der Tibia, noch sonst 
irgendwo mit einem scharf abgc^grenzten Hocker. Bis- 
weilen ist aber die Tibia am Ende nach innen ausgestlilpt, 

sonst aber einfach r, s. 

15. Beinpaar ^ Tibia am Ende innen fortsatzartig aus- 
gestiilpt, ein Borstenfeld reicht vom Ende der Tibia nur 


durchs hinterste Viertel. Hiiften 15. Beinpaar , ohne Seitendorn. 32 


bis 42 Antennenglieder 

35. tylopus nicaeensis Brol. (Riviera) (2 andere Rassen s. unten). 
s. 15. Beinpaar (J ohne Fortsatzbildung. 





Abb. 24. L. noduUpes InflaMpes m. 
Tibia d(?r Endbeine, Seitenansicht, 56 x . 



Abb. 25. L. noduUpes tennensis m. 
Tibialhcickor dor End boino, 
Soitonansioht, 125 x. 


A Hiiften des 15. Beinpaares -- und mit Seitendorn. Ocellen 2- 7, sehrklein 

und blaU. Gonopoden $ mit 3 -[- 3 Spornen. 46-02 Antennenglieder 

36. crypticola Rib. (Pyrenaen-Hohlen). 
AA Hiiften 15. Beinpaar weder unten noch seitlich mit Dorn. Ocellen 11-18. 
^ 15. Beinpaar cJ Femur und Tibia verdickt, 14. Beinpaar c? oben an der 
Tibia mit Langsfurche, 36 Antennenglieder. 12 Ocellen. Fortsiitze am 9., 
11., 13. Tergit starker und spitzer als bei nigrifrons, Poren der Coxaldriisen 

rund, 1. Beinpaar j j Riicken glatt und einfarbig braun. Gonopoden (J 


^) Man vergleiche unten auch den L. noduUpes styricMS m. 




Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


201 


undeiitlich 2gliedrig, zwischen ihnen ein Plattchen mit 2 Borsten. 11 min lang 

37. simrothi n. sp. c? (Italienisehe Seealpen). 

Weder 15. Beinpaar cJ verdickte Glieder, noch 14. Beinpaar mit Langs - 
fiirche. 


X Poren der Coxaldriiseii vorwiegend quer-langlich, 40-48 Antenn(‘nglieder, 
12 Ocellen, Klaiie d(ir Gonopodcm 5 breit, Bspitzig, der innere Zahn ziemlich 

grof3. 1. Beinpaar Fortsatze arn 9., 11., 13. Tergit kraftig (Abb. 20) 

38. athesinus n. sp. $ (EtscLland). 

X X Poren der Coxaldriiseii rund. 


O Tergite ,,schwarz berandet‘'. Gonopoden $3-^3 Spornen, N^elche kurz 
und breit sind. 35-39 Antennenglieder, 1. Beinpaar y 15. Beinpaar 

7 V 39. ienehnmis Mein. 5 (Siidtirol)^). 


OO Tergite ohne dunkle Berandung. 

(X. Fortsatze am 9., 11., 13. Tergit kraftig. 
Ocellen 11, ziemlich blaO, Schlafenorgan 
grober als die Naelibarocellen. Antennen 
45-40gliedrig. Endb(‘in(‘ (J einfach. 1. B(‘in- 

paar zwischen den (Jonopoden (J 

Plattclum mit zw(n Borsten 

40. aosianus Verh. $ (Piemont). 

P. Fortsatze am 9., 1 1., 13. Tergit ziemlich knrz. 
Ocellen 14-18. Antennen 30-43gliedrig. Fimiur 
der Endbeine ^ oben abgeplattet. 1. Beinpaar 
2 1 1 

y zwischen den Gonopoden ^ keine 

Borsten 41. nigrifnmsljiWL. 



Abb. 2(). LiUmhhiS athesinus 
n. sp. > Gonopcxl vfni uiitcai 
ireschi'ii, rj') '. . 


t. Tibia am 15. Beinjiaar oben inn(‘n am Ende 

in einen Fortsatz ausgestiilpt, an welchen zugleich ein Borstenfeld zieht. 


X Has Borstenfeld an dieser Tibia, welche zugleich verdickt ist, bleibt auf 
das hinterste Viertel beschrankt und ist breiter. Antennen 32-42gliedrig 
42. ti/lojms Latz. (genumus) (Westliches Mittelitalien). 


X X Has Borstenfeld an der Tibia reicht bis zu deren Mitte und ist zugleich 
schmaler. Antennen 45”48gliedrig 

43. tylopiis pesareyisis Verh. (Ostliches Mittelitalien). 

u. Weder die Tibia noch soiist ein Glied am 15. Beinpaar ^ mit Fortsatz v, w. 

V. 15. Beinpaar (J entweder die Tibia oder auch noch das Femur oben mit 
einer tiefen Furche oder Langsgrube. Hiiften 15. Beinpaar weder unten 
noch seitlich mit Stachel. 


^) Eine mir unbekannte und iiberhaupt zweifelhafte Form! 


202 


W. Verhoeff 


X 15. Beinpaar ^ Femur und Tibia oben langsgefurcht. Rucken einfarbig. 

Ocellen 7-10, Antennen 35-49gliedrig 44. aulacopus Latz.^) 

X X 15. Beinpaar (J oben nur die Tibia langsgefurcht. 

Rucken fast immer mit dunkler Mittelbinde. Ocellen 14-23, Antennen 

47-62gliedrig. Hiiften am 14. und 15. Beinpaar 45. dentatus Koch^). 

46. sflt^aentjyrae Verb. (8udlicherSchwarzwald)besitzt (abweichend von 
dem sonst ahnlichen dentatus) stumpfere Fortsatze am 9., 11., 13. Tergit. 
besonders am 9. sind sie kurz und innen nur bogig begrenzt (bei dentatus 
groB und innen in sturnpfem Winkel abgesetzt). 14. und 15. Beinpaar an 

den Hiiften 15. Beinpaar an Femur und Tibia nur mit einem Stachel 


{dentatus daselbst 3-8). 

Rucken einfarbig. Ocellen 6-9, Antennen 29-35gliedrig 

47. pygmaeus Latz. (Siidostalpen). 
w. 16. Beinpaar ^ oben an keinem Gliede mit Langsfurche. 

X Rand am Coxosternum der KieferfiiBe auBen neben den Zahnen quer er- 
weitert, daher auch das Porodont etwas mehr abgeriickt, 31-41 Antennen- 
glieder, 11-16 Ocellen. Rucken gelblich und mit Langsbinden, nur in der 
Mitte oder auch an den Seiten. Gonopoden $ mit 2 + Spornen. Tergite 
glatt. 3. Antennenglied nur P^mal, 4. Glied P breiter als lang. Hiiften 

am 13.-15. Beinpaar ^ .... 48. nielmiops 'Sewp. glabratus Koch). 

X X Rand am Coxosternum der KieferfiiBe auBen neben den Zahnen gleich 
abgeschragt. 

A Hiiften 15. Beinpaar mit Seitendorn. Gonopoden $ mit 3 -|- 3 Spornen. 
Rucken einfarbig und glatt, Antennen 40-52gliedrig. 15. Bein])aar 

^ 49. tricuspis Mein, {genuinus). 

0 1 3, 2-3, 0-1 

AA Hiiften 15. Beinpaar meist ohne Seitendorn, wenn mit ihm, dann sind die 
Tergite runzelig. 

^ Gonopoden ? mit 3 + 3 Spornen, Riicken einfarbig und glatt 

50. tricuspis tridens Verb. (Piernont). 
Man vergleiche unten 2 andere tricuspis -Yormen. 

Gonopoden $ mit 2 + 2 Spornen. 

* Tergite ungewohnlich runzelig, Riicken dunkelbraun, 27-34 Antennenglieder. 


□ Hiiften 15. Beinpaar mit Seitendorn. 15. Beinpaar — ^ ^ 

9-11 Ocellen. Hiiften 14. Beinpaar ^ ... 61. agilis Koch (genuinus). 


□ □ Hiiften 16. Beinpaar ohne Seitendorn. 15. Beinpaar ~ ^ ^ Hiiften 


14. Beinpaar 


0 

0 


62. agilis sesianus Verb. (Insubrien). 


1) Brolemann beschrieb in seinen Chilopodes de France 1930 von aulacopus 
eine var. pyrenaicxi, ausgezeichnet durch dorsalen Hiiftdorn am 12.-15. Beinpaar. 
Fine von P. Manfredi (Milano 1932, Atti d. Soc. ital. di Scienze Natur. 71, 
272) beschriebene var. italics dagegen halte ich ftir iiberfliissig. 

2) 2 Rassen des dentatus habe ich schon an anderer Stelle mitgeteilt. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


203 


♦♦ Tergite glatt, 53 Antennenglieder, Riicken strohgelb, nur die Augen dunkler. 
3. Antennenglied IVgmal breiter, 4. Glied fast doppelt so breit wie lang, 

14. Beinpaar Hiiften --- ... 53 palmarurn Verb. (Italienische Riviera). 

K. Das 9. Tergit hinten ohne Fortsatze, am 11. und 13. konneii Fortsatze vor- 
koDimen oder nur am 13., am haufigsten aber sind alle Tergite fortsatzlos, 

also hinten vollig zugerundet " L, M. 

(X, In beiden Geschlechtern sind beide Tarsen des 15. Beinpaares seitlich zu- 
sammengedruckt und innen gefurcht. 

X Coxosternum mit 4 + 4 Zahnen 54. ivermis Koch (Spanien), 

X X Coxosternum mit 2 + 2 Zahnen 

55. inermis pyrtnaicus Mein. (Sudfrankreich). 
In beiden Geschlechtern die Tarsen weder seitlich komprimiert noch innen 


gefurcht ^ jyj 

L. Hiiften 15. Beinpaar unten und seitlich mit StaeheP) N. 


M. Hiiften 15. Beinpaar unten stets ohne Stachel, ein seitlicher dagegen kann 
fehlen oder vorhanden sein OP 

K. Die hierhin gehorige doriue-Gruppe bildet morphologisch und geographisch 
eine natiirliche Einheit. Das Vorkommen eines unteren Hiiftstachels am 
15. Beinpaar ist eine unter den Lithobien nicht haufige Erscheinung, welche 
Latzel (1880, S. 62) nur bei seinem dalmaticus beobachtet hat, eine oben 
unter J angefiihrte Art. 

Die donae-Gruppe, gaiiz auf den Sudwesten Europas beschrankt, ist 
durch kraftige Formen ausgezeichnet, welche sich nur durch verschiedene 
Tergitfortsatze, verschiedene Zahl der Antennenglieder und verschiedene 
Bezahnung des Coxosternums der KieferfiiBe unterscheiden, wahrend sie 
sonst, namentlich auch in Gonopoden des und sowie Bestachelung 
auffallend ahnlich sind. Mit dem Vordringen nach Nordosten nimmt die 
Zahl der Zahne, Antennenglieder und Tergitfortsatze ab. 

X 9., 11., 13. Tergit mit Fortsatzlappen. 30-35 Antennenglieder. Coxo- 
sternum mit 4 + 4 Oder 5 + 5 Zahnen 

56. pilicorni^ Newp.^) (Spanien, Portugal). 
XX Hochstens das 13. Tergit mit kurzen Fortsatzen, 25-30 Antennenglieder. 

O Nur am 13. Tergit kurze FortsMze und am II. bisweilen Andeutungen der- 
selben. Coxosternum mit 4 + 4 oder 5 + 5 Zahnen 
\ 57. doriae Poc. (genuinus) (Riviera). 

Brolemann hat in seinen Chilopodes de France 1930 bei dem Lithobiiden - 
Schliissel S. 234 schon unter N. 10 einen Hauptgegensatz gernacht nach dem 
Fehlen oder Vorkommen der „epine8 coxolaterales aux P. 15“. — Das war ein 
Fehler, weil diese Huftseitendornen mehrmals in einer Art vorhanden oder fehlend 
erwiesen sind. Dieser Fall gilt dagegen nicht fur die unteren Hiiftstachel, welche 
deshalb systematisch viel wichtiger sind! 

Ich besitze ein Stuck von pilicornis mit 4 + 4 Zahnen, zwischen welchen 
paramedian einseitig noch ein kleinerer 5. Zahn vorkommt. Dieser Zustand 
wtirde vermutlich nach einer Hautung zu 5 + 5 Zahnen fiihren. Ubrigens er- 
innert er an heterodv^s, bei dem aber kleinere Innenzahne Regel sind. 

Arohlv f. Naturgesohlchte, N. F. Bd. 6, Heft 2. 14 A 


204 


W. Verhoeff 


OO Alle Tergite ohne Fortsatze. Goxosternum mit 2 + 2 oder 3 + 3 Z&hnen. 
a. Coxosternum mit 3 + 3 Zahnen. 

Die innersten, paramedianen Zahne sind nicht nur ebenso groB wie die 
ubrigen, sondem auch die Buchten zwigchen ihnen sind gleich breit. Riicken 

braun . 58. doriae hexodus Br5l. (Siidwestalpen). 

A A innersten, paramedianen Zahne sind kleiner als die anderen und stehen 

den mittleren viel naher als diese den auBeren. Riicken fuchsgelb 

59. doriae heterodus Verb. (Bergamasker Alpen). 
Coxosternum mit 2 + 2 Zahnen. Riicken fuchsgelb 

30. doriae pellicensis Verb. (Piemont und Oberwallis). 
0. Die 2 + 2 Zahne am Coxosternum der Kief erf iiBe sind nicht nur ungew5hn- 
lich klein, so daB sie leicht iib3rsehen werden konnen, sondern es ist auch 
zugleich eine Verstirkung der Porodonten eingetreten, so daB diese 
kr&ftiger erscheinen als die eigentlichen Zahne. Wenn diese letzteren aber 
etwas deutlicher ausgepragt sind, dann erscheinen die Porodonten zahn- 
artig verstarkt. Alle Tergite vollig ohne Fortsatze (castaneus -Gruppe), 

a. Endbeine mit Nebenklaue; (9.), 11., 13. Tergit mit kurzen Fortsatzen. 

A Klaue der Gonopoden $ dreispitzig, Coxosternum der KieferfiiBe wie bei 

cas^aneus. Braun, Kopf dunkelbraun, 15 mm lang. Antennen 46gliedrig, 
17 Ocellen, SchlMenorgan etwas groBer als die Nachbarocellen. Coxal - 
sporen 5, 6, 8, 6 rund bis schlitzartig. Gonopoden ? mit 2 + 2 kurzen, 
spitzen, dicht aneinander stehenden Spornen, von den 3 Klauenspitzen der 
innere Zahn kraftig und spitz, 15. Tergit hinten kaum e ngebuchtet. 1. Bein- 

paar^y| ~; 2. Beiripaar 15. Beinpaar ohne Hliftseitendorn. 

1.-13. Beinpaar mit zerstreuten Driisenporen, zahlreicher als bei caManeus. 
St emit des 15. Beinpaares trapezisch, hinten breit abgestutzt 

61. nichii n. sp. 

Vorkommen: N.-Kaukasus. Ein $ verdanke ich Herrn V. Luthnik 
(StaurojX)!), welcher es bei Sotshi sammelte. 

AA Klaue der Gonopoden des ? zwar breit, aber ohne Nebenspitzen, Antennen 
46~48gliedrig. Endbeine ohne Hliftseitendorn, „Dents du coxosternum 
forcipulaire rudlmentaire, 4 + 4“ (Bulletin soc. d. sciences nat. du Maroc, 
Maroc, t. IV, N. 8, Dez. 1924, S. 188) . . . 62. alluaudi Brol. (Marokko). 

b. Endbeine ohne Nebenklaue, Tergite ganz ohne Fortsatze. 

X Coxosternum mit 3 + 3 Zahnen zwischen den zahnartigen Porodonten. 
Tibia am 14. und 15. Beinpaar (J oben mit Rinne. Hiiften 14., 15. Bein- 
paar ohne Seitendorn 63. castaneopsis Br5l. (Marokko). 

X X Coxosternum mit 2 + 2 Zahnchen zwischen den Porodonten, 14., 15. Bein- 
paar ohne Rinne. 

^ Hiiften 14. und 15. Beinpaar mit Seitendorn. 

a. Klaue an den Gonopoden 5 einfach, ohne Nebenspitzen. Hiiftporen rund 
oder fast rund, 4, 5, 5, 5. Zwischenraum zwischen den 2 CoxosternalzS/hnen 
jederseits nur l^/g-l^/amal breiter als ein Zahn 

64. caataneus aangranua Verb. (Molise). 

^) Der Name erinnert an eine entschwundene Freundschaft zweier tragischer, 
historischer GrdBen! 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


205 


p. Klaue an den Gonopoden $ zweispitzig, Hiiftporen meist oval oder sogar 
2“-3mal breiter als lang. Zwischenraum zwischen den 2 Coxosternalzahnen 
jederseits 3-4mal breiter als ein Zahn. Sternit am 15. Beinpaar fast halb- 
kreisformig (abweiehend von niclcii) . . 65. castaneus Newp. {genuinus), 

r>^r^ Hiiften 14. und 15. Beinpaar ohne Seitendorn. Klaue der Gonopoden $ 
zweispitzig. Huftporen schrag, meist 2-3mal breiter als lang. Baum zwi- 
schen den zwei Coxosternalzahnen jederseits mindestens 4mal breiter als 
ein Zahn 66. mstanev^s plitvicensis Verh. (Kroatien). 

(Die Basse lusitanorum Verh. lasse ich fallen, weil es kaum noch zu be- 
zweifeln ist, daB der Unterschied hinsichtlich der Zahnchen und Porodonten 
des Coxosternums ein ontogenetischer ist, indem erst bei den vollig er- 
wachsenen Individuen die Porodonten zahnartig-spitzkugelformig werden. 
L.rihauti dial. ,,10-14 mm Lange“ ist auf unreife castaneus gegriindet.) 

P. Die 2 + 2 Coxosternalzahne der KieferfuBe von normaler Bildung, d. h. 

sie sind viel kraftiger ausgebildert als bei der castaneus -Qruppe und daher 
auch viel starker als die borstenartigen Porodonten, welche niemals eine 
zalmartige Pragung erfahren (Abb. 13, 15, 20, 22) Q, B. 

Q. 15. Beinpaar ^ am Ende oben und innen entweder das Prafemur oder das 
Femur in eineri Fortsatz ausgezogen oder wenigstens auffallend an- 
gesehwollen. Tergite meist ganz ohne Fortsatze, reltener mit kurzen, 
am 11. und 13. Tergit (Abb. 28). Klaue der Gonopoden $ 2-3spitzig. 

a. Diese Auszeichnung am 15. Beinpaar (Jschwach, nach innen und hinten ge- 
richtet befindet sieh am Ende des Prafemur. Oben auf dem Femur zeigt 
sich eine Haargruppe, wahrend die Tibia oben langsgefurcht. 

X Der I^rafemurfortsatz ^ erseheint als ein stumpfes, gebogenes, nach end- 
warts etwas iiber den Endrand des Prafemur ragendes Horn. 37-42 Antennen- 
glieder. Die 2 + 2 Sporen an den Gono})oden $ kurz und stumpf. End- 
beine^) mit Kebenklaue 67. cyrtojms Latz.^) (Sudeten u. Westkarpathen). 
X X Der PrMemurfortsatz cJ erseheint nur als eine innere, terminale, hocker- 
artige Anschwellung, die iiber den Endrand nicht vorragt und durch 
welche zugleich eine Verkleinerung der drei dorsalen Stacheln bewirkt 
wird. Femur 15. Beinpaar oben vor dem Ende etwas erweitert und mit 
einer Borstengruppe. Die 2 + 2 Sporen des $ spitz. 

A Antennen 40-46gliedrig, 1. Beinpaar 

O Beihe besonders das 12.-15. mit auffallender Bingclung von hell und dunkel. 
15. Beinpaar ^ d. h. oben am Prafemur fehlendie Dornen bis auf 

einen winzigen (Abb. 55) 68. pelidnus annulipes n. subsp. (Osterreich). 


^) Der von Latzel 1880 in seinem Chilopoden-Werk auf S. 42 fiir da^ ^ des 
pelidnus gebrauchte Ausdruck „kolbig verdickt“ ist nicht gliicklich und erschwert 
es entschieden, sich von dem Gegensatz in der Bildung des Prafemur der mann- 
lichen 16. Beinpaare von pelidnus und cyrtopus eine richtige Vorstellung zu machen. 

Latzel hat zwar erklart, daB cyrtopus mit und ohne Nebenkralle der 
16. Beinpaare sonst iibereinstimmte. Aber es ist fraglich, ob eine neue Unter- 
suohung nicht zu einem anderen Ergebnis fiihrt. 


14 * 


206 


W. Verhoef! 


OO Beine ohne auffallende Ringelung. 16. Beinpaar oben am PrAfemur mit 
2~3 Dornen. 

11. und 13. Tergit ohne Fortsatze. Riicken auf hellem Grunde meist mit 
3 dunklen Langsstreifen, 15. Beinpaar ^ ^ ^ (Abb. 27) 

U 1 o iS, U— 1 

69. pelidnus Haase (genuinus), 
13. Tergit mit kurzen aber deutlichen Fortsatzen (Abb. 28), 11. wenigstens 
mit Ansatzen dazu. Riicken braun, die Mitte etwas dunkler 

70. pelidnus insubricus n. subsp. (Insubrien u. Oberwallis). 

2 2 2 

AA Antennen 64-55gliedrig, 1. Beinpaar - ^ . ; 

^ O X 


71. pelidnus ponalensis Verb. (Judikarien). 
Ein zapfenartiger, scharf abgegrenzter Fortsatz tritt am Ende des Femur 
des cJ auf, oben und innen, stumpf und behaart. Riicken dunkelbraun, viel 
dunkler als bei den pelidnus-Formen, Antennen 39-60gliedrig, 16. Beinpaar 
0 0 2 0 0 


0 1 , 1 - 2 , 1 , 0 


72. calcaratus Koch. 




Abb. 27. Lithobius 2 ^elidnus j^onalensis m. Abb. 28. L, pelidnus insubricus 

Liuke Haifte des 13. Tergit, 50 x . 


c. Tibia am 16. Beinpaar (J am Ende innen mit einem Vorsprung, der ein 
Biisehel steifer Borsten tragt, Hiiften 16. Beinpaar ohne Seitendorn, 
Nebenklaue vorhanden, 11., 13. Tergit mit Ansatzen zu Vorspriingen, 
Antennen 44-49gliedrig ........ 73. hostryx Brol. (Pyrenaen). 

R. 16. Beinpaar (J weder an Prafemur noch Femur noch Tibia in einen Fortsatz 

ausgezogen S , T . 

S. Am 14. Oder 16. Beinpaar ^ oder an beiden ist meistens die Tibia, seltener 
das Femur oben tief langsgefurcht. Tergite hochstens mit Andeutungen 
von Fortsatzen. Klaue der Gonopoden $ breit und Sspitzig. 

a. Am 16. Beinpaar ^ das Femur mit tiefer Langsfurche, schwacher auch 
am 14. 

A 14. Tergit (J hinten dicht gewimpert. Endbeine mit einfacher Klaue. 
16. Beinpaar $ Femur nicht verdickt 

74. quartocomma Verb. (Griechenland). 

A A 14. Tergit $ nicht gewimpert. 15. Beinpaar $ Femur verdickt 

75. quartocomma tripolitanus Verb. (Arkadien). 

b. Am 14. Oder 15. Beinpaar cJ die Tibia mit tiefer Langsfurche. 

A Tibia nur am 14. Beinpaar mit Langsfurche. 

O 16. Beinpaar mit Nebenklaue, oben an der Tibia schwach angeschwollen 
und behaart. 14. Beinpaar cJ Tibia oben hinter der Mitte breit und sehr 



Zur Kcnntnis der Lithobiiden. 


207 


tief gefurcht und auBen daneben etwas gewulstet. Aiitennen 39gliedrig, 
Klaue der Gonopoden $ dreispitzig, 2 + 2 Sporne. 8 mm lang 

76. suhtilis Latz. (S.> Bayern und N. -Tirol). 
OO lb. Beinpaar ohne Nebenklaue, am Femur oben mit punktartigen Griib- 
chen und innen reichlich behaart, 14. Beinpaar Tibia oben langer ge- 
furcht als bei suhhlis und weniger tief, 41—44 Antennenglieder, 11-12 mm 

77. lapadensis Verb. (Suddalmatien). 

Tibia am 15. Bcunpaar (J mit Langafurche, am 14. ebenfalls oder fehlend. 
O Endbeine mit einfaeher Klaue. 

Die drei dorsalen Prafemurdornen am 14. und 15. Beinpaar auffallend klein, 
nur der Lange der vorderen ventralen erreichend. Telson hinten und 

auBen dorsal mit dichter Gruppe kraftiger Borsten, 13.-1 5. Beinpaar 

Hiifte -y ; 15. Tergit nur leieht eingebuchtet. Zwisehen den Gonopoden 

kein deutliehes Platteh(‘n und keine Borsten. — Sellajoch in Siidtirol 2420 m 
(gesammelt von K. Strasser) (Abb. 61) . . 78. latro sellanus n. subsp. 
Von den drei dorsalen Prafemurdornen am 14. und 15. Beinpaar der hintere 
und mittlere ebenso groB wie der vordere und hintere ventrale. Telson 
dorsal hinten nur am Endrand mit 4-5 Borsten, an Ben hinten hoehstens 
mit 2 langeren, sonst kurzen Borsten. Hoehstens am 15. Beinpaar Hiiften 
mit dorsalem Dorn. 15. Tergit ^ tief eingebuchtet. Zwisehen den Gono- 
poden cJ ein Pliittehen mit 2 Borstcm. 

(\. Tibia 14. Beinpaar oben ohne behaartes Hoekerchen. 30-37 Antennen- 
glieder 7{). /afro Mein, {genuinus). 

/). Tibia 14. Beinpaar mit diesem Hockerehen. 40-54 Antennenglieder 

80. /afro fransalpinus Latz. (S.O.-Alpen). 
Tibia 14. Beinpaar mit behaartem Hockerehen. 29-34 Antennenglieder. 
Coxosternum alnveiehend von den vorigen mit 2 + 3 bis 3 + 4 Zahnen 
81. lairo arulensis n. subsp. (Arlberg 1800 m). 
OO Endbeine mit Keben klaue. 

3 + 3 ( oxosternalzahne, von welehen die paranu‘dianen weiter zuriiek- 
liegen und kleiner sind. Gonopod(*n ^ ungewohnlieh Imu't, der Zwisehen- 
raurn wenig breiter als ein Hdeker, 4(;-47 .Antennenglieder, 1. Bein- 
paar 2. Beinpaar 15. Beinpaar || y ^ ohne Seitendorn 

der Huften. Coxalporen rund, 5, 5. 5, 4.-11. und 13. Tergit mit sehr kurzen 
FortsMzen, 9. nur mit sehwaehen Andeutungen 82. sofshiensis n. sp. 

(N.-Kaukasus, gt‘sammelt bei Sotshi von V. Lutshntk in Stauropol.) 

2 + 2 Coxosternalzahne. Gonopoden ^ dureh Zwisehenraum getrennt, der 
dreimal breiter ist als jeder Gonopoden- Hoeker. 

* Oeellen 13-20, Antennen 39-43gliedrig. Gonopoden 5, Klaue dreispitzig 

83. nnUahilis Koch {genuinus). 
** Oeellen 24-28, Antennen 40-53gliedrig, Gonopoden $ Klaue undeutlieh zwei- 

spitzig, innerer Zahn fehlend 84. mufahilis hunga ricus Latz. 

(Inzwischen habe ich an anderer Stelle no(‘h mehrere Unterarten des 
rnutabilis bekannt gemacht.) 

T. Eine tiefe und durchlaufende Furche ist am 15. Beinpaar weder am Femur 
noch an der Tibia ausgebildet. Kommt aber an der Tibia des 15. Bein- 

14 B 


Archiv f. Naturgreschiehto, N. F. Bd. (>. Heft 2. 


208 


W. Verhoeff 


paares (J ein Grubchen oder eine seichte Furche vor, dann sind es kiirzere 
Eindriicke als die Fiirchen bei den Arten unter S, zugleich besitzen die be- 
treffenden Arten (acummatus und salicis) am 11. iind 13. Tergit deutliche 
Fortsatzlappen U, V. 


U. Jederseits 2 oder 2 + 2 Ocellen, und zwar stets zw ei auffallend groBe. 
31 Antennenglieder. 13. Tergit mit Andeutung von Fortsatzen, Hiiften 

14., 15. Beinpaar ohne Seitendorn, 15. Beinpaar mit Nebenkralle, beim cJ 

die Tibia oben etwas abgeplattet 

85. macrops Ka. (Griechenland und S.-W.-ABien). 

V. fJederseits 5 bis zahlreiche Ocellen. Wenn nur wenige vorhanden sind, ist 

hoehstens einer besonders groB W, X. 

W. Coxoste^rnum mit 3 + 4 + 4 oder 5 + 5 Zahnen. 

a. 11. und 13. Tergit mit Fortsatzen, 34-3() Anten- 
nenglieder, Ocellen 10-11. Gonopoden $ mit 
2 + 2 Spornen, Klaue 2(3)spitzig. Coxosternal- 

zahne 4 + 4 oder 5+5. 15. Beinpaar ^ 

mit Seitendorn und ohne Nebenklaue. lO^., 
bis 17^/201111 lang 

86. diana Verb. (Grieidienland). 

P^rcSd^Coxai I*- AHe Tergite ohne Fortsatze. 3!»-60 Antennen- 

clrusen aus dor Hilftc dcH tdieder . e, d. 

1 : 1 . litiinpaares, TiT) x . 1 • i . * * 

e. Abweichend von alien anderen Ijithobien tretcui 

in den Hiiften des 12. und 13. (14.) Beinpaares auBerhalb der nornialen 

Orusenporen (welche groB und quer gestreckt sind) nocli viel kleinere runde 

auf (Abb. 20 und Abb. 35) . . 87. lucifuijiis vamlJensis Verb. (Insubrien). 

d. Hiiften ohne diese ungc'wobnlicben Driisenporen f. 

e. 4 + 4 Coxosternalzabne 

88. lucifugus ortodas Verb. (Scbafberg, 1800-1700 m). 

f. 2 + 3 oder 3 + 3 Coxosternalzabne, zugleich ist der akzt'ssorisebe Zabn 

kleiner als die beiden andern . 80. lucijugus latzvli Verb. 




X Hiiften 15. Beinpaar 

2 

X X Hiiften 15. Beinpaar ~- 


var. latzfdi Verb. (Abb. 34) 
.... var. jiiedae Verb. 


X. Coxosternum fast stets mit 2 + 2 Zabrum 


Y. Z 


Y. Gonopoden $ mit einfacher Klaue, ohne Nebenspitzen. 
a. Poren der Coxaldriisen nicht nur auffallend groB, sondern aucb meist 
quer -oval. Rand des Coxosternum s der Kief erf ii Be seitlicb erweitert. 
2 + 2 Sporne an Gonopoden $ stumpf und fast eiformig, 35 Antennen- 
glieder. Tergite gerunzelt. 15. Beinpaar ^ ~ ohne HM^ 

Jl o i 

Nebenklaue (Abb. 44 und Abb. 45) 

00. glacialis n. sp. $ (DarmstMter Hiitte, 2450 m). 
(Man vergleiche auch karamani n. sp.) 
b. Poren der Coxaldriisen rund. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


209 


c. Oonopoden ? mit 8 -f 8 oder 4 f 4 Spornen. 44-50 Antenneiiglieder, 18. Tergit 
init Andeutiing von Fortsatzen, 8-10 Ocellon. 15. Beinpaar mit Neben- 
klaue, ohiK^ Huftseitendorn. 12 mm lang 
91. hJarichardi Brol. (Korsika). 

d. (ionopoden $ mit 2 + - Sj)()rnen. . e, f. 

e. 15. Beinpaar mit einfaeher Kralle, 
ohne Huftseitendorn. Tergite ganz zu- 
gerundet. 41-45 Antennenglieder, Oeel- 
len zahlreieb. Hiiften am 14., 15. Bein- 

1 


paar — ; ohne Seitendorn. 1. Beinpaar 



2 2 1 
2 8 2 ^ 


10 mm lang 

92. latehricola Mein. (Spanien, 
Sudfrankrei(*h) 0 - 


Al>b. 30. Lithohius sii/cjins mazcrol- 
IcnsiH III, (U)Xf)Htemalziihn(‘ der 
KieferfuB(‘, j> Porodoiit, k Seiten- 
kiudcheii, 12;") > . 


f. 15. Beinpaar mit Nebenklaue, Huften 14., 1 5. Beinpaar . 

^ Tergite ganz ohne Fortsatze. 2 () Antennengli(‘der, das 4 .- 9 . Glied nicht 

breit(‘r als lang. (Ionopoden $ mit 2+2 Spor- 
nen, welc*he in der (Irundhalfte viel dicker 
als in der Endhalfte, also fast zitzenformig, 

11 ()c(‘llen. 15. Beinpaar | 3 | q’ 

tendorn. 14-15 mm lang (Abb. 81 11 . 82) 

98. mundaniiH V(‘rh. (Portugal, Coimbra). 

V 11 . und 18. Tergit mit kurzen Fortsatzlappen. 

84-40 Antennenglieder, das 4.-9. (died H 2 bis 

.> 11 ,1 11 . 0 0 8 1 0 
2 maJ breiterals lang. lo. Beinpaar ^ ^ ; 

ohne Huftseitcmdorn 

94. (jeyeri V^(‘rh. (Siidbaden) 
Z. (Ionopoden $ mit 2-8spitzigem Klauenglied 

a. Fndbeine mit einfaeher Kralle ... c, d 

b. Endbeine mit Nebenklaue e, f 

c. Mindestens das 18. Tergit, meist auch das 11 
und zuweilen noch 9. 'J'ergit mit kurzen Fort 
satzlappen. 

V 45 Antennenglieder. Poren der Coxaldriisen 
auffallend klein, so daB an den 15. Huften 
die 8 h inters ten um das doppelte ihies 
Durchmessers voneinander entfernt bleiben. 

1 - 2 , 2 1 

0 11 ’ 

22 1 1 




Abb. 32. 

Lithohius niundamis n. sp. 
Abb. 31. Gonopod des V von 
iinten Kcsehen, 125 x . 

Abb. 32. Coxosternalzfihne der 
KieferfiiOe, 125 x. 


10 Ocellen. 1 . Beinpaar 


2. Bein- 


paar 


0 2 1^ 


15. Beinpaar y~; 17 mm (von 


Brolemann kennt in seincn Chilopodes de France den laiebricola nicht, 
aber von mir wurde er bei Le Muy im Maurengebirge erbeutet. 



210 


W. Verhoeff 


K. Strasser im Tarnowaner Walde erbeutet in einer Absturzhohle) 
(Abb. 53) microporus n. sp. 

X X 35-40 Antennenglieder. Poren der Coxaldriisen groBer. 1 5. Beinpaar — . 

A '7 Ocellen. Kopf rotbraun, vorn dunkler 

90. unlachicus Verb, (genuinus) (Rumanien). 
A A 13-15 Ocellen. Kopf braun, vorn dunkler 

97. walachicus ocellorum Verb, (von Siebenbiirgen bis Oberitalien). 
d. Alle Tergite ganz zugerundeti) (Ausnabme Nr. 100). 

O 14. Beinpaar ^ Tibia vor dem Ende oben buckelig gewolbt und init 
dicbter Borstengruppe. 15. Tergit cJ tief eingebucbtet und binten jederseits 
reicblicb beborst(‘t. Gonopoden $ mit 2 -f 2 kurzen und abgerundeten 

Spornen. Gonopodenbocker breit, ungegliedert. 1 4., 15. Beinpaar Hiiften ; 

Antennen 35-45gliedrig. Am 1. Beinpaar kommt unten an Prafemur, Femur 
und Tibia je ein Stacbel vor. welcber mindestens so lang ist wie diese Glieder 
breit 98. muticus Kocb {genuinus^). 

OO 14. Beinpaar cJ Tibia einfacb, obne Buckel und Borstengruppe. 15. Tergit 
^ binten jederseits sparlicber beborstet. 

A Seiten am Coxosternum der Kief erf uBe auBen erweitert. Klauen d(‘r 
KieferfiiBe innen in der Mitte mit Buckel und davor ein Zabncben. 13., 

14. Beinpaar Hiiften ^ ; 20 mm lang. 43 Antennenglieder. 

99. muticus mueronatus n. subsp. $ (Krain). 
(Da das unbekannt, ist die Stellung dieser Form eine vorlaufige.) 

A A Coxosternum obne Erweiterungen, Klauen der KieferfiiBe einfacb. 

^ 30-34 Antennenglieder. 13. Tergit mit kurzen Vorragungen: (Am 15. Tergit 
sind bei muticus scbon Jungrnanncben binten tiefer eingebucbtet und reicb- 

1) Stuxberg und Latzel baben bekanntlicb als Hcniilithobvm diejenigen 
Lithobius-Arten bezeicbnet, bei welcben nur das 11. und 13. Tergit binten in 
Fortsatzeii ausgezogen sind, eine unbaltbare Untergattung. In seinem Scbliissel 
1880 bat Latzel fiir diese Gruppe nur den borealis Mein, aiifgefiibrt. Inzwiscben 
bat sicb ergeben, daB eine stattlicbe Reibe von Arten und Rassen diese Hemi- 
liihobius-0\xdiTdJkteve besitzt und daB ibnen eine vermittelnde Stellung zukommt 
zwiscben den Formen mit fortsatzlosen Tergiten einerseits und denen mit Fort- 
satzen am 9., 11., 13. andererseits. Wir baben aber ferner feststellen konnen, 
daB der systematiscbe Wert dieser Fortsatze am 1 1 . und 13. Tergit nicbt so bocb 
ist, wie es die alteren Forscber gemeint baben, was scbon dadurcb bewiesen wird, 
daB wir Formen kennen, wie z. B. die der oben bebandelten donV/^'- Gruppe, bei 
welcben unzweifelbaft nacbste Verwandte sicb binsicbtlicb der TergitfortsMze 
verscbieden verbalten. Daber sab icb micb veranlaBt, den Gegensatz zwiscben 
Hemiliihohius und Archilithobius im alten Sinne nacb Moglicbkeit zuriickzudrangen, 
indem icb andere, systematiscb wicbtigere Cbaraktere mebr verwertet babe. 
Trotzdem bleibt bier als letzte Gruppe eine Serie von Arten, deren systematiscbe 
Gruppierung besondere Schwierigkeiten verursacbt, zumal die Auspragung von 
Fortsatzen am 11. und 13. Tergit auch binsicbtlicb der Deutlicbkeit derselben alle 
moglicben Abstufungen aufweiat. — Man vgl. unten aucb var. sexdentaius m. 



Ziir Kenntnis der Lithobiideii. 


211 


licher beborstet, als es bier der Fall ist.) IF/g-lBmni lang (Abb. 57) 
100. rupivojgus n. sp. (Westlich Cortina, 1650-2 100 in). 

^ 39-50 Antennenglieder. Alle Tergite abgerundet. (lonopoden $ mit 2 + 2 

spitzen Spornen. (Abb. 33-35) 101. lucifugus Koch (gmuinus). 

e. Tergite, namentlich die hinteren deutlich gerunzelt. 11. und 13. Tergit 
mit Fortsatzen. Ocellen (>-7. 

< Riicken braun. Nur 2 4 2 typische Coxosternalzahne. Beborstung der 


Tergite VO rwiegend kurz,am 2. und 
4. Tergit nur 4-5 Borsten vor dem 
Hinterrand, welehe nicht die halbe 
Tergitliinge erreiehen. 15. Beinpaar 

“ ohne Hiiftseitendorn. 

0 1 3 1 0 

32-33 Antennenglieder. 2. und 
1 1 

3. Beinpaar ^ ^ ; 14. Beinpaar 

Hiiften Plattehen zwisehen den 

halbkugeliegen G onopodenhockern 
ohne Borsten. Tibia 15. Beinpaar 
cJ ohne besond(‘r(‘ Borstengruppe, 
15. Tergit nur leieht eingebuchtet 
102. borealis Mein. Verb. 
(Schweiz, Tirol, Nordeuropa). 
f Bei den groBen Schwierigkeiteii, 
welehe gerade die ..HeniiHihobius''"-^ 
(duppe den Autoren bereitet hat, 
ist es kein Wunder, daB iiber 
borealis eine ganz(* Reihe unrich - 
tiger Bestimmungen und damit 
unriehtiger geographischer Angaben 
gemacht worden sind, welehe auf 
Vermengung nahe verwandter Arteii 
beruhen. Schondem AutorMEiNERT 
selbst haben (zuinal er auch Spa- 
nieii und Algier als Fundorte 
nannte) zweifellos mehrere Arten 
vorgelegen. Latzel kannte den 
borealis nicht und Fedrtzzi be- 
stinimte ihn unrichtig, desgleichen 



Abb. Lithohius lucifugus Koch 
{geMuinus). Coxosteriic^lzahnc von unten 
l^eseben, 125 x . 



Al>b. .*14. L. luciiugus viir. latzeli in. 
(\)Xostcrnalziihn(‘ von nnt(*n ^cschen, 
1 25 X . 



Abb. 35. />. lucifugus varalleusis in. 

Ooxost(‘rnalziihiic von unten gesehen. 
125 X . 


noch andere Forscher. Von rnir 
wurde er festgestellt an der Furka 2000 m, am Mt. Baldo 800 m und bei 
Tenno (unweit Arko) 430 m.] 

X Riicken strohgelb, Hinterkopf braun, Vorderkopf fuchsig. AuBer den 2 4-2 
gewohiilichen Coxosternalzahneii noch 2 yiaramediane kleinere. Beborstung 
der Tergite viel langer, am 2. und 4. hinten 12-14 Borsten, z. T. mehr als 

halb so lang wie die Tergite. 15. Beinpaar ^ ^ mit Hiiftseitendorn. 



212 


W. Verhoeff 


12 1 1 

20 Antennenglieder. 2. mid 3. Beinf aar - ; 14. Beinpaar Hiifton 

J.J J — .1 u 

103. marniorerisis Verb. (Umbrien). 

f. Riickeii ohne Runzelung, hochstens bis\\ei]eii etwas grubig uneben. 11., 

13. Tergit init oder ohne FortsMze g? h. 

g. Coxosternurn der KieferftiBe seitlich etwas nach aufieii erweitert, aho 

auBen nicht sofort abgesehragt i, k. 

h. Coxosternurn neben den Porodonten sofort abgesehragt 1, ni. 

i. 14,. 15. Beinpaar niit Hiiftseiteiidorn, seltener nur das 15. 

X Ocellen 14, Antennen 34-3f)gliedrig, 13. Tergit init Andeutung von Fort- 

satzen, Hilften 14., 15. Beinpaar-^ ; 104. electron Verb. cJ (Rhodope, 2100 in). 


X X 


Oeellen 10, Antennen 4()-47gliedrig, 13. Tergit mit sehwaehen Fortsatzen. 
13.-15. Beinpaar mit Huftseitendorn und . An den seitlichen Coxosternurn* 


erweiterungen ein kleiner Hoeker (Abb. 30) 

105. stygius niazerollensis Verb. (Friaul). 
X X X Ocellen 5-7, Antennen 35-41gIiedrig, alle Tergite ganz abgerundet. 


13. Beinpaar ohne Huftseitendorn. 


15. 


Beinpaar — — j- 


2-3, 0-1, 0 
3 3 " 0 ’ 


lOb. stygius Latz. (genuinus) (Krain). 
X X X X Im Gegensatz zu Nr. 104-100 am 15. Beinpaar ^ das Femur oben mit 
Langsfurche. 13. Tergit mit spitzwinkligen Fortsatzen. 15 Oeellen, 20 bis 
30 Antennenglieder. Nur das 15. Beinpaar mit Seitendorn. Am 1.-5. Bein- 
paar unten ein prMernoraler Stachel, vom 0. an deren 2 (Abb. 42 und 43) 
107. peggauensis n. sp. <3^ (von mirbei Burg Peggau in Steiermark gef unden), 
k. Hilften des 13.-15. Beinpaares ohne Seitendorn. 

X Von den 2 -|- 2 Coxosternalzahnen stehen die inneren ein gut Stuck wcdter 
zuriick als die auBeren, Porodonten kurz, griffelformig. (hmopoden $ 
mit 2 -f 2 Spornen, welche 4mal langer als breit und teilwehe gekerbt sind. 
11., 13. Tergit mit kurzen Fortsatzen. Antennen 40-43gliedrig. Ocedlen 

zahlreich. Hiiften 14., 15. Beinpaar ; 15. mit Seitendorn 


108. horisi Verb. (Sudbulgarien). 


X X Coxosternalzahne und Porodonten normal. 

A 15. Beinpaar Prafemur dorsal mit 4-5 Dornen, sonst wie lusitanus 

(Abb. 54) 100. lusitanus wurnianus n. subsp. (Sudbayern). 
AA 15* Beinpaar Prafemur dorsal mit drei Dornen. 

nc. Gonopoden $ mit kurzen, fast eifbrmigen 2 -f 2 Spornen, Kopf ein far big, 
13. Tergit mit kurzen Fortsatzen, 11. nur mit Andeutung solcher 

110. lusitanus crissohnsis Verb. (Piemont). 
p, Gonopoden $ mit 2 -f 2 kegeligen, spitzen Spornen. 

^ Kopf vorn viel dunkler als hinten. 2. Beinpaar mit 2 Dornen. 15. Bein- 


paar 


1 0 3 0 0 
01 3 1 0 ’ 


1. Beinpaar 


1 - 2 , 1 1 
ol I 


111. lusitanus valesiacus Verb. (Schweiz). 

2 2 1 

Kopf einfarbig, 2. Beinpaar mit vier Dornen, 1. Beinpaar^-^^ — 15. Bein- 
paar ^ , ... 112. lusitanus Verb, {genuinus) (Portugal). 

U jL o U 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


213 


1 . 

X 

X X 

A 


Gono^joden $ niit 3 + 3 Sporneii. 

Sporne etwa 4nial langer als breit, also recht lang 

113. erythrocephalus niisurerisis n. subsp. (17b(3 m, Misurinasee). 
Sporne von norrnaler Lange, also kiirzer. 

15. Beinpaar Hiiften ohne Seitendorn. Nur das 13. Tergit niit Fortsatzen. 
Antennen 48-51gliedrig. Der auBere der dcei SporiK' ist spitz, 1. Bein- 
111 _ . 1 0 3 1 1 1 0 3 1 0 


0 1 r 1-^- (, , 3 3 2’ 


15. Beinpaar 


AA 

O 


0 13 2 0 
114. (icummat/iis apruzianus Verb. 

15. Beinpaar Hufteii init Seit(‘ndorn. 

Antennen 38-41gliedrig, nnr das 13. Tergit mit sehr kurzen Fortsatzen. 
Der anBerste der drei Sporn(‘ ist abge- 

rundet. 1. Beinpaar ^ 14. Beinj)aar 

0 0 3 11 

0 13 3 1 • • • • 


115. an/niinatus 

(nssirie'rim’S V't'rli. ( Apennin ). 


oo 


Antennen 45-52gliedrig, 11. nnd 13. Tergit 
niit dentliehen Fortsatzen. Der iiuBerste 
der drei S])orne ist spitz, 1. Bein})aar 


1 0 


3 1 1 
3 3A’ 


1 1(). arumiliatiw \'erli. (Italien). 

m. (ionopod(‘n 9 iidt2 | - Spornen n. o. 

Hiiften 15. Beinpaar niit Seitendorn. 

Hiiften 14., 15. Beinpaar-^- . 

1 1. nnd 13. Tergit niit knrzen Fortsatz(‘n, 
seltinier aneh noeh das 0. od(‘r nur das 13. 



Abb. lid. Abb. 'M . 

Liiholtius 7 HkI nlipcs Lntz. 

Al)b. 3(5. ()bt‘ii c'iii 
(.s) m‘])sl IxMiaclibartoii 

()celk‘ii (/>), uTiti'n (!i(‘ Porcii dci 
( \>xiil(lnisoii in «‘incr Iliiftn des 
la. Heinpaarns, 12a x . 

Abb. 37. Zvvni SiJnriie der Gonn- 
podc'ii dt‘s 4 nnd ibr(‘ Ilasis, 

1 2 a ^ . 


A 


AA 


Sporne 5 in i n d v s t (' n s v i e r in a I langer als 
br(‘it, liinten gezaliindt, Antennen 30- bis 
35gliedrig, Plattehen z\vis(*hen d(‘n i\u- 
gliedrigen (Jonopoden naekt. Tibia des 
15. Beinpaares q ohne Abfilatliing 

117. erythrocephalm schulen \5*rli. 

(Kar})athen und Ostalpen). 

Sporne 9 hoe listens dreiinal langer als breit. 

Ant(‘nnen 47gliedrig. 15. Beinjiaar o Tibia oben etwas abgeplattet. Sehlafeii- 
organ etwas groBer als die Xaehbaroeidlen 

118. ariirninatths fanrimn Verb. (Westal})en). 

25-35gliedrig, Schlafenorgane kleiner als die Naehbaroeellen. 

Coxalporen 1, 2, 2, 2, Oeellen 8, Sporne $ nur 2 V 3 bial langer als breit. End- 
beine (J einfaeh 110. rylairus Verb. (Rilagebirge. 2500 in). 

Coxalporen rund 4, 4, 4, 4, Oeellen 11, Klaue der Gonofioden 3spitzig, Sporru' 
$ 3nial langer als breit, spitz, Antennen 27-28gliedrig, KieferfuB-Coxosternuin 
init 2 4 2 Zahnen und sehr kurzen, stiftartigen Rorodonten. 15. Bein- 



214 


W. Verhoeff 


paar | 3 9; Rucken braun, Kopf schwarzbraun, 14 mm lang (Abb. 56) 
120. cortinensis n. sp. $ (Westlich von Cortina, 1300 m). 
X X Alle Tergite ganz zugerundet. 

a, Antennen 27-35gliedrig, Tergite ohne Griibchen, Sporne $ wie bei Nr. 117. 

10-14 Ocellen ^2^- erythroceyphalus Koch {genuinus), 

/?. Antennen 50-58gliedrig. Die groBeren Tergite jederseits mit griibchen- 
artigem Eindnick. Sporne $ ,,zienilich diinn und lang“ (gezahnelt ?). 11 bis 
13 Ocellen illyricus Latz. 

o. Hiiften 15. Beinpaar ohne Seitendorn <1- 

p. 11. und 13. Tergit, oder wenigstens das 13. mit deutlichen Fortsatzen. 

X Antennen 62gliedrig, ungewohnlich lang. 18-20 Ocellen. 2 + 2 Sporne 

10 3 10 

kurz und stumpf. Hiiftporen rund 4, 6-7, 6, 5, 15. Beinpaar q | > 
mit Nebenklaue 123. tenuicomis Verb. $ (Triest). 


X X Antennen 26-41gliedrig, nur maBig lang. 

(X. Prafemur 15. Beinpaar keulig und am Ende innen angeschwollen, 
Femur oben vor dern Ende mit gedrangter Borstengruppe, Tibia im 
mittleren Drittel mit Furche, 36-41 Antennenglieder, 15. Tergit ^ hinten 

tief trapezisch ausgebuchtet. Hiiften 14., 15. Beinpaar 15. Bein- 


_ 0 , 2-^0 0 
0 f 3 2 1 


peMdnus alerncinTiicus Verb. (Schwarzwald u. 


Salzburg). 

(Siehe oben die anderen pc/idni^s-Rassen, welche am 16. Beinpaar keine 
Nebenklaue besitzen.) 

p, Prafemur und Femur am 15. Beinpaar c? ohne diese Auszeichnungen y, /). 
y. 15. Beinpaar S Tibia oben vor dem Ende mit Borstengruppe. Ventro- 
prafemoraler Stachel schon am 2. oder 3. Beinpaar beginnend. Sonst dem 
salicis sehr ahnlich 126. vindelicius Verb. (Schwarzwald und Siidbayern). 
d. 16. Beinpaar ^ Tibia ohne Borstengruppe 

€. Prafemur 16. Beinpaar mit Stacheln, indem an der Innenseite ein unge- 

o 

wohnlicher auftritt. Ein ventro-prafemoraler Stachel beginnt erst vom 8. Rein - 
paar an. An der dreizaekigen Klaue der (ionopoden $ bildet die innere 
Spitze einen dreieckigen Zahn, ebenso groB wie die mittlere, die auBere viel 

kleiner, 16. Beinpaar O ’ lapidMa ubereinstimmend 

(Abb. 51) 216. saalachiensis n. sp. $ (Oberbayern). 

3 

f. Prafemur 16. Beinpaar mit -g- Stacheln, ohne den inneren .... r;, 6. 

II Der ventro-prafemorale Stachel beginnt schon am 1. oder 2. Beinpaar. 

~ Hiiften 14. und 15. Beinpaar ^ ; 16. Beinpaar ^ g j-; Gonopoden? 

nur der Mittelzahn gut entwickelt, die beiden seitlichen sind rudimentar 

127. lapidicoH Mein. 


(Wurde bisher mit saalachiensis vermengt.) 

Hiiften 14. und 15. Beinpaar-^; 30-38 Antennenglieder. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


215 


O 16. Beinpaar » ’ f^onopoden $ Sporne nur ^^j^vaeX langer als 

breit, aber spitz 128. boettgeri Verb. (Italien). 

OO 16. Beinpaar a-v-|- 4 (lonopoden ? Sporne 3nial langt^r als breit und 
U 1 o o 1 

stumpfer, die dreizackige Klaue gleieht det des saalachiensis, doch ist die 
innere Zacke stumpfer, 36 Antennenglieder 

129. anisanus n. sp. $ (Steiermark). 

d. Der ventro-prafemorale Stachel beginnt erst am 7. Beinpaare oder 
noch weiter hinten. 

26-33gliedrig, Hiiften 14., 15. Beinpaar — . 

O 11. und 13. Tergit mit kurzen Fortsatzen. Ein ventro-prafemoraler Stachel 
beginnt erst am 9. oder 10. Beinpaar. Das 15. Beinpaar S oben vor dem 
Ende der Tibia mit Grubchen 130. salicis Verb. (Insubrien). 

OO Nur das 13. Tergit mit kurzen Fortsatzen. Ein ventro-prafemoraler Stachel 
beginnt am 7. Beinpaar, 15. Beinpaar c? oben an Femur und Tibia abgeplattet 
und nach endwarts mit seichter, abgekiirzter Furche 

131. mJicis margheritensis Verb. (Italien). 

Antennen 37-44gliedrig, Huften 14., 15. Beinpaar ; 15. Beinpaar 3 

oben an der Tibia abgeplattet und mit seichter Langsfurche 

132. acuwiwitiis Brol. (gewuhius) (Oberitalien und Korsika). 

q. Alle Tergite vollstandig abgerundet. 

X Antennen 52-56gliedrig, recht lang, Klaue der Gonopoden $ dreizackig, 
mittlere und innere Zacke in je zwei Zahnchen geteilt. 15. Beinpaar 

Huften (Doline bei Triest von K. Strasser erbeutet) (Abb. 59) 

133. ilolinophiluH n. sp. $. 
X X Antennen nur inaBig lang, 25-43gliedrig. Zacken an der Klaue der (lono- 
poden $ ungeteilt. 

Antennen 36-43gliedrig, Huften 13.-15. Beinpaar ^ ; 15. Beinpaar cJ am 

Ende des Femur mit grubenartigem Eindruck, schwacher aueh am 14. Bein- 
paar. Gonopoden 3 ungegliedert, quer oval. Sporne an den Gonopoden $ 

2-2V2nial langer als breit 134. aleator Verb. (Italien). 

p, Antennen 25-33gliedrig. 15. Beinpaar 3 Femur ohne Eindruck. 

O Klaue an den Gonopoden $ einfach (Abb. 91), die 2 + 2 Sporne schmal, 

mehr als dreimal langcrwie breit. 15. Beinpaar q-j- 3~'2~0 Seitendorih 

aber mit Nebenklaue. Antennen Blgliedrig. Ocellen 10. Tibia 15. Bein- 
paar 3 abgeplattet. Gonopoden bilden ungegliederte Hocker mit einer 
Borste, dazwischeii ein trapezisches Plattchen ohne Borsten. 15. l ergit $ 

12 1 ,,^. 10311 

abgestutzt, c? leicht eingebuchtet, 1. Beinpaar ; 14. Beinpaar 0"Y~3~ 3 1 

Ooxalporen rund und kleiii, 2, 3, 3, 2-3, 12-13 mm lang (von Dr. Karaman 
bei Skoplje in Sudserbien gesammelt) 135. haratnani n. sp. 



216 


W. Verhoeff 


(Stimmt mit fflacialia im Besitz von Nebenklauen des 16. Beinpaares 
iil[»rein, unterscheidet sich aber von diesen und anderen Arten unter Y 
durch die bedeutend kleineren und runden Poren der Coxaldnisen.) 

OO Klaue an den Gonopoden ? dreispitzig. 

A Ventro-prfiiemorale Stacheln beginnen schon am 1. oder 2. Beinpaar. Hiiften 
14. und IB. Beinpaar Tibia 15. Beinpaar <? oben abgeplattet. Ocellen 7, 

Kopf einfarbig gelbbraun; 14. Beinpaar q j g 3 2 

136. deaerti Verb. (Nordafrika). 

AA Ventro-prafemorale Stacheln beginnen erst am 7. Beinpaar oder noch 
weiter nach hinten {pusillus). 

~ Spome an Gonopoden $ stumpf nur zweimal langer als breit. Kopf ein- 
farbig gelb. Hiiften 14., 16. Beinpaar 

137. jmsillits ruinarum Verb. (Elba). 

~~ Sporne an Gonopoden $ kegelig, spitz, 2V8mal langer als breit. 

2 

□ Prafeinur-Bedornung, 15. Beinpaar -g- . 

• 15. Beinpaar ^ 

138. pusillus Latz. (genuinus). 

** 15. Beinpaar 5 der gauze Kopf rotlichgelb. Ocellen 7-9 

139. fusillus pusillifrater Verb. (Italien). 


6 

□ □ Prafemur-Bedornung, 16. Beinpaar -g- . 

•KOrper graugelblich, Kopf schwarzlich. 4 .- 6 . Antennenglied IVs-lV^mal 

breiter als lang 140. 'puaillus treskanus n. subsp. (Sudserbien). 

** Korper fuchsig, Kopf, 1., 14. und 15. Tergit dunkelbraun. 4.-6. Antennen- 

glied doppelt so breit wie lang . xr i. o • \ 

® 1A1 aottscheemis Verb. $ (Krain). 


Im vorstehenden Schlussel sind von Lithobius 140 meist europaische 
und mediterrane Arten undRassen behandelt worden, und zwar warden 
alle Formen meiner Sammlung unter Benutzung zablreicher Praparate 
emeut kritisch nacligepriift, wobei ich aucb, wie man aus dem Vorigen 
ersieht, hinsicbtlicb verscbiedener Arten und Unterarten zu emer ab- 
weicbenden Auffassung gekommen bin. Leicbt batte icb m diesen 
Scblussel nocb mebr Formen aufnebmen konnen, was ich aber unter- 
Mefi weil icb bauptsacblicb die mitteleuropaiscben und die mir selbst 
in ^tura bekannten Arten bebaAdeln wollte. Die neuen Formen er- 
ortere icb im folgenden moglicbst kurz, da iiber <be meisten Cbaraktere 
scbon durcb den Scblussel Auskunft gegeben wird. 





Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


217 


Bemerkungen zu den neuen Lithobius’-Vormm und iiber 
ungewohnliche Coxaldriisenverteilung. 

Lithobius nodulipes tennensis n. subsp. 

Bildet hinsichtlich der Endbeintibia des ^ (Abb. 25) eine Mittelform 
zwischen nodulipes (genuinus) und nodulipes ipfUitipes, denn in der ton- 
nenformigen Gestalt der Tibia (Abb. 24) stimmt er mit inflatipes iiberein, 
hinsichtlich des Hockers aber mehr mit nodulipes, indem dieser hinten 

nicht uberhangt. In der Bedornung des 15. Beinpaares 

alle drei Bassen iiberein, wahrend ich hinsichtlich der vorderen Bein- 

paare folgendes beobachtete: 

111 121ot3* 12 1 

a) tennensis 1. Beinpaar 2.Beinpaar d. Bempaar 

2 2 2 

4. Beinpaar y-y ; 

0 0 1 12 1* 12 1 

b) nodulipes 1. Beinpaar ; 2. Beinpaar Q-y Beinpaar 

c) infkitipes ^ . BempsiSiT 2. Beinpaar Qyy? 4. Beinpaar 

(Abb. 41). 

Nach den von Latzel angegebenen Zahlen, MaBen und Landern 
ist es nicht zweifelhaft, dafi auch ihm inindestens zwei Rassen des no- 
dulipes vorgelegen babe. 

Lithobius nodulipes styricus m. 

nenne ich eine Form, welche mit dem echten nodulipes in dem 
Mangel der stiftartigen Bonsten oben an der Tibia des 14. Beinpaares 
iibereinstimmt, wahrend die Tibia des am 15. Beinpaar nach oben 
etwas erweitert ist und der Hooker nach endwiirts etwas uberhangt. — 
Bin Parchen (c? 10 mm) traf ich unter Moos bei Selztal in Nord- 
Steiermark. 

Vorkoiuinen des tennensis \ Am 6. IV. samnielte ich ^ und 5 von 13-14 mm 
Lange in 400 m Hohe bei Tenno (nordlicli von Arko) in einer kataskaphischen 
Schlucht. Diese Tiere sind groBer als die mir bekannten Individuen von nodulipes 
und inflatipes, 26. IV. 1 c? iui Lenotal bei Rovereto. 

Vorkommen des nodulipes inflatipes m.: Diese Form verdanke ich meinem 
Freunde Kael Strasser, welcher ein cJ am 28. IV. in einer Doline bei Grotta 
dal Puint (Friaul) erbeutete und 1 (J, 2 $ am 27. X. auf der Insel Cherso. Diese 
Tiere sind 9-10 mm lang. 

Lithobius athesinus n. sp. 

$ (Athesis= Etsch) (N.24im Schliissel). $ 18 mm lang. Riicken 
einfarbig braunlich. Gonopoden des $ (Abb. 26) mit 2 + 2 nahe bei- 



218 


W.Verhoeff 


einander stehenden, fast kegeligen Sporneji, die breite Klaue deut- 
lich dreispitzig. Ocellen 12 (2 + 10), Schlafenorgan ziemlich grofi, 

2., 3. Beinpaar ^ ^ ^ ; 14. Beinpaar ^ ^ g g 16. Beinpaar 

ohne Seitendom, mit einfacher Endkralle. 

Vorkommen; An einem Kalkberge bei Verona erbeutete ich das einzige 
inir bekantte $ am 19. X. 32. 

Lithobius simrothi n. sp. 

(J 11 mm lang, nachst verwandt mit aostanus und nigrifronSy 
aber ansgezeichnet durch auff allend verdicktes Femur und Tibia 
an den sonst einfachen Endbeinen deS(J, sowie eine deutliche Langs- 
furche oben in der Tibia des 14. Beinpaares. Riicken glatt imd 
einfarbig braun. 36 Antennenglieder, 12 Ocellen, die Schlafenorgane 
etwas groBer als die vordersten Ocellen. Die Fortsatze am 9., 11. 
und 13. Tergit kraftiger und spitzer als bei nigrifrons, Gonopoden 
undeutlich zweigliedrig, dazwischen ein zartes Plattchen mit 2 langen 

Borsten. 1. Beinpaar j-pp 3. Beinpaar 14. Beinpaar i ^ | ^ | 

ohne Huftseitendorn, mit Nebenkralle, 15. Beinpaar ohne 

Hiiftseitendorn und mit einfacher Kralle. Sonst mit nigrifrons iiberein- 
stimmend. 

Vorkommen: Das einzige mir bekannte cJ entdeckte ich 9. IV. 33 in den 
italienischen Seealpen, und zwar bei Olive tta S. Michele im Rojatal. Es ist dem 
Andenken des beruhmten Zoologen und Malakologen Prof. H. Simroth (Leipzig) 
gewidmet. 

Lithobius agilis sesianus m. 

(J 972 mm lang, 9., 11., 13. Tergit mit kurzen, aber deutlichen 
Fortsatzen. 32-33 Antennenglieder, das 3. Glied l^/g breiter als lang. 
Coxosternum der KieferfuBe mit 2 + 2 Zahnen, daneben auBen sofort 
abgeschragt. Ocellen 10-11 (2 + 8 — 9) Schlafenorgane etwas kleiner 
als die nachsten Ocellen. 

1. Beinpaar 2. Beinpaar ; Hiiften des 13.-15. Bein- 

paares . Gonopoden descjhalbkugelig, ungegliedert, mit je 2 Borsten, 

zwischen ihnen ein hautiges Feld. 

Vorkommen: Am 3. X. erbeutete ich 440 m hoch in kataskaphischer Schicht 
bei Varallo zwischen Triimmern 1 cJ. 

Lithobius pelldnus Latz. und seine Bassen, 

Im vorigen Schliissel sind 5 Rassen des pelidnus aufgefiihrt worden. 
Da eine derselbfen nachtraglich erst als zu dieser Art gehorig erkannt 


Ziir Kenntnis der Lithobiiden. 


219 


wurde, steht sie im Schliissel von den librigen getrennt. Ich gebe 
deshalb bier nochmals eine kurze Rasseniibersicht : 

a. Endbeune init Nebenklaue, 13. Tergit mit Fortsatzen, 3(i~41 Aiitennen- 

gliedern 1. peUdnus (ilernatinicus ni. 

b. Endbeiiie ohne Nebenklaue e, d. 

e. Das 11. und 13. Tergit mit dreizaekigen Fortsatzen. 43-4b Antennen- 

gliedern 2. pelidnus insubricus rn. 

d. Tergite ganz ohne Fortsiitze. 

X 54-55 Antennenglieder 3. pelidnus ponalensis rn. 

X X 41-45 Antennenglieder. 

O Die 2-3 dorsalen Prafemurstachel am 15. Beinyraar cJ deutlieh ausgebildet, 
wenn aueh verkleinert. Beine ohne auffallende Ringelung 

4. pelidnus Latz. (gewainus). 
OO Brafemur am 15. Beinpaar c? dorsal ohne Stacheln oder nur mit RudiriHMit 
eines einzigen. 13.-15. Beinpaar auffallend hell und dunkel geringelt 

5. pelidnus annul ipes m. 


Lithobius pelidnus annulipes m. 

11 min. Graugelb mit dunkler Ruckenmittellinie. An den Beinen, 
besonders dem 13.- 15. eine auffallende Ringelung, indem die iibrigens 
braunen Glieder an den Enden gelblich aufgebellt. Prafemur 15. Bein- 
paar ^ stark keulig. Femur oben vor dem Elide etwas angeschwollen 
und mit Borstengruppe (Abb. 55). 15. Tergit hinten tief trapezisch 
eingebuchtet, jederseits mit 2 langen Borsten, Gonopoden 2gliedrig 
mit 3 -f 1 Borste, doch liegt das Endglied iiber dem Grundglied ver- 

steckt, das Zwischenplattehen ohne Borsten. 15. Beinpaar 
ohne Seitendorn und ohne Nebenklaue, 13. und 14. Beinpaar (j 

1. Beinpaar “ ^ 2. Beinpaar^ “ Ocellen zahlreieh, Schlafenorgan 

kleiner als die benachbarten Ocellen, Coxosternurn der KieferfiiBe mit 
2 + 2 Zahnen, daneben sofort abgeschragt. — Das traf ich 19.9. 
im Echerntal bei Hallstadt, 530 m hoch. 

Vorkomme'ii d(‘8 pelidnus (ile 7 nanniru.s m.: Sudlicher Schwarzwald. Man 
vgl. meinen Aufsatz „Querdurch Schwarzwald und schwoizerischen Jura“, Chilo- 
poden, Verh. naturw. Vor. Karlsruhe^ 31 (1935) 189. 

York om men des pelidnus insubricus: 27. IX. ti’af ich in oinor Granitsohlucht 
bei Blatten (oberhalb Brig in Wallis) 1100 m hoeh, 1 cJ von 12 mm, am 29. IX. 
bei S. Maria Maggiore (westlieh vom Langensee) 820 m hoeh in Nadelwald auf 
Granitblock unter Moos ebenfalls 1 cj. 

Vorkommen des pelidnus ponalensis: Das einzige mir bekannte $ von 15 mm 
entdeckte ich am 8. IV. in der Ponaleschlucht am Gardasee, kauni 120 in hoch. 
Dieses Vorkommen ist deshalb besonders bemerkenswert, weil der echte pelidnus 


Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. 0, Heft 2. 


15 


220 


W. Verhoeff 


eine Gebirgsart ist, welche kuhles Klima liebt. Es kann daher ak em vorge.cho- 
bencr ReUktposten bctrachtet werden und .ugleich ak 
genstiick zvi dem Craspedosowa .simile Verb., uber welches ic an a 

berichtct habe. • i i -n 1 : 

Vorkommen des pelidnus (genuinus)-. 16. IX. 33 sainmelte ich 1 J 1 J- ^ 

2 ? auf sieinigen Viehtriften 1500-1600 m hoch bei Andermatt am Gottha 

Lithobius lucifuyus und lucifugus varallensis m. 

Schon Latzel hat 1880 in seinem Handbuch, S. 121, von 
erklatf Die norniale Bewaffnung (am Coxosternum der KieferfuBe) 
r^tht aus 2 + 2 kurzen, spitzen Zahnchen. Es sind aber dm halle, 
daB der Zahnrand 2 + oder B + 3 Zahnchen aufweist. nicht besom 
ders seltcn, ja bei einigen wenigen Individuen wurden sogar . + 
und 4 + 4 Zahnchen beobachtet. Freilich sind m alien diesen Fa en 
gewohnlich zwei Paare viel besser entwickelt als die ubrigen. eic e 
hat Latzel, welcher luci^m fiir 7 verschiedene Lander angab es 
unterlassen, sicl. iiber die Heiniat der Individuen zu erklaren, welche 
mehr als 2 -f 2 Coxosternalzahne besitzen. 

die meWen Arten mit 2 + 2 CoxoBtonaWhuen 

in dioarm Merkmal. dcssen attsystematiacher Wert, .inxweifelhaft la, 

eine vollkoinmene Konstana. DaB aber dock einige Arten 
Ansnahme machen (man vgl. oben aneh und /.*:,«/«)■ 

urn so wichtiper. als damit, die (Inlialtbarkeit del oben sehon erwahnten 

Scheingattungen endgiiltig festgelegt wird. 

Heine Beobachtungen machen es (harmonierend mit denen ei 
nodrdives und fdid^us) wahrschcinlich, daB auch bei luc ugus die ab- 
weiche^en Formen allein im Siiden auftreten^). Zugleich sind sie 
durch besondere GroBe ausgezeichnet. Wahrend I-atzee ( le ro e 
des lucifugus auf 12-17 mm angibt und von mir Brwachsene nm 
1B-I6mm lang gefundcn wurden, erreichen die von imr a s var. 
and bervorgehobenen Formen 11+20 mm Langm 

Zugleich sind sic auch etwas reichlicher und longer beborstet, “ 

auch bei den wemgen bisher gefundenen Individuen m d.eser Hms.cht 
noch keine bestimmtcn Merkmale feststellen kann. 

1) Wahrend RoTHENBii ht.ee 1899 den pelidnus in der ^ 

beoblolt hat. eraahnt Fshs 1»02 ..u„ exemplaite- au. dem aChchm 

Walli., in 2300 u, HOhe ge..,nmel,. , + 3 „„d 4 + 4 Coxo.tern.l- 

2\ Vouerdincs habp ich aber lucifugus niit o -+ ^ 

.ah„™ den Nord.lpen, und x«r von. S.halberge n.ebgeu.e.en, 

Diese besitzen aber eine normale Anordnung der Coxaldrusenporen. 


Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


221 


Es ist unverkennbar, daB bei den Individuen mit mehr als 2 + 2 
Coxosternalzahnen (Abb. B4 und 35) die Starke derselben gegeniiber 
dem typischen Auftreten (Abb. 33) abgenommen hat, und zwar sind 
sie nicht nur kleiner, sondern auch zugleich stumpfer geworden. 
Bei 1. varallensis (Abb. 35) stehen aber auBerdem die innersten der 
4 + 4 Coxosternalzahne betrachtlich zuriick gegen die 3 anderen. 
Wahrend aber var. latzeli (Abb. 34), von den genannten Unterschieden 
abgesehen, sonst ganz mit lucijugus libereinstimmt, beobachtete ich 
bei lucijugus varallensis ein Verhalten der Poren der Coxaldrusen 
(Abb. 29), welches urn so merkwiirdiger ist, als es bisher unter den 
zahlreichen Lithobien ganz einzig dasteht. 

Wahrend namlich bei lucijugus sowohl als auch var. latzeli die 
Coxaldriisenporen in gewohnter Weise genau einreihig auftreten, und 
zwar bei var. latzeli runde bis ovale Poren 5, 6, 6, 4-5 oder 5-6, 6, 5-6, 
4-5, habe ich bei varallensis nicht nur zwei Reihen, sondern auch 
zwei verschiedene GroBen von Poren beobachtet, namlich auBer 
groBen (Abb. 29) von ovaler bis schrag-schlitzformiger Gestalt noch 
viel klcinere runde. Es treten aber von diesen kleinen runden (rf, e) 
auBerhalb der Hauptreihe auf 

am 12. Beinpaar 1-2 jederseits, im ganzen 7 + 2 oder 8 + 1, 


.13. 

3-() 

?? ^ + b 

8 + 3, 

14. 

I 

8 + 1 und 

8 + 1, 

15. 

keines. 


7 


Wollte man nur nach den Coxaldrusen urteilen, dann muBte man 
diesen varallensis zu Polybothrus stellen und eine Vermittlung zu 
Polybothrus wird diirch diese Form auch zweifellos zuni Aiisdruck 
gebracht. 

Den noch handelt es sich nicht um einen wahren Uber- 
gang zu Polybothrus , sondern um eine unabhangige Ahn- 
lichkeit in der Auspragung dieser Organc. Hierflir kann ich 
aber folgendes geltend machen: 

1. Stimmt der varallensis, von den besprochenen Unterschieden 
abgesehen, so vollstandig mit dem lucijmjus iiberein, daB an der ganz 
nahen Verwandtschaft kein Zweifel bestehen kann. 

2. Verhalten sich die Coxaldrusen der Polybothrus wesentlich anders. 
Bei ihnen liegen namlich die groBeren Poren innen und hinten und die 
kleineren vorn und auBen, wahrend zugleich die kleinen und groBen 
ganz allmahlich ineinander iibergehen. Bei varallensis dagegen stehen 
zwar auch die meisten kleinen Poren auBen, aber doch nicht alle, und 


15 * 


222 


W. Verhoeff 


der GroBenunterschied ist ein schroffer. Bei Polybothrus sind ferner 
die Poren am 12.-16. Beinpaar zwei- bis inelirreihig, wahrend hier riur 
am 13. Beinpaar melir als ein Porus auBerhalb der Reihe steht. 

3. Ist besonders zu beriicksichtigen, daB lucifugus wie zahlreiche 
andere Lithobius- Aiten 2gliedrige mannliche Gonopodenhocker besitzt, 
wobei das init einer Borste besetzte Endglied knopfartig auf dem 
mehrborstigen viel breiteren Gnmdgliede liegt. Hierin herrscht Uber- 
einstimmung nur mit Parapolybothrus, Aber alle mir bekannten Arten 
dieser Untergattung sind durch verschiedene andere Merkmale be- 
trachtlicli genug von Lithobius lucifugus unterschieden. so daB an 
eine direkte Verwandtschaft nicht gedacht werden kann. 

Dagegen scheinen mir diese ungewohnlichen Coxaldrlisenporen des 
varallensis als eine Ruckschlagserscheinung ein besonderes In- 
teresse zu verdienen. Wir wissen von den so iiberaus mannigfaltig aus- 
gebildeten Coxaldriisen der Geopbilomorplien , daB sie bei den 
primitiven Formen Pachynierium ii. a.) iinregelmaBig 

zerstreut auftreten, aber sekundar die verschiedensten Lokalisie- 
rungen erfahren haben. Bei den Lithobiiden scheint ebenfalls ur- 
spriinglich eine zerstreute Verteilung der Drlisenporen geherrsclit 
zu haben. und ihr entspricht noch am besten das Verhalten der Poly- 
bothnis. wahrend bei den durchschnittlich kleineren Lithobien die 
Poren in eine regelmaBige Reihe gedriingt sind. L. 1. varallensis wlirde 
uns dann also eine Andeutung des primixren Zustandes erhalten haben ^). 

Lithobius luvifugus i^arallensis m. 

4 + 4 Coxosternalzahne (Abb. 35). (Coxaldriisen s. oben.) An- 

tennen 48gliedrig, Ocellen 16 (1 + 15). das 13. Tergit mit Andeutungen 

2 2 2 . 

zu kurzen Fortsatzen. 1. Beinpaar ^ ; Gonopoden des $ mit 2 + 2 

Sporen. die Klaue 2spitzig. GroBte Coxaldriisenporen 272-3iiial 
breiter als lang (Abb. 29). 

Vorkonimen: Das einzige $ von 20 mm Lange traf ich unter Holz am 4. X. 
im Orrido d. Oula bei Varallo 550 m hoch. 

Lithobius lucifugus var. latzeli m. 

3 + 3 Coxosternalzahne (Abb. 34). Antennen 43-44gliedrig. 

-p . 10 3 10 

16.Bcinpaat„ j 

1) Einen zweiten Fall des Vorkommens von Coxaldriisenporen auBerhalb 
der t 3 ^pi 8 ehen Einreihe habe idi welter unten bei glaciei mitgeteilt. 



Zur Kemitnis der Lithobiiden. 


223 


Vorkommen: Ein (J traf ich am 4. X. in (jJesellschaft des vorigen, zwei an- 
dere am 19. IX. bci Simplon-Kulm 2()0() m lioch iinter Steinen. 20. IX. bei Berisal 
1750 m hoch. 

Vorkommen des lurijug'us (genuinus): 4. X. ein $ im Orrido d. Gula bei 
Varallo, 10. IX. unter dem Rhonegletseher 1750-1800 m, 5 I I'?- IX. Baeh- 
schlueht an der Fiirka, 2000 m, 3 c?, 1 22. IX. Zermatt im Arvenwald, 1800 m, 

1 cJ, 23. IX. Z’. Muttsehliieht bei Zermatt im Walde, 1700 m, 1 1 5, auf Matten, 

1900 m, 3 1. X. W.-Hang des Mt. Mottarone, 350 m, 2 19. IX. Simplon-Kulm, 

2000-2100 m, 3 cJ, 2 $ 20. IX. oberhalb Berisal, 1750 m ii. St., 3 (J, 1 $, 21. IX. 
Gornerschlueht, 1700 m, 2 9 -5. IX. Baehsehlueht im Visptal bei Staldeii, 870 m. 

I 9 . — Di(‘ groUten Coxaldrusenponm werden bis P/^mal breiter als lang. 

Lithohius mundanus n. sp. 

$ 1472111111 lang. Alle Tergite ohne Fortsatze, 26 Antennenglieder, 

II (1 + 10) Ocellen, das Schlafenorgan kleiner als alle Ocellen. Coxo- 
sternum der KieferfiiBe init 2 -f- 2 Zahncn (Abb. 32) riach auBen neben 
ihnen, etwas erweitert (alinlich lusitamis), 3.— O. Antennonglied so lang 
wie breit, 10. ebenfalls, lo. IVoiiial langer als breit. 

Porenteil der Giftdriisen bis in die Tibiainitte reichend, am Ende 
etwas erweitert. Zwischenranm zwisclien den (yoxosternalzahnen 
‘5-4inal breiter als ein Zahn, Porodont borstenartig diinn. Alle Tarsen 

zweigliedrig. 1 . Beinpaar J J ; 2. Boinpaar ^ ; 7. Bcinpaar ^ I ; 
12 2 

S. Beinpaar erst am il. Beinpaar tritt unten am Prafemur ein 

Stachel auf; 1H. Beinpaar qO "> 14. Beinpaar j mit Neben- 

krallc; 1.'). Beinpaar ohne Seitendorn aber mit Nebenklaue. 

14.. If). Beinpaar vom Feimxr beginnend innen siebartig von Poren 
durchsetzt, beide Beinpaare etwas verdickt. 

Die Cronopoden des 9 (Abb. Bl) sind sehr ausgezeichnet, so- 
wohl durch die vollig einfache Klaiie, als auch durch die 2 + 2 
Sporne, welchc deutlich auseinander geriickt sind, am Ende abgerundet 
und in der Grundhiilfte doppelt so dick wie in der Endhalfte. 

Vorkommen: Ein $ dieser gut umschriebenen Art erhielt ieh vor vielen 
Jahren durch den Botaniker Moller aus der (iegend von Coimbra (Portugal). 

Lithobius stygius mazer ollcnnis m. 

(Abb. 30). Einfarbig gelbbraun. 10 (2 + 8) Ocellen, 46-47 An- 
tennenglieder, 2 + 2 Coxosternalzahne, auBen neben ihnen in der Ver- 

breiterung ein kleines Hockerchen (k), 1 . Beinpaar " ,, J ; Hiiften des 

lux 


224 


W. Verhoeff 


13.-15. Beinpaares mit Seitendorn, 13. Beinpaar - 14. Beinpaar 

^0 ^; 15. Beinpaar J4|-§7-L mit Nebenkralle. 13. Tergit mit 

Ansatz zu Fortsatzen. Endbeine ^ ohne Auszeichnung. 

Vorkommen; Ein verdanke ich Freund Steasseb, welcher es 20. XI. 32 
bei Mazeroll in Friaul erbeutete. 


Lithohius lusitanus tmlesiacus m. 

10 mm. Gelbbraun, die Vorderhalfte des Kopfes braunschwarz. 
33-35 Antennenglieder, Ocellen 9 (1 + 8 ). 13. Tergit mit kurzen Fort- 
satzen, 11. mit Andeutimgen derselben. 1 . Beinpaar ^ ; 13. Bein- 

paar O’ 14. Beinpaar 15. Beinpaar 5 ohne 

Seitendorn aber mit Nebenkralle. Gonopodenhocker des mit 2 Borsten, 
2 :wischen ihnen eine fast kreisabsclmittfbrmige Platte. 2 + 2 Coxo- 
sternalzahne. 

Vorkommen: 24. IX. 33 traf ich in 830 m Hcihe ein im Viaptal bei Stalden. 


Lithohius lusitanus wiirmanus m. 

c? 10-11 mm. Hellbraun, Tergite glatt. 11. und 13. Tergit mit 
kurzen Fortsatzen, welche ungefahr reclitwinkelige Dreiecke bilden 

(also ahnlich Abb. 42 unten). 13.-15. Beinpaar Hliften y; 28-35 An- 

tennenglieder, 10—11 Ocellen. Gonopoden 9 mit 2 + 2 dicht neben- 
einander stehenden, ziemlich kurzen und dreieckig auslaufenden Spornen, 
Klaue breit, deutlich Szackig. Gonopoden eingliedrig, eiformig, mit 
3_4 Borsten, das Plattchen zwischen ihnen nackt. 15. Beinpaar 

A’ Seitendorn, mit Nebenklaue (Abb. 54). 

0 13 2 0 

Vorkommen: Das $ sammelte ich 22. IV. 21 bei Planegg im Wurmtal 
(Quercus-Siebicht), 16. IX. 20 oberhalb des Eibsees ein $ 800 m hoch unter Borke, 
(J 24. IX. 28 bei der Burg Strechau 800 m hoch in Nord-Stciermark. 


Lithobius sachalinus n. sp. 

(J 11 mm lang, Korper fuchsig, Antennen 19gliedrig, das 5. died 
so lang wie breit, das 10. und 15. Glied l^/j— l^/ 2 mal langer als breit. 
9 Ocellen. — 2 -f 2 kraftige Coxostemalzahne, das borstenartige Poro- 
dont vom auBeren Zahn etwas nach auBen abgeriickt, dicht am Bande, 
dieser auBen von ihm sofort unter 45° abgeschragt. Coxaldriisenporen 

rund, 4, 5, 5, 4. Alle Tarsen zweigliedrig. 1. Beinpaar 12. Bein- 


Zur Kenntnis der Lithobiidcn. 


225 


1 0 3 11 
paar ^ q YT 2 


10 3 11 


1 0 3 10 


ohne 


14. Beinpaar g l q; 15. Beinpaar ^ 3 q 

Seitendorn, aber mit Nebenklaue. 14. und 15. Beinpaar des an 
Femur und Tibia stark verdickt. Femur am 14. Beinpaar des (J oben 
innen der Lange nach aufgeschwollen und_ gewolbt, bier vor dem 
Ende zugleich mit dichter Borstengruppe. Femur am 15. Bein- 
paar des oben mit Langsfurche und eine noch tiefere oben auf 
der Tibia. — Genitalhocker des ^ halbkugelig, ungegliedert, mit drei 
Borsten, dazwischen ein abgerundet-dreieckiger Vorsprung ohne Borsten. 
Sternit am 1H.-15. Beinpaarsegment nur sparlich beborstet (abweichend 
von vosseleri und 'pachypus, obwohl es sich um reife Mannchen handelt, 
wie die verschiedenen erwiilmten sexuellen Auszeichnungen beweisen). 


York om men: Von Sachalin erhielt ich 3 cJ durch Herrn Takakuwa in 
Tokyo. Dieae Art schliefit sich an die muiubilis-Grnppe an und niinmt durch die 
niedrige Zahl der Antennenglieder dieser gegemiber eine Vorlauferstellung ein. 


Lithohius pegg€mensis n. sp. 

18 mm lang, Riicken braun, glatt, Kopf vorn viel dunkler als 
hinten, 15 Ocellen, das Schliifenorgan etwas kleiner als seine Nach- 
barn. Antennen 29-:l()gliedrig. Coxaldriisen 5. 5-6. 5, 4, teilweise oval, 





Al)li. 40. 


Abb. 1^8 — 40. Lithohius {jrandiporosus ii. sp. 

Abb. 38. Coxaldrusenporeii aiis dem If). Beinpaar, 12r> x. 
Abb. 30. Sporne der Gonopoden des +, 125 x. 

Abb. 40. Schiafenorgan (s) und Ocellen (o), 
Ansieht von unten, 125 x . 


Abb. 38. 


11. Tergit mit schwiicherem (Abb. 42), 13. mit starkeren Fortsiitzen. 
Coxosternum der Kieferfiifie mit 2-1-2 Zahnen, deren innere etwas 
mehr als die auUeren zuriickliegen, der Rand aufien etwas erweitert, 
was aber nur einseitig deutlich ausgepragt ist. 

Gonopoden des cj breit, eingliedrig und mit einer Borste, das Platt- 
chen zwischen ihnen nackt und trapezisch (Abb. 43). 13.-15. Bein- 
paar Hiiften ^ ; 14. Beinpaar ^5. Beinpaar | g ^ mit Seiten- 


226 


W. Verhoeff 


dorn, mit Nebenklaue. Femur am 15. Beinpaar mit feiner aber deut- 
licher', vorn und hinten abgekiirzter Langsfurche. 1. Beinpaar 
2 2-3 1 232 

2 1 ' > 2. Beinpaar 15. Tergit (J hinten im Bogen eingebuchtet, 

der Hinterrand mit 10 kleinen bis mittleren Borsten. 

Die Stellung dieser Art gibt insofern zu Zweifeln Veranlassung, 
als die Coxosternum-Erweiterung nur schwach ausgepragt ist. Be- 
zieht man sie auf die Imitanus-Ginipipe, dann steht sie dem lusitanus 
am nachsten, unterscheidet sich aber durch hohere Ocellenzahl, weniger 
Antennenglieder, durch Hiiftseitendorn des 15. Bein- 
paares und auch sonst mehr Dornen, durch Furche 
am Femur des 15. Beinpaares und starkere Fort- 
satze am 13. Tergit. Vergleicht man den peggauensis 
dagegen mit den Arten ohne coxosternale Erwei- 
terung, dann weist der Schliissel unter m auf 
erythrocephalus schuleri, von dem er sich unter- 
scheidet durch das 5.-9. Antennenglied, welche so 
lang wie breit sind, das 10. etwas langer als breit 
(wahrend bei jenen diese Glieder entweder alle 

teilweise entschieden breiter). Die Fortsatze hinten 
am 13. Tergit sind spitzwinkelig (bei erythr, schuleri 
recht- bis stumpfwinkelig oder abgerundet). Ferner 
weicht fegg. ab durch mannliche Femurfurche, 
bedeutendere KorpergroBe, die genannte Coxosternum-Erweiterung und 
den Beginn von zwei ventro-prafemoralen Dornen vom 6. Beinpaar 
an, wahrend sie bei jenem erst vom 8. oder 9. Beinpaar an mit zweien 
beginnen. 

Vorkommen: Das einzige (J traf ich 29. IX. 28 in Bachschlucht bei der 
Ruine Peggau in Steiermark. 

Lithobius grandiporosus n. sp. 

9 14 mm. Zu der obigen Beschreibung im Schliissel diene Folgendes 
als Erganzung: Einfarbig braun. Coxosternum der Kief erf liBe mit 
2 + 2 Zahnen und neben diesen scharf abgeschragt, ohne jede Er- 
weiterung. Wahrend bei den Verwandten(Abb. 36) die Poren der Coxal- 
driisen vorwiegend rund sind und durchschnittlich um ihren eigenen 
Durchmesser voueinander getrennt, erscheinen sie hier groBtenteils 
stark quer gesti:^ckt (Abb. 38) und grofier als die trennenden Zwischen- 
raume. Die Schlafenorgane (s. Abb. 40) sind fiir eine ocellenfiihrende 
Art ganz nngewohnlich gfoB. 


l^/g-l^/smal breiter als lang sind oder wenigstens 



Abb. 41. Lithobius 
nodulipes tennensis 
ni. (?, y Stifte obeii 
in der Tibia dew 
14. lieinpaares, da- 
neben idp) 5 Poren 
v’on einzelliKeii 
Han tdrd sen , 2 2 0 x . 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


227 


Die 2 + 2 Sporne der Gonopoden des 9 (Abb. 39) sind kurz, stumpf 
und voneinander abgeriickt. Klaue 2 (3) spitzig. Poren der Coxal- 

drusen 7, 8, 8, 6-7. 14. Bempaar ^ 332 ’ ^5- 

ohne Seitendorn, ohne Nebenklaue. 1. Beinpaar ^ ^ ; 2. Beinpaar j \ . 

Bin ventro-prafemoraler Stachel beginnt erst am 4.-5. Beinpaar. Fort- 
satze am 9., ]1., 13. Tergit wie bei nodulifes. — Oberbayern. 





Abb. 4*2. Abb. 43. 

Lithohius peggavensis ii. sp. 




Abb. 42. Linkes Hinterrandifebiet obcn voni 9., iiiiten voni 11. Tergit , 125 x. 


Abb. 43. Hinterer Teil d(*H GeuitalHterniteK igs), j) das PostgenitalHtt‘rnit, 
g der reehte gonopodiale Hdeker, Ansieht von unten, 125 x. 


Lithohius saalachiensis n. sp. (= lapidicola Latz. e. p.). 


Das 13. Tergit hochstens mit Andeutungen von Fortsatzen. Beim 
9 beobachtete ich einseitig 2 und auf der anderen Seite 3 Gonopoden- 
sporne (Abb. 51). Die Klaue ist dreizackig, alle 3 Zahne dreieckig. 

Antennen 34:-36gliedrig, 11 Ocellen. 14. Beinpaar ^V^4 “q”T’ ^ Bein- 

U 1 o o J. 


paar ohne Seitendorn, mit Nebenklaue. 1. Beinpaar ; 

UJ.OJLU U(J-)-L 

2 2 1 . 

2. Beinpaar ein ventro-prMemoraler Dorn tritt erst vom 8. Bein- 

U J. 


paar an auf. — 27. 9. 28 am Weg zur Traunsteinerhutte, 1350 m hoch 
am Dachstein fand ich ein 9 von 1 1 mm. 


Lithohius glaeialis n. sp. 

9 12 mm lang. Kiicken braun, Tergite etwas gerunzelt. Die durch 
Abb. 57 und 68 erlauterten Gonopoden des 9 sind ausgezeichnet sowohl 
durch die dicht aneinander geriickten sehr stumpfen, eiformigen Sporne 
als auch dutch die breite und stumpfe, ganz zackenlose Klaue. 
Coxosternum der KieferfiiBe mit 2 + 2 Zahnen, nach auUen neben 
den Zahnen etwas erweitert. Poren der Coxaldriisen auffallend 


228 


W. Verhoeff 


groB und teilweise quer-oval: 5 und 5 + 2 — 8 und 8 + 1 — 6 und6 — 5 
und 6, d. h. es zeigt sich hier an den 12. und 13. Hiiften einseitig ein 
Anfang zur Zweireihigkeit, also ein weiteres Beispiel fiir die in- 
teressante Erscheinung, welche ich oben fiir lucifiigus naher besprochen 
habe^). 11. und 13. Tergit nur mit kurzen Vorragungen, 15. Tergit 
des $ hinten jederseits etwas lappig vorgezogen. Ocellen 13, Schlafen- 
organ so grofi wie die Nachbarocellen. Antennen 35gliedrig. 14. Bein- 

paar ^einpaar ^ ohne Seitendorn, mitNeben- 

2 2 1 2 2 1 

klaue. 1. Beinpaar ^ ^ 2. Beinpaar ^ ^ j (Abb. 44 und 46). 

L. gladalis gehort insofern zur Za/e6ncoia-Gruppe, als die Klauen 
der Gonopoden keine Nebenspitzen besitzen, aber sie weichen von 




L. glacialis n. sp. $ (Darmstftdter Hiitte, 2450 in). 

Links zwci Sporne nnd rechts Vordersebiet am Coxostermim 

die Klaue der Gonopoden, 125 x . der Kioferfiifie, p Porodont, 125 x . 

denen jener durch die breitere und stumpfere Form ab. Ferner unter- 
scheidet sich gladalis von jenen Arten durch viel groBere Poren der 
Coxaldriisen, die zugleich mehr quer-oval gestaltet (ahnlich Abb. 38). 

Mit latebricola und rnundamis im seitlich erweiterten Coxosternum 
der KieferfuBe ubereinstimmend, weicht gladalis hierin zugleich von 
geyeri ab, von latebricola auch durch Nebenklauen, von blanchardi 
durch 2 + 2 Sporen und 35 Antennenglieder, von ynundanus durch 
Bedornung des 15. Beinpaares. 

Vorkommen: 2 $ entdeckte ich in 2460-2500 m Hohe bei der Darmstadter 
Htitte in N.-W. -Tirol. 


Lithobius tricuspis Mein. 

In Erganzung des Schliissels mache ich hier auf zwei weitere Rassen 
dieser Art aufmerksam, von weichen ich die eine, belchenius Verh. aus 
dem Schwarzwalde, an anderer Stelle bekannt mache. 


Man vgl. unten auch L, doUnopbilus, 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


229 


Lithobius tricuspis strass€iri n. subsp. 

$ und 16 mm lang, unterscheidet sich von den anderen Formen 
der Art durch nur 2 + 2 Sporen an den Gonopoden des $ und unregel- 
maUig zerstreute Griibchen auf den hinteren Tergiten. Die Klaue der 
Gonopoden ahnelt der des helchenius, d. h. sie ist dreizackig und breit, 
aber alle 3 Zacken sind stumpf-winkelig, treten also wenig vor. 

Riicken einfarbig hellbraun. Antennen 42-47gliedrig, die Schlafen- 
organe so groB wie die benachbarten Ocellen von doppelt konturiertem 
Ring umgeben. Von den Spornen des $ ist der auBere sehr groB, l^/gmal 
langer als der innere und hinter der Mitte ein wenig erweitert. 14. Bein- 

naar 1 v 4+ ^ ? o o ? niit Hiiftseitendorn, mit Neben- 

l_o i_2 1 .... 

klaue, 1. Beinpaar ^ ; Gonopoden des eingliedrig und mit 

einer Borste, das Plattchen zwischen ihnen nackt, letzteres also wie 
bei der typischen Form. 

Vorkommen: 2 cJ und 1 $ dieser Rasse verdanke ich meinem Freunde Karl 
Strasser, welcher sie am 31. VII. in 2600 rn Hohe in der Marmolata erbeutete. 

Fiir die vier von mir unterschiedenen Formen gebe ich folgenden 
Schliissel : 

a. Gonopoden des $ mit nur 2 + 2 Spornen. Klaue wie bei dem belchenius 

1. tricus'pis strasseri m. 

b. Gonopoden des $ mit 3 + 3 Spornen c, d. 

c. Huften des 15. Beinpaares ohne Seitendorn 2. tricuspis tridens Verb. 

d. Huften des 15. Beinpaares mit Seitendorn. 

X An der Klaue der Gonopoden des $ sind die drei Zacken alle gut ausgebildet 

und spitzwinkelig 3. tricuspis Mein. (gcMuinus). 

X X An der Klaue der Gonopoden des $ sind die drei Zacken schwacher, daher 
recht-stumx)fwinkelig 4. tricuspis belchenius Verb. 




Abb. 46. . Abb. 47. 

L. mucronatus n. sp. ? var. wocheinensis m. 


Vordergebiet am Coxosternum der KioferftiBe, Sporne der Gonopoden 

von Tinten gesehen, 125 x . des $ nobst Basis, 125 x. 


Lithobius mucronatus n. sp. 

Diese schon kurz im Schliissel hervorgehobene Art von 16—20 mm 
mochte ich einen vergroBerten Abkommling des muticus nennen (Latzel 
gibt 10-16 mm fur den muticus an). Dem entspricht auch das Auf- 


230 


W. Verhoeff 


treten von 18-21 Ocellen (bei mvticus deren 12-18). Besonders be- 
merkenswert und fiir die artliche Natur bestimmend ist die in Abb. 46 
dargestellte aufiere Erweiterung am Coxosternum der KieferfiiBe. 
13. Tergit mit kurzen Fortsatzen. Dasjenige Merkmal aber, welches 
zur Benennung dieser Art fiihrte, namlich die merkwiirdige und durch 




Abb. 48. L, rnucronatvs n. sp. $ var. wocheinensis m. 
Tarsunguluni und Tibia vom linken KieferfiiB, 
Ansicht von unten, 125 x. Samnielblfischen 
der Giftdriise 


Abb. 49. L. erythrocephalus 
Schuler i Verb. ? (Oberbayern, 
Kreuzock), i innerer, 
a /luBerer Sporii der GonO’ 
poden, 340 x . 


Abb. 48 erlauterte tiefe Einbuchtung innen hinter der Mitte der 
KieferfuBklauen, durch welche ein Buckel und ein stumpier Zahn gegen- 
einander abgesetzt werden, halte ich nicht fiir besonders wichtig, nach- 
dem ich ein 2., sonst ganz gleiches Tier untersuchen konnte, welchem 



Abb. 50. L. lapidicola Mein. Abb. 51. L. scmldchiensis n. sp. 

9, links feporne und rechts die Klaue der Goiiopoden des 9, 125 x . 


diese Auszeichnung fehlt. Das durch Abb. 48 bezeichnete Tier unter- 
scheide ich als var. wocheinensis von dem typischen mucronatm mit 
einfachen Klauen. Die 2 + 2 kurzen Gonopoden-Spome (Abb. 47) 
sind etwas voneinander abgeriickt und hinten mehr oder minder zu- 

gespitzt. 14.Beinpaar ^^ 33 ’ 15. Beinpaar ohne 

Seitendom, ohne Nebenklaue; 1 . Beinpaar nVTTY; 2. Beinpaar |-|4 • 

U J-j U""!. U ^ J. 

Vorkonimen: 26. IX. 07, jBrbeutete ich bei Wocheiner Feistritz in Krain 
2 5, deren KieferfuBklauen in der erwfthnten Weise voneinander abweichen. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


231 


Lithohius muticus var. sexdentatun m. 

nenne ich eine sonst ganz mit muticus iibereinstimmende Form, welche 
am Coxosternum der KieferftiBe 3 + 3 Zahne besitzt, von welchen 
aber die beiden paramedianen etwas kleiner sind als die anderen und 
etwas mehr zuriickliegen. 

2 $ dieser Varietat traf ich ebenfalls bei Wocheiner Feistritz in Krain. 


Lithohius rupivagus n. sp. 

11-12 mm, 9 13 mm lang. Der Umstand, daB das ^ dieser Form 


dem muticus sehr ahnlich ist, abe 
die fiir jene Art charakteristische 



Abb. 52. L, irala- Abb. 53. L. mi- 
chims ocellorum \Qvh. croporus n. si). 
$ Poreii der Coxaldriisen axis dem 
15. JleiTipaar, Aiisieht von uiiten, 125 x . 


■ an der Tibia des 14. Beinpaares 
Auszeichnung nicht besitzt, lieB 



Kndjjebiet vom Prftfeniur des 15. Bein- 
paarcs von innen j^esehen, d 3 obere, 

V 3 nntere iind i 2 innere Stacdieb 125 x . 


micli zunaclist vermuten, daB es sich um imreife Mannchen des muticus 
handeln mochte. Diese Annahme konnte jedoch nicht bestehen, weil 
das 15. Tergit des ^ (Abb. 10) abweichend gestaltet und anders be- 
borstet ist und weil Jungmannchen des muticus, welche kleiner sind 
als die Mannchen des rupivagus (Abb. 58 oben) bereits die fiir muticus-^ 
bezeichnende Form und Beborstung besitzen, nur in etwas schwacherer 
Auspragung. Das Basalglied der Telopodite an den Gonopoden des 9 
besitzt oben bei muticus 5-0, bei rupivagus nur 4 Stachelborsten. Das 
13. Tergit des muticus ist hinten einfach abgerundet, bei rupivagus 
besitzt es kurze Vorragungen. Wahrend die Antennen des muticus 
35-45 Glieder besitzen, hat rupivagus deren nur 30-34. 

Riicken braun, Kopf schwarz, Korper nach vorn verschrnalert. 
Coxaldriisen 4-5, 7-8, 6, 5, meist oval. Gonopoden des ^ 2gliedrig, 

zwischen ihnen ein Plattchen mit 2 Borsten. 15. Beinpaar 


232 


W. Verhoeff 


ohne Seitendorn und ohne Nebenklaue ; 1 . Beinpaar — - j*—.. ^ • 

Coxosternum der KieferfiiBe mit 2 + 2 , 2 (3) + 2 oder 2 + 3 ’Zahnen, 
daneben sofort abgeschragt. Klaue der Gonopoden des $ 3 spitzig. 

Unterscheidet sich von lucifugus leicht durch die viel kiirzeren 
Antennen. 

Vorkommen: 20. IX. 29 traf ich ein $ an der GebirgsstraBe westlich Cortina 
1650 m hoch, 6 ^ an der Reichenberger Hutte, 2000-2100 m unter Steinen. 


Lithobius cortinensis n. sp. 

Die Art findet sich oben im Schliissel als N. 120. sie fallt unter m 
und laBt sich von erythrocephalus nebst schuleri leicht durch die in 
Abb. 56 dargestellten viel kiirzeren Sporne der Gonopoden unter- 
scheiden, von (icuyyiMdtus^ fduciufyi und illyvicus durch die bedeutend 
niedrigere Zahl der Antennenglieder, von ryldicus durch etwas langere 
Sporne und mehr als doppelte Zahl der Coxaldriisen. 



Abb. 55. LithobiuH pelidnus annulipes m. 
(J Femur des 15. Beiiipaares (fe) und Ende 
des Prftfemur (prf), Seitenansicht, 56 x . 



Abb. 56. L. cortinensis ii. 8p. 9 Links 
zwei Sporne und rechts die Klaue der 
Gonopoden von unten Kesehen, 1 25 x 


Lithobius anisanus n. sp. 

$ Riicken braun, Tergite glatt, 11 . und 13. Tergit mit kurzen, hinten 
abgerundet-recht- bis stumpfwinkeligen Vorspriingen, 15. Tergit hinten 
im Bogen eingebuchtet. Coxosternum der KieferfiiBe mit 2 + 2 Zahnen, 
daneben sofort abgeschragt. 36 Antennenglieder, 12-13 Ocellen, 

Schlafenorgan so grofi wie die Nachbarocellen. 14. Beinpaar O • 
00310 01332 

15. Beinpaar q ^ 3 3 ^ ohne Seitendorn, mit Nebenklaue; 1 . Bein- 

12 1 9 9 9 

paar 2. Beinpaar | . 

Vorkommen: Am 16. IX. 07 fand ich 1 ? von 16 mm bei Selztal in Nord- 
steiermark unter Moos. 


Lithobius tnicroporus n. sp. 

$, auf die nahe Verwandtschaft mit walacUcus und wal. ocellorum 
habe ich schon oben hingewiesen. Der auffallendste Unterschied, 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


233 


welcher dutch Abb. 52 und 53 erlautert wird, besteht in der verschie- 
denen Grofie der Poren der Coxaldrusen, wodurch bewirkt wird, dab 
sie bei jenen durchschnittlich mindestens so breit oder noch breiter 
sind wie ihre Zwischenraume, wahrend bei microporus (Abb. 53) die 
Zwischenraume l^/g-dmal breiter sind wie die Poren. Der Unterschied 
gilt aber auch gegeniiber lucifiigus. 

Tergite glatt aber borstenreich, 13. mit kurzen, stumpfwinkeligen 
Vorspriingen. Gonopoden des $ mit 2 + 2 fast kegeligen, ziemlich 
kurzen und spitzen Spornen, die Klaue dreizackig und sehr ahnlich 

der Abb. 69 rechts, die Mittelzacke am starksten. 14. Beinpaar ^ j g-g o ^ 
15. Beinpaar ^ ^ i Seitendorn und ohne Nebenklaue. 


Vorkommeii: 2G. V. 29 eiri $ von .17 min hn Schlund der (lolobeja Jama 
des Tarnowaner Waldes. Ich verdanke es meinem Freiinde Karl Strasskr (Triest). 

Erwahnt seien groSe, im Enddarm 
enthaltene Massen von Pflanzen- 
sporen, welehe als gesprengt^e, 2-3teilige 
Schalen zusammengeballt sind. 






AM). L. nipiraaus n. sp. 
HiiitorraiKi voin 15. Tfrgit des 
1 25 X . 


Al)l). 58. L. nrutirus Koch, S Hintcrraiid 
vom 15. Terj^it, mid zwar obcii voni 
jmijren, untcii void erwachseiien cJ, 125 >; . 


Lithobius dolinophiluH n. sp. 

5 16^/2 mm lang. Von alien mir bekannten Lithobien unterscheidet 
sich diese Art dutch die Klaue an den Gonopoden (Abb. 59), indem von 



Abb. 59. L. dolinophilua n. sp. S Links zwel 
Sporne, rechts die Klaue der Gonopoden, 
125 X. darunter die Endteile der Klaue 
mit den 3 Zacken, 340 x . 


den drei Zacken derselben der 
mittlere und innere in zwei Zahn- 
chen geteilt ist, wahrend der 
schwache auBere einfach bleibt. 
Die beiden Sporne, welehe nahe zu- 
sammensitzen, sind sturnpf und fast 
eiformig. Die langen 52-56 glied- 
rigen Antennen sind reichlich und 
lang beborstet, in ihrer Endhalfte 
sind die meisten Glieder lJ/ 2 - 2 mal 
langer als breit, das 4.-10. breiter 
als lang oder so lang wie breit. Das 



234 


W. Verhoeff 


Coxosternum der KieferfiiBe neben den 2 + 2 Zahnen sofort abgeschragt. 
Ocellen zahlreich, das Schlafenorgan so groB wie die Nachbarocellen. Alle 

Tergite, auch das 13. einfach abgerundet. 14. Beinpaar | ^ ; 

15. Beinpaar 3 - 3 - 9 ; ohne Hiiftseitendom, mit Nebenklaue; 1 . Bein- 
12 1 9 2 

paar ^ i > Beinpaar . Poren der Coxaldriisen 6 , 6 , 7 -)- 1 und 

7, 5—6, also ist an den 14. Htiften von links wieder ein einzelner 
Porus aus der Reihe geriickt und damit der Ansatz zu einer Zwei- 
reihigkeit gegeben. 

Vorkommen: Prcedol-Doline bei Obcina, 2. II. 30 (Karl Stras.ser). 


JJthobius tenuicornis n. sp. 


$. Von der vorigen Art sowohl durcb Fortsatze am 11 . und 13. Tergit 
als auch durch die einfachen Zacken an den dreizinkigen Klauen der 

Gronopoden (Abb. 60) leicht zu unter- 
scheiden, wahrend die 2 + 2 Sporne 
noch etwas kiirzer sind. 9 18 mm lang. 
Kastanienbraun, Kopf dunkelbraun, 
Riicken glatt. Die Fortsatze am 11 . 
und 13. Tergit sind abgerundet-recht- 
winkelig. 15. Tergit des $ hinten bogig 
eingebuchtet. An den 62gliedrigen An- 
tennen das 4.-10. Glied breiterals lang, 
die Glieder der Endhalfte meist so lang wie breit oder etwas breiter oder 




Abb. HO. L. tenuicornis ii. sp. ¥ Ijinks 
zwei Sporne und rei^hts die Klaue der 
Gonopoden, 125 x . 


hochstens l^/gmal langer als breit. 13. und 14. Beinpaar ^ 

() 1 o 3 2 

1T3- 221^^. 221 

1 . Beinpaar j-j 2. Beinpaar yYi * 

Vorkommen: 30. IX. 07 traf ich im Sandsteingebiet oberhalb Triest das 
einzige bekannte $ in Eichengebiisch. 


Lithohius erythrocephalus misurensis n. subsp. 

$ 14^/2 mm lang. Nur das 13. Tergit mit Andeutungen von Vor- 
spriingen, 30 Antennenglieder. Obwohl an den Gonopoden 3 + 3 Sporne 
vorkommen, alle dicht nebeneinander, besitzen dieselben dock die lange, 
fiir erythrocephalus charakteristische Gestalt. Klaue dreizackig, Telo- 
podit der Gonopoden am Grundglied oben mit 4 einfachen Borsten. 
Die mittlere und innere Zacke der Klauen sind iibrigens bei misurensis 
stumpf und kurz, dagegen bei erythrocephalus und schuleri spitz und 
ziemlich lang. Die oben im Schliissel als Besitzer von 3 + 3 Spornen 



Zur Keimtnis der Lithobiiden. 


235 


aufgefiihrten ac?imma^W6’-Rassen besitzen alle viel kiirzere Sporne. 

15. Beinpaar mit Seitendorn und mit Nebenklaue. 

Vorkommen: 15. IX. 29 von mir am 
Misurinasee erbeutet, 1760 m hoch, unter 
Borke nnd Moos. 


* n 

A ! 



Abb. ()1. Lithobim lairo sellaniis in. 3 Lirikt^r KicfcrfuB vou unten gesoheii, das Tolopodit, 
imt Ausnahrne des ^roflen Griindgliedes, ist rcffciieri(‘rt wordeii. md M(‘dianuaht, 7 > Poro- 
dont, tk Trochaiiterk6rbc,pr/ Prafetnur, fe Femur, ti Tiliia, ta Tarsus, u KJaue, s Klauon- 

sehne, 1 25 x . 


Lithobius latro sellanus n. subsp. 

c? 14mni lang. 13. Tergit mit rechtwinkeligen, recht kiirzen Fort- 
satzen. Antennen 36gliedrig, Tibia nur am 15. Beinpaar gefurcht, am 
14. einfach. Gonopoden 1 (2)-gliedrig, mit 4 Bor- 
sten, zwischen ihneri eine tiefe Einbuchtung, aber 
kein borstentragendes Plattcheii. 15. Beinpaar 

(k i |“Ar 3 ^j Seitendorn, Klaue einfach, 13. 

bis 15. Beinpaar an den Hiiften 

2 2 1 .^. 221 
0 1 2. Beinpaar^ ^ 

Ungewohnlich ist die 
dichte Beborstung des 
Telsons oben, hinten und 
auBen, und zwar mit 
kraftigen Borsten (latro 
besitzt in den Hiiften des 
13. und 14. Beinpaares 
keine Dornen) (Abb. 61). 

Vorkommen: 5. VIII. fand mein Freund Karl Str-AS^er das allein bakannte 
(? 2420 m hoch am Col Rodella des Sellajoches. 

Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. 6, Heft 2. 16 a 



Abb. 62. Abb. 63. 

Monotarsohius aeruginosus Koch. 

Ocellen (o), Schiafen- Trochanter und Prftfemur 
organ (sg) und Antennen- aus dem 15. Beinpaar 
basis (ab), Ansicht von des <S von unten gesehen, 
unten, 125 x. 125 x. 



236 


W. Verhoeff 


> 






ah 


Abb. 64. Monotarsobius aeruginosus 
zipsianus n. subsp. Ocellus (o), 
Schiafenorgan (sg) uud Antcnnen- 
basis iab) von union gesehen, 
125 X. 


Harpolithobius* 

Mit der Gattung HaTpolithobius beschaftigte ich mich 1925 in 
meinen „Beitragen zur Kenntnis der Lithobiiden'^, Arch. f. Naturgesch. 
91. Jg., Abt. A, 9. H., S. 125-129 und 1934 in meinen „Beitragen zur 
Systematik und Geographie der Chilopoden'^ Zool. Jahrb., Bd. 66 

H. 1/2, auf S. 60-63. Dort gab ich auch 
einen Schliissel fiir die drei bisher unter- 
schiedenen Arten und fiir die Kassen des 
anodus, Inzwischen konnte ich eine wei- 
tere Art feststellen, welche eine Mittel- 
stellung zwischen dem westlichen calciva- 
gus und dem ostlichen anodus einnimmt, 
selbst aber auch wieder in zwei Formen 
zerfallt. Derfolgende Schlussel gibt liber die wichtigsten Charaktere 
AufschluB, wobei ich nur den durch 3 + 3 Coxosternalzahne aus- 
gezeichneten Ijubetensis Verh. unberiicksich- 
tigt lasse. 

a. Die lange Klaue der KieferfiiBe streicht 
aiiBen schon in der Grundhalfte in 
deutlichemBogen. Coxosternum der Kief er- 
fuBe ohne Zahne, d. h. nur mit 1-2 rudimen- 
tton porenartigen Andeutungen derselben, 

Porodont wenig starker als die benachbarten 
Borsten. Die 2 + 2 schlanken Sporne der 
Gonopoden des $ verschmalern sich so lang- 
sam nach hinten, daB sie in der Grundhalfte 
fast parallelseitig erscheinen, Klaue drei- 
zackig, und zwar die innere und mittlere 
Zacke fast gleich stark, die auBere sehr 
0 0, 2-3, 0 0 



schwach, 16. Beinpaar 


Abb. f35. Monotarsobius au- 
striams n. sp. cJ Trochanter 
und Prft femur aus dem 
15. Beinpaar, Aiisicht von 
unten, 125 x; rochts daneben 
der Iimcndorn, 340 x . 


0 1, 2-3, 1-2, 0 

calcimgus Verh. 

b. Die lange Klaue der Kiefeiliifie bleibt auBen bis zur Mitte fast gerade 

c, d. 

I ’ ^ 

c. Die 2 + 2 Zahne des Coxosternums sind rudi- 
mentar wie bei calcivagus, also nur durch Poren 
angedeutet, Porodont wenig dicker als die be- 
nachbaren Borsten. Die 2 + 2 Sporne der Go- 
nopoden des $ sind langlich eiformig, hinten 

. . . 0 0 2 (3) 1 0 

fast spitz. 15. Beinpaar g — g-g — ^ 

gottscheensis n. sp. 

n?^^.^Goimpod^en^^^ X Klaue der Gonopoden des $ Idffelformig, 

S’.rCenr^nrm’x" breit und etumpf endend, ohne Zacken, 





Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


237 


Grundglied der Telopodite (3ben mit 4 Staehelborsten, von welchen 2 
schwach vor dem Hinterrand, eine in der Mitte und eine kleine ganz vorn 
steht. Blaschen der Giftdriisen in der Tibia, Antonnen 46-48gliedrig 

gottscheensis (genumus m.). 

X X Klaue der Gonopoden des $ zweizackig, der innere Zahn spitz und drei- 
eckig, der auBere rudimentar, Grundglied der Telopodite oben mit einer 
Langsreihe von seeks Staehelborsten, die von vorn nach hinten allmahlich 
groBer werden. Blaschen der Giftdrusen in der Basis des Tarsus. Antennen 
43gliedrig gottschse.nsis dolinensis m. 



Abb. G7. 



Abb. 08. 



Uothropolys as/temtus Kocb. 

Stuck vom Coxosternum der Kiefer Klaue der Gonopoden des i \’on unten 

fiUie, Ansieht von unten, 125 x. j?esehen, 125 x. Reehts daneben zwei 

zvveispitzige Zaeken diescn* Klaue 810 x . 


d. 


Die 2 + 2 Zahne des Coxosternums sind zwar klein, aber dock deutlick aus- 
gepragt, Porodont dick, zahnartig groBer als die eigentlichen Zahne . Gono- 
poden des $ kinsichtlich dcr Klaue deiien des mlcivagm gleichend, die Sporne 


mehr kegelig, Antennen 40-45gliedrig. 


15. Beinpaar 


10 3 10 
0 13 3 1 

anoduH Latzel. 



Abb. 69. Abb. 70. 

liothropolys imaharensis n. sp. 

Stuck von Coxosternum der Kieferfilfle, Klaue der Gonopoden des ? 

Ansieht von unten. 125 x. von unten gesehon, 125 x . 


Harpolithobius gottscheensis n. sp. 

Es liegen mir zwei verschiedene Mannchenformen vor, namlich 
a) Von Gottschee cj 13^l2inm, Tibia des 15. Beinpaares ohne 
Furche, Tibia des 14. oben hinter der Mitte angeschwollen und mit 
Haarbiischel. Am 14. und 15. Beinpaar, welche vorwiegend dunkel 

16 * 


238 


W. Verhoeff 


sind, ist das Enddrittel der Tibia, sowie Bnde des 1. und der ganze 
2. Tarsus auff allend und abstecbend gelb. 

b) Von Adelsberg. ^ 12 mm. Tibia des 15. Beinpaares mit Furche, 
der genannte Farbengegensatz ist nicht vorhanden. 

Vorkommen: 6. X. 26 traf ich diese Art bei Gottschee unter Dolinentrum- 
mem, 7. X. 07 in einer Doline bei Adelsberg. 

Harpolithobius gottscheensis dolinensis m. 

land ich nur in einem $ von 12^/2 mm in der groBen Doline bei Divaca, 
2. 10. 07. Ein ^ von 12^/2 mm, welches ich meinem Freunde Karl 
StrassEB verdanke, gehort vielleicht auch hierhin. Er sammelte es 
am 26. V. 29 im Tarnowaner Walde in der steilen Absturzhohle Golobeja 
Jama. Dem 14. und 15. Beinpaar kommen keine auffallenden Aus- 
zeichnungen zu. 

Weitere Funde miissen iiber das Verhaltnis des gottscheensis und 
dolinensis nahere Aufklarung bringen. 

tiber ein LithobiMs-KieferfuB-Regenerat. 

DaB die Laufbeine der Chilopoden regeneriert werden konnen, ist 
schon lange bekannt und hinsichtlich der verschiedenen Regenerations- 
weise der Chilopoden-Gliedmassen verweise ich auf mein Chilopoden- 
Buch in Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs. 

Ob auch die KieferfuBe, diese auffallendsten und massigsten 
GliedmaBen der Chilopoden zur Regeneration befahigt seien, ist eine 
Frage, welche mir schon wiederholt vorschwebte, auf welche aber eine 
Antwort bisher nicht gegeben worden ist. Uni so willkommener war 
es mir, daB der Zufall mir ein Objekt zufiihrte, welches als eine Ant- 
wort auf diese Frage betrachtet werden kann. 

Bei dem im vorigen beschriebenen I/ithohius latro sellanus m. zeigen 
namlich die KieferfuB-Telopodite links und rechts eine so auBerordent- 
lich groBe Verschiedenheit, daB der Kundige hieraus mit Sicherheit 
einen Regenerationsfall ablesen kann. Wahrend namlich das Coxo- 
sternum und der rechte KieferfuB durchaus normal gebaut sind, zeigt 
der in Abb. 61 dargestellte linke eine ganz auBerordentliche Beschaffen- 
heit, aus welcher ich schlieBe, daB diesem Steinlaufer durch irgendein 
MiBgeschick, also z. B. den BiB eines Kafers, das linke Telopodit mit 
Ausnahme des Grundgliedes verloren gegangen ist. DaB ein Kiefer- 
fuBtelopodit durch einen BiB am ehesten auf diese Weise betroffen wird, 
ist nicht schwer zu verstehen, wenn man bedenkt, daB die bekanntlich 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


239 


als Trochanteroprafemur aufzufassenden Grundglieder der Telopodite 
mit ihrem Ende ungefahr ebenso weit herausragen wie der bezalmte 
Endrand des Coxosternums, beiBende feindliche Mandibeln aber bei 
ihrem Angriff an diesem bezahnten Endrand den starksten Widerstand 
finden. 

Es sind also im vorliegenden Falle auBer dem Klauenglied noch 
die beiden Zwischenglieder des linken KieferfuBes verloren gegangen, 
ein SchluB, zu welchem ich dadurch gelangt bin, daB 

1. das Regenerat, bestehend aus Femur, Tibia und Tarsungulum, 
viel schmaler ist als das dicke Basalglied und 

2. letzteres allein seine normale Beborstung behalten hat, wahrend 
dem Regenerat eine solche ganzlich fehlt, ein Zeichen, daB die Regenera- 
tion noch nicht zum AbschluB gekommen ist. 

Das Regenerat (Abb. 61) ist jedoch nicht nur viel kleiner als sein 
normales Gegenstiick und diirch Fehlen der Borsten ausgezeichnet, 
sondern das Verhaltnis und die Gestalt der Glieder sind auch wesentlich 
anders geworden. Nur die sehr kleine Endklaue {u) ist scharf abgesetzt, 
die drei Glieder Femur, Tibia und Tarsus dagegen sind nur noch un- 
vollstandig gegeneinander abgesetzt, und zwar innen noch am deut- 
lichsten, wahrend sie auBen gar keine Abgrenzung mehr aufweisen. 

DaB die kleine Endklaue wirklich der normalen sehr groBen der 
KieferfiiBe homolog ist, erkennt man deutlich aus dem Ansatz der 
langen Krallensehne {s). 

Die auffallendste Erscheinung aber an diesem KieferfuBregenerat 
besteht in dem vollstandigen Fehlen der Giftdriise und ihres 
Kanales (zum Vergleich mit Abb. 61 verweise ich auf Abb. 19, 21 
und 48). Es ist dies ein weiterer Beweis fiir die Richtigkeit meiner Auf- 
fassung dieses Falles. Am normalen Kief erf uB des Lithobius latro be- 
findet sich namlich (ahnlich Abb. 48) das langliche Sammelblaschen [bl] 
im Grenzgebiet von Tibia und Tarsungulum, wahrend die Driisen- 
zellen sich durch Tibia, Femur und Prafemur erstrecken. Ging nun 
ein feindlicher BiB durch das Grenzgebiet von Femur und Prafemur, 
so wurden damit nicht nur Driisenkanal und Blaschen der Giftdriisen 
abgeschnitten, sondern zugleich auch die Driisen zerschnitten oder 
zerquetscht, so daB von ihnen im prafemoralen Stumpf nur Bruch- 
stiicke iibrigblieben. 

Das vollstandige Fehlen der Giftdriisen macht es uns aber auch 
begreiflich, weshalb am Regenerat die Kralle so auBerordentlich klein 
geblieben ist, denn die GroBe der normalen KieferfuBkralle hangt innig 
zusammen mit der Tatigkeit der Giftdriisen. Fallen diese fort, dann 


240 


W. Verhooff 


hat auch die GroBe des Ungulums keinen Wert mehr. Das vorliegende 
Regenerat ist also eine sinnvolle Selbstregulierung des Organis- 
mus, indem der betreffende KieferfuB aus einem vergiftenden und 
lahmenden Organ zu einem reinen BeiB- oder Haltorgan umgemodelt 
Worden ist und hierbei keiner auBerordentlichen KrallengroBe bedarf. 

SchlieBlich muB ich noch darauf hinweisen, daB auch der Stumpf 
des durchschnittenen KieferfuBes, also das Trochanteroprafemtir 
{'prf, tk), obwohl es scheinbar den normalen Zustand beibehalten hat, 
doch nicht unverandert geblieben ist, sondern sich dem neuen Zu- 
stande entschieden angepaBt hat, und zwar dadurch, daB es eine 
mehr tonnenformige Gestalt angenommen hat. Wie man aus Abb. 19 
ersieht, ist das normale Trochanteroprafemur der Lithobius-KieieTinOe 
innen fast gerade und auBen stark bogig begrenzt. DaB sich dieses 
Grundglied in seiner Gestalt geandert hat, hangt naturlich damit zu- 
sammen, daB die Leistung der Muskeln, welche es umschlieBt, eine 
andere geworden ist. 

Das Problem der KieferfuBregeneration ist mit dein hier erklarten 
Falle nicht abgeschlossen, sondern nur teilweise beantwortet, denn wir 
wissen nicht, ob die Regeneration nicht vollstandiger wird, wenn die 
Verstiimmelung friiher erfolgt und im vorliegenden Falle, der sich in 
freier Natur ereignete, ist naturlich die Zeit der Verletzung unbekannt. 

Oranobius n. g. fiir Lithobius microdon Latzel. 

Wenigstens vier Autoren haben die als Lithobius microdon be- 
schriebenen nordwestafrikanischen Steinlaufer untersucht, Latzel, 
Meinert, Brolemann imd Attems, aber keiner von ihnen hat die 
hochst merkwiirdige und eigenartige Bildung der KieferfuBe gewiirdigt. 
In seinen Myriapoden aus dem nordlichen und ostlichen Spanien, 
Abh. Senck. nat. Ges. Bd. 39, H. 3, hat Attems 1927 auf S. 242-244 
mehrere zweifelhafte Lithobiiden-Gattungen gebracht, die auf zum Teil 
unzureichenden, weil viel zu schwankenden Charakteren beruhen, wie 
Alokobius, aber den microdon finde ich nicht beriicksichtigt. 

Auch Brolemann gab 1924 im Bull, de la soc. d. sciences nat. du 
Maroc t. IV, N. 8 auf S. 187 einen Schlussel fur Lithobien von Nord- 
afrika und der Pyrenaenhalbinsel, in welchem microdon Latz. vorkommt, 
aber mit keinem Worte die merkwiirdigen KieferfuBe erwahnt werden, 
von welchen ich einen in Abb. 71 so zur Anschauung gebracht habe, 
daB am Vorderrand des Coxostemums die 2 + 2 kleinen Zahnchen 
beiderseits der Mediane-^htbar sind. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


241 


Erwahnt seien ferner Brolemanns Tableaux de determination des 
Chilopodes signales en Afrique du Nord, Bull. soc. d’Histoire nat. 
de TAfrique du Nord, t. 23, 1932, in welchen ebenfalls microdon auf 
S. 57 mitten zwischen echten Litliobien aufgefiihrt ist mit der Be- 
merkung: ,,Bord rostral du coxosternum forcipulaire assez large, divise 
en deux lobes bas, dans la moitie interne desquels sont (1) 2 + 2 (1) 
dents tres petites, parfois peu distinctes‘^ Wie wir sehen werden, ist 



Abb. 71. Oranobius microdon (Latz.) Verb. Rechter KioforfiiB 
yon unten Ix^trac htet. 90 x . 


auch in dieser Erklarung das Wesentlichste dieser KieferfiiUe nicht 
enthalten. 

Oranobius n. g. microdon (Latz.) unterscheidet sich von alien an- 
deren Lithobiiden, einschlieBlich derjenigen, welche wie Lithobius 
castaneus Newp. vorn am Coxosternum der KieferfiiBe ebenfalls sehr 
kleine Zahne besitzen, sehr auffallend dadurch (Abb. 71), daB der 
Coxosternumvorderrand fast vollstandig quer verlauft und zugleich 
ungefahr in der Verbindungslinie der inneren Basalecken 
der Telopodite der KieferfiiBe liegt. Bei andern Lithobiiden 
dagegen befindet sich ein betrachtlicher vorderer Teil des Coxosternums 
vor dieser Verbindungslinie und zugleich bildet der Vorderrand unter 
Abschragung nach auBen einen mehr oder minder auffallenden 
stumpfen Winkel. Ganz ungewohnlich ist aber ferner der Umstand, 
daB am Vorderrand des Coxosternums bei Oranobius die 2 + 2 Zahn- 


242 


W. Verhoeff 


chen so woit nach innen geriickt 8iiid,daB die beidenparamedianen 
dicht an der medianen Naht stehen. Dementsprechend liegen auch 
die Porodonten, welche von borstenartiger Gestalt sind, extrem weit 
nach innen. 

Im Zusammenhang mit dieser ungewobnlichen Gestaltung des 
Coxostemums baben aber auch die Telopodite der Kief erf iiBe eine Ver- 
anderung erfahren, welche darin besteht, daB die beiden Icurzen Zwi- 
schenglieder (Femur und Tibia) viel schrager als sonst nach innen 
gestellt sind, wahrend das Tarsungulum hier die Gestalt eines fast 
geraden Dolches erhalten hat, dessen Vorderrand nur wenig ge- 
bogen ist, wahrend der Hinterrand des Unguium ganz gerade verlauft. 
(Bei anderen Lithobiiden ist das Tarsungulum bekanntlich vorn und 
hinten mehr oder weniger stark gebogen, Abb. 48.) Wahrend die 
beiden Tarsungula sonst in der Mitte bei gewohnlicher Haltung bald 
mehr oder weniger weit iibereinander greifen und damit zugleich 
auch uber die Medianlinie des Coxostemums, bleiben sie bei Orano- 
bius in der Mitte voneinander entfernt, erreichen also auch die 
Medianebene nicht. 

Indem das Coxosternum von Oranobius also viel niedriger gebaut 
ist als bei anderen Lithobiiden, haben sich diesem Umstande die 
Telopodite durch starkere Innendrehung angepaBt. Aus der 
geraden Gestalt der Tarsungula und dem Umstand, daB sie in der 
Mitte nicht wie sonst iibereinander greifen, sondern mit ihren Spitzen 
voneinander entfernt bleiben, schlieBe ich, daB es bei dieser Gattung 
nicht darauf ankommt, daB die KieferfuBklauen (wie bei anderen 
Lithobiiden) tief in den Korper der Beutetiere eindringen, sondern 

daB sie iiberhaupt einzudringen vermogen, d. h. die Oranobius 

halte ich fiir Jager barter Beutetiere, auf welche sie sich, in An- 
passung an trockenes Steppen- und Wiistenklima, eingestellt haben, 
da ihnen die weicheren Beutetiere feuchterer Gebiete nicht geniigend 
zu Gebote stehen. 

lAthobiua (Ptwhiua) berkeleyensis n. sp. 

Die Gruppe Paobim wurde von Chamberlin als besondere Gattung 
aufgestellt. Ich halte es fiir richtiger, sie als Untergattung von Zdthobius 
zu betrachten, da ein wirklich genereller Unterschied nicht festgestellt 
worden ist. 

1916 hat Chamberlin 4 nearktische Arten von Paobius beschrieben, 
die untereinander sehr ahnlich sind und alle 2—3 Reihen Ocellen be- 



243 


Zur Kenutcia dor I4itefa0liiid6ii. 


sitzea (S. 160 Butt. Musenm oi Comp. Zoology at Harward College, 
Cambiidge Mass. 1016, vol. 67, N. 4). 

Schoa durch das gtozliche Fehlen der Ocellen ist herhdeymm 
leiolit VOB den andercix Arten zu unterscheiden. 

cJ und ? 9 mm lang. Einfarbig fuchsgellT. AUe tarsen zweigliedrig. 
Antennen 20gliedrig, das Endglied sebr lang, uberhaupt fast alle Clieder 
langer als breit. Coxostemum der Kieferfufie mit 2 + 2 Zahnen in 
gleicher Kobe, die inneren dnrch tiefe Bucht getrennt, die borsten- 
artigen Porodonten etwas auBerhalb der auBeren, der Rand des Coxo- 
stemums auBen sofort abgescbragt. Blaschen der Giftdriisen bis in 
die Tibia reichend. 


Schl&fenorgane von der GroBe eines entsprechenden Ocellus, also 
nur maBig groB (merkwiirdigerweise babe icb sie bei einem ^ voll- 
standig vermiBt). Labrum jederseits der Mitte mit scbwacbem Ein- 
scbnitt, Cl3^us vor dem Labrum mit 4 Borsten. Alle Tergite sind 
binten volUg abgerundet, ganz obne Fortsatze, das 15. binten bei ^ 
und $ eingebucbtet. Poren der Coxaldruisen rund: 2, 3, 3, 3. 1. Bein- 

paar ; 2. Beinpaar ; 3. Beinpaar ; 13. Beinpaar ^ 

14. Beinpaar | ^ ^ mit Seitendom und mit Nebenklaue; 15. Bein- 

^2 3 10 Hiiftseitendorn, aber einfacber Endkralle. Driisen- 

poren sind am 14. und 15. Beinpaar immer an Femur, Tibia und beiden 
Tarsalia zerstreut. 


Gonopoden des $ mit 2 + 2 spitzen Spomen, welcbe mebr als drei- 
mal langer als breit, die inneren wenig kleiner als die auBeren, die 
Klaue 3spitzig, ibre innere Zacke kraftig und dreieckig. Gonopoden 
des ^ nur als ungegliederter balbkugeliger, mit einer Borste besetzter 
Hooker entwickelt, Plattcben dazwischen obne Borsten. 


Vorkommen: Diesen kalifomischen SteinJkufer verdanke ich Herrn A. E. 
Miohblbaohbb in Berkeley, welcher ihn daselbst in Anzahl erbeutete. 


Terzeiebnis der in den vorigen Sehliisseln enthaltenen 

Lithobiiden. 

Polybothrtts. 

tfcmssilixintcuB Liatz. oe fasdeitus Newp. > 

leptopus Latz. (genuinus) (al) apenninigmus Brol. Verb, md 

„ genmnicus Verb, (al) ehngatus Newp. {gmuinus) md 

AiotiiT t. Matmsesolilohte, N. F. Bd. a. Heft 3. 16 b 


o o 


SiilP? 




iSSjlSSlP^ 


nitw Yeitit* *1 {«W) 






hetixmu Verb. )md ' toMflfrww ^ sp. al (am) 
‘iH!»&i»M Vprh/(yenti*mMy o^xci^imt Sav. »1 (sm) 

bretUams V«b. al (sm) Ot^rowmsk Verb, al (sn^ 
vlM.L»m.BiM<>'al(8m) thurimuVeA.^ 

Wien** I. »p. *1 (TO) *ew»««.^ VMh, md 

: '- ■ ' •'■'(wesor Verb. '’ma -:;: - 


MottofaraAbitu. 


atasaipes Kocb 
enurtipes Kocb >- 
aeru^noeus Kocb {genuimiB) 
„ zipsianua tu subsp. oe 
austriaous n. sp. al 
ocdiatus Verb. m3. 
dvboscqui Bfol. md at 
reiseri Verb, oe 


mi&tbpa Mein, {gemuinus) 

„ biop? Verb. md'. 

„ burz&/dandim 8 Verb, oe 

„ pracchi&Mis Verb, md 

cataaaiphius ni sp. al (sm) 
eledriwus n. sp. al (sm) 
ap/rfbecfci Verb, oe 
OloJcainicenm Verb, oe 


iMhoMuB- 


silvivagua Verb, pe 
vcmegaius Leonb. at 
mdUen Verb, at 
Omatidid Verb, md 
daMii Verb, md 
typhlus Latz. py 
padiyput V«:b. md 
ifmgnia Mein, md 
pusdavm Verb, md 
. corcyraeug Vm?b, md 
forficatua laAt. (gemmua) 

„ ccdamatawua Verb, md 

„ brUmnim^ Verb, at 

. piceus (Kocb j^»»»w) 

•„ graedUdtraia BroL at 
p^fegmdt8r.3uail^ 


degana SseUw. oe 
vaUdm Mein. (gfen«inMs) al oe 
,, pttncfMlabw Kocb oe 
„ vaacowwua Cbal. py 
OcavemicdUi Fanz. py 
OaUotyphha SUv. py 
voaaeleH Verb, md 
mekdimua n. sp. oe oe 
cUiciua Veth. md 
fitpioola Brol. py 
pafietvm Verb, oe 
nigripcdpia Kocb md 
dedmatima Iiatz. md 
vafiatua Szeliw. oe 
pieew rotnoMia Mein, md sm gm 
bidgarioua Verb, oe 
^gmdipomua TL sp, ,at ^ 


wSiSS' 




Zar Kaaknis dsr'lithdhHden. 24l 

tylopus pesarensis Yeth. md > 


infhtipes H. < 

&l (sm) 

Ocfjfftfujpte Rib. py 
flKwtowtis Verb, al (sm) 
tenAtoms Mein, al 
nij^/rtms Latz. . > 
simrothi n. sp. al (sm) 
atkesinm Verb, al (sm) 
mdamps Newp. 
paimarum V«rb. md 
piKcomis Newp. md 
doriae Poo. (genuinus) al (sm) 

„ hexodus Brdl. al (sm) 

„ heterodus Verb, al (sm) 
„ peUicensis Verb, al (sm) 
cyrtopus Latz. oe 
pelidnuB Haase {genuinus) 

„ insubricus n. subsp. 

al (sm) 

„ ponalensis n. subsp. 

al (sm) 

„ annuUpes n. suhsp. al 

calcaratua Kocb 
Asvditilis Latz. al 
hostryx Brol. py 
diana Verb, md 
mundanus n. sp. at 
blanchardi Brdl. md 
geyeri n, sp. gm 

AghciaUs n. sp. al 
microporu9 n. sp. al (sm) 
waU^ieua Yeik- (gmuinus) oe 
„ octMmm Verb. 

„ lalm Att. oe 
A’tdectnm Verb, oe 
O stygius Latz. {genuinus) al (sm) 
„ ntmerdhtms n. subsp. 


dentatus Koch ■ 

silmenigrae Verb, gm - 

auJncopus Latz. < 
pygmaeus Latz. al oe 
tricuspis Mein. < 

„ tridens Verb. — 
agilis Kocb {genuinus) 

„ sesianus n. subsp. al (md) 
nicMi n. sp. oe 
castaneus Newp. {genuinus) 
md sm 

„ sangranus Yeih. md 
castaneopsis Brol. md Marokko 
alluaudi Brdl. md Marokko 
qmrtocomma Verb, md 
lapadensis Verb, md 
latro Mein, {genuinus) al 

„ transal/pinus Latz. al 

A » arulmsis n, subsp. al 
mutcdnlis Kocb {genuinus) > 

„ hungaricus Latz. oe 
sotshiensis n, sp. oe 
macrops Ka. md 
lucifugus Kocb {genuinus) al 
„ fridae n. subsp. al 

„ varallensis n. subsp. 

al (sm) 

A ,, octodus n. subsp. al 
lateimcola Mein, md 
muticus Kocb 
nmcronatus n. sp. al (sm) 

Afupimgus n. sp. al 
borealis Mein, al (nordiscbl) 
marmorensis Verb, md 
Umtanus Verb, {geminus) at 


f 


246 


W. Verhoeff 


Orylaicus Verb, oe 
/\bonsi Verb, oe 
peggauensis n. sp. al 
/\cortinensis n. sp. al 
saalachiensis n. sp. al 
vindelicius Verb, al gm 
tenuicornis n. sp. al (sm) 
dolinophilus n. sp. al (sm) 
acuminaUis Brol. {genuinus) 
al (sm) 

,, apruzianus Verb, md 

ferraniensis Verb, md 
,, cassinensis Verb, md 

,, famiurn Verb, md 

illyricus Latz. md 
solids Verb, al (sm) 


lusitanus valesiacus n. subsp. al 
,, crissolensis Verb, al 
,, wurmanus n. subsp. (al) 
erythrocephalus Kocb [genuinus) 
,, schuleri Verb. 

lapidicola Mein. 
margheritensis Verb, md 
boettgeri Verb, md 
aleator Verb, md 
pusillus Latz. [genuinus) 

,, pusillifrater Verb. 

,5 ruinarum Verb, md 

,, deserti Verb, md 
,, gottscheensis n. subsp. 
al (sm) 


al = alpenlandisch, 
md = mediterran, 
sm -- submediterran, 
at — atlantisch, 


Zeichenerklaning: 

oe = sudosteuropaisch (karpathisch), 

py pyrenaisch, 

gm — Germania montana, 

Endemiten der Alpenlander. 

O = Hohlentiere. 


Geographischer Riickblick auf die Lithobiiden. 

Eine vergleichcnde geographische Ubersicht iiber die mehr als 
1^/2 Hundert ausmachenden Lithobiiden des vorstehenden Ver- 
zeichnisses, welche hauptsachlich aus Mittel- und Siideuropa stammen. 
ist besonders dann von Interesse, wenn wir diese Verbreitungsverhalt- 
nisse mit denen anderer Gliedertiere vergleichen und dabei auch die 
verschiedenen Verbreitungsmittel beriicksichtigen. NaturgemaB liegt 
ein Vergleich mit den Diplopoden besonders nahe. Vergegenwartigen 
wir uns das, was ich in einer Reihe von Aufsiitzen sowohl, als auch 
in meinem Chilopoden- und Diplopoden-Werk in dem Kompendium 
Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs ausgefuhrt habe, dann 
werden ineine friiheren Mitteilungen durch die neuen Studien teils 
bestatigt, teils vervollstandigt und erganzt. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


247 


Eine gesiclierte wissenschaftliche Erkenntnis liegt in dem geo- 
graphischen Gegensatz der Chile- und Diplopoden, welcher nament- 
lich darin zum Ausdruck kommt, dafi in Mitteleuropa (= Germania 
zoogeographica Verh.) die Diplopoden mit einer ganzen Reihe 
endemischer Gattungen vertreten sind, wahrend es unter den 
Chilopoden solche uberhaupt nicht gibt. Durch diese Verhaltnisse 
wird aber bezeugt, daB die Diplopoden in Mitteleuropa eine 
uralte, die Chilopoden dagegen eine verhaltlich junge Tierklasse 
vorstellen, Umstande, welche mit fossilen Funden wenigstens insofern 
ubereinstimmen, als wir aus palaozoischen Schichten zwar genug 
Diplopoden aber keine sicheren Chilopoden kennen. 

Wahrend also das geographische Verhaltnis der Diplo- und Chilo- 
poden hinsichtlich der Gattungen in Mitteleuropa durchaus geklart 
ist, steht es mit den Arten (und Unterarten) erheblich anders. 

Bisher schien es so, als wenn nicht nur Germania borealis, 
sondern auch montan a keinerlei endemische Chilopoden besaBe und in 
der Germania alpina nur einige wenige endemische Vertreter zu ver- 
zeichnen waren, alpine endemische Arten aber ganzlich fehlen wlirden. 
Meine neuesten Untersuchungen an einerii sehr urafangreichen Chilopoden - 
material, welches ich auf zahlreichen Forschungsreisen erbeutete, die 
sich durch 3^2 Jahrzehnte erstreckten, haben mir einerseits gezeigt, 
wie groB die Schwierigkeiten sind, welclie bei einem griindlichen Stu- 
dium besonders der Lithobiiden uberwunden werden rnlissen, anderer- 
seits den Beweis erbracht, daB wir es auch bei den Chilopoden 
niit einer eigenen, endemischen alpenlandischen Fauna zu 
tun haben, und zwar sowohl hinsichtlich der Geophilomorphen, 
als auch der Lithobiiden. 

Solcher endemischer Chilopoden gibt es aber eine gauze Reihe 
nicht nur in den Stidalpen, wo sie allerdings bedeutend zahlreicher 
sind, sondern auch in den Nordalpen. Es imterliegt jetzt aber 
auch keinem Zweifel mehr, daB es einige Arten und Unterarten gibt, 
welche nur die hoheren Gebirgslagcn bewohnen, seien es die 
hoheren Gebirgswalder oder die Gebiete oberhalb der Baumgrenzen. 
Von solchen alpinen Formen, deren Zahl sic her noch nicht erschopft 
1st, nenne ich: grandiporosiisn.^\y,, suhtilis\jnXj7.., glacialisn. sp., electron 
Verh., rylaicus Verh., borisi Verh., cortinensis n. sp., glaciaUs Verh., 
(irulensis m., octodus m. und rupivagus n. sp. Irn vorigen Verzeichnis 
Sind diese Formen durch ein Dreieckzeichen vor dem Namen A kennt- 
lich gemacht. Es verdient dabei der Umstand Beriicksichtigung, daB 


248 


W. Verhoeff 


diese Formen, mit einer Ausnahme, alle zu den primitiveren ge- 
horen. 

Was die iibrigen Zeichen der Liste betrifft, so sind mit al als alpen- 
landisch alle diejcnigen Formen bezeichnet, deren Verbreitung auf 
die Alpenlander beschrankt ist, es sind 20, unter denen aber 3 mit 
eingeklammertem (al) insofern eine Einschrankung verdienen, als ihre 
Verbreitung entweder noch iiber die Alpenlander hinausgreift, in ihnen 
selbst aber dock das Zentrum besitzt oder noch nicht ausreichend be- 
kannt ist. 

Durch das Zeichen al (sm) sind 28 Formen als siidalpenlandisch- 
endemische und zugleich submediterrane gekennzeichnet. tber die 
geographische Bedeutung der submediterranen Gebiete und sub- 
mediterranen Formen habe ich mich schon wiederholt ausgesprochen. 
Die auBerordentliche klimatische Gunst der submediterranen Gebiete, 
Warme und Reichtum an Wasser, kommt nicht nur in der hohen Zahl 
der endemischen Lithobiiden zum Ausdruck, sondern auch in der Tat- 
sache, daU hier 8 Formen von phylogenetisch hochstehendem Poly- 
bothrus vertreten sind. 

Als Endemiten der Mediterranlander sind mit dem Zeichen md 
nicht weniger als 40 Formen versehen, wobei vereinzelt noch ein anderes 
Zeichen erganzend zugesetzt wurde. Diese mediterranen Formen 
sind aber alle auf einen groBeren oder kleineren Teil der Mittelmeer- 
lander beschrankt, worauf ich nicht niiher eingehen will. 

Als Endemiten der Pyreniien sind mit py 7 Formen bezeichnet, 
wiihrend durch oe diejenigen 24 Formen ausgezeichnet sind, welche 
wir als Endemiten des siidostlichen Europas (einschlieBlich der 
Karpathen) zu betrachten haben. 

Als atlantische Gruppe at sind nur 6 Formen zu verzeichnen als 
solche, welche auf die europaisch-atlantischen Kustenlander von Por- 
tugal bis GroBbritannien beschrankt sind. 

SchlieBlich habe ich noch 3 Formen durch gm hervorgehoben, well 
sie bisher ganz oder vorwiegend aus der siidwestlichen Germania 
montana bekannt wurden. Ob es sich aber um wirkliche Endemiten 
derselben handelt, iniissen weitere Beobachtungen zeigen. 

Unter den 170 Formen des vorstehenden Verzeichnisses finden wir 
nur 22 ohne eine der vorigen Bezeichnungen, und zwar sind das meistens 
Arten von mehr oder minder weiter Verbreitung. Trotzdem sind 
dieselben geographisch sehr verschieden zu beurteilen und lassen sich 
vor allem in ostliche > und westliche < Arten trennen. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


249 


Unter den 19 Polybothrus-Voiman ist allein der fasciatus (dessen 
Bassen aber hier nicht beriicksichtigt warden) als eine weit verbreitete 
Art zu betrachten, und zwar als eine ostliche, welche in Frankreich und 
iiberhaupt im ganzen westlichen Europa fehlt. 

Was die Monotarsobius-Avteii betrifft, so ist crassipes sicher sehr 
weit in Europa verbreitet und mrtipes ein efitschiedener Osteuropaer, 
den Latzel fiir Sudeten und Karpathen angibt, Porat fiir Schweden, 
wahrend ich ihn aus dem Schwarzwalde und RuBland kenne. Ob die 
von Brolemann fiir Nordfrankreich angegebenen curtipes wirklich zu 
dieser Art gehoren, muBte noch nachgepriift werden. M, aeruginosus 
in Frankreich (bis auf einen einzigen Fund im Norden) fehlend, scheint 
vorwiegend mitteleuropaisch zu sein. Von den Seealpen abgesehen, 
scheint microps in Frankreich ebenfalls zu fehlen, ist aber sonst in 
Deutschland, Osterreich-Ungarn und Italien weit verbreitet, was sich 
auch aus den Bassen deutlich erkennen laBt. 

Unter den Lithobius- Axi^n ist forficatus zweifellos die verbreitetste 
der ganzen Familie, aber es ware trotzdem ein groBer Irrtum, wenn 
man diese Art als allgemein verbreitet annehmen wollte, zumal ich 
selbst sie an vielen Orten vermiBt habe. Es wird noch viel Arbeit kosten, 
bis wir iiber die Verbreitung des forficatus, narnentlich auch mit Riick- 
sicht auf Bassen und nachste Verwandte ein klareres Bild bekommen. 

DaB piceus sehr weit verbreitet ist, westlich, siidlich und ostlich, 
ersieht man schon aus den Unterarten, aber auch die typische Basse, 
obwohl vorwiegend mitteleuropaisch, ist weit ausgebreitet, auch in 
Frankreich, wo sie aber die Pyrenaen nicht erreicht, in Skandinavien 
scheint sie zu fehlen. 

L.nodulipes und nigrifrons sind zwei entschieden ostliche Arten, 
welche beide in Frankreich, aber auch in westlichen Teilen Deutsch- 
lands fehlen. In Skandinavien kommt nur nigrifrons vor, wahrend 
dessen Angabe fiir Korsika (nach Leger und Duboscq) zweifellos auf 
einer unrichtigen Bestimmung beruht. 

L. melanops, typischer Bindenbewohner, scheint als syiianthrop 
durch Baumstamme stark verschleppt worden zu sein. Seine dendro- 
phile Natur hat ihn auch in Bergwerke gelangen lassen. 

Von dem typischen pelidnus habe ich noch kein geniigendes Areal- 
bild bekommen konnen, aber nach den Bassen scheint er iiberwiegend 
alpenlandisch zu leben. 

Eine der okologisch ausgezeichnetsten, sonnige, offene Platze lieben- 
den Arten ist calcaratus von Schweden bis Italien bekannt. 



250 


W. Verhoeff 


L, dentatus und milacopus sind weit verbreitete Waldtiere, aber 
beide weder in Skandinavien noch in der Apenninenhalbinsel zu Hause. 
Wahrend letzterer in ganz Frankreich vorkommen soli, ist ersterer auf 
den Norden dieses Landes beschrankt. Das Vordringen des dentatus'^) 
nach Osten ist noch imkiar, wahrend aulacopus, im Osten Osterreich- 
Ungarns fehlend, entschieden als eine westliche Art anzusprechen ist. 

L, tricuspis ist in England, Frankreich, Italien, den Alpenlandern 
und Siiddeutschland weit verbreitet, weiter ostlich dagegen unbekannt 
und somit als westliches Tier zu betrachten, welches auch im Norden 
fehlt. 

L. agilis, obwohl im ganzen seltener als die vorige Art, hat doch 
eine ziemlich ahnliche Verbreitung, reicht aber in den Karpathen 
weiter nach Osten, so daB sich vorlaufig uber die westliche oder ost- 
liche Natur noch kein sicheres Urteil fallen laBt; fehlt ebenfalls im 
Norden. 

Zu den besonders weit verbreiteten, aber in Skandinavien fehlenden 
Arten gehort der in mehrere, hier aber nicht genauer beriicksichtigte 
Rassen^) zerfallende mutabilis, der von Nordfrankreich im Westen 
durch Mitteleuropa und die Alpenlander verbreitet, im Nordosten die 
ganzen Karpathen besetzt hat und im Siidosten weit in die Balkan- 
lander reicht. Wenn man nach den Rassen und den nachsten Ver- 
wandtcn urteilt, muB man diese Art als eine uberwiegend ostliche 
betrachten. 

Das Zentrum der Verbreitung des muticus scheint in Mitteleuropa 
und den Alpenlandern zu liegen, doch ist er auch in Frankreich und 
Osterreich-Ungarn sehr haufig, in Skandinavien unbekannt. L. ery- 
throcephahis ist zweifellos wiederholt mit anderen Arten verwechselt 
worden . 

Hier bespreche ich diese Art gemeinsam mit der Rasse schuleri, 

Unstreitig handelt es sich um eine ostliche Art, welche in Frank- 
reich (von den Westalpen abgesehen) und in einigen westdeutschen 
Gebieten fehlt, aber den groBten Teil der Alpenlander, Suddeutschlands, 
die Sudeten und Karpathen und westlichen Balkanlander bis Albanien 
besiedelt hat. Ihr Vorkommen bis in hohe alpine Gebiete harmoniert 

Ich verweise auf meinen Chilopoden-Aufsatz; Quer durch Schwarzwald 
und schweizerischen elura (Verh. naturw. Ver. Karlsruhe 81 [1935]) sowohl wegen 
des mit dentatus nahe verwandten silvaenigrae Verh. (S. 186) aus dem sudlichen 
Schwarzwalde als auch wegen zweier neuer der^^ato-Rass n, welche die westliche 
und ostliche Flanke einnehmen. 

2) Man findet sie ebenfalls in meinem Schwarzwald- Auf satze 1935. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


251 


mit dem Auftreten in Skandinavien, wahrend sic in Italien durch 
andere, nahe verwandte Arten ersetzt wird. 

Was schliefilich la^idicola betrifft, so laBt sich vorlaufig iiber die 
Verbreitung dieser Art um so weniger etwas sagen, als sic erst jetzt 
von niir in einer neuen, bestininiteren W^eise umschrieben worden ist, 
so dafi alle friiheren Angaben iiber dieselbe erneiit gepriift werden niiissen. 

Zuletzt noch ein Wort iiber den ebenfalls von inir neu charakteri- 
sierten borealis, der so oft wie vielleicht keine zweite andere Art der 
Lithobien unrichtig bestiinnit und mit andcren Arten vermengt worden 
ist. Der Hauptgrund hierfiir liegt in dem Umstande, daB das Merkmal 
des Vorkommens von Fortsatzen nur am I I. und 13. Tergit, welches 
als hauptsachlichstes fiir diese Art gait, ein sehr triigerischcs ist, weil 
diese Fortsatzc bei zahlreichen Arten und liasscn in alien erdenklichen 
Abstufungen der Auspragung auftreten kbnnen, wie man sowohl aus 
dem Schliissel als auch aus meinen Diagnosen ersehen kann. Gerade 
durch diese vielen verschiedenen Abstufungen der Fortsatzbildungen 
an den Tergiteti, besondcrs dem 11. und 13., ist die Systematik der 
Jjithobien noch bedeutend schwieriger gcw'ordcn. 

Im obigen Verzeichnis sind I I Arten vorn durch einen o al« die- 
jenigen hervorgehoben, welche bisher nur in Hohlen beobachtet 
worden sind. Fs handelt sich bei ihnen toils um ganz blinde Arten, 
toils um solche mit wenigen Ocellen, die dann bisweilen ganz pigmentlos 
sind. Der ocellenverdrangende KinfluB des Hdhlenlebens ist 
bei den Lithobiiden ganz unverkennbar, was sich z. B. bei 
crypticola Ribaut auch in der von 2-7 schwa-nkenden Ziihl der Ocellen 
zeigt, aber trotzdem gibt es, nainentlich bei Monotar sohius, mehrere 
.\rten ohne Ocellen. welche dennoch nicht in Hohlen, sondern subterran 
gefunden worden sind. Wir selien also einerseits blinde Arten, welche 
auBerhalb der Hohlen leben und andererseits augeufiihrende Arten, 
die sich in Hohlen aufhalten, beobachten also denselben Gegensatz 
und scheinbaren Widerspruch, den ich friiher schon bei Diplopoden be- 
sprochen habe. In W^ahrheit ist das kemesw’egs ein Widerspruch, son- 
dern nur ein Zeichen dafiir, daB unter den Arten, welche zum Hiihlen- 
leben gelangten, von vornherein hinsichtlicli der Augen sehr ver- 
schiedene Zustiinde herrschten, indem sowohl von vornherein blinde 
Arten, als auch solche mit wenigen oder zahlreichen Ocellen in Hiihlcn 
aktiv oder passiv gelangen konnten. 

Die Lithobiiden machen ihrem Namen Steinliiiifer alle Ehre, 
denn man findet nicht nur die meisten Individuen und Arten unter 
Steinen, sondern es niiissen auch die meisten Formen als petriiiscli 

Archiv f. Naturgeechiehte, N. F. Bd. (i. Heft i. 17 a 


252 


W. Verhoeff 


bezeichnet werden, indem sie in Ebenen oder steinlosem Hiigelland 
nicht mehr angetroffen werden. Am scharfsten ist der petraische 
Charakter bei Polybothrm ausgepragt, denn alle die 19 im Verzeichnis 
aufgefuhrten Formen sind rein petraisch. Diese starke Abhangigkeit 
vom Gestein ist also ein aufierst wichtiger Faktor bei der Beurteilung 
der Verbreitung. 

Da alle Hohlentiere petraisch sind und alle oben mit al oder al (sm) 
oder md oder py oder gm bezeichneten Formen, so ergibt sich schon 
daraus, dab die ganz iiberwiegende Mehrheit der Lithobiiden ent- 
schieden petraisch ist. Dazu gehort auch die im obigen Verzeichnis 
nicht enthaltene Gattung Earfolithohius. 

Der EinfluB der Kaltezeiten macht sich am auffallendsten bei 
den Hohlentieren bemerklich, denn wie in den ineisten anderen Tier- 
gruppen kommen troglobionte oder troglophile Lithobiiden nur in 
solchen Hohlen vor, welche sich im alpenlandischen Submediterran- 
gebiet oder in Mittelmeerlandern befinden. Alle nordlicher gelegenen 
Hohlen, also vor allem die vielen Hohlen in den nordlichen Kalkalpen, 
haben ihre Urbewohner verloren, da sie durch die Kaltezeiten lange 
unbewohnbar gemacht worden sind. 

Die Lokalisierung aller blinden Lithobiiden zeigt uns, daB 
durch den Augenverlust die Ausbreitungsfahigkeit auBerordentlich ver- 
mindert worden ist und auch dieser Umstand verhinderte es, daB sie 
etwa neuerdings wieder in Hohlen der Nordalpen einziehen konnten. 

Hochalpin-endemische Formen habe ich oben schon besprochen, 
aber ich muB noch darauf aufmerksam machen, daB es auch eine ganze 
Reihe anderer, nicht alpiner Arten gibt, welche in den Hochgebirgen 
mehr oder weniger bedeutend emporgeriickt sind. So hat H. Faes 
(Myriapodes du Valais, Revue suisse de Zool. 1902) den Lithobius 
forficatus im Wallis bis 2700 m Hohe beobachtet, ficeus bis 2000 m, 
melanofs bis 1800 m, dentatus bis 1900 m, aulacofus bis 2000 m, latro 
bis 2200 und mutabilis sowie pelidnus bis 2300 m, lucifugm bis 2600 m 
und Monotars, aemiginosus bis 1700 m. 

Von mir selbst wurde Polybothrus leptopus in der Schweiz (Pilatus) 
noch in 1900 m Hohe festgestellt, was um so bemerkenswerter ist, als 
die meisten Arten dieser Gattung sehr warmebediirftig sind. 

In einern anderen Aufsatz habe ich darauf hingewiesen und durch 
genaue Vergleiche bewiesen, daB die Isopoda terrestria im Ver- 
gleich mit den Diplopoden klimatisch viel empfindlicher und von 
Wasser weit weniger gefahrdet sind, weshalb sie in Mitteleuropa nord- 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


253 


lich der Alpen und aiich in den Nordalpen keine oder nur ganz ver- 
einzelte endemische Formen entwickelt haben, im groBten Gegensatz 
zu den Diplopoden. 

Ihnlich verhalten sicli beide Gruppen in den hoheren Lagen aller 
Alpenlander und erst in den tieferen submediterranen Gebieten der 
Siidalpen begegnen wir auch eineni bedeutenden Endeniismus bei 
den Isopoden. 

Die Lithobiiden stehen bezuglich des Endeniismus auch hinter 
den Isopoden noch weit zuriick, da es bei ihnen keine Gattung und 
auch keine Untergattung gibt, welche in irgendeinem der hier be- 
sprochenen Gebiete endeniisch ware. Schon oben liabe ich dariiber 
gesprochen, daB die von Attems aufgestellten Scheingattungen ebenso- 
wenig wie die alteren Untergattungen haltbar sind. Als gut charakteri- 
sierte Gruppen, welche der kritischen Beurteilung standhalten konnen, 
haben sich also nur Monotarsobius, Lithohius, Pleurolithobius, Har- 
polithobius sowie Polybothrus nebst Untergattungen bewahrt. Von 
ihnen alien ist aber keine einzige fur ein kleineres Gebiet ende- 
misch, in dem Sinne, in welcheni wir zahlreiche endemische Gattungen 
und Untergattungen von Diplopoden und Isopoden kennen. 

Monotarsobius und Lithobius erstrecken sich iiber den groBten Teil 
von Eurasien, Polybothrus ist vorwiegend mediterran und submedi- 
terran und nur Pleuro- und Harpolithobius haben ein etwas engeres 
Areal. Pleurolithobius ist auf Siiditalicn und Griechenland beschriinkt, 
wahrscheinlich aber auch in Kleinasien vertreten. Harpolithobius reicht 
von der Tatra im Nordwesten bis zuni kleinasiatischen Taurus im Siid- 
osten, Peloponnes im Siiden und Mittelitalien im Siidwesten. 

Wenn uns nun auch Gattungen und Untergattungen der Lithobiiden 
hinsichtlich Endemismus bestimmter Jjiinder in Europa niclits bieten, 
so gibt es doch einige L?'iAo6iMS-Artengruppcn, welche bedeutsame geo- 
graphische Beziehungen aufweisen. Hinsichtlich diescr erwiiline ich 
folgendes : 

a) Die validus-Gru-ppe zieht sich quer durch die curopaischen Ge- 
birge, meidet aber den Norden ebenso wie alle Ebenen und namentlich 
meidet sie alle echten Mediterrangebiete. 

b) Alle Formen mit einem Stachel unten an den Huften der End- 
beine sind auf mediterrane und submediterrane Gebiete beschriinkt, 
dringen aber nirgends in hdhere Alpengebiete ein und sind auch nord- 
lich der Alpen nie gesehen worden. Es gehdrt hierher auBer der doriae- 
Gruppe auch noch der dalmaticus Latz. 


17 * 



254 


W. Verhoeff 


c) Ahnlich steht es mit castaneus und Verwandten, jedoch mit dem 
Unterschiede, daB die typische Form auch in eigentliche Alpengebiete 
vorgedrungen ist, jedoch nur in solche, welche sich im Bereich der Siid- 
alpen befinden. 

d) Diejenigen Arten, deren weibliche Gronopoden mit einer ein- 
fachen, einspitzigen Klaue endigen (wie in Abb. 31), also einerseits 
latebricola, blanchardi, mundanus, andererseits parietum und nigripalpis, 
gehoren alle warmeren Landern an, kommen also weder in Deutsch- 
land noch in den Alpengebieten vor. Nur den geyeri babe ich neuer- 
dings aus dem siidlichen Schwarzwald erwiesen. Interessant ist es auch, 
daB der piceus, welcher im Norden dreispitzige Genitalklauen besitzt, 
im Siiden als Basse romanus einfache Genitalklauen annimmt. Dieser 
romanus ist auch ins siidwestliche Deutschland cingedrungen. 

e) Was schlicBlich diejenigen Lithobius-Arten betrifft, deren Mann- 
chen an den Endbeinen einen Fortsatz oder Hocker besitzen, also die 
auffallendste bei europaischen Arten vorkommende sexuelle Aus- 
zeichnung, das sind nodulipes, tylopus, cyrtopus, pelidnus und calcaratus, 
so ist es merkwiirdig, daB diese Auszeichnungen nur bei kleineren 
Arten vorkommen, abweichend von den betreffenden groBen Poly- 
bothrus-Arten. Geographisch verhalten sich die 5 genannten Arten 
so verschieden, daB von einem Zusammenhang nicht die Rede 
sein kann. 

f) Eine Gruppe in den sudostlichen Kalkalpen, welche zu „Archi- 
lithobius“ gehort und durch mehr als 50 Antennenglieder ausgezeichnet 
ist, besteht aus illyricus, tenuicornis, dolinophilus und auch latro trans- 
nlpinus. Man darf annehmen, daB das gerade in diesem Gebiet so 
spaltenreiche Gestein und subterrane Lebensweise dazu gefiihrt hat, 
daB bei verschiedenen Arten die Antennen verlangert und glieder- 
reicher geworden sind, eine Erscheinung, welche in hohlenreichen 
Balkanliindern zu noch auffallenderen Extremen gefiihrt hat. 

Die geographische Verbreitung der Lithobiomorpha in der 
europaischen und mediterranen Subregion, in Vergleich mit der- 
jenigen der Geophilomorpha. 

Wiederholt habe ich die Verbreitung der Chilopoden mit der der 
Diplopoden verglichen und gezeigt, daB die groBen geographischen 
Verschiedenheiten beider Klassen in engstem Zusammenhange stehen 
mi t ihrer verschiedenen Organisation und ihrem verschiedenen Leben. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


255 


Der Gedanke liegt nahe, einen ahnlichen Vergleich zwischen den 
beiden wichtigsten Ordnungen der Chilopoden, den Lithobiomorphen 
und Geopbilomorphen hinsichtlich ihrer Verbreitung anzustellen. 

Von vornherein darf man vermuten, da6 die Geopbilomorphen 
mit ihren zahlreicheren aber kiirzeren Beinpaaren und langsamerer 
Bewegungsweise durchschnittlich weniger weit verbreitet sind als die 
Lithobiomorphen, welche bei konstant 15 Beinpaaren, die aber 
im Vergleich mit denen jener bedeutend langer sind, sich auch ganz 
bedeutend schneller fortbewegen. 

So klar dieser Gegensatz an und fiir sich ist, so lassen sich doch 
aus ihm bedeutend schwerer Folgerungen ziehen als bei dem Gegensatz 
Diplopoden — Chilopoden, denn einerseits ist der letztere doch 
noch ganz bedeutend groBer und andererseits sind leider unsere syste- 
matischen Kenntnissc bei den Chilopoden nicht so griindlich als bei 
den Diplopoden. 

Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, daB wir es bei den Litho- 
biomorphen in den beiden Subregionen nur mit zwei Familien zu 
tun haben, den Lithobiiden und Henicopiden', wiihrend es sich 
bei den Geophilomorphen um 5 Familien handelt, die Himan- 
tariiden, Schendyliden, Geophilidcn, Scolioplaniden und 
Mecistocephaliden. Die Henicopiden und Mecistocephaliden 
sind in den beiden Subregionen so schwach vertreten, daB wir sie ganz 
auBer Betracht lassen konnen. iJbrigens sind die Lithobiiden als 
artenreichste Familie unter alien Chilopoden mindestens so artenreich 
wie die genannten Geophilomorphen-Familien zusammen. 

Fassen wir jetzt die Verbreitung der Gat tun gen ins Auge, dann 
zeigt sich, daB alle 4 Lithobiiden -Gattungen Lithobius, Polybothnis, 
Monotarsobius und Harfolithobius sowohl in der europaischen als auch 
mediterranen Subregion vertreten sind. 

Als Gattungen der Geophilomorphen kommen in Betracht Geo- 
philuSy Mesogeophilus und Pleurogeophilus, Schendyla, Nannophilus, 
Hydroschendyla, Haploschendyla, Iliynantarium , Pseiidohimantariurn 
Hhnantariella, Stigniatogastery DiadenoscJiistna, MemertophiluSy Neso- 
porogaster, Thracophilus, Bothriogaster, PolyporogasteTy Scolioplanes, 
Henidy Chaetechelyne und Dignathodon, 

Von diesen 21 Gattungen sind nur 7 in der europaischen Subregion 
vertreten, namlich Geophilus, Schendylay Hydroschendylay Henia, 
Stigfmtogaster, Scoliopkmes und CImetechelyney wobei aber auch von 
ihnen noch die 4., 5. und 7. Gattiing nur mit einer Art eine beschrankte 
Ausbreitung zeigen. 



256 


W. Verhoeff 


Di^ groJJere Bodenstandigkeit der Geopliilomorphen 
kommt ill deutlickster Weise zum Ausdruck ebensowohl in der viel 
groBeren Zahl der Gattungen, als auch ganz besonders in der Tatsache, 
daB noch nicht ein Drittel der Gattungen in die europaische 
Subregion eingedrungen ist. Einen iiberwiegend subregionabeuro- 
paischen Charakter besitzt iiberhaupt (wie ich auch schon an anderer 
Stelle besprochen habe) nur die Gattung Scolioflanes^), wahrend bei 
den Lithobiomorphen trotz der wenigen Gattungen zwei in der 
europaischen Subregion gut vertreten sind, namlich Lithobius und Mono- 
tarsobius, 

DaB sich auch fiir die Chilopoden die Mittelmeerlander 
als der Ur-Mutterboden kundgeben, erkennt man also deutlich 
aus dem Umstande, daB von den 25 geographisch verglichenen Gattungen 
14 in der europaischen Subregion fehlen, aber keine einzige in der 
mediterranen. Der Endemismus bezeugt dasselbe, denn die europaische 
Subregion besitzt keine endemische Lithobiomorphen - Gattung, 
wahrend fiir die mediterrane unter den Geophilomorphen folgende 
endemischen Gattungen zu nennen sind: 

Dignathodon, Haploschend/yla, Nannophilus, Meinertophilus, Neso- 
porogaster, Thracophilus, Bothriogaster, Diadenoschisnia, Hiniantarielld^ 
PscMdohimantarium und liimantarium, 

Dazu kommen dann noch Chaetechelyne, Henia und Stigmatogaster, 
welche ja nur einen schmalen Auslaufer in die europaische Subregion 
entsendet haben. 

Die a. a. Stelle naher behandelte Gattung Chalandea scheint fiir 
Pyrenaen und siidliche Westalpen endemisch zu sein. 

Es wird uns also durch den Vergleich der verschiedenen Ausbreitung 
der genannten Gattungen ganz deutlich, daB die vorwiegend in engen 
Ganger! oder Spalten hausenden Erdlaufer durchschnittlich bedeutend 
bodenstandiger sind als die freier sich bewegenden Steinlaufer. Zu 
demselben Ergebnis kommen wir aber auch, wenn wir in beiden Gruppen 
die artenreichste Gattung, also Lithobius und Geophihcs hinsichtlich 
der Untergatt ungen miteinander vergleichen. 

Bei Lithobius ist eine ganze Reihe von Untergattungen (Gattungen) 
aufgestellt worden, z. B. Archilithobius, Hemilithobius, AloJcobius u. a., 
welche sich wegen der groBen Variabilitat der Merkmale nicht haben 
rechtfertigen lassen, mit Ausnahme von Pleurolithobius, eine Gruppe, 
welche ini ostlichen Mediterrangebiet endemisch ist. Dieser Mangel 


1) t)ber Scolioplanes : Zool. Anz. Ill (1935) 10-23 m. 15 Abb. 



Zur Kenntnis der Lithobiiden. 


257 


an geniigend ausgepragten Untergattungen bei Lithohius ist der Aiis- 
druck der starkeren Verbreitung und Vermengung der Formen. 

Bei Geofhilus steht es mit den Untergattungen anders, d. h. wegen 
der im Vergleich mit Lithohius im ganzen scharferen Auspragung der 
Merkmale haben sich dieselben hier als erheblich haltbarer gezeigt, 
so namentlich bei Clino'podes, Eurygeophilus, Onychopodogaster, Brachy- 
geophilus u. a. Auffallende Lokalisierungen (im Sinn der Diplopoden) 
kommen aber aucb unter diesen 6reopM?i.9-Untergattiingen entweder 
nicht vor oder bediirfen nocli weiterer Nachpriifungen. 

Fur Vergleiche mit Riicksicht auf die Arten sind leider unsere 
Kenntnisse der Chilopoden sowohl systematisch als auch geographisch 
noch lange nicht so weit gediehen, daS sie sich mit aller Deutlichkeit 
durchfiihren lieBen, doch will ich wenigstens zwei Beispiele heran- 
ziehen, namlich zunachst einen Vergleich zwischen Deutschland 
und Spanien, wobei ich mich hinsichtlich Spaniens auf cine Arbeit 
von Attems beziehe, 1927 in den Abhandl. d. Senckenberg. nat. Ges., 
Bd. 39, H. 3. Alls Spanien wurden 17 Geophilomorphen nach- 
gewiesen, von welchen nur drei auch in Deutschland leben, wahrend 
unter ebenfalls 17 Lithobiomorphen 7 aus Deutschland bekannt 
sind, womit also wieder die starkere Ausbreitung der Steinlaufer be- 
zeugt wird. Umgckehrt sind, nach meiner Bearbeitung der Myriapoden 
in der ,,Tierwelt Mitteleuropas‘' 2. Bd., 3. Liefg., 1934, aus Deutsch- 
land 30 Lithobiomorphen festgestellt, von welehen 7 in Spanien 
vorkommen und 24 Geophilomorphen, von deneii nur 3 auch 
Spanien angehoren. 

Weit deutlicher noch komint das geographisch verschiedene Ver- 
halten der Geophilomorphen und Lithobiomorphen zum Aus- 
druck, wenn wir die Fauna Deutsch lands mit der von Jugoslawien 
vergleichen, was auch insofern uberzeugender ist, als wir die jugo- 
slawischc Fauna bei weitem besser kermen als die spanische. 

Unter 35 jugoslawischen Geophilomorphen findcn sich nur 13 
auch in Deutschland, wahrend dagegen unter 52 jugoslawischen Litho- 
biiden 24, also fast die Halfte, auch zur deutschen Fauna gehoren. 


Gymnodactylus koischyi Steindachuor 

und sein Bassenkreis. 

Von 

Otakar StSpinek, Prag. 

Mit 14 Abbildungen im Text. 

Im Jahre 1934 fand ich auf der Insel Kreta im Gebirge Psiloriti 
einen interessanten Gymnodactylus^ den ich, nachdem ich ihn mit dem 
Material des Nationalmuseums in Prag verglichen hatte, als eine neue 
Art G. hartoni'^) erkannte und beschrieb. Beim Vergleichen dieser neuen 
Art mit dem reichen Material des Wiener Naturhistorischen Museums, 
was mir mit nicht alltaglicher Bereitwilligkeit Dr. 0. Wettstein er- 
mogliclite, wurde mir Gelegenheit gegeben, die Sammlungen Fitzin- 
GERs, Steindachners, Pietschmanns und in letzter Zeit vor allem 
Dr. Wettsteins selbst durchzustudieren. Ich hatte hier die Art 
6r. koischyi und andere verwandte Formen fast aus ihrem ganzen Ver- 
breitungsgebiet vor mir. Dabei wurde erkannt, daB 6r. koischyi keine 
konstante Art darstellt, die iiberall das gleiche Aussehen hat, wie das 
zurn Beispiel bei Hemidactylus turcicus der Fall ist. Es war von allem 
Anfang an klar, daB G, koischyi eine ganze Reihe geographischer Rasseii 
darstellt, die oft durch tJbergangsformen miteinander verbunden sind. 
Es ist selbstverstandlich, daB diese Subspecies von der typischen Form 
verschieden weit entferntsind. Es ist manchmal schwer zu sagen, ob die 
Oder jene Form es verdient, als eigene Art bezeichnet zu werden, be- 
sonders da man nicht immer genug Material von manchen schwer zu- 
ganglichen Gegenden, die aber fiir das Erkennen der Rassen sehr wich- 
tig sind, bekommen kann. Wenn wir einzelne Exemplare von weit 
entfernten Orten vergleichen, so erscheinen sie uns oft systematisch 
weit voneinander verschieden und als gute Arten, z. B. G, koischyi 
vom Peloponnes oder der S)rra-Insel und G, hartoni von Kreta. Ich 
glaube aber, daB es nicht die Aufgabe der modernen systematischen 
Zoologie ist, eine Menge neuer Arten zu fabrizieren, sondern die Ver- 
wandtschaft der einzelnen Arten und ihre moglichen Entwicklungswege 


1) St^pandk, O., Acta Zool. Mus. Nat. Pragae I. 1934. 



( lyiniUKlactvIu.s kotsuhvi. 


aTifzuzeineii. Voii (lies('in ({(‘danktai aiisoeheiKl, versMcdite ich. in dor 
iolgonden AhliarHllnng oiu korzos Bild dor V(T;soliiodoiion Sul)S|)ooi(‘s, 
dio (kail sohon lango l)(‘Sohri{‘l>ojioii (i. I'ittschift Stdolir. nalu* stolaai. 
zn ^ad)Oii. 

(jy^iinodactjfluH kolschifl Sl(‘iiulaolinor IS7(). 

(S.-B. Akad. Wiss. \Vi(‘n lAlI | ISTdJ H.) 

C. srahn- part. Dinn. P>il)r. Krpta. (d-n. Wi ( l.S8(;). C, (frrk'oidr < (ik.h Spi.x 
iS_k)) (ni'ay, ( atal. Liz. JL’. Mus. IS j.). ( 1 . Kotsrh'f/i StcMiKlacliiicr I, r. PSTO 

S. H21). 

Bis zii S^i’EiXDAOHXKKs Kaitd(a*k u Dit wurdo di(‘S(‘ Art init aiaka'i'ii. 
di(‘ oft souar waat von dir ontfia/nt wai'on, vca'woolisi'lt . 1 1 rtiiinlioli(‘r- 

\vois(‘ \s'urd(‘ si(‘ soynir niit (ka* krasilianiscdKai Art (J . s Spix^) 

in \\a*l)in(lun^' a'fdjratdit, 

S'i'Eixj)A(aiXKii orkaunto dio Art an 42 Ex(an])laron d('s Wdiaua- 
flotinusiaiins. dio doin Kundort(‘ naoli ans oinoni urolkai Tial d(‘S ^(Ma- 
araplusoluai \aa4)natnn,irs,U(4)i(‘t(‘s diosor Art stammton. I^s s(4i(a‘nt 
ataa-. daii (‘iniao alto Bozoiolinunu(ai unironaii (xka* aiioli nnriolitiit wanai 
mid dad (ka’ Autor ilinon sidlist niolit ulanktia ww wir ans (kan Fra^o- 
z<a('h(ai liintia’ (kan \\ ()rt(‘ ..Aity])t(ar* (‘rs(4i(ai. kjs ist also not wiaidiif. 
dio altiai k undortsana'a Ixai s(‘lir vorsiolitiu' zii l)(an‘t(al(ai. So stainnion 
di(* niit ..(.k)r(k‘'‘ iind .. I )a<>ana'' b(‘zoiolin(4(ai Stiiokaa sioliorlioli niolit 
ans (li(‘S(ai Ortiai in S(ai(*uanil)i(ai. \vi(‘ das ir‘rtnnilioli(‘r\\(a‘s(‘ IxdianjitiA 
wni'ika soiKknai ans (kai u'l(a(‘liklina'(ai(l(ai ()rt(ai in S\a‘ion nnd Palii-' 
St ina (so z. Ik ydkt (xs in l^diistina oiniai Ort Dauaiaai nnd (li(‘ niit 
..Daiianat* ko/aaidinot on Stiioka* dos Wiiana* Alnsiainis (aitspnaduai im 
.atol.kai nnd aanzaai (ka* paliistiiKaisisolion Basso). 

/nr l(a('lit(a‘(ai Dtd inKn’iinit dor Art utdx* loli liior dn^ nriitinalbosoliiMa- 
Innio- STKixi)A(aiXE]is: ..Wir nntorsnoliton (an(‘ IxAniolitlioln^ Anzalil 
von Fx(anplar(ai oiina’ (i ijiHHodar/ yl ns- Art ans (A'|)orn. Svra. A^vp- 
t(ai (('), Porsaai nnd ans (Jonka wololi(‘ sovvold in dia’ Zoi('l}nnn^ d(\s 
IB'iokaais nnd in (ka' Kiirzo dor Fxtnanitiiton als anoli in doi* yaa'inutai 
Lb'()do dor Banolisolinpp(ai niit Hymn, caspius nb(‘r(‘instiinmt ; da jodooli 
fx'i lotztoror Art nach Am;. Demeimes Jk‘soliroibnn^“) (!i(‘ Tnborkadn 
d(a' lliiokonsoito yo'iilkn' sind als Ixa’ Gymv, sirthcr nnd sowolil Piiianal- 
als Foinoralporon in Ixdriiolitliolior Anzalil (27) vorkonimiaE so vvago 
ioli os niolit, dio tins V()r]iogond(‘ Art zn G. ntspius zn Itoziolion. - Dio 

b Si(‘h(‘ kleiru' AiniU'rkiiii^ in der (‘rsten Aiisyxilx' von S('JIREIHEKS IL'ijx'- 
tol()<ria ourojica. 

“) Domehii., Aia;., Catal. moth. (1(‘ la (Ailicct. des Kept, du .MnscMini d’Hist. 
aatiir. do Paris Xr. 8, S. 45. 


An-biv f. Xatin'8'esehicht(*, X. E. lid. «, Heft 2. 


171) 



260 


Otakar St^p&nek 


Tuberkelii des Riickens sind bei samtlichen 42 Exemplaren der 
Wiener Sainnilung von den friiher genannten Fundorten auffallend 
constant kleiner als bei Gymn. scaber, und es kommen bei Mannclien 
nur Praanalporen in geringer Zahl (3- 5) vor. Bei Gymn. scaber zahle 
ich queriiber am Bauche 16-20, bei G. kotschyi 24-28 Schuppen in etwas 
schiefen Reihen, die vorderen und hinteren Extremitaten sind bei letz- 
terem kiirzer und gedrungener als bei ersterem, somitwie bei S', cospcws. 
Die Tuberkeln des Riickens, in 10-12 Langsreihen, sind bei G. kotschyi 
fast nur halb so breit wie bei Gymn. scaber und wie bei diesem gekielt; 
der Kopf aber ist gestreckter und minder breit als bei Gymn. scaber. 

. . . Jederseits 8 Supra- und 0-7 Infralabialia. Eine Reilie breiter Quer- 
schilder an der Unterseite des Schwanzes“ usw. 

Wie schon oben gesagt wurde, begriindet der Autor allem Anschein 
nacli die Beschreibung der neuen Art auf Stiicke, die der jctzt an- 
genommenen typischen Form von den europaischen Fundorten (z. B. 
Insel Syra) entsprechen. Wenn wir von einigen Details absehen wollen, 
so bezielit sich die Beschreibung Steindachnkrs aber auch ganz gut 
auf die neuen Subspecies, bzw. auch auf einige spater beschriebene 
selbstiindige Arten. 

Ich teile die in dieser Art zusammengefaBten Formen in einige auch 
geographisch zusammenhangende Gruppen ein. In die erste Gruppe 
reihe ich die Subspecies mit einer einzigen Reihe breiter, fast vier- 
eckiger Schildchen an der Unterseite des Schwanzes., Am regenerierten 
Schwanz sind dann diese Schildchen ein wenig schmaler und etwas 
undeutlich, aber auch in einer einzigen mittleren Reihe. Praanalporen 
gibt es gewohnlich 2-5. Verbreitungsgebiet ist Griechenland und 
Kykladen. 

In die 2. Gruppe konnen wir jene Subspecies einreihen, die an der 
Schwanzunterseite entweder zwei Reihen fast cycloider Schuppen be- 
sitzen oder — was seltener ist — eine Reihe Schuppen, von der ein 
groBerer oder Heinerer Teil zweireihig geteilt ist. Der regeuerierte 
Schwanz ist gfiwShnlich in der Mitte etwas verdickt und oben und 
unten mit kleinen, spitzigen und unregelmaBigen Schuppen bedeckt. 
Die Praanalporen, welche im Hochstfall die Zahl neun erreichen, sind 
allem Anschein nach bei der cyprischen und bei den kretensischen 
Rassen uberhaupt nicht entwickelt. Verbreitungsgebiet ist Bulgarien, 
Kleinasien, der Kiistenteil von Syrien und Palastina, Cypern und Kreta. 

Die dritte Gruppe umfaBt Formen aus dem ostlich anschlieBenden 
Gebiet, welche ich vorlaufig nicht als Subspecies in die Art kotschyi 
einreihen will, welche jedoch auch in den Kreis der ihr nahen Formen 



G ymnodactylus kotsehy i . 


261 


gehoren. Sie zeichnen sich diircli kleine imregelmaBige Schuppen an 
der Schwanzunterseite aiich ini nicht regcneriert en Ziistand aus. 
Sie haben 4—6 Praanalporen. Verbreitungsgebiet ist der Ostteil Klein- 
asiens und die Krim. 


1. Gruppe: Westliche Pornieii. 

1. G. kotschyi kotsehyi Steiiidachiier. 

(Steindacitoer I. c. 1870). 


Grobtcnteils robuste, lange (gewohnlich stark iiber lOOnnii) und 
l)reite Stiicke, rnit langeni, breiteni Kopf. 9 Supralabialia, T-8 Infra- 
labialia. Zwischen den Nasenlrichern 


drei Seliildchen, die wenig v^on an- 
dereii al)weichen. 

Die Tuberkeln sind sefir deutlieln 
lioeh, niit eineni seharfen Mittelkiel 
versehen. Oft lialien sie Neigung zu 
fast herzforniigen Forrnen, besonders 
an den Seiten. Bei Seitenansicht liebt 
sieh der Kiel der Tuberkeln oft stark 
ab. Sie liegen in 10-12 regelniaBigen 
lleihen. Auch auf den Hinterbeiner) 
gibt es grofie gekielte Tuberkeln. Die 
Schuppen des ubrigen Teilesder Haur 
sind irn ganzen klein, flach und decken 
sicli grdbtenteils nicht init ihren Ran- 
dern. Es sind gewohnlich 8-4 zwi- 
schen den einzelnen Reihen und 1~;5 
zwischen je zwei hintereinander lie- 
genden Tuberkeln der niittleren Rei- 
hen. Die Bauchschuppen sind groB, 
flach, dachziegelformig sicli deckend 
und liegen in 24-80 Reihen cpier iiber 



den Bauch. Am hinteren Rande sind 


sie schwach gezahnt, besonders bei Mannchen. Bei den Mannchen 
gibt es gewohnlich 4 deutlicli entwickelte Praanalporen (ausnahins" 
weise warden auch 3—5 gefunden). Der Schwanz ist mit auffalligen, 
seharfen Dornen besetzt, die sich an der Wurzel des Schwanzes stark 
abheben, gegen sein Ende zu aber angelegt und weniger sichtbar sind. 
Der untere Teil des Schwanzes ist mit einer niittleren Reihe breiter, 



262 


Otakar St^pdnek 


fast rechteckiger Schuppen bedeckt, die mit ihrer Breite fast die gauze 
Unterseite des Schwanzes einnehmen. Der regenerierte Schwanz ist 
oben mit kleinen, schmalen und unregelrnafiigen Schuppen, unten mit 
einer Reihe entweder ganz genau rechteckiger Schilder bedeckt oder es 
sind einige Schilder abgerundet und selten in der Mitte langsgeteilt. 

Die Farbe ist beim lebenden Tier sehr veranderlich, vom hellen 
Graubraun bis zum samtenen Schwarzbraun (besonders bei Warme 
oder Sonnenschein). Bei lichtem Untergrunde sticht deutlich die rostig- 
braune Zeichnung hervor, die aus quer gezogenen welligen Streifen 
besteht. Uber die Schnauze, das Auge und die Schlafen zieht sich ein 
dunklerer, manchmal undeutlicher Streifen (Ziigelstreif) hin. Die dunkle 
Zeichnung des Riickens und Schwanzes pflegt am hinteren Rande 
schwach grauweiB eingesaumt zu sein. Die Unterseite des Korpers 
ist meistens weiBlich. 

Die typischsten Exemplare dieser Subspecies scheinen nach den 
durchforschten Sammlungen am Peloponnes und auf den Inseln Cerigo, 
Syra, Milos und Kythnos vorzukommen. 

Fundorte: Peloponnes: Sparti 1935, Stepanek leg. N. Mus., Prag, 
5 Ex,; Kalamai 1935, StSpanek N. Mus., Prag, 1 Ex.; Megaspilion 
1936, N. Mus., Prag, 2 Ex. — Inseln: Syra, Cerigo, Milos, Sikinos, 
Kimolos, Kythnos, Heraklea, Paros, Alazopetra, Kdros, Siphnos usw. 
ca. 70 Ex. Nat. Hist. Mus. Wien. — Auf Grund der Literatur auch 
Attika, Valona und Insel Cephalonia. Am weitesten nach Westen 
gelangte G, kotschyi kotschyi auf das siidliche Ende Italiens (Taranto 
1898 Bedriaga leg. Nat. Hist. Mus., Wien). 

2* G, kotschyi solerii 0. Wettstein, 

(0. Wettstein, Zool. Anz. 1937.) 

Aus reichem Material, das er auf den griechischen Inseln in den 
letzten Jahren gesammelt hatte, beschreibt Dr. Otto Wettstein diese 
interessante Rasse von der Insel Syr in a, die sich auf den ersten Blick 
von der typischen Form durch verhaltnismaBig kleinere Tuberkeln 
unterscheidet, welche gewohnlich in 10 Reihen liegen, ferner durch 
groBere Schuppen am Riicken und durch das Fehlen der Tuberkeln 
auf der Oberseite der Oberschenkel. Die Tuberkeln sind mehr oder 
weniger langlich oval. Der Schwanz ist oben mit Dornen besetzt ahn- 
lich : wie bei der typischen Form, unten besitzt er eine Reihe quer- 
gezogener rechteckiger Schuppen. (Auch in regeneriertem Zustande 
eine mittlere Reihe.) Beim Mannchen gibt es 4 Praanalporen. Die 



Gymnodactylus kotschyi. 


263 


einzelnen Exemplare dieser Rasse sind durchschnittlich grofJer, robuster 
als die Stiicke der Subspecies kotschyi. 

Terra typica: Insel Syrina, siidostl. von Astropalia, slidl. Agiii- 
sches Meer, 0, Wettstein leg. 1935. 

V e r b r e i 1 11 n g s g e b i e t : Astropalia, Ofidusa, Kinaros, Levitlui, 
Anaplii, Makria und die beiden Phthini-Inseln (Mikro und Megalo 
Plitherio slidl. von Anaphi). 



Abb. 2. Oyinnodactylvs kofschyi solerii O. Wcttstehi. (M. Fradkrstkom del.) 

8. G. kotschyi oertzeni Bocttfirer. 

(0. Boettger, S.-B. d. kdnigl. PreuB. Akad. d. Wiss. 1888.) 

Geographisch uml morphologisch waiter entfcrnt von der typisclien 
Form ist die Rasse Boettgers von der Inselgruppe Karpathos. Ich 
gebe bier Boettgers Originalbeschreibung: .,Peraffinis G. Kotschyi 
Stdchr., sed seriebus longitudinalibus tubcrcidorum dorsi solum (i-8, 
tuberculis ipsis liaut longioribus quam latioribus, triangulari-circu- 
laribus nequc oblongis. Series longitudinales squamarum ventris 20-25 
nec 25-30. Supralabialia 7-8, infralabialia 6-7. Pori praeanales maris 
aut 2 (ins. Kasos) aut 4 (ins. Karpathos). Cauda annulis tuberculorum 
carinatorum vix aut non spinosorum armata, plerumque regenerata."' 

In der weitcrhin deutschen Besclireibung schreibt cr: ,,Wenn es 
auch sicher sclieint, dafi die vorliegende Form nur eine Lokalrasse des 
G. Kotschyi Stdchr. ist, die sich im Laufe langer Isolierung von der- 
selben abgezweigt und constante Charaktere angenommen hat, so glaube 
ich doch, daB sie bereits als selbstandige Species betrachtet werden 
darf, da die zahlreich vorliegenden Stiicke keine Ubergiinge mehr zum 
Typus, sei es zu den Stiicken der Cykladen, sei es zu denen der Siidlichen 
Sporaden, erkennen lassen.“ 

Mir lagen eine Reihe von 14 Exemplaren von der Insel Karpathos 
aus der Ausbeute Wettsteins vor, welche im groBen und ganzen 
die Beschreibung Boettgers bis auf einige unwesentliche Ausnahmen 


264 


Otakar St^p4nek 


bestatigen. So z. B. kommen, freilich 
seltener, auch bei diesen Exemplaren 
nur zwei Praanalporen vor (2 Mann- 
chen vom Karpathos, Umgebung von 
Pigadia j 985 leg. Wettstein). Tuber- 
kelreihen gibt es nieist acht, obzwar 
auch eine groBere Anzahl von inir 
in Wettsteins Material bemerkt 
wiirde (9). Es ist kein Zweifel, daB 
diese Form sicher in den Subspecies- 
Kreis der Art kotschyi Stdchr. gehort, 
wie es schlieBlich der Autor selbst 
schon vermutete. Diirch die eben be- 
schriebenen neuen Rassen von den 
Nachbarinselgriippen^) fallt die Theorie 
von der Isolation dieser Form, denn 
diese Rassen zeigen einen sehr deut- 
lichen gegenseitigen Ubergang. 

Weiter schreibt 0. Boettger: ,,I)a 
auf Greta wie aiif Rlio- 
dos jetzt zu fehlen scheint, ist eine er- 
neute Einschleppung von diesen am 
nachsten im Westen wie im Osten 
gelegenen Inseln ausgeschlossen, iind 
die Entstehiing einer neuen Art um so mehr erleichtert gewesen/‘ Un- 
sere heutige Ansicht liber die Rassenfrage auf der Karpathos-Insel- 
gruppe ist ein wenig anders. Obwohl Kreta dieser Inselgruppe sehr nahe 
liegt, gehoren die spater hier entdeckten Gymnodaktylen sowohl syste- 
matisch als auch ihreni 
Ursprung nach einer an- 
deren Gruppe an. G. k. 
oertzeni g e h 5 r t d e r w e s t - 
lichen Gruppe an, wah- 
rend die kretensischen 
Rassen der ostlichen, 
asiatischen Gruppe an- 
gehoren. Es gibt hier 1 

olark 'fonniaf icir.Eon Abb. 4. G ymnodactylun kotschyi oerfztni Boettger. 

diso Kemen laumsriscnen (Karpathos, o. Wettstein leg. 1935). 



Abb. 3. (i yrnnodactylus kotschyi 
o crtzeni B ( ) ( ‘ 1 1 gt ‘ r . 



Wettstein, O., Zool. Anz. 1937. 



Gy mnodactylus kotsch yi. 


2()5 

Zusammenhang zwisehen den Karpathos-Inseln und Kreta, wie uns ein 
Blick auf die Karte glauben machen konnte. 

Der GroBe nacli bleibt G. k. oertzeMi ein wenig hinter den vorhor 
Beschriebenen ziiriick, vor allein ist er bedeutend sclilanker. Der Kopf 
ist hoher und die kurze Selinauze deutlich zugespitzt. 

Die Farbe ist ahnlich wie bei den Vorlwrgehenden, aber die dunkle 
Zeichnung zeigt sich auf den Seiten ein wenig auseinandergezogen, so 
daB viele Exemplare sich durch einen seitlichen Langsstreifen aus- 
zeichnen. Der Schwanz ist gewohnlich heller gefiirbt als der librige 
Korper. 

Verbreitungsgebiet: Karpathos, Kasos, Arinathia. 

4. G, kofschyi unicolor 0. Wettstein. 

(0. Wettstein, Zool. Anz. 1987.) 

Diese Basse unterscheidet sich von der vorliergehenden durcli eine 
lange, schrnale und zugespitzte KSchnauze und durch ,,einfarbig graue 
Farbung der Rumpfoberseite. Eine deutliche Zeichnung fehlt auf ihr 
vollkommen. Die Kopfoberseite ist etwas braunlicher. Ein duiikel- 
brauner Ziigelstreif voni Nasenloch durchs Auge bis auf die Halsseiten, 
wo er verlauft, ist vorhanden. Schwanzoberseite hellgelblich, aber die 
dunklen V-Flecke nur angedeutet oder als Reste auf der Schwanz wurzel 
vorhanden.^' 

Sie besitzt 8-10 Langsreihen von Tuberkeln, die klein. langlich und 
deutlich gekielt sind. Die einzelnen Reihen sind voneinander durch 
2-8 Kornerschuppen getrennt, die Tuberkeln in einer Reihe durch 

1 -2 Schuppen. Dcr Schwanz ist wie iin vorliergehenden Falle gebaut; 
die Dornen sind an der Oberseite des Sehwanzes kurz aber deutlicli. 

2 Praanalporen. 

Kleinere Basse, Gesamtiange gewohnlich unter 80 nirn. 

Verbreitung: Nur terra typica, Karavi Nisia (nordliche, groBere 
Insel), siidlich von Zafrana, siidl. Agaischcs Meer. 

5. G, kotschyi stepancki 0. Wettstein. 

(O. Wettstein, Zool. Anz. 1987.) 

Diese interessante Basse stellt innerhalb der westlichen Rassen- 
gruppe die von der typischen Form entfernteste Subspecies dar. Tuber- 
keln auffallend klein, so daB sie zwisehen den groBen Schuppen der 
iibrigen Haut verschwinden. 8 Tuberkel-Reihen, meistens sind aber 
nur 6 deutlich, denn die Seitenreihen sind sehr unregelmaBig. 



206 


Otakar Stfipdnek 


Die Schnauze ist zugespitzt und schmal. Die Kornerschuppen 
der Riickenhaut sind groBer als bei der typischen Form, so dafi zwischen 
den einzelnen Tuberkelreihen meist 2, selten 3 Kornerschuppen liegen. 
Der Schwanz ist wie bei den vorhergehenden Rassen gebaut, aber 
die Dornen an der Oberseite sind klein, oft ganz unscheinbar. Zwei 
Praanalporen. 





Al)b. 5. GymnodactylU) kotschyi A1>1>. 6. Die Huckenhaut von O yinno dactyl us 
stepanekl O. Wettstein. kotschyl stepaneki. O. Wott.stoin. 

Besonders auffallend ist die Zeichnung: .,Zu den dunklen V-Flecken 
von hotschyi gesellt sich eine undeutliche Liingsstreifung (besonders 
bei Mannchen), die sich am deutlichsten in einom dunklen Streifen zeigt, 
der jederseits durchs Auge, iiber die Temporalflache, die Hals- und 
Korperseiten bis fast zur Schwanzspitze zieht.“ Der Schwanz unter- 
scheidet sich auffallend vom iibrigen Kcirper durch eine helle, gelbe 
Farbe, wahrend der regenerierte Schwanz einfarbig braun ist. 

Kleine Rasse, gewohnlich unter 80 mm lang. 

Terra typica: Megali Zafrana, sUdliches Agaisches Meer. 

Verbreitungsgebiet: AuBer der Insel Megali Zafrana die kleinen 
Inseln: Tria Nisia, Ziegen-Insel, und Due Adelphaes der S 3 urina-Gruppe. 



Gymnodactyluf kotschyi. 


267 


II. (Jruppe: Ostliche Formen. 


6. G. kotschyi steindachneri n. subsp, 

Allgemeine Charakteristik: Kleine schlanke Kxemplare mit 
schmalen weniger abbrechbarem Schwanze, kurzen GliedniaBen iind 
kleineni, schmalem Kopf. 

6-7 Praanalporen. Der 
Schwanz regeneriert in 
kleineri unregelmaBigen 
und schmalen Schuppen, 
nicht regeneriert ist er auf 
der Unterseite in den mei- 
sten Fallen von zwei Kei- 
hen fast cycloider Schup- 
pen Oder seltener von einer 
Reihe abwechselnd einfach 
und paarig stehender 
Schuppen bedeckt; even- 
tuell kann er auch eine un- 
regelmaBige Reihe auf- 
weisen. 

B e s c h r e i b u n g. Die 
Tuberkeln stehen in 8-10 
Langsreihen; sie sind im 
ganzen niedrig, abgerundet, 
ihr mittlerer Kiel ist stumpf 
und kurz. Die iibrigen 
Rlicken schuppen der Haut 
sind groB, so daB nur 2-8 
zwischen den Langsreihen 
der Tuberkeln liegen und 
gewohnlich nur 2 zwischen 
je zwei aufeinanderfolgen- 
den Tuberkeln der mittleren Reihen. Audi auf den Hintersclienkeln 
und Kriien sind die gekielten Tuberkeln entwickelt. Die Bauch - 
schuppen sind groB und flach, am Hinterrande unmerklich ge- 
zahnt ; gewohnlich stehen 22-24 in einer Reihe quer iiber den 
Bauch. Von Praanalporen sind bei den Mannchen 6-7 in einer 
schwach gebogenen Reihe vorhanden. Der Schwanz ist oben wie bei 
anderen Rassen mit dornigen Tuberkeln versehen, die kurz und in der 

Archiv f. Naturgreschichte. N. F. Bd. G, Heft 2. 18 



Abb. 7. (ri/7nno(1acii/ly8 kotschyi sfrindacJmeri 

11. SU])S1». 



268 


Otakar St^pdnek 


zweiten Halfte undeutlich sind. Die Schwanzunterseite ist bei den 
meisten der 25 gepriiften Exemplare mit 2 Reihen unregelniaBiger 
cycloider Schuppen versehen, die sich mit ihren Randern gegenseitig 
decken, oder mit einer abwechselnden Reihe dieser Paare mit groBeren 
unpaarigen Schuppen, oder, was am seltensten vorkommt, mit einer 
medianen Reihe groBer Schuppen versehen. Diese sind jedoch nicht 
von rechteckiger Form wie bei der typischen Form, sondern sie sind 
viel schmaler und nehmen nur einen schmalen Teil in der Mitte der 
Schwanzbreite ein; sie sind am hinteren Rande fast cycloid oder schwach 

gekerbt. Der regenerierte 
Schwanz ist oben und unten 
mit kleinen, schmalen, spitzi- 
gen Schuppen bedeckt, die 
unregelmaBig angereiht sind. 
Supralabialia 8-9, Infrala- 
bialia 7-8. Zwischen den 
Nasenlochern sind 3-4 kleine 
Schilder, die sich von den 
anderen nicht unterscheiden. 

Die Farbe ist grau oder 
grauschwarz mit einer dunk- 
len Querzeichnung {der typischen Form gegeniiber ist diese Zeichnung 
eher schwarzlwraun), der Schwanz ist deutlich dunkel und hell bis 
zum Ende geringt. Der regenerierte Schwanz gewohnlich dunkel, un- 
bestimmt fleckig. Die Unterseite ist weiBlich. 

Kleine, schlanke Rasse. 

1. Kopf mit Rumpf 40 mm, Schwanz 45 mm $ 

2. ,, ,, ,, 35 ,, , ,, 40 ,, 

3. „ ,, „ 35 „ , „ 37 „ $ 

4. „ „ „ 33 „ , „ 38 „ c? 

Terra typica: Egerdir, Zentral-Anatolien. — 25 Exemplare, 
V. PiETSCHMANN leg. 1931. — Typen im Naturhist. Museum, Wien. 

Benannt zu Ehren des verewigten Intendanten des Wiener Hof- 
museums. Dr. Franz Steindachner, des Entdeckers von Gymno- 
dactylus kotschyi. 

7. G. kotschyi syriacus n. subsp. 

Allgemeine Charakteristik. Eine starke, robuste Rasse, die 
sich dutch auffallig regelmafiige Langsreihen groUer, langlicher Tuber- 
keln, dutch lange und stark wegstehende Domen an der Oberseite des 



Gymnodactylus kotschyi. 269 

Schwanzes und durch eine dicht rostfarbig gefleckte Kehle auszeichnet. 
3-4 Praanalporen. 

Beschreibung. Der Kopf ist lang, breit, in der Aiigengegend 
hoch. Supralabialia 9, Infralabialia 8. Zwischen den Nasenlochern 
3, von den anderen sich nicht unterscheidende, Schildchen. Infra- 
maxillaria beriihren sich nicht in einer mittleren gemeinsarnen Linie, 
sondern sind durch ein schmales Sub- 
mentalschild voneinander getrennt. 

Die Riickentuberkeln stehen in 10-12 
Reihen; die Reihen sind sehr dicht 
und auffallend regelmafiig. Die Tu- 
berkeln selbst sind niedrig, langlich, 
mit scharfem, langem Kiel, welcher, 
speziell bei den Mittelreihen, fast par- 
allel mit der Oberflache der Haut ver- 
liiuft. Die anderen Ruckenschuppen 
sind sehr klein, so daB wenigstens 3 
zwischen den einzelnen Tuberkelreihen 
liegen. Zwischen je zwei Tuberkeln 
der Mittelreihen steht gewdhnlich nur 
eine (ausnahinsweise 2) solche kleine 
Schuppe, so daB diese Tuberkeln sehr 
dicht aufeinander folgen (manchmal 
auch unmittelbar). Die Dornen an der 
Schwanzoberseite sind sehr lang, 
abstehend und bis zum Ende des 
Schwanzes gut sichtbar. Die Schwanz- 
unterseite ist mit einer Mittelreihe, in 
welcher groBere Schuppen mit Paaren 
kleinerer Schuppen wechseln, bedeckt. 

Der regenerierte Schwanz ist wie bei 

der vorhergehenden Rasse mit kleinen Schuppen bedeckt. Die Bauch- 
schuppen sind kleiner und glatt; in einer Reihe iiber dem Bauch 
stehen 24-26 Schuppen. Der Hinterrand ist bei alien deutlich 
gezahnt. 

Farbe hellbraun, Querzeichnungen rostbraun, wenig deutlich. 
Schwanz fast einfarbig. Die Kehle ist dicht rostfarbig gefleckt, die 
iibrige Unterseite des Korpers weiBlich. 

Lange der gemessenen Exemplare (Weibchen): Kopf und Rumpf 
42 mm, Schwanz 43 mm. 



18 * 



270 


Otakar StSp&nek 


Terra typica: Syrien (nahere Angaben fehlen). — Typen: 2 Exem- 
plare Steindachnee don. 1890, im Naturhist. Museum, Wien. 

8. G. kotschyi orientalis n. subsp. 

Allgemeine Charakteristik. GroBe, robuste Exemplare, deren 
Riickentuberkeln in den Mittelreihen eher breit und weniger regelmaBig 
sind, als bei der vorhergehenden Rasse, mit deutlicli abstehendeni 
Kiel {,,nasenartig“). 3-5 Praanalporen. 

Beschreibung. Kopf breit, langlich, in der Augengegend hoch. 
Supralabialia 7-10, Infralabialia 7-8. Inframaxillaria beriihren sich in 
einer gemeinsamen Linie binter dem Mentale. Zwischen den Nasen- 
lochern gibt es 2-3, manchmal etwas groliere Schilder, die sonst den 
iibrigen ahnlich sind. Die Riickentuberkeln stehen in 10 manchmal 
etwas unregelmafiigen Reihen. Die Tuberkeln selbst sind breit. fast 
herzformig und ihr scharfer Kiel ist aufwarts gerichtet. Es ist inter- 
essant, daB schon Boettger auf diese Eigenschaft der Tuberkeln ge- 
achtet hat und in seiner Arbeit ,,Reptilien und Amphibien Syriens. 1878“, 
ein Weibchen von G. kotschyi aus der T^mgebung von Haifa beschreibt, 
wobei er sagt: ,, Tuberkeln klein und flach, aber doch mit scharfem. 
nasenartig aufgesetztem Langskiel.“ Die iibrigen Riickcnschuppen 
sind groB; es kommen gewohnlich 3-4 zwischen den einzelnen Reihen 
vor und meist eine (seltener 2) zwischen jc zwei Tuberkeln der mittleren 
Reihen. Diese Schuppen, die zwischen den Tuberkeln in den Reihen 
stehen, sind oft gekielt und gleichen kleineren Tuberkeln. Die Bauch- 
schuppen sind klein, in einer Reihe fiber den Bauch liegen 26-30, uiul 
nur einige von ihnen sind am Hinterrand schwach gezahnt. 3-5 Prii- 
analporen. 

Farbung ahnlich wie bei subsp. steindachneri, die Grundfarbe ist 
grau. Die Unterseite des Korpers ist weiBlich. 

Lange der gemessenen Exemplare : Kopf und Rumpf 42 mm, 
Schwanz 44 mm. 

Terra typica: Jerusalem. Typen im Naturhist. Museum, Wien. 

Verbreitung. Wahrscheinlich ganz Palastina bis nach Haifa. 
Die Grenzen zwischen dieser und der vorhergehenden Rasse sind mir 
unbekannt. 


9. G, kotschyi fitzinyeri n. subsp. 

Allgemeine Charakteristik. Eine kleine, schlanke Rasse mit 
kurzen GliedmaBen und kleinem Kopf. Die Praanalporen fehlen augen- 



Gy mnodacty lus kotsc hy i . 


271 


scheinlich ganz. Der Schwanz besitzt an der Unterseite meist eine 
zweifache Reihe abgeriindeter Schuppen, selten eine gemischte Reihe. 
Er regeneriert mit kleinen, schmalen imregelmaBigen Schuppen. Die 
Ruckenschuppen sind groBtenteils deutlich gekielt und decken sich 
init ihren Randern gegenseitig. 

Beschreibung. Die Tuberkein, in 10-12 Langsreihen stehend, 
sind scharf gekielt und lilnglich. Die iibrigen Schuppen der Riicken- 
haut sind besonders groB, so daB gewohnlich eine, seltener zwei zwischen 
den einzelnen Reihen und eine (selten zwei) zwischen je zwei aufein- 
anderfolgenden Tuberkein der Mittelreihen vorkommen. Die Mchrzahl 
dieser Ruckenschuppen sind niit einem niehr oder weniger deutlichen 
Kiel versehen und decken einander dachziegelformig. Die Baiich- 
schuppen sind kleiner als bei subsp. steindachneri; in einer Reihe qiier 
liber dem Bauch liegen 24-20; am Hinterrande sind sie deutlich gezahnt. 
Bei den 14 gepriiften Exemplaren wurde keine Spur von Priianalporen 
gef linden, obzwar einige der Stiicke deutlich als Mannchen zu erkennen 
waren. Es scheint, daB die Praanalporen bei dieser Rasse 
ganz fehlen. Der Schwanz ist oben mit scharfen, nicht sehr langen 
Dornen besetzt. Die Unterseite ist meistens (bei 11 Exemplaren) mit 
einer zweifachen Reihe cycloider Schuppen bedeckt, die sich mit ihren 
Randern unregelmaBig decken ; seltener wurde eine unregelmiiBig 
durchmischte Reihe beobachtet, die sich aus unpaarigen, breiteren 
Schuppen und aus den Schuppenpaaren zusammensetzt. Der regene- 
rierte Schwanz ist oben und unten mit ungleichmaBigen, schmalen 
Schuppen besetzt. Supralabialia 7, Tnfralabialia 0. Zwischen den 
Nasenlochern sind 3 kleine Schildchen, die sich von den anderen nicht 
unterscheiden. 

Farbung ahnlich wie bei subsp. steindachneri. 

Liinge der gemessenen Exemplare : Kopf und Rumpf 32 mm, Schwanz 
45 mm. 

Terra typica: Cypern. Typen irn Nat. Hist. Mus., Wien, Rollk 
leg. 1895. 

Verbreitungsgebiet: Wahrscheinlich nur terra typica. 

Von der Insel Cypern fiihrt Fitzinger in dem Werke: ,,Systema 
Reptilium^' (Wien 1843) seinen Gonyodactylus cyfrius an, der vielleicht 
mit der neuen Subspecies identisch ist. Leider ist in diesem Werke zu 
dem Namen keine nahere Beschreibung hinzugefiigt, so daB er ein 
nomen nudum bleibt. Zurn Andenken an diese Erwahnung benannte 
ich diese Rasse nach Fitzinger. 



272 


Otakar St^p4nek 


10. G. kotschyi wettsteini n. subsp. 

Allgemeine Charakteristik. Eine sehr kleine Form mit kurzen 
GliedmaBen und starkem, leicht abbrechbarem Schwanze. Praanal- 
poren fehlen. Der Schwanz besitzt durchwegs an der Unterseite eine 
zweifache Reihe cycloider 
Schuppen. Der regenerierte 
Schwanz hat viele kleine, 
unregelmaBige, schmale 
Schuppen. Riickenschuppen 
klein und flach. 

Beschreibung. Die Tu- 
berkeln stehen in 1 0-1 2 
Langsreihen, sind sehr nied- 
rig, langlich, deutlich gekielt. 

■Hia rl^r Oymnodactylus koUtchyi loettsteini n. Hubsp. 

jjie uorigen i^cnuppen aer fkaderstrOm doi.) 

Ruckenhaut sind klein und 

flach ; es liegen gewohnlich 2-3 zwischen den Tuberkelreihen und 1-2 
zwischen je zwei aufeinander folgenden Tuberkeln der Mittelreihen. 
Die Bauchschuppen sind klein, in einer Reihe quer iiber deni Bauch 




Abb. 11. Insel Mikrouisi, Lok. von Gymnodactylvs kotschyi wettsteini St(^pdnek. 


stehen 24-26 und am Hinterrande sind sie deutlich gezahnt. Praanal- 
poren wurden bei keinem der 9 Exemplare gefunden. Der Schwanz 
ist oben mit spitzigen Domen besetzt; auf der Unterseite sind durch- 
wegs zwei Reihen paarig liegender cycloider Schuppen, welche manch- 



Gymnodactylus kotschyi. 


273 


mal ein wenig unregelmaBig sind. Der regenerierte Schwanz ist in der 
Mitte verdickt und oben und unten mit schmalen, spitzen Schuppen 
bedeckt. Supralabialia 7-8, Infralabialia 6-7. Zwischen den Nasen- 
lochern liegen 3 kleine, von den anderen sich nicht unterscheidende 
Schildchen. 

Die Farbung ist ahnlich wie bei der vorhergehenden Rasse, aber 
die Unterseite des Korpers pflegt schwach gelblich zu sein. 

Lange der gemessenen Exemplare: Kopf und Rumpf 33 mm, 
Schwanz 42 mm. 

Terra typica: Mikronisi (eine kleine Insel in der Bucht von 
Hagios Nikolaos, Ostkreta). — Typen: 1 Ex. ex coll. Nat. Hist. Mus., 
Wien, Rebel et Sturany leg. 1904; 1 Ex. ex coll. Nat. Museum, Prag, 
Stepanek, leg. 1936. 

Im ganzen 9 Exemplare. 

Diese Subspecies lebt wahrscheinlicli nur auf dem kleinen Stein- 
inselchen Mikronisi, auf von der S<5hne ausgedorrten Platzen, und ist 
hier zusammen mit Ablepharus pannonicus Fitz. der einzige herpeto- 
logische Bewohner. Ich habe diese Rasse zu Ehren des Herrn Dr. Otto 
Wettstein in Wien benannt, der sich mit der Durchforschung der 
griechischen Inseln besonders verdient gemacht hat. 

11. G. kotschyi bartoni StSp&nek, 

(0. SxfiPANEK, Acta Mus. Zool., Pragae I [1934].) 

Im Jahre 1934 beschrieb ich^) unter dem Namen G. bartoni eine 
neue Art aus dem kretensischen Gebirge Psiloriti. Diese Form ist 
systematisch sehr weit von dem europaischen G, kotschyi entfernt 
und konnte deshalb neben ihm als gute selbstandige Art gelten. Heiite 
sind aber unsere Kenntnisse uber die Reihe der gerade beschriebenen 
ostlichen Subspecies fortgeschritten. die einen guten Ubergang zur 
kretensischen Form bilden. Darum halte ich es fiir berechtigt, auch 
diese Form als Subspecies der Art G, kotschyi Stdchr. unterzuordnen. 
Ich reihe sie in den Kreis ihrer Rassen als Endglied der Entwicklung 
der ostlichen Formen ein (soweit wir dieses Gebiet kennen). 

Die Unterart zeichnet sich durch einen starken, stammigen Korper 
und durch einen kurzen und breiten Schadel aus. Die GliedmaBen sind 
im Verhaltnis zum Korper sehr kurz. Der Schwanz stark und sehr 
leicht abbrechbar. 

St^pInek, O., Sbornik zool. odd. N4r. Mus. v Praze, Jg. I (Acta Mus. 
Zool. Pragae). 



274 


Otakar St^p&nek 


Die Tuberkeln stehen in 8-10 sehr unregelmafiigen Reihen; sie sind 
sehr niedrig abgerundet und fast ohne Kiel ; oft heben sie sich nur 
undeutlich von den umliegenden Schuppen ab. Die iibrigen Schuppen 
der Riickenhaut sind auffallend groB, flach und bedecken sich gegen- 
seitig dachziegelformig. Es liegen gewohnlich 2-3 zwischen den ein- 
zelnen Reihen und 1-2 zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Tuber- 
keln der Mittelreihen, sofern wir diese iiberhaupt verfolgen kdnnen. Die 
Bauchschuppen sind sehr groB, es liegen 24-2(5 in einer Reihe quer 



iiber dem Bauch und sehr selten haben einige von ihnen den Hinter- 
rand schwach gezahnt. Praanalporen sind nicht entwickelt. Der 
Schwanz ist dick in der Mitte, und besitzt oben kurze, stumpfe, an- 
liegende Dornen. Auf seiner Unterseite liegen immer 2 Reihen voll- 
kommen gleichmafiiger, in Paaren angeordneter, gleicher cycloider 
Schuppen. Der regenerierte Schwanz ist in der Mitte stark verdickt 
und oben und unten mit kleinen, schmalen und spitzigen Schuppen 
bedeckt. Supralabialia 7-8, Infralabialia 7-8. Zwischen den Nasen- 
lochern liegen drei kleine von den anderen sich nicht unterscheidende 
Schildchen. 

Die Farbung ist ahnlich den vorhergehenden Rassen, aber ohne 
Spur eines braunen Tones. Auf grauem Untergrund sind schwarzgraue 



Gymnodactylus kotschyi. 


275 



A1)I). 13. Dit^ SchwanzunterHolto von Oymn. kotschyi bartoni i^t^inUK'k nnd Gyinn, 
kotschyi steiiidachncri Str^panok. 



Abb. 14, Plateau Nida auf Kreta. Fundortstelle von Oymn. kotschyi bartoni §t^>pdnek. 



276 


Ot akar StSpanek 


Flecken, welche keine regelmaBige, quergezogene Wellenlinien bilden, 
sondern oft unterbrochen sind und bei vielen Stiicken in eine Reihe 
kleiner Punkte zerlegt sind. Die lebenden Stiicke sind oft ganz samt- 
schwarz ohne Zeichnung. Die Unterseite des Korpers ist gelb, manch- 
rnal sehr lebhaft. 

Lange der gemessenen Exemplare: Kopf und Rumpf 38 mm, 
Schwanz 44 mm. 

Terra typica: Nida, ca. 1400m iiber dem Meere, Psiloriti- 
Gebirge, Zentral-Kreta. Im ganzen 32 Exemplare. — Typen: 3 Exem- 
plare ex coll. Nat. Museum Prag, O. StSpanek, leg. 1934. 

G. kotschyi bartoni lebt auf dem Hochplateau Nida in der Hohe von 
ca. 1400 m unter dem mittleren Bergriicken des Psiloriti-Gebirges 
(2300 m). Im Jahre 1934 befanden sicli noch im Juni unweit von diesem 
Fundorte machtige Schneefelder. Die Art lebt hier unter flachen 
Steinen inmitten der grasigen Flache des Plateaus. 

12, 6r. kotschyi bureschi ii. subsp. 

Im Jahre 1934 veroffentlichte ich eine vorlaufige Mitteilung^) iiber 
die bulgarischen Gymnodaktylen, wobei ich angenommen hatte, daU 
die betreffenden StUcke zur krimschen Form G, danilewshii Strauch 
gehoren. Ich hatte damals nur 3 beschadigte und juvenile Stiicke zur 
Verfiigung, welche durch die groBere Anzahl Praanalporen, durch die 
Regeneration des Schwanzes in kleinen Schuppen und durch die An- 
deutung der Hautfalte an den Seiten stark an Strauchs Beschreibung 
des G, danilewshii erinnerten. Durch die Liebenswiirdigkeit des Direk- 
tors der Koniglichen Wissenschaftlichen Anstalten in Sofia, des Herrn 
Dr. I. Buresch, wurde mir bei der Beendigung dieser Arbeit fast das 
ganze Material des Museums in Sofia zur Ansicht gesandt, welches 
teils von Orten am Schwarzen Meere, teils aus Siidbulgarien stamint. 
(Die Lokalitaten sind angegeben in der Arbeit: ,,Untersuchung iiber 
die Verbreitung der Reptilien und Amphibien in Bulgarien und auf der 
Balkanhablinsel Beim Vergleich dieses Materials mit dem anderen 
habe ich festgestellt, daB die bulgarische Form nicht zu der Art G, dani- 
lewskii Strauch gehort, sondern daB sie eine selbstandige, geographische 
Rasse ist, die am nachsten der subsp, steindachneri aus Kleinasien 

St^pInek, 0., Sbornik zool. odd. Nar. Mus, v Praze (Acta Mus. Zool. Pra- 
gue I). 

*) Buresch, I. u. Zonkov, J., Mitteil. aus d. kdnigl. Nat. Wiss. Inst, in Sofia 
e (1983). 



Gjonnodactylus kotschyi. 


277 


steht. Durch ihren ganzen Habitus gehort sie in die ostliche Gnippe 
der Subspecies. Es ist wahrscheinlich, daU Bulgarien seine Gyrnno- 
daktylen direkt aus Kleinasien bekommen hat. Ubrigens stammen 
auch andere Elemente in der bulgarischen Fauna aus dieser Quelle, 
denn die Bosporusenge war im Pleistozan kein dauerndes Hindernis. 

Ich beschreibe im folgenden diese interessante und ziemlich seltene 
Subspecies. 

AllgemeineCharakteristik. Es sind kleinere, schlanke Exem- 
plare mit schwachem, leicht abbrechbarem Schwanze, kurzen Glied- 
maBen und schmalem Kopf, der im Raume zwischen den Augen ein 
wenig vertieft ist. Die Entfernung zwischen dem Oberrande der Augen- 
lider ist sehr klein. 5-9 Praanalporen. Der Schwanz regeneriert in 
kleinen, unregelrnaBigen, schmalen Schuppen. Gewohnlich ist er an 
der Unterseite mit eiiier Reihe fast cycloider Schuppen, die oft 
durch einen Mitteleinschnitt in zwei Teile geteilt sind, be- 
deckt Oder von einer wechselnden Reihe unpaariger groBerer und 
paariger kleinerer Schuppen. 

Beschreibung. Die Tuberkeln stehen in wenigstens 12 Reihen 
(eine unregelmaBige Reihe ist an der einen oder andern Seite oft an- 
gefiigt). Die Tuberkeln sind breit, fast herzformig, niedrig, der Mittel- 
kiel ist nicht allzu scharf und hinten ein wenig aufgestellt. Die iibrigen 
Schuppen der Riickenhaut sind ziemlich groB, es liegen gewohnlich 
2—3 zwischen den einzelnen Tuberkelreihen und 1—2 zwischen je zwei 
aufeinanderfolgendeii Tuberkeln der mittleren Reihen. Auf den Hinter- 
beinen stehen deutliche, gekielte Tuberkeln. Die Bauchschuppen sind 
flach, in einer Reihe quer liber dem Bauch liegen gewohnlich 2(5-28, 
am Hinterrande pflegen sie ziemlich deiitlich gezahnt zu sein. Meist 
7-9 Praanalporen, seltener 5-6. Der Schwanz ist oben mit haufig 
stumpfen und kurzen Dorneii besetzt, die am Ende des Schwanzes 
undeutlich werden. Die Schwanzunterseite ist gewohnlich mit einer 
mittleren Reihe fast abgerundeter Schuppen versehen, welche aber 
auf der Schwanzbreite eine weit geringere Flachc einnimmt, als bei 
6r. kotschyi kotschyi, Viele Schuppen sind zweigeteilt, manch- 
nial ist die Reihe auch wechselnd. Die Doppelreihe wie bei subsp. 
steindachneri wurde nicht beobachtet. Der regenerierte Schwanz ist 
in der Mitte etwas verdickt und oben und unten mit kleinen, schmalen 
und unregelrnaBigen Schuppen bedeckt. Der Raum zwischen den 
Augen ist auffallend niedrig und sehr schmal. Supralabialia 7-9, Infra- 
labialia 6-8, Zwischen den Nasenlochern 3 (selten 2) von den anderen 
sich nicht unterscheidende Schildchen. 



278 


Otakar St^pdnek 


Farbung graulich, iiiit dunkelbrauner Zeichnung. Die Korper- 
iinterseite ist gelblich, besonders die Beine und der Schwanz pflegen 
an der Unterseite gelb zu sein. 

Mafic : 1. Kopf imd Rumpf 43 mm, Schwanz 45 mm. 

2. „ . „ 38 „ , ,, 40 „ . 

Terra typica: Aja Galina, Umgebung von Sozopol, Ost-Bul- 
garien. — Typen: 1 Mannchen, Aja Galina N. Mus. Prag; 1 Mannchen, 
Sozopol, K. Mus. Sofia. 

Verbreitung. Nach meiner heutigen Erfahrung gelioren zu dieser 
Rasse alle G. kotschyi in Bulgarien. Die Moglichkcit eines Eindringens 
von 6r. kotschyi kotschyi aus Griechenland ist freilich nicht ausgeschlossen, 
ebensowenig wie ein Ubergang zwischen den beiden Rassen in Nord- 
griechenland und den angrenzenden Fliifitalern Bulgariens. Die Exem- 
plare aus Plovdiv und aus dem griechischen Orte Drama sind ein wenig 
intermediar. Sie besitzen die geringste Anzahl von Priianalporen (6), 
der Raurn zwischen den Augen ist verhaltnismafiig breiter. die Schuppen 
an der Schwanzunterseite sind quergestellt und liegen in einer Reihe, 
die Tuberkeln sind scharfer gekielt und langlich. 

Die Rasse benannte ich zu Ehren des Direktors der Konigl. Bulg. 
Naturwissenschaftlichen Institute in Sofia, Herrn Dr. I.Biiresch, 
welcber sicli um die zoologische Erforschung des interessanten Gebietes 
am Schwarzen Meere sehr verdient gemacht hat. 

III. Griippe: Verwandte Arten. 

a) N ordliche Fo r m en. 

Sicherlich sehr nahe dem eben geschilderten Rassenkreise von 
G. kotschyi Stdchr. stehen die Arten, die in den nordlich und nordostlich 
angrenzenden Gebieten leben. Ich denke dabei an G. danil&wskii Strauch 
in der Krim und G, colchicus Nikolsky aus dem Art vinergebiet 
in Transkaukasien. Nach den sehr guten Originalbeschreibiingen 
kann man mit Sicherheit annehmen, dafi es moglich ware, beide Formen 
in den Rassenkreis von G. kotschyi als Subspecies einzureihen. Leider 
handelt es sich bei ihnen um sehr seltene Formen, welche nur in einigen 
Stiicken im Museum der Akademie der Wissenschaften in Leningrad 
vorhanden sind, wie mir Dr. Cernov aus Leningrad auf meine Anfrage 
hin mitteilte. Ich habe diese Typen nicht gesehen und deshalb mochte 
ich sie vorlaufig nicht als Rassen der Art kotschyi bezeichnen. Ich ver- 
mute aber, dafi sich bei der weiteren Durchforschung des Ostteiles von 
Kleinasien und von Nordpersien weitere Formen finden werden, 



(lymnodactyliis kotschyi. 


279 


die die beiden erwiihnten Arten mit den eben beschriebenen ostlichcn 
Rassen von O. kotschyi verbinden werden. 

h) Ostliche Formen. 

Weiter ostlich von den bisher unbekannten Grenzen dcr asiatiscben 
Subspecies von G. kotschyi gibt es einige Arten, die unserem Rassen- 
kreise ebenfalls sehr nahe stehen. Von den Ortlichkeiten, wo sie leben, 
bekominen wir nur sehr schwer Material, und cine definitive Bestimraung 
ist bisher nicht mbglich gewcsen. Die beschriebenen Arten dieser 
Gruppe von Gyninodactylen aus dem Irak und Persien sind sehr wenig 
bekannt. Es wird deshalb nicht schadcn, wenn ich cine kurzc Be- 
schreibung der Art G. Aeieroccrats Blanford^), von der ich einige Exein- 
plare erhalten habe, beifiige. 

Die Tuberkcln sind breit, fast herzformig mit scharfem Kiel und 
bilden 10 Liingsreihen. Die anderen Riickenschuppen sind groB, ganz 
flach und gewohnlich liegt nur eine zwischen d(*n einzelnen Rcihen und 
auch zwischen den aufeinanderfolgendcn Tuberkeln der mittleren 
Rcihen. Zwei Praanalporen. Der Schwanz ist oben mit spitzigen 
Dornon. unten mit vielen Rcihen (4-0) gekielter, zugespitzter. 
schmaler Schuppen besetzt. Der regencrierte Schwanz unten mit 
schmalen, gekielten und kleinen Schuppen. 

0 Ex. fiech Adi, Irak. Grosse, leg. 1930. N. Mns. Prag. 

Wenn wir zum Schlusse die Ergebnisse dieser Arbeit zusammen- 
fassen. schen wir, daB die Art G. kotschyi Stdehr. in ihrem Verbreitungs- 
gebiete 12 Subspecies bildet. von denen jede ihr eigenes geograph isches 
Gebiet bewohnt. Ich habe diese Unterarten in zwei Gruppen eingeteilt: 
in die westliche Gruppe. zu welcher jene Subspecies gehOren, die sich 
durch eine kleine Anzahl Praanalporen und eine Reihe breiter Schuppc!! 
an der Schwanzunterseite (auch in regeneriertem Zustande) auszeichnen 
— und in die ostliche Gruppe, deren Rassen meist eine doppelte oder 
wenigstens wechselnde Reihe kleiner Sclnippen an der Schwanzunter- 
seite (und viele kleine Schuppen in regeneriertem Zustande) und eine 
groBere Anzahl Praanalporen (die bis auf 9 steigt) besitzen. Subsp. stein- 
dachneri aus Egcrdir in Kleinasien stellt meiner Ansicht nach den 
Ausgangspunkt fiir die Entwicklung der bulgarischen Rasse bureschi 
und auf der andern Seite auch fUr die griechische Rasse kotschyi dar. 
G. kotschyi ist also in Europa ein orientalisches Element, das 
iiber Kleinasien eingedrungen ist. Subsp. fitzingeri auf Cypern, 

1) Blanpord in Ann. and Mag. of Nat. Hist. IV. V. (1874) 18. 



280 


Otakar StSp&nek, Gymnodactylus kotachyi. 


wettsteini und bartoni auf Kreta hangen einerseits mit der kleinasia- 
tischen Unterart steindachneri zusammen, anderseits enden sie auf 
Kreta und hangen in keiner Weise mit der Form auf der nachsten Insel 
Cerigo zusammen, die zur typischen kotschyi-B,asse gehort. Die Rassen 
der syrischen Kiistcngegend und Palastinas, syriacus und orientalis, 
sind einander nahe verwandt und bilden einen seitlichen Entwick- 
lungsast bei der Verbreitung der Art nach Siiden. Subsp. oertzeni und 
stepamki von der Karpathos-Inselgruppe und Zafrana-Gruppe sind die 
letzten Entwicklungsstufen der Westgruppe nach Siiden und haben 
weder mit den kretensischen, noch mit den asiatischen Rassen etwas 
gemeinsam. In dieser Hinsicht gehort also die Inselgruppe von Kar- 
pathos zum Gebiet der europaischen Fauna, das Europa naher liegende 
Kreta dagegen zum asiatischen Gebiet. 



Die Odonaten- und Orthopterenfauna eines 
grenzmarkischen Zwischenmoores 
(Propstbruch bei Schloppe). 

Von 

Dr, Paul Munchberg, z. Zt. Schloppe. 

Mit 3 Abbildungen. 

Die Libellenfauna der Hochmoore ist dank der Uiitersuchungen von 
Kleiber (1911), Peus (1929, S. 562-564 ff.; 1932, S. 92-99), Schubert 
(1930, S. 184-185), Harnisch (1929, S. 80) und Rabeler (1931, S. 218 
bis 221) relativ gut bekannt, desgleichen auch die Orthopterenwelt. 
tiber die Tierwelt der eutrophen Moore (Flach- oder Wiesennioore) 
linden sich in der Literatur zerstreut auch reichlich Angabcn, wenn- 
gleich zugegeben werden mufi, daU z. B. die Hinweise ,,Moor“ bzw. 
,,Moorgewasser“ bei den Faunisten in den allermeisten Fallen nicht 
eine Entscheidung iiber die Art des betreffenden Moortypus gestatten. 
Tierokologische Untersuchungen iiber „Zwischennioore“ sind m. W. 
bis heute von keiner Tiergruppe bekannt geworden. Daher erscheinen 
dem Verfasser seine im Sommer 1936 angestellten Beobachtungen 
iiber die Tiibellen und Geradfliigler eines grenzmarkischen mesotrophen 
Moores ganz besonders mitteilenswert. 

Das Propstbruch bei Schloppe ist etwa 400 m lang und maximal 
135 m breit. Es liegt inmitten eines sterilen Sandgebietes in einer 
Bodensenke, was ohne weiteres die Annahme rechtfertigt, dafi wir es 
bei ihm mit einem vor gar nicht allzu langer Zeit vollig verlandeten 
Sandersee zu tun haben miissen. Sein Moorcharakter ist von mir 
(Munchberg 1937) auf Grund der Vegetation an anderer Stelle genau 
beleuchtet worden. Dort findet sich auch u. a. ausgefiihrt, daU es sich 
bei dem Bruch um ein typisches mesotrophes Moor handelt, das wegen 
des iippigen Bodenbewuchses an Moosen ^) (vor allem die Sphagnen 
recurvwn, medium — magellanicum, acutijolium, cyrninfolium, jiapillo- 
sum, dann auch Atdacomnium 'palustre, Calliergon stramineum, Poly- 

1) Die Moose bestimmte mir Herr Dr. Fritz KoppE-Bielefeld, dem nochmals 
an dieser Stelle gedankt sei. 



282 


Paul Miinchberg 


tricJium comwime und P. strictmn), wegeii des liaiifigen Vorkommens 
von Eriophonim vaginatunL der Ericaceen Vaccinium oxy coccus, Andro- 
meda polifolia und der Birkenbestande {Betuki pubescens) bereits zuin 
oligotrophen Moortypus neigt. In deni vorderen Viertel der in nord- 
siidlicher Richtung verlaufenden Moorflache ist am ostlichen Rande ein 
(‘a. dOO- !k2() qm groBer Moorweiher vorhanden, wahrend am siidostlichen 
und nordwestiiclien Ende in den Randsenken periodische Tiimpel aiis- 
gebildet sind. Ringsherum urn die Bruchflache ist an Stelle des ,,Ver- 
niissungsgralrens" eine etwa 2-5 m Irreite Binsenzone {Juncus conglo- 
meratus — lersil Marsson) zwisclien den Or;re.T-Biilten {Carex stricta 
(Jood. = hudsonica Bennet) entvvickelt. Dies mag hier zur Charakteri- 
sierimg des Biotopes geniigen. 

Das .,Zv\ischennioor‘' hesitzt trotz seiner isolierten Lage eine liochst 
spezifisehe und reelit bemerkenswei*te Libellenfauna. Die zur Zeit fiir 
die (Tren/mark Posen-WestpreuBen nachgewiesene Anzahl der Odonaten 
Ixdauft sieli naeh des Vertiissers IJntersuchungen auf 4P) (MtiNCHBEKc; 
id:}!). Diese Zalil ist. wie auch bereits an jener Stelle ausgefiihrt wor- 
den ist, im V5^rgleicli zu den Nachbarprovinzen nocli klein, so daB das 
Vorkommen dieser nnd jener Species no(*li naelizuweisen bleibt; denn 
bislier ist mir di(‘ \Vartlienied(‘rimg zwisclien den Stiidten Schwerin 
und Landsberg (Wai’the) odonatologisch (‘rforscht worden. Durch die 
faimistische Durchfoi'schung des Propstbruches konnten 4 {Syrupeirum 
pedeiNoiifanuui Allioni. S. depressmsculmu Selys, Lesles ha rharus Fa hr.. 
Syuipecuui paedisca Br.) weitere Arten fiir die (Trenzmark festgestellt 
wmihm. und zwar Arten. deren Verbreitung sehr interessant und bei 
denen von 2 {Lestes harbarus. Syuipetruui pcdcuionta'muu) die Biologic 
bis zu di(‘sem Zeitpimkt unbekannt war. Die Verbreitung und Biologic 
dieser vier Lib(‘llen wire! deshall) in dem Miltelpunkt dieser Verciffent- 
liclumg stehen. 

Von den Anisopteren wurden von mir auf dem Bruche festgestellt 
hoclist spilrlicli die Aeschninen juncea L. (1 am 11. 7. in juvenilem 
Zustande von der Exuvie aufgelesen), grandis L. (2 kleine Nymplien 
im Moorweiher erbeutet), mixta Latr. (2 und cyanea Mvill. (1 q). 
Von diesen vier GroBlibellen ist nur bei den ersten zwei die ..Boden- 
stiindigkeiP' in dem Moor erwiesen, walirend die letzteren zwei sich 
hoclist wahrscheinlicli nach hier verflogen liaben. DaB sie aber auch 
gelegentlich im Bruch zur Eiablage schreiten mogen, liegt durchaus 
im Bereich der Moglichkeit. Die Monate Mai und Juni liber waren 
auf der Bruchflache die Wanderlibelle {LiheUida qiiadrimacijlata L.) 
und Leucorrhinia pectoraUs Charp. zweifellos die haufigsten Insekten, 



Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenzmarkischen Zwischenmoores. 283 


denen gegeniiber Cordulia aenea L. sehr zuriicktrat. Die tyrpho- 
phile Leucorrhinia rubicunda L., die in der Grenzmark aiif Flach- 
mooren weit verbreitet ist, fehlt merkwiirdigerweise vollkommen auf 
dem Propstbruch. Offensichtlich hat von ihr eine Einwanderung in 
den ihr sicherlich zusagenden Lebensraum wohl wegen seiner isolierten 
Lage bisher nicht stattgefunden, diirfte aber iiber kurz und lang doch 
irgendwie einmal erfolgen. Dies gilt auch von den beiden Corduliinen 
Somatochlora ynetallica Vanderl. und jlavomaculata Vanderl. Uber die 
Neubesiedelung irgendeines Lebensraumes diirch die Odonaten als 
ausgesprochene Flugtiere und dereii Wechsel im Laufe der Zeit ist m. W. 
bis heute nichts bekannt gewordeii, durfte sich aber innerhalb weniger 
Jahre z. B. an dem Propstbruch feststellen lassen, zumal dessen heutige 
Odonatenwelt arten- und individuenreich ist und durch diese Veroffent- 
lichung festgelegt wird. liber das Fehlen der tyrphobionten Libellen 
Aeschna subarctica Walk, und Leucorrhinia dubia Vanderl. in unserem 
Zwischenmoor, das wohl erst in den letzten Jahrhunderten entstandcn 
ist, braucht m. E. kein Wort verloren zu werden; denn ihr Vor- 
kommen in Hochmooren und ihre Verbreitung ist glazial bedingt. 
Eine Neubesiedelung eines rezent entstandenen Moores von seiten 
gewisser ,,Moorlibellen‘' wird noch am ehesten von den Tyrphophilen 
(Ae, juncea, Leucorrhinia rubicunda, Agrion hastuhtuni Charp. usw.) 
zu erwarten sein. 

Unter den Anisopteren des Propstbruches spielen, was sowohl den 
Arten- als auch Individuenreichtum anbelangt, die hochsommerlichen 
Sym/petrum-Aiten als ausgesprochen eurytope und eurydke Ihbellen 
eine ganz besondere Rolle. Wahrend z. B. bei Peus (1928, S. 5()2; vgl. 
auch 1932) auf den von ihm untersuchten nordwestdeutschen Hoch- 
mooren gegeniiber dem tyrphophilen Sym/petrurn danae Sulzer S, fla- 
veolmn L. zuriicktrat, beherrschte den ganzen Sommer 1936 iiber imser 
mesotrophes Moor letztere Art. S. flaveoluyn begann infolge der giin- 
stigen kliniatischen Verhaltnisse des letzten Jahres bereits vereinzelt 
Anfang Juni mit dem Flug und fing in den ersten Septembertagen an 
seiten zu werden. Milde Winter und warme Friihlinge haben regelmaBig 
bei den Libellen einen verfriihten Flugbeginn zur Folge (vgl. Munch- 
BERG 1930, S. 209; 1931, S. 16). Gegeniiber S, flaveolwn traten auf dem 
Propstbruch neben dem schon erwahnten S. danae die Gattungsgenosseii 
S, vulgatum L. und sanguineurn Miill. zuriick. Interessant ist, daB sich 
nachst S. flaveolurn ab August als die haufigste Art dieses Genus S. pede- 
Monianum erwies. Diese durch eine schone goldbraune Querbinde von 
der Mitte des Fliigelmales bis 1-3 Zellen proximal vom Pterostigma 

19 


Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. 6, Heft 2. 



284 


Paul Miinchberg 


auffallend gekeimzeichnete Libelle war in den Monaten August und noch 
Anfang September eine der auffalligsten Erscheinungen auf der Bruch- 
flache. Abgesehen von derFliigelbinde, fallt dieseArt sofort dem Beob- 
achter durch — besonders bei juvenilen Stiicken! — ihren falterartigen 
Flug auf. Da S. fedemontaniim als selten und in der Ebene als selir 
zerstreut auftretend gilt, soli bier ihre genaue Verbreitung in Nordost- 
deutschland gegeben werden. Bei Ris (1909, S. 40) heifit es: ,,In Europa 
Gebirgsgegenden bevorzugend. Sporadisch in ganz Deutschland. 
Schweiz im Mittelland sporadisch, iiberall im Alpenvorland.“ Bei 
Schmidt (1929, S. 59) finden sich die Angaben: „Meist Gebirgstier. — 
Vom gemafiigten Asien bis durch das siidliche Mitteleuropa nordwest- 
lich bis OstpreuBen, Belgien, Nordspanien, siidlich bis Corsica, Ober- 
italien, Bulgarien. In Mitteleuropa zerstreut und meist selten, verein- 
zelt auch in der Ebene angetroffen, z. B. Mecklenburg, Pommern und 
OstpreuBen. “ Iin Gegensatz dazu findet sich bei May (S. 80, 81) die 
Stelle ,,. . . Sporadisch in ganz Deutschland. VII-IX. Diese Art ist 
wohl haufiger, als man allgemein annimmt, da sie sehr schwer gesehen 
wird. Ich fand sie jahrlich in betrachtlicher Anzahl im ganzen Taunus. 
Auch SciHOLZ (1908) hebt hervor, daB S. pedemontanum sich schnell 
den Blicken des Beobachters entzieht und selbst in groBter Nahe iiber- 
sehen wird, »wenn das beobachtende Auge hoher als die fliegende 
Libelle gelegen ist«.“ Sehen wir uns bei dieser europaisch-asiatischen 
(vgl. PoRTMANN 20, S. 16) Libelle die von den Faunisten gemachten 
Angaben an, so finden wir, daB sie im ehemaligen WestpreuBen von 
La Baume (1908) und in jiingster Zeit von den Gebriidern Dobbrick 
(1924a + b, 1925) nicht aufgefimden worden ist. La Baume vermag 
nur mitzuteilen, daB in OstpreuBen im September 1840 in Darkehnen 
ein $ von Wohlfromm gefangen und daB sie bei Insterburg (Bach- 
MANN 1855), Wohlau und Angerburg konstatiert worden ist. Nach 
LE Roi (1911), dem Bearbeiter der Libellenfauna OstpreuBens, ist sie 
aber auch in dieser Provinz von Juli bis Ende September sporadisch 
und selten. Aus der ehemaligen Provinz Posen (vgl. Torka 1908, 
Korth 1914) ist gleichfalls kein Fundort von S. fedemontanum bekannt 
geworden. Bei dem neueren Bearbeiter (Urba;nski 1934) dieses letzt- 
genannten Gebietes sucht man ebenfalls vergebens nach einer Fund- 
ortsangabe. Von Schlesien existiert nur die alte Angabe von Scholz 
(1908, S. 460). Sowohl von Webel (1932, S. 99—100) als auch Roche 
(1935) ist sie weder bei Gorlitz noch NeiBe festgestellt worden. M. W. ist 
auch bis heute noch kein Fundort aus der Mark Brandenburg (vgl. 
Schirmer 1910, S. 133-140; leRoi 1911, p. 105-108; Schmidt 1928, 



Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenzrnarkischen Zwischeiimoores. 285 

S. 375-379) bekannt geworden. Um so hoher ist das verhaltnismaUig 
haufige Auftreten von S. pedemontanum, zumal in der Literatur immer 
von 1 bis wenigen erbeuteten Stiicken die Rede ist, auf unserem Zwi- 
schenmoor einzuschatzen ! Ob es sich hierbei wirklich nur um ein ,,insel- 
artiges“ Vorkommen dieser Libelle im Rahmen ihrer weit sporadisclien 
Verbreitung handelt, kann erst durch umfangreiche libellenfaunistische 
Studien entschieden werden. Uber den Biotop, den die Larven von 
S. pedemontanum bewolinen, ist auch nichts Sicheres bekannt. Nach 
Habermeier (1928) kommt z. B. die Art regelmaUig am Altwasser 
der Regnitz bei Vach (unweit Fiirtii) vor. Auf die Biologie dieser Art 
wird weiter unten kurz zuriickgekommen werden. Aufierst selteii 
scheint in dem mesotrophen Moor das Auftreten von Sympetrum de- 
pressiusculum zu sein; denn ich fing nur am 22. August 1 $. Von ihr 
schreibt Ris (vgl. Schmidt 29, p. 59), dafi sie sich dem Beobachtcr 
,, durch den zahmen, fast schmetterlingsartigen Flug und die zart- 
hiiutigen, stark goldschimmeriiden FIuger‘ auf den ersten Blick be- 
merkbar mache, was anderseits betreffs des Fluges mir an den juve- 
nilen Stiicken der vorigen Art aufgefallen ist. Nach Ris (09. S. 40) 
und Schmidt (29, S. 59) fliegt S. depressiusculmn mit Vorliebo iiber 
,,verwachsenem Sumpfboden, auf Schwingmooren“. Schmidt gibt sie 
von Schlesien (dort neuerdings von Webel 1932 und Roche 1935 
festgestellt), Brandenburg, Kassel. Westfalen, Rheinprovinz und Hol- 
land an. Sicherlich kommt sie in der Grenzmark, besonders in der siid- 
lichen, noch an anderen Stellen vor. Zur Zeit sind 0 Sympetrum- ArU'U 
fiir die Grenzmark nachgewiesen. Unter alien Umstanden lileibt das 
mediterrane S. striolatum Charp. noch festzustellen ; deim diese Art 
ist in Brandenburg (vgl. z. B. Schmidt 28, S. 378), Schlesien (Scholz 
1908, Webel 1932, Roche 1935) verbreitet und wird auch von Urbai^ski 
(1934) fiir das benachbarte Polen angegeben. Leider habe ich auf dem 
Propstbruch trotz seiner giinstigen klimatischen Verhiiltnisse — dafiir 
spricht z. B. das haufige Auftreten von Lestes barbarus — vergeblich 
nach ihm gefahndet. Man sollte meinen, daB das wenig Strauchwerk 
aufweisende Moor am Grunde einer Bodensenke als windgeschiitztc 
Statte noch in unseren Breiten innerhalb der Odonata siidlichen Faunen- 
elementen gute Daseinsmoglichkeiten zu gewahren vermag ! Anderseits 
kann aber ein derartig isolierter Lebensraum von solchen Libellen nur 
zufallig ,,erobert“ werden. Was noch die Angabe bei La Baume (1908) 
betrifft, daB S. striolatum in WestpreuBen (auf Hela, bei Marienwerder) 
.,gemein“ sei, go habe ich dieselbe bereits an anderer Stelle (19.30, S. 207) 
stark angezweifelt. Von dem siidlichen S. meridionale Selys ist 

19 * 


am 



286 


Paul Munchberg 


27. 7. 1897 ebenfalls ein Exemplar von Rubsamen in der Tucheler 
Heide gefangen worden, das sich im alten Danziger Provinzialmuseum 
befindet (vgl. LaBaume 1908, S. 77). Schon Schmidt (29, S. 68) 
hat darauf hinge wiesen, daB etwaige Angaben aus Norddeutschland 
revisionsbediirftig sind, da diese mediterrane Form nur vereinzelt in 
Siiddeutschland und Sudpolen, nordwestlich bis Belgien auftritt. 
Interessant ist, daB Webel (32, S. 99) am 18. 8. 1931 unweit von Gor- 
litz zwei dieser siidlichen Art erbeutet hat, die sogar das „sicherste 
Kennzeichen“, namlich die an den Fliigelbasen parasitierenden Larven 
der Hydracarine Arrenurus 'pa'pillator 0. F. Miill.^) aufwiesen. Es 
liegt durchaus im Bereich der Moglichkeiten, daB S. meridionale in 
Schlesien an klimatisch giinstigen Orten bodenstandig ist. In letzterem 
Falle ware gut denkbar, daB Stiicke dieser Art, die sich dort entwickelt 
haben, in die benachbarte Grenzmark und noch weiter nordwarts ver- 
schlagen werden. Anderseits ist aber ebenso die Annahme berechtigt, 
daB die schlesischen Tiere aus siidlicheren Regionen herstammen. 

Die Biologic der vier Sympetrum -Arten jlaveolum, sanguineum, vulga- 
tum und scoticum (danae) ist eingehend von mir an anderer Stelle ge- 
schildert worden. Inzwischen ist genau die Eiablage von S. fonscolombei 
Selys von Fudakowski (1930, p. 1, 2), die von S. striolatum kurz von 
Webel (32, p. 100) beschrieben worden. Ich babe 1933 unzahlige Male 
in Ungarn die Eiablage von S. meridionale gesehen. Zur Zeit ist noch 
die Imaginalbiologie der beiden Arten S. pedemontanuni und depressim- 
culum unbekannt. Betreffs der Paarung sind wohl bei alien Arten 
weiter keine Unterschiede ausgebildet. Nach Portmann (20, S. 86) 
findet sie „ruhend und hangend statt und dauert meist 3 bis 4 Minuten“. 
Bei alien Species, bei denen bisher die Eiablage beschrieben worden ist, 
findet dieselbe in der Postkopula statt. Die Tiere trennen sich nach 
Beendigung der Kopula nicht, sondern verrichten gemeinsam das 
Geschaft der Eiablage. Letztere erfolgt exophytisch. Die Paare 
,,schweben“ iiber feuchte, ja vollig trockene Teichrander, im Hoch- 
sommer ausgetrocknete Pfutzen und Tiimpel, zwischen der Ufervege- 
tation, den Oarcic-Biilten der Schwingmoore dahin, indem bei jedem 
„Wippfluge“ die aus der Vulva tretenden Eier ausgestreut werden. 
Es ist gut vorstellbar, daB durch das vor das $ gespannte das Wippen 
der „Flugmaschinen“ und damit auch das Ausstreuen der Eier be- 

1) Ich verweise hier betr. dieses Pareisitismus auf meine Arbeit: „Zur Kennt- 
nis der Odonatenparasiten, mit ganz besonderer Beriicksichtigung derOkologie 
der in Europa an Libellen schmarotzenden Wassermilbenlarven." Archiv f- 
Hydrobiol. 29 (1936) 1-120 (besonders 64-71). 



Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenzmarkischen Zwischenmoores. 287 


trachtlich erleichtert wird. Manchmal kann man sogar ein Sympe- 
irum-^ solitar seine Eier absetzen sehen. „Wenn ich ein Parchen von 
S. flaveolum bei der Eiablage storte, liefi oft das ^ das 9 los, welches 
ruhig weiter „wippte“. Manchmal ergriff dann das ^ das $ wieder 
und beide setzten die Eiablage fort. Die Falle, wo das flav.-'^ allein Eier 
legt, sind nur ganz vereinzelt “(Munchberg 1930, S. 213). Betreffs 
S. fonscolombei schreibt Fudakowski (30, S. 1): „Einmal beobachtete 
ich dutch mehrere Minuten, wie das Weibchen allein auf die oben 
beschriebene Weise Eier legte. Die solitare Weise der Eiablage sieht 
man auch bei anderen Sympetrum,- ArtGn, wie ich es bei Sympetrum 
vulgatum beobachtet habe.“ 

Was nun die Art S. pedemontanum betrifft, so ist von mir bei ihr 
nie die Paarung beobachtet worden, obgleich ich mich an sonnigen 
Tagen oft stundenlang auf dcm Moore aufhielt. Die Eiablage erfolgt 
ganz in der fiir das Genus typischen Weise, d. h. in der Postkopula. 
Ich sah mitunter oft 1-3 Paare zwischen den Binsen {Juncus lersii) 
und den Garex-Biilten iiber dem feuchten bzw. trockenen Sumpfboden, 
von Zeit zu Zeit wippend, dahinfliegen, wobei sie offensichtlich die Eier 
ausstreuten. Wenn sie auf ihrer „Rundreise“ auf dem Moor den Weiher 
iiberflogen, so fiihrten sie auch da iiber den Randern desselben einige 
Wippfliige aus. Zwecks Erlangung von Eimaterial fiir Zuchtvcrsuche 
fing ich mir einige Postkopulen ein. Bei dem $ in der Hand quollen 
ununterbrochen die schwach gelblichen Eier aus der Geschlechts- 
bffnung und ballten sich klumpenformig zusammen. Die Eier von 
-S. pedemontanum sind etwa 0,54-0,57 mm lang und 0,38-0,44 mm 
breit. Zum Vergleich sei mitgeteilt, daU sie bei sanguineum und flaveo- 
lum ca. 0,47-0,55, bei S. imlgatum und danae nur 0,38 bis 0,45 mm 
groB sind. Die anfanglich gelblichweiBen Eier briiunen sich in den 
nachsten Tagen. Die exochorialen Gallertmassen sind bei S. pedemon- 
tanum nur schwach entwickelt. 

Auch die Zygoptera des Propstbruches sind dutch zwei Arten (Lestes 
barbarus, Sympecma paedisca) recht beachtenswert. Von den Agrioninae 
war in den Monaten Mai und Juni Ischnura elegans v. d. Lind, noch 
die haufigste Art, wahrend Agrion puella L. und pulchellum v. d. Lind, 
den ganzen Sommer iiber nur sparlich sich zeigten. Noch seltener waren 
Platycnemis pennipes Pall, und Enallagma cyathigerum Charp. Dem 
Fehlen der tyrphophilen Leucorrhinia rubicunda auf dem Zwischen- 
moor bei den Anisoptera reiht sich wiirdig das von Agrion hastulatum 
Charp. an die Seite, das auf grenzmarkischen Flachmooren weit ver- 
breitet ist (Munchberg 1935, S. 9). A. puella und pulchellum sind wohl 



288 


Paul Miinchberg 


neben Lestes sfmisa Hansem., Erythrornma naias Hansem., Pyrrhosoma 
nymfhula Sulz., Emillagma cyathigerum usw. zu den euryoken Libellen 
zu ziihlen, die selbst im Hochmoor weit verbreitet sind. Dagegen 
zeichnet z. B. nach Peus eine regionale Tyrphobiontie, d. h. eine Hoch- 
inoor-Gebundenheit Agrim hmulatum Charp. und Ceriagrion tenellum 
de VilL aus. 

Traten von den Anisopteren von Ende Juni ab bei den Libellulinen 
die Angeliorigen der Gattimg Syrnpetrum in den Vordergrund, so herrsch- 
ten bei den ,,Schlankjungfern‘‘ von Juni ab offensichtlich die Lestmae 
vor. Es ist kein Ziifall, daB sich die Sympetrum-Arten der Anisoptera 
und dia Lestes-ATton der Zygoptera entwicklungsphanologisch und 
-okologisch ungemein alineln! 

Bereits am 4. Juli fing vereinzelt LeMes dryas Kirby an zu schllip- 
fen, die etwa bis Mitte Juli das Feld beherrschte. Etwa zwei Woclien 
spater begann die Flugzeit der mediterranen LeMes barbarus Fabr. Erst 
gegen Ende des Monats Juni erschienen die siidliche Lestes virens Charp. 
und die europaisch-asiatische ,,Brautjungfer‘' {Lestes sponsa Hansem.). 
War den Juli iiber Lestes barbarus wohl die haufigste Lestine, so traten 
im August und noch in den ersten Septembertagen L. virens und sponsa 
mehr in den Vordergrund. L, sponsa wurde schon in anderer Verbindung 
als eine der euryoken Libellen erwahnt, die selbst im Hochmoor nicht 
benachteiligt wird (Peus 32, S. 98, 99). Lestes virens anderseits scheint 
nach Peus (1. c., S. 98) in eu- und mesotrophen Mooren eine gleich 
Starke Abundanz zu haben. Von diesen 4 Lestinen beansprucht L. bar- 
barus hier unsere erhohte Aufmerksamkeit. HeiBt es doch von ihr bei 
Schmidt (29, S. 8): . . in Mitteleuropa zerstreut und meist selten, 

wohl fast nur als Wanderer, im Rheinland voriibergehend sefihaft (Ent- 
wicklung erwiesen).‘‘ Nachst L, dryas ist nun L, barbarus eine der 
gemeinsten Lestinen des Props tbruches. Ich habe oft die Larven dieser 
Art im Aquarium schliipfen lassen. Irgendein Wort hier iiber die 
Bodenstandigkeit dieser Art im Propstbruch verlieren zu wollen, er- 
achte ich fhr vollig iiberfliissig! Damit ist die Angabe bei Schmidt 
wiederlegt. Bei May (S. 31) heifit es von ihr: „Aus alien Teilen Deutsch- 
lands angegeben; sporadisch,*' Auch bei dieser Art sei kurz ihre Ver- 
breitung wenigstens in Ostdeutschland umrissen. Die alteren Fundorte 
finden sich bei le Roi (1915, S. 124, 126) restlos zusammengestellt. 

^) Was die Synonyiuie dieser Art mit dem nordamerikanischen uncatus 
Kirby angeht, verweise ich auf den Aufsatz von J, Cowley : Remarks on the 
Names of some British Odonata. — The Entomologist 68 (1936) 154-166. 



Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenzmarkischen Zwischenmoores. 289 


Ihr Vorkommen in Schlesien ist durch Scholz (1908), Webel (1932, 
S. 80) und Roche (1935) erwiesen. Urbanski (1934, S. 23, 24) erbeutete 
sie im westlichen Polen nur in zwei Stiicken. ,,G]6wnym o^rodkiein 
jego rozmieszczenia sa okolice srodziemnomorskie, tak ze w Europie 
srodkowej jest juz dose rzadki. W. Polsce rozpowczechniony, lecz 
przewaznie niel iezny. W. Wiclkopolsce rzadki i lokalny.“ Aus West- 
preuBen und OstpreuBen erwahnen sie La Baume (1908) und le Rot 
(1911) als ,,ziemlich selten“. Flir mich ist es evident, daB L, harbarus 
in Mitteleuropa an klimatisch giinstigen Orten weit verbreitet ist. Ehe 
wir uns bei den Lestinae ihrer interessanten Biologie zuwenden, bleibt 
noch naclizuholen, daB das Genus Syrnfeema Bunn, der Lestinae ,,voll- 
zalilig'^ auf dem Zwischenmoor vertreten ist. Von den beiden Sym- 
yx’cma-Arten, die in Mitteleuropa beide als Imago uberwintern und 
erst im Friilijahr zur Paarung und Eiablage schreiten, besitzt S. jusca 
V. d. Lind, europaisch-asiatische Verbreitung. Von ihr fing ich bereits 
in den ersten Augusttagen in der Binsenzone, ja selbst auf der Bruch- 
flache mehrere und $$. Die Uberwinterung der Tiere erfolgt ,,wahr- 
scheinlich frei im Gezweige hangend^' (Schmidt 29, S. 7). Mir will 
scheinen, daB die die sandigen Hohen bekleidenden Besenginster- 
Gebiische {Sarotharnnus scofarius ~ Sfartium scopariurn) ilmen dazu 
die beste Gelegenheit bieten. Die zweite Sympeema-Art, namlich 
S. paedisca Brauer gleicht sehr der Schwester f^lsca, Von dem Kenner 
sind aber trotzdem beide Arten leiclit und sicher zu unterscheiden. 
Bei dem S. paedisca-,^ liberragen nicht die Appendices inferiores die 
Basalzahne der Appendices superiores. Die dunkle Binde des Mes- 
episternums ist auBen mondsichelformig ausgebuchtet (vgl. Schmidt 
29, Abb. 10c auf S. 8 und 11b, S. 9). Das Vorkommen von S, paedisca 
auf dem Propstbrucli ist durch den Fang eines am 5. 8. 1936 verbiirgt. 
das sich in meiner Sammlung befindet. Schmidt (29, S. 8) schreibt von 
ihr: ,,Von Japan durch das gemaBigte Asien bis SiidruBland, im Siiden 
2 weitere Rassen. Das in Mitteleuropa isolierte Vorkommen beschrankt 
sich auf 2 voneinander getrennte Areale, Holland bis Westfalen und 
deutsche Nordseekiiste bei Bremen einerseits, Alpengebiet (Schweiz 
und Nordtirol) bis Oberbayern und Bodensee andererseits.^' In einer 
FuBnote vermerkt er, daB er sie inzwischen in Masuren (OstpreuBen) 
aufgefunden habe, ,,das wahrscheinlick nur durch ungeniigende Kennt- 
nis der Zwischengebiete ostlich da von isoliert ist'‘. Das Vorkommen 
von S. paedisca im Propstbruch scheint sehr dafiir zu sprechen, daB 
das nordwestdeutsche (Westfalen, Bremen) und das nordostdeutsche 
(OstpreuBen, jetzt Grenzmark) Vorkommen in Zusamrnenhang stehen. 



290 


Paul Miinohberg 


t)ber die Biologie der beiden Sympecma-Axten wissen wir dank der 
Untersuchungen. Geijskes, Peenns (1928, S. 19—28) und des Ver- 
fassers (1933, S. 144-145) sehr gut Bescheid. Die Paarung erfolgt in 
der fiir die Lestinae charakteristischen Weise, indem das ^ das $ ini 
Fluge ergreift und sitzend seine Abdorainalanhange am Prothorax des $ 
befestigt. Nun erst wird das Kopulationsorgan am zweiten Segment 
mit Sperma gefiillt, worauf die eigentliche Paarung, d. h. die Einfiihrung 
des Penis in die Vulva des $ erfolgt. Die Eiablage geschieht bei beiden 
in der Postkopula, und zwar mit Vorliebe in horizontaler Lage in 
schwimmende lebende und abgestorbene Pflanzenteile. 

Auch unsere Kenntnis der Lebensgewolmheiten der Angehorigen 
des Genus Lestes ist recht gut. Bei Schmidt (29, S. 9, 10, 11) findet 
sich zwar bei Lestes harharus, virens und 'macrostigma Eversm. der Ver- 
merk „ Eiablage unbekannt“. Inzwischen ist aber die Eiablage von 
Lestes virens von Lunau (32, S. 44, 45), Douglas St. Quentin (32, 
S. 48) und mir (33, S. 156, 157) und die von L. barbarus kurz von Webel 
(32, S. 90) beschrieben worden. Nach der vorliegenden Literatur ist 
erwiesen, daB auch bei den Lestes-Arten die Eiablage der $$ unter 
Assistenz der in Litoralpflanzen, die Vegetation ausgetrockneter 
TUmpel, ja selbst in die aus dem nassen Element ragenden Hydro- 
phyten erfolgt. Die solitare Eiablage sahen Lunau bei Lestes virens, 
Webel und auch ich einige Male bei Lestes barbarus. Webel bemerkt 
schon richtig, daB dies nicht die Regel zu sein braucht, da er z. B. bei 
Lestes virens die Eiablage mit und ohne Begleitung des gesehen hat, 
DaB die mit Eiern beschickten Pflanzen je nach Gegend und Biotop ver- 
schieden sind, ist nur zu verstandlich, um dariiber noch viele Worte 
verlieren zu wollen. Betreffs Lestes sponsa und dryas verweise ich 
in dieser Hinsicht auf meine Arbeit 33, in der sich die Angaben der 
alteren Literatur gesammelt und verarbeitet finden. Sahen z. B. Dou- 
glas St. Quentin (32, S. 48) die Eiablage von L. virens an Sparganium, 
Lunau (32, S. 44) an Binsenhalmen (Juncus effusus), Webel (32, S. 91) 
aber an ,,Froschl6ffel und Schilf“, so finden sich bei mir (33, S. 156) 
eine ganze Reihe von Hygro- und Hydrophyten aufgefiihrt, wenn 
auch die Tiere offenbar auf der Wartheniederung eine Vorliebe fiir die 
Inflorescenzstiele von Oenanthe aquatica und Sparganium ramosum an 
den Tag legten. Habe ich auf Grund meiner auf der Wartheniederung 
bei Trebisch ausgefuhrten Studien bei der Brautjungfer (vgl. 33, S. 146, 
147) die Angaben von Tumpel, Lambert, Lons und Schmidt von der 
submersen Eiablage dieser Schlankjungfer angezweifelt, so ist die 
Submersion der Postkopulen bei L. sponsa durch Douglas St. Quen- 



Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenzmarkischen Zwisehenmoores. 291 

tin (32, S. 46), Lunau (32, S. 46) verbiirgt, ja von mir im Sommer 1936 
mehrfach auf dem Propstbruch beobachtet worden. Es kann daher 
gerade bei den Libellen nicht geniig vor einer verfriihten Verallgemeine- 
riing lokaler Befunde gewarnt werden (vgl. auch Munchberg 33, p. 158) ! 

Beziiglich der Paarung unterscheidet sich Lestes bar- 
hams in keiner Hinsiclit von den anderen Artert dieser 
Gattung. Das ergreift das $ im Fluge und befestigt 
auf irgendeiner Unterlage sitzend seine Appendices 
superiores zwischen dem Pro- und Mesothorax des 9- 
Dann wird der Spermathek am 2. Segment gefiillt, in 
dem das ^ durch Kriimmen seines Abdomens den Ge- 
nitalporus am 9. Segment an das Kopulationsorgan 
des 2. Segmentes preBt, was in wenigen Sekunden 
geschehen ist. Nun folgt die eigentliche Paarung. 

Das 9? wohl immer voni durch Kriimmen seines 
Abdomens veranlaBt, schlagt seine Hinterleibsspitze 
gegen das 2. Segment des (^, wobei dann die Ver- 
ankerung der Genitalien eintritt. 

Am 8 . 8 . beobachtete ich bei einem L. harbarus- 
Parchen unmittelbar hintereinander 3 Kopulationen, 
wobei nur einmal ein Ortswechsel vorgenommen wurde. 

Die erste Kopula dauerte — bei Prenn (28, S. 23) 
wahrte sie z. B. in den zwei beobachteten Fallen bei 
Syrnpeana paedisca liber 20 Minuten — 8 ^/ 2 , die zweite 
6 und die dritte Minuten. Das 9 machte wahrend 
der Kopula mit dem Abdomen deutlich wahrnehmbare 
Anstrengungen, um wohl diese abzukiirzen. Leider 
entzog sich nach Beendigung der dritten Kopula das 
Parchen meinen Blicken. Die Eiablage bei Lestes bar- , Haimwide von 
hams habe ich oft gesehen. Wie eingangs bereits aus- 
gefiihrt, wird das Propstbruch von einer breiten Binsen- 
zone umgeben, in der sich an warmen Tagen in der j^enn^G Tw 
Hauptsache die verschiedenen Lestes- Aiiitn aufhielten. 

In den meisten Fallen erfolgte bei L, barbams die Eiablage oberhalb 
der Bliitenknauel in die braunen, diirren Halmspitzen YonJuncus lersii. 
Die Eiablage wurde oft in der Postkopula vorgenommen, geschah aber 
nicht selten auch ohne Assistenz der Die Parchen bzw. die 9 $ 
setzten sich an die Halmspitze und begannen riickwarts schreitend das 
Einstechen. Abb. la gibt eine Halmspitze von J uncus lersii mit den 
Einstichen von L. barbams wieder. Die Eilogen an dem braunen Sub- 




292 


Paul Miinchberg 


strata sind aber sehr schwer und nur mit Hilfe einer guten Lupe zu 
erkennen. Der Abstand der Einstiche ist sehr regelmaBig und bewegt 
sich im groBen und ganzen zwischen 2 — 3 mm. Nur wenige Male sail 
ich L, harbarus an den Spreiten von Carex stricta (s. 
Abb. lb) herumstochern. Das Einstechen der Eier in 
die kieselsaurereiche Caricee erfolgte aber ganz often- 
sichtlich unter groBen Schwierigkeiten, so daB bald die 
Unterlage gewechselt wurde. In Abb. 2 ist ein heraus- 
prapariertes Ei dargestellt. Die Eier lagern mit dem 
rundeii Pol im Binsenmark, mit dem konischen Ende, in 
dem sich derKopf der Prolarve bildet, in der Epidermis. 
Sie sind zunachst farblos. Erst nach einigen Wochen 
ist am spitzen Pol der Augenfleck zu erkennen. Sie 
sind etwa 1,3-1,45 mm lang und 0,25-0,35 mm breit. 
Des ofteren sah ich die barbants-^.^ sowohl in der Post- 
kopula als auch solitiir ihre Eier in Binsen auf hoheren, 
trockenen Lagen bohren, die auch in dem feuchtesten 
Frlihjahr auBerhalb des Steigwassers stehen diirften, 
so daB diese Eier ohne weiteres dem Unter- 
gang geweiht sind. 

Interessant ist, daB auf dem Propstbruch 
L, Virens betreffs ihrer Eiablage, was sowohl das 
Substrat als auch den Modus angeht, vollig 
barbarus gleicht, wo von die Abb. 3 das beste Zeugnis ablegt. 

L. virens sah ich nur in der Postkopula zur Eiablage schreiten. 

Sowohl die Anordnung der Eilogen nebst ihrer Distanzierung 
als auch ihre schwere Sichtbarkeit ist dieselbe wie bei L. bar- 
barus, Teilt z. B. Schmidt (29, S. 10) mit, daB L, dryas mit 
Vorliebe die Eiablage in die Bliitenstengel von Alisma flantago 
vornimmt, so sah ich auf dem Propstbruch, wo der Froschloffel 
in nur wenigen Exemplaren an einer einzigen Stelle vorhanden 
ist, unzahlige Male bei dieser Art die 
Eiablage in Carcir-Halme und -Rhi- 
zome {Carex stricta und rostrata), Sie 
erfolgte immer in der Postkopula. 

Wenn das $ riickwarts schreitend bis zu den Insertionen der Hinter- 
fliigel sich im Wasser befand, wurde meist der Ort gewechselt. Aber 
auch L, dryas vermag bei dem Eierlegen unterzutauchen. Am 6. 8. sah 
ich bei dieser robusten Lestes-Axi 3 Paare, die an Carex-Waizoimn 
herumstocherten, unter Wasser verschwinden. Die Submersion der drei 


Abb. 2. 

Das Ei voij Le 
stes barbarus 
(Lilnge ^ 1,43, 
Broitc - 
0,28 mrn). 


Abb. 3. Eiablage von Lestes 
virens In die diirre Halmspitze 
von Juncus lersii Marsson (Di- 
stanz der Eilogen — 2 — 3mm). 


Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenzmarkischen Zwischenmoores. 293 


Postkopulen wahrte etwa 4, 6^/2 und 6 Minuten. Erfolgte auf der Wartlie- 
niederiing bei Trebisch die Eiablage der Brautjungfer ausschlieUIich 
iiber dem Wasser in Equisetum limosam (vgl. Munchberg 33, S. 14(3, 
1.47), so war bei den Parchen von L. sponsa die Submersion auf dem 
Propstbruch gang und gabe. Die Paare setzten sich durchweg 10-15 cm 
liber der Wasseroberflache an Carca^-Halme bzw. -Rhizome und be- 
gannen ab warts schreitend mit dem Eiereinstechen. An der Wasser- 
oberflache wurde keine Sekunde gezogert, sondern sofort untergetaucht. 
Oft sah ich an derselben Unterlage ahnlich wie bei Erythrowma naias 
(vgl. Munchberg 1935, S. 7) ini Wasser 2-4 Paare, in eine silbrig glan- 
zende Luftschicht gehiillt, langsam herumkriechen. Die Submersion 
dauerte meist zwischen 3 bis 5 Minuten, was gut mit der Angabe von 
Douglas St. Quentin (32, S. 46) von 4 Minuten ubereinstimmt. 

Wenn wir jetzt abschlieBend die Lebensweise der Subfamilic der 
Lestinae charakterisieren wollen, so kann dies nur in folgender Weise 
geschehen. Das ^ befestigt in sitzender bzw. hangender Lage seine 
Korperanhange zwischen Pro- und Mesothorax des 9- Dann wird inner- 
halb weniger Sekunden die Samenkapsel des mit Sperma gefiillt. Die 
Paarung selbst wahrt einige Minuten. Die Eiablage bei diesen meist 
hochsommerlichen Zygopteren erfolgt in der Postkopula, doch kann 
sie bei einigen Arten (z. B. L, virens, barbarus) auch solitar erfolgcn. 
Die iiberwinternden Sympecma-Arten bohren ihre Eier je nach den 
jahreszeitlichen klimatischen Verhaltnissen in der zweiten Aprilhalfte 
und den ganzen Wonnemond hindurch in horizontaler Stellung in 
schwimmendes lebendes und totes Pflanzenmaterial. Die Lestes-Arten 
stechen ihre Eier iiber dem Wasser in Litoralpf lanzen odcr in dieHygro- 
und Hydrophyl;en der im Hochsommer ausgetrockneten Teiche und 
Tiimpel. Ein Unterwassergehen, also ein mehr inniger Konnex mit 
dem feuchten Element bei der Eiablage ist bis jetzt fiir L. sponsa und 
auch dryas erwiesen. Die Lestinae sind in hohem Grade dem Leben 
in astatischen (temporaren, ephemeren) Gewassern, die meist nur von 
Spatherbst bis Friihsommer Wasser aufweisen, angepaBt; denn ihre 
Eier vermogen eine ,,langere Trockenzeit in Kalte oder in der Hitze'^ 
(PoRTMANN 20, S. 50) — allerdings im Pf lanzengewebe ! — zu liber- 
dauern. Die Larvenentwicklung erfolgt in sehr kurzer Zeit, niimlich 
in etwa 6-10 Wochen. 

Wenn wir nun zu guter Letzt kurz zusammenfassend die Libellen- 
fauna des verhaltnismaBig kleinen mesotrophen Moores (nur etwa 
4000-4500 qm) betrachten, so weist die Anzahl der von mir boden- 
standig angetroffenen Libellen von 24 — die das Moor aufsuchenden 



294 


Paul Mtinchberg 


Tiere von Aeschna cyanea und mixta werden sicherlich gelegentlich 
auch hier zur Eiablage schreiten — auf einen grofien Artenreichtum 
bin. Wenn wir z. B. bedenken, da6 Schubert (30, S. 184, 185) auf 
dem Moosebruch, einem Hochmoorgebiet im Altvatergebirge nur 13 
Libellen nachgewiesen hat, so fallt dieser Artenreichtum um so mehr 
auf. Leider laBt sich der ganz enorme Individuenreichtum nicht 
„zahlisch“ ausdriicken. Durch das haufige Vorkommen der Odonaten 
Sympetrum pedemontanum und Lestes barbarus diirfte das Propstbruch 
in ganz Ostdeutschland eine besondere Stellung einnehraen. Recht 
bemerkenswert ist ferner die Bodenstandigkeit von S. depressiusculum 
und vor allem von Sympecma paedisca. Merkwiirdig mutet auf dem 
Zwischenmoor das Fehlen der tyrphophilen Libellen Leucorrhinia 
rubicunda und Agrion hastulatum an, die beide gerade auf grenzmarki- 
schen Flachmooren weit verbreitet sind. Bei alien Libellen, abgesehen 
von den seltenen S. pedemontanum, depressiusculum, L. barbarus, 
S. paedisca und wohl auch Platycnemis pennipes, handelt es sich um 
euryozische und eurytope Arten, die zum groBen Teile auch von Hoch- 
moorgebieten (vgl. Peus 28, 32; Rabeler 31) angegeben werden. 
Wenn von den 24 Arten genau die Halfte von den beiden Genera Sym- 
trum und Lestes (und Sympecma) gestellt werden, so erklart sich dies 
wohl einzig dadurch, daB diese hochsommerlichen Anisopteren und 
Zygopteren, die eine auffallende Ihnlichkeit im Bntwicklungskreislauf 
aufweisen, auf dem Bruch besonders giinstige Daseinsmoglichkeiten 
finden miissen. Die periodischen Randtiimpel und der Moorweiher 
sind meist im Friihjahr, wenn den exo- und endophytisch iiberwintern- 
den Eiern die Prolarven entsteigen, durch Schmelzwasseransammlun- 
gen zwischen den Biilten verbunden. Das sich schnell erwarmende 
Wasser und das sich in demselben ebenso reichlich entwickelnde Tier- 
leben ermdglichen dann die uppige Entwicklung der Sympetrum- und 
Lestes-h&TYcn, so daB bereits Anfang Juni die ersten Arten {Sympe- 
trum flaveolum, Lestes dryas, barbarus) zu fliegen beginnen. Im Hoch- 
sommer, wenn die Entwicklungsgewasser zum groBten Teile versiegt 
sind, streuen {Sympetrum- Arten) zwischen den Oarecc-Biilten bzw. 
stechen diese Libellen (Lesies-Arten) ihre Eier hauptsachlich in die 
Binsen ein. 

Was nun die auf dem Propstbruch festgestellten Orthopteren be- 
trifft, so sind sie zu einem Teile von Herrn Professor Dr. 
W. RAMME-Berlin, teilweise aber auch von mir bestimmt worden. 
Herr Professor Ramme hatte aber die groBe Liebenswiirdigkeit, meine 
samtlichen Determinationen durchzusehen und richtig zu stellen. Ich 



Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenzmftrkischen Zwischenmoores. 295 

komme daher nur der Pflicht des Dankes nach, wenn ich an dieser 
Stelle diesem Herrn dafur und fiir mancherlei Ratschlage meinen 
ergebensten Dank ausspreche. 

Hier moge zunachst ein Verzeichnis der Geradfliigler mit kurzen 
okologischen Angaben folgen. 

, Acrydium kiefferi Saulcy. Haufig auf den sonnigen Hohen zwischen 
Cla,donien und Weingaertneria canescens. 

Stenobothrus limatus Panz. Diese Art war von Anfang Juni bis Mitte 
August in der grasigen Randzone haufig. Einzelnen Stiicken begegnete- 
man auch auf dem Moosteppich. 

Omocestus viridulus L. 0. viridulm stellt sowohl in der Binsenzone 
als auch auf der Moorflache eine der haufigsten Feldheuschrecken 
dar. Juni bis Mitte August. 

0. haemorrhoidalis Charp. Am 13. 7. erbeutete ich von dieser Species 
ein Parchen, und zwar das $ in der Binsenzone, das ^ auf den sonni- 
gen Hohen. 

Stauroderus bicolor Charp. Diese Art iibertraf an Haufigkeit noch 
Omocestus virid,ulus. Sie war vor allem auf den Binsengiirtel beschrankt. 
Dock verirrten sich auch Tiere auf das Bruch. Juli bis Ende August. 

St. mollis Charp. Diese Feldheuschrecke bevolkert ausschliefilich 
an grasigen Stellen die sandigen Hohen. Juli bis Ende August. 

Chorthi'ppus dorsatus Zett. ; Ch. elegans Charp. Beide Arten waren 
gleich haufig an den grasigen Randern und auch auf der Moorflache. 
Trat im Juli mehr Ch. elegans in den Vordergrund, so herrschte im 
August Ch. dorsatus vor. 

Ch. declivus Fisch. Von dieser Species, deren Deckfliigel verkurzt 
sind, erbeutete ich am 16. 8. ein $ auf der Bruchflache. 

Gomphocerus maculatus Thbg. G. maculatus ist auf den sonnigen 
Hohen, ja vollig sterilen Platzen die hiiufigste Heuschrecke. Sie geht 
aber auch in die Binsenzone herab. Juni bis Ende August. 

Mecostethus grossus L. Den ganzen Monat August Tiber war diese 
groBe Heuschrecke auf der Moorflache gar nicht selten. Sie liebt offen- 
bar ganz feuchte Stellen. 

Oedipoda coerulescens L. Dieses an den blauen Hinterfliigeln wahrend 
des Fluges leicht kenntliche Tier ist auf die sandigen und trockenen 
Hange, die das Moor umgeben, beschrankt rmd daselbst recht haufig. 

Psophus stridulus L. Von der Schnarrheuschrecke fing ich am 13. 8. 
in der Binsenzone ein cj, das sich in die Senke von weit her verirrt 
haben muB; denn auf den Hohen ringsherum fehlt diese Art. 



296 


Paul Munchberg 


Decticus verrudvorus L. Der Warzenbeifier ist an grasigen Stellen 
am Eande des Moores haufig. Vereinzelt trifft man aber auch Stiicke 
auf der Bruchflache, besonders in der hinteren, biiltenreicben Halfte 
an. Juli bis August. 

Platycleis {Metrioptera) grisea Fabr. Am 9. 7. erbeutete ich am Eande 
des Moores von dieser Art 1 das aber irgendwie in das Untersuchungs- 
gebiet verschlagen worden ist. 

Wenn wir von Platycleis grisea, Psophus stridulus, Oedipoda coeru- 
lescens und Acrydium kiefferi absehen, so sprechen noch die iibrigen 
11 Species — man mufi immer die Kleinheit des Biotopes bedenken — 
fiir eine reiche Orthopterenwelt des mesotrophen Moores. Bei alien 
handelt es sich um eurytope Arten, die Bewohner wiesenartigen Ge- 
landes sind. Von den 16 Orthopterenarten gehoren z. B. 13 zu der 
Unterfamilie der Acridiinae {Tettiginae). Nacb Peub (32) sind g(irade 
im Hocbmoor die Acrididen vertreten, wabrend sicb im Flacbmoor die 
Tettigoniden (Locustiden) und Acrididen die Waage halten. Das 
Fehlen der Locustiden auf dem Hocbmoor hebt auch Harbisch (vgl. 
Schubert 30, S. 189) hervor. Ich traf in der Eandzone, wenn wir 
von Platycleis grisea absehen, auf dem mesotrophen Propstbruch gleich- 
falls nur eine Locus tide, namlich Decticus verrudvorus an, was sich 
wiederum schon mit dem Umstand vereinen laBt, daB das Zwischen- 
moor bereits stark zur oligotrophen Seite hiniiberneigt. Forficuliden 
und Grylliden fehlen gleichfalls auf dem Propstbruch und in dessen 
nachstem Umkreis. Das Vorherrschen einzelner Omocestus-, Chorthip- 
pus- und Stauroderus- Arten laBt sich auch immer auf Hochmooren 
beobachten. 



Odonaten- und Orthopterenfauna eines grenzmarkischen Zwischenmoores. 297 


Benutzte Literatur* 

Dobbriek^ L., Bemerkenswerte Feststelliiiigen liber das Vorkoinmen seltener 
und neiier Libellenarteii in WestpreuBen. 45. /46. Berieht d. we^jtpr. bot.-zool. 
Ver Danzig 1924, 37-38. — Ders., Die Libellenfauna der Tucheler Heide. Ibi- 
dem, 1924, 21-23. — Ders., Die Libellen des Mariansees und seiner nachsten 
Umgebung. Ibidem 47. Berieht 1925, 31-4(). — Douglas St. Quentin, Beitrag 
zur Odonaten-Fauna der Bukovvina. Bill. Fac. de Stiinte dinCernauti 6 (1932), 
39-62. — Fiidakowski, F., Beitrag zur Biologie einiger Odonaten- Arten. Kono- 
wia 9 (1930), 7 S. — Geijskes, I). Eem Juffertje uit Oisterwijk. Syrnpeerna 
fusca Vanderl., hare levenswijze en ontvvikkeling. De Lebende Natiiur 84, (139 
bis 143, 179-187. — Habermeicfr, F., Beitrage zur Kenntnis der nordbayerischen 
Libellenfauna. Entom. Anz. 8 (1928), 5 S. — Harniseli, ()., Die Biologie der 
Moore. Bd. 7 der Binnengewasser, herausgegeben von A. Thienemann, Stutt- 
gart 1929 (146 S.). — Kleiber, 0., Die Tierwelt des Moorgebietes von Jung- 
holz iin siidlichen Schwarzwald. Diss. 1911. — Kbrth, A., Beitrage zur Fauna 
der Umgegend von Schwerin (Warthe). Z. Naturw. Abtlg. Dtsehr. Ges. Kunst 
u. Wiss. 15(1914) 51-58. — La Baume, W., Zur Kenntnis der Libellenfauna 
WestpreuBens. Schrift. Naturf. Ges. Danzig N. F. 12(1908), 75-83. — Le Roi, ()., 
Die Odonaten von OstpreuBen. Schr. phys.-okon. Ges. Konigsberg i. Pr. 52 
(1911) 13-30. — Ders., Beitrage zur Kenntnis der Libellenfauna von Branden- 
burg. Berl. entom. Z. 50 (1911) 105-108. — Dors., Die Odonaten der Bhein- 
provinz. Verb. Naturh. Ver. preuB. Rheinland-Westfalen 75, 119-178. — Luiiau, 
C., Eiablage von Lestes inrens Charp. (Odon. Lib.). Mitt, dtsch. entom. Ges. 
8 (1932) 44-46. — May, E., Libellen oder Wasserjungfern (Odonafa). Tl. 27 in Dahl, 
Tierwelt Dents chlands. — Miiucliborg, F., Beitrage zur Kenntnis der Biologie der 
Odonaten Nordostdeutschlands. S.-B. d. Ges. naturf. Fr. Berlin 1980, 205-234. 

— Ders., Beitrage zur Kenntnis der Odonatenfauna de • Grenzmark Posen- 
W^stpreuBen. Abh. u. Ber. d. naturw^ Abtlg. d. Grenzm. Ges. z. Erforsch. u. 
Pflege der Heimat. 1931 (20 S.). — Ders,, Beitrage zur Kenntnis der Biologie 
der Lestinae Calv. (Odonata). Intern. Revue d. ges. Hydrobiol. u. Hydrogr. 
28 (1933) 141-171. — Ders., Dber dieFortpflanzungsverhaltnisse, insbesondere 
die Paarung und Eiablage der Zygoptera Nordostdeutschlands (Ordn. Odonata). 
Abh. u. Ber. d. naturf. Abtlg. d. Gre*nzm. Ges. z. Erforschung u. Pflege der 
Heimat. Schneidemuhl 1935 (11 S.). — Ders., Die Flora des Propstbruches 
bei Schloppe nebst einigen faunistischen Notizen. Abh. u. Ber. d. naturw. 
Abtlg. d. Grenzm. Ges. z. Erf. u. Pflege d. Heimat f. 1937 angenommen. 1987. 

— Peus, F., Beitrage zur Kenntnis der Tierwelt nordwestdeutscher Hochmoore. 
Z. f. Morph, u. Okol. d. T. 12 (1928), 3./4. H. — Ders., Die Tierwelt der Moore 
unter besonderer Beriicksichtigung der europaischen Hochmoore. Handbuch 
der Moorkunde, herausgegeb. v. K. v. Biilow III. 1932 (277 S.). — Portmann, A., 
Die Odonaten der Umgegend von Basel. Ing.-Diss. Ldrrach 1920 (101 S.). — 
Prenn, F., Aus der Nordtiroler Libellenfauna. 2. Zur Biol, v. Synipecma pae- 
disca Br. Verb. d. Zool. Bot. Ges. in Wien 78 (1928) 19-28. — Ramme, W., 
Geradfliigler, Orthoptera, In: Lfg. 2d. 4. Bd. d. Tierwelt Mitteleuropas, her- 
auageg. von Brohmer-Ehrmann-Ulmer. 1929(22 S.). — Rabeler, W., Die Fauna des 
Gdldenitzer Hochmoores in Mecklenburg. Z. f. Morph, u. Okol. d. T. 21 (1931) 



298 PaulMtinchberg: Ordonaten- u. Ortopterenfauna eines Zwischenmoores. 

173-316. — Rls, F,, Odonata. H. 9 der SuBwasserfauna Deutschlands, herausgeg. 
V. A. Brauer. 1909(67 S.). — Roche, 0., Die Libellen der Umgebung von Neisse. 
41. Ber. d. Wise. Ges. Philomathie (1936). 10 S. — Schlrmer, K*, M&rkische 
Libellen. Berl. entom. Z. 65(1910) 133-144. — Schmidt, E,, Zur Libellenfauna 
der Mark Brandenburg. Entom. Mitt. 17 (1928) 376-379. — Dors., Libellen. 
Lfg. lb des IV. Bandes der Tierwelt Mitteleuropas, herausgegeben von Brohmer- 
Ehrmann-Ulmer 1929 (66 S.). — Schubert, K., Die Libellen und Geradfliigler 
des Moosebruches (Alvatergebirge). Z. f. wiss. Insektenbiol. 25(1930) 183-189. 
— Torka, V., Geradfliigler aus dem nordostlichen Teile der Provinz Posen. 
Z. Naturw. Abtlg. Dtschr. Ges. Kunst u. Wiss. 15 (1908) 61-68. — Urbahski, J,, 
Wazki (Odonata) Luowikowa i tere now Przyleglych. Posen 1934 (52 S.). — 
Webel, G., Die Libellen der Umgebung von GOrlitz. Abh. d. Naturf. Ges. zu 
GOrlitz 81 (1932) 81-103 (mit 5 Taf.). 




(Au8 dem Entomologischen Seminar der Universitat Rostock). 

Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-okologische 

Untersuchung. 

Von 

Hans Achill Kuntze, Berlin. 


Mil 8 Abbildungen und 2 Karten 


I. Einleitung . . 

1. Allgemeines q 

2. Sammeltechnik 

3. Das Untersuchimgsgebiet 3Q3 

II. Die Zikadenfauna Mecklenburgs 3Q3 

A. Die Zikadenfauna der Lebensrdunie 303 

1. Vom Menschen fast unberuhrte Lebensraunie. 

a) Salzstellen 

b) Stranddiinen 

c) Binnendunen 

d) Sandf elder 

e) Besonnte Range 

f) Heide 320 

g) Hochmoor 323 

h) Flaehmoor 328 

i) Uferzone 328 

2. Vom Menschen genutzte Lebensraume. 

k) Die Walder 335 

l) Waldlichtungen 343 

m) Die Wiesen 343 

3. Vom Menschen geschaffene Lebensraume. 

n) Ruderalstellen 

o) Kies-, Sand- und Lehmgruben 352 

B. Artenliste. (Im Zusammenhang damit werden die Untersuchungs- 

ergebnisse iiber die Nahrpflanzen der Zikaden und ihre Bionomie 
mitgeteilt) 

C. Einiges uber die geographische Verbreitung der Zikaden 366 

III. Die Zikaden als Pflanzenfeinde 372 

IV. Die Zikadenfeinde 381 

V. Zusammenfassung 380 

VI. Literatur * 337 

Archlv f. Naturgreschichte, N. F. Bd. 6, Heft 3. 20 A 



300 


Hans Achill Kuntze 


I. Einleitung. 

1. Allgemeines. 

t)ber die Zikadenfauna Mecklenburgs ist bisher wenig berichtet worden. Im 
Jahre 1874 veroffentlichte A. Raddatz eine „t)ber8icht der bisher in Mecklenburg 
beobachteten Zikaden“. Seine Sammlung befindet sich im Rostocker Zoologischen 
Institut. Raddatz war aber nicht der einzige, der Ende des vorigen Jahrhundeits 
in Mecklenburg Zikaden sammelte. Es bestand noch die Sammlung Konows, 
der in der Umgebung Furstenbergs und Schonbergs gesammelt hat. Leider ist 
diese Sammlung nicht vollstandig erhalten. Ein Teil befindet sich in der Samm- 
lung des Naturhistorischen Museums in Lubeck, ein anderer in der Sammlung 
■des Maltz»neums (= Heimatmuseum) in Waren. DaJJ dieser Rest erhalten blieb, 
ist nur einem gliicklichen Zufall zu verdanken. Wie mir Herr Hainmulleb mit- 
teilte, hatte n&mlich Kouow an seinem Lebensabend „Centurien“ aus alien Insek- 
tengruppen zusammengestellt, die er an Handler verkaufte. Der dadurch ent- 
standene Verlust eines Teiles seiner Sammlung ist urn so bedauerlicher, als sich der 
erste Nachtrag zur RADDATZschen Arbeit zum Teil auf Fange von Konow 
stiitzen soil. 

Diesen Nachtrag veroffentlichte Rudow 1877. Er zahlt darin Arten auf, 
deren Vorkommen in Mecklenburg durchaus zweifelhaft ist, und die ich, da sie 
unkontrollierbar bzw. aufierhalb Mecklenburgs gefangen waren, fiir die Fauna 
streichen muBte. 

Der zweite Nachtrag stammt von Hainmullee. Da Hainmullek seine Zika- 
den nicht selbst bestihimte, fiihrt er einen groBen Teil schon bekannter Arten 
unter Synonymen nochmals auf. Im groBen und ganzen erfuhr also die Rad- 
DATZscho Arbeit durch diese beiden Nachtrage keine Bereicherung. Besonders 
der Nachtrag von Rudow brachte nur Verwirrung in die Kenntnis fiber die Zika- 
den Mecklenburgs. Schon aus diesem Grunde war eine neue Bearbeitung er- 
forderlich. 

AuBerdem aber zeigten sich bei der Durchsicht der Sammlungen Raddatz 
und Hainmulleb und der bisher bekannten Artenliste viele Liicken, die durch 
ausgedehnte und zahlreiche Exkursionen zu schlieBen sein muBten. Es gelang 
mir, die Zahl der bisher fiir Mecklenburg bekannten Arten um rund 130 — von 149 

auf 282 zu erhohen. Darunter befinden sich viele Seltenheiten und auch eine 

Art, die fiir Deutschland neu ist. 

Diese groBe Zahl neuer Arten fand ich auf ann&hemd 200 Sammelexkursionen, 
die ich kreuz und quer durch Mecklenburg machte. Ich durchstreifte mit der 
Bahn, mit dem Rad und zu FuB das Land. Die Kartenskizze 1 zeigt samtliche 
Orte auf, an denen ich selbst gesammelt habe. Die Fundortkreuze an weit ent- 
femt von Rostock liegenden Orten mogen iiberraschen. Da ich aber keine Exkur- 
sion meiner Lehrer, denen ich fur wertvolle Anregungen dankbar bin, der Herren 
Professoren Fbiedeeichs und Schulze versaumte, und die Rostocker Univer- 
sit&tsgesellschaft mir im Sommer 1936 zwei Bezirkskarten ffir die Eisenbahn be- 
willigte, erreichte ich diese Vollst&ndigkeit der Durchforschung des Landes. 
Mehrere Aufenthalte in Leussow, die mir dutch die Liebenswiirdigkeit des Herm 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-okologische Untersuchung. 301 


Pastor Beyer ermoglicht waren, liefien mich aiich ,,de griese Gegend“^) aus- 
reichend kennen lernen. Herrn Pastor Beyer und der Rostocker Universitats- 
Gesellschaft danke ich vielmala fiir ihre Beihilfe. 

Dank schulde ich auch den Herren Hainmuller (Waren), Saager (Liibeck) 
und Wagner (Hamburg). Sie stellten mir ihre Sammelausbeuten aiis Mecklenburg 
zur Verfiigung oder teilten mir die gesammelten Arten mit. Herr HAiNMiiLLEK 
sammelte seit Jahren in der Warener Umgebung, Herr Saager bei Boizenburg und 
Schonberg und Herr Wagner bei Waren und Neubrandenburg im letzten Jahr. 
Ein Blick auf Karte 1 zeigt, wie wertvoll fiir mich diese Beitrage waren. Diireh 
ihre Sammeltatigkeit verschwinden die „weiBen FIecke“ auf meiner Karte. 



Herrn Wagner mochte ich auch gleich an dieser Stelle fiir die Bestimmung 
niir unbekannter oder zweifelhafter Arten danken. 

t)ber die Zikadenfauna der Nachbargebiete erschienen in jiingster Zeit drei 
Arbeiten. 0. Karl veroffentlichte eine Liste der von ihm in Ostpommern ge- 
sammelten Zikaden, H. Saager bearbeitete die Zikaden des Dummersdorfer 
Ufers bei Liibeck — eines der Industrie zum Opfer gefallenen Gebietes — , und von 
W. Wagner erschien 1935 „Die Zikaden der Nordmark und Nordwestdeutsch- 
lands“. Diese vorbildliche und ausfiihrliche Arbeit gab mir viel Anregung. Eine 
groBe Zahl der Zikadenarten erreicht namlich in Mecklenburg ihre ostliche Ver- 
breitungsgrenze, und die Auswertung meiner Fange in zoogeographischer Hinsicht 
brachte daher viel Erganzendes zu Wagners Arbeit. 

Von der Verteilung der Arten auf die Lebensraume handelt ein groBer Teil 
meiner Arbeit. Es erscheint mir namlich wertvoll, erst vom Fundort der einzelnen 
Arten auszugehen, um dann zu einer Artenaufzahlung zu gelangen. Finden wir 


^) D. h. graue (Sand-) Gegend. Ich werde diesen kurzen Ausdruck fiir den 
siidwestlichen, sandigen Teil des Landes nachher of ter gebrauchen. 


20 * 








302 


Hans Achill Kuntze 


in einer Arbeit iiber die Landesfauna nur eine Artenliste mit nackten Daten 
— etwa Rostock 11. 6. 1936 — , so sagt das gar nichts aus, selbst wenn seltene 
Arten aufgefiihrt werden. Solche Angaben sind sowohl fiir den Okologen wie 
Zoogeographen wertlos. Ich babe mich bemuht, eine mdglichst genaue Beschrei- 
bung der untersuchten Lebensraume zu geben. Im Artenverzeichnis weise ich 
dann auf den die Art betreffenden Lebensraum bin. Dadurch hoffe ich erreicbt zi\ 
baben, dafi es jedem moglich ist, auch die selteneren Arten wieder aufzufinden. 

In den dkologischen Termini folge ich Fbiederichs, dessen Definitionen der 
einzelnen Begriffe klar und nnmifiverstandlich sind. 

Amerikanische Entomologen brachten seit langem sehr wertvolle Arbeiten 
tiber die Schadlichkeit der Zikaden an den Kulturpflanzen ihres Landes. Wir 
wissen auch, daB einige Arten bei Massenauftreten in Deutschland und Schweden 
groBen Schaden verursacht baben. Raddatz erwahnt kurz Ahnliches von Cica- 
dula sexnotata Fall. ( ?). Dadurch angeregt habe ich untersucht, wieweit eine Schad- 
lichkeit hierzulande in Frage kommt. DaB ich dabei zu einem negativen Ergebnis 
gekommen bin, ist erfreulich. 

t)ber die Zikadenfeinde Mecklenburgs wurde bisher nicht berichtet. Deshalb 
wurden hier meine Untersuchungen mit aufgenommen. 

2. Sammeltechnik. 

Die Sammelzeit fur Zikaden ist das ganze Jahr. Meist wurde mit dem Streif- 
netz und dem Klopfschirm gearbeitet. Aus dem betreffenden Fanggerat wurden 
die Tiere mit dem Exhauster aufgesaugt, dort durch wenige Athertropfen betaubt 
und im Cyaiikaliglas abgetdtet. Teils wurde statistisch-quantitativ, teils quali- 
tativ gesammelt. Das letztere setzt eine eingehende Kenntnis der zu sammelnden 
Insektengruppe voraus. Es ist notig, die im Sammelgerat befindlichen Zikaden 
schon dort moglichst genau bestimmen zu konnen, damit man nicht gerade die 
seltensten Arten mitzunehmen unterlaBt. Das statistisch -quantitative Sammeln 
war auf kultiviertem und trockenem Gelande sehr brauchbar. Auf feuchterem 
dagegen brachten die zahlreichen Schnecken Fehlerquellen hinein, die nicht aus- 
zuschalten waren. Sie verklebten den Inhalt des Streifsackes olt so stark, daB 
das Auszahlen unmdglich war. In solchen Fallen war ich auf moglichst genaue 
Schatzung angewiesen. 

Durch das Steinewenden im Sommer kam ich zu wertvollen Beobachtungen ; 
im Winter erganzte es zusammen mit Streuuntersuchungen und dem Abklopfen 
der Koniferen die Kenntnis der uberwinternden Arten. Besonders gute Fange 
machte ich auf frischgemahten Wiesen. Nach Sturmtagen und heftigen Regenf alien 
streifte ich imter Laubbaumen viele gute Arten, die von den Kronen geweht waren. 

Das direkte Absammeln der Zikaden von ihren Nfthrpflanzen war nur in be- 
sonderen Fallen mdglich, da einheitliche Pflanzenbestande selten sind. Meist 
liegen Mischformationen vor, so daB man durch Absammeln oder Abstreifen ein- 
zelner Pflanzen sehr leicht zu falschen Ergebnissen kommen kann. Ich gebe des- 
halb nur dann eine Nahrpflanze fur eine Zikadenart an, wenn ich durch eigene 
wiederholte Beobachtungen nicht mehr im Unklaren sein konnte oder durch be- 
kannte Autoren kein Zweifel bestehen kann. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 303 


3. Das Untersuchungsgebiet. 

Die politischen Grenzen Mecklenburgs sind auBer im Norden, wo die Ostsee 
das Land begrenzt, keine naturlichen. Weder FluBlaufe noch Hohenziige bilden 
im Wes ten, Siiden oder Os ten die Grenze des Landes. 

Der lejtzte Auslaufer des uralisch-baltischen Landriickens mit der Seenplatte 
teilt Mecklenburg in zwei Teile. Der siidwestliche Teil ist das sog. sudwest-mecklen- 
burgische Heidegebiet. Weite Kiefernwalder, mit eingesprengter Heide sind das 
charakteristische Bild daselbst. Ganz im Gegensatz hierzu steht der nordostliche 
Teil des Landes, dem weite Laub- und Mischwalder, ausgedehnte Weiden und 
fruchtbares Ackerland das Gesicht geben. An den Kiisten finden sich die ver- 
schiedensten Formationen: Steilkiiste, Diine und Schlickstrand (Salzstrand). 

Hochmoore und Sandhiigel liegen iiberall im Land verstreut. Sumpfniederun- 
gen begleiten rneist die Fliisse des Landes, die die vielen Seen verbinden. Teils 
miinden die Fliisse in die Ostsee, teils in das Elbstromgebiet. 

Hauptsachlich wird der Boden durch Land- und Forstwirtschaft genutzt. 
Unberiilirtes Land ist selten. An vielen Stellen wird im Tagebau Torf, Ton, Kalk 
und Merge!, Sand und Kies gefordert; an einigen Stellen sogar Kohle und Salz 
(Parchim, Lubtheen, MalliB). 

Die geologischen Verhaltnisse Mecklenburgs werden durchweg durch das 
Diluvium bestimmt. Der Norden des Landes wird zum groBen Teil von Geschiebe- 
mergel, der uralisch-baltische Landriicken und der Siiden von mehr oder weniger 
nahrstoffreichen Sanden bedeckt. Urgestein finden wir nur in Gestalt der Find- 
linge und ansteheiides Gestein ist sehr selten in Mecklenburg. Aus der Kreide- 
formatiori stehen Kalk und Ton verschiedentlich an, aus dem Tertiar starnmen 
die Braunkohlenlager. 

Das Klima des Landes ist nicht einheitlich. Das Kiistengebiet und die west- 
lichen und siidwestlichen Teile Mecklenburgs, die noch unter dem mildernden 
EinfluB der Nordsee stehen, haben im Gegensatz zum Binnenland im Winter 
warmere und im Sommer kiililere Temperaturen. Die Regeii verhaltnisse in den 
verschiedenen Teilen des Landes scheirien mir bisher nicht geniigeiid erforscht zu 
sein, als daB ich hier auf die betreffeiiden Angaben Bezug nehmen konnte. 


II. Die Zikadenfauna Mecklenburgs. 

A. Die Zikadenfauna der Lebensraume. 

Bei meiner Aufzahhing der in Mecklenburg vorhandenen Lebens- 
raume babe ich — veranlafit durch die Vielzahl der vorhandenen Ver- 
haltnisse — nach einer neuen Aufteilung derselben gesucht. Ich teile 
die Biotope Mecklenburgs ein in erstens vom Menschen iinberiihrte 
(dies ist nicht wortlich aufzufassen), also fast urspriingliche Lebens- 
rauine, zweitens vom Menschen genutzte Lebensraume und drittens 
vom Menschen geschaffene Lebensraume ein. 

Zu Punkt 1 gehdren: Salzstellen, Diinen, Sandfelder, Heide, Hoch- 
moor, Flachmoor und die Uferzone. Zu Punkt 2 der Nadelwald, der 
Laubwald, der Mischwald, die Waldlichtungen, die Dauerweiden und 


Archiv f. Naturgreschichto, N. F. Bd. 6, Heft 3. 


20 B 



304 


Hans Achill Kuntze 


Wieseii. (Ausgelassen habe ich das Gartenland und Ackerlaiid, da hier 
iiberhaupt keine natiirlichen Verhaltnisse mehr herrschen. Ich komme 
darauf in einem spatcren Absatz ,,Zikaden als Pflanzenfeinde'' zuriick.) 
Ziiletzt unter Punkt 3 betrachte ich kurz die Kies-, Sand- und Lehin- 
gruben und die Ruderalstellen. 

Zuni Verstandnis der Zikadenfauna der verschiedenen Lebensraume 
gebe ich Tabellen. Diese zeigen die Zeit des Vorkommens und die Orts- 
dichte der Zikaden in den einzelncn Biotopen. Die ersten Ziffeni be- 
zeichnen die Fangmonate, die eingeklammerten Ziffern die Haufigkeit 
der Art am Fangort. Sie bedeuten : (1 ) vereinzelt, (2) sparlich, (3) mittel- 
dicht, (4) zahlreich, (5) sehr zahlreich, (6) massenhaft. Ich habe in 
meinen Tabellen die Monatsdaten nur in der ersten Rubrik aufgefuhrt, 
wenn in den Datcn der Fangmonate kein Unterschied vorlag. 

Beim Durehblattern d(T Tabellen mag zuweilen das Fehlen eirier Art in einem 
Biotop auffallen, wo man sie erwartet. Vergleiehe mit einer Tabelle eines ver- 
wandten L(d)ensraiims zeigen daim aber meine Fundorte fiir diese Art. Das ver- 
s(diiedene zeitliehe Vorkommen einz(‘lner Arten im gleielien Biotop ist teils be- 
dingt dnrch mikroklimati8(;he Faktoren daselbst, teils dureh meine mehr oder 
weniger regel rnaBigen Besuehe. 

Auf meinen Tabellen habe ieh Zikadenarten, die an Laubholzer als Nahr- 
pflanzen gebunden sind, nieht genannt. Ich denke dabei hauptsaehlich an Weiden, 
Birken, Buehen, Eiehen u. a., die ieh iiberall auf Binnendiinen, am Rande der 
Sandfelder, der Heide usw. fand. Es gibt viele Zikadenarten, die an diese Nahr- 
pflanzen gebunden sind. Mit diesen Nahrpflanzen wandern sie in die verschicden- 
sten Biotope ein. Bei Katseherfangen finden sieh im Netz dann haufig genug 
Arten, die von ihrer Futteri)flanze verweht wurden. Soweit diese Arten nieht 
charakteristisch sind fur die Zusammensetzung der Zikadenfauna des behandelten 
Biotops, werden sie nieht aufgefuhrt. (lanz ausgesehlossen habe ieh die Typhlo- 
cyben, die ich mit ihrer Nahrpflanze in der Artenliste aufzahle. 

]. Vom Menscheii fast uiiberuhrte Lebensraume. 
a) Salzstellen (Tabelle 1, S. 307). 

Meinen Untersuchungen iibcr die Zikadenfauna der Salzstellen 
liegen in der Hauptsache folgende Fundorte zugrunde: 

I. Wendorfer Strand bei Wismar. 

II. Zierower Strand bei Wismar. 

III. Insel Poel, Strandzone. 

IV. Salzwiesen am Conventer See bei Heiligendamm. 

V. Salzwiesen bei Warneniiinde. 

VI. Salzwiesen an der Nord- und Ostseite des Ribnitzer Boddens. 

VII. Brackwiesen bei Gehlsheim. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine fauiiistisch-okologische Untersiichiing. 305 


Andere Salzstellen, die aus dem Binnenlande bekannt waren, wie Siilze, 
MalliB, Lubtheen und Blitzow wurden verschiedentlich besucht. Da 
ineine Fange an diesen Orteri aber keinerlei Material ergaben, das als 
halophil zu bezeichnen war, bleiben sie auBer Betracht. Die Fundorte 
IV~VII wurden, bedingt diirch ihre giinstige Lage nahe Rostock, regel- 
nuiBig von mir das gauze Jahr iiber besucht. 

Der Wendorfer Strand zieht sich am Westufer der Wismarsclien 
Bucht kilorneterweit entlang. In geringer Breite — etwa 10-15 m — 



Abb. 1. W'l'iKlorftM’ Strand. Fundstcdle von T). pulchellus Curt., L. salina 

P, nervosus Fieb. 


zeigt sich dort auf steinigern Boden eine typische Halopliytcnflora. 
Weiter landeinwarts liegt ein schmaler Streifen Busch work, der di(‘ 
liohergelegenen Acker und Felder vom Strand abgrenzt (Abb. 1). Der 
Strand ist hauptsachlich von Riedgrasern besiedelt. Stellenweise ist 
Schilf haufig. Typische Salzpflanzen wie Plantago maritirna. Aster 
tripolium, Statice limonium, Kakile maritirna u. a. finden sich uberall. 

Wahrend am Wendorfer Strand die vom Mecr besplilte Zone pflan- 
zenfrei oder doch sehr arm an Gewachsen ist, zeichnet sich der Zierower 
Strand dadurch aus, daB dort die Riedgraser und Binsen weit (bis zu 
10 m) in die offene See hineinwachsen. In der Hauptsache sind es 
Scirpus maritimus und Juncus maritimus. An diese Formation schlieBt 
sich eine sanft ansteigende Wiese an, auf der besonders die Haufig- 


306 


Hans Achill Kuntze 


keit von Armeria maritima und Spergularia salina und Sagina mari- 
tima auffallt. 

Die Kuste der Insel Poel hat dieselbe Beschaffenheit. Das Charakte- 
ristische dieser drei Fundstellen ist das Fehlen jeglicher Diinen, da es 
sich um tonigen Lehmboden mit nur schmaler, diinner Sandschicht 
dariiber handelt (Schlammstrand ?). 

Im Gegensatz hierzu sind die Fundstellen IV— VI durch mehr oder 
weniger hohe Diinen vom Meere getrennt. Da das Meer fast jedes Jalir 
wahrend der Herbst- und Winterstiirme an den verschiedensten Stellen 
die Diine durchbricht und die Wiesen weithin iiberschwenimt, tritt 
eine Aussufiung des Bodens nirgends ein. Die Wiesen liegen zumeist 
so tief, dafi das brackige Grundwasser stellenweise an die Oberflache 
tritt und diese Salzwiesen in Salzsiimpfe verwandelt. Die Flora und 
Fauna dieser Salzwiesen stimmt weitgehend mit der der Fundorte I-lIl 
uberein. 

Fundort VII liegt gegeniiber der Stadt Rostock an der Unterwarnow. 
Er liegt sehr tief, so dafi das brackige Grundwasser der Unterwarnow 
wohl ausschlaggebend fiir die dort vorhandene Halophytenflora ist. 
Besonders haufig ist Plantago maritima. 

Die typischste Zikade der Salzformationen ist Liburnia salim Hpt. 
Alle bisher bekannten Fundorte liegen auf Salzstellen. L. salina Hpt. 
scheint an Juncus gerardi gebunden zu sein. Ich fand sie rcgelmafiig, 
aber nie haufig. Das Fehlen an Fundort VI ist Zufall. Besonders iiber- 
raschend war die Haufigkeit von Paramesus nervosus Fieb. an den 
Fundorten I und II. Ich streifte diese Zikade dort zusammen mit Del- 
phax 'pulchellm Curt, von Scirpus maritimus und Juncus maritimus, 
und zwar an Fundort II an Bestanden dieser Pflanzen, die weit in 
die offene See hineinwuchsen. Von dieser Art befinden sich in der 
Sammlung Raddatz uiid in der Sammlung Hainmuller Exemplare 
ohne genauen Fundort. L. salina Hpt. und P. nervosus Fall, sind 
halobiont. 

Halophile Arten sind aufier Cicadula fieberi Edw., C. Horvathi Wg., 
DeUocefhalus cefhalotes H. S., Delfftax pulchellus Curt, (an Schilf) 
noch Limotettix striola Fall. Haupt erwahnt schon, dafi Limotettix 
striola Fall, auf Salzboden sehr dunkel gefarbt ist. Ich fand Stiicke, 
bei denen der Scheitel fast vollig schwarz war, und auch die Fliigel- 
decken sehr dunkel pigmentiert waren. (Besonders haufig waren der- 
artig gezeichnete Stucke im Herbst an Fundort V.) N eopJiilaenus 
lineMus L. fand ich haufig auf den Salzwiesen IV, V und VI, und zwar 
in sehr grofier Anzahl (mit der Nominatform zusammen haufig var. fus- 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistiach-okologische Untersuchung. 307 

Tabelle 1. 

Salzstellen. 

I Wendorfer Strand bei Wiamar. 

II Zierower Strand bei Wiamar. 

III Insel Poel, Strandzone. 

IV Salzwieaen am Con venter See bei Hciligendamm. 

V Salzwieaen bei Warnemunde. 

VI Salzwieaen am Ribnitzer Bodden. 

VII Brackwiesen bei Gehlaheim. 


Arten 

I 

II 

III 

IV 

V 

VI 

VII 

Cixius nervoaus L 







8 (1) 






Keliaia guttula Germ 

-- 

— 

— 

— 

7-8 (2) 



7(1) 

,, pallidula Boh 

— 

— 

— 

— 

7-9 (2) 

(2) 

(2) 

Megamehia notula Germ 

— 

8(1) 

— 

— 

8 (2) 

— - 

8-9 (3) 

Delphacinua meaomelaa Boh. . . 

— 

7(1) 

— 

— 

7 (1) 

(1) 

(2) 

Delphax craasicornis Pz 

— - 

— 

— 

— 

7 (2) 

— 

■— 

,» pnlchellua Curt 

G-7 (4) 

7(4) 

— 

7 (3) 

7-8 (4) 

(3) 

— 

Chloriona glanceacena Fieb. . . 

— 

— 

6(4) 

— 

-- - 

— 

— 

Liburnia aalina Hpt 

(i(l) 

7(3) 

6 (1) 

6-8 (2) 

(2) 

— 

7(2) 

„ obacurella Boh 



— 

— 

6-7 (2) 

(2) 

(1) 

,, pellucida F 

(i(J)7(2) 

— 

6-8 (2) 

(2) 

(1) 

(3) 

„ leptoaoma Flor .... 


— 

— 

— 

— 

— 

9 (3) 

„ Fairmairei Perr. . . . 

— 

— 

~ 

— 

8-9 (2) 

— 

(4) 

Conomelua limbatua F 

— 

7(1) 

— 

8 (4) 

8-9 (2) 

(2) 

7-9 (4) 

Euconomelua lepidua Boh. . . . 

— 

— 

— 

6 (2) 

7-8 (3) 

(1) 

(3) 

Lepyronia eoleoptrata L 

— 

— 

— 

8 (1) 

7-9 (2) 

— 

— 

Neophilaenua lineatua L 

— 

7(3) 

— 

7-10 (6) 

«1) 

(f>) 

(3) 

Eupelix cuaj)idata F 

— 

— 

— 

— 

— 

5(2) 

— 

Strongyloeephalua agreatia Fall. . 

— 

7(1) 

— 

— 

7 (3) 

7(1) 

7-8(4) 

Agallia brachyptera Boh. . . . 

— 

— 

— 

— 

7 (2) 

— 

(3) 

Cicadula Horvathi Wg 

— 

7(2) 

— 

— 

7-8 (6) 

(2) 

(1) 

,, Fieberi Edw 


— 

— 

— 

8 (3) 

(3) 

— 

Parameaua nervoaua Fieb. . . . 

(i (6) 

7(6) 

— 

— 

7 (3) 

— 

— 

Deltocephalua punctum Flor . . 

— 


— 


7 (2) 

— 

— 

„ diatinguendua Flor 

— 

6(1) 

— 

8-10 (2)| 

(4) 

(2) 

(3) 

,, paacuellua Fall.. . 

6-7 (2) 

(2) 

(1) 

7-10 (2)1 

(4) 

(2) 

(4) 

„ eephalotea H. S. . 

— 

— 

— 

— 

7-9 (4) 

(3) 

(2) 

Limotettix atriola Fall 

7(4) 

(3) 

— 

7-9 (4)1 

(3) 

(4) 

(3) 

Euscelia aordidua Zett 

7(2) 

— 

— 

(3) 

7-10 (3) 

(3) 

(4) 

,, obaoletua Kbm 

7(3) 

(4) 

— 

7-8 (3) 

7-9 (6) 

(4) 

(3) 

Thamnotettix quadrinotatua F. . 

C-7 (2) 

(2) 

6 (I) 

— 

7-10 (2) 

(2) 

(3) 

„ frontalia H. S. . . 

— 

— 

— 

— 

8-9 (4) 

(2) 

(3) 

Dicraneura flavipennia Zett. . . 

— 

7(2) 

6(1) 

— 

oc 

1 

— 

7-8 (3) 

Eupteryx aurata L 

6(2) 

— 

6(1) 

— 

6-8 (2) 

(1) 

8-9 (2) 

,, atropunctata Gz. 

7(1) 

(1) 

__ 

— 

8 (1) 

— 

7-9 (2) 





308 


Hans Achill Kuntze 


ms Hpt.). Ziihlfange irn Juli und August zeigten, dafi diese Zikade 
die vorherrschcnde (bis 80%) der Biotope IV-VI war. 

Durch ihre RegelmaBigkeit im Auftreten an den Fundorten fallen 
noch die Arten Delphacinus mesomekis Boh., Liburnia pellucida F. und 
Dicraneura flavipennis Zett. auf. Diese drei Arten werden haufiger an 
Fundort VII, was fiir eine gewisse Salzempfindlichkeit ihrerseits spricht. 
Conomehis Imbatus F., Euconomelus le/pidus Boh., Euscelis sordidus Zett. 
und E, obsoleius Kbm. scheint der Salzgehalt des Bodens wenig auszu- 
machen. Alle diese Arten und der groBte Teil der iibrigen sind eurytop. 
Vor allein sind sie an sumpfige Stellen gebunden. 

Auffallig ist das Fehlen der Art Oliarius lepormus L., es gelang mir 
nicht, diese ausgesprochen halobionte Art fiir Mecklenburg nach- 
zuweisen . 

Format ionen, die vieles gcmeinsam haben, aber doeh klar geschieden werden 
konnen, sind die Stranddiinen, die Binnendunen iind die Sandf elder. 

Die Stranddiinen sind eharakterisiert durch ihre standige Bewegung. Psamino- 
phyten, die diesen Verhaltnisscn nicht angepaBt sind oder eine starke Salzempfind- 
lichkeit zeigen, fehlen. Dagegen konnen eine Anzahl von Salzpflanzen auf den 
Stranddiinen noch ausreichende Lebensbedingungen finden. 

Die Binnendiinen Mecklenburgs sind zur Riihe gekommen. Sie liegen iiberall 
im Land zerstreut, besonders zwischeii dem Krakower und Goldberger See. Ihre 
an Feldspat reichen Sandstrecken zeigen die reichste Flora dieser drei Biotope. 
Haufig sind sie von der Forstwirtschaft in Kultur genommen. 

Die Sandfelder Mecklenburgs zeigen die einheitlichste Psammophytenflora. 
Ebenso wie den Binnendunen fehlen ihnen die vSalzi^flanzen. Streckenweise fehlt 
den Sandfeldern die Pflanzendecke. Sie zeichnen sich durch besondere Trocken- 
heit des Bodens und vermutlich auch der Luft aus. 

Allen diesen Biotopen ist noch gemeinsam, daB die Heideformation mit ihrer 
Charakt(^rpflanze Calluna vulgaris mehr oder weniger weit in diese Lebensraume 
eindringt. 

b) StrandduneM. 

Die Pflanzengesellschaften der Diinen haben mit den Salzformationen 
mehrere Arten gemeinsam. Die echten Halophyten treten aber auf den 
Diinen sehr zuriick zugunsten der Sandpflanzen, die einem gewissen 
Salzgehalt des Bodens nicht abhold sind. Einen Ubergang vom Schlick- 
strand zur Stranddiine beobachtete ich an der mecklenburgischen Kiiste 
nicht. Geologisch betrachtet ist die Bildimgsweise dieser Kiistenforma- 
tionen zu verschieden, als daB sie nebeneinander auftreten konnten. 

Untersucht wurden die Diinen bei Warnemiinde und weiter ost- 
warts. 

1. Diinen bei Ahrenshoop, 

II. Diinen bei Neuhaus, 



Die Zikaden Meeklenbiirgs, eine faunistisch-okologisehe Untersuchuiig. 


309 


III. Diinen bei Graal-Miiritz, 

IV. Diinen bei Markgrafenheide, 

V. Diinen westlich von Warneiniinde. 

Das Diinengelande dieser fiinf Fundorte ist das gleiche. An Fundort III 
fehlt die Bildung der grauen Dime. In Fundort V ist leider jetzt durcli 
Abraiiniung des Sandes fiir Bauzwecke alles Leben abgetdtet worden. 

Die weiBeDiineMecklenburgs wird besiedelt von Arnmophilaarenaria 
imd baltica, Triticum junceiini nnd Elynnis arenaria. Kryngiuin inari- 
tirnum ist nicht selten. Glaiix inaritima und Kakile maritiina finden sieh 
iiberall. Bestande von Oarex arenaria gelien iiber auf die graue Diine. 
Hier findet sich stellenweise Salixrepens sehr haufig. Hippophae rliani- 
noides und anspruclislose Kriiiiter und Griiser der Sand- und Heide- 
forinationen vervollstandigen das Pflanzenbild der grauen Diine. Bei 
Warneiniinde fand sich an Fundort V Sainbucus niger sehr haufig. 

Um die okologische Verteilimg der Zikaden auf der weiBen und 
grauen Diine darzustellen, gebe ich zwei gesonderte Tabellen. 

Die weipe Dime (Tabelle 2, S. 310). 

Das Charaktertier der weiBen Diine ist Liburnia Boldi Scott. Ich 
fing sie iiberall an der Kiiste an Ammophila arenaria. Diese Delphacide 
ist bisher nur an der Kiiste gefunden worden. Fundorte iin Binnen- 
land sind unbekannt. Sie scheint die grellen Sonnenstrahlen zu ineiden. 
Ich streifte sie an heiBen Sonnentagen nur erfolgreich wiihrend der 
Morgen- und Abendstunden. An Sturmtagen wurde sie von niir direkt 
voin Strandhafer abgesainnielt. Die Tiere saBen auf der deni Wind ab- 
gewandten Stengelseite, und ich beobachtete. wie sie init der durch 
den Wind am Grund der Pflanze gebildeten kleinen Diine, die holier 
und holier wurde, den Stengel hinaufwanderten. 

L. exsica Mel. fand ich eininal an Elymus arenarius. Sie kann ebenso 
wie Deltocephalus striatm f. sabiilicola Curt, und Doratura 
f. littoralis n. f. (Beschr. S. 311) als Leitforin gelten. Diese Arteii fand 
ich nicht iin Binneiilande. 

Neophikienus lineatus L. und Philaenus spnmarius L. sind Ubi- 
quisten. Bei V. lineatus L. iiberwiegt die Form pallidus Hpt. Diese 
beiden Arten gehoren fiir den Strandwanderer zu den auffalligsten 
Insekten. Das stellenweise massenhafte Auftreten dieser Arten ist auf- 
fallig, da icli den Schaum ihrer Larven selten an den Diinengrasern 
fand. Die Blatter von Eryngium maritimum waren oft dunkel getupft 



310 


Hans Achill Kuntze 


durch die darauf sitzenden Schaumzikaden. Sie drangten sich dort 
in den Blattscheiden zusammen, wo sie sowohl einen gewissen Schutz 
gegen zu starke Sonnenbestrahlung als auch gegen zu starke Winde 
fanden. 


Tabelle 2. 

WeiBe Diine. 

I Diinen bei Ahrens hoop. 

II Diinen bei Neuhaus. 

III Diinen bei Graal— Miiritz. 

IV Diinen bei Markgrafenheide. 

V Diinen westlich von Warnemiinde. 


Arten 

I 

II 

Ill 

IV 

V 

Kelisia guttula Germ 

6(2) 

6-9 (4) 







Liburnia Aubei Perr 

6(2) 

— 

— 

7(2) 

— 

„ Boldi Scott 

6(2) 

6-8 (3) 

(4) 

(3) 

(4) 

„ excisa Mel 

— 

— 

7(2) 

— 

— 

Lepyronia coleoptrata L 

Philaenus spumarius L 

6(1) 

1 

— ! 

6-8 (3) 

6-9 (2) 

— 

Neophilaenus lineatus f. pallida Hpt. . 
Doratura homophyla f. littoralis n. f. . 
Deltocephalus striatus f. sabulicola Curt. . 

1 Vom Juli bis in den September (5) 

1 Von Juni bis August (3) 

Euscelis impictifrons Boh 

— 

— 

— 

8(2) 

— 


Die graue Diine (Tabelle 3, S. 312). 

Eine Leitform fiir die graue Diine anzugeben ist schwierig. Alle 
aufgefiihrten Arten sind mehr oder weniger als eurytop zu bezeichnen. 
Ich fand sie iiberall im Land an trockenen, sandigen Stellen. Mit Salix 
repens wandern einige Arten in die graue Diine ein. Hierher gehoren 
die Arten der Gattung Macrofsis, Idiocerus lituratus Fall, und Euft- 
eryx sexpunctata Fall. 

Fundort V unterscheidet sich in der Zusammensetzung der Zikaden- 
fauna der grauen Diine von den iibrigen. An diesem, jetzt leider der 
Wirtschaft zum Opfer gefallenen Biotop fing ich ein Parchen Eurysa 
lurida Fieb. Der Biotop zeichnete sich durch seinen dichten Bestand 
mit Hyppophae rhamnoides und Sambucus niger aus. Salix fehlte. Im 
groBen und ganzen war er feuchter als die anderen, da die Sonne nicht 
iiberall bis zum Boden durchdringen konnte. Dies erklart einerseits 
das Fehlen so mancher Art, andererseits das Vorkommen und die Haufig- 
keit anderer {Eupteryx aurata L., Empoasca flavescens F., Stiroma albo- 






Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 311 

margvmta Curt.), da die Pfianzendecke natiirlich auch eine ganz andere 
Zusammensetzung hatte. 

Charakteristisch fiir die graue Diine ist Kelisia guttula Germ., deren 
Nahrpflanze Carex arenaria nur in den seltensten Fallen fehlen wird. 
Bemerkenswert ist die Form der Doratura homofhyla Flor, die ich so- 
wohl auf der weiBen wie der grauen Diine regelmaUig an fast alien Fund- 
orten fand. Ich beschreibe sie als Varietat der Nominatform, denn ihr 
Vorkommen ist an die Stranddiinen gebunden. Wagner teilte mir mit, 
daB er diese Form auch ausschlieBlich an den Kiisten Holsteins fand. 
Ich benenne sie f. littoralis. 

Beschreibung: Das cJ der f. littoralis ist bis zu einem halben Millimeter 
(4 mm), das 2 einen Millimeter (6 mm) groBer als die Nominatform. Die Farbung 
ist wesentlich heller. (Parallele N, lineatus var. pallidus Hpt. !) Das Tier ist im 
Leben durchsichtig hell fleischfarben mit leichtem Perlmutterglanz. Die Zeich- 
nung der Fliigeldecken und der liber Scheitel, Pronotum und Scutum ziehende 
Langsstreif sind fast erloschen. Die auBeren Genitalien sind dieselben wie die der 
Nominatform. Die inneren Genitalien zeigen kleine Unterschiede, die konstant 
sind. Der Penis der f. littoralis ist am Grunde nicht so stark gebuchtet; die Gono- 
poden gleichen denen der Art D, impudica Horv..eher, als denen der Nominatform. 
Die neue Form ist als halophil zu bezeichnen, die Nahrpflanze ist wahrscheinlich 
Ammophila arenaria. 

Eine Zikade, die ich regelmaBig auf der weiBen und grauen Diine 
fand, ist Lepyronia coleoptrata L. Bei Ahrenshoop und am Darsser Ort 
fand ich sie schon am 2. 6. 1935. Dies ist das friiheste Fangdatum der 
Art. Die genauen Fangdateii fiir die Fundorte I bis IV liegen im Juni 
in der ersten und zweiten Halfte dieses Monats gleichmaBig verteilt 
(regelmaBig ab 6. 6.). Im Binnenland fand ich die ersten L. cokoptrata- 
Imagines fast einen Monat spater. Das erste Auftreten der Imagines 
dieser Zikade liegt also an der Kiiste. Die Entwicklung dieser Zirpe 
in den vom kalten Wind geschiitzten Diinentalern und an den Siid- 
hangen (Landseite!) der Diinen geht hier schneller vor sich. Hier herr- 
schen besonders giinstige klimatische Verhaltnisse, da die Sonnenein- 
strahlung durch die Ware staubfreie Luft, gegeniiber dem Binnenland 
eine wesentlich starkere ist. 

Ebenso verhalten sich phanologisch die Arten Euscelis impictifrons 
Boh. und Empoasca viridula Fall. 

E, impictifrons Boh.: Erster Fang Fundort IV am 24. 6.; im Binnen- 
land am 25. 7. 

Erster Fang Fundort IV am 29. 5. ; im Binnen- 
land am 27. 6. 


C. viridula Fall: 



312 


Hans Achill Knntze 


Tabelle 3. 

Graue Diine. 

I Diinen bei Ahrendshoop. 

II Diinen bei Neuhaus. 

III Diinen bei Graal — Miiritz. 

IV Diinen bei Markgrafenheide. 

V Diinen westlich von Warnemiinde. 


Arten 

I 

II 

III 

IV 

V 

Cixius nervosus L 



6-8(1) 







Kelisia guttula Germ 

6(3) 

7-9 (4) 

— 

7-8 (3) 

— 

Stiroma albomarginata Curt 

— 

— 

— 

— 

6(1) 

Eurysa lurida Fieb 

— 

— 

— 

— 

6(1) 

Libumia Aubei Perr 

— 

6(2) 

— 

7(2) 

— 

„ pellucida F 

— 

5-8 (1) 

— 

(1) 

5-7 (1) 

„ collina Boh 

6(2) 

6-8 (2) 

— 

7(2) 

— 

„ albocarinata Stal 

■— 

■— 

— 

6(1) 

— 

Lepyronia coleoptrata L 

6(3) 

6-8 (4) 

— 

6-9 (3) 

— 

Philaenus spumarius L 

— 

7-9 (4) 

— 

(4) 

(4) 

Neophilaenus lineatus L 

6(1) 

7-9 (4) 

— 

(4) 

(3) 

„ campestris Fall. . . . 

— 

— 

— 

8(2) 

— 

Aphrodes histrionicus F 

— 

— 

— 

8(2) 

— 

Macropsis virescens F 

— 

6-8 (3) 

— 

— 

— 

„ cerea Germ 

__ 

6-8 (3) 

— 

— 

— 

„ impura Boh 

— 

7(2) 

— 

— 

— 

Idiocerus lituratus Fall 

— 

7-8 (3) 

— 

— 

— 

Agallia venosa Fall 

— 



— 

6-8(1) 

8(3) 

Cicadula laevis Rib 

Doratura homophyla Flor f. littoralis i 

- ! 3(2) 

1 . f. Juni bis Ai 

igust 

») 


Rhystistylus proceps Kbm 

— 

— 

— 

9(1) 

— 

Deltocephalus socialis Flor 

— 

7-8 (3) 

— 

7-9 (2) 

(1) 

„ distinguendus Flor . . 

— 

7-9 (2) 

— 

(2) 

(3) 

„ striatus (L.) Rib. . . 

— 

6-9 (2) 

— 

(2) 

(2) 

„ Theni Edw 

6(1) 

7-8 (1) 

1 

— 

8(1) 

„ pulicaris Fall. .... 

■ 

— 

— 

7-9 (2) 

(3) 

„ abdominalis F. ... 

— 

— 

— 

8(2) 

(3) 

„ striifrons Kbm. . . . 

6(1) 

— 

— 

— 

— 

Euscelis argentatus F 

6 (2) 

6-8 (2) 

— 

7-9 (3) 

— 

„ aemulans Kb 

— 

— 

— 

— 

7-9 (2) 

„ lineolatus Brull6 

— 

— 

— 

— 

5-6 (2) 

„ plebejus Fall 

6(1) 

6-9 (3) 

— 

(2) 

— 

„ brevipennis Kbm 

— 

— 

— 

— 

7-8 (2) 

„ impictifrons Boh 

— 

7-9 (3) 

— 

6-9 (4) 

— 

Thamnotettix Preyssleri H. S. . . . 

— 

7-8 (2) 

— 

(2) 

— 

„ quadrinotatus F. . . 

— 

— 

— 

8(2) 

6-8 (3) 

„ sulphurellus Zett. . . 

— 

— 

— 

— 

8(2) 

Empoasca viridula Fall 

— 

— 

— 

6-9 (3) 

— 

Eupteryx notata Curt 

— 

7-9 (2) 

— 

(3) 

8(2) 

„ aurata L 

— 

8(1) 

— 

(1) 

(3) 

„ sexpunctata Fall 

— 

9(1) 

— 

— 

— 





Die Zikaden Mecklenburgs, eine fauniatisch-6kologische Untersuchung. 313 

c) Binnendiinen. 

Die Binnendiinen Mecklenburgs sind kaum noch urspriinglich er- 
halten. Ich sammelte unter anderen an folgenden Orten: Grevesmiihlen, 
Neukloster, Goldberg, Krakow, Malchow und Gorschendorf. Die Fange 
zeigten keinerlei charakteristisches Material, so daU ich die Aufzahlung 
in Tabellenform an dieser Stelle vermeide. Fast alle Arten, die auf 
Binnendiinen vorkommen, werden in der Tabelle iiber die Sandfelder 
durch ein hinzugefiigtes B gekennzeichnet (s. S. 316). Arten, die auf 
unbewaldeten Binnendiinen vorkamen, land ich regelmaUig auf den 
Sandfeldern wieder; Arten, die auf bewaldeten (Kiefernwald!) Binnen- 
diinen gefunden wurden, zeigt Tab. 9, S. 338. 

d) Sandfelder (Tabelle 4, S. 315). 

GroBere und kleinere Sandflachen liegen iiberall im Land verstreut. 
Die ausgedehntesten und der Fangausbeute nach beurteilt bemerkens- 
wertesten sind die des Kreises Stargard. Folgende Fundstellen liegen 
meinen Untersuchungen zugrunde; 

I, Heidberge bei Kankel. 

II. Behnitzer Sandgruben. 

III. Malchin-Gielow. 

IV. Leussow. 

V. Sandfelder im Osten und Siiden von Neustrelitz. 

AuBer diesen Fundstellen wurden viele andere im Land besucht, 
die ich aber nicht in die Tabelle aufgenommen habe (Kritzmow, Bar- 
telsdorf, Neukloster, Parchim usw.). Es handelt sich hier um kleinere, 
wenig einheitliche Sandflachen in der Umgebimg der genannten Orte. 

Die Heidberge bei Kankel sind nach Norden und Siiden abfallende 
Hiigel am Dolgener See. An einer Stelle ist vor Jahren begonnen wor- 
den Kies und Sand abzufahren, so daB dort eine kleine vom Wind ge- 
schiitzte freie Sandflache entstand. Sie ist bewachsen mit den kiimmer- 
lichsten Sandpflanzen; z. B. Hieracium pilosella, Sedum acre usw. An 
Grasern finden sich Festuca-arten, Weingaertneria canescens und Aira 
praecox. Carex arenaria ist selten. 

Die Behnitzer Sandgruben haben eine ahnliche Vegetation. Hier 
findet sich aber auch Artemisia campestris und Calamagrostis epigeios. 
Verstreut stehen iiberall Besenginsterbiische imd einzelne Weiden. 

In der Umgebung Malchins begegnet man haufig groBeren und 
kleineren Sandhangen. Calamagrostis epigeios ist dort haufig. Carex- 
arten, Bromus-arten, Senecio vulgaris, Potentilla cineria, Oenothera 



314 


Hans Aohill Kuntze 


biennis u. a. finden sich dort neben den schon aufgefuhiten Sandpflanzen. 
Meine Fundstelle III bezeichne ich mit Malchin-Gielow. Es muB genauei 
heiSen: Sudosthang am Rand der Porst im Siiden von Malchin an der 
Strafie nach Gielow. Ich glaube, daB genaue Faunenuntersuchungen 
an diesem Ort interessante Ergebnisse zeitigen wiirden^). 

Fundort IV ist ein Sammelbegriff. Das Kirchdorf Leussow im Siid- 
westen von Ludwigslust — mitten in der griesen Gegend — war der 
Ausgangspunkt meiner Exkursionen. In seiner Umgebung liegen 
groBe Sandfelder. Oft sind sie eingestreut in der Forst. Die Fange aus 
Malliss fiihre ich hier mit an. Fast alle Sandflachen dieser Gegend zeigen 
einen deutlichen Dbergang zur Heideformation. 

Der zuletzt aufgefiihrte Fundort V zeigt die interessanteste fauni- 
stische Zusammensetzung. Ostlich und sudlich der Stadt Neustrelitz 
befinden sich weite Sandfelder. Ich hatte das Sandfeld westlich der 
Chaussee nach Wesenberg fur meine Untersuchungen ausgewahlt. Die 
Pflanzendecke dort ist sehr kiimmerlich. Sie wird haufig unterbrochen 
von freien Sandflachen. Carex arenaria ist selten. Festuca-arten, Pani- 
cum- und Setaria-arten, Aira praecox und Weingaertneria canescens 
sind die haufigsten Graser. Hieracium pilosella, Thymus serpyllum, 
Scleranthus annuus und Helichrysum bildeten Horste. FeldbeifuB und 
Zypressenwolfsmilch stellte ich auBerdem als haufig fest. 

Die Zusammensetzung der Zikadenfauna der Sandflachen hat ein 
sehr gut geschlossenes Geprage. Es gibt zwar wenige fiir Sandflachen 
spezifische Arten, aber auch nur wenige eurytope. 

Einige wenige Ubiquisten fand ich auch auf den Sandfeldern. Es 
sind Liburnia pellucida F., Philaenus spumarius L., Cicadula sexnotata 
Fall., Deltocephalus striatus L., Euscelis plebejus Zett. imd Eupteryx 
aurata L. Die Individuenzahl dieser Arten an den Fundorten war 
gering. Alle genannten Ubiquisten sind zuriicktretend bis vollig unter- 
geordnet. 

Die eurytopen Arten Eupelix cuspidata F., Aphrodes bidnctus Schrk., 
Graphocraerus ventralis Fall., Doratura stylata Boh., DeUocephalm 
sodalis FI., D. pulicaris Fall., D. distinguendiis FL, D. ocellaris Fall., 
Euscelis lineolatm Brull6, Tkamnotettix Preyssleri H. S. und T. sul- 
phurellus Zett. streifte ich haufiger auf Wiesen imd Dauerweiden. 

1) Nach AbschluB der Arbeit ersohien die vom Reichsamt fiir Wetterdienst 
heraiisgegebene Regenkarte. Sie zeigt, daB die Umgebung von Malchin im Regen- 
Bohatten iiegt und hdchstens 660 mm NiedersohlagshOhe hat, womit es das regen- 
&rmste Glebiet Mecklenburgs ist. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-okologische Untersuchung. 315 

Tabelle 4. 

Sandfelder. 

I Heidberge bei Kankel. 

II Behnitzer Sandgruben. 

III Malchin—Gielow. 

IV Leussow. 

V Sandfelder bei Neustrelitz. 


Arten 

I 

II 

Ill 

IV 

V 


Kelisia guttula Germ 

— 

— 

7-9 (3) 

(6) 

8-9 (3) 

B. 

Stenocranns minutus F 

— 

6,8 (3) 

8-9 (3) 

7-9 (2) 

— 

B. 

Delphaoinus mesomelas Boh 

6(2) 

6-7 (2) 

— 

7(2) 

— 

B. 

Di(5ranotropis hamata Boh 

— 

7-8 (1) 

(2) 

— 

— 

B. 

Liburnia Aubei Perr 

— 

— 

8(4) 

— 

8(2) 


„ pellucida F 

5-8 (1) 

(2) 

8(1) 

(2) 


B. 

„ collina Boh 

— 

— 

— 

5,8(2) 

— 

B. 

„ albostriata Fieb 

__ 

5 (5) 

8-9 (3) 

— 

(1) 


„ exigua Boh 

6-8 (3) 

5-8 (4) 

7-8 (2) 

5, 7 (2) 

8(1) 

B. 

Tettigometra obliqua Pz 

— 

— 

— 

8(3) 

— 


Gargara genistae F 

— * 

7-8 (4) 

8(2) 

8-9 (4) 

— 

B. 

Lepyronia coleoptrata L 

— 

— 

8(2) 

— 

(2) 

B. 

Philaenus spumarius L 

— 

6-10 (3) 

7-9 (2) 

(2) 

— 

B. 

Neophilaenus campestris Fall 

— 

— 

— 

8(2) 

8-9 (3) 


„ exclamationis Thnbg. . 

— 

— 

8(1) 

8(1) 

— 

B. 

„ minor Kbm 

— 

7 (3) 

( 3 ) 

— 

8-9 (4) 

B. 

Ulopa reticulata F 

5(1) 

— 

— 

6,8(2) 

— 

B. 

Eupelix cuspidata F 

6(2) 

6-8 (3) 

(2) 

(1) 

( 3 ) 

B. 

Agallia venosa Fall 

5-6 (2) 

7 (3) 

— 

5,8(2) 

8(1) 

B. 

„ aspera Rib 

5(1) 

8 (2) 

— 

— 

— 


Cicadula sexnotata Fall 

6-9 (2) 

(1) 

— 

(2) 

— 

B. 

„ laevis Rib 

— 

— 

— 

— 

8-9 (2) 


„ cristata Rib 

— 

8 (1) 

— 

8-9 (2) 

— 


„ quadripunctulata Kbm, . . 

— 

— 

— 


8(3) 

B. 

Graphocraerus ventralis Fall 

7-8 (2) 

(2) 

7 -9 (2) 

— 

— 

B. 

Doratura homophyla Flor 

6(3) 

6-8 (3) 

7-9 (4) 

( 3 ) 

8-9 (5) 

1 

B. 

„ sty lata Boh 

— 

7 (3) 

7-9 (1) 

— 

— 

B. 

Rhystistylus proceps Kbm 

— 

— 

8(1) 

8-9 (3) 

9(3) 


Deltocephalus punctum Flor .... 

— 

— 

8(2) 

— 



„ socialis Flor 

6-8 (3) 

— 

7-9 (2) 

( 3 ) 

— 

B. 

„ multinotatus Boh. . . 

7-8 (3) 

— 

7-9 (2) 

(2) 

— 

B. 

„ ocellaris Fall 

7-9 (2) 

( 3 ) 

( 3 ) 

— 

— 

B. 

„ distinguendus Flor . . 

6-9 (1) 

(1) 

— 

(1) 

— 

B. 

„ striatus L 

6-9 (2) 

( 3 ) 

(2) 

(2) 

( 3 ) 

B. 

„ Putoni Then 

8-9 (1) 

( 3 ) 

(1) 

( 3 ) 

(6) 


„ pulicaris Fall 

7-9 (1) 

(2) 

( 3 ) 

( 3 ) 

— 

B. 

„ collinus Boh 

6-8 (4) 

(2) 

7-9 (6) 

( 3 ) 

8-9 (5) 

B. 

„ areatus Stal 

— 

— 

— 

— i 

8-9(5) 



21 


Archlr f . Natiirgresohichte, N. F. Bd. 6, Heft 3, 




316 


Hans Achill Kuntze 


Tabelle 4 (Fortsetzung). 


Arten 

I 

II 

Ill 

IV 

V 


Euscelis argentatus F 

— 

— 

7-8 (2) 

(2) 

— 

B. 

„ orichaloeus Thms 

— 

— 

9(2) 

— 

— 

B. 

„ lineolatus 

6(3) 

5,8 (2) 

8(1) 

— 

— 

B. 

„ plebejus Zett 

— 

— 

7-9 (3) 

(3) 

— 

B. 

„ impictifrons Boh 

8(2) 

— 

8-9 (4) 

7-9 (4) 

8-9 (6) 

B. 

Thamnotettix Preyssleri 

— 

— 

7-9 (3) 

(2) 

(2) 

B. 

„ tenuis Germ. 

— 

— 

8(2) 

(2) 

— 

B. 

„ fenestratus H. S. . . . 

— 

— 

— 

— 

8-9 (6) 


„ vitripennis Flor .... 

— 

7 (2) 

8(3) 

— 

8-9 (4) 

B. 

Empoasca viridula Fall 

7-8 (3) 

8 (3) 

7-9 (3) 

(4) 

(6) 

B. 

Eupterix notata Curt 

6-8 (2) 

6 (1) 

7-9 (6) 

8-9 (4) 

(2) 

B. 

„ aurata L 

— 

— 

7-9 (2) 

(1) 

— 

B. 

Erythroneura hyperici H. S 

__ 

8 (2) 

(4) 

8-9 (2) 

— 

B. 

„ rubrovittata Leth. . . 

7-8 (1) 

— 

— 

7-9 (2) 

— 



Die iibrigen Arten sind mehr oder weniger thermophil nnd xerophil. 
Es aind Zikaden, die auf den Stranddiinen, den Binnendiinen, den Heide- 
formationen, den besonnten Hangen und auch im Kiefernwald heimisch 
aind. Alle dieae Arten aind mitbeatimmend in der Zikadenfauna der 
Sandfelder. Ihre Haufigkeit ist abhangig von der Echtheit des Biotopa. 

Ein Beiapiel dafur iat Fundort V. Er iat in seiner floristischen Zu- 
sammenaetzung der einbeitlichste und in seiner Flachenausdehnung der 
weiteate. Fast alle dort aufgefiihrten Arten sind mehr oder weniger 
stenotop. Von den Leitformen sind Deltocefhalus Putoni Then, Eu- 
scelis imfictifrons Boh. und CMorita viridula Fall, an Artemisia cam- 
pestris gebunden. An Standorten dieser Pflanze fand ich diese Zirpen 
regelmaUig und besonders haufig nur auf Sandflachen. Liburnia albo- 
striata Fieb., Neophilaenus minor Kb., V. campestris Fall., Deltocephalus 
collinus Boh. und Thamnotettix mtripennis Flor streifte ich von Grasern, 
Thamnotettix fenestratus H. S. und Deltocephalus areatus Stal an Immor- 
telle (Helychrysum arenarium) und Eupteryx notata Curt, vor allem 
an Hieracium pilosella. 

Als Praferenten nenne ich noch folgende Arten: Liburnia exigua 
Boh., L. Aubei Perr., Agallia venosa Fall., Doratura homophyla Flor, 
Rhystistylus proceps Kb. (Weingaertneria) und Cicadula quadripunctu- 
lata Kb. (Coriapermum ?). 

e) Besonnte Hdnge (Tabelle 5, S. 319). 

Ich wahle den Ausdruck „besonnter Hang“, um den in die deutsche 
Literatur eingegangenen Ausdruck „ponti8cher Hugel“ zu vermeiden. 




Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 317 

Auf die Ungenauigkeit dieses Ausdrucks, angewendet zum Beispiel auf 
Formationen in den Urstromtalern des ostlichen Brandenburgs und 
den Machnower Weinberg, hat schon R. Kuntze hingewiesen, indem 
die an solchen Stellen vorkommenden besonderen Faunen- und Floren- 
elemente nicht nur ostlicher Herkunft, sondern einfach xerotherm sind 
(R. Kuntze). Das Charakteristische dieser Formation ist also das Vor- 
kommen xerothermophiler Arten, ganz gleich ob ihre Verbreitung eine 
mehr ostliche oder siidliche oder westliche ist. 

Biotope, die diesen Verhaltnissen entsprechen, finden sich in Meck- 
lenburg bespnders in der Umgebung von Neubrandenburg. Dort liegen 
im Nordosten und Siidosten der Stadt Hange, die nach Suden und Siid- 
westen abf alien und daher den Sonnenstrahlen einen mehr oder 
weniger steilen Einfallswinkel bieten. Der sandige, aber nahrstoff- 
reiche Untergrund laBt das Regenwasser schnell ablaufen, so dali 
hierdurch die xerothermen Eigenschaften dieser Hange erhoht werden. 
Aiisschlaggebend fiir das Einwandern oder Zuriickbleiben xerophiler 
Floren- und Faunenelemente an diesen Ortlichkeiten ist auch die 
geringe Niederschlagsmenge. Fiir diesen Teil des Kreises Stargard 
(den Norden desselben) wird die geringste Niederschlagsmenge an- 
gegeben (500 bis 550 mm). 

Die Flora dieser Hange zeigt auBer den Psammophyten viele charak- 
teristische Arten der steppenartigen Pflanzenvereine. Stellen weise 
werden die Graser (Stupa-Arten fehlen) und Krauter von Buschwerk 
(meist Prunus spinosa) verdrangt^). 

Seit langem als xerotherm bekannt ist der Hiigel im Nordosten der 
Stadt, dessen Siidhang zum Tal der Datze abfallt, da hier schon mancher- 
lei andere fiir Mecklenburg ungewohnliche Formen gefunden wurden, 
wie etwa die xerophile Schnecke Helicella bollenensis Loc. (= H. bolli 
SteuBloff), die aus Siidfrankreich beschrieben wurde und deren nord- 
lichster Fundort sich hier bei Neubrandenburg befindet. Weniger aus- 
gedehnt sind die Hange des Miihlbachtales im Siidosten der Stadt. 
Kleine Seitentalpr zeigen an den Hangen dieselben Verhaltnisse. Meist 
sind die Hange starker nach Siidwesten als nach Siiden gerichtet. 

Ahnliche aber weniger charakteristische Hange fand ich bei Feld- 
b3rg, Malchow, Krakow und den Gorschendorfer Hohen. 

Eine gate Zusammenstellung der auf „ponti8chen Hiigeln Pommerns vor- 
kommenden Pflanzenarten“, die auch fiir die Neubrandenburger Hiigel zum grbfiten 
Teil zutrifft, gibt E. Holzfuss in den Abhandlungen und Berichten der Pommer- 
schen Naturf. Gesellschaft I (1920) S. 88: „Die Pflanzenwelt der pontischen 
Hiigel'*. 


21 * 



318 


Hans Achill Kuntze 


I. Qorschendorfer Hohen im Nordosten von Malchin. (Aus- 
gedehnte Hange mit ziemlich steinigem Untergrund.) 

II. Krakow, Muhlenberg im Norden der Stadt. 

III. Malchow. Besonnter Hang zum Plauer See abfallend bei 
dem Dorf Alt- Schwerin. 

IV. Feldberg. Besonnte Hange linden sich iiberall in der Um- 
gebung der Stadt. 

V. Hiigel im Nordosten der Stadt Neubrandenburg (Tal der 
Datze). 

VI. Hugel im Miihlbachtal bei Neubrandenburg (SW). 

Obgleich in der Artentabelle nur die Zikaden aufgezahlt wurden, 
deren Vorkommen an die besonnten Hange gebunden ist oder dereii 
Haufigkeit in dieser Formation auffiel, ist eine nahe Ubereinstimmung 
mit der Zikadenfauna der Sandfelder festzustellen. 

Liburnia Aubei Perr. ist eine Leitform der besonnten Hange. Sie 
erscheint besonders friih im Jahr. Ich fing auf dem Krakower Miihlen- 
berg im Friihjahr und die sich durch ihre dunkle Farbung aus- 
zeichneten. Mit dieser Art zusammen fand ich regelmafiig L. exigua 
Boh. Tettigometra atm Hgb. habe ich nicht selbst gesammelt. Im 
Maltzaneum in Waren und im Liibecker Naturhistorischen Museum 
befinden sich aber Exemplare, die von Konow bei Feldberg gesammelt 
worden sind. Die Art ist als warmeliebend bekannt. Neophilaenus 
campestris Fall, war besonders haufig und regelmafiig auf besonnten 
Hangen zu finden. Unter interessanten Umstanden fing ich Aphrodes 
fuscofasciatus Goeze an Fundort I, III und V. Diese Zirpe, die ich nur 
in wenigen Stucken in trockenen Kiefernwaldern streifte, fand ich 
hier unter Steinen vergesellschaftet mit der Ameise Lasius niger L. 
Die (JcJ waren selten, die $$ haufig. Die Tiere versuchten sich nicht, 
nachdem ich sie aufgedeckt hatte, durch einen Sprung zu retten, son- 
dern krochen ahnlich der Ulopa reticulata F. an den Wurzeln umher 
und versuchten sich unter ihnen zu verbergen. Eine Zirpe siidlicher 
Verbreitung streifte ich an Fundort VI von Prunus spinosa; Idiocerus 
notatus F. Die Schlehenhecke grenzte einen Laubwald nach Siidwesten 
ab. Dort fing ich am 16. August eine Anzahl am 27. 8. keine mehr. 
Das Areal, das diese Zikade an Fimdort VI besiedelte, war sehr gering. 
Obgleich ich die Schlehenhecken der ganzen Umgebung am 16. und 27. 8. 
abstreifte, konnte ich nur die eine Hecke, die eine Lange von etwa 
30 Metern hatte, als Fundort feststellen. An einer etwas feuchteren 
Stelle des Miihlbachtales klopfte ich von Bergahom Idiocerus tibialis 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistiflch-dkologische Untersuchung. 319 


Tabelle 6. 

Besonnte Hange, 

I Gorschendorfer Hdhen. 

II Krakow (Muhlenberg). 

III Malchow. 

IV Feldberg. 

V Neubrandenburg (Datze). 

VI Neubrandenburg (Miihlbach). 


Arten 

I 

rs- 

III 

IV 

V 

VI 

Stenocranus minutus F 

8-9 (4) 

4(1) 

8(1) 

— 

8-9 (4) 



Dicranotropis hamata Boh 

— 

— 

— 

8-9 (3) 

(2) 

— 

Liburnia Aubei Perr 

8-9 (3) 

4(4) 

8(3) 

6-9 (4) 

(4) 

(3) 

„ pellucida F 

8-9 (3) 

— 

(1) 

(2) 


„ albostriata Fieb 

— 

4(1) 

8(1) 


— 



„ collina Boh 

8(2) 

— 

(3) 

(3) 

8-9 (2) 

(2) 

„ exigua Boh 

8-9 (3) 

4(4) 

— 

8-9 (4) 

6,8(2) 

9(3) 

(2) 

Lepyronia coleoptrata L 

— 

— 

8(2) 

(3) 

8-9 (2) 

Neophilaenus campestris Fall. . . . 

8-9 (3) 


8(3) 

(3) 

8(2) 

8(2) 

„ minor Kbm 

— 

— 

8(2) 

— 

8-9 (2) 

(3) 

Philaenus spumarius L 

8-9 (2) 

— 

— 

8-9 (1) 

(1) 


Eupelix cuspidata F 

— 

— 

8(1) 

(3) 

8-9 (1) 

— 

Aphrodes bicinctus Schrk 

8-9 (3) 

— 

(3) 


(3) 



„ fuscofasciatus Gz 

8-9 (2) 

— 

(2) 

— 

(3) 



Idiocerus notatus F 

— 

— 

— 


8(3) 

„ tibialis Fieb 

— 

— 

— 





8(2) 

Agallia venosa Fall 

8-9 (2) 

4(2) 

8-9 (2) 

(1) 

— 

(3) 

ff aspera B/ib* 

8-9 (2) 

— 

— 

— 

(1) 

(1) 

Platymetopius major Kbm 

— 

— 

— 

— 

8(1) 

Cicadula quadripunctulata Kbm, . . 

— 

— 

— 

8(1) 

(2) 

Doratura homophyla Flor 

8-9 (3) 

— 

8(2) 

(3) 

6, 8 (3) 

(2) 

„ exilis Horv 

— 

— 

8(2) 

— 




Deltocephalus socialis Flor .... 

8-9 (2) 

— 

(3) 

(3) 

— 

— 

,♦ multinotatus Boh. . . 

— 

— 

8(3) 


8-9 (6) 

— 

„ distinguendus Flor . 

8-9 (1) 

— 

— 

(2) 

— 

(1) 

„ striatus L 

8-9 (3) 

— 

— 

(2) 

6,8(1) 

(2) 

„ Putoni Then .... 

— 

— 

8-9 (4) 

(4) 

(3) 

(2) 

„ collinus Boh 

8-9 (3) 

— 

8(2) 

(4) 

(3) 

(3) 

»» pusillus Kbm. . . . 

— 

— 

8(1) 

— 

9(1) 

— 

Euscelis argentatus F 

— 

— 

— 

8-9 (2) 

(2) 

(1) 

„ transversus Fall 

— 

— 

— 

— 

6(1) 

— 

„ lineolatus Brull6 

— 

4(3) 

— 

8-9 (3) 


— 

„ plebejus Fall 

8-9 (2) 

— 

8(3) 

(3) 

6,8(2) 

(1) 

„ Schenki Kbm 

8(2) 

— 

— 

— 

— 


„ impictifrons Boh 

8-9 (2) 

— 

(3) 

(4) 

8-9 (2) 

(4) 

Thamnotettix Preyssleti H. S. . . . 

8-9 (2) 

— 

8(1) 

(3) 

8-9 (2) 

(3) 

„ lineatus Germ. , . . 

— 1 


— 

— 

6-9 (4) 1 

9(3) 



320 


Hans Achill Kuntze 


Tabelle 5 (Fortsetzung). 


Arten 

I 

II 

Ill 

IV 

V 

VI 

Thamnotettix croceus H. S 

— 

— 

8(2) 

(2) 

6 (1) 9 (6) 

— 

„ fenestratus H. S. . . 

— 

— 

— 

— 

— 

8(2) 

,, biguttatus Fall. . . . 

— 

— 


— 

— 

8(1) 

„ dilutior Kbm 

— 

— 

— 

— 

— 

8(1) 

„ flaveolus Boh. . . . 

— 

— 

— 

— 

8(2) 

— 

Empoasca viridula Fall 

8~9 (2) 

~ 

(3) 

(4) 

(3) 

(4) 

Dicraneura variata Hardy 

— 

— 

8(3) 

(2) 

— 

— 

,, mollicula Boh 

— 

— 

— 

— 

9(3) 

— 

Eupteryx notata Curt 

8-9 (3) 

— 

8(2) 

— 

6, 8-9 (3) 

— 


Fieb. Ich fuhre die Art bier an, da es sich ebenfalls urn eine Zikade siid- 
licher Verbreitung handelt. 

Doratura exilis Horv. streifte ich nur an Fundort III. Saager fand 
sic auf der Palinger Heide. Ihre Verbreitung in Mecklenburg wird eine 
grbfiere sein. Auch Dicraneura mollicula Boh. ist vermutlich nicht auf 
sonnige Hange beschrankt. Eine der interessantesten Arten, die ich an 
Fundort III und V in je einem streifte, ist Deltocephalus pusillus Kb. 
Diese Art ist bisher nur aus Siidschweden, Daneraark und der Mainzer 
Uingebung bekannt geworden. Mit ihr zusammen streifte ich an Fund- 
ort V Euscelis transversus Fall. (Thymus ?), die nach Haupt auf steppen- 
artigem Gelande von den Westalpen bis Nordeuropa gefunden wird. 
Die Arten Thamnotettix croceus H. S. und Deltocephalus multinotatus 
Boh. fielen durch die hohe Individuenzahl auf. Am 25. 9. waren 
diese beiden Zirpen das haufigste Insekt an Fundort V . Ich streifte sie 
von Bromusarten (B. inermis?). Thamnotettix fenestratus H. S. und 
T. lineatus F. fing ich an Fundort V und VI. T. lineMus streifte ich an 
Stellen, an denen eine Torilis-art und Vincetoxicum vincetoxicum die 
haufigsten Vertreter der Pflanzengesellschaft waren. Wagner streifte 
diese beiden Arten an den Siidhangen einer Binnendune bei Neu-Darchau 
an der Elbe. Die Art T. lineatus F. scheint also im Norden trockene 
warme Ortlichkeiten zu suchen. Haupts Angabe „feuchte Wiesen“ 
stimmt wenigstens mit diesen Fundorten nicht iiberein. 

f) Heide (Tabelle 6, S. 322). 

Das Sandurgebiet im Siidwesten Mecklenburgs mit seinem nahr- 
stoffarmen Boden und der verhaltnismaBig hohen Luftfeuchtigkeit, 
bedingt durch das Eindringen atlantischen Klimas, schuf der Heide 
die besten Lebensbedingungen. Ausgedehnte Flachen der „grie8en 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 321 


Gegend‘‘ tragen Heide. Das gesamte Gebiet, groBtenteils aber bewaldet, 
wird das sudwestmecklenburg.’sche Heidegebiet genannt. Es ist eiii 
Auslaufer der Liineburger Heide nach Osten. In diesem Gebiet sammelte 
ich in der Umgebung von Leussow, bei Mallis und Lubtheen. Die Ergeb- 
nisse an diesen siidwestlichen Fundorten, die sich gleich waren, fiihre 
ich alle unter ,,Leussow‘' auf. Die Fundorte, die ich regelmaBig be- 
suchte und auf die sich meine IJntersuchungen stiitzen, sind: 

I. Leussow. 

II. Parchim. 

III. Heidberge bei Kankel. 

IV. Heideflachen an der Ostsee bei Bad Neuhaus. 

Die slidwestmecklenburgischen Heideflachen grenzen meist an 
Kiefernforst ; weiter nach Osten werden die Heideflachen in ihrer Aus- 
dehnung immer geringer. An der Ostgrenze des sudwestmecklenburgischen 
Heidegebietes liegt der Fundort II. Die Heidberge am Dolgener See 
(Fundort III) erwahnte ich schon bei der Behandlung der Sandfelder; 
sie liegeri 20 km siidostlich von Rostock. Die Nordseite der Heidberge 
hat einen viel iippigeren Bewuchs als die Siidseite. Die Calluna- 
straucher sind dort sehr hoch. Dazwischen stehen verschiedene Koni- 
feren. Auf der Hohe der Heidberge bilden die Kiefern einen kleinen 
zusammenhangenden Wald. Hier muBte also die Heide, wie zu- 
meist im Osten, melir oder weniger den Schutz des Waldes aufsuchen, 
und hiervon wird naturlich die Zikadenfauna beeinfluBt. Die Heide- 
flachen des Fundortes IV grenzen an die Diinenformation daselbst. 
Eine graue Dime fehlt. Wie an den Fundorten II und III ist die Heide- 
flache hier wenig ausgedehnt. 

Fundort I hat moorige Stellen mit Erica tetralix. Fundort II bildet 
in der Zusammensetzung der Pflanzengesellschaft einen Ubergang zu 
den Sandfeldern. Besenginster war hier stellenweise haufig, andere 
Psamrnophyten nicht selten. 

An den typischen Stellen der Heide ist die Flora stets sehr artenarm 
und nur an den Randern bereichert durch Vertreter der angrenzenden 
Pflanzengesellschaften, vor allem der Kiefernwalder, der Sandfelder 
und der Hochmoore. 

Die Zikadenfauna der Heide hat ihr Geprage durch die an Calluna 
gebundenen Arten. Von diesen ist die typischste Art Vlo^a reticulata F. 
(im Sommer an alien Fundorten). Im Friihjahr und Herbst las ich sie 
von den Stengeln dicht iiber dem Erdboden und den durch das 
Umlegen des Strauches freigelegten Wurzeln ab. Die Art iiberwintert. 



322 


Hans Achill Kuntze 


TabeUe 6. 

Heide. 

I Heidefl&chen bei Leussow. 

II Heideflachen bei Parcbim. 

III Heidberge bei Kankel. 

IV Heideflache bei Bad Neuhaus. 


Arten 

I 

II 

III 

IV 

Kelisia guttula Germ 

8-9 (3) 

(2) 

— 

6-9(3) 

Delpbacunus mesomelas Boh 

— 

— 

8 (2) 

— 

libumia collina Boh 

&-8 (3) 

8(3) 

6-8 (4) 

(1) 

,, elegantula Boh 

8-9 (2) 

— 

6-8 (4) 

— 

Gargara genistae F 

8(3) 

(3) 

7-8 (4) 

— 

Neophilaenus lineatus L 

— 

— 

6-9 (2) 

(3) 

„ exclamationis Thunbg. . . 

8-9 (2) 

— 

6-9 (3) 

— 

Ulopa reticulata F 

(4) 

(4) 

(6) 

(3) 

Aphrodes trifasciatus Fourc 

8-9 (2) 

(2) 


7-8 (1) 

Bythoscopus rufusculus F 

8(2) 

(2) 


6-8 (3) 

Macropsis rubi Boh 

8(3) 

(2) 

— 

7-9 (4) 

Doratura homophyla Flor 

8(2) 

— 

8-9 (2) 

— 

Rhysti stylus proceps Kbm 

8-9 (2) 

(1) 

— 

7-8 (1) 

Deltocephalus socialis Flor 

— 

— 

8 (3) 

— 

„ sursumflexus Then .... 

8(1) 

— 

7-8 (2) 

— 

„ striatus L 

6-9 (2) 

— 

— 

(2) 

„ collinus Boh 

8(2) 

(2) 

— 

— 

Euscelis inters titialis Germ 

8(1) 

— 

— 

— 

„ striatulus Fall 

8-9 (6) 

(3) 

6-8 (3) 

(2) 

„ onustus Ferr 

8-9 (4) 

— 

— 

— 

„ brevipennis Kbm 

5-8 (2) 

8(3) 

6-8 (4) 

— 

Thamnotettix tenuis Germ 

8-9 (4) 

(2) 

— 

— 

„ attenuatus Germ 

8-9 (3) 

— 

— 

— 

„ vitripennis Flor 

8-9 (3) 

— 

— 

— 

Grypotes puncticollis H. S 

8-9 (2) 

(2) 

7-10 (3) 

— 

Empoasca smaragdula Fall 

6-9 (2) 

— 

— 

(3) 

Erythria aureola Fall 

6-9 (3) 

— 

6-10 (3) 

(4) 

Erythroneura rubrovittata Leth 

7-8 (4) 

1 (1) 

(3) 

(3) 


Weitere Callunabewohner smd Afhrodes trifasciatus Fourc. (selten), 
Euscelis striatulus Fall., Erythria aureola Fall, und Eryihroneura rvbro- 
vittata Leth. Bin interessanter Fund ist Euscelis onustus Ferr., die bis- 
her in Deutschland nur in der Liineburger Heide und auf Bergwiesen 
der Voralpen gesammelt wurde. Findet sich Brombeergestrauch in 
diesem Biotop, wandern mit ihm Macropsis rubi Boh. und Typhlocyba 
tenerrima H. S. ein. Der Besenginster ist die Nahrpflanze von Gargara 
genistae F. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-okologische Untersuchung. 323 

Praferenten dieses Lebensraums sind die an den Heidegrasem ge- 
streiften Arten Liburnia collina Boh., Doratura homofhyla Flor, Rhysti- 
stylus proceps Kh., Euscelis brevipennis Kb., Thamnotettix tenuis Germ, 
und vielleicht T. vitripennis Flor. Von Riedgrasern streifte ich Di- 
craneura citrineUa Zett. 

Nur Einzelfunde machte ich von Euscelis interstitialis Germ, und 
Thamnotettix attenuatus Germ, (nur an Fundort I). Von E. interstitialis 
streifte ich ein Exemplar auf einem verheideten Odland am 4. 8. 1936 
in der Nahe von Malliss und von T. attenuatus Germ, am 17. 9. 1936 
auf einer nicht sehr ausgedehnten Heideflache an der Landstrafie 
Leussow — Gohlen mehrere Tiere. 

Die iibrigen in der Tab, 6 aufgefiihrten Zirpenarten sind mehr oder 
weniger eurytop. 


g) Hochmoor (Tabelle 7, S. 327). 

Hochmoore meist kleinern Umfangs sind in alien Teilen Mecklen- 
burgs noch erhalten; vier der grofieren habe ich genauer untersucht: 

I. Darzer Moor. 

II. Driesbether Moor. 

III. Goldenitzer Moor. 

IV. Miiritzer Moor. 

Das Darzer Moor liegt im Norden von Parchim. Es ist das Quell- 
gebiet der Wocker, Die Pflanzengesellschaft ist trotzdem die eines 
Hochmoores. Das gleiche gilt fiir die Insektenfauna. 

Das Driesbether Moor liegt im Osten von Lubstorf, an der Bahn- 
strecke Bad Kleinen — Schwerin, 

Das Goldenitzer Moor, im Siidosten von Rostock gelegen, ist be- 
sonders ausgedehnt. 1931 veroffentlichte Rabeler eine Arbeit: ,, Die- 
Fauna des Goldenitzer Hochmoores in Mecklenburg. “ Darin werden 
die allgemein giiltigen Verhaltnisse dieses Biotops ausfiihrlich ge- 
schildert, und auch die daselbst gefundenen Zikaden genannt. Meine 
Liste ist naturgemafi vollstandiger. 

Das Miiritzer Moor — ostlich des Seebades Miiritz gelegen — schliefit 
sich eng an zwei schon behandelte Fundorte an; es grenzt im Osten 
an die im vorigen Abschnitt geschilderte Heide bei Bad Neuhaus und 
im Norden an die Diine. Zwischen ihr und dem eigentlichen Hochmoor 
liegt ein Moorwald. 

Die Flora dieser Hochmoore ist durchaus einheitlich. In den nassen 
Teilen — meist zentralen Distrikten der Hochmoore — findet sich das 



324 


Hans Achill Kuntze 


Torfmoos in mehr oder weniger zusammenhangender Decke. Die Hoch- 
flachen sind oft stark verheidet, teils iiberwiegt Erika tetralix, teils 
Calluna vulgaris. Kleiiiere und groBere Torfstiche finden sich in fast 
alien angefiihrten Hochmooren. Oft liegen diese Abbaugebiete lange 
ungeniitzt, so daB sie sich schnell wieder mit Sphagnum besiedeln. 
Die Torfstichkultur hat also keine einschneidenden Folgen fiir den 
Bestand der Hochmoore. In ihrem Fortbestehen sind die Hochmoore 
aber bedroht durch die Anlage der Entwasserungsgraben. Die Ent- 
wasserung verursacht ein immer weiteres Vordringen des Kiefern- 
Birkenwaldes mit nachfolgender Waldbesiedlung. Im Goldenitzer 
Moor sind Damme langs den Entwasserungsgraben aufgeschiittet und 
von eingewanderten Pflanzen besiedelt. Mit ihnen wandern Zirpen 
ein, sowohl eurytope Arten wie auch Ubiquisten, die auf den urspriing- 
lichen Teilen des Hochmoores nicht zu finden sind. Viele der von Rabe> 
LER genannten Arten sind dementsprechend Adventivformen. Sie 
leben nur auf den etwa 10 m breiten Dammen. Diese Arten sind: 
Lihurnia 'pellucida F., L. brevifennis Boh., Euacanthus inter ruftus L., 
Afhrodes bicinctus Schrk., Ciccidella viridis L., Macrofsis scutellata Boh., 
Cicadula sexnotata Fall., Graphocraerus ventralis Fall., Doratura stylata 
Boh., Deltocephalus striatus L., D. abdominalis L., D, distinguendus Flor, 
Euscelis sordidus Zett., E. lineolatus Brulle, T. sulphur ellus Zett., Eupt- 
eryx aurata L. und £. urticae F. Auf den Hochflachen wurden diese 
Zirpen von mir nicht gef unden. 

Die in meiner Tabelle aufgefiihrten Zirpen setzen sich zusammen 
aus tyrphobionten und tyrphophilen Arten, aus Einwanderern der 
Flachmoore, der Heide und des Kiefernwaldes. Einige mehr oder 
weniger eurytope Arten vervollstandigen die Artenliste. 

Die Zikadenfauna der Hochmoore ist gut geschlossen. Unter den 
39 aufgefiihrten Arten befindet sich nur ein Ubiquist: Neophilaenus 
lineatus L. Die Art variiert sehr. Auf den Hochmooren iiberwiegt die 
Form fuscus Hpt. Sie unterscheidet sich von der Nominatform durch 
die einfarbig dunkelbraune Oberseite. 

Tyrphobionte Arten sind Liburnia albocarinata Stal, Ommatidiotus 
dissimilis Fall, und Stron^gylocephalus Megerlei Scott, Die erstgenannte 
Art ist nicht, wie Peus und Rabeler vermuten, an Sphagnum ge- 
bunden. Ich fing die Jugendstadien im Spatherbst im Miiritzer Moor 
auf einer Torfmoosdecke, die dicht mit einer Eriophorum-art (poly- 
stachium?) durchsetzt war. Ich sammelte einige Tiere lebend ein und 
setzte die Larven in zwei Beobachtungsglaschen. In dem einen befand 
sich nur Torfmoos, in dem anderen Torfmoos und einige Stengel der 



Die Zikaden Meoklenburgs, eine faunistisch-okologische Untersuchung. 325 


Eriophorum-art, die ich leider nicht mit den Wurzeln ausreiBen konnte. 
Als Kontrolltiere setzte ich in beide Glaschen lebende Megarnelus 
brevifrons Reutter. Die Jugendstadien der Liburnia in deni Glaschen 
mit reinem Sphagnum starben nach 6 Tagen ab. Die anderen erst, 
nachdem der Eriophorum-stengel vollstandig vergilbt war. Diese 
hatten liber drei Wochen gelebt. Die MegafJielus lebten in beiden Glas- 
chen bis zum 4. Januar. 

Die Nahrpflanze fiir Ommatidiotus dissimilis Fall, ist Eriophorum 
vaginatum. Diese Zirpe ist wahrend ihrer Erscheinungszeit nicht zu 
iibersehen. Ich fing sie in groBer Anzahl im Goldenitzer Moor. Strongy- 
locefhalus Megerlei Sc., die dritte tyrphobionte Art, uberwintert als 
Imago und ist auf den Sphagneten anzutreffen. In den trockenen 
Teilen der Hochmoore fehlt sie. 

Megarnelus brevifrons Reutter wurde stets als die typischste Hoch- 
moorzikade bezeichnet. Ich fing mein erstes Exemplar im September 
auf einem kleinen Sphagnetum nahe Grevesmlihlen. Im Oktober und 
November fand ich die Art zahlreich im Mliritzer Moor. Hatte ich nur 
diese beiden Fundorte fiir diese Art, wiirde ich sie auch fiir eine tyr- 
phobionte Art halten. Ich konnte aber noch zwei andere Fundorte 
fiir die Art nachweisen. Der eine ist die Hirschwiese der Rostocker 
Heide, der andere ein sumpfiges Tal der Kaiserberge, die Quelle der 
Kosterbeck (in der Gegeiid von Rostock). Die Fangdaten fiir diese 
beiden Fundorte sind 19. 10. 1936 und 4. 11. 1936! Beide Fundorte 
zeichneten sich durch hohe Bodenfeuchtigkeit aus. Beim Umhertreten 
an diesen Orten stieg das Wasser einem bis an die Knochel. Die Pflan- 
zendecke an diesen Fundstellen ist ein dichter Moosrasen, von Ried- 
grasern durchbrochen. 

Megarnelus brevifrons Reutter gait bisher als ausgesprochen selten. 
Aus Finnland wurde sie beschrieben, Haupt sammelte sie auf dem 
Betula-nana-Hochmoor bei Neulinum (WestpreuBen), Peus sammelte 
sie auf den westdeutschen Hochmooren. Weiter ist meines Wissens 
kein mitteleuropaischer Fundort bekannt. Wie ist nun das seltene Auf- 
finden dieser Zikade zu erklaren? Es hat wohl zwei Griinde: die 
spate Erscheinungszeit und die versteckte Lebensweise. Ich hatte die 
Art wahrscheinlich auch vergebens gesucht, ware mir nicht der Zufalls- 
fund bei Grevesmlihlen gegllickt. Da ich dadurch den Nachweis hatte, 
daB die Art vorkam, suchte ich planmaBig das Sphagnetum des Mliritzer 
Moores ab. Ich durchwatete ein etwa 200 m langes Sphagnetum, ohne 
die Art zu finden. Da die Sonne aber herrlich schien (am 18. 10. 1936), 
versuchte ich mein Gllick noch einmal an einer anderen Stelle. Lange 



326 


Hans Achill Kuntze 


Zeit ohne Erfolg. Dann traf ich auf meine alte Spur und mit einem Male 
hatte ich in meinem Streifnetz etliche Exemplare. Ich folgte dieser 
alien Spur und fing nun regelmaBig die Zikade. Ich machte die Probe 
und trat auf einem unberuhrten Torfmoospolster bin und her und beob- 
achtete dann dieses Polster. Nacb einiger Zeit erschienen an der Ober- 
flacbe des Torfmooses mehrere Megamelus brevifrons, die sich bis dahin 
im Sphagnum verborgen batten und durcb das Untertauchen und 
Pressen des Torfmooses veranlaUt wurden, ihren Schlupfwinkel auf- 
zugeben. 

Dieselbe Fangmethode wandte ich an den oben erwahnten Fund- 
orten auBerhalb der Hochmoore an. Erst trat ich auf dem Moosrasen 
umher, dann streifte ich die Stelle ab. So fand ich an diesen zwei auBer- 
halb der Hochmoore gelegenen Fundorten diese Zikade (zusammen 
mit M, Fieberi Sc.!!). Es ist zu bemerken, daB in der Nahe dieser 
beiden Fundstellen kein Hochmoor, auch kein kleines Sphagnetum liegt. 

Megamelus brevifrons ist also nur als tyrphophil zu bezeichnen. Ihr 
Vorkommen ist an sehr feuchte Stellen mit Moosdecke, die von Grasern 
durchbrochen sein kann, gebunden. Das Sphagnetum der Hochmoore 
bietet ihr in dieser Hinsicht die besten Lebensbedingungen, daher ihre 
Haufigkeit auf diesem Biotop. 

Ebensowenig ist Kelisia vittipennis J. Shlbg. tyrphobiont. Sie ist 
aber an Eriophorum gebunden. Im Herbst streifte ich sie regelmaBig 
auf den Hochmooren in groBer Anzahl. AuBerhalb der Hochmoore 
streifte ich sie nur einmal bei Neustrelitz auf rnoorigem Gelande an 
einer Stelle, die kiimmerlich mit Eriophorum besiedelt war. 

Tyrphophil sind noch die Arten Deltocephalus Panzeri Flor, D. maculi- 
ceps Boh. und Euscelis grisescens Zett. 2). Panzeri Flor fand ich nur 
an den feuchten Stellen der Hochmoore. tJberwinternde $$ streifte ich 
Ende Oktober mit M. brevifrons zusammen. E, grisescens Zett. und 
D. maculiceps Boh. sammelte ich auch auf den Hochflachen. 

Im Darzer Moor fand ich am 8. 6. 1936 ein $ einer Stiroma-Biit, das 
nicht zu bestimmen war, Leider konnte ich keine weiteren Exemplare 
dieser Art auffinden (vgl. Artenliste). 

Der Zikadenfauna der Heide gehoren f olgende Arten an : Libumia 
collina Boh. (?), Ulopa reticuluta F., ApTirodes trifasciatus Fourc., 
Euscelis striatulus Fall., Thamnotettix tenuis Germ, und Erythroneura 
rubrovittata Leth. Mit der Kiefer gelangen ins Hochmoor die Arten 
Aphrophora corticea Germ., Grypotes puncticollis H. S. und Eurhadina 
Oermari Zett. Neophilaenus exchimationis Thbg., Deltocephalus multi- 
notatus Boh., D. sursumflexus Then und Euscelis brevipennis Kb. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologisohe Untersuchung. 327 

Tabelle 7. 

Hochmoor. 

I Darzer Moor. 

II Driesbether Moor. 

III Goldenitzer Moor. 

IV Miiritzer Moor. 


Arten 

I 

II 

III 

IV 

Ommatidiotus dissimilis Fall 

9(3) 


7-9 (5) 

(4) 

Kelisia vittipennis J. Shlbg 

9(3) 



7-9 (4) 

7-11 (4) 

Megamelus brevifrons Reutter 


— 


10-11 (5) 

„ venosus Germ 

— 



9 (1) 

10 (1) 

Stenocranus fuscovittatus Stal 



__ 


9 (1) 

Stiroma spec 

6(1) 





Liburnia collina Boh 

6(1) 

— 

6-7 (2) 


,, albocarinata Stal 

6-7 (2) 

6(3) 

6-8 (4) 

6, 10 (3) 

Aphrophora corticea Germ 

— 


7 (1) 


Neophilaenus lineatus f. fuscus 

6-9 (4) 

6(2) 

6-9 (3) 

6-10 (3) 

exclamationis Thbg. . . . 

— 

— 

6-7 (3) 

7 (2) 

Ulopa reticulata F 

6-9 (2) 

6(1) 

6-9 (4) 

7 (1) 

Strongylocephalus agrestis Fall 

7-8 (1) 



8 (1) 

„ Megerlei Scott 

6(2) 

— 

9 (1) 

10 (3) 

Aphrodes bifasciatus L 

7(1) 





trifasciatus Fourc 


6(2) 

7-8 (2) 


„ albif rolls L 

— 

6(1) 

8(1) 

_ 

Bythoscopus rufusculus F 

— 

6(3) 

6-8 (4) 

6-7 (3) 

„ flavicollis L 

6.8(3) 

— 

6-8 (3) 

(3) 

Balclutha punctata Thbg 

— 

(1) 

(3) 

(2) 

Deltocephalus multinotatus Boh 

— 


8-9 (2) 


„ sursumflexus Then .... 

— 



6-8 (3) 

(2) 

„ striifrons Kbm 





9 (1) 


„ assimilis L 

8(2) 

— 

( 2 ) 

7-8 (1) 

„ maculiceps Boh 

— 

— 


8-9 (2) 

„ Panzeri Flor 

8(1) 

— 



8-10 (3) 

Euscelis striatulus Fall 

— 

— 

7-8 (3) 


„ grisescens Zett 

6-8 (4) 

6(2) 

7-9 (3) 



„ sordidus Zett 

7-8(1) 




8 (1) 

obsoletus Kbm 

8-9 (3) 

— 

8(2) 

8-10 (1) 

„ brevipennis Kbm 

— 

6(2) 

6-8 (2) 


Thamnotettix tenuis Germ 




8 (2) 


,, quadrinotatus F 

6-9 (3) 

6(1) 

7-9 (2) 

(2) 

„ intermedius Boh 




8 (3) 


Grypotes puncticollis H. S 

8(2) 



7-8 (3) 


Empoasca smaragdula Fall 

7-8 (3) 



8 (3) 

8 (2) 

Dicraneura citrinella Zett 

8(1) 



8 (2) 


Eurhadina German Zett 


_ 

7-9 (3) 


Erythroneura rubrovittata Leth 

— 


7-9 (2) 

9 (1) 


328 


Hans Achill Kuntze 


sind ebenfalls Kiefernbegleiter. Auf moorigem, sumpfigem Gelande 
(tJbergangsmoor) an den Randern findet man die Arten Strongyloce- 
fhalus agrestis Fall, Deltocefhalus assimilis L., LimoteUix striola Fall., 
Euseelis obsoletus Kb., ThamnoteUix quadrinotatus F. und Bicraneura 
citrinella Zett. 

Alle diese Arten sind durch ihre Nahrpflanzen im Hochmoor mehr 
oder weniger heimiscb geworden. Dazu gehoren auch die wenigen bis- 
her nicht genannten Arten meiner Tabelle und die an verschiedenen 
Laubholzern vorkommenden Arten Afhrofhora alni Fall., Bythoscopus 
flavicollis L., B. rufusculus F., Balclutha, punctata Thbg., Thamnotettix 
subfusculus Fall, und Empoasca smaragdula Fall. 

b) Fl/ichmoor (Tabelle 8, S. 333). 

Meine Untersuchungen dieses Biotopes wurden in alien Teilen des 
Landes gcmacbt, entsprechend der Haufigkeit dieser Formation. Sumpf- 
niederungen begleiten die Fliisse, Sumpfe begrenzen die meisten Seen 
Mecklenburgs. Auf die besonderen Verhaltnisse der Salzsiimpfe bin 
ich schon in Abschnitt a eingegangen. 

Ich unterscheide in meiner Arbeit nicht die Verschiedenheit dieses 
Biotopes, die sich schon in den vielen Namen, 'die die deutsche Sprache 
kennt (tlbergangsmoor, Niedermoor, Sumpfniederung, Morast, Ried) 
ausdriickt. Das was ich unter ,,Flachmoor“ verstehe, wird durch das 
Vorherrschen der Riedgraser in der Pflanzendecke charakterisiert. Um 
die Unterschiede zu berucksichtigen, ware jedes Mai eine Standorts- 
analyse notwendig gewesen, die sich durch den IJmfang der Aufgabe 
verbot. 

Ich besuchte mehr als 200 Biotope dieser Art. Haufig war eine 
Trennung zwischen der Sumpfniederung und der anschlieUenden Wiese, 
die wirtschaftlich genutzt wurde, nicht zu machen. Die Grenze der 
Nutzungsflache der nassen Wiese ist fast jedes Jahr an den verschie- 
denen Fundorten eine andere. Sie richtet sich nach dem Feuchtigkeits- 
grad (Wasserstand der nahen Fliisse und Seen) des Bodens. 

i) Uferzone (Tabelle 8, S. 333). 

Desgleichen war oft keine Trennung zu machen zwischen der Ufer- 
zone eines Sees oder FluBlaufes und dem anschlieBenden Flachmoor. 
Die charakteristischen Vertreter der Pflanzenwelt der Uferzone (Schilf, 
Binsen, Typha und Sparganium) untermischen sich allenthalben mit 
den Riedgrasern und Grasem. Hatifig genug befinden sich auch inner- 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch okologische Untersuchung. 329 

lialb eines Sumpfgelandes Schilfbestande, ohne dab in einem solchen 
Fall von einer Uferzone gesprochen werden kann. 

Ich babe deshalb in meiner Tabelle die Fundorte wie folgt ein- 

getcilt : 

I. tibergangszone zwiscben genutzter nasser Wiese und dein 
Flachmoor. 

II. Echtes Flaclimoor. 

III. tibergangszone zwiscben Flacbmoor nnd Uferzone und 
Flacbmoore mit Scbilf- und Typbabestandcn. 

IV. Uferzone. 

Eine Beschreibung eiiizelner Fundorte gebe icb dabei nur fUr die 
Fundstellen seltener Zikaden. 

Die Leitformen und Praferenten der von mir unterscbiedenen Bio- 
tope lassen sicb aus der Tabelle gut ablesen. In der Spalte I und 1 1 
sind einige Arten aufgefiihrt, deren Vorkoninien in dieseni Biotop ver- 
wundern mag, weil sie sonst an trockeneren Ortlicbkeiten gefunden 
werden. Eupelix cuspidata F., Euscelis argentatus F. und Thunmo- 
tethx Preyssleri H. S. Sehr spat im Jalir — Ende Oktober — fing icb 
(liese Arten (dunkelpigmentierte $$; keine jedocb) nur an solcben 
sebr feuchten Stellen; auf trockenen Wiesen waren sie dann niebt niebr 
zu finden. Einige $$ dieser Arten wurden im Spatberbst lebend ein- 
gesammelt und in Zucbtglascbcn in einen frostfreien Raum g?bracbt 
Sie lebten nocb im Dezember. Haupt hat bei Eupelix c-uspidata F. die 
Beobachtung gemacht, daU sie im Friihjahr auf feuebten Wiesen zu 
finden ist, im Sommer dagegen auf trockenen, womit sicb also meine 
Beobachtungen decken. tlberwinternde $$ dieser Art wandern offenbar 
im Spatberbst von den trocknen Grasstellen auf die feuchten iiber. 
Piir die iibrigen genannten Arten gilt, wenn auch niebt in so ausgepriig- 
tem Mabe, dassclbe. 

Uberall befinden sicb auf den Flachmooren kleine oder grobere 
^Veidenbiische, auf denen eine Anzahl Zirpenarten heimisch sind. Ver- 
fiogene Tiere dieser Arten streifte ich bin und wieder aucb von den 
firasern und Riedgrasern. Sie gehoren den Gattungen Cixius, Aphro- 
phora, Macropsis, Idiocerus, Empoasca, Typhlocyba an; auberdem gilt 
<lies fiir Cicadula punctifrons Fall. Die in Norddeutschland bisher niebt 
gefundene Art Idiocerus poecilus H. S. streifte ich einmal in wenigen 
Exemplaren am 4. 8. 1936 von Salix viminalis bei Domitz. Dort standen 



330 


Hans Achill Kuntze 


auf den sehr nassen Wiesen am Ufer der Elbe verschiedene Weiden- 
arten. Dieser Fundort ist ein Beispiel dafiir, dafi der Biotop I ohne II 
und III in den Biotop IV iibergehen kann. Die Uferzone hat in solchen 
Fallen meist sandigen Untergrund. Mit I. foeciliis H. S. zusammen 
streifte ich C. punctifrons Fall, in einer grofieren Form mit sehr dunkel 
pigmentierten Fliigeldecken der 

Pradominierende Leitformen des Biotopes Flachmoor sind die 
Megamelus-Atten, Kelisia pallidula Boh., Liburnia leptosoma Boh., 
L. Fairmmrei Perr., Conomelus limbatus F., Euconomelus lepidus Boh., 
Neophilaenus lineatus L., Strongylocephalus agrestis Fall., Euscelis 
obsoletus Kb., E. qmdmm Boh., Thamnotettix frontalis H. S., T. quadri- 
notatus F., Limotettix striola Fall, und Dicraneura flavipennis Zett. 
Alle diese Arten finden sich auch anderswo, sind aber dann meist sehr 
viel seltener, da ihre Nahrpflanzen zum groBten Teil Riedgraser sind. 
(Im Osten Mecklenburgs ist vielleicht noch Lepyronia coleoptrata L. 
als Leitform hinzuzufiigen.) 

Durchaus spezifisch, aber selten zu finden, sind die Arten Megamelns 
Fieberi Scott., Liburnia juncea Hpt., L. pullula Boh., L. paludosa Flor, 
L. oxyura Hpt. und Deltocephalus costalis Fall. 

Megamelus Fieberi Sc. wies ich nur fiir einen Fundort nach: die 
Quellsumpfe des Baches Kosterbeck, nahe Rostock. Hier fand ich diese 
Zikade im August und September in wenigen Exemplaren auf einer 
sehr nassen Wiese, die den tibergang zu einem Flachmoor darstellte. 
Im Oktober und November wandte ich dann fiir die Megamelus- Axtew 
die auf S. 325 geschilderte Sammelmethode an und fand nun M. Fie- 
beri Sc. haufig an einer Stelle der Quellsumpfe, wo einige Binsen und 
Riedgraser einen dichten Moosteppich durchbrachen. Am alten Fang- 
ort war die Art nach wie vor selten. Diese Zirpe ist bisher nur einmal 
in Deutschland festgestellt worden, indem Wagner ein ^ in der Um- 
gebung Hamburgs fand. 

Liburnia juncea Hpt. streifte ich in brachypteren und macropteren 
Individuen in groBer Anzahl auf dem Werder (Sumpf) bei Toiten- 
winkel (Rostock). Haupt gibt fiir diese Art Juncus als Nahrpflanze an. 
Meine Beobachtungen bestatigen dies nicht. Ich fand diese Art nur an 
Stellen, an denen Brixa intermedia in reicher Menge wuchs. Kleine 
Binsen standen dagegen iiberall an diesem Fundort zerstreut. 

Von Liburnia pullula Boh. fand ich ein ^ auf dem Flachmoorgelande 
beim Heiligen See nahe der Ostseekiiste ostlich Wamemiinde. Be- 



Die Zikaden Mecklen burgs, eine fauiiistisch-okologische Untersuchung. 331 


iniiliungen, diese Zirpe nochmals am selben Fundort aufzufinden, ge- 
langen nicht. An anderen Fundorten konnte ich die Art nicht nach- 
weisen. Auch von L, faludosa Flor fand ich nur ein auf dem Sumpf- 
gelande des Aalbachtales bei Jafinitz, das ich nur einmal besuchte. 

Nicht an diesen Biotop gebunden, aber sehr haufig daselbst (Pra- 
ferenten) sind Neofhilaenus lineatus L. und Cfcadella viridis L. Die 
Individuenzahl von N. lineatus L. ist wahrend ihrer Haupterscheinungs- 
zeit eine ungeheure. Zahlfange an zwei Stellen zeigten, daB diese ein- 
zelne Art uber 50% der gesamten Insektenaiisbeute ausmachte. Ein 
ahnliches Ergebnis ergab ein Zahlfang im Wockertal bei Parchim fiir 
die Zirpe Cicadella viridis L. : 50 Katscherschlage erbrachten 173 Zikaden 
und 168 sonstige Insekten. Von den 173 Zikaden gehorten 88 Stuck 
der Art C. viridis L. an. 

Pradominierend in der Uferzone und deshalb als Leitformen zu be- 
zeichnen, sind vor allem die an Schilf lebenden Zirpen; sie sind aber 
auch auf den feuchten Flachmooren (Spalte III) mit ihrer Niihrpflanze 
zu finden. Es sind die Arteii der Gattungen Delpliax, CMoriona, Euidella 
und die Art Paralimnus phragmitis Boh. Diese Art habe ich oft in 
Menge gefunden, wahrend das Auftreten der anderen Arten durch das 
Ernten des Schilf es ortlich beeintrachtigt wird. P. phragrnitis Boh. 
ist haufig mit Scaphoideus formosus Boh. verwechselt worden. In 
alten Faunenlisten, in denen letztere Art aufgefiihrt ist und die 
erstere fehlt, ist es wichtig, noch einmal nachzupriifen, ob es sich 
auch wirklich um S, formosus Boh. handelt. S, formosus Boh. ist 
selten. Ich konnte fiir diese Zirpe nur einen Fundort nachweisen: 
das Nordende des Planer Sees (Abb. 2). Dort streifte ich nahe dem 
Seeufer, das an dieser Stelle in sumpfiges Gelande iibergeht, die Art 
in wenigen Exemplaren. Phragrnitis, Glyceria und Riedgraser bil- 
deten den Hauptbestandteil der Pflanzendecke. Pseudacorus und 
Binsen wareii nicht haufig. 

Die sehr seltene Liburnia Reyi Fieb. streifte ich an einem sandigen 
Uferteil des Plauer Sees, zwischen dem Vorwerk Glashiitte und dem 
Dorf Alt- Schwerin gelegen, an dem das Wasser des Sees die Stengel 
des Schilfes und der Binsen (Juncus communis) bespiilt. Fiir diese 
Art kann ich keinen weiteren Fundort angeben. 

An Potamogeton fand ich Erotettix cyane Boh. Sie war besonders 
haufig auf einem kleinen Teich bei Galow (Abb. 3) im Kreis Biitzow. 
Selten war die Art auf Nymphaea auf der Oberwarnow zu finden. Ich 
nehme an, daB diese Tiere nur verflogen waren. 

22 A 


Arcbiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. 6, Heft 3. 



332 



Abb. 3. Teich bei Galow. Fimdstelle von Errotettix cyane Boh. 



Die Zikaden Mecklen burgs, eine faunistisch-okologisehe Untersuehung. 


B33 


Tabello 8. 

Sunipf. 

I Obergarigszone zwischen feuchter Wiese und Flachnioor. 
II Flachnioor. 

III Ubergangszone zwischen Flachmoor und Uferzone. 

IV Uferzone. 


Artc'ii 


Cixius nervosus L 

,, cunicularius L 

Kelisia pascuoruin Rib 

,, vittipennis J. 8hlbg 

,, pallidula Boh 

Mcganiclus notula (Term 

„ brevifrons Keutt(‘r . . . . 

,, venosus (Jcrni 

,, Fieberi Scott 

Stcnocranus minutus F 

,, fuscofasciatus Stal . . . 

Delpliacinus inesonielas Boh 

Delphax crassicornis Pz 

,, pulchellus Curt 

(^liloriona prasinula Fieb 

,, glaucescens Fieb 

Euidella speciosa Boh 

Liburnia juncea Hpt 

pullula Boh 

,, paludosa Flor 

,, Reyi Fieb 

pellucida F . . 

,, obscurella Boh 

,, difficilis Edw 

,, lugubrina Boh 

,, leptosoina Boh 

,, spinosa Fieb 

,, oxyura Hpt 

,, Fairniairei Perr 

,, brevipennis Boh 

Cononielus linibatus F 

Euconomelus lepidus Boh 

Lepyronia coleoptrata L 

Philaenus spumarius L 

Neophi!aenu8 lineatus L 

Eupelix cuspidata F 


I 1 

11 

111 

IV 

5-8 (3) 

— 

(1-8 (2) 

— 

5-8 (3) 

— 

— 

- 

8 (2) 

— 


-■ 

— 

8 (2) 

— 


7-9 (3) 

8 (3): 

7-8 (3) 

— 

7-11 (4) 

7-10 (4) 

(4) 

— 

— 

11(1) 

: 


9-11 (3) 

(3) 

(2) 


8-11 (1) 

10-1 1 (5) 

— 

— 

4 (1) 


4,9(1) 

— 


J [d) 



(1-9 (3) 


— 

— 

— 


8(2) 



--- 

(1-8 (2) 


— 


7(4) 

(2) 


— 

8 (4) 

7 (B) 


— 

5-(l (3) 

(1) 

1 

(1 (fi) 

— 

— 

i 

(1 (1) 

- 

— 

— 

- 

(1(1) 


— 

— 

— 

7(B) 

5-8 (B) 

— 

— 1 

— 

7-8 (3) 

(2) 

- i 


8 (2) 

— 

— 

-- 

8 (1) 

— 

(1-9 (4) 

1 b (^) 

8-9 (2) 

fi-ll (6) 

(3) 


5-8 (2) 

(3) 

— 

— 

— 

5 (2) 

— 


6-10 (5) 

(3) 

(2) 

— 

7-9 (2) 

(2) 

— 

— 

7-10 (1) 

(2) 

(4) 

(2) 

— 

(1-8 (2) 

(3) 

j ^ 

7-8 (H) 

(3) 


— 

6-10 (B) 

(3) 

(3) 


6-11 (4) 

(6) 

(3) 

I — 

5 (2) 

10 (2) 

22* 


334 


Hans Achill Kuntze 


Tabelle 8 (Fortsetzung). 


Arten 

I 

II 

III 

IV 

Paropia scanica Fall 

6-9 (3) 

10 (2) 

— 

— 

Euacanthus interruptus L 

6-10 (4) 

(3) 

— 

— 

Strongylocephalus agrestis Fall. . . . 

— 

7-8 (4) 

(3) 

— 

Aphrodes flavostriatus Don 

7-10 (3) 

(3) 

(2) 

— 

Cicadella viridis L 

7-10 (5) 

(3) 

(3) 

— 

Bythoscopus fenestratus Schrk. . . . 

6-8 (3) 

(2) 

— 

— • 

Idiocerus elegans Flor 

— 

7-8 (3) 

— 

— 

Agallia brachyptera Boh 

7-10 (4) 

7-11 (3) 

(2) 

— 

Errotettix cyane Boh 

— 

— 

— 

7-8 (4) 

Cicadula punctifrons Fall 

8-9 (3) 

— 

9(3) 

— 

,, sexnotata Fall 

6-8 (2) 

— 

— 

__ 

„ viridigrisea Edw 

8 (3) 

— 

— 


„ frontalis Scott 

— 

7 (1) 

— 

__ 

Paralimnus phragmitis Boh 

— 

— 

7-9 (4) 

(2) 

Deltocephalus costalis Fall 

— 

7 (2) 

— 

— 

„ assimilis Fall 

6-11 (4) 

(3) 

(2) 

— 

„ pascuellus Fall 

6-11 (5) 

(4) 

(3) 

— - 

„ maculiceps Boh. . . . 

— 

8 (2) 

— 

__ 

Scaphoideus formosus Boh 

— 

— 

7-8 (2) 

(1) 

Liniotettix striola Fall 

— 

7-10 (5) 

(4) 

— 

Euscelis argentatus F 

9 (2) 

9-10 (2) 

— 

— 

„ quadruin Boh 

— 

7-10(4) 

(3) 

— 

,, aemulans Kbm 

— 

7-10(2) 

— 

— 

„ sordidus Zett 

6-10 (4) 

(4) 

— 

— 

„ obsoletus Kbm 

7-10 (3) 

(4) 

(5) 

(2) 

Thainnotettix Preyssleri H. S 

— 

9-10 (2; 

~ 

— 

„ coroniceps Kbm. . . . 

7-9 (2) 

(2) 

— 

— 

„ frontalis H. S 

— 

8-10 (4) 

(4) 

— ■ 

„ quadrinotatus F. . . . 

7-10 (6) 

(4) 

(2) 

— 

persimilis Edw 

— 

7-9 (3) 

(2) 

— 

„ quinquenotatus F. . . . 

— 

9 (3) 

— 

— 

„ sulphurellus Zett. . . . 

7-10 (3) 

— 

— 

— 

Empoasea rufescens Mel 

— 

__ 

7-9 (2) 

— 

„ virgator Rib 

8 (3) 

__ 

— 

— 

Dicraneura flavipennis Zett 

— 

7-10 (5) 

(3) 

■— 

„ Fieberi P. Low 

— 

8 (3) 

— 

— 

Eupteryx vittata L 

6-9 (3) 

(2) 

— 

— 

,, aurata L 

6-9 (3) 

— 

— 

— 

,, atropunctata Gz 

6-9 (2) 

— 

— 

— 

„ melissae Curt 

— 

7-10 (2) 

(2) 

— 

„ Thoulessi Edw 


9 ( 1 ) 

(2) 

— 





Die Zikaden Mecklenbiirgs, eine faunistisch-^kologieche Untersuchung. 335 

2. Vom Menschen genutzte Lebensraume. 
k) Die Walder. 

Urwalder sind in Mecklenburg nicht vorhanden. Alle Walder Mecklenburgs 

auch die Erlenbriiche — werden von der Forstwirtschaft genutzt, urapriingliche 

Formationen fehlen ganz. Im Nordosten iiberwiegen die Laub- und Misch- 
walder, im Westen xmd Siiden die Kief erf orsten. 

Ich teile die Waldformationen folgendermaBen ein: 1. Der Kiefernwald, 2. der 
Laub- und Mischwald, 3. ubrige Waldbiotope. Hierher zahle ich die Erlenbriiche, 
die Waldsumpfe und Waldlichtungen. Da diese zuletzt genannten Biotope stets 
Ubergange zu den verschiedenen offenen Biotopen zeigten, habe ich sie in dem 
Abschnitt Waldlichtungen gesondert betrachtet. Die Zikadenfauna dieser letzten 
Biotope ist in ihrer Zusammensetzung namlich oft nur eine Sumnie der Arten, 
die in den angrenzenden Biotopen vorkommt. Da aber auch einige wenige typische 
Zikadenarten daselbst heimisch sind, konnte ich zum Beispiel den Waldsumpf 
nicht zum Flachmoor zahlen. Ich verweise deshalb immer wieder darauf, die 
Tabellen miteinander zu vergleichen, um Naheres liber die eine oder andere Art 
zu erfahren. "Cber viele Arten lafit sich immer noch nicht? Bestimmtes aussagen. 

Der Kiefernwald (Tabelle 9, S. 338). 

Die Zikadenfauna des Kiefernwaldes hat wie die Pflanzengesellschaft 
dieses Lebensraumes ein sehr besonderes Geprage. Je nach dem Grade 
der Feuchtigkeit des Bodens der Kiefernwalder andert sich aber mit 
der Zusammensetzung der Vegetation auch die Zikadenfauna. Xerophile 
Arten, die schon in der Tab. 4 (Sandflachen) aufgefiihrt wurden, kehren 
wieder, ebenfalls Einwanderer aus der Heideformation (Tab. 6) und 
der Wiesen und Dauerweiden (Tab. 12). 

An folgenden Fundstellen wurden meine Untersuchungen in der 
Hauptsache durchgef uhrt : 

I. Barnstorfer Tannen. 

II. Leussower Forst. 

III. Leussow-Menkendorfer Forst. 

IV. Neustrelitz. 

,, Barnstorfer Tannen‘‘ nennt sich die Stadtforst der Seestadt Ro- 
stock: kein einheitlicher Kieferiwald, sondern zum Teil MischAvald. 
Die Kiefernwaldteile sind aber in sich einheitlich und nehmen groBere 
Flachen ein. Raddatz gibt diesen Fundort in seiner Arbeit verschiedent- 
lich an, ohne aber auf die Vegetationsverhaltnisse seiner Fundorte im 
einzelnen naher einzugehen. 

Die Leussower Forst ist der ausgedehnteste reine Kiefernwald Meck- 
lenburgs. Teilweise ist er stark verheidet, teilweise sehr trocken. 
Feuchte Stellen fehlen fast ganz. Eine Ausnahme bildet der Menken- 

22 B 


Archiv f. Naturgeschlchte, N. F. Bd. 6, Heft 3. 



336 


Hans Achill Knntze 


dorfer Forst — im Osten des Kirchdorfes Leussow gelegen — , der sich 
durcli hohe Feuchtigkeit auszeichnet. Br wird die „Ka8telang“ genannt. 

Den Fundort Neustrelitz kann ich nicht naher bezeichnen. Ich sam- 
melte in der Umgebung der Stadt in verschiedenen kleineren und groBe- 
ren Kiefernwaldern. 

Aus der Vielzahl der von mir besuchten und besammelten Fundorte 
wahlte ich die aufgefiihrten aus, da ich sie regelmaBig besuchte. Andere 
von mir untersuchte Fundorte liegen in der weiteren Umgebung Re- 
stocks, bei Miiritz, Sanitz, Malchin, Feldberg, Malchow, Krakow 
{Schwinzer Heide), Parchim, Neukloster und Grevesmiihlen. Um die 
Ergebnisse, die diese Fundorte lieferten, in der Tabelle unterzubringen, 
richtete ich die Spalten V und VI ein. 

V umfaBt die Fange in trockenen Kiefernwaldern. Der trockene 
Kiefernwald hat als Bodenbewuchs hier Renntierflechte und Moos 
(Hypnum) mit mehr oder weniger Graswuchs (Aera flexuosa, auch 
Weingaertneria canescens), der bei etwas hoherer Feuchtigkeit iiber- 
wiegt (hier auch Festuca ovina). 

VI umfaBt die Fange in feuchteren Kiefernwaldern, wo das Gras 
Avena elatius stets zu finden ist und die Moosdecke sehr viel dichter 
und fester ist^). Haufig kommt auch in den feuchten Kiefernwaldern 
Mecklenburgs das Gras Milium effusum vor. Bildet dieses Gras Decken, 
so ist die Zirpenfauna sehr arm. Ich fand an solchen Platzen auBer 
einigen Deltocephalus- Aiten nichts. tjbergange zwischen diesen beiden 
Typen sind oft vorhanden. 

Dichte Schonungen sind bei meinen Untersuchungen fortgelassen 
Worden. Wegen der zu starken Beschattung, die nur die kiimmerlichste 
Vegetation aufkommen laBt, fehlen hier die Zirpen fast ganzlich. Erst 
im lichten Stangenholz und besonders im Hochwald hat das Sammeln 
ein Ergebnis. (Dasselbe gilt fiir die Laub- und Mischwalder.) 

Schumacher fand bei seinen Untersuchungen iiber die Hemipteren- 
fauna der bewaldeten Binnendiinen (trockene Kiefernwalder) der Um- 
gebung Berlins 27 Zikadenarten. Da er dieselben aber ebenfalls auf den 
unbewaldeten Binnendiinen und den Sandfeldern streifte, halt er die 
Fauna des Kiefernwaldes fiir wenig bezeichnend. Er fiihrt keine Zikaden- 
art als Charaktertier an. 

Von diesen 27 von Schumacher in diesem Biotop gesammelten 
Zirpenarten fand ich 11 Arten auch in den von mir untersuchten Kie- 


1) Hier finden sich haufig verschiedene Rubus-arten und die Heidelbeere. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-okologische Uiitersuchung. 337 

fernwaldern Mecklenburgs i). Unter ihnen befinden sich nach meinen 
Beobachtungen Arten, die durchaus als Leitformen des Biotopes zu 
gelten haben. Zahlfange unterrichteten mich, daB diese Arten weitaus 
haufiger und auch regelmaBiger im Kiefernwald zu finden waren als 
auf den von Schumacher vergleichsweise untersuchten Lebensraumen. 

Ich will nunmehr die Arten im einzelnen 'behandeln. Spezifische 
Arten des Biotopes Kiefernwald sind die an Pinus gebundenen Zirpen 
Gryfotes puncticollis H. S. und Eurhadina German Zett. Beide Arten 
klopfte ich vom August bis in den Spatherbst regelmaBig von Kiefern. 
Als Anfang November 193() im Schwaner Forst im Siiden Rostocks 
Probefallungen wegen einer Lophyrus-Kalamitat gemacht wurden, 
und samtliche Insekten der Kiefernkronenfauna eingesammelt wurden, 
konnte ich diese Arten noch feststellen. Bemerkenswert ist das Fehlen 
der dritten an Koniferen gebundenen Zikadenart Afhrophora corticea 
(ferm. Diese Art fand ich im Gebiet nur auf dem Goldenitzer Hochmoor 
an j ungen Kiefern. 

Leitformen des Unterwuchscs der Kiefernwiilder sind die Arten 
Liburnia eleyantuki Boh., Neophilaenus exdamationis Thbg., Aphrodes 
albifrons L., Deltocephalus multinotatus Boh., D. allobrogicus Rib., Eu- 
scelis brevipennis Kb. und Dicraneura variata Hardy. 

N. exclamationis findet sich regelmiiBiger in trockenen Kiefern- 
wiildern. D, multinotatus fehlt den feuchten Kiefernwiildern giinzlich. 
Diese Art kann als Leitform nur fiir die bstlich der Linie Ahrendsee, 
Neukloster, Parchim, Ludwigslust, Liibtheen gelegenen Fundstellen 
angesehen werden. Wiihrend ich sie in diesem Teil des Landes regel- 
maBig fand, fehlte sie den westlich dieser Linie untersuchten Kiefern- 
waldern. Weiter nach Osten (ostlich der Linie Malchin -Neustrelitz) 
streifte ich sie auch auf offenem Gelande. 

Die iibrigen Arten verlangen ein gewisses MaB von Feuchtigkeit. 
In Kiefernwiilder, in denen sich die Hungerflechte ausbreitet, fehlen 
sie. Durch ihre Haufigkeit fallt die Art Dicraneura variata Hardy auf. 
Sie ist die typischste Zikade der Bodenflora des Kiefernwaldes. Die 
Art iiberwintert. Imagines fand ich das ganze Jahr iiber. Ihre Futter- 
pflanze ist wahrscheinlich Aera flexuosa. 

An Adlerfarn streifte ich stets Stiroma pteridis Boh., an Brombeere 
und Himbeere Macropsis rubi Boh. und Typhlocyba tencrrima H. S. 
Diese drei Arten sind als Praferenten dieses Biotopes zu bezeichnen. 


Die geringe Zahl mag uberraschen; ich babe aber in meiner Tabelle nur die 
Arten aufgenommen, die ich im Hochwald gefunden habe, nicht am Waldrand ! 



338 


Hans Achill Kuntze 


Tabelle 9. 
Kiefernwald. 

I Bamstorfer Tannen nahe Rostock. 
II Leussower Forst. 

III Leussow-Menkendorffer Forst. 

II Leussower Forst. 

IV Neustrelitzer Forst. 

V Trockener Kiefernwald. 

VI Feuchter Edefemwald. 


Arten 

I 

II 

III 

IV 

V 1 

VI 

Kelisia perspicillata Boh 

— 

— 


— 

— 

8 (1) 

Belphacinus mesomelas Boh. . . 

6-8 (2) 

— 

1 

— 

— 

6-8 (2) 

Jassidaeus lugubris Sign 

— 

— 

— 1 

— 

9 (1) 

— 

Stiroma albomarginata Curt. . . 

— 

— 

5(2) 

— 

— 

5-6 (2) 

,, af finis Fieb 

6 (1) 

— 

— 

— 

— 

— 

,, pteridis Boh 

6-7 (2) 

— 

5 (Larven) 

— 

6-7 (5) 

Liburnia pellucida F 

6-9 v2) 

— 

(2) 

— 

— 

(2) 

„ concinna Fieb 

7 (1) 

— 

— 

— 

7-8 (3) 

(2) 

,, elegantula Boh 

6-9 (2) 

— 

— 

(1) 

(2) 

(4) 

,, denticauda Boh. . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

6-7 (2) 

Tettigometra obliqua Pz 

— 

8(2) 

— 

— 

— 

— 

Gargara genistae F 

7-8 (2) 

(2) 

— 

(2) 

(3) 

— 

Philaenus spumarius L 

6-10 (1) 

— 

— 

(1) 

— 

( 4 ) 

Neophilaenus minor Kbm. . . . 

— 

8(2) 

— 

— 

— 

— 

„ exclamationis Thunbg. 

6-10 (3) 

(2) 

(2) 

(3) 

( 4 ) 

( 4 ) 

Ulopa reticulata F. ...... 

— * 

6,8(2) 


8(1) 

6-9 (2) 

— 

Aphrodes bifasciatus L 

•— 

— 

— 

— 

— 

7 (1) 

„ albifrons L 

7-8 (2) 

(1) 

( 3 ) 

(1) 

( 3 ) 

( 4 ) 

„ fuscofasciatus Gz. 

— 

— 

— 

— - 

7-8 (2)1 

— 

„ flavostriatus Don. . . 

— 

— 

8(1) 

(1) 

— 

8-9 (3) 

Bythos copus flavicollis L. ... 

— 

5(1) 

— 

— 

6-8 (4) 

— 

Macropsis rubi Boh 

7-9 (3) 

8(2) 

— 

(2) 

7-9 (5) 

( 4 ) 

Agallia aspera Rib 

— 

— 

— 

— 

8 (1) 

— 

Balclutha punctata Thunbg. . . 

Das ganze Jahr iiberall haufig. 

Deltocephalus socialis Flor . . . 

6-10 (3) 

(1) 

(2) 

(2) 

( 3 ) 

( 4 ) 

„ multinotatus Boh.. 

7-10 (2) 

(3) 

(2) 

( 3 ) 

( 4 ) 

— 

„ allobrogicus Rib. . 

— 

— 


— 

8 (4) 

— 

„ Flori Fieb. . . . 

7-8 (2) 

— 

(2) 

— 

— 

— 

„ sursumflexus Then 

6-8 (2) 

— 

(2) 

— 

— 

— 

„ pulicaris Fall. . . 

— 

8(1) 

— 

8,9(2) 

( 3 ) 

— 

Euscelis striatus Fall 

— 

7-9 (2) 

7 - 

— 

(2) 

— 

„ brevipennis Kbm. . . . 

5-8 (3) 

(1) 

— 

(2) 

( 4 ) 

— 

Thamnotettix Preyssleri H. S. 

7 (1) 

— 

— 

— 

— 

7-8 (2) 

„ coroniceps Kbm. . 

— 

— 

8(2) 

1 

1 

— 

7-10 (4) 

„ tenuis Germ. . . . 

— 

7-9 (2) 

— 

1 ( 1 ) 

( 3 ) 

— 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 339 


Tabelle 9 (Fortsetzung). 


Arten 

I 

II 

Ill 

IV 

V 

VI 

Thamnotettix flaveolus Boh. . . 




8(2) 



_ 


„ sulphurelluB Zett. . 

7-10 (2) 



(2) 

— 

— 

(2) 

puncticollis H. S. . . . 

QO 

1 

C>- 

7-9 (3) 

— 

(2) 

7-11 (4) 

(4) 

Empoasta snlUragdula Fall. . . . 





i 

— 

— 

6-9 (2) 

— 

Ervthria aureola Fall 


8(1) 


— 

^6-8 (2)1 

— 

Dicraneura variata Hardy . . . 

Das ganze Jahr iiberall haufig 

„ citrinella Zett. . . . 

7 (1) 

— 

— 


6 (1) 


Eupteryx notata Curt 

— 

7-8 (1) 

— 

8(1) 

7-9 (1) 

— 

„ urticae F. 

— 

— 

— 

— 


7-9 (2 


Kelisia persficillata Boh. streifte ich im Forst Buchholz am 16. 7. 
1935, aber selten. Auch Jassidaeus luguhris Sign, streifte ich nur bei 
Ganzlin am 6. 9. 1936 und nur in einem Exemplar. Es war ein macro- 
pteres $. Hainmuller fand von dieser Art 2 an Wegrandern der 
Kiefernforste der Umgebung der Stadt Waren (vgl. Artenliste). 

Die ubrigen in der Tabelle angefuhrten Zirpenarten setzten sich zu- 
sammen aus Bewohnern der Sand- und Heidegebiete und den rnehr 
Oder weniger trockenen Wiesen. Ein Vcrgleich der Tab. 9 mit denen 
dieser Biotope liiBt die Arten schnell auffinden. 

Der Laub- und Mischwald (Tabelle 10, S, 341). 

Die Laub- und Mischwalder zeichnen sich im allgemeinen durch 
groBere Bodenfeuchtigkeit und die starkere Bodenbeschattung gegen- 
iiber den Kiefernwaldern aus. Bestandbildende Geholze sind vor allem 
die Buche und Eiche. Hainbuche und Hasel sind nicht selten. Einige 
Koniferen, die sowohl kleinere Bestande bilden, als auch iiberall verein- 
zelt zu finden sind, sind die Larche, die Fichte und selten die Tanne. 
Das Unterholz der Laub- und Mischwalder wird vornehmlich von den 
bestandbildenden Baumarten selbst gebildet. Die Bodenflora ist je 
nach dem Grad der Belichtung des Bodens und der Bodenfeuchtigkeit 
verschieden. 

Aus der Menge der untersuchten Biotope fuhre ich in der Tabelle 
nur einen Fundort einzeln auf (I), einen im Nordosten von Rostock 
gelegenen Mischwald, der im Volksmund „De Swinskuhlen‘‘ genannt 
wird. Diesen Fundort besuchte ich das ganze Jahr iiber regelmiiBig. 
Die ubrigen in der Tabelle angefuhrten Biotope fassen die Summe der 
Ergebnisse ahnlicher Fundstellen zusammen. Die zugrunde liegenden 
Fundorte liegen in den verschiedensten Teilen des Landes verstreut. 



340 


Hans Achill Kuntze 


I. Mischwald „Die Swinskulilen^* in der Nahe Restocks. 

II. Fast reiner Buchenwald (Altholz). Bodenvegetation arm- 
lich (Oxalis acetosella und Stachys sylvatica, im Friihjahr 
Annemone nemorosa und Lamium galeobdolon), auBer 
Hasel und j ungen Buchen kein Unterholz. 

III. Mischwald feucht (Galium aparine). 

IV. Mischwald, mehr oder weniger trocken und iicht (Hedera 
helix, verschiedene Graser). 

Die Zikadenfauna des Laub- und Mischwaldes ist nicht sehr reich. 
Auffallig ist auch die geringe Anzahl spezifischer Arten und Leitformen. 
Selbst die an verschiedenen Laubholzern als N‘.hrpflanze gebundenen 
Arten sind in den echten Waldern von mir nicht haufig aufgefunden 
Worden. Diese Arten halten sich wohl meist in den Laubkronen auf. 
Die wenigen Zweige, die ich im Wald abklopfen konnte, da sie niedrig 
genug hingen, geben ein falsches Bild. Ott sind diese sogar so stark 
beschattet gewesen, daB iiberhaupt kein lusekt in den Klopfschirm fiel. 
Diese Abhangigkeit der Zirpen von den JLichtverhaltnissen wird unter- 
strichen durch meine Sammelergebnisse an den Waldrandern, denn 
dort klopfte ich von den Zweigen deiselben Laubholzer diese Zikaden 
regelmaBig in groBer Anzahl ab. 

Fundort I weist die groBte An iahl von Arten auf, ist aber wenig 
bezeichnend, da er die Verhaltnisse der iibrigen drei Biotope gemischt 
zeigt. 

Die reinen Buchenwalder haben die armste Zikadenfauna. Fine 
spezifische Art ist Typhlocyba cruenta H. S. ^), die an die Buche als ihre 
Nahrpflanze gebunden ist. Praferenten sind die Arten Stiroma affinis 
Fieb., Thamnotettix subfusculus Fall, und Eupteryx stachydearum 
Hardy, E, stachydearum, ist an manchen Stellen, an denen Stachys 
sylvatica steht, iiberaus zahlreich. 

Vielleicht gehSrt auch Thamnotettix torneellus Zett. als Charaktertier hierher. 
Ich selbst sammelte die Art nicht, in Sammlung Raddatz und Hainmuller ist 
sie vorhanden. 

Die feuchteren Mischwalder haben eine Zikadenfauna, die sich eng 
an die der Waldsiimpfe (s. d.) anschlieBt. War die Eiche der vorherr- 
schende Baum, so fand ich regelmaBig die Eichenzikaden : Cixius pilo- 
sus Oliv., C. nervosus L., C, stigmaticus Germ., Centrotus cornutus L., 
Ledra aurita L., Oncopsis lanio L., Allygus commutatus Scott., A, mix- 
tus F., Alebra albostriella L., Typhlocyba quercus F., Eurhadina pul- 


1) In Tab. 10 nicht aufgefiihrt (vgl. S. 304). 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-5kologische Untersuchung. 341 


Tabelle 10. 

Laub- und Mischwald. 

I Mischwald „Swinskuhlen“ nahe Rostock. 
II Buchenwald. 

III Mischwald feucht. 

IV Mischwald trocken. 


Arten 

I 

i II 

III 

IV 

Cixius pilosus Oliv 

6-7 (4) 

1 

(3) 

1 (3) 

„ similis Kbni 

6 (1) 

— 

— 

— 

„ nervosus L 

6-9 (8) 

i (I) 

(2) 

(3) 

,, stigmaticus Germ 

7-9 (1) 


— 

(3) 

Kelisia fallax Rib 

— 

i — 

— 

9 (3) 

Stenocranus minutus F 

5-6 (3) 

i (1) 

(1) 

6-0,9 (4) 

Eurysa lurida Fieb 

6 (2) 

: — 

— 

— 

Stiroma albomarginata Curt 

5-0 (2) 

1 

(2) 

— 

„ bicar inata H. S 

0-7 (2) 


(1) 

— 

,, affinis Fieb 

0-8 (3) 

(2) 

(3) 

— 

,, pteridis Boh 

— 


() (3) 

— 

Dicranotropis haniata Boh 

— 

— 

— 

6-7 (3) 

Liburnia forcipata Boh 

0-8 (2) 

i 

(3) 

! — 

„ obscurella Boh 

5-8 (3) 

— 

,2) 

— 

„ difficilis Edw 

5-8 (2) 

(3) 

(3) 

— 

„ oxyura Hpt 

— 

— 

5(1) 

— 

„ brevipennis Boh 

7-9 (2) 

— 

— 

— 

Conomelus limbatus F 

7-8 (2) 

— 

(4) 

— 

Ceritrotus cornutus L 

0 (3) 


— 

(2) 

Ledra aurita L 

8 (2) 

1 

— 


Paropia scariica Fall 

6-9 (2) 

j 

— 

(1) 

Aphrodes bifasciatus L 

7 (3) 

— 

(2) 

— 

„ albifrons L 

j 

— 

8(1) 

— 

„ flavostriarus Don 

9 (2) 1 

— 

7-9 (2) 

— 

Cicadella viridis L 

8-9 (2) 

(1) 

(3) 

— 

Oncopsis lanio L 

8-10 (2) 

— 

(3) 

(3) 

Bythoscopus flavicollis L 

— 

— 

— 

0 (2) 

Agallia consobrina Curt 

— 

7(1) 

7-9 (2) 

— 

brach3"ptera Boh 

— 

— 

8-9 (3) 

— 

Deltocephalus Flori Fieb 

— 

— 

7-8 (2) 

— 

distinguendus Flor . . . 

6-9 (1) 

— 

(2) 

(1) 

„ pascuellus Fall 

6-8 (1) 

(1) 

(2) 

— 

Euscelis aemulans Kbm 

— 

— 

9(2) 

— 

„ sordidus Zett 

7-10 (2) 

— 

(3) 

— 

Allygus commutatus Scott 

6-9 (2) 

— 

(3) 

(3) 

„ mixtus F 

7-9 (1) 

(1) 

(3) 

— 

Thamnotettix coroniceps Kbm 

— 

— 

8-9 (I) 

— 

„ subfusculus Fall 

5-8 (4) 

(3) 

(4) 

(3) 

„ sulphurelius Zett 

7-9 (1) 

-- 

(1) 

(2) 




342 


Hans Achill Kuntze 


Tabelle 10 (Fortsetzung). 


Arten 

I 

II 

Ill 

IV 

Dicraneura citrinella Zett 



— 

— 

9 (2) 

Eupteryx vittata L 

6-10 (2) 

(2) 

(2) 

— 

„ aurata L 

6-10 (1) 


(2) 

— 

,, nrticae F 

6-10 (2) 

(2) 

(3) 

— 

,, stachydearum Hardy .... 

6-10(3) 

(4) 

(4) 

— 

Eurhadina Ldwi Then 

— 

— 

7-9 (2) 

(2) 

„ concinna Germ 

7-9 (2) 

(2) 

(2) 

(3) 

„ Ribauti Wg 

— 

— 

— 

7 (1) 

„ pulchella Fall 

7-9 (3) 

— 

(2) 

(3) 


chella Fall., E. concinna Germ, imd E. Ribauti Wg. (Diese Arten sind 
aucli das bestimmende Element des trockenen Laubwaldes, soweit die 
Eiche vorherrscbt.) Praferenten der Bodenvegetation des feuchten 
Miscbwaldes sind die Stiroma- und Liburnia- Arten, Conomelus limbatusF. 
(an Binsen) und die Eupteryx-Arten. 

In den trockenen Mischwaldern sind die Praferenten Stenocranus 
minutus F., Dicranotropis hamata Boh. und vielleicht Dicraneura citri- 
nella Zett. Vielleicht ist noch die Art Kelisia. fallax Rib. eine Leitform 
des trockenen Mischwaldes. Ich streifte sie, die bisher nur einmal fur 
Deutschland nachgewiesen worden ist, in Anzahl in einem trockenen 
Buchenmischwald von Riedgrasern. Der Fangort war die Einbruchs- 
stelle eines Ranges, die zur Fangzeit voile Sonne erhielt. 

Die nicht genannten Arten sind zum groBten Teil auf Wiesen behei- 
matet. Sie sind mehr oder weniger eurytop. 

Im Fruhjahr streifte ich an Fundort I im Grase einer Eichenschonung 
groBe Men gen Cixius pilosus Oliv., unter ihnen auch die seltene C. sirni- 
Us Kb. Es scheint, daB die Larvenzustande der Cixiusarten im Boden 
uberwintem. Diese fand ich nie. Spater im Jahr finden sich die Cixius- 
arten nnr noch an den verschiedenen Laubholzern. 

\) Waldlichtungen (Tabelle 11, S. 346). 

Die Erlevbruche und AuenwdMer. 

Dieser Biotop findet sich haufig in den Sumpfniederungen der 
Flusse Mecklenburgs. Er ist meist wenig ausgedehnt. Die Erie ist der 
typische Baum. An trockeneren Stellen kommt auch die Ulme vor 
(z. B. bei Polchow). Meist sind die Ulmen, die am Rand der Briiche 
stehen> von Humulus lupulus so stark durchflochten, daB sich undurch- 
dringliches Dickicht bildet. Der Boden ist mit Moosen und Grasern 




Die Zikaden Mecklenburgs, eine fauriistich-okologische Untersuchung. 343 


(Festuca gigantea z. B.) iiberwachsen, wenn er nicht wie bei den typi- 
schen Erlenbriichen zwischen den einzelnen Horsten von Wasser inehr 
oder weniger bedeckt ist. 

Die Waldsum/pfe, 

Zwischen dem oben genannten Biotop Auwald und den Waldsumpfen 
ist oft keine Grenze zii ziehen. Waldsiimpfe liegen aber fast stets iin 
Hochwald. So findet sich dieser Biotop deutlich ausgepragt in der 
Rostocker Heide^). Meine Untersuchungen darin wurden vor allem 
ausgefuhrt auf der Hirschwiese, einem nordlich von Schwarzenpfost 
gelegenen ausgedehnten Sumpfgebiet. Dieser Fundort bietet in seinem 
nordostlichen Teil eineii guten Ubergang zu dem nachsten von mir 
unterschiedenen Biotop. 

Die Waldwiesen, 

Die Waldwiesen sind von den offenen Wiesen, den Sunipfwiesen 
und den Dauerweiden deutlich verschieden. Die stiirkere Beschattung, 
die vom Wind gut geschiitzte Lage und das mehr humide Klima dieser 
Formation hat eine besondere Zusammensetzung der Zikadenfauna 
zur Folge. Viele Zirpenarten, die ich in den Mischwaldern und den 
Sumpfwiesen selten fand, sind auf Waldwiesen iiberraschend haufig, 
so daU anzunehmen ist, dab dieser Lebensraum der Ausgangspunkt der 
Verbreitung der Arten ist. 

Die Waldwege, 

Am Rande der Wege und StraBen, die durch die Walder fiihren, 
findet sich eine Flora, die meist deutlich verschieden ist von der Bodeii- 
flora der Waldformation, durch die der Weg fuhrt. Oft findet man 
sogar an der linken und rechten Wegseite ganz verschiedene Pflanzen- 
vereine, so daB es schwer ist, hier ein System hineinzubringen. Ist es 
eine breite Chaussee, die den Wald durchzieht, so ahnelt die Zusammen- 
setzung der Flora der des Waldrandes. Die verschiedensten Laub- 
geholze grenzen die Chaussee vom eigentlichen Wald ab. Oft macht 
sich auch eine typische Ruderalflora an den Wegrandern breit. Die 
Waldwege sind also kein echter Biotop. Dies muB bei der Untersuchung 
der Fauna eines Waldes stets beriicksichtigt werden. Hier konnen 
Arten aufgefunden werden, die mit der Zusammensetzung der Fauna 
des Waldes nichts zu tun haben. 

Ein nordostlich Restocks nahe der Kuste gelegener Mischwald. 



344 


Hans Achill Kuntze 


Ich habe aber in meiner Tabelle die Ergebnisse der vier Biotope 
(Erlenbriiche, Waldsiimpfe, Waldwiesen und Waldwege) zusammen 
eingetragen, da zwischen ihnen die Grenzen oft stark verwischt sind, 
manches Mai sich iiberhaupt nicht feststellen lassen, und gehe auf 
obige Verhfiltnisse bei den einzelnen Arten ein. 

Die Zikadenfauna der Auenwalder und Erlenbriiche ist arm. AuBer 
einigen Arten, die an Erie oder Ulme gebunden sind, gibt es keine Zika- 
den, die als spezifisch fiir diesen Biotop gelten kbnnen. Samtliche sonst 
noch in Spalte I der Tab. 11 aufgefiihrten Arten finden sich in einern 
der anderen Biotope wieder. An Erie finden sich folgendc Arten Bytho- 
scopus fenestratus Schrk., Aphrophora alni Fall., Typhlocyba gemnetrica 
Schrk. und Erythroneura alneti Dahlb. ; .an Ulme Thanmotettix octo- 
punctatm Schrk. und Typhlocyba ulmi L. Viele der oben genannten 
Arten sind wahrscheinlich nicht monophag. Deshalb habc ich in meiner 
Tabelle nur B. fenestratus Schrk. und T. octopunctatus aufgenommen, 
die als Leitformen dieses Biotopes gelten konnen. 

Biotop n, die Waldsiimpfe, birgt eine Menge bemerkenswerter 
Arten. Zusammen mit der nicht seltencn Keltsia punctulum Kb., die 
iiberall auf ahnlichen Formationen in Deutschland gefunden worden 
ist, streifte ich die „seltene“ K. Scotti Sc. Dicse Art ist wahrscheinlich 
haufig mit K. punctulum Kb. verwechselt bzw. gar nicht als eigcne Art 
erkannt worden. Im Spatherbst streifte ich sie auf den Waldsiimpfen 
der Rostocker Heide mit groBer RegelmaBigkeit (auBer der Stammform 
fand ich zwei Farbvarietaten, die ich in der Artenliste beschricben 
habe). Eine andere Art, Stenocramis fuscovittntus Stal, streifte ich 
an denselben Fundorten in solchen Mengen, daB ich sie horcn konnte. 
Durch die vielen Hunderte von Abspriingen dieser Zirpc in mcmer 
nachsten Umgebung war ein deutliches kontinuierliches Knistern zu 
vernehmen. Diese beiden Arten sind fiir den Biotop Walds umpf 
spezifisch. Praferenten sind Thamnotettix frontalis H. S., T. quinque- 
notatus Boh. und Eupteryx Thoulessi Edw., die beiden ersteren an 
Riedgriisern, die letztere an Mentha aquatica. 

Die Zikaden der Waldwiesen und der Waldwege miissen zusammen 
behandelt werden, wie es oben begriindct wurde. Leitformen der Wald- 
wiesen sind die Arten Megamelus venosus Germ., Liburnia Fairmairei 
Perr. und Eupteryx vittata L. Sie bevorzugen schattige Stellen des 
Biotopes, wo sie oft in groBer Menge zu finden sind. An Urtica-Arten 
streifte ich sowohl auf den Waldwiesen als auch an den Waldwegen 
regelmiiBig die als selten geltenden Arten: Macropsis Scotti Edw., 
Agallia consobrina Curt, und CicaduU variata Fall. An Filipendula 



Die Zikaden Meckleriburgs, eine fauriistisch-okologische Untersuchung. 


345 


ulniaria fand ich wenige Cicadula seftenmotata Fall. Mit ihr zusanmien 
streifte ich auch Emicanthus acmninaius F., die ich aber auch an andercn 
feiichten und schattigen Stellen der Waldwege streifte. 

Einen besoriders bernerkenswerten Fang machte ich niit Cicadula 
opacipennis Leth. Diese Art ist fiir Deutschland und wahrscheinlich 
das ganze europaische Festland neu. Sie wurde von Lethierry aus 
Sibirien beschrieben und von Edwards fiir England nachgewiesen. Ich 
fand sie sowohl auf den feuchten schattigen Wiesen des Mischwaldes 



Al)l). 4. Hohe BurM:. Fiiiidstello voii CicadnJa opaciperiniR L(‘th. 


,,Hohe Burg^' bei Neukloster, als auch auf den Waldwiesen der Forst 
Hagenow und Leussow. Die Art erscheint ziemlich spat im Jahr, und 
ich streifte sie auch immer nur in wenigen Exemplaren. Sie scheint 
spezifisch zu sein fiir schattige Waldwiesen. 

Ausnahmsweise gebe ich die genauen Fundorte und Fangdaten: 

Hohe Burg 10. 9. 1930. Buchenwaldwiese geniaht, etwa 200 ni^ groB, von einern 
(Abb. 4) kleinen Bach geteilt. Auf der Siidseite (der aonnen- 

annen Seite!!) zusainmen niit Megmnelus renosus Germ, 
und Kelisia punctulnm Kb. 2 und 1 ?. 

Hohe Burg 12. 9. 193G. Desgl. ein (J $. 

Leussow 17. 9. 193G. Kiefernmischwald. Am See bei Probst-Jesar ein $ 
auf feuchter schattiger Wiese. 


346 


Hans Achill Kuntze 


Hagenow 12. 8. 1935. Ausgedehnte Laubwaldwiese. Am Siidrand ziemlich 
feucht. 2 (JcJ und 6 

(Da an alien diesen Fundorten auch die gemeine Deltocephalus pascuellus Fall, 
haufig ist, mufi man sehr aufmerksam sein, um die von oben ahnlich aussehende 
0. opacipennis Leth. zu erkennen.) 


Tab. 11. 

Waldlichtungen. 

I Auenwalder und Erlenbriiche. 
II Waldsiimpfe. 

III Waldwiesen. 

IV Waldwege. 


Arten 


Kelisia guttula Germ 

„ punctulum Kbm. . . . . . 

„ Scotti (Scott.) 

,, pallidula Boh 

Megamelus notula Germ 

„ venosus Germ 

„ brevifrons Reutter . . 

Stenocranus minutus F 

„ fuscovittatus Stal . . 

Eurysa lurida Fieb 

Delphacinus mesomelas Boh. . . . 

Stiroma affinis Fieb 

Liburnia discolor Boh 

„ obscurella Boh 

„ difficilis Edw 

„ lugubrina Boh 

„ leptosoma Flor 

,, spinosa Fieb 

„ oxyura Hpt 

,, Fairmairei Perr 

„ brevipennis Boh 

Cbnomelus limbatus F 

Euconomelus lepidus Boh 

Paropia scanica Fall 

Euacanthus interruptus L 

„ acuminatus F 

Aphrodes bicinctus Schrk 

„ bifasciatus L 

„ albifrons L 

„ flavostriatus Don. . . . 

„ histrionicus F 

Cic^della viridis L 

Bythos copus fenstratus Schrk. . . 


I 

I II 

1 III 

IV 

_ 





7-8 (2) 

— 

8-10 (4) 

(3) 

— 

8 (1) 

8-11 (4) 

— 

— 

8 (1) 

— 

(2) 

(1) 

8-11 (2) 

(3) 

(3) 

(3) 

10 (2) 

— 

8-4 (5) 

(3) 

— 

10(1) 

— 

__ 

— 

— 

— 

5,9 (4) 

— 

8-11 (6) 

— 

— 

— 

— 

5-6 (1) 


— 

— 

6-7 (1) 

— 

0-8 (1) 

— 

6-8 (1) 

(2) 

— 

— 

5-8 (3) 

— 

— 

— 

5-8 (2) 

(2) 

8 (2) 


— 

6-8 (2) 

6-8 (2) 

— 

— 

— 

8-10 (3) 

— 


— 

— 

— 

— 

5,9 (1) 

— 

— 

— 

5 (1) 

— 

— 

7-10(5) 

(3) 

9 (2) 

— 

1 7-9 (3) 

(2) 


7-10 (2) 

(4) 

(3) 



— 


7-9 (1) 

— 

— 

— 

7-10 (2) 

7 (1) 

— 

— 

8 (3) 

— 

— 

— 

7-9 (2) 

— 

— 

— 

8 (1) 

— 

— 

— 

7-9 (2) 

— 

— 

7-10 (3) 

(2) 

— 

— 

8 (1) 

— 

7-10 (1) 

(1) 

(2) 

(3) 

6-8 (3) 

— 1 

(1) 

(1) 






Pie Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 347 


Tab. 11 (Fortsetzung). 


Arten 

I 

II 

III 

IV 

Macropsis Scotti Edw 





___ 

7-9 (3) 

Agallia oonsobrina Curt 

— 

— 

7-9 (1) 

(3) 

„ brachyptera Boh 

7-9 (2) 

(1) 

(3) 

(3) 

Cicadula septemnotata Fall. . . . 

8 (1) 

— 

6-8 (2) 

— 

„ opacipennis Leth 

— 

— 

7-9 (2) 

— 

„ variata Fall 

— 

— 

6-8 (1) 

(2) 

Peltocephalus occellaris Fall. . . . 

— 

— 


6-9 (2) 

„ Flori Fieb 

— 

— 

— 

7-8 (1) 

„ distinguendus Flor . 

— 

— 

— 

6-10 (2) 

striatus L 

— 

— 

— 

6-9 (2) 

„ pulicaris Fall. . . . 

— 

— 

— 

6-9 (2) 

„ adominalis F. . . . 

— 

— 

6-8 (2) 

(2) 

„ pascuellus Fall. . . 

6-10 (1) 

— 

6-10 (4) 

(3) 

Euscelis quadrum Boh 

— 

10(2) 

8-9 (3) 


„ aemulans Kbm 

6-9 (1) 

— 

8-9 (2) 

— 

„ sordidus Zett 

— 

6-10 (3) 

(2) 

,, obsoletus Kbm 

8-10 (2) 

(3) 

(1) 


Allygus modestus Scott 

7-9 (3) 

— 

— 

(3) 

Thamnotettix coroniceps Kbm. . . 

— 

— 

8-9 (3) 

„ octopunctatus Schrk. 

7-9 (2) 

(1) 

— 

(2) 

„ frontalis H. S. . . . 

8-10 (2) 

(4) 

— 

— 

„ quadrinotatus F. . . 

8-9 (1) 

— 

(3) 

(2) 

„ persimilis Edw. . . 

— 

8 (1) 

6-9 (2) 


,, intermedins Boh. . . 

— 

— 

9 (1) 

— 

„ quinquenotatus Boh. 

— 

9-10 (3) 

(2) 

— 

„ sulphurellus Zett. . 

— 

— 

6-10 (2) 

(1) 

Picraneura flavipennis Zett. . . . 

7-10 (2) 

(3) 

(1) 

„ Fieberi P. Low .... 

— 

— 


6-9 (2) 

Eupteryx vittata L 

6-10 (3) 

— 

(5) 

(3) 

„ Cyclops Mats 

— 

— 

8 (2) 


„ urticae F 

— 

— 

6-10 (2) 

(2) 

,, ThouJessi Edw' 

— 

8-10 (3) 

— 


Der Waldrand. 

Die Zusammensetzung der Flora des Waldrandes ist zumeist auBer- 
ordentlich verscbieden von der des betreffenden Waldes und der an- 
grenzenden Formation, sei es eine Wiese, Heide oder Ackerland. Hier 
am Waldrand, ganz gleich, ob er nach Siiden, Westen, Norden oder 
Osten liegt, steht haufig ein Heckensaum der verschiedensten Laub- 
holzer. Hier finden sich die bestandbildenden Waldbaume in kleineren 
Exemplaren wieder, Weiden, Pappeln, Hainbuchen, Ahornarten und 
viele andete Geholze bilden den AbschluJJ des Waldes. An trockeneren 


Arohiv f. Naturgeechlchte, N. F. Bd. 6, Heft 3. 


23 


348 


Hans Aehill Kuntze 


Waldrandern stehen iiberall im Lande Schlehendickichte, Birken; 
WeiBdorn iind Hollunder sind nicht selten. 

Besonders am Siidrand der Walder ist ein Abstreifen dieser Hecken 
sehr lohnend. Alle Laubholzer bewohnenden Zikadenarten streifte ich 
bier mit Erfolg. Es sind vor allem die Arten der Gattungen Cixius, 
Afhrofhora, Centrotus, Oncopsis, Macropsis, Idiocerus, Allygus, emige 
Thamnotettix-Arten unddie Typhlocybinen-Ga.ttungmAlebra,Empoasca, 
Typhlocyba und Eurhadina. 

Zu diesem Biotop Waldrand sind im allgemeinen auch die Knicks in West- 
mecklenburg zu reehnen, ebenso die vielen Feldgeholze, die man uberall im Land 
verstreut findet. (Eine Tabelle wird hier aus dem auf S. 304 genannten Grunde 
nicht gegcben. Vgl« Artenliste.) 

ni) Die Wiesefi (Tabelle 12, S. 350). 

Die Wiesen, die ich hier behandeln will, sind stets genutzte Wiesen. 
Man bezeichnet sie of ter als „Kulturformation“, aber, soweit die Zirpen 
in Frage kommen, ist ihre Fauna dennoch eine natiirliche. 

Charakterpflanzen trockener Wiesen sind verschiedene Trifolium- 
(T. pratense, T. hybridtim u. a.) und Saxifraga- Arten (S. granulata und 
tridactylites), Geranium pratense, Beilis perennis, Plantago major 
und P. lanceolata und Medicago lupulina. 

Die feuchten Wiesen sind davon oft wenig deutlich abgegrenzt, 
ihre Vegetation ist meist weniger abwechselnd. Dichte Gras- oder 
Riedgrasbestande bilden haufig einheitliche Decken, ohne daU da- 
zwischen etwas anderes wachst. Wiewohl die nassen Wiesen durch 
den hohen Prozentsatz der Riedgraser schon weitgehend charakterisiert 
sind, will ich doch noch einige Pflanzenarten anfiihren, die ich uberall 
daselbst fand: Cardamine pratensis, Alectorolophus-Arten und Cirsium 
oleraceum. 

Ein dritter Biotop, den ich im Zusammenhang mit den Wiesen be- 
handeln will, sind die Dauerweiden. Sie sind meist Wiesen, bei denen 
sich die Mahd nicht lohnt. Sie werden als Viehweiden genutzt und durch 
das Abweiden des Viehes stets sehr kurz gehalten. Die Funde darauf 
sind in der Tab. 12 mitaufzufinden. Darin habe ich wegen der Gewohn- 
lichkeit solcher Biotope im Lande Mecklenburg keine einzelnen Fund- 
orte aufgenommen, sondern sie wie folgt allgemein eingeteilt. 

I. Dauerweiden (vgl. Tab. 5, S. 319). 

II. Trockene Wiesen. 

III. Feuchte Wiesen (vgl. Tab. 8, S. 333). 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 349 

In der Zusammensetzung der Zikadenfauna der Wiesen gibt es 
wenig Bemerkenswertes. Fast alle angefiihrten Zirpenarten sind schon 
in einer der zu den anderen Lebensraumen gegebenen Tabellen genannt 
worden. Von Buschwerk verflogene Zikadenarten, die ich bin und 
wieder auf Wiesen streifte, sind, wie schon oft betont, aus bestimmten 
Griinden in der Tabelle fortgelassen. 

VerhaltnismaBig schwierig ist es, fiir jedes der drei genannten Bio- 
tope Leitformen anzugeben, da fast alle hier genannten Arten eine 
groUe Anpassungsfahigkeit besitzen, so daU man oft nicht weiB, ob es 
sich um Einwanderer aus anderen Biotopen handelt. Aus diesem 
Grunde babe ich auch die Vielzahl der Tabellen gegebcn. Aus den 
Haufigkeitsangaben der Arten wird man dann ohne weiteres feststellen 
konnen, wo die Art mit ziemlicher Sicherheit zu suchen ist. Sehr wahr- 
scheinlich ist es, daB die Verbreitung der Arten in den verschiedenen 
Gegenden Deutschlands stark wechselt. Zum Beispiel wird eine Art, 
die ich hier in Norddeutschland auf trockenen Wiesen und sandigen 
Flachen fing, in Siiddeutschland auch auf feuchten Wiesen und anderswo 
gemein sein konnen, weil dort die Durchschnittswarme holier ist und 
demnach auch auf feuchtem Gelande ausreichen konnte. 

Da diese Art von Biotopen sehr gewohnlich ist, so mag hier der 
geeignete Platz fiir die Nennung der mit mehr oder weniger Recht als 
Ubiquisten zu bezeichnenden Arten sein: Lihurnia pellucida F., Philae- 
nus spumarius L., Neophilaenus lineatus L., Aphrodes bicinctus Schrk., 
Cicadula sexnotata Fall, (diese Art ist von Edwards und Ribaut auf- 
geteilt worden), Deltocephalus distinguendus Flor, D. pascuellus Fall., 
Euscelis lineolatus Brulle, E. plebejus Fall., Empoasca flavescens F. und 
Eupteryx auratah. Mit mehr oder weniger Recht „Ubiquisten“ genannt 
werden sie insofern, als sie in dem einen oder anderen Biotop dennoch 
fehlen. Mit Sicherheit sind sie nur auf den Wiesen und ahnlichen Bio- 
topen zu finden. 

In der Zikadengesellschaft der Dauerweide sind Leitformen die oft 
massenhaft vorkommenden Lihurnia exigua Boh. und Deltocephalus 
pulicaris Fall. Sie kommen zwar in vielen anderen Biotopen auch vor, 
aber nicht in dieser Menge und RegelmaBigkeit zugleich. 

Als Leitformen der trockenen Wiesen sehe ich Kelisia pascuorum Rib., 
L. straminea Stal und Liburnia fktveola Flor an. Sie kommen zwar 
auch auf feuchteren Wiesen vor, aber weniger haufig und sonst nir- 
gends. K. pascuorum Rib. ist erst vor kurzem beschrieben worden. 
Die Art wurde wohl meist mit K. guttula Germ, verwechselt. Einige 
Arten nenne ich noch, die durch ihre Haufigkeit in diesem Biotop auf- 

23* 


350 


Hans Achill Kuntze 


Tab. 12. 
Wiesen. 

I Bauerweiden. 

II Trockene Wiesen. 
Ill Feuchte Wiesen. 


Arten 

I 

II 

III 

Kelisia guttula Germ 

7-9 (1) 

— 

— 

„ pascuorum Rib 

— 

7-9 (2) 

(2) 

„ pallidula Boh 

— 

— 

7-8 (2) 

„ perspicillata Boh 

— 

8 (1) 

— 

Megamelus notnla Germ 

Stenocranus minutus F 



6-8 (3) 

8 (3) 

Belphacinus mesomelas Boh 

6-9 (2) 

( 3 ) 

(2) 

Stiroma albomarginata Curt 

— 

— 

6 (3) 

Dicranotropis hamata Boh 

— 

6-9 (3) 

— 

Liburnia pellucida F 

6-9 (3) 

(5) 

( 3 ) 

,, obscurella Boh 

— 

— 

6-8 (2) 

„ forcipata Boh 

— 

— 

6-8 (2) 

„ concinna Fieb 

— 

7-8 (2) 

— 

„ collina Boh 

6-8 (4) 

(2) 

— 

„ elegantula Boh 

8 (1) 

— 

— 

„ exigua Boh 

6-8 (6) 

( 3 ) 

— 

„ spinosa Fieb 

— 

6-8 (1) 

(2) 

„ denticauda Boh 

— 

■ 

6-8 (2) 

„ straminea Stal 

— 

6-8 (3) 

— 

„ flaveola Flor 

6-7 (1) 

(2) ■ 

— 

„ Fairmairei Perr 

— 

— 

9 (4) 

„ brevipennis Boh 

— 

— 

8-9 (3) 

Conomelus limbatus F . 

— 

— 

7-9 (3) 

Lepyronia coleoptrata L. .... . 

7-9 (2) 

( 3 ) 

(2-3) 

Philaenus spumarius L 

6-11 (3) 

(4) 

(6) 

Neophilaenus lineatus L 

— 

6-11 (4) 

( 5 ) 

Eupelix cuspidata F 

6-9 (3) 

( 3 ) 

(1) 

Paropia soanica Fall . . 

— 

6-9 (3) 

( 3 ) 

Euaoanthus interruptus L 

— 

— 

7-9 (3) 

Aphrodes bicinctus Sohrk 

7-10 (2) 

(4) 

( 3 ) 

„ flavostriatus Bon 

— 

— 

7-9 (3) 

Cicadella viridis L 

— 

— 

6-10 (4) 

Agallia venosa Fall 

4,6-9 (3) 

( 3 ) 

— 

„ aspera Rib 

6-8 (2) 

— 

— 

Oicadula sexnotata Fall 

6-9 (2) 

(3) 

(2) 

„ oristata Rib 

9 (2) 

■ — 

— 

„ tetrasticta Horv 

— 

— 

7 (2) 

Graphooraerus ventralis Fall. . . . 

6-9 (3) 

( 6 ) 

(2) 

Boratura stylata Boh . 

6-9 (2) 

(4) 

(3) 

„ homophyla Flor ..... 

6-9 (3) 

(2) 

— 




Die Zikaden Mecklenburgs, eine fauniatisch-fikologische Untersuchung. 361 


Tab. 12 (Fortaetzung), 


Arten 


II 


III 


Deltocepbalus socialis Flor .... 
„ ocellaris Fall. . . 

,, distinguendue Flor 
„ Theni Edw. . . . 

„ striatus L. . . . 

» pulicaris Fall. . . 

M collinus Boh. . . 

„ abdominalia F. . 

» paacuellus Fall . 

Euacelia argentatua F 

„ quadrum Boh 

„ lineolatua BrulW . . . 

„ plebejua Fall 

„ Schenki Kb 

„ Bordidus Zett 

„ obaoletua Kbm 

,, breviptinnis Kbm. . . . 

Thamnotettix quadrinotatus F. 

» peraimilis Edw. . 

>• sulphurellus Zett. 

» Preyaaleri H. S. . 

Empoasca viridula Fall 

Dicraneura flavipennis Zett. . . 

Eupteryx vittata L 

„ notata Curt 

» urticae F 

aurata L 

„ atropunctata Gz. . . . 

Erythroneura hyperici H. S. . . . 

fallen. Graphocraerus ventralis H, 


6-8 ( 2 ) 

6-9 (2) 

6-8 {^) 
6-9 (3) 
6-10 (6) 
6-9 (2) 


4-9 (4) 

6- 10 (3) 

7- 8 (2) 


6-7 (2) 


7-9 

7-9 


( 2 ) 

( 2 ) 


7-9 (2) 

6-11 ( 1 ) 


( 2 ) 

(3) 

6-9 (3) 
( 1 ) 

(4) 

(4) 

6-7 (6) 

6- 9 (2) 

7- 9 (2) 

(3) 

(3) 


6-10 (3) 

6-9 (3) 
( 2 ) 


6-9 (3) 

6-9 (1) 
(4) 

6-9 (3) 


( 6 ) 

(3) 
( 2 ) 

(4) 

( 5 ) 
(3) 

7-8 (2) 


6-9 (4) 
8 (21 

( 6 ) 

8 ( 2 ) 
9 (2) 
10 ( 1 ) 

6-9 (2) 
(3) 

( 2 ) 

(3) 


8-9 (3) 

S., Doratura stylata Boh. und DeUo- 
cephalus abdominalis F. Sie siud Praferenten dieses Lebensraunis. 

Die feuchten Wiesen haben eine uninteressante Zirpenfauna. Sie 
Sind der Lebensraum der beiden gewohnlichsten Schaumzikadenarten 
Philaenus spumarius L. und NeophUaenus lineatus L. Eine Leitform 
fiir diesen Biotop lafit sich nicht angeben. Interessante Funde kann 
man bier allenfaUs unmittelbar nach der Mahd machen, weil dann 
die Zikaden sehr zusammengedrangt sind. 

3. Von^Menschen geschaffene Lebensraume. 
n) Ruder alstellen. 

Als letzte Biotope babe ich zwei von Menschen geschaffene un- 
genutzte Lebensraume kurz zu betrachten: die Ruderalstellen und 
die Gruben. 


362 


Bans AchiQ Kuntze 


Auf den Schuttplatzen siedeln sich eine Reihe Ruderalpflanzen an, 
die fur diesen Lebensraum charakteristisch sind. Eine Aufzahlung 
dieser Pflanzenarten eriibrigt sich, da ich nicht naher auf die sehr tri- 
viale Zikadenfauna dieses Lebensraums einzugehen brauche. Die am 
haufigsten vorkommenden Zirpen sind einige Ewpteryx-ATten, die 
iiberall zu finden sind, hier aber an Labiaten, Solanaceen, Compo- 
siten usw. giinstige Lebensbedingungen finden; E. vittata L., E. au- 
rata L., E. urticae F. und E. atrofunctata Gz. Besonders hinweisen will 
ich auf E. collina Flor, deren Nahrpflanze Ballota nigra ist. An Grasem 
(Poa annua, Hordeum murinum usw.) findet man die gewohnlichsten 
Deltocefhalm- Arten. 

o) Kies-, Sand- und Lehmgruben. 

Die Zikadenfauna der Sand-, Kies- und Lehmgruben wird bestimmt 
durch das Vorkommen der Art Cicadula frontalis Sc. Sie ist an Equise- 
tum palustre gebunden, das sich haufig in dichten Bestanden an den 
nassen Platzen der Gruben ansiedelt. C. frontalis Sc. streifte ich nur 
an diesen Fundorten, die aber im Lande zahlreich sind. AuUer dieser 
Art nenne ich noch Cicadella viridis L. und Eupteryx melissae Curt., 
die ich ebenfalls an sumpfigen Stellen der Gruben zahlreich fand. 

Die iibrige Zirpengesellschaft der Ruderalstellen wie auch der 
Gruben besteht aus eurytopen Arten. 

B. Artonliste. 

Hier fiihre ich samtliche in Mecklenburg aufgefundenen Zikaden- 
arten in systematischer Reihenfolge an. Ich hielt mich an das von 
Haupt gegebene System. Die romischen Ziffern hinter den Artnamen 
bezeichnen die Zeitdauer des Vorkommens dieser Arten; die Buchstaben 
in Klammem (a, c) geben Hinweise auf die vorhergehenden Abschnitte, 
in denen die Art erwahnt wird. Die Haufigkeit dieser Buchstaben zeigt 
die Flachendichte der Arten an. Weitere Zeichen weisen auf das Vor- 
kommen pi-iien Nachbargebieten hin; D. = Danemark, L. = Lubeck 
(Dummersdorfer Ufer), N. = Nordmark und Nordwestdeutschland, 
P. = Pommem (Umgebung von Stettin und Stolp), W. = WestpreuBen 
(Umgebung von Zoppot und Zuckau). 

Falls die Art nicht selbst gesammelt wurde, fiihre ich Sammler und 
V J^ndort an. Arten, die fiir das Gebiet neu sind, wurden fett gedruckt, 
meue Formen unterstrichen. Soweit es moglich ist, gebe ich im ein- 
zelnen auch die Nahrpflanzen an und bionomische Notizen, wobei 


Die Zikaden Meeklenburgs, eine faunistisch-okologische Untersuchung. 353 


neben bekannten und von mir bestatigten eine Eeihe neuer Be- 
obachtungen mitgeteilt werden. 

Cixiidae. 

Cixius Latr. 

Die Arten dieser Gattung kommen auf den verschiedenen 
Laubholzern vor, an denen sie in den verschiedensten Bio- 
topen gestreift werden konnen. 

1. C. pilosus Oliv. V-VII, (k); D., L., N., P., W. Mit der Nominatform zu- 

sammen fand ich: 

var. infumatus Fieb. 
var. contaminatus Germ, 
var. albicinctus Germ. 

2. C. nervosus L. V-IX, (b, h, k); D., L., N., R, W. 

var. ataver Sclmm. VIII, (a). 

3. C. cunicularius L. VI-VIII, (h); D., N., R, W. 

4. C. bifasciatus Schrk. Rabeler streifte zwei Exemplare im Goldenitzer 

Hochmoor iin Juni (det. Haupt). 

6. C, simills Kbm. VI, (k); D., N., P., W. 

6. C. stigmaticus Germ. VII-IX, (k); N., W. 

Fulgoridae. 

Fulgora Latr. 

F. europaea L. Von Rudow fiir Mecklenburg genannt. Belegstiick fehlt 
aber in mecklenburgischen Sammlungen. Da in den Nachbar- 
gebieten nicht gefunden und auch hier trotz meiner Bemuhungen 
nicht, vorlaufig fiir die Fauna zu streichen. 

Issidae. 

Ommatidiotus Spin. 

7. 0. dissimilis Fall. VII-IX, (g); D., N., P. An Eriophorum vaginaturn. 

Issus F. 

S. I. coleoptratus Geoffr. Raddatz fand zwei Exemplare im September in 
Vorgarten der Stadt Rostock. Beide Exemplare befinden sich 
in der Sammlung. D.. N., W. 

Delphacidae. 

Die Arten dieser Faniilie scheinen nur an Monocotylen zu 
leben. Haupt gibt fiir Jassidaeus lugubris Sign. Thymus (?) 
als Nahrpflanze an. Meine Beobachtungen sprechen dagegen. 

Asiraca Latr. 

A. clavicornis F. wird von Rudow fiir Mecklenburg angefiihrt. Rudow 
stiitzt sich auf einen Fund, den Konow bei Schdnberg gemacht 
haben soil. Das Belegexemplar ist nicht aufzufinden, dagegen 


354 


Hans Achiil Kuntze 


befindet sich im Lubeoker Museum ein Stuck dieser Art, das vou 
Konow bei Wien gesammelt worden ist! Die Art ist fiir Mecklen- 
burg zu streichen. 

Keliaia Fieb* 

9. K. guttula Germ. VI-IX, (a, b, c, d, f, 1, m); D., N., W. An Carex arenaria. 

10. K. paseuorum Rib. VII~IX, (h, m); N. 

11. K. fallax Rib. IX, (k); N. 

12. K. vittipennis J. S. VII-XI, (g, h); D., L., N., P., W?. An Eriophorum. 

Die $$ iiberwintern. 

13. K. punctulum Kb. VIII-X, (1); N. Ich fand sowohl macroptere (J(J wie 

die auch sehr viel dunkler pigmentiert waren. 

14. K. Scottl (Scott.) Rib. VIII-XI, ( 1 )- In den Nachbargebieten bisher nicht 

gefunden. Die Iiberwintern. AuBer der Nominatform: 

f. nigricollis n. !• (dunkelbraunes Pronotum, macropter). 
f. quadrimaculata n* f. (vier schwarze Makeln auf den 
Fliigeldecken, die zu Querbinden verschmelzen kOnnen). 

16. K. pallidula Boh. VII-IX, (a, h, 1, m); D., N., P. 

16. K. perspicillata Boh. VIII, (k, m); D., N. 

Megamelus Fieb. 

Uberwinterung als Imago, Erscheinungszeit Herbst. Die 
Fundorte stets feucht und ± schattig. 

17. M. notula Germ. VII-XI, (a, h, 1, m); D., N., P., W. Auch macropter. 

Uborwinternde sind sehr dunkel pigmentiert. 

18. M. venosus Germ. III-IV, IX~XI, (g, 1); D., N., P., W. Auch macropter. 

19. M. brerifrons Reutter. X-XI, (g, h, 1); aus Deutschland bisher nur aus 

westpreuBischen und westfalischen Hochmoofen bekannt. (JcJ 
und auch macropter. 

20. M, Fieberi Scott. VIII-XI, (h). Bisher nur einmal in Deutschland in einem 

(J in der Umgebung von Hamburg von Wagner gefangen. 

Stenocranus Fieb. 

21. S. minutus F, IV- VI, VIII-IX, (c, d, e, h, k, 1, m); D., N., P., W. 

22. 8. luscovittatus Stal. VIII-XI, (g, h, 1); P., W. 

Delphacinus Fieb. 

23. D. mesomelas Boh. VI-IX, (a, c, d, f, g, h, k, 1, m); D., N., P., W. Auch 

mapopter. 

Jastidaeus Fieb. 

24. lugubris Sign. IX, (k); ich land ein macropteres $. Hainmulleb er- 

beutete zwei <?<?, eins im Oktober und eins im MUrz! Cberwintert 
also als Imago. 


Delphax F. 

Die Arten dieser Gattung leben an Schilf. 
26. D. crassicomis Pz. VII-VIII* (a, h); D., N., P., W. 
26. D. pulchellus Curt. VI-VIII, (a, h); D., L,, N. 



Die Zikaden Mecklenburge, eine faunistisch-dkologische Untereuchung. 355 

Chioriona Fieb. 

Ebenfalls an Schilf. Wagner stellte fest, daB die $$ ihre Eier 
in etwa 1-2 m H6he ablegen, und man die Tiere nur dort findet, 
wo das Schilf im Winter nicht gemkht wird. Vielleicht gilt 
dasselbe fhr die Arten der Gattungen Euidella Put. und Del- 
phax F., die ich nur mit den Chlorionaarten zusammen streifte. 

27. C. prasinula Fieb. VII, (h, i); D., L., N,, W. 

28. C. glaucescens Fieb. VI-VIII, (a, h, i); D., N. 

29. C. smaragdula Stal. Raddatz fing ein im Werder — einem Sumpf — 

bei Toitenwinkel, im Juli. P., W. 

Euidella Put. 

30. E. gpeciosa Boh. V-VI, (h, i); D., N.. P. An Schilf. 

Eurysa Fieb. 

31. E. lurida Fieb. V-VI, (b, k, 1). In Norddeutschland bisher nicht gefunden. 

?? auch macropter. 

32. E. lineata Perr. (= L. quadrivittata Kb.). Ein $ in Sammlung Raddatz, 

das bei Malchin gefangen wurde. W. 

Stiroma Fieb. 

33. S. albomarginata Curt. V-VI, (b, k, m); D., N., P., W. 

34. S. moesta Boh. Hainmullbr erbeutete ein in der Umgebung von Waren. 

(Burgwall 3. VII. 1933.) 

S. spec. Am 9. VI. 1936 erbeutete ich im Darzer Hochmoor ein 5 einer 
Stiroma-art, die S. albomarginata sehr nahe steht, unterschieden 
von dieser durch die am Clypeus sehr weit getrennten Stimkiele. 

36. S. bicarinata H. S. VI-VII, (k); N., P.,W. 

36. 8 . afflnls Fieb. VI-VIII, (k, 1); D., N., W. 

37. S. pteridis Boh. VI-VII (k); D. L., N., P., W. An Pteridium aquilinum. 

Die Larven iiberwintern unter dem Fallaub des Fams. 

Dicranotropis Fieb. 

38. D. hamata Boh. VI-IX, (c, d, e, k, m); D., N., P., W. 

Libumia Stal. (Delphax Osh.) 

39. L. discolor. Boh. V-VIII, (1); D., L., N., P. Auch macropter. 

40. L. Balina Hpt. VI-VIII, (a); N. an Juncus Gerardi. 

41. L. juncea Hpt. VI, (h); auch macropter; an Brixa intermedia. In den 

Nachbargebieten bisher nicht gefunden. 

42. L. pullula Boh. VI, (h); D., W. 

43. L. paludosa Flor. VI, (h); in den Nachbargebieten bisher nicht gefunden. 

44. L. Reyl Fieb. (= Calligypona albicollis J. S.). VII, (i); an Juncus com- 

munis. In den Nachbargebieten bisher nicht gefunden. 

46. L. forcipata Boh. VI-VIII, (k, m); D., N., P., W. Auch macropter. 

46. L. Aubei Perr. VI-VIII, (b, d, e); D,, L., N., W. 

47. L. Bold! Scott. Vll, (b); D., N., W. An Ammophila arenaria. 

L. adela Flor. Das Exemplar der Sammlung Raddatz, das die Etikette 
tr&gt, ist L, diffioilis Edw. Die Art ist zu streichen. 

48. L. pellucida F. V-IX, fast iiberall. D., L., N., P., W. 


356 


Hans Achill Kuntze 


49. L. obseurella Boh. (=L. discreta Edw. nec Haupt.) V-VIII, (a, h, k, 

1, m); D., N. Auch macropter. 

50. L. difficilis Edw. nec. Haupt. V-VIII, (h, k, 1); N. In der Sammlung Rad- 

DATZ steckt diese Art unter dem Namen L. dubia Kb. und L. adela 
Flor. Auch macropter. 

61. L. collina Boh. V-VIII, (b, c, d, e, f, g, m); D,, P., W. 

62. L. coneinna Fieb. VII-IX, (k, m); N. 

63. L. albostriata Fieb. V, VIII-IX, (d, e); N., W. 

64. L. exeisa Mel. VI-VIII, (b); D., L., N. An Elymus arenarius. Auch 

macropter. 

66. L. albocarinata Stal. VI-X, (b, g); D., P. An Eriophorum. Larven iiber- 
wintern. 

66. L. elegantula Boh. VI~IX, (f, k, m); D., L., P., W. 

57. L. leptosoma Boh. VI-XI, (a, h, 1); D., N., P., W. An Binsen. 

58. L. lugubrina Boh. VI-IX, (h,i, 1); D., N., P., W. $? auch macropter. An 

Glyceria. 

69. L. exigua Boh. V-VIII, (c, d, e, 1, m); D., L., N., W. Larven uberwintern. 

60. L. gpinosa Fieb. V-VIII, (h, 1, m); N., P., W. 

61. L. oxyura Hpt. V, (h, k, 1). In den Nachbargebieten bisher nicht gef unden. 

62. L. denticauda Boh. V-VIII, (k, m); D., N., P., W. 

63. L. straminea Stal. V-VIII, (m); D., N., W. 

64. L. flaveola Flor. VI- VII, (m); D. W. 

65. L. Fairmairei Perr. VIII-X, (a, h, 1, m); D., N., W. auch macropter. 

66. L. brevipennis Boh. VII-IX, (h, k, 1, m); D., N., W. $$ auch macropter. 

Conomelus Fieb. 

67. C. limbatus F. VII-X, (a, h, i, 1, m); D., L., N., P., W. ?? auch macropter, 

an Binsen. 

Euconomelus Hpt. 

68. E. lepidus Boh. VI-VIII, (a, h, 1); D., L., N., W. auch macropter, an 

Riedgrasern. 


Teitigomeiridae. 

Tettigometra Latr. 

69. T. atra Hgb. In der Sammlung des Llibecker Naturhistorischen Museums 

und im Maltzaneum (~ Heimatmuseum) in Waren befinden 
sich Exemplare, die von Konow bei Feldberg gesammelt wor- 
den sind. 

70. T. obliqua Pz. VIII, (d, k); N., W. 

Rudow fiihrt noch eine ganze Reihe andere Arten auf, bei 
denen es sich aber nur um Farbvarietaten dieser Art handeln 
kann. Seine Belegexemplare sind in keiner Sammlung vorhanden. 


Membracidae 

Centrotus F« 

w 71. C. cornutus L. VI-VIII, (k, 1); D., L., N., P., W. An Laubhdlzem (be- 
sonders Eiche). 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 357 

Gargara A. S. 

72. G. genistae F. VII~VIII, (c,d,f,k); D.,N.,P., W. An Sarothamnus sco- 

parius. 

Cercopidae. 

Lepyronia A. S. 

73. L. coleoptrata L. VI-IX, (a, b, c, d, e, h, m); D., P., W. Die Larven iiber- 

wintern zwischen Moos. 

Aphrophora Germ. 

74. A. corticea Germ. VII. Von Rabeleb und mir gesammelt und nur im 

G5ldenitzer Hochmoor. (g.) 

75. A. alni Fall. VI-X. An Laubhdlzern, vor allem Weiden, in den verschieden- 

8 ten Biotopen. 

76. A. salicina Goeze. VI-IX. An Weiden in vielen Biotopen. 

Philaenus Stal. 

77. P. spumarius Li. VI-XI. Diese Schaumzikade lebt in fast alien Biotopen. 

Alle von Haupt genannten Abanderungen (und Zwischenfonnen 
zwischen diesen) wurden mit der Nominatform zusamrnen ge- 
streift. 

Neophilaenus Hpt. 

78. N. campestris Fall. VII-IX, (b, d, e); N., P., W. 

79. N. lineatus L. VI-XI, ebenfalls fast in alien Biotopen. 

f. pallidus Hpt. VII-IX, (b). 
f. fuscus Hpt. VII-X, (a, g, h). 

80. N. minor Kbm. VII-IX, (e, d, e, k); N., P. 

81. N. exclamationis Thunbg. VI-X, (c, d, f, g, k); D., L., P., W. 

N. albipennis F. komint im Geblet nicht vor. Hainmullers Tiere waren 
N. campestris Fall. Desgleichen gehdren die Tiere, die Jensen- 
Haarup in der Fauna danica als N. albipennis anfiihrt, zu 
N. campestris Fall (Wagner). 

Aethalionidae. 

Ulopa Fall. 

82. U. reticulata F. Das ganze Jahr hindurch an Calluna vulgaris, (c, d, f, g, k); 

D., N., P., W. 

f. macroptera Kb. Mit der Nominatform zusamrnen, aber 
selten. 

U. lugens Germ. Raddatz fiihrt in seiner „t)ber8icht“ diese Art an. Das 
Tier in seiner Sammlung, das diese Etikette tragt, ist aber nur 
die macroptere Form von U. reticulata. Die Art ist also fiir die 
Fauna zu streichen. 

Jassidae. 

Ledrinae. 

Ledra F. 

83. L. aurita L. VIII, (k); D., P., N., W. Raddatz sammelte im Mai viele 

kleine Larven neben fast ausgewaehsenen. Dies unterstutzt die 
Annahme, daB die Art zweijahrig sei. 


358 


Hans Aofaill Kuntze 


Jassinae. 

Enpelix Genn. 

84. E. cuspidata F. V-X, (a. b, c, d, e, h, m); D., N., P., W. Die $$ scheinen zu 
iiberwintern. 

Paropia Gmn. 

86. P. scanica FaU. VI-X, (h, k, 1, m); D., L., N., P., W. Auf Wiesen im all- 
gemeinen. Ich klopfte die Art aber auch von Laubhdlzem, be- 
senders Eiche. Die $$ scheinen zu iiberwintern. 

Euacanthus Lep. 

86. E. interruptus L. VI-X, (h, 1, m); D., L., N., P., W. 

87. E. acuminatus F. VII- VIII, (1); D., N., W., L. 

Strongylocephalus Flor. 

88. 8. Megerlel Scott. VI-X, (g); D., L., N. tberwintert im Torfmoss. 

89. S. agrestis Fall. VII-VIII, IV, (a, g, h); D., N., P., W. Dberwintert am 

Boden zwischen Schilf. 

Aphrodes Curt. 

90. A. bicinctus Schrk. (= rusticus Fall.). VII-X, (e, 1, m); D., L., N., P., W. 

Wahrscheinlich iiberwintern die $?, die ich im Oktober unter 
Steinen fand. 

91. A. bifasciatus (L.) Sign. (= tricinctus Hpt.) VII-VIII, (g, k,l); D.,N.,P. 

(Schmidt), W. 

92. A. trifaseiatus Fourc. VI-VIII, (f, g); D., N., P., W. Unter Heidekraut. 

93. A. albifrons L. VI-IX, (g, k, 1); D., N., P., W. 

94. As fuBCofasciatus Goeze. VII-VIII, (e, k); N. Auch unter Steinen. 

96. A. hstrionicus F. VIII, (b, 1); D., N., P., W. 

97. A. flavostriatus Don. (=rivulari8 Germ.). VII-X, (h, k, 1, m); D.^ L., 

P., N., W. Die $$ scheinen zu uberwintern. 

Cicadella Latr. 

98. C. viridis L. VI-X, (h, k, 1, m); D., L., N., P., W. An Juncus und Scirpus. 

Penthiniia Germ. 

P. nigra Goeze. Rudow fiihrt diese Art in seinem Nachtrag zur Fauna 
von Mecklenburg an, gestiitzt auf ein Stiick, das von Konow bei 
Schdnberg gefangen sein soil. Ein Belegexemplar ist nicht auf- 
zufinden. Herr Saagbr teilte mir mit, daB sich in der Sammlung 
des Liibecker Naturhistorischen Museums eine P. nigra befindet, 
die Konow in der Umgebung von Wien sammelte. Rxjdows 
Angabe ist also zweifelhaft. Die Art ist fiir die Fauna Mecklen- 
burgs zu streichen. 

Oncf^sis Bunn* 

99. 0. lanio L. VII-X, (k); D., H., P., W. An Eichen. 

var. brunnea F. mit der Stammform zusammen. 

100. 0. acutellads Fieb. Im August bei Neubrandenburg von Waonbe gesam- 
melt, von Saaobr bei Boitzenburg. N., P. An Ulmen, 



Die 2akaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologisohe Untersuchung. 359 

Bjrthoscopus Germ. 

101. B. flavicollis L. V-VIII, (g, k, I, m); D., N., P., W. An Betula alba und 

Carpinus betulus; an Hainbuche oft besonders h&ufig. 

102. B. ruIusculuB F. VI- VIII. (f, g); D., N., W. An Birken. 

103. B. fenestratus Schrk, (=alni Schrk.). VI- VIII, (h.l, m); D., N., P., W. 

An Erlen. 

Macropsis Lew. ^ 

Die meisten Arten dieser Gattung leben an verschiedenen 
Laubhdlzem und kommen mit diesen in vielen Lebensraumen 
vor. Fiir dieae gebe ich keinen Hinweis auf den Biotop, son- 
dern nenne nur die Nahrpflanze. 

104. M. tiliae Germ. VII~VIII, D., N., P., W. An Linden. 

106. M. scutellata Boh. VII-IX, D,, N., P., W. An Weiden. 

106. M. rubi Boh. VII-IX, (f, k, 1); N. An Himbeeren und Brombeeren. 

107. M. Scotti Edw. VII-IX, (1); N. An Urtica dioica. 

108. M. tibialis Scott. Saager fand die Art; in der Palinger Heide, Hainmuller 

in der Umgebung von Waren. 

109. M. virescens F. VI-IX, D., L., N., P., W. An Weiden. Mit der Stamm- 

form zusammen. 

var. lateristriata Strobl. 
var. nassata Germ. 

Die folgenden drei Arten werden von den verschiedenen Autoren 
verschieden aufgefafit. Wagner bezeichnet sie als Varietaten von M. vi- 
rescens F. 

110. M. mendax Fieb. VII-IX, L., N., W. An Weiden. 

111. M. distincta Scott. VII, N. An Weiden. 

112. M. cerea Germ. VI-IX, D., L., N., W. An Weiden. 

113. M. fuscinervls Boh. VII- VIII, D., L., N., W. An Zitterpappel. 

114. M. impura Boh. VII-IX, D., L., N., P., W. An Weiden (besonders Salix 

repens). 

Idiocenis Lew. 

Die Arten dieser Gattung Jeben an verschiedenen Laub- 
holzem und kommen mit diesen in vielen Lebensraumen vor. 

Ich nenne Biotope nur fiir die selteneren Arten. 

116. I. decimusquartus Schrk. (= scurra Germ.) VII-IX, D., P. An Schwarz- 
pappel. 

116. I. notatus F. VIII, (e). An Schlehe (Prunus spinosa). In den Nachbar- 

gebieten nicht gef unden. 

117. I. stigmaticalis Lew. (= adustus H. S.) VII-X, D., L., N., P., W. An 

Weiden. 

118. I. lituratus Fall. VII-X, D., L,, N., P., W. An Weiden. Haupt nennt die 

Art selten. Nach meinen Beobachtungen ist sie aber sehr haufig, 
vor allem an Salix aurita. 

119. 1. tibialis Fieb. VII, (e). An Bergahorn. In den Nachbargebieten nicht 

gefunden. 

120. 1. poecUus H. S. Im August in wenigen Stiicken von Salix viminalis am 

Elbiifer bei Ddmitz gestreift. Wagner klopfte sie bei Neu- 
Darchau ndrdlich DOmitz von Schwarzpappel. 


360 . Hans Achill Kuntze 

121. L etegans Flor. VIII, (h). loh sammelte sie von Salix caprea, Saagee 

von Populus tremula. 

122. I. tremulae Estl. VIII-IX, D., N., P., an Zitterpappel. 

123. L cognatus Pieb. VIII-X, D., N., an Silberpappel. 

124. I. dlseolor Flor. Saagee sammelte ein 9 bei Boizenburg von Weiden am 

27. VII. 1914. 

126. I. laminatus Flor. Saagee sammelte sie bei Boizenburg von Pappeln 
(27. VII. 1931); D., N. 

126. I. populi L. VI-IX, D., L., P., N., W. An Pappeln und Weiden. 

var. fulgidus F. An Weiden. Wird von verschiedenen 
Autoren als gute Art angesehen. 

127. I. confusus Flor. VI-IX, D., L., N., P., W. An Weiden. 

128. I. albicans Kb. VII-X, D., N., P., W. An Silberpappel. 

Agallia Curt. 

129. A. consobrina Curt. puncticeps Germ.). VII-IX, (k, 1); D., N., W. 

An Urtica dioica. 

130. A. venosa Fall. IV -IX, (b, c, d, e, m); D., L., N., P., W. Die $? iiber- 

wintern. 

131. A. aspera Rib. V-VIII, (d, c, k, m). 

132. A. brachyptera Boh. VII~IX, (h, k, 1, m); D., N., P., W. 

Platymetopius (Burm.) Hpt. 

133. P. undatus Deg. Auf Waldwiesen iin Juli und August in der Umgebung 

Rostocks von Raddatz gesammelt. D., N., W. 

134. P. major Kbm. VIII, (e); D., N. An Eiche. (Ich klopfte sie von Cra- 

taegus.) 

Eroteltix Hpt. 

135. E. cyane Boh. VII- VIII, (i); D. An Potamogeton. 

Gcadula Fall. 

130. C. punctifrous Fall. VIII-IX, (h); D., N., P., W. An Weiden. 

137. C. scptempunctata Fall. VI- VIII, (1); D., N., W. An Filipendula ulmaria. 

138. C. opaeipeniiis (Leth.) Edw. VII-IX, (1). Neu fur Deutschland, bisher nur 

in Sibirien und England gefunden. 

139. C. frontalla Scott. (=fascifrons Hpt. nec Stal). VII-IX, (h, o); N. An 

Equisetum palustre. 

C. tetrasticta Horv. VII, (m). Nach Wagner nur eine Varietat von C. fron- 
talis Scott. 

140. C. variata Fall. VI- VIII, (1); D., N., W. An Urtica dioica. 

141. C. sexnotata (Fall.) Rib. VI-IX, (c,d,h, m). Haufigste Art der Gruppe, 

so dafi die Fundortsangaben aus den Nachbargebieten zumeist 
zutreffen werden. Nach den Arbeiten von Edwards und Ribaut 
lassen sich die folgenden Arten gut bestimmen. 

142. C. cristata Rib. VIII-IX, (d, m); N. 

143. C. laevis Rib. VIII-IX, (b, d); N. 

144. C* vlridegrlsea Edw. VIII, (h); N. 

145. C. Fleberl Edw. VIII, (a); N., W. An Scirpus. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistkch-fikologische Untersuchuug. 361 

146. C. Horrathi Wg. (= fasciifrons Edw. nec Stal). VII- VIII, (a); N. Wagnee 

gibt fiir diese Art als Nahrpflanzen Juncus lamprocarpus und 
J. Gerardi an. 

147. C. quadripunctulata Kbm. ( =ramigera Zachv.). VIII, (e, d, e). Naeh Wagner 

an Corispermum hissopifoliuni. Ich streifte die Art von Sotaria 
und Panicum-arten. 

Balclutha Kirk." 

148. B. punctata Thbg. Wahrend des ganzen Jahres, uberwintert an Koniferen. 

(g, k); D., N., P., W. 

Euscelinae. 

Graphocraerus Thms. 

149. G. ventralis Fall. VI-IX, (c, d, m); D., L., N., P., W. 

Doratura J. S. 

160. D. st 3 data Boh. VI-IX, (c, d, m); D., L.. N., P., W. 

161. D. exills Horv. VII, (e); N. 

162. D. homophyla Flor. VI-IX, (c, d, e, f, m); D., N., P., W. Nur an der Kiiste 

und nur in einer neuen Form. 

fa littoralis n. f. VI- VIII, (b); (Beschreibung S. 311). 

Paramesus Fieb. 

163. P. nervosus Fieb. VI-VII, (a); D., N., W. An Juncus maritima und Scir- 

pus maritimus. 

Paralimnus Mats. 

164. P. phragmitis Boh. VII-IX, (h, i); D., N. An Schilf. 

Rhystistylus Fieb. 

166. B. proceps Kb. VII-IX, (b, d, f); N. An Weingaertneria canescens und 
Nardus strictus. 

Deltocephalus Burni. 

Alle Arten dieser Gattung scheinen an Gramineen zu leben. 

166. D. punctum Flor. VI-VIII, (a, d); D., N., W. Merkwiirdigerweise land 

ich diese Trockenheit liebende Art auch auf den Salzwiesen bei 
Warnemiinde. 

167. D. costalis Fall. VII, (h). In den Nachbargebieten nicht gefunden. 

168. D. socialis Flor. VI-X, (b, c, d, e, f, k, m); D., L., P., W. 

169. D. multinotatus Boh. VII-X, (c, e, g, k); P. 

160. D. ocellaris Fall. V-IX, (c, e, 1, m); D., L., N., P., W. 

161. D. allobrogicus Rib. in litt.i). VIII, (k); N. 

162. D. Flori (Fieb.) Then. VII-VIII, (k, 1); D., N. 

163. D. snrgumflexug Then. VII-VIII, (f, g, k); N. 

164. D. parallelus Fieb. Von Rabeler im August im Gdldenitzer Hochmoor 

gefunden (det. Haupt). 

») Die Beschreibung wird in Bull. d. 1. Soc. d’Hist. Nat. Toulouse erscheinen. 


$m 


Hans AohiB Kimtze 


166. D. distiBgiiendus (Flor) Then. VI-X> (a* b, c, d, e, k, 1, m). Eine der h&u- 
figsten Zirpenarten. D., L., N., P., W. 

166. D. striatug (L.) Rib. VI-IX, (b, c, d, e, f, 1, m). 

var. sabulicola Curt. VII~IX, (b). 

167. D. Then! Edw. (== spatifer Rib.), VI- VIII, (b, e, m); N. 

1§8. D* Putoni Then (== nodosus Rib.), VIII-IX, (d, e); N. An Artemisia 
campestris. 

169. D. cophalotes (H. S.) Rib. VIT-VIII, (a); N. 

170. D. areatus Stal. VIII-IX, (d). An Helichrysum arenarium. Nach Haupt 

nordische und sibirische Art. Bisher nur in den Ostalpen ge- 
funden. 

171. D. pulicaris Fall. VII-X, (b, c, d, e, k, 1, m); D., L,, N., P., W. 

172. D. oolUnus Boh. VI-IX, (c, d, e, f, m); D.,N., P., W. Im Herbst fand ich 

sehr stark pigmentierte Stiicke, deren Flugeldecken, Pronotum 
und Scheitel dunkelgrau waren. 

173. D. abdominaUs F. VI-VIII, (b, 1, m); D., N., P., W. 

174. D. striifrons Kb. VI-VIII. Ich fand nur je ein Exemplar auf den Dtinen 

des Darss und im GOldenitzer Hocbmoor. Raddatz sammelte 
die Art auf den Wiesen und Diinen bei Markgrafenheide (Wame- 
miinde). 

176. D. pascuellus (Fall.) Then. V-XI, (a, h, k, 1, m); D., L., N., W., P. 

176. D. assimilis (Fall.) Then. VII-VIII, (g, h); D., L., N., W. 

177. D. maculiceps Boh. VIII-IX, (g, h); N., W. An Eriophorum? 

178. D. puslllus Kb. VIII-IX, (e); D. Diese Art ist ihrer Winzigkeit wegen 

sehr leicht zu ubersehen. 

179. D. Fanzeri Flor. VIII-X, (g); N., P. An Eriophorum. Die $? scheinen 

ZU tiberwintem. 

ScaphoideuB Uhler. 

180. S. formosug Boh. VII-VIII, (h). In den Nachbargebieten bisher nicht 

gefunden. Wird sie angeffthrt und fehlt in der Liste Paralimnus 
phragmitis Boh., so handelt es sich wohl meistens um diese ge- 
wfihnliche Art, mit der sie verwechselt wird. S. formosus Boh. 
ist selten und lebt an Glyceria und Pseudacorus (Haupt). 
Limotetlix J* S, 

181. L. strict Fall. VII-X, (a, h); D., L., N., P. Im Herbst sammelte ich fast 

schwarze Stiicke, 

Euscelig BruU^a 

182. E. quadrum Boh. VII-X, (h, 1, m); D., N., P., W. 

183. E. argentatus F. VI-IX, (b, c, d, e, h, m); D.; L., N,, P,, W. 

184. E. interstitiaUs Germ. VII-VIII, (f). Von Saagbr auch bei Boizenburg 

gestreift. N. 

186. E. transversusFaU. VI-VIH, (e). Ich fing die Art nur auf den besonnten 
H&ngen bei Neubrandenburg, Raddatz auch auf den trocknen 
Wiesen bei Markgrafenheide. D,, N., W. 

186. E. striatulus Fall. VI-VIII, (f, g, k); D., L., N., P., W. An Calluna vulgaris. 

f. russeolus Fall, mit der Nominatform zusammen, aber 
selten. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistiseh-dkologische Untersuchung. dbd 

187. E.oriehalce«8Thms. IX, (c, d). Auf sandiger Braohe bei Grevesmuhlen ; 

auch bei Waren (Hainmuller). 

188. E. grisescens Zett. VI~IX, (g); D., ><., P., W. tvt 

189. E. aemulans Kb. (= Sahlbergi Reutter). VII-X, (b, h, , 

190. E. sordidus Zett. Vl-X, (a, g, h, k, 1, m); D., L., N., P., W. 

191. E. lineolatus Brull^. IV-X, (b, c, d, e, m); D., N., P., W. 

192. E. distinguendus Kbm. VI-IX. Auf Kleefeldern. N. 

193. E. plebejus Fall. VI~X, (b, c, d, e, m); D./L., N., P., W. 

194. E. onustus Ferr. VIII-IX, (f); Luneburger Heide und Voralpen sind die 

bisher bekannten deutschen Fundorte. 

196. E. Sohenki (Kb.) Nast. VII-VIII, (e, m); D., N., W. 

196. E. obsoletus Kb. VII-X, (a. g. h, i, 1, m); D., L., K, P., W. An Bmsen. 

197. E. brevipennis Kb. V-VIII, (b, f, g, k, m); D., N., P., W. 

198. E. impictifrdns Boh. Vl-IX, (b, c, d, e); D., N., 1., W. 

Allygus Fieb. 

199. A. commutatus Scott. VI-IX, D., N., P., W. Hierher gehoren Bamtlicho 

von Raddatz als A. atomarius bestiminten Stucke. An Eichen 
und anderen Laubbaunien. 

1200. A. atomarius E. In der Saniinlung Raddatz befinden sich mehrere 
Stucke unter dem Namen A. Heydeni Kb., die zu A. atomarius 
gehoren. Drei von den vier Stiicken tragcn die Fundortbezeich- 
nung Wien. Das viertc Stuck hat keinen Fundortzettel. Da die 
Art in D., P. und W. gef unden worden ist, kann es sich um einen 
Mecklenburger Fund handeln. 

201. A. mixtus F. VII-IX, D., N., P., W. An Eichen und anderen Laub- 

baumen. 

202. A. modestus Scott. VII-X, (1); N. An Ulmen. 

Thamnotettix Zett. 

203. T. lineatus F- (=“ Stictocoris 1.). VI-IX, (e); P. 

204. T. Preyssleri H. S. (= Stictocoris Pr.). VII-X, (b, c, d, e, h, k, m); D.,Is., 

P., W. Nur im Herbst land ich diese Art auch auf feuchten 
Stellen und nur ??. Wahrscheinlich iiberwintern diese. 

205 Ta coroniceps Kb. (~ Deltocephalus c.) VII-X, (h, k, 1). 

206. T. tenuis Germ. VII-IX, (c, d,f, g, h, k); D.,N.,P. An Grasern zwischen 

Calluna. 

207. T. croceus Germ. VI-IX, (e). An Bromus (inermis?). Von Kouow auch 

in der Umgebung von Schonberg gesammelt. In den Nachbar- 
gebieten nicht gefunden. 

208. T. attenuatus Germ. VIII-IX, (f); D., N. 

209. T. lenestratus H. S. VIII-IX, (d, e); P., W. An Helichrysum arenarium. 

210. T. octopunctatus Schrk. (= splendidulus F.). VII-IX, (1); D., N., W. An 

Ulmen. 

211. T. abietinus Fall. VII, N. Nur einmal von Fichten bei Neubrandenburg 

gestreift. (Muhlbachtal.) 

212. T. tomeellus Zett. Von Raddatz im Juni bei Schlemmin gesammelt, von 

Hainmuller bei Waren. 

Archly f . Naturgeschlchte, N. F. Bd. 6, Heft 3. 


24 


364 


Hans Achill Kiintze 


213. T. aubfusculus Fall. V-VIII, (k); D., L., N., P., W. 

214. T. Mguttatus Fall. VIII, (e); D., N., P., W. 

216. T- dllutlor Kb. VIII, (e); D., L., N. 

216. T. simplex H. S. (= prasinus Fall). Rabeler land drei Stuck im Gdlde- 

nitzer Hochmoor am 11. VI. 1928, Nach Raddatz auch auf 
Waldwiesen in der Umgebung von Rostock. 

217. T. vitripennis Flor. VII-IX, (c, d, f); N. 

218. T. frontalis H. S. VIII-X, (a, h, k, 1); D., N., P. An Riedgr&sem. 

219. T. quadrinotatus F. VI-X, (a, b, g, h, k, 1, m); D., L., N., P., W. 

220. T. aurantipes Edw. Ein Stuck sammelte HainmItller am 22. IX. 1933 

bei Seeblanken auf schattiger Buchenwaldwiese (det. Wagner). 

221. T, perslmills Edw. VII-IX, (1, m); N. 

222. T, quinquenotatus Boh. IX-X, (h; 1). An Riedgrasern. In den Nachbar- 

gebieten nicht gef unden. 

223. T. intermedius Boh. VIII-IX, (g, 1); N. 

224. T. sulphurelius Zett. (= vittiventris Hpt. nec Leth.). VII-X, (b, h, k, 1, 

m); D., L., N., P., W. 

225. T. excisus Hpt. (= sulphurelius Hpt.). Hainmuller sammelte einige 

Stiicke bei Waren im August. 

226. T. flaveolus Boh. (nec Hpt.). VIII, (e, k). In den Nachbargebieten nicht 

gef unden. Ich streifte sie von Koniferen. 

Grypotes Fieb. 

227. G. puncticollis H. S. VII-XI, (f, g, k); D., N., P., W. An Kiefern. Ich 

hatte Gelegenheit, bei Fallung von Kiefern im November die $? 
in Anzahl in den Kronen zu finden. Wahrscheinlich uberwintern 
diese. 


Opsius Fieb. 

228. 0, Heydenl Leth. VII-X. Ich sammelte sie nur in den Garten der Stadt 
Rostock an Tamarix. In den Nachbargebieten nicht gefunden. 


Typhlocjfbinae. 

Alebra Fieb. 

229. A. albostriella L. VI-X. D., L., N., P., W. Uberall im Land haufig an 

verschiedenen Laubbaumen, vor allem Eichen und Linden. 

Empoasca Walsh (incl. Chlorita Fieb.) 

230. E. flavescens F. Das ganze Jahr iiber sehr haufig in fast alien Lebens- 

raumen. Gberwintert an Koniferen. 

231. E. Tullgreni Bib. VI-IX, N. An Kartoffelkraut oft in Menge. 

232. E. viridula Fall. VI-IX, (b, c, d, e); D., N., P., W. An Artemisia cam- 

pestris. 

233. E. smaragdula (Fall.) Edw. VI-IX, (f, g, k, 1); D., L., N., P., W. An 

Birken und Erlen. 

234. E* populi Edw. VII- VIII, (1); D,, N. Ich sammelte sie nur an Populus 

tremula. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-6kologigche Untersuchung. 365 


235. E. rufescens Mel. VII- VIII, (h); L., N. An Weiden. 

236. E. Tirgator Rib. VIII. Nur einmal am 2. VIII. 1936 an Salix viminalk 

auf den Elbwiesen bei Ddmitz (h). 

Erythria Ficb. 

237. E. aureola Fall. VI-X, (f, k); D., N., W. An Calluna vulgaris. 

Dicranetira Hardy. 

238. D. variata Hardy. Das ganze Jahr liber, (e, k); D., N., W. 

239. D. flavipennis Zett. VI-X, (a, h, 1, m); D., N., P., W. An Riedgrasern. 

240. D. Fleberi P. Low. VI-IX, (h, 1); I)., N., W. 

241. D. citrinella Zett. VI-IX, (g, k); D., N., P., W. 

242. D, mollicula Boh. IX, (e); D., N., W. 

Eupterix Curt. 

243. E. vittata L. VI-X, (h, k, 1, rn); D., N., P., W. An Krautern (vor allem 

Compositen). 

244. E. notata Curt. VI-X, (b, c, d, e, k, m); D., N., W. An Hieraeium pilosella. 

245. E. aurata L. VI-XI, D., L., N., P., W. An Urtica dioica und vielen Krau- 

tern (Labiaten) fast liberall. 

246. E. atropunctata Goeze. VI-X, (a, h, m); D., L., N., P., W. An vielen Kniii- 

tern (auch an Kartoffel- und Zuckerriibenkraut). 

247. E. urticae F. VI-X, (k, 1, m); D., L., N., P., W. An Urtica dioica. 

248. E. Cyclops Mats. VIII, (1); Hainmttller fand sie auch bei Waren am 

4. X. 1931. N., W. 

249. E. collina Flor. Raddatz fand sie im September bei Toitenwinkel, Wagner 

streifte sie am 12. VIII. 1936 von Ballota nigra bei Waren. 

250. E. stachydcarum Hardy. VI— X, (k); an Stachys sylvatica. N. 

251. E. melissae Curt. VII-X, (h); D., L., N. 

252. E. Thoulessi Edw. VIII-X, (h, 1); an Mentha aquatica. 

253. E. sexpunctata Fall. ( -- Typhlocyba s.). VII-IX; an Weiden, meist Salix 

caprea. D., N., W. 

Typhlocyba Germ. 

Die meisten Arten dieser Gattung kommen auf verschiedenen 
LaubhOlzern vor. Ich gebe deshalb nur die Nahrpflanze an 
und keine Biotope. 

254. T. jucunda H. S. VII-X, an Erlen. D., N,, P., W. 

255. T. tenerrima H. S. VI- X, an Himbeeren und Brombeeren. D., N., P, 

256. T. ulmi L. VI-X, an Ulmen. D., N., P., W. 

257. T. quercus L. VI-X, an Eichen und anderen Laubbaumen. D., N., P., W. 

258. T. cruenta H. S. VI-X, an Buchen. D., N., P. 

259. T. nitidula F. VII-X, an Carpinus betulus. D., L., N., P. 

260. T. geometrica Schrk. VI-X, an Erlen. D., N., P. 

f. gratiosa Boh. fing Raddatz an Erlen. D. 

261. T. candidula Kb. VII-VIII, an Silberpappel. D., N. 

Die folgenden Arten wurden friiher als eine Art (T. rosae L.) aufgefaBt. 
Durch die sehr genauen Untersuchungen von Edwards und Ribaut scheint 
es jedoch erwiesen, daB es sich um morphologisch und okologisch 
scharf getrennte Arten handelt. 


24 * 


366 


Hans Aehill Kuntze 


262. T. rosae (L.) Edw. VI-X, an Rosen. D., L., N., P., W. 

263. T. salfeieola Edw. VIII-X, an Weiden. N, 

264. T, ayellanae Edw. VII-IX, an HaseL N. 

265. T. barbata Rib. VIII, an Salix aurita. N. 

266. T. prnni Edw. VI- VIII, an Prunus domestica. N. 

267. T, diyergens Rib. VII- VII, an Ulmen. N. 

268. T. Lethierry Edw. VII-IX, an Aborn und Ulmen. D., N. 

var. plurispinosa Wg. Wagner sammelte diese VarietS^t am 
9. VII. 1936 bei Neubrandenburg von Corylus. 

269. T. staminata Rib. VIII-IX, an Hasel. 

270. T. pminicola Edw. Wagner sammelte sie bei Neubrandenburg am 8. VII, 

1936 von Prunus spinosa (det. Wagner). 

271. T. hyppocastani Edw. Von Hainmuller bei Waren (Eisnick, 9. IX. 1935) 

gesammelt (det. Wagner). 

Es ist wahrscheinlich, daB in Mecklenburg noch sehr viel 
mehr Arten aus der Typhlocyba rosae- Gruppe vorkommen. 

Eurhadina Hpt. 

272. E. German Zett. VII-XI, (f, g, k); D., N., W. An Kiefern. 

273. E. stellulata Burm. VI-IX, an Birken und Kirschbaumen. D., N. 

274. E, Lbwi Then. VII-IX, an Acer pseudoplatanus. D., N. 

275. E. concinna Germ. VII-IX, an Eichen und Buchen. D., N., P. 

276. E. Rlbauti Wg. VII, (k); an Eichen. N. 

277. E. pulchella Fall. VII-IX, an Eichen. D., N., P., W. 

Erythroneura Fitch. 

278. E. alneti Dahlb. VI-IX, an Alnus glutinosa und Carpinus betulus. D., L., 

N., W. 

279. E. hyperici H. S. VII-IX, (c, d, m); D., N., W., an Johanniskraut. 

280. E. flammigera Geoffr. IV-V, am Sudrand von Fichtenschonungen, VIII 

bis IX, an verschiedenen Laubbaumen. D., L., N., W., P. 

281. E. angusta Leth. V, ein Stuck bei Bad Kieinen. 

282. E. rubroyittata Leth. VII-IX, (d, f, g); D., N., P. An Calluna vulgaris. 


C. Einiges fiber die geographische Verbreitung der Zikaden. 

Es mag ubertrieben erscheinen liber die zoogeographischo Verbreitung einer 
Insektengruppe etwas auszusagen, wenn hierfiir, wie in meinem Fall, nur ein kleines 
Gebiet fur die Untersuchung zur Verfiigung steht. Ich glaube aber, daB ich durch 
mein Sammeln in alien Teilen Mecklenburgs einiges Wertvolle an Beobachtimgen 
zusammengetragen habe. (Meist stehen einem zur Bearbeitung eines Gebietes 
nur die Saramelausbeuten anderer zur Verfiigung, so daB man wohl Genaues uber 
das Vorkommen der gesammelten Arten in dem Gebiet aussagen kann, nicht 
aber beim Fehlen einiger Arten in der Sammelausbeute auf das Fehlen derselben 
am Sammelort sohlieBen darf.) So erscheint es mir denn angebracht, hier den 
Stand der Kenntnisse iiber die geographische Verbreitung einiger Zikadenarten 
fhr Mecklenburg und die Nachbarl&nder festzulegen. 



Die Zikaden Meoklonburgs, eine faunistisch*dkologische Untersuchung. 367 

tJber die Fauna der Nachbargebiete erschienen Arbeiten von Lubeck, der 
Nordmark und Nordweatdeutschland, und eine Zikadenliste der IJmgebung von 
Stolp neueren Datums. Friihere faunistische Arbeiten gibt es liber die Zirpenfauna 
Pommerns und WestpreuBens. Diese Arbeiten geben zusammen mit meinen 
Beobachtungen einen guten Uberblick iiber die Zikadenfauna von ganz Nord- 
deutschland. 

Leider fehlen aus den iibrigen Gauen DeutscMands noch zusammenfassende 
Darstellungen der Zikadenfauna. Angaben iiber die Verbreitung einzelner Arten 
linden sich aber in dem von Haupt bearbeiteten Teil ,,Homoptera“ der „TierweIt 
Mitteleuropas“. Uber die Zikadenfauna der europaischen Staaten sind nur wenige 
zusammenfassende Arbeiten erschienen (ich nenne nur: Jensen Ha arup, Dan- 
marks Cikader). Im allgemeinen ist zu sagen, daB wir noch sehr wenig liber die 
zoogeographische Verbreitung der Zirpenarten wissen. Der Katalog von Oshanin 
Tiber die Zikaden des palaarktischen Gebietes miiBte notwendig einer Revision 
unterzogen werden, denn seine Verbreitungsangaben erscheinen zum Teil zweifel- 
haft. Besonders nicht allgemein verbreitete Arten werden heute noch von den 
verschiedenen Autoren ganz verschieden aufgefaBt. Eine Bearbeitung dieser 
Fragen unter Beriicksichtigung der gesamten sehr zerstreuten und oft nur An- 
gaben Tiber eine Art enthaltenden Literatur wurde den Rahmen ineiner Arbeit 
sprengen. Diese Fragen kdnnen nur im Zusammenhang bearbeitet werden, wobei 
noch darauf hinzuweisen ist, daB eine aus Kaukasien beschriebene Art zum Bei- 
spiel schon langst mit anderem Namen aus einem anderen Gebiet bekannt sein 
kann. Leider fehlt eine monographische Bearbeitung der allermeisten Zikaden- 
gattungen. 

Unter Beriicksichtigung der Zikadenfauna der Nachbarlander wende ich die 
Ausdriicke nordliche, ostliche, siidliche und westliche Art an, da der 
Gebrauch der in der zoogeographischen Literatur iiblichen Begriffe (boreal, pon- 
tisch usw.) mir fiir eine so wenig erforsebte Insektengruppe, wie es die Zikaden 
sind, nicht niitzlich erscheint. 

Wagner weist in seiner Arbeit iiber die Zikaden der Nordmark und Nord- 
westdeutschlands auf das Verbreitungsgebiet einiger Arten hin, das von Osten 
her in das von ihm untersuchte Faunengebiet hineinreicht. Diese Arten haben 
eine iibereinstimmende Verbreitung mit einer groBen Zahl von Pflanzenarten, die 
im Sinne Hocks als Kjefernbegleiter bezeichnet werden, und deren Verbreitungs- 
gebiet iiber eine deutliche Linie im Siidosten Schleswig-Holsteins nicht hinaus- 
geht. Wir sehen daraus, daB die geographische Verbreitung der Zirpen weitgehend 
sich mit der ihrer Nahrpflanzen deckt. 

Die AusbreitTingsmittel der Zikaden, wenn wir die Singzikaden imberiick- 
sichtigt lassen, sind gering. Viele Arten sind brachypter und auch die ma- 
cropteren Arten machen scheinbar nur selten von ihren Fliigeln Gebrauch. Ich 
beobaohtete nur die Typhlocyben im Fluge, und zwar wie sie an der Westseite 
ihrer Nahrpflanze, die von den Strahlen der Abendsonne getroffen wurde, 
schwarmten. Sie entfemten sich aber nie weit vom Laub der Baume, sondem 
kehrten in raschem Zickzackflug dahin zunick. Von selbst werden Zikaden also 
keine grOBeren Strecken durchfliegen, sondern allenfalls vom Wind weiter ver- 
weht werden kdnnen. Sie kdnnen sich daher nicht mit der Sclmelligkeit von 
Schmetterh’ngen ausbreiten. 


368 


Hans Achill Kuntze 


Bei meinen faunistischen Untersuchungen des Gebietes fielen mir 
schon im ersten Sammeljahr einige Zikadenarten auf, deren Verbreitung 
in Mecklenburg eine begrenzte ist. Auf diese Aiten ricbtete ich daraufhin 
meine ganze Aufmerksamkeit, um fur sie moglicbst genaue geographische 
Grenzen ihres Vorkommens in Mecklenburg festlegen zu konnen. Selbst- 
verstandlich ist es, dafi eine weitere Durchforschung des Landes meine 
Ergebnisse korrigieren kann, im allgemeinen aber werden die von mir 
entdeckten Grenzlinien Giiltigkeit behalten. Vielleicht laBt sich an Hand 
dieser meiner Untersuchungen auch einmal eine Einwanderungs- 
geschichte iiber diese oder jene Zirpenart (z. B. Lepyronia coleoptrata L. 
von 0 nach W) feststellen, wie sie fiir Carabus auratus L. bekannt ge- 
worden ist. 

Karte 2 S. 372 zeigt die Verbreitungsgrenzen folgender Arten: 

senkrecht gestrichelt = T. quinquenotatus Boh., 

= L. coleoptrata L., 

= S. fuscomttatus Boh., 

= mehrere Arten, deren Verbrei- 
tung eine mehr sUdostliche ist. 

Arteji westlicher Verbreitung 

konnte ich in Mecklenburg nicht nachweisen. Wahrscheinlich ge- 
horen Aphrodes liniicola Edw. und Psammotettix maritima Perr., die 
beide an der deutschen Nordseekiiste gefunden wurden, und Typhlocyba 
decempunctata Fall, hierher. Alle diese Arten wies Wagner fiir das von 
ihm untersuchte Gebiet nach. 

Arten sUdlicher Verbreitung. 

Eine interessante Gruppe sind die Arten sUdlicher Verbreitung. Es 
handelt sich dabei um Arten sehr diskontinuierlicher Verbreitung. 
Ich konnte nur sehr wenige Fundorte solcher feststellen, und zwar 
Issus coleoptratus L., Tettigometra atra Hgb., Idiocerus notatus F., 
1. poecilus Fall, und I. decimusquartus Schrk. Es ist aber moglich, dafi 
diese Arten von anderen Autoren anders aufgefafit werden, da es sich 
um fUr Norddeutschland wenig bekannte seltene Formen handelt. Ich 
fand sie nur im Suden Mecklenburgs und niemals haufig. Eine typische 
Art sUdlicher Verbreitung, die von Rudow fUr das Gebiet angegeben 
wird, Fulgora europaea L., konnte ich nicht auffinden, obgleich ich mir 
wegen dieser Angabe besondere MUhe gab. Diese Zikade erreicht viel- 


waagerecht weit 
waagerecht eng 
schrag 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 369 

leicht in der Priegnitz, wo Eudow ebenfalls sammelte, ihre Nordgrenze, 
fiir die Fauna Mecklenburgs ist sie aber zu streichen, solange kein 
Belegexemplar vorliegt. In der Umgebung von Berlin sammelte icli 
diese Zirpe haufig. In den ostlichen und westlichen Nachbargebieten 
wurde sie nicht nachgewiesen. 

Einen bemerkenswerten Fund machte 'ich aber im nordostlichen 
Teil Mecklenburgs, und zwar stellte ich in Rostock das Vorkommen 
einer Zikade fest, die ihre Hauptverbreitung im mediterranen Gebiet 
hat. Es ist die Tamarixzikade Ofsius Heydeni Leth. Diese Zirpe ist 
streng an den Tarnarixstrauch gebunden und lebt in Rostock nur an 
den im Windschutz an der Stidwand der Hauser stehenden Biischen. 
OsHANiN gibt als Verbreitungsgebiet Nordafrika, Slid- und Mittel- 
europa an, Haupt Slid- und Mitteleuropa ; letzterer schreibt aber weiter 
,,bei uns mit dem Tarnarixstrauch eingefiihrt und mit ihm bis Nord- 
deutschland verbreitet‘‘, Eine genaue Fimdortangabe fehlt. Da die 
Art in den Nachbargebieten nicht gefunden wurde, ist es wahrschein- 
lich, dafi Rostock der nordlichste Fundort dieser Zirpe ist. 

Arten suddstlicher Verbreitung, 

Sehr unbestimmt hatte ich mich iiber die fiinf anfangs genannten 
Arten sudlicher Verbreitung ausgedrlickt, weil ich nicht ganz sicher 
war, ob sie nicht mit gleichem Recht in die Gruppe der Zikaden siid- 
ostlicher Verbreitung einzureihen sind. Ich habe mich jedoch ent- 
schlossen, in dieser Gruppe nur Zirpen zu nennen, von denen Fundorte 
aus dem Osten und Sudosten vorliegen. Wie weit es sich liierbei um 
pontische Faunenelemente handelt, mufi die weitere zoogeographische 
Forschung klaren. Das Verbreitungsgebiet dieser Zikaden babe ich aiif 
Karte 2 eingezeichnet. Es umfaBt im Siidosten des untersuchten Ge- 
bietes einen groBen Teil des Kreises Stargard; im Siidwesteii befinden 
sich die Fundorte fiir Mecklenburg nur in den kleinen Landesteilen, 
die den Elbstrom beriihren. 

An diesen Fundorten fand Saager bei Boizenburg und ich bei 
Domitz Euscelis interstitialis Germ. Wagner fand sie auch bei Neu- 
darchau und Gesthacht. W. nennt sie zusammen mit den Arten, die 
von Osten her in das nordwestdeutsche Faunengebiet hineinreichen. 
Da ich aber die Art sonst nicht in Mecklenburg feststellen konnte und 
diese Fundorte an der Elbe die einzigen sind, nehme ich an, dalJ 
E, interstitialis Germ, das Elbtal entlanggewandert ist und sich dann an 
Stellen ansiedelte, die ihr die Lebensbedingungen errnoglichten. Zu 



370 


Hanfi Achill Kuntze 


demselben SchluB kam ich, da die Art in den Faunenlisten der ost- 
lichen Nachbarlander fehlt. 

Auf das in diesem Absatz genannte Gebiet des Kreises Stargard 
bin icb in dem Abschnitt „Besonnte Hange“ schon naher eingegangen. 
Die typischste Art siidostlicher Verbreitung ist Thamnotettix fene- 
stratus H. S. Sie wird von Floe fur Livland genannt, von Matsumara 
fiir WestpreuBen und von Schmidt fiir die Umgebung Stettins. Wagner 
fand sie bei Neudarchau an der Elbe (raiindliche Mitteilung), Es ist 
somit nicht ausgescblossen, daB T. fenestratus H. S. auch fiir die an die 
Elbe grenzenden Mecklenburger Gebiete noch nachgewiesen wird. 
Ich fand sie nur in dem schrag gestrichelten Teil des Kreises Stargard. 
Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist, soweit bisher bekannt, der Siidosten 
Europas. Sie kommt aber auch in Siidfrankreich und Algier vor. 

Andere Arten, die ich nur im siidlichen Teil des Kreises Stargard 
sammelte, sind Thamnotettix lineatus F. und Dicraneura mollieula Boh. 
Nach OsHANiN ist D. mollieula Boh. als siidostliche Art aufzufassen, 
wahrend die Ansichten iiber T. lineatus F. sehr umstritten sind. Beide 
Arten streifte ich nur an besonnten Hangen. 

Arten ostlicher Verbreitung. 

Die am deutlichsten begrenzte Gruppe sind die Zirpen ostlicher Ver- 
breitung. Wagner zahlt in seiner Arbeit folgende Arten auf: Tetti- 
gometra obliqua Pz., Philaenus camfestris Fall., Euscelis interstitialis 
Germ. (s. o.), E. imjnetifrons Boh., E. argentatus F. und Empoasca viri- 
dula Fall. Zirpenarten, die er in Nordwestdeutschland nicht fand, die 
aber in Mecklenburg gemein sind, fiihre ich hier an : Liburnia collina Boh., 
DeUocephalus socialis Flor und D. muUinotatus Boh. Naher befaBte 
ich mich mit den Verbreitungsgrenzen von zwei auffalligen Arten, von 
denen ich wahrend meiner Sammelzeit feststellte, daB sie im Westen 
des Landes nicht zu finden waren: Stenocranus fuscovittatus Stal und 
Lepyronia coleoptrata L. 

S. fuscovittatus Stal bewohnt in Mecklenburg das auf Karte 2 eng 
waagerecht gestrichelte Gebiet. In Westdeutschland fehlt diese Zikade, 
wahrend sie fiir Pommern und WestpreuBen nachgewiesen wurde. In 
der Umgebung von Berlin fand ich sie selten. Diese Zirpe ist wahrend 
ihrer Erscheinungszeit die Imffalligste Zikade (vgl. S. 344). Sie bevol- 
kerte im Oktober in unzahibaren Mengen die Waldsiimpfe der Rostocker 
Heide. Im angezeichneten Gebiet des Kreises Stargard fand ich sie 
seltener. Sie ist durch die schwarzen Stimkiele und den kiirzeren 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-okologische Untersuchung. 371 

Sclieitel leicht von der iiberall haufigen verwandten Art S. minutiis F. 
zu unterscheiden. 

Lefyronia coleoptrata L. ist ebenfalls eine sehr in die Augen fallende 
Art. Haupt nennt ihr Verbreitungsgebiet circumpolar. Diese Art muBte 
dann also iiberall in Europa und auch Norddeutschland zu finden sein. 
Desto auffalliger ist das Fehlen dieser nicht ^u iibersehenden Art in der 
von Wagner veroffentlichten Liste von Nordwestdeutschland. In 
Mecklenburg kommt sie in dem Gebiet vor, das icli durch weite waage- 
rechte Striche gekennzeichnet habe (einschlieBlich dem von S. fusco- 
vittatus Stal); sie fehlt nach meinen Beobaclit ungen in den librigen 
Landesteilen. In Pommern und WestpreuBen ist sie gefunden worden. 
Jensen-Haarup gibt als einzigen danischen Fundort die Insel Born- 
holm an. Die Art schemt also im Norden Europas nicht sehr weit nach 
Westen vorzudringen. Im siidlicheren Europa scheint sie weiter nach 
Westen zu gehen. Fiir Frankreich wird als ihr Gebiet angegeben ,,dans 
le centre et le nord^^ Sie bevorzugt steppenartiges Gelande; besonders 
an den Grenzen ihrer Verbreitung in Mecklenburg stellte ich sie nur aiif 

trockenem Gelande fest, wiihrend sie zum Beispiel bei Laage auch 
in Anzahl auf den feuchten Recknitzwiesen gestreift wurde. Bemer- 
kenswert ist der eingesprengte Fundort in einem Gebiet, in dem ich sie 
sonst nicht land. Es ist der Fundort am Warmer und Neukloster See. 
Hier fand ich sie zuerst an einer Stelle, an der als einzigem mecklen- 
burgischen Fundort der xerophile Kafer Cofris lunaris L. festgestellt 
wurde. An der Ktiste dringt diese Zirpe viel weiter nach Westen vor, 
als in dem dahinter liegenden Binnenland. Sie halt sich hier vor 
alleni an die Formation der grauen Dline. 

Einen tJbergang zur nachsten Gruppe, den von mir als Zikaden 
nordlicher Verbreitung aufgefaBten Arten, bilden vielleicht zwei seltene 
Zirpen, liber deren Verbreitung noch sehr wenig bekannt ist. Es sind 
die Arten Deltoce'phalus areatus Stal und Scaphoideus formosus Boh. 
Nach OsHANiN ist S. formosus Boh. ohne weiteres als nordliche Art 
aufzufassen, wahrend Z). areatus Stal auch fiir die Ostalpen angegeben 
wird. In den Faunenlisten der Nachbargebiete fehlen die Arten. Ich 
beschranke mich hier nur mit dem Hinweis auf diese Zirpen ; Genaueres 
muB die Erforschung der Zikadenfauna besonders der im Osten an- 
grenzenden Nachbarlander bringen. 

Arten nordlicher Verbreitung, 

Als Arten nordlicher Verbreitung fasse ich die tyrphophilen und 
tyrphobionten Zikaden auf, die bei uns an die Hochmoore gebunden 



372 


Hans Achill Kuntze 


sind. Ich nenne folgende Arten : Megamelus hrevifrons Reutter, Liburnia 
albocarinata Stal, Strongyloce/phalus Megerlei Scott., Deltocephalus 
Panzeri Flor, D. macuUceps Boh. 

In Karte 2 zeichnete ich die Verbreitung der Art Thamnotettix 
quinquenotatus Boh. mit senkrechten Strichen ein. In den Nachbar- 
gebieten fehlt diese Art. Haupt spricht die Vermutung aus, dafi es 
sich um eine nordliche handelt. England, Schweden, NordruJJland 
und Deutschland sind die Verbreitungsgebiete, die Oshanin in seinem 
Katalog auffiihrt. Leider ist der deutsche Fundort, der Oshanins 
Angabe zugrunde liegt, nicht festzustellen. 



Karte 2: Verbreitung einiger Ziipeii in Mecklenburg (Erkl. S. 368). 


HI. Die Zikaden als Pflanzenfeinde. 

Zu Untersuchungen iiber die Schadlichkeit der Zikaden in Mecklen- 
burg wurde ich angeregt durch die Bemerkung von Raddatz iiber die 
Art Cicadula sexnotata Fall., daU sie als Getreideverwiister hier auf- 
getreten sei, wobei er aber zugleich Zweifel an dieser Angabe auBert. 
Es ist ja durchaus moglich, daB gelegentlich einmal fiir diese Art auch 
in Mecklenburg, wie im Norden und Osten, eine Gradation eingetreten 
ist, aber iiber neuere Schaden ist nichts bekannt geworden. 

Sch&den, von Zirpen verursacht, beobachtete Friederichs in Mecklenburg 
in zwei F&llen. Friederichs beobachtete in dem abnorm heifien Sommer des 
Jahres 1932 in der Umgebimg von Rostock am Rande eines Tiimpels eine starke 




Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 373 

Gradation von Cicadella viridis L. Dort wachsendes Alisina plantago hatte 
dutch die Saugtatigkeit der Larven und Imagines dieser Zirpe sehr gelitten. Teils 
waren die Blotter braunfleckig geworden, teils vollig veidorrt. An Holunder 
beobachtete Friederichs eine Deformation der Blatter, hervorgerufen durch 
die Larven einer Schaumzikade {A, salicina*t). Wo die Larven saBen, krummten 
sich Teile des Blattes spiralig ein, erhielten eine glanzende Oberflache und krau- 
selten sich. Gleichartige Deformationen durch diei^chaumzikade stellte er an alien 
moglichen saftigen Pflanzen fest, wogegen derbere, z. B. die Weide oder Graser, 
unverandert blieben. Friederichs nennt diese Deformation eine Gallenbildung 
und meint damit ein Vorstadium zur Entstehung einer solchen. 

Ahnliche Folgen zeigten sich in einem Versuch, den ich mit Macro fsis lanio L.- 
Larven machte. Ich setzte eine Anzahl dieser Larven an einon mit einem Gaze- 
beutel zugebundenen Eichenzweig. Die Larven saugten sowohl an den Blattern 
als auch an den diinnen Zweigeii. Vor allem wurde aber ein junger Spitzentrieb 
von ihnen angefallen, der sich sehr sehlecht entwickelte. Die Blatter blieben 
kleiner und wellten sich stark. Als ich im Herbst den Gazebeutel entfernte, zeigten 
sich auch an den Asten starke Deformationen. Die Einstichstellen der Ziipen 
saBen dicht bei dicht, und die kleinen Narben hatten der Rinde des Astchens 
ein warziges Aussehen verliehen. Im Freieii beobachtete ich derartige Schiiden 
nicht. 

W. ScHNAUER stellte auf Grund statistischen Materials fest, dafi 
die Zwergzikade {C. sexnotata Fall.), wiewolil sie iiberall in Deutsch- 
land vorkomme, nur in dem subsarrnatischen (ostlichen) Klimabezirk 
Deutschlands schadlich wird. Das gleiclie wird wahrscheinlich auch 
fiir die iibrigen schadlich werdenden Zikadenarten gelten. Ich beob- 
achtete, daB die gelegentlich schadlich werdenden Zirpen in den Fangen 
des trockneren Sommers 1936 viel starker vertreten waren, als in dencn 
des nassen und unfreundlichen Sommers 1936. Sie werden also durch 
Trockenheit und die hohere Warme, die damit hier fiir die betreffende 
Zeit verbunden zu sein pflegt (schon weil dann die Sonne mehr scheint), 
begiinstigt. Solche TJmstande mogen ihre Gradation herbeiflihren. 

Urn iiber Vorkommen und Schiidlichkeit dieser Zirpen in Mecklen- 
burg Klarheit zu schaffen, habe ich auf Getreidefeldern und den iibrigen 
Ackerfruchtfeldern Zahlfange durchgefiihrt (50 Katscherschlage ~ ein 
Fang; drei Fange an verschiedenen Stelleii des Feldes durch drei divi- 
diert = Ergebnis). An Obstbaumen wurden die erreichbaren Zweige 
abgeklopft. Da alle diese Untersuchungen zumeist unmaBgebliche 
Ergebnisse zur Folge hatten, beschranke ich mich hier groBtenteils auf 
das Feststellen der Arten. 

Aus meinen Protokollen geht hervor, daB fast alle Getreidearten 
gleich stark oder schwach wahrend der beiden Vegetationsperioden 
1935/36 befallen waren. Von den von mir auf Getreidefeldern von 
April bis Juli gesammelten elf Zikadenarten sind sechs Arten keine 


374 


Hans AcMll Kuntze 


Getreidebewohner, sondem solcbe der Unkrauter. Dasselbe gilt wahr- 
scheinlich aucb fiir die sehr flugtuchtige Art Empoasca flavescens F., 
die aber, da sie polyphag zu sein scheint, auch bier ihre Lebensbedin- 
gungen findet. Es bleiben die Arten Liburnia pellucida F., Cicadula 
sexnotata Fall, und Deltocephalus striatus L.^), von denen bekannt ist, 
dali sie besonders in Schweden, Finnland und Ungarn sehr schadlich 
geworden sind. Diese Arten fand ich regelmaBig, auBerdem nocli die 
Art Euscelis lineolatus Brull4. Immer aber blieb ihr Auftreten in ganz 
besclieidenen Grenzen. 

Ich hatte Gelegenheit, das Verhaltfen dieser Zirpen bei ungiinstigem 
Wetter zu beobachten. An kalten, regnerischen Tagen konnten sie 
nicht mit dem Netz gefangen werden. Sie saBen dann (ziemlich schwer 
zu finden) am Grunde der Halme, windgeschutzt, ruhig und unbeweg- 
lich. Sie hatten also das fiir sie erreichbare giinstigste Kleinklima auf- 
gesucht und befandeii sich mehr oder weniger im Zustand der Kalte- 
starre. Sie sprangen erst nach langerem ,,Argern‘^ mit einem Halm 
davon. Zwei Fange machte ich an sehr warmen Sonnentagen, denen 
schon eine Schonwetterperiode vorausging. Sie brachten zahlenmaBig 
das hcichste Ergebnis. 

Eine kurze zahlenm^Bige Darstellung meiner Ergebnisse wahrend der Vege- 
tationsperioden 1936/36 soil die geringe wirtschaftliche Bedeutung der Zikaden 
an Getreide unterstreichen. Ich fiihrte in den Monaten April bis Juli in jedem 
Jahr je 10 Ergebnisf&nge (vgl. S. 373) an den verschiedenen Getreidearten durch 
und gebe hier kurz einen Auszug aus meinen Protokollen: 

Roggen. Ein Fang Maximum 14. 6. 1936 ... 8 Zikaden, 

Durchschnitt . . . 2,8 „ , 

davon prozentual ausgedriickt: Liburnia pellucida F. 36,6%, Cicadula 
sexnotata Fall. 20%, Deltocephalus striatus L. 18,8% und Euscelis 
lineolatus Br. 4,4%. Rest tibrige. 

Gerste. Ein Fang Maximum 14. 6. 1936 ... 17 Zikaden, 

Durchschnitt ... 3,8 „ , 

davon in % L, pellucida F. 26,4%, (7. sexnotata Fall. 23,4%, D. striatus L. 
27,1% und E» lineolatus Br. 1,9%. 

Weizen. Ein Fang Maximum 20.6.1936. . . 12 Zikaden, 

Durchschnitt ... 6,2 ,, , 

davon in % L, pellucida F. 4,9%, O. sexnotata Fall. 67,1%, D, striatus L. 
19,6%. 


In folgendem nenne ich die letzten zwei Arten hfi-ufiger. Da ich die 
Arbeiten von Ribaut zu spat erhielt, konnte ich nicht mehr feststellen, ob es 
sich bei den Formen, die ich am Getreide sammelte, wirklich um C, sexnotata L. 
bzw. D. striatus Fall, handelte oder um von Ribaut neubeschriebene Arten 
der Sexnotata- oder Striatus-Grappe. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faumstisoh-dkologisohe Untersuchung. 375 

Hafer. Ein Fang Maximum 27. 5. 1936 ... 6 Zikaden, 

Durchschnitt ... 1,8 „ , 

davon in % L. pellwida F. 40%, C. sexnotata Fall. 10%, D. striatus L. 

23,3%, E. Uneolatus Br. 20%. 

Wahrend des Reifens des Getreides nahmen die Zirpen immer mehr 
ab und unmittelbar vor der Malid fehlten sie ganz. Spiiter auf den 
Stoppelfeldern durchgefiihrte Zahlfaiige zeigten, dafi die Unkraut- 
pflanzen der Getreidefelder eine Menge Zikadenarten (21) beherbergen, 
die nicbt auf die Getreidepflanzen iiberzugehen scheinen. Es ist eine 
ganz triviale Gesellschaft, deren Aufzahlung mit Namen nicht lohnt, 
ungefahr ubereinstimmend mit den haufigen Arten trockener Wiesen. 

DaB auf Stoppelfeldern etwa 10- bis 20mal so viel Zikadenindividuen 
vorkommen als in der Vegetationsperiode des Getreides, liegt daran, 
daB der August die Haupterscheinungszeit der Zirpen ist. Bemerkens- 
wert ist die Haufigkeit und RegelmaBigkeit von Cicadula sexnotata Fall, 
der Zikade, die anderswo als arger Getreideschadling auftreten kann. 
Aucb alle anderen von niir auf den Getreidefeldern gestreiften Zikaden- 
arten kehren in den Fangen auf den Stoppelfeldern wieder. Die iibrigen 
Arten sind vom Feldrain aus auf die Stoppelfelder iibergewandert. 

Im Oktober und November 1935/36 machte icb dann noch mehrere 
Streiffange auf der Wintersaat. (Fur Zahlfange waren zu wenig Zirpen 
da.) Es kamen auf Roggen, Wintergerste und Winterweizen vor: 
Philaenus spumarius L., C. sexnotata Fall, D. striatus L., D. distin- 
guendus Flor, E. lineohtus Br. und Eupteryx atropunctata Gz. 

Feldfriichte. 

Die Ergebnisse meiner Zahlfange an Klee, Zuckerriibe und Kartoffel 
lassen, obgleich diese drei Pflanzen systematise}! weit auseinander 
stehen, eine gewisse Ubereinstimmung der auf ihnen gesammelten 
Zirpen arten feststellen. Ich fand an Klee acht verschiedene Arten, an 
Zuckerriibe vier und an Kartoffel wieder acht^). 

An Klee fand sich am haufigsten Euscelis distinguendus Kb. Die 
Art scheint an diese Pflanze gebunden zu sein, ohne daB sie aber eine 
Kleeart bevorzugt. Das Maximum zeigte ein Fang am 11. 7. 1935 
(55 Zikaden, davon 33 E. distinguendus Kb., 19 Deltocephalus pulicaris 

^) Es waren folgende Arten: L. pellucida F. (Ka), P, scanica Fall. (Ka), A. bi- 
cinctua Sohrk. (Kl, Ka), D. striatus L. (Kl), D. pulicaris Fall. (Kl), D. abdominalis 
(Ka), G, viridis L. (Z), E. distinguendua Kb. (Kl), Euscelis -Lanven (Ka), E. lineo- 
latua Br. (Kl), T. subfuaculua Fall. (Kl), G. sexnotata Fall. (Z), E. flavescens F. 
(Kl, Ka), E. TuUgreni Rib. (Ka), E. aurata L. (Z), E. atropunctata Gz. (Kl, Z, Ka). 


376 


Hans Achill Knntze 


Fall.). Schadigungen der Pflanzen koimte ich nicht feststellen. D. puli- 
caris Fall, ist die zweite Art, die durch ihre Haufigkeit an Klee auffiel. 
Die Art ist aber polyphag. Der Durchschnitt eines Zahlfanges an Klee 
waren etwa 20 Zirpen. 

An Zuckerrube ist die haufigste Art Eupteryx atropunctata Gz., 
die auch sebr regelmaBig und haufig von Kartoffeln gestreift wurde. 
Sie hat zwei, vielleicht auch drei sich iiberschneidende Generationen 
in Mecklenburg. Besonders stark werden Spatkartoffeln befallen. Am 
16. 9. 1935 beobachtete ich auf einem Kartoffelfeld bei Parkentin 
folgende Haufigkeit : Bin Zahlfang = 71 Zikaden, davon Empoasca 
Tullgreni Rib. 12, Eupteryx atropunctata Gz. 44 und Nymphen derselben 
Art 15 Stiick. An dem befallenen Kartoffelkraut bestand das von 
Tullgren beschriebene Krankheitsbild. VerhaltnismaBig junge Blatter 
waren weiBfleckig und leicht gekriiuselt, wahrend die alteren Blatter 
teilweise kleine vertrocknete Stellen aufwiesen, teilweise die Stichwirkung 
iiberwunden hatten und sich auf der Oberflache warzig anfiihlten. Das 
Kartoffelfeld grenzte im Westen dicht an einen kleinen Kiefernforst 
(Altholz), der es vor den Westwinden schiitzte. An diesem Rand 
zeigte sich besonders starker Befall, und hier beobachtete ich die oben 
beschriebenen Schaden des Krautes. Mit einem Fang (50 Katscher- 
schlage) wurden zusammen 147 Zikaden gefangen (E, Tullgreni Rib. 
28 Stuck, E, atropunctata Gz. 101 Stiick, Larven und Nymphen der- 
selben Art 18 Stiick), d. h. etwa dreimal so viel an diesem geschiitzten 
Teil des Ackers; wahrend nach Osten, je freier der Acker lag, die 
Zahl der Zikaden eines Fanges immer geringer wurde ^). An den Schaden 
hatte auch E, Tullgreni teil, die ausschlieBlich an der Kartoffel vor- 
kommen soli. Im Juli 1936 streifte ich auf einem kleinen Kartoffel- 
acker in Gehlsheim mit einem Fang 64 Stiick. Schaden an Kartoffel- 
kraut konnte ich dort aber nicht feststellen. 

(Fiir Zuckerrube erbrachte ein Z&hlfang im Durchschnitt 9,8 Zikaden, das 
Maximum waren 27 Zikaden (16. 9. 1935), fiir Kartoffel war der Durchschnitt 
fiir einen Fang 30,1 Zirpen.) 

An Klee und Kartoffel streifte ich dann noch regelmaBig Aphrodes 
bicmctus Schrk. Diese Zirpe ist auf Kleefeldern schon schadlich ge- 
worden. Den iibrigen Arten kommt keinerlei Bedeutung zu. 

Zahlf&nge machte ich auBerdem noch an Wrucken, Seradella, Erbsen, Bohnen 
und Lupine. An Wrucken streifte ich fast dieselben Arten wie an Zuckerrube, 
doch nie in groBer Anzahl. E» atropunctata Gz. war auch hier die h&ufigste Art. 

^) Diese imd andere Beobachtungen (s. unten) bestatigen wiederum den von 
Friederichs oft betonten drtlichen Massenwechsel entsprechend den Unter- 
schieden des Edeinklimas. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-dkologische Untersuchung. 377 


Die an den iibrigen genannten Pflanzen in geringer Anzahl gestreiften Zikaden 
sind nicht bemerkenswert. An Seradella fand sich einmal anf einem Feld bei 
Ganzlin am 5. 9. 1936 C. sexnotata Fall, haufig. Iin August streifte ich regelmaBig 
auf einem SuBlupinenfeld bei Leussow. Etwa 10 m vom Feldrand entfernt, streifte 
ich keine Zikade mehr von den Pflanzen. 


Obstbdume. 

Es kommen vor an (Klopfschirm) : 

Kirsche: Allygus mixtus F., Ein/poasca flavescens F., Typhlocyba 
quercus L., T. rosae L. und Eurhadina stellulata Burm. 
Pflaume: Empoasca flavescens F., Typhlocyba pnini Edw. 

P fir sich: So oft ich auch Fange an diesem Baum machte, nie fand 
sich eine Zikade im Klopfschirm. 

Apfel: Centrotus cornutus L., Typhlocyba rosae L., T. staniinata 

Rib., T. oxyacanthae Rib. 

Birne: Cixius nervosus L., Typhlocyba-hiiTven, 


AuBerdem selten einige Macropsis- und Idiocerus-Arten, die sich 
offensichtlich von nahestehenden Weiden verflogen hatten. Schaden 
durch die Saugtiitigkeit der Zikaden an den Stengeln und dem Laub- 
werk der Obstbaume konnte ich nicht feststellen. Nur zwei Zirpenarten 
traten in erheblicher Anzahl auf: Eurhadina stellulata Burm. an Sauer- 
kirsche im August in Leussow und Typhlocyba pruni Edw. an Pflaurnen- 
baumen in den Garten der Stadt Rostock. 

An den Beerenstrauchern gesammelte Zikaden waxen von benach- 
barten Ostbaumen oder anderen Laubholzern dahin verflogen. 


Gartenpflanzen . 

Die Untersuehungen liber das Vorkommen von Zikaden an Gartenpflanzen 
wurden durchgeflihrt in dem Gartenbaubetrieb der Heilanstalt Gelilsheim, den 
Garten der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Rostock -Bamstorf und der 
Gartnerei Maiburg innerhalb der Stadt Rostock. Gelegentliche Beobachtungen 
wurden wahrend meiner vielen Exkursionen liberall im Land Mecklenburg genmcht. 

Die Pflanzen der Ziergarten werden von Zirpen weitgehend ver- 
schont. Da ich auf diesen Pflanzen aus offensichtlichen Griinden 
keine Streif fange durchfiihren konnte, nenne ich nur die wenigen Arten, 
die ich saugend beobachtete. 

Ich fand an Nelken einmal (20. 9. 1936) Aphrodes bicinctus Schrk. 
in Anzahl. Die Pflanzen waren nicht geschadigt. Das Nelkenbeet war 
nicht sehr sauber (unkrautfrei) gehalten. An Dahlien und Chrysan- 
themen fand ich iiberall im Land — aber immer selten — Philaenus 
spurmrius L., und zwar nur die Imago. 


378 


Hans Achill Kuntze 


In den Gremiisegarten werden die Gewiirzpflanzen von Zikaden 
nicht als Nahrpflanzen angenommen. An Bohnen beobachtete ich 
regelmafiig Empoasca flavescens F., an verschiedenen Kohlsorten die 
schon bei den Feldfriichten angefiihrten Eupteryx-Axten. 

Alle diese bisher genannten Zirpen sind nicht als Schadlinge unserer 
Gartenpflanzen zu bezeichnen. Ihr Vorkommen an den verschiedenen 
Gartenpflanzen ist ein vollig regelloses. Ihr mengenmaBiges Auftreten 
bleibt nach meinen Beobachtungen stets gering. 

Direkte Schadlinge unserer Gartenpflanzen sind aber zwei Zikaden, 
deren massenhaftes Auftreten ich verschiedentlich beobachtete : Typhlo- 
cyba rosae L. (die Kosenzwergzikade) und Opsius Hey deni Leth. (die 
Tamarixzikade). 

Sehr eingehend befaUte sich K. Simm mit der Biologie der Rosen- 
zwergzikade (bei Krakau). Im allgemeinen kann ich seine Beobachtun- 
gen bestatigen, mit Ausnahme der, daB die zweite Generation von 
T, rosae ihre Entwicklung an Apfelbaumen durchlauft. Ich fand viel- 
rnehr die Larvenstadien vom April bis in den September hinein an den 
verschiedenen Rosenarten; Imagines von Juni bis in den Oktober. Die 
Generationenfolge habe ich nicht verfolgt. Vom Juli bis in den Septem- 
ber hinein befanden sich an den Rosenstrauchern sowohl Larven wie 
Imagines zusammen. Besonders haufig ist die Art von Anfang August 
bis Ende September. Um diese Jahreszeit beobachtete ich auch allent- 
halben die von dieser Zirpe verursachte WeiBpunktkrankheit der Rosen- 
blatter. Besonders konnen geschiitzt stehende Rosen, und von diesen 
wieder die unter dem Namen „Crimson Rambler^' bekannten Rosen 
erheblich geschadigt werden. Die durch den Stich und die Saug- 
tatigkeit der Zirpe zerstorten Blatter werden weiBfleckig, dann braun- 
fleckig und vertrocknen. Diese Blatter fallen friihzeitig ab. In einem 
Garten der Versuchsanstalt fand ich schon im August an einer 
windgeschiitzten sonnigen Mauer einen Rosenstrauch, der zu 50% 
entlaubt war. An den herabgefallenen Blattern zahlte ich bis zu 
14 Exuvien der Nymphen. 

In den GSjtnereibetrieben kann also diese Zikade erheblich schaden. Da die 
Ton SIMM b^«Beichnete Bekampfungsmethode mit wenig Worten wiederzugeben 
ist, sei sie hier angefiihrt: „Die Bek&mpfung des Schadlings ist nur im Fruhling, 
wahrend des Ausschliipfens der ersten Generation auf Rosenstrauchern mSglich, 
und zwar mittels 6proz. Nikotinlosung mit Zusatz von 0,26 kg Schmierseife auf 
10 Liter Losung. Sp&ter untemommene Versuche, die schon auf Blattern saugen- 
den Nymphen zu vertilgen, bleiben erfolglos.“ (Die Bekampfung ist also etwa 
im April durchzufilhren und je nach der mehr oder weniger geschiitzten Lage 
iruher oder spHter!) 



Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistiech-dkologische Untersuchung. 379 

Was Ofsius Heydeni Leth. betrifft, fand ich nur in Rostock 
Tamarisken da von befallen, obgleich der Zierstrauch uberall im Lande 
wild. Diese Zikade ist selir von mikroklimatisclien 
Faktoren abhangig: 

Man findet sie nur an sehr sonnigen und durch Hauser von den Nordwest- 
winden geschiitzten Platzen. Ein Tamarixstraucli, der etwa 30 Meter von 
einem stark befallenen entfernt stand, war vdllig frei von diesen Zikaden, 
weil er frei an einer StraBenkreuzung stand, die den Nord- und Westwinden 
Zutritt bot. 

Die Tamarixzikade hat nur eine Generation und liberwintert als Ei. 
Die ersten Larven fand ich am 14. Juli; die ersten Im<agines am 
11. August, die letzten (ausschlieBlich $$) am 16. Oktober. Diese Zirpe 
tritt in groBen Mengen auf. (Zehn Netzschlage 420 Stlick.) Die Larven 
und Imagines sitzen in besonders hoher Anzahl an den Triebspitzen, 
die durch die Schwere der auf ihnen lastenden Tiere haufig nach unten 
gebogen werden. Ende August bemerkte ich dann ein Vertrocknen der 
auBersten Triebspitzen und schlieBlich ein Absterben der Triebe, das 
sich bis auf 5 cm Lange ausdehnte. Die vertrockneten Enden bleiben 
am gesunden Stengel und werden erst mit diesem zusammen am Ende 
der Vegetationsperiode durch den EinfluB von Wind und Wetter ab- 
gebrochen. Da auch die vertrockneten Triebspitzen ihre griine Filrbung 
nicht ganz verlieren, ist der Schaden nicht augenfallig. 

Landwirtschaftlich genutzte Wiesen. 

Die Anzahl der Zikaden bei meinen Streiffangen war auf i feuchten 
Wiesen stets am hochsten. AuBer ein paar Seltenheiten sind alle hier 
vorkommenden Arten regelmaBig und haufig zu finden. Ihre Schiid- 
lichkeit fiir die Heuwirtschaft versuchte ich durch einen Versuch zu 
bestimmen. 

Zu diesem Zweeke stellte ich auf einer Wiese bei Gehlsheim drei Kasten auf, 
an alien Seiten mit Stoffgaze bespannt, 100 cm hoch, mit einer Grundfliiche von 
100 : 200. Mit der offenen Grundflache wurden diese Kasten auf den Wiesen- 
boden aufgesetzt und ringsherum wurde etwas Erde angehaufelt. Eine Offnung 
an der Schmalseite gewahrte mir einen Einblick in die Kasten. Die Aufstellung 
erfolgte so, daB die kleinklimatiscben Verhaltnisse fiir die drei Kasten moglichst 
gleich waren. Der Versuch begann am 1. Juni. Alles Getier wurde unter den 
Kasten moglichst entfernt. Untersucht wurden die Kasten alle zwei Wochen. 
Kasten Nr. 2 wurde mit 10 Wiesenzirpen verschiedener Art besetzt, Kasten Nr. 3 
mit etwa 100 Stuck derselben. Bei alien folgenden Untersuchungen wurden die 
Kasten, bevor ich weitere Zikaden einsetzte, von sonstigen wiederum aufgetretenen 
Insekten mit Hilfe eines Aufsaugers befreit. Kasten Nr. 1 blieb stets unbesetzt, 
um als Kontrollkasten zu dienen. 

Arohiy f. Naturgrefichlchte, N. P. Bd. 6, Heft 3. 25 a 


380 


Hans Achill Kuntze 


In Hasten Nr. 2 setzte ich bis Ende September etwa 1000 Zirpen, in Hasten 
Nr. 3 etwa 5000 ein. Ich sanimelte diese Tiere auf derselben Wiese, auf der ich 
die H^ten zu stehen hatte. Es befanden sich fast alle Arten der Tab. 12 (S. 350) 
darunter. 

Meine Untersuchungen des Kasteninneren wurden erschwert durch das schnelle 
Aufgeilen der Graser, so daB schlieBlich nicht mehr das gesamte Kasteninnere 
ubersehen werden konntt% was etwa von Mitte August an der hall war. Ein iiber- 
raschendes Ergebnis fiir niich war, daB in Hasten Nr. 3, der schon am 15. August 
mit etwa 2500 Zikaden belegt worden war, keine Gbervolkerung eingetreten war. 
Ich hatte den Eindruck, als ob die Anzahl der Zikaden, die ich eingesetzt hatte, 
immer die gleiche blieb. Eine Schadigung der Wiesenpflanzen konnte ich nur 
durch die Schaurnzikade feststellen. Verschiedene Grasstengel, die mit den Schaum- 
ballen der Larvenzustandc dieser Zikade behaftet waren, versah ich mit einem 
Bandchen. Diese Triebe kamen nicht zum Bluhen. Mein Protokoll sagt iiber die 
Gbersichtsbilder, die mir der Einblick in das Kasteninnere beim Einsetzen neuer 
Zikaden gab, stets dasselbe aus: Der Pflanzenstand in alien drei Hasten gleich, 
Unterschiede sind nicht zu bemerken. 

Am 1. Oktober boendigte ich den Versuch, nachdem ich auch an diesem Datum 
durch ein Gbcrsichtsbild keine Unterschiede im PflanzQnbewuchs der drei Hasten 
feststellen konnte. Ich kroch in das Innere der Hasten und sammelte alle Zikaden 
auf, und zwar 

in Hasten Nr. 112 Zikaden, 
in Hasten Nr. 2 49 Zikaden und 
in Hasten Nr. 3 G7 Zikaden. 

Das Ziel, den etwaigen EinfluB eines reichlichen Auftretens der Zikaden auf 
das Wachstum der Wiesen festzustellen, war hiermit leider nicht erreicht. Wahr- 
8cheinli(;h sind die Zirpen stets sehr schnell eingegangen, benachteiligt durch das 
nur selten heitere Wetter dieses Sommers (193()). Nur an den wenigen sonnigen 
Tagen sah ich die Zikaden in den Hasten Nr. 2 und 3 umherhiipfen, moist saBen 
sie still an den Wanden der Hasten oder an den Stengeln der Pflanzen. 

Eine gewisse Antwort auf die Versuchsfrage liegt aber in der geringen Anzahl 
der in Hasten Nr. 1 von Natur aus aufgetretenen Zikaden. < 

Aus allem zusaminen ergibt sich, dali nur folgeride mecklenburgi- 
schen Arten in wirtschaftlicher Hinsicht uberbaupt Beachtung ver- 
dienen : 

Liburnia pellucida F. (Getreide), 

DeltocepJialus striatus L. (Getreide), 

Cicad/ula sexnotata Fall. (Getreide), 

{Euscelis distingueifdus Kb. [Klee]), 

Opsius Heydeni Leth. (Tamarix), 

Eupteryx atropunctata Gz. (Kartoffel, Zuckerriibe ?), 

Typhlocyba rosae L. (Rose). 

Diese Arten haben mit Ausnahme von Euscelis und Opsius mehr 
als eine Generation, aber urn in Gradation zu treten, bediirften sie 
einer hoheren Warme, als unser Klima sie normalerweise bietet. 



Die Zikaden Mecklenburgs, eino fauiiistiscli-6kologii?che Untersuchung. 381 

IV. Die Zikadenfeinde. 

Lurche und Kriechtiere, wie Frdsche, Kroteri und Eidecliseii ver- 
sclimahen selbstverstaridlicli nicht Zikaden. Icli beobaclitete im H utter 
Wold bei Parkentin (14. 6. 1935) an den dortigen Fiscliteichen einen 
Laubfrosch, der wahrend der Beobacbtungszeit aiisschlieBlicli Jagd 
auf die dort reichlich vertretene CUcaddlu ^viridis L. rnachte. 

Von den Vogeln vertilgen alle Tnsektenfresser Zikaden. Bemerkens- 
wert ist die Beobachtiing B. FliuEs, die Haupt mitteilt, der den Magen 
eines Rebliuhns aussclilieBIicli mit Zikaden vollgestopft fand. Wahrend 
starker Stiirme im August 1935 und 1936 beobaclitete icli auf dem 
Bliicherplatz in Rostock, direkt vor dem Zoologischen Institut, eine 
Unmenge Schwalben, die auf die von hohen Eichen und Linden ge- 
wehten T yfJdocyhmim Jagd machten. Sie kamen an diesim Platz nur 
an sturmischen — also fiir sie glinstigen ~ Fangtagen. 

Insektivore Kleinsauger mogen zwar gelegentlich Zirpen als Nalirung 
erwischen, wesentlicher aber ist, daB das Weidcvieh, wenn aucli nur 
zufallig, unzahlige Zikadenlarven mit seiner Pflanzennahrung aufnimmt 
und also vernichtet. 

Bemerkenswertere Zikadenfeinde finden wir unter den Insekten. 
Wahrend ich Raubfliegen beini Erbeuten von Zirpen nicht selbst 
beobachten konnte, gelang mir dies bei Florfliegenlarven, Marienkafern 
und deren Larven. Letztere waren fast immer an stark von Typhlocyba 
rosae L. befallenen Rosen zu finden. 

Einen Versuch hierzu stellte ich mit der Tainariskenzikade (0. heydeni Leth.) 
im Kafig an. Versehiedene damit zusammengebrachte Coecineiliden, haiiptsach- 
lich 7 -punctata L., — Larven und Imagines — f ingen mit Cewohnung an die 
ungewohnte Umgebung am zweiten Tage an, Jagd auf die Zikaden zu machen, 
indem sie diese regelreeht rund um die Triebe verfolgten. Sie muBten sie oft bis 
zur Spitze treiben, wo die Zikade dann, wenn sie nicht sofort absprang, ihnen 
zur Beute wurde. Bemerkenswert ist die Schnelligkeit, die die Coccinelliden ent- 
wickelten, um die Zirpen gar nicht erst zurn Sprung kommen zu lassen. Die Beute 
wurde stets mit einem Vorderbein ergriffen, dem das andere sofort nachfolgte, 
so daB die Zikadenlarve richtig umklarnmert wurde. Die FraBtatigkeit der Cocci- 
nelliden begann an irgendeiner Stelle des Abdomens, nie am Kopf, den sie ver- 
schmahten und falkm liefien. Erbeuten konnten die Coccinelliden aber immer 
nur Larven, den Imagines gelang es fast immer, sich durch raschen Sprung zu 
retten. 

Florfliegenlarven bewegten sich wesentlich langsamer auf den Tamarix- 
zweigen, und es konnte nicht beobachtet werden, daB sie eine Zikade erwlschten, 
auBer wenn diese sich gerade in der Hautung befanden. 

Zikaden sind auch die Beutetiere verschiedener Grabwespen. So 
beobachtete Haupt eine Gorytes- Art, die die Larven der Schaumzikade 

25* 


382 


Hans Aohill Kuntze 


aus der schiitzenden Schaumhiille holte. In Mecklenburg konnte ich 
keine Grabwespe beobachten, die Zirpen eintrug. Pemphredm luridus 
Dlb., die in anderen Teilen Deutschlands Zikaden eintragt, begniigte 
sich an einem Feldweg bei Toitenwinkel mit grofien schwarzen Blatt- 
lausen. Soviel bisher bekannt ist, sind die Grabwespen keineswegs 
spezialisiert, sondern tragen von Gegend zu Gegend verschiedene 
Beutetiere ein. 

Spinnen fangen selbstredend viel Zirpen in ihren Netzen, und auch 
Springspinnen babe ich selbst Zikaden fangen sehen. Was die kleinen 
roten Milben (Trombidiidenlarven), die so haufig an Zikaden sitzen, 
betrifft, so war bisher nicht klar, ob sie die Zirpen nur als Transport- 
mittel benutzen oder auch durch Saugtatigkeit belastigen. Letzteres 
ist zu be j alien. Anfangs setzte ich samtliche von Milben besetzten 
Zikaden in ein Sammelglas, um sie lebend mit nach Hause zu bringen. 
Betrachtete ich mir dann meine Ausbeute auf dem Arbeitstisch, so sah 
ich die Milbenlarven an den Glaswanden umherlaufen und die Zirpen 
frei von ihnen. Totete ich dagegen die von Milben besetzten Zikaden 
sofort ab, um sie fiir meine Sammlung zu praparieren, und wollte ich 
diese dann spiiter von den Milben befreien, so merkte ich oft an einem 
Widerstand, daB die Milben ihre Mundteile in das Wirtstier eingesenkt 
hatten, um sich voUzusaugen. Einmal fand ich auch ein Idiocerus-^, 
dem eine dicke Milbe anhaftete, bei der es sich vielleicht um die Gattung 
Pediculoides handelte. 

Aufier den zuletzt behandelten Milben waren alle bisher aufgefiihrten 
Zikadenfeinde Episiten oder Rauber. Bemerkenswerter als die — nicht 
spezialisierten — Episiten der Zikaden sind ihre noch wenig bekannten 
Parasiten. 

Stylopisierte, d. h. von Strepsipteren parasitierte Zikaden fand 
ich verhaltnismaBig selten in Mecklenburg. Das erste stylopisierte 
Tier fand ich am 1. Juli, und am 24. September das letzte im Jahr, 
und zwar trat in der Haufigkeit der Funde ein regelmaBiger An- 
stieg bis Mitte September ein. Alle parasitierten Zirpen waren aus 
der FaniSie der Dd/phacidae: Liburnia obscurella Boh. (J und 
L, discolor Boh. $9, L. lugvbrina Boh. L. elegantula Boh. 
$$ (verhaltnismaBig haufig in nicht zu trockenen Kiefernwaldem), 
L. ieptosoma Flor L. exigua Boh. und L, Fairmairei Perr. 
(J imd auBerdem verschiedene Delphacidenlarven. Aus dieser 
Aufzahlung geht hervor, daB im Durchschnitt die $$ starker befallen 
sind als die (J<J. 



Die Zikaden Meoklenburgs, eine faunistisch-okologische Untersuohung. 383 

Ulbich gibt noch aiidere ZiriMjiigattungen als Wirtstiere der Strepsipteren 
an, die auch in Mecklenburg vorkommen, von m r aber nicht stylopisiert gefunden 
wurden. 

Haufiger als stylopisierte Zikaden braclite icli von ineinen Ex- 
kursionen init bchlupfwespenlarveii der Gruppe Dryinifuic besetzte 
Imagines und Larven der verschiedensten Zirpengattungen ein, urn 
sie zu zuchten. Es gelang inir nur teilweise. Tage-, zum Teil 
wochenlang lebtcn die befallenen Zikaden in eincr niit feinster 
Messinggaze bedeckten Glasbuchse, in der sich eine kleine Gras- 
pflanze befand. Da Haupt seine Beobachtungen an Euscelis-krtcn 



Abb. 5. Dryiiiidciilarve an cincr Delphacidcimymphe. 


machte und nie Delphaciden befallen fand, will ich hier kurz meine 
Beobachtungen an einer befallenen Delpliacide, einer iifti/rn^a-Larve 
schildern. 

Am 3. Juni brachte ich mehrere befallene helJe Larven {L, si/rawinea Stal ?) 
in das Zuchtglas. Auffallig bei befallenen Delphacidenlarven ist die CroBe der 
reifen Schmarotzerlarve, die fast die des Wirtstieres erreicht (Abb. 6). Nach 
Haupts Untersuchimgen macht die Schmarotzerlarve drei Hautungen durch, 
ehe sie schliipft. Wiihrend der letzten Hautung beginnt die Larve die Wirtszikade 
vollig auszuhohlen, wobei deren Tod eintritt. Darin reiBt die Larvenhiillc auf 
(Abb. 6) und die verpuppungsreife Made fallt heraus. Diesen Vorgang konnte 
ich in alien Einzelheiten an befallenen Larven beobachten. Charakte- 

ristisch war ihr Benehmen kurz vor dem Tode. Unruhig kletterten sie auf den 
Grasblattern umher, bis sie schlieBlich an einer Blattspitze Halt macht en. Diesen 
Augenblick der Ruhe scheint die Dryinidenlarve abgewartet zu haben, denn durch 
Eindringen und Zerstoren wichtiger Organe des Wirtstieres mit ihren Kiefern 
und durch EinflieBenlassen des Verdauungssaftes totet sie die Zirpe schnell ab. 
Diese klammert sich mit den beiden Vorderbeinpaaren an der Blattspitze fest, 
wahrend die Hinterbeine herabhangen oder lose dem Blatt aufliegen (Abb. 5 
und 6). Nach kurzer Zeit reiBt die letzte Larvenhaut oben der Lange''nach'auf, 
und der Parasit beginnt zu schliipfen. Ruckartige Bewegungen der Made in mehr 
Oder weniger langen Intervallen vergroBern rasch den RiB in der Larvenhaut. 
Nach ca. 10 Minuten hat sich die Schmarotzerlarve dann von dem toten Wirtetier 
befreit und fallt herab (Abb. 7). Am Boden beginnt sie jetzt einen l&ngeren „Ver- 


384 


Hans Achill Kuntze 


dauungsspaziergang‘‘ (Haupt), ehe sie sich verpuppt. Meine Dryinidenlarven 
bohrten sich stets in den lockeren Sand ein, und die Kokons waren deshalb an 
der AuBenseite mit feinsten Sandteilchen ubersat. 

Wahrend ichBelphaciden -Imagines nie mit Dryinidenlarven besetztfand, waren 
es bei den Euscelinae und TyphM'yhinae Imagines und Larven. Besonders die 
(lattungen Oncopsis, Ddtmephalus und Typhlocylm schienen bevorzugt. Eine 
Menge parasitierter Typhlocyben, die icli sammelte und in einem Gazebeutel mit 
Zellopbanfenster an eincui Lindenzweig einband, zeigten in ihren LebensauBe- 
ningen nichts Auffalliges, auBer daB an einzclnen Individuen ein recht haufiges 
Putzen und Flugelspanmui — vielleicht als Folge einer besonders ungiinstigen 



Abb. (). letzto Larvenhullo ist goplatzt, Abb. 7. Vorpiippimgsreifo 

(lie Dryinulonlarvo bt^freit sich. Dryiiiideularve. 


Ansatzstelle der Dryinidenlarve — zu beobachten war. Die Ansatzstcllen der 
Dryinidenlarven befinden sich uberall am Korper der befallenen Zirpen, auBer 
an der Kopfkapsel. In der Regel sitzt der Parasit am Abdomen. 

Mit Dryiniden behaftete Zikaden sind wiilircnd der ganzen Vege- 
tationsperiode zu finden, so schon am 10. 4. 1930 bei Krakow Liburnia 
exigtia Boh. und deren Larven in Anzahl. Von letzteren war etwa 
jedes dritte Tier mit den mohnkornahnlichen Anhangen versehen. Die 
letzten parasitierten Zirpen sammelte ich am 23. 9. 1936. AuBer den 
Familien Cercopidae, Membracidae, Aethalionidae und Ledridae — den 
arteniirmsten unserer mecklenburgischen Fauna — land ich fast alle 
Gattungen der iibrigen Zikadenfamilien parasitiert. Im Friihjahr waren 
die Delphaciden, im Sommer die Jassiden starker befallen. Im Herbst 
fand ich ausschlieBlich Euscelinae und Typhlocybinae mit Larven be- 
haftet, oft — besonders die Gattungen DeUocefhalus, Euscelis und 
Typhlocyba — doppelt bis dreifach. 



Dio Zikaden Mecklenburgs, eine fawniatisch okologische Untersuchung. 


385 


Proktotrupiden, die als Eischmarotzer von Zikaden bekannt sind, 
habe ich nicht gefunden. 

Auch imter den Dipteren gibt es Zikadenparasiten. Es sind die 
Pipunculidae. Diese Fliegen zei(‘linen sich dnrcli besonders groCe 
Augen, die fast den ganzen Kopf einiKdnnen, und gut ausgel)il(lete Haft- 
iappen an den Tarsen aus. Von diesen Fli(>genlarven als Entoparasiten 
befallene Zirpen saminelte icli sclion ini April, und zwar die Art Emcdu 
hneolatus Br. Dureh den unforniig angesidiwollenen Hinterleib sind die 
parasitierten leieht von don nornialen zu untersclieidon. Auffallig 
haufig sind derart aufgedunsen(> Zikaden aber erst ini Herlist. Dies 
zeigt ein Ziililfang, den ich am 21. 8. 193() niachte. Von 100 niit dem 
Exhaustor auf den Breitlingwiescn bei Oldendorf (liostoek) wahllos 
gesammelten Neophikmius lineulm L. waren 23 mit durchbruehsreifen 
Maden besetzt. 

Sio warden in eina der aehon gesehilderten Znchtgliiser gebracht. Iin 
(iegensatz zu anderwcitig parasitierten Ziriten haben diesis von den Fliegini- 
niaden befallenen ein abnorniales (iebaren, weil sie (lurch den stark ge- 
aehwollcnen und in di(! Lang(! gezogenen Hinterleib in ihrer B('wegungsfreiheit 
stark gehemnit sind. Hatte die Pipuneulidenlarve ihre durehbruclisreife (IroBe 
erlangt, lieBen die Neophilaenu.s das hintere Beinpaar wic; gelahvnt lierab- 
Jiangen oder sehleiften es naeh. Jetzt war der Zeitpunkt nicht niehr fern, 
an dem die Fliegeninade ihren Wirt verlassem muBte. Die ZirjH'ji batten dann 
sehon meist nicht inehr die Kraft, s ell an den Bliittern und Stengeln fest- 
zuhalten. Sie saBen entweder am Boden oder in einem SproBwinkel. Kurz 
vor dem Durchbruch starben sie ab. Die Fliegenmaden bohrten sieh zwisehen 
1 borax und Abdomen, das an dieser Sttdle aufbraeh, (lurch und fielen zu 
Boden. Ihre (IroBc war erstaunlieh. batten sie doeh oft die Lange ihr(!s 
Wirtstieres erreicht oder sogar ubertroffeii. Die Verpupjuing ((rfoIgt(! ziernlieh 
rasch. Meist fand ich sehon eine Stunde spater die verhaltnismaBig kleine 
T onnchenpuppe. 

Nach meinem Fund im April (s. o.) fand ich im Mai, .Juni und Juli keine von 
h liogenmaden befallene Zikaden. DaB diese aber trotzdem vorhanden wanm, 
zeigten mir spatere Untersuchungen an pnipariorten Zirpen, denn besonders 
abnorm gefarbte Zikaden zeigten haufig Fliegen befall. Die nooh kleinere Fliegtm- 
made hatte meist versucht, das dureh Cyankali abgetotete Wirtstier zu verlassen 
und sich dureh die Afteroffnung desselben naeh auBen durchgcbohrt. liber die 
Fundorte dor gesammelten von Pipunkuliden parasit.erten Zikaden ist auszusagen, 
daB im Durchschnitt an feuehteren Orten der Befall haufiger festgesLdlt wurde. 
Ebenso wie Dryiniden sind Pipunkuliden wahrond der ganzen Vegetationsperiode 
Zikadenschmarotzer. 

Der Vollstandigkeit halber will ich noch erwahnen, daB auch Nema- 
toden in Zikaden schniarotzen konnen, und zwar fand Gruner bei 
Spandau Schaumzikadenlarven von diesen infiziert. 


386 


Hans Achill Kuntze 


Schimmelbefall, den letzten zu nennenden Zikadenfeind, habe ich 
im Freien nie festgestellt, aber mir gingen 1935 meine sanitlichen Zuch- 
ten bieran zugrunde. In der Provinz Posen beobachtete H. Low eine 
Empusa-muscae-Epidemie an Cicadula sexnotata Fall.; Haupt 1913 

eine solche Epidemie auf 
trockenem Gelande der D6- 
lauer Heide bei Halle. 


V. Zusammenfassung. 

1. Wie mangelhaft die Zika- 
denfaima Mecklenburga bis her be- 
kannt war, ergibt sich daraus, daB 
man nur 150 Arten karmte. Durch 
die vorliegende Untersuchimg 
wurde deren Zahl auf 282 erhoht 
und damit die grofite der bis- 
herigcn deutschen Zikadenlisten 
gesehaffen. 

2. Es wurde vorsucht, nicht 
nur eine bloBe Artenliste her- 
zustellon, sondern die Vertei- 
lung auf die Lobensraume dar- 
zustollen. 

3. Es zeigto sich, daB die 
meisten Biotope viele ihnen 
eigene Eormdn besitzen. An- 
dere Formen haben allgemeine 
Verbreitung. 

4. Im Zusammenhang mit der 
Bearbeitung der einzelnen Lebens- 
raume ist hier die Ortsdichto 
der Zikadenarten in Tabellen- 
form dargestellt worden. Flachen- 

dichte, Nahrpflanzen und bionomische Notizen gehen aus der Artenliste 
hervor. 

6. In manchen F&llen konnte eine wechselnde Flachendichte auf verhaltnis- 
m&Big kleiner FJache in Abhangigkeit vom Mikroklima festgestellt werden, ebenso 
etwa verschiedene Erscheinungszeiten in verschiedenen Lebensraumen in Ab- 
hfingigkeit vom Standortklima, ferner das Verhalten gegeniiber Wetterschwan- 
kungen. 

6. In der Artenliste sind nicht nur viele fiir Mecklenburg, sondem auch viele 
fiir Norddeutschland neue Arten aufgefiihrt, sowie eine fur Deutschland neue 
Art. Sie wurden zum allergroBten Teil auf mehr als 200 Exkursionen von mir 
selbst gesammelt. 

7. Neue Formen s'nd die sowohl morphologisch wie dkologisch deutljcb 
getrennte Form Doratura homophyla Flor f. liUoralis n. f. und zwei sehr auf- 


S% 


S% 




3% 


2 % 


1 % 




■ 

■ 

9 

9 

9 

9 



■ 

■ 

9 

9 

9 

9 



■ 

■ 

9 

9i 

9 

9 



■ 

■ 

9 

B| 

9 

9 



■ 


9 


9 

9 



■ 

H 

9 


9 

9 



■ 

9 

9 


iH 

9 



■ 


9 


9 

9 



H 

1 

9 


9 

9 



■ 

9 

9 

9 

9 

9 


1 

■ 

9 

9 

■ 

■1 

9 

■l 

■ 

i 

9 


91 

9 

9 

■ 

■ 

■ 

9 

9 

■ 

9 

9 


1/lpr 1.Mai. IM 1M Uug. iSept tOkt. 

Abb. 8. Ansteigen imd Absiiiken dee Parasiton- 
V>ofall8 wahrend dor Vegotationaperiodc. 

“ Stylo piaiert/O Zirpen. 

— Von Dryiniden paraaitierte Zirpoii. 

“ Von Dipteren (Pipunculiden) parasi- 

tiorte Zlrpon. 


Die Zikaden Mecklenburgs, eine faunistisch-okologische Untersuchung. 387 

f&llige Farbvarietaten von Kelisia Scotti Sc.: f. nigricollis und f. guadri- 
macidata n. ff. 

8. Fur viele Zikadenarten wurde festgestellt, daB sie in Mecklenburg 
ih.e geographische Verbreitungsgrenze haben, fiir einige Arten auch der 
Verlauf der Grenze ihrer Verbreitung nach Suden, Westen und Nordwesten 
festgelegt. 

9. Es wurde die Zikadengeaellschaft der Kulturpflahzen qualitativ und quanti- 
tativ untersucht. Sie aind hierzulande wenig haufig daran und praktiach nicht 
sehadJich, auBer Typhlocyba rosae L. 

10. Art und Haufigkeit der Zikadenfeinde und das Verhalten iuehrorer Para- 
siten und ihrer Wirte ist Gegenstand des letzten Abschnittes. 


VI. Litcratur. 

Edwards, J A synopsis of the British Hoinoptera Cieadina. Trans, ent. 
Soc. (London) 18S(,, 1888. - Ders., On certain British Homoptera. Ent. monthly 
Mag (London) 1915. — Ders., Weitere Einzelbeitragc. Ebenda 1878-1928. — 
Inederichs, K., Die Grundlagen und GesetzmaBigkoiten der Land- und Forst- 
wirtschaftiichen Zoologic, insbesondere dcr Entomologie I. Band, Okologischcr 

V’ I ~ Insekten in dcr Gcgend von Bo- 

stock 19.12^ Anz. Schadlingskde. 9, Heft 3. - Ders., Die Schaum- 
zikade als Erregerin von Gallenbildungen. Z. Ins. Biol. 5 (1909) — Flnr G 
Die Rynchotcn Livlands. Bd. II: Zikaden. Dorpat 1861. - Haininuller* Z 
Erganzungen zur Jnsektenfauna Mecklenburgs. Homoptera. Arch. Fr Naturi; 
in Mecklenburg. Bostock, Neue Folge, Bd. 7. - Haiipt, H., Homoptera. Iti 
Brohmer: Die Tierwelt Mitteleuiopas. Insekten: I. Teil. — Ders., Beitrage 
zur Kenntnis der Zikadenfeinde. Z. Ins. Biol. 12 (1916). - Horvath, G., Synop- 
sis generis Doratura. Ann. Mus. Hungar. I (1903). — HoIzfiiB, E., Die Pflanzcn- 
weJt der pontischen Hugel. Abh. Ber. Pomm. Naturf. Ges. Stettin 1920. — 
Karl, 0., Em Beitrag zur Hemipterenfauna Ostpommerns. Dohrniana, 14. Bd. 

. tcttin 1935. — Kuntze, IL, Vergleichende Beobachtungen und Betraehtungen 
uber die xerotherme Fauna in Podolien, Brandenburg, Osterreich und dcr 
I tLweiz. Z. Morph. Ok. 1931. — Matsumura, S., Die Zikadinen der Provinz 
WestpreuBen. Ber. WestpreuB. Ver. 1906. - Mellchar, L., Die Cikadinen von 
Mitteleuropa. Berlin 1896. _ Nast, J., Homopterologische Notizen I. Ann. 
Mus. Polon. Nr 17. Warszawa 1936. - Oshanin, B., Katalog der palaarktischen 
tmip eren. Berlin 1912. Pens, F., Beitrage zur Kenntnis der Tierwelt nord- 
westdeutscher Hochmoore. Z. Morph. Ok. 1928. - Rabeler, W., Die Fauna des 
oldenitzer Hochmoores in Mecklenburg. Ebenda 1930. — Raddatz. A., t)ber. 
sicht der in Mecklenburg bis jetzt beobachteten Cikaden. Arch. Fr. Naturg. in 
Wi. 28 (1874). Ribaut, H., Viele Beitrage — besonders zum Be- 
•stimmen heimischer Zikaden - in Bull. Soc. Hist. Nat. Toulouse 1924-1928 - 
KHdow, Nachtrag zur Ubersicht mecklenburgischer Insekten. Arch. Ver. 
tTf (1877). Saager, H., Die Hemiptera des Dummersdorfer 
s.r’j Liibeck. 1932. — Schnauer, W., Untersuchungen iiber 

* chadgebiete und Umweltfaktoren einiger landwirtschaftlicher Schadlinge in 
eutsehland auf Grund statistischer Unterlagen. Z. angew. Ent. 15 (1929). — 

Archiv f. Naturgreschichte, N. F. Bd. 6, Heft 3. 25 b 


388 Kuntze, Die Zikaden MeckJenburgs, faunistisch-okologische Untersuchuiig. 

Schmidt, E., Beitrage zur Hemipterenfauna Pommems. I: Homoptera. Stettin, 
ent. Zeit., 73. Jahrg. — Schumacher, F., Vber die Zusammensetzung der Hemi- 
pterenfauna einiger deutscher Heideformationen, insbesondere der Binnendiinen, 
Sandfelder und trockenen Kiefernwalder. S.-B. Ges. natiirf. Fr. Berlin 1912. 
Ders., Beitrage zur Konntnis der Hemif>terenfauna Deutschlands. Ent. Rundsch. 
1912. — Simm, K., Die Rosenzwcrgzikade (Typhlocyba rosae L.). Ein Beitrag 
zur Kenntnis der Jassiden. Bull. int. Acad. Cracovie 1927* Sorauer, P«, Hand- 
buch der Pflanzenkrankheiten. 5. Bd. Hier weitere Literatur. — Ulrich, W,, 
Fang und Zxichtung von Strepsipteren. Handb. d. biol. Arbeitsmeth., Abt. IX, 
Teil 7, Heft 2. Berlin 1933. — Wagner, W., Die Zikaden der Nordmark und 
Nordwestdeutschlands. Verb. Ver. Hamburg 24 (1936). 



Zur Landschneckenfauna von Celebes. 


Von 

Gr. Niothammcr, Berlin. 


(Mit 9 Abbildungen unci 6 Figuren iin Text.) 


In den Jaliren 1930 und 1931 unternahm Herr Gerd Heinrich mit seiner 
Gattin und 8chwagerin eine Reise nacli Celebes, die in erster Linie ornitho- 
logisehen Sammelzwecken gait. Neben dem auBergewolmlicli reichhaitigen 
Material an Vogel balgeii brachte Herr Heinrich auch eine Landschnecken- 
sammlung mit, die er dankenswerterweise dem Berliner Museum iiberlieB. 
Aus dieser Sammlung hat Rensch i) bereits einen Teil bearbeitet und das Material 
zur Ergiinzung der SARASiNschen Rassenkreise eelebesiseher Landsclineeken 
vorwandt. Er stellte damals die Untersuchung des restlichen Materials in Aus- 
sicht und iiberlieB sie jetzt freundlicherweise mir, wofiir ieh ihm auch an dieser 
Stelle herzlichst danken moclite. Die von Rensch bereits behandelten Formen 
werde ieh an gegebener Stelle im speziellen Teil anfuhren. 

Die Expedition Heinrich traf Mitte Mai 1930 in Makassar an der West- 
kiiste der Siidhalbinsel ein. Als erstes Reiseziel wahlte sie das 3495 m hoho 
Latimodjong-Gebirge, das bis dahin nocli nie von einem Zoologen bereist worden 
war. Der Aufstieg vollzog sich von der Westseite iiber Enrekang und Kalossa. 
Das Standlager wurde zunachst in einer Hohe von 2200 m im dichten Urwald 
aufgesehlagen, Anfang Juli dann auf den Gipfel des Latimodjong-Gebirges 
verlegt. Im Verlauf des Abstieges wurden in verschiedeiien Hohenlagen weitero 
Lager bezogen, von deneii aus Heinrich die Fauna systematisch erforschte. 
Mitte Sej^teiiiber kehrte die Reisegesellschaft nach Makassar zuriick, uni sich 
unverziiglich nach der Nordhalbinsel einzuschiffen. Von Paleleh aus wurde 
Mitte Oktobcr der Marsch in das 2300 in hohe Matinang-Gebirge, das von den 
Vettern 8arasin bereits im Jahre 1894 iiberquert worden war ^), angetreten. Als 
Standquartier wahrend des November wahlte Heinrich den Gipfel dieses Ge- 
birges, Ile-Ile. 8pater weilte er rioch einige Wochen im Urwald am FuBe des Gebirges 
in nur einigen hundert Meterii Hohe iiber deni Meeress j)iegel . Am 23. Dez. 1930 
landete die Expedition Heinrich in Menado, urn Anfang Januar 1931 von hier 
aus in die schon stark zivilisierte und von vielen Zoologen besuchte Minahassa 

1) Rensch, B., Mitt. Zool. Mus. Berlin, Festschrift Zimmer, 1933, 99-120. 

Sarasin, P. und F., Reiseberichte aus Celebes, 2. Bor., in: Ztschr. Ges. 
f. Erdk. Berlin, 30 (1895) 1-9, 1 Karte. 


390 


O. Niethammer 


aufzubrechen. Hier verfolgte Heinrich die ganz spezielle Aufgabe, die Ende des 
vorigen Jahrhunderts von Dr. Platen und den Vettern Sarasin aufgefundene 
Ralle Aramidopsis plateni, die seitdem verschollen war, wiederzuentdecken. 
Er wahlto deshalb seinen Aufenthalt fiir die ersten Monate des Jahres 1931 
in den Waldern der Vulkane Masarang, Mahawoe, Lokon und Kalabat, sparer 
in den Niederungs waldern der Fliisse. Hieran schloB sich ein Abstecher nach der 
Celebes nordostlich vorgelagerten Insel Halmahera, von der Heinrich im August 
1931 wieder nach Makassar in Siid-Celebes zuriickkehrte, um diesmal das Gebiet 
des Pik von Bonthain (Lompo Batang) aufzusuchen, insbesondere den Gipfel 
des Wawakaraeng (2900 m) zu ersteigen. Ende November 1931 wurde die 
Eahrt nach der SO-Halbinsel von Celebes angetreten, an deren Westkiiate die 
Expedition den Hafen Kolaka anlief; von hier ging es in einer ,,Prau“ nach 
Wawo, dem Ausgangspunkt fiir den Marsch ins Mengkoka-Gebirge. Die zweite 
Dezemberhalfte fiber wurde das Standlager in der Gipfel region dieses Gebirges 
(hochste Erhebungen: Masembo und Tanke Salokko) beibehalten. Kurz vor 
der Riickkehr nach Europa bildeten die Niederungs walder am FuBe des Meng- 
koka- Gebirges noch einmal das Ziel intensiven Sammelns. 

Die 8chneckenausbeutc wurde von Heinrich beilaufig zusammengebracht 
und kann daher keinen Anspruch auf nur annahernde Vollstandigkeit erheben. 
Es wurden vor allem groBere Formen gesammelt, ohne daB von seiten der Ex- 
peditionsteilnehmer besonders nach ihnen gesucht wurde. Die Funde sind 
also weitgehend vom Zufall abhangig, vermogen demnach kein einheitliches Bild 
zu vermitteln, wohl aber rnanche noch bestehcnde Liickc auszufiillen und unseie 
in erster Linie durch die Vettern Sarasin gewonnenen Kenntnisse zu erweitern 
und abzurunden. Besonders wertvoll sind die im Bereich des Latimodjong- 
Gebirges gesamrnelten Schnecken, weil wir aus diesem Gebiet bisher liberhaupt 
noch kein Material besitzen. Leider liegt mir von so mancher Form nur ein 
Stuck vor, so daB ich in vielen Fallen zu keinein klaren Urteil, geschweige denn 
abschlieBendem Ergebnis kommen konnte. Andcrerseits ermoglichte die Kon- 
servierung des ganzen Tieres vielfach die Kenntnis seiner Anatomie. 

Die Landschneckenfauna von Celebes fand erstmals durch P. und F. Sarasin 
eine monographische Darstellung^). Spiitere Sammlungen celebesischer Land- 
schnecken der Vettern Sarasin bearbeitete G. Bollinger 2). FerneT- berichtet 
M. Leschke liber eine kleine, von Dr. H. Aiilrurg in Nord-Celebes (Tomini- 
bucht) angelegte Sammlung^). Und schlieBlich ist die Ausbeute Elberts aus 
dem siidostlichen Celebes und den dort vorgelagerten Inseln, bzw. deren Be- 
ar beitung durch F. Haas *), zu erwahnen. Herin Dr. Zilch ( Senckenberg-Museum) 
danke ich fiir leihweise Uberlassung einiger Typen dieser Sammlung. 


Sarasin, P. u. F., Die Landmollusken von Celebes. 4, 248 S., 31 Taf. 
Wiesbaden 1899. 

2) Bollinger, G., Rev. Suisse Zool. 1918, 309-340, pi. 11. 

Leschke, M., Zur Molluskenfauna von Java und Celebes. Mitt. Naturhist. 
Mus. Hamburg 31, II. Celebes (1914) 273-284, 1 Taf. 

Haas, F., New Land- and Freshwater Shells collected by Dr. J. Elbert 
in the Malay Archipelago. Ann. Mag. Nat. Hist. London, 8. Ser. 10 (1912) 
412-420. 



Zur Landschneckenfauna von Celebes. 


391 


Ariophantidac. 

1. Trochomorpha robusta P. & F. Sarasin. 

Trochomorphu (Nigrilella) robusta P. & F. Sarasin, Die Land-Mollusken von 

Celebes, p. 174, Taf. 21, Fig. 214 und 216-216b; Taf. 29, Fig. 291; 1899. 

Terra typica: Westende der nordlichen Halbinsel von Celebes. 

Material: Ile-Ile (Nord-Celebes), 600 in, 29. XI. 1930, G ad. Tiere und 1 juv. 
(samtlich in Alkohol). 

Gehausc gedriickt kegelformig, letzter Uingang init scliarfcm Kiel. 
Hie Schalenskulptur bestelit aus bogenforinigen Zuwachsstreifeii, die 

auf der Oberseite etwas mehr hervortreten als aiif der Unterseite. 

Die Schalen sind oberseits sehr hellbraun, unterseits tief kastanien- 
braun mit einem peripheren, wie die Oberseite gefarbten Band, dessen 
Breite gegen die Mundiing nicht zuniiniiit nnd — in Ubcreinstiinniung 
niit der Bcsehreibung von P. u. F. Sarasin — 3-4 nini betriigt. 
Nabel und Mundsauni hell (von der Farbe der Oberseite). Unterseite 
stark glanzend, Oberseite matt. — Malle: Durehniesser 24—26 mm, 
Hohe 9-10 mm. — • In alien Merkmalen der Schale stimmen somit die 
von Heinrich gcsammelten FiXemplare mit der SARASiNselien Be- 
sehreibung iiberein. Von einem individiiellen Sehwanken der Sclialen- 
hohe ist bei der mir vorliegenden Serie nichts zu bemerken. In Far- 
bung, Skulptur und GroBe erweist sicli die Population von Ile-lle 
als sehr wenig variabel. 

An atom ie. Die Genitalien sind fiir robusta nocli nieht unter- 
sueht Worden. Beim Vergleich mit der von WiegmannI) fiir T. bieolor 
Martens gegebenen Abbildung konnte ieh jedoch feststcllen, daB die 
Genitalien von robusta verhaltnismaBig sehr viel Ahnlichkeit mit denen 
von bicolor besitzen, so daB sich eine bildliche Darstellung eriibrigen 
diirfte. Unter Verweis auf die WiKGMANNsche Abbildung sei hervor- 
gehoben, daB das Keceptaculum von robusta nine deutlich bliischen- 
formige Bursa zeigt und ein wenig kiirzer gestielt sein mag. 

Verbreitung. Westende der nordlichen Halbinsel (P. u. F. Sara- 
sin), Galompengo bei Mouton (Leschke), lle-Ile 500 m (Heinrich). 
Siiratliche Funde sind auf die Nordhalbinsel besehriinkt. 

2. Otesia hygrophila P. & F. Sarasin. 

Nanina (Medyla) hygrophila P. & F. Sarasin, Die Landinollusken von Celebes, 
p. 137, Taf. 17, Fig. 159; 1899. — Terra typica: Matinang-Gebirge (Nord- 
Celebes), zwischen 600 und 1200 m. 


0 WiEGMANN, F., Abb. Senckenberg. Naturf. Ges. 24 (1898) Taf. XXVII. 

Fig. 9. 


392 


G. Niethammer 


Material: Ile-Ile (Nord- Celebes) 600 m, 1. XI. 1930, 1 Tier in Alkohol; 
Matinang-Gebirge 400-600 m, 20. X. 1930, 1 Tier. 

Die Schalen stimmen mit der von den Vettern Sarasin gegebenen 
Diagnose gut iiberein bis auf die Kante des letzten Umganges, die bei 
dem Exemplar von Ile-Ile dock wesentlich deutliclier ist, als es bei 
dem den Sarasins zur Verfugimg stelienden Material und bei meinem 
Matinang-Stiick der Fall ist. Leider konnte ich keine hygrophila zum 
Vergleich heranziehen. Otesia viridis und lenticula sind aber ganz 
anders (weiBlich) getont, wiilirend bei den in Rede stehenden Schalen 
gerade die gelblicli bernsteinfarbige Grundfarbe, ein hellbraunliches 
peripherisches Band, der weniger ausgepragte Kiel und die bauchige 
Unterseite fiir 0. hygrophila spreclien. Die Schalen stimmen in dieser 
Hinsicht ganz mit einem Exemplar aus Randan gan (Nord-Cclebes) 
iiberein, von dem Bollinger (1. c.) schreibt: ,, Parallel zur Kante, 
aber durch eine sehr schmale Zone von ihr getrennt, verlauft auf der 
Oberseite ein zartes braungelbes Spiralband, Der fiir M, lenticula soust 
charakteristische, etwas aufgeblasene Kiel tritt hier weniger scharf in 
die Erscheinung, wodurch sich dieses Gehause der om6rop/?iia- Gruppe^) 
nahert.‘' 

Es ist moglich, daC wir es bei diesen Stiicken mit einer neuen Art 
zu tun haben. Ich kann mich aber angesichts des geringen Materials 
nicht zu einer Neubeschreibung entschlieBen, da die Vettern Sarasin 
von hygrophila auch nur drei Schalen besaBen, die sicher nicht das 
voile AusmaB der individuellen Variation bzw. nur eine Populations- 
variation erkennen lieBeii. — MaBe: Durchmesser 17 und 15 mm, 
Hohe 10 mm. 

Genitalien ahnlich 0. viridis (Tafel XXIII, Fig. 19 bei Wiegmann 
1898), aber Penis ohne Blindsack am Retractor, Receptaculum etwas 
langer gestielt. 

Verbreitung. Matinang-Kette (P. u. F. Sarasin, Heinrich), 
Totoija-Tal (P. u. F. Sarasin), Nord-Celebes. 

Otesia spec. 

Zwei Schalen-Rudimente mit Tier vom Latimodjong-Gebirge, 800 m, 
30. Aug. 1930, konnte ich leider nicht auf ihre Artzugehorigkeit hin 
bestimmen. An der Schale ist der letzte Umgang leicht gekantet und 
zeigt dort ein peripherisches schmal braunes Band. Genitalien nicht 
entwickelt, offenbar juv. 


Zu der hygrophila gehort. 



Zur Landschneekenfauna von Celebes. 


393 


3. Otesia ( ?) hcinrichi spec. nov. 

Schale: S. 394, Fig. la und b. 

Material: Latimodjong-Gebirge 1600 m, 1 Sohale. 

Diagnose. Geliause niedergedriickt kegelformig, mit 6^2 leiclit 
gewolbten Umgangen und engem, fast ver-decktem Nabel. Der letzte 
Umgang groB, mit deutlicher aber stumpfer Xante, oberseits wenig, 
unterseits mehr gewolbt, nicbt absteigend. Mimdung schrag oval, 
Mundsaum scharf und diinn, gegen den Nabel ganz leioht umgeschlagen. 
Die Skulptur besteht aus sehr dicliten Zuwachsstreifen. Das Perio- 
stractum bliittert sehr leicht ab. Farbe hell gelbbraun; unterseits mit 

starkem Glanz. — MaBe: Durchrnesser 25 mm, Hohe 13,5 mm. 

Terra typica : Latimodjong-Gebirge 1500 m. Typus im Berliner Museum. 

Leider kann infolge noch ausstehender anatomischer Untersuchung 
die Gattung, der heinrichi zugehort, nicht endgiiltig fixiert werden. 
Jcdoch spricht der ganze Habitus der Schalc fiir Otesia. Es ware aber 
immerhin mbglich, daB die Art spater zu Hemiplecta oder Macrochlamys 
(oder Asperitas) gestellt werden muB. 

Verbreitung. Latimodjong-Gebirge 1500 m. 

4. Macrochlamys inontana spec. nov. 

Schale: S. 394, Fig. 2a und b. 

Material; Ile-Ile (Matinang-Gebirge) 1600 m, 2. XI. 1930, 1 erwachseiies 
Tier in Alkohol. 

Diagnose. Geliause kegelformig niedergedruckt, sehr diinnschalig, 
fein genabelt; unterseits stark glaiizend, oberseits matter. 4^2 Um- 
gange, die gleichimiBig zunehmen, oberseits wenig, unterseits gegen 
den Nabel stark gewolbt. Beim letzten Umgang ist eine periplierisclie 
Kante angedeutet, die gegen die Mlindung hin verstreicht. Miindungs- 
rand scharf, unverdickt, gegen den Nabel ganz leicht umgeschlagen. — 
Skulptur: Sehr feine, aber deutliche Zuwachsstreifen, die besonders 
auf der Oberseite ausgebildet sind und hier nur den Embryonalwin- 
dungen fehlen. — Farbe: graulich gelb mit einem griinlichen Ton. — 
MaBe: Durchrnesser 19 mm, Hohe 10 mm. — 

Die Schale von M, montana erinnert etwas an die von M. fulvocarnea 
(Martens), ist aber leicht an der deutlicheren Skulptur der Oberseite, 
dem angedeuteten Kiel des letzten Umganges, der Ausbauchung der 
Unterseite gegen den Nabel hin und der weiteren Aufwindung von 
letzterer zu unterscheiden. 









Zur Landschneckenfauna von Celebes. 


395 


Die Genitalien (s. Abb. 1) zeigen einen langen Penis mit spiraligem 
Blindsack am Retractor und einem Divertikel des Epiphallus an der 
Miindung des Vas deferens. Das Receptaculum ist recht lang, in der 
Bursa befand sich eine halb aufgelbste Spermatophore. 


Die Radula ahnelt sehr derjenigen von M. fulvocarnea bzw. der 
von den Sarasins gegebenen Abbildung (Tafel 28, Fig. 284). Ich zahlte 
107 Querreiben, wobei auf eine Querreihe in der mittleren Region 
128 Zahne entfielen (fiir fulvocarnea nach 
P. u. F. Sarasin ca. 104). Nur der Mittel- 
zabn tragt Ecto- und Entoconus in gleicher 
Ausbildung, der Entoconus wird schon bei 
den ersten Zahnen reduziert, der Ectoconus 
wachst in gleichem MaBe, ohne aber je 
den Mesoconus an GrbBe zu erreichen. 

Auch die Randzahne sind zweizackig. 

Terra t3rpica: He- He 1600 m. — Typus 
im Zoologischen Museum Berlin. 

Verbreitung. Ile-Ile im Matinang- 
Gebirge, Nord-Celebes, offenbar eine reine 
Hochgebirgsform, die nur erst aus 1600 m 
Kobe bekannt ist. Abb. i. otmitaiieu 

von M acrochlamys montana. 



6. Hcmiplecta weberi (P. & F. Sarasin). 

Nanina weberi P. & F. Sarasin, Die Land-Mollusken von Celebes, p. 161. 
Taf. 20, Fig. 202 und 202a; 1899. — Terra typica: Paloppo (Central-Celebos). 

Hemiplecta rugulosa Haas, in: Ann. Mag. Nat. Hist. 8. Ser. 10 (1912) 412. 

Material: Uru, Latimodjong-Gebirge, 800 m, 28. VIII. 1930, 4 ad. Tiere; 
Wawo, am Fufie des Mengkoka-Gebirges, 60 m, 16.-31. 1. 1932, 3 ad. Tiere; 
..Siidostcelebes", 2 ad. und 2 juv. Tiere. 

Von dieser Art lagen den Vettem Sarasin 11 Stuck aus Zentral- 
Celebes imd 6 Stuck aus SO-Celebes vor. Aucb Weber sammelte ein 
Stuck in Paloppo, das Martens irrigerweise als Nanina limbifera be- 
stimmte. Darauf weisen bereits die Vettern Sarasin bin, jedocb ist 
eine verbaltnismaBig groBe iibnlicbkeit zwiscben H. weberi und ,,Nanina“ 
limbifera, die Rensch (1933) dem Aesto-ctncte-Rassenkreis angegliedert 
bat, nicbt zu leugnen. Beide Formen lassen sicb an der Scbalengestalt, 
die bei limbifera koniscber, bei weberi mebr abgeplattet ist, und an der 
Aufwindung, die bei limbifera rascber an Breite gewinnt als bei weberi, 
unterscbeiden, Demgegenuber scbeint das von den Sarasins an- 
gegebene Kennzeicben {weberi: das dunkle peripberiscbe Band begt 
Archlv t Naturg^schlchte, N. F., Bd. 6, Heft 3. 26 


396 


Q. Niethammer 


unter einem ebensolchen heUen; bei der cinc^ct-Gmppe ist es um- 
gedreht) nicht brauchbar zu sein, da bei 3 Exemplaren (weben) aus 
dem Mengkoka-Gebii^e, von Heinrich gesammelt, nur ein dunkles 
Band vorhanden ist, und Bollinger bei einem jungen wefeen-Stiick 
aus Sadaonta (Central-Celebes) feststellen konnte, daU das belle Band 
wie bei cincta unter dem dunklen gelagert war. Aucb B-adula und 
Gescblechtsorgane weisen keine groberen Unterschiede zwiscben Hemi- 
plecta weberi und Xesta cincta auf (vgl. Abb. 3 und Wiegmann, 1898, 
Tafel XXV, Fig. 15 und 17). ScblieBlich sammelte Elbert 8 Stuck 
in SO-Celebes, die von Haas als Hemiflecta rugulosa bescbrieben wurden. 
Der mir vorliegende Typus von „rugulosa‘‘ ist aber nicht von weberi 
zu unterscheiden. 



MaBe: Uru Durchmesser 43,5; 43,7; 48; 47,7 mm. Hohe 31; 35; 
35 mm. Wawo Durchmesser 56; 53,5; 49 mm. Hohe 39,5 ; 38,5 ; 37,5 mm. 
„Sudostcelebe8“ Durchmesser 49; 52,7 mm. Hohe 39; 39 mm. 

An Hand ihres Materials glaubten die Vettem Sarasin annehmen 
zu miissen, daB H. weberi in SO-Celebes kleiner sei als in Central- 
Celebes; dem widersprechen die MaBe der von Heinrich gesammelten 
Stiicke. Hier sind umgekehrt die im SO des Landes gesammelten 
Schalen groBer als die aus Central-Celebes. Da erstere aber aus der 
Tiefebene (50 m), letztere vom Gebirge (800 m) stammen, erscheint 
der SchluB berechtigt, daB es sich hier um GroBendifferenzen je nach 
der Hohenlage handelt, d. h. daB die im Gebirge lebenden Hemiplecten 
kleiner sind als diejenigen der Tiefebene. 

Die Farbung der von Heinrich gesammelten Stiicke schwankt 
besonders auffallend auf der Unterseite zwiscben hellgelb und dunkel- 
braun. Alle Schalen weisen aber hier einen leichten griinlichen Schim- 
mer auf. Die hellsten (gelbsten) Exemplare stammen vom Latimodjong- 
Gobirge, die dunkelsten aus „SO-Celebes“. Innerhalb des gleichen Fund- 
ortes sind diese Unterschiede gering. Das belle Spiralband ist an keiner 
Schale deutlich ausgepragt, das dunHe hingegen zeigen alle klar, 
wenn es auch bei dem dunkelsten Extrem ganz im Schwarzbraun des 
letzten Umganges verschwindet. 



397 


Zur Landschneckenfanna von Celebes. 

Die Radula zeigt dolchformige Zahnchen, an einem untersuchten 
Stuck durchgangig ohne Ecto- und Entoconus, bei einem zweiten 
Exemplar mit klemem Ectoconus in der Gegend des 32. Zahnes von 
auBen (vgl. Abb. 2). 

Das Genitalsystem von HemvpUcta weberi, das bier erstmals unter- 
sucht werden konnte (Abb. 3), zeigt sehr ^ofie tlbereinstimmung mit 
dem von H. humphreysmna, das von Blanfobd und Godwin- Austen i) 
dargestellt worden ist. Im Receptaculum seminis fanden sich in 
zwei Fallen (Latimodjong 26. Aug.) Spermatophoren ;• die eine von 

beiden, noch vollig intakt, zeigt Abb. 4. 
Das Kopfmittelstiick und der Vorderteil 
des Scbwanzstiickes lagen aufgeroUt in 
der Bursa, wahrend das Schwanzende 


Abb. 3. Genitalien von Hemiplecta 
weberi (Mengkoka-Gebirge). 

durch den grofien Kanal des Receptaculum reichte und noch zu einem 
Teil in die Vagina ragte. Offenbar konnte das letzte Schwanzstiick 
auch nicht weiter eindringen, da an ihm Widerhaken ausgebildet 
sind, die ein weiteres Eindringen notwendigerweise sperren miissen. 

Verbreitung. Das mittlere und siidostliche Celebes (Latimodjong- 
Gebirge, Paloppo, Ebenen und Hiigelland des Palaen-Flusses, Ussu, 
Sokoijo, Gegend des Towuti-Sees, Salabanka, Mengkoka, Wawo). Im 
Osten reicht das Verbreitungsgebiet der Art bis auf den Banggai- 
Archipel, von dem Martens (1886) Nanina Umbifera banggaiensis be- 
schrieb. Diese Form ist zweifellos eine Rasse von H. weberi’, mir lagen 
drei erwachsene und vier jugendUche Schalen des Berliner Museums, 
von Ribbe gesammelt, vor. 


») Blaotoed u. Godwin-Austbn, MoUusca in: Fauna of Brit. India, Testa- 
cellidae and Zonitidae, p. 290, London 1908. 




26 * 


398 


G. Niethammer 


6. Hemipleeta humphreysiana rugata (Martens). 

Nanim rugata Martens, Die PreuBische Expedition nach Ost-Asien p, 229, 
Taf. 10, Fig. 6; Berlin 1867. — Terra typica: Sudl. Celebes, am Wasserfall 
bei Maros. 

Nanina (Hemipleeta) rugata montana P. & F. Sarasin, Die Land-Mollusken 
von Celebes, p. 166; 1899. 

Material: Latimodjong-Gebirge, 1500 m, 25. VII. 1930, 2 ad. Schalen; 
„Celebe8“, 1 ad. Exemplar in Alkohol. — Mafie: Durchmesser 43; 47,3; 48,5 mm. 
HOhe 27,6; 32,3; 34 mm. 

Rensch hat kiirzlich^) eine Reihe groBer Hemiflecta-'Eoxmen von 
Malakka, den GroBen Sunda-Inseln, Celebes und den Philippinen zu 
einem Rassenkreis, Hemipleeta humphreysiam, zusammengefaBt, der 
nach ihm „noch einen etwas hypothetischen Charakter hat, solange 
nicht die anatomischen Verhaltnisse von rugata und von vollig ge- 
schlechtsreifen densa untersucht worden sind.“ Das von Heinrich 
lebend gesammelte Exemplar von rugata gab mir nun Gelegenheit, 
Geschlechtsorgane und Radula mit denen von Hemipleeta humphreysiana 
zu vergleichen (an Material im Berliner Museum). Die Genitalien 
beider Formen stimmen gut iiberein, lediglich der Pfeilsack ist bei 
rugata verhaltnismaBig kleiner als bei humphreysiana. Demgegeniiber 
sind die Unterschiede in der Radula betrachtlicher : bei rugata sind alle 
Zahnehen dolchformig, ungeteilt und etwa doppelt so groB wie bei 
humphreysiana. Die Zahne letzterer tragen vom 31. bis zum auBersten 
einen Ectoconus. 

Nach diesen Befunden ware es nicht angangig, Hemipleeta rugata 
im humphreysiana-H&sseivi)sxe\s, zu belassen, wenn nicht das Studium 
der Schalen, wie bereits Rensch ausfuhrlich dargestellt hat, dies doch 
wahrscheinlich machte, dariiber hinaus aber auch das Bestehen groBerer 
Radula-Unterschiede bei Formen eines Rassenkreises vor kurzem an 
Dendrotrochus helicinoides iiberzeugend dargelegt wurde^), mithin die 
Mdglichkeit auch in diesem Fall besteht, daB die beschriebenen Diffe- 
renzen nur Rassencharakter tragen. Es sei hier auch auf gleichgerichtete 
Unterschiede im Bau der Radula von Hemipleeta weberi hingewiesen 
(vgl. das auf S. 397 Gesagte). 

Wie H. weberi, so ist auch H. rugata im Gebirge kleiner als im Tief- 
land. Die beiden von Heinrich in 1500 m Hohe gesammelten Schalen 
zeigen etwa die von den Vettem Sarasin fiir H. rugata montana an- 
gefuhrten MaBe. 

^) Bbmsoh, B., Arch. f. Molluskenkde 66 (1934). 

*) Bbnsoh, I., Amer. Mus. Nov., Nr. 763 (1934) 23. 



Zur Landschneckenfauna von Celebes. 


399 


Die Runzelung ist bei den von Heinrich gesammelten Stiicken 
sehr grob und ausgepragt ; dies kann nach dem mir vorliegenden Material 
des Berliner Museums aber recht wenig deutlich sein. Auch die Zahl 
der Umgange schwankt betrachtlich (zwischen 51/2 und nahezu 6 V 2 ). 

Verbreitung. Ganz Siid-Celebes nordwarts bis zum Lura-See und 
Latimod jong- Gebirge . 


7. Xesta cincta cincta (Lea). 

Material: Mahawa, Lokon bei Rurukan in der Minahassa (NO-Celebes). 
Weiteres siehe Rensch, 1. c. p. 113. 

8. Xesta cincta limbifera (Martens). 

Material: Ile-Ile im Matinang- Gebirge, 800 m (Nord-Celebes). Weiteres 
siehe Rensch, 1. c. p. 113. Das von Heinrich gesammelte Material bestatigt 
die von den Sarasins aufgestellte „Ra8senkette“ cincta-mongondica-limbifera. 

9. Xesta Inctuosa zimmeri Rensch. 

Material: Tanke-Salokko im Mengkoka- Gebirge (SO-Celebes), 200 m, 

28. XII. 1931, 1 ad. Schale und ein fast erwachsenes Stuck in Alkohol; weiteres 
siehe Rensch, 1. c. p. 115. 


10. Xesta fulvizona fulvizona (Martens). 

Material: Wawo (SO-Celebes). 

11. Xesta fulvizona nitida Moellendorff. 

Material: Matinang-Gebirge, 400-600 m, 6 Stuck ; Ile-Ile, 200 m. Weiteres 
«ehe Rensch, 1. c. p. 116ff. — Auf Grund der anatomischen Untersuchung des 
HEiNRicHschen Materials halt Rensch eine artliche Trennung von X. fulvizona 
und X. citrina (L.) aufrecht. Hingegen gliedert er X. nitida dem fulvizona- 
Rassenkreis ein und stellt X. ahlburgi Leschke in die Synonymie von X. fulvi- 
zona nitida. *' 


12 . Asperitas renschi spec. nov. 

Schale: S. 394, Fig. 3a und b. 

Material: Uru, Latimodjong- Gebirge, 800 m, 16. VH!. 1930, 1 ad. und ein 
halberwachsenes Tier, beide in Alkohol. 

Diagnose. Gehause kegelformig niedergedruckt, fast linsenformig, 
dunnschalig, ungenabelt. Oberseits matt, unterseits glanzend. 6 Y 2 Um- 
gange, die wenig (unterseits mehr als oberseits) gewolbt sind. Ein 
scharfer Kiel, der am letzten Umgang deutUch in Erscbeinung tritt, 
iiberdeckt sehr flach die Nahte. Miindung nicht absteigend, schief 


400 


G. Niethammer 


rhombiscli mit soharfem Band, der untere dicker als der obere; Co- 
Itunellarrand leicht lungeschlagen. Skulptur: Mit bogig verlaufenden 
Zuwacbsstreifen, die unterseits undeutlich sind, oberseits hingegen eiue 
sehr markante Rippung hervormfen. 

Farbe: Oberseite hellbraun mit rotUchem Schimmer, Unterseite hell 
hombraun, nach der Peripherie zu allmahhch dunkler werdend, direkt 
unterhalb des Kielea ein hell kastanienbraunes Band, das aber 
gegen die Farbung der iibrigen Unterseite nur undeutUch abgegrenzt ist. 
Der Kiel ist weiUlich getont und hebt sich auf der Oberseite als etwa 
1 mm breites Band, auf der Unterseite als feine Linie 
von seiner Umgebung ab. 

MaBe : Durchmesser 31 mm, Hdhe 16 mm. 
Asperitas renschi hat in Celebes keine verwandten 
Formen. Am ehesten konnte man sie mit „Hemiplecta“ 
ribbei vergleichen, doch ist diese Art auf den ersten 
Blick dadurch zu unterscheiden, daB sie deutlich ge- 
nabelt ist. 

Die Genitalien (s. Abb. 5) stimmen mit dem 
Asperitas-Typ, wie ihn RenschI) fur Asperitas everetti 
angibt, uberein. Das Receptaculum ist jedoch kiirzer 
gestielt, das Vas deferens miindet viel weiter distal 
in den Eileiter. (Bursa mit Spermien gefiillt.) — 
Die Radula besitzt 92 Querreihen, die im mittleren 
Abschnitt 148-166 Zahne aufweisen. Die Zahne sind 
alle dolchformig einspitzig bzw. mit angedeutetem Ento- und Ecto- 
conus ausgestattet. 

Terra typica: Latimodjong-Gebirge, 800 m. — Typus im Zool. 
Museum Berlin. 

Verbreitung. Latimodjong-Gebirge (sudhches Central-Celebes). 

Durgella spec. 

Material; Bantimurong bei Makassar (SUd-Celebes), 1 Stiiok. 

Aus dieser Gegend lag mir ein halb eingetrocknetes Tier mit zer- 
brochener Schale vor. Diese ist hombraxm gefarbt, glasig durchsichtig 
imd laBt auch imter dem Binokular keinerlei Skulpturierung erkennen. 
Aus den Bruchstucken kann auf 372 Umgange gesehlossen werden. 
Der Durchmesser sei mit 9 mm angegeben, wobei zu bemerken ist, 
daB er in Wirklichkeit einige Millimeter mehr oder weniger betragen 



Abb. 5. Genltalien 
von 

Asperitas renschi. 


Bxnsct, B., Zool. Jb. 1982, 6. 



Zur Landachneckenfauna. von Celebes. 


401 


haben kaim. Die Radula, die ich auskochen konnte, beweist die Zu- 
gehorigkeit des Stiickes zur Durgella-Gruppe : ein variabel geformter 
Mittelzahn, alle iibrigen Zahne gekammt. Die Radula ahnelt insbeson- 
dere denen von D. dwipana (Gude) bzw. sundana Rensch, ohne aber 
vollig mit diesen ubereinzustimmen. Die beiden spitzen Zacken jedes 
Zahnes sind namlicb relativ groBer und 'erscheinen gegeniiber den 
iibrigen Randzacken etwas abgesetzt. Immerhin scheint mir aus der 
Deutung von Schalenrest und Radula obne Zweifel bervorzugehen, daB 
das Stuck der Gattung DwrgeUa eingereiht werden muB, womit diese 
erstmals fiir Celebes nachgewiesen werden kann. Eine ausreichende 
Artdiagnose vermag ich auf Grund des unzureichenden Materials nicht 
zu geben. Ich mochte also von einer Neubeschreibung Abstand nehmen, 
so sehr ich von ihrer Notwendigkeit iiberzeugt bin. 

13. Ibycus coriaceus (P. & F. Sarasin). 

Leptodontarion coriaceus P. & F. Sarasin, Die Landmollusken von Celebes, 
p. 125, Taf. 28, Fig. 287 (Radula); 1899. — Terra typica: Matinang-Kette 
(Nord-Celebes) zwischen 800-1200 m. 

Material: Matinang-Gebirge (Nord-Celebes), 1 Tier in Alkohol. 

Dieses Stuck stimmt aufs genaueste mit der von den Sarasins ge- 
gebenen Beschreibung iiberein insbesondere, was die „lederweiche“ 
Beschaffenheit der Schale, Farbe des Tieres und der Schale, GroBe 
usw. betrifft. 

Verbreitung. Bollinger hatte ein Exemplar aus Siid-Celebes 
vor sich, wahrend alle iibrigen Funde aus dem Matinang-Gebirge 
stammen. Die Art ist also wahrscheinlich iiber die Matinang-Kette 
hinaus iiber ganz Celebes verbreitet. 

14. Ibycus coriaceus subspec. 

Material: Siidost-Celebes, 1 Tier in Alkohol. 

Leider findet sich bei diesem Stuck keine nahere Fimdortangabe. 
Es handelt sich bei ihm zweifellos um ein coriaceus sehr nahestehendes 
Oder diesem zugehoriges aberrantes Tier. Die lederweiche Beschaffen- 
heit der Schale, die tlbereinstimmung mit der Diagnose der Sarasins 
und eine Abbildung Bollingers von coriaceus sprechen aufs bestimm- 
teste dafiir. Auch die Radula ist identisch mit Beschreibung und Ab- 
bildung, die die Sarasins geben (p. 126, Taf. 28, Fig, 281). Indessen 
weichtdie Schale inzweierleivonder SARASiNschen Originalbeschreibung 
fiir coriaceus ab : 1. ist die Farbung nicht heUgelb wie dort angegeben, 
sondem auffallend dunkelbraun, 2. ist die Schale etwas groBer: Durch- 


402 


G. Niethammer 


messer statt 11 und 10 mm 13 mm, wobei allerdings zu bemerken ist, 
dafi ein genaues MaB infolge der weichen Beschaffenheit der Scbale 
unmoglich anzugeben ist. 

Hier wie bei so manchen anderen Formen der HEiNBiCHschen Aus- 
beute muB ich von einer Neubeschreibung abseben, da das Material zu 
gering ist. Ein einziges weiteres Stuck wiirde uns zeigen, ob der Siid- 
osten von Celebes von einer gut unterschiedenen Basse des /. coriaceus 
bewohnt wird, oder ob die oben bescbriebenen Abweichungen imseres 
Stiickes individueller Variation zuzurechnen sind. Der Fund beweist 
jedocb, daB I. coriaceus tatsachlich iiber ganz Celebes verbreitet ist. 

15. Helicarion minahassae Kobelt. 

H dicar ion minahaaaae Kobelt, Land- und SiiBwasserkonehylien, in: Abh. 
Senckenberg. Naturf. Ges. 24, Heftl (1897) 44, Taf. VII, Fig. 10. — Terra 
typica: Minahassa. 

Material: Ile-Ile (Matinang-Gebirge), 600 m, 9. XII. 1930, 4 Tiere in Alkohol, 
offenbar kein ganz erwaohsenes darunter. 

Die Stiicke stimmen sowohl mit Kobelts Scbalendiagnose und 
Abbildimg als auch mit der Radula-Beschreibung der Saeasins (p. 123) 
uberein. Jedocb sei bemerkt, daB der Mittelzahn ganz schwach un- 
s}Tnmetriscb ist, also die beiden Nebenzacken nicht gleicb stark ent- 
wickelt sind, aber wiederum nicbt so unsymmetrisch, wie es die Saeasins 
in ibrer Abbildung (Taf. 28, Fig. 271) darstellen. Unagange 3^2- — 
MaBe: Die beiden groBten Stiicke messen im Durchmesser reichlicb 
7 mm, in der Hobe 4,5 imd 5 mm. 

Verbreitung. Nord-Celebes. 

16. Helicarion celebensis (Pfeiffer). 

Vitrina cekbenaia L. Pfeiffer, Novitates Conchologicae, Cassel 1864-1879, 
p. 101, Taf. 28, Fig. 16-18. 

Material: Matinang-Gebirge, 400-600 m, 20. X. 1930, 1 Stiick. 

Die Scbale dieses Stiicks ist scblecbt erbalten, besonders an der 
Miindung abgestoBen. Das vertrocknete Tier war fiir die Praparation 
unbraucbbar. Die Scbale weist 4^2 Umgange auf und stimmt aucb 
mit den iibrigen Kriterien, die die Saeasins fiir diese Art angeben, gut 
uberein. 

17. Helicarion idae subspec. 

Material: Latimodjong-Gebirge, 800 m, 20. X. 1930, 1 Tier in Alkohol. 

Diagnose. Wie Helicarion idae, aber von dieser unterscbieden 
durcb geringere Anzabl von Umgangen (3^2 statt 4 bzw. d^j), ge- 



Zur Landschneckenfauna von Celebes. 


403 


ringere GroBe und kleine Unterschiede im Bau der Radula: die Zack- 
chen der AuBenkante sind bereits vom 8., nicht erst vom 16. Zahn 
an deutlich wabrzunehmen. — MaBe ; Durchmesser 7 mm, Hohe 4,75 mm. 

Die Radula entspricht dem, was die Sarasins im Text (p. 121) und 
Bild (Taf. 28, Fig. 277) dariiber bringen. Die kleinen sageformig an- 
geordneten Zackchen an der AuBenseite fand ich meist schon vom 
8. bis 10. Zahn angedeutet oder auch gut ausgebildet, nicht erst vom 
16. Zahn an. Die Spitze der Zahne ist vom 8. Zahn an deutlich zwei- 
zackig. Die Zahl der Seitenzackchen schwankt zwischen 3 und 5, 
bei den Randzahnen sind im ganzen (einschlieBlich der Spitze) meist 
nur 4 Zacken ausgebildet. 

Die Genitalien wurden leider beim Herauslosen des Tieres aus der 
Schale zerrissen. Es lieB sich ein verhaltnismaBig umfangreicher Penis 
mit abgesetztem Epiphallus, langem Vas deferens, das ziemlich weit 
proximal in den Eileiter miindet, feststellen. 

Offenbar ist das Tier noch nicht ganz erwachsen ; die Verbreiterung 
des letzten Umganges gegen die Mundung spricht aber dafiir, daB die 
Schale nicht mehr viel an GroBe gewonnen hatte und auf jeden Fall 
erheblich kleiner geblieben ware als H. idae. Es handelt sich bei dem 
vorliegenden Stiick m. E. zweifellos um den geographischen Vertreter 
von H, idae, der das Stiick am nachsten steht. Es ware aber verfriiht, 
dies an nur einem, noch dazu offenbar nicht voll erwachsenen Stiick 
beweisen zu wollen. 

Verbreitung von idae: Grenzgebirge zwischen der Minahassa und 
Mongondow bei 900 m (Nord-Celebes). H. idae subspec. : Latimodjong- 
Gebirge. 


18. Helicarion (adolfi) latimodjongi nov. 

Schale: S. 394, Fig. 4. 

Material: Gipfel des Latimodjong-Gebirges, 3000 m, 10. VII. 1930, 22 er- 
wachsene und viele junge Tiere. 

Diagnose. Die Schale ahnelt in der Form auBerordentlich der von 
Helicurion adolfi 0. Bttg, Sie unterscheidet sich von dieser durch 
geringere MaJJe (siehe unten), sehr deutlich ausgepragte Zuwachs- 
streifen, gewolbtere Embryonalwindungen und griinlichgelbe Farbung. 
Ich zahle 4 Umgange. Apex spitz, Nahte wenig vertieft, — MaBe: 
Durchmesser 6-7,5 mm, im Durchschnitt 6,4 mm; Hohe 4,2-5,2 mm. 

Die Genitalien zeigt Abb. 6. Der Penis ist auffallend dick; an der 
Mundung des Vas deferens ist ein machtiger Epiphallus ausgebildet. 
Bei einem Stiick fand sich an der Einmiindungsstelle des Vas deferens 



404 


0. Niethamm^ 


in den Epiphallus ein kleines Divertikel. Das Yorliandensein eines 
solchen Blindsackchens scheint individuell bedingt zu sein. Die Greni- 
talien ahneln im grofien und ganzen recht der von Rensch fiir Helicarion 
adolfi gegebenen Abbildung^). Das Receptaculum ist jedoch anders 
gestaltet und zudem langer, wenn auch seine GroBe, wie icb feststellen 
konnte, bei den einzelnen Stiicken nicht vollig gleich ist, sondem in 
ziemlichem Umfange schwankt. Auch fehlt dem Penis 
jener Blindsack, den Rensch bei adolfi fand. 

Die Radula hat auf einer Querreihe rund 120 Zahn- 
chen; diese entsprechen in ihrem Bau der von den 
Sarasins gegebenen Abbildung (Taf. 28, Fig. 278). 

Die auBersten 5 Randzahne sind 
jeweils auBen gezahnt, die vor- 
hergehenden vom 16. Zahn ab 
(dasgleichefanden P. &F. Sara- 
siN bei H. adolfi) sind zweizackig. 
Der mittelste Zahn hat nur kleine 
seitliche Hooker. 

Terra typica: Latimodjong- 
Gebirge 3000 m. — Typus im 
Zoologischen Museum Berlin. 

Heinrich fand die Form nur 
auf dem Gipfel des Latimodjong- 
Gebirges; dort schiittelte er sie von Baumchen, in deren Laub die Tiere 
saBen. 

Ein Vergleich der Schalen und Genitalien von Helicarion latimodjongi 
mit H. adolfi legt es nahe, beide als Glieder eines Rassenkreises auf- 
zufassen, wenn auch H. adolfi auf den verschiedenen Inseln (Java, Bali, 
Lombok) geographisch nicht differenziert ist. (Eine Entscheidung 
hieriiber wird erst moglich sein, wenn alle die kleinen Helicarion- imd 
Lamprocystis-Aiten einmal umfassend auf der Grundlage eines reichen 
Materials auch anatomisch bearbeitet werden.) 

Verbreitung. Gipfel des Latimodjong-Gebirges, 3000 m, Zentral- 
Celebes. 

Pleurodontidae. 

19. Camaena mamilla mamilla (Fer.). 

Material: Mahawu und Lokon bei Burukan (NO-Celebes). Weiteres eiehe 
Bxnsoh, 1. c. p. 106. 



Abb. 6. Genitalien von 
Helicarion (adolfi) latimodjongi. 


») Bknsoh, B., Zool. Jb. 1982, 72. 



Zur Landschneokenfauna von Celebes. 


405 


20. Camaena mamilla erassiventris Rensch. 

Material! Tanke-Salokko im Mengkoka-Gebirge (SO-Celebes), 1600 m 
1 Exemplar. 

Diagnose : Siehe Rensoh, 1. c. p. 108. Auf Grund des Materials von 
Heinrich und der Revision der SARASiNschen Angaben stellt Rensch den 
Rassenkreis Camaerm mamilla auf. der folgende 4 geographische Rassen umfaBt: 

1. C. TO. mamilla (Fer.). — Ostteil der nOrdlichen Halbinsel. 

2. G. TO. papiUiformis Mdff. — Westteil der nordlichen Halbinsel. 

3. a. TO. erassiventris Rensoh. — Mengkoka-Gebirge (SO-Celebes). 

4. G. TO. tirmanica (Ancey). — Sangir. 


21. Obba papilla papilla (Muell.). 

™ Matinang-Gebirge, 500 m, 1 Stiiok; Matinang-Gebirge, 
600 m, 1 Stiiok. ® ® ’ 

Weiteres siehe Rensch, 1. o., p. 101. Die Revision ergibt, daB "Ohha heroica 
(Wr.) keine geographische Rasse (und auch keine eigene Art), sondern eine 
indmduelle Variante oder vielleicht auch eine okologische Rasse von Ohha 
papilla als einzige geographische Rasse von papilla muB 0. papilla hona- 
wensis Bolhnger anerkannt werden. Moglicherweise wird sich aber in Zukunft 
0. planuUta (Lam.) bzw. O. marmorata (Mdff.) von den Philippinen mit dem 
Rassenkreis 0. papilla vereinigen lassen. 


22. Amphidromus porversus (L.). 

Helix perversa Linnaeus, in: Syst. Nat., ed. 10, p. 772; ed. 12, p. 1246. — 
Synonyme siehe bei Rensch, Zool. Jb. (Syst.) 1982, 101. 

Material, Uru, Latimodjong-Gebirge, 800 m, 24. VIII. 1930, 2 Sohalen 
(1 Tier in Alkohol). 

Beide Schalen sind rechts gewunden, von zitronengelber Farbung, 
die eine ist einfarbig, die andere mit dunkelbraunem Saum auf der Riick- 
seite der verdickten (umgeschlagenen) Mundoffnung und je einem 
schwarzbraunen Querstreif auf dem vorletzten und letzten Umgang. 
Es laBt sicb keinerlei Unterschied gegeniiber Schalen aus Maros (Siid- 
Celebes) feststellen. 

Verbreitung. In Celebes die sudliche Halbinsel. Das Latimodjong- 
Gebirge diirfte die Grenze des Verbreitungsgebiets nach Norden bilden. 
Die Ubereinstimmung der vorliegenden Schalen mit solchen von Maros 
beweist, daU es sich bei alien aus dem Zwischengebiet beschriebenen 
Formen des A. perversus nur urn Varianten handelt, wie die Vettern 
Sarasin ganz richtig vermuteten (p. 208). 



406 


G, Niethammer 


23. Planispira ( ?) Ilavidula Martens. 

Helix flavidula Mabtens, in: Die preuBisohe Expedition nach Ostasien. 
II. Bd. S. 302, Taf. 14, Abb. 4 (Schale). 1867. — Terra typica: Wasserfall bei 
Maros (Sud-Celebes). 

Material; Bantimurung bei Makassar, 26. V. 1930, 1 ad. und 1 fast er- 
wachsenes Stuck. 

Die beideri Scbalen stimmen aufs beste mit einer Serie typischer 
flavidula aus Maros (leg. Martens) iiberein, die mir aus dem Berliner 
Museum vorliegen. Beide Stiicke sind deutlich behaart, das nicht er- 
wachsene Exemplar in starkerem MaBe als das adulte. 

Die Vettern Sarasin fiihren flavidula als eine Planisfira auf, ohne 
die Genitalien untersucht zu haben. Rensch^) hat aber gezeigt, daB 
die ^Planispira^^ zodiacus und bulbulus der Sarasins in Wirklichkeit 
nicht den Pleurodontiden, sondern den Fruticicoliden zuzurechnen sind, 
da sie durch den Besitz eines Pfeilsacks und einer Glandula mucosa 
ausgezeichnet sind. Leider konnte ich mir iiber die entsprechenden 
Verhaltnisse bei flavidula nicht klar werden, weil der Korper des er- 
wachsenen Stiickes halb eingetrocknet war. Trotz der Schwierigkeit 
der Preparation lieB sich wohl Penis und Spermovidukt, aber kein 
Pfeilsack feststellen. Ich belasse deshalb flavidula mit allem Vorbehalt 
bei Planispira, 

Verbreitung. Siid-Celebes. 

24. Ganosella bembicodes (v. Moellendorff). 

Satsuma bembicodes v. Moellendorff, Landschnecken von Celebes, in: Nach- 
richtsbl. d. dtsch. Malakozool.-Ges. 1896, p. 142. — Terra typica; Pik von 
Bonthain. 

Material; Uru, Latimodjong-Gebirge, 800 m, 26. VIII. 1930, 1 erwachsenes 
und 2 junge Tiere in Alkohol. 

MaBe: Durchmesser der erwachsenen Schale 10 mm, Hohe 9,26 mm. 

Der Fund am Latimodjong-Gebirge erweitert das Verbreitungs- 
gebiet dieser Art um ein betrachtliches Stiick, war sie doch zu Zeiten 
der Sarasins nur vom Pik von Bonthain, also dem auBersten Siiden 
von Celebes, bekannt. Sie imterscheidet sich durch die bei den Sarasins 
angegebenen Merkmale sehr gut von G. leucophloea (Martens) (Schale 
relativ niedriger), wenn sie dieser Form auch nahesteht und moglicher- 
weise als geographische Rasse von ihr gewertet werden muB. 

Eine Schwierigkeit ergibt sich aus dem Fund einer jungen Ganesella, 
gleichfalls vom Latimodjong-Gebirge, aber aus 1800 m Hohe. Diese 


1) Rbksch, B., Mitt. Zool. Mus. Berlin 1933, Festschr. Zimmer, S* 108. 



Zur Landschneckenfauna von Celebes. 


407 


Schale ist nun noch steiler kegelformig, also relativ hoher als G, leuccr 
phloea, unterscheidet sich demnach in gleicher Richtung wie leucophloea 
von hembicodes, aber noch bei weitem deutlicher. Der Vergleich dieser 
Schale mit jungen Ganesella acris (Bens.) (= Helix conulus v. Martens) 
zeigt eine frappante tJbereinstimmung. Ich kann danach nicht zogern, 
dies junge Stiick aus dem Latimodjong-Gebirge zu G. acris zu stellen, 
wenn dies auch in Hinsicht auf deren Verbreitung gewagt erscheinen 
mag: G. acris kommt in Hinterindien, Borneo, Sumatra und Java 
vor. Der Fund wiirde das Verbreitungsgebiet also bis auf Siid-Celebes 
erweitern. Es muB angenommen werden, daB G. acris als Relikt in 
groBen Hohen des Latimodjong-Gebirges lebt. Eine Prufung an gro- 
Berem, erwachsenem Material erscheint aber in Zukunft dringend ge- 
boten. 


Friiticicolidae. 

25. Tricheulota zodiaeus hcinrichi Rensch. 

Material: Tanke Salokko, 1500 m, im Mengkoka-Gebirge, 4 ad., 5 juv. 

Diagnose: Siehe Rensch (1. c. p. 111). Auf Grund anatomischer Unter- 
suchung konnte Rensch nachweisen, dafi die SARASiNschen ,,Planispira‘^ zo- 
diacus gar nicht zu den Pleurodontiden, sondern zu den Fruticicoliden gehOrt 
und da die Gattung Tricheulota Pilsbry repr&sentiert. T. zodiaeus ist nach 
Rensch in den 4 Rassen honthainensis, centrocelehensis, zodiaeus und lieinriehi 
in Celebes vertreten. 

26. Tricheulota gloriosa iostoma Rensch. 

Material: Uru, 7-800 m, im Latimodjong-Gebirge, 6 Stuck. 

Diagnose siehe Rensch (1. c., p. 112). Auch ,, Planispira bulhulus^^ gehort 
nach Rensch der Gattung Tricheulota an, muB zudem eineii anderen Artnamen 
tragen (gloriosa), da die von den Sara sins unter hulhulus angefiihrten Stiicke 
nicht mit hulhulus Pfeiffer identisch sind. 


Helicinidae. 

27. Sulfurina ( ?) alba spec. nov. 

Schale: S. 394, Fig. 6a und b. 

Material: Tanke Salokko, Mengkoka-Gebirge, 1 ad. Stiick. 

Diagnose : Schale niedergedriickt kegelformig, scharfkantig, unter- 
seits gewolbt, mit 4 Umgangen, Nahte nicht vertieft, Apex flach. Um- 
gange mit deutlicher Radiarstreifung, auf dem letzten mit sehr schwacher 
Spiralskulptur. Mimdoffnung dreieckig, Mundsaum ziemlich verdickt; 
imterseits und an der Peripherie relativ weit umgeschlagen, an der 



408 


G. Niethaommer 


oberen Insertionsstelle schaxfkantig. — MaBe : Durchmesser 13 mm, 
Hohe 8 mm. — Farbimg : Scbale insgesamt weiB mit leicbt gelblicber 
Tonung. — Deckel dreieckig (siehe Abb. 7). 

Die Kadula (siehe Abb. 8) entspricht dem Tj^pus von Sidfurim 
citrineUa, wie sie sich bei P. & F. Sarasin (Taf. VI, Fig. 69) abgebildet 
findet. Am auBeren Zwischenzahn zahle ich jeweils 11 Zacken, und 
zwar sind 10 in Gestalt und GroBe ziemlich gleich, die 11., auBerste, 



Die Schale ahnelt am meisten Geofhorus oxytropis (Gray), sie unter- 
scheidet sich von dieser nur durch bedeutendere MaBe und eine geringere 
Zahl von Umgangen. Der Radula nach ist alba aber zweifellos eine 
echte Helicine, ich bin mir nur im Zweifel, ob sie zu Sulfurina oder 
Aphanoconia gehort. Da sie aber der Gattung Sulfurina sehr nahe steht, 
stelle ich sie einstweilen hier ein, wenn auch festgestellt sei, daB alba 
durch ihre weiBe Farbung und den sehr ausgepragten Kiel aus der 
Gattung herausfallt. 

Verbreitung. Mengkoka-Gebirge (1500 m) in SO-Celebes. 

Cyclophoridae. 

38. Leptopoma menadense Pfeiffer. 

Leptopoma Manadense Pfeiffer, in: Proc. Zool. Soc. London 1861, 37, 12; 
mon. pneum. suppl. II, p. 83, fig. 19. 

Diagnose : v. Martens, Reise nach Ostasien, p. 148, Taf. 2, Kg. 8. — 
Terra typioa: Menado, Nord-Celebes. 

Material: Rurukan, 900 m, 28. 1. 1931, 3 ad., 2juv,; Tanke Salokko 
1600 m, Mengkoka-Gebirge, 9. 1.-16. 1. 1932, 2 ad.; Ile-Ile, 800 m, 26. XI. 1930, 
1 ad.; Ile-Ile, 1000 m, 1. XI. 1930, 1 ad.; Ile-Ile, 1700 m, 24. XI. 1930, 1 ad.; 
Matinang-Gebirge, 400-600 m, 20. X. 1930, 3 ad., 2 juv.; 600 m, 12. X. 1930, 
7 ad.; 660 m, 19. X. 1930, 3 ad.; Bantimurung bei Makassar, 18.-26. V. 1930, 
1 ad. und 12 nidht 'i|&nz erwacbsene Tiere. 

AUe Schalen aus Nord-Celebes sind scharf gekielt und weisen zudem 
eine wechselnde Zahl von mehr oder minder ausgepragten Spiralleisten 



Zur Landschneckenfauna von Celebes. 


409 


auf. Bei 6 Gehausen vom gleichen Pundort (Rurukan) besitzt eins 
4 woWentwickelte soldier Leisten, zwei zeigen drei deutliche und eine 
imdeutliche, eins nur drei, und eins nur zwei deutliche und eine schwach 
entwickelte Leiste. Die auffallendste Anordnung der Spiralleisten 
findet sich bei dem Exemplar von Ile-Ile, 1700 m: bier ist nur eine 
Leiste deutlich, diese bildet aber einen scharfen Kiel, der auf der Ober- 
seite in der Mitte des letzten Umganges etwa parallel zu der peripheren 
Xante verlauft. Die Reduktion der Leistenzahl wird also gewissermaOen 
durch eine starkere Ausbildung der einen iibrig gebliebenen Leiste 

kompensiert (so daiJ der Materialverbrauch jeweils der gleiche sein 
diirfte). 

Die beiden Stiicke vom Mengkoka-Gebirge zeigen bei sonstiger 
Ubereinstimmung eine hohere Aufwindung als die nordcelebesischen 
Schalen, die Heinbich hier gesammelt hat. An Hand von Vergleichs- 
material des Berliner Museums aus Nord-Celebes wird aber deutlich, 
daU auch die relative Hohe der Schale individuell schwankt, so daB 
die Stiicke des Mengkoka-Gebirges geographisch nicht abgetrennt 
werden konnen. 

Aus Bantimurung bei Makassar brachte Heineich eine verhaltnis- 
maBig groBe Serie mit, leider nur ein vollig erwachsenes Tier, 12 weitere 
haben noch keinen Mundsaum ausgebildet. Es fallt auf, daB diese 
Stucke durchschnittlich weniger stark gekielt sind, wenn auch ein 
Kiel stets mindestens angedeutet ist. In der Serie lassen sich Banti- 
murung-Stiicke durch dieses Merkmal von Serien aus dem nordlichen 
Celebes recht gut unterscheiden, man findet aber auch, wenn man danach 
sucht, Schalen von diesen beiden Fundorten, die darin vollig iiber- 
einstimmen. Beispielsweise zeigen Exemplare aus Menado des Berliner 
Museums den Kiel ebenfalls nur schwach angedeutet. Ich halte deshalb 
eine subspezifische Abtrennung ftir nicht gerechtfertigt. 

Ebenso wie GroBe und Skulptur, schwankt auch die Farbung der 
Schalen. Am gleichen Fundort sammelte Heineich rein weiBe, und auf 
weiBlichem Grand verschieden stark rotbraun marmorierte Exemplare. 
Von Ile-Ile stammt aus 1700 m Hohe eine rein weiBe, aus 1000 m Hohe 
eine weiBe Schale, die unterseits wenig unterhalb der Peripherie ein 
schwach gelbhchbraunes Band aufweist; und aus 800 m ein sehr auf- 
fallend gezeichnetes Stiick, das unterseits ein ahnliches, aber tiefer 
getontes Band wie das vorige Exemplar hat, oberseits zudem mit un- 
regelmaBig verlaufenden breiten dunkelbraunen Radiarstreifen gezeich- 
net ist. Das gelb- bzw. rotbraune Band verlauft mitunter auch oberhalb 
der peripherischen Kante. 



410 


G. Niethammer 


Die Eadula ist vollig uberemstimmend gebaut. Ich untersuchte 
daraufhin Stucke vom Matinang-Gebirge, das Tier von Ile-Ile (1700 m) 
nnd ein Exemplar von Bantimurung. 

Verbreitung. Die Vettem Sarasin fanden die Art nur in Nord- 
Celebes, Kobelt in Ost-Celebes, Bollinger beschreibt zwei Stucke in 
Ussu (Siidost-Celebes); durch Heinrich wird das Verbreitungsgebiet 
bis zum Mengkoka-Gebirge siidostwarts imd bis Bantimurung siidwarts 
erweitert, es umfafit also nahezu ganz Celebes. 

29. Leptopoma moussoni Martens. 

Leptopoma moussoni Martens, in: Die preuBische Expedition nach Ostasien. 
II. Bd. Die Landschnecken. Berlin 1867. S. 147. — Terra typica: Maros, 

Material: Bantimurung bei Makassar, 18. V. 1930, 1 Stiick. 

Dies Exemplar stimmt in Form und Skulptur uberein mit einem 
von Martens in Maros gesammelten Stiick des Berliner Museums. Die 
Farbe der Schale ist hombraim mit zwei hellen peripherischen Bandem. 

Verbreitung. Uber ganz Celebes ^), ferner Java, Sumba, Ademare, 
Timor. 

30. Mylicotrochus celebensis P. & F. Sarasin. 

M ylicotrochus celebensis P. & F. Sarasin, in: Die Land-Mollusken v. Celebes, 
p. 31, Taf. 4, Fig. 35-36b (Schale), Taf. 6, Fig. 64 (Deckel) undTaf. 7, Fig. 82 
(Badula). — Terra typica: Nordseite der Matinang-Kette bei etwa 260 m 
(Nord-Celebes). 

Material: Matinang-Gebirge, 600m, 12. X. 1930, lad.; ebenda 660 m, 
19. X. 1930, zwei noch nicht ganz erwachsene Stucke. 

Diese Gattung und Art wurde von den Sarasins nacb einem noch 
nicht ganz erwachsenen Stiick aufgestellt und seither nicht wieder- 
gefunden. Der Diagnose ist noch hinzuzufiigen, daB der letzte Umgang 
gegen die Miindung allmahlich absteigt und daB der Mundsaum verdickt 
ist, besonders in der auBeren oberen Wolbung. Die iiber die Naht, 
bzw. den Kiel des letzten Umganges ragenden Cuticularleisten sind an 
den beiden noch nicht ganz erwachsenen Tieren viel deutlicher und 
langer als bei dem adulten Stiick. Offenbar werden diese spater all- 
mahlich abgestoBen und gehen verloren. Ich zahlte an dem erwachsenen 
Stiick 6^2 Umgange (gegeniiber 5 der Sarasins). 

MaBe: Durchmesser 12,5 (juv. 11,5 und 10) mm; Hohe 9 (juv. 8 
und 7 ) mm. 

Verbreitung. Matinang-Gebirge (Nord-Celebes). 


1) Vgl. BoLUtNauR, 1. c., p. 311. 



Zur Landsohneokenfauna von Celebes. 


411 


31. Japonia holosericum P. & F. Sarasin. 

Leptopoma holosericum P. & F. Sarasin, in: Die Land-Mollusken von Celebes, 
p. 24 und 26, Taf. I, Pig. 11, 13. 

Leptoporm holosericum var. major P. & F. Sarasin, ebenda. — Terra typica: 
Siidseite der Matinang-Kette bei etwa 1000 m. 

Material: Matinang-Gebirge, 600 m, 12. X. 1930, 1 ad. in Alkohol. 

Unser Stiick entspricht der Variatio major von P. & F. Sarasin. 
Der Diagnose mochte ick hinznfugen, daB bei unserer Schale schmale 
gelblichbraune Spiralbandcben ausgebildet sind (also nicht Fleckchen- 
reihen), deren ich auf dem vorletzten Umgang 5, auf dem letzten ober- 
seits 6, unterseits 2, die eine strohgelbe Zone einschlieBen, zahle. Die 
Schale erinnert also in der Zeichnung an den von den Saeasins (Taf. 1, 
Fig. 9) abgebildeten Typ von Leptopoma celebesianum von Moellen- 
DORFE [Synonym von L. vitreum (Less.)], hat aber andererseits die auf 
Taf. 1, Fig. 13a dargestellten Eadiarstreifen an den Nahten der 
oberen Umgange von L. holosericum. 

Die Radula gleicht der von L. vitreum, bzw. celebesianum (Sarasins 
Taf. VII, Fig. 77, 78); die Zacken des Randzahns scheinen aber bei 
L. holosericum langer und spitziger zu sein. — MaBe : Durchmesser 
13,5 mm, Hohe 13 mm. 

Verbreitung. Matinang-Gebirge (Nord-C!elebes). Unser typisches 
wjat^or-Stiick spricht dafiir, daB die beiden Varietaten der Sarasins 
doch geographische Rassen sind. 

32. Lagochilus celebicum matinangense P. & F. Sarasin. 

Lagochilus celebicum matinangense P. & F. Sarasin, in: Die Land-Mollusken 
von Celebes, p. 28, Schale Taf. 4, Fig. 38 und 38a. — Terra typica: Sudabfall 
der Matinang-Kette. 

Material: Ile-Ile; 600 m, 1. XI. 1930, 1 Stiick in Alkohol. 

Die Schale zeigt auf der Unterseite des letzten Umganges wenig 
nnterhalb der Peripherie ein dunkelbraunes Sand. Die braunen Quer- 
streifen auf der Oberseite des letzten Umganges losen sich nach der 
Peripherie zu in je zwei Striche auf, die gegen die Miindung umbiegen 
und nun mehr oder weniger spiralig verlaufen. Das Gehause ist etwas 
weniger hoch aufgewunden. Sonst gleicht es der SARASiNschen Diagnose. 
Am Deckel zahle ich 7 Windungen. 

Verbreitung. Matinang-Gebirge (Nord-Celebes). 

33. Cyclophorus nigricans (Pfeiffer). 

Diagnose bei v. Martens, Beise nach Ostasien, II, Landschnecken. 1867, 
p. 139, Taf. 4, Fig. 3. — Terra typica: Menado, Nord-Celebes. 

Arohiv t. Naturgesohichte, N. P., Bd. 6, Heft 3. 


27 



412 


6. Niethammmr 


Material: Mahawo und Lokon bei Barukan, Nord-Celebes, 1.-11. 1931, 
1 Sohale; Be-Ile, 600 m, 5. XU. 1930, 1 Stflok; 9. XII. 1930, 2 jar. ; Matmang. 
Gbbirge, 660 m, 19. X. 1930, 1 Stiick. 

Unsere Stiicke sind bis auf die GroBe recht einbeitlich; diese 
schwankt, wie auch schon die Sabasins (p. 33) feststellten, betrachtlich. 
Die Farbung ist schwarzlich mit gelblich weiBen peripheriscben Streifen 
des letzten Umganges; ledigKch die zwei jungen Stiicke von Ile-Ile 
weichen hiervon ab und zeigen auf gelblichem Grund ein rotlicbbraunes 
Zickzackmuster. — MaBe: Durchmesser des groBten Stiickes (Ile-Ile) 
18,3 mm, des kleinsten (Matinang) 17 mm; Kobe des groBten 19 mm, 
des kleinsten 17 mm. 

Verbreitung. Nord- imd Nordostcelebes. Die mir vorliegenden 
Funde erweitem das Verbreitungsgebiet, das die Sarasins mit Goron- 
talo nach Westen bin abgrenzen, westwarts bis zur Matinangkette. 

34. Cyclophorus (nigricans) wawoensis nov. 

Sehale: S. 394, Fig. 6. 

Material: Wawo, 60 m, Mengkoka-Gebirge, 16.-31. 1. 1932, 1 erwachsenes 
Tier in Alkohol. 

Diagnose. Gebause breiter als bocb, mit Umgangen; der 
letzte beginnt zunacbst mit einer scbwacben Scbulterkante, die sicb 
nacb balber Umdrebung verliert. Mundsaum breit umgescblagen, 
Miindung (breit) oval, an der oberen Insertionsstelle einen stumpfen 
Winkel bildend. Scbale der von C. nigricans abnlicb, aber flacbgedriick- 
ter, relativ breiter und niedriger. 

Skulptur: Ober- und unterseits finden sicb dicbtstebende Zuwacbs- 
streifen, die nur den Embryonalwindungen feblen. AuBerdem sind an 
den Nabten kurze, einzeln stehende Cuticularleisten ausgebildet, die 
die Nabte iiberragen bzw. iiberdecken (nur unter dem Binokular ein- 
wandfrei feststellbar). — Farbe; Grundfarbe der Scbale braunlicbgelb. 
Apex weiBlicb, Embryonalwindimgen braun, der umgescblagene Mund- 
saum weiB. Auf der gelblicben Grundfarbe verlaufen in regelmaBigen 
Abstanden braune, zickzackformige Querstreifen, auf dem letzten Um- 
gang deren zwanzig. In der Zeicbnung erinnert die Art somit weit- 
gebend an C. defictus, den Tapparone-Cokefei abgebildet bat^). 
Von dieser Form unterscbeidet sicb teawoensis aber durcb die relative 
Hobe und groBeren MaBe. 

MaBe: Durcbmesser 17,6 mm, Hobe 15 mm. — Deckel: ein auBerst 
diinnschaliges cidiiculares Gebilde mit acbt Windungen, die mit bloBem 

*) Tappaeonb - Oakbpei, C., Ann, del Mus. Cicivo di Stor. Nat. di Oenova 20 
(1883) Taf. I, Fig. 4, 6 u. 6. 



Znr Landachneckenfauna von Celebes. 413 

Auge kaum zu erkennen sind. Unter dem Binokular ist femer eine feine 
Radiarstreifung sicktbar. Sein groBter Durchmesser betragt 7 mm 

Die Radula laBt den Typus von C. nigricans erkennen. Unter- 
schiede gegeniiber dieser Form finde ich nicbt 

Terra typica: Wawo 50 m (SO-Celebes). - Typus im Berliner 
Museum. 

Das stuck erinnert im Habitus am meisten an C. nigricans. Es 
unterscheidet sich von ibm durch geringere relative Kobe- die Um- 
gange smd dementsprechend gedriickter, weniger bauchig. Ich mochte 
annehmen, daB wawoensis auf der sudostlichen Halbinsel nigricans von 
Nord-Celebes vertritt. Leider fehlen Dbergange aus dem Zwischen- 
ge let beider Formen, urn diese Ansicht einhellig dartun zu konnen. 
Zudem kann aus dem einen von Heinrich gesammelten Stuck nichts 
uber die individuelle Variation der Form gesagt werden, die bei nigricans 
bekannthch sehr groB ist. Es ware bei groBerem Material vielleicht 
moglich, aus der Annaherung der Extreme der beiden Formen auf ihre 
Zusammengehorigkeit zu schlieBen. 

Verbreitung. SO-Celebes. 


35. Cyclotus politus politus (Sowerby). 

. G. B. Sowerby, in: Thesaurus Conch., Vol I p 97 

t.b 23, F,g. 17. 1843. - T.™ typio.: Mak....,, Oei.be,. ’ 

16-31.1. 1932. 

, SO-Celebes, 1 Stuck; Bantimurung bei Makassar, 18. V. 1930, 1 Stlick. 
Die 4 m Sud- und Siidost-Celebes gesammelten Exemplare lassen 
bereits erne ahnhche Formvariabilitat erkennen, wie sie RenschI) fur 
eine Sene von Mborong (Flores) dargestellt hat. 

/rlif Angaben iiber die Verbreitung 

auBerhalb Celebes s. bei Rensch^). 


36. Cyclotus jeUesmae P. & F. Sarasin. 

p Land-MoUusken von Celebes; 

I Wiesbaden 1899). -- Terra typica: Tomohon (Nord-Celebes). 

Material: Matinang-Gebirge, 600 m, 19. X. 1930, 1 ?. 

Dm Stuck Btimmt in alien Pnnkten aufs genaueete mit der SasasiN- 

Bchen Diagnose Uberein. - MaSei Dmchjneeser 21,6 mm, Kobe knapp 
lu mm. 


1) Rensch, B., Zool. Jb. 1981, Syst., 372, Fig. 2. 
*) Rbnsch, B„ 1. c., p. 373. 


27 * 



414 


G. Niethammer 


Die Raduk (Abb. 9), die von den Sabasins nicht untersucht wurde, 
abnelt weitgebend verwandten Cyclot^ls-'FoTmen^). 

Im Uterus befanden sich 5 verschieden groBe Embryonen; die 
groBte Schale von diesen besitzt einen Durchmesser von 6 mm. Bei 

alien sind breite ausgebogte, rot- 
braune Radiarstreifen auf der Ober- 
seite der Embryonalwindungen aus- 
gebildet. 

Verbreitung. Nord-Celebes 
vom Grenzgebirge zwischen Mina- 
bassa und Mongondow bis 
Matinang-Gebirge. 



zum 


Zur Tiergeographie von Celebes. 

1867 fubrt Martens^) 40 Landscbneckenarten fiir Celebes auf 
(davon 8 Deckelscbnecken). 1891 bat sicb der Bestand nacb Martens®) 
auf 66 Arten (davon 18 Deckelscbnecken) erbobt (Celebes einscblieBlich 
Saleyer). Durcb ibre Sammelreisen gelang es den Vettem Sarasin 
(1. c. 1899) um die Jabrbundertwende insgesamt 177 Landscbnecken- 
Arten (davon 52 Deckelscbnecken) nacbzuweisen. Dabei sind die „Va- 
rietaten“ und „Formen“ nicbt einmal mitgerecbnet, iiberdies nocb einige 
der in den Listen von Martens aufgefiibrten Arten in die Synonymie 
gestellt. Diese Zabl gilt fiir Celebes einscblieBlicb der kleinen vor- 
gelagerten Insebi: Saleyer, Buton, Muna, Peling, Banggai, Tojian, 
Lembeb und die iibrigen Kiisteninseln der Minabassa. 

Durcb die spateren Sammlungen der Sarasins, die Ausbeute 
Elberts, Ahlburos und Heinrichs wurden insgesamt 32 neue Arten 
und geograpbiscbe Rassen bescbrieben, von denen aber bereits einige 
wieder der Synonymenliste angeboren. 

Aus der Tatsacbe, daB von diesen 32 Formen etwa die Halfte geo- 
grapbiscbe Vertreter scbon bekannter Arten sein mag, wird ersicbtlicb, 
daB sicb die Artenbste seit den Zeiten der Sarasins nur verbaltnis- 
maBig wenig vergroBert bat. 

1 ) Vgl. z B. P. & F. Saeasin, Taf. VIII; Rbnsch, Zool. Jb., Syst. 1981, 
Fig. 3, p. 373. 

*) Martens, E. v., Die PreuB. Expedition nach Ostaeien. Bd. II, Land- 
schnecken. 1867; Bd. I. AUgemeines u. Wirbeltiere. 1876. 

•) Martens, E. v., Landsohnecken des Indischen Arohipels 1891; Zool. Er- 
gebn. einer Reise in Niederl&nd.-Ostindien, herausgegeben von Dr. Max Weber. 
1892. 


Zur Landacfaneckenfaima von Celebea. 


415 


P. u. F, Sarasin^) haben in ihrem grofien tiergeographischen Werk 
Celebes in faunistischer Hinsicht in 6 Regionen geteilt (die vier Halb- 
inseb und Central-Celebes) und daran die Feststellung gekniipft, daB 
„von den 172 Celebes eigentiimlichen Mollusken-Arten nicbt weniger 
als 158 auf einem der vier Anne oder auf das Zentrum beschrankt sind, 
somit nur 14 eine weitere Verbreitung auf der Insel besitzen." Von 
diesen 14 Arten sind nur 2 sowohl im Norden als im Siiden des Landes 
nachgewiesen. Demgegeniiber fiihren die Sabasins 66 Arten (Land- 
und Sufiwasserschnecken) an, die nicht endemisch sind, also aucb auf 
die benachbarten Inseln iibergreifen. Von diesen sind 21 iiber ganz 
Celebes verbreitet. Mit Recbt schliefien die Sarasins aus dieser Gegen- 
iiberstellung, dafi die weiter verbreiteten Arten seit langera: Zeit in 
Celebes heimiscb seien oder sick entwickelt baben miissen als die ende- 
mischen Arten. 

Die Heinrich- Ausbeute bestatigt nun die SARASiNsche Gliederung, 
die ja schon auf der Erkenntnis geograpbischer Formenbildung basiert, 
scbwacbt lediglicb die scbroffe Unterteilung der Endemismen in fiinf 
Faunenbezirke etwas ab. Leptofoma menadense ist als endemische Art 
iiber ganz Celebes verbreitet. Ibycus coriaceus wurde von Bollinger 
gleichfalls aus Siid-Celebes bescbrieben und ist wahrscheinlich in einer 
Rasse aucb in SO-Celebes beimiscb. Beziebungen zwiscben SO- und 
N-Celebes beweisen aucb die Rassenkreise Camaena mamilla und (bis- 
her noch nicbt ganz sicber) Cyclopihorus nigricans \ zwiscben Slid- und 
Nord-Celebes Helicarion idae. Es scbeint iiberbaupt das Latimodjong- 
Gebirge in faunistiscber Hinsicbt durcbaus ebensosebr mit Nord- 
Celebes wie mit der Spitze der Siidbalbinsel verkniipft zu sein. Strese- 
MANN^) scbreibt nacb der ersten Musterung der Vogelausbeute Hein- 
richs; „Es zeigte sicb sofort, daB das Latimodjong-Gebirge in faunisti- 
scber Hinsicbt durcbaus zu Central-Celebes, nicbt zu Siid-Celebes ge- 
recbnet werden muB.“ Der Beweis wird durcb die Vogelarten erbracbt, 
die von den Gebirgen von Siid-Celebes (Lompo Batang) bis zum nord- 
lichen Central-Celebes verbreitet sind, sicb bier aber in einer anderen 
Rasse entwickelt baben: die Rasse des Latimodjong-Gebirges ist die 
des nordlicben Central-Celebes, nicbt die des Pik von Bontbain (Lompo 
Batang). 

P. u. F, Sarasin (1. c. 1901, p. 129) weisen selbst darauf bin, daB 
die Absenkung der im Miocan aufgetaucbten Landmassen zu Ausgang 

*) Sauasin, P. & F., tlber die geologische Gesohicbte der Insel Celebes auf 
Grand der Tierverbreitung. III. Bd. 169pp., 12 Taf. Wiesbaden 1901,- 

*) Stebsbmann, E., Om. Mber. 1981, 8. 



416 G. NietiiftimAer, Zur I^disclmeokenfaima von Celebes. 

des TertiSrs und zu Beginn des Quartars so weit ging, dafl der Siidteil 
deT Siidhalbmsel durch einen breiten Meeresarm an der Stelle der beu« 
tigenTempesenkung vom ubrigen Celebes getrennt war und erst spater 
wieder anftaucbte. Diese vorlibergehende Trenung bat zweifellos auch 
zu einer Faunengrenze kleineren MaBstabes AnlaB gegeben. 

Die Sammlung Heinrich weist aber andererseits aucb einige 
Scbnecken auf , die bisher nur vom Siidteil der Siidbalbinsel bekannt 
waren, durch ihn aber auch im Latimodjong-Gebirge gefunden wurden: 
Amfhidromus ferversus, Ganesella bembicodes, Helicarion adolfi. 

Aus der anatomischen Untersuchung des HEiNRioHschen Materials 
haben sich einige fiir die Beziehung von Celebes zur umliegenden Insel- 
welt wichtige Schlusse ziehen lassen. Die Kenntnis der Genitalien und 
Radula von Hemiplecta rugata hat es wahrscheinlich gemacht, dafi 
diese Form, wie Rensch (L c.) bereits vermutete, ein Glied des Rassen- 
kreises H, humphreysiana ist. Dieser Befund in Verbindimg mit dem 
Vorkommen von Ganesella acris im Latimodjong-Gebirge geben eine 
Stiitze fiir die Annahme der Kangean-Briicke ab. Den Nachweis der 
Gattung Durgella in Siid-Celebes mochte ich gleichfalls als Stiitze fiir 
die Kangean-Briicke gelten lassen, da diese Gattung auf den GroBen 
Sunda-Inseln ihr Verbreitungszentrum hat. Das Vorkommen von 
Durgella-Arten in Bali, Sumbawa und selbst Flores laBt allerdings 
auch die Ausbreitung iiber die Flores-Celebes-Briicke moglich er- 
scheinen. 

Zu dem Rassenkreis Asperitas trochus (Miiller), in den Rensch^) 
Asperitas colorata (Mss.) eingereiht hat, tritt nun als weiterer Zeuge 
fiir eine Flores-Celebes-Landbriicke Asperitas renscJii vom Latimodjong- 
Gebirge. Die sonst auf die Kleinen Sunda-Inseln beschrankte Gattung 
hat also nun bereits zwei Vertreter im siidlichen Celebes gefunden. 

Die Ausbeute Heinrichs laBt leider eine Reihe weiterer Fragen 
offen, da vielfach zu wenig bzw. nur jugendliche Schnecken gesammelt 
wurden. So langte es oftmals nur zu einem Deutungsversuch, wo Sicher- 
heit vor allem wiinschenswert erschien. Besonders nachteilig muBte 
sich der Materialmangel auf die Beurtei ung geographischer Vertreter 
auswirken. Ich bin iiberzeugt, daB eine Reihe celebesischer Land- 
Schnecken-„Arten‘‘ auf groBerer Unterlage zu Rassenkreisen vereinigt 
werden konnten. Es sei zum SchluB darauf aufmerksam gemacht, 
daB es an Material vor allem noch von Ost-Celebes fehlt, wenn natiirlich 
auch in einem Gebiet wie dem Latimodjong-Gebirge bei systematischer 
Suche viel Neues, das Bekannte Verkniipfende, gefunden werden diirfte. 


Eensoh, B., S.-B. Gas. Nat. Freunde Berlin 1984, 461. 



Anatomische Untersuchungen fiber ^ die systematische 
Stellung der Galbulidae und Bucconidae^). 

Von 

Joachim Steinbacher, Berlin. 


(Mit 31 Abbildungen im Texte.) 


Inhaltsiibersicht. 

A. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit 

Material und Methode * ^9 q 

Die systematischen Begriffe der Galbulidae und Bucconidae * 4*^1 

B. Spezieller Teil * * * 403 

I. Das Skelett 4^3 

a) Kiefergaumenapparat . 424 

1. Kiefergaumenapparat der Picidae 

2. Kiefergaumenapparat der Capitonidae, Bucconidae und Gal- 
bulidae 

Systematischer Vergleich 440 

b) Brustbein, Schultergiirtel und Becken 

1. Rippen .....! 440 

2. Sternum * ^^2 

3. Clavicula (Furcula) 4^^2 

4. Coracoid und Scapula 440 

5. Humerus * ' * 444 

6. Synsacrum 

7. Femur 446 

Systematischer Vergleich 

II. Die Muskulatur 440 

a) Muskulatur des Schultergiirtels und der vorderen Extremitat 

(Arm) 

b) Muskulatur der hinteren Extremitat (Ober- und Unterschenkel) 471 

Systematischer Vergleich 455 

III. Das Verdauungssystem 4g»^ 

Systematischer Vergleich 

Dissertation: Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultat der Uni- 
versit&t Berlin. 



418 


Joachim Steinbacher 


IV. Die Syrinx . ^ 

Systematischer Vergleich 498 

V. Die Pterylographie und Mauser 498 

a) Pterylographie 498 

1. Pterylose der Picidae hOO 

2. Pterylose der Capitonidae hOl 

3. Pterylose der Bucconidae und Galbulidae 504 

Systematischer Vergleich 507 

b) Mauser ^07 

C. Ztisammenfassung 

D. ^14 


A. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit. 

Seit dem Beginn wissenschaftlicli-ornithologisclier Forschung, im 
wesentlichen also seit der Zeit Linn^s, ist man bemiilit gewesen, ein 
System der Vogel zu schaffen, in dem die Vielzahl der Erscheinungen 
nacb bestiramten Gesichtspunkten geordnet werden konnte. Diese 
Bestrebungen der systematischen Omitbologie sind auch heute noch 
nicht abgeschlossen. Ein standiger Wecbsel der Namen imd Begriffe, 
von Anschauung und Methode kennzeichnet ibren Entwicklungsgang. 

Wenn wir versuchen, die Formen dieses Gestalts- und Gestaltungs- 
wandels zusammenzufassen und ihre Ursachen zu ergriinden, so kommen 
wir zur Annahme von drei Ricbtungen, die das Wirken der Forscher 
in einzelnen Zeitabschnitten bestimmt haben ; Die vergleichend-morpho- 
logische Arbeitsweise LlNNfe und seiner Nacbfolger bis in die Mitte 
des 19. Jabrhunderts, die auf der Grundlage einer Vielzahl auBerer 
Merkmale Vogelgruppen vereinigte und Systeme aufstellte. Dann die 
vergleichend-anatomische Untersuchung und die Auswertung ihrer 
Erkenntnisse fiir die stammesgeschichtlichen Verwandtschaftsbezie- 
hungen der Vogel, eine Methode, die heute noch vielfach angewandt 
wird, wenn es sich darum handelt, Liicken zu schlieBen und Beweis- 
griinde zu vertiefen. Sie wird jetzt in immer groBerem Umfange von 
der biologischen Betrachtungsweise verdrangt, die bei der Anatomie 
der Organe, nicht wie bisher, nach Homologien fragt, sondern nach der 
Funktion. 

Mit der Vorherrschaft der anatomisch-systematischen Forschungs- 
richtung, deren „kla88ische Vertreter“ Fubbeingeb und Gadow 8ind, 
war das eigentliche Werk der Namengebung imd systematischen Glie- 
derung der Vogelgruppen voUendet. Dennoch ergibt sich aus ihm, wie 
die Versuche neuerer Systematiker beweisen, noch ein weites Be- 
tatigungsfeld. Die Auswertung ungleich fundierter Tatsachen weist 



Galbulidae und Bucconidae. 


419 


dabei deutlicb auf weitere Moglichkeiten, ja, Notwendigkeiten ana- 
tomisch-systematischer Arbeit bin, die auf die Dauer nicht auBer acht 
gelassen werden diirfen. 

Der letzte groBziigige Versuch einer Klassifikation der Vogel wurde 
von E. Stresemann (1927-34) untemommen, der sich in seiner Systena- 
gliederung weitgebend auf das Werk von FilRBRiNGER (1888) stiitzte. 
Im Gegensatz zu alien seinen Vorgangern nabm Stresemann bewuBt 
davon Abstand, die einzelnen Vogelgruppen durcb zusammenfassende 
Bezeichnungen miteinander zu verbinden und den Grad ibrer gegen- 
seitigen Verwandtscbaft anzudeuten. Auf diese Weise gelang es ibm, 
ein System zu scbaffen, das denkbar objektiv auf der Grundlage aller 
bisherigen Erkenntnisse der Anatomic, Physiologic und Palaontologie 
aufgebaut war und genealogiscben Spekulationen nacb keiner Eicbtung 
bin irgendwelcben Raum bot. 

Die iiberlegene systematiscbe Urteilsfiibigkeit, die aus dem Werk 
Stresemanns spricht, konnte sogar die Klippen ungeniigender Cba- 
rakterisierung einiger Vogelgruppen erfolgreicb iiberwinden, die sicb 
aus dem Mangel an Kenntnis wichtiger anatomiscber Merkmale er- 
gaben. Dennocb leucbtet es wobl ein, daJB eine solcbe Lucke unseres 
Wissens verbangnisvoll werden kann und ausgefullt werden mu6, ebe 
die systematiscbe Stellimg verbaltnismaBig unbekannter Vogelformen 
endgultig fixiert wird. 

Diese Uberlegungen waren fiir die Anfertigung der vorliegenden 
Arbeit mafigebend. Sie gebt damit von den Voraussetzungen aus, 
die Furbringer durcb die systematiscbe Gruppierung der specbt- 
verwandten Vogel gescbaffen und Stresemann nacb seinem Vorbild 
durcb die Vereinigung der Galbulidae, Bucconidae, Rampbastidae, 
Indicatoridae, Capitonidae und Picidae in der Ordnung der Pici = Specbt- 
artigen ausgefiibrt bat. 

Es wird sicb in den nacbfolgenden Darstellungen wesentlicb darum 
bandeln, durcb anatomiscbe Untersucbung der taxonomiscb wicbtigsten 
Organe und Formcbaraktere die Verwandtscbaftsbeziebungen der 
Galbulidae und Bucconidae zu den Capitonidae und Picidae zu er- 
mitteln und damit ibre viel umstrittene Stellimg im System endgultig 
zu klaren. Dariiber binaus werden die wenigen in der Literatur ver- 
streuten Angaben iiber die Anatomic der Galbulidae und Bucconidae 
kritiscb betracbtet, Vergleicbe der wicbtigsten Organsysteme der 
Capitonidae mit denen der Picidae vorgenommen und eine Reibe offen- 
sicbtHcber Anpassungserscbeinungen der letzteren funktionell ge- 
deutet. ScbbeBbcb wird aucb der taxonomiscbe Wert verscbiedener 



420 


Joachim Steihbacher 


systematiBclier Merkmale bei den untersuchten Vogelgruppen abge- 
Bchatzt und erlautert. 

Die Arbeit wurde auf Anregung von Herm Prof. Dr. E. Stresbmank, dem 
Leiter der omithologisohen Abteilimg des Zoologischen Museums in Berlin, 
ausgefiihrt, dem ich dafiir sowie fur sein groBes Interesse an dem Fortgang der 
Untersuchungen, fiir Ratschlage und wertvolle Hinweise zu besonderem Dank 
verpflichtet bin. Ebenso danke ich Herm Prof. Dr. C. Zimmer, dem Direktor 
des Zoologischen Museums, fiir die t)berlassung eines Arbeitsplatzes in der 
omithologischen Abteilung. 

Die Anfertigung der Arbeit litt anfangs sehr imter den auBergewShnlichen 
Schwierigkeiten der Materialbes chaff ung. Nachdem es schon Gadow und 
FttRBRiNGBR nicht gelungen war, Galbuliden und Bucooniden in Alkohol zu 
bekommen, kam seither auch nur selten geeignetes Material von Vertretem 
der beiden Familien in wissenschaftliche Sammlungen. Sogar die reichhaltige 
Ausstattung der omithologischen Abteilung zeigte in diesem Punkte Liicken, 
die allgemein wohl durch die verborgene Lebensweise und Seltenheit der in 
Frage kommenden Vogelgruppen sowie durch die Unzuganglichkeit ihres Lebens- 
raumes zu erkl&ren sind. So muBte ich mit nur wenigen klteren und unvoll- 
standigen Exemplaren die Untersuchungen beginnen. Erst, als ich durch die 
Freundlichkeit von Herrn Prof. Dr. Bokbr, Jena, einige Bucooniden und aus 
der Ausbeute der Amazonien-Expedition 1933/34 eine Anzahl Galbuliden und 
Bucooniden in mehreren Arten erhielt, die Herr Dr. Snbthlagb freundlicher- 
weise eigens fiir mioh gesammelt hatte, konnten die Untersuchungen in vollem 
Umfange durchgefiihrt werden. Diesen beiden Herren mdohte ich daher fiir 
ihre weitgehende Hilfe ganz besonders danken. SchlieBlich gilt mein Dank 
auch der Direktion des Berliner Zoologischen Gartens, die mir eine Reihe ein- 
gegangener Capitoniden zu Vergleichszwecken iiberlieB. 


Material und Methode. 

Die Anlage der Arbeit bringt es mit sich, daB die Vertreter aller unter- 
suchten Oder zum Vergleich herangezogener Vogelgruppen nicht, wie sonst 
iiblich, an dieser Stelle namentlich aufgefiihrt werden konnen. Bei der Ver- 
schiedenheit der Untersuchungen, die sich einmal nur auf das Gefieder, ein 
anderes Mai auf innere Organe und dann auf das Muskelsystem, das Skelett 
und die Syrinx erstrecken, wiirde dadurch leicht ein falsches Bild des tatsach- 
lichen Umfanges der Arbeit entstehen. Es sei hier nur erwfthnt, daB auBer 
Angehdrigen mehrerer Gattungen der Galbuliden und Bucooniden eine ganze 
Reihe Capitonidengattungen, mehrere Spechtarten, ein Ramphastide und ein 
Coraciide herangezogen wurden. Im einzelnen sei auf die verschiedenen Ab- 
Bchnitte der Arbeit verwiesen, in denen jeweils immer die imtersuchten Arten 
und Gattungen aufgefiihrt sind. 

In der Nomenklatur bin ich dem „Catalogue of Birds of the Americas** von 
Ch. B. Cory (1919) fiir die Galbuliden und Bucooniden, F. N. Chasens „Hand- 
list of Malaysian Birds** (1936) und W. L. Sclatbrs „Sy8tema avium Aethiopi- 
carum** (1930) fiir die Capitoniden, sowie E. Strbsbmanns „Aves** im Handbuch 
der Zoologie (1927--34) fiir die allgemeine S3n9tematische Gruppierung gefolgt. 



Galbulidae und Bacoonidae. 


421 


llteren ungebri,uchlichen Namen ist die nach obigen Richtlinien gfiltige Be- 
zeiohnung in Klammem beigefiigt. 

Aus praktischen Vergleichsgrunden und zur Farderung der Klarheit und 
Ubersiohtliohkeit des Ganzen ist die Arbeit in scharf voneinander geschiedene 
Absohnitte gegliedert, die jeder fur sich von einer allgemeinen Einfuhrung und 
Begriffserkl&rung bis zu den systematischen Folgerungen duichgefiibrt sind. 
Trotz dieses mosaikartigen Aufbaus uud einiger dadurch bedingter Wieder- 
holungen scheint mir jedoch die Einheitlichkeit der Fragestellung jederzeit 
gewahrt zu sein. 

Die systematischen Begriffe der Galbulidae und Bucconidae. 

Unter dem Namen der Galbuliden und Bucconiden (Glanzvogel und Faul- 
vCgel) vereinigen die Systematiker heute eine Reihe kleiner bis mittelgroBer 
Vdgel der Urwaldgebiete Mittel- und Sudamerikas, deren Lebensweise und 
Karperbau die Merkmale verschiedener Anpassungsformen tragt. Die Galbu- 
liden besitzen einen verMltnismaBig langen schlanken Schnabel, vorwiegend 
griinliches und braunliches Gefieder mit Metallglanz und schwache zygodactyle 
FiiBe. Sie warten, ahnlich den Fliegensohn&ppern und manchen Eisvbgeln, 
meist still im Gezweig sitzend, auf voruberfliegende Insekten (Schmetterlinge, 
Hymenopteren u. a.), die sie im Fluge erhaschen. Die Bucconiden sind arten- 
reioher imd in Gr6Be und Gefiederfarbung starker differenziert. Ihr Schnabel 
ist kiirzer und kraftiger als der der Galbuliden und tragt an der Spitze oft einen 
Haken. Obwohl ihre ebenfalls zygodactylen FttBe starker gebaut und besser 
zu klettemder Fortbewegung geeignet erscheinen als die der Galbuliden, werden 
sie doch nach allem, was wir dartiber wie uberhaupt von der Lebensweise dieser 
Vdgel wissen, nur selten in diesem Sinne benutzt. Vielmehr barren auch die 
Bucconiden tr&ge, gegen Menschen und tierische Feinde merkwiirdig „zutrau- 
lich erscheinend, in dichtem Gekst verborgen auf nahekommende Kafer und 
andere Insekten. — Ihre Nester bauen die Angehorigen beider Familien etwa 
nach Art der Eisvfigel, indem sie mehr oder weniger tiefe Gange in steile Bd- 
schungen und Lehmwande graben. 

Entsprechend der Vereinigung vieler anatomischer und biologischer Merk- 
male gut charakterisierter Vogelgruppen (wie oben angedeutet: Halcyones, 
Muscicapidae; auBerdem Cuculi, Coraciae, Picidae, wie aus den folgenden 
Abschnitten ersichtlich) auf Galbuliden und Bucconiden ist die Beurteilung 
ihrer systematischen Stellung von jeher unbestimmt uud umstritten gewesen. 
Das sei jetzt in groBen Ziigen dargelegt; im einzelnen werde ich in den Einfiih- 
rungen der verschiedenen Teile dieser Arbeit noch naher darauf zu sprechen 
kommen. 

Die Verbindung der Galbuliden und Bucconiden mit einem wissenschaftlichen 
Namen uberhaupt, nach dem Prioritiltsgesetz eben dem Namen, den sie heute 
tragen, fand schon zur Zeit Linn& statt. Dieser ist aber nicht selbst der fiir 
sie verantwortliche Autor, sondem P. H. G. Moheing, der sechs Jahre vor 
LiNNi in seiner Schrift „Avium genera" von 1752 die binare Nomenklatur ein- 
gefflhrt hatte, fiir die Galbuliden, und D, Bhisson (1760) fiir die Bucconiden, 
zu denen er auch die Capitoniden lechnete. Die Kennzeichnung der beiden 
Genera Oalbuhi und Bucco, als die sie zunkchst galten, geschah in der jener Zeit 



422 


Joachim Steinbacher 


entsprechenden Weise, nach der Befiederung der Scbenkel, Laulbedeckung, 
Zehenbildung, Form des Schnabels und der Nasenl5cher, also ausschlieBlich 
&u6eren Merkmalen. In der Folgezeit war die Auffassung von der Stellung der 
beiden Gruppen stets wechselnd, ihre Beziehungen zueinander und zu den 
Capitoniden wurden je nach den Gesichtspunkten der Systemgliederung ver- 
schieden beurteilt. So ordnete Nitzsch (1840) in seinem „System der Pterylo- 
graphie“ zwar die Bucconiden schon zu den Spechten, vertauschte aber die 
Namen der Bucconiden und Capitoniden nach dem Vorbilde &lterer Autoren, 
und stellte die Galbuliden in die Nahe der Todidae, zu den Gattungen Merops 
und Coracias, Die erste Einteilung der Galbuliden und Bucconiden unter 
Beriicksichtigung anatoraischer Charaktere, vomehmlich der Verdauungs- 
organe, wurde von Bukmeister (1866) in seiner „Sy8tematischen Gbersicht der 
Tiere Brasiliens** gegeben, wenn auch diese Darstellung in der Einordnung der 
beiden Familien keine Veranderung hervorrief. Einige weitere Versuche, die 
beiden Familien nach auBeren Merkmalen systematisch zu fixieren, mOgen 
libergangen sein. Erst nach dem Vorbilde Huxleys (1867), der in der Gaumen- 
struktur von Oalhula und Bucco, dazu allerdings auch von anderen Gruppen^ 
Starke Naherungscharaklere zu sehen glaubte, die zur Vereinigung von 14 Fa- 
milien unter der Bezeichnung Coccygomorphae fiihrte, ging man planmaBig 
an eine systematische Auswertung anatomischer Formunterschiede. Zwar geriet 
mancher Forscher anfangs auch hierbei noch durch Gberschatzung eines Merk- 
mals bei sehr heterogenen Vogelgruppen auf falsche Wege, wie etwa Garrob 
(1874), der seine Einteilung der V6gel nach der Nasenhdhlenbegrenzung sehr 
bald wieder aufgab, dem wir aber durch seine mannigfaltigen Untersuchungen 
vor allem des systematischen Wertes der Beinmuskulatur allgemein wichtige 
Erkenntnisse verdanken. Dagegen mutet das System P. L, Sclaters (1880), 
in dem er Galbuliden, Bucconiden, Ramphastiden, Capitoniden und Indicatoriden 
als Zygodactylae vereinigte, schon durchaus modern an und zeugt ebenso 
von der Genauigkeit seiner anatomischen Untersuchungen wie von seiner be- 
deutenden Urteilsfahigkeit in systematischen Fragen. Als ein erheblicher Riick- 
Bchritt ware noch die Einteilung Rbiohenows (1882) zu erwahnen, der wieder 
auf Lebensweise und auBere Strukturen als Leitmomente zuriickgriff und die 
Anatomie ganzlich vernachlassigte. Damit kommen wir dann aber zu einer 
Gliederung aller VOgel nach alien irgend verwertbaren anatomischen Merkmalen, 
wie sie von Furbringer (1888) in seinen „Untersuchungen zur Morphologic und 
Systematik der V6gel“ in unerreichter Meisterschaft und mit vollkommener 
Stoffbeherrschung vorgenommen worden ist. Bezuglich der Stellung der Galbu- 
liden und Bucconiden schlieBt sich Gadow (1891-93) wie in der ganzen Grup- 
pierung der SpCohtverwandten Furbringer eng an; als erster spricht er die 
Vermutung aus, daB die nachsten Verwandten der Picidae nur die Capitonidae 
sein kdnnten. 

Es eriibrigt sich, weiter auf Einzelheiten wechselnder systematischer Ein* 
ordnung der Galbuliden und Bucconiden naher einzugehen, da Strbsbmann 
sich in dieser Beziehung vollkommen auf die Angaben Furbringbrs stiitzt, 
und wir, wie eingangs erwfthnt, sein Werk als richtungweisend ftir diese Unter- 
suchungen ansehen. Das bezieht sich auch auf die Zusammenfassung der 
Galbulidae und Bucconidae in der Unterordnung der Galbuloidea (nach FtiB- 
BBiNGBRs Galbulae) und die Vereinigung der Capitonidae, Indicatoridae, Ram- 



Galbulidae und Bucoonidae. 


423 


phastidae und Picidae in der Unterordnung Picoidea (nach Furbringbks Pici 
sensu stricto). 

Abschliefiend soil nur nooh auf die von Beddard (1898) angewandte System- 
gliederung hingewiesen werden, der betreffs der Stellung der Galbuliden und 
Buoconiden merkwurdigerweise auf die Gruppierung von Nitzsch zuriick- 
greift, obwohl er sonst in jeder Weise die Angaben Sclaters, Furbringers und 
Gadows auswertete. Fiir die neueste Zeit gelten-^die Versuche A. Wetmores 
(1930) und (1934), die systematische Klassifikation der VOgel zu verbessern und 
auf eine festere Grundlage zu stellen, die besonders in englisch sprechenden 
Landern groBe Verbreitung und Nachahmung gef unden haben. Wetmore 
unterteilt seine Ordnung Piciformes in die beiden Unterordnungen der Galbulae 
und Pici, wobei die ersteren die Galbuloidea mit den Galbulidae und Bucconidae, 
die Capitonoidea mit den Capitonidae und Indicatoridae und die Rhampha- 
stoidea mit den Ramphastidae umfassen, wahrend die letzteren als einzige 
FamiHe die Picidae enthalt. 


B. Spezieller TeiL 
I. Das Skelett. 

Die vergleichend-anatomische Untersuchung des Skeletts hat vor 
alien anderen Teilen des Vogelkorpers zu systematischen Folgerungen 
AnlaB gegeben. Sie beschrankte sich zunachst allerdings nur auf auBer- 
lich auffallende Merkmale, wie die Ausbildung der FiiBe und des Schna- 
bels, um spater auf bestimmte Formunterschiede einzelner Knochen 
einzugehen, deren Bedeutung dann stark iiberschatzt wurde (Cuvier 
[1817]; L’Herminier [1827] u. a.). Erst das Vorbild Huxleys (1867), 
der wirkliche anatomische Tatsachen sammelte, schuf hier Wandlung. 
Doch unterblieb auch jetzt noch haufig die grundsatzlich wichtige 
Trennung der Begriffe echter Homologien und bloBer Konvergenz, was 
eine Verkennung der natiirlichen Verwandtschaftsverhaltnisse vieler 
Vogelgruppen nach sich zog. 

Es war zwar schon oft genug bewiesen worden, dafi sich im Bau 
vieler Skeletteile Merkmale stammesgeschichtlicher Zusammenhange 
auspragten. Diese wurden aber in ihrer Bedeutung stark beschrankt, 
als man erkannte, in welchem MaBe bestimmte Ausbildungsformen 
von Knochen funktionsbedingt, Ausdruck der Beanspruchung durch 
verschiedene Lebensweise sind. 

Die Unterscheidung dieser beiden Pragungsfaktoren ist nicht leicht 
und oft nur unter Heranziehung vieler Vergleichspunkte moglich. 
Furbringer und Gadow stellten in ihren Werken die Ansichten aller 
vor ihnen tatigen Forscher iiber den phylogenetischen Wert der anatomi- 
schen Merkmale des Vogelkorpers zusammen und schatzten dabei auch 
die Bedeutung der Skeletteile ein. Danach haben sich als besonders 



424 


Joachun Steinbadier 


aiafschloSreich firr eine systematische Beurteilung der Kiefergaumen- 
apparat, das Sternum mit den Rippen, die Elements des Schulter- 
giirtels, Clavicula, Caracoid und Scapula mit Humerus, sowie das 
Synsacrum mit dem Femur erwiesen. 

Solange die anatomischen Untersuchungen der Systematiker sick 
nur auf wenige Merkmale erstreckten, blieben auch die Verwandtschafts- 
verhaltnisse der Gruppe der spechtartigen Vogel (Pici im beutigen Sinne) 
imgeklart. VerhaltnismaJJig am besten war bei ihnen nocb die Aus- 
bildung des Skeletts bekannt, die daher fur ihre systematische Be- 
urteilung eine wichtige Rolle spielte. Das gilt natiirlich in verstarktem 
Made von den Knochen, die oben als stammesgeschichtlich besonders 
aufschluBreich bezeichnet wurden. 

Wenn nun im folgenden eine kurze t)bersicht iiber die Osteologie der 
Piciden, Capitoniden, Bucconiden und Galbuliden gegeben werden 
soil, so ist es verstandlich, daB dabei viele bekannte Tatsachen wieder- 
holt werden miissen, die mit den Befunden eigener Untersuchungen 
verglichen werden. Im Hinblick auf den besonderen Zweck dieser 
Arbeit beschranke ich mich auf die erwahnten systematisch verwert- 
baren Skeletteile, von denen der Kiefergaumenapparat wegen seiner 
Bedeutung gerade fiir die spechtartigen Vogel eine gesonderte Dar- 
stellung erfahren wird. AuBer Gadow und Furbringee haben vor allem 
Forbes in Verbindung mit Sclater (1879/82) und Garrod (1881), 
dann noch Kessler, Jager, W. K. Parker (1875), -Giebel (1861, 
1866), Eyton, Blanchard und Milne Edwards zur Kenntnis der 
Skelettausbildung der Piciden, Capitoniden, Bucconiden und Galbu- 
liden beigetragen, deren Anteile im einzelnen sehr unterschiedlich siud, 
in der Gesamtheit jedenfalls bei weitem nicht an die der erstgenannten 
Forscher heranreichen. 

Es folgt zunachst eine in sich geschlossene Besprechung des Kiefer- 
gaumenapparats der Pici; dann werden Brustbein, Schultergiirtel 
und Becken ziisammen betrachtet. Zur Untersuchung kamen dabei 
Vertreter von zwei Picidengattungen, sechs Capitonidengattimgen, 
zwei Bucconidengattungen und drei Exemplare von Galbuh, viridis 
bzw. rufoviridis. 

a) Kiefergaumenapparat. 

Kein anatomisches Merkmal der Vogel ist seit der Zeit von Cabanis 
mit groBerem Erfolg fiir die systematische Einteilung verwandt worden, 
als der Kiefei^aumenapparat des Schadels mit seinen Hauptteilen 
Pterygoid, Palatinum und Vomer. Nachdem schon Cabanis und andere 



GalbuUdae und Buooonidae. 


425 


Forscher wie Cornay und Parker nachdrucklich auf die Bedeutung des 
Gaumens zur Feststellung verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen 
einzelnen Vogelgattungen hingewiesen batten, scbuf Huyley (1867) 
ein System der Vogel, das allein die Ausbildung des Kiefergaumen- 
apparates zur Grundlage batte. Wie jedem kiinstlicben System bafteten 
aucb diesem die Mangel der Einseitigkeit an, die jerst durcb Einbeziehung 
weiterer anatomischer Merkmale in den Kreis der Betracbtung ge- 
mildert werden konnten. Nichtsdestoweniger baben sicb Huxleys 
Untersucbungen und die Folgerungen, die er aus ibnen fiir eine Syste- 
matik der Carinaten zog, in weitem Umfange als ricbtig erwiesen, so dafi 
seine Terminologie nocb beute vielfacb angewandt wird. Sie ist ins- 
besondere von W. K. Parker (1875) weiter ausgebaut worden, der den 
von Huxley aufgestellten vier T 3 rpen der Gaumenausbildimg nocb 
einen funften zur Seite steUte. 

Huxley sab bekanntlicb als entscbeidend fiir seine Einteilung die 
Form und Befestigung des Vomers in den umgebenden Palatina, Maxil- 
laria und Pterygoidea an, ein Vorgeben, dem sicb Parker spater voll 
und ganz anscbloB. Demnach unterscbeidet man den Dromaognatbismus 
der Ratiten und Crypturi, den Scbizognatbismus bei Limicolen, Co- 
lumbae und Tubinares, den Desmognatbismus bei Anseres u. a. sowie 
den Aegitbognatbismus bei alien Passeres und Micropodidae. Hierzu 
kam durcb Parker daim der Saurognatbismus der Picidae, die Huxley 
scbon als zwischen den beiden letztgenannten Typen stehend erkannte 
(,,The Woodpeckers, in fact, are not desmognathous, the palate in these 
birds exhibiting rather a degradation of the aegithognathous structure”), 
ohne ibnen jedoch eine besondere Bezeichnung zu geben. Bestimmend 
fiir diese Herausstellung der Picidae aus dem Rabmen aller iibrigen 
Vogelgruppen war nach Parker der „offensichtliche Reptilienatavis- 
mus des Fehlens einer Verbindung der mittleren Palatinumteile und 
damit zusammenhangend die schwache, oft paarige Ausbildung des 
Vomers, wie sie fiir den Lacertilierschadel kennzeichnend ist. Wenige 
Jabre spater bestatigte Furbringer in seinem groBen Werk die Richtig- 
keit der Anschauungen Huxleys und Parkers iiber den Gaumen der 
Spechte. 

Solange also die Untersuchung des Kiefergaumenapparates der 
Vogel sicb auf die Darstellung der morpbologiscben Verbaltnisse mit 
systematischer und pbylogenetiscber Auswertung beschrankte, war 
alles klar. Man iibersah dabei aber die Notwendigkeit, die einzelnen Teile 
dieses Apparates in lebendige Beziehungen zueinander zu bringen, 
sie imter dem Gesicbtspunkt der Anpassung an die verscbiedensten 



426 


Joachim Steinbacher 


Aufgaben zu vergleichen. Derm den Begriff der funktionellen Anatomie 
batten erst wenige Forscber in ihren Arbeiten anzudeuten gewagt. 

Zu diesen gehorte Garrod, der als erster auch den Spechtschadel 
auf eine mogliche biologische Anpassung bin imtersucbte. Die ver- 
anderte Fragestellung batte daim aucb zur Folge, da6 Garrod in bezug 
auf die Ausbildung des Gaumens der Picidae zu einer anderen Ansicbt 
kam als Huxley, iiber die allerdings weder Parker nocb spater Gadow 
ein Wort verloren. Dafiir bestatigten Heerwagen (1889) und Shu- 
PELDT (1891) in eingebenden Ausfiibrungen die Anscbauungen Garrods, 
Beddard (1898) liefi zumindest durcbblicken, dafl er sie fiir die 
wahrscheinlichere hielt. 

Die GroBzabl der neueren Systematiker und Anatomen bat es in der 
Folgezeit nicbt fiir notwendig eracbtet, zu diesem Streit der Meinungen 
Stellung zu nehmen. Huxleys System wurde durcb bessere, umfassen- 
dere Systeine ersetzt, die der Gaumenstruktur neben anderen taxo- 
nomischen Merkmalen nur nocb eine bescbrankte Bedeutung zu- 
erkannten. Die Frage des Saurognatbismus der Picidae blieb daber 
offen und die meisten Autoren beriibrten sie nur so weit, wie sie es zur 
Erlauterung der HuxLEYScben Klassifikation der Vogel fiir notig bielten. 

Es erscbeint daber angebracbt, im Rabmen dieser Arbeit den Ver- 
sucb einer funktionellen Deutung des Specbtgaumens auf der Grund- 
lage aller vorliegenden Meinungen und eigener Untersuchungen zu unter- 
nehmen, um damit zum besseren Verstandnis der systematiscben Zu- 
sammengehorigkeit der in der Ordnung Pici vereinigten Vogelgruppen 
beizutragen. Zunaobst erfolgt jetzt eine Darstellung des Kiefergaumen- 
apparates der Picidae und die Erklarung seiner Besonderheiten. Daran 
anschliefiend wird die Gaumenstruktur der Capitonidae, Bucconidae 
und GalbuUdae einer vergleichenden Betracbtung unterzogen. 

1. Kiefergaumenapparat der Picidae. 

Bei der Betracbtung des Gaumens der Picidae (Abb. 1) treten zu- 
nacbst die langen scbmalen, am Hinterrande meist scbrag gescbnittenen 
Palatina bervor, die der ganzen Gaumenplatte eine recbteckige Gestalt 
geben. Von den Scbnabelrandem ber wolben sicb scbwacb entwickelte 
Ufoxillopalatina gegen die Aufienkanten der Palatina vor, obne jedoch 
mit ibnen zu verwacbsen. Die Palatina laufen nacb dem Himscbadel zu 
in zwei lange Fortsatze aus, die mit den gleicbfalls imgewobnlicb stark 
ausgezogenen Pterygoidfortsatzen in Verbindung steben. Diese liegen 
auf dem Rostrum sphenoidale und die Palatinumenden wieder in gan^r 
Lange auf ibnen. Btwa in der Mitte der Palatina findet sicb eine ovale 



Galbulidae und Bvicconidae. 


427 


Offnung, ein in frischem Zustande mit einer Membran versehenes 
Foramen. An der Innenkante der Palatina wird dieses Foramen durch 
einen diinnen Knochenstab geschlossen, der sich oft nach hinten 



Abb. 1. Abb. 2. Abb. 3. 


Abb. 1-4. Knocherner Gaumen dor Picidae, Capitonidae, 
Bucconidae und Galbulidae. Der Kieferifaumenapparat int durt^h 
Punktierung hervorgehoben. Die in Hclnem Bereiche tiefer liegen- 
den Gebiete dcs OberHchnabolgruridea siiul quer gestrichelt. 

P Palatinurn; V Vomer; Pt Pterygoid. Die Ptervgoide artiku- 
liereii zum Hlrnschadel bin mit den Quad rata. RechtH und links 
yon den Vorderteilen der Palatina liegen die Maxilloi)alatina. 
In dem Winkel der Ptorygoide ist das Rostmm zu erkennen. Der 
Blick ist auf die Dorsalwandung der Orbita gerichtet. 

Etwas verkleinert. 


fortsetzt und dann mit einer Reihe verknoclierter Mem- 
branrander verbindet. Die Gaumenmitte, den Raum 
zwischen den Palatina, durebzieht eine Serie rnehr 
Oder weniger kraftig ausgebildeter Knochenstabe bis zur 
Spitze des Rostrum, wo sie die grofite Breite erreichen. 

Mit einer Vorsicht, die jede Moglichkeit ander- 
weitiger Deutung offenlaBt, bezeichnet Huxley nun 
die Fortsetzung der Foramenumrandung, einen Teil 
desMembranrandes zwischen den Palatina, als Vomer. 
Dieser ware demnach paarig a ngelegt und auf dem Sta- 
dium stehengeblieben,das wir von vielen Vogeln alsEm- 
bryonalanlage kennen. Den mittleren Knochenstab zwi- 



schen den Palatina deutet Huxley als verknochertes Internasalseptum. 

In seiner ausfiihrlichen Arbeit iiber die Morph ologie des Specht- 
schadels (1876) kommt Parker zu einer weitgehenden Anerkennung der 


Arohiv f. Natnrgeschichte, N. P., Bd. 6, Heft 3. 


28 


428 Joachim SteinbaohOT 

HuxuBYschen Befunde. Er laUt den von der Foramenumrandung 
abgehenden Knochenfortsatz sowohl nach hinten wie nach vorn, zur 
Schnabelspitze, in einer verbindenden Membran verlangert sein nnd als 
eine zuweilen unterbrochene Reihe von zarten Knochenspangen vom 
Praemaxillare bis zum Palatinumende verlaufen. In dieser Knochen- 
reihe, die Parker wegen ihrer Verbindung mit den beiderseitigen 
Maxillaria Septo-miaxillaria nennt und die er als typisches Merkmal 
des Spechtschadels bezeichnet, liegen im mittleren Teile die Vomeres 
eingeschlossen. Das Intemasalseptum Huxleys reicht nur bis zur Kobe 
des Beginns der Vomeres nach hinten; es findet seine Fortsetzung in 
einem gleichfalls typischen Medio-palatinum, einem keilformigen 
Knochenstab zwischen den Palatinumenden. Dieses Mediopalatinum 
ist nun der Knochen, den Garrod als den Vomer des Picidengaumens 
ansieht. Ausgehend von der besonderen Funktion des Spechtschnabels 
als Hackinstrument, sieht er die Forderung nach einer andersartigen 
Gaumenstruktur wie bei den ubrigen Vogeln in der Ausbildung der 
Palatina des Picidengaumens verwirklicht. Bei den meisten Vogeln 
ist eine Aufwartsbewegung des Oberschnabels in einem sogenannten 
Stimgelenk durch den Vorwartsschub der Pterygoide und Palatina 
moglich. Der zwischen den Palatina fest eingelenkte Vomer gleitet 
dabei auf dem langen Rostrum sphenoidale und bildet eine Fiihrungs- 
rinne. Ein solches Stimgelenk ist nun bei alien Piciden nicht vorhanden, 
da es notwendigerweise die Festigkeit des Schadels schwachen miiUte 
und ihn zum Hacken wenig tauglich erscheinen lieBe. Entsprechend 
fallt auch mit der Glejtfunktion der Palatina und Pterygoide die Rolle 
des Vomers als Fiihrungsrinne fort. Dieser findet sich nicht mehr in 
der Gegend der Maxillopalatina, wie sonst allgemein, sondern zwischen 
den Palatinumenden, ohne mit ihnen in feste Verbindung zu treten. 

Ebenso wie Garrod nimmt Heerwagen (1889) in seiner Vomer- 
deutimg auf die Funktion des Spechtgaumens Bezug, wenn er sagt, 
daB die langen ubereinander liegenden Fortsatze der Palatina und 
Pterygoide duich elastische Verbindung die Erschiitterung des Hackens 
auf den SchSdel abschwachen. Der schmale stabformige Vomer ist nur 
vermittels Baudmasse mit den umgebenden Knochen verbunden und 
geht daher bed der Praparation leicht verloren. Heerwagen glaubt, 
daB er hierduroh Huxleys Beobachtung entgangen ist, und es scheint 
nicht ausgeschlossen, daB niemals die Theorie eines Saurognathismus 
der Spechte aufgekommen ware, wenn Huxley diesen Knochenstab 
bei seinen TJntersuchungen gefunden hatte. So nahert sich der Specht- 
'^arunen der Form des Aegithognathismus, die gekennzeichnet wird 



Galbulidae und Bucconidae. 


429 


durch einen vorn breiten oder gezackten Vomer, der jedoch bei den 
Piciden hinten nicht ausgeschnitten ist und daher auch nicht die eigent- 
liche Verbindung der beiden Palatina herstellt, was beim echten Aegitho- 
gnathismus der Fall ist. 

Parker scheint immerhin schon empfunden zu haben, was Gadow 
(1891-93) dann klar ausdriickte, daB nanilicli die Gaumenstruktur der 
Piciden einen weiten Weg iiber andere Formen genommen haben und 
eine sekundare Modifikation sein muB, eben weil sie in der dargestellten 
Weise fur ein so spezialisiertes Tier zu primitiv ist. Doch erst eine 
funktionelle Deutung konnte den Beweis erbringen, dafi der Speclit- 
gaumen alles andere als primitiv, vielmehr das Ergebnis weitgehender 
Anpassung an die besonderen Bediirfnisse einer abweichenden Lebens- 
weise ist. 

Die Untersuch ungen Garrods und Heerwagens galten ihren 
Zeitgenossen, wie schon kurz erwahnt, nicht als Beweise gegen die 
HuxLEYsche Anschauung. Sie waren zu unvollkommen und in ihren 
Folgerimgen vielleicht zu neuartig, um sich gegen die Autoritat der 
Vertreter jener anderen Auffassung durchsetzen zu kdnnen. Seit dieser 
Zeit sind wir nun von der rein anatomisch-systematischen Betrachtungs- 
weise immer mehr zu iiberwiegend funktionell-anatomischer Frage- 
stellung ubergegangen, die strukturelle Verschiedenheiten nicht selten 
als einfache Anpassungserscheinungen zu erklaren imstande ist. Es 
muB jedoch festgestellt werden, daB dies in bezug auf den Kiefer- 
gaumenapparat der Spechte seit Garrod kaum geschehen ist, obwohl 
der Picidenschadel direkt dazu herausfordert, eine biologische Deutung 
seiner Teile vorzunehmen. Allein Loos (1910) suchte den Mechanismus 
der Abfederung der HackstdBe durch den Spechtschnabel zu erklaren 
und in neuerer Zeit beschrieb Burt (1930) Anpassungserscheinungen 
des Spechtschnabels im Gebiet der Frontalia und Praemaxillaria. 

Danach kommen wir jetzt zu folgender Erklarung. Zur Steigerung 
der Hackwirkung sind alle Elemente des Spechtschadels auf moglichste 
Versteifung und Festigkeit in der Langsachse ausgebildet. Hierbei wird 
auf eine einheitliche zusammenhangende Gaumenplatte, auf breite 
Maxillopalatina, auf einen normalen Vomer und die Beweglichkeit des 
Oberschnabels in dem MaBe verzichtet, wie eine Keihe zusMzlicher 
„8pechttypischer“ Konstruktionen in Erscheinung tritt. Da waren 
zunachst die Septomaxillaria Parkers zu erwahnen, deren Deutung 
als verknocherte Bander von unverknocherten Palatinumteilen durch 
Garrod man zustimmen kann. Die Stellung des Vomers zwischen den 
Palatinumfortsatzen als Gleit- und Stauchvorrichtung bei Druck auf 

28 * 



430 


Joachim Steinbacher 


den Schnabel von der Spitze desselben her ist weiterhin eher denkbar, 
als an der gewohnten Lage dieses Knochens im Gaumen festzuhalten 
und schmale Teile der Septomaxillaria, gebogene „Spiculae“ (Pabker), 
fiir einen primitiven paarigen Vomer anzusehen, dessen Funktion beini 
Hackvorgang innerhalb seiner membranosen Umgebung nicht recht 
erklarlich scheint. Die langen schmalen Palatina sind ferner dutch 
Aufwolbungen und Emporziehen der AuBenrander im hinteren Teil 
noch erheblich gegen Druck verstarkt, was besonders deutlich in der 
Umfaltung der Platten zu den Pterygoidfortsatzen hin zum Ausdruck 
kommt. Die oben angedeutete Verknocherung der membranosen 
Palatinumverbindung dient naturlich dem gleichen Zweck, da ja die 
Septomaxillaria an beiden Enden mit den Palatinum platten zusammen- 
hangen. 

Im Gebiete der Knickstelle des Oberschnabels sind mit deren Ver- 
schwinden die Umwandlungen klar erkennbar. Der Winkel zwischen 
dem Kiel des Schnabels und der Stirn, den Burt (1930) Cranio-facial- 
Winkel nennt, ist auBergewohnlich klein und die Basis des Oberschnabels 
entsprechend tief gelegen, was besonders bei den stark hackenden 
Spechtformen sehr auffallig ist. Die Frontalia wolben sich lateral zu 
Fortsatzen vor, die dem Schnabelansatz eine gebogene Linie geben und 
gleichzeitig den vorderen Teil der Orbita schiitzen. Dadurch, sowie 
infolge der Verknocherung der rudimentaren Lacrimalia mit den Eth- 
moiden, die ein Herabziehen der Proc. orbital, anter. bis zur Mitte 
der Jochbogen zur Folge hat, erhalt dieser Teil des Schadels eine un- 
gewohnliche Festigkeit. Sie wird noch verstarkt durch den breiten 
Proc. niaxillaris, den die Nasalia zu den Maxillaria als hintere Nasen- 
hohlenbegrenzung entsenden. Nach Burt ist auBerdem das Aus- 
einanderriicken der Nasenoffnungen an die Schnabelkanten und ent- 
sprechend starkere Kielbildung des Oberschnabels kennzeichnend fiir 
Hackspezialisation, well sie den von vorn kommenden Druck auf der 
breiteren Ansatzstelle besser verteilt als wenn diese durch Offnungen 
unterbrochen wiirde. 

Weitere ins Auge fallende Anpassungserscheinungen des Specht- 
schadels sind das sehr dicke Interorbitalseptum, die schon erwahnten 
langen Fortsatze der Pterygoide, denen Parker die Bezeichnung 
Proc. mesopterygoidea verleiht, eigenartige, von der Mitte der Ptery- 
goide in die Orbita vorragende Haken bisher unbekannter Funktion, 
sowie die besondere Form und Befestigung der Quadratbeine. Das 
verdickte und vollig verknocherte Septum interorbitale leitet die 
Erschtitterungen der Hacktatigkeit auf die starken Frontalia und das 



Galbulidae und Bucconidae. 


431 


Rostrum nach oben und unten in ziemlich groBem Winkel ab, so daB 
der empfindliche Hirnschadel nicht direkt von ihnen betroffen wird, 
da er im toten Raume dieses Winkels liegt. Den Mesopterygoidfortsatzen 
wird man die von Heerwagen zugeschriebene Funktion der Druck- 
verteilung auch tatsachlich zubilligen konnen, obwohl Loos sie auf 
andere Weise zustande kommen laBt, weil er <iie getrennte Natur der 
Palatinumenden nicht erkannte. Nach seiner Auslegung trifft die 
,,pfeilartige Spitze der Gaumenbeine‘' erst durch den Druck des Hack- 
stoBes auf die getrennt dahinter liegenden ,,keulenf6rmigen Fliigelbeine'^ 
wodurch er betrachtlich abgeschwacht wird. 

Wenn Loos dagegen von der t^bertragung der HackstoBe aut die 
Quadratbeine spricht und von den Vorrichtungen, die ziir Abschwa- 
chung derselben dienen, so stellt er damit seinen scharfen Blick fur das 
Erkennen funktionell-anatomischer Zusammenhange unter Beweis. 
In dieser Beziehung erheben sich seine Darlegungen, die auf die Wichtig- 
keit gleichzeitiger biologischer Beobachtungen neben anatomischen 
Untersuch ungen nachdrlicklich hinweisen, iiber die aller friiheren und 
spateren Bearbeiter. 

An dem auf Langsfestigkeit konstruierten Spechtschadel muB die 
Schwache der Quadrate jugalia auf fallen, die fiir eine wirksame Druck- 
aufnahme wenig geeignet erscheint. Loos erklart sie in einleuchtender 
Weise, indem er sagt, daB die HackstoBe eine Aufwartsbiegung der 
Jochbeine zur Folge haben, also auf Druck zuriickfedern. Dieser Biegung 
ist aber durch die langen Proc. orbit, anter. eine Grenze gesetzt, die bei 
starken StoBen als Widerlager der Jochbeine wirken (Abb. 6). Selten 
genug wird es allerdings so weit kommen, da der Druck an den Schnabel- 
randern bei weitem nicht so kraftig sein diirfte wie in der Mitte, wo die 
Pterygoide ihn aufnehmen und weiterleiten. Dementsprechend kann 
die Verbindung der Jochbogen mit den Quadratbeinen erheblich loser 
sein als die zwischen den Pterygoiden und Quadrata. Das letzte Glied 
in der Kette der Ubertragungen von HackstoBen sind die Quadratbeine, 
bei denen man daher besonders weitgehende Anpassungserscheinungen 
erwarten darf. Bemerkenswerterweise erwahnt Loos nichts davon und 
weder Walker (1890) noch Lowe (1931), die die Form der Quadrata auf 
ihre Eignung als taxonomisches Hilfsmittel untersuchten, verlieren ein 
Wort iiber die funktionelle Bedingtheit der verschiedenen Struktur. 
Es erscheint mir daher angebracht, das Quadratum des Picidenschadels 
an dieser Stelle einer ebensolchen Wurdigung hinsichtlich seiner Anpas- 
sung zu unterziehen, wie es mit den ubrigen Teilen des Kiefergaumen- 
apparates schon geschehen ist. 



432 Joachim Steinbacher 

Bei der Mehxzahl der Vogel ist das Qiiadratbein ein flacher, unregel- 
ixi9i0ig viereckiger Knochen, eher hoch als breit, der zwischen den Joch- 

bogen, den Pterygoiden, dem 
Unterkiefer und der Ohrregion 
eine gelenkige Verbindung her- 
stellt, Er ragt mehr oder weniger 
weit nach unten iiber die Schadel- 
basis und die meist schwach ent- 
wickelten Paroccipitalfortsatze 
hinaus, um mit tief ausgepragten 
Gelenkhockern bzw. -leisten feste 
Angriffspunkte fiir die Artiku- 
lation des Unterkiefers zu bieten 
(Abb. 7). Das Quadratbein des 
Spechtschadels hat dagegen eine 
viel gedrungenere Gestalt; es ist 
eher breit als hoch, seine unteren 
Gelenkflachen sind nur leicht 
angedeutet und die tief herab- 
gezogenen seitlichen Fliigel der 
Occipitalia schliefien mit ihnen auf gleicher Hohe ab (Abb. 5). Diese 
Eortsatze sind auBerdem in eigenartiger Weise tief gespalten, wodurch 
sich eine obere Knochenschuppe iiber das innere Ohr legt. In die 
Paukenhohle ragt der Proc. oticus des Quadratum und artikuliert hier 
im allgemeinen mit dem Prooticum, nicht selten dazu noch mit dem 



Abb. 5. Elngelenkung des Quadratum in 
den Si)eohtschftdol. Ft Fossa temporalis; 
Pop Proc, orbitalis poster.; Pz Proc. 
zygomatlcus ; Ppo Paroccipitalforts&tze ; 

Po Proc. oticus; Por Proc. orbitalis 
Quadrati; Jh Jochbogon ( Quadrato-Jugale). 



Abb. 6. Hlmsch^del und Orbita mit angrenzenden Knochen bel Pioiden. Fo Foramen 
optioum; Q Quadratum; Jochbogen; Poa Proc. orbitalis anterior; Pf Pterygoid mit 
dem nach oben vorragenden »»Mu8kelfort6atz*% von dem aus die beiden Pfeile die Wirkung 
und Zugrichtung der Muse, protract, pterygoid, bei rtLcklftUfiger Bewegung der Pterygolde 
infolge HackstoB andeuten. Vergrdderung etwa VU^oh. 


Galbulidae und Bucconidae. 


433 


Squamosum. Am Spechtschadel finden wir statt dessen eine Leiste 
unterhalb der langen Proc. temporales = zygomatici ausgebildet, der 
sich die breit abgeflachte Kante des Proc. oticus anlegt. Durch einen 
Einschnitt des Squamosum ist das Quadratum fest im Schadel ver- 
zahnt und kann nur sehr geringe seitliche Bewegungen ausfuhren. 
Wenn nun durch die Pterygoide ein Druck auf die besonders verdickten 
Fortsatze der Quadrata iibertragen wird, so konneii diese selbst nur 
wenig nach hinten abfedern. Um die Harte eines solchen StoBes 
abzuschwachen, tritt ver- 
mutlich im Augenblick des 
Hackdruckes der in die Au- 
genhohle ragende Proc. or- 
bitalis in Tatigkeit. Dieser 
dient dem Muse, protractor 
quadrati als Ansatzflache 
und schiebt bei den niclit 
hackenden Vogeln durch 
seine Annaherung an die 
hinteren Orbitawande die 
Pterygoide und Palatina zur 
Oberschnabelbewegung nach 



vom. Da beim Hacken der 
Spechte das Gegenteil der 
Fall ist, der vordere Druck 
auf die Quadrata also den 


Abb. 7. Hirii8ch«del nnd Orbit4i mil angrenzenden 
Xuochen bei Capitoniden. Normale LagoruiiK und 
Artikulation deH Quadratum und Pterygoid zum 
Vergleich mit dem spezialisierten Pieidentypus in 
Abb. 6 ; Bezeiehnungen wie dort. Vergrofierung 
etwa IVjfach. 


Proc. orbitalis von der Orbitawandung entfernt, wirkt der Muse, pro- 
tractor quadrati durch Anziehen des Proc. orbitalis abfedernd auf die 
Bewegung der Quadratbeine und die Starke des HackstoBes. 


Eine ahnliche Funktion diirften die nach vorn und oben gerichteten 
Fortsatze der Pterygoide haben, die bei manchen Spechten weit in die 
Orbita hineinragen (Abb. 6). Dies ist besonders bei den stark hackenden 
Formen der Fall. Schon Parker und Garrod wuBten von ihrer 
Existenz. Beddard (1898) erwahnt sie als Besonderheit des Specht- 
schadels und Shufeldt (1900) berichtet ebenfalls kurz von ihnen als 
„mu8cular processes". Dieser einzige Hinweis auf die vermutliche 
funktionelle Bedeutung entspricht nach meinen Untersuchungen 
sicher den wirklichen Tatsachen. 


Der oben genannte Muse, protractor quadrati ist nach T. Lakjer 
(1926) nur ein Teil der groBeren Muskelgruppe der Mm. protractores 
pterygoidei, bei der Mehrzahl aller Vogel der iiberwiegende Teil, da die 



434 


Joachim Steinbacher 


zweite Portion, der M. protract, pterygoid, sens, strict., deutliche 
Neigung zur Atrophic zeigt oder nxit dein Hauptteil verschmolzen ist. 
Bei den Spechten ist die Teihing sehr scharf durchgefiihrt. Sie erstreckt 
sich nicht nur auf das Auseinanderriicken der beiden Mnskelteile, 
sondem deren Fasem haben auch eine verschiedene Verlaufrichtung 
zur vorderen und hinteren Wandung der Orbita. Der Pterygpidfort- 
satz dient nun zwei Portionen des M. protract, pterygoid, s. str. als 
Ansatzpunkt, von denen der starkere am Interorbitalseptum unter dem 
Foramen nervi optici entspringt, der andere, schwache vom Mesethmoid 
dicht unterhalb des Frontakandes kommt. Beide Muskelteile wirken 
rait starken Sehnen in spitzem Winkel zueinander nach vorn und oben 
ziehend (Abb. 6). Wenn nun durch einen Hackstofi ein Druck auf die 
Pterygoide ausgeiibt wird, der sie riickwarts treibt, so treten die Mm. 
protract, pterygoid, im Gegensinne in Tatigkeit und schwachen federnd 
die Wirkung der riicklaufigen Bewegung ab. 

Zum AbachluB dieser Betrachtungen Tiber die Anpassungserschei- 
nungen des Spechtschadels noch einige Worte iiber die Ausbildung 
der Schlafengrube und der Proc. orbital, posteriores. Bittner (1912) 
hielt den Fortsatz, der die hintere Augenhohle begrenzte, fiir einen 
aelbstandigen Hautknochen („Po8tfrontale“), der regelmaBig mit dem 
Squamosum verschmilzt imd sich von oben her iiber die Fossa temporalis 
legt, wobei er haufig auf den Proc. zygomaticus trifft. Nach unserer 
heutigen Anschammg ist aber die Bildimg eines Knochenfortsatzes 
gewohnlich eine Reaktion auf den Zug eines Muskels. Das wiirde in 
diesem Falle heifien, daB der in der Schlafengrube liegende Muskel 
(M. adductor mandibular.) zur VergroBerung seiner Ursprungsflache 
oder zur Ausiibung vorwiegend senkrecht gerichteten Zuges in starkerem 
MaBe an den hinteren Orbitarand herangetreten ist^). Der Specht- 
schadel zeichnet sich nun durch ziemlich lange Proc. orbital, poster, aus, 
die zwar die Proc. zygomatici nicht selbst, aber durch starke von ihnen 
ausgehende Bander erreichen. Die Schlafengrube hat nur geringen 
Umfang und ist wenig ausgepragt. Sie reicht bis zum Ansatz der 

1) Maeinblli, dessen Auaffihrungen iiber das Kranium und Visceralskelett 
der Sauropsiden (im Handbuch der vergleichenden Anatomic von Bolk, 
Gofpbet, Kallius und Lubosch [1936]) ich nach der Fertigstellung dieser 
Arbeit einsehen konnte, ist dagegen anderer Ansicht. Aus der Tatsaohe, daB 
der Proc. orbit, poster, den Proc. zygomaticus des Quadrature nicht selten 
erreicht bzw. wie bei den Ratiten sich auBen iiber diesen verl&ngert, schloB er, 
es kfinne sich dabei nicht um den Aufbau einer tragf&higen Briicke fiir den 
Muskelnrsprung handeln, sondern nur um die sekund&re Erscheinung ' einer 
Verkndoherung von Insertionssehnen. 



Galbulidae und Bucconidae. 


435 


Hinterhauptsschuppen und damit kaum iiber die Ohrregion hinaus. 
Entsprechend dieser begrenzten Ausdehnung seiner Ansatzflache ist 
auch der von der Schlafengrube zum Unterkiefer ziehende vordere Teil 
des M. adductor mandibularis verbal tnismaUig schwach, da ja die 
Spechte starke Muskeln zurn SchlieBen des Schnabels mit groBer Kraft 
nicht benotigen. 

Nachdem das Manuskript dieser Arbeit abgeschlossen war, gelangte das 
Berliner Zoologische Museum in den Besitz der russischen Zeitschrift „Bulletin 
de I’institut scientifique Lesshaft“, Leningrad, Tom. XIX, f. 2, 1936, in der sich 
ein Aufsatz befindet, dessen Fragestellung mit meinen oben geschilderten 
Untersuchungen z. T. iibereinstimmt. Gleichzeitig wurde ich auf eine deutsche 
Darlegung der wichtigsten Punkte dieses Aufsatzes im Anatom. Anzeiger, 
Jena 1936, aufmerksam, die kurze Zeit vor der Hauptarbeit erschienen war. 
Es handelt sich dabei um Untersuchungen ,,t)ber die Morphologic des Specht- 
schadels mit Beriicksichtigung deren Entstehung und Evolution^ von 8. K. 
Krassovsky. Die Schwierigkeit des Verstandnisses der russischen Originalarbeit 
konnte ich mit Hilfe meines Onkels, Prof. Dr. F. Steinbacher, Berlin, iiber- 
winden, der mir die wichtigsten Abschnitte ins Deutsche iibertrug und dem ich 
dafiir auch an dieser Stelle herzlich danken mochte. 

Die Durchsicht der Arbeit ergab die immerhin iiberraschende Tatsache, 
daU, nachdem vor iiber 60 Jahren die Schadelmorphologie der Spechte mit 
systematischer und phylogenetischer Fragestellung bearbeitet und auf eine 
bestimmte Ausbildungsform festgelegt war, nunmehr von zwei Untersuchern 
gleichzeitig auf diese Dinge eingegangen wurde, die dabei trotz verschiedener 
Zielsetzung im wesentlichen zu den gleichen Ergebnissen kamen, durch welche 
insbesondere die friihere Anschauung des sogenannten Saurognathismus der 
Spechte als Irrtum und Beobachtungsfehler erklart wurde. 

Krassovsky, ein Schuler des beriihmten russischen Forschers P. P. Sush- 
KiN, plante zunachst nur die Aufklarung der Gaumenverhaltnisse der Spechte, 
ging aber im Laufe seiner Untersuchungen dazu iiber, „ein Bild der Entstehung 
sowie der Evolution dieser hochst spezialisierten Vogelgruppe zu entwerfen.“ Mit 
dieser Fragestellung ging der Verfasser auf die genealogischen Versuche Fur* 
BRiNGERs und Gadows zuriick und verglich seine Ergebnisse mit den bkologisch- 
morphologischen Folgerungen Burts (1930). 

Hierdurch unterscheidet sich Krassovsky in Umfang und Anlage seiner 
Arbeit von dem, was ich allein in einem groBeren Rahnien zeigen wollte: Die 
Umbildungen des Spechtschadels, insbesondere des Kiefergaumenapparates, 
durch die Funktion. Die tJbereinstimmung meiner Untersuchungsbefunde mit 
denen der entsprechenden Teile der russischen Arbeit und deren weitergehende 
Folgerungen sollen jetzt im einzelnen kurz dargestellt werden. Ich fiihre dabei 
zunachst Krassovsky an: 

,,Die von Parker vorgeschlagene Abtrennung der Spechte als Sauro- 
gnathagruppe riihrt von der ungeniigenden Erforschung der einzelnen 
Arten und der friiheren Altersstadien. Der Vomer der Spechte stellt 
einen ordin&ren lanzettf6rmigen Knochen dar und nimmt die demselben 
bei alien Vdgeln eigene Lage ein; er variiert stark und ist der v5lligen 



436 Joachim Steinbacher 

Eediiktion nahe. Die Septomaxillares Yon Paekbe stellen kodcheme 
Gebilde der dermalen Ausriistung der Mundhdhl© dar.“ 

Dies© S&tz© besagen das gleich©, was ich oben mit anderen Worten ausge* 
driickt hab©. Krassovsky halt ferner den Vomer bei den meisten Vdgeln fur ©in 
Knochenelement, das seine funktionelle Bedeutung langst eingebufit hat. Auf 
Grund seiner ontogenetischen Untersuchungen, bei denen er den Vomer erst in 
sehr spaten Stadien entwickelt land (an Embryonen des Wendehalses sogar iiber- 
haupt nicht dermal angelegt), nimmt ©r an, daB dieser Knochen, wie auch die 
sekundaren Verknocherungen der Septomaxillaria, als Resultate der intensiven 
Arbeit mit dem Schnabel zu betrachten w&ren. (Entstehung nach dem Be- 
durfnis.) AuBer schwerwiegenden theoretischen Bedenken gegen dies© Ansicht. 
auf die hier nicht eingegangen werden kann, widerspricht dem auch die Be- 
obachtung vieler Autoren an den verschiedensten Schadelformen, daB der 
Vomer eine wesentliche Bedeutung als Richtungs- und Gleitbahn der Palatina 
und Pterygoid© bei der Bewegung des Kiefergaumenapparates besitzt. 

Weiter deutet Krassovsky die Jochb5gen als alleinige Abk5mmling© der 
Quadrata und Maxillaria, wogegen die Jugalia ira Interesse der erh5hten Eestig- 
keit und Einfachheit der Jochbogenkonstruktion reduziert sein sollten. Die 
MOglichkeit einer solchen Reduktion soil nicht von der Hand gewiesen werden; 
sie ist aber weit eher als Eolge verminderter Beans pruchung dieser Schadelteile, 
wie ich sie oben besprochen habe, verstandlich, als durch die gegensatzliche 
Aufgabe, deren Erfiillung schon die auffallige Schwache der Jochbdgen bei 
Spechten unwahrscheinlich macht. 

In diesem Zusammenhang spricht Krassovsky auch von einer Verdrajigung 
der Lacrimalia durch die wesentlich starkeren Ectethmoide. t)ber die Ent- 
stehung des Proc. orbital, poster, bemefkt der Autor, daB er den Fortsatz fiir 
ein Derivat des Alisphenoids halte, das mit einem Teile des Frontal© ver- 
schmilzt. SchlieBlich geht Krassovsky auch auf die Form und mit wenigen 
Worten auf die Eingelenkung des Quadratbeins in den Hirnschadel ein. Er 
erwahnt nur kurz, daB die VergrSBerung der Masse sowie die Entwicklung von 
Rauhheiten des Quadratum und die Verschiebung der Gelenkk5pfe des Proc. 
oticus „etwas weiter nach hinten“ zwar die Beweglichkeit dieses Knochens 
bescbrankt, dafiir aber die Festigkeit seiner Konstruktion in hohem MaBe 
steigert. Damit im Zusammenhang© steht die machtige Vorwolbung der Proc. 
paroccipitalia, die fiir die Specht© charakteristisch ist. Auf die Bedeutung 
dieser letzten Erscheinungen hab© ich in meiner Darstellung des Kiefergaumen- 
apparates der Picidae eingehend hingewiesen. 

Die weiteren Folgerungen systematisch-phylogenetischer Art, die Kras- 
sovsky aus seinen Untersuchungen zieht, interessieren in diesem Zusammenhang 
nicht n&her und mdgen daher unerwahnt bleiben. 

2. Kiefergaumenapparat der Capitonidae, Bucconidae und Galbulidae. 

Der Kiefergaumenapparat der Capitonidae hat insbesondere dutch 
Parker (1875), dann aber auch durch Garrod (1881), FpRBEs (1879/82 
siehe Sclatbb), Gadow (1891-93) u. a. eine ausreichende Beschreibung 



Galbulidae und Bucconidae. 


437 


gefunden, so dafi ich mich auf die Wiedergabe der wichtigsten Einzel- 
heiten, die alle von mir nachgepriift wurden, beschranken kann. 
Das gleicbe gilt fiir die Bucconidae und Galbulidae, denen Sclater 
(1879/82) eine ausfiihrliche Monographic gewidmet hat. Es wird sich 
in folgendem also um einen Vergleich der Verhaltnisse des Kiefer- 
gaumenapparates der genannten drei Vogelgruppen handeln, die durch 
ihre Lebensweise nicht so weit voneinander abweichen, um in ihrem 
anatomischen Bau nicht auch ihre gemeinsamen Verwandtschaftszuge 
erkeimen zu lassen. 

Der Gaumen der Capitonidae wird von alien Autoren, die dafiir 
zustandig sind, als aegithognath mit desmognather Tendenz bezeichnet. 
Es spricht sehr gegen die Anwendung dieser alten taxonomischen 
Begriffe fiir die systematische Einordnung groBerer Vogelgruppen, 
wenn festgestellt werden mufi, dafi Angehorige einer Familie, wie hier 
der Capitonidae, einmal mehr, ein anderes Mai weniger aegithognath 
als desmognath sind und dafi sich bei vielen Gattimgen und Arten die 
Grenzen dieser Typisierung nicht mehr einwandfrei erkennen lassen. 
Der entscheidende Faktor fiir diese Abgrenzung ist die Verbindung 
der Maxillo-palatina auf der Mittellinie als Hauptmerkmal fiir Desmo- 
gnathismus, wahrend der Vomer breit und gegabelt ist, sich auf das 
Rostrum stiitzt und mit den Gabelenden in die Maxillo-palatina ausliiuft, 
wenn es sich um Aegithognathismus handelt. Dagegen sind sowohl 
die Bucconidae wie die Galbulidae vollkommen desmognath, da sich ihre 
Maxillo-palatina vereinigen und mit dem Nasenseptum zusammen 
verkndchern (Abb. 2, 3, 4). Der Vomer der Bucconidae besteht aus 
einem diinnen Knochenstab, der vorn bis an die Verbindungsstelle der 
Maxillo-palatina heranreicht, wahrend er bei den Galbulidae uberhaupt 
fehlt. Die Palatina der Capitonidae unterscheiden sich nicht wesentlich 
von denen der beiden anderen Familien. Sie sind kurz und breit, ihre 
inneren Rander wolben sich zu schwacher Kielbildung auf, die sich auch 
nach der hinteren Vereinigung der beiden Knochenplatten bis zum 
Beriihrungspunkt mit den Pterygoiden fortsetzt. An der Vorner- 
gabelung sind Interpalatinfortsatze ausgebildet, die aber nicht mit- 
einander in Verbindung treten. Dagegen treffen sich bei den Galbulidae 
die Palatina an dieser Stelle, dicht hinter den vereinigten Maxillo-palatina, 
aufierdem noch am Beriihrungspunkt mit den Pterygoiden. Eine Kiel- 
bildung ist hier nur angedeutet, wahrend sie bei den Bucconiden einen 
hohen Grad erreicht. Diese Vogelgruppe zeichnet sich vor den beiden 
anderen auch durch den Abstand der Palatina von den Maxillo-palatina 
aus, sowie dadurch, dafi die Palatina stets voneinander getrennt bleiben 


438 


Joachim Steinbacher 


und nach Wnten dem Rostrum sphenoidalo breiten Raum lassen, bis es 
gegen den Vomer stoBt. Vor den vereinigten Maxillo-palatina offnet 
sich bei den Bucconidae und Galbulidae eine lange schmale Spalte im 
knochernen Gaumen. Bei den Capitonidae liegt an dieser Stelle ein 
kraftiger Knochenstab eingesenkt, der als verknocbertes Intemasal- 
septum Oder als mittleres Septomaxillare gedeutet wird, da die Fort- 
satze der Maxillaria nur durch ihn miteinander in Verbindung sind. 
In dem Bau der Pterygoide sind bei den drei Vogelgruppen keine 
wesentlichen Unterschiede zu erkennen. Anders jedoch in den Yer- 
haltnissen der Lacrimalia, Ethmoidea und Nasalia, bei denen man den 



Abb. 8. Vorder-Seitenangicht elneg Bucconiden-Schftdelg. Beidergeitg vor der Orbita die 
„Scheuklappenlacrlraalia’‘, mit L bezeichnet. Etwag vergroBort. 


EinfluB der abweichenden Lebensweise der Capitonidae deutlich 
werden sieht. Der infolge der Fruchtnahrung stark beanspruchte 
Schnabel ist breit und kraftig gebaut, ein einheitliches Gebilde, in dem 
die Nasenoffnungen nur einen sehr kleinen Raum einnehmen. Die 
Alinasalknorpel, die den lateralen Fortsatzen der Vorhofmuschel 
(Praeconcha) TechnaOT (1936) entsprechen, bilden dicke Knochen- 
stabe aus, die sich iiber die ganze Nasenoffnung legen und sie in die 
vorderen echten und die hinteren scheinbaren Nasenlocher teilen. Die 
Ethmoidea und Lacrimalia sind mit den Frontalia zu einer festen 
Platte verbunden, die den Jochbogen nicht erreichen (Abb. 7). Bei 
den Bucconidae stehen die groBen Ethmoidea nur mit dem Inter- 
orbitalseptum in direkter Verbindung. Von den Frontalia, Nasalia 
und Lacrimalia trennt sie ein schmaler Spalt, bis auf einen Beriihrungs- 
punkt mit den Proc. orbit, anter. Diese kommen von eigentiimlich 
scheuklappenartig (von vorn gesehen) ausgebildeten Lacrimalia herab 





Galbulidae und Bucconidae. 


439 


und treffen an ilirem Ende auf die Jugalia (Abb. 8). Ihre biologische 
Bedeutung als Schutz der Augenliohle ist nicht ohne weiteres verstand- 
lich. Vermutlich dienen sie als Stutzflachen der zahlreichen steifen 
Borsten der Nasen-Augengegend, die fiir die Bucconidae so bezeichnend 
sind. Die ,,Scheuklappen“-Lacrimalia stehen mit den Frontalia und 
den Nasalia in fester Verbindung und heben sich von den ersteren fast 
reclitwinklig nach aufien ab. Die Ethmoidea der Galbulidae schlieUlich 
sind ebenfalls stark entwickelt und haben ungefahr Dreiecksform. Mit 
den beiden inneren Ecken stoCen sie an das Interorbitalseptum und das 
Frontale, wahrend die aufleren Ecken frei in die Orbita ragen, auf die 
Kante der Palatina zu. Die Lacrimalia senden einen kurzcn Fortsatz 
frei nach auBen und einen dahinter gelegenen Proc. orbit, anter. zu 
den Jugalia herab, mit dencn sie in feste A^erbindung treten. 

Die Interorbital- und Internasalsepta sind bei alien drei Vogelgruppen 
verknochert. . Ebenso bietet die Struktur der Jochbogen und der 
Quadratbeine sowie auch deren Eingelenkung in die Paukenholile, 
bei den einzelnen Farailien keine wesentlichen IJnterschiede. Die 
Quadrata der Capitonidae sind nur etwas geformter, ausgepriigter 
in ihren Fortsatzen und Vertiefungen gegeniiber der groBeren Ge- 
schlossenheit der Quadrata der Bucconidae und Galbulidae, die sich 
damit etwas dem Picidentypus nahern. Um so deutlicher treten jedoch 
die A^erschiedenheiten der hinteren Umrandung der Augenliohle und 
der Schlafengrube hervor. Der Proc. orbit, poster, ist bei den Capi- 
tonidae sehr kurz, die Fossae temporales sind tief und breit; sie stoBen 
auf dem Hinterkopf fast aneinander. Die Bucconidae zeiclinen sich durch 
sehr breite und starke Proc. orbit, post, aus, die bis auf die Quadrato- 
jugalia hcrabreichen. Diese Besonderheit hat schon die Beachtung 
von Giebel (1861 ) gefunden, der sie ebenfalls mit der entsprechenden 
Bildung bei den Capitonidae verglich. Die Schlafengrube der Bucconidae 
reicht zwar auch ziemlich weit am Schadel nach hinten, ist jedoch er- 
heblich flacher und weniger umfangreich als bei den Capitonidae. Am 
flachsten und kleinsten ist sie bei den Galbulidae, die sich damit in 
tibereinstimmung mit der Picidenstruktur befinden. Die Proc. orbit, 
poster, sind hier lang und diinn; sie erreichen als Knochen nicht mehr 
die Jochbogen, sondern nur vermittels starker Bander. Die Proc. 
temporales = zygomatici zeigen bei den drei Familien wenig Vcr- 
schiedenheiten. Die groBe Ausdehnung der Schlafengrube bei den 
Capitonidae deutet wiederum auf deren Lebensweise hin, die starke 
Mm. adduct, mandibulae fiir das kraftige SchlieBen der Schnabel- 
halften benotigt. 


440 


Joachim Steinbacher 


Systematischer Vergleich. 

Bei der Beschreibung des ScbMels einer Capitonidenart (Megalaema 
asiatica) glaubte Paekee (1875), an jeder Seite des Vomer schmale 
Knochenstabe feststellen zu konnen, die er den Septomaxillaria der 
Picidae gleichsetzte. Ebenso deutete er den vor dem Vomer liegenden 
unpaaren Knochen als mittleres Septomaxillare, obwohl er ihn an an- 
derer Stelle ricbtig Septum nasi nennt. Die von mir untersuchten 
Capitonidenschadel zeigten keine Spuren zusatzlicher Verknochenmg 
neben dem Vomer. Unter der Voraussetzung jedoch, das Paekees 
Beobachtung zu Recht bestande, konnte das Auftreten solcher Septo- 
maxillaria bei den Capitonidae ein wichtiger Hinweis fur die engen 
verwandschaftlichen Beziehungen dieser Familie zu den Picidae sein. 
Wie weiter oben erwahnt, ist eine funktionelle Deutung der Septo- 
maxillaria bei den Spechten freilich zu einleuchtend, um sie zugunsten 
einer unbestimmten phylogenetischen Erklarung fallen zu lassen. 
Verwandschaftliche Ziige zwischen Capitonidae und Picidae sind ferner 
in der Vomerform zu erblicken, wie sie oben herausgestellt ist, in dem 
Verhalten der beiderseitigen Lacrimalia und Ethmoidea und den 
Septa internasalia bzw. interorbitalia. Die systematische Ausnahme- 
stellxmg der Spechte auf Grund ihrer Gaumenstruktur, die der Ver- 
einigung aller Spechtverwandten in der Ordmmg Pici so lange wider- 
strebte, diirfte demnach endgultig behoben sein. 

Was die Stellung der Bucconidae und Galbulidae zu den Capitonidae 
und Picidae betrifft, so ergeben sich an Hand der Gaumenstruktur 
geniigend Anhaltspunkte, um diese beiden ersteren Familien den 
letzteren gegeniiberzustellen. Es mogen nur die Vomeres mit ihrer 
Neigung zum Verschwinden, die Ethmoidea und Lacrimalia sowie die 
Proc. orbit, poster, genannt sein, deren Verhalten von dem der Capi- 
tonidae abweicht. En© fthnliche Konfiguration der Proc. orbit, poster, 
finden wir bei den Coraciae, was vermuthch mit zu der Einordnung 
der Bucconidae und Galbulidae unter den Oberbegriff Coccygomorphae 
[Huxley (1867)] oder Coccygiformes [Fuebeingee (1888)] beigetragen 
hat. Im einzelnen scheinen sich die Galbulidae nach ihrer Gaumenstruk- 
tur mehr den Capitonidae zu nahern als die Bucconidae, die demnach 
den am meisten abgewandelten Typ darstellen. 

b) Brustbein, Schultergiirtel und Becken. 

1. Rippen. Die Anzahl und Ausbildung der Rippen wechselt bei 
den Capitoniden in bemerkenswerter Weise; ausdrlickliche Hinweise 



Galbulidae und Buooonidae. 


441 


darauf fehlen aber vollkommen. Meist findet man sechs Rippen vor 
{Lybius, Capita, Cyanops, Gymnobucco untersucht), von denen funf 
das Sternum erreichen, die hinterste stets in Gemeinschaft mit der 
zweiten von kaudal, die sie kurz vor deren Ansatz am Sternum trifft. 
Die vorderste falsche Rippe ist etwa so lang wie der vertebrale Teil 
der ecbten Rippen, aber stets breiter als diese. 'Nicht selten {Pogoniulus, 
Trachyphonm untersucht) treffen wir auf sieben Rippen, von denen 
sechs, die hinterste mit der vorletzten verwachsen, am Sternum 
ansetzen. Die vorderste Halsrippe ist dann nicht so lang wie die Verte- 
bralrippen und auch deutlich schmaler als diese. Die Ausbildimg der 
Proc. uncinati an den Vertebralrippen zeigt gleichfalls kein einheitliches 
Bild. Bei den Gattungen mit sechs Rippenpaaren besitzen die breiten 
falschen Rippen zwar kiirzere, doch sonst vollstandige Proc. uncinati, 
die das hinter ihnen liegende Paar echter Rippen erreichen. An den 
drei weiteren Rippen sind die Proc. uncinati normal ausgebildet, dem 
vorletzten und natiirlich auch dem letzten Paare fehlen sie vollkommen. 
Wenn insgesamt sieben Rippen vorhanden sind, so findet man gleich- 
falls nur drei normale Proc. uncinati und einen annahernd normalen 
an der Halsrippe vor, wahrend die dritte Rippe von kaudal einen stark 
reduzierten Processus in Form eines schmalen und kurzen Knochen- 
stabes zu dem letzten verbundenen Rippenpaar entsendet. ■ — Mit diesem 
Verhalten nahern sich die Capitoniden bis auf die Ausbildung der Proc. 
uncinati den Piciden im Bau der Rippen. 

Die Bucconiden scheinen trotz gegenteiliger Angaben wie die Mehr- 
zahl der Capitoniden sechs Rippenpaare zu besitzen (untersucht Monasa, 
Bucco, Chelidoptera). Von diesen sind vier echte Rippen, die das Ster- 
num erreichen, die beiden vordersten dagegen falsche. Das am meisten 
kranial gelegene Rippenpaar ist nur etwa halb so lang wie das zweite, 
das die Lange und Breite der nachfolgenden Vertebralrippen erreicht. 
An den zweiten bis fiinften Rippen finden sich normal ausgebildete 
Proc. uncinati. 

Die Verhaltnisse bei den Galbuliden erinnern in mancher Weise an 
die vieler Capitoniden. Es sind hier (untersucht Galhula) sieben Rippen- 
paare vorhanden, von denen das letzte sehr schwach ist und an den 
proximalsten Teilen der vorletzten Sternalrippe mit dieser verschmilzt. 
Die vorletzte echte Rippe trifft aufierdem noch kurz vor ihrem Ansatz 
am Sternum das dritte Paar von kaudal, so daU dann eigentlich drei 
Rippenpaare vereinigt sind. Die erste falsche Rippe ist reichlich so 
lang wie die folgenden Vertebralrippen. Alle echten Rippen, von der 
letzten rudiment^en abgesehen, besitzen normale Proc. uncinati, 


442 


Joachim Steinbacher 


aufier dem vxsrletzten Paare, bei dem die Processus kiirzer und 
schmaler sind. 

2. Sternum, Das Sternum samtlicher Pici zeichnet sich durch 
zwei tiefe Einschnitte des unteren Randes jederseits vom Metasternum 
aus, die stets mit Membranen bedeckt sind. Dieses Merkmal finden 
wir jedoch nicht auf die Gruppe der Spechtverwandten beschrankt; es 
kommt bei den Coraciae, den Halcyones, Metopes, Colii, Todi und 
Trogones, die man friiher zum Teil den Pici nahestellte, ebenso vor 
wie bei primitiven Passeres (Conopophagidae, Pteroptochidae), manchen 
Striges oder den meisten Laro-Limicolen. Wahrend aber bei den Picidae 
und Capitonidae das kaudale Cristaende mit dem spitz zulaufenden 
Ende des Metasternum zusammenfallt, besteht dieses bei den Bucco- 
nidae und Galbulidae fast nur aus der Crista selbst, an der die Ein- 
schnitte tief bis zum Ansatz der Proc. lat. anter. hinaufziehen. Auf 
diese Weise reicht die zusammenhangende Sternumplatte bei den 
Galbuliden und Bucconiden nur bis zu drei Vierteln bzw. zwei Dritteln 
der Cristalange herab (Abb. 12). Das bedingt eine kleinere Ursprungs- 
flache des M. supracoracoideus in der Langsausdehnung, was aber 
durch groBere Breite der proximalen Partie ausgeglichen wird. Die 
bemerkenswerte Hohe der Crista bei den Bucconiden und Galbuliden 
im Vergleich zu der der Capitoniden ahnelt den Verhaltnissen bei den 
Piciden. Die durch die Ausschnitte freigelegten Proc. intermedii und 
Proc. lat. posteriores sind bei den Piciden und Capitoniden etwa von 
gleicher Starke, an ihrem distalen Ende stark verbreitert. Bei den 
GalbuUden fehlt diese Verbreiterung und die Proc. intermedii enden 
stabformig, wahrend die Proc. lat. posteriores fast plattenartig in 
Dreiecksform auslaufen. Bei den Bucconiden schlieBlich ist die Ver- 
breiterung der Proc. intermedii nur angedeutet, die der Proc. lat. 
posteriores wie bei den Galbuliden ausgebildet. 

AUe Pici besitzen eine Spina externa, die bei den Piciden deutlich 
gegabelt ist. Die Verbindung zwischen der kranialen Spitze der Crista 
und der Spina bildet, lateral gesehen, bei den Piciden, Bucconiden und 
GalbuUden eine nach dem Korperinnern abfallende, bei den Capito- 
niden eine aufsteigende Linie. Auf ihr setzt die Furcula bzw. die Ver- 
bindung der Claviculaenden vermittels des Ligamentum stemo-clavi- 
culare an. Die seitlichen Sternumrander laufen nach kranial in die 
Proc. lat. anter. aus, an deren proximalen Teilen (bei den Piciden an 
der ganzen Lange) die Sternalrippen artikuUeren. 

3. Clavicula (Furcula). Die beiden Claviculae verbinden sich 
bei den Piciden zu einer U-formigen einheitlichen Furcula. Bei den 



Galbulidae und Bucconidae. 


443 


Capitoniden ist die Verbindung entweder weniger fest und dann spitzer 
zulaufend, oder die Claviculae erreichen nur etwa halbe Coracoidlange 
imd setzen sich membranos zum Ligamentum sterno-daviculare fort. 
Die Galbuliden besitzen eine weit und abgeriindet V-formige Furcula, 
deren Verbindungspunkt noch besonders verstarkt ist. Bei den Bucco- 
niden schlieBlich ist die ebenfalls weit V-fdrmige Furcula mit einem 
knopfartigen Hypocleidium versehen, das sich in der Fortsetzung der 
Furculabiegung, nach dem Korperinnern gewendet, am Lig. sterno- 
claviculare anheftet (Abb. 12). 

Bin solches Hypocleidium findet sich in der Verwandtschaft der 
Bucconiden also nicht oder nur angedeutet bei den Galbuliden vor. In 
sehr ahnlicher Ausbildung besitzen es aber u. a. fast a lie Passeres, 
noch groBer die Cuculidae, und beiden Vogelgruppen wurden friiher ja 
aiich die Bucconiden einmal nahe gestellt. 

Das proximale Ende der Claviculae verbreitert sich bei den Piciden 
plotzlich zu einer dreieckigen Platte, deren Basis dorsal gerichtet liegt. 
Hire freien Ecken verbinden sich mit dem Acrocoracoid und dem 
Acromion der Scapula. Bei den Capitoniden ist die Platte noch um- 
fangreicher, vor allem langer, verhalt sich aber sonst wie bei den Piciden. 
Die Galbuliden und Bucconiden zeigen dagegen eine allmahliche Vcr- 
stiirkung ihrer Claviculae, die an ihrem proximalen Ende zwar auch zu 
plattenartiger Ausbreitung fiihrt, doch in ihrer Form deutlich von der 
der Piciden und Capitoniden imterschieden ist. Die Verbindung zwi- 
schen dieseii verbreiterten Claviculaenden und den ubrigen Teileii des 
Schultergurtels geschieht, wie beschrieben, mit dem Acrocoracoid und 
dem Acromion, dazu aber hier noch mit dem stark ausgebildeten 
Procoracoid. 

4. Coracoid und Scapula, Das Coracoid ist bei alien Pici proximal 
stark verbreitert, besonders bei den Galbuliden und Bucconiden, um 
cine groBe Ansatzflache fiir den M. coraco-brachialis posterior zu 
schaffen. Am distalen Ende findet sich stets ein gut ausgebildetes 
Acrocoracoid, wahrend das nach dem Korperinnern anliegende Procora- 
coid bei den Piciden und Capitoniden gegeniiber der starken Ent- 
wicklung bei den Galbuliden und Bucconiden weitgehend reduziert cr- 
scheint. 

Die Scapula zeichnet sich bei den Piciden durch ihre Kiirze und 
Starke Kriimmung ihres distalen Endes gegenuber dem mehr oder weniger 
gleichmaBig gebogenen Verlauf bei den Capitoniden, Galbuliden und 
Bucconiden aus, wobei sich der Knochen bei den letzteren Familien 

29 


Archlv f. Naturgeschichte, N. F., Bd. 6, Heft 3. 


,444 Joaehim Steinbacfaer 

deutlich zuspitzt. Ein Acromion ist bei ' alien Pici in ungefalir gleicher 
Ausbildung vorbanden, ebenso der innere Fortsatz mit det Fossa 
gbnoidalis zur Aufnahme des Humeruskopfes. Mit dem Coracoid be- 
stebt eine Ligamentverbindung vom Acromion und vom inneren Scapula- 
fortsatz. 

5. Humerus. Fiir den Humerus der Piciden ist die starke Ab- 
knickung des Gelenkkopfes gegen die Humerusachse kennzeicbnend, 
die man allerdings aucb bei den Capitoniden in gleicbeir Weise findet. 
Die Galbuliden zeigen dagegen einen etwas gestreckteren Verlauf ihres 
Humeruskopfes und bei den Bucconiden ist der Winkel zwiscben der 
Langs- und der Knickachse noch erhebbcb kleiner, dazu nacb innen 
gedrebt erscbeinend (Abb. 9, 10). Der durcb die Streckung des Humerus- 
kopfes bedingten Verkleinerung der Ansatzflache fiir die bier inserieren- 
den Muskeln (M. pectoralis major; M. deltoideus major imd minor) 
wird durcb eine Auftreibung der lateralen Humeruskante (Crista 
lateralis) unterhalb des Tuberculum laterale begegnet, so daB das Ver- 
baltnis der groBten Breite zur groBten Lange des Humerus bei alien 
vier Familien der Pici ungefahr 1 : 3 ist. Die starke Abknickung des 
Gelenkkopfes hat die starke Entwicklung eines verknocberten Os 
humero-scapulare zur Folge, dessen funktionelle Bedeutung schon 
wiederholt ausfiihrlich, vor kurzem erst wieder von M. Sy (1936) er- 
lautert worden ist. Bei den Galbuliden und in besonderem MaBe aucb 
bei den Bucconiden finden wir deshalb nur ein sehr kleines knorpeliges 
Os humero-scapulare vor (Abb. 10). — In der weiteren Ausbildung des 
Humerus zeigen die untersuchten Familien der Pici keine wesentlicben 
Unterschiede, wenn man von der fortschreitenden „Ebiebnimg“ der 
jiuBeren und inneren Condylen des distalen Humerusendes von den 
Piciden iiber die Capitoniden zu den Galbuliden und Bucconiden ab- 
sehen will. 

6. Synsacrum. Das Becken der Piciden unterscheidet sicb von 
dem der Ca|ntoniden allgemein durcb den flacberen Verlauf seiner 
Seitenteile, woVon besonders die Pars glutaea betroffen wird, deren 
untere Rander dadurch weiter von der Crista transversa entfemt sind. 
AuBerdem tritt bei den Capitoniden der Proc. ischiadicus, die kaudale 
Fortsetzung des Margo externus, sehr viel deutlicher und in gleicher 
Hobe mit den ersten Beckenwirbeln beraus, wabrend er bei den Piciden 
erbeblicb unter diesen gelegen ist. ScbbeBlicb ist die Verbindung des 
binteren Ischiumfortsatzes mit dem Pubis bei den Piciden bedeutend 
scbmaler als bei den Capitoniden, wodurcb bei diesen die Ansatz- 
fl&cbe des M. iscbio-flexorius vergroBert wird. Der Proc. posterior 



Galbulidae und Bucconidae. 


446 


des Pubis ist bei beiden Familien weit nach kaudal und nach innen 
zu ausgezogen. 

Die entsprechenden Beckenpartien der Galbuliden bilden eine Art 
tJbergang zu den Verhaltnissen bei den Bucconiden. Im Aufbau nur 
wenig flacher als bei den Capitoniden, tritt die Crista transversa bei 
den Galbuliden schwiiclier hervor, besonders im hinteren Teile der 
Pars glutaea, deren Bander auch nicht so steil erscheinen. Am schwach 
absinkenden Margo externus wird der kaudale Proc. iscliiadicus nur 
angedeutet sichtbar. Dadurcli ist das Ischium im ganzen schmaler 
und sein hinterer Fortsatz zum Pubis lauft gestreckter und enger zum 
Verbindungspunkt, iiber den der Proc. posterior des Pubis verhaltnis- 
maBig wenig hinausragt. 

Bei den Bucconiden ist diese Entwicklung der Losung vom Capi- 
toniden- und damit Picidentypiis weiter fortgeschritten. Wie dort, 
aber in noch erheblich starkerem MaBe, erscheinen die Seitenteile des 
Beckens von dorsal und ventral zusammengedriickt. Infolgedessen sind 
weder eine Crista transversa mit einer konkaven Pars glutaea noch ein 
Margo externus mit einem Proc. isehiadicus deutlich ausgebildet. Das 
Ischium schickt einen langen schmalen Fortsatz zum Pubis, das nur 
wenig iiber den Verbindungspunkt dieser beiden Knochenteile ver- 
langert ist (Abb. 17). In den librigen Teilen des Beckens unterscheiden 
sich die vier betrachteten Familien nicht wesentlich voneinander. Am 
vorderen Foramen oblongum wird durch eine zusatzliche Verbindung 
des Pubis mit dem Ischium das Foramen obturatum abgetrennt, dem 
sich nach dorsal das ziemlich groBe Foramen ischiadiciim und nach 
vorn das Acetabulum, alle jeweils durch starke Knochenspangen von- 
einander getrennt, anschlieBt. Der Antitrochanter ist bei den Piciden 
und Capitoniden gut, bei den Galbuliden weniger und bei den Bucconiden 
kaum entwickelt. 

7. Femur. Das Femur der Piciden, Capitoniden, Galbuliden und 
Bucconiden bietet keine deutlichen Unterscheidungsmerkmale. Ledig- 
lich die autfallige Drehung des distalen Endes mit den beiden Condyli 
bei den Piciden, die besonders die Gelenkflache fiir die Fibula nach 
auBen kehrt, ware als funktionelle Anpassung an die Kletterhaltung 
(nach Stolpe 1932) zu erwahnen. Der Trochanter major ist durch- 
gehend ziemlich groB und vom Gelenkkopf des Femur nicht sehr scharf 
abgesetzt. Die Condyli externus und internus treten bei den Galbuliden 
und Bucconiden starker hervor als bei den Piciden und Capitoniden, 
wo die Gelenkflachen von Femur und Tibia flacher, da vornehmlich 
fiir Auswartsrotation eingerichtet, sind (s. o. M. Stolpe). 


29 * 



446 


Joachim Steinbacher 


Systematischer Vergleick. 

Bei einem Vergleich der Elemente des Schultergiirtels, Beckens und 
Bnistbeins der Piciden, Capitoniden, Galbuliden und Bucconiden er- 
gibt sich eine Reihe von Ausbildungsformen, die bffensichtlich nicht 
allein funktionsbedingt sind. Sie scheinen daher in gewissem Umfange 
stammesgeschichtlichen Ursprungs zu sein und fiir systematiscbe 
Zwecke verwendbar. 

Ira einzelnen ergeben sich folgende Gresichtspunkte. Die Ausbildung 
der Rippen lafit eine Abseitsstellung der Bucconiden trotz erheblicher 
Verschiedenheiten auch zwischen den Piciden, Capitoniden und Gal- 
buliden erkennen. 

Ira Bau des Sternum unterscheiden sich die Piciden und Capitoniden 
einerseits von den Galbuliden und Bucconiden; andererseits treten so- 
wohl bei den Capitoniden wie bei den Galbuliden Sonderbildungen auf. 

Das gleiche gilt fiir die Ausbildung der Claviculae bzw. Furcula, 
bei der wieder die Bucconiden als am weitesten abgewandelter Typ, d. h. 
am wenigsten spechtartig spezialisierter Typ, hervortreten. 

Auch das Coracoid, die Scapula raid der Humerus betonen in ihrer 
Feinstruktur die Trennung der Gruppe Pici in die miteinander nahe 
verwandten Familien der Piciden und Capitoniden sowie der Galbuliden 
raid Bucconiden. 

In der Formgebung des Beckens tritt diese Scheidung ebenfalls 
deutlich hervor. Dariiber hinaus verstarkt sie die Wahrscheinlichkeit 
einer tJbergangsstellung der Galbuliden von den Capitoniden zu den 
Bucconiden. 

II. Die Muskulatur. 

Bei Untersuchungen iiber die Muskulatur der Vogel wird man stets 
die Werke von Furbringer und Gadow als Grundlage eigener Er- 
kenntnisse zu Rate ziehen miissen, da sie die einzigen zusammen- 
fassenden Darstellungen auf diesem Gebiete sind. Eine gewaltige 
Menge anatomischer Einzelheiten wird in den beiden Werken unter 
dem Gesichtspunkt ihrer Verwendbarkeit fiir die Bystematik be- 
trachtet, wie es der Arbeitsrichtung jener Zeit entsprach. Vor Fur- 
BRINGER und Gadow batten schon andere Forscher, unter denen 
Gaeeod, Forbes, Alix, Nitzsch, Meckel und Quennerstedt die 
bedeutendsten sind, auf die Moglichkeit der Feststellung von Ver- 
wandtschaftsbeziehungen auf Grund der Muskelanatomie hinge wiesen, 
wahrend auf die funktionelle Deutung abweichender Verhaltnisse noch 
kein Gewicht gelegt wurde. Eine dahingehende Betrachtimgsweise 



Galbulidae und Bucconidae. 


447 


bahnte sich erst langsam an: Prechtl (1846) mit seinen umfassenden 
Untersuchungen iiber den Dug der Vogel stand lange Jahre in seiner 
Art einzig da. 

Die heute fast ausscblieBliche Anwendung dieser zweifellos moderne- 
ren Fragestellung auf dem Gebiete der Muskelanatomie erweckt leicht 
den Eindruck, als ob eine systematische Betrachtung in keinem Falle 
mebr notig ware. Die Verschiedenheiten der Muskelausbildung sind 
in den zablreich vorhandenen Systemen mehr oder weniger weitgehend 
ausgewertet; ihre Bedeutung fiir das Erkennen stammesgeschichtlicher 
Zusammenbange zwischen den einzelnen Vogelgruppen wird allgemein 
anerkannt, wenn auch im einzelnen abweichend beurteilt. So hielt 
Furbringer auf Grund seiner umfangreichen Untersuchungen iiber 
die Muskulatur von Schulter und Oberarm diese fiir systematische 
Zwecke besonders geeignet, wahrend Garrod und spater auch Gadow 
den Muskeln des Fufies den groBten systematischen Wert zuschrieben. 
Es soil hier nicht entschieden werden, wessen Standpunkt allgemein 
mehr Wahrscheinlichkeit besitzt. Das eine steht jedoch fest, daB die 
alleinige Anwendung des einen wie des anderen verfehlt ist und in ihrer 
ausgesprochenen Einseitigkeit nicht zum Ziele fiihren kann. Und sogar 
die Berucksichtigung beider Meinungen bewahrt ebensowenig vor fal- 
schen SchluBfolgerungen bei der Einordnung der Vogel in ein System, 
wenn andere taxonomische Merkmale unbeachtet bleiben, wie eine 
Beschrankung auf diese, ohne Heranziehung muskelanatomischer Er- 
kenntnisse, friiher oder spater zu Fehldeutungen fiihrt. 

Es ist daher selbstverstandlich, daB die systematische Stellung von 
Vogelgruppen als unbestimmt und vorlaufig angesehen werden muB, 
wenn weder Furbringer noch Gadow selbst Angehorige solcher Grup- 
pen untersuchen konnten und seither wenig mehr als gelegentliche 
Einzelheiten iiber ihre Muskulatur bekannt geworden ist. In solchen 
Fallen scheint mir die Berechtigung, ja, Notwendigkeit einer ana- 
tomisch-systematischen Betrachtung vor jeder anderen Fragestellung 
gegeben. Damit kniipfe ich an die allgemeine Einleitung der Arbeit an. 

Diese Voraussetzungen treffen weitgehend auf die Familien der 
Galbuliden und Bucconiden zu, von denen die letzteren muskelana- 
tomisch bisher noch gar nicht, die ersteren jedenfalls nur sehr liicken- 
haft untersucht werden konnten. 

Die nachfolgende Darstellung der funktionell wichtigen und nach 
alien Erfahrungen systematisch verwertbaren Muskeln von Schulter 
und Arm sowie Ober- und Unterschenkel der Bucconiden und Gal- 
buliden soil die angedeuteten Liicken unseres Wissens beseitigen helfen. 


m 


Joachim Steinbaoher 


Ak Ei^anzung fiige ich die in diesen Rahmen pasaenden Irgebnisae 
der Untersuchxmgen meines Vetters G. Steinbacheb (1935) fiber die 
Fufimuskulatur an. Bezfiglich der Funktion der einzelnen Muskeln 
und ihrer Abweichungen muBte ich mich auf wenige Bemerkungen 
beachranken und verweise zur genaueren Orientierung auf die aus- 
ffihrlichen Arbeiten von M. Stolpe (1932), M. Sy (1936) und G. Stein- 
bacheb (1935), die allerdings zum Teil sehr viel allgemeiner gehalten 
aind. 

Die Untersuchungsbefunde bei den Bucconiden und Galbuliden 
wurden mit denen der Capitoniden verglichen. Es iat dies ja eine 
Vogelgruppe, die den Piciden besondera nahesteht und deren Muakulatur 
aoweit bekannt iat, um bei einer Gegenfiberatellung der Muskel- 
systeme beider Familien diese engen Beziehungen deutUch hervor- 
treten zu sehen. Eine solche Gegenfiberatellung habe ich haufig 
vorgenommen und mich dabei insbesondere auf die monographiache 
Bearbeitung der Anpaaaungseracheinungen von Spechten durch W. H. 
Btot (1930) gestfitzt. Daneben bezog ich mich faat regelmafiig auf die 
Werke von Fubbbinoeb und Gadow. Auf diese Weise auchte ich einer- 
seita die muakelanatomiachen Abweichungen der Bucconiden und 
Galbuhden vom Picidentypus, andereraeita den Grad der Verwandt- 
achaft jeder dieser Familien zu den Capitoniden und damit zu den engeren 
Spechtverwandten featzustellen. 

Zur Unterauchung gelangten von den Capitoniden • die Gattungen 
Capita, Megalaema und Cyanops in je einem Exemplar (unter ge- 
legenthcher Zuhilfenahme von einigen weiteren), von Bucconiden die 
Gattungen Chelidoptera und Monasa in ebenfalla je einem Stfick und 
von den Galbuliden drei Exemplare der Gattung Galhula. In einigen 
Sonderfallen wuiden auch Vertreter anderer Familien und Ordnungen 
in das Bereich der Betrachtungen gezogen, so ein Rhamphastide, ein 
malayischer und ein palaarktischer Specht {Dinopium bzw. Drychates) 
und ein Coraciide. 

Im Text wurde durchweg aus Grfinden der Kfirze die Familien- 
bezeichnung durch den Namen der Gattung eraetzt, nach dem die 
betr. Familie benannt iat {Capita ffir Capitonidae; Bucca ffir Bucco- 
nidae; Oalbula ffir Galbulidae). Den Namen der einzelnen Muskeln 
(nach Gadow) wurden schlieBlich auch zur Erleichterung eines Ver- 
gleichs die Bezeichnungen beigegeben, die Bubt (1930) und Shufbldt 
<1900) in ihren Arbeiten anwenden. 

Abgebildet wurden jeweils immer die Verhaltnisse bei Bucconiden 
ala die am wenigsten bekannten Auabildungaformen, mit denen die der 



GalbuUdae und Bucconidae. 


449 


Capitonidon 6iiierseits und die d6r Galbuliden anderorseits leicht ver- 
glichen werden konnen. 


a) Muskulatur des Schultergiirtels und der vorderen 

Extremitat (Arm). 

(Hierzu die Abb. 9~14). 

Musculus cucullaris. 


Capitonidae. Ausdehnung und Starke des Muskels entsprechen im allge- 
meinen den Beschreibungen Gadows und Furbringkrs. Nur inseriert der 
Halsteil nicht, wie dort angegeben, an der dorsalen Clavicula, sondern an der 
Jigamentdsen Verbindung der Clavicula mit dem proximalen Cristaende (Liga- 
ment. sterno-claviculare). Ebenso 


ist die Pars propatagialis, die zum 
M. propatag. long, abgeht, bei 
den untersuchten Gattungen 
kaum noch muskulos zu nennen. 
Sie ist jedenfalls bei weitem nicht 
so stark, wie es Furbringer an- 
gibt; als feine Sehne verliert 
sie sich fast in der Haut. Der 
Ursprung liegt in der Gegend der 
Schulterfluren, wo diese sich vom 
Halsteil trennen. 

Bwconidae, In gleicher 
Weise wie bei Capito aus- 
gebildet, ist der propatagialis- 
Teil hier starker und noch 
sehniger. Er setzt beiderseits 
auf halber Claviculalange dort 
an, wo die breiten Unterfluren 
der Haut sich auf dem M. 
pector. major abzuzeichnen 
beginnen. Am Insertionspunkt 
erreicht der Muskelast seine 
groBte Dicke. Seine sehnige 
Struktur laBt ihn nur schwer 
in der Haut erkennen, bis er 



sich von ihr trennt und von 

j a 1 1. i-i Muskulatur von RUcken und Oberarm 

den bcnultertluren zum M. (Humerus), .sowle die Verbindung zum Schulter- 
. , i ‘i, blatt (Scapula). Oberste Lage. l)er M. deltoideus 

propatag. longus tritt. major ist abgesehnitten bzw. zuriickgebogen ge- 

n Tj 'fTT *.1 T • zeiC'hnet. Tuft. med. Tuberculum modiale humeri; 
vraloultdae. Weitgehendwie Tuberculum laterale humeri; Eciejnc, 

t • D ^ iiuOerer Fortsatz (Ectei)icondylus) des Humerus. 

Dei iSUCCO unci Vccpito in der — Bucco spec, VergrbOerung etwa 2 fach. 


450 


Joachim Steinbac^er 


Gtesamtausdehnung, gleicht die Ausbildung des Halsteiles der von 
Bucco bis in alle Einzelheiten. Die Insertionsstelle auf der Cla- 
viculamitte ist dadurch gekennzeichnet, daB hier auf der Haut die 
cbarakteristischen zweizeiligen Mittelfluren abgeben, wodurch die 
Ansatzpunkte der beiden Muskelaste nfther zusammenriicken als bei 
Bucco. Der propatagialis-Teil ist diinner als bei Bucco und ent- 
spricht dadurch mehr der Starke dieses Teiles bei Capito. Ursprung 
und Insertion wie dort allgemein. 


Musculus latissimus dorsi. 

Capitonidae. Nicht ganz den Angaben Furbringers entsprechend ge- 
funden. Im Gegensatz zu den Piciden ist hier ein vorderer und hinterer Teil 
vorhanden, die von den ersten und letzten Riickenwirbeln kommen und dicht 
nebeneinander bzw. auch libereinander zur Insertion am Ende des proximalen 
Humerusdrittels ziehen. Der vordere Teil ist nur wenig mehr als halb so stark 
wie der hintere, der an seinem Ursprung vom M. ilio-tib. int. tiberdeckt wird 
und unter diesem nur dunn fascienartig sich fortsetzt. Am Insertionspunkt 
geht der hintere Teil iiber den vorderen schrag hinweg, um sich iiber und direkt 
neben ihm anzuheften. 

Bucconidae. Hier verhalten sich die beiden Muskelteile insofern 
anders als bei Cajyito, als zwischen ihnen kein Kaum frei bleibt, sondern 
beide nebeneinander liegen. Bis auf eine deutliche Verjiingung am 
Insertionspunkt ist der vordere Teil genau so breit wie der hintere, 
jedoch erheblich diinner, oft wie eine Fascie wirkend. Beide Teile ent- 
springen gemeinsam, trennen sich aber sehr bald. An der verschiedenen 
Insertion erkennt man die doppelte Anlage des Muskels, dessen einer 
Teil eben nur aponeurotisch geworden ist. Die Insertion liegt am An- 
fang des zweiten Humerusdrittels ; ohne eigentliche Kreuzung iiber- 
deckt dabei wieder der hintere Teil den vorderen. Eine tlberlagerung 
durch den M. ilio-tib. int. findet infolge der Nebeneinanderlage nicht 
statt. 

Galbulidae. Ausbildung recht ahnlich der von Bucco. Die beiden 
Muskelteile laufen ohne Liicke nebeneinander her und sind etwa gleich 
breit. Doch ist der Unterschied in der Dicke nicht so bedeutend wie 
dort und eine Verbindung der beiden Teile auch am Ursprung nicht zu 
bemerken. Die Insertion geschieht in der gleichen Weise tmd auf der- 
selben Humerushohe wie bei Bucco. Die Bedingungen des Ursprungs 
Bind ebenfalls gegenuber Bucco unverandeit. 



Galbulidae und Bucconidae. 


451 


Musculus rhomboideus superficialis = trapezius, 

Gapitonidae, Wahrend Furbringer und Burt fiir die Piciden eine Insertion 
des Muskels auf gut dreiviertel der dorsalen Scapulaflache festgestellt haben 
und Furbringer dasselbe auch von Capita berichtet, fand ich die Ausdehnung 
der Anheftung auf die proximale H&lfte der eigentlichen Scapula ohne das 
Acromion beschrankt. Ebensowenig konnte ich ^ie Beobachtung der genannten 
Autoren von einer Spaltung des Muskels in einen kleineren kranialen und groBeren 
kaudalen Teil fiir Capita bestatigen ; die Andeutung einer solchen war bestenfalls 
am Ursprung zu bemerken, der sich von den letzten Hals- bis zu den ersten drei 
Riickenwirbeln erstreckt. An dieser Stelle liegt der M. lat. dors. ant. iiber dem 
Muskel. Die Insertion erfolgt als einheitlicher Muskel. Die Faserrichtung 
wechselt von proximal schwach bis distal stark aszendent. Der unterliegende 
M. rhomboid, prof, wird zum groBen Teil von diesem Muskel gedeckt. Infolge 
seines stark deszendenten Verlaufes eireicht er am Ursprung fast den oberen 
Rand des M. rhomboid, sup., an der Insertion jedoch nur dessen Mitte auf dem 
ersten Scapuladrittel. 

Bucconidae, Eine Spaltung des Muskels ist hier nicht durch einen 
Kifi, sondern nur durch verschiedene Starke angedeutet. Der kraniale 
Teil nimmt etwa ein Drittel der Breite des ganzen Muskels ein und ist 
wohl doppelt so dick wie der kaudR.Ie Abschnitt. Ursprung und In- 
sertion des Muskels erscheinen im Vergleich zu Capita hoher geriickt. 
Der Ursprung liegt an den Fortsatzen der letzten Halswirbel und des 
ersten oder der beiden ersten Riickenwirbel ; die Insertion nimmt nicht 
nur etwa zwei Drittel der Scapulaflache ein, sondern erstreckt sich 
auch auf das Acromion, wo der kraniale Rand des Muskels, eigenartig 
zusammengefaBt, sich sogar noch an der Clavicula ansetzt. Infolge der 
groBeren Ausdehnung iiberdeckt nicht nur, wie bei Capita, der vordere 
Teil des M. lat. dors, den Muskel, sondern auch etwas der hintere Teil. 
Die tJberlagerung des M. rhomboid, prof, und die Faserrichtung ent- 
sprechen denen von Capita, 

Galbulidae, Eine Muskelteilung ist hier in keiner Weise erkennbar. 
Der Ursprung geht von der letzten Hals- bis zu den ersten beiden 
Riickenwirbeln. Die Insertion nimmt wie bei Bucco etwa zwei Drittel 
der proximalen Scapulaflache ein, ohne wie dort noch iiber das Acromion 
hinauszugehen. Der as’^i^idente Faserverlauf wechselt wie bei Bucca 
nur wenig in dem Grade seiner Steilheit. Je nach der tJberdeckung 
dieses Muskels durch den M. lat. kirs. ant. ist die Dicke verschieden; 
der bedeckte Streifen erreicht nicht dl*^ Starke der freiliegenden Teile . 
Entsprechend gilt das auch von dem kaudale?>rEnde des Muskels, iiber 
den der M. lat. dors. post, lauft. Der M. rhombc2d. prof, beginnt mit 
seinem Ursprung an den Riickenwirbeln dort, wo der M. lat. dors. ant. 
diese mit seinem kaudalen Rande erreicht. 


Joachim Steinbacher 

MusiyhUm rhomboideus frofundus = rhomboidms posticoprofuTtdus et 

anticosyblimis. 

Capitonidae. Entgegen den Angaben Gadows und FitBBBiNOBRs konnte 
ich bier keine Teilungstendenz des Muskels beobachten. Der Ursprung liegt 
an alien Ruckenwirbeln und reicht kaudal liber dieselben hinaus, bis an die 
Auflersten Spitzen des Ilium. Kranial beginnt er unter der Anheftungsstelle 
des M. lat. dors. ant. Die Insertion geschieht auf den beiden kaudalen Scapula- 
dritteln, wobei der Faserverlauf zun&ohst deszendent ist, um an der Scapula- 
spitze zu stark aszendentem Streichen liberzugehen. Dadurch kommt hier eine 
eigenartige Rosettenbildung der Muskelfasern zustande, die nach Burt auch 
fiir die Piciden typiseh ist. 

Bucconidae. Auch hier ein einheitlicher Muskel mit der gleichen 
Ursprungsausdehnung wie bei Capito, Nur ist das infolge langerer 
Spitzenbildung kranialer geriickte Ilium in grolierer Lange Anheftungs- 
flache. Insertion wieder auf beiden kaudalen Scapuladritteln, mit 
durchgehend deszendentem Faserverlauf, der nur in der Steilheit 
wechselt, aber an der Scapulaspitze keine Rosette bildet, sondern 
hochstens waagerecht streicht. Die Entfernung zwischen Scapula und 
Ruckenwirbeln ist relativ kiirzer als bei Capito^ entsprechend auch der 
Muskel, der aber dafur die groBte Breitenausdehnung aller Specht- 
verwandten besitzt. 

Galbulidae. Der einheitliche Muskel zeigt hier eine rein deszendente 
Faserrichtung, auch am Scapulaende noch scharfer ausgepragt als bei 
Bucco, Damit steht dann die Beschrankung des Ursprungs auf die 
Wirbel und die nur spurweise Beriihrung der Iliumspitze in Zusammen- 
hang. Die Insertion nimmt die gleiche Scapulaflache ein wie bei Bucco, 
desgleichen der Ursprung nach kranial. 

Mmculus serratus frofundus = levator scapulae, 

Capitonidae. Der Mupkel entspringt mit zwei oder drei verschiedenen Blin- 
deln, die sich bald zu einem untrennbaren Ganzen vereinigen, von den Wirbel- 
fortsfttzen der beiden ersten Rippen und von der proximalen Halfte der er«»ten 
Thoracalrippe. Die Insertion nimmt das mittlere Drittel der Scapula auf deren 
kdrperw&rts gelegenen Fl&che ein und hier vomebmlick die Randpartien. 

Bucconidae, Hier ist dei: Muskel in'" seiner ganzen Ausdehnung in 
vier Biindel getrennt, die von den,3Virbelfortsatzen und der proximalen 
Halfte der beiden ersten Tlioracalrippen entspringen. Dabei ist das 
am weitesten kranial gekgene Biindel das starkste, das dann folgende 
das schwftchste. J>^:?r>Muskel ist im ganzen kiirzer als bei Capito, dafiir 
jedoch etw:as starker. Nabe der Insertion auf dem dritten Viertel der 
Scapulaunterseite kommen noch einige Fasern von der Mitte der dritten 



Galbulida« und Bucconidae. 


453 


Kippe hinzu. Die Insertion selbst geschieht fast einheitlich, doch sind 
die einzelnen Biindel des Muskels leicht zu trennen. Auffallend ist auch 
der sehr deszendente Faserverlauf gegeniiber Capita, 

GalbuUdae. Der Muskel entspringt mit drei oder vier Biindeln von 
den Wirbein und den proximalen Halften der beiden ersten Tboracal- 
rippen wie bei Bucco, Diese sind jedoch nnr schwer zu trennen und 
bei der Insertion zu einem einheitlichen Muskel verschmolzen. Wieder 
tritt eine Reihe von Fasern von der dritten Rippe zum Insertionspunkt, 
der sich iiber das reichliche zweite Drittel der Scapulaunterseite er** 
streckt. Die Lange des Muskels ist der von Capita ahnlicher als der 
von Bucca, walirend der stark deszendente Faserverlauf sich melir dem 
letzteren Typus nahert. 

Musculus serratus superficialis = tharacascapularis et serratus 
niagnus anticus, 

Capitonidae. Deutlich in zwei Teile geschieden, was nach Burt fiir die 
Piciden nicht der Fall ist. Entgegen den Angaben von Furbringer und Gadow 
entspringt der Vorderteil deutlich mit drei Kopfen von den distalen Halften und 
den Proc. uncinati der ersten drei Rippen. Von diesen Kopfen ist der kaudalste 
am breitesten, der kranialste am schwachsten. Sehr bald nach ihrem Ursprung 
vereinen sich alle zu einem kraftigen, weiin auch flachen Muskel, der zur In- 
sertion hin gegen Ende der ersten HaJfte des Scapularandes sich leicht verjiingt. 
— Der hintere Teil des Muskels ist erheblich breiter und starker als der vordere, 
wenn auch im ganzen flach. Er entspringt mit drei verschieden starken Zacken 
von den kaudalsten vier Rippen (was wohl Furbringer dazu veranlaBte, 
vier Ursprungszacken zu beschreiben), ist aber bei der Insertion am distalsten 
Viertel der Scapula ganz einheitlich. Um das Scapulaende greift das kau- 
dalste Muskelbiindel so weit herum, daB es mit der Scapula fast eine gerade 
fortlaufende Linie bildet, wahrend das kraniale Biindel nur schwach de- 
szendent verlauft. 

Buccanidae, Auch hier zwei Teile, die im Vergleich mit Capita 
schwacher und kiirzer wirken. Der Vorderteil entspringt deutlich mit 
einem breiten und einem weiteren sehr kleinen Kopf von den Enden 
der beiden ersten Rippen, die beide ziemlich transversal verlaufen 
gegeniiber dem deszendenten Streichen bei Capita, Wie dort ist die 
Insertion auf der Scapulamitte einheitlich. — Der hintere Teil zeigt 
die Dreiteilung des Ursprungs nur undeutlich; sie erstreckt sich nur 
auf die drei kaudalsten Rippenenden und deren Proc. uncinati, dabei 
von aszendenter iiber transversale zu leicht deszendenter Faserrichtung 
iibergehend. Kurz, flach und einheitlich inseriert dieser Muskelteil 
nur auf dem distalen Zehntel der Scapulaflache. 


464 


Joachim Steinbacher 


GaUmlidae. Beide Muskelteile nur wenig starker als bei Bucco. 
Vorderteil entspringt mit zwei deutlichen Zacken, von denen der kraniale 
halb so stark ist wie der kaudale, von den Enden der beiden ersten 
Rippen. Die Insertion erfolgt gemeinsam noch innerhalb der kranialen 
Scapulahalfte, doch ist die Trennung der beiden Zacken fast durch- 
gehend. Der Faserverlauf ist deszendenter als bei Bmcco, ahnlich 
Capito. — Der hintere Teil erscheint kaum breiter und starker als 
bei Biuxo, dock sind die drei Ursprungskopfe deutlicher zu erkennen, 
wenn sie auch bald wieder verschmelzen. Ursprung wie bei Bucco 
von den kaudalen drei Rippen, Insertion etwas groBeren Raum auf 
dem distalen Scapulaende eiftnehmend, wohl das letzte Achtel. Der 
Verlauf der Fasern steht zwischen dem von Capito und Bucco, also 
ziemlich aszendent beginnend und iiber transversal zu leicht deszen- 
denter Richtung wechselnd. 

Musculus scapulo-humeralis anterior — supraspinatus. 

Capitonidat. Der Muskel ist auf keinen Fall dreieckig, wie Gadow ausfiihrt, 
Bondern sieher nur bandartig und schmal. Er entspringt am Ende des ersten 
Scapuladrittels, dabei den kranialen Rand des M. seapulo-hum. post, noch 
iiberdeckend, mit dem er aber keine faserige Verbindung eingeht. Am Tuber- 
culum mediale vorbei geht dann der Muskel zur Insertion an der ventralen 
HumerusflSrche, dicht unterhalb des Humeruskopfes. Die Insertion selbst wird 
durch einen Teil des M. triceps verdeckt. 

Bucconidae. Hier verhiilt sich der Muskel so, als ob er nicht zu dem 
kaudal anschlieBenden M. scapulo-bum. post, gehort. Er ist auBerst 
schwach, drehrund und zieht stark deszendent von seinem Ursprung 
direkt unterhalb des Oapitulum scapulae zum Humeruskopf, unter dem 
er zwischen zwei Tricepskopfen inseriert. Der M. scapulo-hum. post. 
laBt einen kranialen Teil seiner Fasem getrennt von dem Hauptteil 
unter dem M. scapulo-hum. ant. hindurchziehen. 

GaUmlidae. Ursprung und Insertion dieses Muskels wie bei Bucco, 
doch ist die Faserrichtung nicht so deszendent und die Starke mehr 
der von Capito angenahert. Ebenso sind die Beziehungen zu dem 
unterliegenden M. scapulo-hum. post, am Ursprung deutlicher erkenn- 
bar als bei Bucco, da die Streichrichtung beider Muskeln auf ktirze 
Strecke die gleiche ist. Wieder geht ein allerdings kaum abgesetzter 
Eandteil des M. scapulo-bum. post, kranial unter dem M. scapulo-bum. 
ant. bindurch zur Insertion in der Gelenkkapsel. Der Insertionspunkt 
des letzteren Muskels am Humerus ist sowohl durcb diesen selbst, der 
starker gedrebt erscbeint als bei Capito und Bucco, als aucb durcb die 
Kopfe des M. triceps verdeckt. 



Galbulidae und Bucconidae. 


455 


Musculus scapulo-humeralis posterior = teres et infraspinatus. 


Capitonidae. Ber Ursprung dieses Muskels nimmt bei den Piciden nach Burt 
etwa zwei Drittel, bei Capita wohl drei Viertel der dorsaleii Scapulaflache ein, 
wobei das kraniale Viertel mit dem Acromion frei bleibt. Mit kurzer starker 
Sehne inseriert der kraftige Muskel an der Unterseite des Tuberculum mediale 
direkt neben einem Kopf des M. triceps. Infolge jder leichten Drehung des Hu- 
merus liegt die Insertion etwas ventral. 


Bucconidae. Hier sind die Ursprungsbezirke des kiirzeren und starker 
aszendent verlaufenden Muskels auf der Scapulaoberflache ausgedelmter 
als bei Capito, iiidern er etwa vier Fiinftel des kaudalen Endes einnimmt. 

Die Zusammenfassung der Fasern zur 
Sehne ist derart scliarf, daB eine solche 
kaum zu bemerken ist und der Muskel 
%capu%re sclieinbar muskulos am Humerus neben 


SC3PUI0^ 

hum. post. 



rhomboid. 

prof! 



Abb. 10. Muskulatur von Riicken, 
SoaiJiila und Humeruskopf . — Jiucco 
.spec. Tiefere Lage als Abb. 9. Der 
M. deltoideus minor ist abg(?bogen 
und abgeschnitten gezeichnet. Ver- 
groBerung etwa V/Jach. 


Abb. 11. Muskulatur dor Scapula. — 
Jiucco spec. Tiefste Lage, 
anschlieOend an Abb. 10. Die llippon 
als i:'rsprungsfliielien angedoutet. 
VergroBerung etwa I’/gfaeli. 


dem Kopf des M. triceps inseriert. Der Insertionspunkt liegt dorsaler 
als bei Capito, da der gauze Humerus nicht so stark ersclieint; er ist 
jedoch nicht sichtbar, weil das Os humero-scapulare ihn groBtenteils 
verdeckt. 

Galbulidae. Ursprung und Insertion unterscheiden sich kaum von 
den Verhaltnissen bei Bucco. Allein die Breitenausdehnung und Faser- 
richtung ist etwas der von Capito genahert. 

Muscuhis pectoralis fnajor. 

Capitonidae. Stark entwickelter Muskel, der das ganze Sternum, die Crista 
und das Ligamentum sterno-claviculare als Ursprungsflachen einnimmt. I)ie 
Insertion geschieht rein sehnig mit breiter kurzer Flache am Tuberculum 
laterale humeri, wobei der Humeruskopf nicht an seiner Dorsalseite erreicht 


456 Joachim Steinbacher 

•wird. Ein weiterer Insertionepunkt, den weder FtiEBRiNGBR noch Gadow 
erw&hnen, liegt am Acrocoracoid, neben den Insertionen der einen Sehne des 
M. biceps und des M. deltoid, major. Diese Anheftung beschreibt Burt erst- 
malig fiir die Piciden. 

Bucconidae. Der Muskel ist im ganzen starker und dicker, beson- 
ders infolge der groBeren Hohe der Crista. Die Ausdehnung des Ur- 
sprungs ist die gleiche wie bei Cafito; nach kranial erstreckt sie sich 
bier auf Furcula und Hypocleidium. Die Insertion am Tuberculum 
mediale ist enger zusammengezogen und hoher auf den Humeruskopf 
geriickt. Der Anheftungspunkt am Coracoid ist nicht vorhanden; jede 
Andeutung einer Sehne fehlt hier. 

Galiulidae. Ursprung in derselben Ausdehnung und Starke wie bei 
Bmcco, doch ist der Muskel hier nicht ganz so dick wie dort, weil die 
Crista niedriger ansetzt. Furcula und Lig. sterno-claviculare bilden wie 
bei Bucco im Gegensatz zu Capito weitere Anheftungsflachen mit groBerer 
Ausdehnung. Die Insertion am Tuberculum mediale liegt unter dem 
eigentlichen Humeruskopf wie bei Capito, ist jedoch ganz besonders 
dicht auf engem Kaum zusammengeriickt. Der Insertionepunkt am 
Coracoid ist nur schwach angedeutet, kaum sehnig ausgebildet. 


Musculus supracoracoideus = pectoralis secundus. 

Capilonidae. Entgegen den Angaben von Gadow ist die Begrenzung des 
Ursprungs dieses Muskels auf der Stemalplatte nicht durch eine divergierende, 
sondern eine konvergierende (zur Crista) erhabene Linie angedeutet. Sie reicht 
bis etwa zwei Drittel an der Cristalange herunter. Auf dem proximalen Ende 
des Coracoid, von dem der Muskel auch mit entspringt, ist eine Verbreiterung 
des runden Knoohens mit einer Rille und einem etwas erhdhten Rande vor- 
gebildet. Die Membrana sterno-coraco-clavicularis dient nur in geringem MaBe 
als Ursprungsfeld des Muskels. Die Insertion gleicht der, die Burt fur die Pi- 
ciden beschreibt, weitgehend. Eine starke Sehne, die anfangs noch von Muskel- 
fasern umgeben ist, lauft durch das Foramen triosseum an die ventrale Xante 
des Humeruskopf es, wo sie sich am Tuberculum laterale anheftet. Dicht daneben, 
etwas distal am Humerus, liegt die Hauptinsertionsstelle des M. pectoralis major. 

Bucconidae. Hier ist das Ursprungsfeld breiter und reicht auch 
langer, bis iiber drei Viertel der Cristalange, auf der Stemalplatte herab. 
Die konvergierende Linie ist jedoch nicht so stark erhaben ausgebildet 
und der ganze Muskel daher bedeutend diiimer als bei Capito, trotz 
hoherer Crista. Der Coracoidansatz mit seinem vorgebildeten Rande ist 
zwar breiter, reicht jedoch bei weitem nicht so hoch an dem Knochen 
hinauf wie bei Capito. Die Insertionssehne ist vor allem bemerkenswert 
schwach, Sie bildet sich schon auf der halben Coracoidlange aus und 



Galbulidae und Bucconidae. 


457 


geht ohne Muskelfaserbegleitung durch das Foramen triosseum zur 
Humeruskante. Vorher lauft sie in einer Rille iiber das Os bumero- 
scapulare und setzt sich dann ausgesprochen ventral, infolge der be- 
sonderen Ausbildung des Humeruskopfes anders als bei Capita, nicht 
ganz auf dem bochsten Humeruspunkt, neben der Insertion des M. 
deltoideus major und minor an. 



Abb. 12. Muskiilatiir iind Ausbildung des Sternum, der Furcula und des Coracoid. Dor 
M. pectoralis major ist abgoschnitten und zuruckgcbogen. Dadurcb tritt der ventrale 
Femurkopf mit dem M. biceps und dem M. coraco-brachialis ant. deutlich in Erscheinung. — 
Bucco spec. Vergroflerung etwa 2fach. 


Galbulidae. Die Ausdebnung des Ursprungs gleicbt sebr der von 
Bucco, in der Breiten- und Langenausbildung des vorgebildeten Stemal- 
feldes jedoch noch mehr als in der Starke des ganzen Muskels und der 
Umformung des Coracoidansatzes. Dieser ist zwar so breit gebaut wie 
bei Bucco, reicht aber viel hoher an dem runden Knochen hinauf. Dem- 
entsprechend ist der Muskel bier spitzer zulaufend und weiter aus- 
gedehnt in der Ursprungslange als bei Bucco. Die Insertion erfolgt mit 
starker Sebne iiber eine Rille des Os humero-scapulare auf dem bochsten 


458 


Joachim Steinbacher 


Punkte des Humeruskopfes, zwischen dem Tuberculum mediale und 
laterale, zwar ziemlich ventral, dock dorsal sichtbar, wie bei Capita. 

Musculus coraco-brachialis posterior — pectoralis tertius. 

Capitonidae. Der Muskel umgibt das Coracoid ziemlich vollstandig in seinen 
oberen Teilen, von den nach dem Kdrperinnern zugewandten Seiten herkommend 
nnd erst in der Mitte auf dem Knochen ventral sichtbar werdend. Er eiit- 
springt vornehmlich wie der M. supracoracoideus vom proximalen Drittel des 
Coracoid, aber von innen her, ist jedoch auch lateral stark befestigt, und Idst sich 
erst in der oberen Halfte des Knochens, nach vorn-ventral tretend, von ihm. 
Die Insertion erfolgt mit kraltiger Sehne am auBersten Punkte des Tuberculum 
mediale, wobei sie noch urn den Vorsprung herumlauft, da der eigentliche 
Ansatzpunkt dorsal -hinten liegt. 

Bucconidae, Im ganzen umgibt bier der Muskel den Knochen noch 
starker als bei Capito, Entsprechend der breiteren Ausdehnung des 
proximalen Coracoidansatzes ist der Ursprung auch breiter ; dazu reicht 
er aber noch iiber die Halfte der Coracoidlange nach distal, was eine 
Bedeckung dieses Knochens bis an den obersten Kopf zur Polge hat. 
Dafiir ist die Insertionssehne erheblich kiirzer und schwacher als bei 
Capito, setzt jedoch an dem gleichen Punkte wie dort an. Der Muskel 
erscheint im ganzen mehr lateral gelagert, wahrend er bei Capito be- 
vorzugt ventral — zum Korperinnern — angebracht ist. 

Galbulidae, Hier reicht der Ursprung des Muskels nicht so hoch 
hinauf und liegt weniger lateral als ventral wie bei Capito, Die Um- 
gebung des Coracoid ist entsprechend geringer, die Insertionssehne 
gleicht in Lange und Starke der von Capito. Sie heftet sich an dem 
gleichen Punkt des Tuberculum mediale an wie dort. Die Lagerung 
des Muskels ist im ganzen wieder ventraler als bei Bucco, 

Musculus coraco-brachialis anterior = coraco-humeralis. 

Capitonidae. Sehr &hnlich der Beschreibung Burts von den Piciden. Lang- 
lich und ziemlich schwach, entspringt der Muskel unterhalb der Insertion des 
M. biceps und M. pectoralis major am Acrocoracoid, lauft am Rande des letzteren 
entlang iiber das Ligamentum acrocoraco-humerale. Insertion muskulds, ohne 
Andeutung einer Sehne auf der ventral gerichteten Kopfflache des Humerus, 
wobei der Muskel etwas breiter wird und im ganzen eine leicht dreieckige Form 
annimmt. 

Bucconidae. Hier ist der Muskel wesentlich kraftiger ausgebildet, 
breiter und dicker. Er besitzt deutlich Dreiecksform mit festerer In- 
sertion und etwas sehnigem Ursprung. Dieser liegt wieder auf dem 
Coracoidkopf, dazu aber noch am Lig. acrocoraco-humerale. Der Rand 



Galbulidae und Bucconidae. 


459 


des M. pectoralis major liegt wieder dicht am kranialen Rande dieses 
Muskels. Infolge der abweichenden Formung des Humeruskopfes ist 
die Insertion im Vergleich zu Capita weiter nach dorsal geriickt und 
erstreckt sich iiber einen grofien Teil der Flache zwischen den beiden 
Tubercula des Humerus, von dort nach dem Ursprung spitz zulaufend. 
Ventral deckt z. T. der M, biceps diesen Muskel. 

Galbulidae. Im ganzen dem Typus von'Capito erheblich ahnlicher 
als dem von Bucco. Langlich und schwach, ist an dem Muskel eine 
Dreiecksform nicht einmal angedeutet ; er ist in Ursprung und Insertion 
kaum von Capita unterschieden. Lediglich eine schwache Faserverbin- 
dung zum Lig. acrocoraco-humerale und eine hbhere Lage des In- 
sertionspunktes erinnern an die Ausbildung des Muskels bei Bucca, wo 
er jedoch in ganz anderer Ausdehnung inseriert als hier. 

Musculus sterna-coracoideus — subclavius. 

Capitonidae. Ursprung und Insertion sind hier so, wie sie Burt fiir die Pi- 
ciden und Furbringbr fiir Capita angeben. Der Muskel ist allgemein vier- 
eckig, entspringt rein muskulos von den Proc. lat. anter. des Sternum bis zu 
der schon erwahnten erhabenen Linie der Sternalplatto und inseriert auf die 
gleiche Weise am proximalen Drittel des Coracoid, auf der nach hinten-dorsal 
gerichteten Flache. Eine leichte Faserverbindung mit dem M. coraco-brachialis 
poster, ist meist vorhanden. 

Bucconidae. Wenig Unterschiede zu den Verhaltnissen bei Capita, 
allgemein nur eine VergrdJ3erung der Ursprungs- und Insertionsflachen 
imd Ausdehnung derselben auf die umgebenden Rippen imd Sternum- 
teile, damit verbunden eine Starkezunahme des ganzen Muskels in 
beschrankten Grenzen. 

Galbulidae. Der Muskel gleicht in alien Einzelheiten der Ausbildung 
von Bucco, jedoch in der geringeren Starke dem Captio-Typ sich nahernd. 

Muscular subcoracoideus + subscapularis = coraco-brachialis et teres 
minor (Burt, Shufeldt); subcoracoscapularis (Furbringer). 

Capitonidae- Bucconidae-Galbulidae. Dieser Muskel, der tatsachlich 
aus zwei Teilen, die verschiedenen Ursprung haben, besteht, zeigt bei 
den drei Familien nur wenig Unterschiede, so daB er fiir alle gemeinsam 
betrachtet werden kann. Er entspringt von der oberen Halfte des 
Coracoidschaftes mit seiner einen, starkeren Portion und von der 
Ventral-, Dorsal- und Seitenflache der Scapula unterhalb des Acromion, 
hier z. T. verdeckt vom Rande des M. scapulo-humer. poster. Die 
Insertion geschieht mit schwachen Sehnen nebeneinander am Tuber- 


Archiv f. Naturgesohlohte, N. F„ Bd. 6, Heft 3. 


30 


460 


Joachim Stembacher 

cukm mediale, nicht, wie mitunter beliauptet wird, mit einer gemein- 
samen Sehne. Bei den Piciden zeigt der Muskel Neigung zur Atrophie, 
besonders der scapulare Teil. Das wirkt sich aucb bei den Capitoniden 
ans, wogegen bei den Bucconiden dieser Teil verhaltni8niS.fiig gut aus- 
gebildet ist. 

Muscul/us triceps == anconaeus, 

Capitonidae. Dieser Muskel verh&lt sich in Ursprung und Insertion, in St&rke 
und Ausdehnung sehr ahniich der Ausbildung, die Burt von den Piciden be- 
Bchreibt und Fubbringbr fur die von ihm untersuchten Capitoniden feststellte. 

Die drei Kdpfe verteilen sich auf zwei Hauptteile nach ihrer Lange, von denen 
der lange Teil einen Ursprungspunkt direkt unterhalb des Acromion besitzt und 
eine Insertionsstelle am Ectepicondylus ulnae, wahrend der kurze Teil auch der 
humerale genannt wird, da er im Gebiete des Humerus entspringt (mit den 
beiden restlichen Kdpfen) und dort aucb endet. 

Der Ursprung des humeralen Teiles beginnt unter dem Ansatz des Tuber- 
culum mediale und erstreckt sich iiber etwa zwei Drittel bis drei Viertel der 
ventral gelegenen Humerusseite. Die Insertion mit einer starken in Fleisch lie- 
genden Sehne, die iiber den Ellenbogen lauft, findet am Olecranon ulnae, 
gegeniiber dem Ectepicondylus humeri, statt. Benachbarte Emochenteile der 
Ulna und des Humerus dienen ebenfalls als Anheftungspunkte fiir wenige Fasern 
dieses Muskels. Am kranialen Ursprungsbeginn ist der Muskel geteilt zur Auf- 
nahme des M. scapulo-humer. anter., der bier inseriert. 

Bucconidae. Hier ist der lange Kopf breiter als bei Capita, besonders 
am proximalen Ursprung. Dieser erstreckt sicb auBer auf das Acromion 
aucb auf den oberen Clavicularand und ist dabei fleischig, dock mit 
untergelegter Sehne. Die Insertion geschieht mit langer diinner, dem 
Humerus fest aufliegender Sehne wie bei Capita am auBeren Ulna- 
condylus. — Der kurze Teil ist der Rundung und Kopfbildung des 
Humerus angepaBt, daher hier breiter am Ursprung und kraftiger, 
proximal wieder geteilt zur Aufnahme des M. scapulo-hum. ant. Der 
Teil kommt nicht nur von der Region unter dem Tuberculum mediale, 
sondern auch mit vom Os humero-scapulare. Ventral von ihm liegt 
in etwa der gleichen Starke der M. biceps. Nach dem distalen Humerus- 
ende, zum letzten Drittel wird der Teil sehr rasch diinn und schwach; 
er bildet schlieBlich nur noch einen sehnigen Muskelbelag an den lateral 
und ventral liegenden Humerusseiten. Die Insertion geschieht wie bei 
Capita am Olecranon, ist aber hier rein sehnig und etwas schwacher. 

Galbulidae, Der lange Kopf entspringt wie bei Capita allein vom 
Acromion der Scapula, ist sehnig imd stark und wird zum Ellenbogen 
hin etwas breiter. Die Insertion liegt wieder an dem auBeren Condylus 
des Humerus. — Der kurze Teil ist entsprechend der Formung des 



Oalbiilidae und Buccomdae. 


461 


Humeniskopfes durchgeliend sclimal, wird nicht wie bei Bucco plotzlich 
noch schmaler, sondem ganz allmahlich im distalen Humerusdrittel, 
mit starker Sehne am Olecranon inserierend. Der Ursprung gleicbt 
sonst in seiner Lage dem von Bucco, indem er ventraler und lateraler 
am Humerus sich hinzieht als bei Capito. 

Musculus biceps — biceps brachii. 

Capitonidae, Ausbildung sehr ahnlich der von Burt beschriebenen fiir die 
Piciden. Dem Namen entsprechend sind zwei Kopfe vorhanden, von denen der 
langere mit starker Sehne vom Acrocoracoid entspringt, der kiirzere mit 
schwacherer Sehne seitlioh vom Tuberculum mediale, um dieses von ventral nach 
dorsal herumlaufend, nahe der Insertion des M. scapulo-hnm. post. Die Insertion 
der beiden vereinigten Kopfe geschieht mit kraftiger Sehne an der Ulna, in 
einiger Entfernung vom Humerusansatz. Knrz bevor die Sehne des Muskels in 
den Muskeln der Hand verschwindet, geht eine schwache Abzweigung zum Radius 
ab. Der M. biceps ist im ganzen sehr stark; vom Ansatz des Humeruskopfes 
nach kranial wird er iiberwiegend sehnig. 

Bucconidxie. Ursprung imd Ausbildung des Muskels sind hier im 
ganzen ahnlich den Verhaltnissen bei Capita. Nur ist infolge der an- 
deren Form des Humeruskopfes der kiirzere Teil weniger um das Tuber- 
culum mediale gedreht als dort. Die Insertionssehnen sind auJBerdem 
hier gleich stark, etwas langer und nicht gerade, sondern ziemlich schrag 
zur Anheftung an Radius und Ulna laufend, auf die Gelenkkapsel zu. 
So findet die Insertion ganz in der Nahe der Condylen statt. 

Galbulidae. Ursprung und Ausbildung der beiden Kopfe wieder 
nicht wesentlich verschieden von denen von Capita, doch gleicht die 
Starke und Drehung auf dem Humeruskopf den Verhaltnissen bei 
Bucca. Auch die Insertionssehnen sind so lang und setzen in gleicher 
Weise wie dort an, ohne jedoch von dem fleischigen Muskelteil aus 
schrage Richtung einzunehmen. Eine Sehne inseriert an der Ulna, 
die andere am Gelenkkopf des Radius. 

Musculus deltaideus major = deltaideus. 

Capitonidae. Die Ausbildung des Muskels ist etwas anders als sie Gadow und 
Furbringbr sowie Burt von den Piciden beschreiben. Obwohl zwei KOpfe und 
verschiedene Endungen ausgebildet sind, ist der Muskel doch im ganzen sehr 
einheithch. Der Ursprung erstreckt sich auf Acromion, Os humero-scapulare, 
Clavicularand und weitere Teile der proximalen Scapula. Der kurze Kopf oft 
dazu noch am Tuberculum laterale, wo er am Rande des langen Kopfes, von ihm 
getrennt, herimter kommt. Allgemein entspringen die Muskelteile nicht, wie 
Burt von den Piciden berichtet, rein fleischig, sondern mit untergelegten Sehnen. 
Der lange Kopf liegt dem Humerus nur leicht auf und reicht, entgegen alien 

30 * 


462 


Joachim Steinbacher 


Angaben, bis iiber drei Viertel der Humerusl&nge herab. Insertion mit diinner 
Sehne am Ectepioondylus. Der kurze Kopf vereinigt sich noch auf der H6he 
der beiden Tubercula mit dem langen Kopf und reicht bis liber die Halfte des 
Oberarmknochens herab. 

Bucconidae. Beide Teile des Muskels sind hier noch fester mit- 
einander verwachsen als bei Cajdto, dazu in der Lange gleich und ohne 
Sehne am distalen Ende des Humerus. Der nicht von anderen Muskeln 
bedeckte Teil entspringt mit vier Sehnen unter seinen fleischigen Ansatz- 
fasern, und zwar auf dem Humeruskopf am Tuberculum laterale, auf 
dem Os humero-scapulare, auf dem Acromion nahe dem Clavicularand 
und am Scapulahalse. Der halb verdeckte Muskelteil kommt breit 
vom Clavicularand. Beide Kopfe laufen bis iiber die Halfte der Humerus- 
lange herab, wobei der unterliegende Teil den oberen nur wenig iiberragt. 

Galbulidae. Wie bei Bucco hier beide Kopfe fest verwachsen. Nur 
direkt am Ursprung lassen sich einzelne Teile erkennen, je nach der 
Lage unter oder auUerhalb bedeckender Muskeln. Der auBere Teil 
entspringt wieder vom Clavicularand und geht dann iiber den Humerus- 
kopf schrag herunter, der verdeckte Kopf entspringt mit drei Sehnen 
vom Scapulahals, dem Acromion und gemeinsam vom Os humero- 
scapulare und dem Lig. scapulo-claviculare. Ein fleischiger Ansatz- 
punkt befindet sich wieder auf dem Tuberculum laterale. Beide Muskel- 
teile laufen in gleicher Lange etwa iiber zwei Drittel der Humeruslange 
herab. — Die Unterschiede dieses Verhaltens zu dem von Capita sind 
demnach im ganzen etwas deutlicher als zu dem von Bucco, wenn 
auch die Gleichformigkeit der Ausbildung aller drei Typen bemerkens- 
wert ist. 


Mmculus deltoideus minor — scapulo-humeralis. 

Capitonidae. Schmaler und langestreckter Muskel, der vom Tuberculum 
mediale unterhalb der Insertion des M. pectoralis major kommend, iiber den 
ganzen Humeruskopf zur Claviculakante lauft, wo er mit kleiner Sehne ansetzt. 
Damit verhalt er sich wesentlich anders, als Buet fiir die Piciden beschreibt. 

Bucconidae. Hier ist der Muskel am Ursprung etwas breiter als am 
distalen Teil, damit deutUch von Capita unterschieden. Der Urspnmg 
erstreckt sich auf das Acrocoracoid und den Clavicularand, wahrend 
die Scapula mit dem Acromion weit entfernt und distal liegt. Die In- 
sertion ist info^e der Drehung des Humeruskopfes an den proximalen 
Rand geriickt und befindet sich fast auf dem hochsten Punkt zwischen 
Tuberculum med. und lat. 

Galbulidae. Besonders kurz und breit feusgebildet, etwa der Lange 
des Muskels h&\ Capita vom Rande des Tuberculum laterale aus ent- 



Galbulidae und Buccoiiida«. 


463 


sprechend. Hier fallt aber der Teil, der iiber den Humeruskopf lauft, 
fort, so daU die Insertion etwa oberhalb des Tuberculum laterale auf 
dem hochsten Humeruspunkte liegt. Damit ahnelt der Muskel dem 
von Bucco. Jedoch erstreckt sich hier der Ursprung auf das Acrocora- 
coid, das Lig. acrocoraco-acromiale (scapulare), den Clavicularand und 
mit wenigen Fasern auf das Acromion. 

Musculus brachialis inferior = brachialis anticus, 

Capitonidae, Bucconidae, Galbulidae, Dieser kleine trapezformige 
Muskel zeigt bei den drei Familien nur unwesentliche und schwer sicht- 
bare Verschiedenheiten. Er entspringt am distalen Ende des Humerus 
von der dem Unterarm zugewandten Seite und inseriert zwischen 
den Ursprungsteilen des M. flexor digit, profundus am proximalen Ende 
der Ulna. In seiner ganzen Lange fleischig bleibend, bildet er eine Art 
Angel zwischen Ober- und Unterarm und wirkt der Streckung des 
Unterarmes federnd entgegen. 

Musculus propatagialis longus et brevis — tensor patagii long, et brev. 

Capitonidae, Das Verhalten dieses Muskels entspricht vollkommen der 
Beschreibung Burts fiir die Piciden. Der Ursprung liegt auf der proximalsten 
Erhebung des Clavicularaiides, neben dem Ursprung des langen Kopfes des 
M. deltoid, major. Es sind nirgends zwei verschiedene Muskelteile zu unter- 
scheiden ; wahrend die Sehne des propat. long, zur Insertion am Radiusende 
und an der Hand lauft, reicht der Bauch des propat. brevis etwa iiber die halbe 
Lange des Humerus herab. Dann geht er in eine starke Sehne iiber, die sich 
dicht vor der Einsenkung in die Muskulatur des Unterarms, entsprechend den 
Angaben Gadows, teilt und an der Sehne des M. extensor metacarpi -radialis 
inseriert. 

Bucconidae. Erheblich schwacher ausgebildet als bei Capita. Mit 
seinem Muskelteil reicht er nicht iiber den Knick der Kopfbildung des 
Humerus nach lateral hinaus und ist hier etwa dreimal so lang wie 
breit. Der Ursprung liegt an den gleichen Punkten wie bei Capita. Der 
Longus-Teil ist mit dem brevis vollig verschmolzen und geht als feine 
Sehne von ihm zur Insertion. Die Sehne des Brevis-Teils spaltet sich 
am Beginn des letzten Drittels ihrer Lange zur Unterarmmuskulatur und 
beide Teile heften sich dicht nebeneinander auf der Sehne des M. extensor 
metacarpi radialis an. 

Galbulidae. Ursprung der Muskeln wieder wie bei Capita, die Starke 
steht zwischen der von Capita und Bucco, indem der Muskelbauch bis 
iiber die halbe proximale Lange des Humerus herabreicht und breiter 
erscheint als bei Bucco. Bald nach der Bildung des Muskelbauches 


Joachim Steinbacher 


464 

des Brevis-Teiles geht von ilim die diinne Sehne des Longus-Teiia ab 
zurHand. Die Insertion des brevis gescbieht wieder mit starker Sehne, 
die auf die Halfte ihrer Lange einen sehr schwachen Ast abspaltet und 
dann in gleicher Weise, wie bei Bucco beschrieben, an die Sehne des 
M. extens. metacarpi radial, geht. Die Spaltung ist jedoch nicht voll- 
kommen, was besonders an der Insertionsstelle deutlich wird. — Ferner 
besteht nicht, wie Gadow von Urogalba beschreibt, eine direkte Ver- 
bindung dieser Sehnen mit der Tibia und eine Abspaltung eines weiteren 
Sehnenteils zum Humerus hin. 

Musculus exfansor secundariorum. 

Dieser kleineMuskel, dessen Vorhandensein Fukbeinger und Gadow, 
letzterer nach Gabrod, bei alien Pid in Abrede stellen, obwohl Forbes 
ihn bei den Galbuliden als starke Sehne gefunden hatte, ist tatsachhch 
vorhanden, wenn auch in etwas anderer Form, als bei der Mehrzahl der 
Vogel. Burt beschreibt ihn von den Piciden als Ellenbogenmuskel, der 
am Ectepicondylus humeri entspringt und an drei Armschwmgen 
inseriert, ohne eine Beziehung zum M. triceps in Form einer Sehne, 
wie sie Furbringer bei vielen Arten land. Ich konnte diese Angaben 
an einem malayischen und mehreren palaarktischen Spechten {Dinopium 
bzw. Dryobates) bis ins einzelne bestatigen, ebenso an einem Rhampha- 
stiden. Bei den CoradMae, die ich zum Vergleich ebenfalls unter- 
suchte, lagen die Verhaltnisse so, wie sie Furbringer und Gadow 
als normal darstellen; es lauft dabei eine Sehne von der Schulterregion 
zum Ellenbogen, Um hier einige Muskelfasern abzugeben. 

Sowohl Capito wie Bucco und GaUmla besitzen einen wohlausgebil- 
deten M. expansor secundariorum, der dem von Burt fiir die Piciden 
mitgeteilten Verhalten in Ursprung und Insertion genau entspricht. 
Nach dem breit sehnigen Ursprung am Ectepicondylus geht eine feine 
Muskelfaser iiber den Humerusrand an die Basis dreier Armschwingen. 
Nach dem Sehnenteil ist eine Zweiteilimg der Muskelfasern leicht an- 
gedeutet, von der der distale Teil eine langere und die mittlere, der 
proximale Teil die schwachste und mittlere Schwinge bewegen. Am 
Ansatz des Muskels an die Federschafte geht eine sehr feine, kaum sicht- 
bare Sehne (bei Capito) in das Metapatagium ab nach der Schulter zu, 
wo sie sich bald verliert und dann nicht mehr an einem Endpunkt fest 
zustellen ist. Das scheint der letzte Rest der urspriinglichen Ausbildung 
des M. expansor secundariorum bzw. von dessen Sehne zu sein, die m 
der Richtung auf die Entwicklung zum Picidentypus verloren gegangen 
ist. Bei GaUmh und mehr noch bei Bucco kann namlich die in der 



Galbulidae und Bucconidae. 


465 


Flugliaut liegende etwas starkere Sehne deutlich weiter verfolgt werden 
als bei Cajyito, dock ist auch hier ihr Ursprung an einem Punkte der 
Schultermuskulatur nicht sicker zu entdecken, da sie zuletzt immer 
diinner und durcksicktiger wird und in der Haut versckwindet. 



Abb. 13. Muskeln cles Ober- und Untorarmee, oborste Lage, Dorsalansicht. — Bucco spec. 

VergrOflerung etwa 2fach. 


Musculus extensor rnetacarpi radialis = extensor metacarfi radial, long. 

Capitonidae. Es ist dies der am weitesten nach auBen am Unterarm liegende 
Muskel, der, wie auch Bukt von den Piciden berichtet, ziemlich stark ausge- 
bildet ist. Der Ursprung liegt mit zwei Sehnenteilen am Ectepicondylus humeri; 
sie werden jedoch, entgegen Gadows Angaben, als einheitlicher Muskel fleischig. 
Nach Zuriicklegung von drei Vierteln der Ulnalange lauft der Muskel in eine 
Starke Sehne aus, die auf dem Daumenhocker des Metacarpale I inseriert. 

Bucconidae. Bedeutend schwacher als bei Capito. Entspringt ein- 
fach mit diinner Sehne am Ectepicondylus, die etwas weiter distal je- 
doch wieder gespalten ist. Mit der Schlankheit des Muskelbauches ist 
auch ein Kiirzerwerden verbunden ; schon auf der halben Lange der 
Ulna geht der Muskel in eine lange diinne Sehne iiber, die auf dem hier 
besonders eigenartigen Daumenhocker des Metacarpale I inseriert. Die 


466 


Joachim Steinbacher 


knopfartige Ausbildung des Hookers, die schon in Sclaters Mono- 
graphie der Bucconiden und Galbuliden (1879/82) erwahnt wird, ver- 
starkt die Insertionsflache des M. extensor metacarpi radialis be- 
deutend, was funktionell sicher nicht zu erklaren ist, da ja der Muskel 
selbst im Vergleicb mit dem von Cafito und der Piciden reduziert er- 
scheint. Wir finden aber bei manchen Coradinae eine abnliche Ver- 
grofierung dieses Hockers, was entschieden fiir seine stammesgeschicht- 
liche Bedeutung spricht. 

Galbulidae. In der Starke liegt der Muskel zwischen Bueco und 
Cafito. Ursprung mit zwei Sehnenteilen, die jedoch sehr bald in- 
einander iibergehen. Der fleischige Teil des Muskels reicht bis iiber 
zwei Drittel der Ulnalange, um dann in eine starke Sehne iiberzugehen, 
die sich auf dem Daumenhocker des Metacarpale I anheftet. Dieser 
ist ahnlich eigentiimlich ausgebildet wie bei Bucco und wird ebenfalls 
in ScLATERS Monographie erwahnt. Bei Bucco ist jedoch die knopf- 
formige Verstarkung dieses Knochenzapfens relativ grofier als bei 
GaUmla. Uber die Bedeutung siehe oben. 

Musculus extensor digitorum communis, 

Capitonidae. Hier liegen die Verhaltnisse ahnlich wie bei den Kciden nach 
Burt. Doch reicht der Muskelbauoh vom Ursprung auf dem Ectepicondylus aus 
weiter nach distal zur Hand und erst nach zwei Dritteln der Unterarmlange 
geht der Muskel in eine Sehne uber. Die Insertion geschieht mit zwei Sehnen, 
die sich nach der Umlenkung im Handgelenk fiber eine Knochenrinne Widen. 
Beide Sehnen sind gleich stark ; sie gehen an die Basis des Daumens und an den 
Anfang der 1. Phalanx des 2. Fingers. 

Bucconidae. Ursprung und Insertion allgemein wie bei Cafito, 
nur ist die Ursprungssehne kurz und muskulos, der Muskelbauch reicht 
nur bis zur halben Lange des Unterarms und die Insertionssehne ist 
ebenfalls relativ diinner. Sie teilt sich am Handgelenk in der gleichen 
Weise wie bei Cafito; jedoch sind die Teile verschieden stark. Die 
Sehne zum 2. Finger ist etwa doppelt so stark wie die zur Daumenbasis. 

Galbulidae. Ursprungssehne muskulos wie bei Bucco, der Muskel- 
bauch reicht nur wenig fiber die halbe Unterarmlange hinaus. Die 
Insertion der beiden nahezu gleich starken Sehnenteile unterscheidet 
sich nicht von dem iiblichen Verhalten. 

Musculus erUeficondylo-radialis sublimis = fronaior brevis. 

Capitonidae. Dies ist der st&rkste Unterarmmuskel, der mit langer starker 
Sehne — Iftnger als sie Buet von den Piciden beschreibt — auf der Unterflfiche 
des inneren Condylus humeri entspringt und an der Innenflftche des Radius 



Galbulidae und Bucconidae. 


467 


auf funf Siebentel seiner Lange inseriert, nicht, wie bei den Bidden, nur auf dem 
mittleren Badiusdrittel. Der Muskel ist durch Fasern, besonders aber an der 
Ursprungssehne, fest mit dem M. entepicondylo-radialis prof, verbunden. 

Bucconidae. Der Muskel scheint bier relativ nocb starker aus- 
gebildet zu sein als bei Capita . Dagegen ist die Ursprungssehne selir kurz 
und wird gleich nach Beginn des Muskels am Oondylus fleischig. Die 
Insertion geschieht an den proximalen zwei Drittein des inneren Radius. 
Eine Verbindung irgendwelcher Art mit dem unterliegenden M. entepi- 
condylo-radialis prof, ist nicht festzustellen. 

Galbulidae. Die Ursprungssehne ist hier etwas langer als bei Bucco, 
doch gleicht der Muskel in Starke und Insertion ganz dem dort gefunde- 
iien Verhalten. Die den M. entepicondylo-radialis prof, bedeckende 
Ursprungssehne steht mit der Sehne dieses Muskel in leichter Ver- 
bindung, wie bei Capita, wo jedoch besonders auch Muskelfasern daran 
beteiligt sind. 


Musculus entepicondyla-radialis profundus =- pronator longus. 

Capitonidae, Die Ausbildung dieses Muskels stimmt mit der von Gadow 
und Burt fiir die Piciden angegebenen weitgehend tiberein. Der Ursprung 



liegt dicht neben dem des M. entepic.-rad. sublim., distal von dessen Sehne und 
in der gleichen Breite. Die Sehne ist kurz und wird sehr bald fleischig, trotzdem 
aber als Sehne zur Ulna weitergefiihrt, wahrend die dem Radius zugekehrte Seite 
aufgerauht erscheint, da hier die Verbindung mit dem M. entepic.-rad. sublim. 
getrennt wird. Entgegen Burts Angaben fiir die Piciden findet die Insertion 
aiif den beiden mittleren Vierteln des Radius statt. 


468 


Joachim Steinbaolier 


Bucconidae. Die Urspnmgssehne dieses Muskek fftllt fast mit der 
des M. entepic.-rad. sublim. zusammen. Die Insertion am Eadius ist 
kaum fleischig, sondern iiberwiegend sehnig, und zwar auf den mittleren 
drei Funfteln der Radiuslange, so dafi proximal und distal nur ein 
kleiner freier Raum bleibt. Der Muskel ist im ganzen etwas starker 
als bei Capita. 

Galhulidae. Hier kommt die TJrsprungssehne wie bei Capito etwas 
distal von der Sehne des M. entepic.-rad. sublim. vom Entepicondylus. 
Die Insertion nimmt nur das mittlere Drittel der Radiuslange ein, 
wobei jedoch distal etwas mebr freier Raum bleibt als proximal. An 
der Radiusflacbe ist der Ansatz iiberwiegend sehnig wie bei Bucco. 
Die Starke des Muskek gleicht mehr der von Capito. 

Musculus ectepicondylo-ulnaris — anconaeus. 

Gapitonidae. Wie Gadow ganz allgemein und Bust im besonderen fur 
die Piciden beschreiben, liegt der Ureprung des Muskels an, bier mehr unter 
dem Eotepicondylus. Die kurze Sehne geht bald in den Muskelbauch iiber, 
der sich auf zwei Dritteln der radius-zugewandten Ulnalange anheftet, nicht, 
^e bei den Piciden, auf der proximalen Halfte. Der Muskel ist nur schwach 
ausgebildet und liegt grfiBtenteils verdeckt. 

Bucconidae. Starker als bei Capito. Am Ursprung ist neben der 
Haupt- noch eine kleine Teikehne mit wenigen Fleischfasem zum M. 
flexor metacarpi ulnaris zu erkennen, wabrend eine Verbindung zum 
M. extensor digit, commun., von der Gadow spricht, nicht sichtbar 
wird. Die Insertion geschieht auf fast drei Funfteln der Ulnalange. 
Der Muskelbauch ist proximal am kraftigsten, lauft aber nach distal 
nicht so spitz zu wie bei Capito. 

Galhulidae. Dem Muskel bei Bucco sehr ahnlich, besonders auch 
in der Verteilung der starkeren und schwacheren Stellen. Jedoch ist hier 
keine zweite Teikehne am Ursprimg festzustellen und ebenso fehlt die 
Faserverbindrmg mit dem M. flexor metacarpi ulnaris. 

Musculus ectepicondylo-rqdialis = supimtor brevis. 

Gapitonidae. Entsprechend den Besohreibungen Gadows und Burts liegt 
der Ursprung des MUskels am Eotepicondylus dicht neben dem des M. extens. 
digt. comm, und des M. extens. metacarp, radial., wobei er am weitesten distal 
ansetzt. Die Ursprungssehne ist nur klein und rund, der Muskel diinn; er geht 
bald an den Badius zur Insertion, wo er, gegen die Angaben Gadows und 
Burts, auf drei Ftinfteln der Radiusl&nge spitz zulaufend ansetzt. 

Bucconidae. Ausbildung insofem anders, ak der groBeren Starke 
des Muskek eine auffallige Verkurzung entspricht. Insertion nur auf 



Galbulidae und Bucoonidae. 


469 


dem proximalen Radiusdrittel, wie Burt von den Piciden beschreibt ; 
die Ursprungssebne verbreitert sich sogleich und der Muskelbauch folgt 
ihr dann nach einer Seite bin in der Breitenausdehnung (etwa wie eine 
Messerklinge am Griff), urn wie bei Cafito spitz zuzulaufen. 

Galbulidae, In alien Einzelheiten Bucco sebr ahnlich, wenig dem 
Capi^o-Typ sich nahernd. 

Musculus flexor metacarfi ulnaris = flexor metacarpi radialis, 

Capitonidae, Starker einheitlicher Muskel, der als vierter Muskel vom 
Ectepicondylus mit kraftiger Sehne entspringt, dazu noch mit distal gerichteter 
gleich starker Sehne von der Ulna, wie Burt es von den Piciden und Gadow 
allgemein beschreibt. Eine weitere Sehne, von der kein Autor spricht, ist, vom 
IJlnarand kommend, deutlich zu unterscheiden ; sie ist aber gut von dem Muskel- 
bauch abgesetzt, zu dem sie zieht. Dieser bedeckt fast den ganzen M. ectepi- 
condylo-ulnaris und ist mit ihm am Ursprung durch sehnige Fasern verbunden. 
Die Insertion geschieht mit starker Sehne iiber das Handgelenk, wo sie nicht 
liber eine Rinne Itaft, sondern durch ein Band gehalten wird, am proximalen 
Ende des Metacarpale II. 

Bucconidae. Schwacher als bei Cafito, bei im ganzen gleicben Ver- 
haltnissen des Ursprungs und der Insertion. Jedoch kann der erstere 
deutlich an zwei Stellen beobachtet werden, auBer am Ectepicondylus 
mit einem Sehnenband an der Ulna, das nach distal breit zulauft. Die 
Sehne vom Ectepicondylus ist nur sehr schwach mit der Sehne des 
M. ectepic. -ulnar, in Verbindung, von dem sie Muskelfasern erhalt, um 
dann wieder breit sehnig werdend an der Ulna zu inserieren. Von diesem 
Punkte an lauft der Muskel spitz zu und inseriert in der gleichen Weise 
wie bei Capito, 

Galbulidae. In der Starke mehr Capito, in der Befestigung mehr 
Bucco zuneigend. Die Ulnasehne lauft wieder nach distal breit zu und die 
Sehne vom Ectepicondylus ist weit starker als bei Bucco. Sie ist wie 
bei Capito nicht nur durch Muskelfasern, sondern leicht sehnig mit dem 
M. ectepic.-ulnar. verbunden. Die weitere Insertion an der Ulna geschieht 
weniger spitz zulaufend als bei Bucco. 

Musculus extensor indicis longus. 

Capitonidae, Bucconidae, Galbulidae. Gadow beschreibt diesen 
Muskel als zweiteilig, wahrend ich ihn, wie auch Burt bei den Piciden, 
immer als einheitlich feststellte, ausgenommen vielleicht bei Bucco, wo 
eine weitere kleine Portion von der Mittelhand hinzuzukommen scheint. 
Der Ursprung ist etwas verschieden, bei Capito den Angaben Gadows 
entsprechend auf dem mittleren Radiusdrittel, wahrend Burt von nahezu 


470 


Joachim Steinbacher 


der ganzen Radiuslange spricht. Bei Bucco erstreckt sich der Ursprung 
auf die distale Halfte, bei Galhula wie bei Capito auf das mittlere Radius- 
drittel. Die Starke des Muskels ist bei Bucco am geringsten. Die In- 
sertion gleicht der Bescbreibung Burts; sie findet am Beginn der di- 
stalen Phalanx des 2. Fingers statt. Der zusatzliche Muskelteil von 
Bucco gibt eine feine Sehne zur Hauptsehne ab und bei Galhula ist die 
Teilung des Muskels durch eine kurze Aufspaltung der Sehne nahe der 
Insertion angedeutet.' 

Musculus extensor pollicis longus — extensor ossis metacarpi pollicis. 

Capitonidae, Bucconidae, Galhulidae. Auch hier beschreibt Gadow 
allgemein und Burt ebenfalls fur die Piciden zwei Ursprungskopfe 
dieses Muskels, die ich bei den drei Familien nicht finden konnte. Ver- 
schiedenheiten innerhalb derselben bestehen nach der Art des Ursprungs 
an Radius und Ulna. Bei Capito geschieht dieser am proximalen Viertel 
der beiden Unterarmknochen unter Auslassung des ulnaren Condylus. 
Eine starke Sehne lauft dann an der Ulna entlang zur Insertion am 
Metacarpale I, unter der Sehne des M. extensor metacarp.-radialis. — 
Bei Bucco ist eine Trennung wenigstens leicht angedeutet, indem der Ur- 
sprung des Muskels auf die beiden Condylen des Radius und der Ulna 
ausgedehnt wird; doch bleibt die Einheitlichkeit im ganzen gewahrt. 
Die Anheftung an den Unterarmknochen nimmt den gleichen Raum ein 
wie bei Capito, doch bleibt der Muskel zwischen Radius und Ulna im 
ganzen Raume fleischig bis zum Handgelenk. Hier ist wieder eine leichte 
Spaltung der Insertionssehne erkennbar, die jedoch nur voriibergehend 
ist. — Bei Galhula erstreckt sich die Anheftung des Muskels auf die 
beiden proximalen Unterarmknochen und die Insertionssehne zeigt 
kein Anzeichen einer Spaltungstendenz. 

Musculus flexor carpi ulnaris. 

Capitonidae, Bucconidae, Galhulidae. Dieser Muskel ist der starkste 
auf der dorsalen Ulnaflache; er kommt einheitlich mit kurzer starker 
Sehne vom Entepicondylus. Dicht an die Ulna geheftet lauft er zum 
Handgelenk, wo er so dicht zur Insertion an das Os carpi-ulnare 
(„Ulnare“) geht, dafi eine Sehne nicht mehr erkennbar ist. Kurz vor 
der Insertion umfafit ein geteilt vom distalen Radiusende kommendes 
Sehnenband, das am Metacarpale III inseriert, den Muskel. In seiner 
Urspnmgssehne konnte ich kein Sesambein entdecken, von dem Gadow 
berichtet. Parallel laufende Sehnen dienen als Beweger der Armschwin- 



Galbulidae und Bucconidae. 


471 


gen. Am distalen Ende geht eine Reihe Fasern von der Sehne dieses 
Muskels zu der Insertionssehne des M. flexor digit, profund. 

Musculus flexor digitorum profundus, 

Capitonidae, Bucconidae^ Galbulidae, Der Ursprung dieses Muskels 
erstreckt sich durchweg nicht, wie Burt fiir die Piciden feststellte, auf 
das proximale Drittel der Ulna, sondern auf die beiden proximalen 
Drittel dieses Knochens mit zwei ungleichen Kopfen. Diese sind aller- 
dings deutlich nur bei Capito als solche zu erkennen, wahrend sie bei 
Bucco und Galbula nur als leichter Einschnitt in den Muskelbauch er- 
sclieinen, zwischen deren Teilen der Ansatz das M. brachialis inferior 
sich befindet. Der Muskel ist am starksten bei Capito, am schwachsten 
bei Bucco ausgebildet und liegt genau in der Mitte der beiden Unterarm- 
knochen. Eine starke Sehne, die bei der schwachen Muskelentwicklung 
von Bucco schon friih angedeutet ist, lauft uber das Handgelenk, in- 
seriert an der distalen Phalanx des 2. Fingers. 

Musculus ulni-metacarpalis ventralis — flexor carpi ulnaris brevior, 

Capitonidae, Bucconidae, Galbulidae, Kleiner fleischiger Muskel, 
der am distalen Viertel der Ulna von deren dem Radius gegeniiber 
liegenden Flache entspringt, und zwar mit besonders kleinem Felde 
bei Bucco, mit groBtem bei Capito, jedoch dis taler als Burt es von den 
Piciden beschreibt. Die Insertion geschieht an dem Rande des Meta- 
carpus, nachdem die Sehne ventral iiber das Handgelenk gelaufen ist, 

b) Muskulatur der hinteren Extremitat. (Ober- und Unter- 

schenkel.) 

Hierzu die Abb. 15-18. 

Musculus ilio4ibialis internus = sartorius. 

Capitonidae, Ein in jeder Weise einheitlicher starker flacher Muskel, der 
breit fleischig von den Neuralfortsatzen der beiden letzten Riickenwirbel und 
vom Beginn des Ilium entspringt. Nach dieseii verschiedenen Insertionspunkteii 
1st der Muskel in verschieden dicke Portionen geteilt: die proximale liegt frei 
vor den iibrigen Femurmuskeln, ist im ganzen etwas dicker und breiter, zum 
Knie schmaler werdend, als die Portion, die allein vom Ilium herabkommt, 
Diese unterliegt dem M. ilio-tib. ant. und ist diiiiner und breiter, besonders in 

Gegend des Knie. So scharf der Muskel aber durch diese Uberdeckung ge- 
schieden ist, so wenig kann bei ihm von zwei Kopfen mit gemeinsamer Insertion 
gesprochen werden, wie es Gadow und Burt fur die Piciden tun. Denn nirgends 
ist von mir eine wirkliche Trennung der Fasern beobachtet worden. Die Inser- 


472 


Joaokim Steizibacher 


tion erfolgt iiberwiegend fleischig an der Patella und dem inneren Rande der 
Tibia. Plinige wenige diinne Fasern tS»u8clien leiobt eine Verbindung nut dem 
M. ilio-tib. ant. vor, besonders an dem Rande der Uberlagerungsstelle. Tat- 
s&chUch handelt es sich dabei aber lediglich urn eine Hautfasoie, die bier und 
da ‘mit einigen Muskelfasern beider Muskeln zusammenMngt. 

Buccmidae. Im ganzen etwas anders ausgebildet als bei Oapito, 
scbwacher und schmaler, besonders aber in dem unterliegenden Teil 
sebr diinn< Er entspringt von dem letzten Neuralfortsatz und dem 



proximalen Iliumrand; nacb den Ursprungspunkten unterscbeiden sicb 
die beiden Teile wieder durcb ihre Dicke. Die Scbmalbeit des Muskels 
fiihrt dazu, dab der ihn iiberdeckende Teil des M, ilio-tib. ant. ebenfalls 
nur von sehr geringer Breite ist. Die bautige Verbindung zwiscben dem 
letzteren Muskel und dem M. ilio-tib. intern, erscbeint bier starker und 
scbwerer losbar als bei Cajdto; die Insertion findet aUein an dem inneren 
Tibiarande statt. 

GaUmlidae. In der Starke mehr Cafito abnelnd ; dock erstreckt sicb der 
Ursprung wieder nur auf den letzten Riickenwirbel und das proximale 
Ende des Ilium. Im Gegensatz zu den Verbaltnissen bei Bucco reicbt 
bier der Ursprung des freiliegenden Muskelteils aber von dem Riicken- 
wirbel nocb ein Stiick auf das Iliumende biniiber. Der bintere, verdeckt 
liegende Teil des ganzen Muskels ist sebr scbmal und diiim, so dafi all der 
Trennungslinie eine deutlicbe Stufe sicbtbar wird. Die Verbindung mit 
dem iiberdeckenden M. ilio-tib. ant. gescbiebt in der gleicben Weise 



Galbulidae und Bucoonidae. 


473 


wie bei Capito, die Insertion fleischig nur an der Patella, mit wenigen 
sehnigen Fasern jedocb aucb vom Rande der Tibia. 

M^(sculus ilio-tibialis = ilio4ibiali$ anter,, medius, poster,^ tensor fasciae, 

glutaem primus, maximus. 

Gapitonidae, Der vordere Teil des Muskels entspringt von dem proximalen 
Ende des Ilium bis zum Acetabulum, zunachst breit sehnig, nach Uberschreiten 
des Iliumrandes dann stark fleischig werdend. Etwa mit halber Breite iiber- 
deckt er den M. ilio-tib. intern., wie dort erwahnt, was zu einer Trennungs- 
andeutung ftihrt. Diese ist bis zur Insertion durchgehend erkennbar und pr&gt 
sich auch in den Endsehnen aus, deren eine weit um die Patella herumgreift, 
wahrend die andere lateral ansetzt. — Zwischen dem vorderen und dem hin- 
teren Muskelteil liegt nur eine diinne Fascie, durch die der M. femori-tib. deut- 
lich wird, z. T. auch der M. ilio-fibuL, der vom hinteren Teil nur unvollstandig 
bedeckt wird. Dieser hintere Teil lauft erheblich schrager, als Gadow und 
Stolpe (1932) sowie Burt fur die Piciden angeben, von der distalen Iliumflache 
zur Patella, und inseriert dort mit starker Sehne neben denen des Fascienteiles 
und der vorderen Muskelpartie. Der kaudale Rand des hinteren Teils iiberdeckt 
sogar noch etwas den M. caud-ilio-flexorius. 

Bucconidae, Der Muskel entspringt mit dem vorderen Teil, dessen 
Aufspaltung wenigstens proximal angedeutet ist, gleichfalls vom Beginn 
des Ilium bis zum Acetabulum, doch im ganzen diinner und sehniger 
als bei Capito. Kurz vor der Insertion an der Tibiakante wird der 
vordere Teil vollkommen einheitlich. — Der hintere Teil geht in fast 
senkrechter Richtung neben dem Femur vom postacetabularen Ilium 
herunter, dabei den M. ilio-fibular. nur etwa in halber Breite iiberdeckend. 
Nach dem Femur zu umfaBt er in eigenartiger Weise den M. femori-tib. 
taschenartig mit seinem kranialen Rande, wahrend die Hauptmasse 
seiner Fasem iiber diesen Muskel zum distalen Femurende zieht. Dieses 
erreicht der immer schmaler und diinner werdende Muskel aber nicht, 
sondern die zwischen den beiden Teilen liegende Fascie (tensor fasciae) 
nimmt die Muskelmasse in sich auf und inseriert mir ihr gemeinsam, 
iiber die Patella ziehend, stark sehnig am Tibiarand. 

Galbulidae. Wie Gadow fiir einige Coccygomorphae (dabei auch die 
Gattung Galbula) andeutet, ist hier der Vorderteil nicht vorhanden 
und damit fehlt auch die Fascie zwischen den beiden Muskelteilen. 
Dafiir ist der einzig vorhandene Abschnitt ungewohnlich breit und stark 
entwickelt, ohne eine Spur von Trennungsmerkmalen zu zeigen. An 
seinem distalen Ende liegt er zum Teil iiber dem M. femori-tib. und ist 
mit diesem durch wenige Muskelfasern verbunden. Die Insertion erfolgt 
wieder an der Tibiakante iiber der Patella. — Nach kaudal schliefit 
sich demnach an den M. femori-tib. gleich der M. ilio-fibularis an. 



474 


Joachim Steinbacher 


Musculus femori-tibialis = extensor femoris et vastus internus, 

Capitonidae, Entgegen den ausfuhrlichen Beschreibungen von Gadow und 
Burt fiir die Verhaltnisee bei den Spechtverwandten ist der Muskel hier so aus- 
gebildet, wie es Shufbldt (1890) angibt, also durohaus passeriform. Der ganze 
Muskel bildet eine feste Einheit; er umgibt den Voider- AuBenteil des Femur 
mit seiner dicken Fleischmasse, mit der er z, T. sehnig unterhalb des Femur- 
kopfes entspringt. Weiter umfaBt er die Patella und inseriert mit starker Sehne 
gemeinsam mit der des M. ilio-tib. am Tibiarand. — Nach Abhebung dieses 

Muskels wild an der vorderen 
Femurkante ein schmaler feiner 
Muskel sichtbar, der von der 
ganzen Femurflache entspringt 
und mit diinner Sehne am inneren 
Condylus der Tibia inseriert. 
Diesen Muskel rechnet Gadow 
mit zum System des M. femori- 
tib., wabrend Burt und Shu- 
FELDT ihn als M. vastus internus 
fiir sich betrachten. Da er keiner- 
lei Verbindung zum M. femori- 
tib. besitzt, diirfte es sich wohl 
um einen besonderen Muskel 
handeln. 

Bucconidae. Neben dem 
M. vastus internus, der oben 
erwahnt ist, findet sich hier ein 
weiterer Muskelast vor, der an 
der Hinter-AuBenflache des Femur unter . dem Hauptteil liegt und als 
Mittelteil gedeutet werden kann. Ursprung und Insertion des Hauptteils 
unterscheiden sich von den Verhaltnissen bei Capita nur wenig. Der Mittel- 
teil zieht etwa an den distalen zwei Dritteln der hinteren Femurflache 
herab imd verbindet seine Insertionssehne mit der des Hauptteils. Der 
M. vastus intern, ist in der Form wie bei Capita ausgebildet; er liegt 
aber hier verdeckter, an der Innenseite des Femur, und kommt nur 
nahe der Insertion am inneren Tibiacondylus etwas weiter nach auBen. 

Galbulidae, Ausdehnung und Insertion des Hauptteils gleichen dem 
Verhalten des Muskels bei Bucco, Der M. ilio-fibul. liegt direkt benach- 
bart am kaudalen Rande. Der M. vastus intern, liegt ahnlich wie bei 
Capita vor dem Femur und ist im ganzen erheblich starker als bei Bucca. 
Ursprung und Insertion wechseln bei ihm nicht. Der Mittelteil des 
Muskels reicht an der hinteren Femurflache weiter nach proximal an 
dem Knochen hinauf , als es bei Bucca sichtbar wurde und ist im ganzen 
auch etwas starker als dort ausgebildet. 


Hio-trochanf ericas 


ilio-fibularis 



biceps- 

Schi. 


firoc.postpub. 
caud-iHo-flexorius 


tibki anficus 


Abb. 16. Muskulatur des Ober- und Unter- 
echenkels, tlefere Lage, Dorsalansicht. — Bucco 
spec, biceps ScM, Sehnenschllnge des Femur 
um den M. ilio-fibularis. VergroBerung etwa 
lV«tach. 



Galbulidae und Bucconidae. 


475 


Musculus ilio4rochantefici == glutaeus medius, minimus, quartus, 

Capitonidae, Nach den Angaben Gadows sind hier wie allgemein drei 
Teile des Muskels zu unterscheiden, die breit fleischig voni praaeetabiilaren 
Ilium entspringen. Der groBte Teil, Pars posterior, strahlt mit seinen Fasern 
vom Acetabulum aus in die Knochengrube, die das Ilium hier bildet (Pars 
glutaea ilii) und fiillt sie vollstandig. Die Insertipn findet auf deni Trochanter 
major start. Unter diesem Muskel liegen die beiden anderen Teile getrennt von- 
einander und vom Hauptteil. Pars anterior entspringt mit etwas kiirzeren 
Fasern als Pars posterior vom vorderen Rand des letzteren Teils in der Knochen- 
grube, Pars media schlieBt sich nach kaudal zu innen an und ist dabei wieder 
erheblich kiirzer und schwacher. Die beiden ersteren Teile inserieren an der 
AuBenflache des Trochanter major, unter der Sehne des groBen posterior- 
Kopfes. Dieser wird zum Teil noch vom M. ilio-tib. int. bedeckt. 

Bucconidae. Alle Miiskelteile sind hier schwacher als bei Capito, 
(la die Iliumgrube erheblich flacher ist und kaum vorspringende Rander 
besitzt. Der hintere Teil entspringt und inseriert sonst wie bei Capita. 
Dagegen unterliegt dieser Portion der Vorderteil nicht, sondern verlauft 
in gleicher Lange selbstandig an dessen vorderen Rand, ist bedeutend 
schmaler und diinner und inseriert an der AuBenseite dcs Trochanter, 
zwischen den XJrsprungssehnen des M. femori-tibialis. Der niittlere Teil 
gleicht dem vorderen in der Starke, ist jedoch nur halb so lang wie er. 
Sein Ursprung ist gleichfalls weiter an die AuBenkante des Ilium geriickt 
als bei Capita und seine Insertion liegt neben der des vorderen Teiles. 

Galbulidae. In alien Einzelheiten sehr ahnlich den Verhaltnissen 
bei Bucca, in der Tiefe der Iliumgrube und der Starke der drei Muskel- 
teile. Der vordere Teil ist etwas schlanker und besonders am Insertions- 
punkt deutlicher vom Rande des groBten Muskelteils abgetrennt, als 
wir es bei Bucca bemerken konnten. Der mittlere Teil erscheint dagegen 
ein wenig dicker als der doppelt so lange Vorderteil. Die Insertion 
beider Kopfe liegt noch auffalliger an der AuBenseite unter dem Femur- 
kopf, als es bei Bucca zu erkennen war. 

Musculus ilio-fibularis — biceps femoris. 

Capitonidae. Der Muskel ist hier viel schmaler, als ihn Burt fur die Piciden 
heschrieben hat, besonders aber am Ursprung, Er komrnt von etwa zwei Funfteln 
des postacetabularen Ilium, und zwar von dem Rande iiber dem Foramen 
isehiadicum, nach kranial und kaudal nur wenig dariiber hinaus ragend. Sehon 
sehr bald wird der Muskel schmaler, so daB die unter ihm verlaufenden Femur- 
muskeln sichtbar werden, um dann in das sog. Biceps -Band uberzugehen, 
das bei der Behandlung des M. gastrocnemius noch weiter verfolgt wird. 

Bucconidae. Trotz scheinbar ebenfalls geringer Ausdehnung des 
Ursprungsfeldes ist dieses aber deutlich breiter als bei Capita, da es etwa 

31 


Archiv f. Naturgeschichte, N. F., Bd. 6, Heft 3. 



476 


Joachim Steinbacher 


zwei Drittel der postacetabularen Iliumregioix iiber dem Foramen 
ischiadicum einnimmt. Die Entfernung zwischen Acetabulum und dem 
Iliumende ist hier allerdings kleiner als bei Capito, wodurch der Muskel 
iiaher an das Femur heranriickt. Seine Starke scheint dagegen eher 
geringer zu sein, die Zuspitzung und der weitere Verlauf mit Insertion 
entsprechen dem Verhalten bei Capito. 

Galbulidae. Ursprung und Insertion wie bei Bucco. Als Besonderheit, 
die sonst nirgends angedeutet war, ist hier eine Zweiteilung des ganzen 
Muskels der Lange nach zu beobachten. Der am Femur liegende Teil 
ist keilformig, am Ursprung fast so breit wie der kaudale, wahrend dieser 
nur sehr allmahlich schmaler wird. An ihrem distalen Ende sind beide 
Teile zu trermen. Die Insertion geschieht wieder mit dem Biceps-Band. 

Musculus catid-ilio-flexorius = semitendinosus. 

Capitonidae, Der Muskel hat wieder eine gr6Bere Ursprungsausdehming, als 
Burt fur die Piciden angibt. Er kommt von den kaudalen zwei Funfteln des 
lliumrandes. Dick und fleischig, wird er zur Tibia bin nur allmahlich diinner. 
Er gibt dann einen kraftigen accessorius-Ast und innerhalb des M. gastrocnemius 
eine diinne Sehne zur Tibia ab. Sonst tritt er mit keinenx anderen Muskel in 
Verbindung. Zwischen ihm und dem M. ilio-fibul. bleibt ein schmaler Raum frei. 

Bucconidae, Hier entspringt der Muskel nur von dem kaudalen 
Drittel oder Viertel des lliumrandes und lafit trotz seiner Schmalheit 
doch keinen Raum zum Ursprung des M. ilio-fibul. Er ist im ganzen 
schwacher und diinner und verjiingt sich kaum merklich, so dafi er an 
seinem distalen Ende so breit ist wie der rechtwinklig abgehende 
accessorius-Ast, Eine deutliche Sehne geht zum M. gastrocnemius, wo 
das Schicksal des Muskels weiter verfolgt werden soil. 

Galbulidae, Im ganzen starker und dicker erscheinend als bei Bucco, 
ist die Breite des Muskels doch kaum anders als dort. Auch die Nahe 
des M. ilio-fibul. und der weitere Verlauf des Muskels stimmt mit dem 
Verhalten bei Bucco iiberein. 

Musculus caud-iUo-femoralis = femorocaudalis, 

Capiionidae, Als fiir die Bewegung des Schwanzes bedeutsamer Muskel 
ist derselbe hier dicker und starker, als es Burt von den Piciden beschreibt, 
der auBerdem Ursprung und Insertion umkehrt. Der Muskel entspringt mit 
kleiner runder Sehne am Pygostyl, wird nur sehr allm&hlich fleischig und dicker 
und erreicht kurz vor der Insertion am Ende der proximalen Femurhalfte seine 
groBte Breite. Der Ansatz geschieht mit kurzer feiner Sehne an der latero- 
kaudalen Flache des Femur. 

Bi^cconidae. Ursprung mit langerer diinner Sehne am Mittelstiick 
des Pygostyls. Der Muskel wird dann breiter, bleibt aber auf seiner 



Galbulidae und Bucconidae. 


477 


gaMen Lange schwaclier, vor allem diinner als bei Capito. Er inseriert 
etwa an der gleichen Stelle des Femur wie dort, doch fleischig mit unter- 
gelegter breiter Sehne. 

Galbulidae, Der Muskel ahnelt mehr dem von Capito, da er wie 
dort entspringt und inseriert, Er ist sogar noch etwas dicker, bleibt 
dafiir aber stets schmaler als dort. Die Insertion liegt bemerkenswert 
lioher als bei Capita und Bucco, am Ende des proximalen Drittels am 
Femur. Sie geschieht mit nur wenig breiterer Sehne als bei Capita \ 
liber dieser liegen jedoch Muskelfasern, was wieder an die Insertion 
bei Bucca erinnert. 


Musculus ischia- fie xar ills — seminiembranasus, 

Capitonidae, Dies ist ein flacher schmaler Muskel, der besonders zur Inser- 
tion hin immer schwaclier wird und schlieBlieh in eine breite diinne Sehne iiber- 
geht. Er entspringt, genau wie Burt es fiir die Piciden beschreibt, vom distalen 



Abb. 17. Miiskiilatur des Ober- und I^ntcrschenkels, tiefste Lngc, Dorsalansicht. — 
liucco spec. Biceps Schl. ~ Sehiionsehliiige des Femur um den M. iliu-fibularis. Beuffungs- 
winkol des Un terse heiikels ziim Becken wie in Abb. 15; der Obersehenkel ist bier jedocb 
«b‘iler angesetzt und entspreehend verlaufen die Muskeln steiler. Die an die Gelenkpfanne 
des Acetabulum angnuizenden Teile des Synsacrum sind iiiir angedeutet. 

VergrdOerung etwa 2faeh. 


bnd lateralen Ischiumende, um dann schrag zur Tibia zu laufen. Sobald er 
deren Muskulatur erreicht, wird er fascienartig und inseriert in dieser Form 
bur wenig schmaler als am Ursprung, im proximalen Viertel der Tibia. Kurz 
vorher gibt er einige Fascienfasern an die mittlere Sehne des M. gastrocnemius 
hzw. die Sehne des M. caud-ilio-flex. ab. 


31 * 


478 


Joachim Steinbacher 


Bucconidae. Der Ursprung des Muskels ist hier eigenartig weit 
herabgeriickt, an das Pubis und den untersten Rand des Ischium. 
Sonst ist der Muskel etwas dicker, aber etwa um ein Drittel schmaler 
als bei Capita. Besonders zur Insertion an der Tibia verhalt sich die 
Fascie anders : iiber ein Viertel ihrer Breite wird an der Stelle der Ab- 
spaltung des accessorius-Astes an den M. caud-ilio-flex. abgegeben, 
wahrend der restliche Teil zum Tibiaknochen wie bei Capita weiterlauft. 

Galbulidae. Hier verhalt sich der Muskel im ganzen wie bei Bucca, 
nur liegt der Ursprung etwas hoher am Ischium als dort. Insertion 
und Verlauf unterscheiden sich nicht wesentlich von dem Verhalten 
bei Bucca. 


Musculus ischio-femoralis = abturatar externm. 

Capitonidae. Der starke und breite Muskel entspringt von einem groBen 
Teil des Ilium und Ischium, dabei das Foramen ischiadicum fast ganz, das 
Foramen oblongum in seiner proximalen Halfte iiberdeckend. Er lauft in eine 
kraftige Sehne aus, die auf dem Femurkopf neben und fiber der Insertion des 
M. femori-tibialis ansetzt. 

Buccanidae. Obwohl der Muskel hier schmaler und schwacher ist, 
bedeckt er infolge der anderen Konfiguration des Beckens das Foramen 
ischiadicum noch weitgehender als bei Capita und das Foramen ob- 
longum zu zwei Dritteln. Doch reicht der Ursprung distal nicht so 
weit auf der Ilium- und Ischiumflache und ebensowenig nicht bis auf 
den oberen Rand des Beckens. Die Insertion ist weiter an die Vorder- 
Aufienflache des Femurkopfes geriickt. 

Galbulidae. Hier ist die Tendenz des Muskels zum Schmalerwerden 
viel weiter fortgeschritten als bei Bucca. Die Verjiingung des Muskels 
zur Insertion hin ist nur geringfiigig, der distale Beginn des Ursprungs 
zwar mehr der Form des Muskels bei Capita ahnelnd, aber die beiden 
Foramina werden hier nur zu einem sehr kleinen Teil an ihren Randern 
bedeckt. Die Insertion ist wieder weit an die Vorderflache des Femur 
geriickt und geschieht mit breiterer Sehne als bei Bucca. Der Muskel 
erscheint im ganzen sehnig und ahnlich schwach muskulbs ausgebildet 
wie bei Bucca. 


Musouli accessarii abturatoris = gamellus. 

Capitonidae. Diese Muskeln sind viel mit dem eigentlichen M. obturator 
verwechselt worden, zu dem sie ja aucb in gewisser Weise gehfiren. Sie ent- 
springen beide vom Rande des Foramen obturatum, bedecken den Pubisrand 
zum Foramen obturatum und den Raum zum Foramen ischiadicum hin, um- 


Galbulidae und Bucconidae. 


479 


geben dann die Sehne des M. obturator und inserieren an der kaudalen Flache 
des Femurkopfes, stets fleischig bleibend und in schwacher Verbindung mit 
dem M. obturator. 

Bucconidae. Der nach unten liegende Teil der beiden Muskeln, 
der von dem Pubis kam, fehlt hier fast vollstandig. Dafiir ist die Faser- 
masse von der Flache zwischen den beiden Foramina ebenfalls nicht 
so betrachtlich wie bei Capita . Die Sehne des M. obturator wird daher 
nicht ganz von den Mm. accessorii umgeben, die auch mit dem dazu- 
gehorigen Muskel nicht in Verbindung stehen. Die Insertion liegt 
lateraler und proximaler als bei Capita auf dem Femurkopf. 

Galbulidae. Beide Muskelteile fast noch schwacher ausgebildet als 
bei Bucca, doch entspringcn die Fasern im Gegensatz zu den dort ge- 
fundenen Verhaltnissen allein von der Flache zwischen dem Foramen 
obturatum und dem Acetabulum. Auch sind sie mit den Muskelfasern 
der obturator- Sehne in fester Verbindung. Insertion genau wie bei 
Bucco. 


Miisculus puh-ischio-femoralis — adductor longus et wacjnus. 

Capit 07 iidae. Deutlich sind zwei Teile des Muskels zu unterseheiden, die etwa 
gleich breit, doeh verschieden stark sind, der kaudale Teil dicker als der vordere. 
Der Ursprung erstreckt sich nicht nur, wie Burt fur die Piciden beschreibt, 
liber die mittlere Pubisflache, sondern sehnig noch dariiber hinaus, iiber das 
Foramen oblongum an den Ischiumrand. Der hinter dem Femur zunachst 
liegende Teil inserieit an den mittleren zwei Fiinfteln des Oberschenkels, nach 
proximal weiteie zwei Funttel, nach distal ein Fiinftel des Knochens frei lassend. 
Der kaudale Muskelteil tritt mit dem M. gastrocnemius in nahe Verbindung: 
an der Stelle, wo dieser den M. accessorius trifft, gibt der M. pub-ischio-femoralis 
eine Sehne an ihn ab. Doch inseriert der Muskel dazu noch am distalen Femur > 
ende fleischig und ein Teil der Sehne zum M. gastrocnemius auf dem Tibiakopf. 

Bucconidae. Im Gegensatz zu Capita ist hier die Trennung der 
beiden Muskelteile nur an ihrem proximalen Teil angedeutet. Am 
Ursprung, der sich etwa auf die gleiche Flache erstreckt wie bei Capita, 
ist der angedeutete femurnahe Teil des Muskels aber liber zweimal 
so breit und stark wie der kaudale. Die Insertion des vorderen Teils 
am Femur ist dementsprechend ausgedehnter als bei Capita. Der 
kaudale Teil geht mit dem M. gastrocnemius nicht nur eine leicht 
sehnige, sondern sehr feste Faserverbindung ein. Der restliche Muskel 
inseriert rein fleischig zwischen den Condylen des Femur, sich all- 
mahlich verjiingend. 

Galbulidae. Wie bei Bucco sind hier wieder die beiden Muskelteile 
nur am Ursprung angedeutet, mit der gleichen Starkeverteilung wie 



480 


Joachim Steinbaoher 


dort. Der Ursprung ist aber viel weiter am Iscbiumrand ausgedehnt, 
fast die ganze Lange des Foramen oblongum iiberdeckend. Insertion 
und Verbindung mit dem M. gastrocnemius gleichen den Verhalt- 
nissen bei Bucco. 

Mmculus obturator = obturator mternus. 

Cafitonidae, Dies ist ein langgestreckler, schmaler, diinner Muskel, der 
unter der Membran des Foramen obturatum, von dessen Kanten und besonders 
von der inneren Ischiumflache entspringt. Fine doppelte Fiederung ist ange- 
deutet, besonders duch die lange Insertions sehne, die das Foramen, umgeben 
von den Mm. accessorii obturatoris, veilaBt, um an der Oberflache des Trochanter 
major femoris anzusetzen. 

Bucconidae, Der Muskel ist bier bedeutend schwacher nocli als 
bei Capito; von der starken Sehne gehen nur wenige Muskelfasern an 
die Umgebung des Foramen obturatum. Insertion wie bei Capito, 
Umfassung der Sehne durch die Mm. accessorii wie dort beschrieben. 

Galbulidae, In der Ausdehnung und Starke zwischen Capito und 
Bucco stehend, entspringt der Muskel deutlich auBer vom Ischium- 
rand auch von dem Pubis. Zur Insertion hin wird der Muskel breiter 
und heftet sich in gleicher Weise, wie bei Capito und Bucco beschrieben, 
am Femurkopf an. 


Musculus gastrocnemius. 

Capitonidae. Der auBere Kopf dieses Muskels ist doppelt so stark wie die 
beiden anderen Teile zusammen. Er entspringt am auBeren Femurcondylus 
mit kraftiger Sehne, die bald fleischig werdend, das zweigeteilte Biceps-Band 
des M. ilio-fibul. aufnimmt. Das Band entspringt etwas proximal von der Sehne 
des auBeren gastrocnemius -Kopfes am Femur. Die nach dem Knochen zu 
gelegene Sehne dieses Kopfes nimmt zu Beginn des distalen Viertels des Tibio- 
tarsus die Sehne des mittleren gastrocnemius-Kopfes auf; sie teilt sich aber 
sofort wieder zum Ansatz am accessorius des M. caud-ilio-flexor. und zum Ur- 
sprung des accessorius am Femur, so daB dieser iiberwiegend sehnig ausgebildete 
Kopf also fleischig entspringt. — Der Tibiakopf des Muskels entspringt fleischig 
in schmaler Ausdehnung von dem inneren Kopf und proximalen Rande des 
Tibiotarsus. Er inseriert mit flacher Sehne an der Sehne des starksten (auBeren) 
gastrocnemius-Kopfes, gleich nachdem diese die Sehne des mittleren Kopfes 
aufgenommen hat. Dieser innere Tibiateil iiberlagert das distale Ende des 
M. caud-ilio-flexorius, der sich unter ihm nur sehnig fortsetzt und so am Tibio- 
tarsus inseriert. Damit steht meino Beobachtung im Gegensatz zu der An- 
gabe Gadows, der bei den Pici und Coccygomorphae (darunter Galhula) dazu 
noch eine Insertion innerhalb der Sehnen des M. gastrocnemius feststellte. — 
Im ganzen bestehen in der Ausbildung alier dieser Muskelteile kaum bedeutende 
Unterschiede zu dem, was Burt dariiber von den Piciden schreibt. Die Inser- 



Galbulidae und Bucconidae. 


481 


tion des ganzen Muskels mit einer starken Sehne findet am proximalen Tarso- 
metatarsus statt. 

Bucconidae. Hier ist der Muskel ahnlich angelegt wie bei Ca/pito, 
doch treten die Unterschiede in der Starke der einzelnen Teile nicht 
so hervor und besonders ist der auBere Kopf weniger kaftig ausgebildet 
als dort. Das Biceps-Band gleicht in Form und Befestigung nahezu 
dem von Capita, ebenso der Ursprung und die Insertion des AuBen- 
kopfes. Der mittlere Kopf ist zwar auch wie dort angelegt, aber der 
accessorius verlauft in anderer Weise. Er geht sichtbar selbstandig 
vom M. caud-ilio-flex. im recliten Winkel zum Femur, wahrend der 
M. caud-ilio-flex. sehnig weiter zur Insertion an der Tibia fortlauft. 
An der gleiclien Stelle trifft ein breites Selmenband des M. ischio- 
flexorius auf die sehnige Fortsetzung des M. caud-ilio-flex. — Der 
dritte, der Tibiakopf des M. gastrocnemius zeigt in Ursprung und In- 
sertion keine Unterschiede zu Capito. 

Galbulidae. Der Muskel ist hier wieder im ganzen nicht so kniftig 
wie bei Capito, doch zeichnet sich wie dort besonders der proxirnale 
Teil durch stets stiirkeren Umfang aus. Das Biceps-Band bewahrt 
neben der gastrocnemius-Sehne noch einige Selbstandigkeit, so daB 
nur ein Teil derselben mit ihm zusammenfallt, der andere aber direkt 
unter ihm am Femur inseriert. Der mittlere gastrocnemius-Kopf ist 
besonders eigenartig gebaut. Der M. caud-ilio-flex., der wie gewohn- 
lich mit breiter Sehne zur Tibia zieht, gibt an seinem distalen Ende 
Muskelfasern schrag zum Femur ab, die dazii noch in Verbindung mit 
dem hinter ihm laufenden accessorius-Teil des mittleren gastrocnemius- 
Kopfes stehen. Demnach mochte man eher diese Fleischfasern als 
accessorius bezeichnen als den gastrocnemius-Teil, der allgemein da- 
fiir angesehen wird, obwohl er keine direkte fleischige, sondern nur 
sehnige Verbindung mit dem M. caud-ilio-flex. hat. — Der innere 
gastrocnemius-Kopf gleicht in seiner ganzen Ausbildung und Insertion 
dem von Bucco. 


Muscidus tibialis anticus. 

Capitonidae. Wie Gadow allgemein angibt und Burt auch fiir die Pieiden 
feststellte, entspringt dieser Muskel mit zwei Teilen. Der starkere kommt 
fleischig von der Crista tibiae, der schwachere sehnig vom auBeren Femurrand. 
Beide Teile vereinen sich, wie nach Burt auch bei den 8pechten zu beobachten 
ist, erst in ihrem distalen Drittel, um mit gemeinsamer starker Sehne durch das 
Ligamentum transversum zu ziehen. Die Insertion findet sich am proximalen 
Ende des Tarsometa tarsus. — Oft ist eine noch leicht tre unbare Faserverbindung 
der beiden Teile schon erheblich proximal am Ti biotarsus festzustellen. 


482 


Joachim Steinbacher 


Buccqnidae. Im ganzen schwacher als Tbei Capita, Im Gegensatz 
zu den dortigen Verhaltnissen ist aber der kleinere Teil ziemlich stark^ 
etwa halb so stark wie der groBe. Er hat eine eigene Sehne, die zur 
Hauptsehne wird und mit der des groBen Teils unverbunden durch das 
Ligamentum transversum lauft. Der starke Teil ist mit dem schwa- 
cheren kaum in Verbindung, dagegen mit dem unter ihm liegenden 
M. extensor digit, communis. Ursprung und Insertion wie bei Capita 
Galbulidae. Die Unterschiede zwischen dem kleinen und dem grofien 
Teil sind hier wieder so scharf ausgepragt wie bei Capita, Ebenso ist 
die Verbindung der beiden Portionen deutlicher im distalen Teil er- 
kennbar als bei Bxicca, besonders aber kurz vor dem Ligamentum 
transversum. Sonst verhalt sich der Muskel bis auf eine mehr Bxicca 
ahnelnde Starke wie der von Capita, 

Musculus peraneus superficialis == peroneus langus, 

Capiionidoe, Gadow, Beddard und Shufeldt beschreiben diesen Muskel 
ganz abweichend von den VerhMtnissen, wie sie Burt fiir die Piciden und ich 
hier bei den Capitoniden fand. Im ganzen so schwach, wie Burt angibt, ist 
der Muskel hier flach und kurz, wird lateral von dem doppelt so groBen M. flex* 
perforans et perforatus III fast bedeckt und ist mit ihm in sehniger Verbindung. 
Er entspringt mit auBerst diinner Sehne am distalen Ende des auBeren Tibia- 
randes, neben der Sehne des M. flexor perf. et perfor. III. Erst auf zwei Drittel 
der Tibialange wird er fleischig, lauft nahe dem Intertarsalgelenk spitz zu und 
bildet eine sofort sich spaltende kurze Sehne. Der schwachere Ast derselben 
heftet sich hinten seitlich am Gelenk mit feinen sehnigen Fasern und Ligamenten 
an. Der starkere Ast geht lateral iiber das Gelenk und verbindet sich mit der 
Sehne des M. flexor |>erf. et perfor. Ill auf halber Ltoge des Tarsometatarsus. 
t)ber die Endinsertion derselben siehe weiter unten. 

Bxiccanidae, Der Ursprung des Muskels mit gleichfalls dunner Sehne 
wie bei Capito, zwischen dem M. tibialis anticus und dem M. flex. perf. 
et perfor. III. Der Muskelbauch ist starker, aber auch kiirzer als bei 
Capito, Er beginnt am zweiten proximalen Drittel und endet am Be- 
ginn des distalen Drittels der Tibiotarsuslange. Von dort geht eine 
lange ungeteilte Sehne zum Gelenk, die, ahnlich wie bei Capita, sehnig 
und ligamentos am Gelenk befestigt ist, um dann in etwas veranderter 
Richtung und in Verbindung mit der Sehne des M. flex. perf. et perfor.III 
wie bei Capita zu inserieren. 

Galbulidae. Hier konnte ich keine Spur eines Muskels entdecken, 
keine Ursprungssehne und keine Anheftung am Gelenk, wie auch der 
M. flex. perf. et perfor. Ill allein am Tarsometatarsus entlang lauft. 
Unzweifelhaft liegt hier Atrophic vor. 


Galbulidae und Biicconidae. 


483 


Musculus peroneus profundus == tibialis posticus, 

Capiionidae, Gegeniiber der Ausbildung bei den Piciden hier ziemlich 
schwach und schmal. Der Muskel entspringt am groBeren Teil des distalen 
Tibiotarsus und heftet sich mit kraftiger Sehne iiber das Ligament, transvers. 
laufend, am distalsten Ende des Tarsometatarsus an. 

Bucconidae. Dem dickeren Muskelbaiich des M. peroneus super- 
ficialis entspricht hier ein diinnerer, sehr schmaler und fast drehrunder 
peroneus profundus. Er liegt dem Tibiotarsus fest an und lauft infolge 
des gestreckteren Zuges des Lig. transvers. in einiger Entfernung an 
diesem voriiber zur Insertion. 

Galbulidae, Trotz des fehlenden M. peroneus superfic. entspricht 
hier die Starke des Muskels der von Bucco. Ursprung und Insertion 
gleichfalls kauin unterschieden. Nur riickt die Sehne infolge anderer 
Lage des Lig. transvers. diesem wieder naher an das Intertarsalgelenk. 

Die Anatomie der Zehenmuskeln, die, am Oberschenkel, Unter- 
schenkel und Lauf entspringend, allein der Bewegung der Zehen dienen, 
ist von G. Steinbacher bei alien Vogeln mit Riickzehen und Wende- 
zehen eingehend untersucht worden. Besonderer Wert wurde dabei 
auf die Eeststellung der Verschiedenheiten gelegt, die funktionell er~ 
klart werden konnen. Wo eine solche Deutung nicht moglich schien, 
trat eine stammesgeschichtliche Erklarung an ihre Stelle, auf Grund 
derer der systematische Wert der Differenzen zwischen den einzelnen 
FuBtypen erlautert wurde. 

Da in diesem Zusammenhang auch die Verhaltnisse bei Capitoniden, 
Bucconiden und Galbuliden aiisflilirlich besprochen sind, kann ich von 
einer genaueren Darstellung dieses Teiles der FuBmuskulatur bei den 
geiiannten drei Vogelgruppen absehen und im einzelnen auf die er> 
wahnte Arbeit meines Vetters verweisen. Ich entnehme ihr lediglich 
einige Hauptpunkte als Erganzung meiner eigenen Befunde. 

Der starkeren Entwicklung der den M. extensor digit, commun. bedeckenden 
M. tibial. antic, und M. peroneus superfic. entsprechend, ist dieser Muskel bei 
Gapito gegeniiber dem Verhalten bei Bucco und Galbula flach und breit, proximal 
in den Tibiotarsus eingesenkt, so daB die Crista tibiae ihn iiberragt. Wo diese 
am Lauf aufhort, lost sich der Muskel von seiner Ursprungsflache und geht, 
schmal geworden, unter dem M. tibial. antic, durch das Lig. transvers. Bei 
Bucco und Galbula ist der Muskel im ganzen rundlicher; er wird nicht von den 
Randern des Tibiotarsus eingefaBt und erscheint dadurch schwacher als bei 
Capita, was aber nicht zutrifft. Eine Vertiefung im proximalen Laufteil ist hier 
kaum angedeutet. Bei alien drei Familien verlauft seine Sehne liber die Dorsal - 
seite des Laufes und spaltet sich distal in drei Sehnen, die dorsal an den End- 
phalangen der 2., 3. und 4. Zehe ansetzen, dazu auch noch mit den anderen 


484 


Joachim Steinbacher 


Phalangen verbunden sein kdnnen. „Die Sehne fiir die Ruckzehe verl&uft 
nach ihrer Trennung von dem Ast fiir die 3. Zehe eine kurze Strecke neben 
diesem her, zieht wie bei den Picidae durch eine Schlinge elastischen Binde- 
gewebes hindurch und biegt nach lateral und ventral um. Sie verlftuft proximal 
iiber den eigentlichen Condylus, tritt auf die Dorsalseite der Grundphalanx 
liber und setzt dorsal an der Endphalanx an. Sie streckt die Buckzehe.“ Im 
Gegensatz zu alien anderen V5geln besitzt der M. flexor perforans bei den 
Pici nur eine Sehne, die an der Endphalanx der 3. Zehe inseriert. „Der M. flexor 
hallucis longus, der sonst nur am Hallux ibseriert, teilt sich dagegen in drei 
Sehnen auf, die an der 1., 2. und 4. Zehe inserieren. Bei diesen Arten sind also 
die Sehnen der Mm. flexores perforant. fiir die 2. und 4. Zehe durch je eine 
Sehne des M. flexor hallucis longus ersetzt. Von der Auf teilungss telle der ge- 
meinsamen Sehne dieses Muskels zieht iibrigens ein Vinculum zu der Sehne des 
perforans, ein Beweis fiir die enge Zusammengehorigkeit beider Sehnen und 
Muskeln.** Die Sehne des M. flexor perfor. digit. IV fiir die Ruckzehe fiihrt 
unter dem bei Bucco und Galbula ziemlich groBen Sehnen- 
halter mit groBer Gelenkfl^che hindurch, biegt in einer flacheii 
Rinne um sein distales Ende und zieht zur Ventralseite der 
Ruckzehe. „Sie inseriert am Capitulum der 2. und an der Basis 
der 3. Phalanx und beugt die proximalen Zehenglieder.“ — 

Abb. 18. Schema der Artikulation der 4. Zehe mit dem Tarsometa- 
tarsuB, ventral gesehen bei den Biicconidtm und Galbnliden (oben) und 
bei den Plciden und Capitoniden (unten). C IV eigentlicher C'ondylus; 
Sh Sehnenhalter; Gb proximale, Ol laterale Gelenkfliiche der Grund- 
phalanx; Kb Kapeelband. [Nach G. Steinbacher (1035).] 

„Die Sehne des M. flex, halluc. long, fiir die Ruckzehe zieht neben der Sehne 
des perforatus unter dem Sehnenhalter durch, biegt nach unten in die Furche 
zwischen dem Sehnenhalter und dem eigentlichen Condylus ein und fiihrt in 
ihr zur Grundphalanx der Ruckzehe, auf die sie ventral unter der Sehne des 
perforatus iibertritt. Sie inseriert an der Endphalanx und ist durch Vincula 
mit der 3. und 4. Phalanx verbunden. Sie beugt zunachst die Endphalangen 
und dann die gesamte Zehe.“ Der eigentliche Condylus des Metatarsale IV ist 
bei den Bucconiden und Galbuliden ebenso groB wie der Sehnenhalter, bei 
Capitoniden und Piciden dagegen weit kleiner als dieser. Der M. extensor 
brevis digit. IV der erstgenaimten Familien nahert sich in seinem Verhalten 
dem der Cuculiden. Seine Sehne lauft zwischen den Condylen der Metatarsalia 
III und IV zum distalen Ende des Metatarsus, biegt hier um den Condylus 
metatarsale IV herum und inseriert an der Ventralflache der Grundphalanx, 
wie auch die Sehne des M. abductor brevis digit. IV. Bei den Capitoniden und 
Piciden ist der M. extensor brev. digit. IV reduziert und nicht mehr funktions- 
fahig, der M. abductor brev. digit. IV ebenfalls nur schwaoh entwickelt und bei 
manchen Arten nicht mehr vorhanden. 

Auf Grund dieser Befimde kommt G. Steinbacher zur Annahme 
von zwei verschiedenen Konstruktionstypen des FuBes der Pici, die 
funktionell nicht gedeutet werden konnen. Den einen vertreten die 
Bucconiden und Galbuliden mit kurzer kraftiger Muskulatur fiir die 




Galbulidae und Bueconidae. 


485 


4. Zehe, gut ausgebildetem Condylus und etwa gleich groCem Sehnen- 
halter mit kleiner Gelenkflache fiir die Grundphalanx. Fur den Fufi 
der Capitoniden und Piciden ist dagegen die reduzierte Zehenmuskulatur, 
ein kleiner Condylus und ein groBer Sehnenhalter mit doppeltem Gelenk 
zwischen Metatarsus und Riickzehe charakteristiscli (Abb. 18). Wiili- 
rend sick nun einerseits die Bucconiden und Galbuliden in ihrer Lebens- 
weise kaum von den Trogones und manchen Alcediniden unterscheiden, 
die vollig verscliieden gebaute FiiBe besitzen, zeigt die FuBstruktur 
der Capitoniden gegeniiber der der Piciden trotz auBerst abweichender 
Beanspruchung nur verhaltnismaBig geringe Unterscliiede. Fine Gleich- 
artigkeit im Gebraucli der FiiBe bedingt also ebensowenig eine Gleich- 
artigkeit ihrer Konstruktion wie Verschiedenheiten der Lebensweise 
und damit der FuBbeanspruchung niclit notwendig begleitet sind von 
Differenzen im Bauplan der FiiBe. Die Entetehung der einzelnen FuBtypen 
sclieint demnach pliylogenetisch bedingt zu sein und als systematisches 
Merkmal der Gruppe der Pici verwertbar. 


Systematischer Vergleicli. 

Die Ausbildung der Muskulatur des Sclniltergurtels und Armes ist 
bei den Capitoniden, Bucconiden und Galbuliden in keinem Fall grund- 
satzlich verschicden. Die Abweicliungen bescbranken sich im einzelnen 
auf die Ausdehnung von Ursprung und Insertion, auf die Iliclitung des 
Faserverlaufs und die Einheitlichkeit bzw. die Spaltung bestimmter 
Muskelteile. Vergleiche entsprechender Muskeln der Piciden mit denen 
der Capitoniden ergaben ebenfalls nur graduelle Unterscliiede, wenn 
man von einigen offensichtlich funktioncll bedingten Ausbildungs- 
formen bei den erstgenannten absieht. Eine solche ist das Vorhanden- 
sein eines einfaclien M. latiss. dorsi bei den Piciden, dessen Aufgabe 
der andauernden Hochhaltung des Oberarms in der Ruhestellung 
(nach Sy 19.36) hier z. T. mit von anderen Muskeln, dem M. scapulo- 
liumeralis posterior und dem M. subcoracoideus, iibernommen wird. 

Andererseits treten manche spechttypischen Muskelbildungen in 
kaum veranderter Form auch bei den Capitoniden auf, wahrend die 
Bucconiden und Galbuliden eine deutlich abweichende Entwicklungs- 
richtung eingeschlagen haben. Allgernein sind jedoch die Muskel- 
verschiedenheiten der Bucconiden und Capitoniden groBer als die der 
Galbuliden und Capitoniden. 

Die Ausbildung der Muskulatur der hinteren Extremitiit zeigt bei 
den Capitoniden, Bucconiden und Galbuliden ebenfalls keine grund- 



486 


Joachim Steinbacher 


legenden Unterschiede. Die Abweichungen bei den einzelnen Muskein 
und Familien bewegen sick in den gleichen Schranken, die fiir die 
Schulter- und Armmuskulatur gelten. Wie leicht erklarlich, treten 
jedoch die funktionell bedingten Verscbiedenheiten am Fufi starker 
hervor als an der vorderen Extremitat. So finden wir unter den Muskein 
des Ober- und Unterschenkels besonders bei den Galbuliden Aus- 
bildungsformen (Fehlen des M. ilio-tibial. poster.; Teilung des M. ilio- 
fibular.; Fehlen des M. peroneus superfic.), die auf eine etwas anders- 
gerichtete FuBbeanspruchung schliefien lassen wie bei den Capitoniden 
und Bucconiden. Die Unterschiede sind jedoch nicht so bedeutend 
und werden zudem durch so viele Ubereinstimmungen abgeschwacht, 
dafi sie die groBe Linie gleichfbrmiger Muskelausbildung der drei be- 
handelten Familien nocli klar erkennen lassen. 

Mit erheblich groBerer Deutlichkeit treten jedoch, infolge des ganz 
anderen FuBgebrauches, die Anpassungserscheinungen der Piciden 
gegeniiber der FuBmuskulatur der Capitoniden hervor. Trotzdem i.st 
auch hier der gemeinsame Bauplan stets erkennbar und im allgemeinen 
weniger abgewandelt, als man erwarten mbchte. 

Die Verschiedenheiten der FuBmuskelausbildung sind demnach 
zwischen den Capitoniden und Bucconiden ebenso groB wie zwischen 
Capitoniden und Galbuliden. Wahrend sie aber bei den letzteren z. T. 
funktionell bedingt zu sein scheinen, ist das bei den ersteren sicher nicht 
der Fall. Unter Beriicksichtigung dieser Umstande kommen wir bei 
der Beurteilung der FuBmuskulatur der drei Familien zu dcm gleichen 
Ergebms, wie es fiir die klarer liegenden Verhiiltnisse der Schulter- und 
Armmuskeln dargestellt wurde. 

Zusammenfassend ware also festzuhalten ; 

Der sehr ahnlichen Lebensweise der Capitoniden, Bucconiden und 
Galbuliden entspricht eine weitgehende Ubereinstimmung ihrer Muskel- 
ausbildung. Da die bestehenden, an sich geringfiigigen Verschieden- 
heiten nicht funktionell gedeutet werden kbnnen, miissen sie stammes- 
geschichtlichen Ursprungs sein und fiir systematische Zwecke ver- 
wendbar. Diese Verschiedenheiten treten einerseits zwischen Capito- 
niden und Bucconiden deutlicher hervor als zwischen Capitoniden und 
Galbuliden; andererseits ist ihr AusmaB zwischen Bucconiden und Gal- 
buliden nicht so groB wie zwischen einer dieser beiden Familien und 
den Capitoniden. Diese zeigen schlieBlich eine auffallige Uberein- 
stimmung mit den Piciden, die nur vor den starksten funktionellen 
Bindungen derselben haltmacht. 



Galbulidae und Bucconidae. 


487 


III. Das Verdauungssystem. 

Die Frage, wie die Vogel ihre Nahrung verarbeiten, hat besonders 
nach der einen Eichtung, der Ausbildung der verdauenden Organe, 
schon friihzeitig starke Beachtung gefunden, wahrend der eigentliche 
Vorgang der Verdauung erst in den letztcn Jahren eingehender unter- 
sucht und bisher noch nicht restlos gekliirt werden konnte. Bei einer 
grofien Anzahl Vogelarten wurden zuniichst ohne bestinimte Gesichts- 
punkte die Teile des Verdauungskanals beschrieben, bis dann G^iDow 
(1891-93) alle diese Angaben zusammenfaBte und dabei erstmalig auf 
die Bedeutung gleichlaufender Anpassung bei systematiscli fernstehen- 
den Formen hinwies. Seine Darstellung des Baues von Schlund, 
Magen und Darm, in geringerem Umfange auch von Leber, Gallen- 
blase und Pankreas, bei den meisten groBeren Vogelgruppen legte die- 
Grundzuge der Untersclieidungsfornien dieser Organe nach der Art 
der Nahrung fest. 

In einer friiheren Arbeit hatte Gadow den Versucli unternoinnien, 
die wechselnden Verhiiltnisse der Dannlagerung systematisch aus- 
zuwerten. Er unterschied dabei neben den beiden Haupttypen eines 
parallelen Liingsverlaufs der Darinschlingen und einer sj)iraligen Aiif- 
windung derselben in der Leibeshohle (orthocol und cyclocol) eine Eeihe 
weiterer Anordnungen als Typus l-VIII, die innerhalb kleiner Ver- 
wandschaftsgruppen sehr konstant auftreten, in groBeren systematischen 
Verbfinden jedoch durch abweichende Lebensweise mehr oder weniger 
abgewandelt sind. 

Wenig spater untersuchte Oh. Mitchell (1901) die Darmlagerung 
der Vogel unter einem anderen Gesichtspunkt. Er betrachtete ver- 
gleichend die „eigene Darmschlingenbildung“ des Darmkanals auBer- 
halb der Leibeshohle, also unabhangig von deren raumlichen Ver- 
haltnissen. Dabei wird nicht jedes Individ uum oder jede Art, sondern 
die anatomische Struktur als Einheit angesehen. So kommt Mitchell 
zu einer Darstellung der Stammesgesdiichte des Vogeldarms, die iiber 
den Entwicklungsgrad, die Formen der Ausbildung und iiber die ver- 
wandten Ziige dieses Organs bei den einzelnen Arten Auskunft gibt, 
ohne weitere systematische Folgerungen zu ziehen. Noch starker als 
Gadow betont Mitchell auf Grund seiner Untersuchungen die Be- 
deutung der Funktion fiir den Bau des Verdauungskanals, die weit 
iiber die systematische Bindung hinausgeht. 

SchlieBlich betrachtete noch Swenander (1902) eine langere Eeihe 
verschiedener Vogelarten mit besonderer Beriicksichtigung der An- 


488 


Joachim Steinbacher 


passung von Schlund und Magen an die Beschaffenheit der Nahrung, 
soweit diese bekannt war, Er gibt sehr genaue Schilderungen der Fein- 
struktur und des histologischen Aufbaus der Nahrungswege und geht 
dabei auch auf die Angaben alterer Autoren kritisch ein, die sich oft 
allzusehr auf die Ergebnisse schon vorliegender Arbeiten verliefien 
und eigene Nachpriifungen fiir unnbtig hielten. 

Die vorstehenden allgemeinen Darlegungen muUten als Grundlage 
spezieller Erorterungen vorausgeschickt werden, um diese verstand- 
licher zu machen und in ihreni Umfange zu umgrenzen. Eine ver- 
gleichende Betrachtung des Magen-Darmkanals der Piciden, Capito- 
niden, Bucconiden und Galbuliden ist bei den ersteren Familien schon 
mehrfach, wenn auch mit wechselndem Erfolg, durchgefiihrt worden, 
wahrend wir iiber den Verdauungskanal der Bucconiden und Gal- 
buliden bisher nur sehr mangelhaft unterrichtet sind. Denn lediglich 
Bubmeister in seiner ,,Systeinatischen tJbersicht der Tiere Brasiliens“ 
(1866) und Foebes (in Sclaters Monographic 1879/82) machen dariiber 
einige ungenaue Angaben, die schon Gadow fiir eine systematische 
Auswertung nicht geniigten. 

Bei den Piciden begegenen wir nach Swenander haufig Verschieden- 
heiten im Bau des Schlundes und Magens, die auf erhebliche Abwei- 
chungen in der Ernahrungsweise dieser sonst so einheitlichen Vogel- 
gruppe schliefien lassen. In gewisseni Gegensatz zu den Angaben 
Gadows unterscheidet Swenander Spechte (wie Picus viridis und 
Dnjocopus martius), die sich allein von animalischer Kost nahren, 
deren Driisenniagen fiir das Aufbewahren groBerer Nahrungsmengen 
ausgebildet und daher mit einem driisenfreien Schaltstiick (oder nach 
Pebnkopf 1937 mit einem kleinen Driisenfeld) versehen und deren 
Muskelmagen nur schwach muskulos ist, und solche Arten (wie Dryo- 
bates major), deren Nahrung augenscheinlich sowohl animalischer wie 
vegetabilischer Natur ist. Diese besitzen dann einen auffallend kleinen 
Driisenmagen, der vollstandig mit Driisen ausgestattet ist, und einen 
ziemlich dickwandigen Muskelmagen mit starker Sekretschicht, wenn 
auch ohne besondere Reibeplatten. Ein Kropf ist niemals vorhanden. 
Der Darm der Piciden ist verhaltnismaBig kurz und weit, ohne deut- 
liche Blinddarme, und in vier Schlingen gelagert, deren Anordnung 
nach der GADOWschen Nomenklatur mit anti-orthocol oder als Typus VII 
bezeichnet wird. Die ,, eigene Darmschlingenform'* beschreibt Mitchell 
als mit der der Capitoniden ubereinstimmend, die Ausbildimg (hier 
eigentlich Ruckbildimg) der Blinddarme als ziemlich weit fortgeschritten, 
apozentrisch vom Typus B (Abb. 19). Dieser Entwicklungszustand wird 



Galbulidae und Bucconidae. 


489 


charakterisiert durch funktionslose, rudimentare oder ganz verschwun- 
dene Caeca, entsprechend einer Fleisch- bzw. Insektennabrung, Oder 
einer Ernahrung diirch Friichte bei volliger Atrophie der Blinddarme. 
Die Leber der Spechte ist verhaltnismaBig klein, der rechte Lappen 
stets bedeutend groBer als der linke. Die Gallenblase zeichnet sich 
durch ihre Lange aus, woranf schon die altesten Untersucher hinweisen. 
Sie reicht iiber das ganze Darmpaket hinweg bis zum After und ist 
meist halb so stark wie der Darm. 

Bei der Untersuchung des Ver- 
dauungssystems der Capitoniden er- 
warten wir nach den Freibeobach- 
tungen weitgehende Anpassungser- 
scheinungen an die Fruchtnalirung 
dieser Vogel zu finden. Tatsachlich 
sind dieMerkniale einer dahingehenden 
Spezialisierung aber langst niclit so 
stark ausgepragt wie etwa bei den 
Dicaeiden, fruchtfressenden Passeres, 
deren Verdauungskanal irn Hinblick 
auf seine Gestalt und Funktion Dessel- 
BERGER (19dl) vor kurzer Zeit dar- 
stellte. Sie entsprechen anniihernd 
den Verhaltnissen, die Desselberger 
bei einem Vergleich aller Dicaeiden- 
Anpassungen als primitivsten Typus be- 
zeichnete, der also nur relativ, nicht absolut primitiv genannt werden 
kann. Davon ausgehend, wird man bei den Capitoniden zumindest an 
eine gemischte Ernahrungsweise denken miissen, bei der mitunter die 
Fruchtnahrung, dann wieder Insektennahrung die grofiere Rolle spielt. 
Bei einigen Gattungen (Calorhamphus, Pogoniulus) ist nach alien 
Beobachtungen die Bevorzugung tierischer Kost vor vegetabilischer als 
Regel anzusehen. Wir werden bemerken, daB sich diese Ausnahmen 
im Bau des Verdauungskanals deutlich bemerkbar machen. 

Der Magen der Capitoniden ist noch kleiner und schwacher als der 
der Piciden, der Driisenmagen langgezogen und dickwandig, ganz mit 
Driisen besetzt, der Muskelmagen sehr schwach muskulds, mit diinner 
Sekretschicht, die kaum bemerkbare Auffaltungen zeigt. Bei den sechs 
Arten, deren Magen ich untersuchte (Lyhius spec., Xantholaema spec., 
Gymmby^o spec., Trachyphonus spec., Caloramphus spec., Pogoniulm 
spec.), fand ich diese angefiillt mit Resten von kleinen hartschaligen 



DarmeR atiBerhalb der Bauchhdhle, 
von Megalaema (Capitonidae). — 
[Nach Ch. Mitchell (1901).] 


490 


Joachim Steinbacher 


Insekten, meist Kafern und Ameisen, was als direkter Beweis fur die ge- 
mischte Emahrung aller dieser Gattungen neben dem indirekten der Aus- 
bildung der verdauenden Organe nicht unerwahnt bleiben soil. Der Darm 
laUt dagegen die Neigung zum Fruchtfressen deutlich erkennen. Er ist 
weitlumig und sehr verkiirzt, ohne Blinddarme und an den Innenwanden 
dicht mit Zotten besetzt. Im Gegensatz zu Gadows Angaben fand ich 
bei den Capitoniden stets eine Lagerung in zwei Haupt- und eine ver- 
kiirzte Schlinge, die zweite nach der Duodenalschlinge. Aufier dieser 
Halbschlinge, zu der mitunter noch eine weitere angedeutete treten 
kann, beschreibt der Darm nur noch eine Windung, die, 
wie die verkiirzte, linkslaufig ist (Abb. 20). Die Lange 
des Darms betragt bei je einer Art der Gattung Xaniho- 
laema, Lybius, Oymnobticco und Trachyphonus 12-15 cm, 
bei Calorhamphm dagegen 21 cm, wobei die letztere Art 
noch die kleinste der genannten ist. Dieser Unterschied 
der Darmliinge ist als die einzige Anpassung von Calor- 
hamphus spec, an vorzugsweise Insektennahrung an- 
zusehen, da die iibrigen Teile des Verdauungskanals dieser 
Gattung durchaus nicht von der sonst bei Capitoniden 
iiblichen Struktur dieser Organe abweichen. Die „eigene 
n^S^orung I^armschlingenbildung“ nach Mitchell ist typisch fur alle 
caMto\„ee. speclitverwandten Familien, ebenso die ganz fehlenden 
Blinddarme (Abb. 19). Fiir die Ausbildung der Gallen- 
blase und Leber gilt das oben bei den Piciden Gesagte auch fiir 
die Capitoniden. 

Die Emahrung der Bucconiden und Galbuliden unterscheidet sich 
nach allem, was wir dariiber wissen, nicht von der Picidennahmng, 
auBer durch die Art, wie sie erworben wird. Wir konnen daher an- 



Abb. 20. 


nehmen, daB sich auch im Bau der verdauenden Organe bei diesen 
Familien keine wesentlichen Abweichimgen ergeben, die funktionell 
zu deuten waren. Wo solche Unterschiede vorhanden sind, miissen 
sie also stammesgeschichtlich bedingt und fiir eine systematische Aus- 
wertung verwendbar sein. 

Uber das Verdauungssystem der Bucconiden berichtet Buemeisteb, 
daB bei diesen Vogeln ein weiter Schlund, ein ziemlich dickwandiger 
Muskelmagen, keine Gallenblase und ein kurzer Darm mit langen 
kugelfdrmigen Blinddarmen vorhanden ist, die fiir die den Bucconiden 
verwandten Vogelgruppen charakteristisch sind. Von dem Magen- 
Darmkanal der Galbuliden teilt Foebes in Sclatees Monographie 
einige Beobachtungen mit. Danach fand er bei diesen Vogeln einen ring- 



Galbulidae und Bucconidae. 


491 


formig ausgepragten Driisenmagen vor, d. h. die Driisen waren nicht 
iiber den ganzen Vormagen verteilt, sondern in einer Ringzone an- 
geordnet, und einen ziemlicli muskuldsen kugeligen Muskelmagen mit 
starken Sekretauffaltungen. Der rechte Leberlappen war grofier als 
der linke und eine Gallenblase fehlte. Der Darin wird von Forbes 
als nicht sehr weit und recht kurz beschrieben, die Blinddarme als groB 
und keulenformig, basal stark verengt. 

Meine eigenen Untersuchungen erstrecken sich auf je einen Ver- 
treter der Gattung Monasa, Ghelidoftem und Bucco bei den Bucconiden 
und zwei Exemplare von Galbula rufoviridis als Beispiele fiir die Gal- 
buliden. Bei den ersteren fand ich einen ziemlicli geriiumigen Driisen- 
magen mit reichem allseitigen Driisenbesatz auf dicken Epitlielwanden 
vor, an den sich ein rundlicher groBer Muskelmagen anscliloB. Dieser 
war bei Monasa nur schwach rnuskulos und zeigte im Innern kauni be- 
merkbare Homfalten, bei Chelido-ptem jedoch erheblich krilftiger und 
mit vielfach aufgewolbter Sekretschicht. Bei <ler Bucco-Art, lag die 
Ausbildung dieses Organs etwa zwischen den beiden Extremen. — Der 
Driisenmagen von Galbula erwies sich als nicht so geraumig und weniger 
dickwandig als bei den Bucconiden ; er ahnelte in seiner langgezogenen 
Form stark den Verhiiltnissen, die wir bei den Capitoniden beschrieben 
haben. Dasselbe gilt rein auBerlich auch von dem Muskelmagen, der 
jedoch erheblich muskuloser ist und eine stark gefaltete Innenwand 
besitzt. Einzelne Homfalten der Sekretschicht reiclien fingerartig in 
den Driisenmagen hinein, der entgegen Forbes’ Angaben keine ring- 
formige Anordnung der sezernierenden Driisen mit einem Schaltstiick 
zeigt, sondern eine gleichmaBige Verteilung iiber die ganze Innenwand. 

Die Darmstruktur der Bucconiden und Galbuliden bietet ein Bild 
weitgehender tlbereinstimmung. Die Starke des Darmes, das Kaliber, 
ist durchweg gering, bei Galbula im Verhiiltnis etwas groBer als bei 
den SMCCO-Arten, ebenso die Langenausdehnung, die jedoch bei den 
Bucconiden auch relativ hohere MaBe zeigt als bei den Galbuliden. 
Damit nahern sich die letzteren in gewissem Umfange den fiir die 
Capitoniden geschilderten Ausbildungsformen. Sowohl die Bucconiden 
wie die Galbuliden besitzen aber wohl entwickelte Blinddarme, die bei 
den ersteren meist langer, bei den letzteren relativ und absolut kiirzer 
sind. Die Form dieser Caeca schwankt zwischen ausgesprochener 
Keulen- oder Kolbenform und der eines leicht anschwellenden Schlau- 
ches, am Basalende befindet sich aber stets die diinnste Stelle (Abb. 21 ). — 
Die Darmlange der Bucconiden ist bei gleich groBen Arten etwas be- 
deutender als die der Capitoniden, mit denen, wie oben erwahnt, die 


Archlv f. Naturgeschichte, N. F., Bd. 6, Heft 3. 


82 



492 


Joachim Steinbacher 


Galbuliden fast iibereinstimmen, wenn man den Darm beider Familien 
auf eine Grofie reduziert. Die Blinddarme sind je nach der Species 
sehr verschieden lang; ihre Ausdehnung betragt mitunter nur Yg, dann 
wieder fast Y4 der Lange des Darmes. (Es scheint mir hier besser, mit 
diesen Verhaltniszahlen zu rechnen, als mit absoluten Werten, die doch 
niemals genau sein konnen und ein weniger scharfes Bild der wirklichen 



Abb. 21. Mtigeii- 
und Dfiriii- 
lagtining von 
Jhivco spec. 


Zustande ergeben, weil alle Teile der Vogel in gleicher 
Weise durch die Fixierung in Alkohol in Mitleidenschaft 
gezogen sind.) — Die Darmlagerung der Bucconiden 
und Galbuliden stimmt bis in alle Einzelheiten iiberein. 
Sie ist leicht von dem Capitoniden-Typus abzuleiten, 
der ja spezielle Anpassungsformen zeigt und deshalb als 
Weitereutwicklung dieser Lagerung angesehen werden 
kann. • — Nach der Duodenalschlinge ist bei den Capi- 
toniden eine linkslaufige Schlinge mehr oder weniger 
stark angedeutet, die Gadow iibrigens in iihnlichen 
Fallen nicht berucksichtigt. Dann besclireibt der Darm 


eine weitere linkslaufige Windung, die aber nur etwa 
die halbe bis dreiviertel Lange der Duodenalschlinge erreicht und des- 
halb als verkiirzt bezeichnet werden mulJ. Daran schliefit sich dann 
eine dntte Schlinge, die ebenfalls linkslaufig ist und deren distale 
Halfte iiberwiegend von den ziemlich weit vom After entspringenden 
Blinddarmen bedeckt wird. Zwischen der A^erkiirzten und der letzten 


Windung ist mitunter ein leicht aufgerichteter Absatz zu 
beobachten, der eine weitere Schlinge andeuten kann, meist 
aber nicht als solche zu erkennen ist. Diese nur angedeuteten 


Abb. 22. Magen- und Darmlagerung von Oalbula spec. 

Die von deii Pfcilen eingefaflte Partie deutet bei den Abb. 20-22 die Aus 
dehnung des DriiHenmagens (Drm) an. Die Zeichen Ca auf Abb. 21 \md% 

Blinddarme, “ 

die den Lauf des Darmes begleiten. Abb. 20-22 etwas verkleinert. 



Schlingen, also die reduzierte zweite und vierte, sind bei den Galbuliden 
noch weniger ausgepragt als bei manchen Bucconiden (Abb. 22). 

tiber die ,,eigentliche Schlingenbildung“ des Darmes sagt Mitchell 
mit Bezug auf die behandelten Familien nur, daJ3 er Galbuliden nicht 
hat untersuchen konnen; er stellt sie jedoch prasumptiv neben die 
Piciden und Capitoniden. Da die inneren Organe in Alkohol konser- 
vierter \ bgel fast immer aus ihrer normalen Lage gebracht, geschrumpft 
oder verhartet sind, wovon auch mein Material keine Ausnahme machte, 
war es mir unmbglich, den Darm der Bucconiden und Galbuliden mit 



Oalbulidae und Buccoiiidae. 


493 


der gleichen Genauigkeit zu untersuchen und zu aliiilich sicheren Er- 
gebnissen zu kommen wie Mitchell bei den von ihm frisch bearbeiteten 
Arten. So konnte ich fiir die Galbuliden mit ziernlicher Siclierheit, fiir 
die Bucconiden nur mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Darmschlingen- 
bildung feststellen, die der der Capitoiiiden gleichkommt. Vorbehalt- 
lich der Bestatigung dieser Befunde ware der Capitoniden-Typus dann 
bei alien spechtverwandten Vogeln vertreten, Avas als deutlicher Beweis 
fiir die Unabhangigkeit der ,,eigenen Darmschlingenbild-u»g“ von der 
Ernahrung angesehen werden konnte, wogegen die Darmlagerung in 
der Leibeshbhle nach Gadow weitgehende Anpassungserscheinungen 
zeigt. 

Es bleibt jetzt nur noch die Ausbildung der Gallenblase und Leber 
bei den Bucconiden und Galbuliden zu besprechen, wobei sogar nocb 
die erstere unerwalint bleiben kann, da bei beiden Familien die Gallen- 
gange ohne blasige Auftreibung direkt in das Duodenum treten. Beide 
Leberlappen sind bei den Galbuliden von sehr verschiedener GroBe, 
und zwar ist der rechte Lappen reichlich doppelt so groB wie der linke, 
wahrend bei den Bucconiden nur ein ganz geringer Unterschied zwischen 
den beiden Teilen besteht. Diese Besonderheit ist innerhalb der engeren 
und weiteren Verwandtschaft dcr Bucconiden einzig dastehend. Sie 
kommt jedoch bei den Coraciidae vor, von denen man friiher annahm, 
daB sie den Bucconiden systematiscli nahe stiinden. 

Systematischer Vergleicb. 

Die Verschiedenheiten der Ausbildung aller wicbtigen Verdauungs- 
organe bei Piciden, Capitoniden, Bucconiden und Galbuliden lass^n 
sich fast restlos funktionell erklaren. Die Deutung einzelner Teile des 
Magen-Darmkanals als Ausdruck von Verwandtscliaftsbeziehungen 
durch altere Autoren sowie insbesondere Gauows systematische Aus- 
wertung der Darmlagerung kann dernnacli nicht auf die genannten 
Familien angewandt werden, wahrend die „eigene Darmschlingen- 
bildung“ nach Mitchell vermutlich einen wichtigen Hinweis auf die 
stammesgeschichtlichen Zusammenhange zu liefern imstande ist. Es 
scheint, als ob die Piciden und Capitoniden sich nach zwei verschicdencn 
Richtungen spezialisiert haben und das Verdauungssystem der Bucco- 
niden und Galbuliden dem Ausgangspunkt dieser Entwicklung ziemlich 
nahe liegt. Die beiden letzteren Familien diirften in dieser Beziehung 
weit enger verwandt sein als die beiden ersteren. Einige Merkmale, 
die im einzelnen bei der Besprechung der Galbuliden jeweils erwahnt 
sind, deuten darauf hin, daB diese den Capitoniden etwas naher stehen 


32 * 


494 


Joachim Steinbacher 


als die Bucconiden, wenn auch im ganzen der systematische Wert der 
Unterschiede des Verdauungskanals bei den bebandelten Vogelgruppen 
nur gering ist und nicht entfernt an die Bedeutung anderer Gestaltungen 
heranreicht. 


IV. Die Syrinx. 

Der Ban der Syrinx zeigt im wesentlichen drei Ausbildungsformen, 
die durch die Anordnung der tonerzeugenden Membranen bestimmt 
werden. Je nachdem diese im Bereiche der Trachea allein, in den 
Bronchien Oder in beiden Abschnitten der Luftrohre liegen, unterscheidet 
man eine Syrinx trachealis, bronchialis und tracheo-bronchialis. Zwi- 
schen diesen drei Formen gibt es eine Reihe von ‘Gbergiingen, die aber, 
wie die Typen der Syrinx trachealis und bronchialis, im Rahmen dieser 
Untersuchungen nur grundsatzliches Interesse haben und nicht naher 
behandelt werden konnen. 

Die tracheo-bronchiale Syrinx findet sich bei der iiberwiegenden 
Mehrzahl der Vogel, und zwar bei den verschiedenartigsten Familien. 
Sie wird gewohnlich durch eine Umwandlung des distalen Trachea- 
endes und der proximalen Bronchialringe gekennzeichnet, die sich 
mehr oder weniger fest verbinden und in extremen Fallen eine einheit- 
liche ,,Trommel“ bilden. Ein weiteres Merkmal der typischen tracheo- 
bronchialen Syrinx ist das Vorhandensein eines Muskelpaares, das im 
vorderen Tracheabereich entspringt und, unter Abspaltung einer starken 
paarigen Muskelportion zur Insertion am Sternum, sich an den ersten 
Bronchialringen oder an der erwahnten Trommel anheftet. Nach ihren 
Insertionspunkten bezeichnet man diese Muskeln als Mm. sterno- 
tracheales und Mm. tracheo-bronchiales. Die letzteren Muskeln konnen 
nun in mannigfacher Weise umgewandelt sein: Die Ansatzpunkte konnen 
hoher an die Trachea riicken, wodurch sie zu Mm. tracheales werden, 
konnen vollkommen zuriickgebildet sein und verschwinden, oder ihre 
Zahl und Starke steigt von einem auf viele Paare, wie wir es in hbchster 
Ausbildung bei den Singvogeln finden. 

Die Bedeutimg der Syrinxausbildung fiir taxonomische Zwecke 
ist sehr verschieden. Bei den Passeres gilt sie nach den Worten Fur- 
BRiNGERs als das ,,klassische Objekt” fiir die Bestimmung der Verwandt- 
schaftsbeziehungen, wahrend sie bei anderen Vogelgruppen offensicht- 
lich keinen systematischen Wert besitzt. 

tJber die Ordnung der Pici konnte man bisher in dieser Beziehung 
nicht abschlieBend urteilen, da sich bei der einen Familie, den Capito- 
niden, die Angaben widersprachen, andere, die Bucconiden und Gal- 



Galbulidae und Bucconidae. 


495 


buliden, iiberhaupt noch nicht untersucht waren. Zwar finden sich 
bei Gadow und Furbringeb, bei Garrod (1881), Forbes (s. Sclater 
1879/81), J. Muller (1847) und Wunderlich (1884) Hinweise auf die 
Syxinxstruktur dcr genannten Familien, aber in keinem Falle geniigten 
diese den Untersuchern selbst und spateren Bearbeitern grofierer Zu- 
sammenhange fiir eine systeniatische Auswertung. Gadow libernahm 
im anatomischen Teil seines groBen Werkes einige solcher Angaben 
von Gabbod, J. Muller u. a., indem er den Piciden und Capitoniden 
ein Paar lange Mm. tracheo-bronchiales, den Bucconiden nur Mm. 
tracheales zuschrieb. Er hielt diese Angaben aber augenscheinlich fiir 
so ungeniigend, daB er sie in dem systematischen Teil spater fiir die 
Zusammenstellung der taxonomischen Grundziige bei Capitoniden, 
Bucconiden und Galbuliden nicht erwiilinte und bei der gesonderten 
Behandlung der einzelnen Familien von den beiden letztgenannten 
schrieb, daB ihre Syrinx noch ganz unbekannt sei. Auch Beddard 
(1898) wuBte nichts iiber die Syrinx der Bucconiden und Galbuliden 
mitzuteilen, wfihrend er die einer Capitoniden-Art (Meyalamia asiatica) 
als eine sehr einfache Form der tracheo-bronchialen SjTinx, ohne Trom- 
melbildung und Tracheo-bronchialmuskeln schilderte. SchlieBlich er- 
wahnt Forbes in Sclater.s Monographie bei der anatomischen Bear- 
beitung der Galbuliden kurz, daB diese ein Paar tracheo-bronchiale 
Muskeln besitzen und daB die Sterno-trachealmuskeln an den Costal- 
prozessen des Brustbeins inserieren (Costalprozesse Proc. later, 
anter.). 

Bei den Piciden treffen wir auf eine einfache tracheo-bronchiale 
Syrinx, deren Tcile keine feste Verbindung miteinander eingegangen 
sind. Die von den ersten Trachealringen herabkomnienden Mm. sterno- 
tracheales geben den Hauptteil ihrer Masse am achten bis zehnten 
Trachealring (von der Syrinx aus gezahlt) zur Insertion an die erste 
Thoracalrippe ab. Durch diese besondere Art der Insertion unterscheiden 
sich die Piciden von ihren Verwandten und wahrscheinlich auch von 
alien anderen Vbgein, bei denen die Proc. lat. ant. die Anheftungs- 
punkte der Mm. sterno-tracheales darstellen. Die Moglichkeit einer 
funktionellen Erklarung liegt deshalb nahe, wie sie Leiber (1907) vcr- 
mutlich schon vorschwebte, ohne daB sie aber durch ihn eine feste 
Form gewann. 

Der Ursprung der Sternotrachealmuskeln oder der Mm. tracheales, 
wie sie Leiber nennt, liegt bei den Piciden dicht unter dem Kehlkopf 
am Zungengrund. Ihre Hauptaufgabe scheint die Stimmbildmig zu 
sein, die durch abwechselndes Verlangern und Verkiirzen der Trachea 


496 


Joachim Steinb^her 


bei fixierter Syrinx vorgenommen wird. Daneben dienen sie aber wohl 

auch mit den Mm. cleido-thyreoidei als Zuriickzieher des Kehlkopfes, als 

Antagonisten der Mm. genio-thyreoidei. Entsprechend der starken 

Ausbildung dieser Muskeln vor allem bei Arten mit weit vorstreckbarer 

Zunge, ist die Entwicklung der Mm. sterno-tracheales ahnliche Wege 

gegangen. Infolge der Verlegung ihrer Insertion von den Proc. lat. 

anter. an die Thoracalrippen sind sie nicht unbetrachtlich verlangert 

und konnen dadurch bei einem Vorbringen des Zungenkorpers und des 

Larynx sehr viel starker 

ausgezogen werden, als 

wenn sie eine geringe 

Langenausdebnung be- 

saBen. Das AusmaB des 

Vorstreckens der Zunge 

ware damit wenigstens zu 

einem Teil von der Lange 

bzw. der Insertion der 

Mm. sterno-tracheales 

abhangig. — Inwieweit 

diese Deutung der beson- 

deren Insertionsweise der 

Trachealmuskeln allge- 

meine Giiltigkeit besitzt, 

Abb. 23. Syrinx von Capita spec. — Ausbildung der kann natiirlich ohne Spe- 
Syrinxmuskeln, der liiike M, stern otraohealis etwas . , , 

abgehoben. VergrdDorung otwa Ifach. Zialuntersucnungen nicllt 

vorausgesagt werden. 

Nach Abspaltung der Sternotracliealmuskeln ziehen die Mm. 
tracheo-bronchiales zur Insertion am letzten Trachearing und am Rand 
der ersten Bronchialhalbringe herab. Sie sind von vorn-unten nur z. T. 
sichtbar, da sie durchweg lateral verlaufen; ihre Starke nimmt zum 
Anheftungspunkt hin stetig ab. 

Die Syrinxausbildung der Capitoniden zeigt groBe Ahnlichkeit mit 
der der Piciden (Abb. 23). Wie dort land ich keine Andeutung einer 
Trommelbildung, sowoh die letzten Trachea- wie die ersten Bronchial- 
ringe waren lose miteinander verbunden. Die letzten Trachearinge 
deuten jedoch die gleich darauf erfolgende Teilung in die beiden Bron- 
chien durch eine Einbuchtung an. Die Sternotrachealmuskeln kommen 
getrennt neben den Tracheobronchialmuskeln von der Trachea herunter, 
sind zimachst doppelt so stark wie diese und werden bei der Abwen- 
dung zur Insertion noch dicker und breiter. Dabei treten sie ziemlich 





Galbulidae und Bucconidae. 


497 


w^it nach vorn zusammen und begleiten die Trachea bis zum vor- 
letzten Ring; dort brechen sie fast rechtwinklig ab, urn sich an der 
Spitze der Proc. lat. anter. 
nach rostral zu anzuheften. 

Die Mm. tracheo-bronchiales 
liegen dorsal hinter ihnen 
und sind wegen ihrer z. T. 
geringen Dicke leicht zu 
iibersehen. Sie inserieren am 
letzten Trachealring und an 
den beiden ersten Broncliial- 
ringen. 

Im Gegensatz zu der ge- 
schilderten bildet die Syrinx 
der Bucconiden eine Trom- 
mel aus, an der etwa zwei 
bis drei Tracheal- und ein 
bis zwei Bronchialringe be- 

/ A ui T^* Abb. 24. Syrinx von JRucco spec, — Ausbilduncr 

teillgt Sind (Abb. 24). Bis clcr Syrlnxmuskeln. VergrroOoning etwa 4fach. 

zum 5. Ring oberhalb der Trommel 
ziehen zwei einheitliche Muskeln dicht 
nebeneinander her, dann wenden sie 
sich von der Vorderseite der Trachea 
nach lateral. Von diesem Punkte an be- 
ginnt sich auch die Teilung der Tracheo- 
bronchialmuskeln deutlicher abzuzeich- 
nen. In der Hdhe des 3. Ringes von dor 
Trommel an entfernen sich die Sterno- 
trachealmuskeln allmahlich von der 
Trachea und wenden sich zur Insertion 
an die Proc. lat. anter. Hier heften sie 
sich nach dem Korperinnern zu an. Die 
im Vergleich zu ihnen mehrmals star- 
keren Mm. tracheo-bronchiales laufen 
von ihrem Trennungspunkt nur wenig 

auseinander, so daB sie immer noch auf der Vorderflache der Trachea 
bleiben. Sie inserieren auf dem Trommelrand, erreichen jedenfalls die 
freien Bronchialringe nicht inehr. 

Das ist auch der Fall bei der Syrinx der Galbuliden (Abb. 26). 
Diese besitzt zwar auch eine Trommel, doch ist sie im Vergleich zu 



Abb. 25. Syrinx von Golbula spec. 
AuRbilfluiiR tier Syrinximiskeln. 
Vorgroaerung etwa 4faeh. 





498 


Joachim Steinbacher 


der der Bucconiden weniger fest und schmaler, aus nur ein bis zwei 
Trachea- und zwei Bronchialringen bestehend. Die ersteren zeichnen 
sich hier allerdings durch besondere Breite aus. Die Sternotracheal- 
muskeln kommen lateral-vorn mit den anfangs kaum von ihnen zu 
trennenden Tracheobronchialmuskeln die Trachea herunter; sie bleiben 
in der Starke etwa gleich, woniit sie zwischen den Verhaltnissen bei 
den Capitoniden und Bucconiden stehen. Am 3. Ring, von der Trommel 
aufwarts gerechnet, wenden sich die Sternotrachealmuskeln zu ihren 
Insertionspunkten an den rostral gerichteten Spitzen der Proc. lat. 
anter. Die Mm. tracheo-bronchiales ziehen rein lateral, zuletzt etwas 
nach hinten-dorsal wendend, zur Anheftung auf den Trommelrand. 

Systematischer Vergleich. 

Bei einem Vergleich der Syrinxausbildung der Piciden, Capitoniden, 
Bucconiden und Galbuliden kommen wir zwangslaufig zu einer Tren- 
nung der beiden ersteren Familien von den letztgenannten. Die Ge- 
sichtspunkte, nach denen man diese Scheidung in zwei Gruppen vor- 
nehmen kann, sind der Ban der Syrinx selbst, die Ausbildung der 
Tracheobronchialmuskeln und deren Insertion. 

Die Syrinx der Piciden und Capitoniden zeigt keine aufierlich deut- 
lich sichtbare Umwandlung der Trachea und der Bronchien. Die Mm. 
tracheo-bronchiales inserieren bei diesen Familien sowohl am Ehde 
der Trachea wie am Beginn der Bronchien. Sie sind im Vergleich zu 
den Sterneotrachealmuskeln von nur geringer Starke. 

Bei Bucconiden und Galbuliden bildet die SjTinx eine Trommel aus, 
auf deren untersten Rand die Tracheobronchialmuskeln sich anheften, 
ohne die freien Bronchialringe zu erreichen. Es handelt sich hier also 
genauer urn Mm. tracheales. Diese iibertreffen die Sternotracheal- 
muskeln mehr oder weniger an Starke. 

Die GroUe der Syrinxtrommel, die vordere Insertion der sehr breiten 
Mm. tracheales und die schwache Ausbildung der Sternotracheal- 
muskeln trennt die Bucconiden in gewissem Umfang von den Galbuliden, 
die sich in einigen entsprechenden Punkten den Capitoniden nahern. 

Eine systematische Verwendungsmoglichkeit der Syrinxausbildung 
innerhalb der Ordnung der Pici scheint mir nach alledem gegeben. 

V. Die Pterylographie und Manser, 
a) Pterylographie. 

Die ersten umfassenden Kenntnisse von der Verteilung der Feder- 
fluren und Federraine auf dem Vogelkorper verdanken wir Ch. L. 



Galbulidae und Bucoonidae. 


499 


Nitzsch, der in seinem 1840 erschienen Werk „ System der Pterylo- 
graphie" die Pterylose aller damals bekannten Vogelgruppen mit groBer 
Genauigkeit beschrieb und abbi’dete. Nitzsch ordnete darin die Vogel 
nach ihren Befiederungsverbaltnissen in ein System, das manche bis 
dahin unbekannte Verwandtschaftsbeziehungen aufdeckte, anderer- 
seits jedoch auch durch die tlberschatzung eines bestimmten Gefieder- 
merkmals zu falschen Scbliissen fiihrte. Wenn nun in der Folgezeit 
durch Heranziehung eines groBeren Materials, als Nitzsch zur Ver- 
fiigung stand, auch viele Einzelheiten richtig gestelltund erganzt werden 
konnten, so gait doch alien spiiteren Forschern auf diesem Gebiete 
das ,, System der Pterylographie“ als Grundlage fiir ihre Arbeiten, 
dem nichts Gleichwertiges zur Seite zu stellen war. 

Damit ist die Berechtigung gegeben, bei der nachfolgenden Dar- 
stellung der Pterylose spechtverwandter Vogelfamilien auf das Werk 
von Nitzsch weitgehend Bezug zu nehmen. AuBer ihm kommen 
noch die Arbeiten von Gadow, Shufelpt (1900), Forbes (s. Sclater 
(1879/82), Miller (1915, 1924) und Bitrt (1929) fiir eine Beurteilung 
in Frage, deren Ziel die Hervorhebung verwandtschaftlicher Ziige inner- 
halb der Ordnung Pici auf Grund der Gefiederanordnung ist. 

Wie Nitzsch verfielen im Anfang auch Gadow und Furbringer 
in den Fehler, ein besonders auffalliges Merkmal der Pterylose fiir 
entscheidend bei der Eingliederung von Vogelgruppen in ein System 
anzusehen. Bei alien dreien sind es die Verschiedenheiten der Riicken- 
fluren, die die Forscher zu falschen Schliissen verleiteten und sie in 
ihrem Bestreben, mehrcre Familien zusammenzufassen, an irgendeinem 
Punkte scheitern lieBen. SchlieBlich erkannte Gadow aber die Grenzen 
dieser Methode, wenn er zum Ausdruck brachte, daB die Pterylose 
sich weit mehr bei der Untersuchung kleiner Verwandtschaftsgruppen, 
Gattungen und Familien, als gutes taxonomisches Hilfsmittel erweist 
als bei der Gliederung groBerer systematischer Verbande. 

Diese Erkenntnis gilt in hohem MaBe auch fiir die Ordnung der 
Pici, wie wir spater sehen werden. W^eder Nitzsch noch irgendein 
spaterer Bearbeiter konnte gemeinsame pterylotische Merkmale an 
den heutigen Spechtverwandten feststellen, deren umstrittene systema- 
tische Zusammengehorigkeit solche Ubereinstimmungen ja auch gar 
nicht ohne weiteres erwarten laBt. Im Gegenteil zeigen die Piciden 
und Capitoniden in ihrer Pterylose schon derartige gattungsmaBige 
Unterschiede, daB es nicht leicht fallt, das fiir diese Gruppen typische 
Verhalten herauszufinden. Bei den Galbuliden und Bucconiden, die 
mit den vorgenannten Famihen verglichen werden sollen, sind diese 


600 


Joachim Steinbacher 


Schwierigkeiten wegen der ungleich geringeren Anzahl von Gattungen 
und Arten nicht so groB, wenagleich doch auch vorhanden. 

1. Pterylose der Piddae. 

Die Pterylose der Picidae hat nach Nitzsch vor allem in Shufeldt 
und spater in Burt ausgezeichnete Bearbeiter gefunden, die eine groBe 
Anzahl alt- und neuweltlicher Gattungen beschrieben und z. T. auch 
abgebildet haben. Es wird daher hier geniigen, die Besonderheiten 
der Spechtpterylose anzudeuten und im iibrigen auf die ausfiihrliche 
Darstellung der genannten Forscher hinzuweisen, die als Vergleich 
herangezogen wurde. Nitzsch hebt als bezeichnend fiir die Pterylose 
das Vorhandensein einer besonderen kleinen Schulterflur innerhalb der 
breiten Hauptschulterfluren hervor. Er bildet selbst solche doppelten 
Schulterfluren jedoch auch bei einigen Psittacus-Axt&a. ab, wo sie nach 
Beddard (1898) tatsachlich vorkoninien, so daB dieses Merkinal wieder 
nur zur Unterscheidung der Spechte von den nachstverwandten Familien 
anwendbar ist. Der Verlauf der Riickenflur ist recht wenig einheitlich. 
Sie gabelt sich zwischen den Schultern oder auf der Riickenmitte, 
beide Teile verbreitern sich dann und senden zwei einfache Feder- 
reihen zu dem einheitlichen Biirzelstreifen, so daB ein rhombischer 
Rain entsteht. Die einzeiligen Federreihen konnen nun ebenso fort- 
fallen wie bei manchen Arten die Verbindung oberhalb der Gabelung 
unterbrochen ist. Im letzteren Falle, den Nitzsch von Pirns viridis 
beschreibt, liegen dann auf der Riickenmitte zwei isolierte stark aus- 
gebildete Federfluren. Die Dorsalflur in ihrer Gesamtheit kann also 
vom Schadel bis zum Biirzel durchlaufend sein, oder sie ist einmal 
bzw. zweimal unterbrochen. Diesem wechselnden Verhalten steht die 
Unterflur mit viel groBerer Einheitlichkeit gegenuber. Sie teilt sich 
am Halse oder Schulteransatz, beide Teile geben dann einen freien 
AuBenast zum Oberarm ab und laufen dreizeilig zum Biirzel. Bezeich- 
nend fiir alle Spechte sind kleine kreisformige Raine iiber der Ohr- 
bffnung und ein langer schmaler Rain iiber dem Schadel, wie Shufeldt 
schon andeutete und Burt spater fiir die von ihm untersuchten Formen 
bestatigte. Eine Erklarung der Entstehung des Schadelrains als Folge- 
erscheinung des Verlaufs der verlangerten Zungenbeinhorner iiber 
den Spechtschadel habe ich an anderem Ort (J. Steinbacher 1934) 
gegeben. 

Als Regel kann fiir die Piciden das Vorhandensein von 12 Steuer- 
fedem angesehen werden, von denen die beiden auBersten mehr oder 
weniger reduziert sind. Nach Miller besitzen jedoch manche Arten 



Galbulidae und Bucconidae. 


501 


nur 10 Oder gar nur 8 Steuerfedern, wenii dies auch fiir die von BEDDARr* 
angefiihrten Formen gerade nicht zutrifft. (Er hat sicher nur An- 
gaben ubernommen.) Ein Afterschaft ist stets vorhanden, meist nur 
rudimentar, bei den Angehorigen der Gattung Piciimnus jedoch fast 
so stark ausgebildet wie die eigentliche Fedcr. Die Burzeldriise 
scheint nicht, wie Gadow. Beddard, Nitzs5h u. a. mitteilen, durch- 
w'eg vorhanden und befiedert zu sein. Mii.ler und Bates (nach An- 
gaben von Miller) haben an vier Arten der Gattung Campethera iiber- 
haupt keine Burzeldriise festgestellt und ebenso viele indo-malayische 
Gattungen mit vbllig unbcfiederter Burzeldriise angetroffen. 

2. Pterylose der Capitonidae. 

Fiir die Besprechung der Pterylose der Capitoniden ist es zunachst 
notwendig, die alte Nomenklatur von Nitzsch auf die heute gebrauch- 
lichen Namen zu iibertragen. Jm ..System der Pterylographie“ ist 
unter dem Oberbegriff Bucconidae einmal die Gattung Bucco, dann 
aber auch die Gattung Capita mit bestimmten typischen Merkmalen 
beschrieben und abgebildet. Aus dem erlauternden Text wird ersicht- 
lich, dafi Nitzschs Gruppe Bucco im weiteren Sinne den Capitoniden, 
seine Gruppe Capito dagegen der heutigen Familie der Bucconiden 
entspricht. Von der Gattung Bucco wird niimlich gesagt, daC ihre 
Angehorigen 10 Steuerfedern, cine befiederte Biirzeldriise und einen 
deutlichen Afterschaft an den Konturfedern besitzen, alles Merkmale, 
die gerade fiir die Capitoniden charakteristisch sind, denen Nitzsch 
die typischen Merkmale der Bucconiden zuschreibt. Unter der Vor- 
aussetzung der Umkehr dieser Begriffe miissen also auch die von 
Nitzsch neben Bucco genannten Gattungen Micropogon (— Trachy- 
phonus) und Pogonias (= Pogonorhynchus) betrachtet werden, deren 
Pterylose mit den Verhaltnissen bei Cyanops bzw. Buccanodon am 
besten verglichen werden kann. 

Als gemeinsame pterylotische Ziige aller Capitoniden waren die 
Gabelung der Riickenflur unterhalb der Schulterblatter, die stark be- 
ginnende und einzeilig endende Lendenflur, auf die eine einzeilige 
Rumpfseitenflur spitzwinklig zulauft, so wie die Teilung der Unterflur 
auf der Brust, ihre auffallige Schwache und die tiefe Abspaltung der 
Seitenaste hervorzuheben. Dem stehen jedoch so viele Verschieden- 
heiten in den einzelnen Gattimgen gegeniiber, daB weder Nitzsch, 
Beddard Oder Gadow noch irgend sonst ein spiiterer Bearbeiter die 
Gemeinsamkeit dieser Merkmale erkennen konnte, well sie jeder stets 
nur wenige Arten und Gattungen fiir ihre Untersuchungen zur Ver- 


502 


Joachim Steinbacher 


fiigung hatten. Nitzsch beschreibt zwar einige haufig vorkommende 
Verhaltnisse der Befiederung, die im einzelnen allerdings von meinen 
Befunden abweichen und Beddard gibt die Pterylose mehrerer 
Megalaema-Axten als typisch fiir alle Capitoniden an. Aber nur der 
Vergleich einer genugend groBen Keihe verschiedener Gattimgen und 
Arten kann fiir die Gesamtbeurteilung der Befiederung dieser um- 
fangreicben Familie entscheidend sein. 

Die Tatsache einer Gabelung der Riickenflur, die von alien Be- 
arbeitern der Capitoniden-Pterylose vermerkt wird, schlieBt nach 
meinen Untersuchungen schon Abweichungen in der Art der Ver- 
bindung der beiden Gabelteile mit der einheitlicben Flur ein. Bei 
einer ganzen Anzahl Gattungen, von denen nur 
Calorkam/phus, Gymnobucco, Megalaema und Tricho- 
laema genannt seien, wird die erwahnte Verbindung 
beiderseits an einem Punkte einzeilig, dann nach 
oben und unten zweizeilig, um schlieBlich in d ie nor- 
male drei- bis vierzeilige Starke der Fluren iiber- 
zugehen (Abb. 26). Bei anderen Formen, wie Xantho- 
laema, Cyanofs, Lybius, Buccanodon iind Pogoniulus, 
ist das nicht andeutungsweise der Fall, die Verbin- 
dung zwischen der oberen Riickenflur und Hirer 
Gabelung bleibt normal stark. Ferner ist der Ab- 
schluB der beiden Gabelschenkel, ihre Fortsetzung 
zur Biirzelflur also, sehr verschieden. Nitzsch be- 
schreibt eine Art, die der mancher Spechte ahnlich 
ist, daB namlich die Gabel plotzlich abbricht, eine 
breite Liicke erscheint und dann die Riickenflur kraftig 
ausgebildet zum Biirzel zieht. Diese Form der Dorsalpterylose habe ich 
bei Calorham'phus und Lybius beobachten konnen, wenngleich bei der 
letzteren Gattung auch schon etwas abgewandelt, indem die Gabelenden 
nach dem Biirzel zugespitzt erscheinen. Bei Megalaema findet man diese 
Tendenz fortgesetzt; hier verlauft je eine Einzelfederreihe vomEndeder 
Gabel iiber den Riicken bis etwa in die Gegend, wo in ihrer Mitte die 
Biirzelflur wieder beginnt. Das fiihrt dann bei Gymnobucco, Tricho- 
laema und Buccanodon dazu, die Einzelfederreihen von den Gabelenden 
schrag auf die Biirzelflur zulaufen zu lassen, wie es Nitzsch von 
seiner Gattung Pogonias (= Pogonorhynchus) berichtet, und schlieB- 
lich zur Verstarkung der einzelnen Federreihen, wodurch wieder der 
Verlauf der Riickenflur an die Verhaltnisse bei manchen Spechtarten 
erinnert. Dieses letztere Verhalten erwahnt Nitzsch von seiner Art 



Abb. 26. 

Dorsalpterylose von 
Tricholaema (Capi- 
toiiidae), Etwa V 4 
natiirl. Grdfie. 



Galbulidae und Bucconidae. 


503 


Buccon roseicollis (== Xantholaema rosea)', ich fand es besonders bei 
Pogoniulus deutlich ausgepragt. Ganz abweicliend scheint die Dorsal- 
pterylose von Xantholaema und Cyanofs spec, zu sein. Die der ersteren 
Gattung ist der von Beddard abgebildeten Anordnung fiir Megalaema 
asiatica (== Cyanofs asiatic^i) ahnlich, nur ist bei dieser keine Ver- 
bindung zwiscben Elickengabel und weiterer Kiickenflur angegeben, 
die ich bei Xantholaema feststellen konnte. Eine nochmalige Gabelung 
der Biirzelflur bis zur Biirzelbasis leitet zu der letzten Sonderform iiber, 
wie ich sie bei Cyanops ausgebildet fand und wie sie Nitzsch ganz 
ahnlich von seiner Gattung Micropogon Trachyphonus) erwahnt. 
Hier liegen der Kiickengabelung nach unten zwei getrennte schwaclie 
Fluren gegeniiber, die annahernd parallel bis an die Biirzeldruse zieheii 
und dann diese noch umgeben. 

Zu alien den erwahnten Abwandlungen der Riickenflur konncn wohl 
sicher noch weitere konimen, wcnn weitere Capitoniden-Gattungen aiif 
ihre Pterylose hin untersucht werden. Die librigen Fluren, die dorsal 
sichtbar sind, zeigen, wie oben gesagt, groBe Einforinigkeit in ihrer 
Ausbildung. Uber die Schultern ziehen zwei- bis dreizeilige Fluren. 
Die Lcndenfluren beginnen drei- oder zweizeilig und laufen sehr bald 
einzeilig mehr oder weniger dicht an den Biirzel heran. Die meist ein- 
zeilig, mitunter jedoch auch starker ausgebildeten Rurnpfseitenfluren 
treten nur selten mit den Lcndenfluren in direkte Verbindung. Diese 
Verhaltnisse sind von Nitzsch und Beddard z. T. auch anders dar- 
gestellt worden, ohne daB es hier notwendig erscheint, auf alle diese 
Einzelheiten einzugehen. Auch Gadow hat liber die Dorsalpterylose 
nicht ganz zutreffende Angaben gemacht, vor allem, weil er eine be- 
stirnmte Gefiederanordnung auf sehr viele Gattungen ohne Nach- 
priifung iibertrug, dann aber auch infolge der Verwirrung der von 
Nitzsch libernommenen Nomenklatur, die z. B. Pogonias (“ Pogono- 
rhynchus) als Bucconiden- Gattung auswertet. 

Die Unterfluren verlaufen bei alien Capitoniden in annahernd 
gleicher Weise. Sie teilen sich hoch am Halsansatz und ziehen dann 
zwei-, hochstens dreizeilig liber die Brust zum Biirzel, wo sie mit- 
einander in Verbindung treten. Tiefer als bei den Piciden zweigen 
jederseits unterhalb der Schulter starke Seitenaste von den Mittel- 
fluren ab, die z. T. bis an den Femuransatz herabgehen und hier enden 
oder einen kurzen Aufwartshaken bilden. In manchen Gattungen, 
am deutlichsten bei Trichohefna, Pogoniulus und Megalaema gehen 
auBerdem dicht unterhalb der Teilung der Hauptfluren einzeilige Feder- 
reihen zum oberen Schulteransatz, zur eigentlichen Schulterflur ab, die 


604 


Joachim Steinbacher 


mitunter erne schwache Tendenz zur Verbindung mit den erwahnten 
kurzen Aufwartsbaken der Seitenaste zeigen konnen (Abb. 27). Alle 
diese Verhaltnisse haben Nitzsch, Gadow und Bkddabd zwar in ihren 
Einzelheiten bier und da erwahnt, in ihrer Gesamtheit jedoch in keinem 
Falle erkannt, weshalb eine kurze Darstellung bier nicbt iiberflussig 
erscbeinen konnte. 


ScblieBlicb muB icb nocb auf ein Merkmal der Capitoniden bin- 
weisen, das bisber als besonders cbarakteristiscb fiir sie im Vergleicb 
mit verwandten Familien gait, die Befiederung der Biirzeldriisenspitze. 



A bb . *2 7 . V entralp te - 
rylofle von Tricho- 
laema ((^apitonidae). 
Etwa V4 uatiirl. Gr. 


Fine Anzabl afrikaniscber Gattungen besitzt vdllig 
unbefiederte Biirzeldriisen, wie icb selbst anLybius, 
Gymnobucco, Tricholaema und Buccanodon feststellen 
konnte und wie Miller von eben diesen und secbs 
weiteren von ibm nocb unterscbiedenen Gattungen, 
Pogonorhytichus, Melanobucco (= Lybius spec.), 
Heliobucco ( — Gymnobucco spec. ), Smilorhis ( = Bucca- 
nodon spec.), Trachyf bonus und Stactolaema ( = Buxxa- 
nodon spec.) bericbtet. Das ist ein erneuter Beweis 
fur die auBerordentlicbe Vielgestaltigkeit der Capito- 
niden-Pterylose, die man, wie eingangs erwahnt, nur 
mit groBer Vorsicht in ein allgemeingiiltiges Schema 
eingliedern kann und deren Verwendbarkeit fiir die 
Systematik daher enge Grenzen gezogen sind. 


3. Pterylose der Bucconidae und Galbididac. 

Fur die Pterylose der Bucconiden und Galbuliden ist auBer Nitzsch, 
Gadow und Beddard vor allem W. A. Forbes mafigebend, der in 
ScLATERs ausgezeichneter Monographic (1879/82) genaue Unter- 
suchungen iiber die Befiederungsverhaltnisse dieser Familien anstellte. 
Durch diese Arbeit wurden die Angaben von Nitzsch weitgehend 
widerlegt, der die Galbulidae auf Grund ihrer Pterylose von den 
Capitonidae und Bucconidae getrennt und in der Nahe der Todidae, 
zu den Gattungen Merops und Coracias, gestellt hatte. Im einzelnen 
bin icb ja schon friiher auf diese Dinge zu sprechen gekommen. Eigen- 
artigerweise behalt Beddard diese alte Anordnung bei, obwobl er 
sonst ScLATERs Erfahrungen in jeder Beziehung verwertete. Dagegen 
geht Gadow in dem systematischen Teil seines groBen Werkes schon 
durchaus nach den Gesichtspunkten einer engen Verwandtschaft zwi- 
schen Galbuliden und Bucconiden vor, die durch Sclaters und Forbes’ 



Galbulidae und Bucconidae. 


505 


Untersuchungen gerade sebr an Wahrscheinlichkeit gewonnen hatte, 
wie dies in der Einleitung der vorliegenden Arbeit erwalmt ist. 

Allein schon die auffallige tJbereinstimmung der Ruckenflur bei 
beiden Familien, die allerdings weder von Beddarb und Gadow noch 
sogar von Forbes nicht in ihrer vollen Deutlichkeit beobachtet worden 


ist, wie icb sie an sechs Exemplaren der Gattdng Galbula und an drei 
Bucconiden-Gattungen (Bucco, Chelidoptera und Monasa) feststellte, 
spricht entschieden fiir enge verwandtschaftliche Beziehungen zwischen 
den Familien (Abb. 28 und 30). Wahrend Nitzsch von Galbula eine 
Gabelung der Ruckenflur unterhalb der Schultern und 
eine ununterbrochene Fortsetzung der Gabelenden niit 
Wiedervereinigung zum einfachen Biirzelstreifen be- 
schreibt, ganz ahnlich den Verhiiltnissen 
bei manchen Piciden und Capitoniden, 
gehen Forbes, Bebdarb und Gabow 
etwas weiter. Nach ihren Angaben bildet 
zwar die Ruckenflur postscapular auch 
eine leichte Gabel, bricht dann aber 
ab und setzt sich nach kurzer Unter- 
brechung in einer weiteren Gabelflur 
zum Biirzel fort, den sie jedoch wieder 
vereinigt erreicht. Diese doppelte Ga- 
belung der Ruckenflur entspricht nun 
m kemer n eise den V ernaltnissen, wie von //Mm> spcx*. 
ich sie fand. Obwohl ich die gleiclien 
Arten der Galbuliden untersiichte wie 




Abb. 28. 
DorHalpteryloKo 


Abl). 30. 
Dorsalpterylose 
von Galbula 8pee. 
ktwa Vs natiirl. 
Grblie. 


Forbes, dessen Befunde Bebbarb und Gabow wohl nur ubernomnien 
haben, konnte ich niemals auch nur eine Andeutung zur Gabelung der 
Nackenflur beobachten. Diese bricht vielmehr wie bei den Bucco- 
niden, vielleicht oft etwas tiefer, ab und beginnt nach kurzer Rain- 
bildung wieder als Gabel in der Anordnung, daB zunachst beiderseits 
eine einzelne Feder, dann zweimal zwei, einmal drei und beira Zu- 
sammentreffen der Gabelenden in Hohe des Femuransatzes wieder 
nur je eine Feder vorhanden ist. Zum Biirzel lauft die Flur zwei- 
bis dreizeilig fort. Wenn man nun noch die schwachen Rumpfseiten- 
bzw. Lendenfluren und die starken Schulterfluren erwahnt, ist mit 
dieser Darstellung der Dorsalpterylose der Galbuliden auch gleichzeitig 
die der Bucconiden gegeben. 

Im Verlauf der Unterfluren zeigen die Galbuliden dagegen einen 
Zug, der sie von alien Verwandten trennt, der nur fiir sie typisch ist. 


606 


Joachim Steinbacher 


Von den hoch am Halsansatz auseinanderlaufenden Hauptflxiren gehen 
nandich in Schulterhohe nach innen auf die Brust zwei kurze zwei- 
zeilige Fluren ab, die schon Nitzsch deutlich erkannte und abbildete 
und die seitber immer als besonderes Merkmal der Familie galten 
(Abb. 31). Zwischen Schulter und Oberschenkel zweigt dann jederseits 
wieder eine kurze starke Flur von den Unterfluren schrag nach auBen, 
der eine einzeilige Flur direkt an der Schulter gegeniiber liegen kann. 
Haufiger sind jedoch diese letzteren Fluren durch eine Langsflur hori- 
zontal miteinander verbunden, so daB 
i dann bei den Galbuliden jene 

il r Verhaltnisse haben, die fiir alle Bucco- 

M \^( niden typisch sind (Abb. 29). Den 

/y U J V seltenerenFall einesfreien AuBenastes 

t beschreibt Nitzsch, wahrend Forbes 

1 I entsprechend nach ihm auch 

/\ ^ X n 1 Gadow und Beddard nur die hau- 

j A yi I figere Anordnung einer nahezu ge- 

ill 1/ V schlossenen Quadratformierung durch 

M ' AuBenfluren erwahnen. Die Ab- 

\ rv A f(u zweigung einer ein- bis mehrzeiligen 

' \1 T Flur liber beide Oberarme bei Galbuli- 

Abb. 31. Abb. 29. dcu uud Bucconiden vollendet das 

Ventralpterylose Ventralpteryloso i • ..i • i • i ^ 

von Gaibuia spec. von Bucco spec. Bild einer uberemstiminenden JPtery- 

lose del beiden Familien, die sich dem- 

nach, abgesehen von der Schwache 

aller Fluren bei den Galbuliden, grundlegend nur durch die nach innen 

gerichteten Brustfluren von der der Bucconiden unterscheidet. Es bleibt 

jetzt noch iibrig, kurz auf die Zahl der Steuerfedern, das Vorhandensein 

oder Fehlen eines Afterschaftes und die Beschaffenheit der Biirzel- 


Abb. 29. 

V ent ralpter y lose 
von Bucco spec. 
Etwa ^'4 natiirl. 
Grbfio. 


driise bei beiden Familien einzugehen. Da die beiden auBeren Steuer- 
federn der Galbuliden sehr klein sein konnen, gab Forbes fiir die 
Gattungen BrachygaJba und Jacamaralcyon nur 10 statt der iiblichen 12 
als Ausnahmeerscheinung an. Diese Angabe wurde von Gadow und 
Ridgway ohne Nachpriifung iibernommen und erst von Miller wieder 
richtig gestellt, d. h. als ein Irrtum erklart. Die Anzahl von 12 Steuer- 
federn ist sowohl fiir alle Galbuliden wie auch fiir die Bucconiden 


ausnahmslos Regel. Ein weiteres gemeinsames Merkmal der beiden 
Famihen ist die nackte unbefiederte Biirzeldriise, obwohl Nitzsch bei 
Malacoptila einige feine Federn bemerkt haben will, was Forbes und 
Beddard mit den gleichen Worten iibernahmen und Gadow noch 



Galbulidae und Buooonidae. 


607 


verallgemeinerte. Ein Kennzeichen der Befiederung untersclieidet je- 
doch Galbuliden und Bucconiden, das Vorhandensein eines kleinen 
Afterschaftes bei den ersteren, der den letzteren durchweg feblt, 

Systematischer Vergleich. 

Ein Vergleich der Pterylose der vorstehend abgehandelten Familien 
der Ordnung Pici laBt im Gegensatz zu den Befunden friiherer Unter- 
sucher eine gewisse Ihnlichkeit der Unterfluren erkennen. Die Er- 
kenntnis verwandschaftlicher Beziehungen und entsprechender syste- 
matischer Auswertung auf Grund der Ausbildung der Dorsalfluren 
bleibt bestenfalls auf zwei Gruppen beschrankt, von denen die eine 
die Picidae und Capitonidae, die andere die Bucconidae und Galbulidae 
umfaUt. Die erstere Gruppe kann mitunter viele, dann wieder nur 
sehr wenige gemeinsame pterylotische Ziige aufweisen, wahrend die 
Riickenfluren der zweiten Gruppe auBerst einheitlich sind. Ein wich- 
tiges Gefiedermerkmal, das die Galbuliden den Piciden und Capitoniden 
naher bringt als die Bucconiden, ist das Fehlen eines Afterschaftes bei 
den letzteren, die somit als die am starksten abgewandelte Familie 
innerhalb der Gemeinschaft der Pici erscheint. 

SchlieBlich weist Miller noch auf das nach Gadow alien Pici zu- 
kommende Kennzeichen der Nacktheit der Nestjungen hin^). Es wird 
nicht ausdriicklich auch fiir die Bucconiden und Galbuliden erwahnt, 
gilt aber wohl ebenso fiir sie, da Miller von einem vollig unbefiederten 
Chelidoptera-J\mgen berichtet und ich die Jungen je einer Chelidoptera- 
Art und Monasa-Art gleichfalls ohne jede Spur von Nestlingsdunen fand. 

b) Mauser. 

Der Vorgang der Erneuerung des Gefieders hat im Gegensatz zu 
den Fragen der Entwicklung und Differenzierung der einzelnen Feder 
erst verhaltnismaBig spat und nur in geringem MaBe die Aufmerksam- 
keit der Untersucher auf sich gezogen. So gab Gadow wohl schon 
neben eigenen Beobachtungen einige Mitteilungen alterer Forscher 
liber dieses Gebiet wieder, wenn er sie zum groBten Teil auch miB- 
verstanden und entsprechend falsch ausgelegt hatte. Aber die ersten 
systematischen Arbeiten iiber den Verlauf des Federwechsels erschienen 
erst um die Jahrhundertwende und seither sind die Untersuchungen 
iiber diese Frage zwar erheblich fortgeschritten, doch nur von wenigen 

Nach Scharnke (1930) besitzt jedoch Centurus aurifrona aantacruzi 
Nestlingsdunen. 


Archiv f. Naturgesohichte, N. F., Bd. 5, Heft 4. 


33 


50g Joachim Stfflnbftclier 

Spezialisten weitergetrieben worden, die sick naturgemafl auf Teil- 
gebiete bescbranken muBten. Von ihnen sind besonders W. Stoke 
(1896), O.Heinboth (1898), J. Dwight (1900) undW.DE W. Miller 
(1915, 1924) hervorzubeben, Ruf deren bahnbrecbende Arbeiten wir 
iinmer wieder zuriickgreifen miissen. 

Die Scbwierigkeiten der Untersucbung des Mauserverlaufs sind oft 
genug gescbildert worden. Sie erklaren unsere Unkenntnis auf diesem 
Gebiete, entschuldigen sie aber nicbt. Genaue Mauserstudien lassen 
sich nur an lebenden oder an groBeren Keiben friscbtoter Vogel an- 
stellen. Balge sind wenigstens selten genug dazu geeignet, feine Ver- 
anderungen des Kleingefieders uber langere Zeitraume bm zu ver- 
folgen. Etwas anderes ist das mit dem Verlauf der Scbwingen- und 
Scbwanzmauser, fiir deren Eeststellung Balge meistens geniigen. Bin 
Beweis dafiir sind die Untersucbungen, die Heikeoth an einer groBen 
Zabl von Vogelfamilien angestellt hat und die er mit besonderer Riick- 
sicbt auf die taxonomiscbe Verwendbarkeit der Mauserverscbieden- 
heiten zusammenfaBte. 

Es hat sicb dann spater erwiesen, daB der Mauserverlauf ebenso 
eine Anpassung an auBere Einflusse und innere Lebensvorgange sein 
Vflnri wie ein Ausdruck stammesgescbicbtlicber Verwandtscbaft, daB 
also die Moglichkeiten einer Ausnutzung der Mauserverschiedenbeiten 
fiir Verwandschaftsbeziebungen bescbrankt sind. Dock glaubte icb, um 
so weniger auf den Versucb einer Darlegung des Verlaufs von Scbwingen- 
und Scbwanzmauser bei den Specbtverwandten verzicbten zu durfen, 
als Eriedmakk (1930) vor kurzem zu anderen Feststellungen beziiglich 
der Scbwanzmauser bei Spechten und Capitoniden gekommen ist als 
Heikeoth, und die Erage der Mauser bei Bucconiden und Galbuliden 
noch ganz ungeklart erscbeint. 

Die Handscbwingenmauser der Piciden und Capitoniden zeigt, wie 
scbon Heikeoth angibt, deszendenten Verlauf, die Emeuerung der 
Handscbwingen schreitet also von proximal nacb distal fort. Die Mauser 
der Armscbwingen bei diesen beiden Famiben wird durch ein Mauser- 
zentrum in der Mitte gekennzeicbnet, auf das die Emeuerung der 
Scbwingen konvergent zuscbreitet. Aus Riicksicbt auf den Erbaltungs- 
zustand der Balge sucbte icb an den Bucconiden und GalbuUden nur die 
Handscbwingenmauser festzustellen, die gleicbfalls durcbgehend des- 
zendenten Verlauf zeigt. 

Dieser Gleichfonnigkeit im Gebiete der Scbwungfedern stebt nun 
eine groBe Vielgestaltigkeit der Scbwanzmauser bei den vier Famiben 
gegeniiber. 


Galbulidae und Bucconidae. 


509 


Schon Stone beschrieb den Sonderfall der Erneiierung des Specht- 
schwanzes, der in Anpassung an seine Stutzfunktion das mittlere Paar 
Steuerfedern erst dann erneuert, wenn die iibrigen Federn weit genug 
nachgewachsen sind, um deren Aufgabe iibernehmen zu konnen. Hier 
schreitet also die Mauser von dem auf das mittlere folgenden Paar an 
von innen nach auBen fort. Es ist dies eine Spezialisierung des weit ver- 
breiteten zentrifugalen Mauserverlaufs, dem Heinroth in seinen ersten 
Arbeiten nur noch den Typus der alternierenden Scliwanzmaiiser zur 
Seite stellte. Eine dritte Form fand Stone bei Quiscalus und einigen 
anderen Vogeln und spater Beebe (1918-22) bei manclien Fasanen, 
deren Steuerfedern von auBen nach innen, also zentripetal, mauserten. 
Die gleiclie Mauserungsweise beschrieb Beebe auch von einem tropischen 
Specht {Celeus spec.) und van Tyne (1929) von einer Tukanart {Rham- 
fhastos brevicarinatus). 

Durch diese Mitteilmigen angeregt, untersuchte Friedmann eine 
Reihe Spechte und Tukane und stellte in beiden Familien Ausnahmen 
von der Regel fest. So fand er bei Campethera n. mibioa, Dinopium 
javanense intermedium und Picus v. viridis zentripetalen Mauserverlauf 
und bei Dendropicos fuscescens hemprichii und Thripias namaquus 
nicht die spechttypische, sondern normale Zentrifugalmauser. Eine 
Nachpriifung dieser Befunde war mir leider nur in zwei Fallen moglich, 
fiir die mir ausreichendes Mausermaterial zur Verfiigung stand. Danach 
kann ich Friedmanns Angaben fiir Cam^pethera n, nubica (nach zwei 
Mauserstiicken des Berliner Zoologischen Museums) bestiitigen, wiilirend 
ich bei Thripias namaquus (ebenfalls zwei Mauserstiicke des Berliner 
Museums) als Beweis zentripetaler Schwanzmauser fand. Jedoch hat 
E. Stresemann (1920) schon friiher darauf hingewiesen, daB die Mauser 
des Schwanzes von Picus v, viridis wie bei anderen Spechten verlauft, 
also von dem auf das mittlere Schwanzfederpaar nach auBen. Beziiglich 
der Schwanzmauser von Dinopium javanense intermedia {-um) konnte 
Stresemann bei einer alteren Untersuchung malayischer Spechte kein 
abweichendes Verhalten feststellen, was ihm der Erwahnung wert er- 
schien. — Ob und in welchem MaBe eine besondere Lebensweise den 
Mauserverlauf bei den von Friedmann genannten Spechtarten um- 
geformt hat, wobei besonders an das Fortfallen der Stutzfunktion bei 
zentripetal mausernden Schwanzen in Ubereinstimmung mit zunehmen- 
der Neigung zum Bodenleben zu denken ware, wage ich bei dem Mangel 
an Unterlagen nicht zu entscheiden. Wie schwierig eine sichere Be- 
urteilung der Mauserverhaltnisse ist und wie leicht selbst erfahrene 
Ornithologen dabei irren konnen, soil besonders auch im Hinblick auf 

33 ^ 



610 


Joachim Steinbaohm: 


die erwahnten Vergleiche der Befiinde Friedmanns mit denen Strese- 
MANNs und meinen eigenen hervoigehoben werden. 

Ganz besondere Scbwierigkeiten bereitet die Zusammenstellung der 
Schwanzmausertypen bei den Capitoniden. Heinroth fand bei ihnen 
die altemierende Mauserform verbreitet, die jedoch oft unregelmafiig 
und unsymmetrisch auftrat. Friedmann unterschied bei einer Anzahl 
von nahe verwandten Arten zentrifugale, zentripetale und unregelmaBige 
Mauser, wobei Verschiedenheiten innerhalb der Gattung nicbt selten 
waren. Nach meinen Untersuchungen kommt auBer den genannten 
Mauserformen noch eine weitere vor, die man in Analogic zu den Ver- 
haltnissen bei der Schwingenmauser konvergent zur Mitte bin nennen 
konnte. Das war der Fall bei je einem Exemplar von Chotorhea corvina 
und Cyanops puhherrima, wahrend bei zwei Stiicken der Art Capita niger 
zumindest schon Anzeichen eines spateren Mauserverlaufs in der gleichen 
Richtung zu beobachten waren. Dieser geht dann in der Weise vor sich, 
daB zunachst die beiden auBersten Steuerfedem ausfallen und ersetzt 
werden, dann die innersten, die zweiten von auBen, von innen, usw. 
Eine Zentrifugalmauser stellte Friedmann bei Lybius g. guifsobaUto, 
Tricholaema d. diadematum und Tricholaema 1. lacrymosum fest, icb 
dagegen bei Lybius dvbius, Thereiceryx phaiosticta und Tricholaema 
hirsutum. Die Form des zentripetalen Mauserverlaufs fand Friedmann 
bei Tricholaema melanocephalum stigmatothorax, Trachyphonus dar- 
naudii usambiro und ich bei Megalaema versicolor, Capita auratus, 
Lybius bidentatus, Trcuihyphonus purpuratus, Thereiceryx lineatus und 
zeylanicus, Cyanops flavifrons und Calorhamphus fuliginosus. Gber 
den Typus der unregelmaBigen Mauser sagt Friedmann selbst, daB er 
vielleicht gar keine endgiiltige Form wie die anderen sei imd daB man 
an Hand eines groBeren Materials wohl zu einer Entscheidung nach der 
einen oder anderen Richtung kommen konnte. Bei der Betrachtung 
der Schwanzmauser der Bucconiden und Galbuliden sind wir iiber- 
rascht, trotz der Geschlossenheit dieser beiden Gruppen eine Vielfalt 
von Erscheinungsformen vorzufinden. Friedmann, der je zwei Arten 
der einen imd der anderen Familie untersuchte, stellte bei Bucco dysoni 
unregelmaBigen und bei Bucco r. ruficoUis zentrifugalen Mauserverlauf 
fest, ebenfalls bei Galbuia chalcothorax und Galbalcyrhynchus purusianm 
Zentrifugalmauser. Nach meinen Untersuchungen herrscht dagegen 
bei den Bucconiden zentripetale Mauser vor, die ich an Malacoptila 
panamensis, Nystalus (— Ecchaunomis) striolatus und macuhtus be- 
obachten konnte. Zentrifugale Mauser zeigten Nystactes tarmtia und 
Eystmtes (= Ecchaunwnis) radiaius, wahrend einige Bucco (= Nothar- 



Galbulidae und Bucoonidae. 


511 


cAt^s)-Arten, wie dysoni, swainsoni, tectus und liyferrhynchus in der 
schon bei den Capitoniden erwahnten konvergenten Weise zu mausern 
schienen. Bei den letzteren ging der Mauserverlauf aber von auBen 
nach innen etwas rascher vor sich als von innen nach auBen. Beziiglich 
der Galbuliden konnte ich an Galbula ruficauda zentrifugale Mauser fest- 
stellen, im Gegensatz zu Friedmann bei Gglhalcyrhynchus furusianus 
jedoch nicht auch diese Mauserart. Vielmehr war hier die Mauserungs- 
weise eigentiimlich alternierend, besser gesagt unregelmaBig, wie ich 
es sonst nirgends gef unden habe. Endgiiltiges laBt sich jedoch iiber den 
Schwanzmauserverlauf der Bucconiden und Galbuliden nicht sagen, bevor 
nicht eine Anzahl weiterer Arten nach dieser Richtung hin untersucht sind. 

Zusammenfassend kommt man zu der Feststellung, daB, entgegen 
den alteren Bef unden und entgegen alien Erwartungen, der Verlauf der 
Schwanzmauser nicht nur innerhalb der vier untersuchten Familien 
auBerordentlich verschieden ist, sondern sogar bei manchen Gattungen 
und Arten eine erstaunliche Vielgestaltigkeit zeigt. Soweit wir dar iiber 
unterrichtet sind, ist dies bei anderen Vogelgruppen durchaus nicht 
ebenso. Trotzdem finden wir schon einen Hinweis auf solche Verhalt- 
nisse in einer der altesten Arbeiten von Dwight (1900), der dort all- 
gemein bemerkt, daB nahe verwandte Arten sehr wohl in verschiedener 
Weise mausern konnten und die Ubereinstimmung des Mauserverlaufs 
sich oft nur auf die Rassen einer Spezies beschrankt. 

Ungeachtet aller weiteren Erkenntnisse iiber die Schwanzmauser der 
Piciden, Capitoniden, Bucconiden und Galbuliden steht demnach nun 
soviel fest, daB von einer taxonomischen Verwendbarkeit des Mauser- 
verlaufs bei diesen Familien nicht die Rede sein kann, daB vielmehr eine 
Erklarung der Verschiedenheiten nur auf Grund der Anpassung an 
auBere Einfliisse und innere Lebensvorgange zu finden ist, 

C. Zusammenfassung. 

Nach einer allgemeinen Einleitung iiber die Moglichkeiten anatomisch- 
systematischer Arbeit und ihre Notwendigkeit fiir die Klassifikation der Vogel 
wird auf die speziellen Fragen der systematischen Stellung der Spechtverwandten 
eingegangen und im AnschluB daran Zielsetzung, Material und Methodik der 
vorliegenden Untersuchungen dargelegt. Weiter wurden eine kurze Charakteri- 
stik der Galbulidae und Bucconidae gegeben und einige Punkte der geschicht- 
lichen Entwicklung der systematischen Begriffe dieser beiden Familien hervor- 
gehoben. Die Unbest&ndigkeit in der Beurteilung ihrer Verwandtschafts- 
beziehungen konnte dabei als Folgeerscheinung des Fehlens anatomischer Tat- 
sachen gedeutet werden, deren Auswirkungen erst durch die Werke von Gadow 
und Furbbingee gemildert wurden. Das System Stresemanns gilt fiir die dann 
folgenden Untersuchungen an Spechtverwandten als Ausgangspunkt der Frage 



612 


Joachim Stembacher 


nach den Beziehungen der GaJbulidae und Bucconidae tintereinander, zu den 
Capitonidae und den Picidae. 

Ber Mangel an anatomischen Grundlagen fiir die systematisohe Stellung der 
Galbulidae und Bucconidae soli durch vergleichende Untersuchung taxonomisch 
wichtiger Pormelemente behoben werden. Als solche wurden ausgew&hlt: 

I. a) + b) Das Skelett mit besonderer Beriicksichtigung des Kiefer- 
gaumenapparates einerseits, Brustbein, Schultergiirtel und Becken 
andererseits. 

II. Die Muskulatur, insonderheit die Muskeln der Schulter, des Armes und 
Oberschenkels. 

III. Das Verdauungssystem, vornehmlich die Darmlagerung. 

IV. Die Syrinx mit ihren Muskeln. 

V. a) + b) Die allgemeinen pterylographischen Verhaltnisse sowie der 
Verlauf der Schwanz- und Schwingenmauser. 

Die genannten Formcharaktere wurden aus ZweckmaBigkeitsgriinden streng 
gesondert bearbeitet und dargestellt. Dabei folgte einer Begriffsbestimmung 
und Einfuhrung in das jeweilige Fragengebiet die eigentliche vergleichend- 
anatomisohe bzw.- morphologische Untersuchung, wahrend die Auswertung der 
Befunde als systematischer Vergleich die einzelnen Abschnitte beschloB. 

Aus ihnen sind als wichtigste Ergebnisse hervorzuheben: 

I. a) Es wird eine funktionelle Erklarung der Anpassungserscheinungen des 
Spechtschadels, vor allem des Kiefergaumenapparates gegeben, nach der die 
friihere Deutung einer speohttypischen Ausbildung des sogenannten Sauro- 
gnathismus der Spechte als Beobachtungsfehler anzusehen ist. (In ein^r nach- 
tr&glich eingefiigten Besprechung einer neuen russischen Arbeit, die sich z. T. 
mit den gleichen Fragen befaBt, konnte eine weitgehende Gbereinstimmung der 
Ansichten festgestellt werden.) 

Auf Grund dieser Befunde und des Vergleichs der Gaumenstruktur der 
Picidae und Capitonidae, ihrer nSchsten Verwandten, konnte die systematisohe 
Ausnahmestellung der ersteren aufgehoben werden. Die Untersuchung der 
entsprechenden SohlUlelpartien der Galbulidae und Bucconidae fiihrte weiter 
zur Bestatigung naher verwandtsohaftlicher Beziehungen zwischen diesen beiden 
Familien und weiterer zwischen den Capitonidae und Galbulidae. 

I. b) Der Vergleich der Knochenelemente des Schultergiirtels, Beokens und 
Brustbeins bei den Picidae, Capitonidae, Galbulidae und Bucconidae lieB eine 
Reihe von Ausbildungsformen erkennen, die offenbar phylogenetisch bedingt 
sind. Ihre systematisohe Auswertung zeigte wieder die Mdglichkeiten einer 
Trennung der Picidae und Capitonidae von den Galbulidae und Bucconidae* 

II. Die Muskulatur des Schultergiirtels, von Brust, Riicken tuad Arm einer- 
seits, Becken, Ober- und Untersohenkel andererseits> wurde bei Capitonidae, 
Bucconidae und Galbulidae untersucht und die Ausbildimgsformen im einzelnen 
untereinander, mit denen der Picidae und den Angaben anderer Autoren ver- 
gliohen. 

Es ergaben sich liir die Muskeln der vorderen Extremit&t bei den vier unter- 
suchten Familien keine grunds&tzlichen Verschiedenheiten, wenn man von einigen 
funktionsbedingten Beduktionen absehen will (z. B. einfacher M. latiss. dorsi 
bei Picidae). 



Galbulidae imd Bucconidae. 


613 


Dooh ist eine abweichende Entwicklungsrichtimg zwiscben Picidae und 
Capitonidae sowie Galbulidae und Bucconidae deutlich zu erkennen, Ahnlicbe 
Verh&ltnisse wurden bei den Muskeln der hinteren Extremitat vorgefunden, 
wo jedoch eine Reihe funktioneller Anpassungserscheinungen bei Picidae und 
Galbulidae stftrker zum Ausdruck kam (z. B. Eeblen des M. ilio-tibial. poster, 
und des M. peroneus superfic. bei den letzteren). Der gemeinsame Bauplan des 
FuBes der vier untersuchten Familien bleibt aber iiber die Bindungen an 
Lebensweise und Beanspruchung hinaus immer erhalten. Auffallig sind die 
Gbereinstimmungen bei den Picidae und Capitonidae, die nur vor den st&rk- 
sten funktionellen Bindungen der ersteren halt machen. 

III. Die Verschiedenheiten der Ausbildung aller wichtigen Verdauungs* 
organe (Magen, Darm, Blinddarme, Gallenblase, Leber) wurden bei den Picidae, 
Capitonidae, Galbulidae und Bucconidae untersucht und fast restlos funktionell 
gedeutet. Besonders die systematische Auswertung der Darmlagerung (nach 
Gadow) war nicht auf die genannten Familien anzuwenden, wahrend die so- 
genannte eigene Darmschlingenbildung (nach Mitchell) wahrscheinlich 
Hinweise auf phylogenetische Zusammenhange zu liefem imstande ist. Die 
Picidae und Capitonidae werden sich von einem gemeinsamen Ausgangspunkt 
verschieden spezialisiert haben, dem das Verdauungssystem der Galbulidae 
und Bucconidae hoch ziemlich nahe liegt. — Allgemein ist jedoch der taxo- 
nomische Wert der Unterschiede des Verdauungskanals gering anzuschlagen. 

IV . Im Bau der Syrinx, in der Ausbildung und Insertion der sie bewegenden 
Muskeln kommen wir zu einer deutlichen Trennung der Picidae und Capitonidae 
von den Galbulidae und Bucconidae. Bei den ersteren sind Trachea und Bron- 
chien auBerlich nicht sichtbar umgebildet und die Sternotrachealmuskeln 
starker als die Tracheobronohialmuskeln. Dagegen besitzen Galbulidae und 
Bucconidae eine zu einer Trommel umgeformte Syrinx, auf der die Tracheo- 
bronchialmuskeln inserieren, ohne die ersten Bronchialringe zu erreichen. Sie 
iibertreffen, besonders bei den Bucconidae, die Sternotrachealmuskeln bedeu- 
tend an Starke. — Die abweichende spechttypische Insertion der Sternotracheal- 
muskeln an den 1. Thoracalrippen statt an den Proc. lat. anter. des Sternum 
konnte funktionell gedeutet werden. 

V. a) Ein Vergleich der Pterylose der vier untersuchten FamiHen der Ord- 
nung Pici laBt im Gegensatz zu den Befunden alterer Autoren eine gewisse 
Ahnlichkeit der Unterfluren erkennen. Dagegen sind die gemeinsamen Merkmale 
der Riickenfluren auf zwei Gruppen beschrankt, von denen die eine Picidae und 
Capitonidae umfaBt, die mitunter viele, dann wieder nur sehr wenige t)ber- 
einstimmungen aufweisen. Die zweite Gruppe der Galbulidae und Bucconidae 
zeigt dagegen sehr einheitliche Riickenfluren. — Als einziger der untersuchten 
Familien fehlte den Bucconidae ein Afterschaft an den Konturfedern. — Wie 
bei den ubrigen AngehSrigen der Ordnung Pici scheinen auch die Nestjungen der 
Galbulidae und Bucconidae stets unbefiedert zu sein. 

V, b) Entgegen filteren Angaben ist der Verlauf der Schwanzmauser nicht 
nur innerhalb der vier untersuchten Familien der Pici sehr verschieden, sondern 
sogar innerhalb mancher Gattungen und Arten derselben. Die Art des Mauser- 
verlaufs diirfte daher bei diesen Vogelgruppen nicht taxonomisch verwendbar 
sein, wenn auch die Handsohwingenmauser bei ihnen libereinstimmend ist 
(deszendent). 



514 Joachim Steinbacher 

Wenn wir abschlieBend alle die vorstehenden Teilergebnisse zusammenfaBsen 
und aus ihnen die Folgerungen fhr die Systematik ziehen woUen, wie es das Ziel 
dieser Arbeit ist, so f&llt das bei der Fiille der iibereinstimmenden Tatsachen 
nicht schwer. Sie alle weisen darauf hin, dafi die Stellung der Galbuliden und 
Bucconiden im System nur die sein kann, die Stbbsbmann ihnen nach dem Vor- 
bilde Fubbrinobrs gegeben hat; zu den Spechten im weiteren Sinne geh5rig, 
in der Ordnung Pici aber am weitesten von den spezialisierten Picidae entfernt. 

Mit diesen eigentlichen Spechten verbinden die Capitoniden viele gemeinsame 
Merkmale^ die sie als ihre nachsten Verwandten kennzeichnen. Die ebenfalls 
nahe miteinander verwandten Familien der Galbuliden und Bucconiden kdnnen 
als besondere Gruppe den iibrigen Angehdrigen der Ordnung Pici gegeniiber- 
gestellt werden, wie es in dem System Stresemanns durch die Bezeichnungen 
der Galbuloidea und Picoidea ausgedriickt ist. Innerhalb der Unterordnung der 
Galbuloidae sind jedoch die Bucconidae als die am wenigsten spechtahnliche 
Familie zu betrachten, wahrend die Galbulidae trotz abweichendem AuBeren 
durch gewisse innere Verbindungen den Capitoniden genahert erscheinen. 

D, Schriftennachweis (Auswahl). 

Beddard^ F, B., The structure and classification of birds. London 1898. — 
Bittner, F., tTber die Schlafenregion am Schadel der V5gel und dessen Be- 
ziehungen zu dem der Reptilien. Arch. f. Naturgesch. 87 (Abt. A) (1912). — 
Burt, W* H., Pterylography of certain North American Woodpeckers. Univ. 
Calif. Publ. Zool., Berkeley, 80 (1929) Nr. 16. — Ders., Adaptive modifications 
in the Woodpeckers. Univ. Calif. Publ. Zool., Berkeley, 82 (1930) Nr. 8. — 
Cliasen, F. N., A Handlist of Malaysian birds. Singapore 1936. — Cory, Ch. B., 
Catalogue of the birds of the Americas. Part II. Nr. 2. Chicago 1919. — 
Besselberger, H., Der Verdauungskanal der Dicaeiden nach Gestalt und Funk- 
tion. J. Orn. 79 (1931). — Dwight, J., The sequence of plumages and moults 
of the Passerine birds of New York. Ann. New York Acad. Sci. 18 (1900). — 
Friedmann, H., The caudal molt of certain Coraciiform, Coliiform and Piciform 
birds. Proc, Unit. States Nat. Mus. Washington 77 (1930) Art 7, Nr. 2830. — 
Fiirbringer, M., Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der V6gel, 
Jena und Amsterdam 1888. — Oadow, H., V6gel, in Bronn's Klassen und Ord- 
nungen des Tierreichs. Leipzig 1891-93. — Oarrod, A. H,, The collected scientific 
papers of A. H. Garrod. Edited by W. A. Forbes. London 1881. — Giebel, €•, 
Zur Osteologie der Gattung Monasa. Z. ges. Naturw. 18, Berlin 1861. — Ders«, 
Zur Anatomie der Spechte aus Chr. L. Nitzsch^s handsohriftlichem NachlaB. 
Z. ges. Naturw. 27, Berlin 1866. — Heerwagen, A«, Beitrage zur Kenntnis des 
Eaefergaumenapparates der VCgel. Dissertation Erlangen 1889. — Hein- 
roth, 0., Verlauf der Schwingen- und Schwanzmauser der Vogel. S.-B, Ges. 
naturforsch. Freunde, Berlin 1898. — Huxley, T. H*, On the classification of 
birds; and on the taxonomic value of the modifications of certain of the cranial 
bones observable in that class. Proc. Zool. Soc. London 1867. — Krassovsky, 

S. K., Zur Morphologie der Spechtschadel. Anat. Anz. Jena 82 (1936). — 
Ders. Ober die Morphologie des Spechtsch&dels mit Beriicksichtigung deren 
Entstehung und Evolution, (russ.). Bull. Inst. Sci. Lesshaft, Leningrad. 

T. XIX, f. 2. (1936). — von Eripp, D*, Der Obersohnabel-Mechanismus der 
Vdgel. Morph. Jb. 71 (1933). — Lakjer, T., Studien Tiber die Trigeminusversorgte 



Galbulidae und Bucconidae. 


515 


Kaumuskulatur der Sauropsiden. Kopenhagen 1926. — Lelber, A., Ver- 
gleichende Anatomie der Spechtzunge. Zoologica. Heft 61 (1907). — 

Liiin6, C., Systema naturae regnum animale. Leipzig. Ed. X. (1768). — Loos, K., 
Der Schwarzspecht. Sein Leben und seine Beziehungen zum Fofsthaushalte. 
Wien und Leipzig 1910. Lowo; P. R., An anatomical review of the Waders. 
The Ibis, Ser. 13 (1931). — Marinelll, W., Kranium und Visceralskelett der Sauro- 
psiden, in: Handb. vergl. Anatomie von Bolk, , GSppert, Kallius, Lubosch. 
Bd. IV. Berlin und Wien 1936. — Marshall, C. H. T. und G. F. L., A monograph 
of the Capitonidae or Scansorial Barbets. London 1871. — Miller, W. de W., 
Note on Ptilosis, with special reference to the feathering of the wing. Bull. Amer. 
Mus. Nat. Hist., New York. 84, Art. VI (1916). — Ders. Variations in the 
structure of the aftershaft and their taxonomic value. Amer. Mus. Nov. 
New York. Nr. 140 (1924). — Ders.- Further notes on Ptilosis. Bull. Amer! 
Nat. Hist. New York. 50, Art. V (1924). — Mitchell, P. Ch., On the in- 
testinal tract of birds, with remarks on the valuation and nomenclature of 

zoological characters. Trans. Linn. Soc. London, Ser. 2 8, Part VII (1901). 

Muller, A., Dber Konvergenzbildungen am Schadelskelett der Vdgel. Verb. 
Mitt. Siebenbiirg. Ver. Naturw., Hermannstadt. 1926/26. — Dcrs., J., Dber 
die bisher unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der 
Passerinen. Berlin 1847. — NItzsch, Ch., L., System der Pterylographie, heraus- 
gegeben von H. Burmeister. Halle 1840. — Parker, W. K., On the morpho- 
logy of the skull in the Woodpeckers (Picidae) and Wrynecks (Yungidae). 
Trans. Linn. Soc. London, Ser. 2, 1, part 1 (1876). — Ders. On the struc- 
ture and development of the bird’s skull. Trans Linn. Soc. London, Ser. 2, 1, 
part 2 (1876). — Pernkopf, E. u. Lehner, J., Vorderdarm, in: Handb. vergl! 
Anatomie von Bolk, GSppert, Kallius, Lubosch. Bd. 3. Berlin und Wien 1937. 
— Pycraft, W. P., Some points in the morphology of the palate of the Neo- 
gnathae. J. Linn. Soc. Zool. Bd. 28, London 1901. — Seebohm, H., An attempt 
to diagnose the Pico-Passerine group of birds and the suborders of which it 
consists. Ibis 1890. — Sclater, P. L., A monograph of the Jacamars and Puff- Birds. 
London 1879-82. — Ders., W.L., Systema avium aethiopicarum. Part I. London 
1930. — Shufeldt, R. W., On the question of saurognathism of the Pici and other 
osteological notes upon that group. Proc. Zool. Soc. London 1891. — Ders., 
The myology of the Raven. London 1890. — Ders., On the osteology of the 

Woodpeckers. Proc. Amer. Philos. Soc. Philadelphia 89 (1891) Nr. 164. 

Steinbacher, G., Funktionell-anatomische Untersuchungen an Vogelfiifien mit 
Wendezehen und Riickzehen. J. Om. 88 (1933). — Ders., J., Untersuchungen 
iiber den Zungenapparat indischer Spechte. J. Om. 82 (1934). — Stolpe, M., 
Physiologisch-anatomische Untersuchungen fiber die hintere Extremitat der 
Vfigel. J. Orn. 80 (1932). — Stone, W., The molting of birds, with special 
reference to the plumage of the smaller land birds of Eastern North America. 
Proc. Acad. Nat. Sci. Philadelphia 1896. — Stresemann, B., Avifauna Mace- 
donica. Mtinchen 1920. — Ders., Aves, in: Handbuch derZoologie von Kfiken- 
thal-Krumbaoh Bd. VII, 2. Berlin 1927-34. — Swenander, G., Studien fiber 
den Bau des Schlundes und des Magens der Vdgel. Diss. Uppsala 1902. — Sy, M., 

Funktionell-anatomische Untersuchungen am Vogelflfigel. J. Om. 84 (1936). 

Walker, M. L., On the form of the Quadrate bone in birds. Stud. Mus. Zool. 
Univ. Coll. Dimdee 1 (1890) Nr. 1. 



Referate 


Wagler, E: Crustacea. In Brohmers Tierwelt Mitteleuropas. Bd. 2, Lfg. 2a, 
p. 1"224 u. 624 Abb. Quelle u. Meyer, Leipzig 1937. Broach. 30 KM. 

Vorausgeschickt wird der stattlichen Lieferung ein Bestimmungsschlussel fur 
die Unterkreise und Klassen der Arthropoden (P. Ehrmann u. K. V. Verhoeff). 

Unterstutzt durch eine verhaltniamaBig sehr groBo Zahl von Abbildungen 
werden in der vorliegenden Lieferung die mitteleuropaischen Crustaceen mit Aus* 
nahme der marinen Formen und der Isopoden behandelt. Lurch die reiche Illu- 
strierung wird erreicht, daB Zweifel, die mangels hinreichenden Vergleichsmateriala 
boi Bestimmungsversuchen oft genug auftreten, auf ein Minimum reduziert 
werden. Auf Gestaltveranderungen innerhalb der Art im Rahmen der Zyklomor- 
phose, des Wachstuma und der 8alzkonzent ration beziehen sich eine Reihe von 
Abbildungen bei den Daphmiden, Bosminiden und bei Artemia. 

Da gute Bestimmungatabellen eine Vorbedingung fiir eine sichere Identifizie- 
rung der Arton aind, so kann die vorliegende Crustaceen-Bearbeitung dem Fau- 
nisten xmd dem Hydrobiologen aufs beste empfohlen werden. Biachoff. 

W.F.Ileinig: Die Holarktia. Ein Beitrag zur diluvialen und alluvialen Ge- 
schichte der zirkumpolaren Faunen- und Florengebiete. 124 S., 
19 Abb., Jena (Gustav Fischer) 1937. Broach. 7.50 RM. 

Biogeographische Untersuchimgen kOnnen das Ziel verfolgen, SchluBfolge- 
rungen aus Verbreitungstatsachen von Tieren und Pflanzen ala Hilfsmaterial 
fiir die Erdgeschichte zu gewinnen, sie konnen aber auch umgekehrt aus den 
bekannten geologischeri und geographischen Bef unden die Verbreitungsweise 
der Lebewesen zu erklaren verauchen. Bei der vorliegenden Schrift wird das 
letztere angestrebt. Es ist dabei nicht beabsichtigt, eine vollstandige Darstellung 
unserer biogeographischen Erkenntnisso xiber die Nordkontinente zu gebeii, 
sondern es sollen bestimmto Hauptfragen diskutiert werden, die fiir die Ent- 
stehung der heutigen Faunenbilder von besonderer Bedeutung sind. Vor allem 
wird der diajunkte Verbreitungstyp vieler holarktischer Tiere und Pflanzen ein- 
gehender untersucht. An zahlreichen Beispielen erlautert der Verf. die euro- 
paisch-ostaaiatischen, die eurasiatisch-amerikanischen und die europMach- 
nordamerikanischen Disjunktionen, die im wesentlichen durch eiszeitliche Zer- 
reiBung der ehemals einheitlicheii Areale zustande kamen. Wenn dabei die Be- 
schrankung mancher Elemente auf Europa und Nordamerika in der Weise ge- 
deutet wird, daB diese Formen vom Angara -Kontinent her ausgobreitet und durch 
die Eiszeit in Asien und NW-Nordamerika ausgeloscht sein sollen, so diirfte 
diese Ansicht allerdings bei vielen Zoogeographen auf Widerspruch stoBen 
(z, B. fiir Cepaea hortenaia undenkbar). „Das fast vbllige Fehlen endemischer 
Gattungen unter den Insekten der Nearktis und das starke postglaziale Vor- 
dringen neotropischer Formen nach Norden“ erkl&rt Reinig durch die Hypo- 
these, daB die Eiszeit in Nordamerika begann und den Polwanderungen ent- 
spreohend nach Osten fortschritt. Auch hier mbohte der Ref. Bedenken auBem : 
unter den tiergeographisch so wichtigen Landsohnecken besitzt Nordamerika 
zahlreiohe endemische Genera, und das starke Vordringen neotropischer Typen 



Referate. 


517 


diirfte wohl eher in dem Mangel behindernder Quergebirge zu erblicken sein* 
Reinig setzt sioh weiterhin mit den Ursachen der Vereisung auseinander, um* 
reiCt die postglazialen Invasionsgebiete nnd kemizeichnet die rezenten Faunen- 
gebiete auf Grund ihrer Entstehungsgeschichte. Unterschieden werden dabei 
das innerasiatische Steppen-Wiistengebiet, das europMsche Waldgebiet, das 
chinesisch-sibirische Waldgebiet, die nordamerikanischen Faunengebiete nnd die 
arktische Tundra. AbscblieBend wird noch einmal betont, daB Palaarktis nnd 
Nearktis keinesfalls als gesonderte Regionen bezeichnet werden durfen. Auf 
alle diese anregenden und lehrreichen Kapitel naher einzugehen, wiirde im 
Rahmen dieses Referates zu weit fuhren. Man darf wohl annehmen, daB viele 
Punkte im Laufe der nachstcn Jahre noch AnlaB zu fruchtbaren Diskussionen 
geben werden. Die Schrift sei alien Tiergeographen zum Studium warm 
empfohlen ! B. Rensch. 

H. Hoffmann: Opisthobranchia. In: Bronns Klassen und Ordnungen des Tier- 
reichs. 3. Bd., 2. Aht., 3. Buch, 5. Lief., S. 641-864, mit 117 Abb., 
Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1936, 28 RM. 

Die sehr wechselnde Auspragung des Nerven systems der Opisthobranchier 
hat es notig gemacht, der Morphologic dieses Organsystems eine ganze Liefe- 
rung zu widmen. Durch eingehende Einzelbeschreibungen und eine Fiille gut 
ausgewahlter, instruktiver Abbildungen werden darin die z. T. ziernlich kompli- 
zierten Verhaltnisse klargemacht. Wichtig ist es, daB sich der Autor stets bemiiht, 
die Resultate der Untersuchungen auch phylogenetisch auszuwerten. Fiir die 
Ableitung der Anaspideen von den Cephalaspideen sind besonders die Ahnlich- 
keiten zwischen Aflysia und Acera wichtig. Unter den Pteropoden sind wohl 
speziell die Gymnosornen von Anaspidea-hhiAi^Aiim Vorfahren abzuleiten. Die 
thecosomen Pteropoden sind an die Cej^halaspideen anzuknupfeii. Die Nota- 
spideen sind von Acem-ahnlichen Typen abzuleiten. Die Nudibranchier schlieB- 
lich stammen von Pleurobranchiden her. In anderen Fallen bietet allerdings 
das Nervensystem keine geeignete Grundlage fiir phylogenetische Ableitungen, 
zumal seine Auspragung auch von den Nachbarorganen abhangig sein kann, 
wie dies Hoffmann besonders an den Beziehungen zwischen Schlundring und 
PharynxgroBe bzw. Radulatatigkeit bei den Cephalaspideen feststellt. 

B. Rensch. 

W. Heptner: Allgemeine Tiergeographie. Staatsverlag der biolog. und mediz, 
Literatur, Moskau-Leningrad 1936. 648 Seiten (in russischer Sprache). 

Das Buch behandelt den gesamten Umfang der Tiergeographie mehr oder 
weniger ausfiihrlich in 4 groBen Abschnitten, von denen die ersten drei haupt- 
sachlich der okologischen T. gewidmet sind. So bespricht der 1. Teil die Grund- 
bedingungen des tierischen Lebens, die Einteilung des Lebensraumes und die 
allgemeinen Eigenschaften der Tierwelt des Wassers und der Luft. Der zweite 
Teil (Existenzbedingungen und geographische Verbreitung) bringt nachein- 
ander das Tierleben des Meeres, des SiiBwassers und der Luft zur Darstellung, 
sowohl nach den allgemeinen okologischen Faktoren, als auch nach den beson- 
deren, wie sie sich durch die iibliche Gliederung der Lebensgebiete (Tiefe des 
Meeres, Temperaturzonen und Pflanzenbedeckung des Festlandes u. a.) ergibt. 
Im dritten und umfangreichsten Teil kommen die Bedingungen zur Sprache, 



518 


Eeferate. 


die das Tier mit einem bestimmten Areal verbinden, also Verbreitungsmoglich- 
keiten und -schranken, der EinfluB der erdgeschicbtlichen Vergangenheit (zer- 
teilte Areale und Relikte); ein SchluBkapitel handelt von den Inselfaunen. 
Mit einem vierten Abschnitt ,,Vergleichende Tiergeographie“ endetdas Buck; 
auBer der Einteilung vom Festland und Meer in die bekannten groBen Regionen 
wird unter der Uberschrift „Fauna von USSR“ eine Ubersicht iiber die Vogel 
und Fische des russischen Reiches gegeben. 

Der Verf. tragt ein sehr reiches Material zusammen und versucht aus den 
neuesten und besten Quellen zu schopfen, wobei ihm seine Kollegen von der 
Moskauer Univer^itat, auch durch Dberlassung noch nicht ver6ffentlichter Er- 
gebnisse eigener Spezialuntersuchungen, viele Hilfe geleistet liaben. Fiir den 
westeuropaischen Leser besteht darin der besondere Reiz des Buches, soweit 
er mit der fremden Sprache fertig wird; im anderen Falle muB er sich an die 
140 Abbildungen halten, die fast ausschlieBlich Verbreitungskarten sind und 
doch wenigstens durch die dabei gesetzten wissenschaftlichen Tiernamen er- 
keiineii lassen, worum es sich handelt. Wie es nicht anders sein kann, findet 
man in Text und Bildern oft das wieder, was in der gleichen Literatur auch 
sonst geboten wird; die deutsche ist stark herangezogen worden, so Dahl, 
Marcus und Hesse. Soweit die Einzelangaben von russischen Autoren stam- 
men, sind sie sorgfaltig und genau wiedergegeben ; die iibrigen sind haufig aus 
zweiter Hand (besonders aus Hesse). Dann laBt sich die Quelle nicht immer 
erkennen, aber sie muB zuweilen doch recht alt und unzureichend sein. So 
habe ich nicht herausbekommen konnen, welcher Zwergwiederkauer im Antiatlas 
Blatter in 10 m hohen Baumwijjfeln weidet und selbst im Sturm dort oben 
schlaft; so gibt es in Labrador keine Kolibris, wie der Verf. behauptet usw. 
Hier mogen ihm auch Lesefehler unterlaufen sein, wie offenkundig an vielen 
Stellen. Er stellt zwar fest, daB es auf Neuseeland keine Schlangen gibt, aber 
in der aus Hesse ubernommenen Tabelle der Verhaltnisse von Eidechsen- zu 
Schlangenarten auf Festlandern und Inseln zahlt er (im Gegensatz zur Vorlage) 
fiir Neuseeland 10 Schlangenarten und berechnet danach auch ein anderes Ver- 
haltnis. Die endemischen Vogel der Kanaren waren schon bei Hesse falsch 
angefiihrt; der Verf. entnimmt dazu aus Stresemanns Handbuch eine Ver- 
besserung, die nicht recht hinein paBt, so daB die Darstellung wieder fehlerhaft 
wird. So notiert man bei der Lektiire oft Fluchtigkeiten und Druckfehler, wird 
aber andrerseits eben so oft durch treffende Beispiele aus der Tierwelt des weiten 
russischen Reiches entschadigt, an die man sonst nicht herankommt und fiir 
die der Verf. sich auf bewahrte Spezialisten unter den Moskauer Zoologen 
berufen kann. Deren Mitarbeit ist sogar soweit ausgedehnt, daB P. G. De- 
MENTiEW einen 28 Seiten langen Abschnitt iiber die Vogel der Sowjet-Union 
beigesteuert hat, und daB auf weiteren 20 Seiten eine ganz auf L. S. Berg 
beruhende Dbersicht iiber die Verbreitung der Fische desselben Gebiets gegeben 
werden konnte. Beides sind die Ergebnisse eingehender Forschungen, wie sie 
nach dem Weltkrieg in RuBland zu einer emeu ten Durchforschung der heimischen 
Tierwelt gefiihrt haben, die gegenwartig in umfassenden systematischen Arbeiten 
ihren Niederschlag findet. — Fiir die Landsleute des Verf. fiillt das Werk eine 
Liicke aus; seine Mangel sind schlieBlich doch nur solche, die das Wesentliche 
nicht beriihren und auf die wir, so oder ahnlich, in alien Bearbeitungen des 
gewaltigen Stoffes stoBen, F. Steinbacher. 



t)ber die Beziehungen zwischen Fliigelliinge und 
Wanderstrecke bei einigen europaischeii Singvbgeln. 


Von 


G. Niothainmer, Berlin. 


Die Methodik der systematischcn Forsdmng liat durcli das Studium 
der geographischen Variation im Laufo der letzten Jahrzehnte eine 
Starke Verfeinerung erfahren, vormittelst deren oftmals die Differcn- 
zierungen einer Art in ihren kleinsten Stufen anfgezeigt werden konnten. 
So sei hier auf Kleinschmidt verwicsen, der an einer Eeihe niittel- 
europiiischer Vogel die Untersehiede einzelner Populationen herans- 
gearbeitet und dainit wertvolle Hinweisc fiir tiergeograpidsebe und ent- 
wieklungsgesclucbtlichc Fragen gcliefert hat. Man mub sicli daruber 
klar scin, daB dieses Studium der kleinsten systematischcn Kategorien 
eng mit den Problemen der Artentstcdiung verkniipft ist und geeignet 
erscheint, Bausteine fiir dies(‘ wichtige Frage zu liefern. 

Ein wertvolles, weil innerlialb individueller Scliwankung konstantes 
Merkmal fiir die Beurteilung eitvzelncr Populationen bietet das Studium 
des Fliigels. Bs ist wiederholt nachgewiesen worden, daB sich im Ban 
des Vogelfliigels seine verschieden starke Beaiisprueliung ausj)ragt. 
Kensch^) hat auf Grund der Untersueliung zahlreicher Kassenkreise 
cine ,,Fliigelschnittrege]“ formulicrt, nach der sich die Bassen kiilderer 
Gcbiete im allgemcincn durch relativ schmalere und spitzere, d. h. flug- 
niechanisch wirksamcre Fliigel von den Eassen des gleiehen Eassen- 
kreises aus warmeren Zonen unterscheiden. ,,Dicsc Anderung des Fliige]- 
schnittes koinmt zustande durcli relative Verkiirzung der ersten 
Schwinge, der Arraschwingen und der hinter der liingsten Schwinge 
gelegenen Handschwingen und durch Verliingerung der nach deni Fliigel- 
rand zu gelegenen flugmechanisch besonders wirksamen Schwingungen.“ 
— In diesera Zusammenhang mochte ich im folgenden auf eine Tat- 
sache aufmerksam machen, die sich aus dem Vergleich der Fliigellange 
von nordlicher wohnenden Populationen einer Art mit solchen, die siid- 
licher beheimatet sind und kiirzere Wanderwege haben als jene, ergibt. 

Rensch, B., Arch. Naturgeschichte 1936. 

Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bel. 6, Heft 4. 


34 



520 


Gunther Niethammer 


Eb wurde Mher meist viel zu wenig Augenmerk auf die durch- 
BcbnittUcbe FlugeUange einer Vogelpopulation gelegt. Fast stets be- 
gniigte man sich mit Angaben fiber das AusmaB der individuellen 
Variation, die oft an Vogein gewonnen wurden, deren Herkunft nicht 
bekannt war. So wurde das Bild von tatsachlich vorhandenen Ab- 
stufungen innerhalb einer Art verwischt, lediglich der viel zu groBe 
Abstand von Minimum zu Maximum dieser Variationsbreite lieB mit 
Sicherheit darauf schlieBen, daB hier wohldifferenzierte geographiscbe 
Formen zusammengeworfen wurden. Sorgfaltige Untersuchungen 
blieben vereinzelt und konnten deshalb noch nicht f iir eine Gesamtbe- 
urteilung Verwendung finden. Es sei hier aber erwahnt, daBz.B. Strese- 
MANN^) fiir Mazedonien das verfiigbare Vogelmaterial in einer Weise 
verarbeitete, die fiir zukiinftige Auswertungen unseres Museumsmate- 
rials vorbildlich sein kann. 

Ich habe nun in den letzten Jahren Fliigelmessungen an deutschen, 
vorwiegend mitteldeutschen Vogein durchgefiihrt und stets darauf 
geachtet, sichere Brutvogel zu verwenden. Gleichzeitig hat Banzhaf^) 
die FliigelmaBe an Durchzuglern der 'Greifswalder Oie genommen, also 
an nordlich bzw. nordostlich beheimateten Vogein, deren Wanderwege 
um ein ganzes Teil groBer sind als diejenigen mitteldeutscher Brutvogel. 
Wir haben beide jeweils die Variationsbreite und den Durchschnitts- 
wert angegeben. Ein Vergleich der Arten, von denen beiderseits ge- 
niigend Material gemessen wurde, liefert nun den Beweis, daB stets die 
nordischeii Durchziigler im Durchschnitt etwas langfliigeliger sind als 
die mitteldeutschen Brutvogel, und daB sich diese Tendenz meist auch 
in einer nach oben bzw. unten verschobenen Variationsbreite kundtut 
(s. Tab. 1). Ich sehe davon ab, hier auch auf die schon bekannten Falle 
groBerer und langfliigligerer nordischer Kassen (z. B. Steinschmatzer, 
Blaukehlchen, Weidenmeise) einzugehen. Aus Tab. 1 geht nun klar 
hervor, daB die Durchschnittswerte fiir die nordischen Durchziigler 
durchgangig groBer sind. Die Unterschiede in der Fliigellange sind 
immerhin so deutlich, daB bei einer groBeren Serie aus dem Durch- 
schnittswert dieses MaBes die Brutheimat des Vogels abgelesen wer- 
den kann. 

Ich habe aus den vorliegenden Angaben alle Zug- und Strichvogel 
der Passeres beriicksichtigt, von denen mindestens eine kleine Serie 
gemessen worden ist. Es sei aber nicht verschwiegen, daB das Winter- 
goldhahnchen hier f ortgelassen wurde ; bei dieser Art ist kein deutlicher 

Strusemann, E., Avifauna Macedonica, Miinchen 1920. 

2) Banzhaf, W., Dohmiana 1936. 



Fliigell&nge und Wanderstrecke. 


521 


Unterschied bemerkbar. Ich mochte die Befunde aber aulJer Acht 
lassen, da ich selbst vornehmlich Goldhahnchen aus dem Alpengebiet 
gemessen babe, wahrend sich die hbrigen MaBe ja fast ausschlieBlich 
auf mitteldeutsche Brutvogel beziehen. 


Tabelle 1. 


Fliigellange in mm. 



Oie-Durchziigler 

Deutsche Brutvogel 

Anzahl 

Geschlecht 

Variation 

Durch- 

schnitt 

Anzahl 

Geschlecht 

Variation 

Durch- 

schnitt 

Sturnus v, vulgaris . 

6d 

133-137 

135,7 

51 d 

124-136 

130 


10? 

126,5-132 

129,8 

22? 

121-131 

127,2 

Alauda a. arvensis . 


113-121 

116,6 

45 d 

109-118 

112,6 


15? 

102-110 

105,8 

0? 

97-106 

101,2 

Anthus t. trivialis. . 

3d 

90-92 

— 

25 d 

84-91 

87,5 


7? 

80-89 

87,2 

5? 

84-88 

86,4 

Muscicapa h, hypo- 

28 d 

78-85 

81 

26 d 

77-82 

79,7 

leuca 

29? 

76-84 

80 

5? 

77-80 

— 

Acrocephalus 

10 d 

66-69 

67,6 

18 d 

63-68,5 

66,3 

schoenohaenus . . 







Sylvm horin .... 

16 d 

76-82 

80 

16 d 

75-83 

78,3 

Sylvia a. atricapilla . 

21 d 

75-80 

76,9 

9d 

71-78 

74,8 


15? 

73-80 

76,7 

[12? 

72-76 

74 





aus Maze- 

(Strese- 





donicn 

MANN)] 

Sylvia c. communis . 

16 d 

71-76,5 

73,9 

29 d 

71-77 

73,5 

Sylvia c. curruca . . . 

14 d 

66-70 

67,7 

14 d 

65-68 

66,2 

T Urdus pilaris .... 

26 d 

145-155 

148,4 

13 d 

138-147 

142,4 


23? 

137-143 

140,1 

10? 

136-145 

139,0 

T Urdus e, philomelos 

6d 

120-123 

120 

13 d 

113-119 

115,4 


5? 

115-120 

117 

7? 

111-118 


Phoenicurus 







ph, phoenicurus . . 

i4d 

78-82,5 

81 

24 d 

76-82 

79,3 

Erithacus r, rube- 

ivd 

72-76 

73,8 

28 d 

69,5-76 

72,5 

cula 

14? 

69-73 

70,9 

7? 

67-71 

69,3 


Da Banzhaf nur Vogel ini Fleisch untersuchtc, ich hingegen stets 
Balge gemessen habe, muB zunachst dem Einwand begegnet werden, 
daB beide Messimgen einen verschiedenen Wert ergeben und deshalb 
zum Vergleich nicht herangezogen werden konnten. Banzhaf selbst 
teilt mir auf Anfrage brieflich hierzu mit: ,,Bei alien Vogeln, wo der 
Eliigelbug nicht entfleischt wird, sind beide MaBe dieselben (bis ein- 
schlieBlich Drosseln). Bei alien GroB vogeln, wo der Bug entfleischt 

34 * 



622 


Gtinther Niethammer 


wird und die trockenen Sehnen den Fliigel am Balg sehr starr macken, 
so dafi er nicht mehr ganz gestreckt werden kaim, gibt es Unterschiede. 
Diese sind beim Sperber gelegentlich 1 mm, ofters aber gleich 0; bei 
groBeren Vogeln wie Nebelkrahe und Waldkauz usw. bis 5 mm (um die 
das FrischmaB groBer ist). Fiir die KleinvogelmaBangaben ist also 
FrischmaB gleich Balgmafi!“ — 

Weiterhin ergaben Messungen an vorwiegend sachsischen Neun- 
totern, Lanius collurio (Balge), und solchen aus Schlesien (lebende 
Vogel) folgendes Resultat: sachsische Balge, von mir gemessen: 
53 (J 91-100 mm, im Durchschnitt 94,3 mm ; 20 9 90-97 mm, im Durch- 
schnitt 93,6 mm. — Schlesische Vogel, nach brieflicher Mitteilimg 
Eckes (FrischmaBe): 30 91-98,6 mm, im Durchschnitt 94,4 mm; 
20 $ 91-96,5 mm, im Durchschnitt 93,3 mm. Der Vergleich zeigt deut- 
lich, daB bei groBen Serien die Durchschnittswerte der Fliigellange 
von Balg und FrischmaB praktisch zusammenfallen (bei ^ betriigt die 
Differenz bei $ mm). 

Und schlieBlich zeigen auch Hortlings^) Angaben bez. finnischer 
Brutvogel in den fraglichen Fallen, dafi nordliche (finnische) Popula- 
tionen tatsachlich etwas langfliigliger sind. Nur hat dieser Autor seine 
eigenen Messungen vielfach mit denen anderer Autoren (Harterts, 
WiTHERBVs) vereinigt, so daB sich eine unmogliche Variationsbreite 
ergibt (vom Minimum Mitteleuropaer bis zum Maximum Nordeuro- 
piier). Immerhin laBt sich aus einem Vergleich der HoRTLiNGschen 
Angaben mit meinen Messungen das in Tab. 1 gewonnene Bild weiter 
vervollstandigen, wie Tab. 2 lehrt. 

Zu diesen 17 in Tab. 2 aufgefiihrten Arten kommen nun noch die 
bekannten Formen, die in Nordeuropa groBere Eassen ausgebildet 
haben, also z. B. Zilpzalp, Fitis, Weidenmeise, Schwanzmeise usw. 
Demgegeniiber ergeben sich bei 6 Arten keine Unterschiede aus dem 
Vergleich mit Hortlings Angaben. Es sind dies Waldbaumlaufer, 
Kohl-, Haubenmeise, Neuntoter, Grauer Fliegenschnapper und Rauch- 
schwalbe. Fiir das Braunkehlchen liegen Hortlings MaBe unter den 
von mir ermittelten (der einzige Fall!). Da Hortling aber niemals 
angibt, wieviel Vogel ihm jeweils zur Verfiigung standen, kann ein Ver- 
gleich mit seinen Angaben, ganz abgesehen von den fehlenden Durch- 
schnittswerten, nur von untergeordneter Bedeutung sein. Sie seien hier 
also nur angefiihrt, well sie auch in der vorliegenden unvollstandigen 
Form die BANZHAFschen Angaben stiitzen und analoge Ergebnisse 


^) Hortling, J., Omitologisk Handbok, Helsingfors 1929-1931. 



FKigellange und Wanderstrecke. 


523 


auch fiir andere Arten, deren durchschnittliche Fliigellange wir noch 
nicht kennen, wahrscheinlich machen. 


Tabelle 2. 

Obere Grenzen der individuellen Variation 
fiir 



finnische Brutvoge] 
(nach Hortling) 

deutsche Brutvogel 

Oriolus 0 , oriolus . . . 

cJ bis 161 mm 

S bis 156 mm 


? » 167 „ 

? » 162 „ 

Coccothraustes c. coccothraustes 

S „ 109 „ 

c? » 106 „ 


$ „ 106 „ 

? „ 103 „ 

Carduelia spinus . . . 

0^ 

-o 

GO 

at 

c? >> 73 ,, 


? „ 76 „ 

$ » 70 „ 

Fringilla coelebs .... 

c? „ 96 „ 


Emheriza citrinella . . . 

^ „ 97 „ 

S „ 95 ., 

E. hortvlana 

c? 96 „ 

c? „ 94 „ 

E, sch. schoeniclus 

85 ,, 

<? „ 85 „ 


? „ 81 „ 

9 80 „ 

Lullula a. arbor ea . . 

c? „ 100 „ 

(? »> 98 ,, 


? » 96 „ 

9 93,5 „ 

Anthua pratenais .... 

(? » 85 ,, 

<? „ 83,6 „ 


? „ 81 „ 

9 .. 77 „ 

Motacilla a. alba . . . 

(? „ 96 „ 

c? » 92 „ 


? „ 89! „ 

9 „ 90 ,. 

Parus c. caeruleua 

c? » 70 ,, 

c? „ 69 „ 


? „ 69 „ 

9 .. 66 ,, 

Parua a, ater 

(? ,, 66 „ 

(? ,, 64 „ 

Hippolaia i, icterina 

(? „ 82,6 „ 

c? 80 „ 

Turdua m. merula 

S „ 136 „ 

c? 132 „ 


$ „ 1301 „ 

9 „ 131 „ 

Prunella m. modularia 

<? „ 74 „ 

(? „ 73 „ 

Troglodytea t, troglodytea 

<? >, 61 ,, 

c? „ 60 „ 

Riparia r. riparia 

? „ 111 „ 

9 „ 108 „ 


Urn auch den letztmoglichen PJinwand zu entkraften, man konne 
nur MaUe vergleichen, die von einem Autor stammen, und um ge- 
wissermaUen die Probe aufs Exempel zu machen, habe ich selbst auBer 
deutschen Feldlerchen, Alauda arvensis, eine Serie von 26 Stuck dieser 
Art aus Finnland gemessen^). Hier fand ich folgende Fliigellangen: 
18 112-117,5 mm, im Durchschnitt 114 mm; 6$ 103-106,5 mm, im 

Durchschnitt 103,5 mm; 1 Stuck ohne Geschlechtsangabe 110 mm ($ ?). 
Auch diese Serie zeigt, dafi die Fliigel nordlicher beheimateter Vogel 

Herm Dr. Palmgrbn danke ich verbindlichst fiir die freundliche tlber- 
lassung des Materials. 


624 


Gtinther Niethammer 


durchschnittlich groJJer sind als die der sudlicher lebenden Population: 
$ 114 gegeniiber 112,6 mm; $ 103,6 gegeniiber 101,2 mm. DaB die 
Durchschnittswerte dieser finnischen Feldlerchen kleiner als die von 
Banzhaf ermittelten Werte sind, mag seinen Grund in der Tatsache 
haben, daB die Oie-Durcbziigler aus einem noch nordlicheren, jedenfalls 
anderen Gebiet als die von mir imtersuchten finnischen Feldlerchen 
stammen. 

Bei einer Deutung der in Tab. 1 verzeichneten Flugellangendiffe- 
renzen wird man wohl zunachst an Unterschiede im Sinne der Berg- 
MANNschen ftegel denken miissen. Ich halte es aber fiir wenig wahr- 
scheinlich, daB diese Regel auch fiir ausgesprochene Zugvogel Giiltig- 
keit besitzt. Zudem haben wir im Gewicht des Vogels neben der Fliigel- 
lange ein weiteres Kriterium fiir seine GroBe. Setzen wir ein geographi- 
sches Variieren nach der BERGMANNschen Regel voraus, so miiBten die 
Durchschnittsgewichte mindestens im gleichen Sinne wie die Fliigel- 
lange wachsen (wie wir es z. B. beim Steinschmatzer, Gimpel und bei 
der Weidenmeise finden), vermutlich aber hoher liegen, als es im Fliigel- 
maB zum Ausdruck kommt, da Banzhaf ja fette, also verhaltnismaBig 
schwere Herbstvogel gewogen hat. In Wirklichkeit sind die Gewichte 
f olgende : 

Tabelle 3. 


Durchschnittsgewichte (in Gramm) von 



Oie-Durchziiglern 

deutschen Brutvogeln 

Anzahl 

Gewicht 

Anzahl 

Gewicht 

Sturnus v, vulgaris .... 


74,6 

22 1? 

80 




7? 

76 

Alauda a, arvensis 

80<?$ 

35,4 

8c? 

39 

Anthus t, trivialis 

6? 

22,7 


22,7 

Muscicapa h, hypoleuca . . 

32 (J 

13 

13,?? 

12,8 


28? 

12,6 


Acrocephalus schoenohaenus . 

10,? 

13,6 

4,? 

111 / 2-13 


4? 

11 



Sylvia horin 

60cJ$ 

20,6 

3 c?? 

171 / 2-20 

8 , a, atricapilla 

21 <? 

19 




14? 

19,7 

4?? 

16-21 

8 , c. communis 

43,?? 

16,9 

7c? 

13-15 

8 , c. curruca 

14^ 

12,2 

4<? 

11,3-13 


7? 

11,4 



Turdus c. philomelos .... 

13<?? 

68 

8 c?? 

63-72 

Ph, ph, phoenicurus .... 


14,6 

7,?? 

13-17 

Erithacua r. rutecula .... 

12 <J 

16,4 

12 (? 

16,6 

Turdus pilaris 

6<? 

103 

8c?? 

87-126 








Fliigellange und Wanderstrecke. 


525 


An Hand dieses geringen undleider oft ungleichwertigen Materials 
(viele Durchziigler, wenig Bmtvogel und umgekehrt) kann nur gesagt 
werden, daB fiir die meisten Arten (Star, Feldlerche, Baumpieper, 
Trauerfliegenschnapper, Singdrossel, Gartenrotschwanz, Rotkehlchen, 
Wacholderdrossel) keine Unterschiede festzustellen sind, wahrend bei 
den Sylviinae die deutschen Brutvogel etwas weniger zu wiegen 
scheinen; dies wirkt aber wegen des gerade hier unzureichenden Brut- 
vogelmaterials wenig beweiskriiftig. 

Lassen wir nun diese, wenn aucb etwas liickenhafte Gewicbts- 
angaben gelten, so miissen wir fiir die in der Tabelle niedergelegten 
Falle einen Deutungsversucli im Sinne der BERGMANNschen Regel ab- 
lebnen. Vielmehr ware Renschs Fliigelschnittregel dann dahingehend 
zu erweitern, daB die Fliigel der Zugvogel innerhalb eines 
Rassenkreises (einer Art) unabhiingig von der GroBe des 
Vogels in nordlichen Zonen entsprechend der flugmecha- 
nisch starkeren Beanspruchung (langere Wanderwege) durch- 
schnittlich liinger sind als in siidlich davon gelegenen Ge- 
bieten. 

So deutlicli das vorliegende Material fiir die Richtigkeit dieses 
Satzes spricht, so dringlich erscheint es andererseits, die Grundlage 
durch Untersuchung weiterer Serien und Erfassung aller in Frage 
komnienden Arten zu verbreitern. Aus deni Vergleicb dor Durch- 
schnittswerte von Fliigellange und Gewicht, d. h. aus der Kenntnis der 
relativen Fliigellange wird uns die Deutung der Ursachen raoglich, 
warum beispielsweise der Baumpieper in Finnland andere Proportionen 
zeigt als der in Mitteldeutschland. Voraussetzung dafiir sind also 
genaue und umfangreiclie Messungen an Brutvcigeln (moglichst aus den 
gleichen Monaten, da z. B. das Gewicht eines Vogels ini Kreislauf des 
Jahres Schwankungen unterworfen ist). Meine Zeilen haben den 
Zweck, den Ornithologen und Sarnmler anzuregen und ihm zu zeigen, 
daB genaue MaBangaben als Bausteine fiir die kausale Forschung iiber 
den Rahmen der engsten Systematik hinaus notwendig und erfolg- 
versprechend sind. 


Systeinatische und tiergeographigche Untersuchungen 
liber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. II. 

Auf Grund der Sammlungen von Pater J. Schneider 
und Dr, A. Buhler. 

Von 

Use Rensch, Mtinster. 

Mit 64 Abbildungen im Texte. 

InhaltsTerzeichnis. 


IV. Laiidpulmonaten (Fortsetzung) 527 

1. Pleurodontidae (Fortsetzung) 527 

2. Ariophantidae 543 

3. Eulotidae 57(5 

4. Stenogyridae 577 

5. Pupillidae 573 

6. Partulidae 5g() 

7. Tornatellinidae 5g2 

8. Streptaxidae 555 

9. Endodontidae *555 

10. Succineidae 592 

11, Ellobiidae 593 

V. Landprosobranchier 597 

1. Cyclophoridae 597 

2. Helicinidae 

3. Assimineidae 914 

4. Truncatellidae 926 

VI. Tiergeographisches 931 


Dem 1934 erschienenen I. TeiU) iiber die Landschneckenfauna des 
Bismarck- Archipels, der nur die Gattung Papuina behandelte, folgt 
nun die Bearbeitung aller iibrigen Landschnecken (d. h. Landpulmo- 
naten wie Landprosobranchier). Ausgenommen hiervon sind die Nackt- 
schnecken der Familie der Oncidiiden, der Rathousiiden und der 
Athoracaphoriden, die durch H. Hoffmann 2) eine Sonderbearbeitung 
erfuhren. 

1) Archiv f. Naturgesch., N. F., 8, p. 445-488, mit 1 Karte und 14 Text- 
abbildungen, 1934. 

2) Hoffmann, H., Zool. Anz. 100, p. 133-149, mit 11 Abb., 1932, 


Untersuchungen iiber die Landschneokenfauna des Bismarck-Archipels. 627 

IV. Landpalmonaten (Portsetzung). 

Fleurodontidae (Portsetzung). 

20. Chloritis denirecasteauxi (E. A. Smith). 

Helix (Chloritis) dentrecasteauxi E. A. Smith, Proc. Zool. Soc. London 1884, 
p. 265, pi. 22, fig. 6,6b. (Terra typica: Wild I 8 l 9 ,nd, Admiralitatsinseln.) 

Chloritis (Eustomopsis) dervtrecasieauxi I. Rensch, Zool. Anz. 95, p. 190, 1931. 

Dr. BtiHLER sammelte 2 Exemplare bei Iriu, 1 juv. bei Lou auf 
Manus, der Hauptinsel der Admiralitatsinseln. Die Art ist charak- 
terisiert durch die beiden zahnartigen Einkerbungen vor der Miindung 
sowie durch die zweierlei Haartypen: auf Omm^ nahe der Miindung 
zahlte ich 300—400 winzige Harchen, zwischen denen ganz vereinzelt, 

im Abstand von 2—2,5 mm groBe Haare stehen (1. c. I. Rensch). 

Die MaBe liegen in der bisher bekannten Variationsbreite: Hohe 9 bis 

10.4 mm; Durchmesser 14,8-16,6 mm. — Die Radula unterscheidet 
sich nicht von den Radidae anderer Chloritis- Arten. 

Verbreitung: Admiralitatsinseln (Wild Island, Manus, Insel 
Paluan). 

21. Chloritis discordialis (Per.). 

Helix discordialis F^russac, Hist. Nat. Moll. Bd. I, p. 13, T. 74, fig. 1 (Terra 
typica: nicht angegeben. Nach Martens 1877, p. 274, Neu-Irland.) 

2 Exemplare wurdeii von Dr. Buhler auf Neu-Mecklenburg (Majom) 
gesammelt. Diese Art ist sehr charakteristisch gefiirbt: die Schale ist 
weiBlich, das Periostrakum blaBbraun. Sie hat eine flache niedrige 
Porm. Der Apex ist kaum (bis zu 1 mm) iiber dem letzten Umgang 
erhoben. Der trichterformige Nabel ist fast so groB wie bei CM. rnulti- 
setosa Pult., aber die Nabeleinsenkung ist mehr abgerundet, nicht so 
kantig wie bei dieser. Die Mundoffnung ist rund, runder als bei CM. mul- 
tisetosa, und der Mundsaum ist starker umgeschlagen. Sehr nahe 
kommen sich die genannten Formen in ihrer Haarnarbung. Die Narben 
bzw. Haare stehen sehr eng, und zwar zahlte ich in einem Feld von 
9 mm2 bei 2 Exemplareii ca. 240-250 Narben (bei muUisetosa liegt die 
Variationsbreite zwischen 225 bis ca. 400 Narben). — Hohe 14,6 bis 

16.4 mm; Durchmesser 23,4-24,2 mm, bei 41/2 Umgangen. 

Ein Exemplar von Sapper auf Neu-Hannover gesammelt, mochte 
ich vorlaufig auch zu CM. discordialis rechnen. Das Stuck ist aber 
bedeutend flacher und zusammengedriickter (Hohe 14,5, Durchmesser 
27 mm). Der Nabel ist etwas mehr perspektivisch. Die trichterformige 
h^abeleinsenkung ist bedeutend weiter. Die Haarnarbung entspricht 
jedoch etwa den mir vorliegenden dtscordtaZt's-Exemplaren von Neu- 


528 


Use Rensoh 


Mecklenburg. Nur an Hand groflerer Serien von Neu-Hannover wird 
man spater entscheiden konnen, ob es sich hier vielleicht um eine neue 
geographische Rasse handelt. 

V erbreitung: Neu-Mecklenburg, Neu-Hannover, Neu-Guinea 
(Maclay-Coast) (Brazier 1886). 

22. Chloritis fausta Gude. 

Chloritis fausta Gude, Proc. Mai. Soc. VII, p. 45, pi. IV, fig. 5-5 c, 1906. (Terra 
typica : Neu-Mecklenburg. ) 

2 Exemplare wurden von Dr. Buhler auf Neu-Mecklenburg (Medina) 
gesammelt. Die Art hat die gleiche Form (der Apex ist gar nicht er- 
hoben) und den groBen weiten Nabel wie Chi. multisetosa Fult. Sie 
imterscheidet sich aber von dieser durch die bedeutendere Gesamt- 
groBe, die geringere Haarnarbenzahl [Chi. multisetosa hat mindestens 
uber 200 Narben in einem Feld von 9 mm^ dicht an der Miindung, 
wahrend ich bei den drei /a^^8to-Exemplaren 57, 58, 86 Narben zahjen 
konnte), sowie den derben rotbraunen Mundsaum. — Hohe 17,5; 19mm; 
Durchmesser 27 ; 28,3 mm. Ein von mir im British Museum gemessenes 
Stiick hat eine Hohe von 16,1, einen Durchmesser von 27 mm, die 
Haarnarbenzahl betragt 86-91 auf 9 mm^. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg. 

23. Chloritis tenebrica Fult. 

Chloritis tenebrica Fulton, Ann. Mag. Nat. Hist. IX, p. 316, 1902. (Terra 
typica: Neu-Mecklenburg.) 

Chloritis ephamilla Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 55, p. 140, 1928. 

t)ber 200 Exemplare wurden untersucht: von Neu-Mecklenburg 18 
(Namatanai, leg. Pater Neuhaus; Medina, Majom, leg. Dr. Buhler). 
5 Exemplare von Komat auf Lihir, 2 von der Insel Mahur (leg. Pater 
0. Meyer); von Neu-Pommern 175 (Gazelle-Halbinsel: Baining-Ge- 
birge, Ralum [leg. Dahl], Mope und vorgelagerte Insel Vuatom; Siid- 
kiiste: Weite Bucht [Wattok, Karlei], Jacquinotbucht [Mailmail, 
Pomeo, Malekur], Arawi, eine der Lieblichen Inseln am Kap Merkus; 
Nordkiiste: Ulamona, Insel Lolobau [leg. Pater Schneider], Poi- 
Talasea [leg. Pater Bischof], French Island [leg. Eichhorn]). 

Die gelb- bis rotbraune Schale ist rundlich, die ersten Umgange sind 
wenig (nie mehr als 2-3 mm) iiber dem letzten Umgang erhoben, die 
Naht ist vertieft. Auf dem letzten Umgang befindet sich bisweilen dicht 
an der Naht ein etwa 3^2 nim breiter wulstiger Absatz. Die trichter- 
formige Nabeleinsenkung ist nicht so weit, und im allgemeinen auch 
nicht so scharf begrenzt wie Chloritis multisetosa. Die Schale tragt 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bisiiiarck-Archipels. 529 

dichte Haare bzw. Haarnarben, doch ist die Haardichte ziemlich varia- 
beb Der Typus im Britischen Museum hat in einem Feld von 9 mm^ 
(dicht an der Miindung) 79 Haarnarben (bei Umgangen, einer Hohe 
von 18 mm, einem Durchmesser von 23,6 mm). 8 Exemplare von Neu- 
Mecklenburg haben folgende Haarnarbenzahlen : 23. 30 (Medina! 37 
39, 40, 53, 60, 148 (Majom). - Von Neii-Pommern zLlte ich Hi 
31 Exemplaren die Haarnarben aus. Die Zahl variiert von 35-180 (ein 
extremes Stiick von der Weiten Bucht, das nach der Form zu tenebrim 
zn rechnen ist, ziihlt 200 Haarnarben. Eine einheitlich hohe Narbenzahl 
naben die Stiicke von der Jacquinotbucht niit 100, 129, 169, 180. Bei 

Ulamona und auf der Iiisel Lolobau, also an 
der Nordkiiste Neu-Pommerns, liegt die Va- 
riationsbreite der Haarnarben zwischen 68 und 
110, wobei abcr zu bedenkcn ist, daB die Serien 
von der Insel Lolobau durchschnittlich groBere 
MaBe haben als die von dem iibrigen Neu- 
Pommern. Die zarteren Schalen von den Fran- 
zosischen Insoln haben 81 und 85 Haarnarben. — 


Abb. 1. Geuitalicn von Chloritis tenebrica Fult. 


Bei siimtlichen mir vorliegenden Exemplaren von Neu-Mecklenburg 
und der vorgelagerten Insel Lihir variiert die Hohe von 15,8-20,7 mm, 
der Durchmesser von 21—27,8 mm. An der Siidkuste Neu-Pommerns 
variiert die Hohe von 14— 20,9 mm, der Durchmesser von 19— 27.9 mm. 
An der Nordkiiste unterscheiden sich die DurchschnittsmaBe bei 
der Serie von Ulamona nicht (Hohe 14,1 bis 21,5 mm, Durchmesser 
17,4-27,7 mm), wahrend die Serie von der Insel Lolobau durchschnittlich 
groBere MaBe hat (Hohe 17,5-22,7 mm, Durchmesser 24-29,5 mm). — 
Die beiden Exemplare, die Pater Meyer auf Mahur gefunden hat, haben 
geringere MaBe als alle iibrigen Formen (Hohe 13,2-13,6 mm; Durch- 
messer 18,4-19 mm). Erst an einer Serie von Schalen wird man 
entscheiden konnen, ob sich auf Mahur eine Basse, die durch geringere 
MaBe charakterisiert ware, gebildet hat. 


530 


ll8eB«nsch 


Die Genitalien (Abb. 1), die ich an einem Exemplar von Ralum 
untersuchen konnte, haben eine charakteristische Auspragung. Der 
Penis ist zu etwa zwei Drittel gleichmafiig dick, im scharf abgesetzten 
hinteren Drittel aber stark verschmalert. Der Musculus retractor ist 
auffallig lang und diinn. Die Vagina ist nicbt verdickt. Das Recepta- 
culum seminis setzt mit einem stark aufgetriebenen Teil nahe der Ge- 
scblechtsoffnung an und hat einen etwas langeren Blasenstiel, als dies 
bei multisetosa und mertensi der Fall ist. — Die Radula, die ich am 
gleichen Exemplar untersuchen konnte, hat 53-56 Zahne in einer halben 
Querreihe im mittleren Abschnitt der Radula. Die Zahnfomien zeigen 
keine Besonderheiten und unterscheiden sich nicht von denen von 
Chi. mertensi, moellendorffi usw. Auf den spitzen Mittelzahn folgen 
16-18 lanzettformige Zahne, die folgenden 5-6 bestehen aus einem 
Mesokonus und einem kleinen Entokonus. Die 32 Randzahne haben 
dann aufierdem noch einen spitzen Ektokonus. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg, Inseln Mahur und Lihir, Neu- 
Pommern, Franzosische Inseln. 

Die von Thiele 1. c. als Chloritis ephamilla aufgefiihrten Formen 
erwiesen sich nach Vergleich mit den groBen Serien als Chi. tenebrica. 

24. Chloritis mertensi I. Rensch. 

Chloritis mertensi I. Rensch, Zool. Anz. 92, p. 228, Abb. 5, 1930. (Terra typica: 
Neu-Poramern, Karlei.) 

t)ber 60 Exemplare wurden an der Sudkiiste Neu-Pommems ge- 
sammelt. (Weite Bucht: Jarra, Malkong, Karlei, Nangurup, Man- 
drewei. Ip, Puplon), Insel Arawi am Kap Merkus. 

Conchologisch ist diese Art charakterisiert durch das meist stumpf- 
kegelformige Gewinde, den verhaltnismaBig engen Nabel und die relativ 
lichte, offenbar wenig variable Behaarung. Auf 9 mm® nahe der Miin- 
dung konnte ich folgende Zahlen von Haaren bzw. Narben feststellen 
(der Durchmesser und die Hohe sind in Klammem vermerkt): 34 
(H. 21,3; D. 26,7); 32 (H. 15,8; D. 22); 31 (D. 26); 30 (D. 26,3 - Typus); 
29 (H. 22,6; D. 30,5); 25 (H. 21; D. 28,2); 24 (H. 19,9; D. 25,6); 23 
(H. 21,3; D. 28,5); 21 (H. 22,8; D. 28,4); 20 (H. 22; D. 28,5). Die Haare 
sind etwa 0,3 mm lang und etwas gebogen. — Hohe 14,6-23 mm; 
Durchmesser 20,1-30,8 mm bei 5-6% Umgangen. — ^ Es liegen mir nun 
auBerdera noch drei kleine Schalen von Karlei und von der Insel Arawi 
am Kap Merkus vor, die die erwahnten Unterschiede etwas verwischen. 
Die Exemplare sind noch kleiner als Chi. moellendorffi (Hohe: 13,7; 
12,8; 12,3 mm; Durchmesser 17,6; — ; 16,1mm) und haben 472-4% 



Untersuchungen liber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipele. 531 

Umgange. Bei 1 Exemplar von Arawi zahlte ich 42 Narben auf dem 
letzten Umgange auf einem Quadrat von 9 mm dicht an der Miindung. 

Chloritis meHensi unterscheidet sich von Chi. tenebrica hauptsachlich 
durch die Form des letzten Umganges : dieser ist gleichmaUig gerimdet, 
so dafi sich die breiteste Stelle an oder oberhalb der Mitte befindet, 
wahrend der letzte Umgang bei tenebrica gewohnlich etwas abgeflacht 
ist und daher normalerweise weit unterhalb der Mitte am dicksten ist; 
dadurch ist auch die Mundbffnung bei mertensi gleichmaBig rund, bei 
tenebrica mehr herabhangend. Chloritis tenebrica hat auBerdem zumeist 
^4 bis 1/2 Umgang weniger. Ferner ist die Variabilitat der Behaarung 
eine andere, namlich bei mertensi ziemlich konstant 20-34, bei tenebrica 
von 23—180. SchlieBlich ist auch der Nabel im Durchschnitt 
etwas mehr trichterformig als bei mertensi. 

Chloritis muUisetosa Fulton ist stets einwandfrei von Chloritis rrhcr- 
tensi zu unterscheiden, da sie einen weiten trichterformigcn Nabel und 
einen abgeflachten letzten Umgang hat und auf 9 mm^ nahe der Miin- 
dung 220—460 Haarnarben erkennen liiBt. — Die in der Form an mertensi 
etwas erinnernde Chi. led Cox von den kleinen Inseln ostlich von Neu- 
Guinea hat etwa 43—90 Haarnarben, einen halben Umgang weniger als 
mertensi und deslialb relativ groBere Embryonal windungen sowie einen 
engeren Nabel. AuBerdem ist led durchschnittlich flacher. — Chi. lepi- 
dophora Kob. von Neu-Guinea hat ein viel starker erhobenes Gewinde 
und mehr Haarnarben (etwa 100-108 auf 9 mm^ nahe der Miindung). 
(Ein Stuck von Deutsch-Neu-Guinea im Brit. Museum hatte 81 Narben.) 

Schwierig ist nun aber eine befriedigende conch ologische Abgren- 
gegeniiber Chi. moellendorffi Anccy von Tuom (Siassi-Archipel 
zwischen Neu-Pommern und Neu-Guinea). Bei Chi. moellendorffi ist 
der letzte Umgang ahnlich gerundet wie bei mertensi, doch ist die Schale 
relativ flacher. Es ist auch die GroBe und die Umgangszahl geringer 
(nur 4 ^/ 2 ) und der Nabel etwas mehr trichterformig, d. h. etwa so wie 
bei tenebrim. AuBerdem konnte ich bei 3 topotypischen Exemplaren 
von Chi. moellendorffi nahe der Miindung auf 9 mm^ 130, 130, 90 Haar- 
narben ziihlen. Doch hat das unten erwahnte schluteri-^tack wohl nur 
60 bis 60 Narben (genaue Zahlung nicht moglich). 

Anatomisch sind die genannten Chloritis-Axten leicht auseinander- 
zuhalten. Bei Chi. moellendorffi sind Penis, Vagina und basaler Teil des 
Receptaculum seminis kurz und dick, der Penis besitzt auBerdem einen 
Blindsack (Reizkorper). Bei den 3 anderen Arten sind diese Teile 
schlanker, doch ist der Penis bei tenebrica in der unteren Halfte stark 
verdickt, bei muUisetosa und mertensi in der oberen Halfte. AuBerdem 


532 


Use Bensoh 


ist der Musculus retractor bei tendtrica schmaler und langer. Chi. muUi- 
setosa und Chi. mertensi unterscheiden sich schliefilich dadurch, dafi bei 
ersterer Art Vagina und Penis sich zur Genitaloffnung hin stark ver- 
jiingen, bei mertensi (Abb. 2) dagegen sich erweitem oder doch gleich 
bleiben. Bei der Originalbeschreibung hatte ich ein kleines Flagellum 



Abb. 2. Genltalien von CtiLoriiis mertensi I. Ronsch. 


angegeben, was sich aber bei Untersuchung von weiteren Stiicken als 
irrig erwies. Das vorgewolbte Hinterende des Penis hatte ein Flagellum 
vorgetauscht. — Die Radulae (Abb. 3) der untersuchten Arten zeigen 
dagegen keine wesentlichen Unterschiede. Auf den spitzen Mittelzahn, 
dessen kleine Ektokonen nicht immer deutlich siiid, folgen ahnlich 
geformte Zahne mit z. T. auch sehr undeutlichen kleinen Ento- und 



Abb. 3. Ra-dula von Chloritis mertensi I, Rensch. 


Ektokonen. Bei den weiteren Zahnen wird der Mesokonus schlanker. 
der Entokonus deutlicher, was dann zum Rande zu immer starker her- 
vortritt. Der Ektokonus, der anfangs sehr proximalwarts gelegen ist, 
kann am Rande bisweilen in gleicher Hohe wie Ento- und Mesokonus 
liegen. — Der Kiefer besitzt 6-7 vertikale Leisten. 

Verbreitung: Neu-Pommern (Siidkuste). 





Untersuchungen iiber die Landsohneckenfauna des Bismarck-Archipels. 533 

86. Chloritis moellendorffi Ancey. 

Chloritis moellendorffi Ancey, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales. XII, p. 773, 
PI. XXXVI, fig. 7, 1897. (Terra tyj)ica: Tuom, Dtsch.-Neu-Guinea.) 

Die Schale dieser Art ist charakterisiert durch relativ engen Nabel, 
durch schwach umgeschlagencn Mundsaum, sowie durch zieralich dichte 
Haarnarben (90, 130, 130, 50-60 auf Omm^-nahe der Miindung). Die 
letztgenannten Haarnarbenzahlen stellte ich bei einem Exemplar fest, 
das der CM. moellendorffi vollig entspricht, aber als CM. scMuteri Gude 
bezeichnet ist und vom gleichcn Fundort stammt. Ich kann jedoch 
keine Literaturstelle fur scMuteri ausfindig machen und muB daher 

annehmen, daB es sich hier um 
einen Manuskriptnamen handelt. 
Auf der Unterseitc der Schale 
finden sich bei alien 4 mir vor- 
liegenden, topotypischen Excm- 
plaren am Nabel nahe der Miin- 
dung 1 oder 2 schwache Einker- 


Abb. 4. Genitalieii von Chloritis moellendorfli Abb. Bliiidsack am 

Ancey. von Chloritis moellendorffi Ance.v. 

bungen. Uber die Unterschiede gegcniiber CM. mertensi vergleiche 
man das bei dieser Art Gesagte. Von CM. tenebrica ist CM. moellen- 
dorffi ebcnfalls unterschieden durcli engeren Nabel. geringere Durch- 
schnittsmaBe sowie dadurch, daB der Mundsaum am Columellar- 
rand nicht so stark nabelwiirts umgeschlagen ist, wodurch die Mund- 
saumlimie bei senkrechter Aufsicht auf die Unterseitc geschwungen er- 
scheint. — Hohe 12,6; 13,1; 13,8; 14,8mm; Durchmesser 17,8; 18.3; 
19; 19,8 mm; Haarnarbenzahl 1.30; 130; ,50-60; 90. 

Die Genitalien (Abb. 4), die ich an einem von dor Hanseatischen 
Siidsee-Expedition gesammelten Exemplar untersuchen konnte, zeigen 
Sonderheiten, welche die Art sehr scharf von mertensi, tenebrica und 
multisetosa unterscheiden. Penis, Vagina und basaler Teil des Recepta- 
culum seminis sind namlich unverhaltnismaBig stark verdickt und am 
Penis befindet sich ein eigenartiger Blindsack (Abb. 5). Letzterer be- 




534 


nseBeosch 


sitzt im Innem warzenartige Erhebungen, die vermuten lassen, dafi er 
in umgestiilpten Zustande als Reizkorper fungiert. Auch der Musculus 
retractor ist relativ kurz und dick. — Die Radula zeigt keine Sonder- 
heiten. Auf einer balben Reihe im mittleren Abscbnitt der Radula 
zahlte ich 44r-45 Zahne. Auf den spitzen Mittelzabn folgen 12 lanzett- 
fonnige Zahne. Die folgenden 6 Zahne etwa zeigen einen Mesokonus 
und einen kleinen Entokonus. Bei den letzten 27 Zahnen wird der 
spitze Entokonus groBer, und ein ebenfalls spitzer Ektokonus tritt auf. 
— Der Kiefer hat 8-10 nicht ganz deutlich begrenzte vertikale Leisten. 

Verbreitung: Tuom (kleine Insel siidwestlich von Neu-Pommem). 

36. Chloritis multisetosa Fulton. 

Chloritis multisetosa Fulton, Ann. Mag. Nat. Hist. (9) 1902 , p. 316. (Terra 
typica: Neu-Mecklenburg.) 

Pater Schneider sammelte 62 Exemplare von Neu-Pommern 
(Weite Bucht: Jarra, Kermen, Karlei, Kaukum, Bergland von Patagul, 
Matlip und Vuatom [Reber]). 

Die rotbraune Schale unterscheidet sich von der von Chloritis tene- 
brica durch den noch tiefer eingesenkten Apex. Der vorletzte Umgang 
uberragt kaum noch den letzten Umgang. Ferner ist die Naht etwas 
starker vertieft. Die groBe, trichterformige, von einer Kante begrenzte 
Kabeleinsenkung ist durchschnittlich erheblich weiter als bei CM. tene- 
brica. — Besonders charakteristisch fiir diese Art sind die sehr zahl- 
reichen, etwa 0,1. mm langen gebogenen Haare, bzw. Haarnarben. Bei 
dem Typus im Britischen Museum konnte ich in einem Feld von 9 mm^ 
dicht an der Mundung etwa 370 Haarnarben zahlen. Bei den mir vor- 
liegenden Schalen liegen die Haarnarbenzahlen bei 220-360. Vom 
Hochland von Patagul konnte ich 3 Exemplare mit uber 400 (400, 460, 
475) Haarnarben zahlen. Auch die Form des Mundsaums ist von dem 
von CM. tenebrica unterschieden. Bei fast alien mwliisetosa-Exemplaren 
ist der Mundsaum weniger umgeschlagen und auch etwas haufiger 
rosa-violett gefarbt. — Die Mundoffnung ist viel tveniger rundlich, 
mehr rechteckig, d. h. der Ansatz des oberen Mundsaums am vorletzten 
Umgang ist starker gebogen, und der Columellarrand ist gerader. — 
Hohe 13,9-20,5 mm; Durchmesser 18,7-28,1 mm bei Um- 

gangen. 5 Exemplare vom Hochland von Patagul, die ich weiter oben 
schon wegen der besonders hohen Haamarbenzahl erwahnte, zeigen 
besonders kleine MaBe; Hohe 12— 13 mm; Durchmesser 17,3— 18,8 mm. 

Das Alkoholtier ist dunkel- (rotlich-) grauschwarz gefarbt. Ana- 
tomisch unterscheidet sich Chhritis mvltisetosa von Chloritis mertensi 



Untersuchungen iiber die Landachneckenfauna des Bismarck -Archipels. 535 

und Chi, tenebrica vor allem dadurch, daU der Penis nahe der Miindung 
nicht aufgetrieben, im hinteren Drittel aber viel starker verdickt ist 
(Abb. 6). — Die Radula hat dieselben Zalinforrnen wie bei Chloritis 
tenebrica, Im mittleren Abschnitt der Radiila aiif einer halben Querreihe 
ijahlte ich 52-54 Zahne. 

Auf den spitzen Mittel- 
zahn folgen 16 lanzett- 
formige Zahne, die fol- 
genden 10 haben einen 
spitzen Meso- und Ento- 
konus, die restlichen 25 
auch noch einen spitzen 
Ektokonus. Der Kiefer 
hat ca. 14 vertikale, un- 
regelmaBig breite F alten . 

V erbreitung: Neu- 
Mecklenburg, Neu-Pom- 
mern (Siidkiiste: Weite 
Bucht; Nordkiiste: For- 
sayth Island, 1, c. Lesch- 
KE, p. 101),Vuatoni. Abb. G. Genitalicii von Chloritis rnultiseiosa Full. 

27. Chloritis gaimardi Desh. 

Helix gaimardi Desli. in Guerin, Mag. de Zool. 1831, pi. XXIX (Port 
Carteret, New Ireland als wahrsch. Terra typica). 

Von dieser Art liegt mir kein Exemplar vor und ich kannnurauf die 
Abbildung in Ferussac^) verweisen. AuBer einer sehr guten Wieder- 
gabe der Schale ist auch ein Ausschnitt der Haarnarbendichte gegcben, 
die geringer ist als die von Chi, silenus (vgl. diese). Chi, gaimardi soli 
auBerdem kleiner und flacher, der letzte Umgang soli weniger abgeflacht 
sein und die Mundoffnung deshalb rundlicher. Bei Ferussac p. 14 sind 
fiir die Hohe 10 mm, fiir den Durchmesser 15 mm angegeben, wahrend 
Pfeiffer 2) 7^2 die Hohe angibt. Die MaBangaben Ferussacs 

sprachen dann aber dagegen, daB Chi, gaimardi kleiner als Chloritis 
silenus ist, denn die OriginalmaBe beider Arten (Hohe 10 mm; Durch- 
messer 14 mm) unter^cheiden sich nicht voneinander. 



Fj^russac, Histoire Nat. Moll. T. 72, Abb. 6 — 10. 

Pfeiffer, Helicea I, p. 388. 

Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. 6, Heft 4. 


35 



lIseEmBoh 


686 

38. Chloritis silenus Angas. 

Hdix sUemia Angas, Proc, Zool. Soc. London 1878, p. 182, pi. XX, fig. 2. 
(Terra typica: Neu-Irland.) 

Chloritis conjuncta Gude, Proc. Mai. Soc. VII, p. 47, pi. V, fig. 6 . Chi. con- 
juncta Glide = Chi. silenus Angas, 1. c. p. 107, 1906. 

Es liegt nur 1 juv. Exemplar von Pater Schneider mit unbekann- 
tem Fundort gesammelt vor und 1 Exemplar aus dem Material des 
Berliner Museums, ebenfalls obne Fundort. 

Die hellbraune, keglige Schale ist abgeflacht, der Apex eingesenkt. 
Die tricbterformige Nabeleinsenkung ist gekantet. Von den 5 Um- 
gangen ist der letzte scharf absteigend, dadurch wird die Mundoffnung 
dreieckig und sehr scbief, so dafi der obere Mundrand den unteren um 
fast 5 mm iiberragt. Der letzte Umgang wird 1 mm vor der Miindimg 
verengt, so da6 hinter dem kaum umgeschlagenen Mundsaum eine 
seichte Kinne entsteht. Im iibrigen stimmt die Abbildung von Angas 
vollkommen mit meinen Exemplaren iiberein. Das Exemplar aus dem 
Berliner Museum hat in einem Feld von 9 mm^ dicht an der Miindung 
oberhalb der Peripherie etwa 180-240 Haarnarben. Die grofie Haar- 
narbenzahl soil ein wichtiger Unterschied von CM. silenus gegeniiber 
der ahnlichen CM. gaimardi sein. Gude 1. cit. teilt mit, dafi der Typ 
von CM. gaimardi Desh. in Paris nicht aufzufinden sei, daB aber die 
Abbildung der Haarnarben in der Originalbeschreibung deutlich die 
geringere Haamarbenzahl erkennen laBt, im Vergleich zu dem Typus 
von CM. silenus. — Hohe 11,7 mm; Durchmesser 17,1mm (Typus: 
H. 10 mm, D. 14 mm). 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg. 

89. Chloritis aff. fraterna Gude. 

Chloritis fraterna Gude, Proc. mal. Soc. VII, p, 47, pi. V, fig. 6-6 c, 1906. 
(Terra typica: 7 New Ireland.) 

Chi. conomphala C. R. Boettger, Abh. Senck. Nat. Ges. 86, p. 291, 1918. 

Yon St. Matthias liegen mir 22 Exemplare von Eichhorn gesammelt 
und 15 von Dr. Buhler vor. AuBerdem war Herr Dr. Haas so freund- 
lich, mir aus der Sammlung des Senckenberg-Museums 2 Serien zum 
Vergleich zu senden, die von einer groBen und einer kleinen Insel bei 
St. Matthias stammen. Diese Formen wurden von C. R. Boettger als 
conomphala Gude bezeichnet. Da CM. conomphala eine Salomonen-Art 
darstellt, war ich skeptisch, ob die Bestimmung zutrifft. Herr Dr. Haas 
hatte beide Serien auch schon richtig in CM. fraterna Gude, die leider 
ohne genaue Terra typica beschrieben wurde, umbenannt. — Im all- 
gemeinen stimmen die Serien von St. Matthias mit der GuDEschen 



Untersuchungen aber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 537 

fratema recht gut uberein — bis auf die Haarnarbenzahl. Ich konnte 
beim Typus im Britischen Museum auf einem Feld von 9 mm® dicht 
an der Miindung 143 Narben zahlen. Bei den vorliegenden Serien von 
St. Matthias selbst zablte ich 300—460 Narben, bei einem zahlbaren 
Stiick von der grolBen Insel bei St. Matthias 240 Haarnarben. Natiir- 
lich ware es moglich, daU die Haarnarbenzahl so stark variiert, wie es 
z. B. bei CM. tenebrica auch der Fall ist. — Hohe 8,7-11,5 mm; Durch- 
messer 12,3-17,1 mm bei 4-4^/^ Umgangen. 

Zu untersuchen bleibt noch, ob die sehr kleine CM. exigua Gude (s. d.) 
mit der Terra typica Neu-Irland nicht nachstverwandt oder gar synonym 
mit diesen Formen von St. Matthias ist. CM. exigua hat eine Hohe von 
7,5 mm und einen Durchmesser von 12 mm. Das kleinste Stiick von 
St. Matthias ist nur wcnig groBer (H. 8,7 mm; D. 12,3 mm). Fiir CMoritis 
exigua werden 41/2 Umgange angegeben, bei den St. Matthias- Stiicken 
zahle ich 4-4^2 Umgange. Leider ist die Haarnarbenzahl von exigua 
nicht bekannt, so daB endgiiltig eine Kliirung der Verwandtschafts- 
verhaltnisse noch nicht moglich ist. Drci von Leschke, 1. c. p. 100, 
von St. Matthias (Fkaliu) erwahnte Excmplare, die er als CM. fTateTvxi 
bezeichnet, gehoren sicher zu der gleichen Art. 

30. Chloritis exigua Gude. 

CMoritis exigua Gude, Proc. Mai. Soc. VII, p. 48, pi. IV, fig. 8-8c, 1906. 
(Terra typica: New Ireland.) — ibidem, p. 113. 

Diese sehr kleine, dunkelbraun gefiirbte CMoritis hat nach Guoe 
einen erhobenercn Apex, eine rundere Mundoffnung und dichtere Haar- 
narben als CM,, silenus {conjuncta,). Leschke, p. 99, erwahnt CM. exigua 
auch von Neu-Pommern, Nordkiiste (Hanamhafen-Geysirfeld). — 
Hohe 7,5 mm; Durchmesser 12 mm. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg, Neu-Pommern. 

Ich halte es fiir moglich, daB CM. aff. fraterna (s. d.) als nilchst- 
verwandte Form, vielleicht als geographischer Vertreter, oder gar als 
synonym anzusehen ist. 

31. Chloritis teres Gude. 

CMoritis teres Gude, Proc. Mai. Soc. VII, p. 106, PI. XIII, fig. 3,3a, 1906. 
(Terra typica: New Ireland.) 

AuBer einem Exemplar aus der Sammlung des Berliner Museums, 
das der Diagnose und Abbildung von Gude entspricht, liegt mir kein 
Material dieser Art vor. Gude unterscheidet die Art von CM. eustoma, 
einer Salomonenform, durch den etwas hoheren Apex und den engeren 

35* 



538 


IlseBensch 


Nabel. Typiscli scheint auBerdem das starkere Hervortreten der Zu- 
wachsstreifen zu sein, dutch das die Schale ein etwas runzliges Aus- 
sehen gewinnt. Die Haarnarbenzahl konnte ich bei dem Typus im 
Britischen Museum in London zahlen; nahe der Miindung auf 9 mm® 
71 Haarnarben. Das Berliner Museumsexemplar hat 53 Haarnarben. — 
Hohe 13,9 mm; Durchmesser 19,2 mm. 

Verbreitung; Neu-Mecklenburg (C. R. Boettgee, 1. c. erwiihnt 
ein typisches Exemplar von Maitland auf Neu-Mecklenburg). — Ob 
Chloritis teres etwa als geographischer Vertreter von CM. eustoma Pfr. 
angesehen werden kann, ist erst an groBerem Material zu entscheiden. 

38. Chloritis murina Pfr. 

Helix murifui Pfeiffer, Proc. Zool. Soc. London 1856, p. 384. (Terra typica: 
Admiralitatsinseln. ) 

Es ist dies eine nicht abgebildete und nicht sicher deutbare Form. 
Nach PilsbeyI) ist auBerdem die Gattungszugehorigkeit noch unsicher. 

33. Chloritis ursina Pfr. 

Helix ursina Pfeiffer, Proc. Zool. Soc. London 1866, p. 384. (Terra typica: 
Admiralitatsinseln . ) 

Von dieser Art liegt mir kein Material vor. CM. ursina wie CM. mu- 
rina erwiihnt Pfeiffee®) in einer Arbeit, in der er falschlicherweise ver- 
schiedene Arten der Gattung Papuina auffuhrt, die einwandfrei Salo- 
monenarten darstellen®). Wahrscheinlich sind also auch die genannten 
Chloritis-VoTvaeD. nicht auf den Admiralitatsinseln beheimatet. 

34. Chloritis delphax Kob. 

Helix {Chloritis) delfhax Kob., Nachrichtsbl. Dtsch. Mai. Ges. 1801, p. 204. 
(Terra typica: Neu-Guinea, Astrolabe Bay.) 

3 Exemplare liegen mir von Neu-Pommem vor, mehrere Stiicke von 
Neu-Guinea. 

Die Art ist gekennzeichnet dutch die mehr kuglige Form und dutch 
den stark herabsteigenden letzten Umgang. Die Nabeleinsenkung ist 
relativ eng und vom Mundsaum etwas bedeckt. Die Mundoffnung ist 
rund. Die im Martini-Chemnitz^) wiedergegebene Abbildung und 

PiLSBRY, Man. of Conch. VI (1890) p. 148. 

2) PtEirtUB, Zur Fauna der Admiralitatsinseln. Malak. Blatter 1856, p. 243. 

8) Vgl. Arch. f. Naturgesch., N. F. 8, p. 483, 1934. 

Martini-Chemnitz, Helix IV, p. 684, T. 186, fig. 5-7, 1897. 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 539 

die mir vorliegenden Stiicke stimmen vollkommen iiberein. — Die An- 
zalil der Haarriarben in einein Feld von 9 mm^ an der Peripherie dicht 
vror der Miindnng betragt 53,65 (Neu-Pommern), 54,57 (Nen-Guinea). 
Einige Stiicke von Neu-Guinea, die mir in London im British-Museum 
vorlagen, batten 48 und 68 Haarnarben. — Hohe 15,6-22,3 mm; Durch- 
messer 20,5-29,2 mm (Kobelt, 1. c. gibt fiir die Hohe 23-25 mm, fiir 
den Durchmesser 22-31 mm an). 

Verbreitung: Neu-Giiinea (Astrolabe-Bay, Eitape?, Konstantin- 
hafen, Stephansort [So6s 1911], Neu-Pommern [Neunachweis; Siid- 
kiiste?, Talasea]). 1 Exemplar von Ulamona hat ebenfalls die Kenn- 
zeichen von delphax, ist aber etwas verkriippelt und die Bestimmimg 
nicht ganz zuverlassig. 

35. Chloritis eustoma Pfr. 

Helix eustoma Pfr., Proe. Zool. Soc. London 1856, p. 243. (Terra typica: 
Irrtumlicherweise Admiral itatsinseln, vgl. Text.) 

Helix erinaceus Pfr., Proc. Zool. 8oc. London 1861, p. 192. (Terra typica: 
Salomonen.) 

Als Heimatgebiet dieser Art warden von Pfeiffer die Admiralitats- 
inseln angegeben. Da die Form aber bisher mir auf den Salomonen und 
Neu-Guinea wiedergef unden wurde, wird cs sich wohl auch hier um 
einen Irrtum Pfeiffers handeln (vgl. ChL ursina). Chloritis erinaceus, 
die Pfeiffer von den Salomonen beschrieb, ist mit eustoryia zu ideiiti- 
fizieren, wie ich durch Vergleich der beideii Typen im Britischen Museum 
feststellen konnte, und wie auch schon Smith und Gude angaben. Der 
Typus von Chi. erinaceus hat 37-38 Haarnarben, der von Chi. eustoma 
96 Narben (auf 9 mm‘^). Die Exemplare, die mir aus der Sammlung 
des Berliner Museums vorliegen, sind hinsichtlich der Haarnarbenzahl 
intermediar: 40-120. 

Kobelt erwahnt im Martini-Chemnitz Chi. eustoma (als erinaceus) 
auch von Neu-Mecklenburg. Es wird in Zukunft nachzuprufen sein, 
ob es sich hier nicht etwa um ein ^f?m<?-Exemplar handelt. Chi. emtoma 
kommt im iibrigen auch im westlichen Neu-Guinea vor. In der Samm- 
lung des Berliner Museums: 2 Exemplare vom Kaiser-Wilhelmsland, 
1 Exemplar von Finschhafen und 1 Stuck vom Finisterre-Gebirge. 
Von Dr. E. Mayr wurde im Saru waged- Gebirge (Ogeramnang) 1 juv. 
Exemplar gesammelt, das fast 200 Haarnarben aufweist. 

Verbreitung: Salomonen, Neu-Mecklenburg ( ?), westlich Neu- 
Guinea. (DaU Chloritis teres vielleicht als geographischer Vertreter in 
Betracht kommt, wurde bereits bei dieser Art erwahnt.) 



640 


Ike Bensch 


36. Chloritis addita I. Rensch. 

Chloritis addita I. Bensch, Zool. Anz. 110, p. 280, Abb. 2, 1935. (Terra typica : 
Insel Tabar.) 

Dr. Buhleb Bammelte 16 Exemplare auf der Insel Tabar an der 
Ostkiiste Neu-Mecklenburgs und 9 Exemplare auf Neu-Mecklenburg 
selber. Die stumpfkegelformige Schale ist meist rotlichbraun und hat 
4^/2-5 gewolbte Umgange. Der letzte steigt nach der Miindung zu etwas 
ab. Die Naht ist vertieft. Der Nabel ist verhaltnismaOig eng und der 
Nabeltrichter mehr oder weniger stumpfkantig. Die Schalen sind mit 
vielen sehr kurzen Haaren bzw. Haarnarben bedeckt. Auf 9 mm^ dicht 
an der Miindung zahlte ich bei mehreren Stiicken 200-225 Narben. Diese 
hohe Haamarbenzahl unterscheidet CM. addita am sichersten von 
kleinen Exemplaren von CMoritis tenebrica, die man wegen der all- 
gemeinen Formenahnlichkeit mit der neuen Art vielleicht verwechseln 
konnte. Die Miindung ist rundlich, der Mundsaum meist violettbraun 
wie das Miindungsinnere. Er ist umgeschlagen, den Nabel freilassend 
Oder kaum bedeckend. — Die Serie von Tabar erreicht nicht die grofiten 
Mafie der Neu-Mecklenburg-Stiicke. Hohe 12,4-13,8 mm (Tabar), 
Hohe 12,5-16,2 mm (Neu-Mecklenburg); Durchmesser 16,7-18,9 mm 
bzw. 16,8-21,4 mm. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg (Majom, Medina, Fatmilak), 
Tabar. 


37. Rassenkreis Discoconcha majuscula. 

Pfeifpee gibt fiir Discoconcha majuscula und D. isis in den Original- 
beschreibungen die Admiralitatsinseln an. Nach dem mir vorliegenden, 
reichhaltigen Material mit genauen Fundorten kommt aber D. majuscula 
nur auf Neu-Mecklenburg, D. isis nur auf Neu-Pommern vor. Ich 
mochte die beiden Formen fiir geographische Vertreter halten und 
fiir Disc, majuscula Neu-Mecklenburg als Terra typica, fiir Disc, isis 
Neu-Pommem neu fixieren. Kiirzhch hat nun auch W. J. Clench eine 
Discoconcha atalanta von Neu-Hannover beschrieben, die der majuscula 
so ahnlich ist, daO sie ebenfalls als geographische Basse angegliedert 
werden kann. 

37a. Discoconcha majuscula majuscula (Pfr.). 

Helix majuscula Pfr., Proc. Zool. Soc. London 1856, p. 381. 

Pater Neuhaus sammelte 2 Exemplare auf Mittel-Neu-Mecklenburg 
(Namatanai), in der Sammlung des Berliner Museums liegen 11 Exem- 
plare von Neu-Mecklenburg. 



Untersuchungen uber die Landschneckenfatma des Bismarck-Archipels. 541 

37b. Discoconcha majmmla isis (Pfr.). 

Hdix ids Pfr., Proc. Zool. Soc. London 1860, p. 133, T. 60, fig. 8. 

Pater Schneider sammelte etwa 100 Exemplare auf Neu-Pommern 
an der Nordkiiste (Ulamona) und an der Siidkuste (Weite Bucht, Wasser- 
fallbucht, Pulie-FluB) und auf der Gazelle-Halbinsel. Von Dr. Hediger 
wurden 10 Stuck an der Jacquinotbucht und von Eichhorn eines bei 
Talasea gesammelt. 

Die Schale ist bei beiden Rassen kastanienbraun, doch treten bei 
isis auch hellbraune Exemplare mit dunkelbrauner Banderung auf, und 
zwar scbeinen letztere besonders auf der Gazelle-Halbinsel (Ralum- 
Mope) vorzukommen. (Juvenile Stiicke scbeinen immer gebandert zu 
sein.) Der Hauptunterschied bei beiden Rassen ist die verscbiedene 
Habelung. Die Noniinatrasse hat einen weiten, perspektivischen Nabel, 
der von dem umgeschlagenen Mundsaum kaum oder gar nicht bedeckt 
wird, wahrend isis einen bedeutend engeren Nabel hat, der meist halb 
von dem Mundsaum bedeckt ist. Ein weiterer Unterschied liegt in der 
Form des letzten Umganges. Er ist bei alien wa/'wscMfct-Stiicken stumpf- 
kantig, bei isis rundlich bis schwach stumpfkantig. Ebenso kann das 
Gewinde bei isis bald erhobener, bald flacher sein; bei majuscula da- 
gegen ist es immer flach. Die Unterseite und Nabeleinsenkung ist bei 
majuscula abgeflacht und kantig. Ebenso ist die Naht starker vertieft. 
Die Mundoffnung variiert stark. D. m. isis kann eine runde weite, aber 
auch eine enge Miindung haben, wahrend sie bei majuscula immer eng 
ist. Die Zuwachsstreifen treten bei beiden Rassen deutlich hervor. 
Bei einigen Exemplaren von D. m. isis sind auch Haarnarben zu er- 
kennen, die in Reihen annahernd senkrecht zu den Zuwachsstreifen an- 
geordnet sind. (Junge, lebend gesammelte Stiicke haben auf ihrer 
Oberflache bis zum 4. Umgang relativ lange [1,6 mm ungestreckt], 
gebogene, an der Biegung etwas verbreiterte Haare.) Dagegen tritt bei 
majuscula, besonders auf der Unterseite, eine sehr starke, hammer- 
schlagartige Skulptur auf, die bei isis fehlt oder nur ganz schwach an- 
gedeutet ist. — Bei D. m. majuscula betragt die Hohe 17-20 mm, durch- 
schnittlich 18,8 mm; der Durchiiiesser 42,4-48,2 mm, durchschnittlich 
44,9 mm. Bei einer Serie von Karlei von D. m. isis betragt die/Hohe 
19-27,6 mm, der Durchmesser 41,1-50,8 mm. Eine Serie, die am 
Wattok imd Matlip gesammelt wurde, hat durchschnittlich geringere 
MaUe: Hohe 17-23,2 mm; Durchmesser 37-47,6 mm. 

Full und Mantellappen des Alkoholtieres sind dunkelgrau, im mitt- 
leren Abschnitt etwas heller gefarbt. 



642 


Use B«nsch 


Die Genitalien von Disc. m. isis, die bisher nicht bekannt waren, 
sind im besonderen charakterisiert durch eine merkwiirdige Aufwindung 
des unteren Abschnittes des Spermovidukts, die wie ein Zahnrad nach 
aulJen bin, mit kurzen gebogenen Fortsatzen versehen ist. Die Wan- 
dungen des Organteils sind relativ fest. Im Innern zeigen sich sehr 
zarte, leistenformige Zotten. Auch ist der Penis unverhaltnismafiig lang. 
Der unterste Abschnitt ist verdickt. Flagellum sowie ein Epiphallus- 
abscbnitt fehlen vollkommen. Das Vas deferens ist verhaltnismaBig 
lang. Die Bursa des langgestielten Receptaculum seminis ist kugel- 
formig. Diese anatomischen Befunde sowie die flache diskusfbrmige 



2S. ‘f. 0. 


Abb. 7. Radiila von IHscoconcha inajuscula isia (Pfr.) 

Scliale haben den AnlaB zur Aufstellung der neuen Gattung Disco- 
concha gegeben^). — Die Radula (Abb. 7) hat in einer halben Quer- 
reihe, etwa im mittleren Abschnitt der Radula, 56-58 Ziihne. Der 
Mittelzahn ist ein ganz glatter kegelformiger Zahn ohne jeden Seiten- 
zahn (im Gegensatz zu Chloritis); es folgen 17-19 Zahne, ebenfalls ohne 
Seitenzacken. Dann bildet sich ein kleiner Entokonus, der sich etwa 
an dem 21.-27. Zahn entwickelt, und am 29. Zahn tritt noch ein kleiner 
Ektokonus auf. Die letzten 31 Zahne bestehen aus einem runden Meso- 
konus und je einem spitzen Ekto- und Entokonus. 

37c. Discoconcha majuscula atalanta (Clench). 

Chloritis (Sulcobaais) atalanta Clench, Nautilus 47, p. 23, pi. Ill, fig. 9-10, 1933. 
(Terra typica: Neu-Hannover.) 

Von dieser, wahrscheinlich auf Neu-Hannover beschrankten Rasse, 
liegen mir 2 von Dr. Buhler bei Umbukul gesammelte Schalen, sowie 
ein von Sapper bei Kalumkati gesammeltes Stiick vor. Die Rasse ist 
von majuscula hauptsachlich unterschieden durch bedeutendere GroBe 
und derbe hammerschlagartige Skulptur. Vielleicht ist auch der Nabel 


Vgl. I. Rbnsch, Zool. Anz. 110, p. 279, 1935. 




Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck -Archipels. 543 

im Durchschnitt etwas enger, d. h. etwa wie bei engnabligen D. m. ma- 
yWw/a-Varianten. — Hohe 25,5-27 mm; Durchmesser 55,6-57,2 mm, 

Verbreitung der drei Rassen: Die Rasse niajuscula lebt aiif Neu- 
Mecklenburg, die Rasse atalanta auf Neu-Hannover, die Rasse isis auf 
Neu-Pommern. Oberwimmer (1908) gibt isw zwar auch fiir Bougain- 
ville (Salomonen) an, doch mochte ich bier an eine Pundortsverweclis- 
lung glauben, da ja auch Papuina chancei (s. d.) offenbar irrtumlicher- 
weise von hier genannt wird. 


Ariophantidae. 

38. Rassenkreis Hemiplecta ( ? ) cartereti E. A. Smith. 

Zu dieseni Rassenkreis mochte ich drei Formen zahlen, die sich 
geographisch auf drei Inselgebiete verteilen. Die Nominatrasse 11. car- 
tereti E. A. Smith von den Admiralitatsinseln, dann eine Form von Neu- 
Mecklenburg, die von C. R. Boettger als neue Gattung und Art 
Nesonanina wolfi bezeichnet wurde, und schlieBlich Formen von den 
westlichen Inseln (Wuwulu), die Dr. BiIhler dort sammelte. — Ana- 
tomisch ist bisher keine der Formen bekannt, ihre endgiiltige Zugehorig- 
keit zur Gattung Hemiplecta bzw. die Bercchtigung einer Abtrennung 
als Nesonanina ist noch nachzuweisen. 

38a. Hemiplecta ['1) cartereti cartereti E. A. Smith. 

Helix (Hemiplecta ?) cartereti E. A. Smith, Proc. Zool. Soc. London 1884, 
p. 265, pi. XXII, fig. 5, 5a. (Terra typica: Wild Island [Admiralitatsinseln].) 

Charakterisiert ist die Nominatrasse durch die kuglig-keglige Schale 
und durch den merkwlirdig geformten letzten IJmgang, der zur Miin- 
dung zu aufgetrieben, aber am Mundsaum stark zusammengezogen ist. 
Die Form der Miindung ist fast rechteckig. Oberer Mundsaum und 
Columellarrand verlaufen annahernd parallel. Der obere Teil des Mund- 
saumes iiberragt den unteren Teil wenig. — Hohe 12-17 mm; Durch- 
messer 17,6-22 mm, bei 6^2 Umgangen. Ein unausgewachsenes Stuck 
fallt auf durch die groBen MaBe (H. 17,6 mm; D. 23,6 mm). — Auf der 
kleinen, Manus vorgelagerten Insel Lou sammelte Dr. Bubler 2 Stiicke, 
die besonders klein sind und vielleicht an Hand groBeren Materiales als 
geographische Rasse abgetrennt werden konnten; Hohe 11,1; 11,4 mm; 
Durchmesser 17,3; 17,1mm bei 6^2 Umgangen. 

V erbreitung: Admiralitatsinseln. 


644 


Ilse Remch 


38b. Hemiplecta ( ?) carter eti wutmlmna I. Rensch. 

Hemiplecta cartereti wuvmluana I. Rensch, Zool. Anz. 110, p. 281, Abb. 3, 1935. 
(Terra typica: Wuwulu [westliche Inseln].) 

Diese von Dr. Buhler auf Wuwulu gesammelte Form unterscheidet 
sich von der Nominatrasse durch ausgesprochene Kegelform. Die Unter- 
seite ist abgeflacht. Der letzte Umgang ist nicht oder nur kaum an der 
Miindung aufgetrieben. Der Mundsaum ist nur schwach zusammen- 
gezogen, aber stark verdickt. Die Miindung ist im Gegensatz zur Nomi- 
natrasse rundlicher. Am unteren Teil des Mundsaums tritt, wie bei 
der Nominatform schon schwach angedeutet, eine kleine knotchen- 
artige Verdickung auf. Hohe 14; 14,6 und 15 mm; Durchmesser 19,6; 
19,2 und 19,5 mm, bei 6^2 Umgangen. 

38c. Hemiplecta ( ?) cartereti wolfi C. R. Boettger. 

Nesonanina wolfi C. R. Boettger, Abh. Senck. Nat. Ges. 86, p. 288, Taf. 22, 
Fig. 6a-c, 1918. (Terra typica: Maitland, Neu-Mecklenburg. ) 

Ein mir vorliegender Paratypus dieser ,,Art‘' ist mit seiner kegel- 
formigen Schale, der abgeflachten Unterseite, dem nur schwach auf- 
getriebenen letzten Umgang, dem etwas zusammengedriickten Mund- 
saum und dem Knotchen am Columellarrand der Rasse wuwuluana 
ahnlicher als der an sich geographisch niiherliegenden Nominatrasse. 
Die Miindung ist aber rundlicher und viel weniger verdickt. — Hohe 
11,5 (Typus), 12,8mm (Paratypus); Durchmesser 17, 17,9mm. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg. 

39. Hemiplecta rufa (Lesson). 

Helix rufa Lesson, Voy. de la Coquille, Zool. II, 1, p. 305, pi. 13, fig. 2, 1830. 
(Terra typica: Port Praslin, Neu-Mecklenburg.) 

Helix Novae Hiberniae Quoy et Gaimard, Voy. de I’Astrolabe, Zool. II, p. 124, 
pi. 10, fig. 14-17, 1832. (Terra typica: Port Carteret, Neu-Mecklenburg.) 

Aufier einigen Exemplaren ohne genaue Fundortsangabe lagen mir 
vor: 3 Exemplare von Namatanai von Pater Neuhaus gesammelt, 
3 Exemplare von Konobin und 1 juv. Exemplar von Majom — alle 
von Neu-Mecklenburg. Pater Schneider fand ein am Strand an- 
geschwemmtes Stiick in Mope (Neu-Pommern). 

E. V. Martens^) hatte Hemiplecta novaehiberniae als Synonym von 
H. rufa Lesson aufgefiihrt. Kobelt^) glaubte doch zwei Arten vor sich 

^) Martens, E. von, Monatsber. d. PreuB. Akad. d. Wissensch. 1877, p. 267. 

*) Kobelt, Conch. Cab. Martini Chemnitz, Helioeen, V, p. 999, 1905. 



Untersuchungen iiber die Landsckneckenfauna des Bismarck-Archipels, 545 

zn haben, von denen H, rufa durch Spiralskulptur und Fehlen des KieLs 
gut von novuehibeTfiiae zvl unterscheiden ware. Das inir vorliegende 
Material zeigt aber, daB die Auspragung des Kiels und die runzlige 
Spiralskulptur der Unterseite variieren. H, rufa und //. novaehiberniae 
konnen also nicht getrennt werden. — 3 Stiicke von Konobin, 
Dr. Buhler leg., weichen von den iibrigen Exemplaren dadurch ab, 
daB sie rundlicher sind, und daB sie auf der Oberseite, besonders auf 
den ersten Umgangen eine feine hammerschlagartige Struktur besitzen, 
die etwas an H. rmlleata erinnert. — Die Hohe variiert von 11,4—16,3 mrn, 
der Durchmesser von 19,1-27,1 mm. — 

Die Anatomie dieser Art ist leider nicht bekannt. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg. (Fundortsangaben wie Admi- 
ralitatsinseln, Neu- Guinea und Neu-Georgien, Salomonen sind bisher 
nicht bestatigt worden.) In Neu-Pommern (Gazelle-Halbinsel) ein an- 
geschwemmtes Stiick. 

40. Bassonkreis Hemiplecta malleata I. u. B. Rensch. 

Zu dem Rassenkreis H, malleata recline ich die auf Neu-Pommern 
lebende Nominatrasse, und die von mir 1930 beschriebene Hemiplecta 
recognita von Neu-Mecklenburg, die beide ahnlich gestaltet, aber er- 
heblich groBer als H. rufa Lesson sind. Zalilreiches Material, von 
Dr. Buhler auf letzterer Insel gesammelt, lieB die Rassenzusammen- 
gehorigkeit eindeutig erkennen. 

40a. Hemiplecta malleata malleata I. u. B. Rensch. 

Hemiplecta malleata I. u. B. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 83, 1929. (Terra 
typica: Neu-Pommem, Siidseite der Weiten Bucht.) 

AuBer den 3 Exemplaren, die mir bei der Diagnose vorlagen, sam- 
melte Pater Schneider noch eine groBere Serie (23 Stiick) am Wattok, 
6 im Karleigebiet, 1 am Jarra und 2 Exemplare in Ulamona an der 
Nordkiiste von Neu-Pommern. Alle Stiicke zeigen die charakteristische 
hammerschlagartige Skulptur auf der Ober- und Unterseite. — Hohe 
17,3-21,8 mm; Durchmesser 31,2-37,8 mm. — Bin in Karlei an- 
geschwemmtes Stiick hat eine abnorme Hohe von 26,5 mm (Durch- 
messer 37,3 mm). 

Verbreitung: Neu-Pommem. 

40b. Hemiplecta malleata recognita I. Rensch. 

Hemiplecta recognita I. Rensch, Zool. Anz. 92, p. 234, Abb. 12, 1930. (Terra 
typica: Neu-Mecklenburg.) 



546 


Ilse Bensch 


Dr. Buhler sammelte 15 Exemplare auf Neu-Mecklenburg (Kono- 
bin, Medina) und Pater Schweiger 1 Exemplar in Ugana an der Siid- 
kiiste des nordlichen Neu-Mecklenburgs. 

Erst an dem zahlreichen Material war es moglich, die Rassenkreis- 
zugehorigkeit dieser Neu-Mecklenburg-Form zu H. mallmta zu erkennen. 
Das Hauptmerkmal fur letztere, die hammerschlagartige Skulptur, ist 
bei recognita oberseits auf die Nahtregion der oberen Umgange beschrankt 
und auf der Unterseite nur schwach angedeutet. H. recognita hat aulJer- 
dem einen weniger erweiterten letzten Umgang, wodurch die Miindung 
relativ kleiner ist. Die Miindung ist auBerdem viereckiger, und der 
kiirzere obere Mundsaum ist nicht so stark vorgezogen, wodurch die 
Miindung mehr senkrecht steht. Audi der Collumellarrand ist steil 
(dieses Merkmal ist besonders einheitlich bei alien Stiicken ausgepragt), 
so dafi der tiefste Punkt der Miindung ziemlich nahe am Nabel liegt. — 
Hohe 16,8-20,1 mm; Durcbmesser 28,7-35,6 mm bei 6 V 2 Umgangen. 

Verbreitung; Neu-Mecklenburg. 

41. Coxia macgregori macgregori (Cox). 

Helix macgregori Cox, Proc. Zool. Soc. London 1870, p. 171, pi. XVI, fig. 4. 
(Terra typica: Neu-Irland.) 

Es liegen mir Serien vor von Neu-Mecklenburg (Kurumut, ca. 300 m 
hoch, Konobin, Medina) und eine kleine Serie von Neu-Hannover 
(Likding). 

Die Schalen sind meistens auf der Oberseite eben, in einigen Fallen 
auch schwach erhoben oder eingesenkt. Es sind 10— IIV 4 Umgange vor- 
handen. Der Durcbmesser betragt bei den Stiicken von Neu-Mccklen- 
burg 26,2-29,3 mm, bei den Stiicken von Neu-Hannover 22,4—28,3 mm. 
Eine Serie, von Pater 0. Meyer auf Lihir (Komat) gesammelt, hat da- 
gegon nur einen Durcbmesser von 20,2— 22,4 mm. Da die Variations- 
breite der Lihir-Stiicke im wesentlichen auBerhalb der der iibrigen 
Serien liegt, mochte ich eine besondere Lihirrasse abtrennen: 

41a. Coxia macgregori lihirensis 1. Rensch. 

Coxia macgregori lihirensis I. Rensch, Zool. Anz. 110, p. 281, 1935. 

Von der Nominatrasse unterschieden durch geringere GroBe, bei 
gleicher Umgangszahl. 

Das Tier lebt nach Angaben Pater Schneiders unter Laub am 
Boden. Die Korperfarbe ist weiBlich. 

Von der Anatomie war bisher nur erst die Radula (Abb. 8 ) bekannt. 
Diese hat bei einem Exemplar von Neu-Mecklenburg 156-158 Quer- 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 547 




lladula von Coxia rn. macoregori (Cox). 


reihen, die im mittleren Abschnitt der Radula etwa 60-60 Zahne auf- 
weisen. Der Mittelzahn ist breit lanzettformig mit tiefstehenden kleinen 
Ektokonen. Die folgenden 5 Zahne haben aiich zwei tieferstehende 
Zacken, von deiien der Ento- 
konus etwa vom 6. Zahn an 
verschwindet und der Ekto- 
konus nach denRandzahnen zu 
allmahlich distalwarts riickt. 

Die Randzahne sind zwei- 
zackig, und zwar sind die bei- 
den Zacken rclativ lang, wah- 
rend der Basalteil des Zahnes verhaltnismaBig kurz ist, was besonders 
an den auBersten Zahnen selir auffallig ist. Peile^), der bereits die 
Radula untersucht hatte, stellte die Art daraufhin mit Recht zu den 

Ariophantiden in die Nahe von Trocho- 
moTpha, Die im Sclialenbau sehr ahnliche 
Gattung Polygyratia von Siidamerika hat 
nicht etwa, wie man vermuten konnte, ver- 
wandtschaftliche Beziehungen zu Coxia, 
da sie typische Pleurodontiden-Zahne be- 
sitzt. 

Eine gcwisse Ahnlichkeit mit Trocho- 
7norpha besteht bei Coxia auch im Ban 
der Genit alien (Abb. 9). 
Der Penis ist relativ kurz 
und dick und enthalt im 
Innern zwei wills tige 
Zapfen, die vielleicht als 
Reizkorper anzusprechen 
sind. Der Retraktormus- 
kel ist relativ lang. Ein 
h^piphallusteil setzt sich 
deiitlich von dem ziemlich 
Abb. 9. Genitalien vou Coxia m. imicgregori (Cox), kurzen Vas deferens ab. 

Sperrnovidukt und Pro- 
stata sind der Umgangszahl entsprechend relativ lang. Das Recepta- 
culum seminis hat eine liingliche Bursa mit einem diinnen Stiel, wie 
dies auch fiir viele Trochomorphen charakteristisch ist. Bemerkenswert 
ist schlieBlich noch das relativ lange Atrium. 



1) Pbile, Proc. Mai. Soc. XVI, p. 194, 1929. 



548 


Use Bensch 


Verbreitung: Die Nominatrasse bewohnt Neu-Mecklenburg und 
Neu-Hannover, die neue Rasse Lihir. 

42. Bassenkreis Trochomorpha ( ?) mejmi Leschke. 

Die umfangreichen und sorgfaltigen Aufsammlungen Pater Schnei- 
ders auf Neu-Pommern lassen erkennen, dafi die von uns 1929 be- 
schriebenen naheverwandten „Arten“ als Rassen eines Rassenkreises 
anzusehen sind. Die Form „patrum“ ist namlich beschrankt auf die 
Kiistenstreifen von Kaitun, westlich vom Kap Cunningham bis zur 
Wasserfallbucht, die Form corneofusca auf den Streifen von Kap Quoy 
bis zum Kraterhuk, die Rasse tertia auf das Karlei-Gebiet. Der Rassen- 
kreis muB nun aber nach der von Leschke beschriebenen „Euplecta“ 
mejmi genannt werden, die, nach Beschreibung und Abbildung zu 
urteilen, wahrscheinlich mit einer der beiden Rassen tertia oder corneo- 
fusca zu identifizieren ist. Leider kann ich die genaue Lage der Mejmbai 
nicht feststellen, so daB also die endgiiltige, systematische Klarung noch 
aussteht. Fine weitere Rasse wurde von Pater Otto Meyer auf Neu- 
Mecklenburg gesammelt. Die einzelnen Rassen sind aber nun nicht in 
ihrem ganzen Wohnbereich einheitlich, sondern die einzelnen Popula- 
tionen zeigen Abweichungen in der GroBe und in der Skulptur (vgl. die 
Angaben bei den einzelnen Rassen). Ob diese Differenzen okologisch 
bedingt sind oder ob sie ein Ausdruck der genetischen Verwandtschaft 
innerhalb der Population sind, bleibt noch zu untersuchen. 

Die kleine Trochomorpha vestersi I. Rensch ist in der Auspragung 
dem we/mi-Rassenkreis so ahnlich, daB man sie fiir eine geographische 
Zwergrasse halten konnte, zumal sie ein besonderes Areal, westlich des 
„pa<mw“- Gebietes inne hat. Allerdings sind die Randzahne ihrer 
Radula samtlich zweizackig (s. Abb. 14), beim paimm-Rassenkreis 
dagegen dolchformig. Solange auBerdem auch noch Zwischenformen 
(geographisch wie morphologisch) zwischen patrum und vestersi fehlen, 
mochte ich letztere Form noch als besondere Art ansprechen. 

Anatomisch konnte ich alle drei Neu-Pommern-Rassen untersuchen. 
tJber der Schwanzpore des FuBes befindet sich ein kleines Hornchen. 
Die Genitalien sind ahnlich wie bei anderen Trochomorpha-ATten, doch 
befindet sich ein kleines Kalksackchen am Ende des Vas deferens : eine 
Besonderheit, welche die Zugehorigkeit zur Gattung Trochommpha un- 
sicher macht. Aber auch die Gattung Trochonanina, auf die das Kalk- 
sackchen hinzudeuten scheint, kommt nicht in Frage. Die Trocho- 
morpha me/mi-Rassen haben nambch dolchformige AuBenzahne, die 
Trochonanina-Yotmeo dagegen kammartig gesagte. Die Zahntypen 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck -Archipels. 649 

sind bei alien drei Rassen entsprechend. Der Mittelzahn besteht aus 
einem lanzettformigen Mesokonus mit stumpfer Spitze und zwei kleinen 
spitzen Seitenzahnen. Dann folgen Zahne mit einem breiten Meso- 
konus, der nach der Mitte der Radula zu eine Ausbuchtung hat (einem 
stumpfen Entokonus ahnlich), und einem kleinen spitzen Ektokonus. 
Die Seitenzahne sind dolcliformig, bisweilen 2 feigen sie eine Andeutiing 
eines kleinen Ektokonus. 

42a. Trochomorpha mejmi patrum I. u. B. Rensch. 

Trochomorpha patrium I. ii. B. Rensch (Schreibfehler, rectius patrum)^ ZooL 
Anz. 80, p. 79, Abb. 1, 1929. (Terra typica: nicht Mope, sondern Wasserfallbucht, 
Neu-Pommern.) 

125 Exemplare wurden von dieser Rasse gesammelt, und zwar in 
Kaitun, westlich von Kap Cunningham, in der Jacquinotbucht (Mail- 
mail, Malekur, Pomeo) und in der Wasserfallbucht. (In der Diagnose 
wurde irrtumlicherweise [nach mundlichem Bescheid von Pater 
Schneider] Mope, Gazelle-Halbinsel angegeben.) 

Die Nominatrasse ist charakterisicrt durch kleine, in regelmaBigen 
Abstfinden sich folgende rundliche Hocker an der Peripherie, die nicht 
bei alien Populationen so deutlich sind wie im Gebiet der Terra typica. — 

Ein deutlicher Unterschied zu den anderen Rassen sind die durch- 
schnittlich grofieren MaBe. Kaitun: Hohe 9,3—10,7 mm, durchschnitt- 
lich 9,9 mm; Durchmesser 17,3-19,8 mm, durchschn. 18,5 mm; Jac- 
quinotbucht (Pomeo): Hohe 7,6-10,5 mm, durchschn. 9,2mrn; Durch- 
messer 15-19,2 mm, durchschn. 17,2 mm; Wasserfallbucht (Matong): 
Hohe 8,7-12 mm, durchschn. 9,8 mm; Durchmesser 15,7-22,2 mm, 
durchschn. 19,8 mm. 

Radula und Genitalien s. o. 

Verbreitung: Neu-Pommern (westlich von Kap Cunningham bis 
Wasserfallbucht). 

42b. Tfochornorpha {'I) mejmi corneofusca I. u. B. Rensch. 

Trochornorpha comeofusm I. u. B. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 80, Abb. 2, 1929. 
(Terra typica: Kap- Quoy-Ebene, Neu-Pommern.) 

t)ber 80 Exemplare wurden von der Rasse corneofusca auf Neu- 
Pommern (Kap Quoy, Owen Spitze, Kap Orford und Kraterhuk) 
gesammelt. 

Die Rasse corneofusca unterscheidet sich von der Rasse patrum 
hauptsachlich durch das Fehlen der rundlichen Hocker. Im allgemeinen 
haben die comeo/ti^ca-Stucke auBerdem bei einem geringeren Durch- 


650 


Use Rensch 


messer eine gioBere Hohe. Die einzelnen Populationen zeigen aber 
gewohnlich Sonderbeiten in den Mafien. — Kap Quoy : Kobe 8, 4-9, 5 mm, 
durcbscbn. 8,8 mm; Durcbmesser 14-15,3 mm, durcbscbn. 14,7 mm. 
Owen Spitze : Kobe 8,5-10,5 mm, durcbscbn. 9,5 mm ; Durcbmesser 
14,4-17,2 mm, durcbscbn. 15,5 mm; Kap Orford: Kobe 9,5-12,2 mm, 
durcbscbn. 10,8 mm; Durcbmesser 15,4— 20 mm, durcbscbn. 18,1mm. 

Genitalien und Radula s. o. 

Verbreitung: Neu-Pommem (Kap Quoy bis Kraterbuk). 


42c. Trochomorfha {'i) mejmi tertia I. u. B. Renscb. 
Trochomorpha tertia I. u. B. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 81, Abb. 3, 1929. (Terra 
typica: Malkong-Bach, Neu-Pommern.) 

Etwa 50 Exemplare, die an der Henry-Reid-Bucbt (Karlei, Mal- 

kongbacb, Nangurup, Kermen) 
gef unden wurden, sind charak- 
terisiert durcb die abweicbende 
Skulptur: die rippigen Zu- 
wacbsstreifen sind ungleich- 
maBig verdickt, so daB meist 
2-4 starkeren einige schwacbere 
folgen. Einzelne Exemplare sind 
aber aucb den Rassen fatrum 
und corneofusca sebr abnbcb. Die 
MaBe sind im allgemeinen gering. 
Kobe 7,6-8,8 mm, durcbscbn. 

8.1 mm; Durcbmesser 14 bis 

16.1 mm, durcbscbn. 14,9 mm. 
Genitalien (Abb. 10) und Radula (Abb. 11) s. o. 

Verbreitung: Neu-Pommern (Henry-Reid-Bucbt) . 



Abb. 10. Genitalien von 2'rochomorpha (?) 
mejmi tertia I. u. B. Rensch. 



Abb. 11. Radula von Trochomorpha (!) mejmi tertia I. u. B. Rensch. 


42 d. Trochomorfha {1) mejmi transmarina nov. 

Diagnose. 3 bellbraunlicbe Scbalen, von Pater Otto Meyer in 
Muliama, Sudost-Neu-Mecklenburg gefunden, mocbte icb als 4. Basse 


Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 551 


des pa^wm-Rassenkreises benennen. Die 5V2 Umgange sind gewolbter 
als bei alien drei Neu-Pommern-Rassen, die Naht ist dadurch starker 
eingesenkt. Der Kiel ist nach der Miindung zu stumpfer. Die Struktur 
entspricht der der Rasse corneofusca. Die untere Schalenhalfte ist 
durchschnittlich mehr konvex als bei den iibrigen Rassen des Rassen- 
kreises. — Hohe 7, 9-8, 3 mm; Durchrnesser 14,4-15 mm. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg. 

Typus: 1 Exemplar im Zoologischen Museum zu Berlin (H. 8,3 mm; 
D. 14,4 mm). 

43. Trochomorpha ( ?) vestersi I. u. B. Rensch. 

Trochomorpha vestersi I. u. B. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 82, 1929. (Terra typica: 
Kap Dampier, Neu-Pommern.) 

Wie erwahnt, kann man Tr, vestersi vielleicht spaterhin als Zwerg- 
rasse dem Rassenkreis mejmi hinzurechnen, da sie im Gesamthabitus 
mit diesem gut ubereinstimmt und duch geographiscb getrennt lebt. 



Abb. 12. Typiis Yori Trochomorpha Abb. 13. GeuiLalieii vod Trochomorpha 

vestersi I. Rcriseh. (Vergr.) vestersi 1. Rensch. 


Alle mir vorliegenden 1 6 Exemplare stammcn von Kap Dampier (Kawu- 
FIuB) und vom Pulie-FluB an der Sudkiiste Neu-Pomraerns. Die Schale 
(Abb. 12) ist gleichmafiig kegelfdrmig, ungenabelt und hat 7 langsam 
anwachsende Umgange, ahnelt also Trochomorpha m. mejmi Leschke. 
Sie ist aber viel kleiner: Hohe 4, 5-5, 4 mm; Durchrnesser 8, 1-9,2 mm. 

Die Genitalien (Abb. 1,3) sind nicht wesentlich im Bau von denen 
des Tr. mejimi-Rassenkreises unterschieden. Es befindet sich auch ein 
Kalksackchen am Ende des Epiphallus. Aber auffallig ist das lange 
Vas deferens, das in Schlingen um den Spermovidukt gelegt ist. Eine 
aus dem Receptaculum seminis praparierte Spermatophore ist spiralig 

Archlv t. Naturgesohichte, N. F. Bd. fl. Heft 4. 3() 


662 


Use Bensoh 


aufgewunden und etwas versteift am Vorderende. — Die Badula 
(Abb. 14) ist von denen des me/mi-Eassenkreises dadurch unterschieden, 
dafi die Seitenzahne nicht dolchformig, sondem zweizackig und die 
Mittelzahne spitzer sind. Die Radula hat 90-93 Querreihen, die halbe 
Querreibe im mittleren Abschnitt der Eadula 63-66 Zahne. 

Verbreitung: Siidwestkuste Neu-Pommerns (Kap Dampier und 
Pulie-Flufi). 



Abb. 14. Radula von Trochomorpha vestersi I. Ronsch. 


44. Trochomorpha (Videna) ottonis I. Rensch. 

Trochomorpha ottonis I. Ronsch, Zool. Anz. 92, p. 233, Abb. 11, 1930 (aber 
nicht ,,Nat. Gr6Be“ = verdruckt, vgl. MaBe). (Terra typica: Insel Vuatom.) 

Diese kleine, von Vuatom stammende Art kann keiner der iibrigen 
Trochomor'pha-Axt&o als geographische Rasse angeschlossen werden^ 
Sie untersclieidet sich von Tr. solarium durch die starker gewolbten 
und weniger zahlreichen Umgange (6-5^2 anstatt 6-6^2 bei solarium), 
durch die weniger breit gerandete Naht, und durch den Mangel der 
scharfen Nabelkante. Von Tr. neuhausi unterscheidet sie sich durch 
bedeutend geringere MaBe und ebenfalls starker gewolbte Umgange, 
d. h. auch entsprechend starker vertiefte Naht. — Hohe 3,6-4 mm; 
Durchmesser 7, 2-8,1 mm. 

Die Genitalien haben keinerlei Anhangsorgane (kein Kalksackchen 
wie der mejfmi-Rassenkreis). Das Eeceptaculum seminis hat einen 
relativ langen abgesetzten Stiel. — Die Radula entspricht in ihren Zahn- 
formen ganz denen von Tr. vestersi. Der Mittelzahn hat einen spitzen 
Mesokonus und zwei kleine Ektokonen, denen im mittleren Abschnitt 
der Radula 5-6 Zahne mit Meso- und Ektokonus folgen. Bei den 27 bis 
30 letzten Zahnen ist der Ektokonus fast so groB wie der Mesokonus 
geworden. 

Verbreitung: Die kleine Insel Vuatom, nordlich der Gazelle- 
Halbinsel von Neu-Pommem. 



Untersuchungen fiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 553 

45. Trochomorpha solarium (Qu. et Gaim.). 

Helix solarium Quoy et Gaimard, Astrolabe II, p. 131, pi. 11, fig. 24-29, 1832. 
(Terra typica: Neu-Irland [Port Carteret].) 

Trochomorpha solarium war bislier von Neu-Irland und Neu- Guinea 
(Maetens 1877) bekannt. Pater Schneider sammelte nun auch Serien 
von verschiedenen Fundorten auf Neu-Pommern (Nordkiiste: Ulamona, 
Insel Lolobau; Siidkiiste: von der Jacqidnotbucht bis zur Henry-Reid- 
Bucht [Karlei]). — Die kleine Art ist charakterisiert durch die scbarfe 
Nabelkante, den zusammengedriickten Kiel und die angedfiickte Naht, 
die relativ bobe Umgangszabl (6 bis knapp 7) und das langsame Zu- 
nehmen der Umgange, so dab der vorletzte Umgang Vg des letzten breit 
ist. — Kobe 4-5,7 mm; Durchmesser 8,5-10,7 mm. 

Die beiden Serien, die von der Nordkiiste Neu-Pommerns stammen, 
fallen auBer durch ihre stark konvexe Form durch die geringeren MaBe 
auf (Kobe 3, 1-4,2 mm; Durchmesser 7,8-8,C mm). 

Die Genitalien haben keinerlei Anhangsorgane. Es ist auch kein 
Epiphallusabschnitt vorhanden. Das Receptaculum seminis ist lang- 
gestielt. — Die Radula ist die fiir TrocJwmorpha typiscbe. Der Mittel- 
zahn bestebt aus einem Mesokonus mit zwei kleinen Ektokonen, die 
6-7 folgenden Zahne haben nur eineii Ektokonus. Die Randzahne sind 
alle zweizackig; Gesamtzahl etwa 64-66 Zahne in einer halben Querreihe. 

Verbreitung: Neu-Mecklcnburg, Neu-Pommern, Neu-Guinea. 

45a. Trochomorpha solarium mussauensis nov. 

Diagnose, Eine Serie von 21 ad., 10 juv. Exemplaren, die Dr. Buh- 
LER auf Mussau (St. Matthias) sammelte, stellt eine schwache, durch 
den abgerundeten Nabelrand charakterisierte Rasse dar. Die Stiicke 
sind alle dunkelhornfarben. Die Schalenform ist flach bis starker kegel- 
formig. Die Unterseite ist nicht ganz so stark gewolbt wie bei der Nomi- 
natrasse. — Hohe 3, 7-4,7 mm; Durchmesser 7, 7-9,4 mm. 

Verbreitung: St. Matthias. 

Typus im Naturhist. Museum zu Basel (H. 4,2 mm; D. 8,6 mm). 

46. Trochomorpha neuhausi I. Rensch. 

Trochomorpha neuhausi I. Rensch, Zool. Anzeiger 92, p. 232, Abb. 10, 1930. 
(Terra typica: Neu-Pommem, Kap Dampier.) 

Pater Schneider sammelte eine groBere Serie an der Siidkiiste Neu- 
Pommems (Pulie-FluB, Kap Dampier, Matong, Karlei), an der Nord- 
kiiste eine groBe Serie bei Ulamona und auf der Insel Lolobau. Von 
Neu-Mecklenburg liegen Stiicke vor von Muliama (Siidosten), von 

36 * 


654 


IleeBensch 


Ulaputur (Westen), von Komat auf der Insel Lihir und zwei juv. 
Stiicke, deren Bestimmung nicht ganz eindeutig ist, von Massait. 

Trochomorfha neuhausi ist von Tr. lomonti fatvlaeformis unter- 
schieden durch die kegelfdrmige Gestalt und den kleineren Nabel, der 
knapp Ya d®® Gesamtdurclimessers betragt. Tr. phnorbis hat nur 
6 Umgange anstatt 6^2 wie neuhausi, einen engeren Nabel, eine stark 
gewolbte Unterseite sowie starker gewolbte Umgange. Tr. solarium 
ist kleiner, hat langsam und gleichmafiig zunehmende Umgange, 
so daB der letzte Umgang relativ schmal ist und eine scharfe Nabel- 

kante hat. — Hohe 4-5,6 mm ; Durch- 
messer 9,6-12,6 mm. 

Bei den Genitalien ist nur zu bemer- 
ken, dafi bei dem relativ kurzen Recepta- 
culum seminis Bursa und Stiel nicht 
deutlich begrenzt sind (vgl. Abb. 15), wie 
dies bei ottonis und solarium der Fall 
ist. — Die Radula zeigt die fiir Trocho- 
morpha typischen Zahnformen. Die Seiten- 
zahne sind zweispitzig (wie bei solarium und ottonis). In einer halben 
Reihe zahlte ich 50-52 Zahne. 

Verbreitung: Neu-Pommem, Neu-Mecklenburg, Inseln Lihir und 
Massait. 



Abb. 15. Genitalien von 
Trochomorpha neuhausi I. Rensch. 


47. Trochomorpha lomonti patulaeformis I. Rensch. 

Trochomorpha patulaeformia I. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 82, 1929. (Terra 
typica: Neu-Pommem, Karlei.) 

Das vorliegende Material stammt iiberwiegend von der Sudkiiste 
Neu-Pommems (Kap Dampier, Wasserfallbucht, Kap Orford, Krater- 
huk, Kap Cormoran, Wattok, Karlei und Malkongbach). Auf der 
Gazelle-Halbinsel sind Fundorte: Ralum, Vunapope, Herbertshohe und 
an der Nordkiiste Ulamona. 

Von alien bisher vom Bismarck- Archipel bekannt gewordenen 
Trochomorpha- kxten hat patulaeformis die flachste Schale und den 
groBten Nabel (etwas weniger als die Halfte des Durchmessers). Dieses 
Merkmal bildet auch den Hauptunterschied gegeniiber der ahnlich 
geformten Tr. planorbis, die im iibrigen unterseits auch starker gewolbt 
ist und bei der auch gebanderte Varianten haufig sind. An Hand des 
reichen Materials sind zur Diagnose noch einige Erganzungen zu geben. 
Die Zahl der Umgange variiert von 5-6. Die Farbung der Schale kann 
griinlich glasig bis blaB hombraun sein. Die Mundoffnung ist rhom- 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck- Archipels. 555 


bisch; der obere Miindiingsrand iiberragt den unteren bis zu 2^2 — ’ 

Hohe 3,5--4,8 nim; Durchmesser 10,9-13,8 mm (Fundort: Karlei). Die 
Exemplare, die am Kraterhuk und Cormoranhuk gesammelt wnrden, 
liaben bedeutend groBere MaBe: Hohe 5-5,8 mm; Durchmesser 13,9 bis 
16,5 mm (nur 1 Exemplar hat eiiie Hohe von 3,9 mm, einen Durch- 
niesser von 12 mm). 5 Exemplare von Ulamona haben eine relativ 
geringe Hohe. 

Die Genitalien von Tr. lomonti fatulaeformis entsprechen im all- 
gemeinen denen von Tr, planorbis Lesson. Nur der Penis ist vielleicht 
bei Tr. planorbis konstant etwas kiirzer (untersucht je 2 Exemplare). — ■ 
Die Radula (Abb. 16) hat die fiir Trochomorplia typischen Zahnformen. 
Die Zahl der Querreihen betriigt ctwa 138-139, die Zahnzahl der halben 
Querreihe, etwa im mittleren Abschnitt der Radula, 50-54. Der Mittel- 
zahn hat einen Mesokonus mit zwei kleinen Ektokonen, die folgenden 



Abb. 16. Radula von Trochornorpha lomonti patulaeformis I. Rensch. 


6-8 Zahne haben einen groBen Mesokonus und die Andeutung eines 
Entokonus (leichte Einbuchtung) und einen kleinen Ektokonus. Die 
iibrigen Zahne sind zweizackig. 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

Rassenkreis: Tr. lomonti von Neu-Guinea ist als geographischer 
Vertreter von 'patulaeformis zu betrachten. Tr. lomonti ist unterschieden 
dutch relativ engeren Nabel und durchschnittlich flachere Form. Ana- 
tomisch stimmen beide Formen miteinander iiberein’). 

Von den Aru-Inseln beschrieb C. R. Boettgee eine Tr. planorbis 
perspecti'va, die sich von Tr. pi. planorbis dutch weiteren Nabel und 
zartere Schale sowie dutch stete Banderlosigkeit unterscheidet. Da 
diese Sonderheiten abet gerade die Charakteristika des lomonti-Tlassen- 
kreises sind, muB man wohl auch perspecti'va zu diesem Rassenkreis 
und nicht zu planorbis stellen. 

tJber T. lomonti vgl. Tappabone Canepei, Ann. Mus. Civ. Genova XIX, 
p. 91, t. Vin, fig. 3, 1883. 


656 


Dse Benach 


48. Trochomorpha planorbis Lesson. 

Helix jilanorbis Leaaon, Voyage de la Coquille, Zool. II, p. 312, pi. 13, fig. 4. 
(Terra typica: Neu-Guinea.) 

Trochomorpha planorbis Wiegmann, Abh. Senck. Nat. Ges. XXIV, p. 427, 
Taf. XXVII, Fig. 19-26, 1898. 

Pater Schneider sammelte diese weitverbreitete Trochomorpha an 
der Slid- und Nordkiiste und auf der Gazelle-Halbinsel von Neu- 
Pommern. — 

Die Schalenform ist ziemlich variabel. Ober- wie Unterseite konnen 
mehr oder weniger stark gewolbt sein. Die NabelgroBe ist auch variabel. 
Doch ist der Nabel stets relativ enger und tiefer, d. h. er stellt einen 
steileren Trichter als bei Tr. lomonti patulaeformis dar. Charakteristisch 
ist auch die schmale braune Banderung ober- und unterhalb des Kieles 
bzw. der Naht, sowie die weifiliche Farbung von Kiel und Naht. Unter- 
seits hat Tr. planorbis eine Spiralskulptur, die bei Tr. 1. patulaeformis 
fehlt. — Hbhe 4, 5-6, 5 mm ; Durchmesser 10,4—15,3 mm. 

Die Genitalorgane sind nicht wesentlich von denen von Tr. lomonti 
patulaeformis unterschieden. Vielleicht ist der Penis etwas kiirzer; der 
an den Penis grenzende Teil des Vas deferens ist schwach epiphallus- 
artig erweitert. — Die Zahnformen der Radula sind nicht von denen 
von Tr. lomonti patulaeformis unterschieden. In einer halben Eeihe, 
im mittleren Abschnitt der Radula, zahlte ich etwa 42-44 Zahne. 

Verbreitung: Philippinen, Borneo, Sumatra, Java, Sumba, 
Damar, Timorlaut, Celebes, Molukken, Aru-Inseln, Neu-Guinea, Neu- 
Pommern (Neunachweis). 

49. Orpiella ( ?) solidiuscula bismarckiana T. Rensch. 

Orpiella sol. bismarckiana I. Rensch, Zool. Anzeig. 110, p. 281, 1936. (Terra 
ypioa: Neu-Pommem.) 

Das Berliner Museum besitzt ein stark ladiertes Exemplar, das von 
Heinroth auf Neu-Pommern (Matupi) gesammelt wurde. Es unter- 
scheidet sich von der Nominatrasse, die auf den Siidsalomonen lebt, 
durch grofiere MaUe und starkere Skulptur. Es hat 5 V 2 - 6 V 2 gewolbte 
Umgange und eine vertiefte Naht. Der letzte Umgang ist abgerundet 
stumpfkantig. Die rippigen Zuwachsstreifen werden auf den beiden 
letzten TJmgangen oberseits von etwa 7-8 Spirallinien gekreuzt, die 
meist ^/amm voneinander getrennt sind. Die Unterseite ist um den 
halbbedeckten Nabel glanzend, weiter nach auBen rippenstreifig. Die 
Rippen werden wie auf der Oberseite von 10-14 Spirallinien unter- 
brochen. Der Mundsaum war zerbrochen. — Annahernde MaBe: 
Hbhe 17,5 mm; Durchmesser 26,3 mm. 



Untersuchungen fiber die Landschneckenfauna des Biamarck-Archipels. 667 

Die unterauclite Radula (Abb. 17) hat durch die anderen Formen 
der Randzahne die Zugehorigkeit zur Gattung Orpiella fraglich er- 
scheinen lassen. Die mittleren Zahne, die zuerst noch Innen- und 
AuBenzacke zeigen, lassen am 12.-16. Zahn noch einen Entokonus 
erkennen. Erst die Randzahne sind spitz und dolchformig. Es ist also 
moglich, daB diese Form eine starker carnivore Orpiella darstellt (auch 
bei der Gattung Elaphroconcha von den Kleinen Sunda-Inseln kommen 
ja einspitzige und zweispitzige Randzahnformen bei verschiedenen 
Arten vor). In Frage kommen fiir die besprochene Art vielleicht auch 
noch die Gattungen Irenella. Gude, Fijia Gude und Belloconcha Preston 




Ablr. 17. Radula von Orpiella {1) soUdiiiacnla bismarckiana I. Rensch. 

von den Fidschi- und Norfolk-Inseln. Leider sind diese bisher aber 
anatomisch nicht bekannt, und es ist auch nicht unwahrscheinlich, daB 
sie mit Orfiella zu identifiziereii sind, wie dies Thiele in seinem Hand- 
buch, II. Teil, p. 619 schon andeutet. 

Typus: Das beschriebene Stiick. 

Verbreitung: Neu-Pommern (Nominatrasse : Siidsalomonen). 

60. Afzcroc^s//s bismarckiana Thiele. 

Microcystina bismarckiana Thiele, Zool. Jahrb. Abt. f. Syst. 55, p. 134, Taf. 6, 
fig. 22, 1928. (Terra typica: Neu-Pommem [Ralum].) 

Diese Art wurde gesammelt auf Neu-Pommern; Nordkiiste (Ula- 
mona, Insel Lolobau), Siidkuste (Karlei, Kap Dampier), Gazellc-Halb- 
insel (Mope, Ralum) und auf der kleinen Insel Vuatom (Rember). 

Ich stelle diese Art provisorisch zur Gattung Microcystis Beck, da 
sie keinen Pfeilsack hat wie der Typus von Microcystina Morch und die 
Radula keine gekammten Randzahne besitzt wie der Typus von him- 
procystis Pfeffer. — Die Farbe ist braunlichweiB bis dunkelbraun. — 
Hohe 4, 7-6, 8 mm, Durchmesser 7,6-10,4 mm bei 6-6V2 Umgangen. 


658 


llBe Bensch 


Der FuB besitzt iiber der Schwanzpore ein Endhomchen. — Die 
Genitalien (Abb. 18) besitzen keinen Pfeilsack. Am Vas deferens ist ein 
epiphallusartiger Abschnitt zu erkennen. DasReceptaculum seminis ist in 

seiner basalen Halfte dicker als in der distaleh, 
die in eine wenig abgesetzte bursaartige Ver- 
dickung auslauft. Querschnitte durch den ba- 
salen Teil lassen eine relativ dicke Lage einer 
Ringmuskulatur und gegen das Lumen bin 
vorspringende Epithelfalten erkennen. 

Die Radula hat 110-112 Querreihen, von 
denen die mittleren etwa 89 Zahne auf- 
..... weisen. Die Randzahne sind zweizackig. 

Abb. 18. Genitalien von ® 

Microov^u^M^Tckiana Verbreitung: Neu-Pommern. 



61. Microcystis obscura (Thiele). 

Microcystina obscura Thiele, Zool. Jahrb. Abt. f . Syst. 66, p. 134, Taf . 6, fig. 23, 
1928. (Terra typica: Neu-Pommem [Ralum].) 

Pater Schneider sammelte Serien von der Nordkiiste Neu-Pom- 
merns (Ulamona) und von der Siidkuste (Mope, Karlei, Malkongbach, 
Puplon, Wattok, Ip, Matlip und Kap Cormoran). Pater 0. Meyer 
fand Exemplare dieser Art auf Neu-Mecklenburg (Muliama). 

Microcystis obscura unterscheidet sich von M. bismarckiana durch 
geringere Grofie (juvenile Stiicke von bismarckiana haben weniger Um- 
gange als gleichgroBe oftscwra- Stiicke) und durch den mehr dreieckigen, 
also langer ausgezogenen Columellarzipfel. Die Farbung schwankt 
zwischen weiBlich und dunkelbraun. — Hohe 2,8-4 mm; Durchmesser 
4,6-6,5 mm bei 4-5 Umgangen. 

Genitalien und Radula entsprechen ganz denen von bismarckiana. 

Verbreitung: Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg. 

63. Microcystis (?) crystallina (Mlldf.). 

Microcystina crystallina Moellendorff, Jahrb. Dtsch. Malak, Ges., vol. 14, 
p. 266, tab. 8, fig. 4, 1887. (Terra typica: Philippinen, Hinayangang, Ineel Leyte.) 

Lamprocystis { 1) crystallina B. Rensch, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 68, p. 65, 
1932. 

Die Farbung der meisten Exemplare ist milchglasweiB, einzelne sind 
homfarbig. — Hohe 1-1,5 mm; Durchmesser 1,7-2 mm, bei 4-4^/2 Um- 
gangen. 



Untersuchungen Tiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 559 


Der Mittelzahn der Kadula (Abb. 19) hat einen spitzen Mesokonus 
mit zwei kleinen, basal stehenden Ektokonen. Die Seitenzahne sind 
zweizackig, zum Rande zu dolchformig einzackig. 

Pater Schneider sammelte diese Art zum erstenmal auf Neu- 
Pommern, und zwar an der Weiten Bucht an mehreren Fundstellen 
und in Ulamona an der Nordkiiste. 

Verbreitung: Philippinen, Siiniba, Timor, Neu-Pommern (Neu- 
nachweis). 

Abb. 19. Itadula von Microcystis d) 
cry stall in<i Mlldf. 



Abb. 20. Genitalicn von 
Conihycus dahli Th. 


63. Conibycus dahli Thiele. 

Conibycus dahli Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 56, j). 137, Taf. ,5, Fig. 26, 
1928. (Terra typica: Lowon bei Ralum, Neu-Potnniem.) 

Pater Schneider samnielte die Art an der Nord- und Siidkuste Ncu- 
Pommerns (Karlei, Malkong, Jarra, Puplon und Ulamona). 

Die Art ist charakterisiert durch die Kaliella-Ahnliche, kegclformige 
Schale und den stumpfen Apex mit relativ groBen Embryonalwindun- 
gen. — Von einem Alkoholexemplar konntc ich die Genitalien (Abb. 20) 
praparieren. Es fehlt dem Penis ein Anhangsorgan, wie es etwa Dur- 
gellina vitrina Th. (s. d.) aufweist. Die Bursa ist nicht abgesetzt. — 
ThieleI) hat eine Abbildung der Eadula von Conibycus dahli gegeben. 
Von Wichtigkeit ist dabei, daB samtliche Zahne der Kadula bis auf den 
dreizackigen Mittelzahn gabelig zweizackig sind, wie es sonst gewohn- 
lich nur bei den Randzahnen der Fall ist, und einen feinen gesagten 
AuBenrand besitzen. Die Kadula ist also bis auf den Mittelzahn der 
von Durgellina sehr ahnlich. Als Hauptunterscheidungsmerkmal zu 
dieser Gattung ist das bei Conihycus fehlende Anhangsorgan am Penis 
zu betrachten. — Hbhe 4,7— 5,3 mm ; Durchmesser 5,1— 5,5 mm bei 


1) Thiele, Sitz.-Ber. Ges. Nat. Freunde Berlin vom 1. Marz 1931, p. 399. 


660 


UseBfflifioh 


6 Umgiingen. Kein Stuck ist so grofi, wie Thiele es von dem groBten 
Exemplar angibt (Hohe 6®/g mm; Durchmesser 6,2 mm). 

Verbreitung: Neu-Pommem. 

54. Cancelloconus amoenus I. Rensch. 

CaneeUocomis amoenus I. Rensch, Zool. Anz. 98, p. 28, Abb. 1-3, 1932. (Terra 
typica: Neu-Pommem [Weite Bucht — Mevoulou-PluB].) 

Aufier den Schalen von der Siidkuste Neu-Pommerns, die mir bei der 
Originalbeschreibung vorlagen, sandte Pater Schneider diese hiibsche 
Art auch von der Nordkiiste (Ulamona, Insel Lolobau). 

Diese bisher monotypische Gattung ist charakterisiert durch die 
kegelformige Schale mit stumpfem Apex und Umgangen, von 

denen der letzte scharf gekielt ist. Die Oberflache ist dicht und scbarf 
mit Spirallinien skulpturiert, die von den Zuwachsstreifen schrag ge- 
schnitten werden. Die Skulptur wirkt dadurch gitterartig. 

Die Genitalien (Abb. 1. c.) haben keinerlei Anhangsorgane. Das 
Receptaculum hat eine kuglige Bursa. 

Die Zahnforraen der Radula unterscheiden sicb von denen ahnlich 
aussehender Gattungen wie Kaliella, Sitala, Conibyeus und Durgellina 
dadurch, dafi alle Zahne zweizackig sind und keine sageartige Zabne- 
lung am AuBenrand aufweisen. — Hohe 3. 1-4, 3 mm; Durchmesser 
4,1-5 mm. 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

66 . Kaliella dulcis (Smith). 

Sitala dulcis Smith, Proc. Zool. Soc. London 1896, p. Ill, pi. Ill, fig. 11. 
(Terra typica: N. E. Borneo.) 

Pater Schneider sammelte eine kleine Serie auf Neu-Pommem 
(Karlei), Pater 0. Meyer land 22 Exemplare auf der kleinen Insel 
Vuatom (Rember), nordlich von Neu-Pommem. 

Die vorliegenden Exemplare entsprechen so gut der Diagnose von 
„Sitala“ dulcis Smith, daB ich sie entsprechend benennen mochte, 
trotz der geographischen Entfernimg der Fundorte. Die Neupommem- 
Exemplare haben 4^/2-5 Umgange (Smith gibt 4Va an). Form, Far- 
bung und besonders die Skulptur stimmen gut mit der von dulcis be- 
Bchriebenen iiberein. Die sehr feinen Zuwachsstreifen werden von ebenso 
zarten Spirallinien geschnitten, so daB die Oberflache fein gegittert ist. 
Smith erwahnt auf der Unterseite eine Spiralskulptur. Aber er bemerkt 
nicht, daB im allgemeinen die feine kanzellierte Skulptur der Oberseite 
aich etwa noch auf der Unterseite er^treckt. Bei einigen altereu 



Untersuchungen liber die Landschneckenfauna des Bismarck -Archipels. 561 


Exemplaren ist die Gitter- wie die Spiralskulptur der Unterseite sehr 
undeutlicli oder gar nicht sichtbar. Vielleicht haben Smith solche 
Exemplare vorgelegen. — Die durchschnittliche Hohe von 10 Exem- 
plaren bei 4^/2““5 Umgangen betragt 1,86 mm, der durchschnittlicbe 
Durchmesser 2,67 mm. 

Die Radula hat die fiir die Gattung Kaliella typischen Zahne. 

Verbreitung: Borneo, Neu-Pommern. 

66. Kaliella semisculpta (Th.). 

Gu'p'pya semisculpta Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 66, p. 133, Taf. 5, 
fig. 21, 1928. (Terra typica: Neu-Pommem [Ralum].) 

Pater Schneider sammelte diese Art an der Siid- und Nordkiiste 
Neu-Pommerns (Karlei, Malkong, Kaukum, Puplon; Ulamona, Insel 
Lolobau). Die stumpfkegelforraige Schale ist gut charakterisiert durch 
die ziemlich entfernt stehenden schragen Rippenstreifen und den faden- 
formig aufgesetzten Kiel. Die Unterseite laCt nur unterhalb des Kiels 
8-10 Spirallinien erkennen, ist sonst aber glatt. — Hohe 2, 4-2,9 mm; 
Durchmesser 2,9-3,3 mm bei Umgangen. 

Die von Thiele beschriebene Radula entspricht der anderer Kaliella- 
Arten. Die Randzahne besitzen mehrere Zacken. 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

67. Kaliella tenuisculpta Mlldf. 

Kaliella tenuisculpta Mlldf., Ber. Senck. Ges. 1893, p. 69. (Terra typica: 
Philippinen [Luzon-Manila ] . ) 

Guppya papuana Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 56, p. 133, Taf. 5, 
Fig. 20, 1928. (Terra typica; Neu-Pommern [Ralum].) 

Von Pater 0. Meyer wurde eine grOBere Serie auf Vuatom ge- 
sammelt. 

Von dieser viviparen Art (Thiele) gleichen die mir vorliegenden 
Exemplare von Ralum und Vuatom den Paratypen von Kaliella tenui- 
sculpta Mlldf. aus der Sammlung des Berliner Museums. Sowohl die 
Paratypen als auch die vorliegenden Stlicke haben 4^/2 Umgange. 
Moellendorff gibt zwar in der Diagnose (1. c.) 6 Umgange und grSBere 
MaBe an, hat aber wohl nur ein besonders groBes Exemplar gemessen. 
Die flache keglige Form, die horngelbe Farbe und die mikroskopisch 
feinen, sehr zartrippigen, seidig wirkenden Zuwachsstreifen, wie die 
mehr oder weniger erkennbare Spiralstreifung auf der Oberseite (an der 
Embryonalwindung besonders deutlich) und die relative Breite der 
einzelnen Umgange stimmen genau mit den Paratypen liber ein. 
Hohe 1,7-2 mm; Durchmesser 2,5-3 mm. 


562 


Use Rensoh 


Die Radula, an einem Exemplar von Vuatom untersucht, zeigt die 
t3rpi8clien Kaliella-Zahne. 

Verbreitung: Philippinen, Neu-Pommern, Insel Vuatom. — 
KalielU subfulva Gassies von Neu-Caledonien scheint mir eine schwacbe 
geographische Rasse von Kaliella tenuisculpta zu sein. Gassies gibt in 
seiner Diagnose^) 6 Umgange und grofiere Mafie an (Kobe 4 mm; Durch- 
messer 5 V 4 mm). Ein aus der Sammiung des Berliner Museum stammen- 
des Exemplar von subfulva (Coll. Paetel) hat nur 4^2 Umgange und 
bedeutend geringere MaUe. — Moellendoefe®) erwahnt, dafi K.tenui- 
sculpta durch Kulturgewachse leicht verschleppt zu werden scheint. Sie 
kommt in Garten um Manila und in der spanischen Siedlung von 
Ponape vor. 


68. Kaliella novopommerana I. Rensch. 

Kaliella novopommerana I. Rensch, Zool. Anz. 98, p. 29, 1932. (Terra typica; 
Neu-Pommem [Weite Bucht: Karlei].) 

Erst ein sorgfaltiger Vergleich ganzer Serien macht es moglich, diese 
Art von K. tenuisculpta zu unterscheiden. Bei Exemplaren gleicher 
Grofie hat K. novopommerana durchschnittlich einen halben Umgang 
mehr als tenuisculpta, d. h. die Umgange nehmen langsamer zu, die 
Schale ist also enger aufgewunden. Die Schalen von novopommerana 
sind durchschnittlich auch mehr konvex (bienenkorbformig), und auch 
die einzelnen Umgange sind starker gew61bt, _die Nahte also mehr ver- 
tieft als bei tenuisculpta, — Exemplare von 5—5^2 Umgangen messen; 
Hohe 1,9— 2,8 mm; Durchmesser 2,8— 3,6 mm. — Die Radula zeigt keine 
Abweichungen. 

Verbreitung: Neu-Pommern, Insel Vuatom, Neu-Lauenburg 
(Rakanda). 


69. Helicarion willeyana God. Austen. 

Helicarioni wilieyana God. Austen, Proc. Mai. Soc. London V, p. 296-298, 
pi. IX, fig. 1-1 e. (Terra typica: New Britain, Gazelle Peninsula.) 

Material liegt vor von der Gazelle-Halbinsel (Ralum, Vunapope), 
von der Siidkuste (Karlei, Malkong, Ril, Puplon) und von der Nord- 
kiiste (Ulamona) Neu-Pommems. 

Die Schale dieser Art ist von der der beiden nachstfolgenden Heli- 
carion-Aiten unterschieden durch geringere Gr66e, mehr Umgange 
(3*/4-4), kegelformig hervortretendes Gewinde und relativ viel kleinere 


Gassies, Joum. de Conch. 14, p. 49, 1866. 

*) Moellendobff in Semper, Landmollusken d. Philipp., 8, p. 126. 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 563 


Windungen. Sie ahnelt damit dem etwas grofieren Helicarion adolfi 
0. Boettger aus dem Malayischen Archipel. 

Auch die Genitalien, die schon Godwin Austen beschrieb und ab- 
bildete, weichen von denen von //. schneideri und H, melanesicus ab. 
Es fehlt das Coecum und der 
Kalksack. Das Keceptaculum 
seminis hat einen auffallig dicken 
Stiel und eine schmalere, nicht 
deutlich abgesetzte Bursaregion. 

Die zweizackigen AuBenzahne 
der Radula (Abb. 21) sind nicht 
wie bei H, schneideri und melxi- 
nesicm kammartig gezahnelt. 

AuBerdem ist die Zahnzahl be- 
deutend geringer. Eine Reihe im 
mittleren Abscbnitt der Radula besitzt etwa 85 Zahne {schneideri da- 
gegen etwa] 395, melanesicus 341). 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

60. Helicarion schneideri I. Rensch. 

Helicarion schneideri I. Rensch, Zool. Anz. 98, p. 30, 31, Abb. 5, 1932. (Terra 
typica: Neu-Pommern, Wasserfallbucht — Kolai.) 

7 fast adulte Exemplare, die Pater Schneider an der Nordkuste 
Neu-Pommerns (Ulainona) {and, entsprechen den beiden typischen 
Exemplaren von der Wasserfallbucht. Die horngelbe Schale ist ge- 
driickt kuglig und besitzt 3— 'P /2 Umgange. — Hohe 9,3 (Ulamona- 
Stiick) bis 1.1,5 mm; Durchmesser 15-15,4 mm. 

Der FuB des Tieres ist dunkel gestreift. - Radula und Genitalien 
(mit Coecum, Kalksack und leberfarbener Druse am Eilciter) sind wie 
bei H, flams firus (Pfr.)^). 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

61. Helicarion melanesicus I. Rensch. 

Helicarion melanesicus I. Rensch, Zool. Anz. 98, p. 31, 32, Abb. 6, 1932. (Terra 
typica: Neu-Pommem, Mandrewei.) 

Auf Neu-Pommern wurde diese Art bisher nur an der Sudkiiste 
(Cormoranhuk, Matlip-Schlucht, Mandrewei und Malkong-Bach) ge- 
funden. Die Deutsche Marine-Expedition sammelte eine kleine Serie 



Abb. 21. Radula von Helicarion willeyana 
God. Aust. 


1) Vgl. Hoitmakk, Z. wias. Zoologie 188, p. 100-122, 1930. 


564 


Ilse Bensch 


anf Mittel-Neu-Mecklenburg, und Pater 0. Meyek land 2 Stiick bei 
Komat auf Lihir. 

Diese Art ist kleiner und rundlicher als H. schneideri und besitzt 
eine besonders zarte Scbale von horngelber oder auch etwas griinlicber 
Farbung. 

Der Fu6 ist ahnlicb gestreift wie bei H. schneideri, auch Badula 
(Abb. 22) und Genitalien sind ganz entsprechend, doch fehlt dem Eileiter 

die leberfarbene Driise. — Hohe 7, 8-8, 7 mm; 
Durchmesser 10,3-11,4 mm. 

Verbreitung: Neu-Pommern,]Sreu-Mecklen- 
burg, Lihir. 


Abb. 22. AuBenzAhne dor Radula von Helicarion 
melanesicus I. Rensch. 



63. Durgellina vitrina Thiele. 

Durgellina vitrina Thiele, Zool. Jahrb. Syst. 55, p. 136, Taf. 5, Fig. 25, 1928. 
(Terra typica: Neu-Pommern, Ralum.) 

Diese zarte, hochkegelformige Art wurde von Pater Schneider an 
der Siidkuste, in der Umgebung von Karlei, am Malkong, Nangurup 
und Jarra, und in 2 Exemplaren am Kap Dampier gefunden. Charak- 
teristisch sind die 6 deutlich gewolbten Windungen und die dadurch 
eingesenkte Naht. Die ersten Umgange lassen eine mikroskopisch feine 
Spiralstruktur erkennen, die fiir Angehorige dieser Gattung typisch zu 
sein scheint. 

Die Radula ist so wie bei anderen Angehorigen der Gattung. Auf 
den Mittelzahn folgen jederseits gabelig zweispitzige Zahne, die am 
AuBenrand fein gesagt sind. Es gelang mir auch, die Genitalien zu 
praparieren. Das diinne Receptaculum seminis setzt ziemlich dicht 
oberhalb der Geschlechtsoffnung an. Der relativ stark verdickte Penis 
hat ein seitliches Anhangsorgan, was vielleicht dem Organ entspricht, 
das Hedley bei ^^Sitala anthropophagorum^^ abbildet^), welche iibrigens 
nach der von Hedley abgebildeten Radula auch zu Durgellina zu 
rechnen ist. — Hohe 5-5,7 mm, Durchmesser 4,8-5, 3 mm bei 6 Um- 
gangen. 

Verbreitung: Neu-Pommern. 


1) Hbdlby, Proc. linn. Soc. N.S.Wales IX, pi. XXVI, fig. 24, 1894. 



Unterauchungen liber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 565 


63- Durgellina gromatica (G. Austen). 

Sitala gromatica Godwin Austen, Land- and Freshwater Mollusca of India, 
Part. I, p- 32, pi. X, fig. 6, 6a, 1882. (Terra typica: Munipur Hills.) 

Durgellina ( ?) baritensis (Sm.) B. Rensch, Zool. Jahrb. 68 , p. 68, 1932. 

Pater Schneider sammelte ,,niedrig am Boden auf Gras“ 15 Bxem- 
plare an der Siidkiiste Neu-Pommerns (Karlei-Ebene, Malkong, Nan- 
gurup-Bach), die ich als D. gromatica bezeiclinen mocbte, trotz der 
groiJen raumlichen Entfernung von Indien. Durcli die Identifizierung 
mit Durgellina baritensis, deren Verbreitung sich von Borneo bis Ambon 
erstreckt, wird die raumliche Liicke aber groBenteils schon ausgefullt. 
— Die kleine Schale ist pyramidenformig, die Umgiinge und die Unter- 
seite sind kaum gewolbt. Die zarten Spiralrippen variieren in der Zahl 
(ich ziihlte auch mehr als 10 Rippen). Bei einem Exemplar verringert 
sich der Abstand zwischen den 4 letzten Spiralrippen nach dem Kiel zu, 
genau wie Godwin Austen es Fig. 5a abbildet. — Die 
durchschnittlichen MaUe sind fiir die Hohe wie fiir den 
Durchmesser 2,9 mm (Hohe 2,4-3, 3 mm; Durchmesser 
2 , 7-3,1 ram, bei 6-7 Umgangen). Die Mafic, die Godwin 
Austen fiir ein Exemplar mit 7 Umgangen angibt, sind 
etwas grofier (H. 3,3 ; D. 3,4 mm ferstere nach der angege- 
benen Achsenhohe berechnet]). 

, . . . ' Abb. 23. Mittolzahn der 

Die typische baritensis, wie aiich iiaciuia von DuroeiUna 

^ . gromatica (God. Aust.). 

die synonyme bandongensis messen 
noch etwas weniger (H. und D. 2^/3 bzw. bei 6 Umgangen). 

Eine Bestatigung fur die Annahme von B. Rensch, dafi es sich bei 
baritensis um eine Durgellina handelt, brachte die Untersuchung der 
Radula. Alle Zahne, beiderscits vom Mittelzahn, sind zweizackig ge- 
gabelt und an der AuBenseite gekiimmt. Der Mittelzahn (Abb. 23) hat 
eine dolchformige, spitze Mittelzacke und zwei kleine basalansetzende 
Seitenzackchen. 

Verbreitung: Munipur Hills, Borneo, Java, Bali, Sumbawa, 
Sumba, Timor, Banda, Ambon, Neu-Pommern (Ncunachweis). {„Sitala“ 
haroldi von den Andamanen ist moglicherweise eine geographische 
Rasse.) 



64. Durgellina mevoulouensis I. Rensch. 

Durgellina mevoulouensis I. Rensch, Zool. Anz. 98, p. 28, Abb. 4, 1932. (Terra 
typica: Neupommem, Weite Bucht, am Mevoulou-Bach.) 

Die Art unterscheidet sich von D. lorentzi Schepm. von Neu-Guinea 
durch etwas geringere Zunahme des letzten Umganges. Der vorletzte 
Umgang ist etwa koch wie der letzte Umgang, bei lorentzi dagegen 


566 


Use Rensch 


etwa 2/3 so hoch (allerdings sin<t die beiden Zorentei-Stiicke des Berliner 
Museums in diesen Merkmalen ziemlich verschieden). Die mikrdskopisch 
feine Spiralstreifung der Ober- und Unterseite ist bei mevoukmensis 
deutlich, bei lorentzi dagegen nur unterseits schwach sicbtbar. — Eine 
kritiscbe Nachpriifung der beiden Arten an groBerem Material ware 
wiinschenswert. — Kobe 4,6; 4 mm; Durchmesser 4,5; 4,3 mm. 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

Trochonanina Mousson. 

Aus dem Gebiet des Bismarck- Archipels sind verschiedene Formen 
als Angehorige der Gattungen Euflecta, Trochonanina und Ganesella 
bezfeichnet worden. Auf Grand der Schalenmerkmale allein kann aber 
die generische Zuordnung nicht erfolgen, da alle drei Gattungen fast 
die gleiche Schalenform haben konnen. Genitalien und Radula kenne 
ich aber bisher nur von den Arten dendrotrochoides und sororeula. Diese 
beiden Arten sind, wie unten gesagt wird, echte Trochonaninen. Von 
einer dritten, besonders GuneseZZa-ahnlichen Form, costellosa, konnte 
ich die Radula untersuchen, die typische Ariophanthiden-Zahne hat. 
Ich glaube, daB deshalb die asiati8ch-mala3asche Pleurodontiden- 
Gattung Oanesella ganzlich fiir den Bismarck-Archipel ausscheiden 
kann. Da nun auch die Gattung Euflecta (mit Pfeilsack) bisher mit 
Sicherheit nur von Slid- und Ostasien und aus dem westlichen Malay- 
ischen Archipel bekannt ist, mochte ich annehmen, daB alle fraglichen 
Formen des Bismarck- Archipels zur polynesisch-melanesischen Gattung 
Trochonanina gehoren. All diese Trochonanina-'¥oimen sind aus- 
gezeichnet dutch relativ zarte Schalen, bei denen der letzte Umgang 
merklich breiter ist als der vorletzte. Der untere Mundsaum ist meist 
etwas verdickt oder leicht umgeschlagen. Das Vorhandensein eines 
Blindsacks am Penis kann nicht als Charakteristikum der Gattung 
Trochonanina angesehen werden, da Tr. sororeula einen solchen nicht 
besitzt, aber in alien iibrigen Merkmalen (z. B. auch der Feinstruktur 
der Schale) der mit Blindsack versehenen T. dendrotrochoides so ahnlich 
ist, daB unmoglich zwischen diesen beiden Formen eine Gattungsgrenze 
gezogen werden kann. — Die gleichen Merkmale (ebenfalls kein Blind- 
sack am Penis) haben auch die Formen, die bisher zur Gattung Dendro- 
trochus zusammengefaBt werden. Da ich also kein typisch unter- 
scheidendes Merkmal fiir Dendrotrochus angeben kann, rnuB ich auch 
diese Gattung vorlaufig unter Trockonanirw, subsummieren. Es ist 
naturlich durchaus moglich, daB der hier vorgeschlagene groBere 
Gattungsumfang von Trochonanina nach anatomischen Studien noch 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck- Archipels. 667 


weiterer Formen spater wieder reduziert wird, aber es wird sich dann 
nicht um eine Aufteilung in die hier besprochenen alten Gattungen 
handeln. (Den urspriinglich zii Ewplecta gerechneten me/mi-Rassen- 
kreis mochte ich vorlaufig zu Trochomorpha ( ?) stellen, s. o.). 

66. Trochonanina dendrotrochoides I. Rensch. 

Trochonanina dendrotrochoides I. Rensch, Zool. Anz. 92, p. 230-232, Abb. 7-9, 
1930 (bei Abb. 7 muB es anstatt „Nat. Gr.“ ,,doppelte Gt.“ heiBen). (Terra typica: 
Neu-Pomraern [Weite Bucht, Kermen].) 

Die ziigespitzt-kegelformige, blaBliornbraune Schale init G-O^/g fast 
flachen Umgangen zeigt iiber die ganze Oberflache nur mit der Lupe 
wahrneliinbare, feine, papillenartige Erhebiingeii verteilt. Aiif der 
IJnterseite laufen mehrere Spiralbiinder, die von kleineii Strichelchen 
gebildet werden. 

Durch Absonderung der kleinen Formen als besondere Art Tr. soror- 
cula (s. u.) sind die Ma6e fiir^^emZro^foc^nwfes’durcdischnittlichgroBer, als 
bei der Originalbeschreibung angegeben wiirde. Hohe 9,2-10 mm; 
Durchmesser 12,8-13,8 mm (drei Exemplare, arn Nangurup-Bacli ge- 
sammelt, haberi kleinere MaBe: H. 8,7; 8,8; 9,1mm; D. 11,1; 11,6; 
12,1 mm). 

Der FuB hat uber der Pore ein spitzes Endhdrnehen. Die Geni- 

talien (1. c. Abb. 8) sind charakterisiert durcli einen Blindsack zwischen 
Penis und Uterus, der aber nicht drtisig aussieht. Der Mittelzahn der 
Radula hat einen spitzen Mesokonus und 2 Entokonen. Die Seitenzahne 
besitzen einen groBen Mesokonus, der nach der Mitte der Radula zu 
eine Ausbuchtung hat, und einen kleinen spitzen Ektokonus. Die 
folgenden Zahne sind zweizackig, nur die letzten ;]-4 Randzahne sind 
an der AuBenseite sageartig gezahnelt. 

Verbreitung: Neu-Pommorn (Weite Bucht, bisher von der Gegend 
um Karlei). 


66. Trochonanina sororcula T. Rensch. 

Trochonanina sororcula I. Rensch, Zool. Anz. 110, p. 282, Abb. 4, 1935. (Terra 
typica: Neu-Pommem, Kap Corinoran.) 

Die meisten Exemplare dieser kleinen Form wurden von Pater 
Schneider an der Westseite der Weiten Bucht von Neu-Pommern 
gesammelt. Die Schale ist durchsichtig blaB hornbraun, stumpfkegeh 
formig, unterseits stark gewolbt. Sie hat rp/g schwach gewolbte, langsam 
zunehinende Umgange, ist stichformig halb oder ganz bedeckt genabelt 
und hat einen scharfen Kiel sowie eine fadenformig aufgesetzte Naht. 

Archiv f. Naturgeschichte, N. F. Bd. 6, Heft 4. 37 A 


668 


Use Rensch 


Die Miindung ist rliombisch ohrformig. Der untere Mundsaum ist ganz 
schwach umgeschlagen und durch eine Lippe verstarkt. Die Ober- und 
Unterseite sind mit feinen Zuwachsstreifen skulpturiert. Auf der matten 
Oberseite befinden sich aufierdem feine papillenartige Erhebungen, die 
aber nicht so zablreich sind wie bei Tr. dendrotrochoides. Die glanzende 
Unterseite ist skulpturiert mit 1 oder 2 feinen Spirallinien, die von 
kleinen Stricbelcben gebildet werden. — Kobe 6, 4-8, 4 mm; Durch- 
messer 8,9-11,4 mm. 

Wegen der grofien Ubereinstimmung der Schalen von Tr. sororcida 
und Tr. dendrotrochoides war bei der urspriinglichen Beschreibung von 
dendrotrochoides an verhaltnismafiig geringem Material ein Erkennen 
der kleinen Form als eigene Art noch nicht moglich. Erst jetzt, an 
Hand der grofien Serien, fiel die Einheitlichkeit der kleinen Formen 
auf. Aufier dem anatomischen Unterschied (s. u.) und den verschie- 
denen Herkunftsgebieten kann man bei sorgfaltigem Vergleich folgende 
Schalenunterschiede gegeniiber dendrotrochoides erkennen: 1. die Mafie 
von sororcula sind geringer, so dafi sie weder in der Hohe noch im Durch- 
messer die Zahlen von dendrotrochoides erreichen, 2. im Verhaltnis zur 
Gesamthohe ist der obere Teil der Schale bis zum Kiel niedriger, flacher 
als bei dendrotrochoides, 3. die feinen papillenartigen Erhebungen sind 
nicht so zahlreich, und von den durch Strichelchen gebildeten Spiral- 
linien konnte ich hochstens 2, haufig nur 1 (statt 2-4) erkennen. 

Der Fufi hat iiber der Pore ein allerdings nur sehr stumpfes, kleines 
Endhomchen. — Anatomisch konnte ich nur 2 Exemplare untersuchen, 
die aber beide kein Anhangsorgan zwischen Penis und Uterus, auch 
nicht die Anlage eines solchen, zeigen. Hier liegt also eine anatomisch e 
Differenz vor, die bei der so weitgehenden Schalenahnlichkeit iiber- 
raschend ist. Die taschenartige Ausstiilpim^ des Penis haben beide 
Arten gemeinsam, desgleichen das kleine Kalksackchen am Epiphallus. 
Das Receptaculum seminis ist in beiden Fallen langgestielt, die Bursa 
langlich. — Bei der Radula konnte ich 88-90 Querreihen zahlen. Jede 
halbe Reihe besitzt etwa im mittleren Abschnitt der Radula 87-92 Zahne. 
Die Zahnformen gleichen ganz denen von dendrotrochoides. Es sind 
aber nur die letzten 1-2 anstatt 2-4 Randzahne kammartig gezahnelt. 

Verbreitung: Neu-Pommem. 1 Exemplar, von Dr. Buhlee auf 
St. Matthias gesammelt, mochte ich vorlaufig als Tr. sororcula bezeich- 
nen, trotzdem das Exemplar dunkelhomfarben ist, die Umgange etwas 
mehr rundbcher sind und der fadenformige Ansatz an Kiel und Naht 
fehlt. 



Untersuchungen liber die Landschneckenfauna des Bismarck -Archipels. 569 

67, Trochonanina modest a I. Eensch. 

Oanesella ( ?) modeata I. Rensch, ZooL Anz. 95, p. 192, Abb. 6, 1931. (Terra 
t 3 rpica: Admiralitatsinseln, Bundralis auf Manus.) 

Bei der Diagnose stellte ich vorlaufig diese Heine Art zur Gattung 
Ganesella. Die groBe Schalenahnlichkeit mit den nach anatomischer 
Untersuchung zu Trochonanina gehorigen Arfen veranlaBt mich nun 
aber, auch diese Art zu Trochonanina zu rechnen. AuBer dem Typus 
liegt mir kein weiteres Material vor. Die hellhornbraune Schale ist 
charakterisiert durch ihre hohe Kegelform, 6 wenig gewolbte, scbarf 
gekielte Umgange, starke Wolbung der Unterseite, rundlich rhombische 
Mundoffnung mit lippenartiger Leiste des aufgeschlagenen unteren 
Mundsaums und sticbformige Nabelung. Hohe 9,5 mm; Durchmesser 
10,1 mm. 

V erbreitung: Admiralitatsinseln. 

68. Trochonanina infrastriata E. A. Smith. 

Helix (Hemiplecta) infrastriata E. A. Smith, Proc. Zool. Soc. London 1884, 
p. 264, pi. 22, fig. 4, 4a. (Terra typica: Admiralitatsinseln, D’Entrecasteaux 
Island.) 

Ganesella infrastriata I. Rensch, Zool. Anz. 95, p. 192, Abb. 4, 1931. 

Dr. Buhler sammelte eine Schale in NW-Manus. Dieses Stiick hat 
auch 7 Umgange, wie das von Pater Klaarwater bei Bundralis auf 
Strauchern gesammelte Exemplar (1. c.). Somit ist es sicher, daB Smith 
bei seiner Originalbeschreinung, wie er ja schon selber annimmt, ein 
junges Exemplar mit 6 Umgangen vorgelegen hat. Das Hauptcharak- 
teristikum dieser relativ groBen, konkav-kegelfbrmigen Art ist die 
Starke Welligkeit des scharfkantigen Kiels, die Smith aber in seiner 
Diagnose noch nicht erwahnt. Hohe 12,9— 13,3 mm; Durchmesser 
20,3 mm. 

Verbreitung: Admiralitatsinseln . 

69. Trochonanina gracilior I. Rensch. 

Trochonanina gracilior I. Rensch, Zool. Anz. 110, p. 282, Abb. 4, 1936. (Terra 
typica: Admiralitatsinseln, Manus.) 

Diese zarte Trochonanina- Axt, die Dr. Buhler in einer groBeren 
Serie auf Manus (Drawa) sammelte, erinnert im Gesamthabitus an die 
beiden anderen Trochonanina- Axten, die bisher auf den Admiralitats- 
inseln gef unden wurden. Von der kleinen Tr, modesta I. Rensch ist sie 
aber durch die groBeren MaBe und die mehr spitz konkav kegelformige 
Gestalt unterschieden. Die Embryonalwindungen sind nicht so groB. 

87* 



670 


Use Rensch 


Die Umgange sind abgeflachter, die Naht ist nicht so vertieft, aber 
fadenformig aufgesetzt. Die Miindung ist mehr rhombisch und die 
Oberseite dutch eine feine Spiralskulptur ausgezeichnet. — Tr. in- 
frastriata E. A. Smith ist dagegen groBer und hat einen wellenformigen 
Kiel. Die spitze kegelformige Gestalt, die hornbraune Farbung hat sie 
mit gracilior gemeinsam. Hohe 10,8-11,9 mm; Durchmesser 12,5 bis 
14 mm, bei Umgangen. 

Verbreitung: A dmiralitatsinseln . 

70. Trochonanina bollingeri I. Rensch. 

Trochonanina hollingeri I. Rensch, Zool. Anz. 110 , p. 283, Abb. 6, 1935. (Terra 
typica: Neu -Mecklenburg, Medina.) 

Diese kleine, von Neu-Mecklenburg (Medina) stammende Art weicht 
von alien anderen Trochonanina-¥ ormen des Bismarck-Archipels stark 
ab dutch ihre geringe GroBe, Schlankheit und Rippigkeit. Die helle, 

hornfarbene Schale hat 6 lang- 
sam zunehmende, fast flache 
Umgange und eine flache Un- 
terseite. Der scharfe Kiel wie 
die Naht sind fadenformig auf- 
gesetzt. Die Miindung ist un- 
gleichmaBig rundlich. Die 

glanzende Unterseite ist mit 
Spirallinien versehen. Die 

Oberseite ist gleichmaBig 
skulpturiert dutch die stark 
hervortretenden rippigen Zu- 
wachsstreifen. Die Embryonal- 
windungen sind aber glatt. — Hohe 7,4 mm; Durchmesser 6,7 mm. 

Die Radula (Abb. 24) entspricht in den Zahnformen denen der 
iibrigen Trochonanina-kxtQn, Charakteristisch ist nur, daB die sage- 
artige Zahnelung schon bei den letzten 20-30 Randzahnen jederseits 
einsetzt (sonst nur bei den 4-5 letzten). 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg. 

71. Trochonanina schneideriana I. Rensch. 

Euplecta schneideriana I. Rensch, Zool. Anz. 92 , p. 229, Abb. 6, 1930. (Terra 
typica: Neu-Pommem, Kap Dampier.) 

AuBer dem Material von Neu-Pommern, auf das die Diagnose ge- 
griindet war, liegt mir nun noch ein von Neu-Hannover (Neingi, 



Abb. 24. Kadula von Trochonanimt bollingeri 
I. Rensch. 



Untersuchuiigen iiber die Landschneckenfauna dcs Bismarck- Arch ipels. 571 


Dr. Buhler leg.) Btaniniendes, adultes, gut erhaltenes Stuck vor. Es 
entspricht niclit vollkommen dem Typus: es ist etwas flaclier imd be- 
sonders die Unterseite ist nicht so stark gewolbt; dadurch ist die Form 
der Mundung auch eine melir rhombisclie. AuBerdem ist der Kiel 
scharfer. Es ist natlirlich nicht ausgesclilossen, daB es sich auf Neu- 
Hannover urn eine besondere geographisclie Kusse handelt. Im ganzen 
ist die Art cliarakterisiert durch ilire stark gedriicktkeglige Form, bei 
der das Gewinde gegen liber den breiten letzt(‘n TTingangen stark zurlick- 
tritt, durch die milcliglasartige weiBliche Farbung iind die glanzende 

Oberflache mit den fast geradeii Ziiwaclisstreifeii. Hohe 8 mm; 

IJiirchmesser 15, o mm. 

Verbreitung: Neu-Pommern. Neu-Hannover (hier vielleicht neue 
geographische Hasse) . 

73. Trochonanina ventrosa sp. n. (Abb. 25). 

2 Exemplare wurden von Pater SimNKTDER in Ulamona. Neu-Pom- 
mern, gesammelt. 

Diagnose. Schale zart, stark gedriickt, stumpfkegelig, ungenabelt, 
mit 5 schwacli gewcilbten, langsam zunehmenden ITmgiingen; der letzte 
Umgang unterseits bauchig aufgetrieben, 
so daB er fast die gauze Gehausehiihe ein- 
nimmt. Die abgerollten inilchglasweiBen 
Sclialen sind von einem hornfarbenen Pe- 
riostrakum. das nur an den Niihten erhalten 
ist, uberzogeii. Am glanzenden Periostrakum 
ist aiiBer den schwachen Zuwachsstreifen 
keine Skulptur zu erkennen. Mundung nur 
wenig schrag, ohrformig. Mundsaum eintach, 
schwach verdickt. Hohe 4,5; 4,8 mm; Durchmesser ; 8,7 mm. 

Wegeii der Ahnliclikeit im Habitus mit Trocluyminina sdmeidrriana 
I. Eenscli mochte ich diese Art zur gleichen Gattung stellen. Sie hat 
auch den aufgetriebenen letzteii Umgang, gegenliber dem das Gewinde 
stark zuriicktritt. Der letzte Umgang ist aber noch starker bauchig, 
d. h. das Gewinde ist relativ noch niedriger und ein Kiel fell It vollig. 
AuBerdem sind die MaBe geringer. 

Verbreitung: Neu-Pommern (Nordkiiste). 

Typus: das unbeschadigte der beiden Exemplare im Zoolog. Museum 
yAi Berlin. 

87 B 



Abb. 25. Typus 
T rorhonan inn Vf^nfrosa 
I. lluusch. (Viirf?!*.) 


Archiv f. Naturgeschichte, N. F., Bd. 6, Heft 4. 



572 


Ike Kensch 


73. Rassenkreis Trochonanina helicinoides Hombr. & Jacq. 

Wie ich schoii bei der Bearbeitung des Materiales der Whitney 
South-Sea Expedition auseinandersetzte^), lassen sich sehr viele 
drotrocJius'' -1^ orinen zu einem Rassenkreis helicinoides zusammen- 
fassen. Dieser ist liber die Salomonen iind den Bismarck- Archipel ver- 
breitet. In den Salomonen leben die Nominatrasse und die Rassen 
cleryi, cineracem und tenera, im Bismarck- Archipel die Rassen mentuni 
(Neu-Pommern), hrdmeri (Neu-Mecklenburg), labillard/ierei (Admirali- 
tiitsinseln), filaris (St. Matthias, Squally IsL), intercalata (Tabar, 
Mahur, Lihir, Massait). Es ist interessant, dab sich in dem Rassen- 
kreise die Rasse mentum durcli andere Zahnformen der Radula von den 
ubrigen Rassen unterscheidet. Diesem anatomischen Unterschied 
laufen aber nicht etwa starke Schalendifferenzen parallel. Wie in der 
Einleitiing zur Gattung Trochonanina schon erwahnt, mochte ich den 
//cKcmovHc.v-Rassenkreis zur Gattung Trochonanina stellen , da die 
Ubereinstimmiing in Schalenform und anatomischen Merkmalen so 
weitgehend ist, dab rneines Erachtens nach eine Verteilung auf 2 Gat- 
tungeii nicht gerechtfertigt sein wiirde. 

73 a. Trochonanina helicinoides Hedley. 

Dendroirochus mmtum Hedley, Rec. Austr. Mas. Ill, j). 158, pi. XXVIII, 
fig. 12, 13, 1809. (Terra typica: Neu-Pommern, Gazelle-Halbinsel [Raliim].) 

Dendrotrochus acutistriatus Leschke, Mitt. Nat. Mus. Hamb. 29, p. 98, T., 
Fig. 5, ba, 1912. (Terra typica: Neu-Pommern, Sudkliste, Mejmbai.) 

Dendrotrochus dahli Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 55, p. 131, T. 5, Fig. 18, 
1928. (Terra typica: Neu-Pommern, Gazelle-Halbinsel, Rahim.) 

Dendrotrochus helicinodes mentum I. Renscli, Am. Mus. Nov. 703, j). 24, Fig. 5, 
(Radula), Fig. 11 u. 12, 1934. 

Uber 300 Stucke wurden von Pater Schnkidee. auf Neu-Pommern 
gesammelt, und zwar an der Nordkiiste (Poi, Ulamona, Lolobaii), auf 
der Gazelle-Halbinsel (Vunapope, Mope) und an der Slidkiiste (Weite 
Bucht bis Kap Dampier). Von der Nominatrasse unterscheiden sich 
die Neu-Pommern- Stucke vor alien Dingeii in den geringeren Schalen- 
maben (Hohe 7,3-11,8 mm; Durchmesser 9,8-15,9 mm), deren Extreme 
sich manchraal in einer Serie finden konnen. In der Schalenzeichnung 
zeigt die Neii-Pommern-Rasse eine starke individuelle Variabilitat. 
Die Stucke konnen weiblich bis hornfarben oder verschieden breit ober- 
und unterseits braun gebandert sein. Bei einer Reihe von Exemplaren 
(18%) tritt eine verschieden stark ausgepragte, wulstartige Verdickung 

1) Vgl. Amer. Mus. Nov. 1934 , Nr. 763, p. 20*26. 



Untersuchungen iiber die Laiidschneckenfauna des Bisinarek-Arehija'ls. 573 


vor der Miindung auf, die in cxtrcnion Fiillcn den letzten Unigang zicni- 
lich stark deforiniert. Der Wiilst kann sowolil bei einfarbigen als ancb 
gebiindcrten Stiicken auftreten. - Als weiteres Sondermerkinal finden 
sich bei inancheii Exeniplaren noeli rippig bcrvortretcnde Zuwac'hs- 
strcifen (Leschke, 1. c., bcgriindete darauf seine axMulriatm). (Zu be- 
nierkeii ware vielleieht, dab diese sknlpturiefteii Stiicke iinnier recht 
gcringe MaBe baben). - Diese Merkinale sind in einigen Seric-n in jeder 
Auspragung vertreten, besonders die Wulstigkeit und aueh die rippige 
Skulptur sind iiber das ganze Verbreitungsgebiet verteilt. Doeli sind 
z. 15. ungebiinderte Stiieke vorwiegend nur an der Ostseite der Weiten 
Bncht und gebiinderte nur an der VVestseite gefunden worden. Auch 
von Ulainona und der Insel Lolobau liegen nur gebiinderte Stiieke vor, 
aber an der Jaecjuinotbueht treten alle Varia.nten arif. Es bandelt sich 
also niir uin Kolonievariabilitiit, die dureh den zufalligeii Genbestand 
der Ausgangsformen fiir die einzelnen Populationen bedingt ist. hast 
sanitliche Sehalen weisen eine derbere Spiralskulptur auf. 

Die anatoinisclien Verliiiltnisse wurden erstinalig von Hkdley (1. c.) 
untersucht. Die Genitalien zeigen kein Anhangsorgan zwisehen Penis 
und Uterus, wie es I'r . demlrotrochoidcfi hat. .l)('r Stiel des lleceptaeuluin 
•seniinis kann lang und diinn sein und die Bursa kuglig, das Becepta- 
culutn kann aber aueh kurz und dick sein, ohne daB die Bursa deutlich 
abgesetzt ist. Ein Epiphallusabsehnitt niit Ealksaekehen ist vor- 
handeii. Charakteristiseh fiir den //.ehV:i'«OM/e,s-Bassenkreis selieint ein 
leberfarbiger Driisenring uni den Uierus zu sein. den ieh bei alien unter- 
suehten Stiicken fand. Aus eineni Exemplar konnte ieh eine Sjiermato- 
pliore aus der Bursa priiparieren. Sic besitzt einen diekeren vorderen 
Absehnitt und einen relativ langeii Sehwanzteil. Die Badula (Abb. 1. e.) 
der Neu-Pomniern-Kasse ist deutlich untersehieden gegeniiber alien 
iibrigen Bassen des Bassenkreises, die untersucht werden konnten. 
Wahretul die meisten anderen liasseii mehr oder weniger spitze Mittel- 
zahne haben, sind bei nient-um die Mittelziihne breit und abgerundet 
mit einer kleinen Spitze auf der Schneide. Ich zahlte ca. 100 Qiier- 
reihen und in einer Querreihc im mittleren Absehnitt der Badula etwa 
135 Zahne jederseits. Zu bemerken ist noch. daB die zweizackigen 
AuBenzahne eine kleine innerc und cine groBe iluBere Zacke haben, ini 
Gegensatz zu den iibrigen Bassen. wo es im allgemeinen umgekehrt ist. 

V e r b r e i t u n g : N eu-Pommern. 


73b. Trochonanina helicinoides hrameri Thiele. 


Dendrotrochus krdmeri Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 55, p. 132, T. .5, Fig. 19. 


(Terra typica: Neu-Mecklenburg.) 


574 


Use Rensch 


Dendrotrochus heUcinoides krdmeri I. Rensch, Am. Mus. Nov. 763, p. 24, fig. 4 
(Radula), fig. 13, 1934. 

Diese bisher niir in 3 Exeniplaren vorliegende Basse von Neii-Meck- 
lenburg unterscheidet sich von alien iibrigen Rassen durch ibre relativ 
hohe Schale und die 5^2 starker gewolbten Umgange. Die Stiicke sind 
dniikelbraun gebandert auf weiBlicher Grundfarbe. Der Nabel ist nicht 
durchbobrt. Die Oberfliiche ist init einer feinen mikroskopischen 
Spiralzeichnung versehen. — Hohe 9,7--9,8 mm; Durchmesser 11,5 bis 
12,4 mm. 

Die Radula ist deutlich von der der Rasse Neii-Pommerns imter- 
schieden. Der Mittelzalm ist spitz lanzettformig (statt breit spatel- 
formig) mit 2 kleinen Ektokonen. Die 12-15 folgenden Ziihne jeder- 
seits haben eineti groBen Mesokonus und einen kleinen Ektokonus. Die 
128-132 restlichen Zahne sind zweizackig. Die AuBenseite ist etwa 
vom 10. zweizackigen Zahn an sageartig gezalmelt. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg. (Nach der Abbildung und den 
spateren Angaben Fui/roNs ist wahrscheinlich jnimiW^ 

ein Synonym von mentum. Die Fundortsangabe fiir pumila ,,Neu- 
Mecklenburg“ ist dann sicher ein Irrtum.) 

73c. TrocJmianina helicAnoides intercalala L Rensch. 

Dendrotrochus heUcinoides intercalafus I. Rensch, Am. Mus. Novit. 1934, 763, 
j). 24, fig. 14. (Terra typica: Mahur.) 

Diese Rasse ist inzwischen von Pater Neuhaus, Pater Meyer und 
Herrn Dr. Buhler auch auf den ubrigen kleinen Tnseln an der Ostkiiste 
Neu-Mecklenburgs (Tabar, Lihir und Massait) gefunden worden. Die 
Charakteristika der Rasse — flache Unterseite, annahernd in einer 
Ebene verlaufender Mundsaum und groBe Umgangszahl (5^/2“6) — 
sind bei alien Exeniplaren deutlich ausgepragt. Die Grundfarbe ist 
weiBlich, weiBlichgrau bis weiBlichgelb. Die dunkelbraune Banderung 
kann verschieden breit sein. 2 Exemplare von Mahur sind ungebiindert 
und besonders festschalig. — Auf Mahur: Hohe 9-9,4 mm; Durch- 
messer 13,7-1 4,4 mm Umgange); auf Massait: H. 9, 3-9, 6 mm, 

D. 14,4 mm; auf Lihir: H. 9,5-10,6 mm, D. 13,5-16,1 mm (6 Umgange). 

Die Radula hat die gleichen spitzen Zahnformen wie die Rasse 
hrmneri (vgl. diese). 

Verbreitung: Tabar, Lihir, Mahur, Massait. 

73 d. Trochonanina heUcinoides labillardierei Sm. 

Helix (Geotrochus) labillardierei E. A. Smith, Proc. Zool. Soc. London 1884, 
p. 264, pi. 22, fig. 3, 3a. (Terra typica: Wild Island, Admiralitatsinseln.) 



Untersuchungen liber die Laiidschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 


575 


DendrotrocJms lahillardierei Leschke, Mitt. Nat. Mus. Hanib. 21b p. 96, 1912, 

Deridrotroclms labillardierei C. R. Boettger, Abhandl. Senck. Nat. Gcs. 86, 
p. 289, Taf. 22, Fig. 7a-c, 1918. 

Dendrotrochus hdicinoides lahillardierei I. Rensch, Zool. Anz. 95, p. 191, 1931; 
Anier. Mus. Novit. 763, p. 26, 1934, 

Dr. Buhlee sammelte aiif NW-Manus 55 typische iingenabelte 
Exeinplare. Sie variieren in der Grundfarhe von weiBlicdigran durch- 
scheinend liber schnnitziggran, gclblicli, rosaviolett bis dunkelviolett. 
Manche Stiicke zeigen ein etwa 4 inin breites Band oberseits iind nnter- 
seits des Kiels, bei deni aber die obere Halfte gewohnlicli blasser ist 
und manclinial aucli erst nabe der Miindnng beginnt, wobei die braiine 
Farbung von der Kielgegend ziiin oberen Miindrand bin schrag an- 
steigt. Alle mir vorliegenden Exeinplare haben einen dunkelvioletten 
Apex. (Lkschke, 1. c., liat ein rosa gefiirbtes Stiiek ohne dnnkel- 
gefarbten Apex erwahnt). AiiBer den Ziiwaelisstreifen ist die Ober- 
flaclie nocli init inikroskopisch teiner Spiralsknlptnr verselieii. Ini 
Gegensatz zu den anderen //(4/n//vob/e.s‘-Ba.ssen des Bisrnarck-Arehipcds 
ist der obere Mnndsauin besonders breit li(‘rvorgezog(‘n und der (k)lii- 
niellarrand lanielleiiartig verbreitert. Hohe 9.4-12,4 niin ; Durehiuesser 
ll) ITiniii bei 5 Unigangen. 

Die Radulazahne sind nieht so breit spatelforniig wie bei nientimi, 
sondern haben scblankere und spitz(‘re Mesokonen, weiiii diese aucli 
nieht ganz so spitz sind wie bei I rmNcri. Ich hatte 1931 (1. c.) die Kadiila 
als entsprechend der von mcmtum angegeben. konnte aber durc*h ITnter- 
suchung einer zweiteii Kadula feststellen, dab das in der Saniinlung 
befindliehe Praparat falsch etikidliert war. 

Y e r b r (d t u n g : A d niiralitiit sinsel 1 1 . 

73 e. Trodioncmina helicinoides f Haris Leschke. 

L)endroiroc}ius filaris Lcschke, Mitt. Nat. Mus. Haul burg 29, p. t)6, T., big. 3, 3 a, 
1912. (Terra typica: St. Matthias.) 

Dendrotrochus trochoidalis Leschke, ibid. p. 97, T., Fig. 4. (Terra typica: 
Squally -Iiiseln.) 

Dendrotrochus vicarius C. R. Boettger, Abhandl. Senck. Nat. Ges. 86, p. 289, 
T. 22, Fig. 8a-c, 9a c, lOa-c, 1918. 

Dendrotrochus filaris C. R. Boettger, Senckeiibergiana 9, p. 85, 1927. 

Dendrotrochus helicmoides filaris 1. Rensch, Amer. Mus. Nov. 768, p. 26, 
fig. 15, 1934. 

Diese elegante Trochonayiiria /<,e/y^e?/^if' 0 '?'(Zes-Ba.sse wurde in einer 
Serie von etwa 200 Stiiek von Dr. Buhi..er auf St. Matthias in der 
Mangrove gesanimelt. Alle Exemplare sind niehr oder weniger flach 


676 


Use Rensch 


kegelformig, zartschalig, durchscheinend, mit abgeflachten Umgangen 
und abgeflachter Unterseite. Die Schalenfarbung ist sehr variabel. 
Sie kann von weiB iiber gelblichweiB, rosa, rosaviolett bis dunkel- 
violett abandern. Dazu kann eine dunkelbraunviolette schmale Bande- 
rung am Kiel und an der Naht auftreten. Auch ist der Apex bisweilen 
braunviolett gefarbt. Die Miindung liegt annahernd in einer Ebene. 

Bei der Originalbeschreibung gibt Leschke fiir f Haris von St. Mat- 
thias ,,zartschalig durchscheinend^ an, fiir trochoidalis von den Squally- 
Inseln ,,festschalig'‘. C. R. Boettger hat im Nachtrag zur Mollusken- 
ausbeute der Hanseatischen Siidsee-Expedition 1909 (1. c.), als er seine 
friiher beschriebene D, vicarius als Synonym zu diesen Arten erklart, 
eindeutig im Vergleich mit dem typischen Material festgestellt, daB 
zwischen der zartschaligen filaris und der festschaligen trochoidalis 
alle Ubergange vorhanden sind und filaris als der alteste Name bci- 
behalten werden muB. Mir liegt nun von St. Matthias zartschaliges 
Material vor. 7 Stuck (Apex stets ungefarbt) auf der Iiisel Lambussu, 
sudostlich von Manus gesammelt, gehoren eigenartigerweise ebenfalls 
zu filaris. Die Umgange sind allerdings etwas mehr gewolbt, und einige 
Stiicke sind auch festschaliger. Aber sie sind vollkommen unahnlich 
der Manus-Rasse labillardierei. — Hohe 18,9-11 mm; Durchmesser 13,4 
bis 1 7,8 mm bei Umgangen. 

Die Genitalien eiitsprechen denen der Nominatrasse. Das Recepta- 
culum seminis besteht aus einem schlanken Stiel und einer kugligen 
Bursa. Der Epiphallusabschnitt mit Kalksackchen ist ziemlich lang. 
Der leberfarbene Driisenring um den Uterus ist wie bei alien iibrigen 
Rassen vorhanden. Die Radula besteht, etwa im mittleren Abschnitt 
gezahlt, aus ca. 190 -192 Zahnen jederseits. Die Zahne sind nicht ganz 
so spitz wie die, die ich von der Rasse krdnteri abbilden konnte, sie 
habeii aber sonst die gleichen Eormen. 

Verbreitung: St. Matthias, Squally-Inseln, Insel Lambussu. 

Eulotidae 

74. Bradybaena similaris Fer. 

Helix similaris F^russac, Prodrome 1821, Nr. 262, p. 43. — Hist. Nat. g6n. et 
part, des Moll. terr. et fluv. p. 171, 25b, fig. 1-4; 27a, fig. 1-3. 

Drei Exemplare wurden von Pater Schneider in der Hafengegend 
von Rabaul (Gazelle-Halbinsel) auf Neu-Pommern aufgehoben. 

Diese in den Tropen allenthalben verschleppte Art ist damit zum 
erstenmal auch in dem Gebiet Neu-Guinea— Bismarck-Archipel nach- 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck -Archipels. 577 


gewiesen worden. Pater Schneider nimmt bereits (ohne Kenntnis der 
Literatur!) an, daB diese Art auf Neu-Pommern eingescbleppt ist, da 
sie nur in der Nahe des Hafens vorkommt. — Holie: 8, 6-9, 9 mm; 
Durchmesser 12,5-13,7 mm. 


Steiiogyridae. 

75. Subulina octona (Brug.) 

Bulimus octonus Brugiere, Encylop. Meth. vol. 1, p. 325, 17()2. (Terra typica: 
Guadelouy)e.) 

Subulina octona B. Rensch, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 08, p. 106, 1932. 

Es wurden Serien von Neu-Pommern (Gazelle-Halbinsel, Viinapope) 
und Neii-Mecklenburg (Kavieng) gesammelt. Die dem Bismarck- 
Archipel am nachsten gelegenen Fimdorte dieser zirkumtropisch ver- 
scLleppten Art sind im Westen die Mollukken, im Osteii die Neuen 
Hebriden. Somit ware diese Art fiir das Gebiet des Bismarck- Arclii- 
pels ziim erstenmal nachgewiesen. 

76. Opeas gracile (Hutton). 

Bulimus gracile Hutton, Journ. Asiat. Soc. Bengal. Ill, p. 93, 1834. (Terra 
typica: Mirzapnr, Indien.) 

Opeas gracile B. Rensch, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 68, p. 107, 1932. 

Material wurde gesammelt auf Neu-Pommern (Gazelle-Halbinsel: 
Ralum, Vunapope, Mope; Siidkiiste: Karlei, Nangurup, Malkong, Kap 
Dampier; Nordkiiste: Ulamona, Insel Lolobau); auf Neu-Lauenburg 
(Rakanda), auf Neu-Mecklenburg (Muliama, Ugana, Domanin, Lamas- 
song), bei Komat auf Lihir und auf den Admiralitatsinseln (Lorengau). 

Diese wolil hauptsaclilicli durcli Verschleppung weitverbreitete Art 
laBt besonders ausgepragt auf Neu-Pommern zwei individuelle Varie- 
taten erkennen: Erstens die typische gracilis, dereii 6-8 Umgange etwas 
gewolbt sind, wodurch die Naht vertieft ist, zweitens eine schlanke 
Variante, deren Umgange abgeflacht sind (sie entsprechen in der Form 
etwa der von G assies beschriebenen artensis von Neu-Caledonien). 

77. Curvella (?) subleptinaria sp. n. (Abb. 26) 

Von dieser neuen Art wurden 1 ad., 2 juv. Exemplar e am Kap 
Dampier (200 m hoch, 2 Meilen landeinwarts), 3 ad., 3 juv. Exemplare 
bei Ulamona auf Neu-Pommern gesammelt. 

Diagnose. Schale spitz, eiformig. Apex abgestumpft, halbbedeckt 
genabelt, mit 6 gewolbten Umgangen, Naht etwas vertieft, gerandet 
weiB; Schale glanzend, durchscheinend weiBlich bis cremefarben; 


578 


Use Rensch 


Mundoffnung etwa eiformig, Mundsaum scharf, Columellarrand etwa 
senkrecht, kurz, aber breit umgeschlagen; auf dem Aufschlag eine 
stumpfe, spiralig nach innen verlaufende Wiilst; die Oberflache mit 
feinen Zuwachsstreifen schwach skulpturiert. — Hohe 10 mm ; Durch- 
messer 5,4 mm. 

Ich stelle diese liberraschende neue Form nur aus tiergeographischen 
Griinden zu der athiopisch-orientalischen Gattung 
Gurvella, die bisher ostwarts bis Pbilippinen— Moluk- 
ken— Timorlaut bekannt ist. Mit ihrem kurz und 
breit umgeschlagenen Columellarrand ahnelt die 
Form im iibrigen eher manchen Le/ptinarien, die 
aber nur vom neotropischen Gebiet bekannt sind. 
Erst eine spatere anatomisclie Untersucliung wird 
cine sichere generische Zuordnung ermoglichen. 

Typus: 1 Exemplar von Ulamona im Zoologi- 
schen Museum zu Berlin. 

Pupillidae. 

78. Gastrocopta pontifex sp. n. (Abb. 27). 

Eine Serie von 8 Exemplaren wurde von Pater Schneider bei 
Karlei an der Weiten Bucht in Neu-Pommern gesammelt. 

Diagnose. Schale weiBlich, mattglanzend, schlank kegelformig, 
schwach bedeckt eng genabelt, mit 4V2“5 Btark 
gewolbten Umgangen, von denen der letzte be- 
senders breit ist; Naht vertieft, Miindung ziem- 
lich weit, rundlich, etwas schrag, Mundsaum 
mehr oder weniger aufgeschlagen, mit 3-6 Zah- 
nen versehen. Immer deutlich ausgepragt sind 
die groBere Parietallamelle und die kleinere 
Angularlamelle, die stets beide verschmolzen 
sind. Ebenso deutlich tritt eine kraftige Colu- 
mellarlamelle auf, wahrend die Basallamelle und 
die obere und untere Palatallamelle verschieden 
stark sind oder ganz fehlen. — Hohe 2,1 bis 
2,5 mm; Durchmesser 1,5-1, 7 mm. 

Von Gastrocopta pediculus ist diese Art stark 
unterschieden durch die Kegelform der Schale, die relativ groBere 
Miindung und die derberen Zahne. Mit diesen Merkmalen nahert sie 
sich der orientalischen Gattung Boysidia, die aber eine viel starker 



Abb. 27. Typus von 
Gastrocopta pontifex 
1. Rensch. (Vergr.) 



Abb. 26. Typus 
von CurveUa ( ? ) 
subleptinaria 
I. Rensch. (Vergr.) 



Untereuchimgen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Arclupels. 579 


vorgezogene Miindung besitzt. Besonders die von Timor beschriebene 
Boysidia orientalis B. Rensch (aber nur 1, 8-2,1 mm hoch) ist in der 
Form etwas ahnlich, doch ist die Bezahnung eine andere. (Gastrocopta 
kawberae B. Rensch von Sumba sieht der Timor-Form so ahnlich, dafi 
man sie wohl als kleinere geographische Rasse von Boysidia orientalis 
betrachten mufi.) — Bei dieser Gelegenheit iCei auch erwahnt, daJJ ich 
bei Durchsicht der Gastrocopta. Awm6erae-Serie 2 Nesopupa malayana 
land, womit diese Art fiir Sumba neu nachgewiesen wird. 

Typus: 1 Exemplar im Zoologischen Museum zu Berlin (Hohe 

2.2 mm). 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

79. Gastrocopta semiclausa Thiele. 

Oaslrocopta semiclafUsa Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 55, p. 12.5, Taf. 5, 
Fig. 9, 9a, 1928. (Terra tyinca: Neu-Pommem, Ralum.) 

Es wurde Material auf Neu-Pommern (Gazelle-Halbinsel: Vuna- 
pope, hiigeliges Hinterland), Neu-Lauenburg und Vuatom gesammelt. 
Der Diagnose von Thiele ist nichts weiter hinzuzufiigen, als dafi die 
grdCten Stiicke bis zu 3,1 mm grofi werden und einen Durchmesser von 
1,4 mm haben (Thiele gibt fiir die Hohe 2,6 ram, den Durchmesser 

1.2 mm an). 

Verbreitung: Neu-Pommern (Gazelle-Halbinsel), Vuatom, Neu- 
Lauenburg. 

80. Gastrocopta pediculus (Shuttl.) 

Pupa pediculus Shuttleworth, Mitth. d. naturf. Ges. Bern 1852, p. 296. (Terra 
typica: Marquesas-Inseln und Tahiti.) 

Qasirocopta pediculus Pilsbry, Man. of Conch. XXIV, p. 145, 1916—1918. 
Gastrocopta dahli Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 55, p. 124, Taf. 5, Fig. 8, 8a, 
1928. 

Durch die Aufsammlungen von Pater Schneider wurde Gastrocopta 
pediculus zum erstenmal auch fiir den Bismarck- Archipel nachgewiesen. 
Es liegen Serien vor von Neu-Pommern (Gazelle-Halbinsel: Vunapope; 
Siidkiiste: Weite Bucht [Karlei, Malkong, Ril], LiebUche Inseln [Insel 
Arawi, Insel Brown]), von Vuatom und von Neu-Lauenburg (Rakanda). 
Die Bezahnung ist, wie auch schon Pisbry angibt (1. c.) sehr variabel. 
Vor allem kann der basale Zahn verschieden ausgebildet sein. Er kann 
ganz fehlen (vgl. G. dahli Thiele, 1. c.), er kann aber auch verdoppelt 
Oder verdreifacht sein. — Hohe 2,2— 2,6 mm; Durchmesser 1,1— 1,2 mm. 

Verbreitung: Mikronesien, Philippinen, Polynesien, Melanesien, 
Australien. 


580 


Use Beiisch 


81. Nesopupa novopommerana I. Rensch. 

Nesopupa novopommerana I. Bensoh, Zool. Anz. 98, p. 36, Abb. 7, 1932. 
(Teixa typioa: Neu-Pommem, Karlei.) 

Pater Schneideb sammelte noch eine weitere kleine Serie im Genist 
des Malkong-Baches, und Pater Meyeb land ein Exemplar auf Vuatom. 
Der Diagnose ist sonst nichts hinzuzufiigen. 

Verbreitung: Neu-Pommem, Vuatom. 

82. Nesopupa quadrasi transaequatorialis I. Rensch. 

Nesopupa quadrasi transaequatorialis I. Bensoh, Zool. Anz. 98, p. 36, 1932. 
(Terra typioa: Neu-Ponunem, Malkong-Baoh.) 

Eine zweite, grofiere topotypische Serie laBt die Neu-Pommem- 
Form nur als subtile Rasse von der Marianen-Form erscheinen. Der 
Unterschied griindet sich in der Hauptsache auf die Skulptur. Die 
mnzlige Knotchenbildung ist bei den Neu-Pommem- Stiicken starker 
ausgepragt, dagegen kann die Rippenbildung gleich stark wie bei der 
Nominatrasse auftreten. — Die Hobe betragt bis zu 2 mm, genau wie 
bei der Nominatrasse von Guam. 

Verbreitung: Neu-Pommem. 

Partulidae. 

83. Partula carteriensis Qu. & Gaim. 

Partula carteriensis Quoy et Gaimard, Voy. de I’Astrolabe, Zoologie II, p. 117, 
pi. 9, fig. 10, 11, 1832. (Terra typioa: Neu-Irland, Port Carteret.) 

Partula kubaryi Hartm., Proc. Ac. Nat. Soc. Philad. p. 284, pi. 3, fig. 3, 1890. 

Partula gerardensis So6s, Ann. Mus. Nat. Hung. IX, p. 356, Fig. 10, 1911. 

Partula obliterata Pilsbry, Man. of Conch. XX, p. 300, 1909-1910. 

Partula mathUdae C. R. Boettger, Abhandl. Senck. Nat. Ges. 86, p. 296, 
Taf. 21, Fig. 3a-c, 1918. 

Partula hartmanni Smith, Proc. Zool. Soc. London 1884, p. 266. 

Partula paravicinii Clench, Nautilus 1988, p. 23. 

Es liegen Serien vor von Neu-Pommern (Siidkiiste: Weite Bucht 
[Lomal-Karlei, Malkong-FluB], Matong, Jacquinotbucht [Malekur]; 
Nordkiiste: Ulamona, Insel Lolobau, Insel Vuatom), von Neu-Mecklen- 
burg (Lamassong, Medina), von Mahur (Terra typica von P. mathildae), 
Lihir, von Neu-Hannover und von St. Matthias. 

Diese Art zeigt eine recht erhebliche individuelle Variabilitat. Die 
grofiten Stiicke haben fast die doppelte Hohe wie die kleinsten. Die 
Umgangszahl variiert von 5-5®/4. Die Spiralskulptur ist bald weiter, 
bald enger. Die Gmndfarbe ist cremefarben oder blaUbraun, bei einer 
Serie von St. Matthias sogar braun bis violettbraun. Manche hellen 


Untersuohungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 581 


Schalen haben einen violettbraunen Apex (nicht etwa Leberreste). 
Diese Varianten sind nun aber nicht gleichmaBig verteilt, sondem es 
herrschen bei einzelnen Populationen oft bestimmte Typen vor, so wie 
das auch bei den euxopaischen Cepaea-Formen zu sein pflegt. So ent- 
halten manche Serien fast nur kleine, andere dagegen hauptsachlich 
grofie Stiicke, und es gibt Serien mit hellem uild solche mit zumeist 
dunklem Apex oder mit ganz dunkler Schale. Diese auf der unmittel- 
baren Verwandtschaft der Individuen innerhalb der Populationen 
beruhende Kolonievariabilitat verfiihrt natiirlich leicht dazu, ver- 
schiedene Arten oder wenigstens geographische Kassen abzutrennen. 
Erst an einem groBeren Material werden die tJbergange und die nicht- 
geographische Anordnung der Varianten deutlich. Es muBten deshalb 
die in der Synonymieliste genannten Formen einbezogen werden. So 
sind die derbspiralstreifigen ^kiibaryi'' mit alien tlbergangen neben 
feinstreifigen (Typ carteriensis) zu finden. Bei P. gerardensis Soos ver- 
mutete der Autor selbst bereits, daB das angeblich unterscheidende 
Merkmal, die gedrungenere Form, auf individueller Variabilitat beruhen 
konnte. Auch P. hartmanni fallt nach Beschreibung und Abbildung 
in die Variationsbreite von P. carteriensis* P. maihildae von der kleinen 
Insel Mahur, ostlich von Neu-Mecklenburg, war zuniichst durch extreme 
LangenmaBe gut unterschieden. Von Pater Meyer gesammelte Exem- 
plare von Mahur sind nun aber viel kleiner, so daB also auch P. mathildae 
nicht als besondere Basse anerkannt werden kann. Partula obliterata 
Pilsbry ist auch moglicherweise mit carteriensis synonym. Eine end- 
giiltige Beurteilung ist hier aber ohne Kenntnis des T}rpus nicht mog- 
lich, da die Form ohne exakte Fundortsangabe publiziert wurde. Nur 
die von St. Matthias beschriebene P. paravi^inii Clench kann vielleicht 
als echte geographische Basse von carteriensis aufgefaBt werden. Fast 
alle (auBer 2) mir bisher von St. Matthias bekannten Exemplare haben 
namlich einen violettbraunen Apex oder eine ganzlich dunkle Schale, 
wahrend auf Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg der Apex nur aus- 
nahmsweise eine schwache Pigmentierung erkennen laBt. Nun kommen 
aber auf den Admiralitatsinseln neben Formen mit hellem auch solche 
mit dunklem Apex vor. Es erscheint mir nicht ausgeschlossen, daB man 
den letzteren Typ auch noch auf den anderen Inseln finden wird. Es wird 
vorlaufig deshalb vielleicht am besten sein, iiberhaupt noch keine Unter- 
teilung in geographische Bassen vorzunehmen. Von den iibrigen be- 
schriebenen Partula-Vormen kann vorlaufig keine als geographischer 
Vertreter von carteriensis angesprochen werden, — An Exemplaren der 
Siidkuste Neu-Pommems wurden folgende MaBe festgestellt: Hohe 



582 


Ilse B«n8oh 


13,4-21,6 mm, Durchmesser 7,3-10,6 mm; an solchen von Neu-Mecklen- 
burg: Hohe 15,4-18,5 mm, Durchmesser 8, 1-9,9 mm ; vonden Admirali- 
tatsinseln: Hohe 13,9-18,6 mm; Durchmesser 7,6-9, 6 mm. 2 Paratypen 
von P. rmthildae von Mahur haben eine Hohe von 20,2 und 22,8 mm 
und einen Durchmesser 11,5 und 12,6 mm. Die beiden von Pater 

O. Meybb gesammelten Stiicke haben eine Hohe von 18,2 und 18,4 mm 
und einen Durchmesser von 9,5 mm. Von St. Matthias mochte ich die 
MaBe angeben fiir die cremefarbene Serie : Hohe 14,1-21 mm ; Durch- 
messer 7,5-10,6 mm, und fiir die im Durchschnitt etwas kleinere, violett 
gefiirbte Serie: Hohe 13-17,3 mm, Durchmesser 7-9 mm. 

Die Genitalien entsprechen etwa denen von Partula regularis^). 
Vielleicht ist bei P. carteriemis Stiel und Bursa des Receptaculum 
seminis starker abgesetzt. Dieses ist im ganzen aueh etwas langer. 
Ebenso entsprechen die Zahnformen der Radula ganz denen von 

P. reguhris (s. o.). Bei groBeren Exemplaren zahlte ich einmal 98, 
einmal 105-110 Querreihen, bei kleineren dagegen nur 85 und 83 Quer- 
reihen. ^/2 Querreihe im mittleren Abschnitt der Radula hat bei groBen 
Exemplaren 75 und 78 Zahne, bei kleinen waren es nur 65 und 66 Zahne. 

Verbreitung: Neu-Pommem, Neu-Lauenburg, Neu-Mecklenburg, 
Neu-Hannover, Mahur, Lihir, St. Matthias, Admiralitatsinseln. 

84. Partula radiolata (Pfr.) 

Bulimus radiolatua Pfeiffer, Proc. Zool. Soc. London 1846, p. 39. (Terra typica: 
Neu-Irland.) 

Diese Art wurde von Pfeiffer von Neu-Mecklenburg beschrieben. 
Von dort ist sie aber nicht wieder bestatigt, sondern bisher nur auf den 
Marianen gefunden worden. Es ist moglich, daB Neu-Mecklenburg 
gar nicht als Fundort fiir P. radiolata in Frage kommt. 

86. Partula minuta Pfr. 

Partula minuta Pfeiffer, Proc. Zool. Soc. London 1866, p. 384. (Terra typica: 
Admiralitatsinseln. ) 

Eine Bestatigimg des Originalfundortes ware wunschenswert, da 
Pfeiffer vielfach die Admiralitatsinseln falschlich als Fundort an- 
gegeben hat. 

TornatelUnidae. 

86. Elasmias ovatum (Anton). 

Strobilua ovatua Anton, Verzeiohnis der Conchylien, welche sich in der Sammlung 
von H. E. Antok befinden^p. 46, Nr. 1697, 1839. (Terra typica: Opana [= Oparaor 
Itai>a, Austral. Group].)? 

Vgl. I. u. B. Rbnsch, Rev. Suisse 2iool. 42, p. 84, 1936. 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 583 


Bs wurden Exeinplare auf Neii-Ponimern (Malkong-Bach) und auf 
Vuatom (Rebel) gesammelt. 

Pjlsbry^) sclireibt, daB er glaiibt, daB Elasmias ovatum niclit artlich 
von Elasmias afertu7n Pse. von den Society-Islands (Tahiti) zu trennen 
sei. Da niir von E, ovatum kein Material vorliegt, habe ich ineine Exein- 
plare mit 1 Exemplar von Huaheine (Society-Islands) verglichen und 
kann nur eine vollkoinmene Ubereinstimmung mit dieser Form fest- 
stellen. Es hat dieselbe etwas schlanke Form mit 3^/2~4 Umgangen 
und die gleiche ovale Miindung. Die Lamclle an der Uiiterseite des vor- 
letzten Umganges ist nicht sehr kraftig ausgebildet. Die Columellar- 
lamelle ist derb, zweizipflig. Auf der Oberflache befindet sich eine 

zarte Spiralskulptur. — Holie 2,5 3 mm; Durchmesser 2-2,5 mm bei 

:P/2-4 Umgangen. Weim Anton die alten englischen ,,lines“ gemeint, 
bei deneii 1 line = 2,1 mm ist, stimmeu die MaB(' des Typus (H. 3), 2 mm, 

D. 2,1 mm) mit einem Toil meiner Exemplare tiberein. Aiu*h ein Exem- 
plar aus der Sammlung des Berliner Museums von Huaheine hat die 
gleichen MaBe. Nur einige braunere Exemplare vom Malkong-Bach und 
dann auchbesonders von Vuatom haben einen relativ groBen Durchmesser 
und wirken dadurch viel runder. Ob diese Exemplare zu den als ovatum 
bestimmten Exemplaren zu rechnen sind, mochte ich vorlaufig nicht 
entscheiden. Die Stiicke haben nur 3^/2 Ibngange, sind also eventuell 
noch nicht ganz ausgewachsen (relativ groBer Durchmesser). Es ist 
wohl anzunehmen, daB bei weiterem Wachstum der Durchmesser nicht 
mehr zunimmt. 

Nach den Abbildimgen im Manuel of Conchology, vol. XXI 11, pi. 30, 
sehen sich noch verschiedene andere Arten, wie E. wakefieldiae (Cox) 
von Australien, ebenso E. cuduiTis Braz. und E. tcTTcstfis Braz. (Jule 
Island) [von deiien beiden Pilsbry annimmt, daB sie sich nicht von 

E. wakejiMae E.mariei (Crosse) von Neu-Caledo- 

nien so ahnlich, daB ich glauben moclite, daB alle diese Formeii nur 
geographische Vertreter voneinander sind. 

Wenii ich die Neu-Pommern-Exemplare mit E, ovatum, der 
zuerst beschriebeneii Form identifiziere, so bin ich mil bewuBt, 
daB vielleicht die anderen genannten, geographisch naherliegeiiden 
Formen, von denen mir kein ausreichendes Material vorliegt, noch 
ahnlicher sein kbnnten. Aber das wurde ja voraussichtlich nur dann 
der Fall sein, wenn alle diese Formen wirklich, wie ich annehme, 
einen Rassenkreis bilden. 

^) PiLSBRY, Manuel of Conchology, vol. XXIII, p. 120. 

Archlv f. Naturgoschichto, N.F. Bd. 6, Heft 4 


38 



684 


Use Rensch 


87. Tornatellina microstoma Qu. & Mlldf. 

Tornatellina (Larnellina) microstoma Quadras u. Moelleiidorf, Nachrichtsbl. 
Dtsch. Malak. Gesellsch. 26, p. 16, 1894. (Terra typica: Guam, Marianen.) 

Es liegt mir eine Serie von Neu-Pommern vor, die Pater Schneider 
bei Karlei aus Ufersaiid und Mulm ausgesucht hat. 1 Exemplar von 
Neu- Mecklenburg liegt in der Sammlung des Berliner Museums. 

Die Gestalt der Schale, die 6 gewolbten Umgange und hauptsach- 
lich die Form der Mundoffnung und deren Eigentiimlichkeiten (La- 
mellenbildung) stimmen weitgehend mit ynicrostoma liberein. Torna- 
tellina ogasanoarana Pilsbry u. Cooke von den Bonin-Inseln, T . tni fre.ssa 
Mouss. von den Fidschi-Inseln und T. jmsilla (Gould.) von den Pau- 
moutu-Inseln haben nach den Abbildungen im Manuel of Conchology, 
XXIII, ziemlich groBe Ahnlichkeit mit niicrostmna, so daB die Moglicli- 
keit besteht, daB all diese genannten Formen, und vielleicht sogar nocli 
einige andere, zu einem groBen Rassenkreis gehoren. - Die juvenilen 
Exemplare der Neu-Pommorn-Serie stimmen ebenfalls mit den Jugend- 
formen uberein, die Moellenborf besclireibt. — Holie B,l)-B,()mm; 
Durchmesser 1,7-1 ,9 mm. 

Verbreitung: Marianen, Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg. 

88. Tornatellina gracilis dahli Th. 

Tornatellma dahli Thiele, Zool. eJahrb., Abt. f. Syst. 55, p. 124, Taf. 5, 
Abb. 7, 7a, 1928. (Terra typica: Neu-Pommern, Ralum.) 

Es liegt Material vor von Neu-Pommern (Ralum, Karlei) und der 
kleinen Insel Vuatorn bei Neu-Pommern. Diese von Pater Schneider 
und Pater Meyer gesammelten Serien gleichen den typisclien dahli 
Thiele. Beim Vergleich mit Formen von Hawai konnte ich eine weit- 
gehende Ubereinstimmung mit T. gracilis Pse. von Mani auf Hawai 
feststellen. T. gracilis ist nur etwas kleiner und hat durchschnittlich 
eineii etwas geringeren Durchmesser. Die Form der Schale, der etwas 
nach auBen umgeschlagene Spindelrand und die Spirallamelle auf der 
Unterseite der vorletzten Windung sind bei T. gracilis und 1\ dahli 
gleich. Ich fasse deshalb diese ,,Art“ nur als geographische Rasse von 
T , gracilis auf. Es ist wahrscheinlich, daB auch noch andere Formen 
in den Rassenkreis zu stellen sind, doch fehlt mir fur diese Unter- 
suchung geniigend Material. — Hohe 2,6-3 mm; Durchmesser 1,3 bis 
1,6 mm. 

Verbreitung: Neu-Pommern, Insel Vuatorn. 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfaiina des Bismarck-Archipels. 586 

Streptaxidae. 

89. Gulella bicolor (Hutton). 

Pupa bicolor Hutton, Journ. Asiat. Soc. Calcutta 3, p. 8(), 1834. (Terra typica: 
Mirzapur, Indien.) 

Pupa birx)lor und P. bicx)lor var. abbreviala Martens, BreuB. Ex. Ost-Asien II, 
p. 384-386, 1867. 

Enneu bicolor Tryon, Man. of Conch. 2. scr., 1, p. 104, pi. 10, fig. 14, 17, 18; 
pi. 20, fig. 24, 1885'. 

Ouldla {I ndoennea) bicolor B. Renseh, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 63, p. 4, 
Fig. 1, 1932. 

Ges<aminelt wurcle diese Art auf Neii-Poinmorn auf der Gazclle- 
Halbinsel (Vunapope, Mope), auf Ncu-Lauenburg (Ttakanda) und auf 
den Admiralitatsinseln (Lorengau). Die vorliegenden Exeiuplare 
weielien von typischon hic.nlor-^tWokon nicht ab. Die Mabe der Neu- 
Pomtnern-Exoniplarc schwanken in der Hdhe von 5,2-T,2, ini Durch- 
incsser von ].6-2 mm. P>. Renbch (1. c.) liatte bereits festgestellr, dab 
die Grobe sehr varialiel ist und dab die nur durcb kk'inere Mabe (b.b mm) 
unterschiedene ahbreviata eingezogen werden mub. — Uber di(' anato- 
inischen Verbaltnisse vgl. B.Eensoh. 

Verbreitung; Diese in den ganzen Tropen wold infolge Verscblep- 
pung weitverbreitete Art war bisher aus dem Gebiet Neu-Guinea— Bia- 
marck-Archipel nocli niebt bekannt geworden. 


Eiidoduntidac. 

90. Philalanka quadricarinata sejuncta I. Renstdi. 

Philalanka quadrirarinala xejuncta 1. Renseh, Zool. Anz. 98, p. 33, 1032. (Teirra 
typiea: Neu-Pominern, Weite Bucht, Karlei.) 

Auber an der Siidkiiste sammelte Pater Schneider aucli Serien an 
der Nordkuste Neu-Pommerns (Illamona, Inscl Lolobau) und auf Neu- 
Lauenburg (Kakarula). Die moisten der Schaleii weiaen 4 Spiralleisten 
auf, einige aber auch 3 oder 5. Die Leisten kdnnen einandcr stark ge- 
niibert sein, aber auch ferner steben. Von der Nominatrasse ist sejuncta 
durch relativ bedeutendere Hohe untcrschieden. — Hbhe 3,2-4 mm. 

Die Radula hat die fiir die Gattung PUhUnka typischen Zahn- 
formen. Der Kiefer ist aus vielen Plattcben zusammengesetzt. Icli 
ziihlte bei einem z. T. durch Hautchen verdeckten Kiefer etwa 50 
Plattchen. 

Verbreitung: Neu-Pommern, Insel Lolobau, Neu-Lauenburg. 
Nominatrasse : Borneo. 

88 * 



586 


Use Rensch 


91. Philalanka bismarckiana I. Kensch. 

Philalanka bismarckiana I. Rensch, Zool. Anz. 98, p. 34, 1932. (Terra typica; 
Neu-Pornmern, Weite Bucht, Karlei.) 

Die Schalenform dieser Art ist der von Philalanka quadricarinata 
sejtincta selir iilmlich. Es sind aber nur zwei Kiele vorhandeii, imd der 
Nabel ist fast geschlossen (halbbcdeckt, stichforrnig), wahrend er bci 
Ph. quadricarinata sejuncta deiitlich often ist. AuBerdein besitzt 
Ph. bismar(Mana mir Urngange, quadricarinata sejuncta dagegen 

G-lP/g. Der Coluniellarrand verlanft senkrecht, bei quadricarinata 
sejuncta dagegen sehrag. - Holie 2,1-3 mm; Drirchmesser 2,7-3 mm. 

Verbreitung: Neu-Pommern (Siid- und Nordkiiste). 



92. Nesodiscus acutecarinatus (Th.) 

Endodonta acutecarinata Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 55, p. 127, Taf. 5, 
Fig. 13. (Terra typica: Neu-Ponimern, Ralum.) 

Diese Art, die Thiele bei der Urbeschreibung in einem Stiick vor- 
lag, sammelte Pater Schneider in groBen Serien an der Siidkiiste 
Neu-Pommerns (Vunapope, Weite Biielit [Malkong-Bach, Karlei, 
Kermen, Ip-Miindung, Puplon] und Matong, an der 
Jacquinotbucht [Pomeo], am Kap Dampier und an der 
Nordkiiste [Ulainona und Insel Lolobau]). 

Iin ,,Handbucb der systematisehen Weichtierkiinde'', 
p. 571 stellt Thiele fiir Endodonta fabrefacta Pease 
von Raiatea, die der Neu-Pommern-Form im Habitus 
selir nahesteht, eine neue Gattung, Nesodiscus, aiif. 
Icli mdchte deslialb acutecarinaia aucli zu dieseni Genus 
stelleii. AuBerdem gehort wohl auch E. ficta Pease 
von den Society-Inseln dazu. Adulte Sclialen haben 
5 Umgange und keine Mundungsfalten. Die stumpf- 
kegelige Nabelvertiefung nimmt etwa des Durchmessers ein. Die 
Scbale ist oberseits stumpfkeglig. Die Umgange sind s(‘limal und 
nehmen langsam zu. Der letzte ist gekielt, ebenso lauft urn die Nabel- 
offnung ein wulstiger Kiel. Die Miindung erhalt dadurch eine fast vier- 
eckige Form. Die Ober- und Unterseite ist mit Zuwachsstreifen un- 
gleichmaBig skulpturiert. — Hohe 1,6-2 mm; Durchmesser 3, 2-3, 8 mm. 

Ein Alkoholexemplar konnte icli soweit praparieren, um sagen zu 
konnen, daB Anhangsorgane bei den Genitalien nicht vorhanden sind. — 
Jede Radulaquerreihe (Abb. 28) im mittleren Abschnitt besteht aus 
etwa 13 dolchformigen Zahnen von annahernd gleicher GroBe. 

Verbreitung: Nou-Pomm ern . 


Abb. 28. Hadula 
von Nesodiscus 
acutecarinatus 
(Thielo). 



Untersuchungen iiber die Landschiieckenfauna des Bismarck-Archipel^. 587 
92a. Nesodisctis aculecarm^^ fnussauensis nov. 


Diagnose. 1 Exemplar von Dr. Buhler aiif St. Mattliias gesainmelt, 
unterscheidet sich von der Nominatrasse durch die groBeren MaBe: 
Hohe 2,3 mm; Durchmesser 4,4 mm, bei gleicher IJmgangszabl (5). 
Kein Exemplar von Neii-Fommern erreicht annahernd diese MaBe. 
Eiitspreclieiid sind auch die Umgange groBer. Der (/olumellarrand ist 
etwas steiler. 

V e r b r e i t u n g : S t . M attliias . 


93 . Charopa schneideri sp. n. (Abb. 29). 

Diese neiie Art wurde in Serien auf Neii-Pommern (Sudkiiste: Mal- 
kong, Karlei, Matong, Lomal. Patagun; Nordkust(‘: Ulamona nnd 
Insel Lolobau) gesainmelt. 

Diagnose. Schale stumpf kegelformig, mit langsam zu- 

nehmenden, rundcm Urngiingen; Naht eingescmkt, sticliformig genabelt; 



A hi). 29. Typus von ('harotKi 
Schneider i I. Rtnisch. (Vor^i'*) 



auf weiClichcr Grundlago utig]eiclinia.(.fijj: braunlicli geflauimt; mit (kuit- 
licheii Spirallinieu verKchoii, (lie von den krilftigeu Zuwachsstreilen 
gescbnitten worden, so dab gittcrartige Skulptur cntsteht, die bei 
frischen Stiicken eineii mattcii Glanz hervorruft. Embryonalwindungcn 
glanzend glatt, Mundofftmng balbmondformig. Mundaaum scliarf, 
Colurnellarrand am Nabel etwas unigeschlagen. Hohe 4-“f),(> mm ; 
Durchmesser bdi-T-b mm. 

Die Genitalien (Abb. dO) aind ohne Anhangsorgane. Am Anfang des 
scharf markierten Epiphallusabschnittes f)efindet sich einc kreisformig 
umschriebene eingcfiigte Scheibe. in die das Vas deferens eintritt. Das 
Keceptaculura seminis hat einen langen, kriiftigen Stiel und eine ziem- 
lich groBe, ovale Bursa. Die Radula (Abb. Bl) hat im mittleren 
Abschnitt 2r>-2() Zahne in einer halben Reihe. Auf den spitzen, mit 
schwach angedeuteten Ektokonen versehenen Mittelzahn folgen 


588 


Use Rensch 


12 Zahne mit einem groBen Mesokonus und einem kleinen Ektokonus, 
bei den folgenden tritt dann noch ein kleiner Entokonus auf . Die letzten 
Randzahne zerfallen inanchmal in zwei ungleichmaBige Zacken an 
den Ektokonen und auch bisweilen an den Entokonen. 

Verbreitung: Neu-Pomniern. 

Vom Bismarck- Archipel ist bislier noch keine Charofa-kri bekannt 
gewordeii. Die Formen von Deiitsch-Neu- Guinea, wie etwa Charofa 
nigrofusca Smith, Ch. densecostulata Thiele und Ch. novoguineensis 
Soos sind durch ihre ganzlich andere Form unterschieden. Sie sind 
flach, die Umgange nehnien viel schneller zu, sie haben auch einen 
weiten offenen Nabel. 



25. IS 7. 0, 

Abb. 31. Radula von Charopa schneideri ].R(?nHch. 


Diese Charofa-kii wurde zu Ehren des Sammlers auf Neii-Pommern 
Pater Josef Schneider, benannt. 

Typus: 1 Exemplar vom Malkong-Bach im Zool. Museum zu Berlin 
(Hohe 4,4 mm; Durchmesser (>,2 mm). 

94. Charopa bismarckiana sp. n. (Abb. 32). 

Die Serien dieser neuen Art stammen von Neu-Pommern von der 
Siidkuste (Karlei und Malkong-Bach). 

Diagnose. Schale ganz s tumpf kegelf ormig, 
mit 4 relativ schnell zunehmenden, gewcilbten 
Umgangen, die oberseits ein wenig abgeflacht 
sind, so daB an der Peripherie die Andeutung 
einer rundlichen Kante entsteht; Naht ein- 
gesenkt; tricht erf ormig genabelt, oberer Nabel- 
durchmesser etwa ^/gdes gesamten Durchmessers, 
glanzend, auf weiBlicher Grundlage ungleichmaBig heller bis dunkler 
braun geflammt. Mit gleichmaBig hervortretenden Zuwachsstreifen 
versehen. Senkrecht oder schrag zu den Zuwachsstreifen laufen ober- 
und unterseits ungleichmaBige Runzeln. Die Embryonalwindungen 
sind glatt. Mundoffnung annahernd kreisrund, Mundsaum scharf, 
Miindung schrag. — Hohe 2-2,6 mm; Durchmesser 3,6-4, 4 mm. 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarek-Archipels. 589 


V erbreitung: Neu-Pommern. 

Typus: 1 Exemplar im Zool. Museum zu Berlin (H. 2,6 mm; 
I). 3,9 mm). 

Diese Charofa-kxt ist charakterisiert durch das glanzende Periostra- 
cum und die schwacbe Skulpturierung. Damit untersclieidet sie sick 
aiich z. B. von CAi. nigrofusca Smith aus Neiigulnea, die grolJer, flacher 
und rippiger ist. 

95. Charopa novopommerana sp. n. (Abb. 33). 

Pater Schneider sammelte Serien auf Neu-Pommern in Karlei 
und am Malkong-Baeh. Eine Serie vom Nangurup wurde am K). X. 
1928 unter feuchtem, mulmigem Holz am Boden gefunden. 

Diagnose. Schale flach, die oberen Ibngange kaum erhoben, mit 
4 gewolbten Umgangen, vertiefter Naht, weit perspektiviseh genabelt, 
Nabeldurchmesser weniger als des Gesamtdurchmessers; blab bis 

6 . 0 . 

Abb. 31. Und Vila von Charo)m 
novojmmmfrnna 1. Hoiiscb. 

(lunkelbraun gefiirbt; niit zarteii Rippon skulpturiert, auf 1 iiini nahe 
dor Miinduiig etwa 18-20 Rippoii. die linibryonalwitulungon init ganz 
feinor Spiralskulptur, die sieh (nur niikroskopiseli wahrnelimbar) 
zwiselien den Rippen fortsetzt. wo sie von den Zuwachsstreifen gekreuzt 
wird; Mundung breit lialbinondfdrinig, etwas schriig und geschweift, 
Mundsauni scharf. - Hdhe 1— I.Ginin; nurclmiesser 2.1— 2, 8 nun. 

Die Radula (Abb. iU) entspriedit der andcrer EfdfdontMen. Der 
Mittelzahn und die jederseits darauffolgenden 5 Seitenzaline best(‘hen 
aus cineni lanzettformigen Mesokoniis und jc cinein spitzen, tiefstehen- 
den Ekto- bzw. Entokonu.s. Der 6. Zahn Icitet in tier Form zu den 
7 weiteren Randzahnen iiber, bei denen Ento- und Mesokonus etwa 
gleich lang sind, wahrend der pjktokonus zweispitzig ist. 

Typus: 1 Exemplar von Karlei im Zool. Museum zu Berlin. 

ChdTtypu incnnis Mss. von den Fidsclii-lnseln ist in Form und GrdlJe 
so iihnlich, daC ich 'iiovojmnmerana zuerst fiir identiscb daniit Inelt. 
Aber bei luikroskopischer Betrachtung der Skulptur zeigte es sich, 



Abb. 3.3. Typns vou Chnropn 
novopomnierana 1. UtniHch. (Ver^r.) 


590 


Use Rensch 


daB bei inermis die Zuwachsstreifen zwischen den Rippen nicht durch 
Spirallinien geschnitten werden. 


96. Charopa descendens sp. n. (Abb. 35). 

Diese neue Art wurde auf Neii-Pommern gefunden, und zwar in der 
Weiten Bucht (Karlei, Malkong) und Matong. 

Diagno.se. Schale flach, obere Urngange nicht erhoben, mit 


4 - 41/4 gewolbten Uingangen, das Ictzte Viertel dcs letzten Umganges 
absteigend, Naht stark vertieft, weit perspektivisch genabelt (etwa 1/3 
des Gesamtdurchmessers), blafi bis dunkelbraun gefiirbt, deiitlich 
gerippt, etwa 20 Rippen auf 1 mni diclit vor der Miindung. Die Em- 

bryonalwindungen zeigen feine Spiralstrei- 
fung. Zwischen den Rippen ist mikrosko- 
pisch eine feine Gitterskulptur erkennbar. 
Miindung nierenforniig, Mundsauni scharf. 
— Hohe 1,1-1 ,2 inni ; Diirchmesser 2,0 bis 
2,4 niin. 

Typus: 1 Exemplar von Karlei im 
Zool. Museum Berlin (Hohe 1,2 mm; Durch- 
messer 2,2 mm). 

Charopa tadei Crosse von Neu-Caledonieii ist im Gesamthabitus 
iihnlich. Aber bei Ch. descendens ist der letzte Umgang deutlieh herab- 
steigend. wahrend er bei dem allerdings nur einzigen mir vorliegenden 
Stiick von taslei in gleicher Ebene mit den iibrigen Wiiidungen liegt 
[bei Cros.ses Abbildung ist die Mundung erheblich weiteri)]. Auch sind 
die Rippen bei descendens deutlieh zarter. 



Alili. 35. Tm)Hs you CharofKi 
descendens I. Rensch. (Ver^r.) 


97. Charopa exquisita iredale. 

Charopa exquisita, Iredale, Proc. Mai. Soe. Lond. 10, p. 379, PI. XVIII, fig. 8, 
1913. (Terra typica: Kerinadec-Inseln.) 

Zwei Serien einer winzigen zarten Charopa (vom Malkong-Bach , 
Weite Bucht und Vunapope, Gazelle-Halbinsel, Neu-Pommern) er- 
wiesen sich iiberraschenderweise als Charopa exquisita Iredale, die von 
den Kermadec-lnseln beschrieben war (ein paratypisches Exemplar 
verglichen). Nicht nur der Gesamthabitus (weiCe, zarte Schale, 3 bis 
31/2 Urngange, weitoffener Nabel) ist iibereinstimmend, sondern auch 
die feine Struktur, die nur unter dem Mikroskop sichtbar wird. Zwischen 
je 2 Rippen verlaufen etwa 4-5 feine Zuwachsstreifen. Die geringen 
MaBe (Hohe 0,5 mm; Durchmesser 1,25 mm) sind auch die gleichen. 

1) Cbosse, Joiim. de Conch. 22, pi. IV, Abb. 2, p. 181, 1874. 



Untersuchungen uber die Landsohneckenfauna des Bisinarck-Archipels. 


591 


Die Verbreitung dieaer winzigen Art auf zwei geographisch so ent- 
fernt liegenden Gebieten wie Neu-Ponunern uiid Kermadee-lnscln lal3t 
vermuten. daB sie auf den dazwiscbenliegendeii Inselgruppen noch 
gefunden wird. 

98. Ptychodon microglyphis sp. n. (Abb. 90). 

6 Exetnplaro wurden von Pater ScHNEfOKR auf Neu-Ponunern an 
der Weiten Bucht (Karlei) gefunden. 

Diagnose. Schale flach, Apex niclit erlioben. rnit 4-4^/4 langsarn 
zunehinenden Unigiingen. der letzte nicbt oder kauin lierabsteigend; 
flacher weiter Nabel. Nabelweite inelir als ^/g des Gesamtdurcdiniessers; 
heller bis dunkler braun gefiirbt, 
die Embryonalwindungen bei frischen 
Stiicken raattgliinzend. dunkell)raun ; 
fcin und eng gerippt (nur init etwa 
8-lOfacher Lupe sichtbar); Mundoff- 
nung bauchig nierenfOrinig. Mundsaurn 
scliarf; init 2 starken parallelen Leisten 
an der Gauinenwand. einer 3. schwii- 
cheren am Golumellarrand. die erst 
kurz hinter der Miindung beginnt. und 
init 4 kurzen zalinartigen Leisten an der auBeren Mundungswand. - 
HoheO.Tnun; Durchrnesser 1.7- 1.8 mm. 

Typus; 1 Exemplar im Zoolog. Museum zu Berlin (Holie 0.7 mm; 
Durchmesser 1 .7 mm). 

Diese Art ist deutlie.li von FtycJindon macroijly'phif; unterschieden, 
trotzdem die Diagnosen sehr iilmlieh erscheinen. Der Hauptunterschied 
sind die Rippen, die bei macrm/lyphis derb und gering an Zald, bei 
microglyphis. wie der Name sagt. zart und zalilreieh sind (sie sind so 
fein. daB icli die Rippenzahl erst auf der Pliotographie feststellen konnte: 
etwa 60 Rippen auf dem vorletzten Umgang). Es ist microglyphis im 
Gesamteindruck zarter. niedriger, der Nabel ist zwar genau so breit im 
Verhaltnis zum Gcsamtdurchmesser, aber durclisehnittlich flacher. die 
M iindung ist breiter. — In Gehauseform und Skulptur ist auch I ty- 
chodon quadridens Gude von Neu-Caledonien sehr iilmlieh, doch sind 
hier die Ziihne anders gebogen: die Leisten an der Gaumenwand diver- 
gieren und die Columellarleiste ist breiter, plattenfOrmig, auch ist der 
Nabel enger. 


< 


■'Iv 



Abl). :i(). LinkH: Typns von rtiirhoflon 
mirroffLyjikis I. llonsch. 

H(‘chts: T.\ j)nK von Pluchodon 
itKtcroal i/phis J. Ronscli. (Vor^T.) 



592 


Use Rensch 


99. Ptychodon macroglyphis sp. n. (Abb. 36). 

Es wurden Serien von Pater Schneider auf Neu-Pommern an der 
Weiten Bucht (Karlei, Malkong) und Matong gesammelt. 

Diagnose. Schale flach, Apex nicht erhoben; 4 gleichmafiig auf- 
gewundene Umgange, der letzte herabsteigend, sehr weit offen genabelt; 
die Nabelweite betriigt etwa die Halfte des Gesamtdurchmessers ; 
heller bis dunkler mattbraun; sehr derb gerippt; auf dem vorletzten 
Umgang zahlte ich etwa 35 Rippen; Embryonalwindung fein spiralig 
gestreift; zwischen den Rippen durch Spiral- und Zuwachsstrcifen 
gegittert; Mundoffnung flach nierenformig, Mundsaum scharf. Die 
Auspragung der 7-8 Lcisten im Mundungsinneren (4-5 liegen auf der 
Aullenwand) cntspricht der von microglyfhis. — Hohe 0,7-0, 8 mm; 
Durchmesser 1,5-1 ,7 mm. 

Typus: 1 Exemplar von Karlei im Zool. Museum zu Berlin (Hohe 
0,7 mm; Durchmesser 1,7 mm). 

tiber den Unterschied zu Pt. microglyfhis vgl. man das bei dieser 
Art Gesagte. 


Succincidae. 

100. Succinea simplex Pfr. 

Succinea simplex Pfeiffer, Proe. Zool. Soe. .London 1854, p. J2B. (Terra 
typica: Salomons Islands.) 

Succinea strubelli und Succinea papuana Strubcll, Nachrichtsbl. Dtsch. Malak. 
Ges 27, p. 152, 1895. (Terra typica:- Brit. Neu-Guinea.) 

Von dieser Art liegt niir Material vor von Neu-Ponimern (Gazelle- 
Halbinsel : Kalum ; Siidkuste : W eite Bucht [Karlei, Malkong], Wasserfall- 
bucht [Matong], Malekur, Mowehafen; Nordkiiste: Ulamona); von Neu- 
Lauenburg; von Neu-Mecklenburg: Lamassong, Ugana, Somamim [auf 
Blattscheiden von Pandanusy, von den Admiralitatsinseln : Lorengau. 

Die Exeinplare des Bisniarck-Arcbipels stimrnen gut init Schalen 
von den Salomonen, der Terra typica dieser Art, iiberein. Die Farbung 
variiert in den Serien von weiBlich bis braunlich, der Apex scheint 
besonders einheitlich bei den Salomonenserien^) orange gefarbt zu sein. 
Von Neu-Pominern sind nur einzelne Stiicke von Ulamona und der 
Gazelle-Halbinsel am Apex orange gefarbt. — Die MaBe sind variabel. 
Bei Umgangen variiert die Hohe von 8,3-12,2 mm, der Durch- 

messer von 5, 3-8, 2 mm (Neu-Pommern-Serie). Exemplare von Neu- 


y Smith gibt es Proc. Zool. Soc. London 1885, p. 595 auch an. 


Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck -Arch ipels. 593 


Mecklenburg, von Pater Peekel gesammelt, haben aber nur mit 
2 V 2 Unigangen eine Hohe von 7,5--7,7 nun, einen Durclunesser von 
5-5,8 inni. 

Anatomisch ist Succmea simplex offenbar nocli ni(‘ht untersucht. 
Die Genitalien (Abb. 37) sind sehr ahnlich denen von Succinea javanica 
Schepra.^). Das Receptaculuin serninis nuindet 'dicht an der Genital- 
offnung. Die Bursa ist kugelig. Die Radula zeigt in den Mittelzabnen 
keine Unterscliiede zu der von S. javanica (leg. cit. Abb. 53). Die 
Randzahne (Abb. 38) haben noch einen kleinen Entokonus, der t>. java- 
nica fehlt. In einer halben Reihe etwa iin rnittleren Abschnitt der 
Radula konnte ich 51-53 Zahne zahlen. — Der Kiefer ist halbmond- 



Abb. 37. Geuitalien von Saccinm 
simplex Pfr. 


Abb. 38. Uatidzahnc i\vv Hadiila von 
Succinea simjdcx Pfr. 


formig. 

VerbreituD": Saloinonen, Bis- 
niarck-Archipcl (Ncu-Poniinern. 
Neii-Lau(-nburg. Neu-Mecklenburg. 
Adiniralitatsinscln). Ncu-Guinea. 



Ellobiidac. 

101. Pythia undata (Lesson). 

Smrubus undutm Lesson, Voyage autour du monde de la (loquilU^ 11, ]). BHl), 
pi. 10, f. 6, 1830. (Terra typica: Waigiou.) 

Scurubus cufninywn'us Petit, Proc. Zool. Soe. London IH4>1, p. 3. (1 eria typica. 
Cebu, Philippineri.) 

Es liegt Material vor von Nen-Ponitncrn (Nordkiistc; Ulaniona, 
Poi-Talasea; Siidkiiste: Weite Bucht [Mevouloudelta, Glioghuwulou], 
Jacquinotbucht), von Neu-Mecklenburg (Majoin, Fatinilak, Port Car- 
teret), Neu-Hannover und von den Adniiralitiitsinseln. Die Exemplare 
vom Mevoulou, der Jacquinotbucht und den Admiralitatsinseln sind 
normal gestaltet und besitzen auch die typische wellig-runzlige Ober- 
flachenstruktur. Sie haben eine Hbhe von 2,3.9, 31, J, .31,9, .34,7, .k),() mm 
und eine Mundungshohe von 16,9, 19,5, 21,6, 23,3, 22.5 mm. Die 

1) Vgl. B. Rbnsoh, Zool. ,lahrb., Syst. 63, p. 126-127, Abb. .52, 1932. 



594 


Use Rensch 


Miindungshohe betragt 62-70% der Gehausehohe (Vergleichsberech- 
nungen von Exemplaren von den Salomonen, Ternate, Batjan, Sumba, 
F^ores ergeben 64-71%). Der Durchmesser betragt 16,6, 21, 22,2, 22,4* 
22,7 mm, d. h. er betragt 64 69% der Hohe. — Die anderen Serien von 
Neu-Pommern, besonders von der Nordkiiste und Neu-Mecklenburg, 
weichen nun aber von normalen t^wdato-Exemplaren ziemlich stark ab. 
Die Exemplare sind kleiner und die Miindungshohe ist relativ geringer. 
Die Ulamonaserie hat eine Hohe von 15,6—16,8 mm, einen Durchmesser 
von 8,7-10,9 mm, es betragt der Durchmesser 55-67% der Hohe, die 
Mundungshohe ist 53-62% der Gesamthohe. Bei der Majomserie 
(Neu-Mecklenburg) hat die Hohe 18,3-20,6 mm, der Durchmesser 
12,3-17,7 mm. Bs betragt der Durchmesser 62-70% der Hohe; die 
Mundungshohe betragt 58-62% der Gesamthohe. — Diese letzteren 
Serien sind so einheitlich, daC man zunachst vermuten mochte, dab es 
sich hier um eine besondere Art handelt. Nun liegen von der Sudkiiste 
des ostlichen Neu-Pommerns (Fundort nicht ganz sicher: Weite Bucht 
Oder Mope) verschiedene Schalen vor, welche zwischen der Normalform 
und den kleinen Formen vermitteln. Ich mochte deshalb doch alle 
Exemplare als wndntci ansprechen. Vielleicht handelt es sich um ver- 
schiedene okologische Rassen oder Standortsmodifikationen. — Nach 
der Diagnose und Abbildung von Reeve kann ich keine konstanten 
Unterschiede zwischen P. undata und P. cumingiana linden. 

Die Radula weicht in den Zahnformen nicht von der iiblichen Pythia- 
Radula ab. Auf den winzigen Mittelzahn folgen etwa 27 einspitzige, 
dann 15-17 biscupide Ziihne. 

Verbreitung: Sunda-Inseln, Molukken, Neu-Guinea, Bismarck- 
Archipel, N-Axistralien, Salomonen. 

108. Pythia scarabaeus L. 

Hdix scarabaeus Linnaeus, Syst. Nat., ed. 10, p. 768, Holmiae 1768 (ed. 12, 
p. 1241). 

Pythia scarabaeus Martens, in Webek, Zool. Ergeb. Reise Niederl.-Ostindien, 
vol. 4, p. 133, Leiden 1897. 

Pythia scarabaeus B. Rensch, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 65, p. 396, 1934. 

Im Bismarck-Archipel wurde diese Art auf den verschiedensten 
Inselgruppen gesammelt. Es wurden Aufsammlungen gemacht auf 
Neu-Pommern (an der Nordkuste Poi-Talasea, Ulamona, Insel Lolobau), 
an der Sudkiiste am Hap Merkus und auf den Lieblichen Inseln, an der 
Wasserfallbucht (Matong), Weiten Bucht (Henry-Reid-Bucht), auf der 
Gazelle-Halbinsel (Mioko, Ralum, Tolilis), Kleinen und GroBen Oredner- 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 695 


Insel; auf Neu-Mecklenburg (Majom, Fatmilak, llgana), auf Neu- 
Hannover, auf den Admiralitatsinsein (Lombunn), auf St. Matthias und 
auf den Hermit-Inseln. 

Von P. undata unterscheidet sich P. scarabaeus durch das Fehlen 
des distalen Hookers an der Parietallamelle. Die Parietallamelle selber 
hat auch eine andere Form: sie ist breiter und durch eine Rinne geteilt, 
wahrend sie bei undata schmalkantig ist, aber zicmlich weit in die Mund- 
offnung hineinragt. Besonders charakteristisch (und abweichend von 
undata) ist fiir scarabaeus auch die Oberflachenstruktur, die nur mit 
starker Vergrolierung sichtbar ist und nicht imnier deiitlich wird: die 
Zuwachsstreifen werden von winzigen Strichelchen gekreiizt, die auf 
starker abgcrollten Stucken als vertiefte Punkte erscheinen. — Bei den 
groBeii Serien, die mir vorliegen, ist die starke Variabilitat der Zeich- 
nung und besonders der GroCenunterschiede auffallig. Die Hohe variiert 
von 20,4-41,2 mm, der Diirchmesser von 13,4-25,9 mm. Die Miin- 
dungshohe dies^r gemessenen Exemplare betriigt 54-63% der Ge- 
samthohe. 

Die Radula wurde von N. Odhner schon untersiicht und ab- 
gebildet^). Ich zahlte 102 Qiierreihen und in Querreihe etwa 43 bis 
46 Zahne, die etwa bis zum 31. einspitzig sind, dann aber biscupid 
werden. 

Verbreitung: Philippinen, GroBe und Kleinc Sunda-lnseln, Mo- 
lukken, Neu-Guinea, Bismarck-Archipel, Salomonen. 

103 . Pythia pyramidata Reeve. 

Scarabus pyrarnidatus Reeve, Ann. Mag. Nat. Hist. IX, p. 221, pi. 4, fig. 12, 
1842. — Conchol. Icon. 1800 , p]. HI, sp. 28. 

4 Exemplare von dor Weiten Bucht auf Neu-Pommern und 2 Exem- 
plare von Neu-Mecklenburg (Majom, Umgegend von Namatanai) 
mochte ich zu dieser Art rechnen. Sie unterscheiden sich von urulata- 
Stiicken durch schlankere Gehauseform (Mundungshohe betriigt 51 bis 
56% der Gesamthdhe), sowie durch im ganzen engere und geradere 
(weniger halbmondformige) Mundspalte. Bei 1 Exemplar von Neu- 
Pommern sind Miindungsinneres und Zahne orangebraun gefarbt (ganz 
so wie Reeves Abbildung, 1. c., zeigt). 2 andere Exemplare von Neu- 
Pommern sind ganzlich ungezeichnet cremefarben, mit blaBbrauner 
Miindung. Das Exemplar von Namatanai besitzt einen stark verdickten 
Mundsaum und Kallus. Die Mundungshohe betragt nur 41% der Gesamt- 

1) Vgl. Arkiv f. Zoologi 17 A, 6, p. 11, pi. 2, fig. 20, Stockholm 1925. 



596 


Use Rensch 


hohe (Hohe 32,6 mm; Durchmesser 15,6 mm). Die MaUe der iibrigen 
Stiicke betragen: Hohe 22,5-31,6 mm, Durchmesser 13,5-17,9 mm. 

Die Radula entspricht in den Zahnformen ganz der von P. scara- 
baeus, Auf den winzigen Mittelzahn folgen etwa 15 einspitzige, dann 
25 zweispitzige Zahne (gezahlt etwa ini mittleren Abschnitt der Radula). 

V erbreitung: Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg, Philippinen, 
Salornonen. 

104. Pythia bischofi sp. n. (Abb. 39). 

Von dieser neuen Art liegt Material vor von der Sudkiiste von Neu- 
Pommern (Pulie-FluB, Jacquinotbucht, Kap Orford, Kraterhuk und 
Karlei), von der Nordkiiste von Bitokara (Willaumezhalbinsel, leg. 
P. Bischof) und von den Admiralitatsinseln (Tungon, Bundralis). 

Diagnose. Schale schlank, spitz kegelformig (bei rnehreren Exem- 
plaren ist die Spitze schief ausgebildet), festschalig, ungenabelt und 
ohne jede Nabeleinsenkung, ungleichmaBig braun- 
grau gefarbt (die meisten Stiicke sind so abgerollt, 
daB eine genauere Farbangabe nicht rnoglich ist), 
mit 10-11 flachen Umgangen, die Varices heller her- 
vortretend; Miindung fast senkrecht, ohrformig; 
Mundsaum schwiicher aufgeschlagen als bei scara- 
baeus; an der Spindelwand ein dreieckiger Zahn, 

darunter eine scharfe La- 

Abb. 39. Typiis von Pythia rnollp* nnf dor pitip 

bischofi I. Ronsch. (VeiKr.) mciie, aui (icr opinciei eine 

spiralige Lamelle, die vorn 

soweit nach links fiihrt, als die Spindel unten durch eine runde Bucht 

der Mundoffnung abgeschnitten ist; auf der auBeren Mlindungswand 

3-5 niedrige Zahne, die mehr oder minder leistenartig in die 

Miindung hineinziehen. — Hohe 24,2-27,9 mm; Durchmesser 

10,5-13,2 mm. Die Miindungshohe betragt 42-53% der Gesamt- 

hohe. (Die Hohenangaben sind nicht genau, da die Spitzen zumeist 

schief Oder abgebrochen sind.) — Die drei meBbaren Exemplare von 

den Admiralitatsinseln sind gedrungener. Sie haben eine Hohe von 

21,8-24,7 mm, einen Durchmesser von 11-11,9 mm ; die Mundungshohe 

betragt 48-51% der Gesamthohe. — Besonders schlank sind die beiden 

Stiicke von Bitokara (Hohe 27,3, 24,2 mm; Durchmesser 11,4, 10,5 mm). 

Die Radula der neuen Art entspricht in den Zahnformen denen 
anderer Pythia-Axten, Ich konnte etwa 103 Querreihen zahlen. 
Auf den kleinen Mittelzahn folgen beiderseits 39-41 Zahne. Es sind 
aber im Gegensatz zur 6*cam6aew5-Radula nur die letzten 3-7 Zahne 
biscupid. Alle anderen sind einzackig. 




Untersuchungen uber die Landschneckenfauna des Bismarck-Arehipels. 597 


Von alien anderen, ini Bisniarck-Archipel vorkominenden Pythia- 
Arten unterschieden durch den Mangel des Nabeltrichtcrs und die 
Icistenartigen Zahne an der iiufieren Miindungswand. 

Typus: 1 Exemplar vom Pulie-FluB irn Zoologischen Museum zu 
Berlin (Holic 24,9 mm; Durchmesser 12,5 mm). -- Dieso Art ist zu 
Ehren von Pater Bjschof, der hauptsachlicli auf der Willaumez-Halb- 
insel gesammelt hat, benannt. 

V. Landprosobranchier. 

Cyclophoridae. 

105. Hargravesia polita H. Adams. 

Hargravesia polita H. Adams, Proc. Zool. Soc. London 1870, p. 70,5, T. 48, 
fig. 22. (Terra typioa: Salomons-lnseln.) 

Es wurden Serien auf Neu-Pommern (Nordkiiste: Ulamona ; Siid- 
kiiste: Mope, Karlei, Kermcri. Matlip, Cormoranhuk, Jacquiuotbucht) 
und Neu-Mecklenburg (Ugana) gesammelt. 

Durch dicse zahlreichen Serien zeigt es sich. wie groB die Variabilitiit 
dieser Art in Form, Farbung, GroBe und Au.sbildung der Kallusschwiele 
sein kann. Vorherrschend ist die gclblich-braurie Farbung. Es kommen 
auch weiBliche bis elfenbeinfarbene und rotlichbraune Schalen vor. 
Die Form variiert von kegelformig bis rundlich, und moist sind die 
rundlichen Stiicke zudem noch kleiner. Die Fiirbung variiert indivi- 
ducll, die GroBenvariabilitat scheint aber popnlationsmaBig ziemlich 
einheitlich zu sein. Eine Serie von Ulamona hat eine Hohe von 9,6 bis 
11,5 mm, einen Durchmesser von 6,7-8, 3 mm. Bci einer Serie von 
Karlei variiert die Hohe von 8,7-10,7 mm; der Durchmesser von 5,8 bis 
8 mm. Die Hohe der Neu-Mecklenburg-Serie betrilgt 8,6-9,8mm; der 
Durchmesser 5, 5-7,3 mm. Besonders klein ist die Hohe der Serie von 
Kap Cormoran. Sie betriigt nur 7,1-8 mm, der Durchmesser 6-6.1 mm. 
- Die Kallusschwiele ist bei einigen Exernplaren zu lappenformigen 
Gebilden angewachsen. Der Deckel ist hornig mit einem zentralen Vor- 
sprung auf der Innenseite. 

Die Zahntypen der liadula entsprechen denen von Pupina. 

Verbreitung; Salomonen, Insel York (Neu-Lauenburg), Neu- 
Pommern, Neu-Mecklenburg. 

106. Pupina keraudreni Vignard. 

Pupina keraudreni Vignard, Ann. Sc. natur. XVIII, p. 440, T. ilc, 1829. 
(Terra typica: Neu-Guinea.) 



598 


Use Reiisch 


Pupina. mitis Hinds, Ann. Mag. Nat. Hist. X, p. 83, 1842. (Terra typica: 
Neu-Irland.) 

Pupina heddomei Ancey, Proc. Linn. Soc. N. S. W. ser. 2, 10, p. 379, 1895. 

Pupina miokomia Mlldf., Nachrichtsbl. Dtsch. malak. Ges. 29, p. 39, 1897. 

Material wurde gesammelt auf Neu-Pommern (Nordkiiste; Bitokara 
[Willaumez-Halbinsel], Ulamona, Insel Lolobau, Insel Vuatom [Reber] ; 
Oazelle-Halbinsel: Ralurn, Mope; Siidkiiste: Weite Bucht [Ril, Mal- 
kong, Karlei, Ip, Wattok, Kap Cormoran], Jacquinotbucht) und auf 
Neu-Mecklenburg (Muliama), sowie auf der Insel Lihir (Komat). 

Mit der Terra typica Bismarck-Archipel bzw. Neu-Pommern oder 
Neu-Mecklenburg sind Pufimu mitis Hinds (1842), P. heddomei Ancey 
(1895), P. miokoana Mlldf. (1897) bezeichnet. P. aurea Hinds (1842) 
wie P. keravdreni Vignard (1829), beide von Neu-Guinea beschrieben, 
sind in neuerer Literatur ebenfalls vom Bismarck-Archipel erwahnt 
(Maetens 1877 [Neu-Irland], So6s 1911 [Gerrit Denys], Thiele 1928 
[Neu-Pommern]). Von keiner der Arten liegen mir Typen vor, Abbil- 
dungen fehlen oder sind nicht ausreichend, ebenso fehlen Differential- 
diagnosen, so daB eine einwandfreie sichere Bestimmung der von Pater 
Schneider und Pater Meyer gesammelten groBen Serien von den ver- 
schiedenen Inselgruppen des Bismarck- Archipels nicht moglich ist. An 
Hand dieses Materiales mochte ich nun jedenfalls 3 Pufina- Axt^n unter- 
scheiden, von denen ich nochmals eine genauere Beschreibung geben 
mochte: P. keravdreni, P. aurea, P. cumingiana. — Es ist moglich, daB 
«in Vergleich mit den Typen eine andere Benennung der einzelnen 
Formen notwendig machen wiirde. In zoogeographischer Beziehung ist 
das aber unwesentlich, da die gegenseitige Abgrenzung und die Aus- 
breitung der einzelnen Formen auf Grund der umfangreichen vorliegen- 
den Serien relativ gut gesichert ist. 

Das genaue Studium einiger korrodierter Schalen gab einen Ein- 
blick in die Struktur der Schale von Purina. Unter der glasigen, stark- 
glanzenden, die ganze Schale iiberziehenden Schicht, befindet sich eine 
,,normale“ mattglanzende mit den Zuwachsstreifen skulpturierte Ober- 
flache. Es muB also die glasige Schicht von auBen aufgelagert 
sein. Die Untersuchung der Weichteile zeigte besonders groBe Mantel- 
lappen, die, wie wir auch an lebenden Pufinen der Sunda-Inseln beob- 
achten konnten, einen Toil der Schale iiberziehen. Wir haben es offenbar 
hier mit einer Analogic zur Schalenverdickung der Cypraeiden zu tun. 

Als P. keravdreni Vignard bezeichne ich Serien von Neu-Pommern 
und Neu-Mecklenburg. Beim Vergleich mit der Diagnose und Abbildung 
ist mir letztere ausschlaggebender gewesen. Vignard schreibt: ,,La 



Untorsuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 599 

fente est etroite et lineaire a Tint^rieur de la coqiiille, tandis qu’exte- 
rieurement elle est evasee, surtout a son sommet, ou elle devient infundi- 
buliforme. Das zeigt eindeutig, dali der Kanal an der linken Seite der 
Mundoffnung als schmaler Einschnitt von vorn sichtbar ist iind seitlich 
sich trichterformig offnet. Bisher sind in der Saiximlung des Berliner 
Museums berien mit diesen Merkmalen als beddornei Ancey bestimmt. 
Ich glaube, daU P. beddomei Ancey wie P. rn okoana als Synonyme von 
kem'iidreni anzusehen sind; denn bei beiden Arten wird in der Diagnose 
auf den spaltformigen Einschnitt an der linken Miindungsseite, der sich 
nach auBen in ein ruiides Loch offnet, hingcwiesen. Auch bei P. fnitis 
Hinds heiBt es in der Diagnose ,dissura recta/‘. -- Im allgemeinen ist 
auch die gelblichgraue Farbung einheitlich, im Gegensatz z. B. zu 
P. aurea, die meist rotliclibraim gefarbt ist. Auch die MaBe entsprechen 
in ihrem Durchschnitt dem typischen MaB von 3 lignes ^ etwa 0,75 mm 
fiirdieHohe. Diese variiert von 4,8--7,5mm, der Durchmesser von 2,0 bis 
4,0 mm bei Umgangen. — Zu vermerken ist noch, daB die Serie 

von Ulamona einheitlich kleiiier und durchweg gelblicher getont ist, 
wiihrend die Serie von Mope durchschnittlich groBer und braunlichei 
ist. Bei einer Serie von Karlei treten beide Typen nebeneinander auf. 
Offenbar handelt es sich also hier nur um Kolonievariabilitat bzw. urn 
Modifikationen. Der hornige Deckel besitzt in der Mitte eine kleine 
Vertiefung, die von einem runden Wall umgeben ist. 

Die Radiila ist eine typische Pw 7 )ma-H,adula. 

Verbreitung: Neu-Pommern, Neu-Lauenburg, Neu-Mecklenburg, 
Lihir. 

100 a. Pu/pi/na keraxidreni mussauemis nov. 

Diagnose. Eine groBere Serie, von Dr. Buhler auf St. Matthias 
gesammelt, hat eine gedrungenere Gestalt und einen relativ groBeren 
Durchmesser, ist mehr rotlichbraunlich gefarbt und zeichnet sich durch 
Unterschiede in der Mundung von den Neu-Pommern- und den Neu- 
Mecklenburg- St iicken aus. Die Kallusschwiele an der rechten Seite liegt 
durchschnittlich dichter an der etwas verdickten Mundungswand, und 
der spaltformige Einschnitt an der linken Seite hat die kreisrunde 
Offnung nicht wie bei der Nominatrasse nach der Seite, sondern mehr 
nach vorn gerichtet, so daB man von vorn in diese rimdliche, etwas 
weitere Offnung sehen kann. Hohe 6,3-7 mm; Durchmesser 3,4—4 mm, 
bei 5-5^/2 Umgangen. 

Typus im Museum zu Basel (Hohe 6,8 mm; Durchmesser 3,8 mm). 
— (In der Sammlung des Berliner Museums befinden sich einige Schalen 

Archiv f. Naturgeschichte, N. F., Bd. 6, Heft 4. 39 a 



600 


Use Rensch 


von Neu-Pommern, die als P. complanata (Pease) bezeichnet, aber ein- 
deutige P. keraudreni Vignard sind.) 

107 . Pupina aurea Hinds. 

Pupina aurea Hinds, Ann. Mag. Nat. Hist. vol. X, p. 83, pi. VI, fig. 6, 1842. 
(Terra t 3 rpica: Neu-Guinea.) 

Pupina a ugu8taelueschk.ef Mitt, Nat. Mus. Hamburg 29, p. Ill, T., Fig. 9, 9a, 
1912. 

Bei der Benennung der vorliegenden Serien einer mebr oder minder 
goldbraunen Pupina als P. aurea babe ich mich wieder nur von den 
Angaben der Diagnose dieser Art leiten lassen (vgl. P. keraudreni). Es 
wird in der Urbeschreibung besonders darauf hingewiesen, daU der 
Einschnitt an der linken Seite der Miindung schriig nach oben verlauft 
(„sursum ascendente"). L. Pfeiffer gibt^) eine so treffende Beschrei- 
bung der Miindungsform, daU icb sie zur besseren Charakterisierung 
dieser Art wiedergeben mochte: „Auf der Miindungswand steht eine 
bogige, nach vorn etwas abstehende Lamelle, deren rechtes Ende in der 
Nahe des rechten Randes frei in die Miindung hineinragt; das linke 
geht bis zur Basis der kurzen, breiten, schwieligen Spindel, welche durch 
einen offnen, nach dem Riicken aufsteigenden Kanal von dem Mund- 
saum getrennt ist.“ — MaOe gibt Hinbs nicht an, nach Pfeiffer ist 
die Hohe 9 mm, der Durchmesser 5 mm. In der Sammlung des Berliner 
Museums liegen nun 2 Stiicke mit diesen MaBen von den Louisiaden 
und drei von Neu-Mecklenbuig vor, aber gerade dicsc 5 Schalen haben links 
an der Miindung nicht den schrag nach oben verlaufenden Einschnitt, 
sondern nur eine kleine Kerbe im Mundsaum. (Ob diese Formen eine 
Rasse, eine nahverwandte Art oder lediglich individuelle Varianten dar- 
stellen, kann nur dutch noch umfangreicheres Material klargelegt 
werden.) Alle Exemplare von Neu-Pommem (Nordkuste: Bitokara, 
TJlamona, Insel Lolobau, Insel Vuatom; Gazelle-Halbinsel : Ralum, 
Mope; Siidkiiste: Karlei, Malkong, Ip, Wattok, Mailmail, Matlip, Lomal, 
Kormoranhuk, Jacquinotbucht, Kap Dampier, Pulie-FluB) (von Neu- 
Mecklenburg liegen mir keine sicheren Funde vor) erreichen dagegen 
diese MaBe nicht. Eine Serie von Mope hat eine Hohe von 6, 6-8,1 mm 
bei etwa 6 Umgangen und einen Durchmesser von 3,7-4,5 mm. Eine 
Serie von Ulamona zeigt durchschnittlich kleinere MaBe (Hohe 5,6 bis 
7,2 mm; Durchmesser 3,l-4,lmm) bei etwa bVa Umgangen. Vom Kap 
Dampier hat eine Schale sogar nur einen Durchmesser von 5 mm. — 
2 Exemplare vom Sattelberggebiet in Neu-Guinea, von Pastor Wagner 


1) PFEIFFEK, L., Martira^Ohemnitz, p. 206. 1846. 


Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck -Archipels. 601 

gesammelt, entsprechen den Neu-Pommern-Stucken, auch in den 
Mafien. Pufina augustae Leschke von Neu-Guinea (Kaiserin-Augusta- 
FluB) mochte ich ebenfalls als Synonym bezeichnen. 

Die Radula ist eine typische Pt^p?ia-Radiila. 

Verbreitung: Neii-Pommern, Neu-Guinea, Neu-Mecklenburg ( ?), 
Louisiaden ( ?). 

108. Pupina cumingiana L. Pfr. 

Pupina cumingiana L. Pfeiffer, Proc. Zool/Soc. London 21, p. 52 , 1853 . (Terra 
typica : Salomons -Inseln. ) 

Eine groBere Serie, von Dr. Buhler auf Manus (Lorengau) ge- 
sammelt, mochte ich zu P. cmimvjimut Pfr. rechnen. Diese schlanke 
Pu'pina ist von den bisher behandelten Arten keraijdreni und aurea in 
der Hauptsache durch das Fehlen der Schwiele an der rechten Seite der 
oberen Mundungswand unterschieden. Der Spindelkanal ist nicht so 
tief eingesenkt, d. h. er liegt noch fast im aulJeren Mundsaum und nicht 
wie bei keraiulrefd dahinter, und erinnert daniit nielir an die Verhalt- 
nisse bei keraiidreni mussauensis. Die Fiirbung ist meist rbtlich braun, 
seltener hornbraun. — Die MaBe, die Pfeiffer iingibt (Hohe 8 mm, 
Durchmesser 32/3 mm), werden von den mir vorliegenden Stricken nicht 
erreicht. Die Hdhe variiert von 6,1-7 mm, der Durchmesser von 3 bis 
3,6 mm. 

Verbreitung; Salonronen, Admiralitatsinseln. In dem Material 
des Berliner Museums liegen noch Stiicke vor von Neu-Caledonien und 
Boston-Insel (oder Ebon Atoll). Auch ist eine Serie von Biedermann 
von Neu-Britannien vorhanden. Sollte der Fundort stimmen, ist es 
verwunderlich, daB Pater Schneider bei seinen groBen Aufsammlungen 
kein einziges Stiick dieser Art dort gefunden haben soil. -- Pupina 
solomoneMsis E. A. Smith von den Salomonen steht vielleicht in niiherer 
Beziehung oder ist gar synonym! 

109. Pupina schneideri sp. n. (Abb. 40). 

Von dieser neuen Art liegen Serieii von der Nordkiiste Neupommems 
von Bitokara und Ulamona und von der Sudkiiste nur vom Kap 
Dampier vor. 

Diagnose. Schale eiformig. Apex stumpf, das Periostracum mit 
einem porzellanartigen Uberzug bedeckt; weiBlich und hell bis dunkel- 
hornfarben; mit etwa 6 schwach gewolbten Umgangen, von denen der 
letzte etwa 2/3 der Gesamthohe einnimmt, Miindung schrag nach vorn 
oben gerichtet, ziemlich kreisrund; auBerer Mundsaum schippenartig 

BD* 



602 


Ilee Rensch 


vorgezogen. An der Miindungswand des letzten Umganges steht eine 
bogige, nach vorn etwa mm vorgestreckte Lamelle, die an der rechten 
Seite in das Miindungsinnere hineinlauft und hier mit der Miindungs- 
wand einen Kanal bildet und links durch einen kleinen, schrag nach 
oben gerichteten Einschnitt von dem unteren vorgeschobenen Teil des 
Mundsaurns getrennt ist. Columella relativ breit. — Hohe 7,6-9, 6 mm; 
Durchmesser 5-6,4 mm. 

Die Radula ist mit ihrem dreispitzigen Mittelzahn eine eindeutige 
Pi^pma-Radula. 

Typus: 1 Exemplar von Ulamona im Zoologischen Museum zu 



Berlin (Hohe 9 mm; Durchmesser 5,7 mm). 

Von den bisher aus dem Bismarck- Archipel bekannten 
Pu'pinen ist keine dieser neuen Art naher verwandt. 
Eine gewisse Ahnlichkeit hat aber P. clam Fulton von 
Australien, die jedoch groBer und spitzer ist und eine 
weniger hervorstehende bogenformige Lamelle hat und 
deren rechte Kallusschwiele nach oben hin verlangert ist. 


Typus von Ahnlich ist auch P. rookmaheri B. Rcnsch von Sumatra, 
scf^id^i die ebenfalls grofier und spitzer ist, aber eine ahnliche 
^ ‘( v^^rgr Mund armatn r hat . 


110. Pupina speculum Tapp. Can. 

Pupina speculum Tapparone Canefri, Ann. Mus. Genova vol. 19, p. 270, 
T. 10, fig. 14, 15, 1883. (Terra typica: Neu-Guinea [Port Dorey].) 

Pupina speculum I. Rensch, Zool. Anz. 95, p. 193, 1931. 

Das von Pater Klaarwater auf den Admiralitatsinseln gesammelte 
Exemplar hat vielleicht eine etwas rundlichere Mundoffnung als das 
von Tapparone Canefri abgebildete Stiick. — Hohe 10 mm, Durch- 
messer 6 mm. 

Verbreitung: Neu-Guinea, Admiralitatsinseln. 

111. Palaina novopommerana I. & B. Rensch. 

Palaina novopommerana I. u. B. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 84, Abb. 4, 1929. 
(Terra typica: Neu-Pommern [Karlei].) 

GroUe Serien fand Pater Schneider von dieser neuen Art auf Neu- 
Pommern an der Weiten Bucht (Malkong-Bach [iiber 250 Exemplare], 
Karlei, Kermen, Puplon, Kaukum). 

Diese bisher groBte Palaina von Neu-Pommern hat eine spitzeifor- 
mige Schale mit feiner Rippung, die auf der der Miindung abgewandten 
Seite des letzten Umganges etwa doppelt so dicht wie auf den iibrigen 


Untersuchungen liber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 603 


Umgangen ist. Die Unterscliiede zu P. vexator, von der extrenie Stiicke 
not’opommemmi-Exemplaren recht iilmlich sehen, habe icli bei vexator 
eingeliend behandelt. — Hohe 4,7-6 mm ; Durchmesscr 2,3)-3,l mm. In 
einer Serie vom Puplon finden sich besonders kleine Exemplare (Hohe 
4,2, 4,3 mm; Durchmesscr 2,3, 2,2 mm), die abor 
doch wegen ihrer engcren liippnng zn novopom- 
merana zu rechnen sind. - De ‘ Deckel ist zart 
hornig und rund. 

Die Eadula hat einen Mittelzahn (Abb. 41), 
der mit 7 Zacken vcrsehen ist, von denen jeder- 
seits die auBerste sehr klein ist. Eiiie kleine Zacke 
am imteren Ende der Basalplatte, wie sic z. B. 

Diplommiathui Mlldf. besit/dd), ist niclit vorhanden. (Es gibt 

ubrigens auch D/p/ommaiiaa-Arten ohne diese Zacke, sie ist also nicht 
etwa Gattungsmerkm al . ) 

V e r b r e i t u n g : Neii-Pommern. 



41. MiUrlzahn 
(l(‘r Kadula von Palaina 
novo ponimeran a 
1. Keiisfli. 


112 . Palaina vexator 1 . & B. Rensch. 

Palaina vexator I. n. B. Rensch, Zool. An/. 80, p. 85, Abb. 6, 192!). (Terra 
typica: Neu-Roniniern, Weite Bucht.) 

Von P. vexator wiirdcn Serien bei Karlei, am Malkong-Bacli, bei 
Lnwelon, Wattok, Wassorfallbucbt (Matong) mul Kap Dampier ge- 
sammelt. 

Diese Serien zeigen die groBe Variationsbreite von P. vexator, die 
sich bei extrenicn Stitcken der Variationsbreite von P. novofornmerarm 
nahern kann. Deslialb mocbte ich die Merkmale, die vexator von P. novo- 
pornmerana unterscbeiden, be.sonders bervorlieben. P. vexator bat im 
Durchsclinitt eine geringere Hohe trotz der gleichen Zahl von (P/g Um- 
gangen. Die Gesamtform beider Arten kanr\ sehr ahnlich sein, jedoch 
sind die IJmgiinge bei vexator starker gewolbt, die Nahte also mehr ver- 
tieft. Der vorletzte Urngang hat bei vexator einen merklich groBeren 
Durchmesscr als der letzte, wahrend bei novopommerana die Durch- 
messer der beiden letzten Umgange fast gleich sind. Auch durch das 
Fehlen eines Nabelritzes ist vexator unterschieden. Zumeist ist der 
breite Mundsaura an dieser Stelle angedriickt. Die Nabclgegend hat 
einen kleinen Wulst, der bei novopommerana fehlt. Der Mundsaum ist 
starker aufgeschlagen, relativ breiter und sehr haufig doppehandig. 
Die Mundbffnung steht mehr vom Gehause ab. Die Rippung ist be- 


1) Vgl. Rensch, B., Zool. Jahrb. Syst. 61 , p. 386, Fig. 11, 1931. 



604 


Use Rensch 


deutend weiter, was besonders auf dem vorletzten Umgang deutlich 
wird, wo die Rippen bei novo'pommerana etwa doppelt so eng steben wie 
bei vexator. — Hohe 4—4,7 mm; Durchmesser 2—2,7 mm. 

Verbreitung; Neu-Pommern. 

113. Palaina scAne/t/er/ I. & B. Rensch. 

Palaina achneideri I. u. B. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 86, Abb. 6, 1929. (Terra 
typica; Neu-Poramern, Karlei.) 

Von dieser durch ihre trichterformige, vorgezogene Miindung charak- 
terisierten Palaina konnte Pater Schneider noch eine groBe Serie am 
Malkong-Bach und einige Exemplare bei Karlei und am Nangurup 
sammeln. 

Die elliptisch-walzenformige, weiBliche Schale hat 6 gewolbte Um- 
gange. Der letzte Umgang ist stark verengt und dann trichterartig er- 
weitert, wobei die fast kreisrunde Miindung etwas vom Gehause ab- 
steht. Die Rippung ist sehr fein und haufig am dritten Umgang und 
am vorletzten Drittel des letzten Umganges am weitesten; dicht vor 
der Miindung wird die Rippung am engsten, aber ungleichmaBig. — 
Hohe .3,l-3,5 mm; Durchmesser 1,5-1 ,8 mm (2 mm ist eine Ausnahme). 

Verbreitung: Neu-Pommern. 


114. Palaina granulum I. & B. Rensch. 

Palaina granvlum 1. u. B. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 86, Abb. 7, 1929. (Terra 
typica: Neu-Pommern, Karlei.) 

Diese bislier fiir den Bismarck- Archipel kleinste Palaina fand Pater 
Schneider in groBeren Serien am Malkong-Bach bei Kermen und an 
der typischen Fundstelle Karlei. 

Die weiBlich bis hellbraunlich gefarbte Schale ist langlich elliptisch 
bis walzenforraig und hat 6 gewolbte Umgange. Der vorletzte hat etwa 
den gleichen Durchmesser wie der letzte. Die Rippung ist fein, am 
weitesten auf der der Miindung abgewandten Seite. Die Miindung ist 
fast kreisrund. Der Mundsaum ist derb und hat parallele Zuwachs- 
streifen. - Hohe 2,3-2,6 mm; Durchmesser 1,3-1, 4 mm. 

Verbreitung: Neupommern. 

116. Palaina commixta sp. n. (Abb. 42). 

Die umfangreichen Serien, die Pater Schneider gesammelt hat, 
machen es notig, zu den vier neuen Palaina-Arten noch eine fiinfte 
hinzuzufiigen. Es liegen von dieser neuen Art Serien vor von Karlei- 


Untersuchungen liber die Landschneckenfauna des Bisniarck-Archipels. (305 


Nangurup, vom Malkong-Bach und vom Mevoulou (Weite Bucht), 
Neu-Pommern. 

Diagnose. Schale weiBlich bis braunlich, links gewunden, un- 


genabelt, scblank eiformig zugespitzt, mit 6 stark gewolbtcn Umgiingen 
(besonders wulstig aufgewiilbt bei der Serie vom Mevoulou-FlnB). Der 
vorletzte Umgang oberhalb der Miindung schwacK abgeflacht und etwas 
eingedriickt, Rippung ziemlich gleichmaBig weit auf 
alien Umgiingen ; die letzte Hiilfte des letzten Um- 
ganges vor der Miindung sehr weitrippig, Em- 
bryonalwindungen ungcrippt. Eine mikroskopiscli 
feine Spiralskulptur wird von den Rippen geschnit- 
ten. Miindung fast kreisrund; Mundsaum b:eit auf- 
geschlagen. Mit ungleiclimiiBigen Zuwachsstreifen 
skulpturiert. Die Ralluspartie meist kaum ball) 
so breit als der Mundsaum. — Hohe 2,8-B,2mm; 

Durcbmesser 1,4-1, 7 mm. 

Von Pakiina schneideri, der bisber einzigen 
Pahim-Axi vom Bismarck-Arcbipel, die etwa die- 
selbe GroBe bat, ist P. conmixia durcb die mebr 
zugespitzte Scbalenform und das Feblen der vorgezogenen Miin- 
dung unterscbieden. P. granulum ist kleiner und nmbr cylindriseb. 
Die neben ibr Icbende P. vexMm bat einen iibnlicbcn Miindungstyp, 
ist aber bedeutend groBer. 

Typus: 1 Exemplar vom Malkong-Bacb (Kobe 2,9; Durcbmesser 
1,6 mm). 



Abb. 4 2. TypiiH von 
1 *ala in a co m m i xia 
J.Uensch. (Vergr.) 


116 a. Palaina com mixta jacquinoti nov. 

Eine Serie von der jacquinotbuebt auf Neupommern untersebeidet 
sicb von der Nominatrasse durcb weitere Rippung, wemger stark ge- 
wolbte Umgange und eine durchscbnittlicb etwas groBere Hobe. — 
Kobe 3-3,Bmm; Durcbmesser 1,5-1 ,7 mm. 

Typus; 1 Exemplar (Kobe 3,1mm; Durcbmesser 1,0 mm) in der 
Sammlung des Berliner Museums. 

Verbreitung: Neu-Pommern. Nom natrasse: Weite Buebt; Rassc 
jacquinoti: Jacquinotbuebt. 


116. Japonia poirierii sexliratus I. u. B. Renseb. 

Lagochilus poirierii sexliratus I. u. B. Rensch, Zool. Anz. 80, p. 83, 1929, 
(Terra typica: Neu-Pommem, Karlei.) 


606 


Ilae Rensch 


Pater Schneideb sammelte von dieser Basse noch weitere Serien 
auf Neu-Pommern (Nordkiiste: Ulamona; Siidkiiste: Weite Bucht 
[Ril, Karlei, Malkong, Walngau, Ip, Wattok, Luwelon]; Wasserfall- 
bucht [Matong]; Jacqninotbucht [Malekur]; Kap Dampier). 

Die charakteristiscbstenUnterschiede zur Nominatrasse J. poirierii 
Tapp. Can. von Neu-Guinea sind die geringen Mafie, die Umgangszahl 
und die Zahl der Spiralkiele auf der Oberseite. tJbereinstimmend mit 
den Angaben iiber die Zahl der Leisten in der Diagnose, konnte ich bei 
einer Serie von Karlei (77 Exemplare) zumeist (62 Stiick = 67,6%) 
6 Spiralleisten feststellen, 16 Exemplare batten 7, 2 Exemplare 8, je 
1 Exemplar 9 und 10, und 6 batten nur 6 Spiralkiele auf der Oberseite. 
Bei dieser Zahlung ist die nicht immer deutlich zu erkennende Leiste 
an der Naht nie mitgerechnet. Dagegen sind noch die Leisten (meist 
nur 1) mitgezahlt, die unmittelbar unterhalb der Kielleiste liegen. 
Zwischen diesen und den Kielleisten der Unterseite liegt meist ein 
leistenfreies Stiick. — Kobe 3,6-6,l mm ; Durchmesser 4,l-6,8 mm bei 
6-6^/^ Umgangen (Nominatrasse Kobe 7 mm; Durchmesser 7 mm bei 
6 Umgangen). — Der hornige Deckel ist sehr zart, annahernd kreisrund 
und etwas konkav. 

Die Radula entspricht in ihren Zahnformen denen von Japonia 
trochulus baliensis^). 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

117 . Leptopoma vitreum (Lesson). 

Cydoatoma vitreum Lesson, Voy. Coquille II, p. 34(5, pi. 13, fig. 6, 1830. (Terra 
typica: Neuguinea.) 

Leptopoma vitreum Kobelt in: Tierreich, Lief. 16, Cycloph. p. 15, Berlin 1902. 

Leptopoma vitreum Rensch, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 61, p. 375, 1931. 

Auf Neu-Pommem wurde Material an folgenden Punkten gesammelt: 
Nordkiiste: Insel Poi (Talasea), Bitokara, Dakatan-See (Willaumez- 
Halbinsel), Ulamona, Insel Lolobau, Insel Vuatom (Reber); Gazelle- 
Halbinsel: Mope; Siidkiiste: Weite Bucht, Wasserfallbucht (Matong), 
Jacquinotbucbt (Mailmail), Kap Dampier, Mowebafen; auf Neu-Mecklen- 
burg: Medina, Ugana, Majom; ferner auf den Inseln Tabar, Lihir, Mas- 
sait, Mahur; auf St. Matthias, auf NW-Manus und auf der kleinen Insel 
Lou (Admiralitatsinseln). 

Alle vorliegenden Stiieke sind glasig weifi bis hellbomfarben. Einige 
Exemplare haben eine schwache Andeutung eines Kielstreifens. [Aucb 
Leschke, 1. c. p. 109, erwabnt von Neu-Pommern-Stiicken (Forsaytb 


1) Vgl. Rensch, B., Zool. Jahrb. Syst. 61, p. 382, Fig. 7, 1931. 


Untersuolningea iiber die Landschneokenfauna des Bismarok-Ardiipels. 607 

Island, Puliebucht) eine Kielandeutung]. Stark variiert L. vitreum in 
den MalJen: Hohe 11,9-17,9 mm; Dnrcbmesser 11,3-16,6 mm. Bei 
Ulamona sind drei extrem groBe Stiicke gesammelt worden: Hohe 
20,7, 21,6, 23,9 mm; Durchmesser 19,6, 20,3, 22,8 mm. 

Die Kadula wurde schon von den Vettern Sarasin abgebildet^). 

Verbreitung: Bismarck- Archipel (Neu-Pommem, Neu-Mecklen- 
burg und anliegende Inseln, Neu-Hannover, St. Matthias, Admiralitats- 
inseln, Neu-Lauenburg), Neu-Guinea, Salomonen, N-Australien, Mo- 
lukken, Philippinen, Formosa, Grofie imd Kleine Sunda-Inseln. 

118. Leptopoma ignescens (Pfr.) 

Cydoetoma ignescens Pfeiffer, Proc. Zool. Soc. London 1851, p. 261. (Terra 
typioa: Nova Hibernia.) 

Von dieser orangeroten Art besteht nur eine Abbildung, die Pfeiffer 
nach einem CuMiNGschen Stiick (vielleicht dem Typus) im Martini- 
Chemnitz^) wiedergibt. Der etwas abgestumpfte Apex und der mehr 
senkrecht verlaufende Collumellarrand sprechen dafiir, daB es ein Lepto- 
foma ist. (Der Deckel, das taxonomisch wichtigste Merkmal, war bei 
der Urbeschreibung unbekannt.) Bisher ist im Bismarck- Archipel 
auBer orangeroten Pseudocyclotus-AiteTi keine derart gefarbte L&pto- 
foma wiedergefunden worden. Dagegen ist von Neu-Guinea eine 
orangerote Leptojxma von Tapparone CanEfri (1886, p. 178), L. calli- 
cMoros, beschrieben worden (es liegen mir auch solche Schalen vor von 
Neu-Guinea), die vielleicht mit L. ignescens identisch ist. 

Die OriginalmaBe sind fiir die Hohe 11 mm, den Durchmesser 4 mm, 
bei 4^/2 Umgangen. Reeves Diagnose und Abbildung von ignescens, 
die von der Originaldiagnose abweicht, liegt vielleicht ein gebanderter 
Pseudocyclotus zugrunde. 

119. Leptopoma pumilum Tapp. Can. 

Leptopoma pumilum Tapparone Canefri, Ann. Mus. Civ. di Storia Nat. Genova, 
Vol. IV, p. 173, T. II, fig. 14, 16, 1886. (Terra typioa: Neu-Guinea, Arfak-Gebirge.) 

Le^poma pumilum DaU, Field Col. Mus., Zool. Ser., Vol. VII, p. 216, 1910. 

W. H. Dall erwahnt bei der Bearbeitung einer Ausbeute von 
Dr. Dorsey X. pumilurn von den Lihir-Inseln. Da Tapparone Canefri 
diese Art von Holl-Nordwest-Neu-Guinea beschrieben hat und die 
zahlreichen Aufsammlungen von Pater Meyer und Pater Neuhaus 
diese kleine durch zarte Kiellinien charakterisierte Art auf Lihir mcht 

SaRABIN, Land-Mollusken von Celebes, p. 18^21, Wiesbaden 1899. 

*) Pj fMiW B, Martini-Chemnitz 1846, T. 42, Fig. 11, 12. 

ArohlTl. Naturgesohiclite, N. F. Bd.«. Heft*. 



Q0g : IlieBaosoh 

enthaltffli, glauben, daB die von Dall bestimmte Art viel- 

leicht nnr eine L. vitreum mit Kieliinie war (s. o.). Ein sicherer Nach- 
weis von L. 'pumihitn ist damit also noch. nicht fiir den Bisnaarck- 
Archipel gegeben. 

120. Leptopoma kanleganum (Pfr.) 

Cydostoma hatileyanuin Pfeiffer, Proc. Zool. Soo. London 1866, p. 384. (Terra 
typioa: Admiralit&tsinseln.) 

Bs liegt mir kein Material von dieser, durch braunliche Flammen- 
zeichnung charakterisierten Art vor. Die einzige Abbildung gibt ReeveI). 
Vielleicht ist auch der Fundort Admiralitatsinseln von Pfeipfee, wie 
ja schon ofters festgestellt werden muBte*), irrtiimlicli angegeben 
worden. 


121. Leptopoma dohmi Ad. & Ang. 

Leptopoma dohmi Adam n. Angaa, Proc. Zool. Soc. London 1864, p. 38. (Terra 
tj^pica: Neu-Mecklenburg.) 

Diese, durcb ibre blaBolivbraune Farbung cbarakterisierte Art liegt 
mir nicht in neuen Aufsammlungen vom Bismarck-Archipel vor. Im 
Berliner Museum liegt ein Stiick von Neu-Mecklenburg, welches der 
Diagnose auch in der Spiralstreifung und dem Kiel entspricht, ebenso 
ein Exemplar, als dohmi bezeichnet, von Neu-Georgien (Salomonen). 
Beide Stiicke weisen eine so groBe Ihnlichkeit zu L. hargravesi Cox auf, 
daB letztere aller Wahrscheinlichkeit nach als Synonym angesehen 
werden muB. 


Helicinidae. 

122. Palaeohelicina stanleyi asphaleia Wagner. 

Palaeohelicina stankyi asphaleia A. I. Wagner, Helioinenstudien. Denk. Ak. 
Wien 77, p. 438, T. 9, fig. 18, 1905. (Terra typica: Neu-Pommem, Gazelle-Halb- 
ineel.) 

Von dieser Rasse des Bismarck- Archipels liegen mir Serien vor von 
Neu-Pommem (Nordkiiste: Poi [Talasea], Bitokara [Willaumez-Halb- 
insel], Ulatnona, Insel Lolobau, Insel Vuatom [Reber]; Gazelle-Halb- 
insel: Vunapope, Ralum, Tapo, Mope; Siidkiiste: Mensalbach, Earlei, 
Ajawi, M 


B^bvb, Ckmolu>logia I(X^^ 13, sp* 1888* 

*) VgL J. Rbnsoh, 8, p. 483, 1984, 


TJnterauohungen fiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 609 

Von der Nominatrasse ist asphaleia dutch bedeutendere GroBe 
unterschieden. Der Durchmesser wird von Wagnee^) mit 6,5-7 ,5 mm 
fiir die Neu-Guinea-Stiicke angegeben, wahrend die Neu-Pommem- 
Serien als kleinstes DurchmessermaB 7,8 mm aufweisen. (GroBter 
Durchmesser 10 mm; Leschke gibt von der Siidkiiste Neu-Pommems 
[Pulie-Bucht] sogar 10,6 mm an.) Die Hohe varuert von 6,1-6, 7 mm 
bei 4r-b Umgangen. Die Farbung ist variabel: hellergelb bis zitronen- 
gelb bis gelbbraun. t)ber Naht und Kiel verlauft ein klar begrenztes 
rotbraunes Band. Bei Exemplaren vom Movehafen ist die Grundfarbe 
auf dem letzten Umgang z. T. rotbraun bis braunUchviolett gefarbt. 
Auf der Ober- wie Unterseite befindet sich eine dichte kraftige Spiral- 
skulptur. Die Mundung ist dreieckig, der Mundsaum schwach auf- 

geschlagen. .i,. , ri i 

Thiele®) hat eine kurze Beschreibung des weibhchen Genital- 

apparates gegeben. ,, , , , / v, 

Verbreitung: Neu-Pommern, Insel Tuom, Neu-Mecklenburg (nach 

Wagner). , . i • j 

Rassenkreis: Die kleinere Nominatrasse stanleyi Forbes wird von 

den Louisiaden und den benachbarten Kustengebieten von Neu^Gumea 
erwahnt. Hedley hat noch eine „var.“ sinus von der Milne- ay e- 
schrieben, die flacher sein soli als die Nominatrasse, und eine „var. 
rosselmsis von der Insel Rossel, welche groBer sem und em hoheres 
mehr konvexes Gewinde haben soil. Wie weit es sich bei diesen Formen 
urn geographische Rassen handelt, muB an groBerem Material unter- 

sucht werden. 

123. Palaeohelicina spinifera inflata A. I. Wagner. 

Palaeohelicim spinifera inflata A. I. Wagner, Helicinenstudien II, Denk. Ak. 
Wien 78, p. 206, T. 10, F. 6, 1906. (Terra typica: Neu-Irland.) 

Eine groBe Serie dieser Rasse wurde von Dr. Buhlee auf Neu- 
Mecklenburg (Medina) im Busch gesammelt. Sie unterscheidet sich 
von der Nominatrasse, die wie auch zwei weitere Rassen auf den Salo- 
monen lebt, dutch etwas groBere Festschaligkeit und em wenig erweiter- 
ten letzten Umgang mit stumpfkantig 

Farbung ist bei den Medina- Stuckenziemhch emheithch gelblich-bis ro- 
savioletl wobei die Farbung an den oberen Wmdungen mtensiver ist 
und zur Miindung blasser wird. Eine rotbraune Banderung, wie sie die 
Nominatrasse hat, fehlt. Einzelne Stucke haben aber ein subperipheres 

1) Wagnbr, Martini-Chemnitz P- 260- 

») Thiblb, Abhdlg. d. Senckenberg-Gesellschaft 82, p. 357. 



610 


IkeBeDseh. 

w ftifilifthi BR Stmii. Das Miindiuagsiimere ist gelb biS prangefarbea. Die 
Ooltoaelkrecke ist pbgerundet, der stacbdartige Fortsatz leblt. Der 
pigmeatierte Teil des Deckels ist rotliohbraim gefarbt. Starkere tJber- 
aii>HfciwmiiTig als ndt der Nominatrasse zeigt die Neu-Mecklenburg-Form 
mit der Rasse makiraSims L u. B. Renseb Von San Christoval (Salo- 
monen). Die Form, die Stumpfkantigkeit, die Farbung der Schale imd 
des Mnndiingainne ren stimmen nabezu uberein. Nur ist die Serie von 
Medina dnrchsclmittlich etwas kleiner (Hohe 8-9,1 mm; Durchmesser 
9,7-10,7 mm) (Mafie von 3 moifeiroensis-Stucken: Kobe 9,1-9, 3 mm; 
Dnrcbmesser 11,2-11,7 mm), nur mit ganz scbwachen z. T. kaum er- 
kennbaren Spirallinien skulpturiert und einem scbwacher gefarbten 
Deckel, der bei makiraensis auffallend schwarzbraun ist. 

Verbreitung: Neu-Mecklenburg. (Rassenkreis: sp. sjyinifera Pfr. 
auf Guadalcanar, sp. moramensis auf Neugeorgien, sp. makiraensis auf 
San Christoval, sp. isabelensis auf Ysabel.) 

123a. PalaeoJtelicina spinifera mussauensis nov. 

Eine von Dr. Buhler auf St. Matthias (Mussau) gesammelte Form 
mochte ich in den Rassenkreis spinifera einreihen. Sie imterscheidet 
sich von den ubrigen Rassen dutch ihre viel geringeren MaBe imd die 
relativ bedeutendere Hohe. Diese betragt etwa 97% des Durchmessers, 
wahrend bei den anderen Rassen, z. B. inflata, die Hohe nur 82^2% des 
Durchmessers betragt. Dutch diese relativ groBere Hohe' ist die Schale 
starker spitzkegelformig. Die 4V4-4V2 Umgange sind starker gewolbt 
als bei der 'Rasse inflata. Die stumpfe Kante des letzten Umganges 
zeigt eine ahnliche Ausbildimg wie bei inflata. Die Farbimg variiert 
von zitronengelb bis braunlichgelb, kann aber auch etwas rosaviolett 
sein. Bisweilen tritt eine weiBliche Banderung unterhalb des stumpfen 
Eipk auf. Das Miindungsiimere ist zitronengelb gefarbt, ebenso der 
Trin.Tip.liTTm.1 mehr weiBliche, etwas aufgeschlagene Mundsaum. Eine 
Spiralskulptur fehlt. — Hohe 6,3—7 mm, durchschnittlich 6,7 mm; 
Durchmesser 6,5-7,4niBii durchschnittlich 6,9 mm. — Der dreieckige 
Deckel ist nur an der rechten Halfte rotlichbraun pigmentiert. 

Verbreitung: St. Matthias. 

Typus: 1 Exemplar un Baseler Naturhistorischen Museum (Hohe 
6,9; Durchmesser 7,2 mm). 

124. PalaetAdicina novopOmmerana sp. nov. 

Die neue Art liegt mir vox in Ftmden voh der Nordkiiste Neu-Pom- 
mems (Ulamona) und von der SOdkiiste (MWkong'Bach, Kap Dampier, 

';PldijB^i^)., z; ' ' •' '' ■ 


Unti^suchuiigea fiber die Landsohneokenfauna des Bismarck- Archipels. 611 

Diagnose. Schale flachkegelformig mit stark gewolbter Unter- 
seite, relativ festschalig, hell zitronengelb bis chromgelb, mit 4 fast 
flachen Uingangen und schwach vertiefter Naht. Die Zuwachsstreifen 
sind kaum sichtbar, dock kann man eine gleichmaliige Spiralskulptur 
mit bloBem Auge erkennen. Auf der Oberseite des letzten Umganges 
etwa 9-11 vertiefte Spirallinien. Die etwas schrage Miindung ist ab- 
gerundet dreieckig. Der weiBe Mundsaum schwach aufgeschlagen. Am 
tJbergang von der Columella zum Mundsaum befindet sich eine ab- 
gerundete Ecke. — Hohe 4, 3-5, 2 mm; Durchmesser 6,2-7 mm. 

In der Gestalt, Farbung imd Form der Miindung ahnelt die neue 
Art von Neu-Pommem imgemein Sulfurina martensi Issel von Borneo. 
Wiirde P. novopommeranct, nicht die Spiralskulptur und den weiBen 
Mundsaum haben, miiBte sie mit dieser Form identifiziert werden. 
Wahrscheinlich handelt es sich aber nur urn eine auBere Ahnlichkeit. 

Verbreitung; Neu-Pommern. 

Typus: Im Zoologischen Museum zu Berlin (Hohe 4,6 mm; Durch- 
messer 6,6 mm). 


12B. Aphanoconia sophiae Brazier. 

Hdicina aophiae Brazier, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales I, p. 4, 1876. (Terra typica : 
Treasury-Island, Salomonen.) 

Eine groBere Serie sammelte Pater Otto Meyer auf Massait (Ost- 
kiiste von Neu-Mecklenburg) ; Dr. Buhleb fand 3 Exemplars auf 
St. Matthias. 

Die flachkegelformige Schale istgelblich bis griinlichweiB oder auch 
rotlichbraun gefarbt. Die 4 Umgange sind sehr flach, der let^te etwas 
konkav, was durch den scharf zusammengedriickten Kiel venirsacht 
wird. Dieser, wie die angedriickte Naht, ist weiBlicher als die iibrige 
Schale gefarbt. AuBer den deutlichen Zuwachsstreifen sind die Ober- 
imd Unterseite noch mit derberen Spirallinien skulpturiert. Die Mun- 
dung ist dreieckig, der Mundsaum ganz schwach aufgeschlagen. Die 
MaBe fiir Hohe und Durchmesser sind geringer als die in der Diagnose 
angegebenen, aber das Verhaltnis der Hohe zum Durchmesser ist das 
ffleiche (60%). Hohe 3,2-3, 9 mm; Durchmesser 5,&-6,2 mm (Der 
Typus hat nach Brazier eine Hohe von 4,6 mm; der Durchmesser 
betoagt 7,6 mm). - Die 3 Exemplare von St. Matthias haben die 
gleichen MaBe, sind aber nicht ganz so flach kegelformig, doch ist der 
Unterschied so gering, daB ich zunachst von einer Benennung absehen 

mochte. 



612 


Ilse Bensoh 


Verbreitung. Salomonen: Treasury-Island; Bismarck-Archipel: 
Massait, St. Matthias (Neunachweis). 

126. Aphanoconia papuana E. A. Smith. 

Hdicina papuana E. A. Smith, A nn . Mag. Nat. Hist. (6) XVI, p. 366, T. 20, 
p. 19, 1896. (Terra typica: Deutsch-Neuguinea, Konstantinhafen.) 

Eine Schale von Neu-Meckienburg hat alle die Merkmale, die 
A. papuana Smith (mir liegen topotypische Stiicke zum Vergleich vor) 
charakterisiert. Die flache, kegelfdrmige Schale hat 4 Umgange und 
ist scharf, zur Miindung zu stumpier gekielt. Die Miindung ist ab- 
gerundet dreieckig, an der Innenseite schwach orange gefarbt, der 
Mundsaum etwas aufgeschlagen. AuBer den Zuwachsstreifen kann ich 
keine Skulptur feststellen. Der Dbergang des Miindungsrandes in die 
Columella ist charakterisiert durch eine etwas abgerundete vorspringende 
Ecke. Die Nabelpartie ist etwas vertieft. — Hohe 4,4 mm; Durch- 
messer 6,8 mm. 

Verbreitung: Deutsch-Neuguinea, Neu-Mecklenbiurg (Neunach- 
weis). 

126 a. Aphanoconia papuana mussauensis nov. 

Diagnose. Eine groBe Serie, von Dr. Buhlek auf St. Matthias 
gesammelt, mochte ich als geographischen Vertreter der Neu-Guinea- 
bzw. Neu-Mecklenburg-Form bezeichnen. Die Stiicke unterscheiden 
sich hauptsachlich von der Nominatrasse durch die bedeutend gerin- 
geren MaBe. In der Gesamtform sind sie sich auch sehr ahnlich. Die 
flachkegelformigen, hellrotlichbraun homfarbenen Stiicke haben 8^/2 fast 
flache Umgange. Die Naht ist wie bei der Nominatrasse nicht vertieft. 
AuBer den feinen Zuwachsstreifen ist nur mit starkerer VergroBerung 
noch eine feine Spiralskulptur auf dem vorletzten Umgang und der 
Unterseite zu erkennen. Die Miindung ist abgerundet dreieckig; der 
Mundsaum schwach aufgeschlagen. Er bildet mit dem Columellarrand 
eine rundliche Ecke. — Hohe 2,9— 3,6 mm ; Durchmesser 4,6— 5,9 mm. 

Verbreitung: St. Matthias. 

Typus: 1 Exemplar im Baseler Naturhistorischen Museum (Hohe 
3,3; Durchmesser 5,7 mm). 

127. Aphanoconia ponsonbgi E. A. Smith. 

Hdicina ponsonbyi E. A. South, Proc. Zool. Soc. London 1884, p. 266, pi. 
XXII, fig. 9, 9a. (Terra typioa: Wild-Insel, Pigeon Island [Admiralitatsinseln].) 

Hdicina pachydotna E. A. Smith, Joum. of Malac. V, p. 21, pi. II, fi^. 14, 
1896. (Terra typioa: Neu-Pommem.) _ 


Untersuchungen uber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 613 

Von Neu-Pommern liegen Serien vor von der Gazelle-Halbinsel 
(Mope, Tapo), von der Siidkiiste (Mensalbach, Karlei, Malkong, Matlip, 
Kap Cormoran, Wejin, Kap Orford, Owen-Spitze, Matong, Kap Dam- 
pier). Auf den Admiralitatsinsebi sammelte Dr. Buhler bei Iriu auf 
Manus und auf der kleinen Insel Lou sudostlich von Manus. 

Die Formen beider Inselgruppen miissen zu einer Art vereint werden, 
da ibre Unterschiede weder zu einer rassenmafiigen noch artmaliigen 
Trennung ausreicben. Nach den Diagnosen und Wagners spateren 
Zusammenfassungeni) soli fonsonbyi, dieForm, welche die Admiralitats- 
inseln als Terra typica hat, hauptsachlich kleiner als die Neu-Pommern- 
Form fachystoma sein. Es werden zwar die MaBe des groBten Stiickes 
von Neu-Pommern (Hohe 5, 9-8, 5 mm; Durchmesser 6, 3-9,8 mm) von 
den mir vorliegenden Admiralitatsinsel-Exemplaren nicht erreicht (Hohe 
5, 8-6, 8 mm; Durchmesser 7-8,2 mm), aber manche Serien von Neu- 
Pommern, z. B. von der Gazelle-Halbinsel, erreichen auch nicht die 
HochstmaBe (Hohe 5,9-6,7 mm; Durchmesser 6,8-7,2 mm) der ubrigen 
Neu-Pommern-Stucke. — Ihnlich verhalt es sich mit der Farbung. 
Bei „fachystoma“ tritt nur eine gelbc Farbung auf, bei „fosonbyi kann 
nach der Diagnose hiiufig noch ein rotlichbraunes Band an Peripherie 
und Naht vorhanden sein. Bei den Serien von Manus tritt wohl bei 90% 
der Stucke eine Banderung auf, dagegen von der kleinen Insel Lou 
sind alle Stucke ungebandert. Ebenso verhalt es sich auf Neu-Pommern. 
Serien vom Malkong-Bach und Karlei sind ungebandert gelb (nur bis- 
weilen schwach hyalin gebandert). Eine Serie von Matong (Wasser- 
fallbucht) hat dagegen ziemlich einheitliche Banderung. Es sind also 
die Merkmale der GroBe und Farbung beider Inselgruppen variabel 
und nicht geographisch gebunden. 

Verbr eitung Neu-Pommern, Admiralitatsinseln. 


128. Sulfurina louisiadensis (Forbes). 

Helicina Louisiadensia Forbes, Voy. Rattlesnake, App. p. 382, t. 3, fig. 5, 
1861. (Terra tvpica: Louisiaden-Archipel.) 

Sulfurina jickelii A. J. Wagner, Denk. Ak. Wien 77, p. 381, T. IV, Fig. la, b, c. 


1905. 

6 Exemplare wurden von Pater Schneider auf Neu-Pommem 
(Karlei-Malkong) und 1 Schale von Pater Meyer auf Lihir (Komat) 
gefunden. Ich mochte diese Helicinide als Sulfurina louisiadensis Forbes 
bezeichnen, obwohl mir auBer der Diagnose nur Stucke von Neuguinea 


1) A. J. Wagnbb, Martini-Chemnitz 1911, p. 212. 



’614' Ilse Ben®®' 

aus der Samn^ang des Berliner Museums vorliegen. S. louisiademis 
wurde von Wagner in seinen Helicinenstudien nicht erwalmt. Aber 
er hat eine Form von Neu-Guinea (Fundort : Stirling Range) als Svl- 
fufina jickelii benannt, die voUkommen mit S. louisiadensis identisch 
ist. Das sehi kleine hellhomfarbene bis rotlichgelbe, gedruckt kuglige 
Gehause hat auiJer den Zuwachsstreifen eine feine Spiralskulptur. Die 
Umgangszahl ist 3®/4-4. Die Mundung ist halbkreisfonnig, der Mund- 
saum kaum ausgebreitet. — Die Hohe betragt 2, 8-3, 3 mm, der Durch- 
messer 4-4,4 mm. Die mir vorliegenden Exemplare von Neu-Guinea 
erreichen nicht die groiJten und breitesten Stiicke von Neu-Pommem 
bzw. Lihir. In der Diagnose von louisiadensis gibt Forbes fiir die Hohe 
2*/^, fur den Durchmesser 4^/2 mm an. Wagner hat unverstandlicher- 
weise ganz geringe Mafie (Hohe 2,2 mm, Durchmesser 3,8 mm) fiir 
jickelii angegeben. Die mir vorliegenden Exemplare von jickdii sind 
aber alle groBer. 

Verbreitung: Louisiaden, Neu-Guinea, Neu-Pommern und Lihir 
(Neunachweis). 


Assimineidae. 

129. Pseudocyclotus flavus (Leschke). 

Adekmwrpha flava Leschke, Mitt. Nat. Mus. Hamburg 29, p. 114, Fig. 11, 
1912. (Terra typica: Neu-Pommem.) 

Diese Art liegt mir vor in kleineren Serien von Neu-Pommem: von 
der Sudkiiste (Matong [Wasserfallbucht], Kap Dampier, Gasmatta) 
und von der Nordkiiste (Bitokara). Die Form ist nach den vorhandenen 
Stucken starker spitzkegelformig, nicht kuglig-keglig wie Leschke 
in der Diagnose angibt. Auch zahlte ich reichlich 6, nicht 5^2 gewolbte 
Umgange. Der letzte Umgang ist besonders bauchig gewolbt. Das 
Hauptcharakteristikum sind aber der deutlich abgesetzte Kiel und die 
Aufgesetzten Spiralleisten (Leschke zahlte oberseits auf dem letzten 
Umgang 21, unterseits etwa 30). Bei mehreren von mir gezahlten 
Exemplaren variieren die Zahlen der Leisten oberseits von 17-21 
(1 Stuck hat ca. 36), unterseits betragt die Zahl meist iiber 30. Die 
Faxbung der Schalen ist gelblich homfarben bis rotlichbraun. Die Miin- 
dimg ist wenig schrag, fast kreisrund. Der weiBe Mundsaum ist breit 
aufgeschlagen, am vorletzten Umgang unterbi^hen und nur durch 
einen dunnen Kalius verbunden. — Leschke gibt fiir die Hohe 9 bis 
11,2 mm, fiir den Durchmesser 10-11 mm an. Bei den vorliegenden 
Serien sind die Malle teils geiinger, teils aber auch bedeutend groBer : 



Untersuchungen liber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 615 


Hohe 9-16,5, durchschnittlich 12,5 mm; Durchmesser 8,5-15 mm, 
durchschnittlich 11,6 mm. 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

130 . Pseudocyclotus novaehiberniae (Quoy&Gaim.) 

C yclostonia novaehiber 7 iiae Quoy et Gaim., Voyage Astrolabe II, p. 182, t. 12, 
fig. 15-19. (Terra typica: Neu-Irland.) 

Adelomorpha similis Leschke, Mitt. Nat. Miis. Hamburg 19, p. 1T2, Pig. 10, 
1912. (Terra typica: Neu-Pommern.) 

Adelomorpha cingulata Leschke, ibid. p. 115, Fig. 12. (Terra typica: Neu- 
Pommern. ) 

An Hand des reichen Materiales ist es moglich gewcsen, die Syno- 
nymie von similis, cingulata und novaehiherniae iiachziiweisen. Es liegt 
Material vor von Neu-Pommern (Nordkiiste: Poi [Talasea], Bitokara 
[Willaumez-Halbinsel], Ulamona, Insel Lolobau ; Gazelle-Halbinsel : 
Ralum, Vunapope, Mope; Siidkuste: Weite Bucht [Malkong, Karlei, 
Puplon, Sieko, Kaukum, Bergland am Matlip]; Wasseriallbucht [Ma- 
tong]; Jacquinotbucht [Borneo, Mailmail, Malekur]; Kap Dampier, 
Mowehafen, Pulie-FluB); von Neii-Mecklenburg (Port Carteret, Ula- 
piitur, Muliama), von der Insel Lihir (Komat), von Neii-Hannover 
(Neingi) und von Neu-Laucnburg (Rakanda). 

Typisclie P. novaeJiiberniae zeigeii in unversehrtern Zustande (Alko- 
liolmaterial) zumindest aiif den ersten Umgangen feine, mit Wimper- 
zotten besetzte Spiralleisten, die in ziemlich gleichen Abstiinden stehen. 
Folgende Merkmale sind bei P. novaehiberniae sehr variabel: die Vhi- 
bung der Schale (hell- bis rotlich- bis dunkelbornfarben), die Farbung 
des Miindungsinneren (gelblich, orange bis rotlich), des Mundsaums 
(weiU, aber auch orange), die Banderung (aufgesetztc weililiche, un- 
gleichmaBige, z. T. in Flecken aufgeloste Banderung und haufig cin 
rotlich braunes Band), die Form des Mundsaums (meist nicht auf- 
geschlagen, etwas verdickt, selten breit aufgeschlagen) und die GroBen- 
verhaltnisse (Hohe 8,1—15,6 mm; Durchmesser 7—14,5 mm; Verhaltnis 
von Hohe zum Durchmesser etwa 84-96%). 

Verbreitung: Neu-Pommern, Neu-Lauenburg, Neii-Mecklenburg, 
Lihir, Neu-Hannover. 

131 . Pseudocyclotus crinitus Thiele. 

Pseudocyclotus crinitus Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 55, p. 123, 1928. 
(Terra typica: Neu-Hannover.) 

Die von Thiele an sehr versteckter Stelle beschriebene, braunlich 
gefarbte Ps, crinitus wurde von Dr. BiiHLER in einer groBeren Serie 

Archiv f. Naturgeschichte, N.F. Bd. 6, Heft 4. 40 



616 


Use Rensch 


auf Neu-Hannover gefunden. Bei abgeriebenen Exemplaren ist eine 
Verwechslung mit novaehiberniae leicht moglich, besonders wenn dcr 
Deckel fehlt. Dieser ist namlich sehr charakteristisch : die Umgange 
nehmen schneller zu, und der auBere ist von den inneren Windungen 
nicht durch einen Absatz getrennt, wie das bei novaehiberniae der Fall 
ist. Die Spiralskulptur der Schale, die bei erhaltenem Periostrakum sehr 
deutlich ist, besteht aus derberen, in gleichmaBigen Abstanden ver- 
laufenden zottigen Kutikularleisten, zwischen denen feinere zottige 
Spiralleisten verlaufen. — Die MaBe sind erheblich groBer, als Thtei.e 
angibt (Hohe 12,4-13,9 mm; Durchmesser 11-12,8 mm bei 6 Um- 
gangen). 

Verbreitung: Neu-Hannover. 

132. Pseudocyclotus campanulatiformis Thiele. 

Pseudocyclotus campanulatiformis Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst.SS, p. 123, 
Taf. 6, Fig. T), 1928. (Terra typica: Deutsch-Neuguinea.) 

Pseudocyclotus hermitensis Thiele, ibid. p. 23, Taf. 6, Fig. 6. (Terra typica: 
Hermit-lnseln.) 

Die Ubereinstimmung der beiden Arten ist so groB, daB icli die Form 
von den Hermit-lnseln als ein Synonym betrachten moclite. Die im 
Vergleich zu novaeMberniae etwas stumpfere Kegelform, vor allem die 
regelmaBigen von Harchen besetzten Spiralreihen und der Columellar- 
rand, der nacli dem Nabel zu dreieckig lappig aufgesclilagen ist, charak- 
terisieren die Art. Die MaBe von zwei campan^/ia^i/ormie^-Exemplaren 
sind: Hohe 5,7, 9 mm; Durchmesser 5,5, 9 mm. Das Stuck von den 
Hermit-lnseln liegt in dieser Variationsbreite (Hohe 7,1mm; Durch- 
messer 6,8 mm). 

Verbreitung: Deutsch-Neuguinea, Hermit-lnseln. 

133. Pseudocyclotus levis levis (Pfr.). 

Cyclostoma let^e Pfeiffer, Proc. Zool. Soc. London 1855, p. 118. (Terra typica: 
Guadalcanar, Salomonen.) 

Pseudocyclotus levis levis I. u, B. Rensch, Revue Suisse de Zool. 48, p. 683, 1936. 

Von dieser von den Salomonen beschriebenen Art, die in der Rasse 
tristis Tapp. Can. auf Neu-Guinea lebt, liegt mir Material Vor von Neu- 
Pommern (Vulkan Mutter, leg. Dahl, Vuatom, leg. Pater 0. Meyer 
und von St. Matthias, leg. Dr. A. Buhler). 

Paratypische Stiicke von den Salomonen entsprechen den mir vor- 
liegenden Serien. Die kegelformige, mit 5-5V2 gewolbten Umgangen 
versehene Schale hat eine fast immer abgeriebene Oberflache, die die 



Untersucihungen iiber die Landschncckenfauna des Bismarck -Archipels. 617 


zarte Spiralskulptur des Periostrakums nicht mehr erkermen lafit. 
Hohe 6,1-613 mm; Durchmesser 4, 5-6, 6 mm. Die MaBe fur die Hohe 
■sind etwas geringer, als Pfeiffer angibt (Hohe 7 mm; Durchmesser 
5 mm). 

Verbreitung: Salomonen, Neu-Pommern, St. Matthias. 

Kassenkreis. Die Nominatrasse P. levis levis lebt auf den Salo- 
moneii (Bougainville, Faro, Shortland-Island, Choiseul, Neugeorgien, 
Guadalcanar, Santa Anna) und dem Bismarck-Archipel (Neu-Porn- 
niern, St. Matthias), die Basse tristis auf Neu-Guinea (Fly-River). 

Fine betriichtliche Ubereinstimmung in Form und Skulpturierung 
zeigt diese Art mit Ps. nomehiberniae. Diese ist auBer durch die groBeren 
MaBe aber sehr gut durch die Form des Deckels von Ps. levis unter- 
schieden. Die Windungen des Deckels nehmen bei levis vicl schneller 
zu. Audi ist die auBerstf! Windung ni(;ht scharf abgesetzt wie bei 
novaehiberniae. 


134. Pseudocyclotus infans (E. Sm.) 

dydostoina infans E. Smith, Pro<!. Zool. Soc. London 1884, p. 2t>G, T. 22, 
fig. 8. (Terra typica: Admiralitatsinsein [Wild Island].) 

Diese kleine, kegelformige Schale liegt mir vor in einer groBeren 
Serie. die von Dr. Buhi.eh auf Andra, einer kleinen Insel nordlieh von 
Manus, gesammelt wurde. Die Haupteharakteristika sind : die Stumpf- 
kantigkeit des letzten Umganges, die derben (10-];3) Spirallinien auf 
der Oberseite des letzten Umganges und die zarte Spiralskulptur auf der 
Unterseite. — Hohe 6, 3-6, 6 mm; Durchmesser 6,2-6 mm, bei 6-67* 
Umgangen. 

Verbreitung: Admi ralitatsinseln . 

Cyclostoma fyamaeum Sowerby^) von Neu-Irland sieht nach der 
Abbildung Ps. infans sehr ahnlich. 


136. Pseudocyclotus buhleri sp. nov. (Abb. 43). 

Dr. BiiHi.ER samnielte diese neue Art auf den Admiralitatsinsein 
(Manus: Iriu, Tungon, Lorengau). 

Diagnose. Schale spitzkegelforrnig, 6 gewolbte Umgiinge, der letzte 
reeht weit bauchig ausladend, schwach genabclt, Fiirbung heller bis 
dunkelhornbraun, einige Stiicke bisweilen mit kalkig aufgclagerter 
Banderung, Fleckung oder Flammung auf dem letzten Umgang ver- 
sehen; mit schwachen Zuwachsstreifen skulpturiert ; Mundsaum weiB- 

1) SowERBY, Thesaurus Conch., V. 1, p. 104. T. 30, fig. 263, 1845. 

40* 



618 


Use Rensch 


lich, ganz schwach aufgeschlagen. Hohe 7, 7-9, 2 mm, durchsclmittlich 
8,6 mm; Durchmesser 6,1-7,1 mm, durchschnittlich 6,8 mm. Im Gegen- 
satz zu Ps. novaehibeTniae (s. d.) ist der Durchmesser im Verhaltiiis zur 


Hohe geringer (durchschnittlich 79%), d. h. die Stuckc sind schlanker. 
Eine tiefe Rinne des Deckelrandes (zwischen Aufien- und Innenseite), 
wie sie novaehibeTniae hat, fehlt. Es ragt nur die hornige Innenseite 
etwas vor. Die Skulptur des Deckels ist besonders bemerkenswert : 

der AuBenrand ist gekront von eincm wulstartigen 
Kiel. Der iiuBere llmgang des Deckels ist zudem 
von den inneren Umgangen stufenartig abgesetzt. 

Von Ps. nmnehiberniae, mit der die neue Art eine 
gewisse Formeuahnlichkeit hat, unterscheidet sie sich 
durch die relativ groBere Hohe, die fehlende Skulp- 
turierung und die and ere Ausbildung des Deckels. 
V erbreitung; Admiralitiitsinseln. 

Typus: 1 Exemplar im Naturhistorischen Mu- 
seum zu Basel (H5he 8,6 mm; Durchmesser 6,8 mm). 



Abb. 43. 
l^aratypuH von 
Pseudor yclotus 
biihleri I. Kcnsch. 
(Vergr.) 


136 . Pseudocyclotus commixtus sp. nov. 

Die neue Art wurde gesammelt auf Neu-Pommern (Weite Bucht 
[Karlei], Wasserfallbucht [Matong], Jacquinot bucht [Poineo]) und 
auf den Admiralitatsinseln (Lorengau). 

Diagnose. Schale spitz kegelformig, durchsiclitig heller bis dunkel- 
hornfarben, aber auch kalkig hellbraunlich, stichformig genabelt mit 
5 ^/ 4-572 ^^tark gewolbten Umgangen. Die mattglanzcnde Oberflaclie 
mit sehr feinen, nur mikroskopisch erkcnnbaren, fadenformigen Spiral- 
leisten besetzt, die haufig abgerieben sind. Mimdung schwach er- 
weitert, ziemlich kreisrund; Mundsaum einfach, scharfkantig, weiBlich. 
Der Deckel bis auf die der Spindel zugewandten Seite, die abgeflacht ist, 
riind, mit etwa 3 Windungen. Auf dem Rande der beiden iiuBeren 
Windungen lauft ein flacher, scharf abgesetzter Wulst, der etwas mehr 
als ein Drittel des Umganges einnimmt. — Hohe 4,7-5,8mm ; Durch- 
messer 3, 6-4, 7 mm. 

Beim ersten Vergleich mochte man die neue Art flir eine klein- 
schalige Ps. novaehiberniae halten. Diese ist aber gedrungener, hat 
einen relativ groBeren Durchmesser, meist einen doppelten Mundsaum 
und einen zipfelartigen Aufschlag an der Spindel. AuBerdem hat sie, 
wie auch die ahnlich gestaltete Ps. levis levis, einen anders aufgewun- 
denen Deckel. Ps. buhleri, s. o., hat die schlanke spitze Form, ist aber 
groBer, und der Wulst des Deckels ist nur auf dem auBersten Umgang 


Untersuchungen fiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 619 

deutlich. Die ahnlichen Ps. tunicata Tapp. Can. und Ps. acanthoderma 
Tapp. Can. von Neu-Guinea kann ich nur nacli den Abbildungen be- 
nrteilen. Bei Ps. acanthoderma sind aber die MaBe geringer, und auBer- 
dem ist eine steife Behaarung vorhanden — bei der neuen Art konnte 
ich dagegen bei mikroskopischer VergroBerung keine Haare, sondern 
nur Schiippchen auf den Spiralleisten erkennen. Bei Ps. tunicata nimint 
der vorletzte Umgang etwa V2 des letzten Umganges ein, wiihrend er 
bei der neuen Art nur etwa 1/3 betriigt. 

Verbreitung: Neu-Pommern, Admiralitatsinseln. 

Typus: 1 Exemplar von Karlei im Zoologischen Museum zu Berlin 
(Hohe 5,5 mm; Durchmesser 4,6 mm). 

137. Pseudocgclotus ( i) liratulus Martens. 

Cydotus Uratiilus Martens, PreulJ. l^xj). 0.stas. II, p. 127, Taf. 2, Fig. 15, 18()7. 
(Terra typica: Molukken.) 

4 Bxemplare, die von Pater O. Meyer auf der kleinen Insel Massait 
ostlich von Neu-Mecklenburg gefunden wurden, entsprechen m direr 
Form so sehr Gyclotus liratulus Martens von den Molukken, daB ich sie 
zu dieser Art reclmen mochtc. Der Nabel ist bei den Massait-Exemplaren 
allerdings etwas enger, und leider sind diese Stiickc auch so stark ver- 
wittert, daB keine Spuren einer Spiralskulptur, wie sie liratulus auf- 
weist, zu erkennen sind. Viclleicht handelt es sich ura eine besondere 
geogr’aphische Basse. Hohe: 4,3, 4,5, 4,9, 5,4 mm; Durchmesser 5,1. 5, 
5,2, 5,2 mm bei 4^2-5 Umgiingcn. 

Wie sclion Martens bctont, hat die Art eine gewisse Ahnlichkeit 
mit Cyclostoma 'pygmaeum Sow., die von Neu-Irland beschrieben wurde, 
deren Diagnose und Abbildung zur Idcntifizicrung aber nicht aus- 
reicht. Hinsichtlich der Lage und Auspriigung der Miindung erinnert 
diese Form eher an Ps. infans (E. Sm.) (vgl. diese). 

138. Cyclomorpha novopommerana sp. n. (Abb. 44). 

Die neue Art wurde von Pater Schneider an der Siidkiiste Neu- 
Pommerns (Wcite Bucht: Karlei; Wasserfallbucht: Matong und Jac- 
quinotbucht: Malekur, Mailmail) gesammelt. 

Diagnose. Schale kuglig-kegelformig, fest, hell- bis dunkelcrerne- 
farben, haufig auch orange gefarbt (Exemplare von Matong smd un- 
deutlich hellbraunlich gebandert), eng genabelt, mit 5-51/4 gcwolbten 
Umgangen. Mit derben Spirallinien skulpturiert [etwa (16-) 22-24 auf 
dem letzten Umgang, vom Nabel bis zur Naht geziihlt]. Miindung 



620 


Use Rensch 


schrag, rundlich birnenformig, Mundsaum einfach; Columellarrand 
etwas ausgeschnitten. — Der Deckel ist eifdrmig, an der Spindelseite 
abgeflacht, hornfarben, diinn, etwas kalkig, am Rande mit einer Rinnc 
versehen. — Die groBten Exemplare messen: Kobe 
5-5,8 mm; Durchmesser 4, 1-4, 9 mm. 

Auf Grund der Ahnlichkeit mit Cyclomorpha flava 
(Brod.) (auch festscbalig, mitderber Spiralskulptur, 
kuglig kegelformig) babe icb die Art zur Gattung 
Cydomorpha (bisberige Verbreitimg: Polynesien) 
gestellt. 

Typus: I Elxemplarvon Karlei im Zoologiscben 
Museum zuBerlm (Hobe5,lmm;Durcbm. 4,4mm). vyciomorpha novopom- 

Verbreitimg: Neu-Pommern. 

139. Omphalotropis nebulosa Pease. 

Omphalptropis nebulosa Pease, Amer. Journ. Conch. 7, p. 197, 1872. (Terra 
typica: Salomonen.) 

0. nebulosa I. u. B. Rensch, Revue Suisse Zool. 48, p. 684, 1936. 

Diese von den Salomonen besebriebene Art wurde in groBeren 
Serien auf Neu-Pommern gesammelt, und zwar nur an der Nordkiiste 
(Ulamona, Insel Lolobau, Insel Vuatom und Vunamarita [Baining]). 
Eine von der Gazelle-Expedition gesammelte Serie von Port Carteret 
auf Neu-Mecklenburg, die Martens als 0. bulimoides Homb. u. Jacq. 
bezeiebnet, entspriebt vollkommcn mit ibren Merkmalen (bobe scblanke 
Form, braunlicb unregelmaBig geflammte Zeiebnung, deutlicbe Nabel- 
kante) den Neu-Pommern- bzw. Salomonen-Exemplaren. Ob nun 
nebulosa mit bulimoides, die 1854 von den Karolinen besebrieben wurde, 
synonym ist, kann nur an Hand des Typus der letzteren Form fest- 
gestellt werden, da Abbildung und Besebreibung niebt ausreicbend sind. 
(Nabelkante niebt erwabnt.) — Die groBeren Scbalen baben eine Hbbe 
von 6, 8-8,5 mm, einen Durcbmesser von 4-4,9 mm, bei 7 Umgangen. 
Exemplare von Neu-Georgien sind groBer, von Guadalcanar etwas 
kleiner. 

Verbreitung: Salomonen (Neugeorgien, Guadalcanar, San Cbristo- 
val, Ugi), Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg. 

140. Omphalotropis ducalis Mlldf. 

Omphalotropis ducalis Moellendorff, Nachr. Dtsch. Mai. Ges. 29, p. 167, 1897. 
(Terra typica: Duke of Yoi^ Island.) 




Untersuchungen liber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 621 

Pater Schneider sammclte diese Art auf Ncu-Pominern aiif der 
Gazelle-Halbinsel (Mope) uiid an der Siidkiiste (Karlei, Malkongbach). 
Dr. Buhlek land eine Serie auf St. Matthias, auf Neu -Mecklenburg 
(Somarnim) und auf den Admiralitiitsinseln (Manus: Lorengau). - Die 
schlanke, kegelformigc, hell bis dunkel hornfarbene Schale hat einen 
deiitlichen Nabelkiel. Der untere Teil des Mundsaums und der Spindel 
sind ctwas verbreitert und schwach zipfelig hervorgezogen. Letztcres 
tritt etwas starker bei den Neii-Pommcrn-Serien auf. Hohe 4,9-6 mm, 
Durchmesser 3,1-4 mm bei O^/^-f) Umgangen. 

Verbreitung: Ncu-Lauenburg (Duke of York Isl.). Neu-Pommern, 
Neu-Mecklenburg, Admiralitiitsinseln (Neunachweise). 

141. Omphalotropis pulchella Thiele. 

Omphalotropis pulchella Thiele, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. 55, j). 121, T. .5, 
fig. 2, 1928. (Terra typica; Matupi, Neu-Pommern.) 

Diese von der kleinen Insel Matupi beschriebene. leuchtend rot bis 
orange gefiirbte Schale ist in der Form 0. nebulosa iiberaus iihnlicli. 
Aber auBer der auffallendeii Fiirbung unterscheidet sich pulchella noch 
deutlich von nebulosa (lurch die bedeutendcre Weite des vom Kiel 
begrenzten groBenm Nabeltrichters. — Hohe 8,6, 9, 8,2 mm; Durch- 
messer 5,3, 5,6, 4,8 mm. 

Verbreitung: Neu-Pommern (Matupi). 

142. Omphalotropis { <) bulboides sp. n. (Abb. 45). 

6 Exemplare wurden von Dr. Buhler auf St. Matthias gesammelt. 

Diagnose. Schale bauchig kegelformig, fast ein wenig zwicbel- 
formig, dunkelhornfarben, mit einem weiBlichen, 
schmalen Band auf der stumpfen Kante des letzten 
Umganges, mit 6-6V4 gewolbten Umgangen, von denen 
der letzte holier ist als das iibrige Gewiude, kaum 
stichformig genabelt, mit einer kraftigen Nabelkante, 
der einen Bogen bis zur tief sten Stelle des Mundsaums be- 
schreibt. Die mattglanzende Oberfliiche mit sehr feinen, 
aber deutlich markierten Zuwachsstreifen skulpturiert, 

Mundung eiformig, Mundsaum ziemlich dickwandig, 
ganz schwach aufgeschlagen. Deckel diinn hornig, mit 
etwa 2^/2 schwer zu erkennenden Windungen. Hohe 4,4-4, 8 mm 
Durchmesser 3-3,2 mm. 

Verbreitung: St. Matthias. 



Abb. 45. Typus 
von Omphalotro' 
pis ( ? ) bulboides 
I. Reiisch. 
(Vergr.) 



622 


Use Rensch 


Typus: 1 Exemplar im Naturhistorischen Museum zu Basel (Hohe 

4.7 mm; Durchmesser 3,2 mm). 

Durch die zwiebelformige Gestalt von den anderen Onifhalotropis- 
Arten des Bismarck-Archipels gut zu untersclieiden. 

143 . Paludinella coturnix (Crosse). 

Hydrocena coturnix Crosse, .J. Conch. 15, p. 181, pi. 7, fig. 5. (Terra typica: 
Neu-Caledonien, Noumea.) 

Uiiter einer groBeren Serie einer kleinen Pseidocyclotus-kxi von 
Neii-Pommern (Siidkiiste) fand sich ein typisches Exemplar von Palu- 
dinella coturnix, die bislier nur auf Neu-Caledonien gesammelt wurde. 
Die kleine, kegelformige, enggenabelte Schale istrotlich liornfarben, mit 
weiBlich hornfarbener Flammung. Sie hat 6 ziemlich flaclie Umgange. 
Der Spindelrand ist schwielig verdickt. Nur mit niikroskopischer Ver- 
groBerung ist eine feine Spiralskulptur auf der Oberflache zu erkennen. 
Diese wurde in der Diagnose nicht erwahnt, ist aber auch bei Exem- 
plaren von Neu-Caledonien deutlich. — Hohe 6,3 mm; Durchmesser 

4.8 mm. 

Verbreitung: Neu-Caledonien, Neu-Pommern (Neunachweis). 

144 . Paludinella semperi bismarckiana nov. 

Diagnose. Von Pater Schneider wurden eine kleine Serie dieser 
Basse auf Neu-Pommern am Malkong-Bach und 2 Exemplare auf der 
Brown-Insel gesammelt. Von der Nominatrasse, die von den Palau- 
Inseln von Thiele^) beschrieben wurde, unterscheidet sie sich in der 
Hauptsache durch einen relativ hoheren und starker gewolbteii letzten 
Umgang, was auch eine relativ hohere Mundung zur Folge hat. Die 
eikegelformige, verhaltnismaBig dickschalige Form ist heller bis dunkel 
hornbraun gefarbt. Die Nabeloffnung ist von einer Schwiele bedeckt. 
Die Mundung ist schrag, die Munddffnung ohrformig. - Hohe 3,1 bis 

3.9 mm; Durchmesser 2, 2-2, 9 mm, bei 5~5^/4 Umgangen. Die Stucke 
der Palau-Inseln erreichen durchschnittlich nicht die H5he und den 
Durchmesser, wie sie die fei^marcHana-Rasse aufweist; doch istdas Ver- 
haltnis von Hohe zum Durchmesser bei beiden Rassen etwa das gleiche. 

Von der Nominatrasse hat Thiele (1. c.) die Radula untersuchen 
konnen, die typisch fiir Paludinella ist. 

Verbreitung: Neu-Pommern. (Nominatrasse : P alau-Inseln. ) 
Typus: 1 Exemplar vom Malkong-Bach im Zoologischen Museum 
zu Berlin (H5he 3,6 mm; Durchmesser 2,8 mm). 


1) Thiele, ZooL Jahrb. Syst. 5B, p. 129, T. 1, fig. 3, 1927. 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 623 

146. Paludinella vuatomensis sp. n. (Abb. 46). 

Bine Serie dieser nexien Art wurdc von Pater Otto Meyer auf der 
Insel Vuatom gesammelt. 

Diagnose. Schale schlank, spitzkegelformig, dunkelhornbraun, 
stichformig genabelt, mit 6 V 4 - 7 V 2 schwach gewolbten Umgangen, der 
letzte etwas absteigend und stumpfkantig mit angedeuteter Kielkante, 
die bisweilen etwas heller gefarbt ist. Mit feinen Zuwachsstreifeii 
skulpturiert, die von ebenso feinen aufgesetzten Spirallinicn geschnitten 
werden. Miindung ziemlich kreisrund, Mundsaum einfach. — Hohe 
41_4,8nim; Diirchmesser 2, 4-2, 9 mm. 

V e r b r e i t u n g : V uatom . 

Typus: 1 Exemplar im Zoologisclien Museum zu Berlin (Hohe 
4,8 mm; Durchmesser 2,6 mm). 

Vergleichen mochte ich diese neue Art mit Pal/udinella vtlreum Thiele 
von Peleliu, die ihr in der Gesamtform recht iihnlicdi ist. Sie 1 st auch 
sehlank kegelformig und hat 6^/2 Umgiinge. Sie ist aber milehglasartig 
gefarbt, gliinzend und hat geringere MaBe. 



146. Paludinella schneideriana sp. n. (Abb. 47). 

Serien von Karlei, Malkongbach und Matong, Neu-Pommern. 

Diagnose. Schale schlank-kegelformig, mattglanzend, hornfarben . 
durchsichtig bis kalkig undurchsichtig. Apex manchmal etwas fleiseh- 
farben gefarbt. Von der nur schwach angedeutcten Bandcrung 1 st nur 
bei einigen Stiicken ein wciBlicher Mittelstreif an der Peripherie des 
letzten Umganges deutlich. Stichformig genabelt; nicht immer wird 
eine runzlige Nabelkante deutlich. Mit gewolbten Umgangen; 

der letzte abgerundet stumpfkantig. Miindung eiformig, der weiBliche 
Mundsaum an der Columella und dem basalen Teil schwach auf- 




624 


Use Rensch 


geschlagen und etwas hervorgezogen, sonst einfach; Deckel nicht er- 
halten. — Hohe 3-3,8 mm; Durchmesser 1,9-2, 4 mm. 

Auf den ersten Blick konnte man glauben, junge Omfhalotropis 
ducalis vor sich zu haben, doch ist bei dieser Art schon der erste Em- 
bryonalumgang groBer. AuBerdem hat ducalis eine viel deutlichere 
Nabelkante. 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

Typus: 1 Exemplar von Karlei im Zoologischen Museum zu Berlin 
(Kobe 3,3 mm; Durchmesser 2,3 mm). 

14?. Assiminea subcylindrica sp. n. (Abb. 48). 

Dr. Buhler sammelte 2 Exemplare auf St. Matthias. 

Diagnose. Schale zylindrisch-kegelformig mit etwas konvexen 
Seiten, hornfarbcn mit 3 schwach markierten rotlichbraunen Biindern, 
geritzt genabelt, mit 6 - 6 V 4 schwach gewblbten Um- 
gangen; Naht seicht, unterhalb der Naht ein schmaler 
glasigweiBer Streifen; Mundbffnung eiformig, Miindung 
fast senkrecht, Mundsaum nur an der Spindel und am 
Basalteil schwach lippig auf geschlagen, sonst einfach. 
Deckel hornig, stark exzentrisch aufgewunden. — 
Hohe 4,3, 3,8 mm; Durchmesser 2,3, 2,1 mm. 

Am ahnlichsten ist vielleicht Assiminea queenslan- 
dica Pilsbry, die sich durch die starker kegelformige 
Gestalt, durch die etwas mehr vertiefte Naht und die 
ausladendere Miindung unterscheidet. 

Verbreitung; St. Matthias. 

Das groBte Exemplar liegt als Typus im Naturhistorischen Museum 
zu Basel. 



Abb. 48. Typus 
VDii Assiminea 
subcylindrica 
1. Rcnsch. 
(Vergr.) 


148. Assiminea palauensis Thiele. 

Assiminea palauensis Th., Zool. Jahrb., Syst. 58, p. 130, T. 1, Fig. 4, 1927. 
(Terra typica: Palau-Inseln.) 

Pater Schneider sammelte von dieser, bisher nur von den Palau- 
Inseln bekannten Art eine groBere Serie an der Siidkiiste Neu-Pommems 
am Malkong-Bach, Die spitz-kegelformige Schale ist charakterisiert 
durch zwei mehr oder weniger breite braune Bander und eine von einer 
Kante begrenzte Nabelritze. Diese Kante bildet mit dem Spindelrand 
eine Rinne. Die Miindung ist spitz eiformig. Der untere Miindungsrand 
bildet mit der Spindel einen Zipfel. — Hohe 4,2-4,9 mm bei 6^/2 Um- 
gangen; Durchmesser 2,5--2,9 mm. 


Untersuchungen iiber die Landsehneckenfauna des Bismarck-Archipels. 625 

Nach Thiele, 1. c., gehort palauensis, nach den /ahnformen dcr 
Radula zu urteilen (die Mittelplatte hat jederseits zwei hintere Zacken, 
die auBere Seitenplatte 18 spitze Zahne), zur Gattung Assiminea. 

Verbreitung: Palaii-Inaeln, Neu-Pomnicrn. 

149 . Assiminea ( ?) melanesica sp. n. (Abb. 49). 

Von dieser neuen Art liegen Serien von Nenpommern vor voin 
Malkongbach (Weite Bucht) und der Insel Arawi (Kap Merkus), 1 Stiick 
von Matong. 

Diagnose. Schale schlank, spitz-kegelformig, dunkelhornfarben, 
mattgliinzend, bisweilen init zwei undeutlichen , rotlichbraumni Biindern 
auf den beiden letztcn Unigangen und einem ebeiisolchen auf der 
Unterseite; fast iminer infolge dcr breiten Kallusbil- 
dung bedeckt genabelt, der Nabelkiel ebenfalls haufig 
von dem Kallus verdeckt; G bis G^/g flache oder kauin 
gewolbte Umgiinge, niit sehr feinen Zuwaclisstreifen; 

Miindung eiforinig, Mundsauni an der Columella und 
der Basis aufgeschlagen und hier haufig einen Zipfcl 
bildend, sonst scharfkantig. ~ Hohe 3-3,9 mm; Durch- 
messer 1,7-2, 3 mm. Bei der Serie von der In.sel Arawi 
sind die Hohen- und DurchmessermaBe durchschnittlich 
groBer als bei der Malkongserie. 

Assiminexi nitidula Thiele ’) von den Paraccls-Inseln 
und Palau-1 nseln erinnert in ihrer schlanken, kegel- 
formigen Gestalt sehr an die neue Art, doch ist bei melamesica der 
letzte Urngang weniger gerundet und weniger ausladend, so daB das 
Gewinde etwas stronger kegelformig ist als bei nitidula. Auch ist die 
untere Ecke des Columellarrandes meist mehr zipfelformig hervorgczogen. 
Assiminea fischeriana (Gass.) von Neu-Caledonien gehort wohl auch 
in die nahere Verwandtschaft. Die Form ist aber etwas gedriickter und 
die Miindung rundlicher. Vielleicht werden spatere Untersuchungen eine 
Zusammengehorigkeit der drei genannten Fornien noch ergeben. Mog- 
licherweise gehort auch Assiminea nitida Pease von Polynesian, die durch 
eine andere Radula (conf. Thiele) unterschieden sein soil, m diese 
Gruppe (Feststellung der Variabilitat der Radulae an Serienunter- 
suehungen noch notwendig!). 

Verbreitung; Neu-Pommem. 



Abb. 49. Sc'hale 
von 

Assiminea ( ? ) 
mcUinesira 
J . Kenscb. 
(Vorgr.) 


1) Thiele, Zool. Jahrb. Syst. 63, p. 129, 1927. 


626 


Use Rensch 


Truncatellidae. 

160. Truncatella valida Pfr. 

TruncateUa valida Pfeiffer, Zeitschr. f. Malakoz. 1846, p. 182. (Terra typica: 
Philippinen [Cuming].) 

Von Neu-Pommern liegt mir eine groBere Serie vor von Karlei (Weite 
Bucht) und von der kleinen Insel Vuatom, sowie 1 Exemplar von der 
Nordkiiste (Ulamona). Aufierdem wurde die Art aucli auf Neu-Lauen- 
burg und Neu-Mecklenburg (Ugana) gesammelt. 

Die Anzahl der Rippen auf dem letzten Umgang ist variabel. Icb 
ziihlte 20-32 gleichmaBige Rippen. Der Nabelritz kann von der Colu- 
mella bedeckt sein. Der kammartige Wulst um die Nabelpartie ist mehr 
oder weniger deutlich ausgepragt. Deckel diinn verkalkt, stark exzen- 
trisch. — Kobe 6,4-10,4 mm ; Durchmesser 2,.'>-3,9mm^). 

Verbreitung: Im ganzen Indoaustralischen Archipel und im Siid- 
seegebiet. Im Bismarck- Archipel : Neu-Pommern, Neu-Lauenburg, 
N eu-Mecklenburg. 

161. Truncatella (Taheitia) semperi Kob. 

Truncatella Semperi Kobelt, Nachr. Dtsch. Malak. Ges. 1884, p. 52. (Terra 
typica: Philippinen.) 

Von dieser hubschen Art liegen mir 3 Exemplare vor ; 1 von Mittel- 
Neu-Mecklenburg, 1 von der kleinen Insel Vuatom und 1 Exemplar von 
Neu-Pommern (Karlei). Das Charakteristische dieser kleinen, weiB- 
lichen Truncatella ist die etwa 2 mm breite, vor der Miindung liegende, 
rippenfreie Zone. Auf dem vorletzten Umgange zahlte ich 14-16 kraf- 
tige Rippen. Auffallig ausgepragt ist auch die Partie an der Miindung. 
Kobelt beschreibt einen doppelten Mundsaum. Ich halte diese Be- 
zeichnung nicht fur ganz gliicklich. Meiner Meinung nach ist der Mund- 
saum einfach und schwach aufgeschlagen. Die Miindung ist stark 
zusammengezogen und dadurch bedeutend kleiner, als sie nach der 
Weite des letzten Umganges sein miiBte. Hinter dem Mundsaum, etwa 
in der Weite des letzten Umganges, liegt eine starke rippenartige Wulst, 
die Kobelt fiir einen Mundsaumrand hielt. — Hohe 5,1-7 mm; Durch- 
messer 2,2-3 mm, bei 4-5 Umgangen. Die beiden Exemplare von 
Karlei und Vuatom sind besonders klein (Hohe 5,1, 5,2 mm; Durch- 
messer 2.2, 2,2 mm). Kobelt gibt in der Diagnose fur die Hohe 9 mm, 
den Durchmesser 3 mm an. 


1) Badula s. B. Rensch, Zoel. Jahrb. Syst. 61, p. 395, Fig. 21, 1931. 



Untersuchungen iiber die Landschneekenfauna des Bismarck-Archipels. 627 

Verbreitung: Philippinen, Bismarck- Archipel (Neu-Pommern, 
Neu-Mecklenburg) — Neunachweis. Salomonen — Neunachweis. Ein 
Exemplar von Neu-Georgien (Batuma, Morawa Lagune [aus dem 
Baseler Museum]) gehort auch zu Tr. seniferi. 

1 Exemplar von Taheitia anctostoma Qu. u. Mlldf. von den Philip- 
pinen^) aus der Sammlung des Berliner Museums legt die Vermutung 
nahe, daU es sich bier evtl. um eine synonyme Art handelt. 

163 . Truncatella quadrasi Mlldf. 

Truncatella quadrasi Mlldf., Her. Senck. Gcs. 1898, p. 137, Taf. 5, Fig. 10, 
10a u. b. (Terra typica: Philippinen.) 

Von dieser kleinen, bisher nur von den Philippinen bekannten Art 
liegen eine groBere Serie von Neu-Pommern (Weite Bucht, Karlei), 

Abb. 50. Mittelplattc der Radiila 
voii Truncaiella quadram Mlldf. 

2 Exemplare von der kleinen Insel Vuatom vor. Tr. quadrasi ist charak- 
terisiert durch die fast rein zylindrische Form, die flachen Umgange, 
durcli die mangclnde Skulpturierung und die geringe GroBe. — Hohe 

3 7_4^4inni; Durclimesser ] , 4-1, 7 mm, bei etwa 4 Umgangen. 

Der Deckel ist hornig, scliwach konkav, exzentrisch. Die Mittel- 
platte (Abb. 60) der Radula besteht aus einem stumpfen Mittelzahn und 
6 basalen kleinen Zahnehen, die Seitenplatte hat einen groBeren Meso- 
konus, 1 kleineren Entokonus und 3 Ektokonen. Die AuBenplatten 
haben je 6 Kammzackchen. 

Verbreitung: Philippinen; Neu-Pommern, Insel Vuatom (Neu- 
nachweis). 

163 . Truncatella avenacea bismarckiana nov. 

4 Exemplare wurden auf Neu-Lauenburg, 2 Exemplare auf Neu- 
Mecklenburg gesammelt. 

Diagnose. Die Exemplare des Bismarck-Archipels unterscheiden 
sich von der Nominatrasse in der Hauptsache durch die kleineren MaBe. 
Die tibereinstimmung (die allerdings nur nach der Diagnose fest- 
gestellt werden konnte) in der zylindrischen Schalenform, der ziemhch 
gleichmaBigen Rippung (fast gleiche Anzahl bei beiden Rassen) und des 
doppelten Mundsaums ist so deutlich, daB ich glaube, nicht etwa eine 
isolierte Art vor mir zu haben, sondern die Form als geographischen 



Nachr. Mai. Ges. 29, p. 31, 1897. 



628 


Use Rensch 


Vertreter der Viti-Form beschreiben zu konnen. Hohe 4,3-5 mm; 
Durchmesser 2-2,1 mm, bei etwa 3^/2-3®/4 Umgangen. 

Typus: 1 Exemplar von Neu-Lauenburg im Zoologischen Museum 
zu Berlin (Hohe 5 mm; Durchmesser 2 mm). 

Verbreitung: Neu-Lauenburg, Neu-Mecklenburg. (Nominatrasse : 
Viti Island.) 

164. Truncatella schneideri sp. n. (Abb. 51). 

2 Serien wurden an der Jacquinotbucht (Malekur, Mailmail) auf 
Neu-Pommern gesammelt. 

Diagnose. Schale kegelformig, dekolliert, ungenabelt, grauweiB 
bis hellbraunlich gefarbt, manchmal langsgestreift mit durchschnittlich 
5 erhaltenen, leicht gewolbten Umgangen; der letzte stark erweitert; 

dichtrippig skulpturiert, die Rippen sehr un- 
gleichmaBig und meist wellig und gebogen. Die 
Miindung abstehend, die Mundoffnung oval, 
und der Mundsaum, bis auf den der Schale an- 
liegenden Teil, sehr breit schippenformig auf- 


Abb. 52. Mittel- und Scitenplatto 
der Hadula von Truncatella schneideri 1. Rensch. 

geschlagen. Miindung von der Schale durch eine tiefe Rinne getrennt. — 
Hohe 15,1-19,6 mm, durchschnittlich 16,3 mm ; Durchmesser 5,8-8, 7 mm, 
durchschn. 6,8 mm. 

Der Deckel ist konkav, exzentrisch, auBen hornig, am Innenrande 
mit einer hornigen Wulst und einer kalkigen, perlmutterglanzenden 
Auflage auf der Innenseite, die von der hornigen AuBenseite breit iiber- 
ragt wird. Am basalen Teil an der Innenseite ist der Wirbel zu einer 
hakchenartigen Aufstiilpung ausgebildet. 

Die relativ kleine Mittelplatte der Radula (Abb. 52) erinnert mit 
ihren 8-9 rundlichen Zahnen stark an einen menschlichen Unterkiefer. 
Die Seitenplatte hat einen auBergewohnlich groBen Mesokonus, einen 
kleineren Entokonus und etwa 3-4 kleine Ektokonen. Von den beiden 
AuBenplatten hat die innere etwa 6 kammartige Zacken, die auBere 
eine groBe und 1-2 kleinere Zacken, 




Abb. 51. Typus von 
Truncatella schneideri 
I. Ronsch. (Vergr.) 


Untersuchungen fiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 629 

Typus: 1 Exemplar von Mailmail im Zoologischen Museum Berlin 

(Hohe 15,7 mm; Durchmesser 6,9 mm). 

Diese neue Truncatella-Ait ist ausgezeiclmet vor alien bisher be- 
schriebenen Formen durch die GroBe, die auffiillig groBe Miindung, die 
Form des Deckels und die Radula. 


166 . Truncatella ultima sp. n. (Abb. 5.3). 

Pater Schneibeb sammelte von dieser Art 8 Exemplare am Cor- 
moranhuk in 200 m Hohe und 1 Stuck an der Jacqumotbucht auf 
Neu-Pommern. 

Diagnose. Schale sclilank kegel-walzenformig, ungenabelt, mit 
51 / 2-6 schwach gewolbten Umgangen, der letzte absteigend; schmutzig 
graubraun gefarbt, mit ungleichrnaBiger und undeut- 
licher Fleckung. Die Rippenskulptur ungleichmaBig, 
bogig und wellig verlaufend; auf dem letzten Umgang 
etwa 66-76 Rippen, walirend auf der Unterseite nur 
19-20 bedeutend derbere und etwas lamellenartig vor- 
stehende Rippen auftreten. Zwischen zwei derben Rippen 
miinden etwa zwei bis drei diinne Rippen von der Ober- 
seite. Die Miindung ist durch eine breite und tiefe Rinne 
von der Schale getrennt; die Mundoffnung ist elliptisch, 
der Mundsaum bis auf den der Columella anliegen- 
den Teil breit, bei manchen Stucken schippenartig 
aufgeschlagen. - Hohe 16,4-18,5 mm, durdischn. 

17.9 mm; Durchmesser 5,5— 6,6 mm, durchschn. 6,2 mm. 

Einzelne Merkmale dieser Art wie die GesamtgroBe und die ganze 
Mundauspriigung sind sehr ahnlich wie bei Tmnmtella sclmeideri. 
Doch betragt der Durchmesser im Durchschnitt nur etwa 34% von der 
Hohe, wahrend er bei schneideri etwa 41% betragt. 

Verbreitung: Neu-Pommern. 

Typus: 1 Exemplar vom Cormoranhuk im Zoologischen Museum 
zu Berlin (Hohe 17mm; Durchmesser 6,1mm). 



Abb. fy'A. Typns 
voii TruncateUa 
ultima 
I. Heusch. 
(VorKi*.) 


166 . Truncatella (Taheitia) gracilenta Smith. 

TruncateUa gracilenta Smith, Proc. Mai. Soc. London II, p. 289, PI. XVII, 
figs. 16, 17, 1897. (Terra typica: Neu-Guinea.) 

Serien von Neu-Pommern (Karlei, Malkongbach, Wattokgebiet, 
Cormoranhuk [Luwelon]) und 1 Exemplar von Mittel-Neu-Mecklenburg. 
Ziim Vergleich liegt 1 Exemplar aus der Sammlung des Berliner Museums 
von Neu-Guinea (Andai) vor. 


630 


llse Rensch 


Die zylindrisch-turmformige Schale ist ungenabelt graubraun bis 
mattbraun, meist mit einer schwarzlichen Langs- und Zickzackzeich- 
nung versehen. Die 6-8 Umgange sind fast flach, und die Naht ist kaum 
vertieft. Die Rippung ist etwas wellig. Nicht jede Rippe reicht von 
Naht zu Naht; aufierdem sind die meisten Rippen oben und unten 
nach der Naht verstarkt und damit erhoht. Der letzte Umgang hat 
dagegen auf der Unterseite eine weitlaufige, sehr kraftige, lamellen- 
artig hervortretende Rippung; etwa 14-23 Rippen miinden an der 
stumpfen Kante in die 53-70 Rippen der Oberseite des letzten Umganges. 
Die fast senkrechte Miindung ist abstehend und durch eine breite 



Abb. 54. Mitt cl' und Soitenplattc der Radula von Truncatella gracilenta E. A. Smith. 

Rinne vom Gehause getrennt. Die Mundoffnung ist etwa birnenformig, 
Der breit aufgeschlagene Mundsaum ist entweder fortlaufend, wobei 
an der oberen Ecke eine kleine tiillenartige Ausbuchtung auftritt, oder 
der auBere Mxmdsaum setzt sich bis fast zum vorletzten Umgange bin 
fort und greift dabei iiber den inneren Mundsaum hinweg. Der Deckel 
ist konkav, auBen hornig, innen kalkig. Die Innenseite hat an dem 
Rande, der der Spindel anliegt, eine Leiste, die nach der Basis des 
Deckels zu erhoht ist. Die hornige AuBenseite iiberragt ringsherum 
den kalkigen Teil des Deckels. Auch auf der der Spindel anliegenden 
Seite liegt eine etwa der Deckellange einnehmende, hornig-durch- 
sichtige Wulst. — Hohe 12,8-16,8 mm; Durchmesser 3,2-5 mm. 

Die Mittelplatte der bandformigen Radula (Abb. 54) besteht aus 
einer Mittelzacke imd beiderseits 3-4 kleinen basalliegenden Ekto- 
konen. Die breite Zwischenplatte hat einen grofien Mesokonus, einen 
spitzen Entokonus und drei kleine Ektokonen. 

Verbreitung: Neu-Guinea, Neu-Pommem (Neunachweis), Neu- 
Mecklenburg (Neunachweis). 

167. Truncatella (Tdheitia) tesselata Mlldf. 

TaheUia tessdata Moellendorff, Nachrichtsbl, Dtsch. Mai. Ges. 29, p. 32, 1897. 
(Terra typica: Bismarck -Archil.) 



Untowodtamgen liber die Laodsohaeokenlatoa to Biemarck-ArohipelB. 

Es Uegt Materiri vor von Neu-Pommem: Matong, Nangurup, 
Ghdghnwuloii, Ja^ (Pomeo, Mailmail), Kap Dampier; von 

Neu-Meddenbn!^ (Ulaputur, Ugana) nnd von der kleinen Insel Massait 
(Masahet). 

PaiatypieKshe Exetoplare dieser Art aus der Seynmlung des Berliner 
Museums sind charakterisiert durch eine ungleichmaBige, runzlige 
Bippung, die ober- wie unterseits gleich stark ist, im Gegensatz zu 
Tr, gracUenia, die unterseits besonders derbe Rippen bat, die auBerdem 
aucb geringer an Zabl sind. Die Mundung hat fast die gleiohe eifdrmige 
Gestalt, wie die von Tr. gradlenta. Zumeist ist der aufgeschiagene 
Mundsaum an die Schale angedriickt, er kann aber aucb durcb eine 
RiUe getrennt sein. Die vorliegenden Serien, die von Pater Schneideb 
bzw. Pater Mbyeb gesammelt wurden, sind im iibrigen sebr stark 
variabel: in der Form variieren sie von walzenformig bis schwachkegel- 
formig, die Bippung kaTiu mehr oder weniger dicht sein. Eine exakte 
Abgrenzung gegeniiber gracUenta wird erst moglich sein, wenn Deckel 
und Radula mit zur Untersucbung vorUegen. — Kobe 10,5-13,7 mm; 
Durchmesser 3,7— 6,1 mm. 

Verbreitung: Neu-Pommem, Neu-Mecklenburg, Massait. 

VI. Tiergeographisches. 

Als Grundlagen fiir die tiergeograpbiscben Resultate liegen nacb 
meinen Untersucbungen fiir den Bismarck-Arcbipel 157 Rassenkreise 
bzw. Arten vor, wobei die im ersten Teil der Arbeit bebandelten Pct'puina- 
Formen miteinbezogen wurden. Es konnten 2 Gattungen, 2 Unter- 
gattungen, 53 Arten und 36 geographiscbe Rassen neu bescbrieben 
werden, wabrend andererseits 33 bisber giiltige Arten imd eine Basse 
als synonym erklart und weitere 16 Arten zu geographischen Rassen 
degradiert werden muBten. Eine groBe Anzabl von Formen konnte 
•' fiir den Bismarck-Arcbipel neu nacbgewiesen werden. Viele Formen 
wurden erstmalig anatomiseh untersucht. 

Zur tJbersicht seien nun zunScbst noch einmal fiir alle Insebi einzeln 
die bisber bekaimten Formen zusammengestellt (die neuen Arten und 
Rassen sind gesperrt gedruckt). Wie die folgenden Listen zeigen, kennen 
wir beute von Neu-Pommem bereits 108 Rassenkreise bzw. Arten. 
Es ist das groBe Verdienst Pater Schneidebs, daB bier die Zabl so_ 
boob ist, daB man annebmen darf, daB spStere Nachforschungen nur 
nocb relativ wenige Neunacbweiae bringen werden (vor allem in der 
westlksben Inselb&lfte). Wenn von Neu-Mecklenburg dagegen nur 
f. N. F. Bd. S, Heft 4. 41 


032 i ^ Bfemoh 

66 ilassen und Arten bekajant dbdr so liagt dies weaiger an dcr gerin- 
geren Grofie der Insel als an der Tatsacbe, dafi bier die kleinen Formen 
aumeist nocb nicht gesaimnelt wurden* Das gleicbe gilt ancb fiir alie 
iibrigen Inselm. 

1. Neu-Ponamem. 


1 . Papuina lamhei lanthei (Pfr*) 

2. chancei (Cox). 

3 . jogephi I. Rensch. 

4. — hindei (Cox). 

5^ — novaepommeraniae I. u. B. 
Rensoh, 

6. — ferg, fergusoni (H. Adams). 

6a. •— /(ef^pu«oni^aZa«eanaI. Rensch. 

7, — wieg, wiegmanni (Mrts.). 

7a. — unegmanni disjuncta 

I. Rensoh. 

7b. — wiegmanni conjuncta 
1. Rensoh. 

3. — tayloriana sepientrionalis 
I. u. B. Rensoh. 

9. — (Megalacron)glohulal,Pensch, 

10. Chloritis ten^ica Fuit. 

11. — mertensi I. Rensoh. 

12 . — m^ltiaeioaa Pvlt, 

13. — exigua Gude. 

14. — ddphax Kob. 

16, Diacoconcha majuscula isis (Pfr.). 

16. HtmipUda rufa (Lesson) ? 

17 , _ fn^aU. malleata I. u. B. Rensoh. 

18. Trochornorpha ( ?) mejmi patrum 
I, u. B. Rensoh. 

18a. — mejmi corneofusca I. u. B. 
Rensoh. 

18b. mejmi tertia I. u. B. Rensoh, 

19, — • vesterai I. B. Rensoh. 

20, mlarinm (Q^. et Gaim.), 

21. neu^uuai I. Rensoh. 

--- l(m^i p 

I. Rensoh. 

23. — planorbia (Less.). 

24. OrpieUa ( ?) aoMiuacida bia^ 

marckiana 1. Rensoh. 

26. Mieroetf^ biamarckiand (Thide). 
26. — obaeatm 


28. Gonihycua dahli Thiele. 

29. Gancellocomua amoenua I, Rensoh. 

30. KalieUa dulda (Smith). 

31. aemiacfulpta (Thiele). 

32. — tenuiacid^a Mlldf. 

33. — novopommerana I. Rensoh. 

34. Helicarion wiUeyana God. Austen. 

36. — achneideri I. Rensoh. 

36. — melaneaicua I. Rensoh. 

37. DurgelUna vitrina Thiele. 

38. — gromatica (God. Austen). 

39. — mevoulouenaia I. Rensoh. 

40. Trochonanina dendrotrochoidea 

I. Rensoh. 

41. — aororcula I. Rensoh. 

42. — ackneideriana I. Rensoh. 

43. — ventroaa I. Rensoh. 

44. — helicinoidea mentum (Hedley). 

45. Subulina octorwi* (Brug.). 

46. Opeaa gracile (Hutton). 

47. CurveUa{1) auhleptinaria 

I. Rensoh, 

48. Gaatrocopta pontifex I. Rensoh. 

49. — aemidauaa Thiele. 

60. — pediculua (ShuttL). 

61. Neaopupa novopommerana 

I. Rensoh. 

52, — guadraai tranaaequatorialia 
L Rensoh. 

63, Pariada mrierienaia Qu. et Gaim. 

64. Elaamiaa ovatvmt (Anton). 

66. — microatoma Qu. u. Mlldf» 

66, — graciUa dahli Thtele. 

67, GukUa bicolor (Hutton). 

68, PhilaUnka guca^^ 

jitaclal* Rensoh. 

89. — hiamarckiana I. Rensoh. 

60. Neaodiacua amteearinatua (Thiete). 

61. Charopa achneideri I. Rensoh. 

62. — hiamarckiana I. Rensoh. 



UntersutSiungeii libw die Landsohaeckenfati^ des Bismarck-Archipels. 633 


63. Chwrofa novo pommer ana 

I. Benecli. 

04 ^ _ descendens I. Eensoh. 

66 . — exquisita Iredale. 

66 . Ftychodon microglyphis 

I. Rensch. 

67. — macrogtyphis I. Rensch. 

68 . Succinea simplex Pfr. 

69. Pythia undata (Less.). 

70. — scarahaem L. 

74 ^ — pyramidata Reeve. 

72. — hischofi I. Rensch. 

73. Hargravesia polita H. Adams. 

74. Pupina keravdreni Vignard. 

76. — aurea Hinds. 

76. — cumingiana L. Pfr. ? 

77. — schneideri I. Rensch. 

78. Palaina novopommerana I. u. 

B. Rensch. 

79. — vexator I. u. B. Rensch. 

80. — schneideri I. u. B. Rensch. 

81. — granulum I. u. B. Rensch. 

82. — commixta I. Rensch. 

83. Japonia poirierii sexliratus I. u. 

B. Rensch. 

84. Leptopoma vitreum (Lesson). 


86 . Palaeohdicina stardeyi asphaleia 
Wagner. 

86 . — novopommerana I. Rensch. 

87 . AphanoconiaponsonhyilEi,A,Bmit\i* 

88 . Sulfurina Umisiadensis (Forbes). 

89. Pseudocydotus flavus (Leschke). 

90. — novae-hihemiae (Qu. et Gaim.) 

91. — levis levis (Pfr.). 

92. — commixtns I. Rensch. 

93. Cyclomorpha novopommerana 

I. Rensch. 

94. Omphalotropis nehulosa Pease. 

96. — ducalis Mlldf. 

96. — pulcheUa Thiele. 

97. — Paludinella coturnix (Crosse). 

98. — semperi hismarckiana 

I. Rensch. 

99. — schneideriana I. Rensch. 

100. Assiminea palauensis Thiele. 

101. — melanesica L Rensch. 

102. Truncatella valida Pfr. 

103. — semperi Kob. 

104. — qvadrasi Mlldf. 

106. — schneideri I. Rensch, 

106. — ultima I. Rensch. 

107. — gracilenta E. A. Smith. 

108. — tessdata Mlldf. 


2. Neu-Lauenburg. 


1 . Papmina I, lambei (Pfr.). 

2. — fergusoni fergusoni (H. Adams). 

3. Kaliella novopommerana 

I, Rensch. 

4. Opeas gracile (Hutton), 

6 . Qastrocopta pedicvlus (Shuttle). 

6 . — semidausa Thiele. 

7. Partula carteriensis Qu. et Gaim. 

8 . GuleUa bicolor (Hutton). 

9. Philalanka quadricarinata sejuncta 

1 . Rensch. 


10. Hargravesia polita H. Adams. 

11. Leptopoma vitreum (Lesson). 

12. Pseudocyclotus novaehibemiae (Qu. 

et Gaim.). 

13. Omphalotropis ducalis Mlldf. 

14. Truncatella valida Pfr. 

15 ^ — avenacea bismarckiana 
I. Rensch. 


3. Vuatom. 


1 , Pdpuina lambei vuatomensis 

I. Rensch. 

2, Chloriiis tendmoa iPulton. 

8 . — muUisdosa Fulton. 


4. Trochomorpha ottonis I. Rensch. 
6 . Microcystis bismarckiana (Thiele). 

6 . Kalidla dsdcis (Smith). 

7. — tefmis&dpta Mlldf. 


41 * 


634 


Use Rensch 


8. Kaliella novopommerana 
I. Rensch. 

; 9. Odstrocopta semiclauaa Thiele. 

10. — pediculua (Shuttl.). 

11. Nesopupa novopommerana 

I. Rensch. 

12. Partula carterienaia Qu. et Gaim. 

13. Elaamiaa ovatum (Anton). 

14. — gracilia dahli Thiele. 

16. Pupina keravdreni Vignard. 


16. Leptopoma vitreum Less. 

17. Palaeohelicina atanleyi aaphaleia 

Wagner. 

18. Paevdocyclotua levia levia (Pfr.), 

19. Omphahtropia nehuloaa Pease. 

20. Paludinella vuatomenaia 

I. Rensch. 

21. Truncatella valida Pfr. 

22. — aemperi Kob. 

23. — quadraai Mlldf. 


4. Neu-Mecklenburg. 


1. Papuina lambei lamhei (Pfr.). 

2. — phaeoatoma medinenaia 

I. Rensch. 

2a. — ph, lamaaaongenaia 
I. Rensch. 

2b. — ph. kandanenaia 1. Rensch. 
2c. — (ph») apadicea Fulton. 

2d. — (ph.) humilia Fulton. 

3. — chancei (Cox). 

4. — hindei (Cox). 

6. — novaegeorgienaia (Cox). 

6. — ferguaoni denaeatriata Fult. 

7. — auprapicta Fulton. 

8. — coniformia (F^r.). 

9. Chloritia discordialis Fe^r. 

10. — fauata Gude. 

11. — tenehrica Fult. 

12. — multiaetoaa Fult. 

13. — gaimardi Desh. ? 

14. — euatoma Pfr. ? 

15. — exigvxi Gude. 

16. — terea Gude. 

17. — addita I. Rensch. 

18. Diacoconcha m. majuacula Pfr. 

19. Hemiplecta (?) cartereti wolfi C. R. 

Boettger. 

20. — rufa (Less.). 

21. — malleata recognita I. Rensch. 

22. Coxia m. macgregori (Cox). 

23. Trochomorpha ( ?) mejmi trana- 

marina I. Rensch. 

24. — aolarium (Qu. et Gaim.). 

25. — neuhauai I. Rensch. 

26. Microcyatia dbacura (Thiele). 


27. Hdicarion melaneaicua I. Rensch. 

28. Trochonanina boiling eril. Rensch. 

29. — helicinoidea krdmeri (Thiele). 

30. Subulina octona (Brug.). 

31. Opeaa gracile (Hutton). 

32. Partula carterienaia Qu. et Gaim. 

33. — radiolata (Pfr.)? 

34. Tornatellina microatoma Qu. u, 

Mlldf. 

35. Succinea aimplex Pfr. 

36. Pythia undata (Less.). 

37. — acarabaeua L.. 

38. — pyramidata (Reeve). 

39. Hargraveaia polita H. Adams. 

40. Pupina keravdreni Vignard. 

41. — aurea Hinds. 

42. Leptopoma vitreum (Less.). 

43. — igneacena (Pfr.). 

44. — dohrni Ad. u. Angas. 

45. Palaeohelicina atanleyi aaphaleia 

Wagner. 

46. — apinifera inflata A. J. Wagner. 

47. Aphanoconia papuana E. A. Smith. 

48. Paevdocyclotua novaehibemiae (Qu. 

et Gaim.). 

49. Omphahtropia nebuloaa Pease. 

50. — ducalia Mlldf. 

51. Truncatella valida Pfr. 

62. — aemperi Kob. 

53. — avenacea biamarckiana 

I. Rensch. 

54. — gracilenta E. A. Smith. 

55. — - teaadata Mlldf. 



Uutersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 635 

5. Neu-Hannover. 


1. Fapuina phaeost, phaeostoma Mrts. 

2. Ghloritis discordialis (F^r.). 

3. Discoooncha majuscula atalanta 

(Clench). 

4. Coxia m, macgregori (Cox). 

6. Trochonanina schneideriana 

I. Rensch (Rasse ?). 


6. Partula carteriensis Qu. et Gaim. 

7. Pythia undata (Less.). 

8. — scarahaeus L. 

9. Leptopoma vitreum (Less.). 

10. Pseudocyclotus novaehihemiae (Qu. 

et Gaim.). 

11. — crinitus Thiele. 


6. Tabar. 


1. Papuina lambei taharensis 

I. Rensch. 

2. Ghloritis addita, I. Rensch. 


3. Trochonanina helicinoides krdmeri 

(Thiele). 

4. Leptopoma vitreum (Less.). 


7. Lihir, 


1. Papuina lambei lihirensis 

I. Rensch. 

2. Ghloritis tenebrica Fult. 

3. Goxia macgregori lihirensis 

I. Rensch. 

4. Trochomorpha neuhausi I. Rensch. 
6. Helicarion melanesicus 1, Rensch. 
6. Trochonanina helicinoides krdmeri 

(Thiele). 


7. Partula carteriensis Qu. et Gaim. 

8. Pupina keraudreni Vignard. 

9. Leptopoma vitreum Less. 

10. — pumilum Tapp. Can. ? 

11. Sulfurina louisiadensis (Forbes). 

12. Pseudocyclotus novaehiberniae (Qu. 

et Gaim.). 


8. Massait. 


1. Trochomorpha neuhausil.'ReiiBch, 

2. Trochonanina helicinoides krdmeri 

(Thiele). 


3. Leptopoma vitreum (Less.). 

4. Aphanoconia sophiae (Brazier). 

5. Pseudocyclotus liratulus Martens. 


9. 

1. Papuina lambei mahurensis 

I. Rensch. 

2. Ghloritis tenebrica Fult. 

3. Trochonanina helicinoides krdmeri 

(Thiele). 


Mabur. 

4. Opeas gracile (Hutton). 

6. Partula carteriensis Qu. et Gaim. 
6. Leptopoma vitreum (Less.). 


10. Anir. 


1, Papuina lambei anirensis I. Rensch. 



636 


Use Rensch 


11. St. Matthias oder Mussau. 


1. Papuina lamhei dunckeri Leschke, 

2. — (Rhytidoconcha) L inquirenda 

I. Rensch. 

3. Ghloritis aff. fratema Gude. 

4. Trochomorpha solarium mussau - 

ensis I. Rensch. 

6. Trochonanina sororcula 
I. Rensch ? 

6. — helicinoides f Haris Leschke. 

7. Partula carteriensis Qu. et Gaim. 

8. Nesodiscus acutecarinatus mussau- 

ensis I. Rensch. 

9. Pyihia scarahaeus L. 


10. Pupina keraudreni mussauensis 

I. Rensch. 

11. Palaeohelicina spinifera mussau- 

ensis I. Rensch. 

12. Leptopoma vitreum (Less.). 

13. Aphanoconia sophiae (Brazier). 

14. — papuana mussauensis 

I. Rensch. 

16. Pseudocyclotus levis levis (Pfr.). 

16. Omphalotropis ducalis Mlldf. 

17. — ? hulhoides I. Rensch. 

18. Assiminea subcylindrica 

I. Rensch. 


12. Admiralitatsinseln. 


1. Papuina lamhei dunckeri Leschke, 

2. — pliaeostoma admiralitatis 

I. Rensch. 

3. — nov. novaegeorgiensis (Cox). 

4. — klaarwateri I. Rensch. 

6. — hiihleri I. Rensch. 

6. — pulcherrima 1. Rensch. 

7. — (Rhytidoconcha) inquirenda 

confirmata I, Rensch. 

8. Chloritis dentrecasteauxi (E. A. 

Smith). 

9. — murina Pfr. ? 

10. — ursina Pfr. ? 

11. Hemiplecta (?) c. cartereti E. A. 

Smith. 

12. Trochonanina modesta I. Rensch. 

13. — infrastriata E. A. Smith. 

14. — gracilior I. Rensch. 


15. Trochonanina helicinoides lahillar- 

dierei E. A. Smith. 

16. — Opeas gracile Hutton. 

17. Gulella bicolor (Hutton). 

18. Partula minuta Pfr. 

19. Succinea, simplex Pfr. 

20. Pythia undata (Less.). 

21. — scarahaeus L. 

22. — bischofi I. Rensch. 

23. Pupina cumingiana L. Pfr. ? 

24. — speculum Tapp. Can. 

25. Aphanoconia ponsonbyi E. A. Smith. 

26. Leptopoma vitreum (Less.). 

27. — hanleyanum (Pfr.). 

28. Pseudocyclotus infans (E. Sm.). 

29. — buhleri I. Rensch. 

30. — commixtus I. Rensch. 

31. Omphalotropis ducalis Mlldf. 


13. French-Inseln. 


1. Papuina novaegeorgiensis creta 
I. Rensch. 


2. Chloritis tenehrica Fult. 



TJntersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck- Archipels. 637 


14. Westliche Inseln (Ninigo, Luf oder Hermitinseln, Wuwulu oder 

Matyinsel). 


1. Pajmina novaegeorgiensis lufensis 

Thiele. 

2. Hemiplecta ("i) cartereti wnwulu- 

ana I. Rensch. 


3. Pythia undata Less. 

4. Pseudocyclotus campanulatiformis 

Thiele. 


Die unvollstandige Kenntnis der kleinen Formen auf Neu-Mecklen- 
burg, Admiralitatsinseln usw. zwingt mich, diese bei den tiergeographi- 
scheii Analysen der einzelnen Inseln des Archipels fortzulassen. J iir die 
Untersuchung der Beziehungen des Bisniarck-Arclupels im ganzen 
sind sie natiirlich wichtig. Die zoogeographisclie xiuswertung der syste- 
matischen Befunde soli sicli ini iibrigen darauf bescbriinken, einerseits 
die faunistische Zugehorigkeit und Unterteilung des Bismarck-Archipels 
klarzustellen und andererseits aus den Verbreitungstatsacben SchluB- 
folgerungen auf die fruheren Landzusanunenbange zu ziehen. Es ist 
nicht beabsichtigt, die bisher vorliegenden tiergeograpbisclven Hypo- 
thesen uber Melanesicn zu diskutieren oder noch neue Hypothesen 
hinzuzufiigen — in der Annahme, dafi das bcbandelte rein zoologische 
Material fur spiitere palaeogeographische Untersucbungen wiclitiger ist 
als vorlaufige Aimahmen^). 

Die faunistischen Beziehungen des Bismarck-Archipels 
zu seinen Nachbargebieten werden durcli die Anzahl gemcinsanier 
Elemente verdeutlicht. Wenn wir von verschlcppten Forinen (Svbu- 
lina, Ofem, Guldla) sowie von den sehr kleinen. auf Neu-Guinea und 
den Salomonen nocli nicht genugend gesanimelten Schnecken {Pahvnu, 
Gastrocofta, Microcystis u. a.) absehen, dann hat der Bismarck- Archipel 
mit Neu-Guinea 15, d. li. 50% der Gattungen und 20, d. li. 17%^ der 
Rassenkreise bzw. Arten gemeinsam, mit den Salomonen 1 8, d. h. 58% 
der Gattungen und 15, d. h. 15% der Rassenkreise bzw. Arten. Diese 
Zahlen lehren, dafi die Schneckenfauna des Bismarck-Archipels etwa 
gleich nahe Beziehungen zu Neu-Guinea und den Salomonen aufweist, 
dab sie also dem papuasisch-melanesischen Gcbiet zuzurechnen ist. 
Andererseits besitzt sie aber verhaltnismaBig viele Eigenheiten, die es 
angezeigt erscheinen lassen, den Bismarck- Archipel als relativ 
selbststandiges Untergebiet aufzufassen. Eine gleiche Sonder- 


1) Man vgl. die von B. Rensch ausgearbeitete Methodik in ..Geschichte des 
■Sundabogens. Eine tiergeographische Untersuchung", Berlin 1936. 



638 


Use Rensch 


stellung nehmen ja auch nach xmseren frtiheren XJntersuchungen die 
Salomonen ein^). 

Auch innerhalb des Bismarck- Archipels haben die einzelnen Haupt- 
inseln ein eignes Geprage. Von Neu-Pommem sind bisher 36 endemische 
Arten und Rassenkreise bekannt, d. h. % <^6^ Fauna ist auf die Insel 
beschrankt. Auf Neu-Mecklenburg wurden bisher 7 endemische Arten 
und Rassenkreise, d. h. 12,7% der Fauna, auf den Admiralitatsinseln 9, 
d. h. 29% der Fauna, festgestellt. Dazu kommt noch, daB die eigen- 
artige Gattung Coxia auf Neu-Mecklenburg tmd die kleinen Nachbar- 
inseln beschrankt ist. Der Grad der Selbstandigkeit der einzelnen Inseln 
ist aber nicht iiberall der gleiche. Es wird das am besten deutlich, wenn 
wir einmal die jeweils gemeinsamen Elemente zusammenstellen. Neu- 
Pommern hat mit Neu-Mecklenburg 35 Rassenkreise und Arten, 
d. h. 32,4% seiner Fauna gemeinsam, mit den Admiralitatsinseln da- 
gegen nur 13 Rassenkreise und Arten, d. h. 12,2% seiner Fauna. Diese 
engeren Beziehungen zwischen Neu-Pommern und Neu- 
Mecklenburg werden noch deutlicher, wenn wir die Fauna der letzten 
Insel unseren Berechnungen zugrunde legen. Hier sind 63,6% der 
Fauna (35 Rassenkreise und Arten) mit Neu-Pommern gemeinsam, 
mit den AdmiraUtatsinseln 18,2% der Fauna (10 Rassenkreise und 
Arten) . 

Neu-Hannover schlieBt sich sehr eng an Neu-Mecklen- 
burg an, da 81,8% seiner Fauna (9 Rassenkreise und Arten) mit der 
groBeren Nachbarinsel gemeinsam sind, wahrend nur 27,3% Gemein- 
samkeiten (3 Rassenkreise und Arten) mit St. Matthias und ebenso 
viele mit den Admiralitatsinseln vorliegen. 

Die Schneckenfauna der Inselgruppe St. Matthias (Mussau) ist 
der von Neu-Mecklenburg ahnlicher (61,3%, d. h. 11 Rassenkreise imd 
Arten gemeinsam) als der der Admiralitatsinseln (33% Gemeinsamkeiten, 
d. h. 6 Rassenkreise und Arten). 

Die kleineren Inseln gehoren faunistisch jeweils zu den am engsten 
benachbarten groBeren Inseln. So sind die Inseln nordostlich von Neu- 
Mecklenburg (Tabar, Lihir, Massait, Mahur, Anir) zwar durch einige 
scharf charakterisierte geographische Rassen ausgezeichnet, die Rassen- 
kreise und Arten sind aber die gleichen wie auf der Hauptinsel. (Wenn 
wenige Formen nicht Von Neu-Mecklenburg, wohl aber von weiter 
ostwarts liegenden Inseln bekannt sind, so ist dies wohl nur ein An- 


^) Vgl. I. u. B. Rbnsch, Revue Suisse Zool. 1985, 1986. 



Untersuchungen iiber die Landschneckenfauna des Bismarck- Archipels. 639 


zeichen fiir unsere bislier noch unvollkommenen faunistischen Kennt- 
nisse. Wichtig konnte hochstens Aphanoconia sophiae sein, die bisher 
nur erst auf Massait und den Salomonen gef unden wurde. Ob sie auf 
Neu-Mecklenburg wirklich fehlt, wird erst eine spatere genauere Durch- 
forschung der Insel ergeben). — Die Insel Neu-Lauenburg ist durch 
das Vorkommen typischer Neu-Pommern-Formen, wie Papuina fergu- 
soni fergusoni und Gastrocopta semiclausa enger an diese Insel als an 
Neu-Mecklenburg angesclilossen. 

Besonders wichtig wird in Zukunft das Studium der westlichen 
Inseln sein (Ninigo, Luf, Wuwulu). Von den 4 bisher von dort bekannten 
Arten ist Pythia undata weit verbreitet, Papuina nov. novaegeorgiensis 
findet sich sowohl auf den Admiralitatsinseln als auch auf Neu-Pommern, 
Hemiplecta ( ?) c. cartereti nur auf den Admiralitatsinseln und Neu-Meck- 
lenburg, Pseudocyclotus campanuhtiforrnis weist dagegen nach Neu- 
Guinea. — 

Aus der Verbreitungsweise der groCeren Landschneckenformen 
konnen wir nun auch Riickschltisse auf ehemalige L and verb in- 
dun gen machen, denn es ist kaum anzunehmen, daB das Vor- 
kommen der gleichen Gattungen oder der gleichen Rassenkreise 
auf mehreren Inseln nur durch passive Verbreitung iiber das Meer 
hinweg zustande gekommen sein sollte. (Passiv leicht verbreitbare 
Fornien sind zumeist sehr weit, oft zirkumtropisch verbreitet: vgl. 
Suhulina octona, Opeas gradUy Gulella bicolor u. a.). Die Insel 
Umboi, westlich Neii-Pommerns, wird durch eine Meeresflache von 
mehr als 50 km Breite von Neu- Guinea getrennt, der St. Georgs- 
Kanal zwischen Neu-Pommern und Neii-Mecklenburg ist etwa 30 km 
breit, die St. Matthiasgruppe ist mehr als 70 km und die Admi- 
ralitatsgruppe etwa 250 km von Neu-Hannover entfernt: eine Ver- 
schleppung durch treibendes Holz diirfte mithin sehr unwahrschein- 
lich sein, ziimal auch die Meeresstromungen zwischen Neu-Guinea 
und Neu-Pommern, und zwischen Neu-Pommern und Neu-Mecklen- 
burg hindurchfiihren. Wenn also groBe Landschnecken der Gat- 
tungen Papuina, Chloritis, Hemiplecta, Trochonanina und Trocho- 
morpha auf alien Inseln des Bismarck-Archipels leben, so diirfen 
wir zunachst annehmen, daB sie alle eininal untereinander in 
Landverbindung gestanden haben. Das Vorkommen einiger 
dieser, sowie anderer Gattungen, auch auf Neu-Guinea und den 
Salomonen lassen auBerdem auf friihere Verbindungen mit diesen 
beiden Gebieten schlieBen. Wie aber sind nun die Verbindungen 
im einzelnen verlaufen ? Wir wollen uns bei der Beantwortung 


640 


Use Rensch 


dieser Fragen zunaclist nur auf das beschranken, was wir aus 
einigen enger umschriebenen Verbreitungst 3 ^en unmittelbar ablesen 
konnen. 

Die Gattung Hemiplecta findet sich nur auf dem Bismarck- Archipel 
und auf Neu- Guinea (sowie westwarts anschlieBend im Malayischen 
Archipel) und, das gleiche gilt auch fiir folgende Rassenkreise und Arten: 
Papuina tayloriana, P. wieymanni, Chloritis discordialis, Chi. delphax, 
Trochomorpha solarium, Tr. lomonti, Pupina speculum, Japonia poi- 
rierii, Aphanoconia papuana, Sulfurina louisiadensis und Pseudocyclo- 
tus campanulatiformis. Das Fehlen dieser Formen auf den Salomonen 
weist darauf hin, daB sie von Neu-Guinea aus in den Bismarck-Archipel 
eingewandert sind. Das bedeutet aber, . daB die MeeresstraBe 
zwischen Neu-Pommern— Umboi und dem ehemaligen 
Deutsch-Neu-Guinea, die mehr als 1000 m tief ist, friiher 
uberbriickt war. Da nun verschiedene Formen beiderseits der 
MeeresstraBe noch in der gleichen Art vertreten {Chloritis discordialis, 
Chi. delphax, Pupina speculum u. a.), andere sich nur bis zu besonderen 
Rassen fortdifferenziert haben (P. tayloriana, P. wiegmanni, Japonia 
poirierii, Trochomorpha lomonti), so konnen wir weiterhin folgern, daB 
die endgiiltige Lbslosung des Bismarck-Archipels in geo- 
logisch verhaltnismaBig junger Vergangenheit erfolgt sein 
muB, also fiir das jiingere Tertiar oder gar noch fiir eine spiitere Periode 
zu datieren ist. Andererseits ist nun aber zu bedenken, daB die 
Schneckenfauna des Bismarck-Archipels im iibrigen von der Neu-Guineas 
sehr scharf unterschieden ist, und daB die nachstgelegene Insel Neu- 
Pommern nur 19 von 108, d. h. 17,6% Arten mit Neu-Guinea gemein- 
sam hat. Die Landverbindimg muB also verhaltnismaBig schmal 
gewesen sein, da sie sonst einen viel starkeren Formenaustausch bedingt 
haben wiirde. 

Noch geringer ist die Zahl der Formen, die auf dem Bismarck- 
Archipel und auf den Salomonen, aber nicht auf Neu-Guinea vor- 
kommen. Es sind dies die Gattungen Partula, Orpiella und Trocho- 
nanina, sowie folgende Rassenkreise und Arten: Orpiella solidiuscula, 
Trochonaninn helicinoides, Hargravesia polita, Aphanoconia sophiae,. 
Palaeohdicina spinifera und Omphalotropis nebulosa. Auch in diesem 
Falle kann man das Vorhandensein einer jungen geologischen 
Landverbindung zwischen Bismarck-Archipel und Salo- 
monen iiber heute 2000—4000 m tiefe Meeresteile hinweg an- 
nehmen. Die Verbindung ware wegen der geringen Zahl der gemein- 
.samen Formen ebenfalls sehmal zu denken, falls es sich nicht iiber- 



Untersuchungen liber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 641 

haupt nur um eine verbindende Inselkette gehandelt hat, bei der ein 
Formenaustausch iiber das Meer hinweg moglich war. 

Es gibt nun weiterhin einige wenige Schnecken, die bisher nur vom 
Bismarck- Archipel und den Philippinen {Kaliella tenuisculfta) oder nur 
vom Bismarck- Archipel und Polynesien bekannt sind {Elasmias ovata, 
Pv/pind cumingiana, Gattung Nesodiscus), doch handelt es sich hier 
nur um ganz kleine Formen, die auch auf Neu- Guinea noch gefunden 
werden konnten, die zudem auch leichter mit Treibholz verschleppt 
werden konnen. Das gleiche gilt fiir die winzige Nesopupa quadrasi, 
die bisher nur auf den Marianen und Neu-Pommern nachgewiesen 
wurde. Und schlieBlich ist ebenfalls die Verbreitung der Gattung 
Curvella (Bismarck-Archipcl, Malayischer Archipel und Philippinen) 
tiergeographisch noch nicht zu beurteilen. 

Innerhalb des Bismarck-Archipels ist der Bestand an Gattungen 
auf den Hauptinseln etwa der gleiche. Wenn wir von den kleinen 
Formen absehen, so hat Neu-Pommern auch alle die Genera, die von 
Neu-Mecklenburg bekannt sind, bis auf die eigenartige Coxia. — Die 
Kassenkreise und Arten sind aber starker unterschieden. AusschlieClich 
auf Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg leben 10 Arten: Papuina 
chancei, P. hindei, P. fergusoni, Chhritis multisetosus, Chi. exigua, Hemi- 
plecta malleata, Helicarion mxlanesicus, Microcystis obscura, Trocho- 
worphd mcpni, Trochomorpha neuhausi. Da es sich hier fast nur um 
groBe Formen handelt, ist nicht zu erwarten. daB sie alle noch auf den 
Admiralitatsinseln entdeckt werden. Dagegen kann man umgckehrt 
annehmen, daB die 3 Arten, die nach unseren bislierigen Kenntnissen 
nur auf Neu-Pommern und auf den Admiralitatsinseln vorkominen 
(die Strandschnecke Pythia bischofi und die beiden kleinen Arten 
Aphanoconia ponsonbyi nnd Pseud, ocyclotus commixtus), in Zukunft noch 
auf dem schlecht bekannten Neu-Mecklenburg gefunden werden. Das 
besagt also, daB in jiingerer geologischcr Vergangenheit einc 
Landverbindung von Neu-Pommern nach Neu-Mecklenburg 
bestand, aber nicht von Neu-Pommern nach den Admirali- 
tatsinseln hin. Da im ganzen nur ein geringer Prozentsatz der Neu- 
Pommern- Arten auch auf Neu-Mecklenburg lebt, und da diese dort 
meistens schon besondere Rassen ausgebildet haben, konnen wir an- 
nehmen, daB der mehr als 1000 m tiefe St. Georgs-Kanal zwischen 
den beiden Inseln schon im jiingeren Tertiar eingebrochen ist. 

Die kleinen Inseln nordostlich von Neu-Mecklenburg 
(Tabar, Lihir, Massait, Mahur und Anir) verraten eine engere Zu- 


642 


llse Bensch 


sammengehorigkeit dadurch, dafi die auf ihnen lebenden Papuina 
fotmbei-Rassen untereinander viel mehr Ahnlichkeit besitzen als zu der 
lambei'B,asae auf Neu-Mecklenbmrg, Das legt die Vermutung nahe, 
daB die kleinen Inseln in junger geologischer Vergangenheit noch in 
Langsverbindung standen, als sie bereits von Neu-Mecklen- 
burg isoliert waren. Es ware wichtig, diese auch mit der Meeres- 
tiefenkarte iibereinstimmende Annahme spater noch an weiteren Arten 
nachzupriifen. 

Die Schneckenfauna von Neu-Hannover stimmt so weitgehend 
mit der von Neu-Mecklenburg iiberein, daB man annehmen darf, daB 
Neu-Hannover erst in viel jiingerer Zeit abgetrennt wurde 
als die anderen Inseln (kleine endemische Art Pseudocychtus crini- 
tus wohl auf Neu-Mecklenburg noch zu erwarten. Als endemische Rassen 
nur Discoconcha majiiscula atalanta und Papuina ph. phaeostoma). 

St. Matthias zeigt dagegen starkere Unterschiede gegeniiber Neu- 
Hannover— Neu-Mecklenburg, denn hier findet sich die eigenartige 
Papuina {Rhytidoconcha) inquirenda, die in einer anderen Rasse nur 
noch auf den Admiralitatsinseln vorkommt, ferner die endemischen 
Arten : Omphahtropis bulboides und Assiminea subcylindrica, sowie 
einige scharf differenzierte geographische Rassen. Der Einbruch 
des mehr als 1000 m tiefen Kanals zwischen St. Matthias und 
Neu-Hannover diirfte also etwa ebenso alt seiri wie der Ein- 
bruch des St. Georgs-Kanals. 

Die Admiralitatsinseln sind dutch besonders stark charakteri- 
sierte Endemiten vor den iibrigen Inseln des Bismarck- Archipels aus- 
gezeichnet {Papuina pulcherrima, P. buUeri, P. Tclaarwateri, CUoritis 
dentrecasteauxi, Trochonanina injrastriata usw.). Wir konnen daraus 
folgem, daB diese Inselgruppe innerhalb des Bismarck-Archipels 
wohl am langsten isoliert ist. DaB nach Neu-Pommem hin keine 
ehemalige Landverbindung anzunehmen ist, wurde schon oben er- 
wahnt. Fiir eine vielleicht spattertiare Verbindung mit Neu- 
Mecklenburg sprechen die nur auf beiden Inselgebieten vorkommen- 
den Papuina phaeostoma, Hemiplecta {^ cartereti, Trochonanina heli- 
cinoides. Vielleicht ist aber noch eine dazu parallele, friihere Ver- 
bindung zwischen den Admiralitatsinseln und St. Matthias 
anzunehmen, denn die auffallige Papuina {Rhytidoconcha) inquirenda 
kommt nur auf diesen beiden Inselgebieten vor und bei Trochonanina 
helidnoides findet sich sogar die gleiche Basse {fUaris) auf St. Matthias 
und auf der zur Admiralititsgruppe gehorigen Insel Lambussu. Natiir- 



Untcrsuchungen tiber die Landschneckenfauna des Bismarck-Archipels. 643 

lich wild man die Moglichkeit einer solchen Landbriicke erst definitiv 
beurteilen konnen, wenn die Schneckenfauna vollstandiger bekannt ist 
als heute. Zu beacbten ist jedenfalls, dafi auch die mehr als 1000 m 
tiefen Meeresteile ostlich der Admiralitatsinseln im jungeren Tertiar 
noch nicht vorhanden gewesen sein konnen-. Das Auftreten einer 
Hemiflecta (?) cartereii-Rasse und einer Papuina nomegeorgiemis- 
Rasse auf den Inseln Wuwulu bzw. Luf macht es dann schlieBlich 
aucb denkbar, daB der melanesische Landstreifen sich auch 
noch einmal westwarts von den Admiralitatsinseln fort- 
gesetzt hat. — 

Es soil hier nicht untersucht werden, wie weit die Annahmen der 
aus den Verhreitungstatsachen erschlossenen Landverbindungen mit 
den Befunden der G-eologie ubereinstimmen (das unterseeische Boden- 
relief steht groBenteils damit in Einklang). Es sei nur noch einmal 
zusammenfassend betont, daB die meisten Landbriicken im jiinge- 
ren Tertiar an Stellen verlaufen sein miissen, die heute mehr 
als 1000 m oder auch mehr als 2000 m tief sind. Wir haben es 
also mit einem geologisch labilen Gebiet zu tun. 

Auch die tiergeographische Literatur braucht nicht noch einmal dis- 
kutiert zu werden, da dies in den letzten Jahren schon mehrfach ge- 
schehen ist (E. Sarasin 1925, Grimpe und Hoffmann 1925, K. Gun- 
ther 1932, H. Hediger 1934, E. Riech 1937). Wichtig ist jedenfalls, 
daB sich die einzelnen Tiergruppen verschieden verhalten. H. Hediger 
stellte festi), daB die Herpeto-Fauna des Bismarck-Archipels von Neu- 
Guinea stammt und daB von den Landreptilien Neu-Ponimerns 85% 
mit Neu- Guinea gemeinsam sind. Bei den Landschnecken sind hier 
dagegen, wie wir sahen, nur 17% der Arten und Rassenkreise gemein- 
sam, und auch unter den Gattungen fanden sich im Bismarck- Archipel 
verschiedene, die nicht auf Neu-Guinea vorkommen {Coxia, Conibycus, 
Cancelloconus, Orpiella, Trochonanina, Partula, Discoconcha sowie einige 
andere Genera, die aber nicht genannt seien, weil wegen der Kleinheit 
ihrer Formen ihre spatere Entdeckung auf Neu-Guinea moglich ist). 
Einen ahnhchen Gegensatz zwischen der Bismarck-Archipel- und der 
Neu- Guinea-Fauna stellte auch E. Riech fur die SiiBwassermollusken 
fest*). Und fur die Vogel gab E. Mayr an^), daB von den etwa 265 Brut- 


Hediqeb, H., Zool. Jahrb. Syst. 66, p. 441-582, 1934. 

*) Riboh, E., Arch. f. Naturg., N. F., 6, p. 37-163, 32 Textabb., 1937. 

*) Mayr, E., Die Vogelwelt Polynesiens. Mitt. Zool. Museum Berlin 19, 
p. 320, 1933. 


644 


Use Rensch, Landschneckenlauna des Bismarck- Archipels. 


vogelarten, die in dem Neu-Pommem gegeniiberliegenden Teile von 
Neu-Guinea vorkommen, nxir 80 (also weniger als ^a) auf Neu-Pommem 
einen Vertreter haben. Dieses verschiedene Verhalten der einzelnen 
Tiergruppen ist wohl ein Anzeichen dafiir, dafi die Artbildung in einem 
verschiedenen Tempo erfolgte. Wie dies schon B. Rensch bei seiner 
Bearbeitung der Tiergeographie des Sundabogens feststellte (Berlin 
1936), bilden sich neue Scbnecken- und Vogelarten schneller als Repti- 
lien- und Amphibien-Arten. Fiir unsere tiergeographischen Schlu6- 
folgerungen wiirde das bedeuten, dafi die Zusammensetzung der Land- 
schneckenfauna starker die jiingere geologische Vergangenheit, die 
Reptilienfauna dagegen mehr die altere Landgeschicbte widerspiegelt. 



tJber die Verbreitung und Formenbildung 
der Gattung Stilhum Spin. 

(Chrysididae, Hymenopt.) 


Von 

Dr. Stephan Zlmmcrmann, Wien. 


Mit 2 Abbildungen und 1 Verbreitungskarte. 

Die Goldwespengattung Stilbum gehort zu den am weitesten ver- 
breiteten Insektengattungen der Erde. Da ihre Formen in aufieren 
Merkmalen betrachtlich variieren, sind viele von ihnen im Laufe der 
Zeit mit Namen belegt worden, die alle systematiscben Kategorien 
von der Art bis zu individuellen Aberration umfassen ; die Unzulanglich- 
keit des derzeitigen Standes der Systematik mancber Hautflugler- 
gruppen tritt dabei vielfach often zutage. Die vorliegende Arbeit will 
in gedrangter Darstellung iiber das Ergebnis eines Versuches berichten, 
die Systematik der Gattung erstmalig zu klaren, die Verbreitung sowie 
die rassenmaBige Gliederung ihrer Formen festzustellen und den Weg, 
den diese bis zu ihrer heutigen Verbreitung mutmaBlich genommen 
haben, aufzuzeigen. 

Meine ersten Untersuchungen batten zum Ziel, neue, fvir erne syste- 
matische Gliederung geeignete, auBere Merkmale aufzufinden. Trotz 
der Fiille des Materiales blieben diese Bemuhungen ohne Erfolg, ms- 
besondere gelang es auch nicht, in der Form oder den relativen MaBen 
distaler Korperteile verwertbare Abweichungen zu entdecken. Wahrend 
am Genitalapparate brauchbare Unterscbiede festgestellt werden 
konnten, ergab die Untersuchung aller auBerlich sichtbaren Teile 
immer wieder nur Unterscbiede der bei den bisherigen Beschreibungen 
beniitzten Eigenschaften der Farbung, Oberflachenskulptur und GroBe. 
Es zeigte sicb jedoch, daB diese Merkmale bisher vielfach unter ganz 
unzureichender Beriicksicbtigung der geographischen Verbreitung der 
Formen Verwendung fanden, sicb bei einer entsprechenden Wiirdigung 
des Vorkommens aber als durchaus brauchbar erweisen. 

Zur Bearbeitung lagen mir die Sammlungen des Naturhistorischen 
Museums in Wien, des Zoologiscben Museums der Universitat Berlin, 



646 


Stephan Zimmermann 


des Deutschen Entomologischen Institutes in Berlin-Dahlem, des 
Senckenberg-Museums in Frankfurt a. M., 'des Museum National 
d’Histoire Naturelle in Paris und des Magyar Nemzeti Muzemn in Buda- 
pest sowie meine eigene Sammlung vor. So konnten insgesamt iiber 
2000 Tiere untersucht werden. Dieses reiche Material mu6, gemessen 
an der Verbreitung der behandelten Gattung, immer noch als gering 
bezeichnet werden und das Arbeitsergebnis mag daher in manchen 
Teilen liickenhaft sein. 

Ich danke Herrn Dr. L. Bebland (Paris), Prof. Dr. H. Bischoff 
(Berlin), Frau Dr. E. Franz (Frankfurt a. M.), Herm Dr. F.Maidl 
(Wien), Doz. Dr. A. PongrAcz (Budapest) und Dr. H. Sachtleben 
(Berlin-Dahlem) fur die tJberlassung von Sammlungsmaterial, Prof. 
Dr. H. Bischoff und Dr. F. Maidl auch fiir vielfache Anregungen 
und Unterstiitzungen. 


Systematik und Verbreitung. 

Das Verbreitungsgebiet der Gattung StiJbum Spin, umfafit alle 
warmeren und tropischen Lander der alten Welt. — Der Gattung 
gehoren zwei Arten an, St. cyanurum Forster und St. viride Gu4r. Beide 
Arten unterscheiden sich neben auBerlichen Merkmalen durch be- 
standige Unterschiede im Bau des Genitales. 


St. cyanurum Forst. 

Korper mit Ausnalime des letzten Tergites von rotgold iiber griin 
und blau bis dunkelviolett, einfarbig oder in diesen Farben zusammen- 
gesetzt. (Diese und alle folgenden Angaben iiber Farbungen beziehen 
sich auf praparierte, trockene Tiere.) Das letzte Tergit stets dunkler 
als die beiden ersten, blaugriin, blau bis violett; eine aus Zentral-China 
beschriebene Form, deren Korper zum groBten Teil rotgolden ist, besitzt 
ein goldgriines 3. Tergit. Die Oberflachenskulptur von sehr verschie- 
dener Ausbildung, jedoch nie so dicht wie bei viride. Besonderen 
Schwankungen unterliegt die Oberflache des Mesonotums, namentlich 
der beiden vorderen Drittel des Mesonotum-Mittelfeldes ; das letzte 
Drittel des Mesonotum-Mittelfeldes und das Scutellum sind stets sehr 
grob-runzelig und dicht punktiert. Gute Abbildimgen davon finden 
sich bei A. G. Dahlbom^). Das ^ Genitale im ganzen breiter als bei 
viride, in der Breite der vstlvae extemae und intemae kein wesentlicher 

Dahlbom, A. G., Hymenoptera Europaea II, 1864, auf Tab. XII. 



tJber die Verbreitung und Formenbildung der Gattung Stilbum Spin. 647 

Unterschied (Abb. 1). Untersucht wurden die Genitale von .30 aus 
dem ganzen Verbreitungsgebiete. Die Grofie der Tiere schwankt 
zwischen 22 mm (Nord-Australien) und 7 mm (Agypten). 

Verbreitung: Von West-Europa siidlich des 47. Breitegrades 
bis Ost-Asien einschlieBlich Japans siidlich des 40. Breitegrades; 
in Siid-Rufiland (Uralsk, Orenburg) reicht die Art bis zum 52. Breite- 
grad nach Norden; ganz Afrika, ganz Siid-Asien, die siidostasiatischen 
Inseln, Neu-Guinea, Australien mit Ausnahme der siidlichsten Teile 
des Kontinentes und die ostlich anschliefienden Inseln einschlieBlich 
der Salomonen und Neu-Kaledonien. 




Abb. 1. <J-Oonitale von Stilbum cyanurum splendiduni F. Meadi boi Kairo, Atrypten. 


Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage des Vorkommens von 
St. cyanurum in der madagassischen Region. Sicher lebt die Art (in 
der Form des afrikaniscben Festlandes) auf den Komoren und der 
Madagaskar nachstbenachbarten Insel Nossi-Be; von beiden Fund- 
orten sind mir verlaBliche Belegstiicke vorgelegen. Die Fundortsan- 
gaben von Madagaskar selbst entbehren, wie ich meine, der wiinschens- 
werten VerlaBlichkeit. Es lagen mir insgesamt 8 Exemplare vor (Mus. 
Berlin, ,, Antananarivo, leg. Sikora“, 6 Ex. ; Senckenberg-Mus. Frank- 
furt, „Madagaskar“, ohne nahere Angabe, 1 Ex.; Mus. Paris, ,, Mada- 
gaskar, H. Saus8ure“, 1 Ex.). Immerhin ist die Moglichkeit, daB St. 
cyanurum auf Madagaskar neben dem endemischen imd haufigen 

Archlv f. Naturgesohlchte, N. F. Bd. 6, Heft 4. 42 



648 


Stephan Zimm^mann 


St. viride vereinzelt vorkomnit, nicht ausziischlieBen. — Die Angaben. 
iiber das Vorkommen von Stilbum in Amerika dagegen sind bestimmt 
unricbtig. 


St. viride Gu4r. 

Korper griin bis blaugriin, das letzte Tergit ebenso, jedoch heller 
als der iibrige Korper, haufig mit Goldglanz. Oberflachenskulptur sehr 
kraftig und stets dichter als bei cyanurum. Die grofiten Tiere, die ich 
gesehen babe, sind 20, die kleinsten 8 mm lang; der Mittelwert der 
Lange durfte urn 14 mm liegen. Das ^ Genitale im ganzen schlanker, 
die valvae externae deutlich schmaler als die valvae intemae (Abb. 2). 
Es wurden die Genitale von 10 (J untersucht. 



Die Angabe W. Trautmanns i), daB die Genitale beider Arten iiber- 
einstimmen, ist unrichtig. Ebenso unricbtig ist seine Angabe, daB Tiere 
aus Australien noch dicbter skulpturiert seien als viride-, ibre Skulptur 
ist sehr grob, abet keineswegs so dicbt wie bei viride. Tbautmann 
gibt femer an, daB Tiere aus Madagaskar in seiner Sammlung steckten, 
die ganz zerstreute Tborax-Punktierung aufweisen; in dem Material 


TaA.TmiANN, W., Goldw. Europ. 1927. 


'Ober die Verbreitung und Formenbildung der Gattung StUbum Spin. 649 

der Sammlung Trautmann, das mir geschlossen vorlag, waren diese 
Stiicke nicht zu finden ; alle Tiere aus Madagaskar in Coll. Trautmann, 
ebenso wie alle anderen Exemplare von St. viride, die ich geseben babe, 
besitzen vielmebr die gleicbmaBig dicbte Tborax-Skulptur dieser Art. 
tJbergangsformen zwiscben St. viride wadicyanurum feblen im kritiscben 
Gebiete (Madagaskar, Ost-Afrika) vollkommen. 

Verbreitung: Madagaskar. 

Innerhalb der Art St. viride lafit sicb keine rassenmaUige Differen- 
zierung erkennen. 

Die Rassen von St. cyanurum. 

Die Art St. cyanurum gliedert sicb in drei groBe geograpbiscbe 
Rassen; sie unterscbeiden sicb durcb auBere Merkmale, im Bau des 
^ Genitales bestehen keinerlei Unterscbiede. Bemerkenswert erscbeint 
die bei Cbrysididen einmalige Verbreitung einer Art iiber ein so groBes 
Gebiet bei einer im Verhaltnis geringen rassenmaBigen Gliederung. 
Dabei wird, wie bei Cbrysididen uberbaupt, die Erkennbarkeit geo- 
grapbiscber Rassenbildung durcb die gleicbzeitige Entwicklung ver- 
scbiedener, nicbt geograpbiscb bedingter Varianten im selben Gebiete 
oft erscbwert. 

1. Die am weitesten verbreitete Rasse von St. cyanurum bewobnt 
ganz Afrika, vielleicht mit Ausnahme des Nordrandes von Marokko 
und Algerian, jedoch einschUeBbch der Kap Verdeschen Inseln, 
Lybiens und Agyptens, Arabien, ganz Siid-Asien einschUeBlich der 
Sunda-Inseln und Philippinen, Ost- Asian mit Korea und Japan etwa 
bis zum 40. Breitengrad. In Grenzgebieten (Nord-Afrika, Cypern, 
Kaukasuslander, Ost-Asien) gemeinsam und vermiscbt mit der fol- 
genden Rasse. 

Farbe von griin iiber blau bis dunkelviolett, wobei griinblau und 
blau vorherrscben. Das Abdomen besitzt niemals reine Goldfarbung, 
dock kommen gelegentlicb griine Tiere vor, die auf den beiden ersten 
Tergiten, namentlich an deren Randem, selten auch am Pronotum, 
Goldglanz besitzen; ich kenne solche Stiicke z. B. von Eritrea. Die 
Oberflacbenskulptur ist betrachtlicben Schwankungen unterworfen. — 
Im Durcbscbnitt groBer als die folgende Rasse; die groBten mir vor- 
liegenden Stiicke sind 19, die kleinsten 7 mm lang; R. DU Buysson^) 


1) Du Buxsson, R., Chrys. de I’Egypte, Soc. Ent. d’Egypte 1908, 94. 

42* 



660 


Stephan Zimmennaim 


hat aus Agypten Tiere von nnr 5 mm Lange gesehen, Der Mittelwert 
der Lange diirfte zwischen 14 imd 16 mm liegen. 

2. Die zweite Rasse lebt in einem den eben genannten Gebieten 
nordlich vorgelagerten langgestreckten Areale, das sich von Siidwest- 
Europa imd Nordwest-Afrika in annahemd gleicher Breite iiber ganz 
Siid-Europa imd Klein-Asien, die Kaukasuslander und das asiatische 
Sud-RuBland bis nach Ost-China erstreckt, ohne jedoch die ost- 
asiatischen Kiistengebiete zu erreichen. Das Vorkommen dieser Rasse 
beschrankt sich also auf die palaarktische Region. 

Nur sie bildet bei im allgemeinen vorherrschender Griinfarbung des 
Vorderkorpers und der beiden ersten Tergite im ganzen Gebiet auch 
Formen mit goldenen 1. und 2. Tergiten. Die Goldfarbung umfaBt 
dabei alle Tone von grungold iiber reingold bis rotgold; im letzten 
Falle tritt in der Regel an Stelle des griinen oder blaugriinen ein blauer 
bis tief dunkelblauer Vorderkorper auf. Die Goldfarbung teilt StiUmm 
hier mit der Mehrzahl der anderen Chrysididen der palaarktischen 
Region (regionale Konvergenz). Die Unterschiede in der Ausbildung 
der Oberflachenskulptur sind auch bei dieser Rasse sehr betrachtlich ; 
in der Regel sind die Tiere mit blauem Vorderkorper und goldenem 
oder rotgoldenem Abdomen wesentlich starker und dichter skulpturiert 
als die griin gefarbten. — Im Durchschnitt kleiner als die vorige 
Rasse; die groBten Stiicke, die ich gesehen habe, waren 17, die klein- 
sten 7 Ttun lang. Der Mittelwert der Lange diirfte 13 bis 14 mm be- 
tragen. 

3. Eine dritte Rasse bewohnt Australien mit Ausnahme der siid- 
lichsten Teile des Landes; siidhchste Fundorte: Swan River im Westen, 
Sydney im Osten^). In der Sammlung des Pariser Museums befindet 
sich ein Exemplar mit der Bezeichnung „Tasmanie, Coll. R. du Buysson 
1900“ ; ich halte diese Fundortsangabe fiir unsicher. Die Rasse kommt, 
Wenn auch nicht ausschlieBlich, auf Neu- Guinea und den benachbarten 
Inselgruppen vor und reicht im Osten bis zu den Salomonen und Neu- 
Kaledonien, im Westen und Norden in tJbergangen iiber die Molukken 
bis Celebes uud die siidlichste Phihppinen-Insel Mindanao. Die Ab- 
grenzung dieser Rasse gegen die indischen Formen ist daher vielfach 
unbestimmt. 

Die vorherrschende Farbung dieser Rasse ist violett, doch kommen 
auch blaue und blaugriine Tiere vor. Bei solchen ist, im Gegensatze zu 

Feogatt, W. W., Ptoc., Linn. Soc. N.S.-Wales 2, V (1890/91). 


tTber die Verbreitung und Formenbildung der Gattung Stilbum Spin. 651 


den beiden vorher besprocbenen Rassen, das Abdomen in der Regel 
dunkler gefarbt als der Thorax (z. B. Thorax blaugrun, Abdomen 
dunkelblau, oder Thorax blau, Abdomen violett). Die Violettfarbung 
teilt Stilbum hier mit vielen anderen Chrysididen dieses Gebietes (re- 
gionale Konvergenz). Die Oberflachenskulptur ist stets sehr grob und 
dicht; die auch bei dicht skulpturierten Tieren der beiden anderen 
Rassen gelegentlich angedeuteten Langsleisten innerhalb des Meso- 
notum-Mittelfeldes sind in der Regel stark entwickelt. Der Querwulst 
des letzten Tergites ist besonders stark vorgebuchtet. — Im Durch- 
schnitt groBer als die beiden anderen Rassen; namentlich dasaustralische 
Festland bildet Riesenformen aus, die eine Lange von 22 mm erreichen. 
Die kleinsten Tiere sind 10 mm lang; der Mittelwert der Lange diirfte 
16 bis 17 mm betragen. 


Fiir die Namensgebung hat zu gelten: als historische Stammform 
das 1771 von J. R. Forster^) aus Siid-Spanien beschriebene cyanurum-, 
es tragt somit die das palaarktische Gebiet bewohnende Rasse den 
Namen St. cyanurum cyanurum. — Fiir die Rasse der athiopischen und 
orientalischen Region St. cyanurum sflendidum, von J. Ch. Fabricius^) 
von der Malabar-Kuste Vorderindiens (und von Australien) beschrieben. 
Fiir die australische Rasse St. cyanurum amethystinum, beschrieben 
ebenfalls von J. Ch. Fabricius^) aus Australien. — Die madagassische 
Art {St. viride) benannte M. Guerin^). 

Eine Einsichtnahme der Typen war leider in keinem Falle moglich. 
Trotzdem die Beschreibungen Forsters und-FABRiciuss hochst un- 
zuliinglich sind, lassen sie im Zusammenhalte mit den Originalfund- 
orten keinen Zweifel dariiber aufkommen, daB ihnen Vertreter der 
hier mit diesen Namen bezeichneten Rassen zugrunde lagen. Ebenso- 
wenig kann die Anwendung dieser Namen fiir die entsprechenden 
geographischen Kategorien dadurch beeintrachtigt werden, daB sie 
von fast alien bisherigen Autoren unter Vernachlassigung des geo- 
graphischen Prinzipes fiir Farbenvarianten verschiedener Rassen ge- 
braucht wurden®). 

1) Forstbe, j. R., Novae species Insectorum p. 89, n. 89. 

Fabrioius, j. Ch., Systema Entomologiae 1776, 367, n. 1. 

®) Fabrioius, j. Ch., Systema Entomologiae 1776, 359, n. 12. 

*) GufeiN, M., Rev. Zoolog. 1842, 144, n. 1. 

®) z. B. : F. Smith, Trans. Entom. Soc. London 1874, 466ff.; R. du Buysson 
in Akdr^, Spec. Hym. Europ. 1896, 671ff. 



662 


Stephan Zimmwnaim 


Nur die folgenden Namen bezeichnen somit Arten und Unterarten: 
St. cyanurum sflendidum Fabr. 

St. cyanurum cyanurum Forst. 

St. cyanurum amethystinum Fabr. 

St. viride 6u6r. 



Verbreltungrskarte der Gattung Stilbum Spin. 

• — St. cyanurum sple'ndidum Fabr. 
j “ St. cyanurum cyanurum Forst. 

— — St. cyanurum amethystinum Fabr. 

+ = St. viride Qu^r. 

Innerbalb der drei grofien Rassen von St. cyanurum lassen sich weitere 
Formen unterscheiden. 

Formen der Rasse sflendidum. 

Wie schon erwahnt, schwankt die Farbung der Tiere dieser Rasse 
zwischen smaragdgriin und dunkelviolett ; die uberwiegende Mehrzahl 
ist blaugriin oder blau gefarbt. Fine geographische Bindung dieser 
Farbungstypen besteht nicht, es liegen vielmehr aus dem ganzen Ver- 
breitungsgebiete, vielfach von ein- und demselben Fundorte, ganz 
verschieden gefarbte Tiere vor. Ebensowenig bestehen Zusammen- 
hange zwischen Farbung und Oberflachenskulptur. Es ist moglich, 
daB es sich bei den beiden Farbungsgegensatzen um jahreszeitliche 
Varianten handelt und daB jene Tiere blau und violett gefarbt sind, 
die bei ihrer Entwicklung mehr Feuchtigkeit durchgemacht haben 
(Regenzeit). 




t)ber die Verbreitung und Formenbildung der Giattimg StHburn Spin. 653 

Dagegen besteht eine sichere Beziehung zwischen Oberflachen- 
skulptur \md geographischer Verbreitung; die Dichte und Starke 
der Skulptur, namentlicb des Pro- und Mesonotums, nimmt nach 
Osten bin zu und der Durchschnitt der Tiere etwa aus Siidost- 
Asieh ist starker und dichter skulpturiert als der Durchschnitt der 
afrikanischen. Auch hiervon bestehen Ausnalimen: so kommen 
z. B. auf den Philippinen gelegentlich auffallend glatte Tiere vor. 

Es bestiinde kein Bedenken, hier von einer athiopischen und einer 
orientalischen Basse zu sprechen, wenn nicht die vollkommen flie- 
fienden t)bergange, die eine Abgrenzung der beiden Formen nahezu 
unmoglich machen, und ihre immerhin subtile morphologische Dif- 
ferenzierung es zweckmafiiger erscheinen UeBen, von einer solchen 
Beneimung derzeit abzusehen. 

Sehr auffallend ist eine von den Philippinen beschriebene Form, 
chrysocephalum Buyssoni), deren dunkelblaue Tiere rotgoldene Kopfe 
besitzen. Ich kenne ebensolche Stucke auch von Sumatra, Java und 
Borneo. Sie scheinen auf den genannten Inseln nirgends vorherrschend, 
sondem stets unter gewohnlich gefarbten Tieren und seltener als diese 
vorzukommen. Auf den Philippinen sind auch andere Chrysididen so 
gefarbt (regionale Konvergenz). Im Hinblick auf die standige und auf 
den genannten Archipel beschrankte Wiederkehr dieser Form ist an- 
zunehmen, daU es sich hier um eine im Anfange der Entwicklung be- 
griffene geographische Kategorie handelt. 

Aus Nord-Borneo liegen mir wenige, ebenfalls sehr auffallend 
gefarbte Stucke vor: Grundfarbe griinblau, Kopf, Seiten des Prono- 
tums, Mesopleuren, Seiten und Unterseite des Abdomens zart gold- 
iiberkufen; an den Seiten des 2. Abdominalsegmentes je ein dunkel- 
blauer Augenfleck. 

Die iiberwiegende Mehrzahl der Tiere von Formosa besitzt bei 
sonst blaugriiner Farbung ein smaragdgriines 1. Tergit, bei einigen 
violett gefarbten Tieren ist das 1. Tergit blau. Das vorherrschende 
Vorkommen so gefarbter Tiere legt die Annahme eines in seiner Ent- 
wicklung schon weiter vorgeschrittenen raumlich beschrankten Be- 
standes nahe. 

Es scheint, daB die splendidum-BestanAe der siidostasiatischen 
Inseln, also des ostlichen Grenzgebietes dieser Basse, in lebhafter 
Entwicklung neuer Formen begriffen sind. 


1) Ann. Soc. Ent. France 66 (1897) 644. 



654 


Stephan Zimmermann 


Aus Algerien ist eine kleine, lebhaft blaue Stilbum-Yoim beschrieben, 
jnci Buysson^), Ich babe nur wenige, offenbar dieser Form augehoiige 
Stiicke gesehen; sie scheint ein tJbergangsglied zwischen der Basse 
sphndidum und der palaarktischen Basse zu sein, — Es sei erwahnt, 
dafl sich deutliche Anklange an die afrikanischen Formen auch in 
StHbum-Best&nden aus Siid-Spanien finden. 

Unklar bleibt variolatum Costa®) aus Indien; der Name bezeichnete 
offenbar Tiere mit gleichmaBig starker Skulptur des Mesonotums. In 
der Sammlung des Pariser Museums steht unter diesem Namen der 
GroBteil der zur Basse amethystinum gehorigen Tiere der australischen 
Begion. 

Von einigen Orten sind kupfer- oder bronzefarbige Tiere bekannt 
geworden, so aus Ost-Afrika cupreum Buysson®), aus Tonking leveilhi 
Buysson*) und von den Philippinen luzonensis Bbower®). Verhaltnis- 
maBig haufig scheinen solche Stucke in den afrikanischen Kiistengebieten 
des Indischen Ozeans aufzutreten; ich hahe Exemplare von Bagamojo, 
Daressalam, Mhonda und Lindi gesehen. Sie sind als individuelle 
Farbimgsabweichungen aufzufassen und liegen wohl noch innerhalb 
der Grenzen der normalen individuellen Variabihtat. 

Unter den untersuchten mehr als 2000 Stiicken der Gattung StiWum 
fanden sich zwei $, bei denen offenbar durch den Ausfall der die Metall- 
farbung bedingenden Oberflachenelemente bei einem Tiere (Franzosisch- 
Kongo: Libreville) nur im Bereiche des Abdomens, bei einem zweiten 
(Inde anglaise, Prov. centrales. Coll. B. Buysson (1900), von Buysson 
als var. leveillei bezeichnet) auf dem ganzen Korper jede Metallfarbung 
fehlt. An ihrer Stelle tritt die urspriingliche dunkelbraune Chitin- 
farbung zutage, die distalen Teile, so die Beine, die Metanotallamelle, 
der Endrand des 3. Tergits sind rotbraun. Es handelt sich hierhei 
offenkundig um auBerhalb der normalen Variabilitatsbreite liegende 
Bildungen (Exotypen). 

Eine Benennung solcher individueller Farbungsabweichungen war 
in keinem Falle am Platze. 


^) Spec. Hym. Europ. 1806, 679. 

») Ann. Mus. Zool. Napoli 2 (1864) 67, n. 1967. 

®) Ann. Soc. Ent. Prance 66 (1897) 644. 

*) Rev. Ent. Caen 10 (1891) 47, Nr. 32. 

*) Philippine Journal of bc, 18 (1921) 692, Nr. 6. 



t)ber die Verbreitung imd Formenbildung der Gattung Stilhum Spin. 655 

Formen der Basse cyanurum s. str. 

In weitesten Teilen des Verbreitungsgebietes lassen sicb vor allem 
zwei immer wiederkehrende Formen imterscheiden : 

1. Kopf, Thorax und die beiden ersten Tergite in der Farbung gleich 
Oder doch nicht wesentlich verschieden, d. h. gleichfarbig smaragd- 
griin bis blaugriin, oder Vorderkorper blaugriin, die beiden ersten 
Tergite goldgriin. Oberflachenskulptur schwacher. 

2. In der Farbung des Vorderkorpers und der beiden ersten Tergite ein 
deutlicher Unterschied, ersterer griinblau, blau bis tief dunkelblau, 
letztere grungolden, reingolden bi& rotgolden. Oberflachenskulptur 
starker und dichter. 

Die Formen des 1. Typus sind nach der Beschreibung Forsters 
(„smaragdina, abdomine concolore“) als cyanurum im engsten Sinne 
zu bezeichnen; der Name ist auf Stiicke aus Siid-Spanien begriindet. 

Tiere des 2. Farbungstypus werden in dor Regel ungeachtet 
des Fundortes, also im ganzen palaarktischen Vorkommensbereiche, 
nach der Beschreibung von J. Ch. Fabricius^) („Caput et thorax 
coerulea, abdomen aureum nitidum“) mit dem Namen calms bezeichnet. 
Demgegeniiber muB festgehalten werden, daB calens aus ,,Sibiria“, 
also wohl aus Inner-Asien beschrieben wurde, und daB die Stilbum- 
Formen Inner- Asiens, soweit ich solche gesehen habe, zwar die klassische 
calews-Farbung aufweisen, sich aber vor den gleichgefarbten Europiiern 
durch besonders grobe Skulptur der ganzen Kdrperoberflache, nament- 
lich wieder des Thorax, auszeichnen; dabei ist diesen innerasiatischen 
Tieren ein tief dunkelblauer Thorax eigen, der mit dem goldenen 
Abdomen besonders kontrastiert. Es ist daher nicht auszuschlieBen, 
daB der Name calens, wenn einmal ausreichendes innerasiatisches 
(Sfillmm-Material zur Bearbeitung vorliegt, auf eben diese Form be- 
schrankt werden muB. — Nicht selten finden sich auch im westlichen 
Verbreitungsgebiete der Rasse, so auch bei Wien und Budapest, Stiicke 
mit typischer ca^e^^s-Farbung und grober und sehr dichter Skulptur; 
doch erreichen diese Stiicke nie ganz die Starke der Skulptur der inner- 
asiatischen Tiere. 

Im iibrigen zeigen die Bestande Europas die beiden oben beschrie- 
benen Formen mit alien tlbergangen zwischen den Varianten calens 


1) Fabbichjs, J. Ch., Spec. Insect. I (1781) 465, Nr. 3. 



656 


Stephan Zimmermatm 


und cyanurum s. str. tJberblickt man grofiere Bestande verschiedener 
Fundorte, so gewinnt man den Eindruck, dafi Tiere mit den cka- 
rakteristischen Merkmalen einer der beiden Varianten viel haufiger sind 
als intermediare Formen. Von vielen Fundorten liegen mir groBe 
Serien beider Formen vor, die auf eng beschranktem Gebiete gesammelt 
wurden. Im Gegensatz zu den Ausfuhrungen, die auf die Moglichkeit 
des Rassenwertes der innerasiatischen miens binweisen, kann also den 
beiden europaischen Formen die Qualitat geographischer Kategorien 
bestimmt nicbt zuerkannt werden; es miissen vielmehr in ihnen oko- 
logiscbe Rassen erblickt werden, die ihre Entstebung mit groBer Wabr- 
scbeinbcbkeit verscbiedenen Wirtstieren verdanken. 

Neben diesen beiden haufigsten Varianten finden sich im ganzen 
Gebiete dieser Rasse Tiere, bei denen nicbt nur die beiden ersten Tergite, 
sondern aucb Kopf und Tborax goldfarben sind ; aucb bier finden sicb 
alle tjbergange zwiscben Stiicken mit griingoldenem, messingfarbenem 
und solchen mit rotgoldenem Vorderkorper. Bei zunebmender Gold- 
farbung nimmt bierbei aucb der Grad der Oberflacbenskulptur zu und 
die Skulptur der ganz rotgoldenen Tiere ist sebr grob und dicbt. Die 
meisten so gefarbten Stucke in den mir zuganglichen Sammlungen 
stammen aus Sizilien. Auf Exemplaren aus Sizilien ist aucb der Name 
siculum und die Bescbreibung dieser Form durcb H. Tournier^) 
begriindet. AbnUcb rotgoldene Tiere kommen aber aucb im iibrigen 
Mediterrangebiete vor, so in Sud-Frankreicb und in Spanien, auf Malta 
und in Tunis. 

Hierber geboren wobl aucb jene Stucke aus Mazedonien, die 
W. Trautmann®) als macedonicum bescbrieb; die Mehrzahl der mir 
vorbegenden Typen der Sammlung Trautmann besitzt einengold- 
farbenen Vorderkorper. tJbrigens sind, — entgegen der Bescbreibung 
Trautmanns, — die letzten Tergite nicbt „8maragdgrun“, sondern blau, 
bocbstens blaugriin. 

Extremste Rotgoldfarbung findet sicb bei einer Form aus Zentral- 
Cbina, die W. Trautmann®) auratum benannte. Aucb biervon konnte 
icb ein TRAUTMANNscbes Original seben; rotgoldensind: Cavitas faciabs 
und Stime, Pronotum und Vorderrand des Mesonotums, 1. und 2. Tergit, 
der Rest ist griingolden mit rotbcben Reflexen, das 3. Tergit ist goldgriin. 


Toubnibe, H., Mitt. Schweiz. Entom. Gee. 6 (1878) 307. 
*) Teautmann, Goldw. Europ. 1927, 82. 

®) Teautmann, W., Z. wise. Insektenbiol. I (1920) 140. 



tJber die Verbreitiing und Formenbildung der Gattung Stilhum Spin. 657 

Ebenso wie die innerasiatisclien calens-Yormen besitzt auch dieses 
Stiick eine auBerst grobe und dichte Oberflachenskulptur. 

Im Gegensatze zu diesen Farbungstypen besitzen Stilbum-Besthnde 
Siid-KuBlands (Odessa), insbesonders aus den Gebieten nordlich 
des Kaspisees (Sarepta, Uralsk, Orenburg) eine ausgesprochen blaugriine 
bis stahlblaue Farbung der beiden ersten Tergite und blauen Vorder- 
korper. Es handelt sich hierbei wohl um die von R. bu Buysson^) 
beschriebene Form caspicum, Nach dem mir vorliegenden, allerdings 
kleinen Material, ist es nicht auszuschlieBen, daB diese blauen Tiere 
im kaspischen Gebiete bestandbildend sind. Sie erinnern in der Farbung 
an splendidum, haben jedocli mit dieser Rasse nichts zu tun, sondern 
sind wohl als eine eigene, junge Bildung der Rasse cyanurum in deren 
am weitesten nach Norden vorgeschobenen Verbreitungsgebiete auf- 
zufassen. 

Welche Form der Name nohile (Fuesslin) Sulzer bezeichnete, 
bleibt unklar; die so benannten Tiere stammten aus der Siid- Schweiz 
(Locarno). — Die Namen undswftsiwZwmMABER®) 

betreffen belanglose Farbungsaberranten. 


Formen der Rasse amethystinum. 

Wie oben erwahnt, sind die Tiere dieser Rasse nicht nur durch die 
vorherrschende Violettfarbung und besonders starke Skulptur, sondern 
auch durch die im Durchschnitt groBeren KorpermaBe ausgezeichnet. 
Auf dem australischen Festland finden sich Tiere, die extreme GroBen, 
d. h. Langen bis zu 22 mm erreichen. Ob diese Riesenformen in alien 
australischen Populationen gleichmafiig auftreten oder lokal beschrankt 
vorkommen, muB unentschieden bleiben; nach dem mir vorgelegenen 
Material scheinen sie auf den tropischen Norden und Nordosten Austra- 
liens beschrankt zu sein. Abgesehen davon sind Differenzierungen 
innerhalb dieser Rasse nicht zu erkennen. 


Die Gattung Stilbum weist somit eine Reihe verschiedener systemati- 
scher Kategorien auf. Der ungegliederten Art viride auf Madagaskar 

1) Du Buysson, R., Spec. Hym. Europ. 1896, 680. 

®) Fuesslin, J. C., Verz. Schweitz. Inseckt. 1775, 50, Nr. 984; Sulzer, J. H,, 
Abgek. Gesch. d. Insect. 1776, 193, Tab. 27, Fig. 7. 

8) Madbr, L., Entom. Anz. XIII (1933) 126, Nr. 8/9. 



658 


Stephan Zimmermann 


steht der mit ihr vikariierende,iD drei grofie Rassen gegliederte Rassen- 
kreis cyanumm gegeniiber. 

Innerhalb seiner drei Rassen treten weitere Kategorien in Er- 
scheinung. Zunachst findet sich im Rabmen der Rasse splendiduni 
eine angedeutete Zweigliederung in einen westlichen atbiopischen und 
einen ostbcben, die orientalische Region bewohnenden Bestand, die zur 
Unterscheidung voUwertiger Rassen nicht ausreicht xxnd die als Beispiel 
zweier Rassen in statu nascendi angesehen werden kann. 

Einige innerhalb der groBen Rassen auftretende Formen sind in 
ihrem Vorkommen auf bestimmte, kleinere Gebiete beschrankt; ein 
Teil herrscht dabei in seinem Vorkommensbereiche weitgehend oder 
ausschlieBlich vor und verhalt sich in dieser Beziehung schon ganz wie 
eine „Rasse“. Dabei zeigen diese Tiere die Gesamtheit der Merkmale 
jener groBen Rasse, der sie angehoren, besitzen aber dariiber hinaus 
eigene Merkmale, die sie vor den anderen Angehbrigen der Rasse aus- 
zeichnen. Es ist daher nicht moglich, diese Formen als gleichwertige 
Rassen den anderen groBen Rassen einfach zu koordinieren ; sie zeigen 
vielmehr, daB es auch hier im Rahmen der geographischen Rasse eine 
weitere, ihr untergeordnete geographische Kategorie (Unterrasse) 
gibt. Als solche waren zu nennen: bei sflendidum die Form von 
Formosa, bei cyanumm vielleicht casficum und die calens-Yorm aus 
Inner-Asien. 

Andere Formen treten zwar auch in raumlich beschrankten Gebieten, 
jedoch nicht ausschlieBend oder vorherrschend auf, so die Form chryso- 
cefhalum der GroBen Sunda-Inseln und Philippinen. Es liegt nahe, 
hierbei an eine Unterrasse in statu nascendi zu denken. 

Eine letzte Gruppe von Formen stellt sicher keine geographischen 
Einheiten dar und lebt in gut voneinander unterscheidbaren Individuen 
nebeneinander. Hierher gehoren vor allem die beiden oben erwahnten, 
durch Farbung und Skulptur unterschiedenen Formen der palaarktischen 
Rasse, namlich cakns (im Sinne der bisherigen Autoren) und cyanumm 
s. str. Sie sind als okologische Rassen aufzufassen und mit groBer 
Wahrscheinhchkeit auf die Einflusse verschiedener Wirtstiere zuriick- 
zufiihren. 

DaB neben dem Wirt auch andere Umweltseinfliisse, etwa solche der 
Jahreszeit, der Feuchtigkeit wahrend der Entwicklung usw. an der 
Bildung okologischer Varianten beteiligt sind, liegt nahe. — Inwieweit 
bei der Formenbildung noch von auBeren Faktoren unabhangige, kon- 
stitutionelle Ursachen eine Rolle spielen, kann nicht entschieden werden. 


tJber die Verbreitung und Formenbildung der Gattung Stilbum Spin. 659 



660 


St^han Zimmermann 


Die Formen der Gattung StHbum sind, wie die iiberwiegende Mehr- 
zahl aller Ghrysididen, Brutparasiten anderer akuleater HymenopteisMi. 
Die obenstehende Tabelle beinhaltet die mir iiber die Wirtsverhaitnisse 
der Gattung zuganglich gewordenen Angaben. 

Es kann kein Zweifel dariiber herrschen, daB ein Teil von ihnen 
einer tlberpriifung bedarf, ebensowenig dariiber, daB wohl erst ein 
Bruchteil der Wirtstiere bisher bekannt geworden ist. Aus den 
wenigen Angaben ergibt sioh, daB es nicht am Platze ist, etwa 
aus der Menge der moglichen Wirtsverhaltnisse auf das Vorhandensein 
ebenso vieler okologischer Rassen zu schlieBen oder jene ausschlieB- 
licb zur Erklarung abweichender Formen heranzuziehen. Es sei nur 
darauf verwiesen, daB einerseits von der morpbologisch gut gekenn- 
zeichneten Form siculum zwei verscbiedene Wirte, namlich Eumenes 
arbustorum und CJialicodoma sicula, bekannt geworden sind und 
daB andererseits der weitverbreitete Eumenes maxillosus als Wirt 
beider Arten der Gattung {mride und cyanurum) nachgewiesen 
werden konnte. 

Es liegt nahe, daB die sehr verschieden groBen Wirtsarten auf die 
GroBenmaBe der sicb in ihren Nestem entwickelnden Gaste von EinfluB 
sind. R. DU Buysson^) teilt eine diesbeziigliche Beobachtung mit, 
wonach die in der Umgebung von Kairo nicht seltenen Zwergformen von 
St. cyanurum sflendidum sicb in den Nestzellen von Eumenes pomiformis 
entwickeln. 

Als sicher kann jedenfalls angenommen werden, daB durch die Bin- 
dung an einen bestimmten Wirt oder vielleicht an eine Gruppe solcher 
Wirtsarten morphologische und biologische Unterschiede zur Aus- 
bildung gelangen. Auf diesem Wege mogen dann durch Wirtsstetigkeit 
in Verbindung mit gewissen jahreszeitlichen Verschiebungen des Auf- 
tretens imd das Unterbleiben der Paarung dieser so entstandenen 
Varianten groBere Individuengruppen isoliert imd richtige „6kologische 
.Rassen" entwickelt werden. Es ist anzunehmen, daB dieses Prinzip der 
Formenbildung bei Stilbum wie bei Ghrysididen iiberhaupt eine groBe 
RoUe spielt®). Doch lassen die bisherigen unzureichenden Angaben und 
Beobachtungen iiber die Wirtstiere von Stilbum noch keine weiteren 
Schliisse zu. 


Du Buysson, R., Chrya. de I’Egypte, Soc. Ent. d’Egypte 1908, 94. 

•) Bisoboff, H., Der dkologische Rassenkreis der Chryaia ignita L., Entom. 
Beihefte Berlin-Dahlem I (1934^ 72. 


tJber die Verbreitung und Formenbildung der Gattung StUbum Spin. 661 

Versuch einer Verbreitungsgeschichte. 

Die groBe Verbreitung spricht nicht nur fiir die bedeutende An- 
passungsfahigkeit, sondem auch fiir ein verhaltnismaBig hohes Alter 
der Gattung. Die Trennung in zwei Stiimme, aus denen die beiden 
heute vikariierend verbreiteten Arten entstanden sind, ist offenbar 
friih erfolgt. 

Es ist nicht wahrscheinlich, daB Stilhum austrahschen Ursprungs 
ist, da die Gattung oder verwandte Formen in Sud-Anierika fehlen, alle 
alteren australischen Faunenelemente aber in der Regel auch in Sud- 
Amerika nachweisbar sind. — Es ist ferner unwahrscheinlich, daB Afrika 
die ursprungliche Heimat der Gattung ist, weil in diesem Falle wegen der 
verschiedenen Zeitpunkte dor Loslosung der sudamerikanischen Land- 
masse von der afrikanischen auf der einen. der madagassischen auf der 
anderen Seite es unerklarlich ware, warum Stilbum zwar Madagaskar, 
nicht aber den amerikanischen Kontinentbewohnt, wenn es zurkntischen 
Zeit in Afrika lebte. tberdies ware bei einer Ableitung der madagassischen 
Form (viride) aus Afrika der voUkommene Mangel von Dbergangen 
zwischen beiden Arten schwerer erklarbar. 

Als wahrscheinlich verbleibt daher nur die Annahme eines Mutter- 
landes auf einem Landgebiete, dem sicher Madagaskar, nicht aber der 
afrikanische und australische Kontinent angehorte. 

Nach der Kontinentverschiebungstheorie A. Wegeners, der hier 
und im weiteren Gedankengange gefolgt wird, bestand erne solche vom 
afrikanischen Festlande getrennte Landscholle schon im Mesozoikum. 
Durch Verschiebung nach Nordosten und Trennung einzelner Teile 
sind im Laufe des Tertiar das heutige Vorderindien, Ceylon und Mada- 
gaskar aus ihr entstanden. Demnach kann der alte Landkomplex 
Madagaskar- Vorderindien nach seiner Ablosung vom afrikanischen 
Festlande und vor seiner Trennung in Madagaskar und Vorderindien 
als das Ursprungsland der Gattung angenommen werden. 

Es ergibt sich somit folgender Erklarungsversuch : 

Hypothetische Stammform auf der alten Landscholle Madagaskar- 

Vorderindien. .... m 

Trennung in zwei alteste Stamme gleichzeitig mit der Trennung 

dieser Scholle in Madagaskar und Vorderindien an der Wende von 
Kreide und Tertiar, 

Entwicklung des auf Madagaskar abgesondert verbUebenen Stammes 
zur heute am weitesten abweichenden Form {viride). 

Ausbreitung des auf Vorderindien lebenden Stammes nach der 
Vereinigung Vorderindiens mit dem asiatischen Festlande nach Osten 



662 


Dr. Stephan Zimmermann, Gattung StUbvm Spin. 


bis zum malaiischen Archipel und Ost-Asien, nach Westen tiber ganz 
Afrika. Dieser Stamm nimmt heute den grofiten Verbreitungsraum ein 
(splendidum). 

Auf dem weiteren Wege nach Osten postdiluvial Einwanderung < 
mit der sogenannten dritten (jiingsten) australischen Fauna nach 
Australien und Besiedelung dieses Erdteiles und der benachbarten 
Inseln unter Rassenbildung {amethystinum). 

Ebenfalls postdiluvial Ausbreitung in breiter Front nach Norden in 
das palaarktische Gebiet, gleichfalls unter Rassenbildung {cyanurum 
s. str.). 

Ob zur Besiedelung von Madagaskar durch den nunmehr ganz 
Afrika bewohnenden Stamm, der bereits auch auf den Komoren und 
der Madagaskar nachsthegenden Insel Nossi-Be lebt, noch nicht Zeit 
war, Oder ob diese Besiedelung wegen Besetzung der geeigneten Lebens- 
raume durch das endemische viride bis nun vereitelt wurde, bleibe dahin- 
gestellt. Sollten sich jedoch die Angaben fiber ein Vorkommen der Art 
cyanurum auf Madagaskar selbst als richtig erweisen, so ergibt sich die 
zwanglose Erklarung, dali es sich hier um jiingste, noch vereinzelte 
Einwanderer handelt. 


Najuensanderung. 

Von 

Dr. A. C. Oudemans, Arnhem. 

In meinem Aufsatze „Neues iiber Anystidae“ (Arch. Naturg. N. F. 
5 [1936]) stellte ich auf S. 433 das neue Genus Schellenbergia (mit 
Erythraeus domesticus C. L. Koch [1847] als Typus) auf. Da mir jetzt 
bekannt wird, da6 dieser Name bereits 1865 von Heer fiir eine andere 
Arachnide vergeben wurde, wird eine Namensanderung notig. Ich 
fiihre fiir das neue Genus den Namen Chaussieria ein. — (Chaussib 
beschrieb einen Fall von Dermanyssiasis an den Augenlidem eines 
Sauglings in Bull. Faculty M4d. Paris 3 [1812] 158-160.) 


Das Genus Rhgnchohanchus Kriechb. und seine 
europaischen Vertreter. 

Von 

G. Heinrich, Bor6wki. 


Anfang Mai 1909 erbeutete ich im Brieselang bei Berlin mehrere 
Exemplare einer Ichneumonidenart, deren Determination mir jahrelang 
nicht gelang, bis ich sie endlich der Beschreibung nach als Leptobatus 
multiguttatus Strobl zweifellos identifizieren konnte. Spater er- 
kannte ich dann die Zugehorigkeit dieser Species zum Genus Rhyncho- 
banchus Kriechb., mit dessen Diagnose sie, abgesehen von dem Fehlen 
der „russelartig verlangerten Mundteile“, gut iibereinstimmte. Bei dem 
genannten Merkmal mochte es sich vielleicht um eine nur bei dem 
bisher allein bekannten weiblichen Geschlecht vorhandene Eigentiim- 
lichkeit handeln. Um Klarheit in diese Frage zu bringen, war ich 
fortan bemiiht, am Fundort der Rh. muUiguttatus Strobl <?(? auch das 
zugehorige $ aufzufinden. 

Erst 28 Jahre spater, in den ersten Tagen des Mai 1937 gelang mir 
dies, und zwar an genau derselben Stelle im Brieselang bei Berlin. 
Beide Geschlechter flogen hauptsachlich an den Zweigen soeben erst 
belaubter Eichen, und im Laufe des Tages erbeutete ich eine ganze 
Serie von und $$, deren Zusammengehorigkeit trotz der colonsti- 
schen Verschiedenheit sich aus ihrer morphologischen Uberemstimmung 
zweifelsfrei ergab. 

Ein Vergleich der $$ aus dem Brieselang mit dem Typus von Rhyn- 
Manchus bicolor Kriechb. ?, der mir vom Ungarischen Staatsmuseum 
Budapest frermdlichst zur Untersuchung zugesandt wurde, ergab die 
spezifische Identitat beider und damit eine ganze Reihe systematischer 
Erkenntnisse, die nachfolgend erlautert werden sollen: 

Rhynchobanchas Kriechb. 

Es ist kein Wunder, daU diese Gattung immer wieder mifiverstanden 
und ihre Vertreter in andere Genera gestellt wurden, da die Original- 
Diagnose in zwei maBgeblichen Punkten fehlerhaft ist: 

Archiv f. Naturgeschichte. N. F. Bd. 6, Heft 4. 


43 



664 


Q. Heinrich 


1. der Mund ist tatsachlich nicht „riisselartig vorgezogen”, wie 
KBiBCHBAtTHEB angibt, sondem durchaus normal; 

2. die Edauen sind nicht ,,einfach“, sondem in beiden Geschlechtem 
und an alien Beinen dicht, regelmafiig und lang gekanamt. 

Demgegeniiber fehlen in Kbiechbaumebs Diagnose der Gattung 
zwei wesentliche Merkmale: 

1. das erste Segment von der Seite geseben zwischen der Basis 
und den Luftlochem hockerartig vorspringend; 

2. der obere Zahn der Mandibeln, wie bei Banchus Grav. auffallend 
breit und vor der oberen Spitze ein wenig ausgebuchtet, so dafi die 
Mandibeln fast dreizahnig erscheinen. 

Bhynchobanchxis Kriechb. schliefit sich in der Tat sehr eng an 
Banchus Grav. an, eine Tatsache, auf die auch der analoge coloristische 
Sexualdimorphismus mit reicher gelber Zeichnung der hinweist, 
besitzt jedoch — trotz der nunmehr festgestellten tlbereinstimmimg 
der Mundteile — generische Selbstandigkeit auf Grund der folgenden 
morphologischen Abweichungen, die beiden europaischen Arten ge- 
meinsam sind; 

1. alle Klauen gekammt. 

2. Discocubitalnerv flach gebrochen, mit langem Ramellus. 

3. Propodeum ohne alle Leisten (bei Banchus Grav. mit einer wenig- 
stens an den Seiten deutlich bis hoch hervortretenden Querleiste). 

4. Scutellum ohne scharfe Spitze oder Dom. 

5. Das erste Segment zwischen Basis und Luftlochem bucklig 
hervortretend. 

Von Exetdstes Grav., mit welcher Gattung Rhynchobanchus Kriechb. 
duxch das Vorhandensein des Ramellus, das imbewehrte Scutellum und 
das ungefelderte Propodeum ubereinstimmt, sind die folgenden Unter- 
scheidungsmerkmale anzugeben: 

1. Clypeus am Endrand in der Mitte ausgerandet und vertieft (bei 
Exetastes Grav. gleichmafiig zugerundet und nicht vertieft). 

2. Mandibeln mit einem kleineren unteren und einem sehr breiteren 
oberen Zahn (bei Exetastes Grav. mit etwa gleichwertigen Zahnen). 

3. Discocubitalnerv nur flach gebrochen (bei Exetastes Grav. stark 
winklig gebrochen). 

4. Alle Klauen in beiden Geschlechtem dicht und stark gekanamt 
(bei Exetastes Grav. nur bei einzelnen Arten mit zerstreuten Kamm- 
zahnen). 


Das O^ma RhynM>anchu8 Kriechb. und seine europ&ischen Vertreter. 665 

Gemafi der oben richtig gestellten und vervoUstandigten Diagnose 
umfafit die Gattung Rhynchobanchus Kriechb. in Europa nunmehr zwei 
in beiden Geschlechtern bekannte Species, von denen die eine nach- 
folgend in ihrer Synonymic klarzustellen, die andere neu zu benennen ist. 

Rhynchobanchus bicolor Kriechb. 

Rh. Ucolor Kr. $ 1894, Termesz. Fuzet XVII p. 60. 

Syn. Leftobatus ziegleri'^) Strobl (nec. Grav.!) $ Ichn. 

Steierm. 1903, V, p. 47. 
multiguttatus Strobl S Ichn. Steierm. 1903, 
V, p. 48. 

Rhynchobanchus multiguMatus Heinr. cJ Dtsch. Ent. 
Z. 1928, p. 90. 

$. In seiner Originalbeschreibung gibt Kriechbaumee an, daB 
Segment 3 — 5 nur an den Seiten rot und auch das 6. an der Basis schwarz 
gefleckt sei. Diese dunkle Zeichnung des 3. und der folgenden Tergite 
halte ich nach Besichtigung des Typus fur eine unnatiirliche Verfiirbung. 
Bei alien 20 mir vorliegenden frischen ist das Abdomen vom 3. Tergit 
an einfarbig dunkelrot. Das 1. und 2. Tergit sind stets mehr oder 
weniger ausgedehnt schwarz gefarbt, und zwar das 1 . mit Ausnahme 
eines schmaleren oder breiteren roten Endsaumes, das 2. bei etwa dem 
dritten Teil aller Exemplare nur an der Basis in der Mitte, bei den iibrigen 
bis zur Halfte oder seiner Lange. 

Die Farbimgsbeschreibimg hat demgemaB zu lauten; 

Grundfarbe von Kopf, Thorax und Beinen schwarz. Das 1. Segment 
zum groBten Teil bis fast ganz, das 2. an der Basis in groBerer oder 
geringerer Ausdehnung schwarz. 

Der Rest des Abdomen und die FiihlergeiBel mit Ausnahme der 
Basal- und Endglieder dunkelrot. 

Gelb sind: schmale innere und auBere Augenrander, Zeichnung der 
Mandibeln, kleine Schulterflecken des Mesonotum, die Innenseiten der 
Tibien und des Endes der Schenkel I, die Knie II und bei etwa der 
Halfte der vorhandenen Exemplare ein kleines Fleckchen am Ende 
des Scutellum. 

(J. Das (?, welches ich 1928 *) beschrieb, gehort, wie sich nunmehr 
herausstellt, nicht zu bicolor Kriechb., sondern zu einer nachfolgend 
neu zu benennenden Species. 

1) Was Strobl loc. cit. als von Le'pl. ziegleri Grav. beschrieb, ist, wie 
auB der Beschreibung deutlich hervorgeht, das $ von Rh. bicolor Kr. 

*) Hbinbich, G., Dtsch. Ent. Z. 1928, 89. 


43 * 



666 


G. Heinrich 


Eine genaue Beschreibung des richtigen von Rh. bicolor Kriechb. 
hat jedoch Steobl bereits loc. cit. xmter dem Namen Left. muUiguttatm 
gegeben. Lediglich einige Angaben iiber die Variationsbreite seien nocb 
gemacht : 

Von den mir vorliegenden 11 Exemplaren verteilt sich die variable 
gelbe Seitenfleckung der Tergite wie folgt: 
bei 2 Exemplaren fehlt sie ganz; 

„ 8 „ gelbe Seitenmakeln nur auf dem 3. Tergit; 

„ 1 „ „ „ auf Tergit 1-4. 

Bins von 11 Exemplaren hat die von Steobl bereits als Variations- 
moglichkeit erwahnten dunkelroten Flecken der Metapleuren. 

Die Art scheint sehr lokal und nur von Zeit zu Zeit haufiger aus- 
zutreten. Die bisher bekannten Fundorte sind Ungarn, Steiermark und 
Brieselang bei Berlin. Die Tiere fliegen auffallend friih, Ende April 
und Anfang Mai, etwa zu der Zeit, wenn das erste junge Eichenlaub 
sich entfaltet hat. 

Rhynchobanchus flavopictus spec. nov. 

Syn. Rh. bicolor Heim. (nec. Kriechb.) Deutsch. Ent. Z. 1928, 89-90. 

Bei auffallender coloristischer Verschiedenheit steht diese Species 
bicolor Kriechb. morphologisch sehr nahe, doch ist der Clypeus deutlich 
ktirzer und breiter gebaut als bei der genannten Art. 

Coloristisch gekennzeichnet durch die breiten gelben Apical- 
binden aller Tergiten bei schwarzer Grundfarbe des Abdomen, wo- 
durch besonders das $ mit seinem gegen das Ende leicht komprimierten 
Abdomen im Habitus sehr an Banchus Grav. erinnert. 

$. Schwarz. Gelb sind: Gesichtsseiten, Oberrand der Mandibeln, 
innere und aufiere Augenrander, gro6e Schulterflecken des Mesonotum, 
Tegulae, WulsteunterdenFlugeln, Fleckchen vor den Tegulae, Flecken 
der Praescutellarleisten, Scutellum, Postscutellum, Innenseite der Schen- 
kel und Tibien I, Knie 11 und breite Apicalbinden der Tergite 1-7 
(beim Typus mehr rotlich als gelb). Triibrotlich sind: Gesicht und 
Clypeus, ersteres mit Ausnahme der Mitte, letztefes mit Ausnahme der 
Basis, FiihlergeiUel mit Ausnahme der Oberseite des 1. Gliedes und der 
Spitze, Innenseite der Schenkel II, Tibien und Tarsen II und III, 
Spitze der Hiiften und Schenkel III. 

Lange 13 mm. 

Typus „Coll. Schmibdeknecht“, ohne Fundortangabe (vielleicht 
von Bozen?) im Zoologischen Museum Berlin. 



Das Genus EhynckohancJius Kriechb. und seine europdischen Vertreter. 667 

(J. Die Beschreibung des babe ich loc. cit. bereits gegeben. Sie 
ist nach 2 weiteren Exemplaren des Zoologisohen Museums Berlin, das 
eine von Bozen, 31. Marz 97, leg. Friese, das andere ,,Coll. Schmiede- 
knecht‘‘ ohne Fundortangabe noch wie folgt zu vervollstandigen: 

Bei dem Bozener Exemplar sind Gesichfr und Clypeus genau wie 
bei dem $ groBtenteils triibrot, die Hiiften, auch die vorderen schwarz, 
an der Spitze rotlich. Das Exemplar „Coll. SchmiedEknecht" stimmt 
mit meiner Beschreibung loc. cit. iiberein, docli ist auch die Binde des 
4. Tergit in der Mitte stark verschmalert. 

Die Species scheint mehr im Siiden vorzukommen: die bisherigen 
Fundorte sind Siidpolen und Bozen. 

Anmerkung . 

Herr Prof. Bischoff machte mich auf die auffallende t)bereinstimmung 
der Beschreibung des zweifelhaften Genus Acrogonia Kriechb., das Schmibdb- 
KNEOHT im Anhang des Tribus Tryphonini als fraglich anfuhrt, mit Rhyncho- 
banchus Kriechb. aufmerksam. Obwohl die Beschreibung von Acrogonia semi- 
mfa Kriechb. cj sehr gut auf Ehynchohanchus hicolor Kriechb. $ und diejenige 
von A, scutellaris Kriechb. auf Eh, bicolor Kriechb. ^ paBt, kann ich ohne Kenntnis 
der Typen das Genus Acrogonia Kriechb. nicht als Synonym zu Rhyncho- 
banchus Kriechb. stellen, da die Angabe „Metathorax vorn mit kurzem Langs- 
kiel, hinten mit Querleiste . . . und mit Seitenzahnchen“ die Identitat beider 
Genera eigentlich ausschlieBt. 


Uber die Variabilitat des Mannchens von Arrenurus 
(Arrenums) crenaius Koen. (Ordnung: Hydracarina). 


Von 

Dr. Paul Mttnchberg, z. Z. Gr. Peterwitz, Westpr. 


Mit 2 Abbildungen. 


Fiir die Bestimmung der Mannchen der Arrenurus-Aiten in engerem 
Sinne sind hauptsachlich neben der GroBe und Gestalt des Korper- 
anhanges mit den Eckfortsatzen, der GroBe und Stellung der Riicken- 
bocker nahe der Basis des Anhanges und den Anhangshockern oberhalb 
der Basis des Petiolus, die meist als Doppelhocker ausgebildet sind, 
vor allem die Form und die Gestalt des Petiolus und das dem letzteren 
eingefiigte blattformige Gebilde, auch das am Petiolusgrund befindliche 
hyaline Hautchen (Membranulum) mit den beiden Krummborsten 
wichtig. Bei juvenilen Mannchen wird fast nur die Determination 
durch den Petiolus mit dem blattformigen Gebilde und dem Membra- 
nulum, welche Teile bereits nach dem Abwerfen des Teleioderma defi- 
nitiv ausgebildet sind, ermoglicht. Nach den Untersuchungen iiber das 
Ausreifen der Imagines einiger Arrenuncs-Aiten machen namlich die 
Imagines nach dem Passieren der letzten ruhenden Stufe, der Teleiochry- 
salis, in den ersten Tagen des imaginalen Daseins ein sekundares Wachs- 
tum durch, durch das erst der sexuelle Dimorphismus der Geschlechter 
ein voUstandiger wird. Die juvenilen Mannchen weisen im groBen und 
ganzen eine mehr oder weniger rxmde Korperform auf, da die Eckfort- 
satze noch unausgebildet sind, Auch ist bei ihnen der grobporige 
Hautpanzer unentwickelt. Im allgemeinen sind bei samtlichen Arre- 
wwi^-Arten die Speziesunterschiede ziemlich konstant und wenig 
variabeL Dies gilt besonders bei den „PetioluTi^^ von der Form und 
dem Bau des Petiolus. DaB aber auch an ihm sich individuelle Varia- 
tionen bemerkbar machen konnen, soil im folgenden kurz bei dem 
Mannchen von Arrenurus crenatm gezeigt werden. Die diese Art be* 


1) Vgl, MtNCHBBRG 1935, S. 291ff. 


Paul Mtinchbei^: Ober die Variabilit&t des M&nnohens von Arrewurua. 669 


treffende systematische Literatur findet sich bei Viets (1936, S. 418) 
luckenlos zusammengestellt. Der AusreifungsprozeB der Maimchen und 
Weibchen dieser Spezies ist von mir im Rabmen anderer Untersuchungen 
(1935) beschrieben wroden. An anderer Stelle babe icb (1935, S. 298) 
aucb ausgefiibrt: „Die cJcJ dieser Art zeicbnen sicb einmal durcb einen 
breiten blattformigen und scbwacb ausgerandeten kraftigen Petiolus 
und andererseits durcb einen kurzen Korperanbang, der mit kleinen 



Eckfortsatzen ausgestattet ist, aus“. Koenike (1909, S. 178) bebt bei 
A. crenatus ebenfalls das ausgerandete Petiolusende hervor. Bei Viets 
(1936, S. 419) findet sicb die Stelle: „Die Hinterrandmitte des keulen- 
formigen Petiolus ist konkav (bei Scbragstellung des Tieres als Kerbe 
erscbeinend)“. Sowobl Koenikes Fig. 266a als aucb die Abb. 467 von 
Viets geben die Petiolusausrandung deutlich wieder. Bei dem Studium 
der Hydracarinenfauna einiger biesiger Tiimpel fing icb nun neben 
Individuen, die volbg den Angaben von Viets entspracben, aucb Tiere, 
die merklicb von ibnen im Petiolusbau abwicben. Anderseits ist die 
Abnlicbkeit eine derart frappante, daB die artlicbe Zusammengeborig- 
keit ganzlicb aufier Frage stebt. Einmal fing icb in demselben Teicb 
Manncben, die am Petiolusende die typiscbe Ausrandung aufwiesen 
(s. Abb. 2). Ein Vergleicb der Abb. 2 mit Koenikes Fig. 266 (S. 178) 
und der Abb. 467 von Viets (S. 419) zeigt eine weitgebende tJber- 
einstimmung. Sodann erwiscbte icb in demselben Tiimpel nicbt selten 


670 Paul Miinchberg: tTber <^e Variabilit&t des Mannchens von Arrenurua^ 

Mannchen, bei denen das Petiolusende nicht konkav, sondern deutlich 
konvex war (s. Abb. la u. b). Ebenso sind mir an dem hyalinen Haut- 

chen betreffs seiner Lange merkliche 
Unterschiede aufgefallen (man vgl. nur 
Abb. la und 2). Das blattformige Gebilde 
ist bei alien Individuen merklich kiirzer 
als der Petiolus, von oben fast kreisrund 
und median verdickt. Auch erhebt sich 
sein Hinterende als Fortsatz fiber den 
Petiolus (Abb. lb). 

Es mufi also von dem Mannchen von 
A, crenatus heiBen: ,,Die Hinterrands- 
mitte des keulenformigen Petiolus ist 
meist ausgerandet konkav), nicht selten 
aber auch deutlich gerundet (konvex)‘^ 
t]l)er die GroBenverhaltnisse der in den 
Abb. la und b und 2 wiedergegebenen 
Mannchen von A, crenatus unterrichtet 
folgende tJbersicht: 



K6rp.-L. 

Ges.-L. (inkl. 
Pe. u. Palp.) 

Distanz d. 
Eckforts. 

K6rp.-Br. 

Pe.-L. 

Pe.-Br. 

la und b 

792 n 

1154 ju 

462 /i 

643 fi 

CO 

115 fi 

2 

876 „ 

1204 „ 

502 „ 

742 „ 

146 „ 

115 „ 



Abb. 2. Das <J von A. crenatus 
mit der typischen Ausrandungr am 
Petiolusende. 


Benutzte Literatur. 

Miinchberg, P., Untersuchungen iiber das Ausreifen der Imagines einiger 
Arrenurus-Arten, Schrift. d. Naturw. Ver. f. Schleswig-Holstein 21, H. 2, 
S. 291-314. — Koenike, K,, Acarina, Milben. In Heft 12 der Brauerschen 
SuBwasserfauna. Jena 1909 (S. 13-191). — Viets, K., Wassermilben oder 
Hydracarina I u. II (674 S.). Tl. 32 (Spinnentiere oder Arachnoidm) der Tier- 
welt Deutschlands, herausgegeben von F. u. M. Dahl u. H. Bischoff. 



Beferate 


Speyer, W.: Entomologie, mit besonderer Berucksichtigugn der Biologie, Okologie 
und Gradationalehre der Insekten. In Wissenschaftliche Forsohungs- 
berichte, Naturwiss. Reihe Bd. 43, herausgegeben von Dr. R. Liesegang 
1937. Verl. von Theodor Steinkopf, Dreaden-Leipzig. Geh. 13,60 RM. 

Der selbst nach AusschluB der Systematik gewaltige jfthrliche Zuwachs an 
entomologischer Literatur laBt es als liberaus dankenswert erscheinen, wenn von 
sachkundiger Seite von Zeit zu Zeit nach kritischer Sichtung eine zusammen- 
faaeende Darstellung der Fortschritte seit Erscheinen der letzten Handbiicher 
Oder Spezialwerke erfolgt. Dieser Aufgabe hat sich der Verfasser unterzogen, 
wobei 1914 aJs Stichjahr angesetzt wird. 

Das Buch ist in folgende Kapitel gegliedert; 1. Palaontologie und Phylo- 
genie, 2. Morphologic, Anatomie und Physiologic, 3. Lebensablauf, 4. Parasitis- 
mus und Symbiose, 6. Verhalten bei besonderen Anlfissen, 6. Lebensablauf, Massen- 
wechsel und geographische Verbreitung der Insekten unter dom EinfluB abio- 
tischer und biotischer Faktoren, 7. Wanderungen, 8. Wirtschaftliche Bedeutung, 
9. Schriftenverzeichnis fur die einzelnen Kapitel. 

Da auf denjenigen Gebieten, die mit der Fragestellung der angewandten Ento- 
mologie zusammenh&ngen, die Forschert&tigkeit eine besonderes rege war imd 
ffir zaUreiche Probleme in der Berichtzeit iiberhaupt erst die Gmndlagen geschaffen 
wurden, so haben die entsprechenden Kapitel (z. B. Kap. 6) eine ausfuhrlichere 
Behandlung erfahren. — In knapper Form wird die bisherige gesicherte All gArn A i nA 
Erkenntnis dargestellt und an Hand der ausgewahlten Literatur erweitert. Durch 
die zahlreichen Literatumachweise stellt das Buch fiir den Entomologen ein 
Nachschlagewerk dar und orientiert ganz besonders iiber die fiir die angewandte 
Entomologie wichtigsten Grundfragen. Dariiber hinaus ist es aber auch den 
a%emeinen Zoologen zu empfehlen, die sich hier schnell einen tJberblick iiber 
die bei der sonstigen Zerstreutheit der Literatur so schwierig zu verfolgenden 
Fortschritte auf dem in Betracht kommenden Gebiet und liber dessen heutigen 
Stand verschaffen kdnnen. Bischoff. 

Roewer, C. Fr. ; Chelonethi oder Pseudoskorpione. In Bronns KlgHUf'n und Ord- 
nungen des Tierreichs, Bd. 6, IV. Abt., 6. Buch, 2. Lfg., S. 161-320. 
Abbildungen 166-248. Leipzig (Akademische Verlagsgesellschaft m 
b. H.) 1937. Geh. 18.— RM. 

In griindlicher Ausfiihrlichkeit wird die Behandlung der Pseudoskorpione 
in gewohntem Rahmen weitergefiihrt. Es kommen dabei die folgenden Kapitel 
zur Bearbeitung: Spermiohistogenese, Embryonalentwicklung, Postembiyonale 
Entwioklung, Lebensweise, Aufenthalt und Hftufigkeit, Ortsbewegung, Phoresie 
(wobei darauf hingewiesen wird, daB der an einem InsektenkSrper sich anklam- 
memde Pseudoskorpion sowohl als Schmarotzer, wie auch als Rg.uber, der seine 



672 


Referate. 


Beute l&hmt, tdtet imd aussatigt, wie auoh als Eeisegast t&tig eein kattn), K^bau 
und Spinnvacgang, Ntthiung tind Nahrungserwerb, Geschkchtsleben ipit Be- 
gattung, Eiablage und Brutpflege. Abnormit&ten und Itegeneration. Systematik 
und Verbreitung. Da weite Erdstracken uberhaupt noch nicht auf Pseudoakorpione 
durchforaoht Bind, bo kommt den beigefiigten Verbreitungskarten nur ein vor- 
l&ufiger Wert zu; dooh kannen eie vielleicht grade daduroh anregend ^ken, 
sioh etwas eingehender mit dem Sammeln dieser vemachlftssigten Tiei^p^ 





I. A. B- I- 7*. 


IMPERIAL agricultural RESEARCH 
INSTITUTE LIBRARY 
NEW DELHI, 


Date of issue. 


Date of issue. 


Date of issue.